STAHL + TECHNIK 10 2019 Leseprobe

STAHLVERARBEITUNG | 55
rial für die Hantelstange gefunden. Dazu
setzt Steeltec, ein Unternehmen der
Schmolz + Bickenbach Gruppe, auf die
„Xtreme Performance (XTP ® ) Technology”,
ein am Markt bislang einzigartiges
Verfahren der kontrollierten thermomechanischen
Prozessführung bei der
Stahlherstellung. Steeltec stellt über
Wärme und Kraft ein extrem homogenes,
ultrafeinkörniges Gefüge ein. So
verleiht XTP dem Stahl Eigenschaften,
die er sonst nur über die Zugabe vieler
Legierungselemente oder aufwendige
Nachbehandlungen bekommt. Außerdem
verbessert Steeltec per XTP-Behandlung
die im Stahl eigentlich gegenläufigen
Eigenschaften Festigkeit und
Zähigkeit zugleich. Das spezielle Verfahren
hat der Blankstahlanbieter gemeinsam
mit Forschungsinstituten und
einem Anlagenhersteller entwickelt,
2016 erstmals vorgestellt und seitdem
auf viele Standardwerkstoffe erfolgreich
angewendet.
Gewohnter Werkstoff behält sein
Formänderungsvermögen
Zurück in die Fitnessbranche: Der Hantelstangenhersteller
suchte als Ersatz für sein
bisher verwendetes Ausgangsmaterial
einen Werkstoff mit extrem hoher Zugfestigkeit.
Anstatt auf einen neuen Werkstoff
umsteigen zu müssen, kann er seinen
gewohnten Werkstoff behalten – der aber
nun dank Herstellung im XTP-Verfahren
sein Formänderungsvermögen beibehält
und damit alle weiteren Anforderungen
erfüllt und sogar übertrifft. Überdies entfällt
für das XTP-behandelte Ausgangsmaterial
die komplizierte und teure Wärmebehandlung.
Konkret stellte Steeltec für den XTP-
Stahl mit einer Zugfestigkeit von etwa
1.800 MPa eine gute Zerspanbarkeit beim
Schleifen fest. Das Stangenmaterial hat
einen Nenndurchmesser von 28 mm, was
dem Griffdurchmesser einer olympischen
Herrenlanghantel entspricht. In einem
Arbeitsgang auf der Schleifanlage wurden
0,12 mm vom Durchmesser abgenommen.
Über die gesamte Länge weist der
Stab dabei eine h6-Passung auf, hält also
eine enge Toleranzgrenze von maximal
0,013 mm Abweichung nach ISO 286-2
ein. Und ein Blick auf die Zähigkeit: Bei
extremer Festigkeit erzielte der Werkstoff
nach der XTP-Behandlung Bruchdehnungswerte
von mehr als 10 %.
Bei extremer Festigkeit erzielt der Werkstoff nach der XTP-Behandlung Bruchdehnungswerte
von mehr als 10 % (Foto: Steeltec)
Hohe Werkstoffqualität und
Prozesssicherheit
Zusammengenommen erhält der Hantelstangenhersteller
einen Stahl, der schon
im Ausgangszustand über alle geforderten
mechanischen Eigenschaften in höherem
Maße als zuvor verfügt. Außerdem kann
er sich auf eine große Prozesssicherheit
verlassen: Die Werkstoffqualität ist gleichbleibend
hoch, da
die XTP-Technologie
gut reproduzierbar
ist. Denn
die Behandlung
erfolgt ausschließlich
bei exakt eingestellten
Temperaturen.
Alle
Fertigungs- und
Prüfschritte von
der Herstellung
mittels XTP-Verfahren
über den
Schleifprozess und
die Oberflächenriss-
und Ultraschallprüfung
bis
zur Spiegelung der
Enden und zum
Anfasen bietet
Steeltec inhouse
an. Den Kunden
erreicht somit ein
sogleich zur weiteren
Verarbeitung
bereites Produkt.
Beim Krafttraining
mit Gewichten
verlangen
Sportler ihrem Körper
viel ab: Enorme
Kurzzeitbelastung,
ausgefeilte Technik und striktes Einhalten
von Trainingsplänen sind Grundlage für
den Erfolg. Weil gutes Equipment ebenso
grundlegend ist, kommt dem Werkstoff
für Hantelstangen eine große Bedeutung
zu. XTP-behandelter Stahl verleiht ihnen
individuell nach Kundenanspruch eine extreme
Festigkeit bei guter Zähigkeit – so
liefert Steeltec die besten Voraussetzungen
für stählerne Muskeln.
STAHL + TECHNIK 1 (2019) Nr. 10