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Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019

ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory

ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe
HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu!
MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben
TOKIO HOTEL: Erfolgsstory

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Einstellung<br />

den Mund zu halten und unauffällig mein<br />

Ding zu machen. Das Allerbeste ist, dass<br />

die Erwachsenen dich dann in Ruhe lassen.<br />

Wenn du aber drüber redest, dann kommt<br />

der Funke rein (dann funkt dir einer dazwischen<br />

)und dann sagen sie immer, nein, das<br />

geht nicht.<br />

Wenn andere erzählen, sie machen jetzt<br />

einen Laden in Dubai auf, sage ich, Kinder,<br />

wir bringen das erst auf den Weg und<br />

gehen dann raus. Wenn man zu früh den<br />

Kopf aus dem Fenster hält, schlägt ihn einer<br />

ab. Dieses ,sich selbst treu zu bleiben‘<br />

ist ganz wichtig, denn als ich begonnen<br />

habe, diese Mode zu machen, hat man<br />

mir immer gesagt, ich müsse doch Mode<br />

machen wie Boss. Sowas will doch niemand<br />

tragen, dachte ich. Wieso soll ich<br />

Mode machen wie Boss, die gibts doch<br />

schon. Dann wirst du ewig belacht, aber<br />

am Ende zahlt sich die Hartnäckigkeit<br />

aus. Und dann schreiben sie auf Facebook<br />

„ich finde ihn ja so toll, es sollte ihm<br />

aber mal jemand sagen, dass er soll aufhören<br />

soll, so große Lippen zu machen“,<br />

da meinte jemand anders, "ich glaube, das<br />

kannst du dir sparen, das interessiert ihn<br />

einen Dreck“. Und das finden die Leute<br />

wieder toll, auch junge Leute, die sagen:<br />

„Ich finde den Typen cool, das geht dem<br />

grad am Arsch vorbei“, Du darfst dich<br />

nicht abhängig machen von Meinung<br />

anderer. Das ist ganz wichtig aber auch<br />

schwierig in einer Zeit, in der das Wort<br />

und Zusagen nichts mehr gelten, wo Leute<br />

kein Rückgrat mehr haben. Ich dachte,<br />

ich könnte auch ein bisschen vornehmer<br />

werden und auch Dinge nicht oder ein<br />

bisschen netter sagen. Nein, sich komplett<br />

zu vergewaltigen geht auch nicht. Der Lagerfeld<br />

hat auch manchmal Sachen rausgehauen,<br />

da hat man fassungslos gemeint,<br />

das hat der jetzt nicht ernsthaft gesagt.<br />

Solche Leute wie ich sind gefährlich, unkontrollierbar,<br />

weil sie andere zur Revolution<br />

auffordern können. Es ist alles stetig<br />

in Veränderung und im Moment extrem<br />

schnell. Das macht die Leute auch verrückt.<br />

Und das macht auch Angst. Aber<br />

Angst ist ja kein guter Ratgeber, das ist ja<br />

das größte Problem.<br />

Angst isst die Seele auf.<br />

Ja, Angst ist ja ganz schlecht und auch immer<br />

diese wiederkehrenden Fragen. Kann<br />

man heute Kinder in die Welt setzen?<br />

Konnte ich 1914 noch Kinder in die Welt<br />

setzen? Die Frage kann man sich immer<br />

stellen. Heute ist es schwieriger als vor<br />

20 Jahren sich selbstständig zu machen.<br />

Wieso ist es schwieriger? Heute durch<br />

Social Media hast du viel mehr Möglichkeiten.<br />

Das ist doch alles Quatsch. Alles<br />

hat seine Zeit und die Probleme werden<br />

nur durch unsere Politiker, unsere Medien,<br />

auch durch die Kirche gemacht.<br />

Man sabbelt sich voll mit<br />

diesem ganzen Horror<br />

und dann braucht man<br />

sich auch nicht wundern,<br />

wenn überall nur noch<br />

Gewalt und Brutalität ist.<br />

Über Jahrhunderte haben sie immer nur<br />

das Schlechte nach vorne getragen. Und<br />

wenn man immer über das Schlechte<br />

spricht, dann verstärkt man es nur. Wie<br />

Mutter Teresa gesagt hat, ich werde nie<br />

an eine Anti-Kriegsdemonstration, aber<br />

immer an einer Friedensdemonstration<br />

teilnehmen. Ich schau zum Beispiel keine<br />

Nachrichten, ich lese auch keine Zeitung,<br />

ich kriege trotzdem alles mit, was<br />

irgendwo passiert. Und was ich nicht<br />

mitkriege, soll ich auch nicht mitkriegen.<br />

Man sabbelt sich voll mit diesem ganzen<br />

Horror und dann braucht man sich auch<br />

nicht wundern, wenn überall nur noch<br />

Gewalt und Brutalität ist. Man muss<br />

sich wirklich eine eigene Welt schaffen,<br />

um nicht in diesen Moloch zu stürzen.<br />

Und die Politik gibt es vielleicht in 100<br />

Jahren nicht mehr. Früher oder später<br />

schafft die sich sowieso ab, weil die Leute<br />

merken, dass man überhaupt keine<br />

Politiker braucht. Wir könnten ja alle<br />

nebeneinander leben. Wenn wir kein<br />

Neid haben, keine Missgunst, keine Rassen,<br />

dann bräuchte man keine Grenzen.<br />

Dann gibt's auch keinen Krieg, dann<br />

brauchen wir keine Regierung mehr.<br />

Aber natürlich erzählen die uns, dass<br />

wir sie brauchen. Ist doch klar, wie die<br />

Kirche das auch erzählt. Ich meine, die<br />

Kirche wäre schön blöd, wenn sie sagen<br />

würde, eigentlich braucht ihr uns nicht.<br />

Bilder: Konstantin Eulenburg, HARALD GLÖÖCKLER INTERNATIONAL GmbH<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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