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STAHL + TECHNIK 10 2019 Leseprobe

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KARRIERE | 73<br />

Einsatz. Und dort haben sie meist auch<br />

eine Incentive-Funktion.<br />

Neue Designs, Verfahren und<br />

Methoden<br />

Auch der High-Ropes-Anlagen-Boom ist<br />

weitgehend abgeebbt. Eher selten verbringen<br />

Teams heute noch ein, zwei Tage in<br />

einem Hochseilgarten. Das heißt nicht,<br />

dass diese Anlagen nicht mehr genutzt<br />

werden: Sie werden anders genutzt. Großer<br />

Beliebtheit erfreuen sie sich noch,<br />

wenn es um das Entwickeln eines „Teamspirits“<br />

geht. So schicken Unternehmen<br />

z.B. nicht selten, wenn ein neues Traineeprogramm<br />

bei ihnen startet, dessen Mitglieder<br />

gemeinsam auf einen solchen Parcours<br />

– auch damit zwischen den neuen<br />

Mitarbeitern persönliche Beziehungen entstehen<br />

und diese auch emotional im Unternehmen<br />

ankommen.<br />

Ähnlich verhält es sich bei virtuellen<br />

Teams, deren Mitglieder sich – außer in<br />

Videokonferenzen – im Arbeitsalltag entweder<br />

nie oder nur selten sehen. Auch bei<br />

ihnen geht es bei solchen Events primär<br />

darum, dass die Teammitglieder sich persönlich<br />

kennenlernen und bei ihnen über<br />

das gemeinsame Erleben persönliche Bande<br />

entstehen, denn die Erfahrung der<br />

Unternehmen zeigt: Dann „flutscht“ die<br />

Zusammenarbeit besser und es entstehen<br />

in der Alltagsarbeit weniger Konflikte bzw.<br />

diese lassen sich leichter (informell) lösen.<br />

Wenn es jedoch um das Weiterentwickeln<br />

bestehender Teams geht, dann setzen<br />

die Unternehmen zunehmend auf<br />

andere „Instrumente“. Und zwar unabhängig<br />

davon, ob die Teams nur aus Mitarbeitern<br />

• einer Abteilung oder eines Bereichs,<br />

• mehrerer Abteilungen oder Bereiche<br />

oder gar<br />

• verschiedener Unternehmen bestehen.<br />

So führen heute z.B. manche Unternehmen<br />

Teamseminare durch, bei denen die<br />

Teilnehmer gemeinsam kochen. Bei anderen<br />

malen sie gemeinsam großformatige<br />

Bilder. Das Ziel ist hierbei stets: Aus den<br />

Verhaltensmustern, die die Teilnehmer<br />

beim Lösen der Teamaufgabe zeigen, sollen<br />

in der „Reflektionsphase“ zunächst<br />

Rückschlüsse auf das Verhalten im<br />

Arbeitsalltag gezogen werden. Und in der<br />

anschließenden „Transferphase“? In ihr<br />

sollen Vereinbarungen getroffen werden,<br />

um die Zusammenarbeit zu verbessern<br />

und die Performance zu steigern.<br />

Mitarbeiter sind offener und<br />

selbstkritischer<br />

Als Begründung für diesen „Umweg“ wurde<br />

in der Vergangenheit oft genannt:<br />

Wenn die Teilnehmer zunächst ihr Verhalten<br />

z.B. beim gemeinsamen Bauen eines<br />

Iglus oder Lenkdrachens reflektieren, dann<br />

nehmen sie, wenn „Knackpunkte“ angesprochen<br />

werden, nicht sogleich eine Verteidigungshaltung<br />

ein – anders ist dies,<br />

wenn unmittelbar ihr Verhalten am Arbeitsplatz<br />

thematisiert wird.<br />

Zunehmend sind die Unternehmen<br />

jedoch nicht mehr bereit, solche „Umwege“<br />

zu gehen oder erachten diese als überflüssig<br />

– u.a. weil die (jungen) Mitarbeiter<br />

heute, verallgemeinert formuliert, andere<br />

Typen als die Mitarbeiter vor 15 oder 20<br />

Jahren sind. Sie sind nicht mehr solche<br />

„Betonköpfe“, wie dies die Mitarbeiter früher<br />

zum Teil waren. Sie fragen sich z.B.,<br />

wenn sie mit einer Aufgabe konfrontiert<br />

werden, nicht mehr sogleich: Ist das mit<br />

meiner Stellenbeschreibung vereinbar? Die<br />

jungen Leute heute – zumindest die mit<br />

dem Potenzial für exponierte Positionen –<br />

sind deutlich teamfähiger und offener für<br />

neue Aufgaben als dies die Mitarbeiter früher<br />

waren. Außerdem sind sie kritikfähiger<br />

und flexibler in ihrem Verhalten.<br />

Für die Unternehmen bedeutet dies:<br />

Sie müssen weniger Überzeugungsarbeit<br />

leisten, wenn es um notwendige Verhaltensveränderungen<br />

geht. Auch weil die<br />

Hans-Peter Machwürth, Geschäftsführer des international agierenden<br />

Trainings- und Beratungsunternehmens Machwürth Team International (MTI<br />

Consultancy), Visselhövede. www.mticonsultancy.com<br />

meisten Mitarbeiter verinnerlicht haben:<br />

Letztlich werden wir als Individuen und als<br />

Team daran gemessen, welchen Beitrag<br />

wir zum Erreichen der Unternehmensziele<br />

leisten. Bewusst ist dies heute fast allen<br />

Mitarbeitern. Unklar ist ihnen aber oft<br />

noch: Was bedeutet dies für meine bzw.<br />

unsere Alltagsarbeit? Und wie sollten wir<br />

uns verhalten und kooperieren, um die<br />

gewünschten Resultate zu erzielen?<br />

Die Beziehungen im Team<br />

analysieren<br />

„Ziel von Teamentwicklungsmaßnahmen ist<br />

stets: Die Teammitglieder sollen beim Lösen<br />

gemeinsamer Aufgaben die jeweils anderen als<br />

Mensch kennen und verstehen lernen.“<br />

Hans-Peter Machwürth<br />

An diesem Punkt setzen denn auch fast<br />

alle „modernen“ Teamentwicklungsmaßnahmen<br />

an. In ihnen wird, zumindest<br />

wenn die Teilnehmer bereits Teamerfahrung<br />

haben, meist darauf verzichtet, beispielsweise<br />

durch ein gemeinsames Floßbauen<br />

ein „künstliches Referenzerlebnis“<br />

zu schaffen. Stattdessen wird oft folgendes<br />

Vorgehen praktiziert.<br />

Zunächst werden mit einem Analysetool<br />

wie dem Connection Scan der Charakter<br />

und die Intensität der Beziehungen zwischen<br />

den Teammitgliedern ermittelt.<br />

Untersucht werden u.a. Fragen wie:<br />

• Wie viel Bereitschaft zur Kooperation<br />

sowie wechselseitiger Kommunikation<br />

und Information besteht im Team?<br />

• Wer wird einbezogen, wer eher ausgegrenzt?<br />

Und:<br />

• Wer kommuniziert mit wem wie oft?<br />

Die hierbei gewonnenen Informationen<br />

werden danach grafisch so aufbereitet,<br />

dass eine Art Landkarte der Beziehungen<br />

zwischen den Teammitgliedern entsteht.<br />

In ihr gibt der Abstand zwischen<br />

den Personen Auskunft über die Nähe<br />

von deren Beziehung und die Frequenz,<br />

mit der sie miteinander kommunizieren.<br />

Zudem gibt die jeweilige Farbe die<br />

Anzahl der Verknüpfungen der betreffenden<br />

Person wider, sodass die aktiven<br />

„Hotspots“ und die eher inaktiven „Kältezonen“<br />

in dem Beziehungsnetzwerk<br />

sichtbar werden.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>

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