Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe
HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu!
MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben
TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
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<strong>Erfolg</strong><br />
Ilka Bessin:<br />
Ich habe so eine<br />
Grundbeklopptheit<br />
Als Cindy aus Marzahn schrieb sie<br />
deutsche Comedy-Geschichte. Jetzt zeigt sie neue Seiten<br />
Bilder: Oliver Reetz<br />
Was wenige wissen: Du<br />
kommst ja aus dem<br />
Hotelfach und hast<br />
auch einige Jahre als<br />
Geschäftsführerin<br />
gearbeitet. Achtest du immer noch auf<br />
Kleinigkeiten, wenn du in einem Hotel<br />
zu Gast bist?<br />
Das ist ganz schlimm, wenn man Gastronomie<br />
gelernt hat. Aber ich bin nicht<br />
so pingelig. Allerdings bin ich eine der<br />
wenigen, die auf die Frage, ob es geschmeckt<br />
hat, auch eine ehrliche Antwort<br />
geben. Andere sagen, „war super“,<br />
gehen aber dann nie wieder in dieses<br />
Restaurant. Wenn jemand fragt: „War’s<br />
gut?“, dann kann man ruhig auch sagen,<br />
wenn die Soße versalzen war. Das finde<br />
ich auch nicht schlimm und viel ehrlicher,<br />
als wenn jemand nicht mehr wiederkommt<br />
und dann hinter dem Rücken<br />
sagt, „das war nichts“.<br />
Weißt du noch, wann du dein Talent<br />
für Comedy entdeckt hast?<br />
Ich glaube in der Gastronomie. Wenn<br />
da Leute schlecht drauf sind, kannst du<br />
den Tag nur überleben, wenn du einen<br />
Spruch machst. Wenn das Restaurant<br />
so voll ist, dass du nicht weißt, wo du<br />
zuerst hinrennen sollst, dann hilft das<br />
manchmal. Ich glaube aber, dass ich<br />
schon so eine Grundbeklopptheit, so<br />
eine Grundkomik habe, die du brauchst,<br />
um in der Branche arbeiten zu können.<br />
Es schadet auch keinem, so ein bisschen<br />
grundbekloppt zu sein, ob du nun Comedy<br />
machst oder nicht.<br />
Das stimmt. Du bist ja nach der Gastronomiezeit<br />
als Animateurin auf die Aida<br />
gegangen, kamst wieder und warst dann<br />
vier Jahre arbeitslos. Wie kann das bei jemandem,<br />
der ja offensichtlich talentiert<br />
und gut drauf ist und viel kann, sein?<br />
Ich wurde in dem Restaurant, in dem<br />
Ich glaube aber, dass<br />
ich auch schon so eine<br />
Grundbeklopptheit, so<br />
eine Grundkomik habe<br />
ich Geschäftsführerin war, rechtswidrig<br />
gekündigt. Ich bin vors Arbeitsgericht<br />
gegangen und habe auch Recht bekommen,<br />
und hätte dort auch wieder arbeiten<br />
können, aber das wollte ich nicht,<br />
weil das Verhältnis einfach nicht mehr<br />
stimmte. Ich war verletzt, weil Gastronomie<br />
immer mein Leben war und ich<br />
nicht verstand, wie mich jemand da kündigen<br />
kann. Ich saß dann zu Hause und<br />
habe mich bei anderen Gastronomien<br />
beworben. Ich dachte zu Anfang, jetzt<br />
machst du erstmal vier Wochen Urlaub,<br />
erholst dich ein bisschen, du hast ja die<br />
ganze Zeit gearbeitet. Und du rutschst<br />
dann so langsam, peu a peu, in diese<br />
Lethargie hinein, dieses „ach nö, ich geh<br />
da dann mal morgen hin“. Und so verlierst<br />
du auch immer mehr den Glauben<br />
daran, dass du sofort einen Job findest,<br />
dass das alles jetzt wieder losgeht. Ich<br />
habe mich ja auch beworben, aber das<br />
waren teilweise unterbezahlte Stellen<br />
und das wollte ich dann auch nicht.<br />
Du hast dann nach der Aida-Zeit im<br />
Quatsch Comedy Club angerufen um<br />
dort als Kellnerin zu arbeiten und dann?<br />
Ich hatte dort angerufen und wollte eigentlich<br />
kellnern. Und dann hatte ich<br />
den Thomas am Telefon. Ich dachte, ich<br />
rede mit Thomas Herrmanns. Ich habe<br />
also erzählt, dass ich auf dem Schiff<br />
war, und durch diese Aufregung, weil<br />
ich dachte, ich rede mit Thomas Herrmanns<br />
habe ich ihn vollgequatscht. Und<br />
irgendwann sagte der dann zu mir: „Ich<br />
bin Thomas Schrode, ich mache hier eigentlich<br />
nur das Booking für die Talentschmiede,<br />
aber hast du nicht mal Lust,<br />
auf der Bühne was zu machen? Du musst<br />
da einen Vier-Minuten-Stand up machen,<br />
am besten etwas Lustiges, über das<br />
die Leute lachen und Spaß haben“. Und<br />
ich sagte: „Ok“. Ich habe mir etwas überlegt,<br />
habe ihm das geschickt, habe dann<br />
an der Talentschmiede teilgenommen<br />
und auch gewonnen. Das waren also so<br />
ganz, ganz komische Zufälle.<br />
Zu dem Zeitpunkt hattest du noch keinen<br />
Auftritt als Comedian?<br />
Nein, ich habe auf dem Schiff nur Animationsshows<br />
gemacht. Da war ich dann<br />
eine Putzfrau und habe als Emma Zopf<br />
im Rahmen einer Animationsshow moderiert,<br />
in der die philippinischen Mitarbeiter<br />
gesungen und die Kellner eine<br />
Show gemacht haben. Ich habe noch nie<br />
vorher Comedy gemacht.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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