STAHL + TECHNIK 10 2019 Leseprobe
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Ausgabe Oktober <strong>2019</strong><br />
<strong>10</strong><br />
19<br />
IN DIESER AUSGABE EXKLUSIV –<br />
DAS PROGRAMMHEFT ZUM<br />
Werkstoffe<br />
Hochofen<br />
blechexpo<br />
Wirtschaft<br />
Hochfeste bainitische<br />
Werkzeugstähle für den<br />
Fahrzeugbau<br />
Betrachtung der Chemie<br />
der Alkalien unter<br />
Hochofenbedingungen<br />
Highlights der<br />
Blechverarbeitung und<br />
Fügetechnik<br />
Benchmarking-Studie<br />
zur Digitalisierung im<br />
Großanlagenbau
MEERtorque ®<br />
MEERtorque ® Antrieb<br />
MT 630<br />
Schmieden von Kegelrädern<br />
EIN INNOVATIVES ANTRIEBSKONZEPT FÜR DIE MASSIVUMFORMUNG<br />
Höhere Produktivität. Längere Lebensdauer.<br />
Weniger Emissionen und Kosten.<br />
Mit dem MEERtorque ® -Antrieb setzt SMS neue<br />
Maßstäbe im Gesenkschmiedebereich. Entfall der<br />
Bremse und ein nahezu reibfreies Zuschalten der<br />
Kupplung bewirken eine signifikante Senkung des<br />
Energieverbrauchs – und zwar im zweistelligen<br />
Prozentbereich.<br />
Gemeinsam schaffen wir einen Mehrwert entlang<br />
der Wertschöpfungskette.<br />
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EDITORIAL | 3<br />
Wirtschaft weiter angespannt<br />
Nach 30 Jahren verlässt das DAX-Gründungsmitglied thyssenkrupp den Aktienindex<br />
und steigt in den MDax ab. Grund: Der Aktienkurs des Unternehmens hatte sich<br />
innerhalb eines Jahres nahezu halbiert (S. <strong>10</strong>). Derzeit baut der Konzern seine<br />
Unternehmensbereiche um und kämpft gegen hohe Kosten. Der Aufsichtsrat um die<br />
neue Vorsitzende Martina Merz unterstützt die Strategie des thyssenkrupp-Vorstandschefs<br />
Guido Kerkhoff: Das Aufzugsgeschäft soll an die Börse gebracht oder verkauft<br />
werden.<br />
Der Stahlhersteller ArcelorMittal gab Mitte September bekannt, dass er den Technologieanbieter<br />
Midrex Technologies damit beauftragt hat, am Standort Hamburg eine<br />
Demonstrationsanlage zur Herstellung von Stahl mit Wasserstoff zu planen. Beide Unternehmen<br />
haben nun eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, um bei mehreren Projekten<br />
zusammenzuarbeiten, die von Forschung und Entwicklung bis zur Implementierung<br />
neuer Technologien reichen (S. 21).<br />
Das Traditionsunternehmen thyssenkrupp Hohenlimburg blickt auf 400 Jahre Innovationsgeschichte<br />
zurück (S. 78). Seit 1619 hat man am Standort in Hagen die Produktion<br />
von der Drahtrolle über das Drahtwalzen bis zu einem Kaltwalzwerk für die Mittelbandproduktion<br />
weiterentwickelt. Wir gratulieren! In einem Fachbeitrag erfahren Sie mehr<br />
über die Eigenschaften der neuen hochfesten bainitischen Warmbandstähle für den<br />
Fahrzeugbau, die heutzutage in Hagen produziert werden (S. 24).<br />
Weitere Themen dieser Ausgabe:<br />
• Die Auswirkungen von Alkalien und insbesondere Kalium im Hochofen haben eine<br />
fast 200-jährige Geschichte. Sie gelangen in den Hochofen als untergeordnete<br />
Komponenten des Möllers, des Kokses und der Injektionskohle und haben negative<br />
Auswirkungen auf den Hochofenbetrieb. Ein ausreichender Blick auf die Chemie der<br />
Alkalien unter Hochofenbedingungen ab S. 30 hilft, ihre Wirkung genauer einzuschätzen.<br />
• Im Vorfeld zur Blechexpo/Schweisstec <strong>2019</strong>, den internationalen Fachmessen für<br />
Blechbearbeitung und Fügetechnik, haben wir ab S. 38 in einem Sonderteil einige<br />
Highlights der Aussteller für Sie zusammengestellt, die in Stuttgart gezeigt werden.<br />
Themen sind die thermische und mechanische Be- und Verarbeitung sowie die<br />
Schweiß-, Füge- und Verbindungstechnik.<br />
• Der VDMA Großanlagenbau hat zusammen mit den Wirtschaftsexperten von PwC<br />
eine Untersuchung zur Digitalisierung im Großanlagenbau durchgeführt. Die Benchmarking-Studie<br />
prognostiziert deutliche Marktveränderungen im Großanlagenbau<br />
(S. 61). Der Großanlagenbau begreift die Digitalisierung zunehmend als Chance für<br />
mehr Effizienz und besseren Kundenservice. Im digitalen Zeitalter werden transparente<br />
Prozesse und Kooperationen zu Erfolgsfaktoren und es entsteht ein intensiver<br />
Wettbewerb um Mitarbeiter mit Digitalkompetenz.<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Ratzek<br />
Chefredakteur<br />
Dieser Ausgabe liegt ein<br />
Programm für unseren<br />
Branchentreff am<br />
7. November in Essen bei.<br />
Auf unserem B2B-Webportal<br />
HOME OF STEEL finden<br />
Aussteller und Teilnehmer<br />
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Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.<br />
Glück auf!<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
4 | INHALT<br />
Kurznachrichten<br />
7 acatech: Einheitlicher CO 2 ‐<br />
Preis ist der Schlüssel für ein<br />
effizientes Marktdesign<br />
<strong>10</strong> thyssenkrupp steigt aus dem<br />
Aktienindex DAX ab<br />
11 Salzgitter Flachstahl<br />
modernisiert die<br />
Stranggießanlage Nr. 1<br />
12 ArcelorMittal Bremen weiht<br />
neue Energieleitwarte ein<br />
Neues aus der Industrie<br />
21 ArcelorMittal:<br />
Wasserstoff-Stahlproduktion<br />
in Hamburg<br />
22 Georgsmarienhütte: Erster<br />
Gleichstrom-Lichtbogenofen<br />
Europas vor 25 Jahren<br />
eingeweiht<br />
23 thyssenkrupp:<br />
Digitale Plattform im<br />
konzernweiten Einsatz bei<br />
Materials Services<br />
Technik<br />
24 Neue hochfeste bainitische<br />
Stähle für den Fahrzeugbau<br />
30 Chemie der Alkalien unter<br />
Hochofenbedingungen<br />
36 Induktive Wärmebehandlung<br />
von Stahl auf höchstem<br />
technischen Niveau<br />
Blechexpo<br />
38 Fachmessen zeigen Highlights<br />
der Blechverarbeitung und<br />
Fügetechnik<br />
39 Effizienzgewinn mit neuen<br />
Automatisierungslösungen<br />
24<br />
41 Laserschneidanlage<br />
verbessert Blech-, Rohrund<br />
Profilbearbeitung<br />
43 Lösungen für die<br />
Rohrbearbeitung<br />
45 Nachträgliche Fasenanarbeitung<br />
ist eine effiziente<br />
Alternative zum Roboter<br />
47 Cloudlösungen für mehr<br />
Effizienz in der<br />
Blechbearbeitung<br />
48 Neues Verfahren für das<br />
Nesting in der<br />
Blechbearbeitung<br />
50 Lagerung und Handhabung<br />
von Blechen<br />
51 Beölung für die<br />
Automotive-Branche<br />
Stahlverarbeitung<br />
52 Dillinger digitalisiert die<br />
Wertschöpfungskette<br />
54 Steeltec: Hochfester Stahl<br />
für stahlharte Muskeln<br />
56 Selective-Laser-Melting-<br />
Maschine von SLM Solutions<br />
fördert additive Fertigung<br />
58 Managementsystem für<br />
Dokumente erleichtert den<br />
Sprung in die Digitalisierung<br />
60 EOS: Metallwerkstoffe für die<br />
additive Serienfertigung<br />
Wirtschaft<br />
61 VDMA und PwC erwarten<br />
Marktveränderungen im<br />
Großanlagenbau<br />
65 Zunahme an Insolvenzen von<br />
Unternehmen aus der Metallverarbeitung<br />
und -produktion<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
INHALT | 5<br />
54<br />
61<br />
Stahlhandel<br />
68 Günther + Schramm:<br />
Stahlhandel im Wandel<br />
71 Dematic automatisiert<br />
Distributionszentrum<br />
Rubriken<br />
3 Editorial<br />
6 Personalien<br />
6 Kurznachrichten<br />
15 Internationale News<br />
Karriere<br />
72 Teamarbeit in Unternehmen<br />
ist heute gängige Praxis<br />
75 Forschung deutscher<br />
Unternehmen im Ausland<br />
Panorama<br />
78 thyssenkrupp Hohenlimburg<br />
blickt auf 400 Jahre Innovationsgeschichte<br />
zurück<br />
66 Firmenschriften<br />
76, 77 Recht<br />
81 Terminkalender<br />
82 Inserentenverzeichnis<br />
82 Vorschau, Impressum<br />
Titelbild:<br />
©Primetals Technologies<br />
Elektrolichtbogenofen von Primetals<br />
Technologies bei Acciaieria Arvedi S.p.A.,<br />
Cremona, Italien<br />
• Primetals Technologies,<br />
Fotograf Daniel Sachse<br />
www.primetals.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
6 | PERSONALIEN, KURZNACHRICHTEN<br />
Neuer Finanzvorstand bei Andritz<br />
Norbert Nettesheim (Foto: Andritz)<br />
Norbert Nettesheim wurde mit Wirkung<br />
zum 1. Dezember <strong>2019</strong> als neuer Finanzvorstand<br />
der Andritz AG bestellt. Er folgt<br />
in dieser Position auf Mark von Laer, der<br />
seit 1. März 2017 als Finanzvorstand bei<br />
der Andritz AG tätig ist und zum Jahresende<br />
<strong>2019</strong> aus dem Unternehmen ausscheiden<br />
wird.<br />
Norbert Nettesheim, geboren 1962, ist<br />
Diplomkaufmann der Universität Köln. Er<br />
verfügt über umfassende Erfahrung im<br />
Projektgeschäft und hat den weit überwiegenden<br />
Teil seines Berufslebens in zunehmend<br />
verantwortungsvollen Führungspositionen<br />
in der Voith-Gruppe verbracht,<br />
u.a. als kaufmännischer Geschäftsführer<br />
in verschiedenen Konzerngesellschaften<br />
und zuletzt als Leiter Konzerncontrolling,<br />
Rechnungslegung und Beteiligungen der<br />
Voith GmbH & Co. KGaA.<br />
Die anderen Vorstandspositionen der<br />
Andritz AG bleiben unverändert.<br />
• Andritz<br />
acatech: Werkstoffe sind systemrelevant<br />
Leistungsfähige Werkstoffe machen den<br />
Unterschied: Das gilt für praktisch jedes<br />
neue Produkt. Daher ist die hiesige Werkstoffentwicklung<br />
systemrelevant für den<br />
Innovationsstandort Deutschland. Werkstoffe<br />
aus heimischer Entwicklung und<br />
Produktion brauchen faire Wettbewerbschancen,<br />
eine Regulierung mit weniger<br />
Zielkonflikten und Unternehmen, die<br />
neue Werkstoffe mutig einsetzen. Dafür<br />
setzt sich acatech – Deutsche Akademie<br />
der Technikwissenschaften in den „Rahmenbedingungen<br />
für die Zukunft der<br />
Werkstoffe“ ein.<br />
Ob sparsamere Fahrzeuge, neue medizinische<br />
Geräte und Implantate, leistungsfähigere<br />
Energiespeicher: Werkstoffe sind aus<br />
unserem Leben nicht mehr wegzudenken.<br />
Moderne Produkte hängen von maßgeschneiderten<br />
innovativen und klassischen<br />
Materialien wie Metallen, Glas und Zement<br />
ab. acatech-Expertinnen und -Experten<br />
analysieren in einem Ende August erschienenen<br />
Papier die „Rahmenbedingungen<br />
für die Zukunft der Werkstoffe“. Dabei<br />
beleuchten sie, wie sich Energiepreis oder<br />
Emissionshandel, die Verfügbarkeit von<br />
Rohstoffen sowie Materialeffizienz und<br />
Das Positionspapier von acatech<br />
beschreibt die spezifischen Herausforderungen<br />
für sieben Werkstoffgruppen (Foto:<br />
acatech/T. Ernsting)<br />
Kreislauffähigkeit auf die Entwicklung, Produktion<br />
und Anwendung von Werkstoffen<br />
in Deutschland auswirken. Generell warnt<br />
die Akademie, dass die hiesige Werkstoffindustrie<br />
auf faire Wettbewerbsbedingungen<br />
angewiesen ist, damit sie nicht ins<br />
Ausland abwandert. Gleichzeitig zielen die<br />
Empfehlungen auf einen effizienteren Einsatz<br />
von Rohstoffen, auf eine stärkere Wiederverwertung<br />
und auf das Vermeiden von<br />
Zielkonflikten in der Regulierung ab.<br />
acatech fordert einen nachhaltigeren<br />
Umgang mit Altprodukten. Deutschland<br />
exportiert Schrott in andere Teile der Welt,<br />
wo die wertvollen Bestandteile recycelt<br />
werden. Die Folgen für Umwelt und<br />
Gesundheit der dort lebenden Bevölkerung<br />
sind oft gravierend. Stattdessen sollte<br />
die hiesige Wiederverwertung in den<br />
Ressourcenkreislauf im Sinne einer Circular<br />
Economy forciert und schon im Design<br />
von Produkten und in den eingesetzten<br />
Werkstoffen angelegt werden.<br />
Die Politik könnte eine solche Entwicklung<br />
unterstützen, indem sie die europäische<br />
Ökodesign-Richtlinie auf den gesamten<br />
Lebenszyklus anwendet. Bislang steht<br />
ein möglichst sparsamer Einsatz von Werkstoffen<br />
im Vordergrund – der aber häufig<br />
zulasten der Wiederverwendbarkeit geht.<br />
Dies ist nur ein Beispiel für Zielkonflikte in<br />
den Regulierungen von Werkstoffen, die in<br />
Richtlinien und Regularien ausgeräumt<br />
werden sollten. Zudem müsse die Ökodesign-Richtlinie<br />
auf alle Branchen ausgeweitet<br />
werden – bislang ist beispielsweise die<br />
Automobilindustrie ausgenommen.<br />
Nationale und europäische Regelungen<br />
– darunter der europäische Emissionshandel,<br />
umweltbezogene Grenzwerte oder<br />
Strompreise – dürfen die deutsche Werkstoffbranche<br />
in ihrer ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit<br />
nicht gefährden.<br />
Deutschland als vergleichsweise rohstoffarmes<br />
Land ist auf einen fairen und offenen<br />
Wettbewerb angewiesen. Die energieintensive<br />
Werkstoffbranche wird<br />
weiterhin Ausnahmeregelungen bei den<br />
Energiekosten benötigen. Andernfalls<br />
könnte sie in Länder abwandern, die günstiger<br />
produzieren – aber zu schlechteren<br />
Bedingungen für Klima, Umwelt und<br />
Gesundheit.<br />
Neue Werkstoffe sind ein wesentlicher<br />
Treiber für Innovationen in allen Sektoren<br />
der Wirtschaft. Da moderne Werkstoffe in<br />
einem hohen Maß auf Forschung beruhen,<br />
wird eine enge Kopplung der Forschungslabors<br />
mit der Wirtschaft künftig mehr und<br />
mehr zu einem Wettbewerbsvorteil.<br />
Neue, innovative Werkstoffe werden<br />
von Unternehmen mitunter nur zögerlich<br />
eingesetzt, weil damit häufig ein ökonomisches<br />
Risiko einhergeht. Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter müssen im Umgang mit<br />
neuen Materialien geschult, neue Arbeitsabläufe<br />
etabliert und neue Maschinen<br />
angeschafft werden.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />
www.acatech.de/publikation/<br />
zukunft-der-werkstoffe<br />
• acatech<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
KURZNACHRICHTEN | 7<br />
FEhS: Bessere Rahmenbedingungen für Sekundärbaustoffe<br />
Das FEhS – Institut für Baustoff-Forschung<br />
e.V. aus Duisburg begrüßt die<br />
vom Bundesumweltministerium in seinem<br />
Entwurf zur Novellierung des<br />
Kreislaufwirtschaftsgesetzes vorgesehene<br />
Förderung der Ressourcenschonung.<br />
„Wir freuen uns, dass eine unserer<br />
Kernforderungen zur Verbesserung der<br />
politischen Rahmenbedingungen für<br />
den Einsatz von Sekundärbaustoffen<br />
nun umgesetzt werden soll. Die Änderung<br />
des § 45 zielt in die richtige Richtung“,<br />
so FEhS-Geschäftsführer Thomas<br />
Reiche. Allerdings sehen die<br />
Experten noch Nachbesserungsbedarf,<br />
da bei öffentlichen Bauausschreibungen<br />
häufig explizit nur natürliche Gesteinskörnungen<br />
zugelassen werden. „Die im<br />
Entwurf definierten Pflichten zur bedingten<br />
Bevorzugung von Sekundärrohstoffen<br />
bei öffentlichen Ausschreibungen<br />
müssen für Bund, Länder und Gemeinden<br />
gleichermaßen gelten“, so Reiche<br />
weiter.<br />
Dass der Einsatz von schlackenbasierten<br />
Baustoffen aus der Stahlindustrie zur<br />
Ressourcenschonung beiträgt, zeigen<br />
Zahlen der Europäischen Union: Während<br />
der Verbrauch von fossilen Brennstoffen<br />
im letzten Jahrhundert weltweit<br />
um den Faktor 12 anstieg, nahm im gleichen<br />
Zeitraum der Verbrauch von natürlichen<br />
Ressourcen weltweit um den Faktor<br />
34 zu. Dies bestätigen auch die<br />
Ergebnisse der im Mai veröffentlichten<br />
Studie des UN-Umweltprogramms<br />
„UNEP report on sand and sustainability“.<br />
Allein durch die Verwendung von<br />
Eisenhüttenschlacken konnte in Deutschland<br />
in den letzten sieben Jahrzehnten<br />
der Abbau von 1 Mrd. t Naturgestein vermieden<br />
werden.<br />
„Die Baustoffe und Düngemittel aus<br />
der Stahlindustrie sind das beste Beispiel<br />
für gelebte Ressourcenschonung.<br />
Sie werden seit vielen Jahrzehnten<br />
umweltverträglich eingesetzt. Mit der<br />
Weiterentwicklung des Rechtsrahmens,<br />
die unser Gutachten bereits vor<br />
zwei Jahren formuliert hat, kommen<br />
wir endlich dahin, den politischen<br />
Anspruch und die praktische Wirklichkeit<br />
in Bezug auf die angestrebten Ziele<br />
zur Kreislaufwirtschaft und zur Ressourcenschonung<br />
in Einklang zu bringen.<br />
Wir freuen uns, dass nun Bewegung<br />
in die Sache kommt“, merkt<br />
Reiche an.<br />
• FEhS – Institut für Baustoff-Forschung<br />
CO 2 ‐Preis als Schlüssel für Marktdesign<br />
Die Preise für Energieträger sind uneinheitlich,<br />
die Treibhausgasemissionen<br />
sind zu hoch und Deutschland verfehlt<br />
mindestens seine kurzfristigen Klimaziele:<br />
Was muss passieren, damit sich klimaschonende<br />
Technologien etablieren können?<br />
Fachleute des Akademienprojekts<br />
„Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS)<br />
haben Leitlinien für ein effizientes und<br />
effektives Marktdesign entwickelt.<br />
Sie stellen fest: Eine umfassende CO 2 ‐<br />
Bepreisung ist dafür ein erster notwendiger<br />
Schritt. Gleichzeitig gilt es, Verzerrungen<br />
abzubauen, die heute einen effizienten<br />
Klimaschutz verhindern. Die gute Nachricht:<br />
Beides lässt sich verbinden.<br />
Deutschland soll in 30 Jahren annähernd<br />
treibhausgasneutral sein. Mit welchen<br />
Maßnahmen dieses Ziel erreicht werden<br />
soll, wollte das Klimakabinett am 20.<br />
September beschließen. Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler des Projekts<br />
„Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS)<br />
empfahlen der Bundesregierung Anfang<br />
September, eine umfassende und wirksame<br />
CO 2 ‐Bepreisung als zentrales klimapolitisches<br />
Instrument zur Reduktion von<br />
Treibhausgasemissionen einzuführen – verbunden<br />
mit einer Reform des Systems an<br />
Steuern, Abgaben und Umlagen. Zu diesem<br />
Schluss kommt<br />
eine Arbeitsgruppe<br />
des von acatech –<br />
Deutsche Akademie<br />
der Technikwissenschaften,<br />
der Nationalen<br />
Akademie der<br />
Wissenschaften<br />
Leopoldina und der<br />
Union der deutschen<br />
Akademien der Wissenschaften<br />
initiierten<br />
Projekts.<br />
Die Fachleute<br />
nennen Kriterien für<br />
ein geeignetes<br />
Marktdesign der<br />
Energiewende:<br />
Erstens sollten<br />
Marktakteure alle<br />
Kosten tragen, die<br />
sie verursachen –<br />
dazu gehören insbesondere<br />
externe<br />
Effekte wie Umweltschäden,<br />
die Klima<br />
und Gesellschaft<br />
belasten. Zweitens<br />
sollte das Marktdesign<br />
einen unverfälschten<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
8 | KURZNACHRICHTEN<br />
Darstellung der Einnahmen einer sektorenübergreifenden CO 2 -Bepreisung in Deutschland<br />
in Höhe von 30 €/t CO 2 (exemplarisch) und der möglichen Verwendung als illustratives<br />
Beispiel (Grafik: acatech, Leopoldina, Akademienunion, <strong>2019</strong>)<br />
werb aller Energieträger ermöglichen.<br />
Dafür müssen Wettbewerbsverzerrungen,<br />
die momentan zu Wohlfahrtsverlusten führen,<br />
abgebaut werden. Denn heute sind<br />
die Energieträger sehr unterschiedlich mit<br />
Steuern, Abgaben und Umlagen belastet.<br />
CO 2 ‐Preis schafft doppelte<br />
Dividende<br />
Felix Müsgens, Professor für Energiewirtschaft<br />
an der Brandenburgischen Technischen<br />
Universität Cottbus‐Senftenberg<br />
und Co‐Leiter der ESYS‐Arbeitsgruppe,<br />
erklärt die Vorteile einer umfassenden<br />
CO 2 ‐Bepreisung: „Ein CO 2 ‐Preis belastet<br />
Energieträger wie Heizöl, Erdgas, Diesel<br />
und Benzin nach ihrem CO 2 ‐Gehalt.<br />
Dadurch verbessert sich die Wettbewerbsposition<br />
klimaschonender Technologien<br />
und die Klimaschutzziele werden<br />
effizient erreicht. Gleichzeitig können die<br />
Einnahmen aus der CO 2 ‐Bepreisung<br />
genutzt werden, um das System an Steuern,<br />
Abgaben und Umlagen so zu reformieren,<br />
dass Verzerrungen abgebaut werden.<br />
Wir können also durch gutes Marktdesign<br />
im Klimaschutz eine doppelte Dividende<br />
für die Gesellschaft erzielen.“<br />
Je mehr Emissionen mit demselben<br />
Preis belegt werden, desto effizienter<br />
können Treibhausgasemissionen vermieden<br />
werden. Daher sollte der CO 2 ‐Preis<br />
nicht nur alle Sektoren umfassen, sondern<br />
idealerweise auch möglichst viele Länder.<br />
Ein weiterer Vorteil einer globalen Bepreisung<br />
ist, dass die Kosten für CO 2 ‐Emissionen<br />
weltweit in Produktionskosten einfließen<br />
würden, sodass Unternehmen aus<br />
Deutschland und Europa keine Wettbewerbsnachteile<br />
fürchten müssten – die<br />
Gefahr des Carbon Leakage wäre<br />
gebannt. Da eine globale Lösung Zeit<br />
braucht, sollte sich die Bundesregierung<br />
zunächst für eine europaweite CO 2 ‐<br />
Bepreisung einsetzen. Die ESYS-Fachleute<br />
schlagen vor, das Europäische Emissionshandelssystem<br />
(EU‐ETS) bis 2030<br />
auf die Sektoren Wärme und Verkehr auszuweiten.<br />
Um die Nachteile dieses Systems<br />
wie Preisschwankungen auszugleichen<br />
und Investoren Sicherheit zu bieten,<br />
könnte die EU einen Mindestpreis im EU‐<br />
ETS einführen.<br />
Als Zwischenlösung bis 2030 rät die<br />
ESYS‐Arbeitsgruppe der Bundesregierung,<br />
noch in dieser Legislaturperiode<br />
mit Partnerländern eine strategische Klimaschutz‐Allianz<br />
zu bilden. Möchte<br />
Deutschland schon im Vorfeld einen<br />
nationalen CO 2 ‐Preis einführen, skizzieren<br />
die Fachleute drei Optionen: Die<br />
Regierung kann das EU‐ETS national auf<br />
die Sektoren Wärme und Verkehr ausweiten,<br />
einen zusätzlichen Emissionshandel<br />
in Deutschland oder eine CO 2 ‐<br />
Steuer einführen.<br />
Energiesteuerreform: EEG‐Umlage<br />
senken, Stromsteuer kürzen<br />
Die Einnahmen aus der CO 2 ‐Bepreisung<br />
erhöhen die Effizienz, indem mit ihnen<br />
Steuern, Abgaben und Umlagen ersetzt<br />
werden können, die heute einzelne Energieträger<br />
zu stark belasten. Davon profitiert<br />
auch die Sektorenkopplung und Haushalte<br />
werden entlastet. Um grünen Strom<br />
zum Heizen und im Verkehr nutzen zu können,<br />
muss der Strompreis sinken. Die Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
schlagen vor, die EEG‐Umlage deutlich zu<br />
reduzieren und die Stromsteuer auf das<br />
europäisch festgelegte Mindestmaß zu<br />
kürzen.<br />
Der Bericht „Über eine CO 2 ‐Bepreisung<br />
zur Sektorenkopplung: Ein neues<br />
Marktdesign für die Energiewende“ ist<br />
abrufbar unter: www.energiesystemezukunft.de/publikationen<br />
• acatech<br />
WSM macht Vorschläge zur CO 2 -Bepreisung für die nationalen Klimaschutzziele 2030<br />
Vor der nächsten Sitzung des „Klimakabinetts“<br />
am 4. September warnte der<br />
WSM Wirtschaftsverband Stahl- und<br />
Metallverarbeitung e.V., dass durch eine<br />
CO 2 -Bepreisung keinesfalls neue Kostenbelastungen<br />
für die wettbewerbsintensiven<br />
industriellen Lieferketten entstehen<br />
dürften.<br />
Die Bundesregierung hatte angekündigt,<br />
noch im September weitreichende Entscheidungen<br />
mit Blick auf die notwendigen<br />
Einsparungen von CO 2 -Emissionen zu treffen.<br />
Die Maßnahmen müssen tatsächlich<br />
geeignet sein, die Klimaziele zu erreichen<br />
und gleichzeitig die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts<br />
erhalten. Unabhängig von<br />
der Entscheidung des Klimakabinetts für<br />
eine direkte CO 2 -Bepreisung oder für eine<br />
Mengensteuerung durch Ausweitung des<br />
Emissionshandelssystems (ETS) auf weitere<br />
Sektoren, sollten nach Ansicht des<br />
WSM fünf Prinzipien beachtet werden:<br />
• Die CO 2 -Bepreisung sollte außerhalb der<br />
ETS-Sektoren schrittweise kommen,<br />
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<strong>10</strong> | KURZNACHRICHTEN<br />
• das Aufkommen sollte Investitionen in<br />
die notwendige technologische Transformation<br />
fördern,<br />
• der Strompreis müsse gleichzeitig sinken,<br />
• die politischen Rahmenbedingungen<br />
müssten technologieoffen gestaltet<br />
werden und<br />
• die CO 2 -Bepreisung sollte international,<br />
jedenfalls zumindest auf EU-Ebene harmonisiert<br />
werden.<br />
„Verbote führen uns nicht zum gemeinsamen<br />
Ziel, es geht nur mit technischen Innovationen,<br />
die am besten aus der deutschen Industrie<br />
kommen“, so Holger Ade, Leiter Industrie-<br />
und Energiepolitikpolitik beim WSM.<br />
Die Position zu den Vorschlägen einer<br />
CO 2 -Bepreisung zur Erreichung der nationalen<br />
Klimaschutzziele 2030 hat der WSM<br />
im August verabschiedet.<br />
• Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V.<br />
247TailorSteel errichtet neue Produktionsstätte in Deutschland<br />
Der niederländische Online-Stahlhändler<br />
247TailorSteel baut derzeit seine<br />
Aktivitäten in Deutschland aus.<br />
Die neue Produktionsstätte wird in Hilden<br />
in der Nähe von Düsseldorf errichtet und<br />
zunächst mit vier Lasern und vier Biegebänken<br />
ausgestattet. Der Start der Bauphase<br />
ist im letzten Quartal <strong>2019</strong> geplant<br />
und die finale Inbetriebnahme für Sommer<br />
2020. Diese Expansion soll zum Wachstumsziel<br />
des Unternehmens beitragen und<br />
die Marke und Position im Markt stärken.<br />
Mit der Eröffnung der neuen Produktionsstätte<br />
kann das Unternehmen seinen Kunden<br />
einen noch besseren Service und eine<br />
schnellere Lieferung der hochwertigen Produkte<br />
bieten. Der Maschinenpark des Unternehmens<br />
wird in eigener Hand geführt und<br />
soll den Kunden für Laserzuschnitt, Rohre<br />
und Kantteile zur Verfügung stehen.<br />
• 247TailorSteel<br />
Dematic gewinnt Red Dot Design Award<br />
Für ihr Imagination Center erhält<br />
Dematic in diesem Jahr bereits die zweite<br />
Auszeichnung. Nach dem German<br />
Brand Award gewinnt der Intralogistikspezialist<br />
aus Heusenstamm nun auch<br />
den „Red Dot Award: Brands & Communication<br />
Design <strong>2019</strong>“.<br />
Die Fachjury des internationalen Designwettbewerbs<br />
überzeugten vor allem die in<br />
Deutschland einzigartigen Produktpräsentationen<br />
im Imagination Center. Dort können<br />
Kunden beispielsweise ein maßgeschneidertes<br />
Lagersystem mit<br />
Dematic-Lösungen in 3-D-Ansicht konfigurieren<br />
und virtuell durchfliegen. Der Intralogistikspezialist<br />
setzte sich in der Kategorie<br />
„Interface & User Experience Design“<br />
dank seines kreativen sowie innovativen<br />
Kommunikationsdesigns gegen die Konkurrenz<br />
durch. Die Preisverleihung findet am<br />
1. November <strong>2019</strong> auf der Red-Dot-Gala im<br />
Konzerthaus Berlin statt. In der Eventlocation<br />
„ewerk“ in Berlin Mitte sind an diesem<br />
Abend zudem die Gewinnerprojekte für<br />
eine Nacht zu sehen.<br />
„In Zeiten von Industrie 4.0, in der die<br />
Komplexität von Automatisierungssystemen<br />
steigt, wird es immer wichtiger, den<br />
Kunden interaktiv in den Entwicklungsprozess<br />
einzubeziehen und ihm mögliche<br />
Lösungen für sein individuelles Automatisierungsvorhaben<br />
schon früh zu veranschaulichen“,<br />
sagt Jessica Heinz, Leitung<br />
Marketing und Business Development<br />
Dematic Central Europe. „Dass wir für diese<br />
Art der Präsentation mittlerweile mehrfach<br />
ausgezeichnet wurden, freut uns sehr<br />
und spiegelt den Erfolg unseres Ansatzes<br />
wider.“ Auf der 2.600 m2 großen Fläche des<br />
Imagination Centers stellt Dematic<br />
modernste intralogistische Automationstechniken<br />
vor. So lassen sich im Showroom<br />
kundenspezifische und vollautomatisierte<br />
Lagerlösungen visualisieren, bevor auch nur<br />
eine Schraube verbaut ist. Darüber hinaus<br />
können die Besucher in die Vergangenheit<br />
eintauchen, indem sie im „History Tunnel“<br />
der Geschichte der Intralogistik schrittweise<br />
folgen. Dort verbindet das Unternehmen<br />
die Errungenschaften der Industriellen<br />
Revolution und Logistik mit den eigenen<br />
Entwicklungen und Meilensteinen in der<br />
200-jährigen Firmengeschichte.<br />
An den drei Themeninseln „SMART“,<br />
„RAPID“ und „FLEXIBLE“ lernen die Kunden<br />
mithilfe animierter Filme die Technologien<br />
von Dematic genauer kennen. Die spielerisch<br />
vermittelten Inhalte dienen als Anregung für<br />
Gespräche über die Entwicklung der individuellen<br />
Intralogistiklösungen. Die auf der Tour<br />
generierten Wünsche und Anforderungen<br />
fließen in eine erste Lagerkonfiguration ein,<br />
die in 3-D auf einem großen Screen visualisiert<br />
wird. Den Abschluss des Imagination<br />
Centers bildet der Blick in das Tech-Center<br />
von Dematic, in dem einige der vorher virtuell<br />
erlebten Technologien wie das Taschensortier-<br />
und das Multishuttle-System live zu<br />
sehen sind. Die Fachjury des Red Dot Design<br />
Awards hob in ihrem Urteil insbesondere den<br />
dramaturgischen Aufbau des Imagination<br />
Centers hervor: vom historischen Rückblick<br />
über virtuelle Lösungen bis hin zu Produkten<br />
und Systemen in voller Größe.<br />
• Dematic<br />
thyssenkrupp steigt aus dem Aktienindex DAX ab<br />
STOXX Ltd., der globale Indexanbieter<br />
der Gruppe Deutsche Börse, hat Anfang<br />
September Veränderungen in der<br />
DAX-Indexfamilie mit Wirkung zum 23.<br />
September <strong>2019</strong> bekannt gegeben. Die<br />
Aktien des Triebwerkbauers MTU Aero<br />
Engines AG werden demnach in den<br />
DAX-Index aufgenommen und ersetzen<br />
dort die Aktien der thyssenkrupp AG.<br />
Grundlage dafür sei die Fast-Exit-Regel.<br />
Damit gehört die thyssenkrupp AG als<br />
Gründungsmitglied des DAX-Index nicht<br />
mehr zu den 30 wertvollsten Börsenunternehmen<br />
in Deutschland. Das Unternehmen<br />
krankt seit Langem an den mil-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
KURZNACHRICHTEN | 11<br />
liardenschweren Fehlinvestitionen in<br />
Stahlwerke in Brasilien und den Vereinigten<br />
Staaten. Die Fusion des Stahlbereichs<br />
mit dem indischen Konkurrenten Tata<br />
Steel wurde von der EU untersagt, worauf<br />
die Aufspaltung von thyssenkrupp in<br />
zwei eigenständige Unternehmen abgesagt<br />
wurde. Um die dünne Finanzdecke<br />
aufzubessern, plant thyssenkrupp, die<br />
Aufzugsparte an die Börse zu bringen<br />
oder zu verkaufen. Auswirkungen für die<br />
Beschäftigten von thyssenkrupp dürfte<br />
der Börsenabstieg allerdings nicht haben.<br />
Sie sind eher vom Konzernumbau betroffen,<br />
bei dem etwa 6.000 Arbeitsplätze<br />
abgebaut werden sollen, 4.000 davon in<br />
Deutschland.<br />
Kurz vor der Bekanntgabe des Börsenabstiegs<br />
hat die thyssenkrupp AG unter<br />
Federführung von Citi, Commerzbank,<br />
Crédit Agricole CIB, Deutsche Bank,<br />
Santander und UniCredit Bank im Rahmen<br />
ihres <strong>10</strong> Mrd. € Debt Issuance Programmes<br />
erfolgreich eine Anleihe im Volumen<br />
von 1 Mrd. € mit einer Laufzeit von 3,5<br />
Jahren begeben. Der Zinscoupon beträgt<br />
dabei 1,875 %/a bei einem Emissionskurs<br />
von 99,633 %.<br />
Mit der Anleiheemission, die nach<br />
Konzernangaben auf großes Interesse bei<br />
Investoren stieß, konnte thyssenkrupp<br />
das günstige Marktumfeld nutzen und die<br />
Liquiditätssituation weiter stärken.<br />
• thyssenkrupp, Deusche Börse, faz.net<br />
Salzgitter Flachstahl modernisiert die Stranggießanlage Nr. 1<br />
Salzgitter Flachstahl hat die SMS group<br />
mit der Modernisierung der Stranggießanlage<br />
Nr. 1 im Werk Salzgitter beauftragt.<br />
Die 1981 von SMS group gelieferte<br />
Anlage erhält einen neuen Maschinenkopf<br />
mit Kokille, Oszillator und Segment<br />
0.<br />
Ziel der Modernisierung ist es, die Anlage<br />
zukunftsweisend zu ertüchtigen, u.a.<br />
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[mold]“. Der Lieferumfang beinhaltet das<br />
Engineering, die Lieferung von mechatronischen<br />
Bauteilen, die De- und Neumontage<br />
sowie die Inbetriebnahme. Das Segment<br />
0 wird mit einer neuartigen Lösung<br />
im Maschinenkopf gelagert. Die Modernisierung<br />
findet während eines geplanten<br />
Anlagenstillstands im Oktober 2020<br />
statt.<br />
Salzgitter Flachstahl wird in der Instandhaltungswerkstatt<br />
Kokillen mit dem von<br />
SMS group entwickelten digitalen Ausrichtassistenten<br />
HD LASr (High Definition<br />
Laser Aligning System remote) messen<br />
und ausrichten. Die einwandfreie Ausrichtung<br />
der Kokillen mit HD LASr [mold] hat<br />
großen Einfluss auf die Qualität der Bram-<br />
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12 | KURZNACHRICHTEN<br />
men. SMS group liefert weiterhin einen<br />
neuen, universellen Kokillenausricht- und<br />
Servicestand für die Werkstatt. Der Ausrichtstand<br />
wird für die Kokillen aller vier<br />
Stranggießanlagen mit den jeweiligen<br />
Gießbreiten genutzt werden können.<br />
Salzgitter Flachstahl GmbH erzeugt in<br />
einem integrierten Hüttenwerk und vier<br />
Stranggießanlagen ca. 4,7 Mio. t Stahl jährlich.<br />
Die anspruchsvollen Stahlsorten<br />
umfassen u.a. Feinbleche (ULC und LC),<br />
hochfeste Stähle bis hin zu mikrolegierten<br />
Röhrenstählen, wie z.B. API X70/X80, und<br />
Kohlenstoffstähle bis C 80.<br />
Drehturm der Stranggießanlage Nr. 2. Die vier Stranggießanlagen im Werk der<br />
Salzgitter Flachstahl wurden von SMS group geliefert (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
• SMS group<br />
Salzgitter Flachstahl profitiert von digitalem Lückenschluss auf der Schiene<br />
DB Cargo treibt die Digitalisierung seiner<br />
Güterwagenflotte voran: Jetzt wurde<br />
der 34.000. Wagen mit modernster Telematik<br />
und intelligenter Sensorik ausgerüstet.<br />
Bis 2020 soll die komplette Flotte von rd.<br />
68.000 Wagen in Deutschland digital<br />
unterwegs sein. Dafür investiert DB Cargo<br />
bis 2020 einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.<br />
Die Ausrüstung mit GPS und Sensorik<br />
verschafft den Kunden von DB Cargo viele<br />
Vorteile. Mithilfe eines Telematikmoduls,<br />
GPS sowie RFID- und NFC-Tags<br />
werden die analogen Güterwagen in die<br />
voll vernetzte digitale Welt überführt.<br />
Über Mobilfunk sendet der ausgerüstete<br />
Wagen Signale während der Fahrt und<br />
bei Ereignissen wie Start, Stopp oder<br />
Stößen. Daraus können verwertbare<br />
Informationen zum Beladungszustand,<br />
Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Bewegung<br />
bei sensiblen Ladegütern ermittelt<br />
werden.<br />
„Die Salzgitter Flachstahl GmbH ist in<br />
einem hohen Maße in ihrer Wertschöpfungskette<br />
auf effiziente Logistikabläufe<br />
angewiesen. Die Digitalisierung unserer<br />
Geschäftsprozesse mit dem Fokus auf<br />
Vernetzung, Echtzeitfähigkeit sowie Qualitäts-<br />
und Serviceorientierung wird dabei<br />
immer wichtiger. Mit dem „Intelligenten<br />
Güterwagen“ gelingt hier endlich der digitale<br />
Lückenschluss auf der Schiene. Prognosen<br />
und Annahmen werden aufgrund<br />
der neu gewonnenen Daten angereichert<br />
und verbessert, weil sie nicht nur Informationen<br />
zur Sendung, sondern überdies<br />
auch zur Qualität liefern“, so Dr. Jürgen<br />
Harland, Leiter Logistik und SCM, Salzgitter<br />
Flachstahl.<br />
„Die intelligenten Güterwagen machen<br />
den Schienengüterverkehr moderner und<br />
zukunftsfähig. Unsere Kunden profitieren<br />
von besser steuerbaren Logistikketten,<br />
einer höheren Transportqualität und planbaren<br />
Ankunftszeiten. Damit wollen wir<br />
dauerhaft mehr Verkehr auf die umweltfreundliche<br />
Güterbahn verlagern und unseren<br />
Beitrag zur ‚Starken Schiene’ in<br />
Deutschland und Europa leisten“, so<br />
Marek Staszek, Produktionsvorstand von<br />
DB Cargo.<br />
• Salzgitter Flachstahl<br />
ArcelorMittal Bremen weiht neue Leitwarte zur Steuerung des Energiebetriebs ein<br />
Anfang September wurde die Leitwarte<br />
der Ingaver GmbH, Gemeinschaftsfirma<br />
von ArcelorMittal Bremen und der<br />
swb AG, offiziell eingeweiht. Von dieser<br />
Warte aus werden die drei Kraftwerksblöcke<br />
und drei Umrichteranlagen für<br />
Bahnstrom auf dem Gelände der swb in<br />
Mittelsbüren gefahren – Bremens größtem<br />
Kraftwerksstandort mit rd. 750 MW<br />
installierter Leistung. Weiterhin wird<br />
aus dieser Warte der komplette Energiebetrieb<br />
von ArcelorMittal Bremen<br />
gesteuert.<br />
Die Leitwarte ist zum Zwecke des effizienteren<br />
Einsatzes von Energie und mit Blick<br />
auf die zukünftigen Herausforderungen an<br />
die Stahl- und Energieproduktion errichtet<br />
worden. Kernaufgabe des Joint Ventures<br />
ist es, die Energie zu senken und Energiequellen<br />
zu erschließen und sinnvoll miteinander<br />
zu verknüpfen. Des Weiteren<br />
beschäftigt sich Ingaver mit zukunftsweisenden<br />
Techniken, die auf die Decarbonisierung<br />
und Defossilisierung der Stahlproduktion<br />
abzielen und somit zur weiteren<br />
CO 2 -Reduzierung beitragen sollen.<br />
„Diese Leitwarte ist ein wichtiger Baustein<br />
für die zukünftige Zusammenarbeit von<br />
ArcelorMittal Bremen und swb. Beide Seiten<br />
können ihr spezifisches Know-how zur Energieerzeugung,<br />
zum Anlagenbetrieb und für<br />
die Stahlproduktion einbringen und vor allem<br />
auch zukünftig neue Techniken über diese<br />
Warte steuern“, kommentiert swb-Vorstand<br />
Dr. Torsten Köhne den Schritt in eine gemeinsame<br />
Gesellschaft mit dem Partner.<br />
„Ingaver verfügt mit ihren qualifizierten<br />
Mitarbeitern über eine langjährige Erfahrung<br />
im Bereich der Energie- und Medienversor-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
KURZNACHRICHTEN | 13<br />
gung. Mit dem Einsatz neuer Technologien<br />
– hierzu zählt auch der zukünftige Einsatz<br />
von Wasserstoff – erwarten wir eine mittelund<br />
langfristige CO 2 -Reduzierung. Mit der<br />
neuen Leitwarte können aber auch die Prozesse<br />
deutlich effizienter gesteuert werden,<br />
was maßgeblich zu einer weiteren Energieeffizienz<br />
beiträgt“, so Reiner Blaschek, Vorstandsvorsitzender<br />
ArcelorMittal Bremen.<br />
Das gesamte Leistungsspektrum der<br />
Ingaver besteht aus: Betriebsführung von<br />
Energie- und Infrastrukturanlagen am<br />
Standort, Energiedienstleister zur Optimierung<br />
der Energie- und Medienversorgung,<br />
Investor und Berater für energietechnische<br />
Themen. Seit dem 1. Mai 2017<br />
arbeiten rd. 65 Mitarbeiter von der swb-Erzeugung<br />
und rd. 135 Mitarbeiter von<br />
Einblick in die neue Leitwarte der Ingaver GmbH von ArcelorMittal Bremen und swb<br />
Erzeugung (Foto: swb)<br />
Arcelor Mittal Bremen gemeinsam in der<br />
Ingaver GmbH.<br />
Ingaver fungiert als Berater für die<br />
individuelle Konzepterstellung zur<br />
Bereitstellung von Energie und Medien<br />
und als Investor zur Vorbereitung,<br />
Begleitung und Durchführung von Investitionen<br />
in Energie- und Infrastrukturanlagen.<br />
• swb<br />
ArcelorMittal beteiligt sich an Projekt zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung<br />
ArcelorMittal hat mit dem internationalen<br />
Energieunternehmen Equinor ein<br />
„Memorandum of Understanding“<br />
unterzeichnet, um Wertschöpfungsketten<br />
für die Abscheidung und Speicherung<br />
von Kohlenstoff zu entwickeln.<br />
Equinor ist zusammen mit Shell und Total<br />
Partner des Northern-Lights-Projekts, das<br />
den Transport, die Aufnahme und die<br />
dauerhafte Speicherung von CO 2 in einem<br />
Speicher im nördlichen Teil der Nordsee<br />
umfasst.<br />
ArcelorMittal verpflichtete sich bei einer<br />
hochrangigen Konferenz der Europäischen<br />
Kommission zusammen mit dem norwegischen<br />
Ministerium für Erdöl und Energie<br />
zum Thema Kohlenstoffabscheidung und<br />
-speicherung (CCS) in Oslo zu dem Projekt<br />
mit Equinor. Anfang September wurden<br />
die „Memoranda of Under standing“ zwischen<br />
Equinor und ArcelorMittal sowie<br />
zwischen Air Liquide, Ervia, Fortum Oyj,<br />
der HeidelbergCement AG, Preem und<br />
Stockholm Exergi unterzeichnet.<br />
Als Teil des Projekts hat sich Arcelor-<br />
Mittal – das sich zum Ziel gesetzt hat, bis<br />
2050 in Europa klimaneutral zu sein – zu<br />
einer Reihe gemeinsamer Aktivitäten verpflichtet,<br />
darunter die Entwicklung der<br />
Logistik, die Erforschung potenzieller<br />
Geschäftsmodelle und die Förderung des<br />
Themas Kohlenstoffabscheidung und -nutzung<br />
(CCU) und CCS als wichtiger Bestandteil<br />
der erfolgreichen Dekarbonisierung der<br />
europäischen Industrie. Die Hauptaufgabe<br />
des Unternehmens wird die Abscheidung<br />
von CO 2 -Gas aus seinen Hochöfen sein.<br />
Ende <strong>2019</strong> soll von dem Konsortium in<br />
der Johanson-Formation eine Aufschlussbohrung<br />
für die CO 2 -Speicherung durchgeführt<br />
werden, um die Eignung und Kapazität<br />
des geplanten CO 2 -Speichers zu<br />
erkunden.<br />
Die endgültigen kommerziellen Vereinbarungen<br />
hängen von positiven Investitionsentscheidungen<br />
für das Nor thern-<br />
Lights-Projekt, für das vollständige Projekt<br />
des norwegischen Staates zur Abscheidung<br />
und Speicherung von Kohlenstoff<br />
und für Projekte von Drittanbietern ab,<br />
wobei mögliche Investitionsentscheidungen<br />
im Jahr 2020 getroffen werden müssten.<br />
• ArcelorMittal<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
14 | KURZNACHRICHTEN<br />
ALD Vacuum Technologies liefert Wärmebehandlungsanlage nach China<br />
Im August hat die Vorabnahme der<br />
ersten ALD-SyncroTherm-Anlage für<br />
den chinesischen Markt stattgefunden.<br />
Die Vakuum-Wärmebehandlungsanlage<br />
„SyncroTherm“ der ALD Vacuum<br />
Technologies GmbH schafft neue Perspektiven<br />
für ein effektives und wirtschaftlicheres<br />
Härten von hochwertigen<br />
Bauteilen. Diese neue und nach<br />
Firmenangaben bisher einmalige Technologie<br />
verbessert sowohl die Produktivität<br />
bei gleichzeitiger Reduktion<br />
negativer Effekte wie dem Verzug der<br />
behandelten Bauteile – und das bei<br />
hoher Umweltverträglichkeit.<br />
Mit der Lieferung der ersten Syncro-<br />
Therm-Anlage in die VR China an ein<br />
bekanntes Institut im Raum Peking<br />
konnte ALD eine wichtige Referenz<br />
schaffen und Impulse für technologische<br />
Entwicklungen liefern. Die Aufkohlung<br />
der Bauteile aus mikrolegierten<br />
Stählen wird bei hohen Temperaturen<br />
oberhalb 1.000 °C ohne unerwünschtes<br />
Kornwachstum durchgeführt.<br />
Zudem erlaubt die einlagige Chargierung<br />
eine individuell gesteuerte und<br />
bauteilangepasste Hochdruck-Gasabschreckung<br />
für die unterschiedlichsten<br />
Bauteilgeometrien.<br />
Mit der SyncroTherm-Anlage will der<br />
Kunde neuartige Stähle zur Hochtemperatur-Vakuumaufkohlung<br />
erproben,<br />
was langfristig einen deutlichen Beitrag<br />
zu Kosteneffizienz und Umweltschutz<br />
liefern kann. Nachdem sich die Delegation<br />
des Kunden im Rahmen der Vorabnahme<br />
von der Qualität der Anlage<br />
überzeugen konnte, wird diese nun für<br />
den Versand nach Peking vorbereitet.<br />
• ALD Vacuum Technologies<br />
Spin-off von thyssenkrupp Materials Services eröffnet den Weg in die Industrie 4.0<br />
Die neu gegründete thyssenkrupp<br />
Materials IoT GmbH bietet Kunden eine<br />
Gesamtlösung für die Vernetzung der<br />
Fertigung und die Digitalisierung ihrer<br />
Wertschöpfungskette.<br />
Materials Services bündelt ab sofort das<br />
eigene Know-how in Sachen Digitalisierung<br />
von Fertigungsprozessen (Industrial<br />
Internet of Things und Industrie 4.0) in der<br />
thyssenkrupp Materials IoT GmbH, kurz<br />
tkMIoT. Ziel ist es,<br />
andere Unternehmen<br />
auf ihrem<br />
Weg in die Digitalisierung<br />
der Produktion<br />
zu unterstützen.Damit<br />
gibt<br />
Materials Services<br />
an seine Kunden<br />
eigenes Wissen<br />
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Die textile Kette<br />
schont ihre Last,<br />
ist stark wie Stahl, einfach verkürzbar, verschleißfest und<br />
kinderleicht im Handling!<br />
weiter und ermöglicht<br />
ihnen die Teilhabe<br />
an den im<br />
Laufe von 15 Jahren<br />
gewonnenen<br />
Erfahrungen in der<br />
Optimierung und<br />
Automatisierung<br />
von Produktionsprozessen.<br />
Ein erstes zentrales<br />
Produkt ist<br />
toii ® . Die selbstentwickelte<br />
IIoT-Plattform<br />
schafft die<br />
Voraussetzung dafür,<br />
dass Maschinen<br />
unterschiedlichster<br />
Typen und<br />
Generationen weltweit<br />
miteinander<br />
kommunizieren<br />
können.<br />
Ziel ist es, Prozesse über die gesamte<br />
Supply Chain hinweg zu automatisieren und<br />
effizienter zu gestalten, siehe auch S. 23.<br />
„Mit toii ist es uns gelungen, den digitalen<br />
Wandel in den Kernbereich unseres<br />
Geschäfts zu bringen: in die Werkshallen,<br />
in den Maschinenpark, an die Lager“, so<br />
Axel Berger, Geschäftsführer von tkMIoT.<br />
„Diesen Schritt möchten wir jetzt auch<br />
anderen Unternehmen ermöglichen.“ Seit<br />
2017 hat Materials Services toii an mehr<br />
als 30 Standorten erfolgreich implementiert.<br />
Ein Werk konnte seine Jahresproduktion<br />
um fast <strong>10</strong>.000 t steigern, andere<br />
Standorte reduzierten die Stillstandzeiten<br />
um bis zu <strong>10</strong> %.<br />
„Das Innovationstempo hat in den vergangenen<br />
Jahren enorm zugenommen,<br />
Prozesse werden zunehmend digitalisiert<br />
und vernetzt“, so Axel Berger. „In diesem<br />
Umfeld ist es für Unternehmen immer<br />
wichtiger, dass sie kompetente Partner an<br />
ihrer Seite wissen, die ihnen mit innovativen<br />
Lösungen helfen, Wettbewerbsvorteile<br />
zu sichern und in der Industrie 4.0 anzukommen.<br />
Diesem Bedürfnis tragen wir mit<br />
der Gründung von tkMIoT Rechnung.“ Der<br />
Schritt ist zudem ein wichtiger Baustein in<br />
der strategischen Weiterentwicklung von<br />
Materials Services. tkMIoT begleitet die<br />
Kunden von der Beratung über die Implementierung<br />
von IIoT-Technologien bis zur<br />
Betreuung während des gesamten<br />
Lebenszyklus der Lösungen und den<br />
Betrieb der darunterliegenden Plattform.<br />
• thyssenkrupp Materials Services<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
INTERNATIONALE NEWS | 15<br />
BRASILIEN<br />
Gerdau Ouro Branco erteilt Endabnahme für Modernisierung von Automationssystemen<br />
Ende März erteilte Gerdau Ouro Branco in<br />
Minas Gerais die Endabnahmebescheinigungen<br />
(FAC) für die Modernisierung von<br />
Automatisierungssystemen einer sechssträngigen<br />
Knüppelstranggießanlage eines<br />
Drittanbieters und zweier Hochöfen an<br />
Primetals Technologies. Bei der Stranggießanlage<br />
mussten u.a. die veralteten<br />
Level-1- und Level-2-Systeme modernisiert<br />
werden. Durch die Maßnahmen wurde<br />
die Qualität verbessert, der Instandhaltungsaufwand<br />
verringert und die<br />
Betriebskosten gesenkt. Die Hochöfen 1<br />
und 2 wurden mit neuen Level-2-Prozessoptimierungssystemen<br />
ausgestattet,<br />
deren Amortisierungsdauer nur wenige<br />
Monate beträgt. Zum einen werden durch<br />
die Lösung Reduktionsmittel und Additive<br />
eingespart, und zum anderen wird die<br />
Qualität des Roheisens verbessert. Darüber<br />
hinaus beauftragte Gerdau Primetals<br />
Technologies, die Anlagen hinsichtlich<br />
ihres digitalen Reifegrads im Rahmen<br />
einer Industrie-4.0-Studie zu bewerten<br />
und eine Roadmap zu intelligenter Stahlproduktion<br />
anzufertigen.<br />
Das in der sechssträngigen Knüppel-Stranggießanlage<br />
installierte Level-2-<br />
System bietet Basisfunktionen wie Materialverfolgung,<br />
Heat Pacing, Schnittplan- und<br />
Prozesssollwertgenerierung. Außerdem<br />
wurde der „Equipment Expert“ implementiert,<br />
ein Tool zur vorbeugenden Instandhaltung<br />
der Stranggießanlage. Zu den<br />
modernen Prozessmodellen der Stranggießanlage<br />
zählen das Sekundärkühlmodell<br />
DynaSpeed, Quality Expert Express<br />
Edition zur Bewertung der Produktqualität,<br />
eine Knüppelschnittlängenoptimierung<br />
und das Intermix-Modell zur Berechnung<br />
der Volumenkonzentration der Schmelzen<br />
und inkompatibler Strangabschnitte entlang<br />
des Strangs.<br />
Im Rahmen der Modernisierung des<br />
Level-1-Systems für die Stranggießanlage<br />
migrierte Primetals Technologies eine veraltete<br />
Drittanbieterplattform auf Controller,<br />
die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.<br />
Hierzu wurde auf ein spezielles Migrationskit<br />
zurückgegriffen, um Risiken zu verringern<br />
und die erforderliche Stillstandszeit<br />
zu verkürzen. Vorhandene Frequenzumrichter<br />
wurden gegen neue Komponenten ausgetauscht.<br />
Ein neues HMI (Human Machine<br />
Interface), basierend auf einem virtuellen<br />
Serverkonzept, gehört ebenfalls zum Lieferumfang.<br />
Des Weiteren wurden die vorhandenen<br />
leistungsschwachen Feldnetzwerke<br />
durch EtherNet/IP ersetzt und die Bedienpulte<br />
und Bedienkonsolen modernisiert.<br />
Dank der Level-2-Systeme für die beiden<br />
Hochöfen 1 und 2 können sämtliche<br />
Optimierungsfunktionen in einem virtualisierten<br />
Serverkonzept ausgeführt werden,<br />
das eine hochverfügbare Hardwareredundanz<br />
ermöglicht. Das System bietet Funktionen<br />
zum Aufzeichnen, Visualisieren und<br />
langfristigen Archivieren von Daten. Die<br />
Steuerung der Rohmaterialversorgung der<br />
Hochöfen und der Materialverteilung im<br />
Schacht basiert, ebenso wie die optimierte<br />
Steuerung des Winderhitzersystems,<br />
auf Modellen. Darüber hinaus wurden<br />
Expertensysteme eingeführt, die den<br />
automatischen Hochofenbetrieb regeln<br />
und die Hochöfen auf zwischenzeitliche<br />
Die neuen Level-1- und Level-2-Systeme<br />
von Primetals Technologies für die<br />
Stranggießanlage von Gerdau Ouro Branco<br />
verbessern die Qualität, verringern den<br />
Instandhaltungsaufwand und die Betriebskosten<br />
(Foto: Primetals Technologies)<br />
Stillstände vorbereiten, sodass Instandhaltungsarbeiten<br />
durchgeführt werden können.<br />
Abschließend wurde ein vor Kurzem<br />
entwickeltes Schlackenoptimierungsmodell<br />
in das Level-2-System integriert.<br />
In der von Primetals Technologies<br />
durchgeführten Studie zu Industrie 4.0<br />
wurde die integrierte Prozessroute vom<br />
Hochofen zum Strangguss und die<br />
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16 | INTERNATIONALE NEWS<br />
EAF-Route von der Schrottverarbeitung<br />
zum gewalzten Langprodukt bewertet.<br />
Im Zuge dieser holistischen Bewertung<br />
wurden metallurgische Modelle und Tools<br />
zur besseren und wiederholbareren Prozessdurchführung,<br />
Automatisierungs- und<br />
Systemanforderungen, Produktionsplanung<br />
und digitale Unterstützungssysteme<br />
untersucht. Auf Basis der Ergebnisse dieser<br />
Bewertungen fertigte Primetals<br />
Technologies eine Roadmap an, die aufzeigt,<br />
wie Gerdau den Produktionsstandort<br />
Ouro Branco weiter entwickeln kann,<br />
um die gewünschte „intelligente Stahlproduktion“<br />
zu erreichen.<br />
CHINA<br />
Baosteel Zhanjiang bestellt weitere Brammenstranggießanlage<br />
Im Januar bestellte Baosteel Zhanjiang,<br />
eine Tochtergesellschaft des chinesischen<br />
Konzerns Baoshan Iron and Steel Co., Ltd.<br />
(Baosteel), eine neue Brammenstranggießanlage.<br />
Auftragnehmer ist Primetals<br />
Technologies.<br />
Zweisträngige Brammenstranggießanlage<br />
von Primetals Technologies bei Baosteel<br />
Zhanjiang (Foto: Primetals Technologies)<br />
Die Stranggießanlage CCM 3 wird am<br />
Baosteel-Produktionsstandort in der südchinesischen<br />
Provinz Guangdong errichtet,<br />
an dem Baosteel Zhanjiang bereits seit<br />
Ende 2015 zwei von Primetals Technologies<br />
gelieferte Brammenstranggießanlagen<br />
betreibt. Die CCM 3 kann pro Jahr 2,8 Mio. t<br />
hochwertige, hochfeste Stahlsorten produzieren.<br />
Die Anlage liefert Brammen für eine<br />
Warmbreitbandstraße, die Coils mit einer<br />
Breite bis 1.780 mm erzeugt, ergänzt das<br />
neue Werk in Zhanjiang und ist Bestandteil<br />
einer zweiten Ausbauphase des Standorts,<br />
mit der eine Jahreskapazität des Stahlwerks<br />
von 12,35 Mio. t erreicht werden<br />
soll. Die Inbetriebnahme der neuen Stranggießanlage<br />
ist für Anfang 2021 geplant.<br />
Die Stranggießanlage CCM 3 ist mit<br />
den zuvor gelieferten Anlagen CCM 1 und<br />
CCM 2 vergleichbar: Anlagenteile sind<br />
untereinander austauschbar, Automatisierungskonzept<br />
und Konfiguration sind identisch<br />
und es werden dieselben Betriebsund<br />
Wartungsverfahren verwendet. Die<br />
Anlage ist als Bogenstranggießanlage mit<br />
gerader Kokille, einem Maschinenradius<br />
von 9,5 m und einer metallurgischen Länge<br />
von 37,2 m ausgelegt. Sie produziert<br />
Brammen mit einer Breite von 900 bis<br />
1.650 mm und einer Dicke von 230 oder<br />
250 mm. Die Gießgeschwindigkeit kann<br />
zwischen 1 und 1,95 m/min variiert werden.<br />
Die zu produzierenden Stahlsorten<br />
umfassen das gesamte Spektrum des<br />
Kohlenstoffstahls von ultraniedrig- bis<br />
hochgekohlt, Tiefzieh-, Bau-, peritektische<br />
und HSLA-Stahlsorten, mikrolegierte bis<br />
hochlegierte Stähle sowie Rohr-, Bandund<br />
Siliciumstahlsorten.<br />
Die Stranggießanlage verfügt über<br />
gerade SmartMold-Kassettenkokillen,<br />
DynaFlex-Kokillenoszillatoren und ein<br />
DynaWidth-System zur automatischen<br />
Anpassung der Brammenbreite. Dyna-<br />
Gap Soft Reduction gewährleistet eine<br />
gleichbleibend hohe Innenqualität der<br />
Brammen. Die Strangführung ist mit<br />
Smart Segments ausgestattet. Die Kombination<br />
des Dynacs 3-D-Kühlmodells mit<br />
innengekühlten I-Star-Rollen sorgt für<br />
maximale Flexibilität bei der Sekundärkühlung.<br />
Fuxin Special Steel bestellt Coiltransportsystem<br />
Die Fuxin Special Steel Co., Ltd., ein zur<br />
Formosa Plastics Corporation gehörender<br />
Edelstahlproduzent aus Zhangzhou in der<br />
südostchinesischen Provinz Fujian, erweitert<br />
ihre Produktionsstätten um ein neues<br />
Warmwalzwerk sowie Kaltwalzwerke mit<br />
Kontiglühe und umfangreichen Adjustageanlagen.<br />
Die Logistik des Coiltransports<br />
zwischen den Anlagen wurde an die<br />
Amova GmbH, ein Unternehmen der SMS<br />
group, vergeben.<br />
Das Logistikkonzept umfasst den<br />
gesamten Coiltransport vom Ausgang des<br />
Warmwalzwerkes über verschiedene Coilvorbereitungsstationen<br />
und drei Kaltwalzwerke<br />
zur Kontiglühlinie und weiter über<br />
Adjustageanlagen bis zum Versand-Hochregallager.<br />
Dabei erfolgt die Anbindung<br />
des Warmwalzbereiches zur Kaltwalzhalle<br />
über einen 9 m tiefen und 120 m langen,<br />
in Kurven verlaufenden Tunnel. Die Verteilung<br />
der warmgewalzten, max. 28 t<br />
schweren Edelstahlbunde im Kaltwalzbereich<br />
wird über zwei rd. 600 m lange<br />
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INTERNATIONALE NEWS | 17<br />
CHINA<br />
Schienenstrecken mit je drei bzw. vier<br />
Schnelltransportwagen realisiert, die das<br />
Coil selbstständig aufnehmen und abgeben<br />
können. Entlang dieser beiden Transportstrecken<br />
sind ca. 750 Ablagesattel für<br />
die Zwischenlagerung der Coils angeordnet.<br />
Organisiert und gesteuert werden die<br />
Transportaufgaben über ein Lagerverwaltungssystem.<br />
Eine besondere Herausforderung für<br />
Amova ergab sich dadurch, dass Fuxin<br />
Special Steel – vor Vergabe der Coillogistik<br />
– die Prozesslinien bereits an verschiedene<br />
Hersteller vergeben hatte und daher<br />
völlig unterschiedliche Andockstellen für<br />
den Bundtransport zu berücksichtigen<br />
waren. Durch den Einsatz eines speziellen,<br />
flexiblen Lastmittels am Schnelltransportwagen<br />
konnte das Unternehmen<br />
diese Schnittstellenprobleme jedoch<br />
erfolgreich lösen.<br />
Neben der eigentlichen Coillogistik liefert<br />
Amova zusätzliche Plattformwagen,<br />
die den Quertransport von Walzen, Coils<br />
Beispielbild eines Amova High-Speed Car (Foto: SMS group)<br />
und Verpackungsmaterial zwischen den<br />
Hallenschiffen ermöglichen.<br />
Die Inbetriebnahme der Gesamtanlage<br />
ist für Mitte 2021 geplant.<br />
WST nimmt neue Hochgeschwindigkeits-<br />
Freiformschmiedepresse in Betrieb<br />
Western Superconducting Technologies<br />
Co. Ltd. (WST) mit Sitz in Xian in<br />
der Provinz Shaanxi hat eine<br />
63/80-MN-Zweisäulen-Oberflur-Hochgeschwindigkeits-Freiformschmiedepresse<br />
inklusive zweier integrierter<br />
schienengebundener 25-t-Manipulatoren<br />
und einem mobilen 8-t-Belade- und<br />
-Entlademanipulator erfolgreich in<br />
Betrieb genommen. Die Anlage wurde<br />
von der SMS group geliefert.<br />
Das chinesische Unternehmen kann nun<br />
diverse qualitativ hochwertige Produkte für<br />
seine Kunden beispielsweise aus der Luftund<br />
Raumfahrtindustrie flexibel herstellen.<br />
Mit einer max. Presskraft von 63 MN und<br />
einer Stauchkraft von 80 MN schmiedet die<br />
neue Hochgeschwindigkeitspresse präzise<br />
und zuverlässig. Dank der installierten modernen<br />
Hydraulik- und Steuerungssysteme ist<br />
die gelieferte Freiformschmiedepresse in der<br />
Lage, solche anspruchsvollen und tempera-<br />
Deburring Expo, Karlsruhe<br />
08.<strong>10</strong>.-<strong>10</strong>.<strong>10</strong>.<strong>2019</strong><br />
Halle 1, Stand 214/313<br />
Die neue von der SMS group gelieferte 63/80-MN-Hochgeschwindigkeits-Freiformschmiedepresse<br />
im Betrieb bei WST (Foto: SMS group)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
18 | INTERNATIONALE NEWS<br />
CHINA<br />
turempfindlichen Materialien wie z.B. Titan<br />
und Titanlegierungen technologisch einwandfrei<br />
zu schmieden. Die beiden integrierten<br />
schienengebundenen Schmiedemanipulatoren<br />
führen die Schmiedestücke bis zu<br />
einem Gewicht von 25 t millimetergenau und<br />
vollsynchron zum Pressenhub, auch bei sehr<br />
hohen Hubzahlen. Mit den doppelt schienengebundenen<br />
Manipulatoren kann WST einen<br />
höheren Durchsatz erzielen.<br />
„SMS group hat unsere Erwartungen<br />
bezüglich Technologie, Lieferfristen, Qualität<br />
und Lösungskompetenz in jeder Hinsicht<br />
erfüllt. Die neue Freiformschmiedepresse<br />
stellt hervorragende Titanprodukte her und<br />
ermöglicht unserem Unternehmen, einen<br />
wertvollen Beitrag für den Fortschritt der<br />
chinesischen Luft- und Raumfahrtindustrie<br />
zu leisten“, so Changhu Peng, stellvertretender<br />
Geschäftsführer von Western<br />
Superconducting Technologies.<br />
RUSSLAND<br />
NLMK bestellt zwei Gasrückgewinnungsanlagen für den Standort Lipezk<br />
Gasspeicher für Konvertergase (Foto: SMS group)<br />
Die NLMK Group hat zwei Gasrückgewinnungsanlagen<br />
für den Standort Lipezk<br />
bestellt. Das Unternehmen verfügt dort<br />
über zwei Blasstahlwerke mit jeweils drei<br />
Konvertern. Den Auftrag hat die SMS<br />
group erhalten.<br />
Das beim Konverterprozess entstehende<br />
CO-haltige Abgas wird bisher über eine<br />
Fackel verbrannt und als CO 2 ungenutzt in<br />
die Umwelt abgegeben. Mit der neuen<br />
Gasrückgewinnungsanlage der SMS group<br />
kann dieses Gas in Zukunft gesammelt<br />
werden und im NLMK-Kraftwerk, das sich<br />
zurzeit im Bau befindet, zur Erzeugung von<br />
Strom und Wärme genutzt werden. So<br />
wird die Klimabilanz um rd. 650.000 t CO 2<br />
verbessert. Die Ersparnis entspricht der<br />
durchschnittlichen CO 2 -Bilanz einer Stadt<br />
mit rd. 60.000 Einwohnern.<br />
Für das Stahlwerk Nr. 1 mit drei<br />
160-t-Konvertern werden eine Umschaltstation,<br />
ein Gasspeicher mit einer Größe<br />
von rd. 60.000 m3 und eine Gasübergabestation<br />
gebaut. Für das Stahlwerk Nr. 2 mit<br />
drei 330-t-Konvertern werden eine<br />
Umschaltstation, ein Gasspeicher mit<br />
einer Größe von rd. 90.000 m3 und eine<br />
Gasübergabestation gebaut.<br />
Die Umschaltstationen werden zwischen<br />
den Primärgasgebläsen und den<br />
Abgasfackeln installiert. Sie bestehen aus<br />
mehreren Spezialarmaturen nach SMSgroup-Design<br />
und sind speziell für die zyklische<br />
Konverterfahrweise ausgelegt. Sie<br />
ermöglichen ein sicheres Umschalten zwischen<br />
Fackel- und Gasgewinnungsbetrieb.<br />
Beide Gasspeicher werden mit einer<br />
Membrandichtung betrieben, die den<br />
schwankenden Betriebs- und Klimabedingungen<br />
angepasst ist. Mit den neuen Gasspeichern<br />
ist der Betrieb der drei Konverter<br />
möglich, wobei zwei Konverter<br />
simultan im Gasgewinnungsmodus arbeiten<br />
können.<br />
Der Lieferumfang der SMS group<br />
umfasst das Engineering, die Lieferung<br />
von Bauteilen und die technische Begleitung<br />
der Montage und Inbetriebnahme.<br />
Die Inbetriebnahme der umwelttechnischen<br />
Anlagen ist für 2022 geplant.<br />
Im Rahmen des Projekts zum Bau eines<br />
neuen Kraftwerks für die Erzeugung von<br />
Strom aus sekundären technologischen<br />
Gasen trägt NLMK seinen Beitrag zur<br />
Erreichung des Projektziels „Saubere<br />
Luft“ im Rahmen des nationalen Projekts<br />
„Ökologie“ in Russland bei. NLMK ist<br />
einer der größten Stahlhersteller in Russland<br />
und international tätig.<br />
SCHWEIZ<br />
Swiss Steel bestellt Messsystem für die Probenvermessung von Fertigprodukten<br />
Swiss Steel AG, Anbieter von Qualitäts-,<br />
Edel- und Automatenstahllösungen und<br />
Teil der Schmolz + Bickenbach Gruppe,<br />
reagiert auf die steigenden Anforderungen<br />
an die Produktqualität und hat bei der<br />
tooldriver Software GmbH in Lüneburg ein<br />
innovatives Messsystem für die Probenvermessung<br />
von Fertigprodukten der<br />
Walzstraße bestellt. Damit stärkt die<br />
Swiss Steel mit Sitz in Emmenbrücke ihre<br />
Marktpositionierung und sichert ihren Kunden<br />
auch künftig maßgeschneiderte<br />
Lösungen.<br />
Das bisherige System zur Vermessung<br />
der aus der Walzproduktion entnommenen<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
INTERNATIONALE NEWS | 19<br />
SCHWEIZ<br />
erkalteten Proben wird durch ein neues,<br />
auf dem Lichtschnittverfahren beruhendes<br />
Messsystem abgelöst. Das neue System<br />
wird damit erstmals zur Vermessung der<br />
erkalteten Proben eingesetzt und stellt<br />
erneut die technische Innovationskraft von<br />
Swiss Steel unter Beweis. Das neue System<br />
kann alle Produkte (Rund-, Hexagon-,<br />
Rippen- und Gewindestähle) mit höchster<br />
Genauigkeit vermessen und sichert die<br />
Erreichung der hohen Qualitätsziele. Das<br />
Lichtschnittverfahren eröffnet zudem auch<br />
Möglichkeiten zur Erkennung von Verbesserungspotenzialen<br />
aufgrund der detaillierten<br />
Darstellung des Gesamtprofils. Das<br />
Messsystem wird bis Ende des Jahres<br />
entwickelt und soll Anfang 2020 in Betrieb<br />
gehen.<br />
Die tooldriver Software GmbH, Prozessspezialist<br />
u.a. für die Stahlindustrie,<br />
hat gemeinsam mit Swiss Steel das neue<br />
Messgerät entwickelt. Aufgrund der fundierten<br />
Erfahrung mit Prozessen und Softwarelösungen<br />
für das Walzwerk, z.B. aus<br />
der Zulieferung für die LAP GmbH Laser<br />
Applikationen, tritt tooldriver erstmals als<br />
Partner für das Gesamtsystem auf.<br />
Geschäftsführer Jenkel: „Wir freuen uns<br />
mit diesem System unser Know-how den<br />
Stahlproduzenten direkt zur Verfügung<br />
stellen zu können.“<br />
Das neue Messsystem kann alle Produkte (Rund-, Hexagon-, Rippen- und Gewindestähle)<br />
mit höchster Genauigkeit vermessen und sichert die Erreichung der hohen Qualitätsziele<br />
(Grafik: tooldriver Software)<br />
USA<br />
North American Stainless modernisiert Kaltbandlinie 1 im Werk Ghent in Kentucky<br />
North American Stainless (NAS) hat den<br />
Auftrag zur Erneuerung der Kaltbandlinie 1<br />
im Werk Ghent, Kentucky, an den internationalen<br />
Technologiekonzern Andritz AG<br />
aus Graz in Österreich erteilt. Im Lieferund<br />
Leistungsumfang enthalten sind Engineering<br />
und Lieferung einer neuen chemischen<br />
Behandlungssektion, wesentliche<br />
Umbauten der Einlaufgruppe der Linie,<br />
neue Sprühnebelkühlung nach dem Ofen<br />
sowie die Elektrik, Automatisierung und<br />
Inbetriebnahme der modernisierten Linie.<br />
Der Umbau soll im 4. Quartal 2020 abgeschlossen<br />
sein.<br />
North American Stainless ist der größte<br />
integrierte Edelstahlproduzent der USA<br />
und Teil der Acerinox-Gruppe. Dieser Auftrag<br />
bestätigt die umfassenden und erfolgreichen<br />
Geschäftsbeziehungen zwischen<br />
Andritz und der Acerinox-Gruppe.<br />
NAS ist der größte integrierte Edelstahlproduzent in den USA (Foto: Andritz)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
20 | INTERNATIONALE NEWS<br />
USA<br />
Nucor bestellt Vergütelinie für Stabwalzwerk in Marion<br />
Nachdem Nucor im letzten Jahr den<br />
Auftrag für ein neues Stabwalzwerk mit<br />
18 Walzgerüsten an Danieli vergeben<br />
hat, wurde der Anlagenbauer jetzt mit<br />
der Lieferung einer neuen Vergütelinie<br />
(QTB-Verfahren) beauftragt. Sie soll im<br />
selben Walzwerk in Marion, Ohio, installiert<br />
werden. Das QTB-Verfahren verbessert<br />
die mechanischen Eigenschaften,<br />
insbesondere die Streckgrenze,<br />
von umgeformten Stäben, die aus<br />
Knüppeln mit geringem Legierungsanteil<br />
hergestellt werden. Das Ergebnis ist<br />
ein Bewehrungsstahl mit technologischen<br />
Eigenschaften, die denen niedriglegierter<br />
oder mikrolegierter Stähle<br />
entsprechen oder diese sogar übertreffen.<br />
Das neue System ist für Walzgeschwindigkeiten<br />
von bis zu 13 m/s an ein- und<br />
Danieli liefert eine neue Vergütelinie für das Walzwerk von Nucor Steel Marion, Ohio/<br />
USA (Foto: Danieli)<br />
mehrsträngigen Walzlinien für Bewehrungsstäbe<br />
ausgelegt und wird von einem<br />
eigenständigen System von Danieli<br />
Automation gesteuert. Die Inbetriebnahme<br />
wird in den nächsten Monaten erwartet.<br />
VIETNAM<br />
Hoa Phat nimmt ersten von vier Konvertern in Betrieb<br />
Die Hoa Phat Group hat den ersten von<br />
vier neuen Konvertern erfolgreich in<br />
Betrieb genommen. Weitere Konverter<br />
sollen noch <strong>2019</strong> in Betrieb gehen. Insgesamt<br />
soll das neue Konverterstahlwerk<br />
4 Mio. t/a Flüssigstahl produzieren.<br />
Konverterbühne der installierten Konverter bei Hoa Phat (Foto: SMS group)<br />
Die Konverter werden von der SMS<br />
group aus Düsseldorf geliefert. Insgesamt<br />
besteht der Lieferumfang des Unternehmens<br />
aus vier 120-t-Konvertern mit Konverterkippantrieben<br />
und der von SMS<br />
group entwickelten wartungsfreien Lamellenaufhängung,<br />
zudem Sauerstofflanzenanlagen,<br />
Sublanzen und Ausmauerungsvorrichtungen.<br />
Alle Konverter werden jeweils mit<br />
einer SMS-group-Primärgasentstaubung<br />
mit Trockenelektrofilter ausgerüstet. Die<br />
Konverter, die Tragringe, die Konverterkippantriebe<br />
und Teile der Entstaubung<br />
werden in der Werkstatt der SMS group<br />
gefertigt.<br />
Ebenfalls im Lieferumfang des Unternehmens<br />
sind das Engineering, die Überwachung<br />
der Montage und der Inbetriebnahme<br />
sowie die Schulung des<br />
Kundenpersonals. Das Konverterstahlwerk<br />
wird mit der X-Pact ® -Elektrik und<br />
-Automation und dem „X-Pact Process<br />
Guidance System“ ausgestattet. Damit<br />
verfügt die Anlage über einen neuen Automationsstandard,<br />
der mit einer prozessorientierten<br />
Bedienerführung für einen<br />
unterbrechungsfreien Betrieb sorgt.<br />
Hoa Phat Group ist ein börsennotiertes<br />
Unternehmen, das als einer der führenden<br />
Hersteller von Langprodukten in Vietnam<br />
gilt. Das neue Stahlwerk ist Teil eines<br />
Expansionsprogramms, das in der Dung<br />
Quat Economic Zone in der Nähe von Da<br />
Nang errichtet wird.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
NEUES AUS DER INDUSTRIE | 21<br />
ArcelorMittal beauftragt Midrex mit der Planung einer Demonstrationsanlage<br />
Wasserstoff-Stahlproduktion in Hamburg<br />
Der Stahlhersteller ArcelorMittal gab Mitte September bekannt, dass er Midrex Technologies damit beauftragt<br />
hat, am Standort Hamburg eine Demonstrationsanlage zur Herstellung von Stahl mit Wasserstoff zu planen.<br />
Beide Unternehmen haben nun eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, um bei mehreren Projekten<br />
zusammenzuarbeiten, die von Forschung und Entwicklung bis zur Implementierung neuer Technologien reichen.<br />
Diese Rahmenvereinbarung wird durch<br />
eine Reihe von Abkommen zur Entwicklung<br />
unterschiedlicher Projekte<br />
ausgefüllt, in die die Fachkenntnisse von<br />
Midrex und ArcelorMittal einfließen. Das<br />
erste Abkommen soll dazu dienen, in Hamburg<br />
die großtechnische Herstellung und<br />
Verwendung von direktreduziertem Eisen<br />
(Direct Reduced Iron – kurz DRI) zu<br />
demonstrieren. Dabei soll das DRI mit<br />
<strong>10</strong>0 % Wasserstoff als Reduktionsmittel<br />
hergestellt werden.<br />
Die Demonstrationsanlage soll in den<br />
kommenden Jahren rd. <strong>10</strong>0.000 t direkt<br />
reduziertes Eisen pro Jahr produzieren –<br />
zunächst mit grauem Wasserstoff aus Erdgas.<br />
Die Umstellung auf grünen Wasserstoff<br />
aus erneuerbaren Energiequellen<br />
erfolgt nach ausreichender Verfügbarkeit<br />
und zu wirtschaftlichen Kosten. Die Energie<br />
für die Wasserstofferzeugung könnte<br />
aus den Windparks vor der Küste Norddeutschlands<br />
stammen. Die Anlage wird<br />
die weltweit erste Direktreduktionsanlage<br />
im industriellen Maßstab sein, die mit<br />
Wasserstoff betrieben wird.<br />
„Wir arbeiten mit Midrex Technologies<br />
als einem der weltweit führenden Anbieter<br />
zusammen, weil wir Kenntnisse darüber<br />
aufbauen wollen, wie man reines Eisen für<br />
die Stahlherstellung in großem Maßstab<br />
nur mit Wasserstoff produziert. Dieses<br />
Projekt in Kombination mit unseren laufenden<br />
Projekten zur Verwendung von nicht<br />
fossilem Kohlenstoff und zur Kohlenstoffabscheidung<br />
ist entscheidend, um in Europa<br />
im Jahr 2050 klimaneutral zu sein.<br />
Großtechnische Tests sind entscheidend,<br />
um unsere Ziele unter Beweis zu stellen.<br />
Es wird allerdings von den politischen Rahmenbedingungen<br />
abhängen, wie schnell<br />
die Transformation stattfinden kann“, kommentiert<br />
Carl de Maré, Vizepräsident bei<br />
ArcelorMittal und verantwortlich für die<br />
Technologiestrategie.<br />
ArcelorMittal Hamburg produziert<br />
bereits Stahl auf Basis der DRI-Technologie.<br />
Während des Prozesses werden<br />
Eisenoxidpellets zu metallischem Eisen,<br />
dem Rohstoff für hochwertigen Stahl,<br />
reduziert, indem Sauerstoff mit Erdgas<br />
entzogen wird. „Unser Standort ist die<br />
energieeffizienteste Produktionsanlage<br />
von ArcelorMittal“, sagt Dr. Uwe Braun,<br />
CEO bei ArcelorMittal Hamburg. Und: Die<br />
bestehende Midrex-Anlage in Hamburg<br />
sei zudem bereits heute das Werk mit den<br />
niedrigsten CO 2 -Emissionen für die Produktion<br />
von hochwertigem Stahl in Europa.<br />
„Mit der neuen, auf Wasserstoff basierenden<br />
DRI-Anlage, die wir jetzt planen,<br />
werden wir die Stahlproduktion auf ein<br />
völlig neues Niveau heben, als Teil unseres<br />
europaweiten Bestrebens, bis 2050 klimaneutral<br />
zu sein“, schließt Dr. Braun.<br />
„Dieses Projekt im industriellen Maßstab<br />
wird den Weg für die Herstellung von<br />
Eisen und Stahl auf Wasserstoffbasis<br />
ebnen“, sagt Stephen C. Montague, Präsident<br />
und CEO von Midrex Technologies<br />
Inc. „Wir freuen uns, mit ArcelorMittal als<br />
Vorreiter für die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien in unserer Branche zusammenzuarbeiten.“<br />
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dem geringsten CO 2 -Ausstoß für die Qualitätsstahlproduktion in Europa. Jährlich<br />
werden 980.000 t Eisenerzpellets zu Eisenschwamm verarbeitet, der zu 95 % aus reinem<br />
Eisen besteht (Foto: ArcelorMittal)<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
22 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />
Georgsmarienhütte: Erster Gleichstrom-Lichtbogenofen Europas vor 25 Jahren eingeweiht<br />
Ein Meilenstein der Ressourceneffizienz<br />
Am 7. September 1994 wurde bei der Georgsmarienhütte GmbH der neue Gleichstrom-Lichtbogenofen offiziell<br />
eingeweiht – seinerzeit der erste seiner Art in Europa und eines der modernsten und ökologisch kompatibelsten<br />
Aggregate für die Stahlerzeugung. Dass die Stahlproduktion mit dem Elektrolichtbogenofen auch heute noch<br />
aktuell ist und in Sachen Klimaschutz die Nase vorn hat zeigt, dass damals auf die richtige Technik gesetzt wurde.<br />
Nachhaltiger als mit unserem Gleichstrom-Lichtbogenofen<br />
lässt sich<br />
Stahl heute überhaupt nicht produzieren“,<br />
betont Dr. Michael Merz, Geschäftsführer<br />
Technik der Georgsmarienhütte<br />
GmbH. So erzeuge der Elektrostahl bei<br />
seiner Herstellung gegenüber dem Hochofenverfahren<br />
fünf Mal weniger CO 2 .<br />
Dadurch seien in den letzten 25 Jahren am<br />
Standort Georgsmarienhütte bei der Produktion<br />
von 20 Mio. t Stahl 26 Mio. t CO 2<br />
eingespart worden.<br />
„Und zu guter Letzt kommt bei diesem<br />
Weg der Stahlerzeugung als Ausgangsrohstoff<br />
<strong>10</strong>0 % Schrott zum Einsatz“, so der<br />
Geschäftsführer. „Das ist ein perfekter<br />
Recyclingprozess, denn Stahl lässt sich<br />
ohne Qualitätsverlust unendlich viele Male<br />
wiederverwerten.“<br />
Ein Blick zurück<br />
Als vor 25 Jahren die rd. 1.000 Ehrengäste<br />
an der offiziellen Einweihung teilnahmen<br />
– unter ihnen der damalige Ministerpräsident<br />
Gerhard Schröder – galt das<br />
Augenmerk sicherlich weniger dem Klimaschutz<br />
als vielmehr der Standortsicherung.<br />
Hinter dem Stahlstandort lag ein<br />
gewaltiger Umstrukturierungsprozess:<br />
Erst ein Jahr zuvor war das Unternehmen<br />
von Dr. Jürgen Großmann unter dem<br />
Namen Georgsmarienhütte GmbH als<br />
Management-Buy-out aus dem Klöckner-<br />
Konzern übernommen worden. Eine der<br />
ersten Entscheidungen unter neuer Führung<br />
war die für einen modernen Elektrolichtbogenofen.<br />
Eine <strong>10</strong>0-Mio.-DM-Investition.<br />
Denn der „trockene“ Standort<br />
Georgsmarienhütte ohne direkte Anbindung<br />
an Wasserwege hatte immer schon<br />
einen Nachteil: Für die Stahlerzeugung<br />
mittels Hochofen und Konverter benötigtes<br />
Eisenerz und Koks mussten teuer über<br />
den Landweg transportiert werden. Demgegenüber<br />
hatte der E-Ofen den Vorteil,<br />
dass er ausschließlich Stahlschrott als<br />
Ausgangsmaterial benötigt und zudem flexibler<br />
produzieren kann. Und so erfolgte<br />
nach 136 Jahren wechselvoller Geschichte<br />
der letzte Abstich des Hochofens am<br />
25. Mai 1994. Was dann folgte, glich einer<br />
Operation am offenen Herzen: Nach lediglich<br />
sechs Wochen sollte und musste der<br />
neue E-Ofen gebaut werden und in<br />
Betrieb gehen. Es gelang. Die alte Hochofenanlage<br />
wurde letztlich im August<br />
1996 unter großem öffentlichen Interesse<br />
gesprengt. Viel Schrott aus den nicht<br />
mehr benötigten und abgebrochenen<br />
Hochofenanlagen wanderte in den neuen<br />
Ofen – auch hier ein perfekter Recyclingprozess.<br />
Ideal für einen „trockenen“<br />
Standort<br />
Heute wird der Gleichstrom-Lichtbogenofen<br />
mit Schrott befüllt, der aus aller Welt<br />
beschafft wird. Sortiert und klassifiziert<br />
wird er, größtenteils per Eisenbahn, im<br />
Stahlwerk angeliefert. Ein Schrottlager auf<br />
dem Werksgelände gibt es nicht mehr.<br />
Daher werden mit hohem logistischem<br />
Aufwand und engen Absprachen immer<br />
genau die richtigen Schrottsorten für die<br />
geplante Produktion bereitgestellt. Für<br />
jede zu erzeugende Stahlsorte wird ein<br />
ganz spezielles „Schrottmenü“ zusammengestellt<br />
und eingeschmolzen.<br />
Auch nach 25 Jahren auf aktuellem<br />
Stand<br />
Wie ist es um die Zukunft des E-Ofens<br />
bestellt? „Der E-Ofen wird ständig instandgehalten<br />
und modernisiert. Er entspricht<br />
heute dem aktuellen Stand der Technik<br />
und wird auch in Zukunft dem technischen<br />
Fortschritt angepasst“, so Merz. Um noch<br />
nachhaltiger zu arbeiten, wird z.B. inzwischen<br />
ein Teil der Abwärme aus der Stahlproduktion<br />
des E-Ofens in das bestehende<br />
Fernwärmenetz der Stadtwerke Georgsmarienhütte<br />
eingespeist. So können über<br />
900 t CO 2 pro Jahr eingespart werden.<br />
„Die Georgsmarienhütte GmbH ist heute<br />
eines der modernsten Stahlwerke Europas<br />
und gehört zu den Technologieführern der<br />
Branche“, erklärt der Geschäftsführer. Ein<br />
Ergebnis, das die Gäste der offiziellen Einweihung<br />
vor 25 Jahren sich wahrscheinlich<br />
erhofft, aber sicher nicht alle erwartet<br />
haben.<br />
Der Gleichstrom-Lichtbogenofen der Georgsmarienhütte GmbH entspricht heute dem<br />
aktuellen Stand der Technik (Foto: Georgsmarienhütte)<br />
• Georgsmarienhütte<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
NEUES AUS DER INDUSTRIE | 23<br />
Digitale Plattform im konzernweiten Einsatz bei Materials Services<br />
thyssenkrupp vernetzt Maschinenpark<br />
2017 hat thyssenkrupp Materials Services begonnen, seinen Maschinenpark digital zu vernetzten. Dabei kommt<br />
die selbst entwickelte IIoT-Plattform „toii“ zum Einsatz. Nachdem sich das Produkt erfolgreich im Unternehmen<br />
bewährt hat, plant thyssenkrupp das Potenzial der digitalen Vernetzung in Zukunft auch anderen<br />
Industrieunternehmen zur Verfügung zu stellen, siehe hierzu auch S. 14 in diesem Heft.<br />
Wir haben toii von Anfang an nicht<br />
als Projekt, sondern als Produkt<br />
gebaut“, so Axel Berger, Head of<br />
Digital Transformation bei Materials<br />
Services. „toii ist modular aufgebaut, damit<br />
hoch skalierbar und auch für den Einsatz in<br />
anderen Unternehmen geeignet, die sich<br />
mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigen.“<br />
Automatisierte Prozesse dank<br />
digitaler Plattform<br />
Der Name toii verweist auf zweierlei: zum<br />
einen dreht er die Abkürzung IIoT für Industrial<br />
Internet of Things um, zum anderen spielt<br />
der Wortklang auf das englische Wort für<br />
Spielzeug an: Toy. Passend zum Wortspiel<br />
ermöglicht toii sowohl die spielerisch leichte<br />
Vernetzung von Maschinen verschiedener<br />
Generationen und Hersteller untereinander<br />
als auch zwischen Maschinen und IT-Systemen<br />
– und das standortübergreifend und<br />
weltweit. Ziel ist es, Produktionsprozesse<br />
transparent zu machen, damit Qualität und<br />
Performance zu steigern und gleichzeitig<br />
immer mehr Prozesse zu automatisieren.<br />
Zahlen bestätigen Potenzial<br />
Mehr als 30 Standorte von thyssenkrupp<br />
arbeiten inzwischen mit toii: neben Materials<br />
Services auch die Business Areas Components<br />
Technology und Steel Europe. Insgesamt<br />
wurden rd. 300 Maschinen in das System<br />
eingebunden: darunter zahlreiche<br />
Längs- und Querteilanlagen, Spaltanlagen für<br />
Stahlbrammen, Verpackungslinien, Bandsägen,<br />
Messanlagen und Hochregalläger. Dazu<br />
zahlreiche Kräne, Gabelstapler, Radlader und<br />
andere Fahrzeuge. In Summe viele Tausend<br />
„Things“ von der einzelnen Maschinensteuerung,<br />
über den Sensor bis zum manuellen<br />
Messgerät. Die Vorteile spiegeln sich in konkreten<br />
Zahlen wider. So kann ein einzelnes<br />
Werk in der Produktion von Spaltbändern und<br />
Blechen mit einer Steigerung der Jahresproduktion<br />
von bis zu <strong>10</strong>.000 t rechnen. In anderen<br />
Bereichen wurden Stillstandzeiten der<br />
Produktionsanlagen um bis zu <strong>10</strong> % reduziert.<br />
Baustein der strategischen<br />
Weiterentwicklung „Materials as a<br />
Service“<br />
Materials Services hat toii zwar speziell für<br />
die eigenen Anforderungen entwickelt, die<br />
Plattform lässt sich aber problemlos in die<br />
Prozesse anderer Unternehmen integrieren.<br />
„Nachdem wir den digitalen Wandel in unsere<br />
Werkshallen gebracht haben, möchten wir<br />
in einem nächsten Schritt toii auch unseren<br />
Kunden und anderen Industrieunternehmen<br />
anbieten“, so Klaus Keysberg, CEO von<br />
Materials Services. Die digitale Plattform ist<br />
damit ein weiterer Baustein in der strategischen<br />
Weiterentwicklung der Business Area.<br />
Mit dem Ansatz „Materials as a Service“<br />
gewährleistet der Werkstoffhändler<br />
nicht nur den Zugang zu weltweiten Versorgungsmärkten,<br />
sondern gibt auch eigenes<br />
Wissen an seine Kunden weiter. Damit<br />
setzt Materials Services neben dem Kerngeschäft<br />
des Werkstoffhandels auf den<br />
Ausbau des Dienstleistungsportfolios.<br />
• thyssenkrupp Materials Services<br />
HärtereiKongress Köln<br />
Halle 4.1.<br />
Stand F064<br />
Die IIoT-Plattform „toii“ ist an mehr als 30 Konzernstandorten von thyssenkrupp im<br />
Einsatz (Foto: thyssenkrupp Materials Services)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong><br />
E-Mail: info@padelttherm.de<br />
Aussteller ALUMINIUM 20<strong>10</strong>,<br />
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24 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Mikrolegierte hochfeste Warmbandstähle mit attraktiven Eigenschaften<br />
Neue hochfeste bainitische Stähle für den<br />
Fahrzeugbau<br />
Bainitische Stähle sind eine neue Klasse von hochfesten kaltumformbaren Stählen mit verbesserten<br />
Verarbeitungseigenschaften. Die von der thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH neu entwickelten precidur ® -<br />
Warmbandsorten HBS 600, HBS 800, HBS 900, HBS <strong>10</strong>00 und HBS <strong>10</strong>00 HE sind nun für den Einsatz in der<br />
Automobilindustrie verfügbar. Ihre besonderen Eigenschaften zeigen sich insbesondere bei der Umformung<br />
geschnittener Kanten und gestanzter Löcher sowie beim Schweißen. Ihr mikrolegiertes Analysekonzept,<br />
gepaart mit einer quasi-einphasigen Bainitstruktur, führen zu diesen attraktiven Eigenschaften. Das<br />
Werkstoffspektrum mikrolegierter Stahlkonzepte ist damit um höchstfeste Stähle erweitert.<br />
Werkstoffklassen, wie mikrolegierte<br />
Feinkornstähle, Mehrphasenstähle<br />
und zunehmend neuartige<br />
Komplexphasenstähle, bieten jeweils<br />
eigene Verarbeitungseigenschaften bei<br />
zum Teil sehr ähnlichen bis deckungsgleichen<br />
Festigkeitsspannen. Ein Grund für<br />
diese stetige Diversifizierung der hochfesten<br />
Stahlwerkstoffe sind die Designanforderungen<br />
moderner Strukturbauteile<br />
unter Berücksichtigung ihres Fertigungsprozesses.<br />
Moderne Werkstoffblätter wie<br />
das VDA-Werkstoffblatt VDA 239-<strong>10</strong>0<br />
oder die Normen DIN EN <strong>10</strong>338, DIN EN<br />
<strong>10</strong>346 und DIN EN <strong>10</strong>149 ermöglichen<br />
konstruktiven Spielraum, um für den<br />
Bei der thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH werden hochfeste bainitische Stähle für den<br />
Fahrzeugbau produziert (Foto: thyssenkrupp)<br />
jeweiligen Anwendungsfall den passenden<br />
Werkstoff auszuwählen [1…4]. Dies<br />
spiegelt sich auch in Unternehmensnormen<br />
wie der VW 50065 wider [5]. Insbesondere<br />
neue höchstfeste Stähle wurden<br />
in den vergangenen Jahren aufgenommen<br />
und das Spektrum durch neue Werkstoffklassen<br />
kontinuierlich erweitert. Wo früher<br />
weichere Baustähle und Feinkornbaustähle<br />
mit extrem hohen Umformreserven<br />
eingesetzt wurden, sind heute Stähle mit<br />
Zugfestigkeiten von über 800 MPa im Einsatz.<br />
Wie schon die sog. Werkstoffbanane<br />
recht anschaulich offenbart, Bild 1,<br />
besteht ein physikalischer Zusammenhang<br />
zwischen Umformbarkeit und Festigkeit.<br />
Höherfeste Werkstoffe zeigen sich<br />
darin generell weniger umformbar als niederfeste<br />
Werkstoffe. Dies führt auch zu<br />
einer genaueren Betrachtung der tatsächlich<br />
verfügbaren und benötigten Umformbarkeit<br />
[6; 7]. Neben einer Unterscheidung<br />
von globaler Umformbarkeit, wie sie beispielsweise<br />
beim Tiefziehen und Streckziehen<br />
benötigt wird, und der lokalen<br />
Umformbarkeit, wie z.B. beim Bördeln<br />
und Biegen, ist die Beständigkeit des<br />
Werkstoffs gegen Einflüsse des Schneidens<br />
und Stanzens in den Vordergrund<br />
gerückt. Gewünscht ist ein Werkstoffkonzept<br />
mit möglichst hohen lokalen Bruchdehnungen<br />
bei gleichzeitiger Unempfindlichkeit<br />
gegenüber den beim Trennen<br />
verursachten Schädigungen an den Stanz-<br />
Maximilian Nagel, Dr. Stephan Kovacs, Markus Kaizik, Dr. Andreas Tomitz, Dr. Henrike Bröker, Dr. Heike Denecke-<br />
Arnold, thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH, Hagen-Hohenlimburg.<br />
Kontakt: maximilian.nagel@thyssenkrupp.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>TECHNIK</strong> | 25<br />
kanten. Perlitfreie Feinkornstähle haben<br />
sich hierfür bereits als Lösung etabliert,<br />
jedoch sind diese in ihrer maximalen Festigkeit<br />
beschränkt.<br />
Bainitische Stähle mit erhöhter<br />
Kantenrissbeständigkeit<br />
Fünf Weiterentwicklungen von Warmbandsorten<br />
der Marke precidur zielen speziell<br />
auf die Anforderung der guten<br />
Umformbarkeit beschnittener Bauteilkanten<br />
ab, Tabelle 1. Insbesondere bei Fahrwerksbauteilen<br />
treten in komplexen Bauteilbereichen<br />
während und nach der<br />
Umformung sowie im späteren Einsatz im<br />
Fahrzeug hohe Zugspannung entlang<br />
beschnittener Kanten auf. Die Vermeidung<br />
von Kantenrissen, deren Entstehung oftmals<br />
durch schwankende Fertigungstoleranzen<br />
aufgrund beschädigter oder verschlissener<br />
Beschnittmesser gefördert<br />
wird, stellt eine große Herausforderung<br />
dar. Darüber hinaus kann die Restumformbarkeit<br />
der Bauteile durch eingebrachte<br />
Verformungen im Stanzprozess deutlich<br />
reduziert werden. Die Auswahl des Werkstoffs<br />
für derartige Bauteile hat einen entscheidenden<br />
Einfluss auf spätere Prozesssicherheiten<br />
und damit auf die<br />
Fertigungskosten. Hier weist die Gütegruppe<br />
der precidur-HBS-Stähle Vorteile<br />
auf. Das bainitische Gefüge besitzt eine<br />
erhöhte Beständigkeit gegen Kantenrisse<br />
beim Umformen. Zur Bewertung dieser<br />
Rissbeständigkeit wird zumeist der<br />
Lochaufweitungsversuch nach ISO 16630<br />
[8] herangezogen. Hierfür wird für das<br />
Stanzen eine Geschwindigkeit von<br />
0,8 mm/s und ein Schneidspalt von 11 %<br />
±1 % verwendet. Für eine statistische<br />
Validierung wurden für jede Güte mehrere<br />
Coils mit jeweils fünf Proben über Bandbreite<br />
getestet. Anschließend wurden der<br />
niedrigste und der höchste Lochaufweitungswert<br />
aus der Statistik ausgeschlossen,<br />
wie in ISO 16630 empfohlen. Unter<br />
Berücksichtigung der Zugfestigkeit zeigten<br />
die Varianten precidur HBS 600 und<br />
precidur HBS 800 ein ausgezeichnetes<br />
Lochaufweitungsverhältnis (HER, hole<br />
expansion ratio) von 80 % bzw. 69 % im<br />
Durchschnitt. Die Sorten precidur HBS<br />
<strong>10</strong>00 HE und HBS 900 wurden speziell für<br />
den Einsatzfall Lochaufweitung optimiert.<br />
Gegenüber der Normsorte precidur<br />
HBS <strong>10</strong>00 wurde die Streckgrenze beim<br />
HBS <strong>10</strong>00 HE gezielt reduziert, um eine<br />
bessere Kantenrissbeständigkeit zu<br />
Tabelle 1. Mechanische Eigenschaften und Kohlenstoffäquivalente der bainitischen Stähle<br />
precidur ®<br />
HBS 600<br />
precidur ®<br />
HBS 800<br />
precidur ®<br />
HBS 900<br />
precidur ®<br />
HBS <strong>10</strong>00 HE<br />
precidur ®<br />
HBS <strong>10</strong>00<br />
Werkstoff<br />
Nr.<br />
Normbezeichnung<br />
Streckgrenzfestigkeit<br />
Zug-<br />
Bruchdehnung Kohlenstoff-<br />
A 80 A äquivalent<br />
MPa MPa % % PCM<br />
1.0988 HDT600F 500-700 600-760 - ø 14 0,16<br />
1.0998 HR660Y760T-CP<br />
HDT760C<br />
660-820 760-9<strong>10</strong> ≥ 13 ≥ <strong>10</strong> 0,20<br />
HDT850C 650-850 850-<strong>10</strong>50 ≥ 12 ≥ 9 0,25<br />
1.0958* HR700Y950T-CP* 680-900 950-1130 ≥ 12 ≥ 9 0,24<br />
1.0958* HR700Y950T-CP 700-900 950-1130 ≥ 12 ≥ 9 0,24<br />
Bild 1. Sortenspektrum aus precidur ® -Warmbandwerkstoffen<br />
Bild 2. Minimale Lochaufweitverhältnisse der Stahlgruppe precidur ® HBS<br />
gewährleisten. Die Sorten precidur HBS<br />
900 und HBS <strong>10</strong>00 HE erreichen damit im<br />
Mittel Lochaufweitverhältnisse von 27<br />
bzw. 25 %, was gemessen an der Festigkeitslage<br />
hoch ist. In Bild 2 sind die minimalen<br />
Lochaufweitverhältnisse der einzelnen<br />
Sorten aufgelistet.<br />
* in Anlehnung an<br />
Um die Kantenrissanfälligkeit eines<br />
Werkstoffs hinsichtlich des Beschnitts vor<br />
der Umformung zu ermitteln, ist es ebenfalls<br />
sinnvoll, geschnittene mit gefrästen<br />
Bauteilkanten direkt zu vergleichen. Hierdurch<br />
lässt sich die Anfälligkeit eines<br />
Werkstoffs gegenüber der Schädigung<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
26 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Bild 3. Hauptdehnungen vor Bruch im Kantenrissprüfverfahren „Edge fracture tensile<br />
test“ des precidur ® HBS 800 im Vergleich zu einem konventionellen, mikrolegierten<br />
S700MC<br />
Vergleichsumformgrad<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
precidur® HBS 800<br />
plane-strain<br />
Ebene Dehnung<br />
beim Schneiden und Stanzen quantifizieren.<br />
Während beim Stanzen der Kanten<br />
starke Kaltverfestigungen und Schädigungen<br />
eingebracht werden, sind nach dem<br />
Fräsen nur sehr geringe Kaltverfestigungen<br />
und Schädigungen an der Blechkante<br />
zu erwarten. Im sogenannten „Edge fracture<br />
tensile test“ des UTG/TU München<br />
werden Proben mit gefrästen und mit<br />
gestanzten Kanten hergestellt und zerrissen.<br />
Auch dort zeigt sich das gutmütige<br />
Umformverhalten der geschnittenen Kanten<br />
eines precidur HBS 800 im Vergleich<br />
zu einem konventionellen Feinkornstahl.<br />
Im Gegensatz zum S700MC weist der precidur<br />
HBS 800 keine Dehnungskonzentration<br />
an den Schneidkanten auf, zeigt sich<br />
also deutlich unempfindlicher gegenüber<br />
dem Auftreten von Kantenrissen. Dies<br />
wird auch durch die Kec-Werte von 0,73<br />
für S700MC und 0,98 für HBS 800 bestätigt.<br />
Der Kec-Wert beschreibt dabei das<br />
Verhältnis der Umformgrade bei Einschnürung<br />
der schergeschnittenen zur gefrästen<br />
Probe. Bei einem Wert von Kec zwischen<br />
0,9 und 1,0 wird angenommen, dass das<br />
Material unempfindlich gegen Kantenrisse<br />
ist. Bei niedrigeren Werten wird die Dehnung<br />
zunehmend an den Kanten konzentriert.<br />
In Bild 3 sind die Hauptdehnungen<br />
vor dem Bruch für precidur HBS 800 im<br />
Vergleich zu einem herkömmlichen mikrolegierten<br />
S700MC dargestellt.<br />
Bruchdehnungen und lokale<br />
Umformbarkeit<br />
Sowohl die Anwendungen als auch die<br />
Spezifikationen für Stähle werden immer<br />
komplexer. In diesem Zusammenhang<br />
muss das Umform- und Bruchverhalten<br />
der Werkstoffe genauer charakterisiert<br />
werden. Eine Beschreibung nur durch<br />
die Begriffe Umformbarkeit und Duktilität<br />
ist nicht ausreichend. Eine weitere<br />
Unterscheidung zwischen globaler und<br />
S700MC<br />
pure-shear Scherung<br />
Bild 4. Bruchdehnungen für einen precidur ® HBS 800 im Vergleich zu einem konventionellen,<br />
mikrolegierten S700MC<br />
lokaler Umformbarkeit ist für die Differenzierung<br />
einzelner Stahlgruppen erforderlich.<br />
Die globale Umformbarkeit ist<br />
die Fähigkeit, plastische Umformung<br />
ohne Einschnürungsbildung durch<br />
gleichmäßige Verteilung der Dehnungen<br />
zu ertragen, was für das Tiefziehen und<br />
Streckziehen von Vorteil ist. Im Gegensatz<br />
dazu ist die lokale Umformbarkeit<br />
die Fähigkeit, plastische Verformungen<br />
in einem lokalen Bereich ohne Riss zu<br />
ertragen.<br />
Die lokale Umformbarkeit bis zum<br />
Anriss zeigt in der Regel eine starke<br />
Abhängigkeit von der Art der Belastung.<br />
Daher ist es für eine vertiefende Charakterisierung<br />
hinsichtlich des Bruch- und<br />
Schädigungsverhaltens sinnvoll, Tests mit<br />
verschiedenen Umformpfaden durchzuführen<br />
– z.B. bei ebener Dehnung, Scherung,<br />
einachsigem oder zweiachsigem<br />
Zug.<br />
Hierzu zeigt Bild 4 die Vergleichsbruchumformgrade<br />
für ebene Dehnung und<br />
Scherung des precidur HBS 800 im Vergleich<br />
zu einem konventionellen S700MC.<br />
Sowohl für die ebene Dehnung als auch<br />
für Scherung toleriert der bainitische Stahl<br />
deutlich höhere Dehnungen bis zum Bruch<br />
gegenüber dem thermomechanisch<br />
gewalzten Stahl. Die Ergebnisse für den<br />
HBS 800 bestätigen die hohe lokale<br />
Umformbarkeit dieses Sortenkonzeptes.<br />
Trotz der geringeren globalen Umformbarkeit<br />
bietet sie Vorteile für Umformoperationen<br />
wie Biegen, Kragenziehen und anderen<br />
Arten der Kantenumformung.<br />
Herstellverfahren und<br />
Gefügestruktur<br />
Mikrostrukturell sind bainitische Stähle<br />
den Komplexphasenstählen zuzuordnen.<br />
Ihr lanzettenartiger Ferrit mit eingelagerten<br />
Karbiden entspricht einer Zwischenstufe<br />
zwischen einem langsam<br />
abgekühlten ferritisch-perlitischen Gefüge,<br />
und einem schnell abgekühlten stark<br />
verspannten martensitischen Gefüge;<br />
daher auch der ältere Name „Zwischenstufengefüge“.<br />
Die hohen Festigkeiten bainitischer<br />
Stahlsorten und ihr charakteristisches<br />
Fließverhalten werden erreicht durch<br />
eine Kombination verschiedener Faktoren:<br />
Kornfeinung, Mischkristall- und<br />
Kaltverfestigung sowie Ausscheidungsbildung.<br />
Das Herstellungsverfahren<br />
wurde auf eine speziell entwickelte<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>TECHNIK</strong> | 27<br />
chemische Zusammensetzung abgestimmt<br />
und ermöglichen es, quasi-einphasigen<br />
Bainit ohne grobe Sekundärphasen<br />
herzustellen. Die so erzielbare<br />
Gefügestruktur unterliegt geringeren<br />
Schwankungen als klassische Mehrphasenstähle,<br />
da der Einfluss abweichender<br />
Phasenanteile grundsätzlich<br />
entfällt. Dies bringt in erster Linie den<br />
Vorteil enger Streubänder der mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften<br />
mit sich. Letztendlich profitieren alle<br />
Weiterverarbeitungsschritte durch<br />
gesteigerte Prozesssicherheiten hiervon.<br />
Die Prozessroute zur Herstellung<br />
dieser Werkstoffe entspricht der mikrolegierter<br />
Feinkornstähle, weshalb eine<br />
Fertigung im großindustriellen Maßstab<br />
problemlos möglich ist.<br />
Mechanisch technologische Merkmale<br />
für die resultierende Mikrostruktur sind in<br />
der Regel eine kontinuierliche Streckgrenze<br />
und gute Zähigkeit unter Berücksichtigung<br />
der Festigkeitsklasse.<br />
Die mechanischen Eigenschaften der<br />
Sorten precidur HBS 600 bis HBS <strong>10</strong>00<br />
sind in Tabelle 1 und Bild 5 aufgeführt, die<br />
zugehörigen Fließkurven wurden mittels<br />
Bulgetest nach ISO 16808 extrapoliert.<br />
Auf die Schweißbarkeit wurde bei Auswahl<br />
der Analyse Wert gelegt. Um die<br />
Schweißbarkeit der Stahlsorte einschätzen<br />
zu können, hat sich die Berechnung des<br />
Kohlenstoffäquivalents mittels PCM-Methode<br />
bewährt. Das PCM ist gegenüber<br />
den am häufigsten verwendeten Kohlenstoffäquivalenten<br />
CE (CEIIW) und CET<br />
deutlich besser für mikrolegierte Stähle<br />
geeignet, da es alle typischen Mikrolegierungselemente<br />
berücksichtigt und die<br />
beim Schweißen schnelleren Abkühlraten<br />
mit einbezieht.<br />
Berechnungsformel des Kohlenstoffäquivalents<br />
PCM [9]:<br />
wahre Spannung [MPa]<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
<strong>10</strong>00<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
HBS <strong>10</strong>00 HBS 900 HBS 800 HBS 600<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
wahre Dehnung<br />
Bild 5. Typische Fließkurven der Stahlsortengruppe precidur ® HBS<br />
Berechnungsformel des Kohlenstoffäquivalents PCM<br />
Geprüft werden die Stähle nach<br />
PPPPPPPPPPPP = PPPP + SSSSSSSS<br />
+ MMMMMMMM+CCCCCCCC+CCCCCCCC<br />
+ MMMMMMMM<br />
+ NNNNSSSS<br />
+ VVVV +5∙BBBB [9] dem Regelwerk der SEP 1220 in<br />
30 20 15 60 <strong>10</strong><br />
2,0 mm Dicke in diesen Verfahren.<br />
Unter alle bainitischen anderem werden Stähle hierdurch relativ die niedrig<br />
Wie Wie in in Tabelle 1 dargestellt, 1 dargestellt, weisen alle weisen<br />
Kohlenstoffäquivalente bainitischen Stähle relativ niedrige auf. bis mittlere<br />
Kohlenstoffäquivalente auf.<br />
Eigenschaften der Fügestelle validiert.<br />
Prozessstabilität und die mechanischen<br />
Schweißeignung<br />
Außerdem können aus den Härteverläufen<br />
Nur Schweißeignung<br />
prozesssicher schweißbare Stähle können und Gefügebildern auch tatsächlich Rückschlüsse im Fahrzeugbau auf die ein<br />
Ein möglichst großer Schweißbereich Qualität ist für der die Schweißverbindung Erhöhung der Prozesssicherhei<br />
gezogen<br />
Vorrangig Nur prozesssicher verantwortlich schweißbare hierfür Stähle ist die angepasste werden. Aufgrund chemische ihrer analytisch Zusammensetzung identischen<br />
® mit Zusammensetzung entsprechend geringen und der Legierungsante<br />
annä-<br />
der<br />
Mikrolegierte können auch tatsächlich Stahlkonzepte im Fahrzeugbau aus precidur<br />
hierbei, eingesetzt auch werden. aufgrund Ein möglichst der geringen großer Legierungskosten, hernd identischen bereits mechanischen bestens bewährt. Eigenschaften<br />
Bauteile wurden aus die precidur Werkstoffe ® HBS-Güten precidur vorw<br />
Beim Schweißbereich Einsatz im ist Fahrwerksbereich für die Erhöhung der werden<br />
Metallschutzgasschweißen, Prozesssicherheit entscheidend. Laserstrahlschweißen Vorrangig<br />
verantwortlich werden hierfür die Stähle ist die nach angepass-<br />
dem Regelwerk den als ein der Werkstoff SEP 1220 betrachtet. in 2,0 mm Dicke in di<br />
HBS <strong>10</strong>00 und und HBS dem <strong>10</strong>00 HE Widerstandspunktsch<br />
im Folgen-<br />
Geprüft<br />
Unter chemische anderem Zusammensetzung werden hierdurch der die Prozessstabilität Widerstandspunktschweißungen und die mechanischen von Eig<br />
Fügestelle Stahlwerkstoffe. validiert. Mikrolegierte Außerdem Stahlkonzepte<br />
Qualität aus precidur der Schweißverbindung mit entsprechend <strong>10</strong>00 gezogen HE zeigen werden. einen moderaten Aufgrund Härte-<br />
ihrer analytis<br />
können aus precidur den HBS Härteverläufen 600 bis HBS und <strong>10</strong>00 Gefügebildern / HBS R<br />
die<br />
Zusammensetzung<br />
geringen Legierungsanteilen<br />
und der<br />
haben<br />
annähernd<br />
sich anstieg<br />
identischen<br />
in der Schweißmechanischen<br />
und Wärmeeinflusszone.<br />
® HBS <strong>10</strong>00 HE im Folgenden als ein Werk<br />
Eigenschafte<br />
Werkstoffe precidur<br />
hierbei, auch aufgrund ® HBS <strong>10</strong>00 und precidur<br />
der geringen Legierungskosten,<br />
bereits bestens bewährt. Schweißlinse bei hohen und niedrigen<br />
Bild 6 zeigt die Ausbildung der<br />
Beim Einsatz im Fahrwerksbereich werden<br />
Bauteile aus precidur-HBS-Sorten vorwiegend<br />
mit dem Metallschutzgasschweißen,<br />
Laserstrahlschweißen und dem<br />
Widerstandspunktschweißen gefügt.<br />
Bild 6. a) precidur ® HBS <strong>10</strong>00 Widerstandspunktschweißung<br />
nach SEP 1220 mit<br />
Hochstrom (oben) und Niederstrom<br />
(unten); b) precidur ® HBS <strong>10</strong>00 Gas-Metall-Lichtbogenschweißen<br />
mit G4Si1-Draht<br />
2 mm<br />
2 mm<br />
2 mm<br />
Abbildung 6: links: precidur ® HBS <strong>10</strong>00 Widerstandspunktschweißung nach SEP 1220 mit Hochstrom (obe<br />
(unten); rechts: precidur ® HBS <strong>10</strong>00 Gas-Metall-Lichtbogenschweißen mit G4Si1 Draht<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong><br />
Widerstandspunktschweißungen von precidur ® HBS 600 bis precidur ® HBS <strong>10</strong>00 / HBS<br />
einen moderaten Härteanstieg in der Schweiß- und Wärmeeinflusszone. Abbildu<br />
Ausbildung der Schweißlinse bei hohen und niedrigen Stromstärken, geschweißt nach d<br />
SEP 1220. 2 mm Der Schweißbereich (Abbildung 7) für das Widerstandspunktschweißen lieg<br />
minimalen Schweißlinsendurchmesser und dem Beginn der Spritzerbildung.
28 | <strong>TECHNIK</strong><br />
precidur® HBS 600<br />
precidur® HBS 800<br />
precidur® HBS <strong>10</strong>00<br />
3 kA<br />
2,5 kA<br />
3,9 kA<br />
6,0 8,0 <strong>10</strong>,0 12,0 14,0<br />
Schweißstrom [kA]<br />
Bild 7. Widerstandspunktschweißbereiche von drei precidur ® HBS-Stählen<br />
Stromstärken, geschweißt nach der Spezifikation<br />
SEP 1220. Der Schweißbereich,<br />
Bild 7, für das Widerstandspunktschweißen<br />
liegt zwischen dem minimalen<br />
Schweißlinsendurchmesser und dem<br />
Beginn der Spritzerbildung.<br />
Für den Hochfrequenzschweißprozess<br />
ist die Stahlsorte precidur HBS 800 besonders<br />
empfehlenswert.<br />
Sie zeichnet sich dadurch aus, weder<br />
innerhalb der Schweißzone aufzuhärten noch<br />
um diese zu entfestigen. Somit kann das volle<br />
Festigkeitspotenzial dieser Hohenlimburger<br />
Spitzenqualität sehr gut für Rohranwendun-<br />
ung 8: links: Härteprofil eines HF-geschweißten Rohres aus precidur ® HBS 800, rechts:<br />
gen genutzt werden. Bild 8 veranschaulicht hohen Lochaufweitvermögens<br />
ißnaht eines hochfrequenzgeschweißten Rohres aus precidur ® besonders<br />
HBS 800<br />
das glatte Härteprofil mit weniger als <strong>10</strong> HV<br />
Härteabfall in der Wärmeeinflusszone.<br />
HV 0,1<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
<strong>10</strong>0<br />
50<br />
0<br />
GW<br />
WEZ<br />
SG<br />
ersetzen<br />
WEZ<br />
GW<br />
0 5 <strong>10</strong> 15<br />
Abstand [mm]<br />
Die Metallschutzgas-Schweißungen mit<br />
dem Schweißzusatz G 46 4 M G4Si1 nach<br />
DIN EN ISO 14341 und die Lötungen mit<br />
der Cu-Basislegierung CuAl7 nach DIN EN<br />
ISO 14341 zeigen für alle vorgestellten bainitischen<br />
Stähle beste Prozessstabilitätseigenschaften<br />
und geringe Spritzerneigung.<br />
Anwendung<br />
Die Stahlsorten precidur HBS 600 und HBS<br />
800 sind aufgrund ihrer geringen Streuung<br />
der mechanischen Eigenschaften und des<br />
für den Einsatz in Rohren geeignet. Im Fahrwerk<br />
eingesetzte Rohre werden zumeist<br />
Bild 8. a) Härteprofil eines HF-geschweißten Rohres aus precidur ® HBS 800, b) Schweißnaht<br />
eines hochfrequenzgeschweißten Rohres aus precidur ® HBS 800<br />
mittels Hochfrequenzschweißen gefertigt.<br />
Nach der Rohrherstellung folgen Umformschritte<br />
wie das Biegen und zum Teil Aufweiten<br />
der Rohre. Sowohl für den Fügeprozess<br />
als auch die folgenden Ketten von<br />
Umformprozessen der Rohre sind die beiden<br />
Sorten precidur HBS 600 und HBS 800<br />
bestens geeignet. Die Besonderheit der<br />
Stahlsorte HBS 800 liegt dabei in einer<br />
äußerst geringen Aufhärtung im Schweißnahtbereich<br />
bei annähernd ausbleibender<br />
Erweichung im Bereich der Wärmeeinflusszone.<br />
Es ist kein nachträglicher Wärmebehandlungsschritt<br />
notwendig. Hierdurch<br />
kann die bei der Rohreinformung eingebrachte<br />
Kaltverfestigung voll ausgenutzt<br />
werden, die Belastbarkeit der Rohrkonstruktion<br />
kann gegenüber einem konventionellen<br />
Baustahldesign stark gesteigert<br />
werden.<br />
Eine beispielhafte Anwendung der Sorte<br />
precidur HBS 800 ist der Vorderachsrahmen<br />
eines elektrisch angetriebenen Pkw.<br />
Das Fahrwerk dieses Fahrzeugs wurde<br />
speziell für den elektrischen Antrieb ausgelegt,<br />
es basiert nicht auf einem ehemaligen<br />
Verbrennungsmotorkonzept.<br />
Die Sorten precidur HBS 900 und HBS<br />
<strong>10</strong>00 wurden für den Einsatz in Fahrwerksbauteilen<br />
mit höchsten Festigkeitsund<br />
Sicherheitsanforderungen entwickelt.<br />
Querlenker, Zugstreben und weitere sicherheitsrelevante<br />
Bauteile dieser Art werden<br />
zunehmend wieder als Blechbauweise hergestellt.<br />
Gewichts- und Kosteneinsparungen<br />
gegenüber aus Aluminium geschmiedeten<br />
Lösungen können mit Festigkeiten<br />
des Stahlwerkstoffs von über 1.000 MPa<br />
generiert werden. Gleichzeitig sind sehr<br />
gute Umformbarkeiten im Bereich der<br />
geschnittenen Kanten zu gewährleisten.<br />
Diese Anforderungen erfüllen die<br />
precidur-Stahlsorten HBS 900, HBS <strong>10</strong>00<br />
und HBS <strong>10</strong>00 HE, wobei letztere wie ausgeführt<br />
gegenüber der Normvariante erhöhte<br />
Lochaufweitwerte aufweist. Der Anwendungsbereich<br />
höchstfester Stähle ist damit<br />
stark erweitert.<br />
enkrupp + BA + weitere zusätzliche Managementstruktur (keine Legal Entity). Wenn nicht benötigt, dann über die 1. Masterfolie löschen!<br />
it/Datum | Präsentationstitel | Name (wie gewohnt über die 1. Masterfolie ändern)<br />
Literatur<br />
[1] VDA 239-<strong>10</strong>0 Flacherzeugnisse aus Stahl zur<br />
Kaltumformung, Verband der Automobilindustrie<br />
e.V., Berlin, Mai 2016.<br />
[2] DIN EN <strong>10</strong>338, Deutsches Institut für Normung<br />
e.V., Berlin, Okt. 2015.<br />
[3] DIN EN <strong>10</strong>346, Deutsches Institut für Normung<br />
e.V., Berlin, Okt. 2015.<br />
[4] DIN EN <strong>10</strong>149, Deutsches Institut für Normung<br />
e.V., Berlin, Dez. 2013.<br />
[5] VW 50065: Flacherzeugnisse aus Stahl zur Kaltumformung,<br />
Volkswagen Aktiengesellschaft,<br />
Juni 2017.<br />
[6] Hance, B.: Advanced high-strength steel<br />
(AHSS) performance levels, SAE Tech. Paper<br />
2018-01-0629, 2018, doi: <strong>10</strong>.4271/2018-01-<br />
0629.<br />
[7] Heibel, S.; Dettinger, T.; Nester, W.; Clausmeyer,<br />
T.; Tekkaya, A. E.: Damage mechanisms and<br />
mechanical properties of high-strength multiphase<br />
Steels, Materials (Basel) 11 (2018) Nr. 5, S.<br />
761, doi: <strong>10</strong>.3390/ma1<strong>10</strong>50761.<br />
[8] ISO 16630:2009(E): Metallic materials – Sheet<br />
and strip-hole expansion test, Juni 2009.<br />
[9] Ito, Y.; Bessyo, K.: Weldability formula of high<br />
strength steels, related to heat-affected zone<br />
cracking, Sumitomo Search 1 (1969), Nr. 5,<br />
S. 59/70.<br />
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30 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Betrachtung des Alkalikreislaufs im Hochofen<br />
Chemie der Alkalien unter<br />
Hochofenbedingungen<br />
Die Auswirkungen von Alkalien und insbesondere Kalium im Hochofen haben eine fast 200-jährige Geschichte.<br />
Sie gelangen in den Hochofen als untergeordnete Komponenten des Möllers, des Kokses und der<br />
Injektionskohle und haben negative Auswirkungen auf den Hochofenbetrieb. Sie fördern die Boudouard-<br />
Reaktion mit dem Koks bei unter 1.<strong>10</strong>0 °C, den mechanischen Koksabrieb und den Verschleiß des<br />
kohlenstoffhaltigen Feuerfestmaterials. Die Alkalien zirkulieren im Hochofen wegen unterschiedlicher<br />
Bedingungen zwischen Gicht und Stichloch sowie des Gegenstrombetriebs. Der SiO 2 - und Al 2 O 3 -Anteil der<br />
Koksasche führt im Hochofen zur Bildung von Alkalialuminiumsilikaten. Sie haben refraktäre Eigenschaften und<br />
sind hochtemperaturstabil. Ein ausreichender Blick auf die Chemie der Alkalien unter Hochofenbedingungen<br />
hilft, ihre Wirkung genauer einzuschätzen.<br />
Miniaturdarstellung des ersten<br />
Hochofens von 1837 (Foto: Wikipedia)<br />
Die Auswirkungen von Alkalien und<br />
insbesondere Kalium im Hochofen<br />
haben eine lange Geschichte. Im<br />
Jahr 1835 wird die Ausscheidung einer<br />
weißen Masse auf der Außenseite des<br />
feuerfesten Mauerwerks etwas oberhalb<br />
der Blasformen beschrieben bestehend<br />
aus K 2 CO 3 und KCN [1]. In der Folgezeit ist<br />
die Bildung der Alkalicyanide im Hochofen<br />
intensiv untersucht worden [2…4]. Die<br />
Ergebnisse führten zur Herstellung des<br />
ersten vollsynthetischen Farbstoffes (Berliner<br />
Blau) [5] und zur Entwicklung eines<br />
Verfahrens zur Fixierung atmosphärischen<br />
Stickstoffs durch die Herstellung Alkalicyanid<br />
im Schachtofen und nachfolgender<br />
Hydrolyse zu Ammoniak in den USA [6; 7].<br />
Alkalien verursachen im Hochofen einen<br />
erhöhten Koksverbrauch, eine zunehmende<br />
Bildung von Koksabrieb, eine Ansatzbildung<br />
im Schacht und einen Verschleiß<br />
des feuerfesten Kohlenstoffs im Gestell.<br />
Ihr Eintrag ist deshalb zumeist auf etwa<br />
2,5 kg/tHM begrenzt [8…11].<br />
Die Alkalien gelangen als untergeordnete<br />
Begleitmineralien, zumeist Kaliumaluminiumsilikate,<br />
von Erz, Koks und Kohle in<br />
den Hochofen [12; 13]. Der Eintrag von<br />
Natrium erfolgt hauptsächlich als Chlorid<br />
und resultiert aus der Verwendung von<br />
Brauchwasser für die nasse Aufbereitung<br />
von Erz und Kohle sowie der Löschung des<br />
Kokses [14…16]. Mit dem Staub werden<br />
bis zu 20 % der Alkalien ausgebracht. Ihr<br />
überwiegender Teil verlässt den Hochofen<br />
mit der Schlacke.<br />
Wegen ihres refraktären Charakters werden<br />
die Aluminiumsilikate der Alkalien erst<br />
im Bereich der Wirbelzone mit seiner hohen<br />
Temperatur partiell zu Alkalimetalldampf<br />
reduziert und dann mit dem Gas in den oberen<br />
Teil des Ofens transportiert. Dabei entstehen<br />
neue Alkaliverbindungen wie Cyanide<br />
und Carbonate. Sie scheiden sich auf<br />
dem festen Möller und Koks ab und werden<br />
so wieder nach unten transportiert, wo sie<br />
dann wieder verdampft werden und damit<br />
einen internen Kreislauf schließen. Für das<br />
Verhalten der Alkalien im Hochofen spielen<br />
Schmelztemperatur und Dampfdruck der<br />
jeweiligen Alkaliverbindungen sowie ihre<br />
Chemie eine wichtige Rolle. Eine ausreichende<br />
Kenntnis hilft bei der Beurteilung<br />
der Auswirkungen und der Einflussnahme.<br />
Schmelztemperatur und<br />
Dampfdruck von<br />
hochofenrelevanten<br />
Alkaliverbindungen<br />
Hochofenrelevante Alkaliverbindungen<br />
sind KCl, KCN, K 2 CO 3 , und K 2 SiO 3 wie<br />
auch die verschiedenen Aluminiumsilikate<br />
KAlSi 3 O 8 , KAlSi 2 O 6 , KAlSiO 4 und K 2 O als<br />
Schlüsselverbindung für alle Kalium-Oxysalze<br />
sowie die entsprechenden Natriumverbindungen.<br />
In Bild 1 sind die Schmelztemperaturen<br />
der o.a. Natrium- und<br />
Kaliumverbindungen zusammengestellt<br />
[17; 18]. Insbesondere die Aluminiumsilikate<br />
des Kaliums haben Schmelztemperaturen<br />
oberhalb der Abstichtemperatur der<br />
Dr. Günter Harp, Harp Process<br />
Chemistry Consulting, Düsseldorf.<br />
Kontakt: guenter.harp@harp-online.eu<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
Auswirkungen und der Einflussnahme.<br />
atur und Dampfdruck von hochofenrelevanter Alkaliverbindungen<br />
nte Alkaliverbindungen sind KCl, KCN, K 2CO 3, und K 2SiO 3, wie auch die verschiedenen<br />
te KAlSi 3O 8, KAlSi 2O 6, KAlSiO 4, und K 2O als Schlüsselverbindung für alle Kalium-Oxysalze<br />
rechenden Natriumverbindungen. In Bild 1 sind die Schmelztemperaturen der o.a.<br />
Schmelze im Hochofen. Sie können deshalb<br />
nicht schmelzen, sondern müssen<br />
durch die Schlacke aufgelöst werden.<br />
Die Temperaturabhängigkeit des<br />
Dampfdrucks von Stoffen gehorcht in erster<br />
Näherung der Clausius-Clapeyron-Gleichung:<br />
liumverbindungen zusammengestellt [17; 18]. Insbesondere die Aluminiumsilikate des<br />
chmelztemperaturen oberhalb der Abstichtemperatur der Schmelze im Hochofen. Sie<br />
nicht schmelzen sondern müssen durch die Schlacke aufgelöst werden.<br />
abhängigkeit des Dampfdrucks von Stoffen gehorcht in erster Näherung der Clausiushung:<br />
Bild 1. Schmelztemperaturen hochofenrelevanter Alkaliverbindungen<br />
<strong>TECHNIK</strong> | 31<br />
(1)<br />
pppp DDDDDDDDDDDDDDDDDDDD = AAAA ∗ exp ( BBBB ) (1)<br />
TTTT<br />
ng bezeichnen In dieser pGleichung Dampf und bezeichnen T den stoffspezifischen p Dampf und Dampfdruck und die zugehörige<br />
ratur. A T und<br />
den<br />
B<br />
stoffspezifischen<br />
sind der prä-exponentielle<br />
Dampfdruck und<br />
Faktor und der Quotient aus<br />
die zugehörige absolute Temperatur. A und<br />
nthalpie und universeller Gaskonstante. Bild 2 zeigt beispielhaft den so berechneten<br />
B sind der präexponentielle Faktor und der<br />
ängig von Quotient der Temperatur aus Verdampfungsenthalpie für ausgewählte und hochofenrelevante Kaliumverbindungen. Die<br />
verschiedenen universeller Quellen Gaskonstante. entnommen Bild 2 zeigt [19…26]. beispielhaft<br />
Für korrespondierenden Na-Verbindungen<br />
Dampfdruck den so berechneten liegt meistens Dampfdruck niedriger als der der Kaliumverbindungen. KCl, KCN,<br />
hnlich. Ihr<br />
erreichen<br />
abhängig<br />
den Dampfdruck<br />
von der Temperatur<br />
von 1 bar<br />
für<br />
unterhalb<br />
ausgewählte<br />
von 1.800 °C. Dagegen liegt der<br />
hochofenrelevante Kaliumverbin-<br />
besondere der Kaliumaluminiumsilikate selbst bei 2.000 °C deutlich unter 1 bar. Dies zeigt<br />
dungen. Die Daten dafür sind verschiedenen<br />
Quellen von Aluminiumsilikaten entnommen [19…26]. zur Für Bindung gasfömiger Alkalien. Sie sind sehr<br />
tereigenschaft<br />
mmenhang korrespondierende mit der Heißgasreinigung Na-Verbindungen bei der ist Kohle- und Biomassevergasung für sog.<br />
gen untersucht der Verlauf worden ähnlich. [27…34]. Ihr Dampfdruck liegt<br />
meistens niedriger als der der Kaliumverbindungen.<br />
KCl, Alkaliverbindungen KCN, K 2 O, und K 2 CO spielt 3 außerdem die Zusammensetzung des<br />
n der verschiedenen<br />
ichtige Rolle. erreichen Alkalichloride den Dampfdruck und von -cyanide 1 bar unterhalb<br />
verdampfen chemisch unverändert [20; 21] nicht<br />
von 1.800 °C. Dagegen liegt der<br />
de. Ihr Dampf enthält wegen der thermodynamischen<br />
Bild 2. Berechneter<br />
Instabilität<br />
Dampfdruck<br />
des Alkalioxides<br />
abhängig<br />
in der<br />
von der Temperatur für ausgewählte Kaliumverbindungen<br />
Dampfdruck insbesondere der Kaliumaluminiumsilikate<br />
sch nur Alkalimetall und<br />
selbst<br />
Sauerstoff<br />
bei 2.000 °C<br />
[22;<br />
deutlich<br />
24; 26], Bild 3. Die Indices s, l und g bezeichnen<br />
igen und unter gasförmigen 1 bar. Dies Zustand. zeigt klar die Eine sog. Reduktion Gettereigenschaft<br />
mit Kohlenstoff ist für die Erzeugung von<br />
erforderlich. von Sie Aluminiumsilikaten würde den Partialdruck zur Alkalien des Alkalimetalls als Katalysator maximal der um 25 % pf nicht<br />
des festen Kohlenstoffs hergestellt unter<br />
echend der Bindung Minderung gasfömiger des Alkalien. Sauerstoffanteils. Sie sind sehr Für Boudouard-Reaktion Alkalicarbonate, -silikate und und - Bildung des genannten Sauerstoffkomplexes.<br />
Diese Reaktion ist im Gleichgewicht.<br />
intensiv im Zusammenhang mit der Heißgasreinigung<br />
bei der Kohle- und Biomasse-<br />
Im geschwindigkeitsbestimmenden Fol-<br />
Interaktion mit Koks/Kohlenstoff<br />
te gilt dies entsprechend der Aktivität des freien Alkalioxids infolge vorgelagerten<br />
hgewichtes vergasung [22; 25; für 26]. sog. IGCC-Anwendungen Die katalytische Boudouard-Reaktion hat geschritt kommt es dann zur Abspaltung<br />
untersucht worden [27…34].<br />
Bedeutung bei einer Temperatur von des grau und blau markierten CO von der<br />
alysator der Boudouard-Reaktion und Interaktion mit Koks/Kohlenstoff<br />
Für das Verhalten der verschiedenen unterhalb 1.<strong>10</strong>0 °C. Unter Hochofenbedingungen<br />
Kohlenstoffoberfläche entsprechend den<br />
ist dieser Effekt deshalb Ergebnissen von Ergun [35]. Dabei bildet<br />
Alkaliverbindungen spielt außerdem die<br />
Boudouard Reaktion hat Bedeutung bei einer Temperatur von unterhalb 1<strong>10</strong>0°C. Unter<br />
Zusammensetzung des Dampfes eine unerwünscht, weil er zu einem höheren sich lokal aus der Sechseckstruktur eine<br />
ungen ist<br />
wichtige<br />
dieser<br />
Rolle.<br />
Effekt<br />
Alkalichloride<br />
deshalb unerwünscht,<br />
und -cyanide<br />
einem verdampfen höheren chemisch Koksverbrauch. unverändert Oberhalb somit 1.<strong>10</strong>0 einem °C höheren ist der Effekt Koksverbrauch. wegen der [36] stellte in seinen Untersuchungen zur<br />
weil<br />
Grad<br />
er<br />
der<br />
zu einem<br />
direkten<br />
höheren<br />
Reduktion<br />
Grad<br />
führt<br />
der<br />
und<br />
direkten<br />
Fünfeckstruktur des Kohlenstoffs. Grabke<br />
und somit<br />
instellung [20; praktisch 21] nicht bedeutungslos.<br />
jedoch Alkalioxide. Ihr Oberhalb 1.<strong>10</strong>0 °C ist der Effekt wegen der Kohlenstoffvergasung mit CO 2 und H 2 O<br />
Dampf enthält wegen der thermodynamischen<br />
Gleichgewichtseinstellung praktisch fest, dass die Kinetik in beiden Fällen pro-<br />
der Instabilität Boudouard-Reaktion des Alkalioxides ohne in (links) bedeutungslos. und mit Alkalicarbonat (rechts) Mechanismus<br />
portional der Aktivität des Sauerstoffs auf<br />
Sechseckstruktur der Gasphase kennzeichnet praktisch nur den Alkalimetall festen Kohlenstoff. In Bild Das 4 ist gestreckte der Mechanismus CO2-Molekül der Bou-isdouard-Reaktion<br />
der Kohlenstoffoberfläche ist. Es ist<br />
ohne (links) und mit Alka-<br />
bekannt, dass alle Kohlenstoffmaterialien<br />
atomaren<br />
und Sauerstoff<br />
Aufbau als<br />
[22;<br />
OCO<br />
24;<br />
dargestellt.<br />
26], Bild 3. Die<br />
Indices s, l und g bezeichnen den festen, licarbonat (rechts) dargestellt. Die Sechseckstruktur<br />
beim Kontakt mit Komponenten wie O 2 ,<br />
C-Atom auf kennzeichnet der Oberfläche den des festen festen H 2 O und CO 2 sog. Oberflächenoxide bil-<br />
onat tritt flüssigen das O-Atom und gasförmigen des CO 2-Moleküls Zustand. mit Eine einem<br />
Reduktion mit Kohlenstoff ist für die Kohlenstoff. Das gestreckte CO 2 -Molekül den [37]. Sie sind überwiegend sauer und<br />
echselwirkung. Dabei wird die Bindung des blau markierten O-Atoms zum gelb<br />
Erzeugung von Alkalimetalldampf nicht ist hier nach seinem atomaren Aufbau als bevorzugen deshalb die Interaktion mit<br />
om des<br />
erforderlich.<br />
CO 2 unter Freisetzung<br />
Sie würde den<br />
von<br />
Partialdruck<br />
CO gelöst und<br />
OCO<br />
gleichzeitig<br />
dargestellt.<br />
eine neue zu einem C-Atom<br />
basischen Stoffen wie Alkalien.<br />
he des festen des Alkalimetalls Kohlenstoffs maximal hergestellt um unter 25 % Bildung Ohne des Alkalicarbonat genannten Sauerstoffkomplexes.<br />
tritt das O-Atom Die Darstellung des Mechanismus der<br />
erhöhen entsprechend der Minderung<br />
des Sauerstoffanteils. Für Alkalicarbonate,<br />
-silikate und -aluminiumsilikate gilt<br />
dies entsprechend der Aktivität des<br />
freien Alkalioxids infolge vorgelagerten<br />
Zersetzungsgleichgewichtes [22; 25;<br />
26].<br />
des CO 2 -Moleküls mit einem C-Atom auf<br />
der Oberfläche des festen Kohlenstoffs in<br />
Wechselwirkung. Dabei wird die Bindung<br />
des blau markierten O-Atoms zum gelb<br />
markierten C-Atom des CO 2 unter Freisetzung<br />
von CO gelöst und gleichzeitig eine<br />
neue zu einem C-Atom auf der Oberfläche<br />
alkalikatalysierten Boudouard-Reaktion am<br />
Beispiel des K 2 CO 3 beruht auf den experimentellen<br />
Ergebnissen von Moulijn und<br />
Kapteijn [38]. Sie stellten auf der Kohlenstoffoberfläche<br />
mittels In-situ-Infrarotspektrometrie<br />
einen O-C-Komplex fest,<br />
der dort durch die Wechselwirkung mit<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
32 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Bild 3. Zersetzung der Alkalioxide in der<br />
Gasphase<br />
Bild 4. Mechanismus der Boudouard-Reaktion<br />
dem Alkalicarbonat gebildet wird. Dabei<br />
entsteht zunächst ein (KO) 2 CO-Kohlenstoff-Komplex,<br />
aus dem ein Sauerstoffatom<br />
(blau markiert) über eine neue Bindung<br />
auf den Kohlenstoff übertragen wird.<br />
Unter Abspaltung von CO bildet sich dann<br />
ein K 2 O-Kohlenstoffkomplex. Dieser ist<br />
der eigentliche Katalysator, weil er mit CO 2<br />
wieder den (KO) 2 CO-Kohlenstoff-Komplex<br />
rückbildet, der ein O-Atom auf die Kohlenstoffoberfläche<br />
überträgt unter Bildung<br />
des genannten Sauerstoffkomplexes.<br />
Geschwindigkeitsbestimmend ist sein Zerfall<br />
unter Abspaltung von CO. Die katalytische<br />
Wirkung kommt dadurch zustande,<br />
dass der K 2 O-Komplex auf der Kohlenstoffoberfläche<br />
das Gleichgewicht zugunsten<br />
des Sauerstoffkomplexes verschiebt.<br />
Dieser Mechanismus wird durch Ergebnisse<br />
von Isotopenexperimenten mit 13 C und<br />
18<br />
O angereichertem CO 2 gestützt [38].<br />
Während Alkali-Oxy-Verbindungen wie<br />
Carbonate, Sulfate und Nitrate eine ähnliche<br />
katalytische Aktivität haben, haben Silikate<br />
und insbesondere Aluminiumsilikate<br />
nahezu keine katalytische Aktivität [39]. Die<br />
Untersuchung der durch Alkalicarbonat<br />
katalysierten Vergasung von Koks [40]<br />
ergab eine verminderte katalytische Aktivität<br />
infolge der Reaktion mit enthaltenen<br />
Mineralien wie Quarz, Illit und Kaolin unter<br />
Bildung von Kaliummetasilikat K 2 SiO 3 und<br />
Kaliophillit KAlSiO 4 . Die Analyse von Koksproben<br />
aus dem Blasformbereich bei<br />
gestopptem Hochofenbetrieb zeigt klar<br />
eine Alkalianreicherung verglichen mit dem<br />
Einsatzkoks [9]. Aufgrund ihrer katalytischen<br />
Aktivität bei der Boudouard Reaktion<br />
wird dabei in freie und gebundene Alkalien<br />
im Koks unterschieden. Freie Alkalien im<br />
Koks katalysieren die Boudouard Reaktion.<br />
Sie sind wasserlöslich bei der Niedertemperaturveraschung.<br />
Gebundene Alkalien<br />
sind vorrangig Aluminiumsilikate wie KAl-<br />
SiO 4 , KAlSi 2 O 6 und NaAlSiO 4 und katalytisch<br />
inaktiv. Deshalb schützt die freie Kapazität<br />
an Aluminiumsilikat im „frischen“<br />
Hochofenkoks diesen vor der katalytischen<br />
Boudouard-Reaktion. Deswegen ist fraglich,<br />
ob es im Hochofen bei der heutigen<br />
Limitierung des Alkalieintrags überhaupt zu<br />
einer alkalikatalysierten Boudouard-Reaktion<br />
unterhalb von 1.<strong>10</strong>0 °C kommt. Davon<br />
unberührt ist die ebenfalls beobachtete Verringerung<br />
der Abriebfestigkeit des Kokses<br />
infolge freier Alkalien, weil es hier die Limitierung<br />
auf eine Temperatur unterhalb<br />
1.<strong>10</strong>0 °C nicht gibt und der Koks nach<br />
Umsetzung des freien Aluminiumsilikats<br />
weitere Alkalien aufnehmen kann. Der dieser<br />
Schwächung des Kokses zugrunde liegende<br />
Mechanismus ist unbekannt.<br />
Alkalicyanidbildung<br />
Bei der Alkalicyanidbildung im Hochofen<br />
muss zwischen dem chemischen Verhalten<br />
der Alkaliverbindungen in der Erz- und<br />
Koksschicht unterschieden werden. Die<br />
Bildung von Cyaniden aus den Elementen<br />
erfordert die Dissoziation des molekularen<br />
dreifach gebundenen Stickstoffs. Dazu<br />
muss die Dissoziationsenthalpie aufgewendet<br />
werden. Sie ist mit 942 KJ/mol<br />
sehr hoch [41]. Deswegen erfordert die<br />
Cyanidbildung aus den Elementen einen<br />
Katalysator, der das N 2 -Molekül spaltet wie<br />
z.B. metallisches Eisen. Die Kenntnisse<br />
dazu reichen zurück auf das Jahr 1839 [5].<br />
Kaliumcyanid KCN wurde aus K 2 CO 3 ,<br />
Aktivkohle und N 2 unter Verwendung von<br />
Eisenspänen hergestellt. Ohne diese gab<br />
es kein Kaliumcyanid. Diese Ergebnisse<br />
waren die Basis für die Entwicklung des<br />
Bucher-Prozesses zur Fixierung des atmosphärischen<br />
Stickstoffs in den USA während<br />
des Ersten Weltkriegs [6; 7] als Alternative<br />
zum in Deutschland entwickelten<br />
Haber-Bosch-Verfahren [42; 43]. Der<br />
Bucher-Prozess wird in einem koksbeheizten<br />
Schachtofen durchgeführt. Einsatzstoffe<br />
sind Briketts aus Soda, Koksgrus und<br />
Eisenspäne. Bei 1.050 °C wird ein Cyanid<br />
enthaltendes Produkt gewonnen, dass<br />
durch Hydrolyse mit Dampf zu Ammoniak<br />
NH 3 umgewandelt wird. NH 3 ist auch heute<br />
noch Rohstoff für die Herstellung von<br />
Salpetersäure, die zur Herstellung militärischer<br />
Sprengstoffe benötigt wird. Auch<br />
beim Haber-Bosch-Verfahren ist bis heute<br />
metallisches Eisen der Katalysator. Es<br />
reagiert mit molekularem N 2 über die sog.<br />
dissoziative Adsorption und anschließender<br />
Lösung des an der Oberfläche gebildeten<br />
atomaren Stickstoffs im Eisen [44].<br />
Ebenfalls ist bekannt, dass metallisches<br />
Eisen die Boudouard-Rückreaktion katalysiert<br />
(Metaldusting). Es ist außerdem auch<br />
bekannt, dass flüssiges Roheisen im Kontakt<br />
mit einer Natriumsilikat enthaltenden<br />
Schlackenschmelze zu Cyanid in der Schlacke<br />
führt [45; 46].<br />
Bild 5 zeigt den Mechanismus der Alkalicyanidbildung<br />
unter Hochofenbedingungen<br />
am Beispiel des Kaliums. In Gegenwart<br />
von metallischem Eisen kommt es<br />
durch den Kontakt mit CO und N 2 also<br />
zunächst zu einer Nitrierung und Aufkohlung<br />
des Eisens. Der Kontakt dieses N-<br />
und C-beladenen Eisens mit Kaliumdampf<br />
führt zur Umsetzung zu Kaliumcyaniddampf.<br />
Wegen der Notwendigkeit der Präsenz<br />
von metallischem Eisen als Katalysator<br />
ist eine Cyanidbildung nur in<br />
Möllerschichten mit metallischem Eisen zu<br />
erwarten, also frühestens bei Erreichen<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>TECHNIK</strong> | 33<br />
des Möllers in der thermischen Reservezone<br />
des Hochofens. Für eine Kondensation<br />
des Kaliumcyaniddampfes müsste<br />
sein Partialdruck bei mehr als 0,1 bar liegen,<br />
was bei 2 bar Gesamtdruck einer Konzentration<br />
von 5 % Volumenanteil entspricht.<br />
Eine derart hohe Konzentration im<br />
Gas ist äußerst unwahrscheinlich.<br />
Alkalicarbonatbildung<br />
Für eine Alkalicarbonatbildung im Hochofen<br />
kommen zwei verschiedene Wege in<br />
Betracht, nämlich die Umsetzung von<br />
Alkalicyaniden mit H 2 O oder die Oxidation<br />
von Alkalimetalldampf durch festes Eisenoxid<br />
in Gegenwart von CO 2 . In trockenem<br />
CO 2 ist eine Umsetzung von Alkalicyaniden<br />
zu Carbonaten wegen der kinetischen<br />
Behinderung praktisch unmöglich, die<br />
Umsetzung mit Wasserdampf dagegen<br />
unproblematisch [47].<br />
Alkalicyanide haben von allen hochofenrelevanten<br />
Alkaliverbindungen den höchsten<br />
Dampfdruck. Deshalb können sie mit<br />
dem Gas bis in den Schacht des Hochofens<br />
gelangen und sich dort auf der Oberfläche<br />
des Kokses bzw. des Möllers bei<br />
ausreichend niedriger Temperatur abscheiden.<br />
Auf der Koksoberfläche abgeschiedenes<br />
Alkalicyanid wird infolge Hydrolyse<br />
durch den natürlichen Wasserdampfgehalt<br />
des Gases im Hochofen zu Alkalicarbonaten<br />
umgesetzt unter Freisetzung von<br />
Ammoniak [48]. Beim Kontakt von Alkalicarbonat<br />
mit Koks existieren zwei mögliche<br />
parallele Folgereaktionen, nämlich die<br />
Reduktion zu Alkalimetall und die Bildung<br />
der extrem thermodynamisch stabilen<br />
Alkalialuminiumsilikate mit den Aschebestandteilen<br />
des Kokses. Solange die Aluminiumsilikate<br />
nicht alkaligesättigt sind,<br />
wird die Bildung der Alkalialuminiumsilikate<br />
immer bevorzugt sein. Eine Reduktion<br />
von Alkalicarbonat beim Kontakt mit Koks<br />
erfordert deshalb zunächst die vollständige<br />
Umsetzung des freien Aluminiumsilikats.<br />
Auf der Mölleroberfläche abgeschiedenes<br />
Alkalicyanid setzt sich anders um.<br />
Bild 6 zeigt den Reaktionsablauf am Beispiel<br />
des KCN. Die Hydrolyse auf der Koksoberfläche<br />
führt zunächst zur Bildung von<br />
Kaliumformiat unter Freisetzung von NH 3 .<br />
Dieses zersetzt sich über Kaliumoxalat zu<br />
Kaliumcarbonat. Auf der Mölleroberfläche<br />
oxidieren Eisenoxide (hier Magnetit) das<br />
Cyanid zu Cyanat. Dieses wird leicht in<br />
Bild 5. Mechanismus der Alkalicyanidbildung unter Hochofenbedingungen<br />
feuchter Gasatmosphäre bei einer Temperatur<br />
von oberhalb 300 °C hydrolysiert<br />
unter Freisetzung von NH 3 und intermediärer<br />
Bildung von Kaliumbicarbonat [49]. Dieses<br />
zersetzt sich zu Kaliumcarbonat unter<br />
Freisetzung von H 2 O und CO 2 .<br />
Das bei der Hydrolyse von Cyanid bzw.<br />
Cyanat freigesetzte gasförmige NH 3 reduziert<br />
Eisenoxide bei einer Temperatur von<br />
oberhalb 430 °C [50] bis zum metallischen<br />
Eisen unter Bildung von N 2 und H 2 O. Der<br />
NH 3 -Gehalt des Hochofengases ist deshalb<br />
nicht nur abhängig von der Hydrolyse<br />
des Cyanids oder Cyanats, sondern auch<br />
von der Oxidation durch Eisenoxide im<br />
oberen Hochofenschacht.<br />
Der zweite Weg zur Alkalicarbonatbildung<br />
beruht auf der Reduktion von Eisenoxiden<br />
durch Alkalimetalldampf in Gegenwart<br />
von CO und CO 2 , Bild 7. Die<br />
Wüstit-Reduktion in der thermischen<br />
Reservezone ist dabei von besonderer<br />
Bedeutung, weil sich bildendes Kaliumcarbonat<br />
die indirekte Reduktion des Wüstits<br />
durch CO katalysiert [51; 52]. Wüstit wird<br />
dabei parallel durch CO und Kaliumdampf<br />
zu metallischem Eisen und CO 2 sowie K 2 O<br />
als Intermediat reduziert und als Folgereaktion<br />
mit CO 2 zu Kaliumcarbonat umgesetzt,<br />
was bei der Temperatur der thermischen<br />
Reservezone flüssig ist. Diese<br />
Carbonatbildung setzt voraus, dass der<br />
Partialdruck des Kaliumdampfes im Hochofengas<br />
größer ist als der in der Dampfphase<br />
des reinen Kaliumcarbonats.<br />
Alkaliverdampfung<br />
Bild 6. Reaktionsablauf der Umwandlung von KCN in K 2 CO 3<br />
Die Alkaliverdampfung erfolgt im unteren<br />
Teil des Hochofens. Dabei spielen folgende<br />
Prozesse eine Rolle:<br />
• Verdampfung des freien Alkalianteils<br />
von Koks im Bereich der Rast<br />
• Verdampfung der Alkalien bei der Vergasung<br />
von Koks und Kohle in der Wirbelzone<br />
• Transfer des fixen Alkalianteils des<br />
Restkokses im Zuge der Aufkohlung<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
34 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Bild 7. Alkalicarbonatbildung bei der Wüstitreduktion<br />
des Eisens in die flüssige Schlacke und<br />
partielle Verdampfung.<br />
In der Rast steigt die Temperatur von Koks<br />
und Möller bis auf etwa 1.500 °C. Letzterer<br />
schmilzt dabei. In der Wirbelzone<br />
erreicht die Gastemperatur Werte zwischen<br />
2.000 und 2.200 °C infolge Vergasung<br />
der Einblaskohle und des vorgewärmten<br />
Kokses mit dem Heißwind. Beim<br />
Transport zur thermischen Reservezone<br />
kühlt sich das Gas infolge Wärmeübertragung<br />
auf Möller und Koks und Deckung<br />
des Wärmebedarfs der Boudouard-Reaktion<br />
für die direkte Restreduktion ab bis auf<br />
etwa 1.000 °C.<br />
Es ist zu erwarten, dass die freien Alkalien<br />
im Koks in der Rast als Metall verdampft<br />
werden aufgrund der dort herrschenden<br />
Temperatur. Dagegen werden<br />
die im Koks gebundenen Alkalien als Aluminiumsilikate<br />
in die Wirbelzone transportiert,<br />
wo sie von der Schlackenschmelze<br />
aufgelöst werden. Beim Kontakt mit heißem<br />
Gas erfolgt eine partielle Verdampfung<br />
der Alkalien als Metall aus der Schlackenschmelze.<br />
Untersuchungen an einem<br />
Hochofen in Frankreich ergaben sehr<br />
geringe Alkaligehalte im Koks aus der Wirbelzone<br />
im Vergleich zum Koks des Toten<br />
Bild 8. Alkalikreislauf im Hochofen unter Berücksichtigung ihrer Chemie<br />
Mannes, wo die<br />
Koksasche bis zu<br />
25 % K 2 O enthält<br />
[53]. Ähnliche<br />
Ergebnisse wurden<br />
am Versuchshochofen<br />
in Luleå<br />
erhalten [54], wo<br />
die Koksasche im<br />
Zentrum K 2 O-Konzentrationen zwischen<br />
22 und 34 % erreicht. In der Wirbelzone<br />
verliert der Koks fast seinen gesamten<br />
Alkaligehalt [53; 54]. EDS/SEM-Untersuchungen<br />
an Koksproben aus dem Toten<br />
Mann zeigen ferner neben der Alkalianreicherung<br />
in den mineralischen Aschephasen<br />
des Kokses eine gleichmäßige Verteilung<br />
der Alkalien, vorzugsweise Kalium in<br />
den Kohlenstoffphasen des Kokses, was<br />
klar auf die Mobilität der Alkalien in der<br />
Kokskohlenstoffstruktur hinweist. Eigene<br />
Berechnungen der Koksascheanalysedaten<br />
zeigen, dass bis etwa 60 % des<br />
gesamten Alkaligehaltes als freie Alkalien<br />
vorliegen. Die berechnete Alkalisättigung<br />
in diesen Koksproben liegt aufgrund des<br />
Gehaltes an Al 2 O 3 und SiO 2 bei 40 % des<br />
gesamten Alkaligehaltes, was in etwa den<br />
Befunden von Willmers et al. [9] mit einem<br />
Verhältnis von 1 zwischen freiem und<br />
fixem Alkaligehalt entspricht.<br />
Die Untersuchungen von Ivanov [55] zur<br />
Verdampfung der von der flüssigen Schlacke<br />
aufgenommenen Alkalien zeigen klar,<br />
dass aus der Schmelze von Hochofenschlacke<br />
Kalium gegenüber Natrium bevorzugt<br />
verdampft. Dies erklärt die Anreicherung<br />
von Kalium gegenüber Natrium in der Gasphase<br />
und die Anreicherung von K relativ<br />
zu Na im Hochofenstaub infolge der Kondensation<br />
auf den Staubpartikeln.<br />
Übertragung auf den<br />
Alkalikreislauf im Hochofen und<br />
Schlussfolgerungen<br />
Bild 8 zeigt vereinfacht den Alkalikreislauf<br />
im Hochofen unter Berücksichtigung ihrer<br />
Chemie. Die Alkalien werden in den Hochofen<br />
eingebracht als untergeordnete<br />
Begleitmineralien (zumeist Alkalialuminiumsilikate)<br />
von Erz, Koks und Kohle. Aufgrund<br />
ihres refraktären Charakters gelangen<br />
Sie unverändert bis in den unteren Teil<br />
des Hochofens und werden dort von der<br />
Schlacke aufgenommen. Im Bereich der<br />
Wirbelzone werden sie im Kontakt mit<br />
dem Koks infolge der dortigen extremen<br />
Temperatur zu den Elementen reduziert<br />
und verdampft. Ebenso werden hier die in<br />
der Einblaskohle enthaltenen Alkalichloride<br />
verdampft. Die verdampften Alkalien werden<br />
mit dem Gas im Hochofen nach oben<br />
transportiert. Bei einer Temperatur von<br />
etwa 1.000 °C wird der Alkalimetalldampf<br />
im Kontakt mit festem metallischem Eisen<br />
als Nitrierungskatalysator zu Alkalicyaniden<br />
umgesetzt. Bei dieser Temperatur hätte<br />
schmelzflüssiges Alkalicyanid einen<br />
Dampfdruck von etwa 0,1 bar. Unter der<br />
Annahme einer gasförmig zirkulierenden<br />
Alkalimenge von dem zehnfachen Wert<br />
des Alkalieinbringens von 2,5 kg/tHM<br />
ergibt sich ein Sättigungsdampfdruck für<br />
Alkalicyanid von etwa 0,01 bar. Das entspricht<br />
einer Kondensationstemperatur<br />
von zwischen 800 und 900 °C. Die Cyanide<br />
sind also bei ihrer Bildung gasförmig<br />
und werden im Hochofen weiter nach<br />
oben transportiert. Ihr Schicksal entscheidet<br />
sich hier je nachdem, ob die Kondensation<br />
auf dem Möller oder dem Koks<br />
stattfindet.<br />
Bei einer Kondensation auf dem Möller<br />
werden die Cyanide durch Eisenoxid zu<br />
Cyanaten oxidiert. Diese setzen sich dann<br />
infolge Hydrolyse mit der natürlichen<br />
Feuchte des Gases zu flüssigen Alkalicarbonaten<br />
um unter Freisetzung von NH 3 .<br />
Sie gelangen auf dem Möller wieder nach<br />
unten in die Zone der Cyanidbildung und<br />
werden dort teilweise als Alkalicyaniddampf<br />
freigesetzt. Etwaige Restanteile an<br />
Alkalicarbonat auf dem Möller zersetzen<br />
sich unterhalb der Zone der Cyanidbildung<br />
und gelangen als Alkalimetalldampf in das<br />
aufsteigende Gas. Das bei der Hydrolyse<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>TECHNIK</strong> | 35<br />
des Cyanats freigesetzte NH 3 wird teilweise<br />
durch die Eisenoxide des Möllers oxidiert.<br />
Bei einer Kondensation auf dem Koks<br />
werden die Alkalicyanide ebenfalls durch<br />
Hydrolyse zu Alkalicarbonat und NH 3 , CO<br />
und H 2 umgesetzt. Die Alkalicarbonate auf<br />
dem Koks reagieren parallel mit dem freien<br />
Aluminiumsilikat in der Koksasche unter<br />
Bildung der refraktären Alkalialuminiumsilikate<br />
und unter Zersetzung und Bildung<br />
von Alkalimetalldampf. Dieser penetriert<br />
dann das Kohlenstoffgerüst des Kokses<br />
und verbleibt dort als sog. Freies Alkali mit<br />
seiner koksschädigenden Wirkung.<br />
Für eine Reduzierung der zirkulierenden<br />
Alkalimenge ist es notwendig, den Vorgang<br />
der Alkaliverdampfung aus der Schlacke<br />
genauer zu untersuchen. Auch die<br />
Auswirkung der Verwendung von Kaolin<br />
als Alkaligettermaterial, wie es beispielsweise<br />
mit kaolinbeschichteten Erzpellets<br />
im Versuchshochofen in Luleå gemacht<br />
wurde [56], auf die Bindung gasförmiger<br />
Alkalien und die Verhinderung der Anreicherung<br />
freier Alkalien im Koks sollte<br />
näher untersucht werden.<br />
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Bosch and the Transformation of the World Food<br />
Production, MIT Press, Cambridge, USA, 2001.<br />
[44] Bozso, F.; Ertl, G.; Grunze, M.; Weiss, M.: J. Catalysis<br />
49 (1977) Nr. 1, S. 18/41.<br />
[45] Tsukihashi, F.; Fruehan, R. J.: Met. Trans. 17B<br />
(1986), S. 535/40.<br />
[46] Tsukihashi, F.; Oktay, E.; Fruehan, R. J.: Met.<br />
Trans. 17B (1986), S. 541/45.<br />
[47] Hoerth, J.; Schindewolf, U.; Zbinden, W.: Chem.<br />
Ing. Tech. 45 (1973) Nr. <strong>10</strong>, S. 641/46.<br />
[48] Turkdogan, E. T.; Josephic, P. H.: Ironmak. Steelmak.<br />
11 (<strong>10</strong>84) Nr. 4, S. 192/201.<br />
[49] Schalke, P. M.: Cyanates, Inorganic Salts. In: Ullmann’s<br />
Encyklopedia of Industrial Chemistry, 7.<br />
Aufl. 2006, John Wiley & Sons Inc. Hoboken,<br />
USA.<br />
[50] Hosokai, S.; Kasiwaya, Y.; Matsui, K.; Okinaka, N.;<br />
Akiyama, T.: Environ. Sci. Techn. 45 (2011) Nr. 2,<br />
S. 821/26.<br />
[51] Gougeon, M.; Dupre, B.; Gleitzer, C.: Met. Trans.<br />
17B (1986), S. 657/63.<br />
[52] Pichler, A.: Influence of alkalis on the process<br />
behavior of iron carriers in different ironmaking<br />
reactors, Montanuniversität Leoben, Österreich,<br />
2017 (Diss.).<br />
[53] Helleisen, M.; Nicolle, R.; Steiler, J. M.; Jusseau,<br />
H.; Meltzheim, C.; Thirion, C.: Characterization of<br />
the Behaviour of Coke in the Blast Furnace by<br />
Dead Man Coke Samples, Proc. 1st Internal<br />
Cokemaking Congress, Essen, 13.–18. Sept.<br />
1987, S. C2-1/20.<br />
[54] Hilding, T.; Gupta, S.; Sahajwalla, V.; Björkman,<br />
B.; Wikström, J.-O.: ISIJ Intern. 45 (2005) Nr. 7,<br />
S. <strong>10</strong>41/50.<br />
[55] Ivanov, O.: Metallurgische Grundlagen zur Optimierung<br />
von Hochofenschlacken mit Bezug auf<br />
die Alkalikapazität, TU Bergakademie Freiberg,<br />
2002 (Diss.).<br />
[56] Hooey, P. L.; Zarins, K.; Dahlstedt, A.; Annersten,<br />
H.: Ironmak. Steelmak. 31 (2004) Nr. 4, S. 333/41.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
36 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Induktive Wärmebehandlung bei der Einzelstabvergütung (Foto: LSV Lech-Stahl Veredelung)<br />
LSV setzt Know-how beim Randschichthärten ein<br />
Induktive Wärmebehandlung von Stahl auf<br />
höchstem technischen Niveau<br />
Das mittelständische Unternehmen LSV Lech-Stahl Veredelung GmbH, ansässig im oberbayrischen Landsberg<br />
am Lech, hat sich als Blankstahlproduzent zum europäischen Marktführer bei der induktiven Einzelstabvergütung<br />
entwickelt. Bereits vor rd. zehn Jahren begann die LSV mit dem Aufbau erster eigener Anlagen zur induktiven<br />
Wärmebehandlung von Stahl. Das Unternehmen kam damit Anforderungen der Metall verarbeitenden Industrie<br />
nach, Fertigungsmaterial zur Verfügung zu stellen, das die mechanischen Eigenschaften des Bauteils schon bei<br />
der Lieferung mitbringt. Jede dritte bei LSV produzierte Tonne durchläuft heute dieses Verfahren. Die<br />
eingesetzte Anlagentechnik trägt dabei das komplette Know-how der Einzelstabvergütung der LSV in sich.<br />
In nahezu allen Bereichen der Technik und<br />
Industrie findet der Werkstoff Stahl ein<br />
breites Anwendungsgebiet. Nach der<br />
Herstellung der Stahlprodukte in Form von<br />
Halbzeugen liegen jedoch nur selten<br />
bereits die mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften vor, die für den vorgesehenen<br />
Verwendungszweck benötigt werden.<br />
Mithilfe von Wärmebehandlungen, zum<br />
Beispiel eines Vergütungsprozesses, lässt<br />
sich der Werkstoffzustand derart verändern,<br />
dass Kennwerte wie die Festigkeit,<br />
die Zähigkeit, die Härte oder der Widerstand<br />
gegen abrasiven Verschleiß auf die<br />
Bedingungen der jeweiligen Anwendung<br />
angepasst werden.<br />
Konventionelle Vergütung<br />
Die weitverbreitete konventionelle Vergütung<br />
bringt hierbei einige Schwierigkeiten<br />
mit sich. Aufgrund des Verfahrensablaufes<br />
wird das zu wärmebehandelnde Material<br />
üblicherweise im Umfang von kompletten<br />
Ofenchargen wärmebehandelt. Hierdurch<br />
besteht die Gefahr, dass bei unpassender<br />
Ofenbeladung innen liegende Werkstoffbereiche<br />
nur ungenügend erwärmt werden<br />
und somit eine starke Inhomogenität<br />
innerhalb des Fertigungsloses auftreten<br />
kann. Diese kann sowohl das Festigkeitsspektrum<br />
als auch die Gefügeausbildung<br />
betreffen. Verstärkt wird dieser Effekt<br />
noch durch den Abschreckvorgang, der<br />
insbesondere bei großen Halbzeugen oder<br />
Werkstücken ein großes Fehlerpotenzial<br />
bietet. Gerade innen liegende Ofenbereiche<br />
werden vom Abschreckmedium<br />
schwerer erreicht und es kann zu lokalen<br />
Unterschieden in der Geschwindigkeit der<br />
Abkühlung kommen. Hieraus resultieren<br />
hohe Eigenspannungen, die sich letztlich<br />
in einem nur schwer kontrollierbaren Verzugsverhalten<br />
bei der Weiterverarbeitung<br />
äußern. Auch eine gleichmäßige Temperierung<br />
eines größeren Abschreckbades<br />
stellt eine große technische Herausforderung<br />
dar. Durch die oft langen Haltezeiten<br />
von mehreren Stunden bei hohen Temperaturen<br />
kann es zudem im Randbereich der<br />
Lars Gerritsen, LSV technische Kundenberatung; Michael Maurer, LSV<br />
Qualitätssicherung, LSV Lech-Stahl Veredelung GmbH, Landsberg am Lech.<br />
Kontakt: lars.gerritsen@lech-stahlveredelung.de<br />
Materialien zu starken Entkohlungserscheinungen<br />
kommen.<br />
Induktive Wärmebehandlung<br />
Vergleicht man die bei der LSV Lech-Stahl<br />
Veredelung durchgeführte induktive Wärmebehandlung<br />
mit der zuvor beschriebenen<br />
konventionellen Methode, so sind<br />
grundlegende Prozessunterschiede zu<br />
erkennen. Anstatt die Prozesswärme nur<br />
über die Wärmeübertragungsmechanismen<br />
Strahlung, Konvektion und Wärmeleitung<br />
einzubringen, wird beim induktiven<br />
Prozess die Wärme direkt in den äußeren<br />
Materialbereichen erzeugt und anschließend<br />
über Wärmeleitung in den Kern übertragen.<br />
Hierzu durchläuft das Material Stab<br />
für Stab eine Vielzahl von Induktionsspulen<br />
und wird so über den gesamten Querschnitt<br />
innerhalb kürzester Zeit bis auf<br />
Austenitisierungstemperatur erhitzt.<br />
Das Abschrecken nach der Erwärmung<br />
erfolgt beim induktiven Vergüten über<br />
Ring- und Röhrenbrausen, die das<br />
Abschreckmedium von allen Seiten gleichmäßig<br />
und unter hohem Druck auf die<br />
Staboberfläche sprühen. Als Abschreckmedium<br />
kommen hier, je nach benötigter<br />
Abschreckintensität, Wasser oder Polymeremulsionen<br />
zur Anwendung. Nach<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>TECHNIK</strong> | 37<br />
LSV Lech-Stahl Veredelung GmbH<br />
Das Unternehmen wurde 2012 aus zwei traditionellen Blankstahlunternehmen am Hauptsitz Landsberg am Lech neu<br />
gegründet. Mit über 370 Mitarbeitern produziert das Unternehmen an drei Standorten jährlich rd. 130.000 t Blankstahl.<br />
Als <strong>10</strong>0%ige Tochter der Lech-Stahlwerke GmbH gehört das Unternehmen zur Max-Aicher-Stiftung. In der Max-Aicher-<br />
Stiftung arbeiten mehr als 4.000 Mitarbeiter in 18 Ländern mit Leidenschaft und Technologie-Know-how an<br />
hochwertigen Produkten sowie intelligenten industriellen Verfahren und Dienstleistungen für nachhaltigen Fortschritt. Die<br />
Max Aicher Unternehmensgruppe erwirtschaftet im Durchschnitt rd. 1 Mrd. € im Jahr und produziert allein in Bayern und<br />
Ungarn ganzjährig an die 1,5 Mio. t Stahl. Die Geschäftsfelder sind heute im Einzelnen: Stahl und Produktion, Umwelt und<br />
Recycling, Immobilien und Projekte, Bau und Konstruktion sowie Freizeit und Tourismus.<br />
dem Härten wird auch das induktiv behandelte<br />
Material zur Verringerung von Eigenspannungen<br />
und zur Erhöhung der Zähigkeit<br />
angelassen. Dies erfolgt analog zum<br />
Austenitisieren mithilfe von Induktionsspulen<br />
auf die werkstoff- und festigkeitsabhängige<br />
Anlasstemperatur.<br />
Die zuvor genannten Problematiken bei<br />
der konventionellen Vergütung können<br />
durch die induktive Wärmebehandlung<br />
weitestgehend ausgeschlossen werden.<br />
Durch das einzelne Abschrecken jedes<br />
Stabes werden gleichmäßige Abschreckbedingungen<br />
geschaffen, was sich unweigerlich<br />
auch in homogenen und reproduzierbaren<br />
Wärmebehandlungsergebnissen<br />
äußert. Auch die Ausbildung von inneren<br />
Spannungen durch den Abschreckvorgang<br />
kann auf ein Minimum reduziert werden.<br />
Durch die vergleichsweise sehr kurzen<br />
Prozesszeiten sowohl beim Austenitisieren<br />
als auch beim Anlassen wird die Entstehung<br />
einer starken Randentkohlung<br />
unterbunden. Prozesstechnisch führt der<br />
Einsatz der induktiven Erwärmung ebenfalls<br />
zu Vorteilen im Vergleich zur gas- oder<br />
ölbeheizten Ofenerwärmung. Durch sehr<br />
schnelle Aufheizzeiten steigt die Flexibilität<br />
der Wärmebehandlungsanlagen deutlich<br />
an und auch ein Wechsel der benötigten<br />
Prozesstemperaturen kann schnell und<br />
problemlos realisiert werden. Die bei der<br />
LSV Lech-Stahl Veredelung induktiv vergüteten<br />
Materialien kommen aufgrund der<br />
genannten Vorteile unter anderem im<br />
Bereich der Lenkungsindustrie, der<br />
Antriebstechnik, der Lineartechnik und der<br />
Schraubenindustrie zur Anwendung. Auch<br />
hier kann das Potenzial der eingesetzten<br />
Werkstoffe in Bezug auf die chemische<br />
Analyse und die daraus resultierenden<br />
mechanisch-technologischen Eigenschaften<br />
durch vergleichsweise hohe Härtetemperaturen<br />
voll ausgeschöpft werden, was<br />
zum einen die Flexibilität der generellen<br />
Parameterführung erhöht, zum anderen<br />
aber auch kaufmännische Vorteile bringt,<br />
da der Einsatz von höher legierten und<br />
damit teureren Werkstoffen nicht notwendig<br />
ist.<br />
Induktives Randschichthärten<br />
Das physikalische Prinzip der Induktion<br />
kommt bei der LSV Lech-Stahl Veredelung<br />
auch im Bereich des induktiven Randschichthärtens<br />
zum Einsatz. Das Ziel dieses<br />
Prozesses ist es, am zuvor gefertigten<br />
Blankstahl eine harte und verschleißbeständige<br />
Oberfläche zu erzeugen, wobei<br />
allerdings die vorliegenden Eigenschaften<br />
des Kernmaterials erhalten bleiben sollen.<br />
Verglichen zur induktiven Vergütung zeichnet<br />
sich der Randschichthärteprozess<br />
durch eine vergleichsweise kurze Prozesszone<br />
aus, die der Stabstahl durchläuft.<br />
Dies hat den Hintergrund, dass lediglich<br />
der äußerste Randbereich der Materialien<br />
durch den Härteinduktor erwärmt wird.<br />
Eine Wärmeleitung in den Kernbereich<br />
wird frequenzgesteuert gezielt unterbunden.<br />
Folgend wird die austenitisierte Randschicht<br />
innerhalb kürzester Zeit durch<br />
Ring- und Röhrenbrausen gleichmäßig<br />
abgeschreckt, was in einem starken, lokalen<br />
Härteanstieg resultiert. Im Anschluss<br />
an das Abschrecken der Randschicht wird<br />
üblicherweise auf Temperaturen von 150<br />
bis 200 °C angelassen, um eine Rissgefahr<br />
Randschichthärteanlage am<br />
LSV-Produktionsstandort<br />
Meitingen (Foto: LSV<br />
Lech-Stahl Veredelung)<br />
infolge von hohen Spannungen deutlich zu<br />
verringern. Die durch das Randschichthärten<br />
erzeugbaren Eigenschaften sind beispielsweise<br />
bei Vorliegen von schwingenden<br />
Bauteilbelastungen oder im Bereich<br />
der Lineartechnik gefordert.<br />
Die Prozessüberwachungen der vorgenannten<br />
induktiven Wärmebehandlungsprozesse<br />
orientieren sich allesamt am<br />
Wärmebehandlungsstandard CQI-9. Produktionsbegleitend<br />
sind entsprechende<br />
Serienerprobungen implementiert, die<br />
mithilfe modernster Prüftechnik in den<br />
eigenen Qualitätslaboratorien umgesetzt<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Mit kontinuierlichen Investitionen in die<br />
Anlagentechnik und dem Ausbau der Produktionskapazitäten<br />
stärkt das Unternehmen<br />
seine Marktposition und beweist<br />
Weitblick nicht nur bei Technik und Werkstoff.<br />
Denn neben den Auflagen und Regularien<br />
auf europäischer und deutscher Ebene<br />
sieht sich die LSV Lech-Stahl<br />
Veredelung als bayrisches Unternehmen<br />
in Bezug auf den nicht historisch gewachsenen<br />
Stahlstandort Bayern außerordentlichen<br />
Herausforderungen gegenüber. Das<br />
Unternehmen hat sich gerade im Hinblick<br />
auf Nachhaltigkeit gegenüber den globalen<br />
Marktanforderungen entsprechend positioniert.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
38 | BLECHEXPO<br />
Blechexpo/Schweisstec <strong>2019</strong>: Internationale Fachmessen für Blechbearbeitung und Fügetechnik<br />
Fachmessen zeigen Highlights der<br />
Blechverarbeitung und Fügetechnik<br />
Mit erstklassiger Prozesskompetenz rund um die Bearbeitung von Blechen, Rohren und Profilen heißt die 14.<br />
Blechexpo zusammen mit der 7. Schweisstec ihre Aussteller und Fachbesucher vom 5. bis 8. November <strong>2019</strong> in<br />
Stuttgart willkommen. Die beiden komplementären Branchenveranstaltungen liefern den Fachbesuchern ein<br />
umfassendes Produkt- und Leistungsangebot rund um die thermische und mechanische Be- und Verarbeitung<br />
sowie die Schweiß-, Füge- und Verbindungstechnik.<br />
Das Messedoppel Blechexpo/<br />
Schweisstec findet im Zweijahresturnus<br />
statt. Bereits einige Monate vor<br />
dem Messestart verzeichnete das Messeunternehmen<br />
P. E. Schall GmbH & Co. KG<br />
mit dem Projektleiter für die Blechexpo und<br />
die Schweisstec, Georg Knauer, mehr Aussteller<br />
auf mehr Quadratmetern sowie höhere<br />
Internationalität als vor zwei Jahren. Der<br />
Zuwachs von gut 150 Hauptausstellern und<br />
20 % Hallenfläche mehr als im entsprechenden<br />
Zeitraum 2017 ist bereits gesetzt – es<br />
zeichnet sich ab, dass die Ergebnisse aus<br />
dem Rekordjahr 2017 wohl getoppt werden.<br />
Insgesamt werden rd. 1.500 Aussteller das<br />
Messegeschehen rund um die Blechexpo/<br />
Blechexpo und Schweisstec bieten den<br />
Fachbesuchern ein umfassendes Produktund<br />
Leistungsangebot zu Blechverarbeitung<br />
und Fügetechnik (Foto: P. E. Schall)<br />
Schweisstec in neun Hallen in Stuttgart<br />
bestimmen. Bei den Buchungen und Reservierungen<br />
aus dem nahen und fernen Ausland<br />
gibt es im Vergleich zu 2017 sogar eine<br />
Verdoppelung; schon ein Jahr vor der Messe<br />
waren bezüglich Technologieunternehmen<br />
aus Italien, China, der Türkei und Spanien<br />
die Zahlen aus 2017 überholt worden.<br />
Grund für den Boom ist das strikt praxisorientierte<br />
Konzept des Messedoppels:<br />
Die Blechexpo/Schweisstec deckt alle<br />
relevanten Themen und Trends rund um<br />
die digitalisierte und automatisierte Welt<br />
der Blech- und Metallverarbeitung ab.<br />
Werkstoff Blech dominiert den<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Der Konstruktionswerkstoff Blech ist<br />
zusammen mit Rohr- und Profilmaterialien<br />
zur gebräuchlichen Alternative gegenüber<br />
herkömmlichen Guss- und Stahlbau- sowie<br />
auch zu Kunststoffkonstruktionen gereift.<br />
FEM-optimierte Leichtbau- und modulare<br />
Komponentensysteme prägen das Bild<br />
des modernen, material-, gewicht- und<br />
kostensparenden Fahrzeug-, Maschinenund<br />
Apparatebaus. Umso mehr stehen das<br />
präzise Schneiden, Stanzen und Umformen<br />
von Stahl, Aluminium- und NE-Metall-Blechen<br />
auf der Blechexpo und<br />
Schweisstec im Fokus.<br />
Die Fachbesucher erhalten Lösungen<br />
und Systeme rund um die Vor- und Endbearbeitung,<br />
die Baugruppenkomplettierung<br />
sowie das Oberflächenfinish sichtempfindlicher<br />
Bauteile an die Hand. Auch die<br />
Themen Leichtbau, Konstruktionslösungen,<br />
Handling, Qualitätssicherung, Automatisierung<br />
und Digitalisierung in der<br />
Blechbearbeitung und Fügetechnik werden<br />
umfassend behandelt.<br />
Austausch und Wissenstransfer<br />
Für den intensiven Gedankenaustausch<br />
und Wissenstransfer organisiert die<br />
stahlnews.de GmbH & Co. KG gemeinsam<br />
mit dem Messeveranstalter am Abend des<br />
ersten Messetages am 5. November <strong>2019</strong><br />
einen Experten-Treff. Diese Veranstaltung<br />
steht unter dem Motto „Die Stahlindustrie<br />
in Zeiten von Globalisierung und Industrie<br />
4.0“; namhafte Referenten werden in<br />
Kurzvorträgen Neuigkeiten rund um die<br />
Themen Stahl und Produktion vermitteln.<br />
Auch am darauffolgenden Messetag werden<br />
weitere Vertreter renommierter Unternehmen<br />
Kurzvorträge im Rahmen des<br />
Blechexpo-Forums halten. Fachbesucher<br />
erhalten mit ihrer Teilnahme ein umfangreiches<br />
Wissensupdate.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.blechexpo-messen.de<br />
• P. E. Schall<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
BLECHEXPO | 39<br />
Lösungen aus der Laser- und Plasmatechnologie sowie hocheffiziente Materialhandlingsysteme<br />
Effizienzgewinn mit neuen<br />
Automatisierungslösungen<br />
Microstep Europa GmbH wird auf der diesjährigen Blechexpo am Gemeinschaftsstand mit Partner Teka,<br />
Spezialist für Absauganlagen und Filteranlagen, Innovationen aus dem Bereich Laser- und Plasmatechnologie<br />
präsentieren. Zudem im Fokus bei Microstep: Materialhandlingsysteme, die eine automatisierte Be- und<br />
Entladung von Blechen, Rohren und Profilen ermöglichen. In Sachen Plasmaschneiden erwartet die Besucher<br />
eine Weltpremiere.<br />
Eine Neuheit im Bereich Plasmatechnologie<br />
feiert bei Microstep Weltpremiere<br />
auf der Blechexpo <strong>2019</strong>. So kann<br />
am Stand 74<strong>10</strong> eine multifunktionale<br />
MG-Baureihe live in Aktion erlebt werden,<br />
die mit einem innovativen Fasenaggregat<br />
ausgerüstet ist. Erstmals präsentiert das<br />
Unternehmen an seinem Alleskönner den<br />
neuen Plasmarotator. Dieser verfügt über<br />
einen integrierten Scanner – eine neuartige<br />
Lösung, die mehrere Vorteile vereint:<br />
Die Integration des Scanners in den Plasmarotator<br />
bringt – im Vergleich zu einem<br />
separat auf der Portalbrücke verfahrenden<br />
Scanner – ein Plus an Geschwindigkeit und<br />
Präzision im Scanvorgang und somit im<br />
gesamten Bearbeitungszyklus mit sich.<br />
Mit der neuen Lösung ist keine Offsetkalibrierung<br />
mehr nötig, die Verfahrwege<br />
sind kleiner und auch potenzielle Positionierungsfehler<br />
werden minimiert.<br />
Der Scanner ermöglicht u.a. eine nachträgliche<br />
Anarbeitung von Fasen an bereits<br />
geschnittene Bauteile (ABP ® – Additional<br />
Beveling Process). Zudem sorgt er beim<br />
Zuschnitt von Rohren oder Behälterböden<br />
für eine bisher unvergleichlich hohe Präzision,<br />
da aufgrund der von ihm erhobenen<br />
Daten Abweichungen des zu bearbeitenden<br />
Materials von der Norm kompensiert<br />
werden können.<br />
Als Plasmastromquelle dient auf der<br />
Blechexpo erstmalig die neue Anlage<br />
Microstep rückt neue Lösungen aus der Laser- und Plasmatechnologie in Verbindung<br />
mit hocheffizienten Materialhandlingsystemen zur automatischen Be- und Entladung in<br />
den Fokus (Foto: Microstep Europa)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong><br />
+49 (0) 2595 / 3877-00
40 | BLECHEXPO<br />
Einblick in die Philosophie der Gruppe. Das<br />
gelte für Innovationen im Bereich der Plasma-,<br />
Laser-, Autogen- und Wasserstrahlschneidanlagen.<br />
„Vor allem funktionale<br />
Handlingtechnologien, die die Be- und Entladung<br />
der Werkstücke automatisch übernehmen,<br />
sind ein großer Vorteil für viele<br />
Produktionen weltweit“, so Varga.<br />
Pionier der Digitalisierung mit<br />
Pilotprojekt<br />
Die Baureihe MG <strong>2019</strong> mit dem neuen Plasmarotator inklusive Scanner (Foto: Microstep<br />
Europa)<br />
Q3000 des deutschen Herstellers<br />
Kjellberg Finsterwalde; die Industrie-<br />
4.0-fähige Baureihe ist ab sofort im Handel<br />
erhältlich. Die neue Generation der Plasmaanlagen<br />
verspricht produzierenden<br />
Unternehmen optimierte Prozessabläufe<br />
in deren Fertigung. Dies wird u.a. möglich<br />
durch schnellere Schneidzyklen, verlängerte<br />
Lebensdauer der Verschleißteile und<br />
einer Reihe von eServices wie Fernwartung<br />
und automatische Software-Updates.<br />
Auf der Microstep-MG-Plasmaschneidanlage<br />
können zudem Technologien zum<br />
Bohren, Senken, Gewinden sowie zur<br />
Rohr- und Profilbearbeitung live erlebt werden.<br />
Außerdem können Messebesucher<br />
mehr über neue, innovative Systeme des<br />
Unternehmens zum automatisierten Beund<br />
Entladevorgang erfahren – sei es zum<br />
Materialhandling von Blechen, Rohren<br />
oder Profilen. Die modernen Lösungen<br />
sorgen im Zusammenspiel für noch mehr<br />
Effizienz und Flexibilität in der Fertigung<br />
und sind für unterschiedliche Schneidverfahren<br />
erhältlich (Laser, Plasma, Autogen,<br />
Wasserstrahl).<br />
„Sich verändernde Kundenbedürfnisse<br />
verlangen nach ständig neuen Entwicklungen“,<br />
sagt Dr.-Ing. Alexander Varga, Entwicklungsleiter<br />
der Microstep-Gruppe mit<br />
Sitz in Bratislava. „Unsere Antwort sind gut<br />
durchdachte und prozesssicher funktionierende<br />
Lösungen mit einem hohen Grad an<br />
Multifunktion und stetig steigendem Automatisierungsgrad“,<br />
gewährt Varga einen<br />
In Sachen Digitalisierung ist Microstep ein<br />
Pionier der Branche. Microstep-Systeme<br />
verfügen über entsprechende Kommunikationsschnittstellen,<br />
Sensorik, Analysetools<br />
und Steuerungsmöglichkeiten, um den<br />
Anforderungen einer Smart Factory<br />
gewachsen zu sein und im Verbund mit weiteren<br />
Anlagen einen echten Mehrwert für<br />
die Produktion zu bieten. Welche Möglichkeiten<br />
heutige Anlagen bereits bieten und<br />
welche Potenziale im Verbund mit weiteren<br />
Fertigungsassets gehoben werden können,<br />
zeigt das Unternehmen am Multimediapanel<br />
an seinem Stand auf der Blechexpo.<br />
Beim Mitglied des Verbands Industry Business<br />
Network 4.0 e.V. erhalten die Besucher<br />
einen Einblick in die für den Mittelstand<br />
konzipierte interoperable und skalierbare<br />
Vernetzungslösung „ IndustryFusion“.<br />
IndustryFusion ist die erste herstellerübergreifende<br />
Open-Source-Vernetzungslösung<br />
für Smart Factories, die eine interoperable<br />
Verknüpfung von Maschine,<br />
Fabrik und Cloud-Plattform schafft. Die<br />
Einfachheit der Implementierung ist zentraler<br />
Bestandteil der Lösung und befähigt<br />
somit insbesondere KMUs, die Vorteile<br />
eines breiten Industrie-4.0-Ökosystems zu<br />
nutzen. Mehr zur Vernetzungslösung für<br />
den Mittelstand und zum Pilotprojekt mit<br />
über 30 innovativen Maschinenherstellern<br />
und Softwarepartnern beim Lohnschneidunternehmen<br />
Stürmsfs AG in der Schweiz<br />
erfahren Besucher am Stand.<br />
• Microstep Europa<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
BLECHEXPO | 41<br />
Die Schneidanlage verfügt zusätzlich über eine Technologie zur Abstandskalibrierung<br />
und Reinigung der Düse – beides geschieht automatisch (Foto: Microstep Europa)<br />
Stahl- und Fassadenbauer investiert in Faserlasersystem mit Laserrotator und Scanner<br />
Laserschneidanlage verbessert<br />
Blech-, Rohr- und Profilbearbeitung<br />
Mit Glasfassaden, Treppenkonstruktionen oder Dächern realisiert die Schweizer Rytz AG international<br />
herausragende Projekte und setzt Glanzlichter. Namhafte Hotelketten, Universitäten, aber auch kleinere und<br />
mittlere Unternehmen vertrauen auf die Dienstleistungen des Experten für Metall-, Fassaden- und Stahlbau. Um<br />
sich von Lieferzeiten der Lohnschneidbranche nicht mehr einengen zu lassen und die Produktpalette flexibler<br />
gestalten zu können, schaute sich das Team um Geschäftsführer Marco Rytz nach einer hauseigenen<br />
Schneidlösung um und stieß dabei auf die Microstep Europa GmbH aus Bad Wörishofen.<br />
Am Fuße des Matterhorns, mit<br />
4.478 m einer der höchsten Berge<br />
der Alpen, findet sich im Schweizer<br />
Kanton Wallis das Zermatlantis. Tausende<br />
Besucher informieren sich jährlich in diesem<br />
unterirdisch gelegenen Museum über<br />
die Geschichte des Matterhorns. Einzig<br />
der Eingang befindet sich ebenerdig unter<br />
einem Zeltdach aus Glas. Für die Rytz AG,<br />
ansässig in Zunzgen südöstlich von Basel,<br />
eines der bekanntesten Produkte in der<br />
Geschichte des 1974 gegründeten Unternehmens.<br />
Die international tätige Firma bietet Planung,<br />
Konstruktion und Montage in den<br />
Bereichen Metall-, Fassaden- und Stahlbau<br />
und hat sich vor allem mit ihren individuellen<br />
und architektonischen Lösungen<br />
einen Namen gemacht. Davon zeugen die<br />
Mitarbeit bei anspruchsvollen Projekten<br />
wie eben dem Zermatlantis, aber auch der<br />
Messe Basel, dem Kunsthaus Zürich oder<br />
diversen Hotels namhafter Ketten in Paris,<br />
Tel Aviv oder Jerusalem.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
42 | BLECHEXPO<br />
0001198080_000001<br />
•• Laserschneiden 24-/48-Std.-Service<br />
0001198080_000001 •• Bearbeitungsgröße bis 2000 x 4000 mm<br />
•• Plasmaschneiden Laserrohrbearbeitung bis 3000 x 15000 mm<br />
•• Laserschneiden • Drahterodieren24-/48-Std.-Service<br />
• • Bearbeitungsgröße Blechbearbeitung/Kanten/Schweißen<br />
bis 2000 x 4000 mm<br />
• • Laserrohrbearbeitung<br />
Wasserstrahlschneiden bis 4000 x 4000 mm<br />
• • Drahterodieren<br />
Komplettlösungen/Montage<br />
• • Blechbearbeitung/Kanten/Schweißen<br />
CNC-Fräsen/Drehen/Bohren<br />
Ha-Beck, Inh. Mathias Hasecke • e. e. K. K.<br />
• Wasserstrahlschneiden Industrieservice bis 4000 x 4000 mm<br />
Erodier-, Laser- und Fertigungstechnik<br />
• Komplettlösungen/Montage<br />
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Erodier-, Laser- und Fertigungstechnik<br />
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Burlaer Burlaer Str. Str. Industriegebiet Industriegebiet · 99848 / Sättelstädt Sättelstädt (Eisenach)<br />
Wir stellen aus: Hannover Messe, Halle 4, Stand A 42<br />
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Wir stellen aus: Hannover Messe, Halle 4, Stand A 42<br />
Von der Konstruktion über die<br />
Architektur bis hin zur Montage<br />
Um Kunden optimale Ergebnisse bei den<br />
Projekten aus Glas, Metall oder auch Textilmembranen<br />
liefern zu können, wurde die<br />
Rytz AG in mehrere Sektoren unterteilt:<br />
rytz construct kümmert sich u.a. um Spezialkonstruktionen,<br />
Fassaden oder auch<br />
Balkone, Geländer oder Treppen; rytz<br />
industrie hat sich dem Stahlbau sowie<br />
dem Bau von Industrie- und Gewerbefassaden<br />
verschrieben; rytz produktion<br />
beherbergt beispielsweise Schlosserei<br />
oder Job-Shop-Center und rytz ardiba ist<br />
für Architekturleistungen und Bauausführung<br />
zuständig.<br />
Lohnschneidunternehmen<br />
hemmten Produktionskapazitäten<br />
Über 75 Mitarbeiter und vier Produktionshallen<br />
verfügt der Ausbildungsbetrieb, bei<br />
großen Projekten wird zu den bestehenden<br />
4.000 m2 eine Halle zur Vormontage<br />
dazu gebucht. Um die planungsintensiven<br />
Leistungen und die individuellen Produkte<br />
umsetzen zu können, kommt es nicht nur<br />
auf das Know-how der Mitarbeiter an, sondern<br />
auch auf einen entsprechenden<br />
Maschinenpark oder ein Lieferantennetzwerk,<br />
das die notwendige Flexibilität mitbringt.<br />
Jahrelang vertraute<br />
die Rytz AG auf<br />
die Dienstleistungen<br />
von Lohnschneidunternehmen.<br />
Da<br />
aber die Kundenwünsche<br />
immer aufwendiger<br />
und spezifischer<br />
08 00/5 27 37 83 wurden und die Lieferzeiten<br />
beim Lohn-<br />
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08 00/5 27 37 83<br />
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einschränkten, entschied<br />
man sich, nach<br />
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einer hauseigenen<br />
Lösung zu schauen.<br />
Und hier kam der<br />
Zufall ins Spiel: Marco Rytz, Vorsitzender<br />
der Geschäftsleitung der Rytz AG und großer<br />
Fan des Schiffsbaus, sah im Internet<br />
Videobeiträge von Schiffswerften. Dabei<br />
wurde er auf Microstep aufmerksam, denn<br />
etliche Schiffswerften setzen im Bereich<br />
Zuschnitt auf Technologie von Microstep.<br />
Eine Erstberatung wurde schnell terminiert<br />
und im gemeinsamen Gespräch der<br />
konkrete Bedarf ermittelt. So wurde aus<br />
einer zunächst ins Auge gefassten Plasmaschneidanlage<br />
schließlich ein Faserlasersystem.<br />
Nach der Beratung von Microstep<br />
erkundigte sich das Entscheidungsteam<br />
ausgiebig auch über alternative Hersteller<br />
und deren Lösungen. Am Ende entschied<br />
man sich für die MSF-Baureihe von<br />
Microstep mit Laserrotator zum Fasenschneiden<br />
und neben der Blechbearbeitung<br />
mit Option zur Rohr- und<br />
Profil bearbeitung. „Die Flexibilität der<br />
Technologien hat Microstep sehr interessant<br />
gemacht. Die Vielseitigkeit, die Möglichkeit<br />
zum Fasen und Rohrschneiden<br />
waren entscheidend“, sagt Marco Rytz.<br />
„Jede Anlage, die wir haben,<br />
würden wir nicht mehr hergeben“<br />
Heute sind beinahe drei Jahre seit der<br />
Inbetriebnahme vergangen, nach wie vor<br />
läuft die Laserschneidanlage reibungslos;<br />
Rytz nutzt das Schneidsystem für<br />
eigene Anforderungen wie auch zur<br />
Abarbeitung von Lohnaufträgen. „Die<br />
Anlage ist super leistungsfähig. Als wir<br />
zum Beispiel drei Monate unter Volldruck<br />
waren, da war ich begeistert, wie viel<br />
Leistung die Anlage hat, wieviel Ausstoß<br />
wir hatten“, blickt Fertigungsleiter Christoph<br />
Müller auf 2018 zurück. Auch mit<br />
der Anlagengröße, die für Bleche eine<br />
Arbeitsfläche von 6 m · 2 m aufweist,<br />
zeigt er sich zufrieden. Meist belegt man<br />
wegen der zahlreichen kleinen Aufträge<br />
in unterschiedlichen Blechdicken zwei<br />
Tafeln im Halbformat 1,5 m · 3 m. Der<br />
automatische Wechseltisch, der bei der<br />
Be- und Entladung in die Schneidzone<br />
erheblich Zeit einspart, tut sein Übriges.<br />
„Das Handling ist sehr gut, so wie wir<br />
mit der Anlage arbeiten, sind wir richtig<br />
leistungsaktiv“, so Müller. Der Fertigungsleiter<br />
zeigt sich beim Blick auf die<br />
Microstep-Anlage wie auch auf den<br />
gesamten Technologiepark bestens aufgestellt:<br />
„Jede Anlage, die wir haben,<br />
würden wir nicht mehr hergeben.“<br />
• Microstep Europa<br />
„Wir sind ein Generaldienstleister und kümmern<br />
uns um den gesamten Weg von der Kreation bis<br />
zur Umsetzung. Wir realisieren exklusive<br />
Projekte, fertigen aber ebenso gerne Produkte<br />
für kleinere und mittlere Unternehmen.“<br />
Marco Rytz, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Rytz AG<br />
Ihr Partner für die Lohnspaltung – tafeln und walzen<br />
Unsere Leistungen<br />
Anlieferung & Abholung per:<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong><br />
+49 0209 94070 0
BLECHEXPO | 43<br />
Transfluid: Effektives Umformen, Biegen, Trennen und intelligente Automatisierungssysteme<br />
Lösungen für die Rohrbearbeitung<br />
Präzision und sichere Prozesse sind in der Rohrbearbeitung gefragt. Wie sich beides, abgestimmt auf die<br />
individuellen Herausforderungen unterschiedlichster Branchen, verbinden lässt, zeigt der Hightech-<br />
Maschinenbauer Transfluid Maschinenbau GmbH aus Schmallenberg auf der diesjährigen Blechexpo Anfang<br />
November in Stuttgart.<br />
Wichtig ist uns, zusammen mit<br />
unseren Kunden die ideale<br />
Lösung aus einer Hand zu finden<br />
und zu entwickeln“, erläutert Stefanie Flaeper,<br />
Geschäftsführerin bei Transfluid.<br />
„Dazu haben wir zusätzlich zu unseren Biege-<br />
und Trennmaschinen auch die Maschinenreihe<br />
„t form“ in unserem Portfolio.<br />
Damit lassen sich selbst komplexe Geometrien<br />
umformen. Hinzu kommen unsere<br />
Software „t project“ für eine entsprechende<br />
Softwareverknüpfung und der Bereich<br />
„t motion“. Hier führen unsere Ingenieure<br />
die Bearbeitungsprozesse in leistungsstarken<br />
Automationssystemen zusammen.“<br />
Biegen vom Einzelstück bis zur<br />
Großserie<br />
Um die Biegemaschine besonders wirkungsvoll<br />
in den gesamten Produktionsprozess<br />
einzubinden, hat Transfluid seine<br />
Software „t project“ weiterentwickelt.<br />
Zusätzlich zu den bewährten Möglichkeiten,<br />
wie der Ermittlung von Trennlängen<br />
und der Dokumentation von Rohrdaten,<br />
umfassen die Neuerungen vor allem die<br />
Bedienbarkeit der Maschinensteuerung<br />
sowie das vereinfachte und bedienerfreundlichere<br />
Tool für die Isometrieberechnung<br />
und den Kollisionstest. In der<br />
Erweiterung steuert die Software jetzt<br />
Betriebsabläufe und verknüpft sich mit<br />
Die Transfluid-Lösungen für das effiziente<br />
Biegen umfassen teil- oder vollelektrische<br />
Maschinen sowie Anlagen für sehr kleine<br />
und große Rohrdurchmesser bis zu 325<br />
mm. So ist z.B. die Biegemaschine „t bend<br />
DB 2090-CNC“ effizient einsetzbar für<br />
Rohre bis <strong>10</strong>0 mm in allen Materialien, egal<br />
ob dick- oder dünnwandig. Leistungsstark<br />
ermöglicht sie ebenfalls die Rohrbearbeitung<br />
von Radien mit 1,5-fachem Rohrdurchmesser<br />
oder kleiner. Darüber hinaus<br />
sorgen kurze Rüstzeiten, teilweise unter<br />
<strong>10</strong> min, für mehr Flexibilität bei der Produktion<br />
und die erhöhte Wirtschaftlichkeit. Für<br />
die Fertigung in unterschiedlichen industriellen<br />
Bereichen bietet Transfluid seine<br />
Rohrbiegemaschinen mit einer abgestimmten<br />
Ausstattung an, wie etwa inklusive<br />
einem Radienwechsler oder der Möglichkeit<br />
zum Rohrtrennen auf der<br />
Biegemaschine bei guten Trennergebnissen<br />
und Messerstandzeiten.<br />
Bestens gerüstet<br />
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und fundierte Beratung - dafür steht das Haus rff seit<br />
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nach DIN, EN und ASME geht.<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
44 | BLECHEXPO<br />
sämtlichen Mess- und CAD-Systemen.<br />
„Unser Anspruch war es, dem Bediener<br />
mit der Maschinensteuerung die Möglichkeit<br />
zu geben, Fertigungsabläufe an<br />
der Maschine deutlich zu verbessern.<br />
Und dies sehr einfach und effektiv“,<br />
fasst Benedikt Hümmler, Geschäftsführer<br />
Konstruktion und Produktion bei<br />
Transfluid, die Neuerungen zusammen.<br />
Umformmaschinen für<br />
unterschiedliche Anforderungen<br />
Luxemburgerstraße 61<br />
D-48455 Bad Bentheim-Gildehaus<br />
Tel.: +49 (0) 5924 255390<br />
E-Mail: info@wilberslifting.de<br />
Internet: www.wilberslifting.de<br />
Für die Fertigung in unterschiedlichen industriellen Bereichen bietet Transfluid seine<br />
Rohrbiegemaschinen mit einer abgestimmten Ausstattung an (Foto: Transfluid)<br />
„Wichtig ist uns, zusammen mit unseren<br />
Kunden die ideale Lösung aus einer Hand zu<br />
finden und zu entwickeln.“<br />
Für die immer wieder neuen Herausforderungen<br />
in der Umformtechnik entwickeln<br />
die Experten bei Transfluid permanent<br />
neue Bearbeitungsmethoden, die teilweise<br />
auch werkzeugunabhängig durchgeführt<br />
werden können. Hier schaffen z.B. Stauchmaschinen<br />
wie die „t form REB 632“ mit<br />
unterschiedlichen Ausstattungen und hydraulischem<br />
oder elektrischem Antrieb<br />
Möglichkeiten für die präzise und schnelle<br />
Umsetzung verschiedenster Formen.<br />
Besonderheiten sind die inkrementelle,<br />
also schrittweise, und die Hochgeschwindigkeitsumformung,<br />
die neue Optionen<br />
eröffnet. Hiermit werden Produkte durch<br />
neue Werkstoffe leichter und stärker<br />
belastbar. Ebenso eröffnet die Transfluid-<br />
Rolliertechnik neue Potenziale einer werkzeugunabhängigen<br />
Formgebung.<br />
<br />
<br />
Sauber trennen<br />
Vor dem Biegen<br />
oder Umformen<br />
muss das Rohr<br />
nach wie vor als<br />
Erstes auf die richtige<br />
Länge ge -<br />
bracht werden.<br />
Dafür stehen bei<br />
Transfluid verschiedene<br />
Trennmöglichkeiten<br />
zur<br />
Verfügung, wie<br />
das erwähnte<br />
Messertrennverfahren<br />
auf der Biegemaschine<br />
und<br />
das spanlose<br />
Trennen mit den<br />
Maschinen der<br />
Produktreihe<br />
„t cut“. Beim<br />
Messertrennverfahren<br />
wird mit<br />
fortschrittlichen<br />
Messertechnologien<br />
eine nahezu<br />
absolute Rundheit<br />
nach dem Trennvorgang<br />
sichergestellt.<br />
Die Maschi-<br />
Stefanie Flaeper, Geschäftsführerin bei Transfluid<br />
nen zur spanlosen Rohrtrennung bis<br />
28/50 mm ermöglichen einen schnellen,<br />
unkomplizierten und sauberen Trennschnitt<br />
bei einer beeindruckend hohen<br />
Ausbringung von 1.600 Stück/h – und<br />
das sowohl von der Stange als auch vom<br />
Coil. Die „t cut RTO 628“ verbessert<br />
zusätzlich die Schnittlängen zur Minimierung<br />
von Restlängen und ermöglicht<br />
dank des sauberen Schnittergebnisses<br />
eine unmittelbare Weiterverarbeitung.<br />
Umformungen können direkt an der<br />
Schnittfläche durchführt werden.<br />
Die systematische Verknüpfung<br />
der Rohrbearbeitung<br />
Um Bearbeitungsschritte zielgerichtet zu<br />
verbinden, setzt Transfluid seine Automationssysteme<br />
kundenspezifisch und<br />
individuell ausgerichtet um. Die Auswahl<br />
reicht je nach Anforderung vom einfachen<br />
Handling bis zur Vollautomation<br />
über einen Roboter. Sämtliche Automationssysteme<br />
verfügen über verschiedene<br />
Kontrollmechanismen: Optische<br />
Messeinrichtungen oder mechanische<br />
Kontrollen sorgen für eine gleichbleibend<br />
hohe Qualität der Produkte. Bei<br />
allen Lösungen steht das Prinzip „plug &<br />
play“ einer vollfunktionsfähigen Fertigungszelle<br />
im Fokus. So kann mit der<br />
Produktion direkt gestartet werden.<br />
Mehr zu den technischen Highlights für<br />
die Rohrbearbeitung zeigt Transfluid dann bei<br />
der internationalen Fachmesse in Stuttgart.<br />
• Transfluid Maschinenbau<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
BLECHEXPO | 45<br />
Schweißnahtvorbereitungen an bereits geschnittenen Bauteilen<br />
Nachträgliche Fasenanarbeitung ist eine<br />
effiziente Alternative zum Roboter<br />
Roboter gelten weithin als unverzichtbar, wenn es um das Anarbeiten nachträglicher<br />
Schweißnahtvorbereitungen an bereits geschnittenen Bauteilen geht. Der CNC-Schneidsysteme-Hersteller<br />
Microstep Europa GmbH hat eine Alternative auf den Markt gebracht, die diese vermeintliche Gewissheit ins<br />
Wanken bringt: Das neue Verfahren heißt ABP – Additional Beveling Process – und ermöglicht äußerst präzises<br />
nachträgliches Anfasen auf Portalschneidanlagen.<br />
Das Verfahren, bei geschnittenen Bauteilen<br />
nachträglich Schweißnahtvorbereitungen<br />
anzuarbeiten, ist in einigen<br />
Bereichen der Metall verarbeitenden<br />
Industrie Standard, beispielsweise bei Herstellern<br />
von Maschinen und Materialien für<br />
Kraftwerke, Turbinen, Pumpen oder den<br />
Bergbau. Denn dort wird Stahl häufig auch<br />
in sehr großen Materialdicken verarbeitet.<br />
Und das führt dazu, dass Bauteile, die aus<br />
einem solch dicken Blech geschnitten<br />
wurden, oftmals nicht sofort im Anschluss<br />
– also direkt auf dem verwendeten Autogen-<br />
oder Plasmaschneidtisch – mit einer<br />
Fase versehen werden können. Entweder<br />
aufgrund der gegebenen Restriktionen der<br />
verwendeten Schneidtechnologie oder<br />
weil das Ganze mit einem immensen<br />
Materialverlust einhergehen würde.<br />
ABP auch an Edelstahl und Aluminium<br />
Mit ABP können nicht nur große Blechdicken aus Baustahl bearbeitet<br />
werden, sondern auch dickere Bauteile aus Aluminium und Edelstahl. Dies<br />
belegen Testreihen, die Microstep durchführte. Beispielsweise wurde ein<br />
15 mm dickes Edelstahlblech mit 130 A bearbeitet. Das Ergebnis: die<br />
nachträgliche Anarbeitung von Fasen gelang reibungslos.<br />
„Die Schlacke ist leicht zu entfernen. Das Verfahren liefert beeindruckende<br />
Ergebnisse. Gerade bei Edelstahl spart diese Bearbeitungsweise jede<br />
Menge Material und Handlingkosten“, so Dr.-Ing. Alexander Varga,<br />
Entwicklungschef der Microstep-Gruppe.<br />
Üblichen Verfahren deutlich<br />
überlegen<br />
In der Praxis wird heutzutage bei besonders<br />
großen Materialdicken daher in der<br />
Regel im Rahmen eines zweistufigen Verfahrens<br />
vorgegangen: Zunächst wird mit<br />
einem Schneidsystem die gewünschte<br />
Kontur aus einem Blech geschnitten. Dann<br />
muss das fertige Bauteil entnommen und<br />
zu einem neuen Bearbeitungsplatz transportiert<br />
werden. Dort wird das Bauteil<br />
dann von einem Roboter bearbeitet und<br />
nachträglich mit den benötigten Schweißnahtvorbereitungen<br />
versehen.<br />
Microstep bietet eine neue Lösung für<br />
das nachträgliche Anfasen, die hinsichtlich<br />
Effizienz und Qualität dem bisher üblichen<br />
Verfahren weit überlegen ist. Gleichzeitig<br />
wird dabei im Vergleich zur Anschaffung<br />
eines Roboterarbeitsplatzes nur ein Bruchteil<br />
der Investitionskosten fällig. Das Verfahren<br />
heißt ABP – Additional Beveling<br />
Der Scanner ermittelt die exakte Position des Bauteils auf dem Schneidtisch (Foto:<br />
Microstep Europa)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
46 | BLECHEXPO<br />
Damit diese Technologie auch für das<br />
nachträgliche Anfasen verwendet werden<br />
kann, muss das CNC-Schneidsystem<br />
lediglich mit dem zusätzlichen ABP-Laserscanner<br />
ausgerüstet werden. Folgendermaßen<br />
läuft der Prozess anschließend ab:<br />
Zunächst wird die 2-D-Zeichnung des zu<br />
bearbeitenden Bauteils in die CAM-Software<br />
„AsperWin ® “ von Microstep eingelesen.<br />
Dann definiert der Maschinenbediener<br />
in einem benutzerfreundlichen<br />
Interface die nachträglich anzubringenden<br />
Fasen. Anschließend generiert das System<br />
den Schneidplan für den Fasenschnitt.<br />
Um die exakte Position des zu bearbeitenden<br />
Bauteils auf dem Schneidtisch zu finden,<br />
verwendet die Maschine den ABP-Laserscanner.<br />
Während des Scan- Vorgangs werden<br />
die programmierte und die reale Kontur<br />
des Bauteils verglichen. Nach anschließender<br />
Überprüfung des Startpunktes beginnt<br />
der Schneidvorgang. Dabei können V-, Y- und<br />
unter bestimmten Bedingungen auch X- und<br />
K-Fasen realisiert werden. Das System kann<br />
ebenso Teile scannen und bearbeiten, die mit<br />
gänzlich anderen Technologien vorgefertigt<br />
wurden. Um dauerhaft höchste Genauigkeit<br />
zu gewährleisten, wird der Scanner automatisch<br />
kalibriert – auf diese Weise wird eine<br />
perfekt synchronisierte Aufstellung von<br />
Scanner und Rotator erreicht.<br />
Mit dem endlosdrehenden Rotator können V-, Y- und unter bestimmten Bedingungen<br />
sogar X- und K-Fasen nachträglich angearbeitet werden (Foto: Microstep Europa)<br />
Neues Verfahren birgt viele<br />
Vorteile<br />
Process – und wurde von der Firma<br />
Microstep entwickelt.<br />
Initiale Frage: Warum wird<br />
überhaupt ein Roboter benötigt?<br />
„Die initiale Fragestellung war aus unserer<br />
Sicht, warum für das nachträgliche Anbringen<br />
von Schweißnahtvorbereitungen überhaupt<br />
ein Roboter benötigt wird“, erklärt Dr.<br />
Alexander Varga, Entwicklungschef und<br />
Gründer der Microstep-Gruppe. Denn<br />
moderne CNC-Schneidsysteme von Microstep<br />
sind mit einem endlosdrehenden Rotator<br />
ausgestattet und verfügen damit<br />
bereits über die Möglichkeit, an Blechen,<br />
Rohren, Profilen und Behälterböden präzise<br />
Fasenschnitte bis 45° (Laser, Wasserstrahl),<br />
52° (Plasma) und sogar bis 65° (Autogen)<br />
vorzunehmen.<br />
ABP-Scanner eröffnet völlig neue<br />
Möglichkeiten<br />
Im Vergleich zur Bearbeitung fertiger Bauteile<br />
mit einem Roboter besticht das System<br />
mit einer ganzen Reihe von Vorteilen:<br />
Die komplette Bearbeitung (2-D-Zuschnitt<br />
und nachträgliches Anfasen) findet an<br />
einer Maschine statt – das spart Platz in<br />
der Produktion und vermindert den Aufwand<br />
bezüglich des Bauteilehandlings<br />
erheblich. Zudem sind die Investitionskosten<br />
für die zusätzliche Ausrüstung des<br />
Schneidsystems mit einem ABP-Laserscanner<br />
im Vergleich zur Einrichtung eines<br />
kompletten Roboterarbeitsplatzes äußerst<br />
gering. Und das Schneidergebnis auf einer<br />
Portalmaschine ist aufgrund der höheren<br />
Steifigkeit des Systems – auch beim<br />
Fasenschneiden – nach wie vor präziser.<br />
• Microstep Europa<br />
NAUMANN <strong>STAHL</strong> IST QUALITÄT.<br />
Blechexpo<br />
<strong>2019</strong><br />
05.-08.11.<br />
Stuttgart<br />
naumann-stahl.de<br />
Artur Naumann Stahl AG auf der Blechexpo <strong>2019</strong><br />
WIR FREUEN UNS AUF SIE IN HALLE <strong>10</strong> / STAND <strong>10</strong>214<br />
Im letzten Jahr haben wir einiges bewegt: Mit dem Umzug nach Neuss stehen uns eine<br />
breitere Produktpalette mit größeren Lagerkapazitäten, eine verbesserte Logistik und<br />
zusätzliche Servicemöglichkeiten zur Verfügung. Leistungsvielfalt über die es sich zu<br />
sprechen lohnt.<br />
Seien Sie unser Gast auf dem BDS-Gemeinschaftsstand<br />
unter dem Motto „Treffpunkt Stahlhandel“!<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
BLECHEXPO | 47<br />
Cloudlösungen für mehr Effizienz in der Blechbearbeitung<br />
Virtuelle Ladentheke für Blechteile<br />
Das industrielle Internet der Dinge (IIOT) ist in aller Munde. Blechbearbeiter aller Größen können ihren eigenen Weg<br />
des digitalen Wandels gehen und ihre Effizienz steigern, ohne ihre EDV-Abteilung zu vergrößern. Wie das geht, zeigt<br />
der IT-Spezialist Lantek Systemtechnik GmbH aus Darmstadt mit seinen weiterentwickelten Cloudlösungen. Über<br />
die Cloudplattform „Lantek 360“ läuft auch „Lantek MetalShop“ zur Einrichtung eines Webshops.<br />
Blechteile ganz einfach und rund um<br />
die Uhr online bestellen, das können<br />
Betriebe ihren Kunden jetzt mit der<br />
Software „Lantek MetalShop“ bieten –<br />
insbesondere Lohnfertiger dürften sich für<br />
diese weitere Möglichkeit der Kontaktaufnahme<br />
interessieren. An der virtuellen<br />
Theke laden ihre Kunden dann selbst die<br />
Daten für gewünschte Teile hoch – und<br />
haben umgehend ein valides Angebot, das<br />
sie ebenso schnell online bestätigen können.<br />
„Für uns ist MetalShop der logische<br />
letzte Schritt, der das Konzept unserer<br />
cloudbasierten Plattform Lantek 360<br />
abrundet“, sagt Christoph Lenhard,<br />
Lantek-Vertriebsleiter für die DACH-Region.<br />
„Dank der Einbindung des Webshops<br />
in die gesamte Softwaresuite können<br />
Blechbearbeiter ihren Kunden nicht<br />
nur solide kalkulierte Preise und verlässliche<br />
Lieferzeiten bieten, die Kunden können<br />
auch ihre bisherigen Bestellungen aufrufen<br />
und auf früher produzierte Teile<br />
zugreifen. Aus Gesprächen wissen wir,<br />
dass insbesondere jüngere Fachkräfte dieses<br />
Tool nutzen möchten, um in der Branche<br />
auf sich aufmerksam zu machen, neue<br />
Kunden zu gewinnen und Aufträge zu<br />
bekommen.“<br />
Der IT-Spezialist hat Lantek 360 extra<br />
für die Bedürfnisse der Blechbearbeitung<br />
entwickelt – ganz gleich, wie groß der<br />
Betrieb ist. Mithilfe der Cloudtechnologien<br />
nutzen Unternehmen ihre ohnehin vorhandenen<br />
Daten besser, weil aufwendige<br />
Rechenleistungen ausgelagert werden<br />
und die Anwendungen die hauseigenen<br />
Systeme nicht belasten, zudem leichter<br />
verfügbar sind. Für die Cloudanwendungen<br />
von Lantek braucht es keine zusätzliche<br />
Hard- und Software und auch kein<br />
weiteres IT-Personal, denn für Verfügbarkeit,<br />
Pflege und Sicherheit der Anwendung<br />
und Daten sorgen Lantek und der<br />
Clouddienstleister. Zudem können Nutzer<br />
übers Internet von überall auf ihre Daten<br />
zugreifen, was maximale Flexibilität bei<br />
standortübergreifenden Prozessen bietet,<br />
mobiles Arbeiten ermöglicht und Verlässlichkeit<br />
bedeutet, da die Daten nicht nur an<br />
einem Ort liegen und jeder Anwender mit<br />
immer aktuellen Werten arbeitet. Der Service<br />
ist mit wenigen Klicks gebucht, ebenso<br />
schnell wieder abbestellt und kostet<br />
lediglich eine Monats- oder Jahresgebühr.<br />
Sicherheit mit „Sherlock“<br />
Sicherheitsbedenken sind für viele Unternehmen<br />
das große Hindernis, Cloudanwendungen<br />
in Erwägung zu ziehen. Für den<br />
geschützten Datentransfer zwischen dem<br />
Unternehmen und der Cloud hat Lantek<br />
„Sherlock“ entwickelt – denn nach dem<br />
Hybrid-Cloud-Modell<br />
entstehen die<br />
Daten im Unternehmen<br />
und werden<br />
auch dort gespeichert,<br />
ihre Bearbeitung<br />
erfolgt aber im<br />
externen Netzwerk,<br />
wofür die Software<br />
automatisch alle<br />
relevanten Parameter<br />
in die Cloud holt.<br />
Zwischen Betrieb<br />
und virtuellem<br />
Netzwerk schützen<br />
Codierungstechniken,<br />
Kommunikationsisolierung,<br />
Keyverschlüsselungen<br />
und Benutzerauthentifizierungen<br />
die Daten vor unbefugtem<br />
Zugriff.<br />
Die Software<br />
„Lantek Analytics“<br />
ermöglicht kleinen<br />
und mittleren<br />
Unternehmen, was<br />
bisher nur kostspielige<br />
Sonderentwicklungen<br />
von Consulting-Unternehmen<br />
leisteten: Es ist die<br />
cloudbasierte Komplettlösung für die<br />
Geschäftsanalytik in der Blechbearbeitung.<br />
Mit ihren beiden Modulen für die Fertigungsanalyse<br />
und für die Kundenanalyse ist<br />
sie auf die Produktionsdaten zugeschnitten,<br />
die in der Lantek-Softwaresuite des<br />
Unternehmens entstehen. Jeder Betrieb<br />
kann sie mit den eigenen Leistungskennzahlen<br />
individuell nutzen. Sie analysiert<br />
automatisch alle relevanten Parameter und<br />
beantwortet gezielte Fragen für strategische<br />
Entscheidungen der Geschäftsleitung<br />
oder zur Optimierung der Produktion.<br />
• Lantek Systemtechnik<br />
Radiant heat<br />
With space-saving installation<br />
on the roof of the hall, PENDER<br />
radiant heating systems provide<br />
comfortable warmth at floor level.<br />
saves up to<br />
35% energy<br />
The heat<br />
lies on<br />
the floor<br />
RADIANT HEATING<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
48 | BLECHEXPO<br />
Neues Verfahren für das Nesting in der Blechbearbeitung<br />
Projekt erforscht neue Algorithmen und<br />
Bearbeitungsstrategien<br />
Lantek Systemtechnik GmbH aus Darmstadt, multinationaler Konzern und Vorreiter in der digitalen<br />
Transformation der Blech- und Metallindustrie, hat einen Kooperationsvertrag mit dem Baskischen Zentrum für<br />
Angewandte Mathematik (BCAM) geschlossen, um in einem Projekt neue Algorithmen und<br />
Bearbeitungsstrategien zu erforschen.<br />
Gegenstand der Vereinbarung ist die<br />
Berechnung der Verschachtelung<br />
von Teilen auf dem Blech. Ihr Inhalt<br />
ist die Entwicklung neuer angewandter<br />
mathematischer Modelle und Algorithmen.<br />
Das Ziel ist eine Softwarelösung,<br />
die mit innovativen Strategien und Verfahren<br />
den zunehmend komplexen Anforderungen<br />
der Blechbearbeitung entspricht<br />
und die Effizienz der Berechnung<br />
auf ein neues Niveau hebt. Denn der<br />
Schwierigkeitsgrad der Szenarien, die<br />
von der Blechbearbeitung bewältigt werden<br />
müssen, nimmt stetig zu. Gefordert<br />
sind Lösungen, die auch dann Maschinenkapazitäten<br />
maximal ausschöpfen<br />
können, wenn die Berechnung der<br />
Bearbeitungsverfahren und die Optimierung<br />
des Materialverbrauchs äußerst<br />
kompliziert sind.<br />
Lantek und das Forschungszentrum BCAM suchen gemeinsam nach neuen Verfahren<br />
für die Verschachtelung in der Blechbearbeitung (Foto: Lantek)<br />
Auf der Suche nach einem neuen,<br />
effizienten Algorithmus<br />
BCAM, das internationale Forschungszentrum<br />
auf dem Gebiet der Angewandten<br />
Mathematik, beschäftigt derzeit mehr als<br />
90 hochrangige Forscher in verschiedenen<br />
Bereichen wie z.B. der Datenwissenschaft<br />
bis zur mathematischen Modellierung. Es<br />
wurde 2008 von der baskischen Regierung,<br />
der Universität des Baskenlandes<br />
sowie der baskischen Stiftung für Wissenschaft,<br />
Ikerbasque, ins Leben gerufen und<br />
wird auch von der Provinzregierung von<br />
Bizkaia und der Baskischen Innovationsagentur<br />
Innobasque unterstützt.<br />
Lantek strebt seit seiner Gründung<br />
nach Spitzenleistungen im Softwareengineering,<br />
entwickelt Produkte und setzt<br />
seine Kenntnisse aus der mathematischen<br />
Modellierung ein, um der Blechbearbeitung<br />
immer bessere Lösungen anzubieten.<br />
Eines der wichtigsten Forschungsgebiete<br />
in der gesamten Unternehmensgeschichte<br />
war und ist die optimale Anordnung von<br />
2-D-Schneidteilen auf einem großen,<br />
rechteckigen Blech, um den Metallschrott<br />
auf ein Minimum zu reduzieren. Denn die<br />
Industrie ordnet mithilfe von Verschachtelungsprozessen<br />
die zu schneidenden Teile<br />
optimal auf dem Blech an, um das Material<br />
bestmöglich zu nutzen, Schnittverluste zu<br />
vermeiden und die Schneidzeit der Maschine<br />
zu optimieren. Lantek sieht seine Aufgabe<br />
darin, die dafür eingesetzten Verfahren<br />
ständig zu verbessern, und erreicht<br />
dieses Ziel durch die Anwendung eines<br />
effizienten Algorithmus, mit dem die<br />
2-D-Schachtelung anhand verschiedener<br />
Lösungsansätze optimiert werden kann.<br />
In der ersten Phase der Zusammenarbeit<br />
von Lantek und BCAM sollen<br />
zunächst neue Verfahren für die Verschachtelung<br />
selbst gefunden werden.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
BLECHEXPO | 49<br />
„Wir sind fest davon überzeugt, dass diese<br />
Zusammenarbeit mit BCAM zu wesentlichen<br />
Verbesserungen für unsere Kunden beim<br />
Nesting führen wird, damit sie in einem<br />
vernünftigen Zeitrahmen ihren Metallschrott<br />
reduzieren können.“<br />
Dafür bringen die Forscher der BCAM-Abteilung<br />
Computermathematik ihre Expertise<br />
in der geometrischen Modellierung<br />
und Optimierung in die Zusammenarbeit<br />
mit Lantek ein – mit folgenden Zielen:<br />
• Entwicklung eines effizienten Algorithmus<br />
als Lösung für die 2-D-Schachtelung<br />
von Metallteilen.<br />
• Entwurf diskreter Grenzmessungen,<br />
basierend auf der Aneinanderreihung<br />
lokaler Formen.<br />
• Verbesserung der aktuellen Methode,<br />
die über die Darstellung der Begrenzung<br />
die Flächen (Pixel) selbst abbildet.<br />
• Entwicklung einer Software, die es<br />
ermöglicht sowohl die Berechnungszeit<br />
zu verkürzen als auch die Materialausnutzung<br />
zu optimieren.<br />
Der Fokus der aktuell angewandten Methoden<br />
liegt auf der Verbesserung der geometrischen<br />
Darstellung von Objekten und der<br />
Optimierung lokaler Lösungen zwischen<br />
den Eckpunkten verschiedener Teile.<br />
Laut Michael Barton, Projektleiter bei<br />
BCAM, besteht bei der Zusammenarbeit<br />
die größte Herausforderung aus mathematischer<br />
und computertechnischer Sicht<br />
darin, eine sehr präzise Lösung zu finden<br />
und zugleich die Rasterung so klein wie<br />
möglich zu halten, um den Algorithmus zu<br />
vereinfachen und übermäßige Rechenzeiten<br />
zu vermeiden. Wie sich schon jetzt<br />
zeigt, eröffnet sich für Lantek durch die<br />
Zusammenarbeit mit BCAM die Möglichkeit,<br />
die Verschachtelung von Blechteilen<br />
mithilfe völlig neuer und innovativer Ansätze<br />
zu verbessern, die signifikante Vorteile<br />
mit sich bringen und die Leistungsfähigkeit<br />
der Blechindustrie steigern können.<br />
„Lantek war schon immer führend bei<br />
der Entwicklung von fortschrittlichen Softwarelösungen<br />
– wie etwa Lantek Expert<br />
–, die Unternehmen der Blech- und Metallbranche<br />
das Schachteln von Schneidteilen<br />
ermöglichen. Dank der Zusammenarbeit<br />
mit BCAM gewinnen wir leistungsfähige<br />
Ressourcen in Forschung und Entwicklung<br />
Asier Ortiz, Technischer Direktor von Lantek<br />
für die Untersuchung mathematischer Probleme<br />
im Allgemeinen und zur Verbesserung<br />
der Verschachtelung im Besonderen.<br />
In der Forschungskooperation mit BCAM<br />
werden wir uns mit der Entwicklung eines<br />
effizienten Algorithmus´ befassen, der die<br />
Materialausnutzung optimiert sowie die<br />
Blechreste und die Rechenzeiten reduziert“,<br />
erklärt Asier Ortiz, Technischer<br />
Direktor von Lantek.<br />
„Förderung von Innovation ist Teil<br />
unserer DNA“<br />
Seit Gründung des Zentrums sei der Wissenstransfer<br />
in die Industrie eine der Prioritäten<br />
des BCAM, sagt dessen wissenschaftlicher<br />
Leiter Jose A. Lozano. Dafür<br />
sei auch die „Knowledge Transfer Unit“<br />
(KTU, Einheit für den Wissenstransfer)<br />
geschaffen worden – „eine Plattform zur<br />
Entwicklung mathematischer Lösungen<br />
für wissenschaftliche Herausforderungen,<br />
basierend auf praktischen Anwendungen<br />
und der Zusammenarbeit mit der Industrie“.<br />
Wie er erläutert, bestehen Kooperationen<br />
dieser Art aus „strategischen Vereinbarungen,<br />
FuE-Projekten, Austausch<br />
gemeinsamer Standpunkte, Schulungen,<br />
Betreuung von Master- und Promotionsstudierenden<br />
sowie der Organisation von<br />
öffentlichen Aktionen“.<br />
Entsprechend umfasst die Vereinbarung<br />
zwischen BCAM und Lantek auch die<br />
Ausschreibung eines internationalen Studienplatzes<br />
für einen Doktoranden, der<br />
gemeinsam mit den Forschern von Lantek<br />
die verschiedenen Lösungsansätze untersucht,<br />
um herauszufinden, welche Algorithmusoptionen<br />
hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit<br />
und den Ergebnissen der<br />
Konzeptstudien die besten sind. Am Ende<br />
des auf vier Jahre angelegten Projektes<br />
soll eine Doktorarbeit veröffentlicht werden.<br />
• Lantek<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong><br />
knauf-interfer.de
50 | BLECHEXPO<br />
Kasto Maschinenbau: Lagerung und Handhabung von Blechen<br />
Vollautomatisch aus dem Lager auf die<br />
Maschine<br />
Auf der Blechexpo <strong>2019</strong> in Stuttgart demonstriert die Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG ihre umfassende<br />
Kompetenz in der Entwicklung ganzheitlicher Lösungen zur Lagerung und Handhabung von Blechen und<br />
anderen flächigen Gütern.<br />
Besucher können sich in Halle 1 auf<br />
Stand 1206 u.a. über das kompakte<br />
und standardisierte Turmlagersystem<br />
Kasto Ecostore informieren, das durch<br />
eine hohe Lagerdichte und kurze Zugriffszeiten<br />
überzeugt. Ebenfalls zu sehen ist<br />
ein automatischer Manipulator für Bleche,<br />
mit dem Anwender eine nahtlose Verbindung<br />
zwischen Lager und Bearbeitungsmaschinen<br />
realisieren können.<br />
Das Kasto Ecostore fasst je nach Ausführung<br />
Bleche, Paletten und andere flächige<br />
Güter mit 1.524 mm Breite und wahlweise<br />
3.048 oder 4.000 mm Länge. Die<br />
Systemhöhe beträgt bis zu 8 m und lässt<br />
sich flexibel wählen – genau wie die jeweiligen<br />
Beladehöhen: Anwender können pro<br />
Lagersystem bis zu drei unterschiedliche<br />
Höhen zwischen 50 und 950 mm definieren.<br />
Dies sorgt für eine besonders hohe<br />
Lagerdichte, zudem lässt sich die Raumhöhe<br />
durch die Turmbauweise optimal<br />
ausnutzen. Die Ladungsträger werden<br />
automatisch ein- und ausgelagert und mit<br />
einem Hubwerk auf die optimale Be- und<br />
Entladehöhe gebracht. Ein zusätzliches<br />
Hubmittel wie etwa ein Gabelstapler ist<br />
zur Kassettenauslagerung nicht erforderlich.<br />
Dies sorgt für kurze Zugriffszeiten und<br />
eine ergonomische Arbeitsweise.<br />
Dynamische Ein- und<br />
Auslagervorgänge<br />
Die Antriebstechnik des Lagers ist mit<br />
modernen Frequenzumrichtern von<br />
besteht aus genormten Walzprofilen und<br />
ist gemäß der geltenden Erdbebenrichtlinien<br />
dimensioniert. Ein umfassendes<br />
Sicherheitskonzept auf Basis eines Safetysteuerungssystems<br />
beuge Fehlfunktionen<br />
vor und verhindere kostspielige Stillstandzeiten.<br />
Darüber hinaus verfügt der Kasto<br />
Ecostore serienmäßig über die Maschinensteuerung<br />
„Smartcontrol” des Unternehmens.<br />
Diese sei dank eines intuitiven<br />
User Interface mit Touchscreen einfach zu<br />
bedienen. Das erlaube schnelles und fehlerfreies<br />
Arbeiten, auch bei häufig wechselndem<br />
Bedienpersonal. Zudem ließe<br />
sich das Lager aufgrund seiner kompakten<br />
Abmessungen auch gut in Maschinennähe<br />
installieren.<br />
Maßgeschneiderte Manipulatoren<br />
Kasto zeigt auf der Blechexpo u.a. das kompakte und standardisierte Turmlagersystem<br />
Kasto Ecostore (Foto: Kasto Maschinenbau)<br />
Siemens ausgestattet, der Antriebsmotor<br />
stationär angebracht. Dies ermögliche<br />
besonders dynamische und präzise Einund<br />
Auslagervorgänge. Robuste Rollenketten<br />
stellten einen langlebigen und wartungsarmen<br />
Betrieb sicher. Der Stahlbau<br />
Für die optimale Anbindung automatischer<br />
Blechlagersysteme an Stanz- und Laserschneidmaschinen<br />
hat Kasto maßgeschneiderte<br />
Manipulatoren im Portfolio.<br />
Einer davon ist in diesem Jahr auch auf der<br />
BlechExpo zu sehen. Er verfügt sowohl<br />
über eine Vakuumtraverse als auch eine<br />
Rechentraverse. Mit der Vakuumtraverse<br />
können paketweise aus dem Lager bereitgestellte<br />
Bleche vereinzelt und auf dem<br />
Tisch der jeweiligen Bearbeitungsmaschine<br />
abgelegt werden. Gestanzte oder<br />
gelaserte Einzelteile sowie das verbleibende<br />
Restgitter lassen sich mithilfe der<br />
Rechentraverse aus dem Arbeitsbereich<br />
der Maschine entnehmen. Dies ermögliche<br />
eine mannlose Fertigung mit hohem<br />
Durchsatz und entlaste die Mitarbeiter von<br />
der mühsamen und risikobehafteten Handhabung<br />
der großformatigen Bleche. Damit<br />
seien die Manipulatoren für Stahlhändler<br />
wie für industrielle Fertigungsunternehmen<br />
gleichermaßen geeignet.<br />
• Kasto Maschinenbau<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
BLECHEXPO | 51<br />
technotrans: Beölung für die Automotive-Branche<br />
Großanlage sprüht ohne Druckluft<br />
Die Sprühbreite von bis zu 4.600 mm in Verbindung mit dem druckluftfreien Sprühen sind die herausragenden<br />
Merkmale der Sprühbeölung „spray.xact 5000“ der technotrans SE aus Münster. Auf der Blechexpo <strong>2019</strong> in<br />
Stuttgart zeigt das Unternehmen diese und weitere Lösungen, mit denen sich Metallverarbeitern neue<br />
Möglichkeiten eröffnen. Im Mittelpunkt steht dabei die ebenso sichere wie nachhaltige und effiziente<br />
Produktion.<br />
Ob Coilbänder, Platinen oder Formteile<br />
– mit einer Sprühbeölung ohne<br />
Druckluft können Anwender nachhaltiger<br />
produzieren und dabei Geld sparen“,<br />
sagt Alois Scharf, Leiter Business<br />
Unit Ink and Fluid Technology bei<br />
technotrans. Bei den Anlagen gibt es keinen<br />
Verlust in Form von ungenutztem<br />
Ölnebel, dementsprechend ist auch eine<br />
Absauganlage nicht notwendig. Eine<br />
besonders genaue Dosierung der etablierten<br />
Technik bewältigt das Unternehmen<br />
nicht nur im kleinen Raster von 50 mm je<br />
Düse, sondern auch in der Sprühbreite von<br />
bis zu 4.600 mm.<br />
Die servicefreundliche Großanlage<br />
spray.xact 5000 eignet sich insbesondere<br />
für das Beölen im Karosserieaußenhautbereich<br />
und punktet in allen anderen Bereichen<br />
mit den bekannten Vorteilen der<br />
technotrans-Beölungen: In den Sprühkammern<br />
verhindert ein patentiertes umlaufendes<br />
Bürstensystem das Austreten von<br />
Schleppöl und dank elektronisch einstellbarer<br />
und angesteuerter Ventile entfallen<br />
aufwendige manuelle Einstellungsvorgänge<br />
an den Sprühdüsen, wie sie bei herkömmlichen<br />
Geräten notwendig sind.<br />
Zudem erfolgt die Öltemperierung direkt<br />
an der Düse, um die Flüssigkeit auf einem<br />
konstanten Temperaturniveau zu halten.<br />
Ein automatischer Düsencheck sowie die<br />
komfortable Eingabe von Sprühmustern<br />
mit Ladefunktion von CAD-Daten der Platinenkonturen<br />
vervollständigen die Anlage.<br />
Für Umformpressen oder Feinschneidanlagen<br />
entwickelt wurde hingegen die<br />
„spray.xact c“mit geteiltem Sprühgehäuse,<br />
die technotrans auf der Messe zeigt.<br />
Dies vereinfacht den Coilbandeinzug,<br />
indem Antriebe die obere Gehäusehälfte<br />
nach oben verfahren und so den Einzugsspalt<br />
vergrößern. Zur Produktion wird die<br />
Kammer wieder geschlossen.<br />
Das Portfolio der technotrans vervollständigen<br />
die „spray.xact easy“ für einfache<br />
Anwendungen<br />
jetzt<br />
mit bis zu zwölf<br />
statt vier Sprühdüsen<br />
oder die<br />
„spray.xact reflection“<br />
für den<br />
Einsatz an<br />
schmalen Bändern<br />
an Stanzautomaten.<br />
Mit<br />
komfortablen<br />
Möglichkeiten<br />
für Ferndiagnose<br />
und -zugriff<br />
können mögliche<br />
Stillstandszeiten<br />
der<br />
zuverlässigen<br />
Anlagen noch<br />
weiter reduziert<br />
werden. „Entscheidend<br />
ist,<br />
dass wir unseren<br />
Kunden<br />
damit konkrete<br />
Vorteile in der<br />
Prozesssicherheit<br />
und dem<br />
-monitoring bieten“,<br />
sagt<br />
Scharf. „Ressourcen<br />
sparen<br />
und durchgängig<br />
sicher produzieren<br />
sind<br />
die maßgeblichen<br />
Herausforderungen,<br />
für die wir in<br />
Stuttgart<br />
Lösungen<br />
anbieten.“<br />
• technotrans<br />
Die Großanlage spray.xact 5000 eignet sich insbesondere für<br />
das Beölen im Karosserieaußenhautbereich (Foto: technotrans)<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
52 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Sprechendes Blech<br />
Dillinger digitalisiert die<br />
Wertschöpfungskette<br />
Mit Hochdruck arbeitet der Grobblechhersteller Dillinger an der Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Dabei<br />
setzt das Unternehmen im Innovationsmanagement auf Design-Thinking-Prozesse, um aktuellen und künftigen<br />
Bedürfnissen der Kunden bestmöglich gerecht zu werden. Erstes Produkt dieser kundenzentrierten<br />
Entwicklungsmethode ist die App E-Connect, die Kunden weltweit blechspezifische Informationen per Barcode-<br />
Scan sofort zur Verfügung stellt. Diese Daten des „sprechenden Blechs“ kann der Nutzer mit einer Vielzahl an<br />
Services und Berechnungstools auf der übergeordneten E-Service-Plattform verknüpfen.<br />
Der Stahlhersteller Dillinger ist immer<br />
auf der Suche nach der neuen, noch<br />
besseren Lösung, um Kundenerwartungen<br />
proaktiv zu erfüllen. Deshalb nutzt<br />
das Unternehmen auch die Potenziale der<br />
Digitalisierung, um die Zusammenarbeit<br />
durch neue Services zu optimieren. Basis<br />
und zentrales Element ist die auch für<br />
mobile Endgeräte ausgelegte Kundeninformations-Plattform<br />
E-Service. Mithilfe dieses<br />
intuitiven Tools auf der Dillinger Website<br />
haben Händler und Verarbeiter<br />
direkten Zugriff auf alle relevanten Daten<br />
rund um ihre Bestellungen – wahlweise in<br />
deutscher, englischer oder französischer<br />
Sprache. Ein Produktfinder hilft ihnen bei<br />
der Auswahl der für ihre Anforderungen<br />
am besten geeigneten Stahlsorte. Machbarkeitsprüfungen<br />
und Hinweise auf eventuelle<br />
Zusatzanforderungen wie Ultraschallprüfungen<br />
machen so aus dem<br />
umfangreichen Lieferprogramm ein maßgeschneidertes<br />
Angebot.<br />
Neben der Lieferhistorie stehen dem<br />
Kunden alle relevanten Auftragsdaten wie<br />
Rechnungen, Zeugnisse und Zertifikate<br />
jederzeit zum Download zur Verfügung.<br />
Auch Werkstoffblätter, Normen, Spezifikationen<br />
sowie alle Zulassungen sind hier<br />
dank der komfortablen Such- und Sortierfunktionen<br />
einfach und schnell zu finden.<br />
Abgerundet wird das Spektrum der E-Service-Plattform<br />
durch eine Reihe leistungsfähiger<br />
Berechnungstools schweißtechnischer<br />
Kennwerte: Kohlenstoffäquivalent,<br />
Vorwärmtemperatur, Abkühlzeit oder Härte<br />
in der Wärmeeinflusszone beim Schweißen<br />
können so für die Verarbeitung der<br />
hochwertigen Dillinger-Stähle direkt ermittelt<br />
werden. Die Vorteile für Vertrieb,<br />
Händler und Verarbeiter dieser auch unterwegs<br />
mit dem Smartphone oder Tablet<br />
nutzbaren Plattform liegen auf der Hand:<br />
Durch den standort- und zeitunabhängigen<br />
Zugriff auf ihre individuellen, ständig aktualisierten<br />
Daten sind die Kunden immer auf<br />
Per Barcode-Scan erhalten Dillinger-Kunden die konkreten Daten aus dem Originalzeugnis-PDF<br />
für jedes einzelne Blech (Foto: Dillinger)<br />
dem Laufenden. Bei Bestellungen beispielsweise<br />
sind so bei Abweichungen<br />
wie Verzögerungen oder auch vorzeitiger<br />
Fertigstellung frühzeitige Kontaktaufnahme<br />
und Planungsänderungen möglich.<br />
Zudem gehören langwieriges Suchen nach<br />
benötigten Informationen, anschließendes<br />
Ausdrucken und Kopieren der Unterlagen<br />
der Vergangenheit an. Das entlastet Mitarbeiter<br />
von lästigen Verwaltungsaufgaben,<br />
beschleunigt die Abwicklung und<br />
minimiert das Risiko von Übertragungsfehlern.<br />
So steigt für Verarbeiter neben der<br />
Planbarkeit von Lager- und Produktionsprozessen<br />
auch die Produktivität.<br />
Wegweisender Dialog zwischen<br />
Blech und Smartphone<br />
Diesen nützlichen E-Service-Baukasten<br />
hat Dillinger nun um einen weiteren Baustein<br />
erweitert: Mit der App E-Connect<br />
steht den Kunden jetzt auch eine Fülle<br />
blechspezifischer Informationen unmittelbar<br />
zur Verfügung. Wenn sie am vorliegenden<br />
Blech den Barcode per Smartphone<br />
scannen, erhalten sie neben den konkreten<br />
Daten aus dem Originalzeugnis-PDF<br />
für dieses Blech auch die allgemeinen Auftragsinformationen,<br />
die Ergebnisse der<br />
durchgeführten Prüfversuche sowie die<br />
Daten der chemischen Analyse. Diese<br />
können sie in maschinenlesbare Formate<br />
wie CSV, XML oder JSON exportieren<br />
oder auch mit den im E-Service-Portal hinterlegten<br />
Tools per Link verknüpfen. Die<br />
sofortige Verfügbarkeit dieser für den<br />
gesamten Wareneingangs- und Fertigungsprozess<br />
relevanten Daten bedeutet<br />
signifikante Zeitersparnis: Die Suche nach<br />
der Blechnummer und den dazugehörigen<br />
Werten in einem Berg von Papieren ent-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 53<br />
fällt ebenso wie die Notwendigkeit eigener<br />
Messungen und Berechnungen.<br />
Der Kunde kann die per Barcode-Scan<br />
erhaltenen Abmessungen auch direkt nutzen<br />
sowie die Bleche schon beim Abladen<br />
entsprechend seiner Fertigungsplanung<br />
nach Schmelze, Auftrag, Dicke, Breite und<br />
Festigkeit sortieren. Die Referenznummer<br />
ermöglicht es ihm zudem, beim Wareneingang<br />
die Bleche sofort in sein System einzubuchen<br />
und dadurch eine durchgängige<br />
Materialverfolgung in seinem Fertigungsprozess<br />
zu sichern. Dank der via Barcode<br />
erhaltenen Zeugnisdaten, Streckgrenzen<br />
und Festigkeitswerte sowie der mithilfe der<br />
App berechneten Kenndaten kann er außerdem<br />
seine Schweißvorrichtung direkt optimal<br />
einstellen – mit entsprechend geringen<br />
Toleranzen beim Endprodukt. Nicht zuletzt<br />
verkürzt die präzise Kenntnis der Materialeigenschaften<br />
im Vorfeld die Anlaufphase<br />
und erhöht so neben der Qualität auch die<br />
Produktivität. Der Barcode ist im Normalfall<br />
an den vorderen und hinteren Kanten des<br />
Blechs angebracht, sodass er auch bei Teilverwendung<br />
des Materials nutzbar ist. Bei<br />
fehlendem oder beschädigtem Barcode<br />
erschließt die Blechbeschriftung dennoch<br />
den Zugang zu den benötigten Informationen.<br />
Auf Wunsch bietet Dillinger überdies<br />
die Möglichkeit einer kundenspezifischen<br />
Barcode-Konfektionierung.<br />
Gemeinsame Produktentwicklung<br />
mit den Kunden<br />
Die E-Connect-App funktioniert mit allen<br />
Browsern und damit sowohl auf iOS- als<br />
auch Android-Geräten. Da sie über die<br />
Dillinger-Website aufgerufen wird und nicht<br />
in einem App-Store heruntergeladen werden<br />
muss, ist sie automatisch immer auf<br />
dem aktuellen Stand. Gerade für kleinere<br />
Unternehmen hat Dillinger damit einen<br />
zusätzlichen Service-Schirm installiert:<br />
Neben der direkten Kommunikation mit<br />
ihrem persönlichen Ansprechpartner können<br />
sie nun jederzeit alle Informationen zu<br />
dem gerade bearbeiteten Blech einsehen.<br />
Um mit der App wirklich hohen Nutzwert<br />
und Bedienerfreundlichkeit zu gewährleisten,<br />
setzte das Dillinger-Innovationsmanagement<br />
bei ihrer Entwicklung auf die<br />
Methoden des kundenzentrierten „Design<br />
Thinkings“. In abteilungsübergreifenden<br />
Workshops wurden Problemstellungen aus<br />
dem Kundenalltag diskutiert, um gemeinsam<br />
passgenaue Lösungen zu suchen. Die<br />
so entwickelten konkreten Ideen wurden<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong><br />
Dank der mithilfe der App berechneten Kenndaten kann der Dillinger-Kunde seine<br />
Schweißvorrichtung direkt optimal einstellen (Foto: Dillinger)<br />
den Anwendern im Rahmen von Kundentagen<br />
und Einzel-Workshops in allen Entwicklungsstufen<br />
vorgestellt, um das Feedback<br />
der Praktiker in den weiteren Prozess<br />
wieder einfließen zu lassen. Als erstes so<br />
im engen Schulterschluss mit den Kunden<br />
entwickeltes Produkt beantwortet die<br />
E-Connect-App deshalb einen Bedarf am<br />
Markt, den herkömmliche Lösungen bislang<br />
nicht befriedigen konnten.<br />
Digital vernetzte Partnerschaft<br />
Diesen Weg will Dillinger auch künftig<br />
gemeinsam mit den Kunden gehen: Durch<br />
ein sukzessive erweitertes digitales Portfolio<br />
auf dem Webportal soll die Interaktion mit<br />
den Kunden immer transparenter, effizienter<br />
und flexibler gestaltet werden. Arbeitszeitunabhängig<br />
und papierlos sollen sie künftig<br />
mit ihrem vertrauten Vertriebsmitarbeiter auf<br />
dem neuen, zentralen<br />
Kommunikationsweg<br />
sicher<br />
kommunizieren können.<br />
Die nächsten<br />
Meilensteine auf<br />
diesem Kurs von<br />
Dillinger zeichnen sich bereits ab: So wird<br />
schon in naher Zukunft das Tracking von der<br />
Blechproduktion bis zum vereinbarten<br />
Bestimmungsort möglich sein. Denkbar ist<br />
auch, dass zu einem späteren Zeitpunkt die<br />
Maschine direkt den Barcode abliest oder<br />
Reklamationen via Barcode und Foto der<br />
betreffenden Stelle zeitsparend per App an<br />
den zuständigen Vertriebsmitarbeiter kommuniziert<br />
werden können. So markieren bei<br />
„Die sofortige Verfügbarkeit dieser für den<br />
gesamten Wareneingangs- und Fertigungsprozess<br />
relevanten Daten bedeutet signifikante<br />
Zeitersparnis: Die Suche nach der Blechnummer<br />
und den dazugehörigen Werten in einem Berg von<br />
Papieren entfällt ebenso wie die Notwendigkeit<br />
eigener Messungen und Berechnungen.“<br />
Dillinger das E-Service-Portal und die darin<br />
eingebettete E-Connect-App den Beginn<br />
einer digital vernetzten, zukunftsweisenden<br />
Partnerschaft, mit der der Stahlhersteller für<br />
seine Kunden die zunehmende Komplexität<br />
in der globalisierten Welt spürbar verringert.<br />
• Ursula Herrling-Tusch, impetus.PR,<br />
Aachen<br />
Der SpeZIALIST<br />
FÜr AUFKOHLUNG<br />
www.cs-additive.de
54 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Verfahren verbessert Werkstoff für Hantelstangen<br />
Hochfester Stahl für stahlharte Muskeln<br />
80 kg sind zu jeder Seite aufgeladen, magnesiumgepuderte Hände suchen den idealen Griff um die gerändelte<br />
Stange, Muskeln spannen sich und mit einem Ruck fährt die Langhantel in die Höhe: Korrekte Technik, viel<br />
Disziplin und eine gute Dosis Adrenalin sind die Zutaten für erfolgreiches Krafttraining. Und auch beim<br />
Equipment kommt es auf die Zutaten an. Dem Ausgangsmaterial – Stahl – verleiht ein spezieller<br />
thermomechanischer Prozess nun enormes Potenzial.<br />
Kraftsport und Fitness erleben eine<br />
Renaissance, die Mitgliederzahlen in<br />
Fitnessstudios steigen seit Jahren<br />
immer weiter. Da sind die auf Form bedachten<br />
Bodybuilder, die nach Masse strebenden<br />
Powerlifter oder die auf Rundumfitness<br />
setzenden Crossfitter. Zusammen<br />
kommen sie alle im Freihantelbereich ihres<br />
Fitnessstudios – und dort führt kein Trainingsplan<br />
an der Langhantel vorbei. Beim<br />
Werkstoff für das universelle Sportgerät<br />
zählen hohe Zugfestigkeit und hohe dynamische<br />
Belastbarkeit, je nach Einsatzart<br />
mal mehr das eine, mal mehr das andere.<br />
Powerlifter setzen auf schwere Gewichte<br />
und eine Stange mit hoher Steifigkeit.<br />
Crossfitter dagegen wünschen vor allem<br />
ausgewogenen Whip, also ein gut federndes<br />
Material. So oder so trotzt die Langhantel<br />
gewaltigen Lasten und schlagartiger<br />
Beanspruchung, muss griffig sein und dem<br />
Schweiß nervöser Hände standhalten.<br />
Aufwendige Wärmebehandlung,<br />
beschwerliche Nachbearbeitung<br />
Um ihre Sportgeräte für diese Anforderungen<br />
zu wappnen, behandeln und<br />
bearbeiten die Hersteller ihr Ausgangsmaterial<br />
auf vielfältige und komplexe<br />
Art und Weise. Sie unterziehen den<br />
Stahl in der Regel zunächst einer aufwendigen<br />
Wärmebehandlung. Ihr folgt<br />
die oft beschwerliche Nachbearbeitung.<br />
Denn um den Sportlern Orientierung für<br />
die ideale Griffposition zu geben, bringen<br />
die Hersteller Rändelungen an, die<br />
Wabenstruktur auf dem Mittelteil der<br />
Stange. Zudem erhalten die Stangenenden<br />
für den Part, der später die<br />
Gewichtscheiben trägt, je ein Gewinde.<br />
Dazu wird das Material nach der Wärmebehandlung<br />
geschliffen und durch<br />
Rollen und Prägen kaltumgeformt. Am<br />
Ende verleihen die Hersteller dem<br />
Sportgerät mit Passivierungsbeschichtungen<br />
Korrosionsbeständigkeit gegen<br />
Handschweiß oder bei Bedarf eine kundenspezifische<br />
Optik.<br />
Die unterschiedlichen Anforderungen,<br />
die der Stahl für die Hantelstange<br />
erfüllen muss, stehen zum Teil im<br />
Gegensatz zueinander: Je höher die<br />
Festigkeit dank Wärmebehandlung,<br />
umso schwerer nur noch lässt sich der<br />
Stahl anschließend bearbeiten. Viele<br />
Hersteller der Hantelstangen arbeiten<br />
für die aufwendige Behandlung mit<br />
externen Bearbeitern zusammen.<br />
Dadurch gehen sie das Risiko von Verzögerungen<br />
bei der Lieferung des Vormaterials<br />
und hohem Materialausschuss<br />
ein und treten in eine gewisse<br />
Abhängigkeit.<br />
Kontrollierte thermomechanische<br />
Prozessführung<br />
Behandlung auf der XTP-Anlage: Dank dem von Steeltec entwickelten XTP-Verfahren<br />
erhält der gewohnte Werkstoff ohne Wärmebehandlung eine extrem hohe Zugfestigkeit<br />
und behält sein Formänderungsvermögen bei (Foto: Steeltec)<br />
Für einen Hersteller olympischer Langhanteln<br />
hat sich der Blankstahlspezialist<br />
Steeltec deswegen auf die Suche nach<br />
einem schnelleren, prozesssicheren und<br />
reproduzierbaren Herstellungsprozess<br />
gemacht – und nicht nur diesen, sondern<br />
am Ende sogar das bessere Mate-<br />
Guido Olschewski, Leiter Qualität und Entwicklung, Steeltec AG, Emmenbrücke, Schweiz.<br />
Kontakt: guido.olschewski@steeltec-group.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 55<br />
rial für die Hantelstange gefunden. Dazu<br />
setzt Steeltec, ein Unternehmen der<br />
Schmolz + Bickenbach Gruppe, auf die<br />
„Xtreme Performance (XTP ® ) Technology”,<br />
ein am Markt bislang einzigartiges<br />
Verfahren der kontrollierten thermomechanischen<br />
Prozessführung bei der<br />
Stahlherstellung. Steeltec stellt über<br />
Wärme und Kraft ein extrem homogenes,<br />
ultrafeinkörniges Gefüge ein. So<br />
verleiht XTP dem Stahl Eigenschaften,<br />
die er sonst nur über die Zugabe vieler<br />
Legierungselemente oder aufwendige<br />
Nachbehandlungen bekommt. Außerdem<br />
verbessert Steeltec per XTP-Behandlung<br />
die im Stahl eigentlich gegenläufigen<br />
Eigenschaften Festigkeit und<br />
Zähigkeit zugleich. Das spezielle Verfahren<br />
hat der Blankstahlanbieter gemeinsam<br />
mit Forschungsinstituten und<br />
einem Anlagenhersteller entwickelt,<br />
2016 erstmals vorgestellt und seitdem<br />
auf viele Standardwerkstoffe erfolgreich<br />
angewendet.<br />
Gewohnter Werkstoff behält sein<br />
Formänderungsvermögen<br />
Zurück in die Fitnessbranche: Der Hantelstangenhersteller<br />
suchte als Ersatz für sein<br />
bisher verwendetes Ausgangsmaterial<br />
einen Werkstoff mit extrem hoher Zugfestigkeit.<br />
Anstatt auf einen neuen Werkstoff<br />
umsteigen zu müssen, kann er seinen<br />
gewohnten Werkstoff behalten – der aber<br />
nun dank Herstellung im XTP-Verfahren<br />
sein Formänderungsvermögen beibehält<br />
und damit alle weiteren Anforderungen<br />
erfüllt und sogar übertrifft. Überdies entfällt<br />
für das XTP-behandelte Ausgangsmaterial<br />
die komplizierte und teure Wärmebehandlung.<br />
Konkret stellte Steeltec für den XTP-<br />
Stahl mit einer Zugfestigkeit von etwa<br />
1.800 MPa eine gute Zerspanbarkeit beim<br />
Schleifen fest. Das Stangenmaterial hat<br />
einen Nenndurchmesser von 28 mm, was<br />
dem Griffdurchmesser einer olympischen<br />
Herrenlanghantel entspricht. In einem<br />
Arbeitsgang auf der Schleifanlage wurden<br />
0,12 mm vom Durchmesser abgenommen.<br />
Über die gesamte Länge weist der<br />
Stab dabei eine h6-Passung auf, hält also<br />
eine enge Toleranzgrenze von maximal<br />
0,013 mm Abweichung nach ISO 286-2<br />
ein. Und ein Blick auf die Zähigkeit: Bei<br />
extremer Festigkeit erzielte der Werkstoff<br />
nach der XTP-Behandlung Bruchdehnungswerte<br />
von mehr als <strong>10</strong> %.<br />
Bei extremer Festigkeit erzielt der Werkstoff nach der XTP-Behandlung Bruchdehnungswerte<br />
von mehr als <strong>10</strong> % (Foto: Steeltec)<br />
Hohe Werkstoffqualität und<br />
Prozesssicherheit<br />
Zusammengenommen erhält der Hantelstangenhersteller<br />
einen Stahl, der schon<br />
im Ausgangszustand über alle geforderten<br />
mechanischen Eigenschaften in höherem<br />
Maße als zuvor verfügt. Außerdem kann<br />
er sich auf eine große Prozesssicherheit<br />
verlassen: Die Werkstoffqualität ist gleichbleibend<br />
hoch, da<br />
die XTP-Technologie<br />
gut reproduzierbar<br />
ist. Denn<br />
die Behandlung<br />
erfolgt ausschließlich<br />
bei exakt eingestellten<br />
Temperaturen.<br />
Alle<br />
Fertigungs- und<br />
Prüfschritte von<br />
der Herstellung<br />
mittels XTP-Verfahren<br />
über den<br />
Schleifprozess und<br />
die Oberflächenriss-<br />
und Ultraschallprüfung<br />
bis<br />
zur Spiegelung der<br />
Enden und zum<br />
Anfasen bietet<br />
Steeltec inhouse<br />
an. Den Kunden<br />
erreicht somit ein<br />
sogleich zur weiteren<br />
Verarbeitung<br />
bereites Produkt.<br />
Beim Krafttraining<br />
mit Gewichten<br />
verlangen<br />
Sportler ihrem Körper<br />
viel ab: Enorme<br />
Kurzzeitbelastung,<br />
ausgefeilte Technik und striktes Einhalten<br />
von Trainingsplänen sind Grundlage für<br />
den Erfolg. Weil gutes Equipment ebenso<br />
grundlegend ist, kommt dem Werkstoff<br />
für Hantelstangen eine große Bedeutung<br />
zu. XTP-behandelter Stahl verleiht ihnen<br />
individuell nach Kundenanspruch eine extreme<br />
Festigkeit bei guter Zähigkeit – so<br />
liefert Steeltec die besten Voraussetzungen<br />
für stählerne Muskeln.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
56 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Rosswag Engineering und Rolls-Royce erweitern Produktion<br />
Selective-Laser-Melting-Maschine von<br />
SLM Solutions fördert additive Fertigung<br />
Rosswag Engineering hat den Kauf einer weiteren Selective-Laser-Melting-Maschine von SLM Solutions<br />
angekündigt. Die mittlerweile dritte SLM ® 280-Maschine wird an das Werk in Pfinztal geliefert und erweitert<br />
Rosswags Produktions- und Entwicklungskapazitäten in der metallbasierten additiven Fertigung. Auch<br />
Rolls-Royce geht mit der SLM ® 500 Quad von SLM Solutions den nächsten wichtigen Schritt in Richtung<br />
Industrialisierung der additiven Fertigung.<br />
Durchführung des Materialqualifizierungsprozesses in nur wenigen Wochen (Foto: SLM Solutions)<br />
Als Division der Rosswag GmbH,<br />
einer der weltweit führenden Anbieter<br />
für Freiformschmiedeprodukte<br />
mit fast 120 Jahren Erfahrung in der Herstellung<br />
von 400 verschiedenen Metalllegierungen,<br />
verfügt Rosswag Engineering<br />
über jahrzehntelanges Know-how im<br />
Bereich Materialwissenschaft. Das Unternehmen<br />
kombiniert dabei die nötige Produktionskompetenz<br />
der SLM ® -Maschinen<br />
mit einer kompletten hausinternen Prozesskette<br />
von der Metallpulverherstellung,<br />
Design, Prozesssimulation, CNC-Nachbearbeitung<br />
bis zur Wärmebehandlung,<br />
metallurgischen Prüfungen und Qualitätskontrollen.<br />
Durch die Kombination von Simulationssoftware,<br />
Pulver-Atomizer und nun drei<br />
SLM280-Maschinen qualifiziert Rosswag<br />
Engineering als strategischer Partner von<br />
SLM Solutions in der Entwicklung der<br />
Selective-Laser-Melting-Technologie neue<br />
Metalllegierungen und Parameter. Das<br />
ermöglicht es Rosswag Engineering, spezielle<br />
Metallpulver in einem kurzen Zeitrahmen<br />
herzustellen, Baujobergebnisse zu<br />
simulieren, Testbauteile mit dem Materialentwicklungsmodul<br />
von SLM Solutions<br />
herzustellen sowie Nachbearbeitungen<br />
und Begutachtungen durchzuführen. Die<br />
Markteinführung neuer Materialien verkürzt<br />
sich so von Monaten auf Wochen.<br />
Mit dem Materialentwicklungsmodul von<br />
SLM Solutions kann Rosswag die Bauteilpositionierung<br />
reproduzieren und regelbasierte<br />
Parametervariationen für eine automatisierte<br />
und systematische Analyse von<br />
Parametersätzen nutzen. Nach Abschluss<br />
des Qualifizierungsprozesses stehen<br />
Selective-Laser-Melting-Maschine<br />
SLM280 bei Rosswag (Foto: SLM Solutions)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 57<br />
umfangreiche Daten für die Produktion zur<br />
Verfügung, darunter Metallpulvereigenschaften,<br />
Prozessparameter, mechanische<br />
Kennwerte und chemische sowie metallurgische<br />
Materialeigenschaften.<br />
„Unser Ziel ist es, nicht nur mit den<br />
SLM-Maschinen gebaute Qualitätsprodukte<br />
anzubieten, sondern auch die Akzeptanz<br />
und die Verbreitung der Technologie zu<br />
erhöhen“, sagt Gregor Graf, Leiter Engineering<br />
bei Rosswag. „Mit der dritten<br />
Selective-Laser-Melting-Maschine können<br />
wir unsere Produktionskapazitäten<br />
erhöhen und von mehr Flexibilität für<br />
anspruchsvolle Material- und Bauteilqualifizierungsprozesse<br />
profitieren.“<br />
Hendrik Schonefeld, Leiter Vertrieb<br />
EMEA bei SLM Solutions, sagt: „Unsere<br />
Partnerschaft mit Rosswag ermöglicht es<br />
uns, auf die individuellen Bedürfnisse<br />
unserer Kunden einzugehen und sie bei<br />
der Entwicklung von Kleinserien und exotischen<br />
Legierungen zu unterstützen.<br />
Unser Fokus liegt auf Produktionsanwendungen<br />
und das reflektieren auch unsere<br />
Maschinen. Viele Kunden benötigen aber,<br />
bevor sie zu diesem Schritt kommen, eine<br />
schnelle Parameterentwicklung, um Prozesse<br />
zu testen. Mit den Experten von<br />
Rosswag können wir diesen Bedarf<br />
decken und unseren verschiedensten Kunden<br />
eine ganzheitliche serviceorientierte<br />
Selective-Laser-Melting-Partnerschaft anbieten.“<br />
Das von den Rosswag-Experten entwickelte<br />
Verfahren ist so erfolgreich, dass es<br />
erst kürzlich von der TÜV SÜD Service<br />
GmbH durch ihr Audit nach dem AD 2000<br />
Code für Druckgeräte und der Europäischen<br />
Druckgeräterichtlinie (PED) als<br />
Metallpulverhersteller zertifiziert wurde.<br />
Rosswag ist das erste Unternehmen mit<br />
einer solchen Zertifizierung.<br />
Rolls-Royce industrialisiert additive<br />
Fertigung<br />
Mit den Selective-Laser-Melting-Maschinen<br />
SLM ® 500 Quad treibt Rolls-Royce die<br />
additive Fertigung im Unternehmen weiter<br />
voran. Die SLM-Maschine spielt dabei<br />
eine wichtige Rolle in der gewinnbringenden<br />
Einführung der additiven Fertigung für<br />
Bauteile in der Luft- und Raumfahrt.<br />
SLM Solutions konzentriert sich auf die<br />
metallbasierte additive Fertigung sowie<br />
auf zukunftsweisende Multilasermaschinen.<br />
Die langjährige Erfahrung mit der<br />
Multilasertechnologie zusammen mit dem<br />
„Wir wussten, dass der Transfer unseres Knowhows<br />
und unserer Kenntnisse von einzelnen<br />
Lasermaschinen auf Multi-Laser-Plattformen<br />
eine enge Zusammenarbeit erfordern würde –<br />
und SLM Solutions hat dies bereitgestellt.“<br />
patentierten bidirektionalen Pulverauftrag<br />
macht das Selective Laser Melting zu der<br />
produktivsten Technologie auf dem Markt.<br />
Mit vier Lasern, die eine Baurate von<br />
171 cm3 ermöglichen, ist die SLM500 das<br />
Flaggschiff unter den Metall-3-D-Druckern<br />
für Großserienprozesse und bietet gleichzeitig<br />
eine automatisierte Metallpulverzufuhr,<br />
-rückgewinnung und -siebung in<br />
einem geschlossenen System. So wird<br />
das Handling mit Metallpulver für den<br />
Bediener minimiert.<br />
Schnelligkeit und Qualität sind gängige<br />
Anforderungen in der industriellen Fertigung.<br />
In der Luft- und Raumfahrt kommen<br />
die strengen Zertifizierungsprozesse, die<br />
einen zuverlässigen hohen Standard der<br />
Bauteilqualität erfordern, als Herausforderung<br />
für die Fertigung hinzu.<br />
Rolls-Royce benötigte Multilasersysteme,<br />
um sowohl die Produktivitätsanforderungen<br />
zu erfüllen als auch die zuvor festgelegten<br />
strengen Qualitätskontrollen<br />
einzuhalten. Dies veranlasste das Unternehmen<br />
auch zur Einführung der SLM500<br />
Quad. Wesentlich für die Wahl von SLM<br />
Solutions als Lieferant war die Steuerung<br />
des Gasstroms zur Aufrechterhaltung<br />
einer kontrollierten Atmosphäre im gesamten<br />
Bauraum.<br />
Der Gasstrom und die Steuerung innerhalb<br />
der Multilasermaschine wurde vom<br />
Über SLM Solutions<br />
Neil Mantle, Head of Additive Layer Manufacturing bei Rolls-Royce<br />
Beispiel eines Fertigungsprozesses (Foto:<br />
SLM Solutions)<br />
Rolls-Royce-Team wegen der direkten Korrelation<br />
zur Bauqualität gründlich untersucht.<br />
Der Gasstrom der Maschinen von<br />
SLM Solutions lieferte optimale Ergebnisse<br />
bei kompakter Stellfläche. Mit Blick in<br />
die Zukunft hat SLM Solutions Rolls-Royce<br />
als Betakunden für Maschinenzubehör in<br />
die Kooperation aufgenommen.<br />
• SLM Solutions<br />
SLM Solutions ist ein ganzheitlicher Lösungsanbieter und Partner in der<br />
additiven Fertigung mit dem Ziel, Unternehmen zu langfristigem Erfolg mit<br />
der Selective-Laser-Melting-Technologie zu führen. Die Experten von SLM<br />
Solutions arbeiten in jeder Phase des additiven Fertigungsprozesses mit dem<br />
Kunden zusammen und bieten umfassende Unterstützung. Die SLM<br />
Solutions Group AG ist ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in<br />
Deutschland sowie Niederlassungen in Frankreich, Italien, den USA,<br />
Singapur, Russland, Indien und China.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.slm-solutions.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
58 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Managementsystem für Dokumente erleichtert den Sprung in die Digitalisierung<br />
Von der Dorfschmiede zum digitalen<br />
Unternehmen<br />
Das traditionelle Stahlbauunternehmen Peters GmbH aus Niedersachsen wagt mit einem Managementsystem<br />
für Dokumente den Sprung in die Digitalisierung – davon profitieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die<br />
Kunden.<br />
Holger Holsmölle bekommt täglich<br />
eine große Menge an Rechnungen,<br />
Bestell- und Bohrlisten, Statiken<br />
sowie Werk- und Montagezeichnungen<br />
auf seinen Schreibtisch. Holsmölle ist bei<br />
der Peters Stahlbau GmbH für die Administration<br />
zuständig. Was auf den ersten<br />
Blick nach viel Arbeit aussieht, bringt den<br />
52-jährigen nicht mehr aus der Ruhe:<br />
Wenige Schritte genügen, schon sind alle<br />
Unterlagen digital abgelegt. Möglich<br />
macht das ein Electronic-Content-Management-System<br />
(ECM). „FileDirector“<br />
von Spielberg Solutions GmbH aus Duisburg<br />
erleichtert das Organisieren und<br />
Handhaben von Dokumenten und verkürzt<br />
dadurch die Zeit, die die Mitarbeiter normalerweise<br />
in die Dokumentenablage<br />
investieren müssen.<br />
Das war nicht immer so. Alles begann mit<br />
einer Dorfschmiede im niedersächsischen<br />
Itterbeck. 1927 legte Firmengründer Heinrich<br />
Peters den Grundstein für das erfolgreiche<br />
Familienunternehmen. 90 Jahre später ist<br />
Peters Stahlbau GmbH Teil einer international<br />
agierenden Firmengruppe, zu der das Autohaus<br />
Peters GmbH, die Peters Arbeitsbühnen-<br />
und Gerätevermietung GmbH & Co. KG<br />
(PAV) und seit zwei Jahren die AMB Anlagen-<br />
und Maschinenbau GmbH gehören.<br />
Kaum noch Zeit für wesentliche<br />
Aufgaben<br />
Mit dem wirtschaftlichen Erfolg nahmen<br />
auch die administrativen Aufgaben zu und<br />
kosteten immer mehr wertvolle Zeit. Zeit,<br />
die am Ende nicht nur immense Kosten<br />
bedeutete, sondern auch für die Zufriedenstellung<br />
der Kunden fehlte. „Früher sind<br />
wir bei der Summe an Papier fast verzweifelt.<br />
Unser Schriftverkehr, die Dokumentationen<br />
und technischen Unterlagen hatten<br />
ein so großes Ausmaß angenommen,<br />
dass wir mit der Bewältigung der Ablage<br />
kaum noch hinterhergekommen sind“,<br />
erzählt Holsmölle. Den Überblick über den<br />
anfallenden Papierberg zu behalten, fiel<br />
Die Peters Stahlbau GmbH nutzt das neue Dokumentenmanagementsystem mittlerweile<br />
in der gesamten Firmengruppe (Foto: Peters Stahlbau)<br />
den Mitarbeitern zunehmend schwer.<br />
Besonders zeitintensiv waren die einzelnen<br />
Arbeitsschritte, die die Dokumente<br />
innerhalb des Unternehmens durchliefen:<br />
Kopien zur Prüfung und Freigabe anfertigen,<br />
Originaldokumente zur Buchhaltung<br />
weiterleiten – da blieb kaum noch Zeit für<br />
andere Aufgaben. „Die Rechnungen<br />
mussten per Hand von Abteilung zu Abteilung<br />
weitergereicht werden. Für uns war<br />
es daher schwierig, immer über den aktuellen<br />
Stand informiert zu sein“, so der<br />
52-jährige.<br />
Treffpunkt Archiv<br />
Eine schmale Treppe führt in den Keller der<br />
Firma. Hier lauerte in der Vergangenheit<br />
ein weiterer großer Zeitfresser: das Archiv.<br />
Wer ältere Rechnungen, Schriftverkehr<br />
oder Bauakten benötigte, musste die<br />
Dokumente dort per Hand zeitaufwendig<br />
suchen. Holsmölle öffnet eine große Tür<br />
und gibt den Blick frei auf einen riesigen<br />
Raum mit meterhohen Regalen. In spärlichem<br />
Neonlicht reihen sich Aktenordner<br />
dicht an dicht. „Wenn man damals in unser<br />
Archiv gegangen ist, hat man immer<br />
jemanden getroffen, weil immer irgendjemand<br />
etwas gesucht hat“, erinnert sich<br />
Holsmölle. „Natürlich haben wir uns oft<br />
gefragt: Gehe ich jetzt wirklich in den Keller<br />
und suche mir alles zusammen? Der<br />
Zeitaufwand war so groß, dass man es<br />
sich lieber zwei Mal überlegt hat.“ Eine<br />
Lösung musste her.<br />
Diese kam aus dem Autohaus Peters.<br />
Dort wurde bereits das Vorgängermodell<br />
von FileDirector, das Dokumenten-Management-System<br />
„ScanFile“ von Spielberg<br />
Solutions, zur Ablage von Dokumenten<br />
genutzt. Als das Autohaus 20<strong>10</strong> auf<br />
FileDirector umstellte, wurde das System<br />
kurzerhand auch im Stahlbau installiert.<br />
„ScanFile hat uns schon gut gefallen. Als<br />
dann FileDirector erschien, wollten wir das<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 59<br />
Managementsystem auch im Stahlbau einführen.<br />
Das war zwar gewagt, im Nachhinein<br />
aber die richtige Entscheidung“, weiß<br />
Holsmölle heute. Mit FileDirector haben<br />
Mitarbeiter die Möglichkeit, mit mehreren<br />
Dokumenten gleichzeitig zu arbeiten oder<br />
zwischen ihnen zu wechseln. Wie bei<br />
Papier auch, können sie Notizen auf Ausdrucke<br />
schreiben oder digitale Haftzettel<br />
einfügen. Dies vermeidet nicht nur den<br />
Druck von Dokumenten, es bietet auch<br />
einen großen Sicherheitsaspekt: Digitale<br />
Notizen können nicht verloren gehen.<br />
Regelmäßige Backups oder Verschlüsselungen<br />
der Daten sorgen für eine komplette<br />
Absicherung aller Dokumente.<br />
Software übernimmt Büroarbeit<br />
Zunächst seien die Mitarbeiter skeptisch<br />
gewesen. „So ist es ja häufig, wenn etwas<br />
Neues eingeführt wird,“ schmunzelt Holsmölle.<br />
In einer kurzen Schulung lernten die<br />
Mitarbeiter schnell den korrekten Umgang<br />
mit dem ECM. FileDirector zu bedienen sei<br />
aber größtenteils intuitiv und selbsterklärend.<br />
„Die Mitarbeiter haben schnell angefangen,<br />
die Vorteile von FileDirector zu<br />
schätzen, als sie merkten, wie sehr es die<br />
Arbeit erleichtert“. Die Ablage von Dokumenten<br />
läuft nun wesentlich effizienter ab,<br />
alle Mitarbeiter können direkt auf den digitalen<br />
Aktenschrank der Firma zugreifen.<br />
Und sparen dadurch enorm viel Zeit. „Statt<br />
für die Büroarbeit können wir die Zeit jetzt<br />
für wichtige Aufgaben wie die Kundenbetreuung<br />
nutzen. Von unseren Kunden<br />
haben wir schon viele positive Rückmeldungen<br />
bekommen“, erzählt Holsmölle.<br />
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Mitarbeiter<br />
manuell Datenfelder ausfüllen und<br />
Schlagwörter setzen müssen. Solche Aufgaben<br />
übernimmt das System. Dokumente<br />
und Dateien zu finden ist nun keine<br />
Tagesaufgabe mehr. Die Software ist eine<br />
deutliche Hilfe, um Dokumente schnell<br />
zuzuordnen. „Heute sieht man sofort, wer<br />
die Rechnung bearbeitet und wie der Status<br />
ist.“ Doch nicht nur die Buchhaltung<br />
arbeitet mit FileDirector: „In der Produktion<br />
arbeiten alle mit dem ECM, auch<br />
wenn sie es gar nicht wissen. Wir haben<br />
eine Schnittstelle zwischen FileDirector<br />
und unserer eigenen Software eingerichtet.<br />
Wenn unsere Konstrukteure dort<br />
Dateien ablegen, liegen diese auch im System.<br />
So ist es auch hinterher für die Baudokumentation<br />
einfacher, weil alle Bohrlisten<br />
und Materialbestellungen verfügbar<br />
Das digitale Ablagesystem überzeugt durch Arbeitserleichterung und Zeitersparnis<br />
(Foto: Spielberg Solutions)<br />
sind.“ Das Unternehmen war so überzeugt<br />
von der Arbeitserleichterung und Zeitersparnis<br />
durch das digitale Ablagesystem,<br />
dass es in der gesamten Firmengruppe<br />
eingeführt wurde.<br />
Und wie sieht es mit dem Archiv aus?<br />
Kommt denn überhaupt noch jemand hier<br />
runter? „Das<br />
Archiv ist natürlich<br />
geblieben, wie<br />
man sieht“, lacht<br />
Holsmölle. „Aber<br />
es muss niemand<br />
mehr stundenlang<br />
die Ordner durchsuchen.“<br />
Selten<br />
kommt es noch<br />
vor, dass ältere<br />
Akten aus dem<br />
Archiv geholt werden.<br />
Zu jedem<br />
neuen Bauvorhaben<br />
legt das Unternehmen<br />
weiterhin<br />
einen Ordner an:<br />
„Anträge und Baupläne<br />
unterliegen<br />
der Dokumentationspflicht,<br />
so<br />
weit ist die Digitalisierung<br />
noch nicht<br />
vorgedrungen.<br />
Aber mit File-<br />
Director geht auch<br />
das ganz schnell.“<br />
Die Mitarbeiter<br />
können sich alle<br />
Dateien schnell<br />
über die Schlagwortsuche<br />
im System<br />
zusammensuchen und ausdrucken.<br />
„Wir kommen viel schneller an alle Unterlagen<br />
ran als früher. Von jeder Information<br />
ist man jetzt nur ein paar Klicks entfernt.“<br />
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Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen,<br />
die Einblick in die<br />
Materialwertigkeit geben. Damit bietet<br />
EOS Unternehmen eine Dokumentation<br />
und Offenheit, die Anwendern den Vergleich<br />
des DMLS 3-D-Drucks mit traditionellen<br />
Fertigungstechnologien und anderen<br />
3-D-Druck-Technologien erleichtert<br />
und die Anforderungen für den AM-Serieneinsatz<br />
erfüllt.<br />
Werkstoffkompetenz bei EOS<br />
Hannes Gostner, Director Research and<br />
Development bei EOS, sagt: „Bei EOS<br />
geht die Entwicklung von Systemen,<br />
Werkstoffen, Prozessparametern, Software<br />
und Services schon immer Hand in<br />
Hand. Alle Elemente sind aufeinander<br />
abgestimmt. Das Ergebnis: eine einheitliche<br />
und wiederholbar hohe Teilequalität<br />
bei wettbewerbsfähigen Stückkosten.<br />
Gerade im Serienumfeld ist diese Kombination<br />
von entscheidender Bedeutung.“<br />
EOS vereint mehr als 25 Jahre Materialkompetenz<br />
im Metallbereich und bietet aktuell<br />
20 Metallwerkstoffe. Mit EOS Oy in Finnland<br />
verfügt das Unternehmen außerdem<br />
über einen Standort, der sich ausschließlich<br />
auf die Entwicklung, Qualifizierung und Qualitätssicherung<br />
von Metallwerkstoffen und<br />
-prozessen konzentriert.<br />
Neue Metallmaterialien im Detail<br />
EOS StainlessSteel CX ist ein neuer Werkzeugstahl<br />
und wurde für die Fertigung mit<br />
dem System EOS M 290 entwickelt. Er<br />
kombiniert gute Korrosionsbeständigkeit mit<br />
hoher Festigkeit und Härte. Bauteile aus diesem<br />
Material sind leicht zu bearbeiten und<br />
bieten eine ausgezeichnete Polierbarkeit.<br />
EOS Aluminium AlF357 ist ein Werkstoff<br />
für Anwendungen, die sowohl geringes<br />
Gewicht als auch mechanische oder<br />
thermische Belastbarkeit erfordern. Aus<br />
diesem Material gefertigte Bauteile zeichnen<br />
sich durch Leichtgewicht, Korrosionsbeständigkeit<br />
und hohe dynamische<br />
Belastbarkeit aus. Damit findet der Werkstoff<br />
vor allem bei Anwendungen in der<br />
Luft- und Raumfahrt und im Automobilbereich<br />
Einsatz. EOS Aluminium AlF357 wurde<br />
zunächst speziell für die Fertigung mit<br />
der EOS M 400 entwickelt, wird aber perspektivisch<br />
auch für das System EOS M<br />
290 verfügbar gemacht.<br />
EOS Titanium Ti64 Grade 5 eignet<br />
sich für Anwendungen, die wenig<br />
Gewicht und höchste Festigkeit erfordern.<br />
Das Material wurde speziell für<br />
eine hohe Dauerfestigkeit bereits ohne<br />
isostatisches Heißpressen (HIP) entwickelt.<br />
Das Material, geeignet für die Fertigung<br />
mit der EOS M 290, bietet dabei<br />
eine ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit.<br />
Damit ist es prädestiniert für<br />
Anwendungen im Bereich der Luft- und<br />
Raumfahrt sowie der Automobilbranche.<br />
EOS Titanium Ti64 Grade 23 wurde<br />
ebenfalls speziell für eine hohe Dauerfestigkeit<br />
bereits ohne isostatisches Heißpressen<br />
(HIP) für die Fertigung auf der<br />
EOS M 290 entwickelt. Im Vergleich zu<br />
Ti64 bietet TI64 Grade 23 eine bessere<br />
Dehnung und Zähigkeit, aber mit geringerer<br />
Festigkeit. Dank dieser Eigenschaften<br />
eignet sich der Werkstoff besonders gut<br />
für Anwendungen im Medizinbereich.<br />
Zuverlässige Bauteileigenschaften<br />
als Grundlage additiver<br />
Serienfertigung<br />
EOS klassifiziert die technologische Reife<br />
aller seiner Polymer- und Metallmaterialien<br />
sowie Prozesse in Form von Technology<br />
Readiness Levels (TRL). Das<br />
TRL-Konzept wurde von der NASA entwickelt<br />
und ist in zahlreichen Industrien etabliert.<br />
So spricht man bei Level 5 von einer<br />
Verifizierung der technischen Lösung,<br />
während beim höchsten Level 9 die volle<br />
Produktionsfähigkeit mit umfangreichen<br />
statistischen Daten belegt ist. Mit validen<br />
Kennwerten zu Bauteileigenschaften<br />
erleichtert und beschleunigt EOS den<br />
Übergang zur additiven Serienfertigung.<br />
Zur einfachen Orientierung gliedert<br />
EOS seine Werkstoffe und Prozesse darüber<br />
hinaus in zwei Kategorien: Core-Produkte<br />
umfassen TRL 3 bis 6, Premium-Produkte<br />
umfassen TRL 7 bis 9 und<br />
adressieren damit den Einsatz in der<br />
Serienproduktion. Ein Ziel ist dabei die Verfügbarmachung<br />
von neuen Materialien am<br />
Markt mit klarem Werteversprechen.<br />
Die neuen Werkstoffe gehören zu folgenden<br />
Kategorien:<br />
• EOS StainlessSteel CX: Premium,<br />
TRL 8<br />
• EOS Aluminium AlF357: Premium,<br />
TRL 7<br />
• EOS Titanium Ti64 Grade 5: Premium,<br />
TRL 7<br />
• EOS Titanium Ti64 Grade 23: Premium,<br />
TRL 7.<br />
• EOS<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
WIRTSCHAFT | 61<br />
Benchmarking-Studie von VDMA Großanlagenbau und PwC<br />
Deutliche Marktveränderungen im<br />
Großanlagenbau prognostiziert<br />
VDMA und PwC legen eine Gemeinschaftsstudie zur digitalen Transformation im internationalen<br />
Großanlagenbau vor. Darin wird deutlich, dass digitale, datengesteuerte Dienste und Serviceleistungen in den<br />
Fokus der Kunden rücken und der Großanlagenbau neue Fähigkeiten entwickelt, um sich in verändertem<br />
Marktumfeld zu behaupten. Außerdem wird der Wettbewerb um Mitarbeiter mit Digitalkompetenz intensiver.<br />
Dem Großanlagenbau stehen im<br />
Zuge der fortschreitenden Digitalisierung<br />
deutliche Marktveränderungen<br />
bevor, auf die sich die Unternehmen<br />
intensiv vorbereiten müssen. Zu diesem<br />
Kernergebnis kommt eine neue, breit<br />
angelegte Benchmark-Studie der VDMA<br />
Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
(AGAB) und der Wirtschaftsprüfungsund<br />
Beratungsgesellschaft PwC. Untersucht<br />
wurden der Stand der Digitalisierung<br />
im internationalen Großanlagenbau<br />
sowie die Marktanforderungen im Jahr<br />
2025. Dabei wurden die führenden deutschen<br />
Unternehmen sowohl mit traditionellen<br />
als auch mit neuen, stärker digital<br />
getriebenen Wettbewerbern weltweit<br />
verglichen, ihre Marktposition evaluiert<br />
und mögliche Handlungsfelder aufgezeigt.<br />
Geschäftsmodelle und<br />
Kundenwünsche verändern sich<br />
grundlegend<br />
Basierend auf einer quantitativen Umfrage<br />
unter mehr als 40 Anlagenbauern und zahlreichen<br />
Interviews mit internationalen<br />
Branchenexperten, Wissenschaftlern und<br />
Analysten zeigt die Studie, dass die heute<br />
mit einem Anteil von rd. 60 % dominieren-<br />
Der Großanlagenbau muss neue Fähigkeiten entwickeln, um sich in verändertem Marktumfeld zu behaupten (Foto: Shutterstock)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
62 | WIRTSCHAFT<br />
I<br />
Technology-enabled<br />
Efficiency seeker<br />
.<br />
II<br />
Transaction-oriented<br />
Modernizer<br />
.<br />
III<br />
Solution-oriented<br />
Industry explorers<br />
IV<br />
Open digital<br />
Redefiners<br />
60%<br />
20%<br />
25% <strong>10</strong>%<br />
25%<br />
40%<br />
5%<br />
15%<br />
Heutiger Marktanteil<br />
Zukünftiger Marktanteil 2025<br />
*Weltweiter EPC-Markt gemäß der Definition des VDMA AGAB<br />
Der weltweite Markt des Großanlagenbaus steht vor einem disruptiven Wandel (Grafik:<br />
VDMA/PwC)<br />
den technologieorientierten Geschäftsmodelle<br />
(„technology enabled“) bis 2025<br />
erheblich an Bedeutung verlieren werden.<br />
Digitale, auf der Analyse von Daten basierende<br />
Dienste und Serviceleistungen<br />
(„open digital“) werden ihren Marktanteil<br />
bis 2025 hingegen mehr als verdreifachen.<br />
„In diesem radikal veränderten Umfeld<br />
werden Fähigkeiten wie Agilität und Flexibilität<br />
sowie die Bereitschaft zu Zusammenarbeit<br />
mit Partnern immer wichtiger“,<br />
betont Dr. Hannes Storch, stellvertretender<br />
Sprecher der AGAB.<br />
Gleichzeitig rücken neben den klassischen<br />
Forderungen nach marktfähigen<br />
Preisen, kurzen Durchlaufzeiten, umfangreichen<br />
technischen wie kommerziellen<br />
Garantien und vorbehaltlos zu akzeptierenden<br />
Ausschreibungsbedingungen zusätzliche<br />
Kundenwünsche stärker als bisher in<br />
den Fokus des Marktes. Die Untersuchung<br />
weist insbesondere auf das Bedürfnis<br />
nach hoher Transparenz während der<br />
gesamten Laufzeit eines Projektes sowie<br />
auf Vertrauen basierende Kundenbeziehungen<br />
hin. Die Grundlage hierfür sind<br />
persönliche, über Jahre gewachsene Kontakte<br />
zwischen den verschiedenen Marktakteuren.<br />
Es ist daher entscheidend, dass<br />
es dem Anlagenbau gelingt, technisches<br />
und kaufmännisches Schlüsselpersonal<br />
langfristig an das eigene Unternehmen zu<br />
binden, um auf diese Weise das notwendige<br />
Vertrauen zwischen Kunden und Lieferanten<br />
herzustellen. Die Studie sieht den<br />
deutschen Großanlagenbau hierbei gegenüber<br />
seinen Wettbewerbern in einer guten<br />
Position. Um aufzuholen, investieren internationale<br />
Anlagenbauer vor allem in technische<br />
Lösungen wie etwa den Ausbau<br />
von internetgestützten Kommunikationsplattformen.<br />
Textbasierte Dialogsysteme,<br />
sogenannte Chatbots, werden in diesem<br />
Zusammenhang hingegen als weniger zielführend<br />
eingestuft.<br />
Großanlagenbauer entwickeln<br />
Fähigkeiten für das digitale<br />
Zeitalter<br />
Die Unternehmen des Großanlagenbaus<br />
sind gefordert, sich rasch auf die veränderte<br />
Marktsituation und die neuen Kundenbedürfnisse<br />
einzustellen. Auf Basis<br />
eines renommierten digitalen Referenzmodells<br />
– der von PwC entwickelten<br />
„d.quarks-Methodik“ – identifiziert die<br />
Studie 18 für den Großanlagenbau spezifische<br />
Fähigkeiten, die notwendig sind,<br />
um die Marktpotenziale im Jahr 2025<br />
umfassend nutzen zu können. Dazu zählen<br />
beispielsweise Kenntnisse im Changemanagement,<br />
die Beherrschung agiler<br />
Methoden im Projektmanagement, die<br />
Förderung einer Gründermentalität und<br />
die Entwicklung intelligenter Logistikkonzepte,<br />
mit deren Hilfe vor allem Baustellenabläufe<br />
optimiert werden können.<br />
Transparente Prozesse und<br />
Kooperationen werden zu<br />
Erfolgsfaktoren<br />
„Der deutsche Großanlagenbau hat beim<br />
Aufbau der für die Digitalisierung benötigten<br />
Fähigkeiten bereits bemerkenswerte<br />
Erfolge erzielen können und liegt in einigen<br />
Bereichen deutlich vor seinen Wettbewerbern“,<br />
erklärt Christian Elsholz, Experte für<br />
den Anlagenbau bei PwC und Projektleiter<br />
der Studie. Dies ist z.B. im Bereich der<br />
Cybersicherheit und bei der Gestaltung<br />
virtueller Realitäten der Fall, die von 94 %<br />
der deutschen Anlagenbauer als entscheidende<br />
zukünftige Fähigkeiten eingestuft<br />
werden. „Vor dem Hintergrund radikaler<br />
technologischer Umbrüche und der sich<br />
rapide verändernden Kundenanforderungen<br />
ist es allerdings wichtig, dass die<br />
Unternehmen ihre digitale Transformation<br />
weiter konsequent vorantreiben“, erläutert<br />
Elsholz. „Transparenz über Prozesse und<br />
eine enge Zusammenarbeit mit Partnern<br />
innerhalb der Wertschöpfungskette, etwa<br />
im Rahmen integrierter Plattformen, werden<br />
hierbei zu zentralen Erfolgsfaktoren.“<br />
Intensiver Wettbewerb um<br />
Mitarbeiter mit digitaler<br />
Kompetenz<br />
Die Untersuchung verdeutlichte ferner,<br />
dass deutsche Großanlagenbauer – im<br />
Dr. Hannes Storch, stellvertretender Sprecher der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau, Oberursel (Taunus),<br />
und Christian Elsholz, Direktor, PwC Capital Projects & Infrastructure, Hamburg.<br />
Kontakt: klaus.gottwald@vdma.org<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
WIRTSCHAFT | 63<br />
Digital vendor ecosystem<br />
Open digital<br />
API<br />
API<br />
API management<br />
Digital R&D<br />
Personalised<br />
employment<br />
Smart logistic<br />
transport<br />
Solution-oriented<br />
IT<br />
BIZ<br />
IT<br />
BIZ<br />
Strategic business<br />
alignment<br />
Prototyping<br />
Community<br />
management<br />
Product &<br />
service exposure<br />
IoT<br />
Transactionoriented<br />
Smart commercial<br />
model<br />
Digital trust<br />
Digital culture &<br />
transformation<br />
Agile IT &<br />
technology<br />
Agile collaboration<br />
Technologyenabled<br />
@<br />
Business incubator<br />
@<br />
Digital marketing<br />
Data lifecycle<br />
Überblick der erforderlichen Fähigkeiten für eine erfolgreiche Implementierung der einzelnen digitalen Geschäftsmodelle (Grafik:<br />
VDMA/PwC)<br />
Gegensatz zum internationalen Wettbewerb<br />
– beim Kompetenzaufbau überwiegend<br />
auf die Entwicklung interner Fähigkeiten<br />
setzen. Nur in geringem Maße<br />
kaufen die Unternehmen externes Knowhow<br />
über den Markt ein. Dies gilt etwa bei<br />
Arbeiten im Bereich der vorausschauenden<br />
Instandhaltung, bei Beratungsleistungen<br />
und bei der Softwareentwicklung.<br />
„Um den digitalen Wandel erfolgreich zu<br />
meistern, muss die Branche sich stärker<br />
öffnen, Kooperationen eingehen und<br />
gleichzeitig mehr Experten mit hoher Digitalkompetenz<br />
an sich binden“, so PwC-Experte<br />
Elsholz. „Eigene Entscheidungsspielräume<br />
für die Mitarbeiter, attraktive<br />
Entwicklungsmöglichkeiten und zeitgemäße<br />
Arbeitszeitmodelle sind Instrumente,<br />
die sich in diesem Zusammenhang als hilfreich<br />
erwiesen haben.“<br />
Ein weiterer strategischer Baustein,<br />
mit dem sich Know-how auf dem Feld<br />
der Digitalisierung sichern lässt, sind<br />
Kooperationen mit Start-ups und eine<br />
engere Zusammenarbeit mit Partnern<br />
außerhalb des klassischen Anlagenbaus.<br />
„Wir dürfen keine Scheu haben, uns<br />
gegenüber innovativen Start-ups sowie<br />
branchenfremden Marktteilnehmern stärker<br />
zu öffnen und dafür die notwendigen<br />
Infrastrukturen zu schaffen. Wir profitieren<br />
von diesen Partnern, indem wir neue<br />
Arbeitsweisen, Führungsstile und Organisationsmodelle<br />
kennenlernen und diese<br />
fallbezogen auf unser eigenes Geschäft<br />
übertragen. So kommen wir schnell voran<br />
und sind nah am Kunden“, erläutert Dr.<br />
Storch die Vorteile dieses kooperativen<br />
Ansatzes.<br />
Technology-enabled (I)<br />
Solution-oriented (III)<br />
Erfüllungsgrad<br />
Erfüllungsgrad<br />
Transaction-oriented (II)<br />
Open digital (IV)<br />
Erfüllungsgrad<br />
Erfüllungsgrad<br />
Benchmark der Fähigkeiten im deutschen und internationalen Großanlagenbau entlang der vier Archetypen (Grafik: VDMA/PwC)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
64 | WIRTSCHAFT<br />
Digital marketing<br />
@<br />
Integration<br />
platform<br />
Data lifecycle<br />
IoT<br />
Digital vendor ecosystem<br />
Smart commercial model<br />
Product & service exposure<br />
Community management<br />
Digital sales<br />
API API management<br />
Smart logistic transport<br />
Change<br />
management<br />
Digital culture<br />
& transformation<br />
Agile collaboration<br />
Agile working<br />
environment<br />
Der digitale<br />
EPC in 2025<br />
Business incubator<br />
Prototyping<br />
Digital R&D<br />
Strategic business alignment<br />
Digital trust<br />
IT<br />
BIZ<br />
Innovation<br />
governance<br />
Agile IT & technology<br />
Personalised employment<br />
Auf dem Weg zum digitalen Großanlagenbau sind fünf Wegweiser entscheidend (Grafik: VDMA/PwC)<br />
Alternative Vertragsmodelle für<br />
eine digitale Welt<br />
Die Studie weist ferner auf disruptive<br />
Änderungen im Vertragsmanagement hin,<br />
die sich in den kommenden Jahren einstellen<br />
könnten. So gehen einige Experten<br />
davon aus, dass neue Vertragsmodelle wie<br />
das Performance Based Contracting aus<br />
Sicht der Auftraggeber 2025 die dominierenden<br />
Vertragsarten sein werden. Dasselbe<br />
gilt für Geschäftsmodelle aus der Konsumgüterindustrie<br />
wie das sogenannte<br />
Pay-per-Use und das Freemium, bei dem<br />
erst Erweiterungen eines Basisprodukts<br />
kostenpflichtig werden. Christian Elsholz<br />
erläutert die Konsequenzen dieser Entwicklung:<br />
„Der klassische Festpreisvertrag<br />
wird an Bedeutung verlieren. Der<br />
Großanlagenbau muss darauf mit maximaler<br />
Flexibilität im Angebot und in der<br />
Abwicklung der verschiedenen Vertragsmodelle<br />
reagieren.“<br />
Mitarbeiter für Veränderungen<br />
begeistern und mitnehmen<br />
Aus den Gesprächen und Interviews, die<br />
im Rahmen der Studie geführt wurden,<br />
ging hervor, wie wichtig es angesichts der<br />
hohen Veränderungsgeschwindigkeit im<br />
Anlagenbau ist, die Mitarbeiter zu befähigen,<br />
den Wandel erfolgreich zu gestalten.<br />
AGAB-Sprecher H. Storch betont in diesem<br />
Zusammenhang: „Viele Mitarbeiter<br />
reagieren mit einer gewissen Skepsis auf<br />
die absehbaren Veränderungen. Wir müssen<br />
diese Vorbehalte ernst nehmen und<br />
den Mitarbeitern die Möglichkeit geben,<br />
den Prozess des Wandels mitgestalten zu<br />
können. Aus passiv Betroffenen müssen<br />
aktiv Beteiligte werden, die Veränderung<br />
als Chance begreifen. Die Aufgabe der<br />
Führungskräfte besteht darin, Transparenz<br />
herzustellen, glaubwürdig zu agieren und<br />
eine Vorbildrolle zu übernehmen.“<br />
Studie liefert Leitfaden zum<br />
digitalen Erfolg<br />
Als Fazit lässt sich festhalten, dass der<br />
Großanlagenbau die Digitalisierung zunehmend<br />
als Möglichkeit begreift, um effizienter<br />
zu werden und die Anforderungen<br />
der Kunden optimal zu bedienen. Deutlich<br />
wurde auch, dass noch erhebliche Investitionen<br />
erforderlich sind, um die erwarteten<br />
Veränderungen im Markt bis 2025 erfüllen<br />
zu können. „Pauschallösungen hierfür gibt<br />
es nicht. Die Studie bietet jedoch eine<br />
Richtschnur, die jedes Unternehmen individuell<br />
nutzen kann, um die wesentlichen<br />
Schritte zum digitalen Erfolg selbst zu definieren“,<br />
so AGAB-Sprecher H. Storch.<br />
Dabei geht es im Wesentlichen darum, die<br />
für den digitalen Erfolg benötigten Fähigkeiten<br />
zu definieren und durch entsprechende<br />
Maßnahmen – etwa die Schulung<br />
der eigenen Mitarbeiter oder den Zukauf<br />
von Know-how – zu stärken.<br />
Generell befindet sich der Großanlagenbau<br />
bei der Digitalisierung auf einem<br />
Erfolg versprechenden Weg. Derzeit fühlen<br />
sich 60 % der Mitgliedsunternehmen<br />
der AGAB gut oder sogar sehr gut für die<br />
digitale Transformation gerüstet. 2015<br />
waren erst knapp 40 % der Unternehmen<br />
dieser Meinung gewesen. Nach wie vor<br />
sind die digitalen Umsatzanteile im Anlagenbau<br />
allerdings relativ gering. Storch:<br />
„Unsere Umfrage hat gezeigt, dass<br />
bereits zwei Drittel der Großanlagenbauer<br />
ihren Kunden digitale Produkte wie Software,<br />
Services oder Datenanalysen anbieten.<br />
Die Mehrheit der Unternehmen erzielt<br />
damit jedoch weniger als 5 % ihrer Umsätze.<br />
Der Trend zeigt aber eindeutig nach<br />
oben.“<br />
Die vollständige Studie mit detaillierten<br />
Auswertungen und Analysen liegt sowohl<br />
in gedruckter Form als auch digital vor.<br />
Bestellungen nimmt die Geschäftsstelle<br />
der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
gerne entgegen unter:<br />
ina.dittrich@vdma.org<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
WIRTSCHAFT | 65<br />
Metallbranche im Deutschlandvergleich<br />
Zunahme an Insolvenzen von Unternehmen<br />
aus der Metallverarbeitung und -produktion<br />
Unternehmen aus der Metallverarbeitung und -produktion in Deutschland gingen im vergangenen Jahr häufiger<br />
insolvent und haben eine schlechtere Zahlungsmoral als der branchenübergreifende Bundesdurchschnitt. Die<br />
Überschuldungsrate ist dagegen – verglichen mit anderen Branchen – etwas geringer. Die Wirtschaftsauskunftei<br />
Creditsafe hat mehr als 3,4 Mio. Unternehmen aus Deutschland untersucht, davon rd. 39.000 aus der<br />
Metallverarbeitung und -produktion. Die Untersuchungen stützen sich dabei auf Daten aus öffentlichen Quellen,<br />
wie dem Handelsregister und dem Bundesanzeiger, Insolvenzbekanntgaben, Amtsblätter oder Gewerbeämter.<br />
Rund 520 Unternehmen aus der Branche<br />
mussten im vergangenen Jahr<br />
Insolvenz anmelden. Dies entspricht<br />
einer Insolvenzrate von rd. 1,32 % – mehr<br />
als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt<br />
von 0,6 %.<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist dabei<br />
das Bundesland, in dem die Insolvenzrate<br />
mit 2,43 % der Unternehmen aus der<br />
Metallverarbeitung und -produktion am<br />
höchsten war, die wenigsten Insolvenzen<br />
in der Branche verzeichnet das Bundesland<br />
Sachsen mit 0,67 %. Der Anteil an<br />
insolventen Firmen hat sich im Vergleich<br />
zu den Vorjahren deutlich erhöht – 2017<br />
meldeten in der Branche nur 0,85 % der<br />
Betriebe eine Insolvenz an, im Vorjahr lag<br />
die Quote noch bei 1,04 %.<br />
che überschuldet. Die wenigsten betroffenen<br />
Firmen gab es mit 5,67 % dagegen<br />
in Thüringen. Ein negatives Eigenkapital<br />
ist einer der häufigsten Gründe für eine<br />
Insolvenz: Bei rd. zwei Dritteln aller Insolvenzen<br />
wird eine Unternehmensüberschuldung<br />
als Ursache angegeben. Führt<br />
eine Überschuldung zu einer Zahlungsunfähigkeit,<br />
muss unverzüglich, jedoch spätestens<br />
innerhalb von drei Wochen die<br />
Eröffnung eines Insolvenzverfahrens<br />
beantragt werden.<br />
„Eine schlechte Zahlungsmoral der Kunden<br />
kann für kleine Unternehmen oder Firmen mit<br />
geringen Auftragsmargen geschäftsschädigend<br />
sein und im schlimmsten Falle zu einer Insolvenz<br />
führen.“<br />
Creditsafe<br />
Geringere Überschuldung im<br />
Vergleich zum Bundesdurchschnitt<br />
Rund <strong>10</strong>,35 % aller Betriebe aus der<br />
Metallverarbeitung und -produktion sind<br />
überschuldet, weisen also ein negatives<br />
Eigenkapital aus. Die Überschuldungsquote<br />
liegt somit unter dem Bundesdurchschnitt<br />
von 14 %. Am stärksten<br />
betroffen in der Metallindustrie sind<br />
Betriebe aus Berlin. Hier waren im letzten<br />
Jahr 14,71 % aller Unternehmen der Bran-<br />
Die Metallindustrie begleicht ihre<br />
Rechnungen im Schnitt eine<br />
Woche zu spät<br />
Im Schnitt zahlten Unternehmen aller Branchen<br />
im vergangenen Jahr ihre Rechnungen<br />
etwa 5,1 Tage nach dem Zahlungsziel. In der<br />
Metallverarbeitung und -produktion ließen<br />
sich die Betriebe indes etwas mehr Zeit und<br />
beglichen ihre Forderungen durchschnittlich<br />
etwa eine Woche zu spät – dies geht aus<br />
den hinterlegten Zahlungserfahrungen in<br />
der Datenbank von Creditsafe hervor. Vor<br />
allem kleine Unternehmen oder Firmen mit<br />
geringen Auftragsmargen sind auf einen<br />
pünktlichen Zahlungseingang angewiesen.<br />
Eine schlechte Zahlungsmoral der Kunden<br />
kann für diese Betriebe geschäftsschädigend<br />
sein und im schlimmsten Falle zu einer<br />
Insolvenz führen.<br />
Die Metallbranche zeigt im Deutschlandvergleich eine Zunahme an Insolvenzen, aber<br />
eine geringere Überschuldungsrate (Foto: Creditsafe)<br />
• Creditsafe<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
66 | WIRTSCHAFT<br />
Firmenschriften<br />
Belec Spektrometrie Opto-Elektronik:<br />
Das neue Belec In-Spect<br />
2 Seiten, deutsch<br />
Der völlig überarbeitete Metallanalysator<br />
In-Spect von Belec Spektrometrie<br />
Opto-Elektronik GmbH wird in der klassischen<br />
Schmelzkontrolle in Gießereien<br />
ebenso eingesetzt wie im Wareneingang,<br />
im Recycling oder in der<br />
regelmäßigen Qualitätssicherung. Die<br />
Doppelspektrometeroptik des Geräts<br />
garantiert unübertroffene Performance<br />
und reduzierten Wartungsaufwand.<br />
Belec Spektrometrie Opto-Elektronik GmbH, Hamburger Str. 12,<br />
49124 Georgsmarienhütte. Tel.: +49 5401 8709-0, info@belec.de<br />
Dirostahl:<br />
Qualitäts-Schmiedestücke<br />
28 Seiten, deutsch<br />
Dirostahl Karl Diederichs KG ist ein<br />
Familienunternehmen im Bereich Freiformschmieden<br />
und Ringwalzen. Mit<br />
rd. 500 gut ausgebildeten Mitarbeitern<br />
werden Freiformschmiedestücke von<br />
<strong>10</strong> kg bis 35 t Liefergewicht und Ringe<br />
bis 3.500 mm Durchmesser produziert.<br />
Das Unternehmen verfügt über langjährige<br />
Erfahrung, fachliches Knowhow<br />
und modernste Anlagentechnik.<br />
Dirostahl Karl Diederichs KG, Luckhauser Str. 1-5, 42899<br />
Remscheid. Tel.: +49 2191 593-0, info@dirostahl.de<br />
Kranbau Köthen:<br />
Liefer- und Leistungsprogramm<br />
16 Seiten, deutsch (auch englisch)<br />
Die Kranbau Köthen GmbH ist auf<br />
Sonder-, Prozess- und Automatikkrane<br />
spezialisiert. Das Unternehmen<br />
fertigt nach individuellen Kundenvorgaben<br />
moderne Kransysteme als<br />
Brücken-, Halbportal- oder Vollportalkrane.<br />
Kunden erhalten von der Planung<br />
über die Konstruktion, Fertigung<br />
und Montage bis zum Service<br />
sämtliche Leistungen aus einer Hand.<br />
Kranbau Köthen GmbH, Am Holländer Weg 5-7, 06366<br />
Köthen. Tel.: +49 3496 700-0, info@kranbau.de<br />
Küttner:<br />
Ihr Partner für nachhaltige Metallurgie<br />
20 Seiten, deutsch<br />
Die Unternehmen der Küttner-<br />
Gruppe beliefern neben der Stahl-,<br />
Gießerei- und Nichteisenindustrie<br />
auch andere material- und energieintensive<br />
Industrien. Für die Hüttenindustrie<br />
werden vielfältige Anlagen<br />
zur Rohstoffaufbereitung und Förderung<br />
von Kohle, Koks, Erz, Sinter und<br />
Pellets sowie effiziente Systeme zur<br />
Emissionserfassung etc. angeboten.<br />
Küttner GmbH & Co. KG, Alfredstr. 28, 45130 Essen<br />
Tel.: +49 201 7293-0, info@kuettner.com<br />
Refratechnik Steel:<br />
Eisengießerei Zustellkonzepte<br />
12 Seiten, deutsch<br />
Refratechnik Steel GmbH ist als<br />
Anbieter von hochwertigen Feuerfestmaterialien<br />
ein weltweiter Partner<br />
der Stahl-, Aluminium- und Chemieindustrie.<br />
Das Unternehmen<br />
liefert geformte oder ungeformte<br />
Produkte sowie vorgefertigte Fertigbauteile<br />
und bietet mit seiner nahezu<br />
70-jährigen Erfahrung Feuerfestkonzepte<br />
für jeden Kunden individuell an.<br />
Refratechnik Steel GmbH, Schiessstr. 58, 40549 Düsseldorf<br />
Tel.: +49 211 5858-0, foundry@refra.com<br />
Vollmer:<br />
Prozessoptimierung rund um das Walzwerk<br />
20 Seiten, deutsch<br />
Friedrich Vollmer Feinmessgerätebau<br />
GmbH steht für Präzision, Zuverlässigkeit<br />
und Partnerschaft rund um den<br />
gesamten Walzprozess. Beschrieben<br />
werden die Themen Banddickenmessung<br />
und -regelung, Breiten- und<br />
Säbelmessung, Offline-Querprofilmessung,<br />
Planheitsmessung und<br />
-regelung, Walzenmessgeräte, Software<br />
und Modernisierung u.a.<br />
Friedrich Vollmer Feinmessgerätebau GmbH, Verbandsstr. 60b,<br />
58093 Hagen. Tel.: +49 2334 507-0, contact@vollmergmbh.de<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
WIRTSCHAFT | 67<br />
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im September <strong>2019</strong><br />
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Schwächephase.<br />
Nach dem guten Einstieg in das laufende Jahr mit einer Zunahme<br />
des Bruttoinlandsprodukts um preisbereinigt 0,4 % schwächte sich<br />
die gesamtwirtschaftliche Leistung im zweiten Quartal um 0,1 %<br />
ab. Ein stärkerer Abschwung oder gar eine ausgeprägte Rezession<br />
sind gegenwärtig nicht zu erwarten. Allerdings zeichnet sich nach<br />
den Indikatoren auch noch keine konjunkturelle Trendwende zum<br />
Besseren ab. Die exportorientierte deutsche Industrie leidet weiter<br />
unter dem rückläufigen Welthandel und der stagnierenden globalen<br />
Industriekonjunktur. Dabei waren im zweiten Quartal vor allem die<br />
Ausfuhren in die Europäische Union und insbesondere in das Vereinigte<br />
Königreich merklich rückläufig. Die Binnenkonjunktur bleibt<br />
davon nicht unberührt, sie erweist sich bisher aber als recht robust.<br />
Wichtige binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte wirken, wenn auch<br />
teilweise etwas abgeschwächt, fort. Die private und staatliche Konsumnachfrage<br />
sowie die nach Bauleistungen liefern verlässliche<br />
Impulse. Die Verunsicherung durch die Handelskonflikte und den<br />
Brexit-Prozess dauern zwar fort, die globale Wirtschaft stellt sich<br />
aber allmählich auf die neuen Verhältnisse ein.<br />
Die schwelenden Handelskonflikte und das schwierige geopolitische<br />
Umfeld dämpfen weiterhin die Weltkonjunktur. Im Juni folgten<br />
sowohl die globale Industrieproduktion als auch der Welthandel<br />
wieder ihrem seit Herbst 2018 abwärtsgerichteten Trend. Angesichts<br />
der Ballung globaler Risiken gehen die internationalen Organisationen<br />
von einer wenig dynamischen, aber gleichwohl aufwärtsgerichteten<br />
Entwicklung für die Weltwirtschaft aus.<br />
• Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />
Welt: Rohstahlerzeugung Juli <strong>2019</strong><br />
Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />
Juli<br />
<strong>2019</strong><br />
in 1.000 t<br />
Veränd.<br />
19/18<br />
in %<br />
Jan.–Juli<br />
<strong>2019</strong><br />
in 1.000 t<br />
Veränd.<br />
19/18<br />
in %<br />
Österreich 577 63,1 4.539 8,7<br />
Belgien 660 S -6,3 4.665 -1,4<br />
Bulgarien 55 S 7,8 362 -9,0<br />
Kroatien 2 S -80,2 52 -16,2<br />
Tschechische Rebublik 391 -11,9 2.839 -3,8<br />
Finnland 220 -36,4 2.158 -12,3<br />
Frankreich 1.330 S -0,6 9.006 -3,3<br />
Deutschland 3.360 S -1,0 24.077 -4,6<br />
Griechenland 130 S -4,4 891 -2,3<br />
Ungarn 136 -24,2 1.072 -8,9<br />
Italien 2.130 S -1,2 14.697 -1,9<br />
Luxemburg 200 S -2,3 1.386 0,7<br />
Niederlande 605 2,7 4.043 -1,9<br />
Polen 780 S -3,6 5.692 -5,6<br />
Slowenien 49 -4,4 381 -5,6<br />
Spanien 1.<strong>10</strong>0 S 15,7 8.518 1,8<br />
Schweden 352 0,6 2.909 0,3<br />
Großbritannien 645 -6,1 4.432 -3,6<br />
Andere EU-Länder (28) 920 S 0,1 6.468 0,7<br />
Europäische Union (28) 13.641 -0,2 98.186 -2,4<br />
Bosnien- Herzegowina 64 -7,2 485 57,5<br />
Mazedonien 20 S -15,8 153 -1,1<br />
Norwegen 20 34,4 348 11,2<br />
Serbien 136 -23,7 1.169 -0,6<br />
Türkei 2.925 -<strong>10</strong>,6 19.919 -<strong>10</strong>,2<br />
Anderes Europa 3.166 -11,1 22.075 -8,5<br />
Weißrussland 230 S 2,7 1.550 13,4<br />
Kasachstan 350 S -4,6 2.313 -14,1<br />
Moldawien 35 S -16,7 215 -32,2<br />
Russland 6.200 S -1,5 42.462 0,4<br />
Ukraine 1.784 -1,7 12.717 4,2<br />
Usbekistan 65 S 25,0 374 -1,3<br />
G.U.S 8.664 -1,5 59.631 0,6<br />
Kanada 1.120 S 2,9 7.650 0,7<br />
Kuba 15 S -18,3 118 -2,4<br />
El Salvador <strong>10</strong> S 7,9 59 4,8<br />
Guatemala 25 S -2,0 174 2,0<br />
Mexiko 1.440 S -17,9 <strong>10</strong>.924 -<strong>10</strong>,3<br />
Vereinigte Staaten 7.514 1,8 51.827 4,8<br />
Nordamerika <strong>10</strong>.124 -1,5 70.751 1,7<br />
Argentinien 418 -9,8 2.737 -9,2<br />
Brasilien 2.449 -20,7 19.691 -4,3<br />
Chile 80 S -16,5 523 -17,0<br />
Kolumbien 95 S -17,6 601 -12,6<br />
Ekuador 55 S 7,9 357 4,7<br />
Paraguay 1 S -51,9 8 -14,1<br />
Peru 1<strong>10</strong> S 6,8 718 1,4<br />
Uruguay 5 S -3,7 33 0,3<br />
Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />
Juli<br />
<strong>2019</strong><br />
in 1.000 t<br />
Veränd.<br />
19/18<br />
in %<br />
Jan.–Juli<br />
<strong>2019</strong><br />
in 1.000 t<br />
Veränd.<br />
19/18<br />
in %<br />
Venezuela 5 S -44,4 39 -61,9<br />
Südamerika 3.218 -18,1 24.708 -5,3<br />
Ägypten 526 -20,2 4.623 3,7<br />
Libyen 60 S 38,7 340 49,9<br />
Südafrika 464 -13,2 3.598 -3,6<br />
Afrika 1.051 -15,1 8.562 1,7<br />
Iran 2.200 S 11,1 14.988 6,4<br />
Katar 230 2,7 1.519 -1,4<br />
Saudi-Arabien 440 S -12,6 3.023 -0,8<br />
Ver. Arab. Emirate 225 -17,9 1.877 1,0<br />
Mittlerer Osten 3.095 3,8 21.407 4,2<br />
China 85.223 5,0 577.064 9,0<br />
Indien 9.215 1,7 66.188 4,6<br />
Japan 8.387 -0,4 59.473 -3,1<br />
Südkorea 6.041 -2,1 42.487 0,6<br />
Pakistan 3<strong>10</strong> S -28,9 1.979 -32,9<br />
Taiwan 1.890 S -4,4 13.306 -0,7<br />
Thailand 415 S -27,0 2.550 -34,3<br />
Vietnam 1.773 52,2 12.046 57,1<br />
Asien 113.254 3,9 775.093 7,0<br />
Australien 429 -16,8 3.147 -8,5<br />
Neuseeland 55 -<strong>10</strong>,5 390 0,4<br />
Ozeanien 484 -16,2 3.538 -7,6<br />
Alle 64 Länder 156.697 1,7 1.083.951 4,6<br />
S: Schätzung; Nach: worldsteel, Brüssel<br />
Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist weiter rückläufig. Im<br />
Juli ist sie um 5 % gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken.<br />
Im Verlauf der ersten sieben Monate bewegt sich der Rückgang<br />
in der gleichen Größenordnung.<br />
Deutschland: Stahlproduktion Juli <strong>2019</strong><br />
Erzeugung im<br />
Juli Veränd.<br />
<strong>2019</strong> 19/18<br />
in 1.000 t in %<br />
Gesamterzeugung<br />
Jan.–Juli Veränd.<br />
<strong>2019</strong> 19/18<br />
in 1.000 t in %<br />
Rohstahl gesamt 3.217 -5,3% 23.934 -5,1%<br />
Oxygenstahl 2.344 -6,6% 16.785 -4,8%<br />
Elektrostahl 872 -1,3% 7.149 -5,9%<br />
Roheisen 2.167 -6,2% 15.500 -4,4%<br />
Warmgewalzte Stahlerzeugn. 2.902 -4,0% 20.815 -5,4%<br />
Nach: Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
68 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />
Stahlhandel im Wandel<br />
Systemdienstleister als strategische Partner<br />
der verarbeitenden Industrie<br />
Die Anforderungen an Partner und Zulieferer steigen, auch aufgrund kleiner werdender Losgrößen, stetig.<br />
Kerngeschäft des Metall- und Stahlhandels ist längst nicht mehr nur der Handel, sondern ebenso der Zuschnitt<br />
und die Anarbeitung des Halbzeugs. Damit wird der Händler immer mehr ein aktiver Teil der<br />
Wertschöpfungskette, statt nur Zwischenstation im Beschaffungsvorgang zu sein. Doch wie können Stahl- und<br />
Metallhändler die Industrie darüber hinaus dabei unterstützen, Prozesse zu verschlanken, wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben und die Finanz- und Unternehmenskennzahlen zu optimieren?<br />
Unternehmen verstehen ihren Stahlund<br />
Metalllieferanten heute zunehmend<br />
als strategischen Partner, der<br />
eine auf sie individuell zugeschnittene Versorgung<br />
mit Materialien und Dienstleistungen<br />
sicherstellen muss. Es reicht längst<br />
nicht mehr aus, dass Händler eine breite<br />
Werkstoffpalette bevorraten und diese<br />
zuverlässig liefern. Die Ansprüche der verarbeitenden<br />
Industrie sind gewachsen. Es<br />
wird nach Möglichkeiten gesucht, die Entwicklung<br />
neuer Produkte zu beschleunigen,<br />
kürzer werdende Produktionszyklen<br />
zu kompensieren und Kosten zu senken.<br />
Eine Entwicklung, auf die sich Stahl- und<br />
Metallhändler zunehmend einstellen müssen.<br />
Händler nehmen daher zusätzlich eine<br />
weitere Rolle ein: die des Systemdienstleisters<br />
mit umfangreichem Serviceangebot.<br />
„Die Aufgabe der modernen Werkstoffdistribution<br />
ist es, kontinuierlich neue<br />
Dienstleistungen zu entwickeln und<br />
gemeinsam mit den Industrieunternehmen<br />
neue Wege der Arbeitsteilung zu finden“,<br />
erklärt Bernd Seibold, Geschäftsführer<br />
der Günther + Schramm GmbH, des<br />
führenden Systemdienstleisters für Stahl,<br />
Edelstahl und Aluminium in Süddeutschland.<br />
„Wir bieten unseren Kunden z.B. flexible<br />
Konzepte, um sie bei einer der derzeit<br />
wichtigsten Managementaufgaben zu<br />
unterstützen: der Verbesserung der Kapitalrentabilität“,<br />
erläutert Seibold.<br />
Mit reduzierten Lagerbeständen zu<br />
mehr Kapitalrentabilität<br />
Der Zugang zu Fremdkapital hat sich in den<br />
vergangenen Jahren merklich verknappt<br />
und verteuert, für viele Unternehmen wurden<br />
Finanzierungen deutlich erschwert.<br />
Aufgrund dieser Entwicklung sind Unternehmen<br />
gezwungen, ihr Working Capital,<br />
also ihr Nettoumlaufvermögen, zu optimieren.<br />
Eine Möglichkeit dazu besteht darin,<br />
die eigenen Lagerbestände zu reduzieren<br />
und an einen Systemdienstleister auszulagern.<br />
„Wir arbeiten als externes Lager<br />
für unsere Kunden, die ihr eigenes Lager<br />
– oftmals inklusive Sägepark – komplett<br />
auflösen. Bei Bedarf realisieren wir zudem<br />
die Werkstoffanarbeitung, liefern die konfektionierte<br />
Ware just in time in die Fertigung<br />
und verkürzen so die Durchlaufzeiten<br />
in der Produktion“, erklärt Seibold. Die<br />
Unternehmen sichern sich somit Kostenvorteile,<br />
vermeiden Investitionen und<br />
gewinnen neue Flächen für das Kerngeschäft.<br />
Die Folge: Durch aktives Outsourcing<br />
erreichen Unternehmen eine Verbesserung<br />
der eigenen Finanz- und<br />
Unternehmenskennzahlen wie der Kapitalrentabilität.<br />
Unternehmen verstehen ihren Stahlund<br />
Metalllieferanten heute zunehmend<br />
als strategischen Partner<br />
(Foto: Günther + Schramm)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>STAHL</strong>HANDEL | 69<br />
Fehlerquellen durch Digitalisierung<br />
eliminieren<br />
Über Günther + Schramm<br />
Eine Verbesserung der Auslastung von<br />
Mitarbeitern in Unternehmen verspricht<br />
die Digitalisierung der Branche. Jedoch<br />
scheinen hier noch längst nicht alle Potenziale<br />
ausgeschöpft zu sein. Die aktuelle<br />
Studie „Digitalisierung im Stahl- und<br />
Metallhandel – Stand, Bedarfe und Anwendungen“<br />
des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung (IPA)<br />
kommt zu dem Ergebnis, dass 80 % aller<br />
Teilnehmer nach eigener Definition keine<br />
Erfahrungen mit Industrie-4.0-Anwendungen<br />
haben. 60 % der Befragten allerdings<br />
möchten zukünftig digitale Applikationen<br />
nutzen und sind auch zu Investitionen<br />
bereit. Zwar zeigt der Automatisierungsgrad<br />
in der Produktion des Stahl- und<br />
Metallhandels hier ein großes Potenzial,<br />
95 % der Studienteilnehmer gaben jedoch<br />
einen Grad von unter 50 % an. Die Studie<br />
basiert auf der Befragung von 66 Unternehmen<br />
und neun Interviews mit Branchenexperten.<br />
„Wir haben für unsere Kunden<br />
bereits vielfältige Maßnahmen zum<br />
Bürokratieabbau und zur Komplexitätsreduktion<br />
entwickelt, darunter einen komplett<br />
elektronischen Bestell- und Lieferdatenaustausch,<br />
der die potenziellen<br />
Fehlerquellen papiergebundener oder telefonischer<br />
Bestellungen eliminiert“, erklärt<br />
Bernd Seibold. Die optimierte Abwicklung<br />
sorgt nicht nur für eine Entlastung des Personals,<br />
sondern steigert auch die Effizienz<br />
und minimiert die Prozesskosten. „Unsere<br />
Kunden initiieren eine Bestellung entweder<br />
manuell oder sie erfolgt automatisch<br />
nach Erteilung eines Fertigungsauftrages“,<br />
erklärt Seibold.<br />
Die Bestellinformationen werden<br />
anschließend sofort im ERP-System<br />
erfasst und der Lieferant informiert. Das<br />
System des Lieferanten bestätigt automatisch<br />
die Bestellung, wobei die Übertragung<br />
der Daten 24 Stunden am Tag und<br />
sieben Tage die Woche möglich ist. Der<br />
Kunde erhält nach Lieferung der Ware<br />
einen Datensatz, der auf Wunsch automatisch<br />
den Wareneingang vormerkt. Zudem<br />
wird der Kunde direkt über den Eingang<br />
der Rechnung informiert und kann diese<br />
abschließend auf Plausibilität prüfen. Mit<br />
Blick auf immer komplexer werdende<br />
Beschaffungsvorgänge und die geforderte<br />
Flexibilität bei oftmals kleinen Losgrößen<br />
überzeugt eine effektive elektronische<br />
Projektabwicklung wie diese.<br />
Interesse an Webshops wächst<br />
In der Branche noch nicht so weit verbreitet<br />
ist die Bestellung über Onlineportale.<br />
Immer mehr Stahlhändler bieten aber<br />
Onlineshops für einen einfachen und<br />
Günther + Schramm ist Süddeutschlands führender Systemdienstleister für<br />
Stahl, Edelstahl und Aluminium. Das Unternehmen wurde 1930 gegründet<br />
und beschäftigt an den vier Standorten Oberkochen, Königsbronn, Stuttgart<br />
und Mannheim rd. 180 Mitarbeiter. Der Stahlhändler und Systemdienstleister<br />
ist zum einen im klassischen Metallhandel tätig, zum anderen bietet das<br />
Unternehmen verschiedenste Dienstleistungen in der Lohnfertigung und<br />
realisiert komplexe Outsourcing-Projekte im Bereich der Material- und<br />
Prozesslogistik. Knapp 2.000 aktive Kunden aus dem Maschinen- und<br />
Werkzeugbau sowie der mechanischen Bearbeitung und Elektrotechnik<br />
versorgt Günther + Schramm mit Blank- und Walzstahl, Edelstahl, Qualitätsund<br />
Werkzeugstahl, Guss, Aluminium, Sonderwerkstoffen u.a.<br />
schnellen Bestellvorgang an. Diese bieten<br />
weitaus mehr Funktionen als vergleichbare<br />
Angebote aus dem Konsumgütermarkt.<br />
Darüber hinaus fungieren Webshops<br />
Günther + Schramm arbeitet als externes Lager für Kunden, die<br />
ihr eigenes Lager – oftmals inklusive Sägepark – komplett<br />
auflösen (Foto: Günther + Schramm)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
70 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />
„Die Aufgabe der modernen<br />
Werkstoffdistribution ist es, kontinuierlich neue<br />
Dienstleistungen zu entwickeln und gemeinsam<br />
mit den Industrieunternehmen neue Wege der<br />
Arbeitsteilung zu finden.”<br />
Bernd Seibold, Geschäftsführer der Günther + Schramm GmbH<br />
gleichzeitig als Informationsplattform und<br />
automatisieren verschiedenste Prozesse.<br />
„Wir sehen an den Klickzahlen unseres<br />
Onlineangebotes, dass viele unserer Kunden<br />
dort die Verfügbarkeit von Produkten<br />
prüfen oder Zolltarifnummern recherchieren“,<br />
sagt Seibold. Die Potenziale seien<br />
hier aber längst noch nicht ausgeschöpft.<br />
Serviceleistungen zunehmend<br />
gefragt<br />
Stärker als das Interesse an Webshops steigt<br />
die Nachfrage seitens der produzierenden<br />
Unternehmen nach Serviceleistungen ihrer<br />
Systemdienstleister. „Neben der Anarbeitung<br />
gehört eine ausgefeilte Material- und<br />
Prozesslogistik zu unserem Angebotsspektrum.<br />
Durch Lageroutsourcing, elektronische<br />
Datenverarbeitung und kundenspezifische<br />
Verpackungslösungen ermöglichen wir<br />
unseren Kunden eine erhebliche Steigerung<br />
der Prozesseffizienz“, erklärt Bernd Seibold.<br />
Alle Leistungen erfolgen dabei aus einer<br />
Hand, der Kunde steht lediglich mit einem<br />
Ansprechpartner in Kontakt, der die unterschiedlichen<br />
Servicebereiche managt.<br />
Vorteile durch strategische<br />
Partnerschaft überwiegen<br />
In der verarbeitenden Industrie lassen sich<br />
verlässliche Systemdienstleister als strategische<br />
Partner begreifen, die Unternehmen<br />
in vielerlei Hinsicht unterstützen und entlasten.<br />
Wird beispielsweise das eigene<br />
Lager samt Sägepark aufgelöst und an<br />
einen Systemdienstleister ausgelagert,<br />
bringt das dem Unternehmen mehr Kapazität<br />
und Fläche für das jeweilige Kerngeschäft<br />
sowie eine Verbesserung der Kapitalrentabilität.<br />
Die Materiallogistik entfällt<br />
im Unternehmen, die Kosten und das Handling<br />
übernimmt der Dienstleister. In puncto<br />
Digitalisierung lassen sich durch elektronischen<br />
Datenaustausch Fehler vermeiden,<br />
Mitarbeiter entlasten und Prozesskosten<br />
minimieren. Die Bestellung über Onlineportale,<br />
die in den kommenden Jahren auch im<br />
Stahl- und Metallhandel weiter voranschreiten<br />
wird, ermöglicht einen deutlich einfacheren<br />
und schnelleren Bestellvorgang.<br />
„Insgesamt ist davon auszugehen, dass mit<br />
der Digitalisierung in der Stahlindustrie ein<br />
großes wirtschaftliches Wachstumspotenzial<br />
einhergeht, was sich positiv auf die<br />
Wettbewerbsfähigkeit auswirkt“, sagt<br />
Bernd Seibold mit Blick auf die Zukunft.<br />
• Günther + Schramm<br />
Kerngeschäft des Metall- und Stahlhandels<br />
ist längst nicht mehr nur der Handel, sondern<br />
ebenso der Zuschnitt und die Anarbeitung<br />
von Halbzeugen (Foto: Günther + Schramm)<br />
Ein entscheidender Vorteil dieser Entwicklung:<br />
Die Materiallogistik entfällt im Unternehmen,<br />
die Kosten und das Handling übernimmt der<br />
Dienstleister (Foto: Günther + Schramm)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
<strong>STAHL</strong>HANDEL | 71<br />
Hartmetallproduzent Ceratizit<br />
Dematic automatisiert Distributionszentrum<br />
Dematic automatisiert das neue Distributionszentrum des Hartmetallproduzenten Ceratizit in Kempten (Allgäu).<br />
Hierfür installiert der Intralogistikspezialist ein siebengassiges Dematic-Multishuttle-System mit rd. 90.000<br />
Behälterstellplätzen, das eine platzsparende mehrfachtiefe Lagerung ermöglicht.<br />
In dem Lagersystem greifen 217 Shuttles<br />
automatisch auf die Behälter zu und befördern<br />
diese direkt zu den Hochleistungskommissionierstationen.<br />
Dadurch erzielt<br />
das System eine Durchsatzrate von bis zu<br />
570 Behältern pro Stunde und Arbeitsplatz,<br />
sodass Ceratizit die Effizienz bei der<br />
Auftragszusammenstellung steigert. 26<br />
Arbeitsstationen für das Verpacken der<br />
Ware sowie 24 für den Warenein- und -ausgang<br />
komplettieren die Anlage. Diese sind<br />
über insgesamt 1,7 km lange Förderstrecken<br />
an das Lagersystem angeschlossen.<br />
„Das Dematic Multishuttle-System<br />
passt aufgrund seines hohen Automatisierungsgrads<br />
und seiner kompakten Bauweise<br />
optimal zu den Anforderungen von<br />
Ceratizit“, sagt Jessica Heinz, Leitung<br />
Marketing und Business Development<br />
Dematic Central Europe. „Zudem stellt es<br />
bei hoher Durchsatzrate sowie fehlerloser<br />
Kommissionierung eine zuverlässige und<br />
effiziente Bestellabwicklung sicher.“ Etwa<br />
3.000 m2 Grundfläche nimmt das System<br />
mitsamt den Arbeitsplätzen im neuen Distributionszentrum<br />
des Hartmetallproduzenten<br />
in Anspruch. Durch die direkte<br />
Anbindung der Regalgassen an die Kommissionierplätze<br />
und den von Dematic<br />
patentierten Inter-Aisle-Transfer ist kein<br />
Fördertechnik-Loop in der Vorzone notwendig.<br />
Die Technologie sorgt dafür, dass<br />
sich die Behälter innerhalb des Regals<br />
über alle Gassen hinweg bewegen lassen.<br />
Auf diese Weise können die Kommissionierstationen<br />
flexibel auf Waren aus allen<br />
Gassen zugreifen. Darüber hinaus wird die<br />
Ausfallsicherheit des Systems gesteigert.<br />
Die Behälter im Dematic Multishuttle<br />
messen 400 mm · 300 mm oder 600 mm<br />
· 400 mm, wobei Letztere noch mal in bis<br />
zu acht Fächer unterteilt werden können.<br />
Die Trennung erfolgt über Kartoneinsätze,<br />
die über einen eindeutigen Barcode identifiziert<br />
werden. Ein integriertes, vollautomatisches<br />
Kamerasystem im Wareneingang<br />
erfasst nach dem manuellen Einlegen<br />
der Einsätze automatisch die genaue Position<br />
der Ware, ohne dass der Mitarbeiter<br />
die Behälter und Einsätze scannen und die<br />
Daten händisch über einen Dialog eingeben<br />
muss. Dadurch erhöhen sich die<br />
Bestandsqualität und Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />
im Wareneingang, sodass<br />
die Produkte schnell und zuverlässig für<br />
die Kunden zur Verfügung stehen.<br />
Sobald ein Auftrag eingeht, transportieren<br />
die Shuttles die benötigten Artikel automatisch<br />
in der richtigen Reihenfolge zu einem<br />
der insgesamt sieben Hochleistungskommissionierplätze.<br />
Dort stellen die Ceratizit-<br />
Mitarbeiter die Bestellungen zusammen.<br />
Unterstützt werden sie dabei von einem<br />
SAP-EWM(Extended Warehouse Management)-Dialog,<br />
der ihnen die relevanten Daten<br />
für die Bearbeitung anzeigt. Hinzu kommen<br />
fünf Stationen für die Kommissionierung von<br />
Halbfabrikaten. Alle Kommissionierplätze<br />
werden mit einer Pick-by-Light-Funktion ausgestattet,<br />
die den zu kommissionierenden<br />
Artikel zusätzlich zur grafischen Information<br />
am Monitor direkt am Entnahmefach optisch<br />
hervorhebt. Zudem integriert Dematic Waagen<br />
zur Gewichtskontrolle sowie eine Griffüberwachung<br />
bei der Entnahme der Artikel.<br />
„Auf diese Weise sinkt die Fehlerquote bei<br />
der Kommissionierung auf null“, sagt Heinz.<br />
Für die Steuerung der Anlage und des<br />
gesamten Materialflusses installiert Dematic<br />
bei dem Hartmetallproduzenten die Software<br />
SAP EWM. Standardisierte Siemens-S7-Steuerungen,<br />
die die Fördertechnik<br />
und das Shuttle-System regeln, sind über<br />
die neue sogenannte ABAP Push-Channel-Technologie<br />
an SAP angebunden. Damit<br />
werden die entsprechenden Steuerungsbefehle<br />
direkt zwischen dem SAP-Server und<br />
der S7-Steuerung ausgetauscht. Bisher<br />
waren dafür ein SAP-PCo-Rechner oder der<br />
Dematic SubDriver notwendig, auf die nun<br />
verzichtet werden kann. Auf diese Weise<br />
sind sowohl der Informationsaustausch als<br />
auch der reibungslose Materialfluss gewährleistet.<br />
„Wir schneiden die Lösung speziell<br />
auf die Anforderungen von Ceratizit zu“, sagt<br />
Heinz. Die Benutzerführung erfolgt über<br />
moderne UI5-Dialoge, die dem Mitarbeiter<br />
übersichtlich alle notwendigen Auftragsdaten<br />
anzeigen. Die SAP-EWM-Lösung verwaltet<br />
und steuert außerdem das manuell<br />
betriebene Lager sowie den Bereich für<br />
Value Added Services.<br />
• Dematic<br />
In den rd. 90.000 Behältern im Dematic Multishuttle-System finden die Waren von<br />
Ceratizit Platz (Foto: Dematic)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
72 | KARRIERE<br />
Teamarbeit in Unternehmen ist heute gängige Praxis<br />
High-Performance-Teams entwickeln<br />
In den meisten Unternehmen ist die Teamarbeit gängige Praxis. Deshalb geht es in ihren<br />
Teamentwicklungsmaßnahmen heute meist darum, aus Teams Hochleistungsteams zu entwickeln. Außerdem<br />
gewinnt das Entwickeln bereichs- und unternehmensübergreifender, oft virtueller Teams an Bedeutung.<br />
Die Projekt- und Teamarbeit ist heute<br />
in den meisten Unternehmen gängige<br />
Praxis. Dies wirkt sich auf die Zielsetzungen<br />
und Designs ihrer Teamentwicklungsmaßnahmen<br />
aus. Eher selten<br />
erhalten Trainingsanbieter von Unternehmen<br />
noch Anfragen wie: Aus Einzelkämpfern<br />
soll ein Team formiert werden. Stattdessen<br />
lautet der Auftrag meist:<br />
• Die Leistung eines bestehenden Teams<br />
soll gesteigert werden. Oder:<br />
• Die bereichs- und hierarchieübergreifende<br />
oder die standort- bzw. unternehmensübergreifende<br />
Zusammenarbeit<br />
soll verbessert werden.<br />
Die Teams, die heute an Teamentwicklungsmaßnahmen<br />
teilnehmen, haben also<br />
häufig bereits – geht man von den vier Stufen<br />
der Teamentwicklung „Forming“,<br />
„Storming“, „Norming“, „Performing“ laut<br />
Tuckmann aus (siehe Kasten) – zumindest<br />
die ersten zwei Stufen durchlaufen. Es<br />
klemmt aber noch beim Performing. Der<br />
gemeinsame Output stimmt also noch<br />
nicht. Und bei bereichs- oder gar unternehmensübergreifenden<br />
Teams? Bei ihnen<br />
fand zudem oft noch keine Verständigung<br />
darüber statt:<br />
• Was verbindet uns?<br />
• Welche Regeln gelten für unsere<br />
Zusammenarbeit?<br />
• Welche gemeinsamen übergeordneten<br />
Ziele gilt es bei ihr zu erreichen? Und:<br />
• Wie messen wir den Erfolg?<br />
Selbst wenn die (informellen) Teams<br />
zuweilen schon seit Jahren kooperieren.<br />
Ziel: die Wirksamkeit erhöhen<br />
Die Ursachen für das unbefriedigende<br />
„Performing“ können vielfältig sein. Zum<br />
Beispiel, dass das Team beim „Norming“<br />
– als es u.a. die Regeln für die Zusammenarbeit<br />
definierte – gewisse Dinge vergaß.<br />
Oder dass die Arbeitsbedingungen und<br />
-anforderungen sich so stark geändert<br />
haben, dass die einmal getroffenen Vereinbarungen<br />
nicht mehr tragfähig sind. Oder<br />
dass neue Mitglieder ins Team kamen, die<br />
andere Werte und Vorstellungen von der<br />
Zusammenarbeit haben – was zu Reibungen,<br />
sprich Effizienzverlusten führt.<br />
In all diesen Fällen geht es nicht um ein<br />
klassisches „Teambuilding“ – also das<br />
Neuformieren eines Teams. Vielmehr soll<br />
die Zusammenarbeit verbessert und die<br />
Wirksamkeit erhöht werden – und zwar<br />
ausgehend von den realen Herausforderungen,<br />
vor denen das Team beziehungsweise<br />
Unternehmen steht.<br />
Das wirkt sich auf das Design der Maßnahmen<br />
aus. Als Teambildungs- und -entwicklungsmaßnahmen<br />
eher „out“ sind<br />
heute solche Survivaltrainings, wie sie um<br />
die Jahrtausendwende Mode waren, bei<br />
denen die Teilnehmer z.B. in einem<br />
Schlauchboot gemeinsam einen reißenden<br />
Fluss hinab fuhren. Sie kommen,<br />
wenn überhaupt, nur noch im Vertrieb zum<br />
Survivaltrainings wie das Befahren eines reißenden Flusses mit einem Schlauchboot sind als Teamentwicklungsmaßnahmen heute<br />
eher „out“ (Foto: Die Profilberater)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
KARRIERE | 73<br />
Einsatz. Und dort haben sie meist auch<br />
eine Incentive-Funktion.<br />
Neue Designs, Verfahren und<br />
Methoden<br />
Auch der High-Ropes-Anlagen-Boom ist<br />
weitgehend abgeebbt. Eher selten verbringen<br />
Teams heute noch ein, zwei Tage in<br />
einem Hochseilgarten. Das heißt nicht,<br />
dass diese Anlagen nicht mehr genutzt<br />
werden: Sie werden anders genutzt. Großer<br />
Beliebtheit erfreuen sie sich noch,<br />
wenn es um das Entwickeln eines „Teamspirits“<br />
geht. So schicken Unternehmen<br />
z.B. nicht selten, wenn ein neues Traineeprogramm<br />
bei ihnen startet, dessen Mitglieder<br />
gemeinsam auf einen solchen Parcours<br />
– auch damit zwischen den neuen<br />
Mitarbeitern persönliche Beziehungen entstehen<br />
und diese auch emotional im Unternehmen<br />
ankommen.<br />
Ähnlich verhält es sich bei virtuellen<br />
Teams, deren Mitglieder sich – außer in<br />
Videokonferenzen – im Arbeitsalltag entweder<br />
nie oder nur selten sehen. Auch bei<br />
ihnen geht es bei solchen Events primär<br />
darum, dass die Teammitglieder sich persönlich<br />
kennenlernen und bei ihnen über<br />
das gemeinsame Erleben persönliche Bande<br />
entstehen, denn die Erfahrung der<br />
Unternehmen zeigt: Dann „flutscht“ die<br />
Zusammenarbeit besser und es entstehen<br />
in der Alltagsarbeit weniger Konflikte bzw.<br />
diese lassen sich leichter (informell) lösen.<br />
Wenn es jedoch um das Weiterentwickeln<br />
bestehender Teams geht, dann setzen<br />
die Unternehmen zunehmend auf<br />
andere „Instrumente“. Und zwar unabhängig<br />
davon, ob die Teams nur aus Mitarbeitern<br />
• einer Abteilung oder eines Bereichs,<br />
• mehrerer Abteilungen oder Bereiche<br />
oder gar<br />
• verschiedener Unternehmen bestehen.<br />
So führen heute z.B. manche Unternehmen<br />
Teamseminare durch, bei denen die<br />
Teilnehmer gemeinsam kochen. Bei anderen<br />
malen sie gemeinsam großformatige<br />
Bilder. Das Ziel ist hierbei stets: Aus den<br />
Verhaltensmustern, die die Teilnehmer<br />
beim Lösen der Teamaufgabe zeigen, sollen<br />
in der „Reflektionsphase“ zunächst<br />
Rückschlüsse auf das Verhalten im<br />
Arbeitsalltag gezogen werden. Und in der<br />
anschließenden „Transferphase“? In ihr<br />
sollen Vereinbarungen getroffen werden,<br />
um die Zusammenarbeit zu verbessern<br />
und die Performance zu steigern.<br />
Mitarbeiter sind offener und<br />
selbstkritischer<br />
Als Begründung für diesen „Umweg“ wurde<br />
in der Vergangenheit oft genannt:<br />
Wenn die Teilnehmer zunächst ihr Verhalten<br />
z.B. beim gemeinsamen Bauen eines<br />
Iglus oder Lenkdrachens reflektieren, dann<br />
nehmen sie, wenn „Knackpunkte“ angesprochen<br />
werden, nicht sogleich eine Verteidigungshaltung<br />
ein – anders ist dies,<br />
wenn unmittelbar ihr Verhalten am Arbeitsplatz<br />
thematisiert wird.<br />
Zunehmend sind die Unternehmen<br />
jedoch nicht mehr bereit, solche „Umwege“<br />
zu gehen oder erachten diese als überflüssig<br />
– u.a. weil die (jungen) Mitarbeiter<br />
heute, verallgemeinert formuliert, andere<br />
Typen als die Mitarbeiter vor 15 oder 20<br />
Jahren sind. Sie sind nicht mehr solche<br />
„Betonköpfe“, wie dies die Mitarbeiter früher<br />
zum Teil waren. Sie fragen sich z.B.,<br />
wenn sie mit einer Aufgabe konfrontiert<br />
werden, nicht mehr sogleich: Ist das mit<br />
meiner Stellenbeschreibung vereinbar? Die<br />
jungen Leute heute – zumindest die mit<br />
dem Potenzial für exponierte Positionen –<br />
sind deutlich teamfähiger und offener für<br />
neue Aufgaben als dies die Mitarbeiter früher<br />
waren. Außerdem sind sie kritikfähiger<br />
und flexibler in ihrem Verhalten.<br />
Für die Unternehmen bedeutet dies:<br />
Sie müssen weniger Überzeugungsarbeit<br />
leisten, wenn es um notwendige Verhaltensveränderungen<br />
geht. Auch weil die<br />
Hans-Peter Machwürth, Geschäftsführer des international agierenden<br />
Trainings- und Beratungsunternehmens Machwürth Team International (MTI<br />
Consultancy), Visselhövede. www.mticonsultancy.com<br />
meisten Mitarbeiter verinnerlicht haben:<br />
Letztlich werden wir als Individuen und als<br />
Team daran gemessen, welchen Beitrag<br />
wir zum Erreichen der Unternehmensziele<br />
leisten. Bewusst ist dies heute fast allen<br />
Mitarbeitern. Unklar ist ihnen aber oft<br />
noch: Was bedeutet dies für meine bzw.<br />
unsere Alltagsarbeit? Und wie sollten wir<br />
uns verhalten und kooperieren, um die<br />
gewünschten Resultate zu erzielen?<br />
Die Beziehungen im Team<br />
analysieren<br />
„Ziel von Teamentwicklungsmaßnahmen ist<br />
stets: Die Teammitglieder sollen beim Lösen<br />
gemeinsamer Aufgaben die jeweils anderen als<br />
Mensch kennen und verstehen lernen.“<br />
Hans-Peter Machwürth<br />
An diesem Punkt setzen denn auch fast<br />
alle „modernen“ Teamentwicklungsmaßnahmen<br />
an. In ihnen wird, zumindest<br />
wenn die Teilnehmer bereits Teamerfahrung<br />
haben, meist darauf verzichtet, beispielsweise<br />
durch ein gemeinsames Floßbauen<br />
ein „künstliches Referenzerlebnis“<br />
zu schaffen. Stattdessen wird oft folgendes<br />
Vorgehen praktiziert.<br />
Zunächst werden mit einem Analysetool<br />
wie dem Connection Scan der Charakter<br />
und die Intensität der Beziehungen zwischen<br />
den Teammitgliedern ermittelt.<br />
Untersucht werden u.a. Fragen wie:<br />
• Wie viel Bereitschaft zur Kooperation<br />
sowie wechselseitiger Kommunikation<br />
und Information besteht im Team?<br />
• Wer wird einbezogen, wer eher ausgegrenzt?<br />
Und:<br />
• Wer kommuniziert mit wem wie oft?<br />
Die hierbei gewonnenen Informationen<br />
werden danach grafisch so aufbereitet,<br />
dass eine Art Landkarte der Beziehungen<br />
zwischen den Teammitgliedern entsteht.<br />
In ihr gibt der Abstand zwischen<br />
den Personen Auskunft über die Nähe<br />
von deren Beziehung und die Frequenz,<br />
mit der sie miteinander kommunizieren.<br />
Zudem gibt die jeweilige Farbe die<br />
Anzahl der Verknüpfungen der betreffenden<br />
Person wider, sodass die aktiven<br />
„Hotspots“ und die eher inaktiven „Kältezonen“<br />
in dem Beziehungsnetzwerk<br />
sichtbar werden.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
74 | KARRIERE<br />
Teamentwicklungsprozess nach Tuckmann<br />
Der US-amerikanische Psychologe Bruce Tuckmann entwickelte 1965 ein<br />
Phasenmodell für den Teamentwicklungsprozess. Ihm zufolge lassen sich in<br />
der Entwicklung von Teams vier Phasen unterscheiden.<br />
• Phase 1: Forming – die Findungsphase. Sie ist durch Unsicherheit<br />
geprägt. In ihr geht es zunächst darum, dass die Teammitglieder sich als<br />
Personen kennen und verstehen lernen sowie auf (erste) gemeinsame<br />
Ziele verständigen. Erste Regeln für die Zusammenarbeit werden formuliert,<br />
doch die Beziehungen der Teammitglieder zueinander stehen noch<br />
auf recht tönernen Füßen.<br />
• Phase 2: Storming – die Auseinandersetzungsphase. In ihr kommt es oft<br />
zu Unstimmigkeiten bezüglich der Prioritätensetzung bei der Arbeit und<br />
der Ressourcenverteilung. Es entstehen Machtkämpfe um die Führungsrolle<br />
und den Status in der Gruppe. Hieraus resultieren Spannungen<br />
zwischen den Teammitgliedern. Die Beziehungen sind noch konfliktbeladen,<br />
doch es erfolgen erste Abstimmungen bezüglich der Arbeitsorganisation.<br />
Die Teamleistung ist noch eher niedrig.<br />
• Phase 3: Norming – die Übereinkommensphase. In ihr werden die<br />
Normen und Regeln für die Zusammenarbeit sowie Kommunikation und<br />
wechselseitige Information definiert bzw. gefunden und eingehalten. Die<br />
Teammitglieder haben ihre Rollen im Team gefunden und es wird verstärkt<br />
kooperiert. Das wechselseitige Vertrauen und die wechselseitige<br />
Akzeptanz steigen und die Energie fokussiert sich zunehmend auf die<br />
gemeinsame Aufgabe.<br />
• Phase 4: Performing – die Leistungsphase. In ihr pendelt sich die<br />
Leistung des Teams auf einem gleichbleibend recht hohen Niveau ein. Die<br />
Teammitglieder agieren als Team und orientieren sich dabei an den<br />
gemeinsamen Zielen. Es herrscht eine Atmosphäre der wechselseitigen<br />
Anerkennung, Akzeptanz und Wertschätzung. Die Teammitglieder<br />
kommunizieren offen und vertrauensvoll miteinander, sie kooperieren und<br />
helfen sich gegenseitig. Entsprechend effektiv nehmen sie ihre (Team-)<br />
Aufgaben wahr.<br />
• Hans-Peter Machwürth<br />
Den Changebedarf aufgrund der<br />
Ziele definieren<br />
Basierend auf diesen Analyseergebnissen<br />
fragen sich die Teammitglieder anschließend<br />
unter Anleitung eines Beraters oder<br />
Coaches anhand der Aufgaben und Herausforderungen,<br />
vor denen sie im Arbeitsalltag<br />
stehen:<br />
• Wo besteht Veränderungsbedarf?<br />
• Welche „Kältezonen“ im Beziehungsnetzwerk<br />
sollten eher „Hotspots“ sein,<br />
damit wir als Team optimal funktionieren<br />
und die gemeinsamen Ziele erreichen?<br />
• Was sollte sich hierfür im Bereich<br />
Zusammenarbeit, Information und<br />
Kommunikation verändern? Und:<br />
• Welche Personen sollten z.B. enger<br />
kooperieren und intensiver miteinander<br />
kommunizieren?<br />
Aus diesem Abgleich leiten die Teammitglieder<br />
Regeln für das kollektive und individuelle<br />
(Kommunikations- und Informations-)Verhalten<br />
ab. Das heißt, sie<br />
verständigen sich auf Standards, die künftig<br />
für ihre Zusammenarbeit gelten – stets mit<br />
dem übergeordneten Ziel, die Wirksamkeit<br />
der einzelnen Mitglieder im Team zu erhöhen<br />
und dessen Performance zu steigern.<br />
Herausforderung: Entwicklung<br />
„virtueller“ Teams<br />
Dieses Vorgehen gewinnt speziell bei der<br />
Entwicklung crossfunktionaler sowie<br />
bereichs- und hierarchieübergreifender<br />
Teams an Bedeutung – bei deren Zusammenarbeit,<br />
wie Studien zeigen, oft noch<br />
ein großes Optimierungspotenzial besteht;<br />
außerdem beim Entwickeln standort- und<br />
unternehmensübergreifender Teams, die<br />
in der digitalen Welt sowie der globalisierten<br />
Wirtschaft an Bedeutung gewinnen.<br />
Denn bei diesen Teams handelt es sich in<br />
der Regel um mehr oder minder virtuelle<br />
Teams.<br />
Das heißt auch: Die Teammitglieder<br />
treffen sich nicht mehr nahezu täglich, weil<br />
sich ihre Arbeitsplätze unter einem Dach<br />
befinden, und tauschen sich hierbei – und<br />
sei es nur im Flur oder in der Kantine –<br />
auch über ihre (Zusammen-)Arbeit aus.<br />
Deshalb besteht gerade bei standort- bzw.<br />
unternehmensübergreifenden Teams oft<br />
die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit<br />
gezielt zu organisieren und die Teamentwicklung<br />
mit System zu forcieren. Sonst<br />
erbringen sie die gewünschte Leistung<br />
nicht.<br />
Defizite beim „Forming“<br />
verursachen Folgeprobleme<br />
Das haben inzwischen viele Unternehmen<br />
erkannt. Deshalb steigt bei den auf die Personal-<br />
und Organisationsentwicklung spezialisierten<br />
Beratungsunternehmen die<br />
Nachfrage nach solchen Teamentwicklungsmaßnahmen.<br />
Gemeinsam ist ihnen:<br />
Das persönliche Sichbegegnen, Sichkennenlernen<br />
und Sicherleben spielt in ihnen<br />
eine zentrale Rolle, damit zwischen den<br />
Teammitgliedern eine persönliche Beziehung<br />
und Vertrauen entsteht.<br />
Entsprechend sind diese Teamentwicklungsmaßnahmen<br />
konzipiert. Eines ihrer<br />
Ziele ist stets: Die Teammitglieder sollen<br />
beim Lösen gemeinsamer Aufgaben die<br />
jeweils anderen als Mensch kennen und<br />
verstehen lernen. Das heißt, gerade bei<br />
den Teamentwicklungsmaßnahmen für<br />
virtuelle Teams wird oft nachträglich nochmals<br />
bewusst die erste Phase des Teamentwicklungsprozesses<br />
nach Tuckmann,<br />
das sogenannte „Forming“, durchlaufen,<br />
denn: Dieses kommt beim Bilden von virtuellen<br />
Teams, die häufig eher nach dem<br />
Zufallsprinzip und ad hoc sich formieren,<br />
oft zu kurz – auch weil die Mitglieder an<br />
verschiedenen Orten tätig sind.<br />
Hieraus erwachsen dann häufig auch<br />
Defizite im Bereich „Norming“, die in der<br />
Alltagsarbeit zu Irritationen und Konflikten<br />
führen. Dies gilt insbesondere für virtuelle<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
KARRIERE | 75<br />
Teams, bei denen die Teammitglieder<br />
einen sehr unterschiedlichen beruflichen<br />
und kulturellen Background haben. Das ist<br />
speziell bei länderübergreifenden Projektteams<br />
oft der Fall. Bei ihnen ist die Gefahr<br />
groß, dass – wenn die Phase des wechselseitigen<br />
Sichkennen- und -verstehenlernens<br />
sozusagen übersprungen wurde –<br />
aufgrund der Irritationen, die im<br />
Arbeitsalltag auftreten, das Miteinander<br />
durch Stereotypen geprägt wird, wie<br />
• „Die Amerikaner sind halt oberflächlich“<br />
• „Die Südländer sind halt faul“<br />
• „Die Deutschen sind halt Grübler und<br />
Bedenkenträger“.<br />
Herausforderung: Entwicklung<br />
multinationaler Teams<br />
Deshalb spielt gerade in den Teamentwicklungsmaßnahmen<br />
für multinationale<br />
Teams außer dem „Forming“ auch<br />
das „Norming“ – also das Sichverständigen<br />
auf gemeinsame Regeln für die<br />
Zusammenarbeit und Kommunikation<br />
– eine zentrale Rolle, denn: Das, was<br />
dem jeweils anderen wichtig ist, hat<br />
stets auch kulturelle Wurzeln.<br />
Ohne ein solches „Forming“ und<br />
„Norming“ in gemeinsamen Teamentwicklungsmaßnahmen<br />
lässt sich gerade<br />
bei virtuellen Teams, bei denen die<br />
Teammitglieder einen sehr unterschiedlichen<br />
Background haben, das gemeinsame<br />
„Performing“ meist nur bedingt<br />
steigern. Dies gilt insbesondere dann,<br />
wenn es dabei um das gemeinsame<br />
Lösen komplexer Aufgaben geht, bei<br />
denen man bezüglich des optimalen<br />
Vorgehens stets unterschiedlicher Auffassung<br />
sein kann. Gerade diese haben<br />
jedoch in der Regel für den Unternehmenserfolg<br />
eine hohe Relevanz. Entsprechend<br />
wichtig ist es, dass die Personen,<br />
die für ihr Lösen zuständig sind,<br />
keine Truppe von Einzelkämpfern, sondern<br />
ein High-Performance-Team bilden.<br />
Forschung deutscher Unternehmen im Ausland ergänzt inländische Forschung<br />
Deutsche Unternehmen lassen häufig im<br />
Ausland forschen. Schadet das dem<br />
Standort Deutschland? Nein, in den<br />
meisten Fällen geht es darum, das in der<br />
Heimat entwickelte technologische<br />
Know-how zu ergänzen, zeigt eine neue,<br />
von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte<br />
Studie.<br />
Jede vierte Erfindung machen große<br />
deutsche Unternehmen in ihren Forschungslaboren<br />
im Ausland. Drei Viertel<br />
der deutschen Unternehmensforschung<br />
im Ausland konzentrieren sich auf Technologien,<br />
in denen die Firmen auch in<br />
Deutschland besonders stark sind. Entscheidend<br />
für die Innovationskraft der<br />
weltweit tätigen deutschen Unternehmen<br />
bleibt somit meist der Standort<br />
Deutschland. Allerdings mit einer gewichtigen<br />
Ausnahme: Forschung zu Computertechnik,<br />
Datenverarbeitung und Kommunikationstechnik<br />
betreiben deutsche<br />
Konzerne offensichtlich oft gezielt in Ländern,<br />
die auf diesen Gebieten versierter<br />
sind als Deutschland. Zu diesen Ergebnissen<br />
kommen Forscherinnen und Forscher<br />
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW Berlin) in der<br />
neuen Untersuchung, die die Hans-<br />
Böckler-Stiftung gefördert hat.<br />
Deutsche Unternehmen haben im Jahr<br />
2015 weltweit knapp 69 Mrd. € für Forschung<br />
und Entwicklung ausgegeben. Die<br />
Ausgaben lagen fast doppelt so hoch wie<br />
im Jahr 2003. In Forschungsaktivitäten im<br />
Ausland flossen rd. 35 % aller Aufwendungen.<br />
Ähnlich hoch war der Auslandsanteil<br />
für Forschung und Entwicklung bereits<br />
Anfang der 2000er-Jahre.<br />
Genauer unter die Lupe genommen<br />
haben die Wissenschaftler die Aktivitäten<br />
der <strong>10</strong>4 forschungsstärksten deutschen<br />
Unternehmen anhand der zwischen 2012<br />
und 2014 angemeldeten Patente ihrer<br />
Erfinder weltweit. Die meisten entfielen<br />
auf den Fahrzeugbau mit fast 30 %, gefolgt<br />
vom Maschinenbau mit 18 %, dem Bereich<br />
Datenverarbeitung, Elektronik und Optik<br />
mit 12 % sowie der Chemieindustrie mit<br />
<strong>10</strong> %. Die Hälfte aller Patentanmeldungen<br />
stammte von nur sechs Großunternehmen:<br />
Bosch, Siemens, Infineon,<br />
Volkswagen, Continental und BASF.<br />
Während in der Automobilindustrie nur<br />
jede fünfte Erfindung im Ausland getätigt<br />
wurde, waren es im Maschinenbau und<br />
der Chemieindustrie mit rd. 30 % deutlich<br />
mehr. Im Schnitt lag der Auslandsanteil bei<br />
den Erfindungen der <strong>10</strong>4 Unternehmen im<br />
Untersuchungszeitraum bei 27 % – und<br />
damit nur geringfügig unter dem Anteil an<br />
den Ausgaben, die für Forschung und Entwicklung<br />
im Ausland getätigt wurden. „Im<br />
Ausland wird also kaum weniger Forschung<br />
durchgeführt, die zu Patenten<br />
führt, als in der Heimat“, erklären die Forscher.<br />
„Originalität und Qualität der Unternehmensforschung<br />
im Ausland dürften<br />
kaum geringer sein als in Deutschland.“<br />
USA, Österreich, Frankreich und China<br />
wichtigste ausländische Forschungsstandorte.<br />
Die Auslandsforschung deutscher<br />
Unternehmen ist weltweit verteilt.<br />
Die beiden wichtigsten Forschungsregionen<br />
im Ausland sind die Europäische<br />
Union und die USA mit Anteilen von 12<br />
beziehungsweise 9 % an allen Erfindungen<br />
zwischen 2012 und 2014. Danach<br />
folgt mit deutlichem Abstand Asien mit<br />
5 %. Schaut man auf einzelne Länder, sind<br />
die USA, Österreich (3,4 %), Frankreich<br />
(1,8 %) und China (1,5 %) die wichtigsten<br />
ausländischen Forschungsstandorte.<br />
Die ausgewerteten Patentdaten ließen<br />
außerdem darauf schließen, in welchen<br />
Bereichen die Unternehmen forschen und<br />
welche Motive dahinter stecken: Konzentrieren<br />
sich die Firmen im Ausland besonders<br />
auf Technologien, in denen die jeweiligen<br />
Länder einen Vorsprung gegenüber<br />
Deutschland haben? Dies wäre ein<br />
Anhaltspunkt dafür, dass deutsche Unternehmen<br />
vor allem neues technologisches<br />
Wissen suchen, das ihnen im Heimatland<br />
nicht zur Verfügung steht. Oder forschen<br />
sie in Bereichen, auf die die Zielländer<br />
nicht spezialisiert sind, in denen diese also<br />
keinen besonderen Vorteil bieten? In dem<br />
Fall dürfte das Ziel sein, das in Deutschland<br />
entwickelte Wissen für andere Märkte<br />
anzupassen. Das ist z.B. dann nötig,<br />
wenn ein Produkt aus Deutschland auf<br />
spezifische Anforderungen der Kunden in<br />
einem anderen Land abgestimmt werden<br />
soll.<br />
Nach Analyse der Patentanmeldungen<br />
kommen die DIW-Wissenschaftler zu dem<br />
Schluss: Die Forschung deutscher Unternehmen<br />
im Ausland geschieht überwiegend<br />
aus einer Position der technologischen<br />
Stärke im Heimatland heraus. Drei<br />
Viertel der Aktivitäten finden in For-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
76 | KARRIERE<br />
schungsfeldern statt, in denen der Standort<br />
Deutschland im internationalen Vergleich<br />
stark ist. Das gilt besonders für die<br />
forschungsstarken Branchen Maschinenbau,<br />
Chemie sowie Mess- und Steuertechnik.<br />
Nur 12 % der Patente im Ausland weisen<br />
darauf hin, dass ein Unternehmen in<br />
Feldern forscht, auf die es in der Heimat<br />
nicht spezialisiert ist, das Zielland jedoch<br />
über technologische Stärke verfügt. Allerdings<br />
kommt diese am ehesten in Bereichen<br />
vor, deren Bedeutung im Zuge der<br />
Digitalisierung steigt, etwa in der Computertechnik,<br />
der Datenverarbeitung und der<br />
digitalen Kommunikation. Solche „technologiesuchende“<br />
Forschung betreiben<br />
deutsche Unternehmen verstärkt in den<br />
USA, Österreich, Dänemark und Südkorea.<br />
China spielt hingegen nur eine untergeordnete<br />
Rolle.<br />
• Hans-Böckler-Stiftung<br />
Seminare rund um EN- und ASME-Normen erfolgreich durchgeführt<br />
Die Normenseminare zeigen, wie wichtig<br />
es ist, technisch auf dem aktuellen Stand<br />
zu bleiben (Foto: rff / Carsten Heidmann)<br />
Seit vielen Jahren werden bei der<br />
rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH<br />
Seminare rund um EN- und ASME-Normen<br />
durchgeführt. Mittlerweile sind es<br />
70 Veranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmern.<br />
Dass die Nachfrage weiter<br />
groß ist, zeigt die Tatsache, dass die<br />
Seminarreihe im Herbst erneut ein voller<br />
Erfolg war.<br />
Im September führte das Handelshaus mit<br />
Hauptsitz in Stuhr bei Bremen neun Veranstaltungen<br />
durch. In verschiedenen Workshops<br />
ging es um EN- bzw. ASME-Normen<br />
für Rohre, Flansche, Rohrformteile und<br />
Werkstoffe. Die Resonanz an den Standorten<br />
Stuhr/Bremen, Beucha/Leipzig, Erkrath/<br />
Düsseldorf, Mannheim und Nürnberg war<br />
mit insgesamt über <strong>10</strong>0 Teilnehmern erneut<br />
sehr groß.<br />
„Auch nach fast zehn Jahren sind die<br />
Normenseminare immer noch gefragt. Mittlerweile<br />
kommen Mitarbeiter der nachfolgenden<br />
Generation in unsere Workshops,<br />
um sich über Normen und Regelwerke zu<br />
informieren“ erläutert Marco Rode. Der<br />
Seminarleiter bei rff ergänzt in diesem<br />
Zusammenhang, wie wichtig es sei, technisch<br />
auf dem aktuellen Stand zu bleiben.<br />
Der Austausch auf Augenhöhe mit und zwischen<br />
den Teilnehmern sei ein zusätzlicher<br />
Erfolgsfaktor, so Rode.<br />
„Jedes Seminar ist etwas anders. Je<br />
nachdem, aus welchen Bereichen die Teilnehmer<br />
kommen, ergeben sich unterschiedliche<br />
Schwerpunkte. Der offene Dialog ist<br />
für mich wichtig und macht die Seminare<br />
lebhaft und interessant. Aus jeder Veranstaltung<br />
nimmt nicht nur jeder Teilnehmer Wissen<br />
und neue Eindrücke mit, sondern auch<br />
wir lernen jedes Mal dazu“, sagt Rode.<br />
Dieses zusätzliche Wissen fließt in die<br />
zukünftigen Seminare ein und kommt den<br />
nachfolgenden Einkäufern und Technikern<br />
zugute. Auf diesem Weg wird Wissen und<br />
Erfahrung erfolgreich geteilt und vermehrt.<br />
Das ist ein guter Grund, warum rff auch in<br />
Zukunft Seminare rund um Rohre, Flansche<br />
und Fittings anbieten wird.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />
www.rff.de<br />
• rff Rohr Flansch Fitting Handels<br />
Sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen bei Vorbeschäftigung<br />
Wird ein Arbeitnehmer 22 Jahre nach<br />
der Beendigung seines Arbeitsverhältnisses<br />
erneut bei demselben Arbeitgeber<br />
eingestellt, gelangt das in § 14 Abs. 2<br />
Satz 2 Teilzeitbefristungsgesetz (TzBfG)<br />
bestimmte Verbot der sachgrundlosen<br />
Befristung nach einer Vorbeschäftigung<br />
in verfassungskonformer Auslegung der<br />
Vorschrift regelmäßig nicht zur Anwendung.<br />
Die Klägerin war in der Zeit vom 22. Oktober<br />
1991 bis zum 30. November 1992 bei der<br />
Beklagten als Hilfsbearbeiterin für Kindergeld<br />
beschäftigt. Mit Wirkung zum 15. Oktober<br />
2014 stellte die Beklagte die Klägerin als<br />
Telefonserviceberaterin im Servicecenter<br />
erneut ein. Das zunächst bis zum 30. Juni<br />
2015 sachgrundlos befristete Arbeitsverhältnis<br />
wurde später bis zum 30. Juni 2016 verlängert.<br />
Mit ihrer Klage begehrt die Klägerin<br />
die Feststellung, dass ihr Arbeitsverhältnis<br />
nicht aufgrund der Befristung am 30. Juni<br />
2016 geendet hat. Das Arbeitsgericht hat<br />
die Klage abgewiesen, das Landesarbeitsgericht<br />
hat ihr stattgegeben.<br />
Die hiergegen gerichtete Revision der<br />
Beklagten hatte Erfolg. Die Befristung des<br />
Arbeitsvertrags ist ohne Sachgrund wirksam.<br />
Nach § 14 Abs. 2 Satz 2 TzBfG ist die<br />
kalendermäßige Befristung eines Arbeitsvertrags<br />
ohne Vorliegen eines sachlichen<br />
Grundes zwar nicht zulässig, wenn mit<br />
demselben Arbeitgeber bereits zuvor ein<br />
Arbeitsverhältnis bestanden hat. Nach der<br />
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
vom 6. Juni 2018 (1 BvL 7/14, 1 BvR<br />
1375/14) können und müssen die Fachgerichte<br />
jedoch durch verfassungskonforme<br />
Auslegung den Anwendungsbereich von<br />
§ 14 Abs. 2 Satz 2 TzBfG einschränken,<br />
soweit das Verbot der sachgrundlosen<br />
Befristung unzumutbar ist, weil eine<br />
Gefahr der Kettenbefristung in Ausnutzung<br />
der strukturellen Unterlegenheit der<br />
Beschäftigten nicht besteht und das Verbot<br />
der sachgrundlosen Befristung nicht<br />
erforderlich ist, um das unbefristete<br />
Arbeitsverhältnis als Regelbeschäftigungsform<br />
zu erhalten. Das Verbot der sachgrundlosen<br />
Befristung kann danach u.a.<br />
dann unzumutbar sein, wenn eine Vorbeschäftigung<br />
sehr lange zurückliegt. Um<br />
einen solchen Fall handelt es sich vorliegend,<br />
da die Vorbeschäftigung bei der<br />
erneuten Einstellung 22 Jahre zurücklag.<br />
Besondere Umstände, die dennoch die<br />
Anwendung des in § 14 Abs. 2 Satz 2<br />
TzBfG bestimmten Verbots gebieten könnten,<br />
liegen nicht vor.<br />
• Arbeitgeberverband Stahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
KARRIERE | 77<br />
Aufhebungsvertrag durch unfaires Verhandeln<br />
Ein Arbeitgeber, der einen Arbeitnehmer<br />
entlassen will, greift bevorzugt zum Mittel<br />
des Aufhebungsvertrages, denn dieser<br />
beendet das Arbeitsverhältnis im<br />
Regelfall rechtssicher unter Ausschluss<br />
des Risikos, dass sich ein unsicheres und<br />
langwieriges Klageverfahren anschließt.<br />
Die unbekannte Größe dabei ist allerdings<br />
der Arbeitnehmer selbst, denn der muss<br />
ja durch Unterzeichnung an dem Zustandekommen<br />
des Aufhebungsvertrages mitwirken.<br />
Gem. § 623 BGB bedarf ein wirksamer<br />
Aufhebungsvertrag ebenso wie die<br />
Kündigung der Schriftform, also hier der<br />
beidseitigen Unterschrift auf einer einheitlichen<br />
Urkunde. Muss der Arbeitgeber<br />
daher damit rechnen, dass der Arbeitnehmer<br />
nicht leichtfertig eine Unterschrift leisten<br />
wird, wird in der Praxis immer wieder<br />
zu allerlei Taktiken gegriffen, um per Druck<br />
die Unterschriftsleistung zu erlangen. Die<br />
Varianten reichen dabei u.a. von der Bedrohung<br />
über die reine Überredung in stundenlangen<br />
Gesprächen bis hin zur Ausnutzung<br />
des Überraschungsmoments usw.<br />
Gibt der Arbeitnehmer dann nach und<br />
sucht erst nach der Unterschrift Rechtsrat,<br />
wenn er wieder zur Besinnung gekommen<br />
ist, ist das Kind in den Brunnen gefallen.<br />
Die Möglichkeiten zur Beseitigung eines<br />
Aufhebungsvertrags sind dünn gesät (z.B.<br />
Anfechtung, Widerruf) und leiden in der<br />
Praxis an dem Mangel, dass man z.B. eine<br />
widerrechtliche Drohung, die eine Anfechtung<br />
möglich machen würde, in der Regel<br />
nicht beweisen kann.<br />
In einem dieser Fälle hat das BAG jetzt<br />
im Rahmen der obigen Entscheidung eine<br />
Form der Rechtsverteidigung zu überprüfen,<br />
die betroffenen Arbeitnehmern im<br />
Einzelfall einen Ausweg eröffnen kann. Die<br />
Klägerin war arbeitsunfähig erkrankt zu<br />
Hause, als der Lebenspartner der Arbeitgeberin<br />
sie abends aufsuchte und ihr einen<br />
Aufhebungsvertrag vorlegte, den die Klägerin<br />
dann unterschrieb. Die Klägerin<br />
erklärte in der Folgezeit die Anfechtung<br />
des Aufhebungsvertrags und trug im Verfahren<br />
vor, sie habe den Vertrag nur aufgrund<br />
ihrer krankheitsbedingten Schwäche<br />
unterschrieben. Die genauen<br />
Umstände der Unterzeichnung waren zwischen<br />
den Parteien streitig, so behauptete<br />
die Beklagte insbesondere, die Klägerin<br />
habe vorab telefonisch um den Termin und<br />
den Abschluss eines Aufhebungsvertrags<br />
gebeten. Das BAG hat das Verfahren<br />
daher zur weiteren Aufklärung an das<br />
zuständige Landesarbeitsgericht zurückverwiesen.<br />
Im Rahmen der Entscheidungsgründe<br />
hat das BAG zunächst festgehalten, dass<br />
sich eine Unwirksamkeit des Aufhebungsvertrages<br />
weder aus § <strong>10</strong>5 Abs. 2<br />
Alt. 2 BGB (vorübergehende Störung der<br />
Geistestätigkeit) noch aus § 119 Abs. 1<br />
BGB (Anfechtung wegen Irrtums) ergebe.<br />
In beiden Fällen reiche der Vortrag der<br />
Klägerin nicht aus. Auch könne eine AGB-<br />
Kontrolle nicht zur Unwirksamkeit des<br />
Aufhebungsvertrags führen, da die Beendigungsvereinbarung<br />
im Rahmen des<br />
Aufhebungsvertrags gem. § 307 Abs. 1<br />
Satz 1 BGB nicht einer Angemessenheitskontrolle<br />
unterliege. Auch ein Widerrufsrecht<br />
gem. § 355 i.V.m. § 312g Abs. 1, §<br />
312b BGB sei nicht gegeben, da es sich<br />
in ständiger Rechtsprechung insbesondere<br />
nicht um ein sog. „Haustürgeschäft“<br />
handele.<br />
Das BAG führt aber weiterhin aus,<br />
dass sich eine Unwirksamkeit aus einem<br />
Verstoß gegen das „Gebot des fairen Verhandelns“<br />
ergeben könne. Dieses stellt<br />
eine sog. Nebenpflicht des Arbeitsvertrages<br />
dar und wird aus § 311 Abs. 2 Nr. 1<br />
i.V.m. § 241 Abs. 2 BGB hergeleitet. Ein<br />
Verstoß kann vorliegen, wenn der Arbeitgeber<br />
eine Verhandlungssituation herbeiführt<br />
oder ausnutzt, die eine unfaire<br />
Behandlung des Arbeitnehmers darstellt.<br />
Dies ist gegeben, wenn der Arbeitgeber<br />
eine psychische Drucksituation schafft,<br />
die eine freie und überlegte Entscheidung<br />
des Vertragspartners erschwert oder<br />
unmöglich macht. Liegen diese Voraussetzungen<br />
vor, ist der Arbeitnehmer gem.<br />
§ 249 Abs. 1 BGB so zu stellen, als wäre<br />
das schädigende Ereignis nicht eingetreten.<br />
Der Aufhebungsvertrag fällt also weg<br />
und das alte Arbeitsverhältnis ist fortzusetzen.<br />
Fazit. In den Fällen einer Klage gegen<br />
einen bereits unterschriebenen Aufhebungsvertrag<br />
ist das „Gebot des fairen<br />
Verhandelns“ häufig der „letzte Strohhalm“.<br />
Auch hier lässt sich allerdings nicht<br />
umgehen, dass Arbeitnehmer die Rahmenbedingungen,<br />
die zu der psychischen<br />
Drucksituation geführt haben, im Prozess<br />
darlegen und beweisen muss. Ein Hinweis<br />
in der Klageschrift oder im Gütetermin auf<br />
die vorliegende Entscheidung des BAG<br />
könnte aber die Chancen der Kläger nachhaltig<br />
verbessern.<br />
• Christopher Koll, Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht<br />
Bell & Windirsch, Britschgi & Koll<br />
Anwaltsbüro, Düsseldorf<br />
www.fachanwaeltinnen.de<br />
• Die Einwilligung zum Abschluss eines arbeitsrechtlichen Aufhebungsvertrags<br />
kann nicht gemäß § 355 BGB widerrufen werden.<br />
• Ein Aufhebungsvertrag ist jedoch unwirksam, wenn er unter Missachtung<br />
des Gebots fairen Verhandelns zustande gekommen ist.<br />
BAG v. 8. Juni 2018 – 5 Sa 458/17 – Amtliche Leitsätze<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
78 | PANORAMA<br />
Pionierdenken über die Jahrhunderte für die Mittelbandproduktion<br />
thyssenkrupp Hohenlimburg blickt auf<br />
400 Jahre Innovationsgeschichte zurück<br />
Werkstoffe und Technologien für die Zukunft, die auf Tradition aufbauen – Wissen, das auf Erfahrung fußt: So<br />
könnte zusammengefasst das Erfolgsrezept der thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH lauten. Das Unternehmen,<br />
als Business Unit Precision Steel Teil der thyssenkrupp Steel Europe AG, blickt in diesem Jahr auf sein<br />
400-jähriges Bestehen zurück und zugleich konsequent nach vorne.<br />
Denn die Entwicklung des Unternehmens,<br />
dessen Wurzeln ins Jahr 1619<br />
zurückdatieren, war von Beginn an<br />
der Zukunft verpflichtet und immer wieder<br />
von bedeutenden Innovationssprüngen<br />
geprägt. Das jeweils technisch Machbare<br />
bestimmte seit jeher die Ziele des Unternehmens,<br />
dessen Anfänge als kleine<br />
Drahtfabrik im heutigen Hagen-Hohenlimburg<br />
dokumentiert sind. Im Verlauf der folgenden<br />
400 Jahre entstand aus einem<br />
typischen Kleinbetrieb ein Vorreiter im<br />
Bereich der Mittelbandproduktion mit<br />
einem Portfolio höchster Qualitätsgüte,<br />
das sich, nun unter dem Markennamen<br />
„precidur“, branchenübergreifend auf dem<br />
Weltmarkt etabliert hat.<br />
Von der Drahtrolle zur<br />
vollautomatisierten<br />
Mittelbandstraße<br />
Die Anfangsjahre der thyssenkrupp<br />
Hohenlimburg GmbH verliefen beispielhaft<br />
für ihre Epoche: Mithilfe des Wassers aus<br />
dem Wesselbach betrieb Richter Wessel<br />
Lappenberg in der ersten Hälfte des 17.<br />
Jahrhunderts eine Drahtrolle – genau wie<br />
viele andere Drahtziehereien und Kaltwalzbetriebe,<br />
die sich ebenfalls im Lennetal<br />
ansiedelten. Was jedoch darauf folgte, ist<br />
eine unternehmerische Erfolgsgeschichte:<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die<br />
Produktion grundlegend von der Drahtrolle<br />
auf Drahtwalzen und damit ein für die<br />
damalige Zeit völlig neuartiges Verfahren<br />
umgestellt. Schon zu diesem Zeitpunkt<br />
paarten sich technischer Sachverstand<br />
und Weitsicht in einer Pionierleistung, die<br />
Die thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH im Lennetal feiert in diesem Jahr ihr 400-jähriges Bestehen. Werksansicht von Juli 1954 (Foto:<br />
thyssenkrupp)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
PANORAMA | 79<br />
„Nach 400 Jahren voller historischer Ereignisse und nach allen<br />
Wandlungen unseres Unternehmens ist doch eines immer geblieben:<br />
unser Bestreben, am Standort Hohenlimburg technologisch an der<br />
Spitze zu sein und unseren Kunden höchste Qualität und besten Service<br />
zu bieten.“<br />
Dr. Heike Denecke-Arnold, CEO thyssenkrupp Hohenlimburg<br />
einen deutlichen technologischen Vorsprung<br />
bewirkte und unternehmerischvorausschauendes<br />
Denken bewies. Der<br />
Erfolg der folgenden Jahrzehnte bestätigte<br />
diese Weichenstellung: Stetig steigende<br />
Nachfrage, die hohe Produktqualität und<br />
damit einhergehend betriebliches Wachstum<br />
gaben den Entscheidungen recht. Als<br />
logische Konsequenz folgten Anfang des<br />
20. Jahrhunderts der Bau eines neuen<br />
Walzwerks und die kontinuierliche Modernisierung<br />
der Fertigung zur Steigerung der<br />
Kaltbandproduktion.<br />
Der Grundstein war gelegt, und so entstanden<br />
schließlich aus dem inzwischen<br />
fest in der Region verankerten Betrieb in<br />
der Mitte des letzten Jahrhunderts die<br />
„Hohenlimburger Walzwerke AG, Hohenlimburg“,<br />
die bereits drei Jahre nach ihrer<br />
Gründung im Jahr 1952 mit der Einführung<br />
der ersten Mittelbandstraße einen technologischen<br />
Meilenstein erreichten, der dem<br />
Unternehmen eine dauerhafte Vorreiterrolle<br />
verschaffte. Denn seit diesen Tagen<br />
stehen die Hohenlimburger für die Produktion<br />
von Mittelband höchster Güte.<br />
Flexibilität, Produktkompetenz<br />
und Kundenorientierung: Tradition<br />
und Moderne vereint<br />
Bandstahl verfügt über engste Dickentoleranzen,<br />
beste Oberflächenqualitäten,<br />
gleichmäßige Werkstoffeigenschaften und<br />
hervorragendes Verformungsverhalten.<br />
Abgerundet wird die Liste der Merkmale<br />
durch enorme Flexibilität auch in anderen<br />
Belangen. Dazu gehören beispielsweise<br />
bedarfs- und fertigungsgerechte und<br />
damit auch kleine Losgrößen sowie kurze<br />
Durchlaufzeiten.<br />
Spezialisten für kundenspezifische<br />
Anwendungen<br />
Die individuellen und branchenspezifischen<br />
Anforderungen der Kunden rund um<br />
den Globus bestimmen in jeder Hinsicht<br />
die Arbeit vor Ort. Als Vormaterial wird das<br />
Mittelband aus dem Lennetal insbesondere<br />
in der Kaltwalzindustrie geschätzt, in der<br />
Direktverarbeitung kommt es vor allem in<br />
der Automobilindustrie zum Einsatz. Dort<br />
wird es mit Ausnahme der Karosserie in<br />
nahezu sämtlichen Fahrzeugteilen, z.B. in<br />
Sitzen und Getriebeteilen, in der Kupplung<br />
und den Bremsen verarbeitet. Doch auch<br />
in der Zulieferindustrie sowie in verschiedenen<br />
weiteren Branchen weltweit wird<br />
auf das Qualitätsmittelband mit Tradition<br />
aus Deutschland zurückgegriffen.<br />
Innovationspotenziale<br />
identifizieren und umsetzen<br />
Von großem strategischem Wert ist dabei<br />
die tiefe Integration in die Wertschöpfungsketten<br />
der Muttergesellschaft, der<br />
thyssenkrupp Steel Europe AG: Neben<br />
den gebündelten Kompetenzen und dem<br />
Wissenstransfer ist insbesondere die Vormaterialbasis<br />
innerhalb der unternehmerischen<br />
Familie gesichert: Ein Großteil des<br />
Brammenbedarfs wird durch Hüttenwerke<br />
Krupp Mannesmann GmbH (HKM) abgedeckt,<br />
an der thyssenkrupp Steel Europe<br />
50 % hält. Auch der technologische Fortschritt,<br />
der die Geschichte der thyssenkrupp<br />
Hohenlimburg GmbH über die Jahrhunderte<br />
hinweg immer wieder von<br />
neuem prägte, ist nach wie vor maßgeblich<br />
für das strategische und operative<br />
Selbstverständnis und erstreckt sich ganz-<br />
Heute ist die Mittelbandlösung der<br />
thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH in<br />
ihren zahlreichen Varianten extrem flexibel<br />
einsetzbar und lässt sich optimal auf die<br />
jeweiligen Kundenbedürfnisse anpassen.<br />
Seit nunmehr drei Jahren firmiert das<br />
Unternehmen, dessen Sitz sich noch<br />
immer im Lennetal befindet, unter seinem<br />
aktuellen Namen. Rund 1.000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind damit in der<br />
Business Unit Precision Steel als Teil des<br />
thyssenkrupp-Stahlbereichs beschäftigt.<br />
Dabei spielt das Mittelband nach wie vor<br />
die entscheidende Rolle: Seit 2018 unter<br />
der Marke precidur geführt, überzeugt es<br />
dank seiner hohen Güte sowie seiner<br />
variablen Verarbeitungs- und Verwendungsmöglichkeiten.<br />
Der warmgewalzte<br />
Heute liefert das Unternehmen in Hohenlimburg mit ca. 1.000 Mitarbeitern seine<br />
Produkte an Kunden in aller Welt (Foto: thyssenkrupp)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
80 | PANORAMA<br />
Auf einen Blick: 400 Jahre Unternehmensgeschichte<br />
1619 – Erstmalige Erwähnung der Drahtrolle Lappenberg<br />
1803 – Übernahme der Drahtrolle durch Gottfried Böing<br />
1824 – Umstellung auf Drahtwalzung<br />
1846 – Genehmigung Puddelwerk Böing, Röhr & Sefsky<br />
1907 – Fusion mit „Eisen- und Stahlwerk Hoesch AG“<br />
1955 – Bau der Mittelbandstraße, auf der das heutige Kernprodukt precidur<br />
gewalzt wird<br />
1993 – Fusion Hoesch AG und Friedr. Krupp AG<br />
1999 – Fusion Friedr. Krupp AG Hoesch-Krupp und Thyssen AG<br />
2016 – Umfirmierung in „thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH“<br />
<strong>2019</strong> – 400 Jahre thyssenkrupp Hohenlimburg<br />
heitlich über das gesamte Unternehmen.<br />
Dabei ist die Hohenlimburger Forschung<br />
Teil des konzernweiten Innovationsnetzwerkes<br />
im Stahlbereich bei thyssenkrupp.<br />
Kundenspezifische neue Werkstofflösungen<br />
stehen bei der Entwicklungsarbeit<br />
genauso im Vordergrund wie weiter optimierte<br />
Produktqualitäten und Prozesse.<br />
Auch vor dem Hintergrund immer kürzerer<br />
Entwicklungszyklen ist es von besonderer<br />
Bedeutung, die kundenspezifischen Anforderungen<br />
an Werkstoffe und Technologien<br />
zu kennen und passgenaue Lösungen<br />
anzubieten. Um auf diesem Wege noch<br />
kundennäher arbeiten zu können, gibt es<br />
nun auch in Hohenlimburg einen Bereich<br />
Anwendungstechnik, der genau an dieser<br />
Schnittstelle zum Kunden arbeitet.<br />
Ein hochaktuelles Stichwort in diesem<br />
Zusammenhang lautet „Digitalisierung“,<br />
und zwar sowohl im Hinblick auf interne<br />
Arbeitsprozesse als auch in Bezug auf die<br />
Kommunikation mit den Kunden. Wegweisend<br />
hierbei: über die Unternehmensgrenzen<br />
hinausreichende, integrierte, digitale<br />
Geschäftsprozesse. So können die Kunden<br />
beispielsweise festlegen, wann genau<br />
ihr Mittelband in Hohenlimburg gefertigt<br />
wird. Gleichzeitig steuert der Bandstahlhersteller<br />
direkt die Belegung der Stranggießanlage<br />
beim Vormateriallieferanten in<br />
Duisburg. Ein praktisches und auf den Kundennutzen<br />
ausgelegtes Beispiel für Industrie<br />
4.0. Zusätzlich stehen den Kunden die<br />
„precidur-App“ und ein Onlinekundenportal<br />
als digitale Vorrichtungen zur Verfügung.<br />
Anforderungen von morgen<br />
bereits heute im Fokus<br />
Wie bei vielen Erfolgsgeschichten ist es also<br />
die Kombination aus höchster Produktkompetenz<br />
und der Fokussierung auf die Anforderungen<br />
des Marktes, die auch in diesem<br />
Fall seit nunmehr vier Jahrhunderten als kritische<br />
Erfolgsfaktoren wirken. Dabei ist insbesondere<br />
der Auf- und Ausbau langfristiger,<br />
vertrauensvoller Kundenbeziehungen<br />
ein elementarer Anspruch der thyssenkrupp<br />
Hohenlimburg GmbH. Dank intensiver Entwicklungspartnerschaften<br />
und -dialoge verstehen<br />
sich Unternehmen und Kunden in<br />
vielen Fällen als Partner, die zielorientiert im<br />
Sinne stetiger Produkt- und Prozessoptimierung<br />
zusammenarbeiten. Auch Service und<br />
Kundensupport werden als wichtige Instrumente<br />
für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
eingesetzt; persönliche Ansprechpartner<br />
in der technischen und<br />
kaufmännischen Kundenbetreuung sind<br />
ebenso selbstverständlich.<br />
Produktkompetenz – Kundenservice –<br />
Flexibilität: Auf diesen drei Säulen baut das<br />
Geschäftsmodell der thyssenkrupp<br />
Hohenlimburg GmbH auf, und auch nach<br />
400 Jahren seines Bestehens bestimmen<br />
sie noch immer die Identität des Unternehmens.<br />
So schließt sich in der Tat der Kreis<br />
von Tradition und Zukunftsorientierung,<br />
von Expertise und Innovationskraft – Werte,<br />
die von der Gründung bis zum heutigen<br />
Tag der Motor des Unternehmens sind und<br />
das Fundament für eine dauerhafte erfolgreiche<br />
Positionierung im Markt bilden.<br />
Weitere Informationen zur thyssenkrupp<br />
Hohenlimburg GmbH, zur unternehmerischen<br />
Ausrichtung sowie Produkt- und<br />
Leistungsspektrum sind unter www.<br />
thyssenkrupp-steel.com/de/unternehmen/<br />
business-units/precision-steel/ zu finden.<br />
• thyssenkrupp Steel Europe<br />
Von der Drahtrolle zu precidur: höchste Mittelbandqualität mit hochvariablen<br />
Einsatzmöglichkeiten<br />
Die thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH hat ihren Unternehmenssitz in Hagen/Westfalen. Dort erfolgen auch die<br />
Produktion und Verarbeitung des warmgewalzten Mittelbands. Unter dem Markennamen precidur steht es für höchste<br />
Qualität sowie extrem flexible Verwendungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten, die ganz auf spezifische<br />
Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind. Wesentliche Merkmale von precidur sind:<br />
• engste Dicken- und Profiltoleranzen<br />
• homogene Werkstoffeigenschaften und beste Oberflächenqualität<br />
• ideal zur Weiterverarbeitung und Umformung<br />
• hohe Gütenvielfalt<br />
• bedarfs- und fertigungsgerechte Losgrößen.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
TERMINKALENDER | 81<br />
HÜTTENTAG <strong>2019</strong><br />
„Tradition bewahren, Zukunft gestalten“, so lautet das Motto dieses<br />
neuen Branchentreffs für die Stahlindustrie, der von der DVS<br />
Media GmbH organisiert wird. Endlich können sich die Metallurgen<br />
und stahlverwandten Ingenieure bei einem traditionellen Treffen<br />
am 7. November in Essen wiedersehen.<br />
Neben Fachvorträgen mit einer begleitenden Firmenausstellung<br />
ist ausreichend Zeit für Gespräche und Networking bei der<br />
Abendveranstaltung geplant.<br />
Weitere Informationen unter: www.homeofsteel.de/huettentag<br />
Tagungen und Konferenzen<br />
<strong>10</strong>th European Slag Conference<br />
2. Aachener Ofenbau- und Thermprozess-<br />
Kolloquium<br />
HÜTTENTAG <strong>2019</strong><br />
Aachener Forum Ringwalzen<br />
Metal Additive Manufacturing Conference<br />
<strong>2019</strong><br />
08.– 11. Oktober <strong>2019</strong><br />
Thessaloniki,<br />
Griechenland<br />
<strong>10</strong>. – 11. Oktober <strong>2019</strong><br />
Aachen<br />
07. November <strong>2019</strong><br />
Essen<br />
11. November <strong>2019</strong><br />
Aachen<br />
25. – 27. November<br />
<strong>2019</strong><br />
Örebrö, Schweden<br />
INVENTICS S.A.<br />
www.medevents.gr/congress/euroslag<strong>2019</strong>#/<br />
content-top<br />
RWTH Aachen<br />
www.aotk.rwth-aachen.de/aotk-<strong>2019</strong><br />
DVS Media GmbH<br />
www.homeofsteel.de/huettentag<br />
RWTH Aachen<br />
www.ibf.rwth-aachen.de/go/id/bchrg<br />
ASMET Austrian Society for Metallurgy and<br />
Materials<br />
www.mamc<strong>2019</strong>.org<br />
Messen und Veranstaltungen<br />
DeburringEXPO – Fachmesse für<br />
Entgrattechnologien und<br />
Präzisionsoberflächen<br />
HK <strong>2019</strong> HärtereiKongress<br />
MSR–Spezialmesse Südost<br />
Blechexpo <strong>2019</strong><br />
08. – <strong>10</strong>. Oktober <strong>2019</strong><br />
Rheinstetten<br />
22. – 24. Oktober <strong>2019</strong><br />
Köln<br />
23. Oktober <strong>2019</strong><br />
Landshut<br />
05. – 08. November <strong>2019</strong><br />
Stuttgart<br />
fairXperts GmbH & Co. KG<br />
www.deburring-expo.de<br />
AWT – Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung<br />
+ Werkstofftechnik e. V.<br />
www.hk-awt.de<br />
IMEORGA Spezialmessen<br />
www.meorga.de/messen-<strong>2019</strong>/landshut-<strong>2019</strong><br />
P. E. Schall GmbH & Co. KG<br />
www.blechexpo-messe.de<br />
Seminare<br />
Innovative Stahllösungen für die<br />
Infrastruktur der Zukunft<br />
Innovative Stahllösungen für die<br />
Infrastruktur der Zukunf<br />
09. Oktober <strong>2019</strong><br />
München<br />
22. Oktober <strong>2019</strong><br />
Hannover<br />
ArcelorMittal Germany Holding GmbH<br />
www.germany.arcelormittal.com/<br />
veranstaltungen<br />
ArcelorMittal Germany Holding GmbH<br />
www.germany.arcelormittal.com/<br />
veranstaltungen<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>10</strong>
82 | VORSCHAU/IMPRESSUM/INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Inserentenverzeichnis<br />
In der November-Ausgabe lesen Sie u.a.:<br />
Technik<br />
Einsatzmöglichkeiten der Additiven Fertigung<br />
Heute ist es möglich, komplexe Stahlbauteile<br />
auf Pulverbasis zu drucken. Die<br />
Deutschen Edelstahlwerke als Experten<br />
Bolzentechnologie minimiert Ausfallzeiten<br />
In der Offshorebranche konnte sich die<br />
smarte Bolzentechnologie der Firma<br />
Bondura seit Langem bewähren. Auch in<br />
Hüttentag <strong>2019</strong><br />
Statements zu aktuellen Themenbereichen<br />
Zum Hüttentag <strong>2019</strong>, der am 7. November<br />
zum ersten Mal in Essen stattfindet,<br />
planen wir einen Themenbereich mit<br />
Statements und Einschätzungen zur<br />
in der Metallpulverherstellung haben das<br />
Potenzial der Additiven Fertigung längst<br />
erkannt und nehmen die Kunden mit.<br />
der Stahlindustrie haben sich bereits viele<br />
Anwendungsbereiche herauskristallisiert,<br />
wo sich der Einsatz bewährt.<br />
aktuellen wirtschaftlichen Lage von<br />
Geschäftsführern und Vorständen aus<br />
der Branche, von Stahlexperten und<br />
Wirtschaftsfachleuten.<br />
Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: <strong>10</strong>. Oktober <strong>2019</strong><br />
Kontakt: Markus Winterhalter, Tel. +49 211 1591-142,<br />
E-Mail: markus.winterhalter@dvs-media.info<br />
Agtos Gesellschaft für technische<br />
Oberflächensysteme mbH 7<br />
Artur Naumann Stahl AG 40, 46<br />
automatic Klein GmbH 16<br />
BEHRINGER GmbH 13<br />
BOBE Industrie-Elektronik 21<br />
Bürger + Althoff GmbH & Co. KG 42<br />
COILTEC Maschinenvertriebs GmbH 38<br />
CS Additive GmbH 53<br />
Dolezych GmbH & Co. KG 14<br />
DVS Media GmbH 29, 83<br />
Egon Evertz KG (GmbH & Co.) 38<br />
GLAMA Maschinenbau GmbH 16<br />
Ha-Beck M.Hasecke e.K. 42<br />
haspa GmbH 17<br />
Helling GmbH 11<br />
ISM Ibero Stahl GmbH 39<br />
KELLER HCW GmbH 59<br />
Kiro-Nathaus GmbH 39<br />
Knauf Interfer SE 49<br />
KSK Kuhlmann<br />
System-Kühltechnik GmbH 40<br />
Morgardshammar AB 9<br />
NoKra Optische Prüftechnik und<br />
Automation GmbH 41<br />
Padelttherm GmbH 23<br />
Pauly Stahlhandel Ralph Pauly e. K. 51<br />
Pender Strahlungsheizung GmbH 47<br />
PhoenixTM GmbH 15<br />
rff Rohr Flansch<br />
Fitting Handels GmbH 43<br />
Rump Strahlanlagen GmbH & Co. KG55<br />
SMS Group GmbH 2<br />
Stahlrohr GmbH 84<br />
Wilbers Lifting GmbH 44<br />
WOKO Magnetund<br />
Anlagenbau GmbH 41<br />
Herausgeber/Verlag<br />
DVS Media GmbH<br />
Postfach <strong>10</strong> 19 65, 400<strong>10</strong> Düsseldorf<br />
Aachener Straße 172, 40223 Düsseldorf<br />
Telefon +49 211 1591- 0<br />
Telefax +49 211 1591-200<br />
E-Mail media@dvs-media.info<br />
Internet www.dvs-media.eu<br />
www.homeofsteel.de<br />
Geschäftsführung Dirk Sieben<br />
Redaktion<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Ratzek (verantwortlich)<br />
Telefon +49 211 1591-291<br />
E-Mail ulrich.ratzek@dvs-media.info<br />
Dipl.-Ing. Arnt Hannewald<br />
Telefon +49 211 1591-232<br />
E-Mail arnt.hannewald@dvs-media.info<br />
Andreas Schwarz<br />
Telefon +49 211 1591-287<br />
E-Mail andreas.schwarz@dvs-media.info<br />
Hara Paliokosta<br />
Telefon +49 211 1591-205<br />
E-Mail hara.paliokosta@dvs-media.info<br />
Anzeigen<br />
Markus Winterhalter (verantwortlich)<br />
Telefon +49 211 1591-142<br />
E-Mail markus.winterhalter@dvs-media.info<br />
Katrin Küchler<br />
Telefon +49 211 1591-146<br />
E-Mail katrin.kuechler@dvs-media.info<br />
Henning Schneider<br />
Telefon +49 211 1591-223<br />
Mobil +49 151 74414657<br />
E-Mail henning.schneider@dvs-media.info<br />
Gültig ist derzeit Preisliste Nr. 1<br />
vom 1. Januar <strong>2019</strong>.<br />
Vertrieb<br />
Leser-Service DVS Media GmbH<br />
Telefon +49 6123 9238-242<br />
Telefax +49 6123 9238-244<br />
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ISSN (Print) 2627-9665<br />
ISSN (Online) 2627-9673
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Markus Winterhalter | T +49 211 1951-142 | markus.winterhalter@dvs-media.info
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Auf mehr als 60.000 qm Fläche im Duisburger Hafen bieten wir<br />
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Lagervorrat umfasst ca. 20.000 Tonnen geschweißte und nahtlose<br />
Stahlrohre sowie warmgefertigte Stahlbauhohlprofi le gemäß den<br />
aktuellen EN, DIN, API und ASTM - Normen. Modernste Lagertechnik<br />
und Anarbeitungsmöglichkeiten runden unseren Service ab!<br />
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Außendurchmesser: 21,3 - 1422,0 mm /<br />
Wandstärke: 2,0 - 25,0 mm<br />
Nahtlose Stahlrohre<br />
Außendurchmesser: 21,3 - 660,0 mm /<br />
Wandstärke: 3,2 - <strong>10</strong>0,0 mm<br />
Warmgefertigte Stahlbauhohlprofi le<br />
Abmessungen: 40 x 40 mm bis 400 x 400 mm und<br />
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Wandstärke: 2,9 - 20,0 mm<br />
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3D - Rohrprofi lbrennschneidanlage bis 1219,0 mm ä.D.<br />
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Am Blumenkampshof 67 · 47059 Duisburg<br />
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