Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe
HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu!
MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben
TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
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<strong>Erfolg</strong><br />
Dunkle<br />
Rhetorik<br />
Wladislaw Jachtchenko über<br />
Manipulation und Trickkisten<br />
Wir leben in einer manipulativen<br />
Welt: Politiker<br />
manipulieren<br />
Wähler, Chefs manipulieren<br />
Mitarbeiter,<br />
Kinder manipulieren Eltern, Eltern manipulieren<br />
Kinder, Verkäufer manipulieren<br />
Kunden – und eigentlich weiß das auch<br />
jeder. Doch wer nicht weiß, dass er gerade<br />
manipuliert wird, ist ein leichtes Opfer. Dabei<br />
sind gerade ehrliche Menschen besonders<br />
gefährdet, denn sie unterstellen ihren<br />
Mitmenschen (zu Unrecht), auch ehrlich<br />
zu sein. Auch die altruistischen Menschen<br />
sind willkommene Opfer für die dunklen<br />
kommunikativen Tricks. Bevor wir auf die<br />
Tricks eingehen, lasse uns doch gemeinsam<br />
untersuchen, welche Motive manipulativen<br />
Menschen verfolgen.<br />
WARUM werden wir manipuliert?<br />
Es ist in Wirklichkeit ganz einfach: Menschen<br />
manipulieren, um einen Vorteil für<br />
sich zu ergattern. Ob beim Vorstellungsgespräch,<br />
beim Date oder beim neuen Facebook-Post:<br />
Wir stellen uns besser dar,<br />
als wir sind, um Likes und Anerkennung<br />
zu bekommen. Dies tut im Herzen gut. Es<br />
macht uns glücklich, gemocht zu werden,<br />
mehr Freunde zu haben und mehr Geld<br />
zu verdienen. Daher „verkaufen“ wir uns<br />
täglich besser, als wir eigentlich sind. Und<br />
jeder spielt dieses manipulative Spiel täglich<br />
mit – mehr oder minder. Doch die<br />
Frage ist natürlich: Wer spielt es besser?<br />
Ich gebe Dir mal ein persönliches Beispiel:<br />
Bei Vorträgen ziehe ich immer ein<br />
besonders hübsches Hemd und ein Sakko<br />
an, um kompetenter und wichtiger zu wirken.<br />
Funktioniert! Es klingt zu einfach um<br />
wahr zu sein – ist aber wahr: Mein Speaker-Honorar<br />
könnte ich mit einem bunten<br />
Es ist in Wirklichkeit<br />
ganz einfach: Menschen<br />
manipulieren,<br />
um einen Vorteil für<br />
sich zu ergattern.<br />
T-Shirt, in dem ich gerade zu Hause sitze<br />
und diesen Text schreibe, kaum vor einem<br />
Business-Kunden rechtfertigen.<br />
An dieser Stelle möchte ich ganz provokativ<br />
fragen: Hast Du heute bereits manipuliert?<br />
Dich besser dargestellt, als Du in<br />
Wirklichkeit bist? Wer ohne Manipulation<br />
ist, werfe den ersten Stein! Wir sind nun<br />
mal egoistisch und profitorientiert. Auch<br />
wenn wir das nie so offen zugeben würden.<br />
WIE werden wir manipuliert?<br />
Kommen wir nun zum Kern der „Dunklen<br />
Rhetorik“, also zu jenen Tricks, zu<br />
denen wir greifen (können), um andere<br />
Menschen verdeckt zu<br />
beeinflussen. Übrigens<br />
nenne ich kommunikative<br />
Manipulationstechniken<br />
„Dunkle<br />
Rhetorik“, weil ich<br />
meinem Gegenüber<br />
nicht offen meine<br />
Argumente präsentiere,<br />
sondern ihn durch den Einsatz dunkler<br />
Tricks zur Zustimmung bewegen möchte.<br />
Diese verdeckte Beeinflussung funktioniert<br />
daher so gut, weil der andere gar<br />
nicht merkt, dass er beeinflusst wird. Und<br />
wer nichts merkt, kann sich auch nicht<br />
wehren!<br />
Die „Dunkle Rhetorik“, also alle Manipulationstechniken,<br />
teile ich in drei<br />
große Kategorien ein – und ich nenne<br />
sie Trickkisten.<br />
Trickkiste Nr. 1: Scheinargumente – das<br />
sind Erklärungen, die so aussehen, wie ein<br />
gültiges Argument, aber in Wirklichkeit<br />
eine fadenscheinige Begründung haben,<br />
was den meisten nicht auffällt. Dazu zählen<br />
häufige Figuren aus dem Alltag wie:<br />
„Das haben wir schon immer so gemacht!“<br />
(Traditionsargument)<br />
„Mach das, weil ich das sage!“<br />
(Autoritätsargument)<br />
„Das machen andere Menschen/Firmen<br />
doch genauso!“ (Mehrheitsargument)<br />
Bild: Privat, Depositphotos/actionsports Cover: Goldmann<br />
18 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . ERFOLG magazin