2019/45 - 70 Jahre Hohenzollerische Zeitung
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1949 – <strong>2019</strong>:<br />
JAHRE
Johanna Röh,<br />
Tischlermeisterin<br />
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<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
3<br />
Editorial<br />
Unsere Aufgabe, unsere Pflicht<br />
und unsere Leidenschaft<br />
Wer eine <strong>Zeitung</strong>sseite umblättert, erzeugt<br />
eine zusammenhängende Kette<br />
von Geräuschen. Das Rascheln beginnt<br />
beim Anfassen des Papiers und endet<br />
erst wieder, wenn der Falz glattgestrichen<br />
wird. So war das all die <strong>Jahre</strong>, im Falle der<br />
<strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong> sind es nun<br />
exakt <strong>70</strong>.<br />
Erstmals erschien die HZ als Nachfolger<br />
des viel älteren „Zoller“ am 5. November<br />
1949. Sie mischt sich seitdem ein ins gesellschaftliche<br />
und politische Leben des<br />
<strong>Hohenzollerische</strong>n, das einst bekannt<br />
war vor allem für seine leistungsstarke<br />
Textilindustrie. Längst haben sich Hechingen,<br />
Burladingen, Haigerloch, Bisingen,<br />
Rangendingen, Grosselfingen und<br />
Jungingen gewandelt. Die selbstbewussten<br />
Kommunen sind ein Zentrum für<br />
Medizintechnik und Feinmechanik geworden<br />
und können ebenso bauen auf<br />
Unternehmen, die der Bekleidungsherstellung<br />
treu geblieben sind. Begleitet<br />
werden die Menschen im <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
nun seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n von einer <strong>Zeitung</strong>,<br />
die eins mit ihnen ist und die das<br />
Wort für sie ergreift. Wer sich so einmischen<br />
möchte, darf und kann dies nicht<br />
im Verborgenen tun. Wie auch das Lesen<br />
auf Papier erzeugen journalistische Recherche,<br />
beharrliches Nachfragen und<br />
kritische Kommentare ein permanentes<br />
Hintergrundrauschen. Als seriöse und<br />
unabhängige Tageszeitung sind wir gerne<br />
überall dabei. Weil es unser Job ist, unsere<br />
Aufgabe, unsere Pflicht und unsere<br />
Leidenschaft. Wir wollen wissen, warum<br />
die Dinge so sind, wie sie sind, und wir<br />
teilen unser Wissen gerne mit Ihnen, unseren<br />
Leserinnen und Lesern.<br />
Dazu benötigen wir ein starkes Team. Wir<br />
brauchen Redakteurinnen und Redakteure,<br />
die sich auf ein Arbeitsleben ohne<br />
pünktlichen Feierabend eingelassen<br />
haben und sich Tag für Tag neuen Themen<br />
und mitunter auch intellektuellen<br />
Herausforderungen stellen. Denn heute<br />
müssen sie Experte in Haushaltsrecht<br />
sein, morgen schreiben sie über gesundheitliche<br />
Auswirkungen von Feinstaub,<br />
und kaum ein Tag, der dem anderen<br />
gleicht. Die HZ versteht sich als Lokalzeitung<br />
durch und durch und baut seit<br />
ebenfalls <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n auf die Zusammenarbeit<br />
mit der auflagenstärksten <strong>Zeitung</strong>sgruppe<br />
Baden-Württembergs, der<br />
SÜDWEST PRESSE mit Sitz in Ulm und<br />
Korrespondentenbüros in Stuttgart und<br />
Berlin. Die HZ, das darf mit Stolz erwähnt<br />
werden, hat 1949 zu den Mitbegründern<br />
dieses erfolgreichen Verbunds gehört.<br />
Doch was wäre eine <strong>Zeitung</strong>, bestünde<br />
sie nur aus der Redaktion? Sie wäre um<br />
exakt jene Informationen ärmer, die auf<br />
den Anzeigenseiten zu finden sind. Vor<br />
allem: Sie würde den Großteil der Leser<br />
nie erreichen. Dazu braucht es Austräger,<br />
die auch Wind und Wetter nicht scheuen,<br />
es braucht die Kolleginnen und Kollegen<br />
der Druckvorstufe, an den Rotationsmaschinen,<br />
im Kundenservice-Center und<br />
von der Anzeigenabteilung. <strong>Zeitung</strong>sproduktion<br />
ist eine Tages- und Nachtaufgabe,<br />
denn wenn das letzte Exemplar gerade<br />
im Briefkasten landet, beginnen die<br />
Online-Kollegen schon wieder damit, die<br />
neuen Meldungen fürs Internet vorzubereiten.<br />
Das gab es freilich vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
noch nicht. Die damals junge Bundesrepublik<br />
Deutschland steuerte auf<br />
ein nie erwartetes Wirtschaftswunder zu,<br />
auf aufbegehrende Studenten Ende der<br />
1960er <strong>Jahre</strong>, auf die Mondlandung, auf<br />
die ersten Ölkrisen und Sonntagsfahrverbote,<br />
auf die zwei Mal jährliche Zeitumstellung,<br />
auf den Mauerfall und auf den<br />
Sieg bei vier Fußballweltmeisterschaften.<br />
Über all die <strong>Jahre</strong> hinweg ist die HZ die<br />
<strong>Zeitung</strong> für Hohenzollern geblieben.<br />
Auch nach der Kreisreform, als der Altkreis<br />
Hechingen im Zollernalbkreis aufgegangen<br />
ist. Es ist gut, dass es bis heute<br />
eine <strong>Zeitung</strong> gibt, die ihr Herz bei den<br />
Menschen in Hohenzollern hat, aber<br />
das große Ganze, also den Landkreis,<br />
aber auch die Region Neckar-Alb, trotzdem<br />
im Blick behält. Die HZ berichtet<br />
über die großen und ebenso die kleineren<br />
Dinge seriös, aber auch unterhaltend,<br />
spannend und hoffentlich nie belehrend.<br />
Selbstredend nicht allein in Papierform,<br />
Ihre <strong>Zeitung</strong> können Sie auch als E-Paper<br />
lesen. Dann raschelt es nicht mehr beim<br />
Umblättern, aber Sie können sicher sein:<br />
Auch künftig ist von Ihrer <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> viel zu hören. Und noch<br />
mehr zu lesen.<br />
Thomas Scherf-Clavel<br />
Geschäftsführer<br />
JAHRE
4 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Ein Fels in der Informationsbrandung ... 5<br />
HZ-Redaktionsleiter Ernst Klett zum Stellenwert der regionalen Tageszeitung<br />
Die HZ – das sind wir ... 6<br />
Die Abteilungen im Bild<br />
Grußworte von Staatsministerin Annette Widmann-Mauz und Landrat Günther-Martin Pauli ... 8<br />
Grußwort von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ... 9<br />
Phönix aus der Asche ... 11<br />
Die Gründung der HZ steht für die Wiedergeburt der freien Presse nach der Diktatur<br />
Das Jahr, in dem alles besser wurde ... 14<br />
Hechingen im Jahr 1949 – ein Gastbeitrag von Stadtarchivar Thomas Jauch<br />
Grußworte der Bürgermeister Philipp Hahn und Harry Frick ... 17<br />
Das Tempo nimmt zu ... 18<br />
Journalismus im digitalen Zeitalter von Instagram, Facebook, Twitter und Co.<br />
Die HZ als Medienpartner ... 22<br />
Ob Sport, Kultur oder Berufswahl – die <strong>Zeitung</strong> für Hohenzollern ist eine Stütze<br />
Die HZ bildet und tut Gutes … 23<br />
Eine feste Größe im <strong>Jahre</strong>slauf: Unsere Projekte „Wir lesen“ und „Gute Taten“<br />
Geliebtes „Fulltime-Hobby“ … 24<br />
Kino-Betreiber Ralf Merkel und die HZ sind einander seit Jahrzehnten verbunden<br />
Zur Nachfolge in vierter Generation bereit … 26<br />
Bonita und Wolfgang Grupp jr. über Trigema, <strong>Zeitung</strong>en und Burladingen<br />
Vom Zoller in die Welt … 28<br />
Ein Gastbeitrag der ARD-Nordamerika-Korrespondentin Claudia Buckenmaier<br />
Einbruch, Erdbeben und Königssärge … 30<br />
Ein Streifzug durch <strong>70</strong> von 1000 bewegten <strong>Jahre</strong>n auf der Burg Hohenzollern<br />
Die Rebellen aus Bisingen … 32<br />
„Rebellious Spirit“ standen – unterstützt von der HZ – schon auf großen Bühnen<br />
Grußworte der Bürgermeister Roman Waizenegger und Franz Josef Möller … 33<br />
Grußworte der Bürgermeister Dr. Heinrich Götz und Johann Widmaier … 35<br />
Mit dem „Schlössle“ auf Zeitreise … 36<br />
Wie ein historisches Gebäude aufregende Schlagzeilen schreibt<br />
James Bond auf Zollerisch … 38<br />
Die Spionagechefs Markus Wolf und Klaus Kinkel waren beide Gäste der HZ<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag & Herausgeber: <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong> GmbH + Co. KG, Frauengartenstraße 6, 72379 Hechingen, Telefon 07471 9315-0; Anzeigen/Objektleitung: Tim Hager (verantwortlich), Anschrift wie Verlag; Redaktion:<br />
Ernst Klett (verantwortlich), Anschrift wie Verlag; Titelgestaltung: SWP Mediaservice GmbH; Titelfoto (groß): Thomas Kiehl; Titelfotos (klein): SWP-Archiv; Druck: Druckzentrum Neckar-Alb, Ferdinand-Lassalle-Straße<br />
51, 727<strong>70</strong> Reutlingen; Datenschutzbeauftragter: datenschutz@swp.de November <strong>2019</strong>
H 2266-1 B<br />
2010/1059<br />
G 4380 Vi Active Eco<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Ein Fels in der Informationsbrandung<br />
Zum Stellenwert der regionalen Tageszeitung – anno 1949 und <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> danach<br />
5<br />
Immer diese Jubiläen! Das<br />
ganze Jahr über wird gefeiert,<br />
zurück- und vorausgeschaut.<br />
Aus der stattlichen<br />
Menge an runden <strong>Jahre</strong>stagen<br />
ragt, wir sind nicht ganz unbescheiden,<br />
einer heraus: Die HZ<br />
hat <strong>70</strong> Kerzen auf der Geburtstagstorte!<br />
Aber nur keine Angst,<br />
liebe Leserinnen und Leser, es<br />
erwartet Sie jetzt kein kalorienreiches<br />
Stück Selbstbeweihräucherung.<br />
Wir wollen unseren<br />
Siebziger im Gegenteil dazu<br />
nutzen, um Ihnen zu danken<br />
für Ihre Treue und Ihnen mit<br />
dieser Sonderbeilage eine<br />
schöne Extraportion Lesevergnügen<br />
bereiten.<br />
Zugegeben: Stolz sind wir<br />
schon auf diese sieben Jahrzehnte,<br />
und deshalb lassen wir<br />
uns, eitel wie man halt doch ist,<br />
auch gern gratulieren. Die<br />
Grußworte zum <strong>70</strong>. Ehrentag<br />
der HZ zeigen eindrücklich auf,<br />
dass eine Lokal- und Regionalzeitung<br />
in der heutigen Informationsschwemme<br />
ganz besonders<br />
gebraucht wird. Wo kämen<br />
wir alle hin, wenn wir uns<br />
nur noch auf die gedankenlos<br />
ins Netz gestellten Pseudonachrichten<br />
verlassen müssten?<br />
Nein, es braucht einen Fels in<br />
der Informationsbrandung, auf<br />
den man seit Jahr und Tag<br />
Heute wichtiger<br />
denn je: Mutiger<br />
Journalismus<br />
bauen kann und auf den unbedingt<br />
Verlass ist. Das garantiert<br />
Ihnen eine erfahrene und engagierte<br />
Mannschaft aus Redakteurinnen<br />
und Redakteuren,<br />
die, und das ist bemerkenswert<br />
im <strong>Zeitung</strong>sgeschäft, der HZ<br />
teilweise schon seit Jahrzehnten<br />
ihre Arbeitskraft zur Verfügung<br />
stellt. An dieser Stelle genauso<br />
zu würdigen: Unser fleißiges<br />
Team der Freien Mitarbeiter,<br />
ohne die es keine <strong>Zeitung</strong><br />
geben würde und die zu großen<br />
Teilen gleichfalls seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n dazu beitragen, dass<br />
die HZ so eine engstens mit ihr<br />
verbundene Leserschaft hat.<br />
Darf es noch ein kleines<br />
Stückle Eigenlob sein? Ihre <strong>Hohenzollerische</strong><br />
gehört zu den<br />
wenigen <strong>Zeitung</strong>en, deren Auflage,<br />
ob gedruckt oder elektronisch,<br />
rekordverdächtig stabil<br />
ist und sich gegen den Trend<br />
stemmt. Dafür sorgen die traditionelle<br />
Papierausgabe inklusive<br />
der elektronischen Version<br />
für die ausführlichen Nachrichten<br />
und Hintergründe und genauso<br />
die rund um die Uhr verfügbaren<br />
Online-Nachrichten.<br />
Seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n steht die HZ<br />
für sauber recherchierte Berichte.<br />
Wir informieren umfassend<br />
über die großen und<br />
ebenso die vermeintlich kleineren<br />
Dinge im <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
und im Zollernalbkreis,<br />
schauen aber genauso in die<br />
ganze Region Neckar-Alb.<br />
Immer nur Nachrichten?<br />
Nicht doch. Das Bunte und Unterhaltende<br />
mögen wir nicht<br />
weniger – und unsere Leserschaft<br />
schließt sich dem stets<br />
an. Ebenso beliebt: Kommentare<br />
und Kolumnen! Die sollen<br />
immer eine Orientierungshilfe<br />
sein, da wird keine Meinung<br />
aufgedrängt. Aber wir zeigen<br />
damit Haltung. Nicht eine bestimmte.<br />
Sondern die Überzeugung,<br />
dass umfassend informierte<br />
Menschen besser mit<br />
den Herausforderungen ihrer<br />
Zeit zurechtkommen. Das war<br />
1949 so, und das ist <strong>2019</strong> weiterhin<br />
angesagt. Wenn wir's recht<br />
überlegen: Heute ist aufrichtiger<br />
und mutiger Journalismus<br />
noch wichtiger als damals.<br />
Die HZ bleibt dran. Bleiben<br />
Sie uns auch weiterhin treu. Darauf<br />
ein extra großes Stück Geburtstagstorte!<br />
Ernst Klett, Redaktionsleiter<br />
Ernst Klett ist seit langer Zeit bei der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong> – und<br />
seit 2012 Redaktionsleiter.<br />
Foto: Thomas Kiehl<br />
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6 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Die HZ – das sind wir<br />
Am Konferenztisch in der Frauengartenstraße 6: die HZ-Redaktion mit (von links) Sabine Hegele, Matthias Badura, Andrea Spatzal, Gisela Lacher (Sekretariat), Redaktionsleiter Ernst<br />
Klett, Petra Hoch (Sekretariat), Hardy Kromer, Stephanie Apelt und Melanie Steitz.<br />
Foto: Michaela Walz<br />
Ganz weit vorne in Sachen Kundenservice: Gabriele Widmaier (links) und Regine Strobel. Foto: Hardy Kromer Er hat die Zahlen im Blick: HZ-Verlagsleiter Tim Hager. Foto: Thomas Kiehl<br />
Aus dem Steinlachtal ins <strong>Hohenzollerische</strong>: Timo Möck ist Teamleiter<br />
Anzeigen der HZ.<br />
Foto: Hardy Kromer<br />
Immer gut drauf – die Mediaberaterinnen der HZ (von links): Nicole Konstanzer, Anja Blickle, Michaela Walz<br />
und Ingrid Burger.<br />
Foto: Thomas Kiehl
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8 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
GRUSSWORTE · STAATSMINISTERIN ANNETTE WIDMANN-MAUZ<br />
Schützenswertes Kulturgut<br />
Fundierte Recherche ist auch <strong>2019</strong> unverzichtbar<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
liebe Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der<br />
<strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong>,<br />
mit Zoller-Silhouette und Hechinger<br />
Stadtwappen im Titelkopf<br />
– mit dieser Aufmachung<br />
erschien vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n die erste<br />
Ausgabe der HZ. Ob Amtliches,<br />
Freudiges oder Trauriges – wer<br />
wissen will, was rund um den<br />
Zoller und auf der ganzen Welt<br />
geschieht, für den ist der tägliche<br />
Blick in die HZ unentbehrlich.<br />
Dabei ist eine freie und kritische<br />
Berichterstattung angesichts<br />
der bewegten Geschichte<br />
der HZ keine Selbstverständlichkeit.<br />
In der Weimarer<br />
Republik verboten die Nationalsozialisten<br />
das von Verleger<br />
und Zentrumspolitiker August<br />
Pretzl gegründete Blatt „Der<br />
Zoller“. Nach dem Krieg wurde<br />
die <strong>Zeitung</strong> dann 1949 unter ihrem<br />
heutigen Namen wiedergegründet<br />
und setzte damit ihre<br />
demokratische und unabhängige<br />
Tradition fort.<br />
Freie Medien sind ein wesentliches<br />
Element unserer demokratischen<br />
Ordnung. In einer<br />
pluralisierten Gesellschaft,<br />
Die Staatsministerin für Integration,<br />
Annette Widmann-Mauz,<br />
gratuliert der HZ zum <strong>70</strong>.<br />
die nicht nur von Populisten herausgefordert<br />
wird, sind sie ein<br />
besonders schützenswertes<br />
Kulturgut. Unser Grundgesetz,<br />
das dieses Jahr ebenfalls seinen<br />
<strong>70</strong>. Geburtstag feiert, verpflichtet<br />
uns, für Meinungsfreiheit,<br />
einen respektvollen Umgang<br />
miteinander und einen zivilisierten<br />
Austausch von Standpunkten<br />
einzustehen. Gerade<br />
in Zeiten fortschreitender Digitalisierung<br />
und einer schier unfassbaren<br />
Datenflut darf Aktualität<br />
nicht das einzige Qualitätsmerkmal<br />
guter Information<br />
sein. Die Zuverlässigkeit und<br />
fundierte Recherche des gedruckten<br />
Wortes sind deshalb<br />
auch <strong>2019</strong> unverzichtbar. Der<br />
HZ-Verlagsleitung, Redaktion,<br />
Geschäftsstelle, dem Vertrieb<br />
und allen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern wünsche ich,<br />
dass sie weiterhin das Interesse<br />
ihrer Leserschaft treffen und<br />
freue mich auch in Zukunft auf<br />
eine interessante, faire und objektiv-kritische<br />
Berichterstattung.<br />
Meine herzlichen Glückwünsche<br />
zu <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>!<br />
Ihre Annette Widmann-Mauz<br />
LANDRAT GÜNTHER-MARTIN PAULI<br />
Etwas ganz Besonderes<br />
Tägliche <strong>Zeitung</strong>slektüre hat einen hohen Stellenwert<br />
In die Lokalzeitung zu<br />
schauen lohnt sich und ist<br />
sicherlich nicht nur für<br />
meine Generation ein tägliches<br />
Ritual. Sie informiert über<br />
große politische Entscheidungen,<br />
über Krisen und Konflikte<br />
in unserer Welt. Die Lokalzeitung<br />
ist für uns etwas ganz Besonderes:<br />
Sie berichtet über die<br />
kleinen und großen Dinge vor<br />
Ort. Die <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
gehört hier dazu. Sie kommentiert,<br />
analysiert und kritisiert<br />
seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n über unsere<br />
Heimat. Zu diesem Jubiläum<br />
gratulieren wir herzlich.<br />
Entscheidungen im Ortschafts-<br />
und Gemeinderat oder<br />
Kreistag, lokale Geschehnisse<br />
und Ereignisse, die das gesellschaftliche<br />
Leben betreffen –<br />
von Fußballergebnissen, Vereinsfesten<br />
bis hin zu Todesnachrichten<br />
– finden in der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> ihren<br />
Platz. Dabei ist die HZ nah bei<br />
den Menschen und ihren ganz<br />
unterschiedlichen Interessen.<br />
Sie präsentiert vor allem die<br />
Raumschaft Hechingen.<br />
Die tägliche <strong>Zeitung</strong>slektüre<br />
– ob in Print oder digital – ist<br />
für viele unverzichtbar sowie<br />
wertvoll und besitzt heute wie<br />
zukünftig einen hohen Stellenwert<br />
in unserer Gesellschaft.<br />
Sie stellt politische Entscheidungen<br />
und alle weiteren Nachrichten<br />
objektiv dar, macht sie<br />
transparent sowie nachlesbar<br />
und gibt gleichzeitig wichtige<br />
Denkanstöße. In Zeiten von zunehmender<br />
polarisierender<br />
Meinungsverbreitung auf sozialen<br />
Medien ist sie ein wichtiger,<br />
seriöser und fester Bestandteil<br />
der neutralen Berichterstattung.<br />
Die HZ trägt zur Meinungsbildung<br />
und zur freien,<br />
Günther-<br />
Martin Pauli,<br />
Landrat des<br />
Zollernalbkreises,<br />
liest<br />
die Lokalzeitung<br />
täglich.<br />
unabhängigen und kontinuierlichen<br />
Information bei. Dafür<br />
danken wir dem Verlag sowie allen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
in der Redaktion und<br />
Verwaltung.<br />
Wir wünschen der HZ, dass<br />
sie noch lange ein informativer<br />
Wegbegleiter für uns sein und<br />
weiterhin die ganz unterschiedlichen<br />
demokratischen Prozesse<br />
begleiten und moderieren<br />
wird. Alles Gute!<br />
Günther-Martin Pauli, Landrat<br />
Modern, aktuell und gut für Hechingen<br />
(93) und<br />
(1)<br />
gratulieren der<br />
(<strong>70</strong>)<br />
Hechingen<br />
Staig 30 & 37<br />
07471-2786
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
9<br />
GRUSSWORTE · WIRTSCHAFTSMINISTERIN DR. NICOLE HOFFMEISTER-KRAUT<br />
Die Mischung aus Print und digital macht’s<br />
Mit Qualitätsjournalismus haben die regionalen <strong>Zeitung</strong>en große Zukunftschancen<br />
Das Jahr 1949 war der Beginn<br />
der Demokratisierung<br />
in Deutschland<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Als eine der ersten <strong>Zeitung</strong>en<br />
im demokratischen Deutschland<br />
leistete die „<strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>“ in Hechingen damals<br />
einen großen Beitrag zur<br />
Stabilisierung der jungen deutschen<br />
Demokratie sowie zur<br />
Entwicklung einer vielfältigen<br />
Presselandschaft.<br />
Heute behauptet sich die<br />
„<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“ in<br />
einem äußerst schwierigen Umfeld<br />
für Print-<strong>Zeitung</strong>en. Die<br />
Reichweite der reinen Printprodukte<br />
sinkt auch in Baden-<br />
Württemberg kontinuierlich.<br />
Immer häufiger nutzen Menschen<br />
andere Medien und Kanäle,<br />
um sich zu informieren.<br />
Gleichzeitig haben noch nie<br />
so viele Menschen <strong>Zeitung</strong>sinhalte<br />
genutzt wie heute: Insgesamt<br />
81,3 Prozent der deutschsprachigen<br />
Bevölkerung ab 14<br />
<strong>Jahre</strong>n in Baden-Württemberg<br />
nutzten nach Informationen<br />
des Verbands Südwestdeutscher<br />
<strong>Zeitung</strong>sverleger im Jahr<br />
2018 regelmäßig die gedruckten<br />
und digitalen Angebote der<br />
regionalen Abozeitungen. In<br />
Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sieht regionale <strong>Zeitung</strong>en<br />
gut aufgestellt, wenn sie auf Qualität und auf einen Mix aus Print und digital setzen. Foto: Martin Stollberg<br />
der Altersgruppe 14 bis 29<br />
<strong>Jahre</strong> erreichte eine Kombination<br />
von gedruckter und digitaler<br />
Ausgabe im Jahr 2018 in Baden-Württemberg<br />
1,1 Millionen<br />
mehr Leser als reine Printausgaben.<br />
Und hier liegen auch die großen<br />
Chancen der regionalen<br />
<strong>Zeitung</strong>en für die Zukunft: Mit<br />
Qualitätsjournalismus sowie<br />
Print- und Digitalangeboten<br />
können neue Leserschichten erreicht<br />
werden. Die Kooperation<br />
der „<strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong>“ mit der Südwest<br />
Presse, in der 20 <strong>Zeitung</strong>stitel<br />
zusammengeschlossen sind,<br />
kann nicht nur dazu dienen,<br />
bei Druck und Vertrieb der <strong>Zeitung</strong>en<br />
zusammenzuarbeiten<br />
und Synergien zu nutzen. Vielmehr<br />
können gemeinsame digitale<br />
Angebote entwickelt und<br />
damit neue Leser für die Zukunft<br />
gewonnen werden. Die<br />
Digitalisierung der Medienwelt<br />
birgt aber auch die Gefahr, dass<br />
<strong>Zeitung</strong>sinhalte unentgeltlich<br />
weiterverbreitet werden. Ich begrüße<br />
es daher sehr, dass der<br />
Rat der Europäischen Union<br />
die EU-Urheberrechtsreform<br />
im April <strong>2019</strong> nach intensiven<br />
Diskussionen endlich angenommen<br />
hat. Für mich ist dies<br />
ein wichtiger Beitrag, um die<br />
Zukunft der qualitativ hochwertigen<br />
<strong>Zeitung</strong>en und Verlage<br />
langfristig zu sichern. Der deutsche<br />
Gesetzgeber hat nun zwei<br />
<strong>Jahre</strong> Zeit, die Reform in nationales<br />
Recht umzusetzen.<br />
Eine kluge Umsetzung der<br />
EU-Urheberrechtsreform wird<br />
dazu beitragen, dass lokale <strong>Zeitung</strong>en<br />
weiter erfolgreich sein<br />
können. Ich bin überzeugt,<br />
dass die „<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“<br />
– wie vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n zur<br />
Demokratisierung der deutschen<br />
Bevölkerung – auch in<br />
Zukunft einen großen Beitrag<br />
zur seriösen und unabhängigen<br />
Informationsverbreitung<br />
und Meinungsbildung leisten<br />
kann und wird. Ich wünsche<br />
ihr dabei viel Erfolg.<br />
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut<br />
MdL, Ministerin für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Wohnungsbau des<br />
Landes Baden-Württemberg<br />
Herzlichen Glückwunsch zum <strong>70</strong>. Geburtstag !
10 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Dazwischen liegen <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>: die erste <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 5. November 1949 und eine HZ aus dem Herbst <strong>2019</strong>.<br />
Foto: Hardy Kromer<br />
Unser Herz schlägt für Corporate Design,<br />
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<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
11<br />
Phönix aus der Asche<br />
Die Gründung der HZ steht für die Wiedergeburt der freien Presse nach der Diktatur<br />
Jung war die Republik, prekär<br />
nach wie vor die weltpolitische<br />
und die wirtschaftliche<br />
Lage, frisch aber die wiedererlangte<br />
Freiheit und groß der<br />
Hunger nach Informationen,<br />
die eine freie, unabhängige<br />
Presse liefern kann. Und so<br />
dürfte es in und um Hechingen<br />
als gute Nachricht angekommen<br />
sein, was August Pretzl am<br />
5. November 1949 „an die Leser<br />
„... geht mit dem<br />
heutigen Tage in<br />
Erfüllung“<br />
und Leserinnen in Stadt und<br />
Land“ kundtat: „Ein in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n immer wieder einmütig<br />
laut gewordener<br />
Wunsch, wieder eine <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> besitzen zu<br />
können, geht mit dem heutigen<br />
Tage in Erfüllung.“<br />
Es war die Geburtsstunde<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong><br />
unter diesem Namen. Dreimal<br />
in der Woche – montags, mittwochs<br />
und samstags – sollte sie<br />
zunächst erscheinen. Davor waren<br />
die <strong>Zeitung</strong>sleser im Altkreis<br />
Hechingen von dem in Tübingen<br />
erscheinenden Schwäbischen<br />
Tagblatt mit einem Lokalteil<br />
unter der Rubrik „Unsere<br />
hohenzollerische Heimat“ versorgt<br />
worden. Das „Tagblatt“<br />
hatte im Herbst 19<strong>45</strong> von den<br />
französischen Besatzern die Lizenz<br />
erhalten, eine <strong>Zeitung</strong> für<br />
Südwürttemberg und Hohenzollern<br />
herauszugeben.<br />
August Pretzl war prädestiniert,<br />
die neue Ära der Meinungs-<br />
und Pressefreiheit nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg in Hohenzollern<br />
einzuläuten. Denn<br />
er hatte in der Weimarer Republik<br />
bereits den „Zoller“ als Redakteur<br />
und Geschäftsführer in<br />
aufrechter Haltung geleitet, bis<br />
die Nationalsozialisten der HZ-<br />
Vorgängerzeitung im Februar<br />
1936 den Garaus machten.<br />
Pretzl, 1887 im niederbayerischen<br />
Dingolfing geboren, war<br />
nach dem Ersten Weltkrieg<br />
nach Hechingen gekommen,<br />
um den vom <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
Preßverein AG herausgegebenen<br />
„Zoller“ ab August<br />
1919 verantwortlich zu leiten.<br />
Pretzl war nicht nur Redakteur<br />
und Verleger, sondern avancierte<br />
auch zum führenden Politiker<br />
der katholischen Zentrumspartei<br />
in Hechingen.<br />
August Pretzl, der Gründer der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong>, war Redakteur,<br />
Verleger und engagierter Kommunalpolitiker<br />
Archivfoto<br />
Für sein demokratisches<br />
Selbstverständnis focht er auf<br />
allen Ebenen und knickte auch<br />
nicht ein, als die Nazis 1933 die<br />
Macht im Reich an sich gerissen<br />
und begonnen hatten, die<br />
Presse gleichzuschalten. Pretzl<br />
blieb seinen religiösen und politischen<br />
Überzeugungen treu<br />
und versuchte, den „Zoller“ zu<br />
retten. Beispielhaften Mut<br />
zeigte er im Juni 1934, als er<br />
„Der Zoller“ –<br />
1936 von den<br />
Nazis verboten<br />
trotz Verbotes die berühmte Papen-Rede<br />
veröffentlichte, in<br />
der sich der damalige Reichsvizekanzler<br />
gegen den umfassenden<br />
Machtanspruch der Nationalsozialisten<br />
wandte. Knapp<br />
zwei <strong>Jahre</strong> später wurde „Der<br />
Zoller“ freilich verboten, August<br />
Pretzl wurde die Ausübung<br />
des Schriftleiterberufes untersagt,<br />
die Druckerei in der Goldschmiedstraße<br />
3 wurde boykottiert<br />
und geschlossen. Pretzl<br />
musste die Branche wechseln<br />
und arbeitete als Verwalter im<br />
St.-Elisabeth-Krankenhaus.<br />
Gehört auf jeden<br />
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und dazu eine achtwöchige Reifezeit: Das macht unser Weihnachtsbier<br />
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12 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Nach dem Umzug aus der Goldschmiedstraße: das erste HZ-Verlagsgebäude<br />
Obertorplatz 19 in den 1950er-<strong>Jahre</strong>n.<br />
Fotos: Archiv<br />
Nach Kriegsende war der agile<br />
Bayer unter den Ersten, die<br />
sich in Hechingen für den demokratischen<br />
Neuaufbau einsetzten.<br />
August Pretzl war unter<br />
den Gründungsmitgliedern<br />
des CDU-Stadtverbandes, fungierte<br />
von 1946 bis 1948 als erster<br />
Nachkriegsbürgermeister<br />
der Zollernstadt und leistete<br />
als einer der führenden Köpfe<br />
des Landeskommunalverbandes<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
Lande einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Entstehung des Südweststaates.<br />
Seine berufliche<br />
Mission blieb jedoch der Wiederaufbau<br />
des freien und demokratischen<br />
Pressewesens in Gestalt<br />
des „Zoller“-Nachfolgers,<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong>.<br />
Diese erschien von ihrer<br />
Geburtsstunde an im Verbund<br />
der im Juli 1949 in Tübingen gegründeten<br />
Schwäbischen Verlagsgesellschaft<br />
mbH, dem auflagenstärksten<br />
<strong>Zeitung</strong>sverbund<br />
in Württemberg-Hohenzollern<br />
mit damals schon<br />
140000 täglichen Exemplaren.<br />
Seit dem 12. August 1952 firmiert<br />
dieser Verbund als „SÜD-<br />
WEST PRESSE“ und gibt einen<br />
gemeinsamen <strong>Zeitung</strong>smantel<br />
heraus. HZ-Gründer August<br />
Pretzl war einer der Männer<br />
der ersten Stunde dieses Bündnisses,<br />
das vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n ein Fanal<br />
für das Wiedererstehen der<br />
freien Presse nach der Nazi-Diktatur<br />
setzte.<br />
Der Verlag der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> residierte zunächst<br />
in der Goldschmiedstraße<br />
3. 1952 kam der Umzug<br />
in das käuflich erworbene Hotel<br />
Linde-Post am Obertorplatz<br />
19. Schon in den frühen 50er-<br />
<strong>Jahre</strong>n war es Pretzls Tochter<br />
Hadwig Konstanzer, die wesentliche<br />
Impulse für die Weiterentwicklung<br />
des Verlages gab, im<br />
kaufmännischen Bereich unterstützt<br />
von ihrem zweiten Ehemann<br />
Friedrich Konstanzer.<br />
Die dritte Generation stand mit<br />
dem Sohn Eberhard Konstanzer<br />
bereits in der Ausbildung.<br />
Als August Pretzl am 1. Juli<br />
1966 mit 78 <strong>Jahre</strong>n als Träger<br />
des Bundesverdienstkreuzes 1.<br />
Klasse und Ehrenbürger der<br />
Stadt Hechingen starb, bahnten<br />
sich bereits große Veränderungen<br />
an: 1967/68 wurde am<br />
Obertorplatz 19 ein neues<br />
Wohn- und Geschäftshaus erreichtet.<br />
Mitte der <strong>70</strong>er-<strong>Jahre</strong><br />
wurde auch das alte Druckereigebäude<br />
abgebrochen und<br />
durch einen zusätzlichen Produktionsbau<br />
ersetzt.<br />
In dieser Zeit war die HZ<br />
längst zur führenden Tageszeitung<br />
in der Stadt und im Mittelbereich<br />
Hechingen aufgestiegen.<br />
Eberhard Konstanzer, inzwischen<br />
promovierter Historiker,<br />
hatte die Redaktionsleitung<br />
übernommen und führte<br />
– in dieser Funktion, aber auch<br />
darüber hinaus – einen weitgehend<br />
erfolgreichen kommunalpolitischen<br />
Kampf um die territoriale<br />
Einheit des Mittelbereichs<br />
Hechingen. Der drohte<br />
zu Kreisreformszeiten in den<br />
frühen <strong>70</strong>er-<strong>Jahre</strong>n zerschlagen<br />
zu werden. Konstanzer<br />
machte die HZ zum publizistischen<br />
Arm einer Bürgerinitiative,<br />
die sich gegen den geplanten<br />
Anschluss des Hechinger<br />
Raums an Tübingen wandte<br />
und letztlich entscheidend<br />
dazu beitrug, dass aus dem Altkreis<br />
Balingen und großen Teilen<br />
des Altkreises Hechingen<br />
der Zollernalbkreis wurde.<br />
Dazu passte, dass die HZ ab<br />
1972 nicht mehr im eigenen<br />
Haus, sondern in Balingen gedruckt<br />
wurde.<br />
Ein weiterer, vor allem für<br />
die Leser sofort erkennbarer<br />
Wechsel folgte 1978/79: Die<br />
HZ, deren Auflage mittlerweile<br />
auf rund 10 000 Stück angewachsen<br />
war, erschien fortan<br />
nicht mehr im Berliner Format,<br />
sondern im größeren rheinischen<br />
Format. Im selben Zuge<br />
ging 1979 die „Bleizeit“ zu<br />
Ende. Die <strong>Zeitung</strong> wurde nun<br />
mit einem rechnergesteuerten<br />
Textsystem produziert.<br />
Zwei HZ-Verlegergenerationen auf einem Bild aus den 80ern: Pretzl-Tochter Hadwig Konstanzer (links) und<br />
ihr zweiter Ehemann Friedrich Konstanzer (Mitte), ihr Sohn Dr. Eberhard Konstanzer (re.) und dessen Ehefrau<br />
Karin Müller-Konstanzer (2. v. l.) mit anderen Besuchern eines Kira-von-Preußen-Konzertes auf der Burg.<br />
Danke für <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> Treue!<br />
Wir freuen uns darauf, Sie noch viele <strong>Jahre</strong><br />
mit aktuellen Informationen zu versorgen.
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
13<br />
Ende 1979 trat Dr. Eberhard<br />
Konstanzer neben seiner Mutter<br />
in die Geschäftsführung<br />
ein. Innovativ wie er war ging<br />
er Schritt für Schritt voran, um<br />
das traditionsreiche Verlagshaus<br />
in ein modernes Medienhaus<br />
zu verwandeln. Dazu gehörte<br />
auch die Millioneninvestition<br />
in das Druckzentrum Neckar-Alb<br />
in Reutlingen-Betzingen<br />
zusammen mit etlichen<br />
Partnerverlagen aus der Re-<br />
Ein Schock:<br />
der Tod Eberhard<br />
Konstanzers<br />
Modernes<br />
Medienhaus am<br />
neuen Standort<br />
gion. Dort wird die HZ seit 2003<br />
gedruckt. Die Redaktionsleitung<br />
hatte Konstanzer 1983 an<br />
Eberhard Wais abgegeben, der<br />
bis zu seiner Pensionierung im<br />
Jahr 2011 die redaktionellen Inhalte<br />
verantwortete.<br />
Eberhard Konstanzers plötzlicher<br />
Tod im Jahr 2004 war ein<br />
herber Schlag für die Betriebsfamilie,<br />
der auch mit Ungewissheiten<br />
über die Zukunft des Familienbetriebes<br />
einherging.<br />
Seine Witwe Karin Müller-Konstanzer<br />
meisterte die Übergangszeit,<br />
bis die bis dahin<br />
selbstständige <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> 2005 als 100-prozentiges<br />
Tochterunternehmen<br />
der Ulmer SÜDWEST PRESSE<br />
in eine neue Zukunft aufbrach.<br />
Damit schloss sich ein Kreis:<br />
Die HZ, die 1949 zu den sechs<br />
Gründungsmitgliedern des<br />
Mit maximaler Transparenz: die nagelneuen HZ-Räume in der Frauengartenstraße 6.<br />
größten <strong>Zeitung</strong>sverbundes im<br />
Ländle gezählt hatte, ging jetzt<br />
auch in ihrer Gesellschaftsform<br />
komplett in diesem auf.<br />
Bei allem Wandel: Nichts änderte<br />
sich an den Machern der<br />
<strong>Zeitung</strong>, am Verlagssitz in Hechingen<br />
– und auch nicht daran,<br />
dass die HZ in politischen<br />
Gefechten die maßgebliche<br />
Stimme Hohenzollerns blieb.<br />
Das zeigte sich Mitte der Nuller-<strong>Jahre</strong>,<br />
als der Kreistag in Balingen<br />
beschloss, das Hechinger<br />
Krankenhaus dicht zu machen.<br />
Die HZ war das Forum<br />
schlechthin für die Leserbriefe<br />
der Protestbewegungen und bezog<br />
auch selbst mit vielen Kommentaren<br />
und etlichen Enthüllungsgeschichten<br />
Position zu<br />
den trickreichen Finanzjonglagen,<br />
mit denen die damalige<br />
Klinikum-Geschäftsführung<br />
die Schließung zu rechtfertigen<br />
versuchte. Vergeblich war indes<br />
der Kampf, ebenso vergeblich<br />
wie mehr als 38 000 Unterschriften.<br />
Das Hechinger Krankenhaus<br />
wurde geschlossen.<br />
Foto: Thomas Kiehl<br />
Was Hohenzollern an seiner<br />
<strong>Zeitung</strong> hat, wurde 2009 abermals<br />
deutlich: Nur wenige Tage<br />
nach der Hochwasserkatastrophe<br />
im Killer- und Starzeltal<br />
stellte die HZ eine Fluthilfe-<br />
Kampagne auf die Beine, die ihresgleichen<br />
suchte. Unsere Leserinnen<br />
und Leser spendeten<br />
innerhalb von wenigen Wochen<br />
mehr als 186 000 Euro für<br />
hochwassergeschädigte Mitbürger<br />
und setzten damit ein<br />
beispielhaftes Zeichen der Solidarität.<br />
So kann ein starkes<br />
Bündnis aus <strong>Zeitung</strong> und Leserschaft<br />
wirken.<br />
An solchen Bündnissen<br />
schmiedet die HZ Tag für Tag,<br />
auch jenseits von politischen<br />
Krisen oder Naturkatastrophen.<br />
Medienpartnerschaften<br />
mit Vereinen und Organisationen,<br />
Bildungspartnerschaften<br />
mit Schulen, Kooperationen<br />
mit Wirtschaftsverbänden sind<br />
ebenso unser täglich’ Brot wie<br />
die Vermittlung von Informations-,<br />
Service- und Unterhaltungsangeboten<br />
auf Papier<br />
und digital.<br />
Das tun wir seit 2011 unter<br />
der Redaktionsleitung von<br />
Ernst Klett und seit 2014 unter<br />
der Geschäftsführung von Thomas<br />
Scherf-Clavel in noch engerem<br />
Verbund mit unseren<br />
SWP-Partnerzeitungen in der<br />
Region Neckar-Alb, dem Metzinger/Uracher<br />
Volksblatt, den<br />
Reutlinger Nachrichten und<br />
dem Alb-Bote in Münsingen.<br />
Und das tun wir seit August<br />
<strong>2019</strong> vom neuen Standort in<br />
der Frauengartenstraße 6 aus.<br />
Nach der Goldschmiedstraße 3<br />
und dem Obertorplatz 19 ist es<br />
die dritte Adresse in <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Oder in 100 <strong>Jahre</strong>n, seit August<br />
Pretzl beim „Zoller“ das Ruder<br />
übernahm. HARDY KROMER<br />
Wir<br />
gratulieren<br />
zum <strong>70</strong>igsten<br />
Jubiläum!
14 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Das Jahr, als alles besser wurde<br />
Hechingen im Jahr 1949 – ein Gastbeitrag von Stadtarchivar Thomas Jauch<br />
Mit der Währungsreform<br />
am 21. Juni 1948<br />
hatte sich bereits vieles<br />
zum Besseren gewandt, was<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg Lebensalltag<br />
war: Hunger, Kälte,<br />
Versorgungsengpässe bei<br />
schlichtweg allen lebensnotwendigen<br />
Gütern beeinträchtigten<br />
das Leben auch im kleinen<br />
Zollernstädtchen.<br />
1949 aber war das Jahr, in<br />
dem es so richtig aufwärts ging.<br />
Die Gründung der Bundesrepublik<br />
am 23. Mai und die Konstituierung<br />
des ersten Bundestages<br />
am 7. September 1949 schufen<br />
den politischen Rahmen für<br />
ein demokratisches Westdeutschland<br />
– kontrolliert<br />
durch das Besatzungsstatut zwischen<br />
Deutschland und den Besatzungsmächten<br />
USA, Großbritannien<br />
und Frankreich.<br />
Ein für Hechingen ganz entscheidender<br />
Tag war gleich der<br />
2. Januar 1949. An diesem Tag<br />
wurde im Rahmen einer Sondersitzung<br />
des Hechinger Stadtrates<br />
der neue Bürgermeister in<br />
sein Amt eingeführt. Und der<br />
war ein alter Bekannter: Paul<br />
Bindereif, bereits von 1929 bis<br />
19<strong>45</strong> Hechinger Bürgermeister,<br />
hatte im Dezember 1948 die<br />
Hechingen 1949, das gesellschaftliche Leben erwacht wieder. Beim ersten Nachkriegs-Kinderfest gab’s unter<br />
anderem ein Seifenkistenrennen. Vom Kirchplatz aus (rechts hinten das Hotel „Rad“) sauste die Jugend<br />
die Neustraße hinab.<br />
Foto: Stadtarchiv Hechingen<br />
Wahl gegen den Amtsinhaber<br />
gewonnen. Und dieser war<br />
ebenfalls ein prominenter Bürger<br />
Hechingens: August Pretzl,<br />
der bereits in der Weimarer Republik<br />
Geschäftsführer und Redakteur<br />
der Tageszeitung „Der<br />
Zoller“ war, seit 1946 als Bürgermeister<br />
von Hechingen amtierte<br />
und wenige Monate später<br />
die HZ gründen sollte. Mit<br />
Bangen hatte manch Hechinger<br />
dem Termin entgegen gesehen,<br />
denn der Wahlkampf zwischen<br />
Pretzl und Bindereif war<br />
Bürgermeister–<br />
Wahlkampf mit<br />
harten Bandagen<br />
mit harten Bandagen geführt<br />
worden. „… aber es geschah<br />
nichts; Herr Pretzl, der zum ersten<br />
Stellvertreter ernannt<br />
wurde, erklärte sich bereit,<br />
Herrn Bindereif seine ganz Unterstützung<br />
zur Verfügung zu<br />
stellen.“ So berichtete später<br />
der französische Militärgouverneur<br />
für den Kreis Hechingen,<br />
Roger Courtois. Mit dabei und<br />
zuständig für die Vereidigung<br />
Bindereifs war auch der Landrat<br />
des Kreises Hechingen.<br />
Hans Speidel kannte das „Zollerländchen“<br />
sehr gut, schließlich<br />
war der Jurist in Schlatt geboren<br />
worden. Eine weitere prägende<br />
Persönlichkeit der Nachkriegsjahre<br />
war Dr. Alexander<br />
von Norman. Er war der verantwortliche<br />
Richter bei etlichen<br />
Nazi-Prozessen, so auch bei der<br />
Verurteilung des Landrats Paul<br />
Schraermayer, der den Transport<br />
der hohenzollerischen Juden<br />
in die Konzentrationslager<br />
durchgeführt hatte.<br />
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HERZLICHEN<br />
GLÜCKWUNSCH!<br />
Wir wünschen der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong><br />
alles Gute zum <strong>70</strong>. Geburtstag und freuen uns<br />
auf eine weiterhin gute Partnerschaft.
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
15<br />
Mit Bindereif und Speidel führten<br />
zwei ausgewiesene Verwaltungsbeamte<br />
die Geschäfte des<br />
Kreises und der Kreisstadt Hechingen.<br />
Und dort hatte sich<br />
das Leben in der Tat in der<br />
Folge der Währungsreform<br />
1948 in hoffnungsfrohe Bahnen<br />
gelenkt. Die Zwangsbewirtschaftung<br />
von Lebensmitteln,<br />
Heizmaterial, Textilien, Schuhen<br />
etc. verbesserte sich schlagartig,<br />
und 1949 war mit wenigen<br />
Ausnahmen die Kontingentierung<br />
aufgelöst.<br />
Schon 116 Vereine<br />
sorgen für<br />
kulturelles Leben<br />
Märchenhochzeit<br />
auf Burg<br />
Hohenzollern<br />
Die Ecke Marktplatz/Goldschmiedstraße mit der Hofkonditorei Röcker um 1949.<br />
Auch die Produktion in den<br />
Fabriken konnte wieder mit voller<br />
Kraft angegangen werden.<br />
Die größten Betriebe waren die<br />
Textilfirmen Maute in Bisingen<br />
mit 650 Arbeitern, Gebrüder<br />
Mayer – die heutige Trigema –<br />
in Burladingen mit 600 Arbeitern<br />
und die Schuhfabrik Wolf<br />
und Co. in Stetten bei Hechingen<br />
mit 675 Arbeitern. Der Zuwachs<br />
an Arbeitsplätzen war<br />
bitter notwendig, denn schließlich<br />
wuchs Hechingen durch<br />
die Flüchtlinge ganz enorm.<br />
Bei Kriegsbeginn hatte Hechingen<br />
56<strong>70</strong> Einwohner, zum Ende<br />
des <strong>Jahre</strong>s 1949 waren es bereits<br />
<strong>70</strong>20, rund 1500 waren<br />
Flüchtlinge, die in Lagern, unter<br />
anderem im Weiher, untergebracht<br />
wurden. Und es sollten<br />
noch mehr werden, denn<br />
erst Mitte 1949 war die Verteilung<br />
der Ost-Flüchtlinge aus<br />
den Lagern in Norddeutschland<br />
richtig angelaufen. Dagegen<br />
waren 1949 immer noch<br />
rund 50 Hechinger in Kriegsgefangenschaft.<br />
Das Bevölkerungswachstum<br />
stellte die Städte und Gemeinden<br />
natürlich vor ein Hauptproblem:<br />
Wo sollten alle wohnen?<br />
Auch hier wurden 1949 die Weichen<br />
gestellt: Im April wurde<br />
die Kreisbaugenossenschaft gegründet,<br />
die Stadt erwarb vom<br />
Sigmaringer Fürst Gelände im<br />
Weiher, wo in den Folgejahren<br />
eine der ersten Neubausiedlungen<br />
Hechingens entstand. Im<br />
Gegensatz zur Versorgung mit<br />
Lebensmitteln und Dingen des<br />
täglichen Bedarfs war das kulturelle<br />
Leben bereits unmittelbar<br />
nach Kriegsende wieder erwacht,<br />
und im Spätjahr 1949<br />
gab es im Kreis Hechingen bereits<br />
wieder 116 Vereine, rund<br />
Foto: Stadtarchiv Hechingen<br />
die Hälfte waren Gesang-, Musik-<br />
und Theatervereine. Diese<br />
sorgten für ein reges Kulturprogramm,<br />
regelmäßig waren professionelle<br />
Sängerinnen und<br />
Sänger zu Gast in Hechingen.<br />
Die großen Feste Hechingens<br />
kamen etwas langsamer<br />
in Fahrt. Die Fasnet war in den<br />
ersten Nachkriegsjahren auf<br />
die Kinderfasnet beschränkt,<br />
der erste Fasnetsumzug fand<br />
1950 statt, 1949 wurde allerdings<br />
auch schon närrisch und<br />
groß gefeiert – unter dem<br />
Motto „Hechingen dreht den<br />
Großfilm ‚Der meschuggene<br />
Gansfuß’." Heute ist nur<br />
schwer nachvollziehbar, wie<br />
nur wenige <strong>Jahre</strong> nach dem Holocaust<br />
gerade ein jiddisch-hebräisches<br />
Lehnwort das Motto<br />
für die Fasnet bestimmte.<br />
Der festliche Höhepunkt<br />
1949 war aber mit Sicherheit<br />
das Kinderfest, das am 23./24.<br />
Juli gefeiert wurde. Die Hechinger<br />
warfen sich schwer ins<br />
Zeug mit der Ausrichtung, unter<br />
anderem wurde in der Neustraße<br />
ein Seifenkistenrennen<br />
veranstaltet, gefeiert wurde<br />
noch auf dem Festplatz auf der<br />
Lichtenau beim Gymnasium.<br />
Und – ebenfalls Folge des<br />
Krieges – Hechingen wurde wieder<br />
zum Wohnsitz des Adels.<br />
Der letzte deutsche Kronprinz,<br />
Wilhelm, logierte in der Fürstenstraße.<br />
Er musste sich täglich<br />
bei der Militärregierung<br />
melden, was zu einer Freundschaft<br />
mit dem französischen<br />
Gouverneur führte.<br />
In die Silberburg war Prinz<br />
Franz Joseph von Hohenzollern<br />
aus der Sigmaringer Linie<br />
eingezogen, und am 21. Juni<br />
1949 gab es auf der Burg Hohenzollern<br />
eine echte Märchenhochzeit:<br />
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16 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Impressionen vom ersten Hechinger Nachkriegskinderfest 1949: waghalsige<br />
Piloten beim Seifenkistenrennen die Neustraße hinab.<br />
Festhandlung vor dem Rathaus (dem Vorgänger des Schmitthenner-<br />
Baus) mit Bürgermeister Paul Bindereif.<br />
Auf der Lichtenau gab’s eine Wurst spendiert: Die Vögtin und ihre Ehrengespielinnen<br />
lassen sich’s schmecken.<br />
Fesche Buben mit hölzernen Tretrollern gucken skeptisch in die Kamera.<br />
Erkennt sich jemand wieder?<br />
Fotos: Stadtarchiv Hechingen<br />
Die Kaiserenkelin Prinzessin<br />
Cecilie von Preußen heiratete<br />
den amerikanischen Innenarchitekten<br />
Clyde Kenneth Harris.<br />
Bereits im Februar war in<br />
der Stiftskirche die Tochter des<br />
französischen Kreisgouverneurs,<br />
Annick Courtois, mit<br />
Leutnant Alain, Chevalier de<br />
Lauzieres, getraut worden.<br />
Die Geschäftswelt nutzte im<br />
Übrigen die Gunst des zart begonnenen<br />
Wirtschaftswunders<br />
und veranstaltete erstmals eine<br />
„Hechinger Weihnachtsmesse“,<br />
die, verbunden mit ei-<br />
Eine Hechinger<br />
Weihnachtsmesse<br />
mit Kunstschau<br />
ner Kunstausstellung, zu einer<br />
regelmäßigen Einrichtung in<br />
der Nachkriegszeit wurde.<br />
Auch wenn das Jahr 1949 mit<br />
ein Wendepunkt gewesen sein<br />
mag: Armut und Leid waren<br />
noch lange nicht gebannt. Zum<br />
Weihnachtsfest riefen Bürgermeister<br />
Paul Bindereif und die<br />
Stadtpfarrer Baur und Macholz<br />
zu wohltätigen Spenden auf, in<br />
der letzten Sitzung des Stadtrats<br />
im Jahr 1949 wurde über<br />
die Unterstützung bedürftiger<br />
Kinder für eine Kinderweihnacht<br />
informiert, ebenso über<br />
die Verteilung von Koks als<br />
Weihnachtsgabe der Stadt Hechingen<br />
für Vertriebene und<br />
Angehörige von Gefallenen.<br />
THOMAS JAUCH<br />
Die<br />
GEMEINDE<br />
GROSSELFINGEN<br />
wünscht der<br />
<strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong><br />
alles Gute zum<br />
<strong>70</strong>-jährigen Jubiläum!
GRUSSWORTE · BÜRGERMEISTER PHILIPP HAHN<br />
Zusammen groß worden<br />
Die HZ begleitet die Entwicklung Hechingens seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
Vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n, am Samstag,<br />
dem 5. November<br />
1949, erschien erstmals<br />
die „<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“.<br />
Zu diesem runden Geburtstag<br />
gratuliere ich im Namen<br />
des Gemeinderates der<br />
Stadt Hechingen und auch persönlich<br />
der Geschäftsleitung,<br />
der Redaktion und allen Mitarbeitern<br />
der Geschäftsstelle<br />
sehr herzlich.<br />
„Heimat-Chronik für die <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
Lande“, so lautete<br />
der Untertitel der <strong>Zeitung</strong><br />
im Geburtsjahr 1949. Und Verleger<br />
August Pretzl wandte sich<br />
an die Leserinnen und Leser in<br />
„Stadt und Land“ mit dem Bekenntnis:<br />
„Der Name <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> verpflichtet.“<br />
<strong>Zeitung</strong> und Leserschaft verbindet<br />
aber nicht allein das historische<br />
Band. <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> Berichterstattung<br />
über den „Altkreis“<br />
Hechingen spiegeln auch die<br />
Geschichte der Bundesrepublik<br />
– eine Altersgenossin der<br />
„HZ“ – wider. Die Stadt und die<br />
<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong> sind<br />
in dieser Zeit zusammen groß<br />
geworden. Ob Wiederaufbau,<br />
Gemeinde- und Kreisreform,<br />
Bürgermeister Philipp Hahn findet:<br />
Die HZ meistert ihre Herausforderungen<br />
hervorragend.<br />
Entwicklung der medizintechnischen<br />
Industrie, der Schritt<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
in das digitale Zeitalter, Fasnet<br />
oder Kinderfest – seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
begleitet die <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> die Entwicklung unserer<br />
Stadt. Dafür sind wir dankbar.<br />
Trotz der heutigen Vielfalt<br />
an Medien und damit erheblicher<br />
Konkurrenz kann sich die<br />
„klassische“ Tageszeitung –<br />
selbstverständlich mit parallelem<br />
Online-Auftritt – behaupten;<br />
erst recht dann, wenn sie<br />
wirklich tagesaktuell ist und kritische<br />
Beobachtung und objektive<br />
Berichterstattung praktiziert.<br />
Die Gratwanderung zwischen<br />
heterogener Medienlandschaft,<br />
den wirtschaftlichen Herausforderungen<br />
unserer Zeit<br />
und der großen gesellschaftlichen<br />
Verantwortung einer <strong>Zeitung</strong><br />
als Fundament der individuellen<br />
und öffentlichen Meinungsbildung<br />
meistert die <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> hervorragend.<br />
Für die zukünftige Entwicklung<br />
wünsche ich der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> alles Gute<br />
und viel Erfolg am neuen Standort.<br />
Philipp Hahn, Bürgermeister<br />
der Stadt Hechingen<br />
BÜRGERMEISTER HARRY FRICK<br />
Begleiterin des Dorflebens<br />
Zwischen Schlagzeilen und fundierter Information<br />
Allgemein bekannt ist das<br />
geflügelte Wort: „Nichts<br />
ist älter als die <strong>Zeitung</strong><br />
von gestern.“ Sicherlich ist<br />
diese Aussage in unserer heutigen<br />
schnelllebigen Informations-<br />
und Kommunikationsgesellschaft<br />
zutreffend. Die Nachricht<br />
muss brandneu sein, ansonsten<br />
ist sie nicht interessant<br />
und wird vom Leser auch nicht<br />
mehr wahrgenommen.<br />
Die „<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“<br />
wurde seit Beginn ihrer<br />
Firmengründung jeden Tag um<br />
einen Tag älter, und in diesem<br />
Tagesrhythmus mussten die<br />
neuesten Nachrichten verarbeitet<br />
und an den Mann beziehungsweise<br />
die Frau gebracht<br />
werden. Dies stellt seit nunmehr<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n eine besondere<br />
Herausforderung an Verleger<br />
und Redakteure dar. Sicherlich<br />
wurde diese Herausforderung<br />
gemeistert, ohne aber zu verkennen,<br />
dass sich die „<strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>“ in einem<br />
Spannungsfeld – wie jede andere<br />
<strong>Zeitung</strong> auch – befindet,<br />
in dem es einerseits um die<br />
sachliche Information der Leserschaft,<br />
andererseits aber<br />
auch um die Fähigkeit geht,<br />
das besondere Interesse des Lesers<br />
zu wecken.<br />
Aber wie schon Lord Northcliffe<br />
sagte: „Mit Schlagzeilen<br />
17<br />
Bürgermeister Harry Frick dankt<br />
der HZ im Namen der Junginger.<br />
erobert man Leser. Mit Informationen<br />
behält man sie.“ Die<br />
„<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“<br />
hat das gemeindliche Leben in<br />
Jungingen nun sieben Jahrzehnte<br />
begleitet und die Menschen<br />
– auch über das Gemeindegebiet<br />
hinaus – umfassend<br />
informiert. Auch aus den Gemeinderatssitzungen<br />
wurde regelmäßig<br />
berichtet und somit<br />
zur Öffentlichkeit der Gemeinderatsarbeit<br />
beigetragen.<br />
Seitens der Gemeinde Jungingen<br />
bedanke ich mich für die<br />
langjährige, gute Berichterstattung<br />
und wünsche unserer Heimatzeitung<br />
weiterhin eine erfolgreiche<br />
und gedeihliche Entwicklung.<br />
Harry Frick, Bürgermeister<br />
in Jungingen<br />
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die Kühlmöbeltechnologie<br />
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18 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Das Tempo nimmt zu<br />
Journalismus im digitalen Zeitalter von Instagram, Facebook, Twitter & Co.<br />
Wer heute als Journalist<br />
in der rasanten Flut<br />
an Nachrichten mithalten<br />
will, der muss vor allem<br />
eines sein: gut eingebunden in<br />
die sozialen Netzwerke. Die unmittelbaren<br />
Neuigkeiten von<br />
Organisationen, Firmen, bekannten<br />
Persönlichkeiten und<br />
Vereinen bekommt der Redakteur<br />
heute auch über die Facebook-<br />
und Instagram-Seiten<br />
Viele Vereine und<br />
Organisationen<br />
posten im Netz<br />
Irma-West-Kinder- und Heimatfest<br />
oder der Hintergrundbericht<br />
zur Situation der Lindich-<br />
Baracken sein.<br />
In Zeiten von Facebook, Twitter<br />
und Instagram dreht sich<br />
die Welt auch immer schneller.<br />
Was jetzt interessant ist, kann<br />
in den nächsten zwei Stunden<br />
schon veraltet sein. So verbreitet<br />
sich die schnelle Online-<br />
Nachricht von einem schweren<br />
Zusammen<br />
am digitalen<br />
Stammtisch<br />
mit, zum Beispiel von der Stadtkapelle<br />
Hechingen, der Rangendinger<br />
Leukämie-Patientin<br />
Angi Wehrmann, dem aus Hechingen<br />
stammenden Sänger<br />
Giovanni Zarrella, dem Balinger<br />
Fotografen Bartosch-Matthias<br />
Kaletha, Schloss Haigerloch,<br />
vom Sportverein Rangendingen,<br />
der Jugendfeuerwehr<br />
Bisingen oder der Firma Trigema<br />
aus Burladingen.<br />
Gleichzeitig sind die Menschen<br />
auch sehr interessiert an<br />
ihrer Region, und die <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> informiert sie<br />
Die beiden HZ-Redakteurinnen Stephanie Apelt (rechts) und Melanie Steitz überlegen, welche lokalen Themen<br />
online weitergespielt werden könnten.<br />
Foto: Thomas Kiehl<br />
genauso vielfältig und unterhaltsam<br />
via Facebook sowie Instagram<br />
über die Ereignisse<br />
und Begebenheiten ihrer schönen<br />
Umgebung. Wir leben und<br />
arbeiten in einer globalisierten<br />
und digitalisierten Welt, unsere<br />
User und Leser wünschen sich<br />
daher immer auch positive<br />
Nachrichten, die sie noch mehr<br />
mit ihrer hohenzollerischen<br />
Heimat verbinden. Das kann<br />
eine Rezension über das Konzert<br />
der Stadtkapelle, eine Online-Bilderstrecke<br />
über das<br />
Unfall auf der B 27 beinahe in<br />
Echtzeit auf unserer Internetseite<br />
und unserem Facebook-<br />
Kanal. Das Warten auf die Stimmenauszählung<br />
nach der Hechinger<br />
Bürgermeisterwahl<br />
wird den Usern mit einem Video<br />
versüßt. Und während der<br />
Open-Air-Kinoabend auf der<br />
Wiese des Hechinger Hallen-<br />
Freibads noch in vollem Gange<br />
ist, hat die Reporterin bereits in<br />
die Tasten gehauen, und auch<br />
das Video über die Veranstaltung<br />
ist schon online. Jedenfalls<br />
im Idealfall.<br />
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<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
19<br />
Das soziale Netzwerk bietet<br />
sehr gute Einblicke in die regionalen<br />
Akteure. Noch nie war<br />
der Journalist seinem Publikum<br />
so nah. Hinter jedem Post,<br />
Tweet oder Kommentar kann<br />
sich eine neue Story verstecken.<br />
Das sind die digitalen Leserbriefe<br />
– mal launig, mal<br />
ernst, mal dankend oder einfach<br />
nur spontan. Sie regen die<br />
Redaktion an, so manches<br />
Thema, das rege diskutiert<br />
wird, wie zum Beispiel die<br />
Auch abends und<br />
wochenends muss<br />
es funktionieren<br />
Schließung der Bisinger Postfiliale,<br />
einfach weiterzuspinnen<br />
und einen erneuten Artikel darüber<br />
zu veröffentlichen, der<br />
dann erneut auf Facebook debattiert<br />
wird. Die HZ – als virtuelles<br />
Gasthaus – bietet den Menschen<br />
damit einen digitalen<br />
Stammtisch, an dem sogar Meinungen<br />
mit Unbekannten ausgetauscht<br />
werden können, und<br />
vernetzt die Online-Nutzer damit<br />
ein Stück weit.<br />
Lokaljournalismus fand<br />
schon immer in sozialen Netzwerken<br />
statt. Allerdings waren<br />
diese früher ausschließlich im<br />
Obst- und Gartenbauverein<br />
oder Kleintierzuchtverein, in<br />
der Kirchengemeinde oder in<br />
der Bürgergenossenschaft zu<br />
finden. Und so gibt es heute beides:<br />
Denn auch Vereins- und<br />
Gemeindemitglieder sind virtuell<br />
vernetzt und tauschen sich<br />
über die Nachrichten ihrer Heimat<br />
aus. Jüngere Menschen<br />
sind nach der Arbeit oder<br />
Schule meist im Fitnessstudio,<br />
bei Freunden oder vor dem<br />
Fernseher anzutreffen. Meistens<br />
scrollen sie dann auch mit<br />
dem Finger auf ihrem<br />
Smartphone durch die sozialen<br />
Netzwerke, auf der Suche nach<br />
spannenden Neuigkeiten. Das<br />
heißt für die Redaktion, auch<br />
abends und an Wochenenden<br />
für eine Fluktuation der Nachrichten<br />
auf der Homepage zu<br />
sorgen. Ausführlich zu lesen<br />
sind die Berichte dann in der<br />
E-<strong>Zeitung</strong> am Sonntagabend<br />
und in der Printaugsgabe am<br />
Montag.<br />
Das Zurechtfinden in den<br />
neuen Medien, das Identifizieren<br />
von Kontaktpersonen und<br />
das Bewerten von Informationen<br />
gehören auch in der digitalen<br />
Welt zum journalistischen<br />
Handwerk. In der Redaktion ist<br />
aber nicht nur ein guter Riecher<br />
für das Stadtgespräch gefragt,<br />
sondern auch die technische<br />
Fähigkeit, um die Meinungen,<br />
Vorlieben und Gedanken<br />
der Communities – der Gemeinschaften<br />
im Netz – im Blick zu<br />
behalten.<br />
Der heutige Journalismus<br />
steht somit vor vielen Herausforderungen,<br />
bietet aber auch<br />
gleichzeitig neue Chancen, die<br />
den Beruf so liebenswert, spannend<br />
und abwechslungsreich<br />
gestalten. Mobile Reporting<br />
Die Kommentare und Reaktionen der User und Leser auf Facebook und<br />
Instagram sind die modernen, digitalen Leserbriefe. Foto: Matthias Badura<br />
wird auch bei der HZ regelmäßig<br />
ausprobiert. Mit dem<br />
Smartphone wird dann von der<br />
Wasen-Leserfahrt oder der<br />
Baumfällaktion am Hechinger<br />
Obertorplatz mit einem Video<br />
berichtet. Das Storyboard entsteht<br />
schnell und spontan im<br />
Kopf. Mit dem Handy wird also<br />
unkompliziert gedreht und geschnitten.<br />
Dafür braucht es<br />
heute keine besondere Aurüstung<br />
mehr wie früher einmal.<br />
Im digitalen Zeitalter verschwimmen<br />
die Grenzen zwischen<br />
Print und online, daher<br />
müssen die Redakteure sich in<br />
beiden Welten zurechtfinden.<br />
Wenn der Prozess am Hechinger<br />
Landgericht um einen mutmaßlichen<br />
Bankräuber beginnt,<br />
wird er just in diesem Augenblick<br />
schon im Netz angekündigt,<br />
bevor der Reporter<br />
den Artikel über die Verhandlung<br />
später am Tag auf unserer<br />
Homepage veröffentlicht.<br />
Der stetige Wandel wird im<br />
Journalismus zum konstanten<br />
Begleiter. Es kommen immer<br />
wieder neue Trends auf, und –<br />
ob mit Bildergalerie oder Live-<br />
Ticker – die HZ-Redaktion erobert<br />
auch gern virtuell die Herzen<br />
ihrer treuen Leser. Einen<br />
ein für alle mal festen Nachrichtenkanal<br />
gibt es nicht, das haben<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> gezeigt. Es gibt<br />
heute viele Variationen. Die HZ<br />
lässt sich immer gern überraschen,<br />
ist offen für den Wandel<br />
und bewahrt aber auch Traditionen:<br />
Für diejenigen, die es<br />
klassisch mögen, gibt es die gedruckte<br />
<strong>Zeitung</strong> und die e<strong>Zeitung</strong><br />
(sogar schon am Vorabend),<br />
die abonniert werden<br />
kann. Und auf der Homepage<br />
swp.de finden sich Artikel mit<br />
einer „Plus“-Bezahlschranke.<br />
Denn eines darf man nicht vergessen:<br />
Qualitätsjournalismus<br />
ist ein hohes Gut in unserer Demokratie,<br />
verlangt von den Redakteuren<br />
viel Arbeit und Sorgfalt<br />
und hat deshalb seinen<br />
Preis – im Netz ebenso wie auf<br />
Papier.<br />
Dass die digitale Vernetzung<br />
der HZ funktioniert, merken<br />
die Journalisten vor allem an<br />
den Reaktionen der Online-<br />
Community. Sie ermutigen uns<br />
mit Herzchen und „Gefällt<br />
mir“-Daumen, teilen unsere Artikel,<br />
verlinken uns bei ihren<br />
Posts und sagen manchmal einfach<br />
nur Danke.<br />
Und so bietet die HZ als verwurzelte<br />
Lokalzeitung auch<br />
und gerade nach <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n eine<br />
Qualität hat auch<br />
im Netz ihren<br />
Preis<br />
Menge Möglichkeiten, um sich<br />
als Journalistin kreativ auszutoben.<br />
Und den Lesern gibt sie<br />
die Chance, sich in den sozialen<br />
Netzwerken der HZ zu unterhalten,<br />
zu informieren und<br />
inspirieren zu lassen. Eine gute<br />
Symbiose. MELANIE STEITZ<br />
Feiern<br />
ist einfach.<br />
sparkasse-zollernalb.de<br />
Wenn man auf <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> Verlagsgeschichte in<br />
Hechingen zurückblicken kann.<br />
Wir gratulieren herzlich zum Jubiläum und<br />
freuen uns auf die kommenden Berichte,<br />
Nachrichten und Reportagen aus der<br />
Region für die Region!
Jakobsgasse 8, 720<strong>70</strong> Tübingen, Tel. +49-<strong>70</strong>71/407880<br />
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Freuen Sie sich auf Ihr neues Zuhause!
22 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Die HZ als Medienpartner<br />
Ob Sport, Kultur oder Berufswahl – die <strong>Zeitung</strong> für Hohenzollern ist eine Stütze<br />
Seit <strong>Jahre</strong>n ist die HZ der Medienpartner der boso Ladies Open.<br />
Der HZ-Panoramalauf des TV Hechingen geht auf die Fitnessaktion „Hohenzollern – da läuft was“ zurück.<br />
Jedes Jahr eine Sommerattraktion auf der Hechinger Freibadwiese: Das<br />
Open-Air-Kino wird von der HZ als Medienpartner begleitet.<br />
AOK-Ernäherungsberaterin Ute<br />
Streicher referiert bei „Hzdlw“.<br />
Was soll ich werden? Die HZ ist Partner der Bildungsmesse Visionen in<br />
Balingen. Am HZ-Stand gibt’s Informationen und Spaß-Angebote.<br />
WIR<br />
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MENSCHEN...<br />
BESTE MARKEN BESTE AUSWAHL BESTE PREISE<br />
Herzlichen Glückwunsch zu<br />
„<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“.<br />
Wir bedanken uns für die gute<br />
Zusammenarbeit.<br />
Verkaufsoffener Sonntag<br />
am 10.11. in TAILFINGEN<br />
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<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
23<br />
Die HZ bildet und tut Gutes<br />
Eine feste Größe im <strong>Jahre</strong>slauf: Unsere Projekte „Wir lesen“ und „Gute Taten“<br />
Premiere <strong>2019</strong>: Das Hechinger Gymnasium machte seine erste Sommerschule<br />
– mit der HZ als Kooperationspartner. Ein Besuch in der HZ-Redaktion<br />
in der Frauengartenstraße durfte dabei nicht fehlen.<br />
Alle <strong>Jahre</strong> wieder in der Weihnachtszeit ruft die HZ zu „Guten Taten“<br />
auf. Bei der jüngsten Spendenaktion für das Zachäus-Haus in Burundi<br />
gaben die HZ-Leserinnen und -Leser annähernd 27 000 Euro.<br />
Resultat einer „Gute Taten“-Aktion:<br />
Die HZ ist Kooperationspartner<br />
des Tailfinger Tierheims.<br />
Da fliegen die <strong>Zeitung</strong>en: Am Haigerlocher Progymnasium wird die HZ<br />
nicht nur fleißig gelesen, sondern bei Bedarf auch für eine Kunst-Performance<br />
verwendet.<br />
Archivfotos
24 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Geliebtes „Fulltime-Hobby“<br />
Kino-Betreiber Ralf Merkel und die HZ sind einander seit Jahrzehnten verbunden<br />
Deutschlands<br />
einzige Kleinstadt<br />
mit zwei Kinos<br />
Tief mit der Zollernstadt<br />
verwurzelt ist nicht nur<br />
die <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
– auch die Hechinger Kinos<br />
prägen das Stadtbild seit<br />
Jahrzehnten. Nicht ganz <strong>70</strong>,<br />
aber bereits 67 <strong>Jahre</strong> zurück<br />
liegt die Eröffnung des Burgtheaters<br />
am Obertorplatz. 1952<br />
war der Neubau von einem Fabrikanten<br />
aus Albstadt und<br />
dem Hechinger Fliesenleger Josef<br />
Neher in direkter Nachbarschaft<br />
zum einstigen Verlagsgebäude<br />
der HZ errichtet und in<br />
den folgenden zehn <strong>Jahre</strong>n von<br />
der J. Neher & Co. KG betrieben<br />
worden. In den <strong>Jahre</strong>n davor<br />
hatte es einzig im Konstantinsaal<br />
des alten „Museums“ Filmvorführungen<br />
gegeben. Filmvorführer<br />
war dort und eine<br />
kurze Zeit auch im Burgtheater<br />
ein gewisser Rudolf Merkel (gestorben<br />
2008).<br />
Doch der Hechinger, zeitlebens<br />
ein guter Freund des verstorbenen<br />
HZ-Verlegers Dr.<br />
Eberhard Konstanzer und mit<br />
diesem im Rahmen der Städtepartnerschaft<br />
Hechingen-Jouélès-Tours<br />
Begründer der Weinbruderschaft<br />
Interieur de Ribiere,<br />
wollte mehr: ein eigenes<br />
Kino. Und so eröffnete er nur<br />
ein Jahr nach dem Start des<br />
Burgtheaters in der Oberstadt<br />
das Schwanenkino in der Unterstadt.<br />
Er trat damit in direkte<br />
Konkurrenz zu Josef Neher.<br />
Eine Aufnahme aus den 1950er-<strong>Jahre</strong>n: das Burgtheater.<br />
Ralf Merkel verwaltet seine Kinos im elterlichen Haus. Dort hängt dieses Ölgemälde des ehemaligen Schwanen in der Unterstadt...<br />
... und hier eine alte Originalaufnahme des Schwanen.<br />
Ab dem 1. Januar 1963 nicht<br />
mehr – da übernahm Rudolf<br />
Merkel das Burgtheater in<br />
Pacht. Zusätzlich betrieb er Anfang<br />
der 1960er-<strong>Jahre</strong> das Roxy<br />
im ehemaligen „Krone“-Saal.<br />
Merkels Sohn Ralf, wie sein Vater<br />
ein leidenschaftlicher Cineast,<br />
erinnert sich: „Zu Spitzenzeiten<br />
hatte Hechingen vier<br />
Lichtspielhäuser“ („Museum“,<br />
Burgtheater, Schwanen und<br />
Das Kino muss<br />
sich immer wieder<br />
neu erfinden<br />
Roxy) – „und war im Verhältnis<br />
seiner Einwohnerzahl zu den<br />
verfügbaren Sitzplätzen die Kinogänger-freundlichste<br />
Stadt<br />
Deutschlands.“<br />
1976 folgte im Burgtheater<br />
der erste Umbau: Aus einem Kinosaal<br />
wurden zwei – und im<br />
Erd- samt Untergeschoss entstand<br />
eine Verkaufsfläche für<br />
den ersten Aldi in der Zollernstadt.<br />
Aus dem gleichen Jahr datieren<br />
Umbauten am ehemaligen<br />
Verlagsgebäude der Hpohenzollerischen<br />
<strong>Zeitung</strong>: Die<br />
alte Druckerei wurde abgebrochen<br />
und jener Neubau erstellt,<br />
in dem sich noch bis vor wenigen<br />
Wochen die Redaktionsräume<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> befanden.<br />
Zehn <strong>Jahre</strong>, 1986, später<br />
folgte der offizielle Einstieg Ralf<br />
Merkels in die Kino-Geschäfte<br />
des Vaters – als „Nebenher-<br />
Job“. Erst im Jahr 2002 sattelte<br />
er hauptberuflich um – nach<br />
17-jähriger Tätigkeit bei der<br />
Firma Gambro, über die der<br />
heute 54-Jährige an der Berufsakademie<br />
Villingen-Schwenningen<br />
ein BWL-Stdium absolvierte.<br />
Heute betreibt Ralf Merkel allein<br />
in der Zollernstadt acht Kinos<br />
an zwei Standorten – „weil<br />
es mein Ziel war und ist, in der<br />
Ober- und der Unterstadt das<br />
Gleichgewicht zu halten, mit aller<br />
G’walt“. Damit ist Hechingen<br />
Deutschlands einzige Kleinstadt,<br />
die zwei Lichtspielhäuser<br />
zählt. 1998 hat der Hechinger<br />
das Capitol in Albstadt gekauft<br />
– mit damals drei Kinos. Ab<br />
„Ich würde es<br />
wieder so<br />
machen.“<br />
dem Jahr 2002 hat er das Capitol<br />
auf acht Säle erweitert.<br />
2005 übernahm der 54-Jährige<br />
(in Pacht und mit Partner)<br />
außerdem die Filmzentren Bären<br />
und Metropol in Böblingen.<br />
Und stockte auch dort gehörig<br />
auf: Gab es im Bären vor 14 <strong>Jahre</strong>n<br />
noch drei Kinos, so sind es<br />
heute acht. Ralf Merkels „jüngstes<br />
Kind“ ist das Kinopraradies<br />
in Oberndorf. Seit dem 1. Januar<br />
2018 ist er dort engagiert<br />
und baut derzeit einen dritten<br />
Kinosaal aus.<br />
An Arbeit also mangelt es<br />
dem Cineasten nicht! Vor allem<br />
auch, weil das Kino-Geschäft<br />
heute ein wirklich schweres Geschäft<br />
ist. Aber es bleibt Merkels<br />
liebstes „Fulltime-Hobby“.<br />
Sein gesamtes Leben richtet er<br />
danach aus, der letzte Urlaub<br />
des Geschäftsmannes datiert<br />
aus dem <strong>Jahre</strong> 1996!<br />
Und doch, bestätigt er rückblickend:<br />
„Ich würde es wieder<br />
so machen.“ Ungeachtet der<br />
Tatsache, dass das Kino „immer<br />
wieder neu erfunden werden<br />
muss“. Was in den 1950ern<br />
noch „toll und besonders war“,<br />
hat mit den <strong>Jahre</strong>n stetig neue<br />
Konkurrenz bekommen: „Erst<br />
war’s das Fernsehen, dann das<br />
Farbfernsehen, gefolgt vom Video-Hipe<br />
und den Privatsendern<br />
– und heute von den Streamingdiensten.“<br />
Wie begegnet man alledem?<br />
„Mit Events wie dem Open-Air-<br />
Kino oder Liveübertragungen<br />
von Konzerten oder Opern in<br />
den Kinosaal.“
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
25<br />
Wenn Ralf Merkel den Blick in<br />
die Vergangenheit richtet, woran<br />
erinnert er sich sofort – und<br />
gerne?<br />
An 1990, als während des Anbaus<br />
an den Schwanen in der<br />
Unterstadt im Saal eins „den<br />
ganzen Sommer durch“ „Pretty<br />
Woman“ mit Richard Gere und<br />
Julia Roberts lief – und das<br />
Kino immer voll war.<br />
An 1991, als die Arbeiten für<br />
den Bau des Schwanen-Saals<br />
drei unterbrochen wurden, um<br />
den Transport der Särge von<br />
Friedrich dem Großen und dessen<br />
Vater Friedrich Wilhelm I.,<br />
die sich seit 1952 in der evangelischen<br />
Kapelle der Burg Hohenzollern<br />
befunden hatten,<br />
durch die Unterstadt in Richtung<br />
Hechinger Bahnhof und<br />
von dort in Richtung Potsdam<br />
live mitzuerleben.<br />
An 1996, das Jahr des ersten<br />
Hechinger Open-Airs, das mit<br />
dem Film „Braveheart“ und<br />
Mel Gibson in der Hauptrolle<br />
über 500 Besucher zählte und<br />
ihn, Merkel, zu dem euphorischen<br />
Ausruf verleitete: „So<br />
viele Besucher an einem Kinoabend<br />
hatten wir noch nie.“<br />
Dazu muss man wissen: Das<br />
alte Burgtheater hatte damals<br />
nur 490 Plätze.<br />
Elf Oskars sahnte einst „Ben Hur“<br />
(1959) mit Charlton Heston ab.<br />
An 1998, als der Film „Titanic“<br />
mit Leonardo Di Caprio und<br />
Kate Winslet zum aboluten<br />
Kino-Kassenschlager geriet,<br />
und er bei einem Besuch des<br />
brechend vollen Albstädter Capitols<br />
entschied, „dieses Kino<br />
werde ich kaufen“.<br />
An 2002 als das bis dato erfolgreichste<br />
Open-Air-Kinojahr.<br />
Medienpartner dieser jährlichen<br />
Großveranstaltung war<br />
auch in diesem Sommer wieder<br />
die <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Mit ihr ist Ralf Merkel aufgewachsen:<br />
„Ich kenne die HZ,<br />
seit ich auf der Welt bin. „ Bis<br />
heute liest er sie „auf Papier“<br />
(„ich bin kein Online-Leser“).<br />
Sie ist für ihn Informationsquelle<br />
Nummer eins, was in Hechingen,<br />
seiner Heimatstadt,<br />
läuft. Und so gratuliert er denn<br />
herzlich zum <strong>70</strong>. Geburtstag.<br />
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26 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Zur Nachfolge bereit<br />
Bonita Grupp und Wolfgang Grupp jr. über ihre Rolle bei Trigema<br />
Es ist das Jahr der Jubiläen,<br />
die HZ wird <strong>70</strong>, die Firma<br />
Trigema feiert das<br />
100-Jährige und deren Inhaber<br />
Wolfgang Grupp führt das Burladinger<br />
Familienunternehmen<br />
nun genau 50 <strong>Jahre</strong>. Er hat<br />
in dieser Zeit Trigema als Marke<br />
etabliert und den Namen<br />
deutschlandweit durch hohe<br />
Qualität, aber auch mit innovativem,<br />
cleverem, teils frechem<br />
Marketing bekannt gemacht;<br />
Fernseh-Affe Charly, um einen<br />
der Werbe-Coups zu nennen,<br />
lässt grüßen: „Hallo Fans!“<br />
Die <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />
Burladingen und die<br />
Firma Trigema stehen durchaus<br />
in Beziehung zueinander:<br />
Burladingen gehörte von Anfang<br />
an ins Verbreitungsgebiet<br />
unserer <strong>Zeitung</strong>. Trigema wiederum<br />
steht für Burladingen,<br />
fast wie ein Synonym. Die<br />
Firma hatte hier seit der Gründung<br />
ihren Sitz. Den Verlockungen<br />
in Zeiten des Strukturwandels<br />
ins Ausland abzuwandern,<br />
um billiger produzieren zu können,<br />
hat die Unternehmensleitung<br />
widerstanden. Stattdessen<br />
baute Wolfgang Grupp seinen<br />
eigenen Vertrieb in Form der<br />
Testgeschäfte auf, machte sich<br />
vom Handel unabhängig und<br />
setzt nicht auf Masse, sondern<br />
auf Qualität und Verlässlichkeit.<br />
Doch auch Anmutung und<br />
Bewusstsein spielen eine Rolle:<br />
Trigema steht für<br />
Burladingen, ist<br />
fast ein Synonym<br />
Made in Germany, dem Standort<br />
verbunden, umweltverträglich<br />
und nachhaltig produziert<br />
– darauf achten Kunden immer<br />
mehr, darauf baut das Unternehmen.<br />
Von einst 26 Burladinger<br />
Textilfirmen, die hier produzierten,<br />
ist Trigema die einzige,<br />
die noch existiert. Trigema ist<br />
heute der größte Arbeitgeber<br />
der Stadt (1200 Beschäftigte),<br />
ist zudem durch die erwähnte<br />
Fernsehwerbung sowie durch<br />
die <strong>45</strong> Testgeschäfte, die das Unternehmen<br />
von Bayern bis zum<br />
Nordseestrand unterhält, in der<br />
ganzen Republik ein Begriff.<br />
Die Firma nimmt immer wieder<br />
breiten Raum in unserer Berichterstattung<br />
ein, insbesondere<br />
wegen politisch-unternehmerischer<br />
Aussagen des Ge-<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> HZ, 100 <strong>Jahre</strong> Trigema: Anlass für ein Interview mit der nächsten Generation. HZ-Redakteur Matthias<br />
Badura (rechts) wurde von Wolfgang Grupp jr. und Bonita Grupp empfangen. Foto: Julia Marquardt<br />
schäftsführers Wolfgang<br />
Grupp, die allgemeinen Widerhall<br />
finden. Genauso werden<br />
wir hellhörig, wenn das Unternehmen<br />
mit einer Innovation<br />
auf den Markt kommt, wie etwa<br />
mit dem vollständig kompostierbaren<br />
T-Shirt. Ebenso berichteten<br />
wir darüber, wenn Familie<br />
Grupp, was sie mehrfach<br />
tat, der Stadt eine Spende zukommen<br />
ließ, die beispielsweise<br />
den Bau einer neuen<br />
Sporthalle ermöglichte. Und<br />
wir berichteten, dass Trigema<br />
Flüchtlingen, die im Betrieb beschäftigt<br />
sind, Sprachkurse an<br />
der Burladinger Volkshochschule<br />
bezahlt. Einzig und allen<br />
Schlagzeilen über Kurzarbeit<br />
und betriebsbedingte Entlassungen<br />
– die gab es mangels solcher<br />
Vorkommnisse noch nie.<br />
Wolfgang Grupp ist mittlerweile<br />
77 <strong>Jahre</strong> alt. Agil und profiliert<br />
wie eh und je, wird er dennoch<br />
eines Tages sein Unternehmen<br />
in jüngere Hände geben.<br />
Antreten soll die Nachfolge eines<br />
seiner beiden Kinder, Bonita<br />
oder Wolfgang jr. Eine Doppelführung,<br />
das hat der Patriarch<br />
oft und ausreichend betont,<br />
kommt nicht in Frage, das<br />
Unternehmen soll auch in vierter<br />
Generation in der Familie<br />
und in einer Hand bleiben.<br />
Viele Medien, seriöse wie windige,<br />
spekulieren schon lange<br />
und immer wieder aufs neue,<br />
wer von beiden das Rennen<br />
wohl machen wird: Ist die Nachfolge<br />
schon beschlossen, wann<br />
wird sie ausgerufen, gibt es unter<br />
den Geschwistern womöglich<br />
interne Machtkämpfe?<br />
Auch bei der großen Jubiläumsfeier<br />
zum 100-Jährigen, die im<br />
Oktober stattfand, lauerten<br />
viele im Journalistentross darauf,<br />
dass beim Festakt ein<br />
Name verkündet würde. Sie warten<br />
noch immer.<br />
Abseits dieser aufgeregten<br />
Debatte gehen zwei ganz gelassen<br />
mit dem Thema um: Bonita<br />
Grupp (30) und Wolfgang<br />
Grupp jr. (29). „Wir werden immer<br />
gefragt, wie hoch ist der<br />
Druck? Als ob der eine versucht,<br />
dem anderen eine Falle<br />
zu stellen“, so Wolfgang Grupp<br />
jr. in einem Interview, dass er<br />
der HZ zusammen mit seiner<br />
Schwester gab. „Dieser Konkurrenzkampf<br />
wird von den Medien<br />
gespielt und ist so nicht<br />
Bonita Grupp:<br />
Es gibt keinen<br />
Konkurrenzkampf<br />
existent.“ Bonita Grupp erläutert<br />
dazu: „Mein Vater möchte,<br />
dass nur ein Kind die Firma bekommt,<br />
wir können aber beide<br />
darin arbeiten. Deshalb ist der<br />
Druck für uns nicht so groß.“<br />
Man werde die Entscheidung<br />
des Familienoberhauptes auf jeden<br />
Fall respektieren, so wiederum<br />
der Sohn: „Wenn der<br />
Zeitpunkt gekommen ist, finden<br />
wir eine gute Lösung, weil<br />
wir andere Probleme auch<br />
schon gemeistert haben.“ Seine<br />
Schwester stellt noch einmal<br />
klar, was man ihr ohne Bedenken<br />
glaubt: „Mein Bruder und<br />
ich verstehen uns sehr gut, und<br />
wir haben keinerlei Konkurrenzkampf.“<br />
Es wird also nicht so<br />
sein, dass einer von beiden die<br />
Firma nach der Übergabe verlassen<br />
muss. Die Vorstellung,<br />
dasjenige Kind, das nicht bedacht<br />
wurde, müsse in die<br />
Fremde auswandern, amüsiert<br />
die Grupps ebenso wie die Idee,<br />
der Vater werde dann im „Austragshäusle“<br />
aufs Altenteil gesetzt.<br />
Nein, betonen beide, man<br />
brauche den Rat und die Erfahrung<br />
des Vaters ebenso wie den<br />
der Mutter Elisabeth Grupp, die<br />
vor allem für die Testgeschäfte<br />
zuständig ist. „Sie bieten uns<br />
eine sichere Basis und Rückhalt“,<br />
sagt Bonita Grupp. „Wir<br />
sind der Meinung, dass es die<br />
Chance gibt, dass alle vier im<br />
Unternehmen bleiben, auch<br />
wenn die Entscheidung der<br />
Übergabe fällt.“ Momentan betreut<br />
die Tochter in der Firmenleitung<br />
die Bereiche E-Commerce<br />
und Personal, ihr Bruder<br />
deckt IT und Verkauf ab.<br />
Freilich, räumen die Geschwister<br />
ein, könnte sich bei<br />
ihnen beiden theoretisch durch<br />
die Partnerwahl die persönliche<br />
Situation verändern, und<br />
was die wirtschaftliche Zukunft<br />
in Zeiten der rasant fortschreitenden<br />
Globalisierung und Digitalisierung<br />
bringe – das könne<br />
niemand mit letzter Sicherheit<br />
sagen. Fest steht jedoch der Entschluss,<br />
das Unternehmen am<br />
jetzigen Standort unter der Regie<br />
der Familie weiterzuführen.<br />
Wolfgang junior: „Es gibt keine<br />
Diskussion, Burladingen wird<br />
immer unsere Heimat bleiben.“<br />
Seine Schwester pflichtet bei:<br />
„Die Firma ist hier, und sie wird<br />
auch in Zukunft hier sein.“<br />
Die beiden schauen grundsätzlich<br />
nach vorn. Im Ausland<br />
zur Schule gegangen und dort<br />
auch studiert, sind sie in der<br />
Welt der modernen Kommunikation<br />
daheim, internationales<br />
Parkett ist ihnen vertraut. Und<br />
zugleich fühlen sie sich der Vergangenheit<br />
verbunden. Sie sehen<br />
darin keinen Widerspruch:<br />
Wenn man auf eine 100-jährige<br />
Firmengeschichte zurückblicken<br />
könne, fühle man sich<br />
„selbstverständlich“ der Vergangenheit<br />
verpflichtet. Und<br />
ebenso der Leistung, die in dieser<br />
langen Zeit von der Firmenleitung<br />
genauso erbracht<br />
wurde wie von den Mitarbeitern:<br />
„Ich glaube es wäre unschön,<br />
wenn man sagen würde,<br />
an der nächsten Generation<br />
scheitert’s, weil diese Genera-<br />
„Die Firma wird<br />
auch in Zukunft<br />
hier sein.“<br />
tion es nicht mehr machen<br />
möchte oder keine Lust drauf<br />
hat“, so der Sohn.<br />
Also doch ein Druck, der auf<br />
den potentiellen Nachfolgern<br />
lastet? Beide verneinen: „Es ist<br />
eine Verpflichtung, aber es ist<br />
eine schöne Verpflichtung, mit<br />
der wir aufgewachsen sind und<br />
an der wir Freude haben.“<br />
Was die Zukunft angeht, sehen<br />
sie angesichts der Globalisierung<br />
Veränderungen und Herausforderungen<br />
in ihrer ohnedies<br />
„schwierigen“ Branche auf<br />
sich zukommen. „Aber wir sind<br />
weiterhin der Meinung, dass<br />
eine Texilproduktion auch in<br />
Deutschland machbar sein<br />
muss, sonst hätten meine<br />
Schwester und ich uns nicht<br />
entscheiden, in die Firma einzutreten,<br />
sonst ginge man ja einer<br />
Einbahnstraße entgegen“, sagt<br />
Wolfgang Grupp jr. Er fügt<br />
hinzu: „Ob wir es schaffen, werden<br />
wir sehen.“ Doch das klingt<br />
nicht verzagt, sondern zuversichtlich,<br />
selbstbewusst.<br />
Böte die Globalisierung andererseits<br />
nicht die Chance, die<br />
Marke Trigema international<br />
zu etablieren? Dank Internet<br />
könnte das heute leichter gelingen<br />
als in früheren Zeiten, weiß<br />
Bonita Grupp, die als Verantwortliche<br />
im E-Commerce Zuwachs<br />
und Absatz im Auge hat.<br />
Doch das allein reiche nicht<br />
aus. Um im Ausland Fuß fassen<br />
zu können, benötige man „gute<br />
Partner“ vor Ort und müsse<br />
enorm viel investieren, um<br />
dem Druck der einheimischen<br />
oder internationalen Mitbewerber<br />
Paroli bieten zu können.
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
27<br />
„Deshalb haben<br />
wir ja auch die<br />
HZ abonniert!“<br />
ausspielen kann und muss.<br />
Qualität, Verlässlichkeit, regionale<br />
Verortung… kommt uns<br />
das nicht bekannt vor?<br />
So gerät die Rede über das,<br />
was sein wird oder sein könnte,<br />
zuletzt auf die Stadt Burladingen,<br />
deren Zukunft die beiden<br />
Grupps entschlossen sind, von<br />
unternehmerischer Seite her<br />
mitzugestalten. Sie sehen auf<br />
der einen Seite strukturellen<br />
Nachholbedarf, auf der anderen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Schlecht stehe es um den öffentlichen<br />
Nahverkehr und um<br />
die Funkverbindungen beziehungsweise<br />
die Netzabdeckung<br />
(„was aber ein deutschlandweites<br />
Problem ist“). In<br />
der ländlichen Region zu leben,<br />
sei für Menschen ohne<br />
Auto mühsam, sagen sie, und<br />
denken unter anderem an ihre<br />
rund 40 Mitarbeiter mit Flüchtlingsstatus,<br />
von denen viele<br />
kein Fahrzeug besitzen. Immerhin<br />
werde an der Verkabelung<br />
und an der Verbreitung des<br />
schnellen Internets, wie die beiden<br />
HZ-Leser wissen, intensiv<br />
So schlecht ist<br />
Burladingen<br />
nicht aufgestellt<br />
„Das ist für Mittelständler<br />
nicht immer zu bewältigen.“<br />
Wie viel Geld und Mühe es kostet,<br />
eine Marke aufzubauen<br />
und zur Bekanntheit, ja Berühmtheit<br />
zu führen, sehen sie<br />
beide am Beispiel ihres Vaters.<br />
Dieser Erfolg, so interpretiert<br />
man es, soll nicht durch Abenteuer<br />
leichtfertig aufs Spiel gesetzt<br />
werden. Auf jeden Fall weiter<br />
ausbauen möchte Bonita<br />
Grupp den Online-Verkauf und<br />
-Vertrieb. Wobei die Firmenleitung<br />
die Chance sieht, auch im<br />
Ausland mit dem Prädikat<br />
Nachhaltigkeit zu punkten.<br />
Beim Aspekt Vergangenheit<br />
und Zukunft schwenkt das Gespräch<br />
über zum Thema Nachrichten,<br />
Medien, <strong>Zeitung</strong>en –<br />
und natürlich auf die HZ, die<br />
auch bei der Familie Grupp auf<br />
dem Frühstückstisch liegt. Eine<br />
gedruckte <strong>Zeitung</strong> zu lesen, ist<br />
für Wolfgang Grupp jr. etwas<br />
„Schönes“. Das höre sich womöglich<br />
„etwas altmodisch<br />
an“, aber „es ist ja auch ein Genuss<br />
dabei. Das ist etwas anderes,<br />
als wenn ich auf meinem<br />
Handy etwas lese.“ Guter Journalismus<br />
sei wichtig, sich allein<br />
auf soziale Medien und Nachrichtendienste<br />
im Internet zu<br />
verlassen, berge die Gefahr,<br />
durch deren Betreiber und<br />
Einer der spektakulären Werbeträger von Trigema: das Luftschiff „Charly“ über Burladingen.<br />
durch Algorithmen einseitig<br />
und einförmig informiert zu<br />
werden.<br />
Die Zukunft des <strong>Zeitung</strong>sgewerbes,<br />
das sich derzeit ebenfalls<br />
im radikalen Umbruch befindet,<br />
sieht Wolfgang Grupp junior<br />
nicht ganz düster. Auch<br />
diejenige der Regionalzeitungen<br />
nicht. „Die Großen bringen<br />
alle die gleichen großen Themen.<br />
Die kleinen <strong>Zeitung</strong>en<br />
bringen zudem das, was ich als<br />
Bürger einer Stadt gerne lesen<br />
möchte“ – etwa die Gemeinderatsberichterstattung.<br />
„Deshalb<br />
haben wir ja auch brav die<br />
HZ abonniert!“, sagen die beiden<br />
und lachen. Wieder ernsthaft<br />
merkt Bonita Grupp an,<br />
dass <strong>Zeitung</strong>en ein breites Spektrum<br />
bieten. „Auch wenn ich<br />
sie nur überfliege, kriege ich<br />
doch durch die Überschriften<br />
mit, was hier und dort los ist.<br />
Das ist extrem wichtig.“ Was<br />
die HZ natürlich gerne hört.<br />
Eine Garantie dafür, dass die<br />
tägliche Tageszeitung auch<br />
noch in 20 <strong>Jahre</strong>n auf Papier erscheint,<br />
ist das nicht. Aber die<br />
Grupps benennen damit doch<br />
die Stärken, die der Journalismus<br />
im Wandel des Mediums<br />
Archivfoto<br />
gearbeitet. Zudem sei die Stadt<br />
von ihren Versorgungsmöglichkeiten<br />
her nicht schlecht aufgestellt.<br />
„Stadthalle, Sporthalle,<br />
Ärztehaus – es wurde im Vergleich<br />
zu anderen Kommunen<br />
nicht wenig gemacht“, stellt<br />
Grupp Junior fest – „aber man<br />
könnte noch einiges bewegen.“<br />
Umgekehrt müsse man aber<br />
auch bereit sein, hier und da<br />
loszulassen, Veränderungen<br />
hinzunehmen. „Wenn sich<br />
Schwerpunkte und Prioritäten<br />
verlagern, weil Neues entsteht,<br />
ist das so schlimm?“<br />
Nein, findet die HZ – und bedankt<br />
sich für das Gespräch<br />
mit Bonita und Wolfgang<br />
Grupp jr., das einen zuversichtlich<br />
stimmt mit Blick auf kommende<br />
Zeiten, wenn es weitere<br />
Jubiläen zu feiern gilt.<br />
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28 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Vom Zoller in die Welt<br />
Ein Gastbeitrag der ARD-Nordamerika-Korrespondentin Claudia Buckenmaier<br />
Es ist Sommer, mitten im<br />
August. Im ersten Moment<br />
dachte ich, das<br />
kann nur ein Witz sein. Wie so<br />
oft, leider, wenn wieder eine<br />
neue Nachricht aus dem Weißen<br />
Haus kommt. Dieses Mal<br />
lautet die Meldung, der US-Präsident<br />
wolle Grönland kaufen.<br />
Aber nein, kein Sommerlochthema,<br />
sondern der Ernst eines<br />
früheren Immobilienunternehmers.<br />
Donald Trump, von der<br />
dänischen Premierministerin<br />
mit der Absurdität seiner Idee<br />
Als Trump<br />
plötzlich Grönland<br />
kaufen will<br />
mehr noch Stetten als Hechingen,<br />
auch wenn ich das gar<br />
nicht groß voneinander trennen<br />
mag.<br />
Wenn ich auf der B 27 nach<br />
Hause fahre und zum ersten<br />
Mal aus der Ferne die Burg Hohenzollern<br />
sehe, dann bedeutet<br />
das Ankommen. Es ist vertraut<br />
und fremd zugleich, denn vieles<br />
hat sich verändert. Manches<br />
stimmt mich eher traurig, manches<br />
ärgert mich. Aber das gehört<br />
eben auch dazu, wenn<br />
man weggeht.<br />
In der Fremde<br />
schärft sich<br />
der Blick<br />
Ein vertrautes Bild für ARD-Zuschauer: die gebürtige Hechingerin Claudia Buckenmaier macht einen Aufsager<br />
für die 20-Uhr-Tagesschau mit dem Weißen Haus im Hintergrund.<br />
Foto: Tom Sampson<br />
konfrontiert, sagt seinen geplanten<br />
Staatsbesuch im dänischen<br />
Königreich ab und riskiert<br />
eine ernsthafte Verstimmung,<br />
als er die Reaktion der<br />
Regierungschefin fies nennt. So<br />
rede man nicht mit den USA.<br />
Plötzlich berühren sich zwei<br />
Welten meines Berufslebens. In<br />
meiner Zeit als Skandinavien-<br />
Korrespondentin reiste ich<br />
mehrfach nach Grönland. Eine<br />
faszinierende Insel, ein stolzes<br />
Volk, dessen Land zwar zu Dänemark<br />
gehört, das aber großen<br />
Wert auf seine Eigenständigkeit<br />
legt. In vielen Bereichen<br />
ist Grönland autonom, nicht<br />
aber in der Außenpolitik. Dass<br />
Trump zu glauben scheint, er<br />
könne über die Köpfe der Grönländer<br />
hinweg mit der dänischen<br />
Regierung über den Verkauf<br />
der Insel sprechen, zeigt<br />
mir einmal mehr, wie wenig dieser<br />
so mächtige Mann entweder<br />
über andere Gegenden zu<br />
wissen scheint oder wissen will.<br />
Oder – und das ist durchaus<br />
möglich – es interessiert ihn einfach<br />
nicht, denn seine Politik gehorcht<br />
vor allem einem Grundgedanken:<br />
America First, Amerika<br />
zuerst.<br />
Dieser Moment im letzten<br />
Sommer macht mir einmal<br />
mehr bewusst, was für einen<br />
spannenden Beruf ich ausüben<br />
darf. Wie es dazu kam? Darauf<br />
gibt es keine einfache Antwort.<br />
Im richtigen Moment am richtigen<br />
Fleck? Das Zuhause, die Eltern,<br />
die Schule, manche Lehrer,<br />
später Kollegen, mein<br />
Mann und immer wichtige<br />
Freundinnen und Freunde. Das<br />
Claudia Buckenmaier berichtet in Nordamerika vor allem aus der Weite<br />
des Landes. In Utah drehte sie ein Feature und „Cowboys und Indianer“<br />
heute. Hier interviewt sie den Farmer Stanton Gleave. Foto: NDR<br />
grenzenlose Interesse an anderen<br />
Menschen, Kulturen, ihren<br />
jeweiligen Welten. Und die<br />
Freude, darüber berichten zu<br />
können. Egal ob anfangs in der<br />
Lokalzeitung oder später fürs<br />
Fernsehen.<br />
Angefangen hat alles mit einem<br />
kleinen Job neben der<br />
Schule her. Am Wochenende<br />
Korrekturlesen der Druckfahnen<br />
in der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong>. In einer Zeit, in der <strong>Zeitung</strong>en<br />
noch gesetzt wurden<br />
und nicht im Computer entstanden.<br />
Rechtschreibung, Grammatik,<br />
Zeichensetzung. Die Korrekturzeichen<br />
beherrsche ich<br />
bis heute.<br />
Ein Praktikum in der aktuellen<br />
Fernsehredaktion beim Südwestfunk<br />
in Baden-Baden aber<br />
lenkt mein Interesse am Journalismus<br />
in eine neue Richtung,<br />
weg von der <strong>Zeitung</strong>. Nach meinem<br />
Studium für ein Volontariat<br />
bewerbe ich mich bei verschiedenen<br />
ARD-Anstalten. Als<br />
ausgerechnet der Norddeutsche<br />
Rundfunk zusagt, bin ich,<br />
die Schwäbin, doch sehr überrascht.<br />
Ich treffe eine Entscheidung:<br />
ich werde Hochdeutsch<br />
wie eine Fremdsprache lernen.<br />
So gut es halt geht. Den Dialekt<br />
will ich auf keinen Fall verlieren.<br />
Deshalb spreche ich bis<br />
heute zuhause Schwäbisch.<br />
Meine Sprache für die Heimat.<br />
Mit dem sogenannten „Honoratiorenschwäbisch“<br />
habe ich<br />
mich nie angefreundet.<br />
Nach der Ausbildung bestimmt<br />
die erste Stelle in der<br />
Auslandsredaktion meinen weiteren<br />
journalistischen Weg,<br />
auch wenn ich zwischendurch<br />
sieben <strong>Jahre</strong> lang aus Berlin berichtet<br />
habe. Unter anderem<br />
Mit Kinkel über<br />
Hechingen<br />
geplaudert<br />
über die FDP. Dabei bin ich immer<br />
wieder Klaus Kinkel begegnet.<br />
Hechingen war dann<br />
schnell ein Thema. Und das<br />
Schwäbische. Die Herkunft.<br />
Die Heimat eben. Für mich<br />
Claudia Buckenmaier ist 55<br />
<strong>Jahre</strong> alt. Sie stammt aus Stetten<br />
und hat 1983 am Hechinger<br />
Gymnasium Abitur gemacht.<br />
Schon als Schülerin war<br />
sie „medienaffin“: Sonntags<br />
hat sie in der HZ-Redaktion Korrektur<br />
gelesen. Ihr Studium im<br />
französischen Tours, in Tübingen<br />
und in Frankfurt/Main<br />
schloss sie 1990 mit dem Staatsexamen<br />
für Politikwissenschaft,<br />
Germanistik und Geschichte<br />
ab. Ab 1992 absolvierte Claudia<br />
Buckenmaier ein Volontariat<br />
beim Norddeutschen Rundfunk<br />
(NDR). Im Anschluss daran<br />
war sie zunächst Reporterin,<br />
dann Redakteurin in der Auslandsredaktion<br />
Fernsehen des<br />
NDR. 1999 entsandte sie der<br />
In der Fremde schärft sich<br />
der Blick. Vieles, was ich früher<br />
für selbstverständlich gehalten<br />
habe, bekommt ein neues Gewicht.<br />
Ich weiß, wir Deutschen,<br />
und vielleicht wir Schwaben sogar<br />
noch ein bisschen mehr, klagen<br />
oft, aber ganz ehrlich, im<br />
Vergleich mit so vielen anderen<br />
Ländern – es geht uns gut! Das<br />
habe ich schon in Schweden gedacht,<br />
von wo ich fünf <strong>Jahre</strong><br />
lang über Nordeuropa berichtet<br />
habe. Aber seitdem ich in<br />
den USA lebe, bin ich davon<br />
überzeugter denn je.<br />
Meine Aufgabe im ARD-Studio<br />
Washington ist es vor allem,<br />
aus der Weite des Landes zu berichten.<br />
Über die sogenannt<br />
einfachen Menschen, seltener<br />
über die Politiker in der Hauptstadt.<br />
Natürlich kommt auch<br />
das vor, und ich erlebe so immer<br />
wieder Auftritte und Reden<br />
von Donald Trump. Aber vor allem<br />
bin ich viel unterwegs für<br />
Sendungen wie Weltspiegel<br />
oder Tagesthemen. Ich treffe<br />
Menschen, deren Geschichten<br />
mich oft lange nicht mehr loslassen.<br />
Hechingen, Stockholm, Hamburg, Washington<br />
NDR als Redakteurin nach Berlin<br />
ins ARD-Hauptstadtstudio.<br />
Ab 2007 war sie Studioleiterin<br />
im ARD-Studio Stockholm.<br />
Fünf <strong>Jahre</strong> lang war Claudia Buckenmaier<br />
die „Stimme des<br />
Nordens“ in der ARD. Von 2012<br />
bis Juni 2017 leitete sie die<br />
NDR-Auslandsredaktion in<br />
Hamburg. Seit Juli 2017 ist sie<br />
ARD-Korrespondentin in Washington,<br />
wo sie jetzt mit ihrem<br />
Mann lebt.<br />
@<br />
Socialmedia-Kontakte:<br />
Twitter @CBuckenmaier<br />
Instagram c.buckenmaier<br />
Facebook: Claudia Buckenmaier
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
29<br />
Donna und Maria in Georgia<br />
zum Beispiel. Diese beiden<br />
Frauen helfen Menschen, die<br />
obdachlos sind oder in heruntergekommenen<br />
Hotelzimmern<br />
hausen müssen, weil ihre<br />
Gehälter nicht ausreichen, um<br />
eine Mietkaution hinterlegen<br />
zu können. Inzwischen sind die<br />
beiden so bekannt, dass ihr Telefon<br />
auch nachts klingelt,<br />
Happy-End<br />
nach <strong>Jahre</strong>n für<br />
Rose und José<br />
wenn jemand in Not ist. Ihre eigenen<br />
Familien müssen dafür<br />
Verständnis haben.<br />
Oder Rose in Houston, Texas.<br />
Eine US-Amerikanerin, deren<br />
Ehemann als einer der ersten<br />
nach Donald Trumps Amtsantritt<br />
abgeschoben wurde. Er<br />
war illegal im Land, wegen eines<br />
Formfehlers seiner Mutter,<br />
aber er hatte sich nie etwas zuschulden<br />
kommen lassen.<br />
Seine zwei kleinen Kinder verloren<br />
von einem Tag auf den anderen<br />
den Vater. Rose kämpfte<br />
– und vor wenigen Wochen<br />
dann die große Überraschung:<br />
Die zehnjährige Einreisesperre<br />
wurde nach knapp zweieinhalb<br />
<strong>Jahre</strong>n aufgehoben. Inzwischen<br />
ist José wieder mit seiner<br />
Familie vereint.<br />
Oder Mark aus West Virginia.<br />
Ein ehemaliger Gutachter für<br />
Versicherungen, der sein<br />
Hobby, die Bienenzucht, als<br />
Claudia Buckenmaier (rechts) und ihr Team aus dem ARD-Studio Washington in Gallop im US-Staat New Mexico: Die Reportage gilt einer Zeremonie<br />
verschiedener Stämme, bei der eine Schönheitskönigin gewählt wird (Bildmitte).<br />
Foto: NDR<br />
eine Chance sieht, Menschen<br />
wieder mehr Selbstvertrauen<br />
zu geben. Ehemaligen Bergbauarbeitern,<br />
die in dem einstigen<br />
Kohlestaat nirgendwo mehr<br />
eine Stelle finden, oder anderen,<br />
die so wenig verdienen,<br />
dass sie selbst in diesem sehr armen<br />
Teil der USA Schwierigkeiten<br />
haben, über die Runden zu<br />
kommen. Im Rahmen einer Organisation<br />
baut er eine professionelle<br />
Bienenzucht auf, die<br />
Menschen zu Imkern ausbildet<br />
und ihnen dann den Honig abkauft,<br />
um ihn als ein naturreines<br />
Gemeinschaftsprodukt aus<br />
den Appalachen auf den Markt<br />
Lokalzeitungen<br />
schmerzlich<br />
vermisst<br />
zu bringen. Mark weiß, dass<br />
das kein Ersatz für gut bezahlte<br />
Jobs ist, aber er will, dass die<br />
Menschen begreifen, dass es<br />
noch mehr gibt als einen Rohstoff,<br />
dessen Tage gezählt sind,<br />
egal was Donald Trump den<br />
Leuten in West Virginia verspricht.<br />
Wann immer ich in den USA<br />
unterwegs bin, suche ich nach<br />
Lokalzeitungen, um mehr über<br />
den Ort zu erfahren, denn was<br />
ist eine bessere Quelle als eine<br />
professionell gemachte <strong>Zeitung</strong>,<br />
mit gut ausgebildeten<br />
Journalisten?<br />
Doch abseits der großen<br />
Städte gibt es in den USA so gut<br />
wie keine regionalen Blätter<br />
mehr, weder auf Papier noch<br />
im Internet. Hin und wieder<br />
ein Anzeigenblatt mit ein bisschen<br />
Information, das wöchentlich<br />
oder monatlich erscheint.<br />
Mehr nicht. Dabei sind Lokalzeitungen,<br />
wie es sie in Hechingen<br />
noch gibt, enorm wichtig<br />
für unser Zusammenleben als<br />
Gemeinschaft. Um uns zu informieren,<br />
um uns zu ärgern oder<br />
zu freuen, um uns auszutauschen.<br />
Wer zum Beispiel die Welt<br />
nur durch die Äußerungen des<br />
amerikanischen Präsidenten<br />
auf Twitter wahrnimmt, der bekommt<br />
eine sehr eingeschränkte<br />
Sicht auf die Dinge.<br />
Zum Beispiel, dass es eine gute<br />
Idee sein könnte, Grönland zu<br />
kaufen.<br />
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30 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Von Einbruch und Erdbeben<br />
Ein Streifzug durch <strong>70</strong> von 1000 bewegten <strong>Jahre</strong>n auf Burg Hohenzollern<br />
Die Burg Hohenzollern.<br />
Vieles hat sie erlebt und<br />
gesehen in ihrer<br />
1000-jährigen Geschichte. Grafen,<br />
Fürsten, Könige und Kaiser.<br />
Entstanden im 11. Jahrhundert<br />
wurde die erste Festung<br />
auf dem Zollerberg im 15. Jahrhundert<br />
durch einen Krieg zerstört,<br />
doch bald darauf wieder<br />
aufgebaut. Im 18. Jahrhundert<br />
wurde die zweite Burg verlassen<br />
und zerfiel zu einer Ruine.<br />
Größer und schöner als je zuvor<br />
wurde sie von 1850 bis 1867<br />
350 000 Touristen<br />
besuchen jährlich<br />
die Zollerburg<br />
diese nicht angerührt, gab er<br />
nach seiner Verhaftung zu Protokoll.<br />
Fast zeitgleich zu diesem Kriminalstück<br />
gründeten Louis<br />
Ferdinand und seine Frau Kira<br />
Prinzessin von Preußen eine<br />
Stiftung für Kriegswaisen aus<br />
Berlin mit dem Gedanken, diesen<br />
Kindern eine unbeschwerte<br />
Zeit in Form von kostenlosen<br />
Ferien auf der Burg Hohenzollern<br />
zu ermöglichen.<br />
Hierzu ließ das Prinzenpaar<br />
den dritten Stock im Nordflügel<br />
1978: Der Schock<br />
in der frühen<br />
Morgenstunde<br />
wiedererrichtet. Seither prägt<br />
die dritte Burg in ihrer heutigen<br />
Form weithin sichtbar das Landschaftsbild<br />
und öffnet täglich<br />
ihre Tore für rund 350 000 Besucher<br />
im Jahr, die sich Geschichte<br />
und Geschichten der<br />
Hoheiten und Majestäten erzählen<br />
lassen.<br />
Majestäten gibt es schon<br />
lange nicht mehr in Deutschland.<br />
Der letzte Kaiser aus der<br />
Hohenzollern-Dynastie, Wilhelm<br />
II., dankte 1918 ab und<br />
starb 1941 im holländischen<br />
Exil. Doch der Stammsitz der<br />
Hohenzollern, die Burg auf<br />
dem Zollerberg, blieb bestehen<br />
und wurde von der Familie weiterhin<br />
gepflegt und instandgehalten.<br />
Gerade in den vergangenen<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n hat sich vieles getan,<br />
in der Berichterstattung<br />
stets begleitet von der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong>: Kaiser-Enkel<br />
Louis Ferdinand Prinz von<br />
Preußen, der 1951 nach dem<br />
Tod seines Vaters, dem Kronprinzen,<br />
Chef des Hauses<br />
wurde, beschloss, auf der Burg<br />
ein Hohenzollern-Museum einzurichten.<br />
Hierfür ließ er zahlreiche<br />
Kunstgegenstände aus<br />
Familienbesitz von Berlin auf<br />
die Burg Hohenzollern bringen<br />
Von einem Fahndungsfoto der Polizei: das Werkzeug, das der Burg-Einbrecher<br />
Paul Falk 1953 im Wald unterhalb der Burg zurückließ.<br />
1983: Fünf <strong>Jahre</strong> nach dem großen Erdbeben wird der beschädigte Turm der evangelischen Burgkapelle in<br />
einer spektakulären Hubschrauber-Aktion abtransportiert. Zwei <strong>Jahre</strong> später kam er frisch restauriert auf<br />
demselben Wege wieder drauf.<br />
Foto: Archiv Schetter<br />
und einen Teil der Burgräume<br />
zu Museumsräumen ausstaffieren.<br />
In diesem Zuge wurde<br />
auch die ehemalige Kompanie-<br />
Küche zur Schatzkammer umgebaut.<br />
Seither funkeln dort anstelle<br />
von kupfernen Kochtöpfen<br />
allerhand Preziosen aus<br />
Gold, Silber, Porzellan und Edelsteinen.<br />
Eine weitere „Attraktion“<br />
fand 1952 ihren Weg auf die<br />
Burg: Die Särge Friedrichs des<br />
Großen und dessen Vaters<br />
Friedrich Wilhelms I. wurden<br />
auf Geheiß des Prinzen auf die<br />
Burg gebracht und in der evangelischen<br />
Kapelle aufgebahrt.<br />
Wenngleich auch der Hausherr<br />
dieses vorrangig in Anbetracht<br />
der politischen Lage aufgrund<br />
der Teilung Deutschlands veranlasste,<br />
bescherte es dem<br />
Burg-Museum natürlich auch<br />
steigende Besucherzahlen.<br />
Die Burg Hohenzollern war<br />
nun also touristisch erschlossen.<br />
Doch das zog nicht nur<br />
wohlwollende Besucher an, die<br />
sich für Kunst und Geschichte<br />
interessierten, sondern auch<br />
den „Mann aus dem Nebel“. So<br />
betitelten die <strong>Zeitung</strong>en damals<br />
jenen Einbrecher, der in<br />
der Nacht zum 31. Juli 1953 in<br />
die Schatzkammer einstieg.<br />
Paul Falk, so die mystische Gestalt<br />
mit bürgerlichem Namen,<br />
erbeutete Kunstgegenstände<br />
von unermesslichem Wert.<br />
Zahlreiche dieser Kostbarkeiten<br />
zerstörte er, indem er sie<br />
zerbrach und das Gold einschmolz,<br />
wohlwissend, dass er<br />
seine Beute anders gar nicht<br />
hätte verkaufen können. Doch<br />
lange währte seine Freude an<br />
dem Reichtum nicht. Spielende<br />
Kinder fanden im Burgwald seinen<br />
Bolzenschneider, ein wichtiges<br />
Puzzleteil für die Polizei,<br />
Die Königskrone<br />
hatte der Dieb<br />
zurückgelassen<br />
das zu seiner Verhaftung<br />
führte. Ein Teil der Beute wanderte<br />
zurück in die Schatzkammer,<br />
ein Teil war für immer zerstört<br />
oder verschwunden. Das<br />
Kuriosum: Der Dieb hatte das<br />
Prunkstück, die preußische Königskrone,<br />
am Tatort zurückgelassen.<br />
Aus Respekt vor den<br />
preußischen Königen habe er<br />
der Burg ausbauen wie eine Jugendherberge<br />
und empfing<br />
dort im Sommer 1954 die ersten<br />
jungen Gäste.<br />
Von nun an sollte die Kira-<br />
Stiftung jährlich von Mai bis<br />
September Kinder- und Jugendgruppen<br />
aus sozial benachteiligten<br />
Verhältnissen willkommen<br />
heißen. Für die Finanzierung<br />
sorgt seither das alljährliche<br />
Kira-Konzert im Grafensaal<br />
der Burg, das unter anderem<br />
schon von Künstlern wie Yehudi<br />
Menuhin oder Max Raabe<br />
musikalisch bereichert wurde.<br />
Nach wie vor ist die Kira-Stiftung<br />
aktiv. In den vergangenen<br />
65 <strong>Jahre</strong>n begrüßte sie rund<br />
14000 junge Gäste auf der Burg.<br />
Einen sprichwörtlich herben<br />
Schlag erlitten die Burg Hohenzollern<br />
sowie die nach ihr benannte<br />
Region Zollernalb am<br />
frühen Sonntagmorgen des 3.<br />
September 1978: Ein Erdbeben<br />
der Stärke 5.7 richtete um 6.08<br />
Uhr Gebäudeschäden in Millionenhöhe<br />
an. Die Reparaturarbeiten<br />
an der Burg sollten acht<br />
<strong>Jahre</strong> andauern. Unter anderem<br />
wurde der beschädigte<br />
Turm der evangelischen Burgkapelle<br />
in zwei spektakulären<br />
Hubschrauber-Aktionen abtransportiert<br />
und nach der Reparatur<br />
wieder aufgesetzt.<br />
Noch heute zeugen Risse in den<br />
Burgmauern von der einstigen<br />
Naturgewalt.<br />
Louis Ferdinand Prinz von Preußen und seine Frau Kira in den 1950er-<br />
<strong>Jahre</strong>n im Burghof zusammen mit Kriegswaisen, denen sie einen kostenlosen<br />
Urlaub auf der Burg ermöglichten. Fotos: Archiv Burg Hohenzollern
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
31<br />
Im August 1991 nahm die Burg<br />
Abschied von den Königen, denen<br />
sie 39 <strong>Jahre</strong> lang als vorübergehende<br />
Grablege gedient<br />
hatte. Louis Ferdinand Prinz<br />
von Preußen hatte bereits 1952<br />
gelobt, seine berühmten Vorfahren<br />
nach Potsdam zurückzubringen,<br />
sobald Deutschland<br />
wieder vereint sei. Nun war es<br />
soweit. Die Särge Friedrichs<br />
des Großen und des Soldatenkönigs<br />
wurden unter militärischen<br />
Ehren der Bundeswehr<br />
von der Burg abgeholt und mit<br />
August 1991: Die Bundeswehr holt die Särge der Preußenkönige von der Burg ab. Es geht nach Potsdam.<br />
einem Sonderzug der Deutschen<br />
Bahn von Hechingen<br />
nach Potsdam rücküberführt.<br />
Ein sprichwörtlich großer<br />
Bahnhof.<br />
2011 wäre die Burg Hohenzollern<br />
beinahe Schauplatz der<br />
royalen Hochzeit Deutschlands<br />
geworden. Georg Friedrich<br />
Prinz von Preußen, seit<br />
dem Tod seines Großvaters<br />
Louis Ferdinand 1994 Chef des<br />
Hauses, und seine Verlobte Sophie<br />
von Isenburg, planten ihre<br />
Vermählung auf dem Stammsitz<br />
der Hohenzollern. Allerdings<br />
genügte ein Blick auf die<br />
Einladungsliste, um festzustellen,<br />
dass die Burg schlicht zu<br />
klein sein würde für diese Feier.<br />
Das Brautpaar musste umdisponieren.<br />
Die Trauung fand im<br />
Beisein von mehr als <strong>70</strong>0 Gästen<br />
in der Friedenskirche zu<br />
Potsdam statt, die anschließende<br />
Feier in der Orangerie<br />
von Schloss Sanssouci.<br />
Mittlerweile sind Prinz und<br />
Prinzessin stolze Eltern von<br />
den Zwillingen Carl und Louis,<br />
Töchterchen Emma und Nesthäkchen<br />
Heinrich. Und wann<br />
immer es die Zeit zulässt, reist<br />
die Familie vom Wohnort Potsdam<br />
auf die Burg. Hier, auf<br />
dem schönsten Abenteuerspielplatz<br />
der Welt, kennt sich der<br />
adelige Nachwuchs bereits bestens<br />
aus, fegt durch den Burggarten<br />
und erobert zusammen<br />
mit Touristenkindern die Kanone<br />
im Burghof. „Die Burg Hohenzollern<br />
ist ein geschichtsträchtiger,<br />
aber zugleich ausgesprochen<br />
lebendiger Ort“, betont<br />
Hausherr Georg Friedrich<br />
Prinz von Preußen. Das belegen<br />
unter anderem die zahlreichen<br />
Veranstaltungen, die seit<br />
den 1990er-<strong>Jahre</strong>n die Burg eroberten:<br />
Weihnachtsmarkt,<br />
Falkner-Wochenende, Open-<br />
Air-Kino, Theater, Konzerte,<br />
Schlosserlebnistag, Sternschnuppen-Nächte,<br />
Frühlingserwachen,<br />
Muttertag, Kinderferienprogramm,<br />
Goldener<br />
Herbst. Hinzu kommen zahlreiche<br />
Hochzeiten, die wahlweise<br />
in der katholischen oder evangelischen<br />
Burgkapelle ausgerichtet<br />
werden.<br />
Die Brautpaare kommen übrigens<br />
nicht nur aus dem<br />
Ländle, sondern auch aus Übersee,<br />
zum Beispiel aus Japan.<br />
Meist findet die anschließende<br />
Feier dann auch im Burg-Restaurant<br />
statt. Die Gastronomie,<br />
die nach jahrzehntelanger Verpachtung<br />
seit dem Jahr 2012 in<br />
Eigenregie der Burgverwaltung<br />
geführt wird, bewirtet nämlich<br />
nicht nur tagsüber die Burgbesucher,<br />
sondern auch abendliche<br />
Feiern für bis zu 100 Gäste.<br />
Durch all diese Aktivitäten generiert<br />
die Burgverwaltung die<br />
Mittel, mit denen die Burg Hohenzollern<br />
erhalten wird. Als<br />
private Einrichtung muss sie<br />
sich nämlich selbst finanzieren.<br />
Um das zu ermöglichen,<br />
beschäftigen die beiden Burgherren<br />
Georg Friedrich Prinz<br />
von Preußen und Karl Friedrich<br />
Fürst von Hohenzollern<br />
ein Team von mittlerweile 180<br />
Mitarbeitern.<br />
Nun steht der Burg eine Jahrhundert-Baustelle<br />
ins Haus:<br />
Die Bastionsmauern und die<br />
Auffahrtsanlage müssen saniert<br />
werden, da der Zahn der<br />
Zeit, Erdbeben, Wind und Wetter<br />
sowie Wasser und Salz dem<br />
alten Gemäuer zugesetzt haben.<br />
Die Arbeiten haben nun<br />
begonnen und werden viele<br />
<strong>Jahre</strong> in Anspruch nehmen und<br />
zweistellige Millionenbeträge<br />
kosten. Hier unterstützen allerdings<br />
auch Bund, Land und<br />
Denkmalstiftungen die Burg<br />
Hohenzollern, damit das denkmalgeschützte<br />
Gebäude als<br />
Heimatsymbol, Landmarke<br />
und touristisches Flaggschiff<br />
auch den kommenden Generationen<br />
erhalten bleibt. Und die<br />
HZ auch in Zukunft ein Objekt<br />
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32 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
„Rebellious Spirit“: Aus dem Kinderzimmer stürmten die beiden Brüder aus Bisingen und ihre Freunde aus Tailfingen und Wachendorf auf die großen Bühnen (von links): Jens (26,<br />
Bass), Corvin (25, Gitarre), Jannik (24, Gesang und Gitarre) und Silvio (Schlagzeug).<br />
Privatfotos<br />
Die Rebellen aus Bisingen<br />
„Rebellious Spirit“ standen – unterstützt von der HZ – schon auf großen Bühnen<br />
Als sie wirklich noch Jungs waren: Die Rebellen im Jahr 2010 auf der<br />
Burgruine Ror in Bisingen.<br />
Kinderzimmer<br />
als<br />
erster Proberaum<br />
Fast zehn Bühnenjahre<br />
sind eine lange Zeit. Als<br />
sie sich vornahmen, eine<br />
Band zu gründen, waren die<br />
Vier von „Rebellious Spirit“ tatsächlich<br />
noch Jungs. Inzwischen<br />
haben sie ihr drittes Album<br />
herausgebracht, waren<br />
mit Größen wie Axel Rudi Pell<br />
oder Bonfire auf Tour, teilten<br />
sich die Bühne mit Alice Cooper<br />
oder Europe, rockten bei<br />
Bang Your Head in Balingen<br />
oder erst unlängst im Wom in<br />
Hechingen, die HZ immer fest<br />
an ihrer Seite. Man ist versucht,<br />
von „alten Hasen“ zu reden, dabei<br />
ist der Älteste gerade einmal<br />
26.<br />
Da wollen wir doch mal wissen,<br />
wie alles begann. Will denn<br />
nicht jeder Jugendliche Rockstar<br />
werden? Und wie sehen Jannik<br />
Fischer (24, Gesang und Gitarre),<br />
sein Bruder Jens (26,<br />
Bass), Silvio Bizer (25, Schlagzeug)<br />
und Corvin Domhardt<br />
(25, Gitarre) ihre musikalische<br />
und berufliche Zukunft?<br />
Die „Rebellen“ konnten, als<br />
sie beschlossen, eine Band zu<br />
gründen, zumindest einmal<br />
eins: tatsächlich Musik machen.<br />
Jeder kann ein Instrument<br />
spielen, gerne auch mehrere.<br />
Dabei waren sie am Anfang<br />
nur zu dritt. Im Musikland Albstadt<br />
hatte Silvio eine Anzeige<br />
aushängen. Er suchte Verstärkung.<br />
Die Brüder Jannik und<br />
Jens aus Bisingen stiegen ein.<br />
Ihren ersten Aufritt hatten<br />
die Drei beim Umsonst & Draußen<br />
in Geislingen, daran erinnern<br />
sie sich noch gut. „Wir waren<br />
als erste Band mittags dran,<br />
frisch aus dem Proberaum“, erzählt<br />
Jannik. Und weil die erste<br />
Band ausfiel, durften sie drei<br />
Lieder mehr spielen. Das gab<br />
ihr Repertoire gar nicht her. Die<br />
„Zugabe“ war dann nicht mehr<br />
so prickelnd.<br />
Trotzdem wurde fleißig weiter<br />
geprobt: im Hause Fischer<br />
in Bisingen. Erst im Kinderzimmer,<br />
später dann im Keller. „Da<br />
proben wir heute noch“, so<br />
Jens. Der Raum wurde etwas<br />
schallisoliert – und wahrscheinlich<br />
haben sich die Nachbarn<br />
auch daran gewöhnt.<br />
Ein halbes Jahr nach dem<br />
nicht so ganz gelungenen Einstand<br />
kam dann Bandmitglied<br />
Nummer vier, Corvin, hinzu.<br />
Den kannten Jannik und Jens<br />
von früher, „wir haben als Kinder<br />
miteinander gespielt“. Das<br />
erste große Konzert gab es in<br />
der Rockfabrik in Ludwigsburg.<br />
Vater Klaus Fischer fuhr sie hin.<br />
So wie er auch später in der Regel<br />
den (Tour-)Bus steuerte.<br />
Dann ging plötzlich alles<br />
ganz schnell und die musikalische<br />
Karriere sprunghaft nach<br />
oben. Markus Gumball, der<br />
auch schon mit den „Guano<br />
Apes“ und Doro Pesch gearbeitet<br />
hat, nahm sich der Jungs an.<br />
Coole Kids, die 80er-<strong>Jahre</strong> Hardrock<br />
spielen, das könnte die<br />
Fans locken. Es gab den ersten<br />
Plattenvertrag.<br />
Das Video zur ersten Single,<br />
„Lights out“ (2012), wurde in Bisingen<br />
in der Halle von Martin<br />
Pflumm im Gewebegebiet Hinter<br />
Stöck gedreht. 2013 kam das<br />
erste Album, „Gamble Shot“, heraus,<br />
2014 das zweite, „Obsession“,<br />
2016 schließlich „New<br />
Horizon“, mit neuer Plattenfirma.<br />
Inzwischen haben die „Rebellen“<br />
Hunderte von Konzerten<br />
absolviert. Statt 80er-<strong>Jahre</strong><br />
Hardrock setzen sie heute auf einen<br />
eigenen Stil, sie nennen es<br />
selbst Cross-Over-Rock, eine<br />
Schnittmenge aus Rock und Metall<br />
mit vielen modernen Einflüssen,<br />
da darf gerne auch mal<br />
eine Ballade dabei sein. In letzter<br />
Zeit ist es etwas ruhiger um<br />
die vier „Rebellen“ geworden.<br />
Corvin machte eine Ausbildung<br />
zum Karosseriebauer und Lackierer.<br />
Silvio absolvierte ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr, studiert<br />
Lehramt. Jannik studiert<br />
Lehramt Grundschule. Jens hat<br />
die Psychologie gewählt, „als<br />
Fernstudium“, sonst hätte er zu<br />
weit weg ziehen müssen, hätte<br />
nicht mehr mit der Band proben<br />
können.<br />
Die HZ<br />
immer fest an<br />
ihrer Seite<br />
Die vier „Rebellen“ haben<br />
sich vorgenommen, „viel mehr<br />
selbst zu machen“, auch die Videos<br />
selbst zu produzieren. Jannik<br />
schreibt die Musik, Jens die<br />
Texte. 2020, rechtzeitig zum<br />
zehnten Jubiläum, soll es wieder<br />
ein größeres musikalisches<br />
Jahr werden.<br />
Die Zeit bislang auf den Bühnen<br />
und im Studio möchten sie<br />
nicht missen, doch sie haben<br />
auch erfahren, wie hart das Musikbusiness<br />
ist, „harte Arbeit<br />
und harter Kampf“. Doch wer<br />
weiß schon, was als nächstes<br />
kommt. In einem sind sich die<br />
vier „Rebellen“ aus dem Kirchspiel<br />
aber sicher: „Wir vier werden<br />
immer zusammen Musik<br />
machen.“ STEPHANIE APELT
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> Qualität vor Ort<br />
Die HZ war und ist sich ihrer Verantwortung stets bewusst<br />
Die <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
kann in diesem<br />
Jahr auf eine lange wie<br />
wechselvolle Unternehmensgeschichte<br />
zurückblicken. Im<br />
Jahr 1949 wurde nicht nur die<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
gegründet, auch die HZ, wie sie<br />
im Volksmund heißt, wurde<br />
das 1. Mal aufgelegt.<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> Qualitätsjournalismus<br />
vor Ort, zu diesem<br />
stattlichen und nicht alltäglichen<br />
Jubiläum gratuliere ich daher<br />
seitens der Gemeinde Bisingen<br />
wie persönlich sehr herzlich.<br />
Der technische Wandel, aber<br />
auch das veränderte Mediennutzungsverhalten<br />
stellt die<br />
Verlage stets vor neue Herausforderungen.<br />
Sich daher über<br />
einen so langen Zeitraum am<br />
Markt erfolgreich zu behaupten,<br />
ist eine großartige Leistung.<br />
Auf diesen Erfolg darf die<br />
HZ zurecht stolz sein. Diesen<br />
langen Erfolg verdankt sie vor<br />
allem ihrer journalistischen<br />
Kompetenz, ihrer Nähe zur Leserschaft<br />
und ihrer genauen<br />
Kenntnis dessen, worüber sie<br />
berichtet.<br />
Bürgermeister Roman Waizenegger:<br />
Die HZ darf zurecht auf <strong>70</strong><br />
<strong>Jahre</strong> stolz sein.<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
GRUSSWORTE · BÜRGERMEISTER ROMAN WAIZENEGGER<br />
Eine unabhängige und kritische<br />
Presse, auch und gerade<br />
vor Ort, ist für eine wehrhafte<br />
Demokratie unverzichtbar. Die<br />
Medien haben eine wichtige<br />
Kontrollfunktion und tragen<br />
entscheidend zur Meinungsbildung<br />
der Bürger bei. Verlässliche<br />
Informationen und Einblicke<br />
in politische wie gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge<br />
sind Voraussetzungen, um Ereignisse<br />
oder Entwicklungen<br />
besser einschätzen und am öffentlichen<br />
Leben mitwirken zu<br />
können.<br />
Diese Bedeutung für unsere<br />
Demokratie geht aber mit einer<br />
hohen Verantwortung einher.<br />
Das war und ist der HZ stets bewusst.<br />
So hat sich die <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> das Vertrauen<br />
über all die <strong>Jahre</strong> hinweg erarbeitet<br />
und ist für viele Menschen<br />
im <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
das regionale Leitmedium geblieben.<br />
„Unserer“ HZ wünsche ich<br />
daher weiterhin eine treue Leserschaft,<br />
viel Erfolg und alles<br />
Gute.<br />
Roman Waizenegger<br />
Bürgermeister in Bisingen<br />
BÜRGERMEISTER FRANZ JOSEF MÖLLER<br />
Jeden Morgen topaktuell<br />
Mit dem „e-Paper“ gehört der <strong>Zeitung</strong> die Zukunft<br />
33<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
als Bürgermeister der<br />
Gemeinde Grosselfingen im<br />
Zollernalbkreis möchte ich zu<br />
allererst der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> zu ihrem <strong>70</strong>-jährigen<br />
Jubiläum ganz herzlich<br />
gratulieren.<br />
Seit nunmehr <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n können<br />
auch über die Gemeinde<br />
Grosselfingen so manche<br />
Schlagzeilen in der <strong>Zeitung</strong> gelesen<br />
werden. Für mich ist die<br />
<strong>Zeitung</strong> trotz des digitalen Zeitalters<br />
immer noch das beste<br />
Medium, sich über jüngst Geschehenes<br />
auf der ganzen Welt,<br />
in der Politik oder natürlich<br />
auch bei uns im Zollernalbkreis<br />
zu informieren.<br />
Dies ist jedem einzelnen der<br />
Redakteure zu verdanken, die<br />
die Artikel quasi über Nacht zu<br />
Papier bringen, sodass wir als<br />
Leser jeden Morgen pünktlich<br />
zum Frühstück eine topaktuelle<br />
Lektüre durchstöbern können.<br />
Auch wenn die „smarte<br />
Welt“ vor allem die jungen<br />
Leute immer mehr über soziale<br />
Netzwerke über Aktuelles informiert,<br />
wird die <strong>Zeitung</strong> noch<br />
lange <strong>Jahre</strong> überstehen. Mit Sicherheit<br />
wird es diese in naher<br />
Zukunft nur noch als „e-Paper“<br />
geben, und der Druck wird immer<br />
mehr eingestellt, dennoch<br />
ist und bleibt sie eine beständige<br />
Informationsquelle.<br />
Bürgermeister Franz Josef Möller<br />
möchte die tägliche <strong>Zeitung</strong>slektüre<br />
nicht missen.<br />
Ich wünsche der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> nochmals alles<br />
Gute zum Jubiläum.<br />
Grüße aus Grosselfingen<br />
Franz Josef Möller<br />
Bürgermeister<br />
durch die Krankenkasse<br />
Kostenübernahme<br />
Die Presse muss die Freiheit<br />
haben, alles zu sagen, damit<br />
gewissen Leuten die Freiheit<br />
genommen wird, alles zu tun.<br />
Louis Terrenoire<br />
100 %<br />
sse<br />
Wir gratulieren<br />
unserem<br />
Verlagspartner<br />
HOHEN-<br />
ZOLLERISCHE<br />
ZEITUNG<br />
zum <strong>70</strong>. Jubiläum<br />
und danken für<br />
die langjährige<br />
Zusammenarbeit.<br />
NEUER<br />
KURS!<br />
mittwochs 13 Uhr<br />
jetzt informieren<br />
und Platz<br />
sichern<br />
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50 Trainingseinheiten werden von den gesetzlichen<br />
Krankenkassen übernommen und kann von jedem<br />
niedergelassenen Arzt verschrieben werden.<br />
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Informieren Sie sich jetzt unter<br />
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e<strong>Zeitung</strong> Newsletter Shop<br />
Abo<br />
neue pressegesellschaft<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!<br />
Wir wünschen der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong><br />
zum <strong>70</strong>-jährigen Jubiläum das Beste und freuen<br />
uns auf weiterhin gute Partnerschaft.<br />
Südwesten Blaulicht Sport Politik Unterhaltung Panorama Anzeigen Mehr<br />
Anmelden<br />
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GRUSSWORTE · BÜRGERMEISTER DR. HEINRICH GÖTZ<br />
Seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n die Nummer 1<br />
Der unaufgeregte Journalismus der HZ bietet Mehrwert<br />
Seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n ist die<br />
<strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> in unserer<br />
Region das Medium Nummer<br />
1 in Sachen Information.<br />
Sie ist ein Stück Heimat<br />
und zugleich das<br />
Fenster hinaus in die<br />
Welt. Ein traditionelles<br />
Blatt auf der einen Seite,<br />
das jedoch längst modern<br />
digital daherkommt. So<br />
bleiben wir, selbst wenn<br />
wir nicht vor Ort – daheim<br />
– sind, stets zuverlässig<br />
auf dem Laufenden.<br />
<strong>Zeitung</strong> ist Berichterstattung,<br />
Information<br />
und Unabhängigkeit. Sie<br />
transportiert Sachverhalte<br />
und Fakten, Neuigkeiten<br />
und Wissenswertes<br />
aus vielerlei Gebieten.<br />
Wirtschaft und Wissenschaft,<br />
Politik und Sport,<br />
Kultur und Gesellschaft.<br />
Wir als Leser vertrauen darauf,<br />
dass all die Nachrichten<br />
und Berichte, die uns<br />
durch die <strong>Zeitung</strong> erreichen,<br />
richtig und wahr sind.<br />
So groß dieser Anspruch, so<br />
selbstverständlich ist er. Wir<br />
Bürgermeister Heinrich Götz fühlt sich von der HZ<br />
zuverlässig auf dem Laufenden gehalten.<br />
vertrauen den Journalisten<br />
und Redakteuren; vertrauen<br />
auf sorgsame Recherche sowie<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
persönliche Unvoreingenommenheit<br />
und<br />
Neutralität. Wir vertrauen<br />
darauf, dass<br />
auch komplexe Sachverhalte<br />
leserkompatibel<br />
aufbereitet werden,<br />
bereichern und lehren,<br />
ohne aber belehren zu<br />
wollen. Verlag und Herausgeber<br />
tragen für all<br />
dies maßgeblich Sorge,<br />
aber auch Verantwortung<br />
für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg.<br />
Für uns Leser bietet<br />
der unaufgeregte Journalismus<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Zeitung</strong> zweifelsohne<br />
einen echten<br />
Mehrwert. Der uns, gerade<br />
in Zeiten reißerischer<br />
Überschriften<br />
ohne Nachricht dahinter,<br />
durchaus mehr<br />
wert sein kann und<br />
sollte.<br />
In diesem Sinne:<br />
herzlichen Glückwunsch<br />
und Dankeschön.<br />
Dr. Heinrich Götz,<br />
Bürgermeister der Stadt<br />
Haigerloch<br />
BÜRGERMEISTER JOHANN WIDMAIER<br />
Ich freue mich jeden Morgen<br />
Die HZ ist ein Stück hohenzollerischer Heimat<br />
Frühmorgens liegt sie<br />
schon in unserem Briefkasten:<br />
die <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>! Und ich freue<br />
mich darauf, denn sie gehört<br />
zu unserer Gemeinde und zu<br />
unserer schönen Heimat. Seit<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n, also schon lange vor<br />
meiner Geburt, informiert sie<br />
die Leserinnen und Leser in<br />
Rangendingen und in unserer<br />
Region mit ihrer aktuellen Berichterstattung.<br />
Als beständige<br />
und zuverlässige Informationsquelle<br />
bringt sie uns unser<br />
Land, unsere Vereine, unsere<br />
Gemeinde und unsere Nachbargemeinden<br />
näher, ja sie ist zu<br />
einem Stück hohenzollerischer<br />
Heimat geworden.<br />
Wer sich heute informiert,<br />
hat vielfältige Möglichkeiten.<br />
Über das Internet bekommt<br />
man blitzschnell die neuesten<br />
Informationen, nicht immer<br />
die richtigen. In der großen Medienlandschaft<br />
ist die <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> ein wichtiger,<br />
fester Bestandteil mit Qualität<br />
und hochwertigen Informationen.<br />
Ich danke allen, die an der<br />
<strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong> mitarbeiten,<br />
den Redakteuren und<br />
Redakteurinnen, die manchmal<br />
Tag und Nacht und sonnfeiertags<br />
unterwegs sind, aber<br />
auch den Menschen, die die<br />
35<br />
Bürgermeister Johann Widmaier<br />
würdigt die Arbeit der Redakteure<br />
– und die der Austräger.<br />
<strong>Zeitung</strong> in unsere Briefkästen<br />
bringen.<br />
Im Namen der Gemeinde<br />
Rangendingen gratuliere ich<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong><br />
zum <strong>70</strong>-jährigen Bestehen herzlich,<br />
und ich danke für die langjährige,<br />
gute Berichterstattung.<br />
Ich freue mich auf morgen,<br />
wenn ich den Briefkasten<br />
öffne!<br />
Johann Widmaier, Bürgermeister<br />
in Rangendingen<br />
FRISCH AUS DER PRESSE:<br />
JEDEN MORGEN AUF’S NEUE<br />
Es gratuliert zum <strong>70</strong>.: Die IHK (mittlerweile 164 <strong>Jahre</strong>)<br />
49.000 Unternehmen, 3.200 Ehrenamtliche in Präsidium, Vollversammlung, Regionalgremien sowie Fach- und Prüfungsausschüssen,<br />
über 2.300 Aktive in den 50 IHK-Netzwerken, 7.000 Auszubildende in den IHK-Berufen und 6.000 Teilnehmer der<br />
Abschluss- und Zwischenprüfungen. Die Initiative „Wirtschaft macht Schule“. Das „Haus der kleinen Forscher“. Das IHK-Institut<br />
für Wissensmanagement und Wissenstransfer. Initiative für Einpersonen- und Kleinunternehmen. Alles unter www.ihkrt.de.
36 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Mit dem Schlössle auf Zeitreise<br />
Wie es ein 600 <strong>Jahre</strong> altes Gebäude schafft, bis heute Schlagzeilen zu schreiben<br />
Durch diese Räume wandelten<br />
einst adelige<br />
Fräuleins. Hier standen<br />
die Türen offen, hier war Licht<br />
im Dunkeln, klirrten die Gläser<br />
unter fröhlichem Gelächter,<br />
klapperten Teller und Töpfe. An<br />
diesen Tischen wurden Händel<br />
ausgefochten und Heiratsanträge<br />
gemacht. Genau an dieser<br />
Stelle bekam ein Bub von zwölf<br />
<strong>Jahre</strong>n voller Stolz sein „Bierdiplom“<br />
ausgehändigt.<br />
„Ich kenne niemanden, der<br />
keine Geschichte vom Haigerlocher<br />
Schlössle erzählen kann“,<br />
sagt Stefan Beuter. Er ist der<br />
junge Bursche von damals. Den<br />
Moment, als ihm Brauereibesitzer<br />
Franz-Josef Zöhrlaut vor 25<br />
<strong>Jahre</strong>n das Bierdiplom überreichte,<br />
wird er im Leben nicht<br />
vergessen.<br />
Heute ist Stefan Beuter Architekt<br />
von Beruf und als solcher<br />
ist er an den Ort des Geschehens<br />
zurückgekehrt. Sein Auftrag:<br />
das altehrwürdige<br />
„Schlössle“ in eine neue Zukunft<br />
zu führen.<br />
Über 600 <strong>Jahre</strong> hat das Haigerlocher<br />
Schlössle schon auf<br />
dem Buckel. In Anbetracht dessen<br />
nimmt sich der <strong>70</strong>. Geburtstag<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong><br />
freilich recht bescheiden<br />
aus. Und doch verbinden<br />
beide, die HZ und das<br />
Schlössle, ein ganzes Stück Geschichte<br />
und vor allem viele<br />
spannende Geschichten. Viele<br />
Male in den vergangenen <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
stand das stolze Gebäude<br />
nämlich in den Schlagzeilen.<br />
„Einen Goldschatz<br />
haben wir leider<br />
nicht gefunden“<br />
Vergangenheit, Gegenwart,<br />
Zukunft – der im <strong>Jahre</strong> 1413 erstmals<br />
urkundlich erwähnte<br />
Wohnsitz von Adelsfamilien in<br />
Haigerloch, aus dem später ein<br />
herrschaftliches Brauereihaus<br />
wurde, hat alles drei zu bieten.<br />
Momentan ist die Zukunft in<br />
aller Munde. Denn nach langem<br />
Hin und Her wurde das<br />
Schlössle an eine Investorengesellschaft<br />
verkauft. Die Tinte<br />
auf dem Kaufvertrag ist fast<br />
kaum getrocknet, so neu sind<br />
die neuesten Entwicklungen in<br />
dem uralten Gemäuer. Und es<br />
passt auch ganz in die Zeit, was<br />
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Architekt Stefan Beuter hat von den neuen Besitzern des Schlössle eine<br />
zukunftsweisende Aufgabe übertragen bekommen: In das über 600<br />
<strong>Jahre</strong> alte, denkmalgeschützte Gebäude werden elf barrierefreie Wohneinheiten<br />
eingebaut.<br />
Foto: Andrea Spatzal<br />
die neuen Besitzer planen: urbanes,<br />
barrierefreies Wohnen<br />
in der Jahrhunderte alten Bausubstanz,<br />
direkt an den Auen<br />
der renaturierten, sich an den<br />
schroffen Felsen entlang schlängelnden<br />
Eyach. Hört sich gut<br />
an? Tja, die Altvorderen hatten<br />
in Sachen Architektur und<br />
Standortwahl offenbar ein<br />
glückliches Händchen.<br />
1413 wurde die „untere<br />
Burg“ erstmals urkundlich erwähnt.<br />
Vermutlich wurde sie<br />
schon 1378 vom damaligen<br />
Vogt von Oberhaigerloch, Marquard<br />
von Bubenhofen, errichtet.<br />
Die diente als eine Art Vorburg<br />
und war Teil der Stadtbefestigung.<br />
Im 15. Jahrhundert<br />
gehörte das Schlössle zuerst<br />
den Herren von Weitingen, später<br />
dann den Herren von<br />
Thumb. Daher auch der Name:<br />
„Thumbsches Schlössle“. 1612<br />
ging das Schlössle in Zollerischen<br />
Besitz über und wurde<br />
als herrschaftliches Brauereihaus<br />
eingerichtet.<br />
Im 30-jährigen Krieg wurde<br />
es zwar durch einen Brand zerstört,<br />
aber um das Jahr 16<strong>70</strong> auf<br />
den alten Grundmauern und<br />
unter Verwendung verbliebener<br />
Bausubstanz in seiner heutigen<br />
Form wieder aufgebaut.<br />
Nun aber zurück in die Gegenwart:<br />
Was die Bauarbeiter<br />
seit Tagen aus den Eingeweiden<br />
des Schlössle holen, füllt gut 50<br />
Container. Viel hat sich angesammelt<br />
in den vielen Jahrzehnten.<br />
„Einen Goldschatz haben<br />
wir leider nicht gefunden“, sagt<br />
Stefan Beuter über die Entrümpelung<br />
und lacht. Aber auf einen<br />
Aktenschrank voller technischer<br />
Brauerei-Unterlagen sei<br />
man gestoßen. Die wurden der<br />
Universität Hohenheim übergeben.<br />
Am Ende der Arbeiten wird<br />
nur die Außenhülle des Gebäudes<br />
stehen bleiben. Jeder weitere<br />
Handschlag wird streng<br />
vom Denkmalamt überwacht.<br />
Ein paar Zugeständnisse werden<br />
freilich gemacht. Zum Beispiel<br />
dürfen an der Nordseite<br />
die Fensteröffnungen vergrößert<br />
und Balkone angebaut werden,<br />
aber auch nur, weil es sich<br />
Aus der Vogelperspektive: Auf dem ehemaligen Brauereiareal am renaturierten<br />
Eyachufer steht nur noch das Schlössle. Foto: Stadt Haigerloch
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
37<br />
um den „neueren Teil“ des<br />
Schlösschens handelt. Auch<br />
bei den Dachaufbauten drücken<br />
die Denkmalschützer ein<br />
Auge zu: Auf jeder Dachseite<br />
dürfen drei Gauben eingebaut<br />
werden, damit im Dachspitz<br />
weiterer Wohnraum geschaffen<br />
werden kann.<br />
Streng wird’s bei der Fassadengestaltung:<br />
„Das Äußere<br />
wird sich kaum verändern“, erklärt<br />
der Architekt. So werden<br />
die Mauern, wie jetzt auch,<br />
sand- bis schlammfarben bleiben,<br />
die Fensterleibungen<br />
weiß, das Dach ziegelrot. Details<br />
würden gerade von den zuständigen<br />
Denkmalpflegern im<br />
Regierungspräsidium Tübingen<br />
erforscht, weiß Beuter. Anhaltspunkte<br />
gibt offenbar die<br />
Das Schlössle auf einem Stahlstich<br />
aus dem 19. Jahrhundert.<br />
Malerei eines Künstlers, der<br />
vom Schlossfelsen aus immer<br />
und immer wieder die Silhouette<br />
Haigerlochs festgehalten<br />
hat.<br />
Die im Jahr 1723 gegründete<br />
Schlossbrauerei und die Brauereigaststätte<br />
„Schlössle“ waren<br />
Der Niedergang<br />
einer großen<br />
Brauerei<br />
lange Zeit das Aushängeschild<br />
der stolzen ehemaligen Residenzstadt.<br />
Zu ihren Hochzeiten<br />
zählte die W. & H. Zöhrlaut<br />
Schlossbrauerei Haigerloch<br />
GmbH & Co. KG nach der Beschäftigtenzahl<br />
und Absatzmenge<br />
zu den größten in Südwürttemberg-Hohenzollern.<br />
Doch nach fast 300 <strong>Jahre</strong>n<br />
Tradition geriet der Familienbetrieb<br />
ins Wanken und schließlich<br />
im Jahr 2002 in die Insolvenz.<br />
Ein Jahr später mussten<br />
Inhaber und Mitarbeiter den<br />
Kampf ums Überleben aufgeben.<br />
In einer Aufsehen erregenden<br />
Aktion wurden die Brautechnik<br />
mit den riesigen Kesseln<br />
ausgebaut und an eine<br />
Brauerei in Afrika verkauft.<br />
Marke und Kundenbeziehungen<br />
wurden von der Dinkelacker-Schwaben<br />
Bräu AG übernommen,<br />
die das Bier nach original<br />
Haigerlocher Rezeptur<br />
heute noch verkauft. Das Ende<br />
der Schlossbrauerei riss eine<br />
Ist bis zum heutigen Tage noch „in aller Munde“: das „Haigerlocher Original“-Exportbier.<br />
Foto: Andrea Spatzal<br />
tiefe Wunde in das Stadtbild.<br />
Erst mit der Renaturierung der<br />
Eyach im Bereich des früheren<br />
Brauereigeländes wurde der<br />
Heilungsprozess eingeleitet.<br />
Allein das historische<br />
Schlössle hat der Abrissbagger<br />
verschont. Das stolze Anwesen<br />
weckte schnell Begehrlichkeiten.<br />
Interessenten und Investoren<br />
klopften bei der Stadt an. In<br />
der Öffentlichkeit und im Gemeinderat<br />
wurde oft und ausgiebig<br />
über das Schlössle spekuliert<br />
und diskutiert. 2015 wurde<br />
zu der Frage, ob das Baudenkmal<br />
künftig gastronomisch<br />
oder zu Wohnzwecken genutzt,<br />
ob es verkauft oder im Besitz<br />
der Stadt bleiben soll, eigens<br />
eine Bügerversammlung einberufen.<br />
Zur gleichen Zeit forderten<br />
mehr als 1000 Bürgerinnen<br />
und Bürger in der Online-Petition<br />
„Rettet das Schlössle“ eine<br />
weiterhin öffentliche, gastronomische<br />
Nutzung.<br />
Erst jüngst hat der Gemeinderat<br />
einen Knopf an die Immobiliensaga<br />
gekriegt und dem<br />
Verkauf an eine renommierte<br />
Investorengesellschaft, die in<br />
Haigerloch schon das historische<br />
„Haus Bolz“ zu neuem Leben<br />
erweckt hat, zugestimmt.<br />
2,7 Millionen Euro werden die<br />
Investoren in das Schlössle investieren,<br />
um auf 820 Quadratmetern<br />
in den beiden oberen<br />
Stockwerken sowie im Dachgeschoss<br />
elf Wohneinheiten zu<br />
schaffen. Zwei Wohnungen<br />
sind stolze 120 Quadratmeter<br />
groß, aber laut dem Architekten<br />
sind vor allem die kleineren,<br />
60 bis 90 Quadratmeter großen<br />
Wohnungen gefragt. Gebaut<br />
werden übrigens Miet-,<br />
keine Eigentumswohnungen.<br />
Das Haus bekommt einen<br />
Aufzug und wird damit komplett<br />
barrierefrei. Der Energiestandard<br />
ist hoch und entspricht<br />
dem eines KfW-Effizienzhauses.<br />
18 Stellplätze werden<br />
zur Eyach hin angelegt. An<br />
Weihnachten 2020 soll das<br />
Schlössle bezugsfertig sein.<br />
Die ehemalige Brauereigaststätte<br />
im Erdgeschoss mit 100<br />
Quadratmetern soll übrigens<br />
erhalten bleiben, wie sie ist – allerdings<br />
ohne die klirrenden<br />
Gläser und klappernden Teller<br />
von einst. Eine Gastronomie<br />
wird ins Haigerlocher Schlössle<br />
nicht mehr einziehen. Die Eigentümer<br />
wünschen sich vielmehr<br />
„ein kleines stilles Gewerbe“.<br />
ANDREA SPATZAL<br />
Frisch gerösteter Kaffee<br />
Aus Ihrer Region<br />
Auf eine weiterhin<br />
gute Nachbarschaft.<br />
Das Schwäbische Tagblatt in Tübingen gratuliert der<br />
<strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong> zum <strong>70</strong>. Geburtstag!<br />
Die Zollernalb<br />
ist für vieles berühmt...<br />
Auch für ihre<br />
<br />
www.tagblatt.de
38 <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
James Bond auf Zollerisch<br />
Die Spionagechefs Markus Wolf und Klaus Kinkel waren beide Gäste der HZ<br />
Es ist gewiss nicht mehr als<br />
eine Fußnote der Weltgeschichte<br />
im Kalten Krieg,<br />
aber doch die mit dem ganz besonderen<br />
Hechinger Lokalkolorit:<br />
Die beiden Männer, die sich<br />
von 1979 bis 1982 als der Chef<br />
des Bundesnachrichtendienstes<br />
und als DDR-Spionageboss<br />
gegenüberstanden, stammten<br />
beide aus Hechingen: Klaus Kinkel<br />
auf westlicher und Markus<br />
Wolf aus östlicher Seite. James<br />
Bond auf Zollerisch!<br />
Der gebürtige Metzinger Kinkel<br />
wuchs im Hechingen der<br />
40er- und 50er-<strong>Jahre</strong> auf, kickte<br />
auf dem Obertorplatz, ministrierte<br />
in der Stiftskirche,<br />
machte in der Heiligkreuzstraße<br />
sein Abitur und scheiterte<br />
1967 im spannendsten<br />
Bürgermeisterwahlkampf der<br />
Stadtgeschichte an Norbert<br />
Roth, bevor es Kinkel in die<br />
Welt hinauszog, um in den<br />
Einer von mehreren Kinkel-Besuchen bei der HZ: Zusammen mit dem<br />
FDP-Bundestagskandidaten Christopher Gohl schaute er der damaligen<br />
HZ-Volontärin Samira Eisele im September 2013 bei der Arbeit zu.<br />
90er-<strong>Jahre</strong>n Bundesaußenminister<br />
und Vizekanzler unter<br />
Helmut Kohl zu werden.<br />
Markus Wolf andererseits erblickte<br />
1923 in der Frauengartenstraße<br />
das Licht der Welt –<br />
als Sohn des Arztes und Kommunisten<br />
Friedrich Wolf, der<br />
später als Dramatiker Weltruhm<br />
erlangte, und dessen<br />
Frau Elsa. In der DDR machte<br />
er steile Karriere und leitete<br />
von 1952 bis 1986 den Auslandsnachrichtendienst<br />
im Ministerium<br />
für Staatssicherheit. Wolf<br />
war der Mann, der den Spion<br />
Günter Guillaume ins Kanzleramt<br />
einschleuste, was Willy<br />
Brandt 1974 das Amt kostete.<br />
Hechingen war für Markus<br />
Wolf der Ort einer heilen Kindheit.<br />
Nach der Wiedervereinigung<br />
kehrte er mehrfach in die<br />
Zollernstadt zurück. Das erste<br />
Mal umgab ihn noch die Aura<br />
des Staatsfeindes. Als er 1996<br />
im „Fecker“ sein russisches<br />
Kochbuch vorstellte, brauchte<br />
er Polizeischutz. Sein letzter Hechingen-Aufenthalt<br />
2004 stand<br />
dann ganz im Zeichen der Versöhnung<br />
der Stadt mit ihrem berühmten<br />
Sohn: Gemeinsam<br />
Nur ein einziges Mal schaute Markus („Mischa“) Wolf bei der HZ vorbei<br />
– im Herbst 2004. Im damaligen Verlagsgebäude am Obertorplatz<br />
hatte Wolfs Vater Friedrich 1921 seine erste Arztpraxis. Archivfotos<br />
mit Bürgermeister Jürgen Weber<br />
enthüllte er im Fürstengarten<br />
eine Gedenktafel am Hause<br />
seines „Öhmchens“, des legendären<br />
Naturheilkundlers Dr.<br />
Moritz Meyer. Damals, zwei<br />
<strong>Jahre</strong> vor seinem Tod, war er als<br />
Interviewpartner auch zu Gast<br />
bei der HZ – am Obertorplatz<br />
19, wo sein Vater Friedrich Wolf<br />
in den frühen 20er-<strong>Jahre</strong>n praktiziert<br />
hatte.<br />
Dort haben wir auch immer<br />
wieder gerne Klaus Kinkel empfangen,<br />
der als „Elder Statesmann“<br />
und Wahlkämpfer für<br />
die FDP regelmäßig zu Gast in<br />
Hechingen war – bis auch er im<br />
März dieses <strong>Jahre</strong>s 82-jährig<br />
das Zeitliche segnete, womit<br />
die Erinnerung an die besondere<br />
Hechinger Fußnote in der<br />
Weltpolitik zunehmend verblasst.<br />
HARDY KROMER<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong> HOHENZOLLERISCHE ZEITUNG<br />
Die Zustell-Service-Schwarzwald GmbH<br />
gratuliert als Logistikpartner recht herzlich<br />
und freut sich auf eine weiterhin<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit.
Burladingen<br />
<br />
Ambrosius-Heim-Straße 15<br />
72393 Burladingen<br />
Telefon: +49 7475 95002-0<br />
<br />
Rathausplatz 8<br />
72393 Burladingen<br />
Telefon +49 7475 95526-39<br />
<br />
Rathausplatz 8<br />
72393 Burladingen<br />
Telefon: +49 7475 95526-40<br />
Mössingen<br />
<br />
Johannes-Kepler-Straße 6<br />
72116 Mössingen<br />
Telefon: +49 7473 94929-0<br />
<br />
Falltorstraße 27<br />
72116 Mössingen<br />
Telefon: +49 7473 94815-8<br />
<br />
<br />
Heinrich-Heine-Straße 7<br />
<br />
Telefon: +49 7432 9811-0
Zusammen<br />
gro geworden.<br />
Ob Wiederaufbau, Gemeinde- und Kreisreform,<br />
Entwicklung der medizintechnischen Industrie,<br />
der Schritt ins digitale Zeitalter, Fasnet oder Kinderfest –<br />
seit <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n begleitet die <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
die Entwicklung unserer Stadt.<br />
HECHINGEN<br />
DIE ZOLLERNSTADT<br />
Die Stadt Hechingen sagt „Danke, <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Zeitung</strong>“<br />
und gratuliert zum <strong>70</strong>-jährigen Jubiläum.<br />
www.hechingen.de