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naturgucker Nr. 45

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG
Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATURGUCKER <strong>45</strong><br />

Ausgabe <strong>45</strong> Nov. / Sep. 2019 Deutschland 4,00 € | Österreich 4,30 € | Schweiz 5,00 CHF | Italien 5,00 €<br />

Das Magazin zur Vogel und Naturbeobachtung<br />

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AUF FLÜGELN<br />

GEN SÜDEN<br />

Fledermäuse unterwegs<br />

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Hat der Falter eine Zukunft?


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Liebe Leserinnen<br />

und liebe Leser!<br />

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Naturgucker<br />

Ein Großteil unserer Zugvögel hat<br />

unsere Breiten schon gen Süden verlassen,<br />

um den Winter in milderen<br />

Gegenden zu verbringen. Manche fliegen<br />

gar bis Südafrika oder, wie der Karmingimpel,<br />

nach Indien. Auch Nicht-Gefiederte<br />

machen sich auf eine mehr oder minder<br />

lange und oft gefährliche Reise. Einige<br />

Fledermausarten verlassen ihre Heimat,<br />

um in Süddeutschland, Frankreich oder<br />

Spanien zu überwintern. Dabei kollidieren<br />

sie wie zigtausende Vögel zum Teil mit<br />

Windrädern.<br />

Früher, als es in den 90er Jahren nur<br />

sehr vereinzelte Windräder gab, empfand<br />

ich ihren Anblick als beruhigend. Hier<br />

wurde Energie erzeugt, ganz ohne schädliche<br />

Abgase und nuklearen Restmüll,<br />

der Millionen Jahre strahlt. Das ist heute<br />

nicht anders, aber inzwischen verschandeln<br />

weit über 30.000 Onshore-Windräder<br />

ganze Landschaften und werden zur<br />

Todesfalle für fliegende Tiere. Windparks<br />

breiten sich geradezu seuchenartig aus,<br />

sogar in den bislang von ihnen weitgehend<br />

verschont gebliebenen Wäldern.<br />

Dort zerschneiden Zufahrtswege und<br />

Freiflächen ganze Habitate unzähliger<br />

Tiere, Pflanzen und Pilze, und die Geräusche<br />

der Rotorblätter verscheuchen<br />

oder töten die Waldbewohner zusätzlich.<br />

Sollten die internationalen und nationalen<br />

Klimaziele erreicht werden, müssten<br />

Windräder (WEA) in einer Dichte aufgestellt<br />

werden, wie sie heute etwa an der<br />

schleswig-holsteinischen Westküste stehen.<br />

Dort gibt es kaum eine Stelle, von der<br />

aus man keine sieht. Und die Nordsee wird<br />

offshore auch immer weiter zugebaut –<br />

2018 waren es bereits 1.300 WEA, Tendenz<br />

steigend.<br />

Und was nun? Kohlekraftwerke und<br />

Atomkraftwerke weiterlaufen lassen?<br />

Wenn ich ganz ehrlich, ich weiß es auch<br />

nicht. Mich machen die Zahlen der toten<br />

Tiere einfach nur traurig. Manchmal gibt<br />

es eben keine einfache Lösung. Wir können<br />

nur auf schnelle Fortschritte der Wissenschaft<br />

hoffen. Wussten Sie zum Beispiel,<br />

dass derzeit zahlreiche Wissenschaftler an<br />

Windkraftanlagen arbeiten, die quasi hoch<br />

oben in der Luft fliegen, ohne Mast, weit<br />

oberhalb der üblichen Vogel-Flugrouten?<br />

Wer weiß, was die Zukunft bringt. Bis dahin<br />

können wir wenigstens alle dazu beitragen,<br />

Energie zu sparen.<br />

Also genießen Sie die vielen schönen<br />

Naturerlebnisse, die wir in Herbst und<br />

Winter hier wie anderswo erleben dürfen –<br />

und machen Sie häufiger mal das Licht aus.<br />

Ihr<br />

Robert Lücke<br />

Herausgeber<br />

T. Schauer, S. Caspari<br />

Überlebenskünstler<br />

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einer neuen Sicht auf die Pflanzenwelt:<br />

einzigartiges, zum Teil erstmals gezeigtes<br />

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INHALT<br />

INHALT<br />

48 16<br />

06 NATURSPAZIERGANG<br />

06 Schwäne an den Fischteichen<br />

08 NATURSAISON<br />

08 Von Sägern, Läufern und Schrecken<br />

12 NATURSCHUTZ<br />

12 Die nette Nette<br />

16 Falter in Not – Der Mosel-Apollo<br />

20 Bizarre Schönheit – Der Alpensalamander<br />

41<br />

19 NATURGUCKER-RÄTSEL<br />

04<br />

26<br />

21<br />

23 NATURWISSEN<br />

23 Tückisch und tödlich: Knollenblätterpilze<br />

24 Neue und alte Viruserkrankungen bei Vögeln<br />

27 Der Weg der Aale<br />

28 Polizist des Waldes: Der Eichelhäher<br />

30 Lautlose Wanderer: Zug der Fledermäuse<br />

35 LESERSEITE<br />

35 Ihre Briefe & Mails<br />

36 NATURREISE<br />

36 Das Naturparadies Costa Rica<br />

40 NATURBESTIMMUNG<br />

40 Köpfchen unter Wasser – Enten bestimmen<br />

46 NATURGUCKER.DE<br />

46 5. NABU | <strong>naturgucker</strong>-Kongress<br />

23<br />

38<br />

47 REZENSIONEN<br />

47 Neuer Lesestoff für Naturfreunde<br />

48 NATURKIND<br />

48 Plastik? Spar ich mir !<br />

50 KLEINANZEIGEN / VORSCHAU<br />

Titelbild: Eisvogel / Andy Rouse, Nature Picture Library


IMPRESSUM<br />

VERLAG<br />

Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

42107 Wuppertal<br />

www.<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Robert Lücke ( V.i.S.d.P.)<br />

robert.luecke@<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

REDAKTION<br />

Julia Klinkusch, Nicole Lücke,<br />

Robert Lücke, Dieter Schneider, Sebastian Teichmann<br />

redaktion@<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

MEHR<br />

SEHEN<br />

32<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Aurélien Audevard, Stefan Bosch, Hugh Clarke, Roy de<br />

Haas, Falko Düsterhöft, Wolfgang Fischer, Dick Forsman,<br />

Marko Freese, Saverio Gatto, Geronimo Heibl, Hans-<br />

Christoph Kappel, Marko König, Martin Kraft, Stefan<br />

Leimer, Lothar Lenz, Rita Lüder, Detlef Mader, Ralph<br />

Martin, Daniel Müller, Adelheid Nothegger, Daniele Occhiato,<br />

Istvan Palfi, Sabine Palfi, Jack Perks, Roland Prinzinger,<br />

Andy Rouse, Friedhelm Rudorfer, Andreas Schäfferling, Ute<br />

Schimmelpfennig, Horst Schlüter, Christopher Schmidt,<br />

Gaby Schulemann-Maier, Hans Schwarting, Brian E. Small,<br />

Walter Soestbergen, Menno van Duijn, Paul van Hoof,<br />

Markus Varesvuo, Fred Visscher<br />

14<br />

37<br />

GRAFIKDESIGN<br />

Christiane Püschel | pueschels.com<br />

ABOSERVICE<br />

T +49 (0) 211 61 08 95 <strong>45</strong><br />

abo@<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

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Bachstelzen Verlag GbR<br />

Sybelstraße 3<br />

40239 Düsseldorf<br />

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anzeigen@bachstelzenverlag.de<br />

PARTNER<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

www.birdnet.de<br />

www.birdingtours.de<br />

www.dumanaturreisen.de<br />

Es gelten die Anzeigenkonditionen 2019. Alle Rechte<br />

vorbehalten. Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung, auch auszugsweise,<br />

ohne Einwilligung des Hausgebers nicht gestattet. Für unverlangt<br />

eingesandtes Text und Bildmaterial wird keine Haftung<br />

übernommen.<br />

FACHBEIRAT<br />

FeldOrnithologie | Prof. Dr. Martin Kraft<br />

Vogelzug | Prof. Dr. Peter Berthold<br />

Physiologie der Vögel | Prof. Dr. Roland Prinzinger<br />

FeldEntomologie | Horst Schlüter<br />

Libellen | Hartwig Stobbe<br />

Allgemeine Botanik, Falter | Dieter Schneider<br />

Orchideen | Dr. Manfred Hennecke<br />

Naturschutzverbände | Maik Sommerhage<br />

Botanik, Pflanzenkunde, Pilze | Dr. Rita Lüder<br />

Fotografie | Bruno Dittrich<br />

ISSN 21955646<br />

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T: 0211-542184-00 | E-mail: scope@kowaoptimed.com | www.kowaoptic.com


NATUR-SPAZIERGANG<br />

06<br />

In Schleswig-Holstein überwintern viele Singschwäne. Christopher Schmidt war begeistert.


NATUR-SPAZIERGANG<br />

Schilf rufen vereinzelt Bartmeisen, und<br />

Kleinspechte versuchen, in trockenen<br />

Schilfhalmen an die überwinternden<br />

Larven von Schilfzünslern und anderen<br />

Insekten zu kommen.<br />

Es ist ruhig an diesem Winternachmittag<br />

an den Fischteichen unweit<br />

des Selenter Sees. Einige der Teiche<br />

sind seit Anfang Oktober abgelassen,<br />

um die Fische leichter »ernten« zu<br />

können, die im Laufe des Sommers hier<br />

gewachsen sind. So sind viele Schlammflächen<br />

entstanden, die sich zu regelrechten<br />

Vogelparadiesen entwickeln:<br />

Im zeitigen Herbst sammeln sich große<br />

Kiebitzschwärme, oft vergesellschaftet<br />

mit Goldregenpfeifern und Kampfläufern.<br />

Kleine Schwärme von Alpen- und<br />

Zwergstrandläufern werden immer wieder<br />

aufgescheucht und schwirren über<br />

die Flachwasserbereiche. Im Schilf der<br />

Uferränder ducken sich versteckt Bekassinen<br />

und seltener Zwergschnepfen.<br />

Am auffälligsten sind jedoch die großen<br />

Mengen an Silberreihern, die kurz vor<br />

dem Trockenfallen der Teichflächen wie<br />

Skulpturen kunstvolle Kompositionen<br />

in die Landschaft zeichnen. Ihre durch<br />

keinen Wellenschlag verschwommenen<br />

Spiegelbilder kreieren eine unglaubliche<br />

Ruhe und Ästhetik.<br />

DER RUF DER BARTMEISEN<br />

Etwas später im Jahr wird es ruhiger<br />

auf den weiten Schlammflächen: Einige<br />

Bergpieper überwintern hier, einzelne<br />

Waldwasserläufer versuchen, den niedrigen<br />

Temperaturen zu trotzen. Gelegentlich<br />

rasten Lachmöwen und Kolkraben<br />

oder Rabenkrähen, und immer wieder<br />

lassen sich auch Seeadler nieder. Im<br />

VERSCHIEDENE GEFIEDER<br />

Am Abend kommen die Singschwäne<br />

von den umliegenden Feldern, auf denen<br />

sie genügend zu fressen finden und auf<br />

denen sie große Schwärme mit Grauund<br />

Blässgänsen bilden. Ende September<br />

tauchen die ersten dieser Vögel hier<br />

auf und beleben die Landschaft mit ihren<br />

weit hallenden Rufen, die auch nachts<br />

nicht verstummen. Alt- und Jungvögel<br />

sind anhand ihrer Gefiederfärbung gut<br />

zu unterscheiden: Während die Altvögel<br />

ein strahlend weißes Gefieder besitzen,<br />

ist das der Jungvögel rein grau und ganz<br />

anders als das eher braune Gefieder junger<br />

Höckerschwäne. Der prozentuale<br />

Anteil der Jung- zu den Altvögeln lässt<br />

Rückschlüsse zu auf die Bruterfolgsrate<br />

in den nordischen Brutgebieten.<br />

Für mich sind Singschwäne als Malobjekt<br />

interessant, weil in ihren Schwärmen<br />

Kompositionen zu entdecken sind,<br />

in denen die verschiedenen Körperhaltungen<br />

durch immer neue Muster Spannung<br />

erzeugen. Aber am interessantesten<br />

sind sie dann, wenn zu diesen Kompositionen<br />

aus Licht und Schatten auf dem<br />

Weiß des Gefieders Farbe wird: Der<br />

Bauch fängt die Farbe des Untergrundes<br />

auf, auf dem die Vögel sitzen, das<br />

Abend- oder Morgenlicht zeichnet den<br />

Vogel dreidimensional, indem die Farben<br />

des Himmels auf dem Körper eines jeden<br />

Individuums aufgefangen werden. Kein<br />

Vogel ist weiß, auch wenn es so scheint.<br />

Auch der weißeste Vogel zeigt in den<br />

zartesten Nuancen, wie die Farben der<br />

Umgebung sind.<br />

IDEALE KOMPOSITION<br />

Eine Gruppe von Singschwänen entfernt<br />

sich langsam schwimmend von mir. Ihre<br />

Ruhe, ihre synchronisierten Bewegungen,<br />

ihr vorsichtiger, kontakthaltender<br />

Blick zurück, ihre ähnlichen Körperhaltungen,<br />

die individuelle Distanz<br />

zueinander, das Abendlicht auf ihren<br />

Körpern symbolisieren Nähe, Vorsicht<br />

und Schönheit zur gleichen Zeit – in fast<br />

vollendeter Komposition!<br />

Alle Rechte an Text und Bildern<br />

bei Christopher Schmidt.<br />

07


NATUR-SAISON<br />

Von Sägern, Läufern<br />

UND SCHRECKEN<br />

Im Herbst kommen viele gefiederte Gäste aus dem hohen Norden.<br />

Zuvor tauchten unerwartete Besucher aus dem Süden auf. Von Dieter Schneider<br />

08


NATUR-SAISON<br />

Nun ist, zumindest aus meteorologischer<br />

Sichtweise, der Herbst<br />

schon fast verstrichen und die<br />

dunklen, kurzen Wintertage stehen uns<br />

wieder ins Haus. Der Kleinvogelzug ist<br />

weitgehend abgeschlossen, und die nordischen<br />

Wildgänse bevölkern wieder<br />

ihre angestammten Überwinterungsgebiete,<br />

etwa am Wattenmeer und am Niederrhein.<br />

Viele Tiere verändern in diesen<br />

Tagen ihr Aussehen. Das Hermelin etwa<br />

tauscht jetzt sein braunes Sommerfell gegen<br />

sein strahlend weißes Winterkleid<br />

aus, und bei unseren Enten sind die<br />

Erpel nach langen Wochen der Mauser<br />

im frischen Prachtkleid zu bewundern.<br />

Nutzen Sie sonnige Wintertage, um den<br />

Anblick der frisch gemauserten Erpel zu<br />

genießen: Denn es sind verschiedene Entenarten<br />

den ganzen Winter über bei uns<br />

anzutreffen.<br />

HEIMAT DER SÄGER<br />

An geeigneten Gewässern kann man oft<br />

eine bunte Palette beobachten – von der<br />

kleinen Krickente über die mittelgroßen<br />

Tafel- oder Reiherenten bis hin zu den<br />

großen Stock- Löffel- oder Schnatterenten,<br />

um nur einige der häufigsten zu<br />

nennen. Besonderes Augenmerk möchte<br />

ich auf eine ganz spezielle Entengruppe<br />

lenken, die man in<br />

den meisten Gegenden<br />

fast nur zur Winterzeit sehen kann: die<br />

Säger. Diese heißen so, weil die Kanten<br />

ihrer schlanken und vorne gekrümmten<br />

Schnäbel sägeblattartig gezähnt sind.<br />

Das Merkmal wird als Anpassung an<br />

den Fischfang interpretiert, denn ein<br />

erbeuteter Fisch lässt sich mit einem<br />

gesägten Schnabel besser festhalten als<br />

mit einem glatten. Eine weitere Besonderheit<br />

der Säger ist es, dass sie ihre Brut<br />

in Höhlen aufziehen – ein Merkmal, das<br />

sie mit der nahe verwandten Schellente<br />

teilen. Während der Brutsaison findet<br />

man im Binnenland fast ausschließlich<br />

den Gänsesäger (Mergus merganser),<br />

der im Frühling besonders an den Flüssen<br />

und Seen des Voralpengebietes seine<br />

Brutreviere besetzt, sporadisch aber auch<br />

anderswo Brutversuche unternimmt. In<br />

den kommenden Wintermonaten wird<br />

man der Art wieder an vielen Flussufern<br />

und Seen in ganz Deutschland begegnen<br />

können, wo Scharen von aus dem Norden<br />

zugewanderten Vögeln überwintern,<br />

sofern die Gewässer eisfrei bleiben. Der<br />

etwas grazilere Mittelsäger (Mergus serrator)<br />

ist dagegen als typischer Meeresvogel<br />

fast ausschließlich an unseren Küsten<br />

zu finden. Das wichtigste europäische<br />

Überwinterungsgebiet des nordeuropäischen<br />

Brutbestands ist die Wattenmeerküste,<br />

wo sich zwischen Holland und<br />

Dänemark alljährlich bis zu 10.000 Vögel<br />

versammeln, aber auch an der Ostsee<br />

kann man dem Mittelsäger in der kalten<br />

Jahreszeit regelmäßig begegnen. Ins Binnenland<br />

fliegt er nur sehr vereinzelt ein.<br />

Ganz im Gegensatz dazu<br />

liegen einige der wichtigsten<br />

Überwinterungsgebiete<br />

des kleinen Zwergsägers<br />

(Mergellus albellus) im Binnenland,<br />

wobei auf Deutschland<br />

bezogen die Region des<br />

Niederrheins von besonderer<br />

Bedeutung ist. Dort kann man,<br />

etwa im Naturschutzgebiet<br />

»Bislicher Insel«, die hübschen<br />

Vögel ab Mitte Dezember mit<br />

einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit<br />

antreffen. Die Brutgebiete<br />

des Zwergsägers liegen im<br />

hohen Norden Eurasiens, doch<br />

haben erstaunlicherweise in den<br />

vergangenen Jahren mehrfach<br />

erfolgreiche Bruten eines Zwergsägerpaares<br />

an den Krickenberger<br />

Seen (Kreis Viersen am Niederrhein)<br />

stattgefunden. Es darf zwar<br />

als wahrscheinlich gelten, dass es<br />

sich bei den Elterntieren um Gefangenschaftsflüchtlinge<br />

mit gestörtem<br />

Zugverhalten handelte, doch wird<br />

es interessant sein, zu beobachten, wie<br />

sich die Situation dort weiterentwickelt.<br />

GAST AUS AFRIKA<br />

Von den bald zu erwartenden Gästen aus<br />

dem hohen Norden möchte ich zu einem<br />

sehr weit aus dem Süden zu uns gekommenen<br />

Gast überleiten und damit den<br />

Rückblick auf den vergangenen Spätsommer<br />

und Frühherbst beginnen: Kürzlich<br />

zeigte mir ein Freund ein bemerkenswertes<br />

Foto, das er Anfang September im<br />

Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe<br />

im Süden von Düsseldorf aufgenommen<br />

hatte. Es zeigte eine Großlibelle im Flug,<br />

die eindeutig als weibliche Schabracken-Königslibelle<br />

(Anax ephippiger) zu<br />

erkennen war. Die in unseren Breiten nur<br />

äußerst selten zu beobachtende Art lebt<br />

eigentlich in Afrika, wo sie den gesamten<br />

Kontinent südlich der Sahara besiedelt<br />

und allgemein häufig ist. Sie ist für ihre<br />

Wanderfreudigkeit bekannt. Regelmäßig<br />

fliegt sie aus ihren Ursprungsgebieten in<br />

den Mittelmeerraum ein, und auch auf<br />

den Kanarischen Inseln wird sie häufig<br />

beobachtet. Einflüge bis nach Mitteleuropa<br />

werden jedoch nur selten registriert.<br />

Nun habe ich den aktuellen Nachweis aus<br />

dem Rheinland zum Anlass genommen,<br />

auf <strong>naturgucker</strong>.de einmal nachzuschauen,<br />

welche weiteren Beobachtungen der<br />

Art aus unseren Breiten dort eingetragen<br />

wurden. Eine auf das zentrale Europa<br />

nördlich der Alpen gefilterte Liste erwies<br />

sich als recht<br />

überschaubar,<br />

denn sie verzeichnete<br />

insgesamt lediglich acht Einträge.<br />

Davon stammten bemerkenswerterweise<br />

allein sechs Beobachtungen aus dem<br />

Jahr 2019, außerdem gab es je eine Beobachtung<br />

aus dem Jahr 2013 und eine<br />

aus dem Jahr 2015. Fast alle Beobachtungen<br />

stammten aus dem Spätsommer<br />

und betrafen explizit frische Tiere, die<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit hier bei<br />

uns geschlüpft sind. Die Daten lassen<br />

darauf schließen, dass im vergangenen<br />

Frühjahr ein ungewöhnlich starker Einflug<br />

stattgefunden haben muss und sich<br />

die Tiere dann bei uns an vielen Stellen<br />

erfolgreich fortgepflanzt haben. Möglich<br />

ist das, weil die Schabracken-Königslibelle<br />

eine für Großlibellen ganz ungewöhnlich<br />

kurze Entwicklungszeit hat,<br />

denn ihre Larven sind bereits wenige<br />

01 Seltener Gast: Ein Terekwasserläufer<br />

wurde bei Dangast gesichtet. / Ralph<br />

Martin, Agami<br />

02 Die Blauflügelige Sandschrecke<br />

verirrt sich manchmal in Gebiete, wo<br />

man sie nicht vermutet. / Gaby<br />

Schulemann-Maier<br />

03 Die Brutgebiete des Zwergsägers<br />

liegen weit oben im Norden Eurasiens. /<br />

Fred Visscher, Agami<br />

04 Zwergsäger überwintern auch am<br />

Niederrhein. / Aurélien Audevard, Agami<br />

09


NATUR-SAISON<br />

Wochen nach der Eiablage ausgewachsen<br />

und schlupfreif. Zum Vergleich: Unsere<br />

heimischen Großlibellen benötigen<br />

mindestens ein, manche Arten auch zwei<br />

oder mehrere Jahre für<br />

10<br />

ihre Entwicklung<br />

vom Ei bis zum Schlupf. Ob die bei<br />

uns geschlüpften Schabrackenlibellen<br />

dann wieder nach Süden abwandern, ist<br />

nicht bekannt, jedoch geht man davon<br />

aus, dass weder die ausgewachsenen<br />

Tiere, noch die auf warme Flachgewässer<br />

angewiesenen Larven den mitteleuropäischen<br />

Winter überleben können.<br />

Demnach muss die Art nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand bei uns als sporadischer<br />

Vermehrungsgast angesehen werden,<br />

dessen unbeständige Vorkommen allein<br />

auf gelegentlichen Einwanderungsereignissen<br />

beruhen. Damit steht die<br />

Schabrackenlibelle in einer Reihe mit<br />

bekannteren fernwandernden Arten wie<br />

Distelfalter, Windenschwärmer oder<br />

Totenkopfschwärmer, die in jährlich<br />

stark schwankender Zahl<br />

bei uns auftauchen, hier<br />

eine Generation bilden,<br />

aber bei uns nicht<br />

bodenständig<br />

werden können.<br />

Aber auch viele<br />

ganzjährig bei uns<br />

lebende Arten legen<br />

manchmal erstaunliche<br />

Entfernungen<br />

zurück. So begegnen<br />

aufmerksamen<br />

Beobachtern immer wieder einmal Tiere<br />

in völlig unpassenden Lebensräumen,<br />

sei es eine seltene Moorlibelle an einem<br />

Gartenteich fernab jeglicher Moorlandschaften,<br />

ein typischer Waldschmetterling<br />

in der Agrarlandschaft oder ein Elch<br />

in der Innenstadt von Dresden. Solche<br />

Funde weitab der arttypischen<br />

Lebensräume können<br />

in der Mehrzahl als<br />

Indizien für aktive<br />

Ausbreitungswanderungen<br />

gewertet<br />

werden. Denn<br />

alle Organis-<br />

men,<br />

egal ob Pflanzen, Tiere oder Pilze, sind<br />

immer bestrebt, ihre Vorkommen zu<br />

mehren und sich möglichst flächendeckend<br />

auszubreiten. Und selbst in den<br />

Populationen von als ortstreu geltenden<br />

Tierarten wird es immer ein paar Individuen<br />

geben, die sich auf die Wanderschaft<br />

begeben, um neue Lebensräume<br />

zu erobern. Bei Insekten sind es übrigens<br />

oft die älteren Weibchen, die sich auf den<br />

Weg machen. Nachdem sie einen Gutteil<br />

ihrer Eier im heimatlichen Lebensraum<br />

abgelegt haben, um dort den Fortbestand<br />

zu sichern, gehen sie mit den restlichen<br />

Eiern auf die ungewisse Reise<br />

zu neuen Siedlungsgebieten.<br />

Das sorgt für genetische<br />

Durchmischung getrennter<br />

Populationen und ermöglicht die<br />

Besiedlung neu entstandener, noch<br />

unbesetzter Lebensräume. Als Beispiel<br />

sei ein für mich höchst außergewöhnlicher<br />

eigener Fund angeführt: In einer<br />

tropisch warmen Sommernacht Mitte<br />

Juli fand sich zu meiner großen Überraschung<br />

eine Blauflügelige Sandschrecke<br />

(Sphingonotus caerulans) an einer<br />

Lichtquelle in meinem Garten am linken<br />

Niederrhein ein. Diese Beobachtung ist<br />

insofern bemerkenswert, als die nächsten<br />

bekannten Vorkommen der Art et-


wa 30 Kilometer entfernt vom Fundort<br />

liegen. Und selbst, wenn es mittlerweile<br />

unentdeckte näher gelegene Vorkommen<br />

geben sollte – die Art ist ja in kontinuierlicher<br />

Ausbreitung begriffen – so sind<br />

in unmittelbarer Nähe des Fundortes<br />

keinerlei potenziell besiedelbare Flächen<br />

vorhanden. Nun gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten<br />

für diesen Fund:<br />

Entweder war es ein verschlepptes Tier,<br />

das passiv in die Nähe des Fundortes gelangt<br />

ist, oder aber es handelte sich auch<br />

in diesem Fall um einen aktiven Ausbreitungsflug.<br />

Unterstellen wir Letzteres,<br />

dann hätte das Tier auf jeden Fall einen<br />

nächtlichen Flug von mehreren Kilometern<br />

hinter sich gehabt, was selbst für<br />

eine als sehr flugtüchtig geltende Heuschreckenart<br />

eine recht beachtliche Entfernung<br />

darstellt. Und dass die eigentlich<br />

als tagaktiv geltende Art tropenwarme<br />

Sommernächte zur Ausbreitung nutzt,<br />

wurde bisher auch kaum beobachtet.<br />

BRÜTEN IN DER TIEFEBENE<br />

Ein ornithologisches Highlight des letzten<br />

Sommers war sicher der junge (Östliche)<br />

Kaiseradler (Aquila heliaca), der<br />

sich bereits ab Ende Mai am Randower<br />

Bruch in der Uckermark aufhielt und<br />

dort von vielen Beobachtern bis in den<br />

Herbst hinein immer wieder beobachtet<br />

werden konnte. Die nächsten Brutvorkommen<br />

des imposanten Greifvogels liegen<br />

in Ostösterreich, zwei Drittel der auf<br />

knapp 250 Brutpaare geschätzten mitteleuropäischen<br />

Population entfallen auf<br />

Ungarn, wo die Art vor allem die Tiefebene<br />

besiedelt. Als typische Steppenart<br />

bevorzugt der Kaiseradler offene Landschaften<br />

mit einem hohen Angebot an<br />

Kleinsäugern bis Hasengröße. Jenseits<br />

von Europa erstreckt sich das Brutgebiet<br />

der Art weit in die Steppenzonen Zentralasiens<br />

hinein, doch wird der Weltbestand<br />

auf nur maximal 5.000 Brutpaare<br />

geschätzt. Mit einem Terekwasserläufer<br />

(Xenus cinereus) zeigte sich in der<br />

ersten Septemberdekade eine weitere<br />

große Seltenheit bei uns: Ein mit Rotschenkeln<br />

vergesellschafteter Vogel<br />

wurde am Jadebusen bei Dangast<br />

entdeckt und bereits<br />

im August hielt sich ein<br />

Tier auf Sylt auf. Mit einer<br />

Bergkalanderlerche<br />

(Melanocorypha bimaculata)<br />

wurde von einem<br />

NATUR-SAISON<br />

Acker bei Herbstadt in Bayern eine Rarität<br />

gemeldet, deren Identifizierung allein<br />

schon eine Herausforderung darstellt.<br />

Ein Tier dieser von Kleinasien bis China<br />

verbreiteten Lerche hielt sich dort über<br />

mehrere Tage stationär auf und wurde<br />

von vielen extra angereisten Hobbyornithologen<br />

beobachtet. Zuletzt sei<br />

noch auf den höchst bemerkenswerten<br />

Fund eines Seggenrohrsängers<br />

(Acrocephalus<br />

paludicola) im Rahmen einer<br />

Beringungsaktion<br />

bei Frankfurt/<br />

Main hingewiesen.<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=hermelin<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=kaiseradler<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=sandschrecke<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=bergkalanderlerche<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=mergellus_albellus<br />

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NATUR-REISE<br />

VON QUETZAL UND<br />

BLAUSCHEITELMOTMOT<br />

Unser Autor ging im Naturparadies<br />

Costa Rica auf Fotopirsch – und war nicht<br />

nur von den Kolibris begeistert.<br />

Text und Fotos von Falko Düsterhöft<br />

36<br />

01 Das Naturschutzgebiet La Ensenada liegt im Nordwesten des Landes.


NATUR-REISE<br />

Angekommen in der Nähe von<br />

Aguas Zarcas werde ich bereits<br />

am ersten Morgen von den Geräuschen<br />

der Kolibris geweckt. Ich liebe<br />

die typischen Pieptöne und das Schwirren<br />

der unfassbar schnellen Flügelschläge.<br />

Bevor man die Elfen mit dem Auge<br />

entdeckt, kündigen sie sich damit an.<br />

Mehr als 50 Arten gibt es in Costa Rica.<br />

Da ist die Bestimmung oft gar nicht<br />

einfach – insbesondere der farblich etwas<br />

unscheinbareren Weibchen. Diese<br />

sind oft einfach weiß-grün, während<br />

die Männchen der gleichen Art in allen<br />

erdenklichen Farben schillern. Ein weit<br />

verbreiteter Kolibri in Costa Rica ist<br />

die Braunschwanzamazilie. Diese hat<br />

ein ausgeprägtes territoriales Verhalten.<br />

Sobald ein anderer Kolibri in ihrem<br />

Revier an Blüten erscheint, kommt der<br />

vermeidliche »Platzhirsch« angeflogen.<br />

Der Eindringling wird vehement aus<br />

dem Revier verjagt.<br />

Mit Kolibris kann man in Costa<br />

Rica überall rechnen, wo etwas blüht.<br />

Allerdings kann die Anzahl und Dichte<br />

stark variieren. So gibt es in Gärten oder<br />

Parks, in denen trotz gutem Blütenangebot<br />

nur selten einmal ein Kolibri auftaucht.<br />

Ganz anders auf dem Gelände<br />

bestimmter Lodges oder in Nationalparks.<br />

Hier wimmelt es oft nur so von<br />

Kolibris. An manchen Orten werden<br />

die bereitgestellten Feeder, kleine Futterstellen,<br />

gar nicht beachtet. Anscheinend<br />

ist dort das Angebot an natürlichen<br />

Blüten reichhaltig genug. Andernorts<br />

hingegen herrscht ein reges Treiben<br />

an den künstlichen Futterquellen.<br />

REVIER IM HOCHTAL<br />

Der Nationalpark Los Quetzales ist<br />

Heimat eines einzigartigen Vogels, des<br />

Quetzals. Der Park erstreckt sich südlich<br />

der Panamericana-Route etwa 20<br />

Kilometer vor und hinter dem Abzweig<br />

nach San Gerardo de Dota. Das Gebirge<br />

ist hier bis zu 3.<strong>45</strong>0 Meter hoch. Der<br />

Nationalpark gilt als eines der besten<br />

Reviere zur Beobachtung des Quetzals.<br />

Die Straße schlängelt sich zehn Kilometer<br />

hinunter in ein Hochtal auf etwa<br />

2.000 Metern Höhe. Es gibt einige gut<br />

organisierte Lodges mit Wanderwegen<br />

zur Vogelbeobachtung. Die Anlagen der<br />

Lodges sind reichhaltig mit Blütensträuchern<br />

bepflanzt, sodass normalerweise<br />

eine hohe Anzahl an Kolibris anwesend<br />

ist. Natürlich ist das Highlight, hier einen<br />

Quetzal zu Gesicht zu bekommen.<br />

Eigentlich eine einfache Übung – wenn<br />

man weiß, wo er morgens und teilweise<br />

auch abends zur Nahrungsaufnahme<br />

erscheint. Allerdings ändert sich dies<br />

immer nach Jahreszeit und Nahrungsangebot,<br />

sodass es doch nicht ganz so<br />

einfach ist, ohne einen Tipp von Einheimischen.<br />

Wie ich erfahre, sind die<br />

stachelbeergroßen Früchte des wilden<br />

Avocadobaums ein Hauptbestandteil<br />

der Nahrung des Quetzals. Kennt man<br />

den Standort eines Baumes, der noch<br />

reichlich Früchte trägt, ist die Chance<br />

hoch, den Quetzal dort auch zu sehen.<br />

Mir war es vergönnt, den Quetzal an<br />

einem Morgen gegen 5:30 Uhr zu entdecken.<br />

Vorher hatte ich bereits zwei<br />

Abende allein vergeblich auf den Vogel<br />

gewartet. Um so überraschter war<br />

ich, als am folgenden Morgen an dem<br />

gleichen Ort etwa 35 Gleichgesinnte<br />

anwesend waren. Eigentlich hatte ich<br />

mir meine erste Begegnung mit diesem<br />

einzigartigen Vogel etwas privater<br />

37<br />

02 Der Halsbandarassari gehört zur<br />

Familie der Tukane und kommt in ganz<br />

Mittelamerika vor.<br />

03 Am Rio San Luis findet man unter<br />

anderem den Grünfischer.<br />

04 Die Braunschwanzamazilie hat ein<br />

ausgeprägtes territoriales Verhalten.<br />

05 Der Eichelspecht ist so groß wie unser<br />

Buntspecht, lebt aber in Nord- und<br />

Südamerika.


NATUR-REISE<br />

38<br />

vorgestellt. Zum Glück entschädigte<br />

die Anmut und Schönheit, die dieser<br />

Vogel ausstrahlt.<br />

LOHNENSWERTER ORT<br />

Das Naturschutzgebiet La Ensenada<br />

dagegen ist ein Kleinod der Ruhe. Es<br />

liegt direkt am Pazifischen Ozean<br />

im Nordwesten von Costa Rica und<br />

ist Teil einer privaten Lodge. Für ein<br />

paar Dollar kann man die acht Rundwanderwege<br />

nutzen und an Strand,<br />

Mangroven, auf Wiesen und in Wäldern<br />

nach Vögeln Ausschau halten.<br />

Bereits in den Bäumen an der Rezeption<br />

leben Langschwanzhäher und<br />

Blauscheitelmotmot. Einige Wege<br />

führen am Ozean entlang, wo unter<br />

anderem Braunpelikane, Schneesichler,<br />

Nacktkehlreiher, Mangrovenreiher<br />

und Streifenreiher ihr Habitat<br />

haben. Die Wanderungen dauern<br />

zwischen zwei und vier Stunden und<br />

lohnen sich sowohl morgens als auch<br />

abends. Wer noch zum Anbruch der<br />

Dämmerung vor Ort ist, hat gute<br />

Chancen, die Mangrovenkreischeule<br />

zu hören und auch zu finden. Die<br />

Lodge bietet überdies Bootstouren<br />

entlang der Mangroven an, bei denen<br />

man die Wasservögel vom Boot aus<br />

beobachten kann. Insgesamt ein sehr<br />

lohnenswerter Ort ohne Fütterungsplatz<br />

und Menschenmassen!<br />

MYSTISCHER NEBELWALD<br />

Der im Nordwesten von Costa Rica<br />

ziemlich zentral im Landesinneren<br />

gelegene Nebelwald von Monteverde<br />

ist auch als Nebelwald (Cloud Forest)<br />

bekannt und liegt auf 1.400 bis 1.700<br />

Metern Höhe. Das Monte Verde<br />

Cloud Forest Reserve ist ein mystischer<br />

Nebelwald, den es über Wege<br />

und Hängebrücken zu erkunden gilt.<br />

Besondere Vogelarten sind hier neben<br />

dem Quetzal der Laucharassari,<br />

Rabengeier, Purpurkehlnymphe,<br />

Grünstirn-Brillantkolibri und Blauscheitelmotmot.<br />

Ein Geheimtipp ist<br />

auch das nahe dem Eingang gelegene<br />

Café. Hier werden zahlreiche Kolibris<br />

von den angebotenen Feedern angelockt.<br />

Nur einige Kilometer entfernt<br />

liegt das Santa Elena Reserve, das<br />

die gleichen Vogelarten beherbergt.<br />

Ersteres hat bis zu 300 Besucher am<br />

Tag, wohingegen es im letzteren wesentlich<br />

entspannter zugeht. So lässt<br />

sich aufgrund des geringeren Trubels<br />

die eine oder andere Art mehr beobachten.<br />

Unbedingt sollte vor den<br />

Öffnungszeiten der Parks auf den<br />

Zufahrtsstraßen nach Vögeln Ausschau<br />

gehalten werden. Hier werden<br />

regelmäßig Trogons oder Quetzale<br />

gesichtet. Auch auf der Anreise nach<br />

Monteverde sind die Straßen bestens<br />

geeignet, um nach Tieren Ausschau<br />

zu halten. Unter anderem kann man<br />

hier auch auf Brüllaffen stoßen. Sehr<br />

lohnend ist der Rio San Luis, der im<br />

Gebirge von Monteverde entspringt.<br />

Hier kommen Amazonasfischer und<br />

Grünfischer vor. Um letzteren zu<br />

fotografieren, musste ich den Fluss<br />

durchqueren, wobei ich zum Glück<br />

nicht samt Ausrüstung darin gelandet<br />

bin. Überraschenderweise hat mich<br />

der Grünfischer bis auf fünf bis sechs<br />

Meter an sich herangelassen.<br />

TOURISTISCH VERMARKTET<br />

Der Tourismus spielt in Costa Rica<br />

eine große Rolle, und viele Einwohner<br />

sind auf ihn angewiesen. Weit<br />

verbreitet findet man Angebote für<br />

Ziplining (Seilrutsche), Quad-Touren,<br />

Night-Walks, Parks, und auch<br />

Fütterungsstationen. Auch die Regenwald-Abschnitte<br />

werden touristisch<br />

vermarktet. Auf der einen Seite<br />

ist es natürlich toll, dass die Einheimischen<br />

mit der Natur und den Touristen<br />

ihr Einkommen haben, was<br />

zu einem gewissen Lebensstandard<br />

führt. Den Einheimischen scheint es<br />

gut zu gehen. So wird niemand einem<br />

aufdringlich irgendetwas verkaufen<br />

wollen. Andererseits habe ich bis dato<br />

nirgends so viele Touristenattraktionen<br />

so konzentriert vorgefunden.<br />

Fütterungsplätze und Naturreservate<br />

mit vielen Touristen sind das Ergebnis.<br />

Normalerweise hat für mich die<br />

Begegnung mit der Natur und den<br />

Tieren auch etwas mit Abgeschiedenheit<br />

zu tun. Daher habe ich meine<br />

Fotos ohne geführte Touren oder<br />

Guides gemacht.<br />

Mehr von Falko Düsterhöft:<br />

www.nature-in-shots.de


NATUR-REISE<br />

Reiseinfos<br />

Die Anreise nach Costa Rica erfolgt<br />

in der Regel über die Flughäfen<br />

Juan Santamaria in San<br />

Jose oder Daniel Oduber Quiros<br />

in Liberia. Übernachtungen plant<br />

man am besten individuell per<br />

Internet. Hier lassen sich naturnahe<br />

Unterkünfte im Dschungel<br />

oder auf einer Kaffeeplantage<br />

organisieren. Darüber hinaus<br />

stehen zahlreiche Hotels und<br />

Lodges zur Verfügung. Vor einer<br />

Reise nach Costa Rica sollte man<br />

sich im Klaren darüber sein, was<br />

man erleben will. Geht es einem<br />

darum, so viele unterschiedliche<br />

Arten wie möglich zu sehen,<br />

empfiehlt es sich, Lodges und<br />

Touren oder Guides einzuplanen.<br />

Will man lieber die Natur auf<br />

eigene Faust entdecken, sollte<br />

man die Unterkünfte individuell<br />

planen. Allerdings wird man<br />

nicht darum herum kommen,<br />

einige private Parks und Lodges<br />

zu besuchen, um die ein oder<br />

andere Art zu sehen. Die beste<br />

Reisezeit für Costa Rica ist während<br />

der Trockenzeit zwischen<br />

Dezember und April.<br />

Literaturempfehlung<br />

»A Bird-Finding Guide to Costa<br />

Rica« von Barrett Lawson (26, 99<br />

Euro, ISBN 978-0801475849) und<br />

»The Birds of Costa Rica« von<br />

Richard Garrigues (26, 20 Euro,<br />

ISBN 978-0801479885).<br />

Das erste Buch stellt die besten<br />

Beobachtungsplätze des<br />

gesamten Landes vor. Das<br />

andere beschreibt alle Vogelarten,<br />

die in Costa Rica vorkommen.<br />

06 Der Quetzal ist ein einzigartiger Vogel.<br />

07 Die Vulkanelfe gehört zur Familie der Kolibris.<br />

08 Braunpelikane sind am Ozean zu Hause.<br />

39


NATUR-BESTIMMUNG<br />

KÖPFCHEN<br />

UNTER WASSER ...<br />

40<br />

…Schwänzchen in die Höh'! Martin<br />

Kraft gibt Tipps zur Bestimmung unser<br />

Schwimm-/Gründel-Enten.<br />

STOCKENTE<br />

(Anas platyrhynchos)<br />

Länge: 50 bis 60 Zentimeter<br />

Spannweite: 81 bis 95 Zentimeter<br />

Habitus und Färbung: Größte und<br />

mit Abstand häufigste und bekannteste<br />

Gründelente mit kräftigem Körper,<br />

großem Kopf und Schnabel, kurzem<br />

Schwanz sowie (vor allem an der Basis)<br />

recht breiten Flügeln, deren Spitzen<br />

leicht gerundet sind. Im Flug ist ein<br />

pfeifendes Fluggeräusch zu hören. Adulte<br />

Männchen im Prachtkleid unverkennbar<br />

mit grün oder bläulich schillerndem<br />

Kopf, weißem Halsring, dunkelbrauner<br />

Brust, grauem Bauch und grauen Flanken<br />

und recht dunklem, unterem Rücken<br />

und Oberschwanzdecken. Schwanzaußenkanten<br />

weiß, mittlere Steuerfedern<br />

ringelförmig aufwärts gebogen. Rücken<br />

und Flügel überwiegend graubraun mit<br />

weiß eingefasstem, bläulich schimmerndem<br />

Spiegel. Beine orange, Schnabel<br />

gelblich oder gelbgrün. Adulte Weibchen<br />

überwiegend braun mit dunkler Musterung<br />

auf Rücken, Schulter, Brust und<br />

Bauch. Beige-weißlicher Überaugenstreif<br />

und dunkler Augenstreif auch im<br />

Flug erkennbar. Flügel braun bis beige<br />

mit ebenfalls weiß eingefasstem, grünem<br />

Spiegel. Schnabel orange oder gelborange<br />

bis bräunlich mit unterschiedlichem<br />

Schwarzanteil. Adulte Männchen im<br />

Sommerkleid (Ende Mai/Anfang Juni bis<br />

etwa Mitte September sehr ähnlich den<br />

adulten Weibchen, aber immer mit dunklerer<br />

Kappe, dunklerer Brust und gelbgrünlichem<br />

(selten bläulichem) Schnabel.<br />

Jungvögel adulten Weibchen sehr ähnlich,<br />

aber mit dunklerem Scheitel und feinerer<br />

Strichelung an den Flanken. Im Flug in allen<br />

Kleidern auffällig weiße Achselfedern.


NATUR-BESTIMMUNG<br />

SCHNATTERENTE<br />

(Anas strepera)<br />

Länge: <strong>45</strong> bis 56 Zentimeter<br />

Spannweite: 78 bis 90 Zentimeter<br />

Habitus und Färbung: Etwas kleiner<br />

und schlanker als Stockente, mit schmaleren,<br />

spitzeren Flügeln, kleinerem und<br />

rundlicherem Kopf, dünnerem Hals,<br />

spitzerem Schwanz und weißem Bauch.<br />

Weißer Spiegel vor allem bei adulten<br />

Männchen und adulten Weibchen auffallend,<br />

bei Jungvögeln weniger deutlich.<br />

Adulte Männchen im Prachtkleid mit<br />

bräunlichem Kopf, dunkel melierter,<br />

grauer Brust, schwarzem<br />

Steiß, braunem<br />

Schwanz, hellem<br />

Bauch<br />

und grau-bräunlichen Flügeln.<br />

Neben dem kleinen, weißen<br />

Spiegel, der von den inneren<br />

Armschwingen gebildet wird, fallen<br />

im Flug auch rostbräunliche<br />

und schwarze Abzeichen auf den<br />

Oberflügeldecken auf. Die Unterflügel<br />

sind hell, ebenso der Bauch.<br />

Der Schnabel ist grau bis grauschwarz,<br />

die Beine sind gelblich-orange.<br />

Adulte Weibchen ähneln weiblichen<br />

Stockenten, doch etwas kleiner, mit<br />

weißem Bauch, etwas dunkleren Steuerfedern<br />

und weißem, innerem Spiegel<br />

(manchmal kaum auffallend) sowie<br />

mehr Orange an den Schnabelseiten.<br />

Kopf etwas grauer. Adulte Männchen<br />

im Sommerkleid ähnlich wie Weibchen,<br />

aber mit typischer Oberflügelzeichnung<br />

(s. o.). Jungvögel ähneln adulten Weibchen,<br />

aber mit braunerem Gefieder<br />

und grauerem Kopf, dieser mit dunkler<br />

Kappe und dunklem Augenstreif (auffälliger<br />

als bei adulten Weibchen). In<br />

allen Kleidern sind die unterschiedlich<br />

weiß ausgedehnten Bäuche sowie die<br />

weißen Unterflügel charakteristisch.<br />

SPIESSENTE<br />

(Anas acuta)<br />

Länge: 51 bis 62 Zentimeter (plus 10<br />

Zentimeter der verlängerten Schwanzfedern<br />

beim Männchen)<br />

Spannweite: 79 bis 87 Zentimeter<br />

Habitus und Färbung: Sehr aerodynamisch<br />

wirkendes Flugbild mit schlankem<br />

Körper, langen, schmalen und ziemlich<br />

spitzen Flügeln, recht langem, dünnem<br />

Hals mit deutlich abgesetztem Kopf und<br />

langem Schwanz (vor allem beim Männchen).<br />

Adulte Männchen im Prachtkleid<br />

unverkennbar mit braunem Kopf und<br />

Nacken, weißem Halsseitenstreif, der<br />

sich in Richtung Vorderhals verbreitert<br />

und auf die gesamte Brust und den<br />

Bauch ausdehnt. Am »Heck« gelblich mit<br />

schwarzen Unterschwanzdecken und<br />

verlängerten Steuerfedern, Spiegel grün<br />

mit rostbraunem Vorder- und weißem<br />

Hinterrand, ansonsten Flügel ziemlich<br />

grau. Im Flug fallen die verlängerten<br />

Schulter-<br />

federn<br />

kaum<br />

auf. Beine und Schnabel<br />

sind blaugrau. Ausgewachsene<br />

Weibchen<br />

ähneln weiblichen Stockenten,<br />

sind aber kleiner und etwas<br />

heller, mit bräunlichem Hals, melierter<br />

Brust und spitzerem Schwanz, bräunlich-grünem<br />

Spiegel, der vorne schmal<br />

und hinten breit weiß gesäumt ist, sowie<br />

grauen Beinen und Schnabel. Adulte<br />

Männchen im Sommerkleid adulten<br />

Weibchen sehr ähnlich, aber Kopf brauner,<br />

Schirmfedern grauer, Schnabel am<br />

First dunkel und an den Seiten blaugrau,<br />

Schwanz etwas spitzer. Jungvögel ähneln<br />

adulten Weibchen, aber insgesamt<br />

etwas dunkler und diffuser gezeichnet,<br />

Spiegel matter braun, hinten mit<br />

schmalem, weißem Rand. Junge Männchen<br />

oft mit grünlich getöntem Spiegel.<br />

PFEIFENTE<br />

(Anas penelope)<br />

Länge: 42 bis 50 Zentimeter<br />

Spannweite: 75 bis 87 Zentimeter<br />

01 Diese Stockente zeigt, woher Gründelenten<br />

ihren Namen haben. / Jack Perks<br />

02 Köpfchen unter Wasser ... Ein Stockenten-Erpel.<br />

/ A. Nothegger, Arco Images<br />

03 Zwei männliche Löffelenten im<br />

Anflug. / Daniele Occhiato, Agami<br />

‣ 04 Im Flug ist der schöne blaue Spiegel<br />

dieses Stockenten-Erpels gut zu sehen. /<br />

Daniele Occhiato, Agami<br />

‣ 05 Der Krickenten-Erpel ist durch seine<br />

auffällige Kopffärbung unverkennbar. /<br />

Markus Varesvuo, Agami<br />

Habitus und Färbung:<br />

Ähnlich aerodynamisches Flugbild wie<br />

Spießente, aber kleiner und kompakter,<br />

mit kürzerem und etwas dickerem Hals<br />

sowie rundlichem Kopf. Flügel lang,<br />

schmal und spitz. Schwanz ebenfalls<br />

zugespitzt, aber nicht so auffällig wie<br />

bei der Spießente. Adulte Männchen<br />

im Prachtkleid haben rostbraunen Kopf<br />

und Hals sowie einem gelblichen Stirnund<br />

Scheitelstreif, Brust graurosa, Steiß<br />

weiß und schwarz, Rücken, Flanken und<br />

Flügel sind überwiegend grau. Flügel mit<br />

grünem Spiegel und auffälligen, weißen<br />

Oberflügeldecken, Unterflügel grauweiß,<br />

Bauch vor allem im Zentrum hell.<br />

Schnabel blaugrau mit dunkler Spitze,<br />

Beine dunkelgrau. Adulte Weibchen<br />

überwiegend rost- bis graubraun mit<br />

grauem Oberflügel, dunklem Spiegel,<br />

hellen inneren Armfedern und hellem<br />

Unterflügel. Bauch weiß, scharf von<br />

brauner Brust getrennt, Schnabel grau<br />

mit schwarzer Spitze. Adulte Männchen<br />

im Sommerkleid ähnlich adulter<br />

Weibchen, aber insgesamt rostbrauner,<br />

am Rücken grauer und stets mit weißen<br />

Oberflügeldecken. Jungvögel ähnlich<br />

adulter Weibchen, aber mit schmutzig<br />

weißen Federrändern der Flügeldecken,<br />

junge Männchen insgesamt rostbrauner<br />

und manchmal schon im Herbst mit<br />

41


NATUR-BESTIMMUNG<br />

hellem Stirn- und Scheitelstreif sowie<br />

schwarzem Steiß, Armflügelfeld aber bis<br />

zum Frühjahr graubraun und nicht weiß.<br />

LÖFFELENTE<br />

(Anas clypeata)<br />

Länge: 44 bis 52 Zentimeter<br />

Spannweite: 73 bis 82 Zentimeter<br />

Habitus und Färbung: Merklich<br />

schlanker und kleiner als Stockente,<br />

mit spitzeren Flügeln und sehr großem<br />

Löffelschnabel. Die Flügel setzen durch<br />

andere Proportionen scheinbar (!) weiter<br />

hinten als bei anderen Schwimmenten<br />

an. Schwanz weniger spitz als bei<br />

Spieß- und Pfeifente. Adulte Männchen<br />

im Prachtkleid mit grünlichem schillerndem<br />

Kopf (wirk schwarz in der Ferne),<br />

weißer Brust, kastanienbraunem Bauch<br />

und Flanken, blaugrauen Oberarmdecken,<br />

überwiegend hellen Unterflügeln,<br />

grünem Spiegel, dunklem Schnabel,<br />

heller Iris und orangeroten Beinen.<br />

Adulte Weibchen ähneln weiblichen<br />

Stockenten, aber mit deutlich größerem<br />

Schnabel, grauen Oberarmdecken, sehr<br />

hellen Unterflügeln, die zum dunkleren<br />

Bauch kontrastieren sowie fehlendem<br />

weißem Armschwingen-Hinterrand.<br />

Weißer Hinterrand der großen Oberarmdecken<br />

weniger auffallend als beim<br />

Männchen, Iris dunkel. Adulte Männchen<br />

im Sommerkleid ähneln adulten<br />

Weibchen, aber mit dunklerem Bauch<br />

und Flanken, bläulichen Oberarmdecken,<br />

dunklerem Kopf und heller Iris.<br />

Pfeifente<br />

Saverio Gatto<br />

dunkelgrau am Oberflügel<br />

blaugrauer<br />

Schnabel<br />

dunkle Iris<br />

Schnabelbasis oft<br />

orangebraun<br />

weißer Bauch (nicht im Bild)<br />

insgesamt<br />

unscheinbar braune Färbung<br />

42<br />

überwiegend graue<br />

bis rostbraune Färbung<br />

Knäkente<br />

Saverio Gatto<br />

dunkler Augenstreif<br />

heller Überaugenstreif<br />

etwas grauerer Kopf als Stockente<br />

dunkle<br />

Oberflügeldecken<br />

Schnatterente<br />

Walter Soestbergen<br />

dunklere Iris<br />

als das Männchen<br />

dunklere Steuerfedern als die Stockente<br />

deutlich orange am Schnabel<br />

auffälliger<br />

Löffelschnabel


Nicht selten zeigen Männchen im Sommerkleid<br />

zwischen Schnabel und Auge<br />

einen weißlichen Halbmond. Jungvögel<br />

ähnlich wie adulte Weibchen, aber mit<br />

zierlicherem Löffelschnabel, hellerem<br />

Bauch, dunklerem Scheitel und Hinterhals<br />

sowie feinerer Flankenfleckung.<br />

Junge Männchen ab etwa Dezember als<br />

solche schon erkennbar, da Brust rasch<br />

heller und Flanken rotbrauner werden.<br />

KRICKENTE<br />

(Anas crecca)<br />

Länge: 34 bis 38 Zentimeter<br />

Spannweite: 53 bis 59 Zentimeter<br />

Habitus und Färbung: Kleinste Ente<br />

Europas, nur etwa halb so groß wie Stockente.<br />

Hals recht kurz und Kopf verhältnismäßig<br />

groß (wirkt daher vorderlastig),<br />

Flügel recht lang, schmal und spitz. Aus<br />

der Ferne dunkelgrau mit weißlichem<br />

Bauch. Adulte Männchen im Prachtkleid<br />

mit kastanienbraunem Kopf, der<br />

NATUR-BESTIMMUNG<br />

über und hinter dem Auge ein gelb eingefasstes,<br />

grünliches Band zeigt. Körper<br />

vorwiegend grau mit schwarz umrahmtem,<br />

gelblichem Steißfleck, grünlichem<br />

Spiegel, der vorn breit weiß und am Hinterrand<br />

der Armschwingen schmal weiß<br />

eingefasst ist (auch auf die Distanz noch<br />

gut sichtbar). Schnabel und Iris sind dunkel.<br />

Adulte Weibchen unscheinbar braun<br />

mit ähnlicher Oberflügelzeichnung wie<br />

adulte Männchen, Bauch etwas heller<br />

als Brust, Unterflügel mit weißlichem<br />

Krickente<br />

Markus Varesvuo<br />

Spießente<br />

Brian E. Small<br />

weniger kontrastreiche<br />

Kopfzeichnung als Knäckente<br />

bräunlicher Hals<br />

spitzer Schwanz<br />

kontrastreiche Kopfzeichnung<br />

mit dunkler Kappe<br />

melierte Brust<br />

insgesamt kleiner und heller als die Stockente<br />

43<br />

dunkler Schnabel<br />

heller Überaugenstreif<br />

Stockente<br />

Saverio Gatto, Agami<br />

graue Oberarmdecken<br />

mit weißem Hinterrand<br />

braune Grundfarbe<br />

mit dunklem Muster<br />

hell eingefasster Spiegel<br />

Löffelente<br />

Walter Soestbergen<br />

Schnabel orange mit unterschiedlich starken schwarzen Anteilen


NATUR-BESTIMMUNG<br />

Längsband zwischen dunklem Vorderund<br />

Hinterrand. Kopfzeichnung aus<br />

der Nähe weniger kontrastreich als bei<br />

Knäkente. Helle Schwanzaußenkanten<br />

auch im Flug zeitweise sichtbar. Iris<br />

und Schnabel sind dunkel. Schnabel oft<br />

orange-bräunlich an der Basis. Adulte<br />

Männchen im Sommerkleid ähnlich wie<br />

adulte Weibchen, aber mit dunklerem<br />

Bauch und Flanken, etwas dunklerem<br />

Scheitel, vorne breiter weiß eingefasstem<br />

grünlichem Spiegel und breiter weißen<br />

Schwanzaußenkanten. Jungvögel ähneln<br />

ebenfalls adulten Weibchen, aber in<br />

der Regel dunkler mit stärker gestreiften<br />

Flanken und zumeist mit vorn und<br />

hinten gleich breit weiß eingefasstem<br />

grünlichem Spiegel. Junge Männchen<br />

etwa ab Dezember als solche erkennbar.<br />

KNÄKENTE<br />

(Anas querquedula)<br />

Länge: 37 bis 41 Zentimeter<br />

Spannweite: 59 bis 67 Zentimeter<br />

Habitus und Färbung: Etwas größer<br />

als Krickente mit etwas längerem Hals,<br />

Schnabel und Schwanz, daher nicht so<br />

kompakt wirkend. Flügel recht lang, schmal<br />

und spitz mit hellerem Handflügel<br />

und bläulich-grauen Oberflügeldecken im<br />

Vergleich zur Krickente. Adulte Männchen<br />

im Prachtkleid mit braunem Kopf,<br />

weißem bis in den Nacken reichendem<br />

Überaugenstreif, dunkelbrauner Brust,<br />

hellgrau gemaserten Flanken und weißem<br />

Bauch (kontrastiert mit der braunen<br />

Spießente<br />

Menno van Duijn<br />

brauner Kopf<br />

Schnatterente<br />

Menno van Duijn<br />

44<br />

verlängerte<br />

Steuerfedern<br />

Fügel<br />

überwiegend grau<br />

weißer Seitenstreif<br />

am Hals<br />

grün oder blau<br />

schimmernder Kopf<br />

orangefarbener Schnabel<br />

Brust und<br />

Bauch weiß<br />

kleiner weißer Spiegel<br />

Stockente<br />

Saverio Gatto<br />

dunkler Steiß<br />

weißer Halsring<br />

Pfeifente<br />

Walter Soestbergen<br />

Kopf und Hals<br />

rostbraun<br />

beiger Stirnund<br />

Scheitelstreif<br />

dunkelbraune Brust<br />

überwiegend grauer Rücken<br />

überwiegend<br />

grauer Körper<br />

Krickente<br />

Ralph Martin<br />

schwarz-weißer Steiß<br />

graurosa Brust<br />

beiger Spiegel


Brust). Die bläulich-gauen Oberflügeldecken<br />

zeigen weiße Spitzen, die ein recht<br />

breites Band bilden. Der Hinterrand der<br />

Armschwingen ist zumeist etwas breiter<br />

weiß gesäumt. Dieses Merkmal ist aufgrund<br />

des helleren Vorderflügels nicht<br />

immer gut zu sehen, aus der Nähe aber<br />

ein gutes Unterscheidungsmerkmal zur<br />

Krickente. Schnabel und Iris sind dunkel.<br />

Adulte Weibchen braun mit dunkleren<br />

Oberflügeldecken und schmaler<br />

weiß eingefasstem Spiegel, hellem<br />

Bauch, kontrastreicher Kopfzeichnung<br />

mit dunkler Kappe, hellem Überaugenstreif,<br />

dunklem Augenstreif, hellem<br />

Zügel und hellem Streif unterm<br />

Auge sowie einfarbig grauem Schnabel.<br />

Kehle und vorderer Hals weißlich.<br />

Adulte Männchen im Sommerkleid<br />

ähneln adulten Weibchen, aber mit<br />

blaugrauen Oberflügeldecken, etwas<br />

breiter weißem Überaugenstreif und<br />

dunklerer Brust. Jungvögel ebenfalls<br />

ähnlich wie adulte Weibchen, aber in<br />

NATUR-BESTIMMUNG<br />

der Regel etwas dunkler (vor allem am<br />

Bauch) mit schmalem weißem Armschwingen-Hinterrand.<br />

Im Winter ist<br />

sie in Mitteleuropa nicht zu sehen. Als<br />

einzige Entenart der Alten Welt verbringt<br />

sie den Winter auf der Südhalbkugel<br />

in der Sahelzone und in Indien.<br />

Weitere Bilder und Informationen zu<br />

Sichtungen der einzelnen Arten finden<br />

Sie wie immer im Internet unter:<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de.<br />

bräunlicher Kopf<br />

dunkler<br />

Schnabel<br />

brauner Kopf<br />

weißer Überaugenstreif<br />

reicht bis in den Nacken<br />

Knäkente<br />

Saverio Gatto<br />

grauer bis<br />

grauschwarzer Schnabel<br />

dunkel melierte Brust<br />

braune Brust<br />

mit dunkler Maserung<br />

hellgrau gemaserte<br />

Flanken<br />

bläulich-graue<br />

Oberflügeldecken<br />

<strong>45</strong><br />

Bauch<br />

und Flanken<br />

grau<br />

mittlere Steuerfedern<br />

aufwärts gebogen und geringelt<br />

weiße<br />

Schwanzaußenkanten<br />

grün<br />

schillernder<br />

Kopf<br />

Löffelente<br />

Ralph Martin<br />

grünes Band<br />

großer dunkler<br />

Löffelschnabel<br />

helle Iris<br />

blaugraue<br />

Oberarmdecken<br />

kastanienbrauner<br />

Kopf<br />

dunkle Iris<br />

dunkler Schnabel<br />

weiße Brust<br />

kastanienbraune<br />

Flanken und Bauch


NATURGUCKER.DE<br />

NABU | NATURGUCKER-<br />

KONGRESS – SEIEN SIE DABEI !<br />

Zum fünften Mal richten <strong>naturgucker</strong>.de und der NABU ihren gemeinsamen Kongress<br />

Anfang November 2019 in Göttingen aus. Von Gaby-Schulemann-Maier<br />

46<br />

Über 68.000 Menschen melden<br />

inzwischen ihre Naturbeobachtungen<br />

auf <strong>naturgucker</strong>.de<br />

– eine Zahl, auf die wir sehr stolz sind.<br />

Ganz im Sinne unseres Netzwerkgedankens<br />

bieten wir Naturbegeisterten<br />

gemeinsam mit dem NABU neben unserer<br />

Online-Plattform einmal jährlich<br />

auch die Möglichkeit, im echten Leben<br />

zusammenzukommen: Auf dem NABU |<br />

<strong>naturgucker</strong>-Kongress haben Sie die<br />

Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen, Vorträge zu verschiedenen<br />

Themen rund um die Natur zu<br />

besuchen und uns auf eine Exkursion<br />

zu begleiten. Er findet vom 1. bis 3. November<br />

2019 in Göttingen in der Paulinerkirche<br />

statt. Damit haben wir uns für<br />

einen anderen Veranstaltungsort als in<br />

den Vorjahren entschieden, der aber ähnlich<br />

zentral in Deutschland gelegen ist.<br />

VORTRAG ZU KRANICHEN<br />

Am Freitagabend startet das offizielle<br />

Programm mit einer Begrüßung,<br />

gemeinsamem Essen sowie Musik.<br />

Außerdem wird der Biologe und Tierstimmen-Imitator<br />

Dr. Uwe Westphal<br />

sein Können live zum Besten geben.<br />

Der Samstag steht mit seinen vielen<br />

Vorträgen im Zeichen geballten Wissens.<br />

Spannende Einblicke in einen besonderen<br />

Ansatz, Tiere zu erforschen,<br />

bietet Dr. Bernhard Weßling. In seinem<br />

Vortrag »Stimmanalyse von Kranichen«<br />

geht er auf die Aspekte Individualerkennung,<br />

Monitoring, Artenschutz, Kranich-Kommunikation<br />

und -Emotionen<br />

ein. Weitere Referate beschäftigen sich<br />

mit Themen wie Orchideen und Klimawandel,<br />

Wildbienen, Schlafverhalten<br />

der Blaumeisen, Naturschutz auf dem<br />

Balkan, unserer diesjährigen Untersuchung<br />

zum Artenwissen (arten|pisa).<br />

Außerdem kommt das NABU-Projekt<br />

»Fairpachten« hinzu, das am Abend eine<br />

Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt,<br />

verliehen durch einen Vertreter des<br />

Bundesamtes für Naturschutz (BfN),<br />

erhalten wird. Darüber hinaus besteht<br />

das Abendprogramm aus Musik, leckerem<br />

Essen und einem Film des aktiven<br />

Naturguckers Gerwin Bärecke. Unterstützt<br />

durch die Naturscouts Leinetal<br />

e. V. erkunden wir am Sonntag die<br />

Leinepolder zwischen Einbeck und Northeim.<br />

Zahllose Wasservögel überwintern<br />

in diesem beeindruckenden Schutzgebiet.<br />

Mehr Infos und Anmeldeformular unter:<br />

www.<strong>naturgucker</strong>-kongress.de


REZENSIONEN<br />

Lesestoff für Naturfreunde<br />

Thea Wittmann stellt Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vor.<br />

VATER<br />

DER PFLANZEN-<br />

GEOGRAFIE<br />

In diesem Jahr im September<br />

wäre Alexander von Humboldt<br />

(1769–1859) 250 Jahre<br />

alt geworden. Er war ein<br />

Ausnahme-Wissenschaftler,<br />

sein Forschungsgebiet die<br />

Botanik. Humboldt reiste,<br />

zeichnete, katalogisierte, ordnete<br />

und stellte Beziehungen<br />

her, von denen bis dahin niemand<br />

etwas ahnte. Dass es<br />

weltweite ökologische Zusammenhänge<br />

gibt – Humboldt<br />

fand es heraus.<br />

Was es bedeutete, im<br />

18. Jahrhundert Forschungsreisen<br />

bis nach Sibirien oder<br />

Havanna zu unternehmen,<br />

Pflanzen in freier Wildbahn<br />

zu erforschen, ihrer Verbreitung<br />

über die Erde zu folgen,<br />

davon erzählen der Botaniker<br />

Adrian Möhl und der Literaturwissenschaftler<br />

Oliver<br />

Lubrich in diesem wunderschönen<br />

Band. Historische<br />

Abbildungen (auch Humboldt-Zeichnungen),<br />

Dokumente<br />

und Karten machen<br />

die Reisewege, Beobachtungen<br />

und Gedanken Humboldts<br />

mit erzählerischer<br />

Leichtigkeit nachvollziehbar.<br />

Ein beeindruckendes Buch<br />

über einen Forscher, dessen<br />

Vermächtnis unser Verständnis<br />

der Natur verändert und<br />

die moderne Pflanzenwissenschaft<br />

begründet hat.<br />

Oliver Lubrich, Adrian Möhl:<br />

Botanik in Bewegung.<br />

Alexander von Humboldt und<br />

die Wissenschaft der Pflanzen,<br />

Haupt Verlag, 272 Seiten,<br />

39,90 Euro, www.haupt.ch<br />

RÄUBERISCHE<br />

SECHSBEINER<br />

Dieser kleine Bildband präsentiert<br />

uns in eindrucksvollen<br />

Makrofotos, dass auch<br />

unsere heimischen Insekten<br />

Raubtiere sind. Ihre Jagdtechniken<br />

sind raffiniert, ihre<br />

Strategien ausgeklügelt. Es<br />

gibt Fallensteller (Ameisenlöwe)<br />

und Flugjäger (Hornisse),<br />

Insekten, die sich an<br />

ihre Opfer anpirschen, und<br />

Schwimmjäger wie den Gelbrandkäfer,<br />

der fast wie ein<br />

Fisch mit Beinen aussieht.<br />

Auch der beliebteste aller<br />

Räuber, der Marienkäfer,<br />

ist nicht zimperlich, wenn<br />

er auf Blattlaus-Beute trifft.<br />

Das Buch gibt einen noch nie<br />

gesehenen Einblick, wie die<br />

sechsbeinigen Räuber lauern<br />

und stöbern und ihre Beute<br />

im Schwimmen, Fliegen oder<br />

Gleiten überfallen. Kurze<br />

Texte erklären ihre Taktik<br />

und zeigen die Insektenwelt<br />

in einem ganz neuen Licht.<br />

Lorem ipsum dolor sit amet,<br />

Hubert Handmann:<br />

Das große Fressen. Lauern,<br />

stöbern, jagen, räubern,<br />

Kosmos Verlag, 160 Seiten,<br />

16,99 Euro, www.kosmos.de<br />

TREUE FREUNDE<br />

Kann man Tiere pflanzen?<br />

»Selbstverständlich«, meint<br />

Autorin Ulrike Aufderheide,<br />

Diplom-Biologin und<br />

Planerin naturnaher Gärten.<br />

Sie ist gewohnt, dass dieser<br />

Satz Kopfschütteln hervorruft.<br />

Mit »Tiere pflanzen« ist<br />

auch nicht das Einbuddeln<br />

eines Kleinnagers gemeint,<br />

sondern eine Folgewirkung:<br />

Wenn Naturgärtner<br />

eine bestimmte Auswahl<br />

an Pflanzen treffen – vor<br />

allem einheimische Wildpflanzen<br />

–, dann locken<br />

sie damit Tiere an, die genau<br />

diese Pflanzen suchen.<br />

Das funktioniert nach dem<br />

Schlüssel-Schloss-Prinzip.<br />

Manche Pflanzen- und Tierarten<br />

haben sich im Laufe<br />

der Evolution aneinander<br />

angepasst. Sie bilden eine<br />

Lebensgemeinschaft. Wo<br />

der Wasserdost wächst, ist<br />

das Tagpfauenauge nicht<br />

weit. Wer eine Eberesche<br />

pflanzt, darf den Dompfaff<br />

als Gast erwarten. 18 dieser<br />

Tier-Pflanzen-Beziehungen<br />

hat Aufderheide erforscht<br />

und zusammengetragen. Sie<br />

erklärt praxisnah, worauf es<br />

ankommt, damit die Symbiosen<br />

im Garten gelingen.<br />

Außerdem: Pflanzentabellen<br />

für 18 attraktive Lebensräume<br />

im Naturgarten, nach<br />

Standorten gegliedert.<br />

Tiere pflanzen. Faszinierende<br />

Partnerschaften zwischen<br />

Pflanzen und Tieren – 18<br />

attraktive Lebensräume im<br />

Naturgarten gestalten,<br />

Ulrike Aufderheide, Pala-<br />

Verlag, 173 Seiten,<br />

19,90 Euro, www.pala-verlag<br />

GROSSE HELDIN<br />

Erderwärmung, schmelzende<br />

Polkappen – als Greta<br />

Thunberg in der Schule vom<br />

Klimawandel erfährt, ist sie<br />

am Boden zerstört. Was<br />

kann sie tun? Jeanette Winter<br />

erzählt, wie die junge Schwedin<br />

mit ihrem Schulstreik<br />

fürs Klima eine weltweite<br />

Bewegung auslöste und die<br />

Welt zum Nachdenken bringt.<br />

Heute ist sie international bekannt,<br />

hält Reden bei wichtigen<br />

Veranstaltungen wie der<br />

UN-Klimakonferenz und ist<br />

eine der führenden Stimmen<br />

im Diskurs über die Rettung<br />

unseres Planeten. Als Heldin<br />

unserer Zeit inspiriert<br />

sie Millionen alte und junge<br />

Menschen.<br />

Jeanette Winter: Greta –<br />

wie ein kleines Mädchen zu<br />

einer großen Heldin wurde,<br />

Bilderbuch für Kinder ab<br />

6 Jahren, Knesebeck Verlag,<br />

40 Seiten, 14 Euro,<br />

www.knesebeck-verlag.de<br />

47


NATUR-KIND<br />

48<br />

Plastik ist überall: im Kühlschrank und<br />

im Schulranzen, auf Straßen, im Wald<br />

und im Meer – gerade dort, wo der<br />

Kunststoff nichts zu suchen hat, wird er<br />

zu einem riesigen Problem.<br />

Von Thea Wittmann<br />

D<br />

er<br />

Schokoriegel, den du so gerne<br />

isst? Hat eine Plastikhülle. Dein<br />

kuscheliger Fleece-Pulli? Besteht<br />

zu einem hohen Anteil aus Plastik. Ja,<br />

sogar in deinem Smartphone und in deinen<br />

Sneakers ist Kunststoff. Das Allzweck-Material<br />

ist aus unserem Alltag<br />

nicht wegzudenken. Wenn du mal drauf<br />

achtest, merkst du, dass Plastik dir offen<br />

oder versteckt in fast allem begegnet.<br />

Verdammt zäh<br />

Plastik ist ein tolles Material, es ist<br />

vielseitig, wasserdicht, flexibel, widerstandsfähig<br />

und dazu auch noch günstig.<br />

Das Problem: Viel Kunststoff steckt<br />

in Verpackungen, und die benutzen wir<br />

nur einmal. Dann werfen wir sie weg.<br />

Ein Teil davon lässt sich recyceln. Große<br />

Mengen wandern in Müllverbrennungsanlagen.<br />

Aber das meiste unseres Plastikabfalls<br />

wird Jahrzehnte auf der Erde<br />

und im Wasser bleiben.<br />

Werde Plastik-Sparer!<br />

Kunststoff völlig zu umgehen, ist fast<br />

unmöglich. Aber du kannst versuchen,<br />

im Alltag einfach weniger davon zu verbrauchen.<br />

Manches ist sogar ganz einfach.<br />

Wir haben sieben praktische Tipps,<br />

wie du Plastik ganz einfach links liegen<br />

lässt:


NATUR-KIND<br />

1. Kauf clever!<br />

Oft haben Süßigkeiten nicht nur eine<br />

Plastikhülle, sondern sind außerdem in<br />

kleine Portionen verpackt. Völlig übertrieben!<br />

Auch wenn's schwer fällt: Lass<br />

sie im Laden!<br />

2. Kommt nicht in die Tüte!<br />

Du brauchst keine Plastiktüte, wenn du<br />

immer einen Rucksack, eine Tasche oder<br />

einen Stoffbeutel dabei hast. Du kannst<br />

auch beim Bäcker Brot und Brötchen direkt<br />

in einen Beutel packen lassen. Schon<br />

wieder eine (Papier-)Tüte gespart!<br />

3. Spuck’s nicht aus!<br />

Spuck dein Kaugummi nicht auf die<br />

Straße! Tust Du sowieso nicht, ich<br />

weiß. Und das ist auch gut so. Denn<br />

Kaugummi besteht aus einem Kunststoffgemisch,<br />

und das klebt so gut,<br />

dass der Kaugummi mit viel Energie<br />

und Wasser wieder von der Straße<br />

gelöst werden muss. Frisch ausgespuckten<br />

Kaugummi fressen manchmal<br />

auch Vögel – und die können<br />

daran sterben.<br />

4. Seife statt Spender<br />

Werft ihr euren Seifenspender fürs Händewaschen<br />

weg, wenn er leer ist? Füll ihn<br />

lieber nach. Oder nimm ein gut duftendes<br />

Stück Seife, damit haben sich schon<br />

Opa und Oma die Hände gewaschen.<br />

5. Leitungswasser<br />

Pack deine eigene Wasserflasche<br />

ein, nimm sie zur Schule, zum<br />

Sporttraining mit. Es gibt sie auch<br />

aus Metall oder Glas. Die kannst Du überall<br />

mit Leitungswasser wieder auffüllen.<br />

6. Leckeres Pausenbrot<br />

Pack dein Pausenbrot in eine wiederverwendbare<br />

Dose. Es gibt inzwischen<br />

auch Dosen aus Metall. Die halten ewig.<br />

7. Spielzeug weitergeben<br />

Alte Spielsachen – Bausteine oder<br />

Spielfiguren – sind viel zu schade, um<br />

in den Müll zu wandern. Wenn du nicht<br />

mehr damit spielst, schenk sie jüngeren<br />

Kindern. Bestimmt freut sich jemand<br />

darüber!<br />

Es nützt nichts, Plastik auszusortieren<br />

und wegzuwerfen. Benutze das, was<br />

du sowieso schon hast weiter, bis es<br />

kaputt geht. Du fragst dich, ob Du als<br />

Einzelperson überhaupt etwas bewirken<br />

kannst? Na klar! Jedes Stück Plastik,<br />

das eingespart wird, verbraucht<br />

weniger Ressourcen und landet nicht<br />

im Müll.<br />

Buch-<br />

Verlosung<br />

Wir verlosen drei Exemplare des<br />

Sachbilderbuchs »Weniger ins<br />

Meer« von Hannah Wilson, erschienen<br />

bei ArsEdition. Darin erfährst<br />

Du, was Du tun kannst, um<br />

Müll zu vermeiden – nicht nur<br />

Plastikabfall, es geht um sämtliche<br />

Rohstoffe: Glas, Papier, Textilien,<br />

Metall und Lebensmittel.<br />

Interessiert? Dann<br />

schick uns eine<br />

Mail an: kontakt@<br />

bachstelzen-verlag.<br />

de oder schreib an<br />

Bachstelzen Verlag,<br />

Stichwort »Naturkind«,<br />

Sybelstraße<br />

3, 40239 Düsseldorf<br />

49


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50


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AM 21. DEZEMBER KOMMT DER NEUE NATURGUCKER !<br />

Neues aus der Tier, Pilz und Pflanzenwelt, Tipps zum Beobachten, Nachdenkliches und<br />

Merkwürdiges können Sie erfahren und großartige Fotos und Zeichnungen genießen.<br />

51<br />

VÖGEL UND BLUMEN<br />

Madeira hat das ganze Jahr über Saison.<br />

Die Insel ist allgemein verbunden<br />

mit dem Image der Blumeninsel.<br />

Schon auf dem Flughafen werden<br />

Strelitzien, Calla, Heliconien oder<br />

Anthurien als Mitbringsel verkauft.<br />

Aufgrund des weiterhin milden Klimas<br />

auf diesen makaronesischen<br />

Inseln konnten viele Pflanzen als<br />

Relikte sich dort bis heute erhalten,<br />

während sie auf dem Festland mit<br />

den Eiszeiten verschwanden. Auch<br />

die Tierwelt bietet unter anderem<br />

mit Monarchfaltern viele Raritäten.<br />

EULE MIT PELZFÜSSEN<br />

Kurz nachdem das letzte Licht<br />

verschwunden ist und die ersten<br />

Sterne herableuchten, hört man einen<br />

geheimnisvollen Ruf aus dem<br />

nächtlichen Forst. Ein flötendes »bubu-bü-bü«:<br />

Der Rufer ist ein männlicher<br />

Raufußkauz – die Balz der<br />

Eulen hat begonnen. Die Stimmung<br />

im Mondlicht ist magisch. Kein Wunder,<br />

dass die Kelten die Eule als hellsehendes<br />

Krafttier, das älteste der Erde,<br />

ansahen. Der kleine Raufußkauz lebt<br />

recht versteckt und ist auf Schwarzspecht-Baumhöhlen<br />

angewiesen.<br />

SCHNELLER JÄGER<br />

Der Fischotter war einst fast ausgerottet.<br />

Doch langsam erobert der<br />

Wassermarder seine alten Reviere<br />

wieder zurück. Ursprünglich besiedelte<br />

der Fischotter flächendeckend<br />

fast ganz Europa. Gegen Ende der<br />

1970er Jahre stand er in Europa aber<br />

kurz vor dem Aussterben. Denn sein<br />

warmes, dichtes Fell war äußerst begehrt.<br />

Das Fell unseres Eurasischen<br />

Fischotters hat pro Quadratzentimeter<br />

69.000 Wollhaare und 1.000<br />

Deckhaare. Stefan Leimer ging für<br />

uns auf die Pirsch.


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