Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe
HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu!
MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben
TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
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Story<br />
der rechten Spur zu überholen, mögen das<br />
dann einige nicht. Wenn du dann erfolgreich<br />
bist, haben viele damit ein Problem. Und<br />
man guckt natürlich immer nach den Kollegen.<br />
Was macht denn der oder die? Ich gucke<br />
nicht, weil ich neidisch bin, sondern weil ich<br />
Kollegen und deren Programm auch echt<br />
lustig finde. Martina Hill, „Knallerfrauen“ -<br />
darüber könnte ich mich totlachen. Andere<br />
sagen, „ist ja jetzt nicht so ein Frauenkampf “.<br />
Nö, gar nicht. Ich finde das einfach lustig und<br />
gucke es mir deshalb an - nicht um zu sehen,<br />
wie die das macht. Mario Barth, Olympiastadion<br />
- das musst du erstmal schaffen, dass<br />
da so viele Leute hinkommen. Egal ob du<br />
das witzig findest oder nicht, sowas musst<br />
du erstmal bringen und davor habe ich den<br />
größten Respekt. Auch Atze Schröder, der<br />
steht seit über 20 Jahren auf der Bühne. Das<br />
musst du erstmal hinkriegen, dass sich Leute<br />
über 20 Jahre lang ein Ticket zu deiner Show<br />
Nicht jeder mag das, was du<br />
machst. Das muss man auch<br />
lernen.<br />
kaufen. Otto Walkes, da gehen Kinder hin,<br />
die selber Kinder kriegen, die früher selber<br />
Kinder waren. Das finde ich schon toll.<br />
Wir beim <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> haben auch das<br />
Problem, dass wir ganz viele erfolgreiche<br />
Männer dazu bekommen, mit uns über<br />
<strong>Erfolg</strong> zu sprechen, aber keine Frauen. Du<br />
bist jetzt seit langem mal wieder eine super<br />
erfolgreiche Frau, die<br />
mit uns darüber spricht.<br />
Kannst du dir das aus<br />
deiner Erfahrung heraus<br />
irgendwie erklären?<br />
Männer reden gerne drüber,<br />
wenn sie erfolgreich<br />
sind, Frauen machen<br />
einfach. Wenn du etwas in deinem Leben<br />
erreichst, kannst du natürlich stolz drauf sein<br />
und das finde ich großartig. Ich mag auch<br />
keinen Neid. Ich finde es schöner, wenn jemand<br />
sagt, „ich finde cool, was der erreicht<br />
hat. Ich glaube, wir sollten uns mal ein bisschen<br />
anstrengen, dann können wir das auch<br />
schaffen, so weit nach vorne zu kommen.“<br />
Frauen sind einfach<br />
die stillen Macher. Die<br />
gehen nicht raus und<br />
präsentieren, sondern<br />
die machen einfach.<br />
Wenn Frauen mehr<br />
Anerkennung bekommen<br />
würden, würde<br />
das auch ganz anders funktionieren. Es kann<br />
einfach nicht sein, dass der Mann mehr<br />
Geld für diesen Job bekommt, den du auch<br />
machst. Das ist immer noch ein heikles Thema.<br />
Ich finde es traurig, dass es in dieser Zeit,<br />
in der wir leben, noch immer ein so extremes<br />
Thema ist. Das sollte man eigentlich ändern,<br />
nein, man muss es ändern.<br />
Männer reden gerne drüber,<br />
wenn sie erfolgreich sind,<br />
Frauen machen einfach.<br />
Du musst da jetzt nicht ins Detail gehen,<br />
aber so ein erfolgreicher Comedian wie du<br />
hat damit doch bestimmt keine Probleme.<br />
Finanziell? Natürlich kannst du damit viel<br />
Geld verdienen, aber es gibt Sachen, die ich<br />
einfach nicht mache, weil ich vor zu vielen<br />
Leuten stünde. Ich habe einmal in der<br />
Lanxess gespielt. Ich hatte drei Tage vorher<br />
Durchfall, mir war schlecht. Ich habe geheult.<br />
Wir haben uns immer alle gedrückt,<br />
bevor ich auf die Bühne gegangen bin und<br />
noch ein bisschen dumm rumgequatscht.<br />
Und dann stand ich da und habe so geheult,<br />
weil ich einen solchen Schiss hatte. Da waren<br />
9647 Leute, das weiß ich heute noch. Und ich<br />
stand da und dachte, ich schaff das nicht.<br />
Du musst Witze langsamer erzählen, du<br />
musst die Gags langsamer machen, weil die<br />
langsamer hinten ankommen. Du musst Applaus<br />
bedenken, der geht langsamer hinten<br />
los. Du kannst nicht so schnell weiterreden.<br />
Das war mir alles zuviel. Ich wollte einfach<br />
auf die Bühne und da Leute unterhalten. Je<br />
mehr ich weiß, wie das auf so großen Bühnen<br />
funktioniert, desto mehr bewundere<br />
ich, wenn das Leute können. Für mich ist<br />
das nichts. Ich mag kleine Theater. Ich habe<br />
in Dessau in einem kleinen Theater gespielt,<br />
da passen 900 Leute rein, das ist roter Plüsch<br />
und da sitzen sie auf dem Balkon wie in der<br />
Muppet Show. Ich finde das ganz toll, wenn<br />
du da so spielen kannst.<br />
Wie kam dann die Entscheidung auf dem<br />
Höhepunkt und ich glaube nicht, dass das<br />
schon der Zenit war, das Kostüm der Cindy<br />
aus Marzahn abzulegen?<br />
Irgendwann ist die Geschichte zu Ende erzählt.<br />
Das ist so. Irgendwann bist du mit<br />
deinem Essen fertig, bezahlst, stehst auf und<br />
gehst. Es war total lecker, aber du stehst auf<br />
und sagt, es ist gut jetzt.<br />
Es gibt andere, wie einen Otto oder Atze<br />
Schröder, die ziehen das 50 Jahre durch.<br />
Aber das funktioniert auch. So eine Cindy ist<br />
auch eine Zeitsache. Ich wollte nicht, dass die<br />
Leute sagen, „die schon wieder, ich will das<br />
nicht mehr gucken, dieses Pinke geht mir auf<br />
Bild: Oliver Reetz<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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