STAHL + TECHNIK 10 2019 Leseprobe
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54 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Verfahren verbessert Werkstoff für Hantelstangen<br />
Hochfester Stahl für stahlharte Muskeln<br />
80 kg sind zu jeder Seite aufgeladen, magnesiumgepuderte Hände suchen den idealen Griff um die gerändelte<br />
Stange, Muskeln spannen sich und mit einem Ruck fährt die Langhantel in die Höhe: Korrekte Technik, viel<br />
Disziplin und eine gute Dosis Adrenalin sind die Zutaten für erfolgreiches Krafttraining. Und auch beim<br />
Equipment kommt es auf die Zutaten an. Dem Ausgangsmaterial – Stahl – verleiht ein spezieller<br />
thermomechanischer Prozess nun enormes Potenzial.<br />
Kraftsport und Fitness erleben eine<br />
Renaissance, die Mitgliederzahlen in<br />
Fitnessstudios steigen seit Jahren<br />
immer weiter. Da sind die auf Form bedachten<br />
Bodybuilder, die nach Masse strebenden<br />
Powerlifter oder die auf Rundumfitness<br />
setzenden Crossfitter. Zusammen<br />
kommen sie alle im Freihantelbereich ihres<br />
Fitnessstudios – und dort führt kein Trainingsplan<br />
an der Langhantel vorbei. Beim<br />
Werkstoff für das universelle Sportgerät<br />
zählen hohe Zugfestigkeit und hohe dynamische<br />
Belastbarkeit, je nach Einsatzart<br />
mal mehr das eine, mal mehr das andere.<br />
Powerlifter setzen auf schwere Gewichte<br />
und eine Stange mit hoher Steifigkeit.<br />
Crossfitter dagegen wünschen vor allem<br />
ausgewogenen Whip, also ein gut federndes<br />
Material. So oder so trotzt die Langhantel<br />
gewaltigen Lasten und schlagartiger<br />
Beanspruchung, muss griffig sein und dem<br />
Schweiß nervöser Hände standhalten.<br />
Aufwendige Wärmebehandlung,<br />
beschwerliche Nachbearbeitung<br />
Um ihre Sportgeräte für diese Anforderungen<br />
zu wappnen, behandeln und<br />
bearbeiten die Hersteller ihr Ausgangsmaterial<br />
auf vielfältige und komplexe<br />
Art und Weise. Sie unterziehen den<br />
Stahl in der Regel zunächst einer aufwendigen<br />
Wärmebehandlung. Ihr folgt<br />
die oft beschwerliche Nachbearbeitung.<br />
Denn um den Sportlern Orientierung für<br />
die ideale Griffposition zu geben, bringen<br />
die Hersteller Rändelungen an, die<br />
Wabenstruktur auf dem Mittelteil der<br />
Stange. Zudem erhalten die Stangenenden<br />
für den Part, der später die<br />
Gewichtscheiben trägt, je ein Gewinde.<br />
Dazu wird das Material nach der Wärmebehandlung<br />
geschliffen und durch<br />
Rollen und Prägen kaltumgeformt. Am<br />
Ende verleihen die Hersteller dem<br />
Sportgerät mit Passivierungsbeschichtungen<br />
Korrosionsbeständigkeit gegen<br />
Handschweiß oder bei Bedarf eine kundenspezifische<br />
Optik.<br />
Die unterschiedlichen Anforderungen,<br />
die der Stahl für die Hantelstange<br />
erfüllen muss, stehen zum Teil im<br />
Gegensatz zueinander: Je höher die<br />
Festigkeit dank Wärmebehandlung,<br />
umso schwerer nur noch lässt sich der<br />
Stahl anschließend bearbeiten. Viele<br />
Hersteller der Hantelstangen arbeiten<br />
für die aufwendige Behandlung mit<br />
externen Bearbeitern zusammen.<br />
Dadurch gehen sie das Risiko von Verzögerungen<br />
bei der Lieferung des Vormaterials<br />
und hohem Materialausschuss<br />
ein und treten in eine gewisse<br />
Abhängigkeit.<br />
Kontrollierte thermomechanische<br />
Prozessführung<br />
Behandlung auf der XTP-Anlage: Dank dem von Steeltec entwickelten XTP-Verfahren<br />
erhält der gewohnte Werkstoff ohne Wärmebehandlung eine extrem hohe Zugfestigkeit<br />
und behält sein Formänderungsvermögen bei (Foto: Steeltec)<br />
Für einen Hersteller olympischer Langhanteln<br />
hat sich der Blankstahlspezialist<br />
Steeltec deswegen auf die Suche nach<br />
einem schnelleren, prozesssicheren und<br />
reproduzierbaren Herstellungsprozess<br />
gemacht – und nicht nur diesen, sondern<br />
am Ende sogar das bessere Mate-<br />
Guido Olschewski, Leiter Qualität und Entwicklung, Steeltec AG, Emmenbrücke, Schweiz.<br />
Kontakt: guido.olschewski@steeltec-group.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>