Lückenschluss_IV_2019

In dieser Ausgabe des Lückenschluss Newsletters geht es um die Finanzen und die Baufortschritte auf dem U-Bahnhof Museumsinsel. In dieser Ausgabe des Lückenschluss Newsletters geht es um die Finanzen und die Baufortschritte auf dem U-Bahnhof Museumsinsel.

11.11.2019 Aufrufe

LÜCKENSCHLUSS 2019 / IV Liebe Nachbarn, liebe Berlinerinnen und Berliner, liebe Interessierte an dem Projekt „Lückenschluss U5“, in gut einem Jahr sollen die U-Bahnen von Hönow bis zum Hauptbahnhof durchfahren. Wir freuen uns schon jetzt darauf, mit Ihnen die Eröffnung der neuen Gesamtstrecke und zwei neuer U-Bahnhöfe zu feiern. Nur zwei U-Bahnhöfe? Ja, Sie lesen richtig. Denn als redliche Planer und Projektleiter haben wir die Entscheidung getroffen, den U-Bahnhof Museumsinsel in Gänze erst im Laufe des Jahres 2021 zu eröffnen. Zwar liegen die großen Baugrund-Risiken so gut wie hinter uns, doch auch im Ausbau verstecken sich einige Tücken, die Zeit kosten können – das hat uns gerade der U-Bahnhof Rotes Rathaus gelehrt. Deshalb konzentrieren wir uns erst einmal auf die Bahnsteigsebene mit dem Sternenhimmel über den Gleisen und bauen diesen Abschnitt nach unseren hohen Standards bis Ende 2020. Die Ausbaugewerke haben bereits im Oktober 2019 mit ihrer Arbeit begonnen – parallel dazu wird der Rohbau zu Ende geführt, wie Sie auf den folgenden Seiten nachlesen können. Die Geschäftsführung der PRG U5: Ute Bonde und Jörg Seegers. O. Lang, 2016. Auch aus budgetärer Sicht gibt es erfreuliche Entwicklungen: Nach erfolgreichen Verhandlungen konnten wir große Posten abschließen und haben nun mehr Klarheit bezüglich der Kostenentwicklung beim Projekt U5: Trotz der extremen Baupreisentwicklung der letzten Jahre, trotz der technischen Herausforderungen des U-Bahnhofs Museumsinsel wird das Budget von 525 Millionen voraussichtlich nur um wenige Prozentpunkte überschritten. Darüber freut sich nicht nur, aber ganz besonders unser Team Finanzen / Controlling, das wir ebenfalls auf den kommenden Seiten portraitieren. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und eine schöne, friedliche Adventszeit. Kommen Sie gut ins Neue Jahr! Ihre Ute Bonde, Geschäftsführerin Finanzen Ihr Jörg Seegers, Geschäftsführer Technik Betonschönheit: Die Bahnsteigsebene des U-Bahnhofs Museumsinsel im Rohbau. A. Reetz-Graudenz, 2019. „Die Risiken stets im Blick“ Ein Interview mit Dennis Backwinkel, Leiter Finanzen & Controlling der Projektgesellschaft U5 Herr Backwinkel, man sieht es Ihnen nicht an, aber auch Sie blicken bereits auf über sieben Jahre „Lückenschluss U5“ zurück. Ja, tatsächlich war ich seit Beginn der Bauarbeiten mit dem Projekt befasst. Erst auf Arbeitnehmerseite im Bereich Ingenieur- und Spezialtiefbau und seit Januar 2015 bei der Projektgesellschaft U5. Da mich als Wirtschaftsingenieur neben dem baulichen auch der finanzielle Aspekt sehr interessierte, begann ich als Controller und bin seit August 2019 Leiter Finanzen & Controlling. Damit sind Sie für das Budget des gesamten Projekts verantwortlich. Wie behalten Sie den Überblick? 525 Millionen Euro sind eine unglaubliche Summe, ganz klar. Doch der Verwendungszweck ist ja klar bestimmt – für das Budget bauen wir eine neue U-Bahnstrecke und drei neue U-Bahnhöfe. Durch ein klar strukturiertes Reporting- und Monitoring-System haben wir die Risiken stets im Blick. Schließlich verwalten wir die Summe für die BVG bzw. für die öffentliche Hand. Dabei arbeiten wir seit 2014 in einem gut eingespielten Team. Dennis Backwinkel, Leiter Finanzen & Controlling der PRG U5 A. Reetz-Graudenz, 2019.

LÜCKENSCHLUSS<br />

<strong>2019</strong> / <strong>IV</strong><br />

Liebe Nachbarn, liebe Berlinerinnen und Berliner,<br />

liebe Interessierte an dem Projekt „<strong>Lückenschluss</strong> U5“,<br />

in gut einem Jahr sollen die U-Bahnen von Hönow bis zum Hauptbahnhof durchfahren. Wir freuen uns<br />

schon jetzt darauf, mit Ihnen die Eröffnung der neuen Gesamtstrecke und zwei neuer U-Bahnhöfe zu<br />

feiern. Nur zwei U-Bahnhöfe? Ja, Sie lesen richtig. Denn als redliche Planer und Projektleiter haben wir<br />

die Entscheidung getroffen, den U-Bahnhof Museumsinsel in Gänze erst im Laufe des Jahres 2021 zu eröffnen.<br />

Zwar liegen die großen Baugrund-Risiken so gut wie hinter uns, doch auch im Ausbau verstecken<br />

sich einige Tücken, die Zeit kosten können – das hat uns gerade der U-Bahnhof Rotes Rathaus gelehrt.<br />

Deshalb konzentrieren wir uns erst einmal auf die Bahnsteigsebene mit dem Sternenhimmel über den<br />

Gleisen und bauen diesen Abschnitt nach unseren hohen Standards bis Ende 2020. Die Ausbaugewerke<br />

haben bereits im Oktober <strong>2019</strong> mit ihrer Arbeit begonnen – parallel dazu wird der Rohbau zu Ende geführt,<br />

wie Sie auf den folgenden Seiten nachlesen können.<br />

Die Geschäftsführung der PRG U5:<br />

Ute Bonde und Jörg Seegers.<br />

O. Lang, 2016.<br />

Auch aus budgetärer Sicht gibt es erfreuliche Entwicklungen: Nach erfolgreichen Verhandlungen konnten<br />

wir große Posten abschließen und haben nun mehr Klarheit bezüglich der Kostenentwicklung beim<br />

Projekt U5: Trotz der extremen Baupreisentwicklung der letzten Jahre, trotz der technischen Herausforderungen<br />

des U-Bahnhofs Museumsinsel wird das Budget von 525 Millionen voraussichtlich nur um<br />

wenige Prozentpunkte überschritten. Darüber freut sich nicht nur, aber ganz besonders unser Team Finanzen<br />

/ Controlling, das wir ebenfalls auf den kommenden Seiten portraitieren.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen<br />

und eine schöne, friedliche Adventszeit.<br />

Kommen Sie gut ins Neue Jahr!<br />

Ihre Ute Bonde, Geschäftsführerin Finanzen<br />

Ihr Jörg Seegers, Geschäftsführer Technik<br />

Betonschönheit: Die Bahnsteigsebene des U-Bahnhofs Museumsinsel im Rohbau.<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

„Die Risiken stets im Blick“<br />

Ein Interview mit Dennis Backwinkel, Leiter Finanzen & Controlling der Projektgesellschaft U5<br />

Herr Backwinkel, man sieht es Ihnen nicht an, aber<br />

auch Sie blicken bereits auf über sieben Jahre „<strong>Lückenschluss</strong><br />

U5“ zurück.<br />

Ja, tatsächlich war ich seit Beginn der Bauarbeiten<br />

mit dem Projekt befasst. Erst auf Arbeitnehmerseite<br />

im Bereich Ingenieur- und Spezialtiefbau<br />

und seit Januar 2015 bei der Projektgesellschaft<br />

U5. Da mich als Wirtschaftsingenieur neben dem<br />

baulichen auch der finanzielle Aspekt sehr interessierte,<br />

begann ich als Controller und bin seit<br />

August <strong>2019</strong> Leiter Finanzen & Controlling.<br />

Damit sind Sie für das Budget des gesamten Projekts<br />

verantwortlich. Wie behalten Sie den Überblick?<br />

525 Millionen Euro sind eine unglaubliche Summe,<br />

ganz klar. Doch der Verwendungszweck ist<br />

ja klar bestimmt – für das Budget bauen wir eine<br />

neue U-Bahnstrecke und drei neue U-Bahnhöfe.<br />

Durch ein klar strukturiertes Reporting- und Monitoring-System<br />

haben wir die Risiken stets im<br />

Blick. Schließlich verwalten wir die Summe für die<br />

BVG bzw. für die öffentliche Hand. Dabei arbeiten<br />

wir seit 2014 in einem gut eingespielten Team.<br />

Dennis Backwinkel, Leiter Finanzen<br />

& Controlling der PRG U5<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.


Ein Interview mit Dennis Backwinkel, Leiter Finanzen & Controlling der Projektgesellschaft U5. Fortsetzung von Seite 1.<br />

<strong>2019</strong> / <strong>IV</strong><br />

Was heißt das konkret?<br />

Wir behalten sowohl die kleinsten Details als auch<br />

den großen Zusammenhang im Auge. Wirklich jeder<br />

Cent wird bei uns mit höchster Sorgfalt ausgegeben.<br />

Bei den Verhandlungen mit den Bauunternehmen<br />

scheuen wir uns nicht, bis zur untersten<br />

Ebene der Urkalkulation hinunterzugehen, jede<br />

Einzelleistung zu hinterfragen, damit schlussendlich<br />

die richtige Summe bezahlt wird.<br />

Großprojekte der öffentlichen Hand haben in den<br />

Jahren nicht nur in Berlin wegen immenser Kostensteigerungen<br />

von sich Reden gemacht. Wie sieht es<br />

beim <strong>Lückenschluss</strong> U5 aus?<br />

Wir haben derzeit ca. 80 Prozent der Gesamtleistungen<br />

abgerechnet. Danach wird das Budget<br />

von 525 Millionen Euro um nicht einmal 5 Prozent<br />

überschritten, wenn sich nicht noch mögliche<br />

Risikopositionen realisieren. Damit liegen wir gegenüber<br />

den Berechnungen von 2013 unterhalb<br />

der Inflationsrate. Angesichts der Marktentwicklung<br />

im Baugewerbe mit den enormen Preissteigerungen<br />

eine beachtliche Leistung. Denn der<br />

Bodeneintrag im Sommer 2014, Beschleunigungsmaßnahmen<br />

am U-Bahnhof Museumsinsel sowie<br />

Preissteigerungen von zuletzt 100 Prozent mussten<br />

kompensiert werden. Daraus erklärt sich der<br />

moderate Kostenanstieg insgesamt.<br />

Allerdings standen bei Baubeginn für das <strong>Lückenschluss</strong>-Projekt<br />

zunächst 433 Millionen Euro zu Buche.<br />

Woher kommt diese Zahl?<br />

Als in den 90er Jahren beschlossen wurde, dass<br />

die U5 vom Alexanderplatz bis zum Hauptbahnhof<br />

weitergebaut werden soll, wurde ein Budget<br />

von 1,5 Mrd. D-Mark bereitgestellt. Für den Abschnitt<br />

„<strong>Lückenschluss</strong> U5“ waren nach Abschluss<br />

der U55-Arbeiten 433 Mio. Euro vorgesehen. Jedoch<br />

war diese ursprüngliche Kalkulation noch<br />

von anderen Leistungen, beispielsweise einer anderen<br />

Möglichkeit zum Bau des U-Bahnhofs Museumsinsel<br />

ausgegangen. Als klar war, wie auch<br />

dieser U-Bahnhof sicher hergestellt werden kann,<br />

wurde auf dieser Basis im Jahr 2013 noch einmal<br />

eine Kalkulation erstellt. Diese ergab eine Summe<br />

von 525 Millionen Euro.<br />

Das heißt also, man kann auch in Berlin im Kostenrahmen<br />

bauen?<br />

Natürlich kann man das. Ob in Berlin oder anderswo<br />

– besonders wichtig ist Folgendes:<br />

Schon in den frühen Projektphasen, bei der Projektinitiierung<br />

muss das gesamte Projekt betrachtet<br />

werden, Gesamtzusammenhänge erfasst und<br />

Abhängigkeiten identifiziert werden. Bei den Projekten<br />

der öffentlichen Hand, die sehr im Fokus<br />

der Öffentlichkeit stehen, wird oft versucht, in der<br />

Der Bau des Vortriebstunnels und des<br />

U-Bahnhofs Museumsinsel machen mehr<br />

als die Hälfte des Gesamtbudgets aus.<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

Ausführung nachzusteuern. Aber dies ist meist<br />

nur mit erheblichem Mehraufwand an Zeit und<br />

Geld möglich. Um diese Gesamtzusammenhänge<br />

zu erkennen und nicht aus den Augen zu verlieren,<br />

benötigen auch die „Kaufleute“ technisches<br />

Knowhow, das ihnen gestattet, auf Augenhöhe<br />

mit der Bauindustrie zu verhandeln. Und natürlich<br />

muss während des Projekts absolute Kostenwahrheit<br />

und -transparenz herrschen. Innerhalb des<br />

Teams, aber auch den Geldgebern gegenüber.<br />

Diese Aspekte beherzigen wir beim „<strong>Lückenschluss</strong><br />

U5“ – erfolgreich.<br />

U-Bahnhof Museumsinsel: Chronik eines Rekord-Rohbaus<br />

und West) – in diesem Verfahren hergestellt werden.<br />

Der Bahnsteigbereich dazwischen wurde als<br />

Tunnelbereich im Schutz eines riesigen Frostkörpers<br />

hergestellt. Zudem sorgt der geringe Platz für<br />

eine Baustelleneinrichtungsfläche – der Boulevard<br />

Unter den Linden konnte zu keinem Zeitpunkt voll<br />

gesperrt werden – zu besonderen Anforderungen<br />

an die Logistik.<br />

Als schwer berechenbare Variable kam noch der<br />

schwierige Baugrund hinzu: von der Eiszeit hinterlassene<br />

Sand- und Mergelschichten mit hohem<br />

Grundwasserstand von wenigen Metern unter<br />

der Geländeoberkante. Diese Faktoren machten<br />

es für alle Beteiligten immer wieder notwendig,<br />

neue Wege zu gehen, offen für Optimierungen zu<br />

sein und auf allen Ebenen konstruktiv zusammenzuarbeiten.<br />

Die Station Museumsinsel liegt direkt unter dem Spreekanal und unter der Bertelsmann Repräsentanz.<br />

Visualisierung: bünck+fehse.<br />

„Hätte man die Aufgabe gehabt, in Berlin-Mitte<br />

den technisch herausforderndsten Ort für einen<br />

U-Bahnhof zu finden, hätte man diesen Ort gewählt.“<br />

– so das lakonische Urteil der Techniker, die<br />

mit dem Rohbau des U-Bahnhofs Museumsinsel<br />

befasst sind und waren. Denn die gewählte Lage<br />

des U-Bahnhofs unter dem Spreekanal, der Ber-<br />

telsmann-Repräsentanz und dem Boulevard Unter<br />

den Linden machen ein besonderes Bauverfahren<br />

erforderlich: Anstelle der an den übrigen beiden<br />

neuen Stationen angewendeten Deckelbauweise<br />

können am U-Bahnhof Museumsinsel nur zwei<br />

Schächte an den Bauwerkenden – die späteren<br />

Baugruben Museumsinsel Ost und West (MUI Ost<br />

Maximale Anforderungen bei minimalem Platz.<br />

Baustelleneinrichtungsfläche MUI-West.<br />

A. Reetz-Graudenz, 2012.<br />

2


U-Bahnhof Museumsinsel: Chronik eines Rekord-Rohbaus. Fortsetzung von Seite 2.<br />

<strong>2019</strong> / <strong>IV</strong><br />

Spezialtiefbau im Mergel<br />

Schematisches Baugrundmodell um den U-Bahnhof Museumsinsel, schematischer Längsschnitt. Grafik: CDM Smith, 2013.<br />

Zur Herstellung der beiden Baugruben an den<br />

Bahnhofsenden war das Vorgehen so geplant wie<br />

üblich im Spezialtiefbau: Zunächst wurden bis zu<br />

zwei Meter dicke, 45 Meter lange Schlitzwände<br />

in den Boden betoniert. Da im Bereich zwischen<br />

der Spree und dem Spreekanal über den Sanden<br />

liegende Faulschlamm-Schichten und lehmige<br />

Böden bis in den Bereich des Tunnelvortriebs hineinreichen,<br />

musste die Gründung des Bauwerks<br />

bis in die unter den Sanden anzutreffenden tragfähigen<br />

Mergelschichten abgeteuft werden. In<br />

45 Meter Tiefe wurde sodann eine tiefliegende<br />

Dichtsohle hergestellt – ebenfalls ein Novum.<br />

Damit die Wände dieser „Badewanne“ nicht vom<br />

umliegenden Grundwasser nach innen gedrückt<br />

werden, war ein Aussteifungsrost – also ein Zwischenboden<br />

– in einer Tiefe von ca. 22 Metern<br />

notwendig.<br />

Doch nach der Ausführung des Düsenstrahlverfahrens<br />

zeigte sich, dass dies nicht erfolgreich gewesen<br />

war: Die eingebrachte Zementsuspension<br />

hatte sich nicht in dem erforderlichen Maß mit<br />

dem Mergel verbunden. Stattdessen musste die<br />

Aussteifungsebene in beiden Schächten mühsam<br />

durch über 450 Einzelbohrungen in den Boden gebracht<br />

werden – ein Verfahren, das einige Monate<br />

Zeit kostete und auch die Weiterfahrt der Tunnelvortriebsmaschine<br />

„Bärlinde“ verzögerte.<br />

Für die Herstellung der Aussteifungsroste<br />

in Ost und West waren über 450 Einzelbohrungen<br />

notwendig.<br />

A. Reetz-Graudenz, 2014.<br />

Abhängig von „Bärlinde“<br />

In Vorbereitung auf die Durchfahrt der Tunnelvortriebsmaschine<br />

war bereits 2012 ein Fangedamm<br />

im Spreekanal errichtet werden: „Bärlinde“<br />

konnte nur Wände durchfahren, wenn sie im<br />

rechten Winkel auf diese traf. Da die bestehende<br />

Uferwand aber zur Tunneltrasse nicht senkrecht<br />

stand, musste diese Beziehung erst hergestellt<br />

werden: 2 Stahlwände wurden in den Fluss gesetzt<br />

und mit Material verfüllt. Im Laufe des<br />

Novembers 2020 wird der Fangedamm wieder<br />

abgebaut; der Spreekanal verläuft dann wieder<br />

im ursprünglichen Bett.<br />

lauf – die Vereisungsbohrungen insbesondere –<br />

konnten erst durchgeführt werden, nachdem<br />

„Bärlinde“ die Röhren betoniert hatte und auch<br />

wieder zurückgezogen worden war. Da sich aber<br />

der Vortrieb der 2. Tunnelröhre durch einen Was-<br />

sereinbruch – quasi nach Zieldurchlauf – im August<br />

2014 auf Höhe des Brandenburger Tors um<br />

6 Monate verzögerte, konnten erst im Frühling<br />

2016 die Abbrucharbeiten der Tübbingröhren in<br />

den Baugruben beginnen.<br />

Mit diesen Vorbereitungen stand der sicheren<br />

Durchfahrt von „Bärlinde“ nichts mehr im Weg:<br />

Anfang 2014 und Anfang 2015 grub und betonierte<br />

die Tunnelvortriebsmaschine zwei Tunnelröhren<br />

im Bereich des U-Bahnhofs Museumsinsel auf<br />

ihrem Weg vom Marx-Engels-Forum zum Brandenburger<br />

Tor. Die weiteren Schritte im Bauver-<br />

Der Fangedamm im Spreekanal. A. Reetz-Graudenz, 2015. Geordneter Abbruch der Tübbingröhren.<br />

A. Reetz-Graudenz, 2016.<br />

3


U-Bahnhof Museumsinsel: Chronik eines Rekord-Rohbaus. Fortsetzung von Seite 3.<br />

<strong>2019</strong> / <strong>IV</strong><br />

Zentimeterarbeit für 28.000 Kubikmeter<br />

Im Anschluss musste eine Ebene geschaffen werden,<br />

auf die das Bohrgerät für die Vereisungsbohrungen<br />

oberhalb der Tübbingröhren gestellt<br />

werden konnte.<br />

Von Ost nach West wurden Vereisungslanzen 105<br />

Meter horizontal in den Grund gebohrt: Zentimeterarbeit,<br />

denn zum sicheren Aufbau des 28.000<br />

Kubikmeter großen Eiskörpers war die notwendige<br />

Lage genau berechnet worden. Maximal 50<br />

cm durften die Bohrungen abweichen. Um den<br />

Prozess zu beschleunigen, wurden zwei Bohrgeräte<br />

parallel eingesetzt. Die ersten 30 Vereisungsbohrungen<br />

verliefen reibungslos. Danach<br />

wurde auf 25 Meter Tiefe hinuntergegraben, um<br />

die Bohrungen unterhalb des Tunnels zu setzen.<br />

plenia entwickelte Methode erwies sich als zuverlässig:<br />

Nur bei drei Bohrungen waren Gegenbohrungen<br />

vom westlichen Schacht aus notwendig.<br />

Nachdem auch die seitlichen Vereisungslanzen<br />

eingebracht waren, wurde durch einen geschlossenen<br />

Kreislauf eine -37° C Grad kalte Sole gepumpt,<br />

bis der Eiskörper sich in 80 Tagen zu einer<br />

Größe von 28.000 Kubikmeter entwickelte. – In<br />

dieser Größe Europarekord im innerstädtischen<br />

Bereich!<br />

Da sich in den Voruntersuchungen gezeigt hat-<br />

te, dass die Vereisungslanzen in ca. 60 Meter auf<br />

Mergel mit größeren Findlingen stoßen würden,<br />

wurden diese Bohrungen mit besonderer Spannung<br />

erwartet. Doch die von der Baufirma Im-<br />

Schematische Temperaturentwicklung<br />

des Eiskörpers (Planung).<br />

Visualisierung:<br />

ISP ZT-GmbH, 2017.<br />

Vereisungsbohrungen oberhalb<br />

der Tübbingröhren.<br />

A. Reetz-Graudenz, 2016.<br />

Baggerballett<br />

Danach begann der bergmännische Vortrieb: Zunächst<br />

wurde der Mittelstollen – der so genannte<br />

„Lavinia-Tunnel“ aufgegraben, in dem sich zukünftig<br />

der Mittelbahnsteig befinden wird. Im Anschluss<br />

die beiden Seitenstollen, in denen später<br />

die Gleise liegen werden. 22.500 Tonnen Sand<br />

und Mergel wurden ausgehoben, über 1.200<br />

Tonnen Stahl-Beton-Aussteifungen und ca. 3.550<br />

Tonnen Betontübbinge entfernt und abtransportiert.<br />

Um den Prozess zu beschleunigen, wurden<br />

die beiden Seitenstollen parallel aufgegraben: 2<br />

Vortriebsbagger, eine Laderaupe, eine Arbeits-<br />

bühne und ein Spritzbetongerät mussten auf gerade<br />

mal 700 Quadratmeter Baugrube koordiniert<br />

werden. Mit Erfolg: Die Vortriebsarbeiten<br />

konnten unfallfrei abgeschlossen werden. Der<br />

Frostkörper wurde währenddessen über tausende<br />

Temperaturmesspunkte kontrolliert.<br />

Abdichten<br />

Weiter geht’s in 24 / 6<br />

Direkt im Anschluss an die Vortriebsarbeiten<br />

wurden die Sohle und die Deckengewölbe betoniert.<br />

Auch hier keine einfache Aufgabe, denn<br />

aus Platzmangel wurden die 10 x 6 Meter großen<br />

und ca. 30 Tonnen schweren Bewehrungskörbe<br />

an der Oberfläche fertiggestellt und durch die<br />

Andienöffnung eingehoben. Wiederum Zentimeterarbeit,<br />

da der Bewehrungskorb nur leicht<br />

gekippt durch die Öffnung passte. Nach Fertigstellung<br />

der Innenschale der Seitenstollen wurde<br />

aktiv aufgetaut, um so schnell wie möglich den<br />

vollen Wasserdruck auf dem Bauwerk zu erhalten.<br />

Dafür bediente man sich noch einmal des<br />

Vereisungskreislaufs – nur wurde die Sole nicht<br />

heruntergekühlt, sondern per Fernwärme erhitzt.<br />

Schon nach 2 Wochen zeigte sich, wo noch einmal<br />

planmäßig verpresst werden musste, um die<br />

Innenschale ganz wasserfest zu machen.<br />

Der U-Bahnhof nach Abschluss<br />

des bergmännischen Vortriebs.<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

Nach diesen außerordentlichen Leistungen würde<br />

man ein Abflauen der Arbeitsintensität vermuten.<br />

Doch dies ist nicht der Fall: Weiterhin<br />

sind rund 70 Mann Tag und Nacht, 24 Stunden<br />

an 6 Tagen der Woche, im Einsatz, um den Rohbau<br />

zu Ende zu bringen: Treppen, Zwischendecken<br />

und -wände und die Bahnsteigplatte<br />

werden betoniert. Auch der Gleisbau hat direkt<br />

mit dem Einbau des Gleistrogs begonnen, damit<br />

wiederum der Ausbau pünktlich mit seinen Ar-<br />

beiten – insbesondere der anspruchsvollen Installation<br />

des Sternenhimmels – beginnen kann.<br />

Von Anfang November bis Ende Dezember arbeiten<br />

nun die Roh- und Gleisbauer von Implenia<br />

parallel zu den Ausbauern von Bleck&Söhne. Mit<br />

Hochdruck, damit die U5 Ende des nächsten<br />

Jahres durch eine fertige Bahnsteigebene fahren<br />

kann. Die Eröffnung des U-Bahnhofs erfolgt<br />

erst im Jahr 2021 nach Fertigstellung der Zugänge<br />

und Zwischenebenen.<br />

Die Bahnsteigebene wird bis Ende 2020 fertiggestellt.<br />

Einsteigen kann man erst 2021.<br />

Visualisierung:<br />

Max Dudler, 2018.<br />

4


WER VERANTWORTET DIE FINANZEN BEIM LÜCKENSCHLUSS U5?<br />

<strong>2019</strong> / <strong>IV</strong><br />

Bei der Vergabe selbst geht es darum, die wirtschaftlichste<br />

Lösung zu finden. Das bedeutet wiederum,<br />

das Gesamtprojekt im Blick zu halten, Abhängigkeiten<br />

und Risiken zu beurteilen und auch<br />

mögliche Folgekosten einzupreisen. So musste<br />

zum Beispiel der „Ausbau U-Bahnhof Museumsinsel“<br />

vergeben werden, obwohl der Preis deutlich<br />

über den Prognosen lag. Jedoch war klar, dass<br />

angesichts der Marktsituation eine erneute Vergabe<br />

keine Verbesserung der Situation gebracht<br />

hätte und stattdessen den Zeit- und Budgetrahmen<br />

für das Gesamtprojekt gefährdet hätte.<br />

Unsere Kaufleute: Das Team „Finanzen und Controlling“ der Projektgesellschaft U5 arbeitet seit 2014 erfolgreich zusammen.<br />

Das Team „Finanzen und Controlling“ der Projektgesellschaft<br />

ist klein – aber die Verantwortung<br />

groß. Denn die Kolleginnen und Kollegen, die bereits<br />

seit 2014 in dieser Besetzung zusammenarbeiten,<br />

verwalten die Finanzierung der GmbH<br />

und des Projekts. Das heißt, sie sorgen dafür, dass<br />

das Geld – 525 Millionen Euro – für das Projekt<br />

„<strong>Lückenschluss</strong> U5“ an der richtigen Stelle landet.<br />

Dies beinhaltet nicht nur die budgetäre Verwaltung,<br />

sondern auch ein genaues Kosten-, Termin-<br />

und Risikomanagement, um Auswirkungen<br />

terminlicher und finanzieller Natur frühzeitig<br />

zu erkennen und entsprechend auszusteuern.<br />

Dieses Vorgehen im Sinne des vom Bundesverkehrsministerium<br />

herausgegebenen „Leitfadens<br />

Großprojekte“ bewahrt vor finanziellen „Überraschungen“<br />

im späteren Verlauf.<br />

Um dies zu gewährleisten, arbeitet das Team um<br />

Geschäftsführerin Ute Bonde und Leiter Dennis<br />

Backwinkel zum einen eng mit den technischen<br />

Leitern der Projektgesellschaft und der Projektsteuerung<br />

der ig n u5 zusammen. Zum anderen<br />

aber auch mit verschiedenen Finanz- und Technikabteilungen<br />

innerhalb der BVG wie zum Beispiel<br />

Recht, Controlling, Einkauf, Rechnungswesen &<br />

Finanzen, und Fahrwege. Denn die Projektgesellschaft<br />

ist von der BVG beauftragt und bevollmächtigt,<br />

das Geld der öffentlichen Hand für den<br />

„<strong>Lückenschluss</strong> U5“ zu verwalten. Das bedeutet<br />

aber natürlich auch, dass die Projektgesellschaft<br />

gegenüber dem Mutterhaus genauso Rechenschaft<br />

über jede Summe ablegt wie gegenüber<br />

den Mittelgebern des Senats.<br />

Damit jeder Cent zum richtigen Zeitpunkt bei dem<br />

richtigen Auftragnehmer landet, gilt es, schon<br />

frühzeitig die Bedarfe zu erkennen, gegenüber<br />

den Mittelgebern zu begründen und eine ent-<br />

Architektur-<br />

Büros<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

sprechende Ausschreibung in Zusammenarbeit<br />

mit den Technikern der Projektgesellschaft vorzubereiten.<br />

Vergaben für Großaufträge sind höchst<br />

reguliert. Der gesamte Ausschreibungs- und Vergabeprozess<br />

muss absolut „wasserdicht“ sein, damit<br />

der Bauablauf und sämtliche vergaberechtlichen<br />

Vorschriften für öffentliche Auftraggeber<br />

eingehalten werden können. Bisher konnten nahezu<br />

alle Ausschreibungen und Vergaben des<br />

Projekts plangemäß durchgeführt werden.<br />

Senat – bestellt<br />

PRG U5<br />

leitet<br />

Planungs-<br />

Büros<br />

Des Weiteren sorgt das Team „Finanzen und Controlling“<br />

im Schulterschluss mit der BVG dafür,<br />

dass sowohl Bestellungen und Beschaffung funktionieren,<br />

als auch schlussendlich die Rechnungen<br />

bezahlt werden. Bei einem Projekt wie dem<br />

„<strong>Lückenschluss</strong> U5“ geht es dabei manchmal um<br />

Summen von weniger als 100 Euro – und manchmal<br />

um Summen von 100 Millionen Euro. Damit jeder<br />

Cent nachvollziehbar ausgegeben wird, gehen<br />

unsere Kaufleute jeder Einzelleistung nach – auch<br />

wenn sie mit den „Global Playern“ der Bauindustrie<br />

am Verhandlungstisch sitzen. Und der Erfolg<br />

gibt ihnen Recht. Denn nach derzeitigem<br />

Stand wird der Kostenrahmen nur minimal überschritten.<br />

Angesichts der exponentiellen Preisentwicklungen<br />

im Baugewerbe und der technischen<br />

Herausforderungen des Projekts ein beachtlicher<br />

Erfolg.<br />

BRH<br />

ALX<br />

Ausbau<br />

MUI<br />

GWA<br />

Leitungsbau<br />

ig n u5 – steuert &<br />

überwacht<br />

General<br />

Unternehmen<br />

Sonstige<br />

UDL<br />

BRT<br />

Gleisbau<br />

Grafik: PRG U5, 2016.<br />

5


DER AKTUELLE BAUSTAND - november <strong>2019</strong><br />

<strong>2019</strong> / <strong>IV</strong><br />

Hält: Wehrtor-Test an der Gleiswechselanlage<br />

Verputzt: Rabitzdecke am U-Bahnhof Unter den Linden<br />

Geleichtert: Auflastreduzierung über dem Alex-Tunnel<br />

Das kleine U5-Rätsel<br />

Geschwungen: Terrazzoplatten am U-Bahnhof Rotes Rathaus<br />

Fotos: A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

Auch den Gewinnern dieses Rätsels winkt eine Tunnel-Tour. Aber dafür müssen<br />

Sie wiederum schätzen: Von dieser Kette wird das Wehrtor an der Gleiswechselanlage<br />

gehalten.<br />

Wie viele Tonnen wiegt das Tor?<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

In der letzten Ausgabe haben wir Sie gefragt, wie viele Leuchten zukünftig<br />

den Umsteigebahnhof Unter den Linden erhellen werden.<br />

Die richtige Antwort lautet: Im öffentlichen Bereich – von der Lichtdecke bis<br />

zum LED-Handlauf – lassen rund 920 Leuchten vergessen, dass man sich unter<br />

der Erde befindet. Mit seiner Schätzung von 917 Leuchten hat Herr Perlwitz<br />

es fast genau getroffen. Er und 9 weitere erfolgreiche Schätzer können<br />

sich auf eine exklusive Tunnel-Tour zum U-Bahnhof Museumsinsel freuen.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Bei Teilnahme erklären Sie sich damit einverstanden, dass im Fall eines Gewinns Ihr Name in der<br />

folgenden Ausgabe des „<strong>Lückenschluss</strong>“ veröffentlicht wird. Ihre Daten werden nicht gespeichert<br />

oder weiterverarbeitet.<br />

A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />

Senden Sie uns Ihre Antwort unter dem Stichwort „Kleines Rätsel“ bis zum<br />

31.1.2020 per E-Mail: info@projekt-u5.de oder postalisch unter Angabe Ihres<br />

Namens und Adresse an die:<br />

Projektgesellschaft U5 Kommunikation<br />

Friedrichstraße 95<br />

10117 Berlin<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Projektrealisierungs GmbH U5<br />

Kommunikation<br />

Friedrichstraße 95<br />

10117 Berlin<br />

info@projekt-u5.de<br />

www.projekt-u5.de<br />

Text und Konzeption:<br />

Dr. Stephanie Niehoff<br />

Grafische Bearbeitung / Satz:<br />

Sandwichpicker GmbH<br />

Fotos / Grafiken:<br />

Antonio Reetz-Graudenz, Oliver Lang, PRG U5,<br />

CDM Smith, bünck&fehse, Max Dudler, ISP ZT-GmbH<br />

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