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Forschungsmag InES 2019

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<strong>Forschungsmag</strong><br />

<strong>InES</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Forschung für<br />

die Energiewende<br />

Vorwort3<br />

Das Institut 4<br />

Technologiefeld<br />

Industrielle Energiesysteme 12<br />

Technologiefeld<br />

Energiesystemtechnik20<br />

Technologiefeld<br />

Gebäudeenergiesysteme26<br />

Technologietransfer &<br />

Internationale Projekte 38<br />

Impressum47<br />

Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 haben sich die unterzeichnenden<br />

Nationen langfristig darauf geeinigt sich von der Nutzung<br />

fossiler Energieträger zu verabschieden. Die zukünftige Energiebereitstellung<br />

soll überwiegend über Erneuerbare Energien erfolgen. Das Institut<br />

für neue Energie-Systeme leistet dazu im Rahmen der Angewandten<br />

Forschung einen Beitrag. Wir betrachten dabei nicht nur die zukunftsweisenden<br />

Technologien im Bereich der Erneuerbaren Energien an sich,<br />

sondern legen auch einen Wert auf deren Zusammenspiel untereinander<br />

und die Verbindung mit möglichen Speichertechnologien. Aufgrund der<br />

Volatilität Erneuerbarer Energiequellen unterliegt die nachhaltige Energieproduktion<br />

temporären Schwankungen, welche mit dem stetigen Ausbau<br />

der Erneuerbaren Energien zunehmen. Dies hat Auswirkungen auf unsere<br />

Energiemärkte sowie die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Deshalb ist es ebenso wichtig ganzheitliche Lösungsansätze zu<br />

entwickeln, die eine auf 100 % Erneuerbare Energien basierende Energieversorgung<br />

in Zukunft auch in Deutschland möglich machen.<br />

Als Forschungspartner der Industrie, vorrangig für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen, unterstützen wir die Entwicklung Erneuerbarer<br />

Energien am Standort Bayern. Dies geschieht sowohl über unsere kooperativen<br />

Forschungs- und Netzwerkprojekte als auch über unsere öffentlichen<br />

Veranstaltungen und Fachforen. Und natürlich bilden wir hochqualifizierte<br />

Nachwuchskräfte für die Wirtschaft aus und unterstützen die Lehre,<br />

indem wir Studierenden die Möglichkeit bieten, ihr theoretisches Wissen<br />

an aktuellen Themen aus der Praxis zu vertiefen.<br />

Unsere Forschungsergebnisse sollen den Fortschritt in Deutschland<br />

voranbringen. Zugleich legen wir aber auch einen Wert darauf, unsere<br />

Erkenntnisse international nutzbar zu machen. Dafür stehen wir in engem<br />

Kontakt zu unseren Forschungspartnern, wie etwa im südlichen und östlichen<br />

Afrika, aber auch in Zentralasien und Südamerika.<br />

Das vorliegende Magazin soll Ihnen einen Überblick über unsere<br />

Forschungsfelder und einen Einblick in unsere Forschungsarbeit geben.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Studieren.<br />

Ihr Wilfried Zörner<br />

Cover:<br />

Das obere Bild zeigt die Vorbereitung des Particle-Image-Velocimetry-Lasersystems (PIV) zur<br />

experimentellen Untersuchung des Strömungsverhaltens in Biogasfermentern im Rahmen<br />

eines durchgeführten Forschungsprojekts. Die Untersuchungen dienten zur Optimierung<br />

der Geometrie sowie der Betriebsstrategien von Rührwerken in Biogasanlagen. Sie wurden<br />

durchgeführt im Labor für Bioenergietechnik an einem Versuchsfermenter im Labormaßstab<br />

mit einem angepassten Modellsubstrat.<br />

Bei dem unteren Bild handelt es sich um eine Drohnenaufnahme einer Ingolstädter<br />

Wohnsiedlung im Forschungsprojekt smartSOLgrid (S.32, Solarisierung der Wärmeversorgung<br />

bestehender urbaner Quartiere).<br />

2<br />

Foto unten: Shutterstock<br />

3


Das Institut<br />

Das Institut<br />

Das <strong>InES</strong><br />

Ihre Ansprechpartner<br />

Institutsleitung<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zoerner@thi.de<br />

Dr. Christoph Trinkl<br />

Tel +49 841 / 9348-3720<br />

christoph.trinkl@thi.de<br />

Angesichts von globalem Klimawandel und fortschreitender Ressourcenverknappung<br />

bildet die sichere und effiziente Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien<br />

eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Die umweltfreundliche und<br />

kostengünstige Bereitstellung von Erneuerbarer Energie in Form von Wärme, Strom<br />

und Kraftstoff, deren effiziente Nutzung in Gebäuden, industriell-gewerblichen<br />

Anwendungen und für Mobilität sowie ihre intelligente Systemintegration sind dabei<br />

mit zahlreichen technologischen und ökonomischen Fragestellungen verbunden.<br />

Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich am Institut für neue Energie-Systeme<br />

sechs Professoren sowie dreißig Wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden<br />

im Rahmen der Angewandten Energieforschung mit zukunftsweisenden Technologien<br />

im Bereich der Erneuerbaren Energien.<br />

Die Forschungsarbeiten des <strong>InES</strong> sind innerhalb der Bereiche Industrielle<br />

Energiesysteme, Gebäudeenergiesysteme, Technologietransfer & Internationale<br />

Projekte sowie Energiesystemtechnik organisiert. Die anwendungsorientierten<br />

Forschungsvorhaben werden überwiegend in Zusammenarbeit mit mittelständischen<br />

Industriepartnern sowie mit Forschungseinrichtungen und Partnerhochschulen<br />

durchgeführt.<br />

Einen Überblick über das <strong>InES</strong> finden Sie unter: www.thi.de/go/energie<br />

Professoren<br />

Themen:<br />

Solare Wärme und Kälte, dezentrale<br />

(off-grid) Photovoltaik, Biogas und<br />

Holzheizkraftwerke, internationale<br />

Projekte<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Goldbrunner<br />

Tel +49 841 / 9348-3420<br />

markus.goldbrunner@thi.de<br />

Themen:<br />

Biogas, Verbrennung und Vergasung<br />

von Biomasse, Anlagenoptimierung,<br />

Simulation, Methanisierung<br />

Prof. Dr.-Ing. Daniel Navarro<br />

Tel +49 841 / 9348-2761<br />

daniel.navarro@thi.de<br />

Themen:<br />

Windkraftanlagen, Inselnetze,<br />

Regelungs- und Umrichtertechnik<br />

Themen:<br />

Erneuerbare Energie-Systeme für<br />

Industrie/Gewerbe sowie Gebäude<br />

und Mobilität, Solare Wärme und Kälte,<br />

Technologietransfer<br />

Prof. Dr.-Ing. Uwe Holzhammer<br />

Tel +49 841 / 9348-5025<br />

uwe.holzhammer@thi.de<br />

Themen:<br />

Stromvermarktung und Energiemärkte,<br />

Systemeffizienz, Flexibilität im<br />

Energieversorgungssystem<br />

Prof. Dr.-Ing. Tobias Schrag<br />

Tel +49 841 / 9348-2820<br />

tobias.schrag@thi.de<br />

Themen:<br />

Gebäudeenergietechnik,<br />

Gebäudesimulation, Nahwärmenetze,<br />

Solares Bauen, Lebenszyklusanalyse<br />

Institut für neue Energie-Systeme (<strong>InES</strong>)<br />

Bereichsleitung<br />

Bereichsleitung<br />

Industrielle Energiesysteme<br />

Bereichsleitung<br />

Gebäudeenergiesysteme<br />

Industrielle<br />

Energiesysteme<br />

Energiesystemtechik<br />

Gebäudeenergiesysteme<br />

Abdessamad Saidi, M.Sc.<br />

Tel +49 841 / 9348-6474<br />

abdessamad.saidi@thi.de<br />

Mathias Ehrenwirth, M.Eng.<br />

Tel +49 841 / 9348-6840<br />

mathias.ehrenwirth@thi.de<br />

Bedarfsorientierte<br />

Energieversorgung<br />

Sektorübergreifende<br />

Bioenergienutzung<br />

Energetische<br />

Prozessoptimierung<br />

Flexibilisierung des<br />

Energiesystems<br />

Smart Markets<br />

Energie- und<br />

Systemeffizienz<br />

Sektorkopplung im<br />

Gebäude und Quartier<br />

Solare Energiesysteme<br />

Wärmenetzsysteme<br />

Bereichsleitung<br />

Technologietransfer & Internationale<br />

Projekte<br />

Stefan Schneider, M.Sc.<br />

Tel +49 841 / 9348-6680<br />

stefan.schneider@thi.de<br />

Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

Regionale Technologienetzwerke<br />

Internationale Forschungs kooperationen<br />

Technologietransfer<br />

So erreichen Sie das <strong>InES</strong>:<br />

Postanschrift<br />

Technische Hochschule Ingolstadt<br />

Institut für neue Energie-Systeme<br />

Esplanade 10<br />

85049 Ingolstadt<br />

Besuchsadresse<br />

Institut für neue Energie-Systeme<br />

4. Stock<br />

Stauffenbergstraße 2A<br />

85051 Ingolstadt<br />

Anfahrt<br />

Scannen Sie den QR-Code oder besuchen<br />

Sie unsere Website für eine ausführliche<br />

Anfahrtsbeschreibung:<br />

www.thi.de/go/dk<br />

4<br />

5


Das Institut<br />

Das Institut<br />

Energetische Biomassenutzung<br />

im labortechnischen Maßstab<br />

Wärmetechnischer Prüfstand<br />

und mobile Messtechnik<br />

Die biogasbasierte energetische Biomassenutzung<br />

stellt einen wesentlichen Schwerpunkt der<br />

Forschungsarbeiten am <strong>InES</strong> dar. An der Fakultät<br />

Maschinenbau der THI steht für die Prozessnachbildung<br />

der Biogaserzeugung im Labormaßstab<br />

eine Laborbiogasanlage für Forschung und Lehre<br />

zur Verfügung.<br />

Das Herzstück der Anlage bilden zwei zylindrische,<br />

beheizte Bioreaktoren mit einem Fassungsvermögen<br />

von 400 und 300 Liter. Die Anlage ist<br />

sowohl für eine zweistufige, serielle Fahrweise der<br />

Reaktoren mit Rückführung der Gärreste als auch für<br />

eine parallele Fahrweise der Bioreaktoren mit zwei<br />

unterschiedlichen Substraten konzipiert. In die<br />

Anlage können trockene Substrate mit einem<br />

TS-Gehalt von bis zu 90 % (z. B. Maissilage, Grasschnitt,<br />

Getreideschrot), flüssige Substrate mit<br />

einem TS-Gehalt von bis zu 12 % (z. B. Gülle oder<br />

Gärreste) oder mit hohen Feststoffanteilen (z. B.<br />

Gülle mit zugemischter Maissilage) eingebracht<br />

werden.<br />

Neben den Bioreaktoren stellen die Einbringsysteme<br />

für flüssiges und festes Substrat, entsprechende<br />

Vorlage- und Gärrestbehälter sowie die<br />

Mess- und Regelungstechnik die zentrale Anlagenperipherie<br />

dar. Über ein zentrales Datenerfassungsund<br />

Steuerungssystem für alle Messwerte bzw.<br />

Komponenten sind sämtliche Messwerte abrufbar<br />

und visualisierbar.<br />

Die wesentlichen Prozessstellgrößen sind<br />

die über elektrische Heizmanschetten regelbare<br />

Reaktortemperatur, die Substratfütterung über ein<br />

Schneckensystem und die Rührwerksdrehzahl.<br />

Neben der Erfassung prozessrelevanter Parameter<br />

(Druck, Temperatur, Massenstrom) umfasst<br />

das Messsystem einen Gaschromatographen zur<br />

Bestimmung der Zusammensetzung des erzeugten<br />

Biogases. Der hohe Automatisierungsgrad erlaubt<br />

einen autonomen Betrieb der Anlage über einen<br />

Zeitraum von sieben Tagen.<br />

Mit der Anlage ist es möglich unterschiedliche<br />

Betriebs- und Prozessparameter und deren<br />

Auswirkung auf den Biogasertrag zu untersuchen.<br />

Des Weiteren können prozessbiologische Zusätze<br />

sowie der Einsatz alternativer Substrate getestet<br />

werden. Im Bereich der Lehre dient die Laborbiogasanlage<br />

dazu, Studierenden im Rahmen von Praktika<br />

anlagentechnische Zusammenhänge zu vermitteln.<br />

Zudem eignet sich die Anlage für experimentelle<br />

Bestandteile studentischer Abschlussarbeiten.<br />

Ein zentrales Forschungsthema im Bereich Gebäudeenergiesysteme<br />

ist die Wärmeversorgung<br />

von Gebäuden und Quartieren. In unterschiedlichen<br />

Projekten wird an der Verbesserung der zur Wärmebereitstellung,<br />

-verteilung und -speicherung nötigen<br />

Anlagentechnik geforscht. Um zukünftig noch<br />

umfangreichere wärmetechnische Untersuchungen<br />

vornehmen zu können, werden die Labore der Fakultät<br />

Maschinenbau im Rahmen des <strong>InES</strong>-Projekts<br />

Wärme&Wohnen (S.40) um einen wärmetechnischen<br />

Prüfstand erweitert.<br />

Mit Hilfe des Prüfstands können komplexe<br />

wärmetechnische Systeme vermessen und optimiert<br />

werden. Eine zentrale Herausforderung hierbei ist<br />

die Dynamik moderner Heizungssysteme, weshalb<br />

ein besonderes Testverfahren notwendig ist.<br />

Die Dynamik wird durch schnelle Lastwechsel auf<br />

Verbraucher- (geringe thermische Massen) sowie<br />

Erzeugerseite (Nutzung von Solarthermie oder<br />

Einbindung von Power-to-Heat) hervorgerufen. Um<br />

diese Dynamik und die steigende Komplexität von<br />

Heizungssystemen abzubilden, wird die Kopplung<br />

des Prüfstandes mit einer Simulationsumgebung<br />

mithilfe einer Hardware-in-the-Loop-Architektur forciert.<br />

Mittels dieser Architektur ist es möglich simulierte<br />

Wärmequellen sowie -senken am Prüfstand zu<br />

emulieren und mit realen Komponenten zu koppeln.<br />

So können beispielsweise thermische Speicher und<br />

Solarstationen im Prüfstand vermessen werden,<br />

Abbildung 1: Modellaufbau des wärmetechnischen Prüfstands<br />

in den Laboren der Fakultät Maschinenbau.<br />

Abbildung 2: Mobile Messtechnik des <strong>InES</strong> im Einsatz<br />

T = Temperaturfühler<br />

T1: Rücklauf Wärmebereitstellung Luftwärmepumpe<br />

T2: Rücklauf Heizung<br />

T3: Vorlauf Wärmebereitstellung Luftwärmepumpe<br />

T4: Vorlauf Heizung<br />

VA: Volumenstromsensor Wärmebereitstellung<br />

Luftwärmepumpe<br />

während hingegen der Kollektor der solarthermischen<br />

Anlage rein simulativ abgebildet wird und<br />

über eine Emulationsschnittstelle mit den Prüflingen<br />

interagiert. Über dieses dynamische Testverfahren<br />

können unterschiedliche Heizungssystemvariationen<br />

einfacher erzeugt und untersucht werden. Zudem ist<br />

es möglich eine hohe Flexibilität gegenüber späteren<br />

Prüfaufbauten als auch gegenüber der Simulationsumgebung<br />

zu gewährleisten. Der vorhandene<br />

technische Aufbau (vgl. Abb. 1) wird im nächsten<br />

Ausbauschritt um eine Klimakammer und eine sorptionsgestützte<br />

Klimaanlage erweitert.<br />

Ergänzend zum Prüfstand kommt auch<br />

mobile Messtechnik (siehe Abb. 2) zum Einsatz,<br />

so dass es möglich ist die Wärmeversorgung in<br />

laufenden Anlagen zu analysieren. Mit dieser meist<br />

nichtinvasiven Messtechnik können beispielsweise<br />

Wärmestrom-, Durchfluss- und Temperaturmessungen<br />

durchgeführt werden. Damit ist ein Langzeitmonitoring<br />

im laufenden Betrieb auch im hohen<br />

Leistungsbereich möglich.<br />

Abbildung 1: Die Laborbiogasanlage dient der Forschung und der Lehre.<br />

6<br />

7


Das Institut<br />

Das Institut<br />

Studenten am <strong>InES</strong><br />

Hallo Johannes, hallo Jakob, wie seid ihr zu eurer Tätigkeit<br />

am <strong>InES</strong> gekommen?<br />

Jakob: In unserem Bachelorstudium gab es bereits viele Berührungspunkte mit dem<br />

Institut, z. B. in Vorlesungen und Laborpraktika, welche überwiegend von Professoren<br />

und wissenschaftlichen Mitarbeitern des <strong>InES</strong> durchgeführt werden. So bin ich durch<br />

den Dozenten der Vorlesung „Solarthermie“ zu meiner Tätigkeit am <strong>InES</strong> gekommen.<br />

Johannes: Bereits während meines Bachelorstudiums an der THI habe ich begonnen<br />

am <strong>InES</strong> als studentische Hilfskraft im Bereich der Solarenergietechnik zu<br />

arbeiten. Auf diese Möglichkeit wurden wir Studenten im Rahmen einer Vorlesung<br />

von Prof. Zörner aufmerksam gemacht.<br />

Wie gestaltet sich euer Tätigkeitsbereich am Institut?<br />

Jakob: Im Projekt Wärme&Wohnen unterstütze ich die technischen Bearbeiter bei<br />

diversen Arbeitspaketen. Dies umfasst beispielsweise die Erstellung von Technologiestudien<br />

im Bereich Sektorkopplung als auch die Durchführung von Berechnungen<br />

und Simulationen von Gebäudeenergiebedarfsprofilen.<br />

Johannes: Als studentische Hilfskraft war ich insbesondere bei der Ermittlung der<br />

Leistungsfähigkeit von Solarkollektoren mithilfe des Sonnensimulators im Labor für<br />

Solartechnik tätig. Anschließend war ich im Projekt Wärme&Wohnen am Aufbau<br />

eines Prüfstands zur Vermessung von Wärmepumpen und Hausübergabestationen<br />

unterstützend tätig.<br />

Johannes Klein<br />

Aktuelle Tätigkeit: Student<br />

Technische Hochschule Ingolstadt<br />

Master „Renewable Energy Systems“<br />

(davor Bachelor „Energietechnik und<br />

Erneuerbare Energien“)<br />

Wie empfindet ihr das Arbeiten am <strong>InES</strong> und was gefällt<br />

euch besonders gut?<br />

Johannes: Das Institut bietet die Möglichkeit, an interessanten und aktuellen Fragen<br />

aus dem Bereich Erneuerbare Energien zu arbeiten. Mir persönlich gefällt es, mein<br />

erlangtes Wissen aus dem Studium nicht nur einzusetzen, sondern auch zu vertiefen.<br />

Jakob: Das Arbeitsklima ist aufgrund des engen Kontakts zu den Kollegen, deren<br />

Kompetenzen und Hilfsbereitschaft sehr angenehm. Außerdem wurden mir verantwortungsvolle<br />

Aufgaben übertragen, was mich nicht nur gefreut, sondern zusätzlich<br />

motiviert hat.<br />

Bei euch beiden ging es nach dem Bachelor gleich mit dem Masterstudium<br />

„Renewable Energy Systems“ weiter. Warum habt ihr euch für diesen Master<br />

entschieden?<br />

Jakob: Mich reizt besonders die internationale Orientierung des Studiengangs und<br />

das gemeinsame Studieren mit Kommilitonen aus verschiedensten Ländern und<br />

Kulturen. Darüber hinaus gefällt mir die thematische Ausrichtung des Masters, welche<br />

sich auf Energiesysteme fokussiert.<br />

Jakob Schätz<br />

Aktuelle Tätigkeit: Student<br />

Technische Hochschule Ingolstadt<br />

Master „Renewable Energy Systems“<br />

(davor „Bachelor Energietechnik und<br />

Erneuerbare Energien“)<br />

Johannes: Ein Entscheidungskriterium für mich waren die angebotenen Module und<br />

Vorlesungen, wie beispielsweise Urban Area Energy Systems oder Industrial Energy<br />

Systems. Des Weiteren wird viel Wert auf projektorientiertes Arbeiten und Studieren<br />

gelegt, was in unseren kleinen Studiengruppen sehr angenehm ist. Zusätzlich sind die<br />

Professoren und Dozenten sehr engagiert und hilfsbereit, einige von Ihnen kennen wir<br />

bereits vom Bachelorstudium.<br />

8<br />

9


Das Institut<br />

Das Institut<br />

Impressionen<br />

Beladung thermischer Speicher – Wärmetechnischer Prüfstand.<br />

Podiumsdiskussionsteilnehmer an der Wärme&Wohnen Fachtagung „Sektorkopplung im<br />

Gebäude: Die Rolle von E-Mobilität und Wärmepumpen“ im Juni 2018.<br />

NEED-Abschlusskonferenz an der Namibia University of Science and<br />

Technology in Windhoek, Namibia, mit mehr als 60 Teilnehmern im Juli 2017.<br />

NEED-Projektreffen in Sambia im August 2016.<br />

Solare Prüfaufbauten auf dem Dachlabor der THI.<br />

Abdessamad Saidi bei der Identifizierung von<br />

Methan-Leckagen an einer Biogasanlage.<br />

Kickoff-Meeting Projekt OptiSys mit Projektpartnern.<br />

Kompetenzzentrum Wärme&Wohnen: Exkursion<br />

zur Effizienzhaus Plus-Siedlung in Hügelshart im<br />

Juli 2018.<br />

Biogas 4.0 Fachtagung unter dem Motto „Repowering und Flexibilisierung“<br />

im Dezember 2018 an der THI mit mehr als 100 Teilnehmern.<br />

Indoor-Messungen von Solarkollektoren am<br />

Sonnensimulator.<br />

Laboringenieurin Leslie Bauer und Prof. Goldbrunner bei der Vorbereitung studentischer Praktika.<br />

10<br />

11


Industrielle<br />

Energiesysteme<br />

Der Forschungsbereich Industrielle Energiesysteme<br />

widmet sich der dezentralen, regenerativen Energieversorgung<br />

im industriellen, gewerblichen und<br />

landwirtschaftlichen Umfeld.<br />

Im Fokus der Forschungsarbeiten stehen die Bereitstellung von Strom,<br />

Wärme und Kraftstoffen für industriell-gewerbliche Anlagen, Systeme und<br />

Komponenten für netzgebundene (Bio-) Energieanlagen sowie die lokale<br />

Versorgungsinfrastruktur für den (Elektro-) Mobilitätssektor sowohl im<br />

nationalen als auch internationalen Kontext.<br />

12<br />

13


Industrielle Energiesysteme<br />

Industrielle Energiesysteme<br />

FlexFuture – Integration von<br />

Biogasanlagen in Netze mit hohem<br />

Anteil fluktuierender Stromerzeuger<br />

Um eine möglichst hohe regenerative Stromerzeugung bei gleichzeitiger Einhaltung<br />

der Leistungsbegrenzung am NVP sicherzustellen, wurde die Steuerung der Biogasanlage<br />

Zellerfeld optimiert. Das übergeordnete mathematische Optimierungsziel<br />

besteht dabei in der Ertragsmaximierung für den Biogasanlagen-Betreiber. Bei der<br />

Fahrplanerstellung werden unter Berücksichtigung der tagesaktuell prognostizierten<br />

Photovoltaik-Einspeiseleistung 32 Stunden-Fahrpläne für Biogasanlagen generiert.<br />

Die Optimierung berücksichtigt zudem den tagesaktuellen Strompreis der europäischen<br />

Strombörse EPEX SPOT SE, tagesaktuelle Wetter- und Einstrahlungsprognosen<br />

sowie den aktuellen Gasspeicherfüllstand der Biogasanlage. Nebenbedingungen<br />

bzw. einschränkende Parameter für die entwickelte Optimierung werden durch<br />

die Leistungsfähigkeit der Biogas-BHKW sowie den internen (Biogasanlage) und<br />

externen (Nahwärmenetz) Wärmebedarf definiert. Die Rahmenbedingungen eines<br />

angrenzenden Verteilnetzes mit einem hohen Anteil fluktuierender Stromerzeuger<br />

werden ebenfalls berücksichtigt.<br />

Fördermittelgeber: Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie (BMWi)<br />

Förderprogramm: Energetische<br />

Biomassenutzung<br />

Projektbudget: 313.348 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zoerner@thi.de<br />

Abdessamad Saidi, M.Sc.<br />

Bereichsleiter Industrielle Energiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6474<br />

abdessamad.saidi@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Biogas Zellerfeld GmbH & Co. KG<br />

BURGHART GmbH & Co. KG<br />

Lechwerke AG<br />

PROLiGNIS Energie Consulting GmbH<br />

UTS Products GmbH<br />

14<br />

Abbildung 1: Demonstrationsanlage Biogasanlage Zellerfeld/Egling an der Paar.<br />

Quelle: Google Maps, eigene Darstellung.<br />

Im Zuge des Zubaus regenerativer Stromerzeuger ist zukünftig zunehmend mit dem<br />

Auftreten von Engpässen in den Verteilnetzen zu rechnen. Einen vielversprechenden<br />

Ansatz diesen Herausforderungen zu begegnen stellen der Lastausgleich und die<br />

Kappung von Lastspitzen auf lokaler Ebene dar. Dabei bietet insbesondere die regelbare<br />

dezentrale Stromerzeugung durch Bioenergieanlagen die Möglichkeit größere<br />

Strommengen aus Erneuerbare Energien-Anlagen mit geringen Zusatzinvestitionen<br />

und Energieverlusten bereitzustellen. Eine nachhaltige und wirtschaftliche Alternative<br />

besteht insbesondere in der Einbindung von Biogasanlagen zur Verteilnetzstabilisierung.<br />

Aufgrund der Speicherbarkeit des Energieträgers Biogas können die Anlagen<br />

in Blockheizkraftwerken (BHKW) flexibel und bedarfsgerecht Strom und Wärme erzeugen<br />

und damit als ausgleichendes Element zu fluktuierenden Erzeugern agieren.<br />

Ein flexibler Betrieb von Biogasanlagen bedeutet hierbei, dass im Fall einer hohen<br />

Photovoltaik-Einspeiseleistung die Biogas-BHKW heruntergefahren werden. In Zeiträumen<br />

geringer solarer Einstrahlung kann wiederum eine Erhöhung der Einspeiseleistung<br />

der Biogas-BHKW erfolgen.<br />

Das übergeordnete Ziel des Projekts „FlexFuture“ bestand in der Entwicklung<br />

einer übertragbaren Steuerung zur automatisierten, verteilnetzorientierten Fahrplangestaltung<br />

für flexible Biogasanlagen. Ein Beispiel für die gelungene Umsetzung einer<br />

solchen Steuerung stellt das Demonstrationsobjekt Biogasanlage Zellerfeld in Egling<br />

an der Paar (Biogasanlage Zellerfeld), mit einer Bemessungsleistung von 820<br />

kW el, dar (Abb. 1). Am Netzverknüpfungspunkt (NVP) Zellerfeld sind die Biogasanlage<br />

Zellerfeld mit einer maximalen Einspeiseleistung der Biogas-BHKW von 1.438<br />

kW el und die Photo voltaik-Freiflächenanlage Wolfsgrube mit einer an den Wechselrichtern<br />

auf 5.000 kW el begrenzten Einspeiseleistung angeschlossen. Somit sind am<br />

NVP regenerative Einspeiseanlagen mit einer maximalen Gesamtleistung von 6.438<br />

kW el installiert. Bei hoher solarer Einstrahlung übersteigt die Gesamtstromerzeugung<br />

(6.348 kW el) die Leistungsschaltergrenze (5.000 kW el) am NVP, wodurch ein<br />

Überstromzeitschutz aktiviert und sämtliche Stromerzeuger am NVP vom Stromnetz<br />

getrennt werden (Abb. 2).<br />

Abbildung 2: Beispielhafte Auslastung am NVP<br />

der Biogasanlage Zellerfeld ohne optimierten<br />

Fahrplan (25.06.2017).<br />

Abbildung 3: Tatsächlicher Anlagenbetrieb am<br />

NVP der Biogasanlage Zellerfeld mit optimiertem<br />

Fahrplan (25.06.2017).<br />

Im Rahmen einer umfänglichen Datenerfassung zur Validierung der entwickelten<br />

Steuerung wurde zudem ein Anlagen-Monitoring-System an der Biogasanlage<br />

Zellerfeld installiert. Zur Validierung der entwickelten Fahrpläne ermöglicht das<br />

Monitoring-System einen Abgleich zwischen der durch Optimierung berechneten<br />

und tatsächlich eingespeisten Leistung der Biogas-BHKW.<br />

Innerhalb des Vorhabens konnte erfolgreich nachgewiesen werden, dass die<br />

Biogasanlage Zellerfeld auf den erwarteten Einspeiseverlauf der am gleichen NVP<br />

angeschlossenen Photovoltaikanlage reagiert. Durch die flexible, an die mögliche<br />

lokale Photovoltaikanlagenerzeugung gekoppelte Betriebsweise der Biogasanlage<br />

können Einspeisespitzen im Netz gekappt und hin zu Zeiten geringerer Netzauslastung<br />

verschoben werden (Abb. 3). Die optimale, räumliche und zeitliche Auslastung<br />

der regionalen Verteilnetze kann dadurch verbessert und der Investitionsbedarf in den<br />

Netzausbau auf Verteilnetzebene potenziell verringert werden.<br />

Aufgrund sehr hoher und volatiler Einspeisegradienten der Photovoltaikanlage<br />

und der trägen Leistungsabfahrgradienten eines Biogas-BHKW ist zum Ausgleich<br />

der Netzkapazitäten als nächster Entwicklungsschritt eine räumlich und zeitlich hochaufgelöste<br />

lokale Vorhersage der Photovoltaik-Einspeiseleistung über Wolkentracking<br />

geplant. Diese Vorhersagen sollen als Eingangsparameter zur Entwicklung einer<br />

selbstlernenden, automatisch reagierenden BGA-Steuerung mit Steuerungsintervallen<br />

im Sekundenbereich zur Vermeidung kurzfristiger, tageszeitlich auftretenden Überlastungen<br />

im Verteilnetz herangezogen werden.<br />

15


Industrielle Energiesysteme<br />

Industrielle Energiesysteme<br />

Fördermittelgeber:<br />

Bundesministerium für Ernährung<br />

und Landwirtschaft (BMEL)<br />

Förderprogramm:<br />

Nachwachsende Rohstoffe<br />

Projektbudget: 336.619 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Goldbrunner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-3420<br />

markus.goldbrunner@thi.de<br />

Abdessamad Saidi, M.Sc.<br />

Bereichsleiter Industrielle Energiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6474<br />

abdessamad.saidi@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

AGCO Deutschland GmbH<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

regineering GmbH<br />

16<br />

Biogas in Bewegung – Biogas als<br />

Kraftstoff für die Landwirtschaft<br />

Gastrocknung<br />

Entschwefelung<br />

CO 2 -Abscheidung<br />

Speicherung<br />

Betankung<br />

Abbildung 1: Prozessstufen der partiellen Biogasaufbereitung, -speicherung und -betankung.<br />

Der landwirtschaftliche Maschinenpark wird derzeit mit nahezu 100 % fossilen Kraftstoffen<br />

betrieben. Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels müssen auch die<br />

Treibhausgasemissionen von Landmaschinen signifikant reduziert werden. Eine Option<br />

hierfür ist der Einsatz von alternativen Antrieben und Kraftstoffen.<br />

Ein vielversprechender Ansatz besteht in der dezentralen Nutzung von Biogas<br />

als Kraftstoff für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge. Gegenwärtig beschränkt sich die<br />

Biogasnutzung hauptsächlich auf die Umsetzung in stationären Motoren in Blockheizkraftwerken<br />

zur Strom- und Wärmebereitstellung. Alternativ hat sich in den letzten<br />

Jahren der Verwertungsansatz einer Biogasaufbereitung auf Erdgasqualität, dem<br />

sogenannten Biomethan, durchgesetzt. Das Biomethan wird als Erdgassubstitut in das<br />

bundesweite Verteilnetz eingespeist. Die Aufbereitung umfasst dabei unterschiedliche<br />

Verfahrensschritte zur Realisierung einer definierten, einspeisegerechten Gasqualität<br />

(siehe Abb. 1). Dabei stellt die CO 2 -Abscheidung einen besonders energie- und<br />

kostenintensiven Teilaspekt dar, wodurch die konventionelle Biogasaufbereitung nach<br />

aktuellem Stand lediglich bei hohen Produktionsraten wirtschaftlich umsetzbar ist.<br />

Durch den Wegfall der EEG-Förderung bestehender Biogasanlagen ab dem<br />

Jahr 2020 werden spätestens zu diesem Zeitpunkt neue Wege der Verwertung bzw.<br />

der Vermarktung notwendig, da sonst der wirtschaftliche Betrieb vieler Anlagen nicht<br />

mehr gewährleistet werden kann. Biogas als Kraftstoff kann hierbei eine vielversprechende<br />

alternative Einkommensquelle darstellen. Für die Nutzung in mobilen, leicht<br />

angepassten Dieselmotoren von landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen kann das Biogas<br />

jedoch voraussichtlich einen deutlich höheren CO 2 -Anteil als Erdgas aufweisen.<br />

Damit wäre eine einfachere, auch im kleinen Leistungsbereich kostengünstige und<br />

damit wirtschaftliche Aufbereitung des Biogases möglich. Mit der direkten Nutzung<br />

von partiell aufbereitetem Biogas in landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen könnten sowohl<br />

die (energetische) Effizienz als auch die wirtschaftliche Rentabilität der Biogaserzeugung<br />

erheblich gesteigert werden. Insgesamt ergibt sich ein deutschlandweites<br />

Potenzial von insgesamt 340 Tankstellen bis 2027 und knapp 1.100 Tankstellen bis<br />

2032. Das Absatzpotenzial von Biogastraktoren bzw. von Umrüstsätzen für bestehende<br />

Traktoren liegt bei mehr als 3.000 Fahrzeugen bis 2027 und mehr als 10.000<br />

Fahrzeugen bis 2032.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Biogas in Bewegung“ wurden daher Untersuchungen<br />

zur technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit einer partiellen Aufbereitung<br />

von Biogas bei kleinen Durchsätzen zur dezentralen Nutzung in landwirtschaftlichen<br />

Nutzfahrzeugen durchgeführt. Anhand von Verbrennungsversuchen an einem<br />

Einzylinder-Versuchsaggregat wurde nachgewiesen, dass ein leistungsäquivalenter<br />

Betrieb bei einem CO 2 -Anteil im Brenngas von bis zu 25 % prinzipiell möglich ist.<br />

Für die Biogasaufbereitung stehen mit der Druckwasserwäsche, der organischen<br />

Lösungsmittelwäsche, der Aminwäsche, der Druckwechseladsorption, dem<br />

Membranverfahren und der kryogenen Gastrennung vielfältige Möglichkeiten zur Abscheidung<br />

der CO 2 -Fraktion aus dem Rohbiogasstrom zur Verfügung. Basierend auf<br />

den verfügbaren Technologien wurden Aufbereitungs-, Speicher-, und Betankungskonzepte<br />

zur Bereitstellung des Kraftstoffs mit entsprechender Gasqualität entwickelt.<br />

Unter den etablierten Verfahren zur CO 2 -Abscheidung wurden die Druckwasserwäsche<br />

und die membranbasierte Gastrennung als vielversprechende Ansätze zur<br />

Darstellung eines wirtschaftlichen Betriebs im kleinen Maßstab identifiziert. Bedingt<br />

durch die geringeren Anforderungen an die Produktgasqualität lassen sich beide<br />

Verfahren für den vorliegenden Verwertungsansatz vereinfachen und deutlich kostengünstiger<br />

als bisherige Aufbereitungsverfahren realisieren.<br />

Die Konzeption stützt sich dabei auf eine verfahrenstechnische Modellierung<br />

der einzelnen Prozessschritte zur gesamtheitlichen Auslegung und Optimierung des<br />

Aufbereitungssystems. Zur Validierung der Simulationsmodelle und zum Nachweis<br />

der technischen Umsetzbarkeit wurden erste Versuche an einer Anlage zur Druckwasserwäsche<br />

im Labormaßstab durchgeführt (siehe Abb. 2). Aus der Konzeptentwicklung<br />

und experimentellen Validierung geht hervor, dass eine wirtschaftliche<br />

Umsetzung des Verwertungsansatzes basierend auf einer CO 2 - Abscheidung mittels<br />

Druckwasserwäsche bereits ab einem Rohbiogasstrom von 7 Nm 3 /h darstellbar ist.<br />

Dabei ergeben sich aus der Dieselsubstitution einer einzelnen Aufbereitungs- und<br />

Betankungsanlage bei einer umfassenden ökobilanziellen Betrachtung jährliche<br />

CO 2 -Einsparungen von bis zu 20 t CO 2 ,Äq. Nach der erfolgreichen Umsetzung auf<br />

der konzeptionellen Ebene und im Labormaßstab wird im Anschluss an das Projekt<br />

die Realisierung einer Pilotanlage an einer realen Biogasanlage angestrebt.<br />

1 Kolonne (H=1,75 m; d=0,3 m)<br />

2 Wassertank<br />

3 Wasserpumpe<br />

4 Gasmischsystem<br />

5 Überstromventil<br />

6 Durchflussmessung – Gas<br />

7 Durchflussmessung – Wasser<br />

8 Gasanalyse<br />

Abbildung 2: Laboranlage zur Biogasaufbereitung mittels Druckwasserwäsche.<br />

17


Industrielle Energiesysteme<br />

Industrielle Energiesysteme<br />

Entwicklung von Biomasse-Industriekraftwerken<br />

zur Vollversorgung<br />

mit Prozessdampf<br />

Die Projektergebnisse zeigen, dass sich über die Einbindung eines Dampfspeichers<br />

der Deckungsanteil mit begrenztem Aufwand auf bis zu 100 % der benötigten Dampfmenge<br />

erhöhen lässt. Bei Biomasse-Heizkraftwerken mit einem Dampflieferbereich<br />

zwischen 8 und 19 Tonnen pro Stunde ist es bereits mittels relativ kleinen Speichern<br />

(ca. 50 m³) möglich den Deckungsanteil von 65 % auf 95 % zu steigern. Abhängig von<br />

der jeweiligen Fördersituation, den fossilen Dampfkosten sowie des gesamten Dampfsystems<br />

kann der Einsatz von Dampfspeichern zu wirtschaftlichen Vorteilen führen.<br />

Fördermittelgeber:<br />

Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie (BMWi)<br />

Förderprogramm:<br />

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand<br />

Projektbudget: 175.000 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zörner@thi.de<br />

Abdessamad Saidi, M.Sc.<br />

Bereichsleiter Industrielle Energiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6474<br />

abdessamad.saidi@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Prolignis Energie Consulting GmbH<br />

Holzbefeuerte Biomasse-Heizkraftwerke sind zu einer großen Zahl in Deutschland verbaut<br />

und dienen meist zur gleichzeitigen Bereitstellung von Strom und Wärme. Mehr<br />

als ein Drittel des bestehenden Anlagenparks liefert Wärme in Form von Prozessdampf<br />

an Industriekunden. Diese Dampfversorgung zeichnet sich durch hohe sowie<br />

abrupte Schwankungen auf Seiten des Bedarfs aus. Die Dampfauskopplung an der<br />

Kraftwerksturbine kann üblicherweise nur in einem anlagenspezifischen Minimal- und<br />

Maximalband betrieben werden. Dies reicht oft nicht aus um den großen Schwankungsbereich<br />

von Industrieverbrauchern abzudecken, wodurch dann nur die Grundlast<br />

des Dampfbedarfes (typischerweise 60-70 % der benötigten Dampfmenge) geliefert<br />

werden kann. Zur Erhöhung und Optimierung der Dampflieferung wurde im beschriebenen<br />

Projekt die Integration von Dampfspeichern in den Wasserdampfkreislauf von<br />

Biomasse-Heizkraftwerken untersucht. Ziel war es die Dampflieferung an Industriekunden<br />

zu erhöhen und zu optimieren.<br />

Über die Entkopplung der Dampfentnahme und der Dampflieferung durch<br />

einen hochflexiblen Ruths-Dampfspeicher soll der Deckungsanteil erhöht und<br />

somit die fossile Spitzenlasterzeugung verringert werden. Der Dampfspeicher soll<br />

es ermöglichen auf der Entnahmeseite (an der Turbine) eine möglichst konstante<br />

Entnahme dampfmenge zu erzielen, um so den Prozess zu stabilisieren. Auf der Seite<br />

des Industriekunden können durch den Dampfspeicher höhere Lastspitzen und Lasteinbrüche<br />

der Abnahme gedeckt werden (siehe Abb. 1).<br />

In einer breit angelegten Simulationsstudie, welche anhand von Messdaten<br />

eines bestehenden Biomasse-Heizkraftwerks validiert wurde, konnten verschiedene<br />

Anlagenfälle und Dampflastprofile berechnet und analysiert werden.<br />

Dampfbedarf {kg/s}<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Abbildung 2: Beispielhafte Deckung des Dampfbedarfs mit und ohne Dampfspeicher<br />

(Betrachtungszeitraum 2 Wochen, Dampfspeicher 100 m 3 )<br />

8<br />

7<br />

Zeit {h}<br />

Fossil erzeugter Dampf<br />

Biomasse-Dampf aus Speicher<br />

Biomasse-Dampf konventionell<br />

Dampfbedarf Dampfspeicherbetrieb Konventioneller Betrieb<br />

Biomasse Heizkraftwerk<br />

Industrieverbraucher<br />

Dampfbedarf {kg/s}<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Turbine<br />

3<br />

2<br />

Konventioneller Anschluss<br />

Dampfspeicher<br />

Abbildung 1: Schematischer Aufbau der konventionellen Dampfversorgung sowie der Dampfversorgung<br />

über ein Speichersystem<br />

Druck {MPa}<br />

1<br />

1.8<br />

1.7<br />

1.6<br />

1.5<br />

1.4<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

Zeit {h}<br />

Abbildung 3: Beispielhafter Betriebsverlauf mit und ohne Dampfspeicher (100m 3 )<br />

18<br />

19


Energiesystemtechik<br />

Der Forschungsbereich Energiesystemtechnik<br />

widmet sich Fragestellungen zur kostenoptimalen<br />

Integration von fluktuierenden Erneuerbaren<br />

Energien in das übergeordnete Energiesystem.<br />

Im Rahmen von sektorübergreifenden, techno-ökonomischen<br />

Systemanalysen stehen energiewirtschaftliche und energiepolitische<br />

Zusammenhänge und der regulatorische Rahmen sowie das<br />

Energiemarktdesign im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten.<br />

20<br />

Foto: Shutterstock<br />

21


Energiesystemtechnik<br />

Energiesystemtechnik<br />

Optimaler Anteil und Systembeitrag von<br />

Bioenergie in gekoppelten Elektrizitätsund<br />

KWK-Systemen (in Deutschland)<br />

Fördermittelgeber: Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie (BMWi)<br />

Förderprogramm:<br />

Energetische Biomassenutzung<br />

Projektbudget: 81.842 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Uwe Holzhammer<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-5025<br />

uwe.holzhammer@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Dialogik GmbH<br />

Institut für Energiewirtschaft und Rationelle<br />

Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart<br />

140 GW<br />

Die Bioenergie kann eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft<br />

einnehmen. Jedoch werden die diversen Bioenergietechnologien in bisherigen<br />

Studien meist nur mit geringer Detailtiefe abgebildet und in nur einer Erzeugungsgruppe<br />

(Bioenergie) zusammengefasst. So wird die Bioenergie häufig stark vereinfacht<br />

als Grundlastband dargestellt, ein flexibler Beitrag zur Energieversorgung wird<br />

nicht berücksichtigt. Eine Unterscheidung nach verschiedenen Bioenergieträgern<br />

(z. B. Biogas, Biomethan, Biokraftstoffe oder feste Biobrennstoffe) und Leistungsklassen<br />

findet nicht statt (siehe Abb. 1). In speziellen Bioenergie-Systemstudien<br />

werden die unterschiedlichen Technologien oft nur vergleichend untersucht, ohne<br />

Verbindung zum Gesamtsystem. Ein Bezug zum steigenden Bedarf an flexibel einspeisenden<br />

Aggregaten (z. B. Biogas-BHKWs) im Stromnetz aufgrund des stetigen<br />

Ausbaus fluktuierender EE wird häufig nicht ausreichend hergestellt.<br />

Ziel des Projekts ist es daher den optimalen Systembeitrag der Bioenergie<br />

im zukünftigen Energiemix Deutschlands zu identifizieren. Dabei soll die Lücke bei<br />

der Abbildung der Bioenergie in Elektrizitätsmarkt- und Energiesystemmodellen<br />

geschlossen werden und der Beitrag bzw. der Einfluss der Bioenergie in den<br />

gekoppelten Strom-, Wärme- und Mobilitätssektoren untersucht werden. Es werden<br />

die Wechselwirkungen der Bioenergie mit anderen Flexibilitätsoptionen betrachtet<br />

und verschiedene technische Lösungen zur Energiebereitstellung durch Biomasse im<br />

System bewertet. Hierzu wird das relevante Spektrum an flexiblen Bioenergietechnologien<br />

(z. B. Biogas-BHKW, BMHKW, Biomethan-BHKW) mit anderen Technologieund<br />

Flexibilitätsoptionen (z. B. DSM, Speicher, Power-to-Heat, flexible konventionelle<br />

Kraftwerke) verglichen. Für das Zieljahr 2050 sowie die Stützjahre 2030 und 2040<br />

werden die optimalen Anteile der Bioenergie zu minimalen Systemkosten unter<br />

Berücksichtigung energie- und klimapolitischer Ziele abgeleitet.<br />

800g/kWh<br />

Mit Hilfe des projektinternen Elektrizitätsmarktmodells „E2M2-Bio“ der Universität<br />

Stuttgart, welches den Strom- und Wärmemarkt gekoppelt abbildet sowie den<br />

Mobilitätssektor berücksichtigt, können auf Basis modelltechnischer und systemanalytischer<br />

Methoden belastbare Aussagen über den zukünftigen Beitrag flexibler<br />

Bioenergieanlagen im Energiesystem getroffen werden. Hierzu werden konkurrierende<br />

Technologieoptionen unter einheitlichen Rahmenbedingungen für verschiedene<br />

Zukunftsszenarien zur kostenoptimalen Einhaltung der Klimaschutzziele untersucht.<br />

Der Systembeitrag und die technische Verfügbarkeit von flexiblen Bioenergieanlagen<br />

werden ermittelt und bewertet. In diesem Kontext werden auch die Wechselwirkung<br />

der Bioenergie mit anderen Flexibilitätsoptionen wie Speichern, Power-to-X und<br />

flexiblen konventionellen Kraftwerken analysiert.<br />

Parallel zur Modellentwicklung finden vier Workshops in Stuttgart, Ingolstadt<br />

und Neuburg a. d. D. statt. Zu diesen werden Fachexperten aus den Bereichen Bioenergie<br />

und Energiesystemmodellierung sowie Vertreter aus der Politik und aus Verbänden<br />

eingeladen, um die Eingangsparameter, die Methodik und die Ergebnisse zu<br />

diskutieren. Die Anregungen der wissenschaftlichen Experten und der Praxispartner<br />

fließen in die Modellierung ein und sollen die Validität der Ergebnisse sichern.<br />

Die methodische Vorgehensweise und beobachteten Systemeffekte werden<br />

als Projektergebnis in einem Methodenhandbuch „Bioenergie als Flexibilitätsoption<br />

im System“ für zukünftige Energiesystembetrachtungen dokumentiert, wodurch ein<br />

breiter Wissenstransfer gewährleistet wird. Das Methodenhandbuch beinhaltet die<br />

Eingangsparameter des Modells sowie die Modellergebnisse. Daraus werden Kennwerte<br />

für die adäquate Berücksichtigung der Bioenergie erarbeitet, was die Aussagekraft<br />

für künftige Studien stärkt.<br />

120 GW<br />

Technologie- und Szenariorahmen<br />

Stromerzeugung und -verbrauch<br />

100 GW<br />

80 GW<br />

60 GW<br />

40 GW<br />

600g/kWh<br />

400g/kWh<br />

200g/kWh<br />

CO2-Emissionsfaktor des Strommix<br />

Definition technisch-ökonomischer<br />

und ökologischer Parameter<br />

Modellanpassungen und<br />

-erweiterungen von E2M2-Bio<br />

zur Sektorenkopplung<br />

Modellgestützte Analyse:<br />

Systembeitrag des flexiblen Einsatzes von Bioenergieanlagen<br />

Runder Tisch<br />

Runder Tisch<br />

Runder Tisch<br />

20 GW<br />

0 GW<br />

0g/kWh<br />

8. Mai 08:00 16:00 9. Mai 08:00 16:00 10. Mai 08:00 16:00 11. Mai 08:00 16:00 12. Mai 08:00 16:00 13. Mai 08:00 16:00 14. Mai 08:00 16:00 15. Mai<br />

Methodenhandbuch:<br />

Modelltechnische Implementierung der Bioenergie in Energiesystemmodelle<br />

Konv. Kraftwerke Solar Wind Onshore Wind Offshore Wasserkraft Biomasse Stromverbrauch<br />

Runder Tisch<br />

Abbildung 1: Aktuell Einsatz der Bioenergieanlagen als Grundlastband: Woche 08.-14.05.2017.<br />

Quelle: Agora Energiewende, Stand 08.03.2018.<br />

Abbildung 2: Übersicht der Projektbearbeitung.<br />

22<br />

23


Energiesystemtechnik<br />

Energiesystemtechnik<br />

Fördermittelgeber: Bundesministerium für<br />

Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)<br />

Förderprogramm: Energie- und Klimafonds<br />

Projektbudget: 320.557 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Uwe Holzhammer<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-5025<br />

uwe.holzhammer@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Kraftwerke Haag (KWH) Netz GmbH<br />

Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG<br />

Biogasanlagen als Akteur in<br />

intelligenten, regionalen Märkten<br />

Um Engpässe im Stromnetz zu verhindern wird aktuell durch das Einspeisemanagement<br />

(EinsMan) bereits ein nicht zu vernachlässigender Anteil des erneuerbaren<br />

Stroms abgeregelt (nach Angaben der Bundesnetzagentur betraf dies ca. 2,3 % der<br />

mittels Erneuerbare Energien produzierten Strommenge im Jahr 2017). Die von der<br />

Abregelung betroffenen Strommengen werden als Ausfallarbeit bezeichnet und der<br />

Anlagenbetreiber erhält hierfür eine Ausfallentschädigung. Die Abschalthäufigkeit und<br />

-dauer steigt seit Jahren stetig an, was zugleich zu einem Anstieg der Verluste des<br />

Erzeugungspotential aus Erneuerbaren Energien führt. Damit sind auch die Kosten für<br />

das Engpassmanagement deutlich gestiegen (siehe Abb. 1). Zudem ist die aus Sicht<br />

der Versorgungssicherheit aktuell notwendige Abschaltung von Erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen<br />

widersprüchlich zu den eigentlichen Zielen der Bundes regierung,<br />

den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung zu erhöhen.<br />

Unter dem Begriff Smart Market bzw. intelligenter Markt in einem Netzcluster wird<br />

im Projekt SmartBio ein Marktmechanismus verstanden, mit dessen Hilfe flexible<br />

Kapazitäten ökonomisch in die Lage versetzt werden, intelligent auf Netzengpässe zu<br />

reagieren. Der Smart Market wird ausschließlich in Momenten der „gelben Ampelphase“<br />

des Verteilnetzes aktiviert, d. h. kurz bevor eine Abregelung von Erneuerbaren<br />

Energien-Kapazitäten in den Verteilnetzen erforderlich wird. Somit ist die Aktivität des<br />

Smart Markets temporär auf die „gelbe Ampelphase“ begrenzt und umfasst lediglich<br />

das von der Abregelung betroffene Netzcluster (Regionalität). Der untersuchte Smart<br />

Market versteht sich dabei als Ansatz, welcher gegenüber den aktuellen Strommärkten<br />

physikalische regionale Restriktionen des Netzes berücksichtigt (siehe Abb. 2).<br />

Die bisher in Verteilnetzen durch Abregelung ungenutzten erneuerbaren Strommengen<br />

sollen so nutzbar gemacht und die Kosten für die Engpassbewirtschaftung<br />

entsprechend reduziert werden.<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

Kosten in Mio. €<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Abbildung 2: Illustrative Zuordnung der gegenwärtigen Mechanismen im<br />

Strommarkt zu den Ampelphasen und der Aktivierung des SmartMarket.<br />

Abbildung 3: Wettbewerb der Flexibilitätsoptionen<br />

im von EinsMan betroffenen Netzcluster.<br />

200<br />

0<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

Netzreserve Countertrading Redispatch Einspeisemanagement (EinsMan)<br />

Abbildung 1: Entwicklung der Gesamtkosten für Engpassmanagement. Quelle: Bundesnetzagentur,<br />

eigene Darstellung.<br />

Auf der Verteilnetzebene, welche sich aus Niederspannungs- (NS), Mittelspannungsebene<br />

(MS) und Hochspannungsnetz (HoS) zusammensetzt, hat sich die Anzahl der<br />

Marktteilnehmer in Form von dezentralen Erzeugungsanlagen im Zuge der Energiewende<br />

erhöht. Diese speisen uni- bzw. bidirektional und volatil, oder auch auf Abruf,<br />

in das Netz ein. Es bestehen dadurch vielfältige technische Freiheitsgrade, welche zur<br />

Entlastung der regionalen Stromnetze genutzt werden könnten.<br />

Im Projekt SmartBio wird untersucht, welche Bedeutung Biogasanlagen in<br />

einem intelligenten Markt zur Vermeidung von Ausfallarbeit zukommen kann und wie<br />

hoch deren mögliches zusätzliches Erlöspotential in diesem Markt ausfallen könnte.<br />

Dadurch sollen die Akteure der Biogasbranche das Potenzial eines solchen zukünftigen<br />

Marktes abschätzen können und dessen Einflussgrößen kennen lernen. Zudem<br />

soll im Projekt SmartBio die mögliche elektrische Flexibilität, unter Anreiz eines<br />

solchen intelligenten Marktes techno-ökonomisch bewertet werden. Darüber hinaus<br />

sollen mögliche zukünftige energiewirtschaftliche Entwicklungen aufgezeigt und<br />

Handlungsfelder zur Gestaltung der Rahmenbedingungen beschrieben werden.<br />

Der Fokus von SmartBio liegt auf der Verteilnetzebene im süddeutschen<br />

Raum. Für eine in dieser Region zukünftige Versorgungsstruktur mit hohen Photovoltaik-Anteilen<br />

wird in Szenarien die perspektivische Ausfallarbeit simuliert. Aufgrund<br />

der Regionalität und Individualität der zunehmend dezentralen Erzeugungsstruktur in<br />

Deutschland werden mehrere repräsentative Netzgebiete für die Untersuchung festgelegt.<br />

Die aussagekräftigen Netzcluster werden aus typischen Netztopologien in den<br />

Versorgungsgebieten der Projektpartner abgeleitet.<br />

Mit einem rechnergestützten Modell wird der perspektivische Betrieb eines<br />

Smart Market abgebildet. Im Falle von prognostizierten Netzengpässen soll das<br />

Modell vor dem Engpass durch einen Marktmechanismus nach kosteneffizienten Alternativen<br />

zur Abregelung im Lösungsraum des Netzclusters suchen. Die dem Markt<br />

maximal zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel dürfen dabei die Kosten für die<br />

Abregelung nicht überschreiten, um einen volkswirtschaftlichen Nutzen zu erzielen.<br />

Die Biogasanlagen stehen in den regionalen Smart Markets im Wettbewerb mit weiteren<br />

Marktakteuren wie z. B. Power-to-Heat und Lastmanagement (Siehe Abb. 3),<br />

welche ebenfalls eine hohe Flexibilität anbieten können. Das Modell berechnet,<br />

welche der temporär und lokal zur Verfügung stehenden flexiblen Kapazitäten den<br />

kostenoptimalen Technologiemix ergeben. Aus den Modellergebnissen wird schließlich<br />

das zusätzliche Erlöspotential für Biogasanlagen ermittelt.<br />

Im Rahmen von drei projektbegleitenden Workshops werden die Plausibilität<br />

der Modellparameter und -ergebnisse sowie die Vorschläge für eine Implementierung<br />

des entwickelten Marktmechanismus validiert.<br />

24<br />

25


Gebäudeenergiesysteme<br />

Der Forschungsbereich Gebäudeenergiesysteme<br />

widmet sich der sektorübergreifenden,<br />

dezentralen und regenerativen Energieversorgung<br />

auf Gebäude- und Quartiersebene.<br />

Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Komponentenund<br />

Systemtechnik für die Sektorkopplung im Gebäude und Quartier,<br />

solare Energiesysteme, die Integration der Mobilität in die lokale<br />

Energieversorgung, Wärmenetze sowie die dezentrale, netzferne Energieversorgung<br />

sowohl im nationalen als auch internationalen Kontext.<br />

26<br />

27


Gebäudeenergie systeme<br />

Gebäudeenergie systeme<br />

Optimierte solarbasierte Energieversorgung<br />

im Einfamilienhaus<br />

mit Solarthermie und Photovoltaik<br />

Fördermittelgeber: Deutsche Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU)<br />

Projektbudget: 124.188 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zoerner@thi.de<br />

Mathias Ehrenwirth, M.Eng.<br />

Bereichsleiter Gebäudeenergiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6840<br />

mathias.ehrenwirth@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Steca Elektronik GmbH<br />

Neben den stetig steigenden Kosten für fossile Energieträger erhöhen sich auch die<br />

Kosten für Strom für Endverbraucher zunehmend. Daneben sinken die Installationskosten<br />

für Photovoltaikanlagen und die Einspeisevergütung des Photovoltaikstroms<br />

nimmt von Jahr zu Jahr ab. Die im Jahr 2012 erreichte Netzparität führt nun dazu,<br />

dass es für Nutzer von neuinstallierten Photovoltaikanlagen wirtschaftlich sinnvoll<br />

ist, den erzeugten Solarstrom selbst zu verbrauchen. Da allerdings reiner Eigenverbrauch<br />

ohne Speicher nur in begrenztem Umfang möglich ist, kommt es vermehrt<br />

zu einer Kopplung der Photovoltaikanlage mit der Wärmeversorgung im Gebäude.<br />

Diese Kopplung kann durch die Nutzung eines Heizstabes oder durch die effizientere<br />

Wärmepumpe realisiert werden. Damit rückt aber die Solarthermie in der solaren<br />

Wärmeerzeugung in den Hintergrund, trotz der Tatsache, dass die Wärmerzeugung<br />

durch Solarthermie aus exergetischer Sicht vorteilhaft ist. Daher wurde im Rahmen<br />

des Projekts PVSol untersucht, in welcher Konkurrenz die beiden solaren Systeme<br />

zueinanderstehen und wie sich Photovoltaik und Solarthermie mit Hilfe einer gemeinsamen<br />

Regelung in einem Einfamilienhaus energetisch sinnvoll ergänzen können.<br />

Grundlage der Analyse bildeten Systemsimulationen für unterschiedliche<br />

Flächenverhältnisse von Photovoltaikanlage und Solarthermie sowie verschiedene<br />

Gebäudestandards. Die Bewertung der energetischen Leistungsfähigkeit des<br />

Gesamtsystems wurde anhand des Deckungsanteils vorgenommen, was wiederum<br />

Rückschlüsse auf den Autarkiegrad ermöglicht. Durch eine Kopplung der Wärmeversorgung<br />

mit der elektrischen Energie bedarf es hinsichtlich des elektrischen Anteils<br />

einer Unterscheidung von Haushaltsstrom und Strom für die Wärmeversorgung. Diese<br />

Aufteilung ermöglicht die Ermittlung des Beitrags, welchen die einzelnen Systeme<br />

an der Deckung (thermisch und elektrisch) des Energiebedarfs bereitstellen.<br />

Abbildung 1 zeigt beispielhaft die Monatsdaten für den Strom- und Wärmeverbrauch<br />

sowie die Energiebereitstellung im Gebäude. Dabei werden die<br />

Erzeugung und der Verbrauch gesondert dargestellt, wobei der Netzbezug unter<br />

dem Aspekt der Erzeugung betrachtet wird. Das untersuchte System besteht aus<br />

einer Photovoltaikanlage mit Wärmepumpe und einer Solarthermieanlage. Das<br />

Diagramm zeigt den typischen Jahresverlauf. Der Haushaltsstrombedarf und der<br />

Brauchwarmwasserbedarf variieren nur sehr gering über das Jahr. Der Gesamtverbrauch<br />

liegt in den Wintermonaten durch den Heizwärmebedarf deutlich über<br />

dem der Sommermonate. Entsprechend verhält sich der Eigenverbrauch: Durch<br />

den höheren elektrischen Bedarf der Wärmepumpe in den Wintermonaten kann<br />

ein höherer Eigenverbrauch erreicht werden, auch weil in dieser Zeit die Solarerträge<br />

der Photovoltaikanlage deutlich geringer sind. Der geringe Verbrauch in den<br />

Sommermonaten führt dazu, dass hier der Wärmebedarf ausnahmslos über die<br />

Solarthermieanlage gedeckt werden kann (Dtherm). Somit wird in den Sommermonaten<br />

kein Strom der Photovoltaikanlage für Wärmezwecke genutzt (Del_therm).<br />

Durch den geringen Ertrag der Photovoltaikanlage in den Wintermonaten ist jedoch<br />

auch der Beitrag in dieser Zeit gering. Der Eigenverbrauch entsteht großteils durch<br />

den Haushaltstrombedarf (Del_el), und nur zu einem geringen Anteil durch den<br />

elektrischen Wärmepumpenbedarf (Del_therm). Prozentual resultiert daraus für die<br />

Solarthermieanlage (Dtherm) ein höherer Deckungs anteil, wobei hier erwähnt sei,<br />

dass die Kennzahl Del_therm den Deckungsanteil an der elektrischen Energie für<br />

die Wärmebereitstellung beschreibt.<br />

Für die Verbindung zwischen Solarthermie und Photovoltaik in Kombination<br />

mit einer Wärmepumpe wurde im Rahmen des Projekts eine gemeinsame Regelung<br />

entwickelt. Diese basiert auf einer Prädikation der Lasten und der Erzeugung. Die<br />

Ergebnisse zeigen, dass über die intelligente Regelung der elektrische Eigenverbrauch<br />

um 3-5 % gesteigert werden kann.<br />

Energiemengen [kWh]<br />

1.800<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Erzeugung<br />

Netzstrombezug<br />

Heizung<br />

Del_el<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Abbildung 1: Monatsdaten der Strom-/Wärmeerzeugung und des -verbrauchs mit 40 m 2 Photovoltaikanlage<br />

und 10 m 2 Solarthermieanlage für den Gebäudestandard SFH15 (Bedarf: 15 kWh/(m 2 a)).<br />

Verbrauch<br />

PV-Ertrag<br />

Warmwasser<br />

Del_therm<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Haushaltsstrom<br />

Eigenverbrauch<br />

Dtherm<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

Erzeugung<br />

Verbrauch<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

0%<br />

Eigenverbrauch und Deckungsanteil [%]<br />

28<br />

29


Gebäudeenergie systeme<br />

Gebäudeenergie systeme<br />

Wärmenetze mit variablen<br />

Netztemperaturen als<br />

Anbieter von Regelleistung<br />

Aggregate<br />

Spannungshaltung<br />

Frequenzhaltung<br />

Eignung des Systems Dollnstein<br />

Speicher<br />

Residuallastausgleich<br />

Peak-Shaving<br />

Netzausgleich nach Fahrplan<br />

Tag-Nacht-Verschiebung<br />

Saisonaler Ausgleich<br />

sekündlich minütlich stündlich tageweise saisonal<br />

Fördermittelgeber: Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie (BMWi)<br />

Abbildung 2: Einteilung der zeitlichen Eignung des Systems Dollnstein für die Bereitstellung von<br />

Systemdienstleistungen.<br />

Förderprogramm: Forschung für<br />

Energieeffizienz (EnEff: Wärme)<br />

Projektbudget: 534.552 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Tobias Schrag<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2820<br />

tobias.schrag@thi.de<br />

Mathias Ehrenwirth, M.Eng.<br />

Bereichsleiter Gebäudeenergiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6840<br />

mathias.ehrenwirth@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Kommunalunternehmen Energie Dollnstein<br />

Naturstrom AG<br />

Ratiotherm Heizung + Solartechnik GmbH & Co. KG<br />

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Anlagenkomponenten des variablen Nahwärmenetzes Dollnstein.<br />

Wärmenetze bieten die Möglichkeit, regenerative Energien und Kraft-Wärme-Kopplung<br />

auch im Gebäudebestand einzusetzen und durch Vermeidung von mit fossilen<br />

Brennstoffen betriebenen Heizsystemen CO 2 -Emissionen effektiv zu senken. Nahwärmenetze,<br />

in denen gleichzeitig stromerzeugende (Blockheizkraftwerk) und stromabnehmende<br />

Aggregate (Heizstab, Wärmepumpe) eingesetzt werden, bieten zudem die<br />

Möglichkeit der Sektorkopplung zwischen Strom- und Wärmenetz. Hierbei kann die<br />

Speicherfähigkeit des Wärmenetzes genutzt werden, um Residuallasten im Stromnetz<br />

auszugleichen. Blockheizkraftwerke (BHKW) können positive, Wärmepumpen (WP)<br />

und Heizstäbe negative Regelenergie zur Verfügung stellen. Beide Möglichkeiten der<br />

Sektorkopplung hängen jedoch von den im Wärmenetz vorhandenen Speichermöglichkeiten<br />

und dem aktuellen Betriebszustand ab. Die integrierte Fahrweise bedingt<br />

hierbei eine intelligente Regelstrategie.<br />

Das Untersuchungsobjekt im Projekt „NATAR – Netze mit abgesenkter Temperatur<br />

als Anbieter von Regelleistung“, ist das Nahwärmenetz im Markt Dollnstein, das<br />

mit variablen Netztemperaturen betrieben wird. Es wurde bereits 2014 gebaut und<br />

war das erste seiner Art. Heizzentrale und Wärmenetz mit Übergabestationen sind<br />

schematisch in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Die Kombination von zentralen und dezentralen Wärmeerzeugern ermöglicht den<br />

Betrieb mit variablen Netztemperaturen. Hierzu gehören verschiedene Komponenten,<br />

welche für die Kopplung zwischen Strom- und Wärmenetz genutzt werden können<br />

und bei intelligenter Regelung zu Synergieeffekten zwischen den Netzen führen.<br />

Zentral im Heizhaus sind ein BHKW sowie eine Großwärmepumpe. Dezentral finden<br />

sich Kleinst-Wärmepumpen in den Hausübergabestationen, die das Wärmenetz als<br />

Quelle nutzen. Auf diese Weise kann die Temperatur im Wärmenetz im Sommer auf<br />

unter 30 °C abgesenkt werden. Dadurch können die Wärmeverluste, die wesentlich<br />

von der Temperaturdifferenz zwischen Fluid und Umgebungstemperatur abhängen,<br />

reduziert werden.<br />

Im Projekt NATAR wird das Wärmenetz Dollnstein sowohl messtechnisch als<br />

auch simulativ untersucht, um verschiedene Möglichkeiten der Betriebsoptimierung<br />

zu analysieren. Im Zentrum der Forschungsarbeit steht hierbei die Frage, wie Energiesysteme<br />

im ländlichen Raum effizienter gestaltet werden können. Des Weiteren gilt es<br />

verschiedene Teilaspekte im Hinblick auf die Sektorkopplung und intelligente Energiesysteme<br />

zu analysieren. Die Auswertung von Messdaten und Simulationsergebnissen<br />

ermöglicht schließlich eine Aussage über die durch die Sommerabsenkung der Netztemperatur<br />

erreichte Energieeinsparung. Die Regelung der Anlagen wird abhängig<br />

von den Anforderungen des Stromnetzes und der Einbeziehung des Regelverhaltens<br />

der Komponenten optimiert. Wichtig hierbei sind auch Prognosen bzgl. der Wärmeabnahme,<br />

der solarthermischen Wärmeerzeugung sowie den Speicherfüllständen.<br />

Weiterhin sind Optimierungspotentiale bei den Hausübergabestationen zu untersuchen,<br />

wobei hier der Fokus auf der Einbindung in das System liegt. Die Vorgehensweise<br />

im Projekt ist in Abbildung 3 dargestellt.<br />

Messtechniknachrüstung<br />

Modellierung des Systems und<br />

Abgleich mit den Messdaten<br />

Simulation der Bereitstellung<br />

verschiedener Systemdienstleistungen<br />

Abbildung 3: Vorgehensweise im Projekt NATAR.<br />

Untersuchung<br />

des Systems Dollnstein<br />

Optimierung des Systems<br />

in der Simulation (und real)<br />

Wirtschaftliche Betrachtung und<br />

Entwicklung von Tarifkonzepten<br />

30<br />

31


Gebäudeenergie systeme<br />

Gebäudeenergie systeme<br />

Solarisierung der Wärmeversorgung<br />

bestehender urbaner Quartiere<br />

In den als geeignet eingestuften Gebäuden Hindenburgstraße 36 (HB36), Hindenburgstraße<br />

57 (HB57), Schubertstraße 12 (SB12) und Schubertstraße 21 (SB21)<br />

wurden insgesamt vier dezentrale Solarthermieanlagen installiert. Alle Konzepte<br />

wurden vorab in Systemsimulationen untersucht und bezüglich der Dimensionierung<br />

und Einbindung von Kollektorflächen und Wärmespeichern optimiert. Darüber hinaus<br />

sind die umgesetzten Anlagen mit umfangreicher Messtechnik ausgestattet, sodass<br />

eine Bewertung im realen Betrieb durchgeführt werden kann. Um einen direkten Vergleich<br />

der verschiedenen Einbindungskonzepte zu erleichtern, wurden alle Anlagen<br />

mit 71 m² Kollektorfläche gleich groß konzipiert.<br />

Fördermittelgeber: Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Technologie; Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit;<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

Förderprogramm: Förderinitiative<br />

Energiespeicher<br />

Projektbudget: 442.665 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zoerner@thi.de<br />

Mathias Ehrenwirth, M.Eng.<br />

Bereichsleiter Gebäudeenergiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6840<br />

mathias.ehrenwirth@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

CitrinSolar GmbH<br />

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft<br />

Ingolstadt GmbH<br />

32<br />

Abbildung 1: Ansicht des Quartiers mit den verteilten Solarthermieanlagen.<br />

Raumwärme und Trinkwarmwasser machen mehr als 34 % des Endenergieverbrauchs<br />

in Deutschland aus. Da die Bereitstellung bei Temperaturen unter 100 °C<br />

erfolgt, könnte ein nennenswerter Teil dieser Energie aus Niedertemperaturwärmequellen,<br />

wie z. B. Solarthermie, bereitgestellt werden. Die geringe Sanierungsquote<br />

und die zunehmende Verdichtung im städtischen Raum erschweren aber in vielen<br />

Fällen die Errichtung aufwändiger, großer solarthermischer Systeme.<br />

Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde im Forschungsprojekt<br />

smartSOLgrid an einer Ingolstädter Wohnsiedlung das Konzept einer dezentralen<br />

Anordnung von Kollektorfeldern und Speichern entwickelt und erfolgreich erprobt.<br />

Im Rahmen des Verbundprojekts entwickelte das <strong>InES</strong> intelligente Hydraulik- und<br />

Regelungskonzepte für solarunterstützte Nahwärmenetze mit dem Ziel, die solarthermischen<br />

Anlagen bestmöglich in die bestehende Quartiersstruktur zu integrieren. In<br />

Zusammenarbeit mit den Projektpartnern wurden mehrere verteilte solarthermische<br />

Anlagen in ein bestehendes Wärmenetz eingebaut und anschließendem messtechnisch<br />

analysiert. Als Forschungsobjekt wurde ein Wärmenetz ausgewählt, an dem<br />

insgesamt rund 350 Wohnungen, verteilt über 14 Mehrfamilienhäuser, angeschlossen<br />

sind. Nur wenige der Gebäude weisen geeignete Dachflächen und Ausrichtungen<br />

für Solarthermieanlagen auf. Die Nachrüstung großer, zusammenhängender<br />

Kollektorflächen oder saisonaler Speicher gestaltete sich daher schwierig. Bedingt<br />

durch das Alter der Gebäude steht diesen Einschränkungen andererseits ein hoher<br />

Wärmeverbrauch gegenüber. Durch diese Randbedingungen stellt das Wärmenetz<br />

einen typischen Vertreter der städtischen Quartiere dar, auf welche das Forschungsvorhaben<br />

abzielte.<br />

Hindenburgstraße<br />

Für die Hindenburgstraße 36 wurde eine einfache Rücklaufeinspeisung in das Wärmenetz<br />

gewählt. Da die Wohnungsbaugesellschaft sowohl die Gebäude als auch die<br />

Solaranlagen und das Wärmenetz betreibt, ergibt sich hier im Gegensatz zur Einspeisung<br />

in ein fremdbetriebenes Wärmenetz kein Konflikt bei der Aufteilung von Erträgen<br />

und Verlusten auf Anlagen- und Netzbetreiber. Das Wärmenetz wird bisher mit einer<br />

Soll-Vorlauftemperatur von 80 °C und einer Soll-Rücklauftemperatur von 60 °C betrieben.<br />

Durch die reine Rücklaufeinbindung kann dieses für solarthermische Anlagen<br />

relativ hohe Temperaturniveau gegenüber einer Einspeisung in den Netzvorlauf teilweise<br />

kompensiert werden, da bereits Kollektortemperaturniveaus deutlich unter 80 °C<br />

zu einem Nutzwärmeertrag führen. Da im 9-stöckigen Gebäude Hindenburgstraße 57<br />

das Verhältnis von Dachfläche zu Wärmeverbrauch gering ist, stand eine reine Trinkwasseranlage<br />

im Fokus. Hierfür stellte der Einsatz eines Hygiene-Pufferspeichers mit<br />

Edelstahl-Wellrohrwärmetauscher zur Trinkwasservorwärmung eine effiziente Nachrüstlösung<br />

dar. Durch die Verwendung dieser Wellrohrwärmetauscher wird die Reduktion<br />

der Anlagenerträge durch die täglich durchzuführende thermische Desinfektion<br />

minimiert, da ein komplettes Durchheizen des Speichervolumens vermieden wird.<br />

Abbildung 2: Plan des bestehenden Nahwärmenetzes mit den neu installierten Solarthermieanlagen<br />

(weiß markiert). Quelle: Google Maps, eigene Darstellung.<br />

33


Gebäudeenergie systeme<br />

Gebäudeenergie systeme<br />

Schubertstraße<br />

Die Objekte Schubertstraße 12 und 21 sind, abgesehen von Dachausrichtung und<br />

Anzahl der Wohneinheiten, sehr ähnlich aufgebaut. In beiden Gebäuden ist eine Bestandsanlage<br />

vorhanden, die aus einem 750 l Vorwärmspeicher und 21 m² Vakuumröhrenkollektoren<br />

im Falle der Schubertstraße 12 bzw. 17 m² Flachkollektoren in der<br />

Schubertstraße 21 bestehen. In diesen Gebäuden ist das Verhältnis von Dachfläche<br />

zu Wärmeverbrauch deutlich besser als in der Hindenburgstraße 57. So ist bei Ausnutzung<br />

der vorhandenen Dachflächen im Sommer ein deutlicher Überschuss an<br />

Solarwärme vorhanden. Die naheliegende Lösung war daher, die Bestandsanlagen<br />

zur lokalen Trinkwasservorwärmung zu optimieren und die Überschüsse analog der<br />

Anlage in der Hindenburgstraße 36 in das Wärmenetz einzuspeisen. Bei anfallenden<br />

solaren Überschüssen wird der Pufferspeicher über eine zusätzliche Einspeisepumpe<br />

in den Netzrücklauf entladen, so dass die Wärme in anderen Gebäuden genutzt<br />

werden kann. Ebenso wird damit eine Stagnation der Anlage vermieden. In der<br />

Schubertstraße 12 wurden die Bestandskollektoren in die neue Anlage integriert, in<br />

der Schubertstraße 21 aufgrund des schlechten Zustands demontiert.<br />

Übersicht über die installierten Solarthermieanlagen<br />

in Hindenburg- (HB) und Schubertstraße (SB)<br />

Parameter HB 36 HB 57 SB 12 SB 21<br />

Flachkollektor Fläche in m² 71 71 71 71<br />

Vakuumröhrenkollektor<br />

Fläche in m²<br />

0 0 21 0<br />

Ausrichtung Kollektoren 40° Neigung Süd 40° Neigung Süd 10° Neigung West 40° Neigung Süd<br />

Größe Pufferspeicher in l 0 2.000 2.000 1.000<br />

4.000<br />

200 %<br />

Größe Bereitschaftsspeicher<br />

in l<br />

0 2.000 750 750<br />

Wärmenetzeinspeisung Komplett Nur Backup Anteilig Anteilig<br />

3.500 175 %<br />

3.000 150 %<br />

Lokale<br />

Warmwasserbereitung<br />

Nein Ja Ja Ja<br />

Ertrag in kWh<br />

2.500 125 %<br />

2.000 100 %<br />

1.500 75 %<br />

1.000 50 %<br />

500<br />

0 0 %<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Abbildung 1: Monatlicher Deckungsanteil (Simulation für Schubertstraße 21).<br />

Solarertrag Einspeisung Deckungsanteil<br />

Ergebnisse<br />

Mit Hilfe der erfassten Messergebnisse wurden die Simulationsmodelle verifiziert und<br />

die Erträge für ein Jahr am Standort Ingolstadt berechnet. In Abbildung 1 sind exemplarisch<br />

die Solarerträge, der Deckungsanteil zur lokalen Trinkwarmwasserbereitung<br />

und die in das Wärmenetz eingespeisten Energie der Schubertstraße 21 im Jahresverlauf<br />

dargestellt.<br />

Der Deckungsanteil in den Sommermonaten bewegt sich teilweise im Bereich<br />

bis über 140 % des Trinkwarmwasserverbrauchs inklusive Zirkulation. Dies wird durch<br />

die Einspeisung der Überschüsse in das Wärmenetz möglich. Es können demnach<br />

die Erträge, welche üblicherweise bei fehlender Abnahme im Sommer verloren gehen,<br />

durch die anderen Verbraucher im Netz genutzt werden. Bei geringer Einstrahlung<br />

steht trotzdem die Möglichkeit zur Verfügung, über das Trinkwasser eine Wärmesenke<br />

mit niedrigem Temperaturniveau zu erschließen und dadurch die Effizienz zu erhöhen.<br />

25 %<br />

Warmwasser-Deckungsanteil<br />

Anzahl direkt versorgter<br />

Wohneinheiten<br />

0 85 24 12<br />

Weitere Optimierungsmöglichkeiten<br />

Der Vergleich der unterschiedlichen Konzepte zeigt Vorteile für eine reine Netzeinspeisung<br />

aufgrund der geringen Komplexität und des entsprechend niedrigen Raumbedarfs.<br />

Eine zwei Meter breite Installationswand im Keller ist ausreichend, um alle<br />

Hydraulik- und Regelungskomponenten einzubauen. Die Erträge sind jedoch stark<br />

von der Netzrücklauftemperatur abhängig. Eine zukünftige Optimierung des Netzbetriebs<br />

im Untersuchungsobjekt, auch zur Reduzierung der Verteilverluste im Netz, ist<br />

daher empfehlenswert. Bisher zeigten die Ergebnisse deutlich höhere Rücklauftemperaturen<br />

als erwartet, was an fehlerhaften Einstellungen der zentralen Netzpumpe<br />

und einiger Unterstationen liegt. Darüber hinaus könnte eine Absenkung der Vorlauftemperatur<br />

im Sommer die Erträge erhöhen. Eine reine Trinkwasservorwärmung ist<br />

die effizienteste Integrationsvariante, erlaubt in diesem Fall jedoch nur einen begrenzten<br />

Beitrag zur Wärmeversorgung des Gesamtobjekts.<br />

Die dezentralen Einspeiser mit zusätzlicher Nutzung der Solarerträge vor Ort<br />

stellen die komplexeste Konfiguration in der Untersuchung dar. Ein wichtiger Ansatzpunkt<br />

zu weiteren regelungsseitigen Verbesserungen sind hier die Temperaturschwellen<br />

und Volumenströme der Überschusseinspeisung. Auch diese Anlagen würden von<br />

einer verbesserten Wärmenetzregelung profitieren.<br />

Blick auf die Kosten<br />

Die bisherigen Kosten bewegen sich ohne Förderung zwischen 11,7 Ct/kWh und<br />

18,9 Ct/kWh. Unter Berücksichtigung der Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

(KfW) sowie der angesprochenen Betriebsoptimierungen des bestehenden<br />

Wärmenetzes, lassen sich die Kosten jedoch auf 8,3 bis 10,4 Ct/kWh reduzieren.<br />

Damit wurde das ursprünglich gesteckte Ziel von 8 bis 12 Ct/kWh erreicht.<br />

34<br />

35


Gebäudeenergie systeme<br />

Gebäudeenergie systeme<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zoerner@thi.de<br />

Mathias Ehrenwirth, M.Eng.<br />

Bereichsleiter Gebäudeenergiesysteme<br />

Tel +49 841 / 9348-6840<br />

mathias.ehrenwirth@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Ampard AG<br />

Audi AG<br />

Mobilität und Wohnen von morgen:<br />

Konzeptionierung und Modellversuch<br />

des Audi Smart Energy Network<br />

Klimaschutz spielt bereits heute eine große Rolle, sowohl in der Energiewirtschaft, als<br />

auch in der Automobilindustrie. Der Wandel in Richtung ökologischer Energiegewinnung<br />

und Mobilität ist bereits eingeläutet. Die zunehmende Einbindung regenerativer<br />

Strom- und Wärmeerzeuger in das Energieversorgungssystem bedingt eine Anpassung<br />

der bisherigen Versorgungsstrukturen und Betriebsweisen. Insbesondere volatile<br />

Stromerzeuger wie Photovoltaik- und Windenergieanlagen spielen hier eine große<br />

Rolle. Gleichzeitig bietet die Elektromobilität einen Schlüssel für den zukünftigen<br />

emissionsfreien Individualverkehr. So soll weltweit in absehbarer Zeit die Mehrzahl der<br />

Neuwagen elektrisch angetrieben sein. Die energetische Verknüpfung der Elektromobilität<br />

und ihrer dafür notwendigen Ladeinfrastruktur mit dem Sektor der privaten<br />

Haushalte kann dabei einen entscheidenden Beitrag für eine sichere und wirtschaftliche<br />

Energieversorgung und die Energiewende leisten.<br />

Vor diesem Hintergrund entwickelt das Institut für neue Energie-Systeme in<br />

Kooperation mit der Audi AG, Ingolstadt, und der Ampard AG, Zürich (Schweiz),<br />

konkrete Lösungen die Wohnen, Mobilität und Stromnetz intelligent miteinander verknüpfen.<br />

Kern des aktuell untersuchten Konzepts ist die Kombination von Photovoltaikanlagen<br />

mit stationären Batteriespeichern und E-Fahrzeugen (siehe Abb. 1).<br />

Im Zuge der Entwicklung und Optimierung des Konzepts wurden zunächst simulationsbasierte<br />

Systemanalysen durchgeführt, deren Ziel es war die technische und<br />

wirtschaftliche Machbarkeit solcher Systemkonfigurationen aufzuzeigen. Abbildung<br />

2 stellt exemplarisch die Wirtschaftlichkeit verschiedener Systeme im Vergleich zum<br />

Audi Smart Energy Network gegenüber. Es zeigt sich, dass bereits Elektrofahrzeuge<br />

mit reinem Netzbezug wirtschaftlich vorteilhaft gegenüber den heute üblichen,<br />

energetisch getrennten Systemen (Fahrzeug mit Verbrennungsmotor) sind. Das Audi<br />

Smart Energy Network ist jedoch nochmals ökonomischer, weil hier, neben einer weiteren<br />

Senkung der Strombezugskosten, auch noch zusätzlich Einnahmen generiert<br />

werden können, z. B. durch die Bereitstellung von Regelleistung.<br />

Basierend auf den umfassenden Analysen der Systemkonzeptionierung wird<br />

von den Projektpartnern ein Modellversuch in mehreren Test-Haushalten, die über<br />

unterschiedlich dimensionierte Photovoltaikanlagen und einen Batteriespeicher verfügen,<br />

umgesetzt. Dieser Feldtest mit realen Anlagen, Fahrzeugen und Nutzern im<br />

Raum Ingolstadt und der Region Zürich wird vom Institut für neue Energie-Systeme<br />

mit Messungen, Simulationen und einer sozioökonomische Analyse wissenschaftlich<br />

begleitet. Die dabei erhobene Datenbasis und die aus den laufenden Analysen<br />

abgeleiteten Erkenntnisse fließen in die weitere Optimierung des Systems ein und<br />

bilden damit die Basis, technisch und wirtschaftlich zukunftsweisende Konzepte zur<br />

energetischen Kopplung der Elektromobilität mit privaten Haushalten und der Energieversorgung<br />

eingehend zu untersuchen.<br />

36<br />

Abbildung 1: Verknüpfung von Wohnen, Mobilität und Stromnetz.<br />

Mit der integrierten Steuerungssoftware des Gesamtsystems wird der Solarstrom<br />

unter Berücksichtigung des aktuellen oder planbaren Energiebedarfs von Auto, Haushalt<br />

und Heizung intelligent verteilt. Neben der optimierten Energieverteilung ist die<br />

Interaktion mit dem Stromnetz entscheidend: Sämtliche Einzelanlagen werden über<br />

eine integrierte Kommunikationsschnittstelle zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet<br />

und im Verbund gesteuert. Die so vernetzten Heimspeicher können dabei<br />

Regelleistung für das Stromnetz bereitstellen, das heißt sie gleichen Schwankungen<br />

zwischen Erzeugung und Verbrauch aus und tragen zur Stabilisierung der Netzfrequenz<br />

bei. Gleichzeitig wird in den einzelnen Anlagen durch die intelligente Steuerung<br />

der Solarstrom-Eigenverbrauchsanteil erhöht und damit die Strombezugskosten<br />

für den Betreiber der Solaranlage verringert.<br />

Ausgaben<br />

Einnahmen<br />

Verbrennungsmotor (Standard)<br />

Elektrofahrzeug mit Netzbezug<br />

Elektrofahrzeug mit Audi Smart Energy Network<br />

Stromkosten<br />

Wärmepumpe<br />

Stromkosten<br />

Haushalt<br />

Kraftstoffkosten<br />

Stromkosten<br />

Elektrofahrzeug<br />

Invesititonskosten<br />

Audi Smart Energy System<br />

Einnahmen<br />

Einspeisevergütung<br />

Einnahmen<br />

Regelleistung<br />

Abbildung 2: Vergleich der jährlichen Energiekosten (Mobilität, Strom und Wärme) eines Privathaushalts<br />

für verschiedene Systemkonfigurationen (die Anschaffung von Fahrzeug und Gebäude ist nicht<br />

berücksichtigt, Anschaffungskosten für das Audi Smart Energy Network werden anteilig nach dem<br />

Energieverbrauch auch dem Fahrzeug zugerechnet, ebenso Vergütungen und Einnahmen).<br />

37


Technologietransfer<br />

& Internationale<br />

Projekte<br />

Der Bereich Technologietransfer und<br />

Internationale Projekte widmet sich der<br />

Vernetzung der angewandten Forschung mit<br />

regionalen und internationalen Akteuren im<br />

Bereich der Erneuerbaren Energien.<br />

Im Sinne des regionalen Wissenstransfers zwischen der Hochschule<br />

und vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen werden<br />

Technologietransferprojekte initiiert. Im internationalen Umfeld stehen<br />

Kooperationen mit dem Ziel der gemeinschaftlichen, interdisziplinären<br />

Forschungszusammenarbeit sowie der Kapazitätsaufbau in Forschung<br />

und Lehre im Mittelpunkt.<br />

38<br />

39


Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

Technologietransfer zwischen<br />

Mittelstand und Wissenschaft<br />

Projektinformationen<br />

Kompetenzzentrum Wärme&Wohnen<br />

Fördermittelgeber: Europäische Union;<br />

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und<br />

Kultus, Wissenschaft und Kunst<br />

Förderprogramm: Europäischer Fonds<br />

für regionale Entwicklung (EFRE)<br />

Projektbudget: 2.637.788 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Tobias Schrag<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2820<br />

tobias.schrag@thi.de<br />

Stefan Schneider, M.Sc.<br />

Bereichsleiter Technologietransfer &<br />

Internationale Projekte<br />

Tel +49 841 / 9348-6680<br />

stefan.schneider@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Elektro Neuber GmbH<br />

ENERPIPE GmbH<br />

ENMA Energie Management GmbH<br />

Eta Energieberatung GmbH<br />

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft<br />

Ingolstadt GmbH<br />

Georg Bergsteiner GmbH<br />

Hoval GmbH<br />

Naturstrom AG<br />

Ratiotherm Heizung + Solartechnik GmbH & Co. KG<br />

RGS GmbH<br />

Solarbayer GmbH<br />

Stadtwerke Ingolstadt Netze GmbH<br />

Strawa Wärmetechnik GmbH<br />

Viessmann Deutschland GmbH<br />

Bei den anwendungsorientierten Forschungsarbeiten des <strong>InES</strong> steht der Praxisbezug<br />

im Mittelpunkt. Eine zentrale Rolle nehmen dabei die Schnittstellen zur Wirtschaft<br />

und die damit verbundenen Unternehmenskooperationen ein. Über Netzwerkprojekte,<br />

bei denen überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region<br />

beteiligt sind, intensiviert das <strong>InES</strong> darüber hinaus den Technologietransfer zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft.<br />

Mit dem Kompetenzzentrum Wärme&Wohnen sowie dem Innovationszentrum<br />

Biogas 4.0 werden diese Ziele konkret umgesetzt. Beide Projekte sind über den<br />

Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie über Mittel des Freistaats<br />

Bayern gefördert.<br />

Kompetenzzentrum Wärme&Wohnen<br />

Im Rahmen des 2016 gestarteten Forschungsprojekts Kompetenzzentrum<br />

Wärme&Wohnen entwickelt das <strong>InES</strong> zusammen mit einem Netzwerk aus 14 regionalen<br />

Unternehmen marktfähige Technologien für die innovative Wärmeversorgung von<br />

Wohngebäuden. Das Kompetenzzentrum bündelt damit das Know-how aus Wissenschaft<br />

und Wirtschaft im Sinne der Regionalentwicklung und verbessert den Technologietransfer<br />

zwischen der THI, den beteiligen Unternehmen und darüber hinaus.<br />

Die Abstimmung mit dem Projektkonsortium erfolgt über Netzwerktreffen, an<br />

welchen alle Unternehmenspartner sowie die zuständigen <strong>InES</strong> Mitarbeiter teilnehmen.<br />

Bei diesen Treffen werden generell Forschungsfragen diskutiert, die strategische<br />

Ausrichtung des Netzwerks festgelegt sowie öffentliche Veranstaltungen<br />

geplant. Die inhaltliche Bearbeitung der einzelnen Forschungsthemen erfolgt in den<br />

vier themenspezifischen Arbeitsgruppen (vgl. Abb. 1). Über die unterschiedlichen<br />

Schwerpunkt<br />

Grundlagen<br />

AG<br />

Systemabstimmung<br />

AG<br />

Verbraucherverhalten<br />

AG Sektorkopplung und<br />

Energiemanagement<br />

AG Rechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

Abbildung 1: Die vier Arbeitsgruppen des Kompetenzzentrums Wärme&Wohnen untergliedern sich in die<br />

zwei Schwerpunktthemen Systemabstimmung und Sektorkopplung sowie in zwei Grundlagenarbeitsgruppen,<br />

welche den beiden erstgenannten Arbeitsgruppen zuarbeiten.<br />

Arbeitsgruppen werden technologische Herausforderungen der Wärmeversorgung<br />

von Gebäuden und Quartieren identifiziert und gemeinschaftlich bearbeitet. Des Weiteren<br />

erfolgt im Rahmen des Projekts die nähere Untersuchung sowie technisch-ökonomische<br />

Bewertung von innovativen Wärmekonzepten, Strom- und Wärmeerzeugungslösungen<br />

sowie Speicherlösungen. Ein wichtiger Faktor bei der Bewertung von<br />

Innovationspotentialen ist dabei die praktische Expertise der Unternehmenspartner.<br />

Bei den öffentlichen Veranstaltungen des Kompetenzzentrums Wärme&Wohnen<br />

werden zwei Veranstaltungstypen unterschieden: Zum einen bietet das Kompetenzzentrum<br />

Exkursionen zu innovativen Projekten im Bereich der Wärmeversorgung an. Zum<br />

anderen werden regelmäßig Fachtagungen zur Vorstellung neuester Forschungsergebnisse<br />

samt Diskussion mit Akteuren aus der Projektumsetzung organisiert. Bei<br />

den Vortragenden handelt es sich sowohl um Partner aus dem Projektkonsortium als<br />

auch um externe Referenten aus Wissenschaft und Praxis. Kurzvideos sowie Vortragsfolien<br />

zu den bisher stattgefundenen Veranstaltungen können über die Projektwebseite<br />

abgerufen werden: www.wärme-wohnen.org<br />

Innovationszentrum Biogas 4.0<br />

Das Ende 2016 gestartete Innovationszentrum Biogas 4.0 konzentriert sich auf die<br />

Erhaltung und Stärkung der ressourcenschonenden Energie- und Umwelttechnik<br />

Biogas. In Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern, bei denen es sich um Unternehmen<br />

und Organisationen entlang der Wertschöpfungskette handelt, arbeitet das<br />

<strong>InES</strong> an zukunftsfähigen Lösungen für die Biogasbranche. Durch das Innovationszentrum<br />

sollen der Wissenstransfer zwischen Hochschule und Wirtschaft sowie die<br />

Innovationskraft der beteiligten Unternehmen gefördert werden. Ebenso sollen zusammen<br />

mit den Netzwerkpartnern wirtschaftlich nachhaltige Anlagenkonfigurationen<br />

für die Zeit nach dem Auslaufen der EEG-Förderung erarbeitet werden (vgl. Abb. 2).<br />

Denkbar sind beispielsweise neue Absatzmärkte für das Produkt Biogas, alternative<br />

Vermarktungsstrategien für die produzierte Energie (Strom und Wärme) oder auch<br />

anlagentechnische Effizienzsteigerungen.<br />

Um die gesteckten Ziele zu erreichen, konzentriert sich die Arbeit des Innovationszentrums<br />

auf die drei Bereiche Vernetzung, Technologie und Wirtschaftlichkeit.<br />

Über die aktive Vernetzung beteiligter Akteure wird die vorhandene Expertise im<br />

Projektkonsortium gesteigert. Anwendungsbezogene Fragestellungen, wie beispielsweise<br />

Probleme im Bereich der Anlagenflexibilisierung, können aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven mit Fachleuten des Netzwerks diskutiert werden. Ergänzend zu den<br />

Netzwerktreffen organisiert das Innovationszentrum öffentliche Fachtagungen, die<br />

zur Verbreitung neuer Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis dienen.<br />

Um im Bereich Biogastechnik vorhandene Potentiale zu nutzen, bedarf es<br />

darüber hinaus technologischer Verbesserungen. Dies betrifft vor allem die Steigerung<br />

der Anlageneffizienz, den Einsatz neuer Speichertechnologien, die optimierte<br />

Wärmenutzung sowie eine verbesserte Gasaufbereitung – allesamt Themen, die im<br />

Innovationszentrum Biogas 4.0 angegangen werden.<br />

Projektinformationen<br />

Innovationszentrum Biogas 4.0<br />

Fördermittelgeber: Europäische Union;<br />

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und<br />

Kultus, Wissenschaft und Kunst<br />

Förderprogramm: Europäischer Fonds für<br />

regionale Entwicklung (EFRE)<br />

Projektbudget: 1.151.890 €<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Goldbrunner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-3420<br />

markus.goldbrunner@thi.de<br />

Stefan Schneider, M.Sc.<br />

Bereichsleiter Technologietransfer &<br />

Internationale Projekte<br />

Tel +49 841 / 9348-6680<br />

stefan.schneider@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Awite Bioenergie GmbH<br />

BayWa r.e. Bioenergy GmbH<br />

C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

Elektro Hagl KG<br />

ENERPIPE GmbH<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Lechwerke AG<br />

OmniCert Umweltgutachter GmbH<br />

regineering GmbH<br />

schwaben regenerativ GmbH<br />

TESVOLT GmbH<br />

UTS Products GmbH<br />

40<br />

41


Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

NEED – Network of Energy<br />

Excellence for Development<br />

Anzahl der Neuanlagen pro Jahr<br />

Bestandsanlagen gesamt<br />

(skaliert, Faktor 3)<br />

Erste Pilotanlagen<br />

Keine Rentabiliät<br />

wegen niedriger<br />

Energiepreise<br />

Landwirte bauen BGA<br />

Betrieb mit Neben- und<br />

Abfallprodukten<br />

Kein Substratzukauf<br />

Steigende Anzahl<br />

spezialisierter Unternehmen<br />

Starke Schwankungen<br />

wg. großem staatlichen<br />

Einfluss (EEG)<br />

Viel Substratzukauf<br />

Biogas 1.0 Biogas 2.0 Biogas 3.0<br />

Perspektive<br />

für die Zeit<br />

nach EEG<br />

Flexibilisierung<br />

& Repowering<br />

Digitalisierung<br />

& intelligente Vernetzung<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

2020<br />

Abbildung 2: Entwicklung des Biogassektors in Deutschland (eigene Darstellung, Datenquelle:<br />

Branchenkennzahlen Fachverband Biogas e.V., Graph der Bestandsanlagen um Faktor 3 skaliert).<br />

Zur Erhaltung der Rentabilität von Biogasanlagen müssen aus Betreibersicht Mehreinnahmen<br />

jenseits der EEG-Förderung generiert werden. Dazu erfolgt im Innovationszentrum<br />

die Analyse neuer Stromvermarktungspotenziale. Des Weiteren werden<br />

Möglichkeiten zur Senkung der Stromgestehungskosten sowie einer höheren Flexibilisierung<br />

der Stromerzeugung geprüft. Hierfür arbeitet das <strong>InES</strong> mit seinen Netzwerkpartnern<br />

an einem Berechnungstool, mit welchem es Anlagenbetreibern möglich<br />

ist, sich einen Überblick über ihre aktuellen Stromgestehungskosten zu verschaffen.<br />

Zusätzlich können mit dem Tool die zu erwartenden Stromgestehungskosten nach<br />

diversen Repowering-Maßnahmen berechnet werden. Dadurch ist eine Bewertung<br />

der geplanten Investitionen für den Betreiber möglich. Das Tool kann über die Projektwebsite<br />

kostenfrei genutzt werden: www.biogas4null.de. Darüber hinaus findet<br />

sich auch hier ein Kurzvideo zur Fachtagung „Repowering und Flexibilisierung“ samt<br />

Downloadmöglichkeit der Vortragsfolien.<br />

<br />

<br />

⋔<br />

Rentabilität ohne<br />

Förderung<br />

Eine nachhaltige und sichere Energieversorgung ist<br />

eine Herausforderung in vielen Ländern des südlichen<br />

Afrika, insbesondere in entlegenen Gebieten. Eine<br />

effektive Nutzung von Erneuerbaren Energien für eine<br />

nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung wird durch<br />

den Mangel eines umfassenden und integrativen<br />

Ansatzes zur breitflächigen Nutzung der vorhandenen<br />

erneuerbaren Energieressourcen erschwert. Gründe hierfür sind unter anderem die<br />

schwache Vernetzung relevanter Akteure sowie langwierige Entscheidungsprozesse<br />

im öffentlichen Sektor.<br />

Diese Problematiken wurden durch das NEED-Projekt adressiert. Unter<br />

der Leitung des Instituts für neue Energie-Systeme (<strong>InES</strong>) haben vier Universitäten<br />

aus Botsuana, Namibia und Sambia im Rahmen des Projekts an der Schaffung<br />

fehlender Strukturen für den Aufbau technischen Knowhows im Bereich der<br />

Erneuerbaren Energien in den beteiligten Ländern gearbeitet. Neben der Vernetzung<br />

wichtiger Akteure ging es dabei um die Entwicklung von passenden dualen<br />

Studiengängen, die Vereinheitlichung von Industrienormen sowie die Bündelung<br />

von Forschungsaktivitäten. Außerdem wurden beispielhaft Energiekonzepte für zwei<br />

entlegene Regionen – ein Wüstengebiet und eine Sumpfregion – entworfen.<br />

Fördermittelgeber: Europäische Union; African,<br />

Caribbean and Pacific Group of States (ACP)<br />

Förderprogramm: ACP-EU Kooperationsprogramm<br />

„Science and Technology (S&T II)“<br />

Projektbudget: 1.171.299€<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />

Projektleiter<br />

Tel +49 841 / 9348-2270<br />

wilfried.zoerner@thi.de<br />

Stefan Schneider, M.Sc.<br />

Bereichsleiter Technologietransfer &<br />

Internationale Projekte<br />

Tel +49 841 / 9348-6680<br />

stefan.schneider@thi.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Botswana International University<br />

of Science and Technology (BIUST)<br />

Namibia University of Science<br />

and Technology (NUST)<br />

Okavango Research Institute (ORI)<br />

University of Botswana (UB)<br />

University of Zambia (UNZA)<br />

Anmeldung zu öffentlichen Fachveranstaltungen des <strong>InES</strong><br />

Fall Sie an den öffentlichen Fachveranstaltungen des Instituts für neue<br />

Energie-Systeme interessiert sind, können Sie sich gerne in unserem Verteiler<br />

für Veranstaltungseinladungen registrieren (Einladungen nur für markierte<br />

Themenfelder). Registrierung unter: www.thi.de/go/energie<br />

Abbildung 1: Photovoltaik zur Stromerzeugung für netzunabhängige Inselsysteme in Namibia.<br />

42<br />

43


Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

Technologietransfer & Internationale Projekte<br />

Fallstudie: Elektrifizierung ländlicher Siedlungen im südlichen Afrika<br />

Im Rahmen des NEED Arbeitspakets Renewable Minigrid Drylands hat das Projektteam<br />

des <strong>InES</strong> gemeinsam mit der namibischen Partneruniversität, der Namibia<br />

University of Science and Technology (NUST), eine simulationsbasierte Analyse zur<br />

möglichen Elektrifizierung entlegener und dünn besiedelter Gebiete durchgeführt.<br />

Dabei wurden beispielhaft Tages- und Jahres-Elektrizitätsprofile für zwei Modelldörfer<br />

der Topnaar Community in der Namibwüste in Namibia entwickelt, sodass der<br />

Strombedarf ermittelt werden konnte.<br />

Die Ergebnisse der Fallstudie zeigen, dass sogenannte Mini-Grid Anlagen,<br />

also netzunabhängige Inselsysteme die geeignetste und nachhaltigste Option zur<br />

Stromversorgung ländlicher Gebiete darstellen. Durch die Installation und den<br />

Betrieb von Mini-Grid Anlagen kann die Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen zur<br />

Energieversorgung gesichert und die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort gefördert<br />

werden. Des Weiteren wird durch Inselsysteme die Energiesicherheit und -effizienz<br />

sowie der Lebensstandard verbessert, da keine Abhängigkeit von Diesel, Gas oder<br />

Kohle mehr besteht.<br />

Gemeinsam mit seinen Partnern in Afrika verfolgt das <strong>InES</strong> auch nach der<br />

Laufzeit des NEED-Projekts weiterhin Forschungsaktivitäten zur Förderung der<br />

Nutzung und Optimierung von Mini-Grid Anlagen in ländlichen, netzunabhängigen<br />

Gebieten. Dabei geht es neben technologischen Aspekten auch um die Stärkung der<br />

Kapazitäten vor Ort, Bewusstseinsbildung, Vernetzung relevanter Akteure sowie der<br />

Entwicklung eines passenden System- und Finanzmanagements für Inselsysteme.<br />

NEED Projektabschluss<br />

Vom 24. bis 26. Juli 2017 fand an der Namibia University of Science and Technology<br />

(NUST) in Windhuk, Namibia, die Abschlusskonferenz des NEED-Projekts statt.<br />

Mit dieser Veranstaltung brachte das NEED-Team erneut die Schlüsselakteure des<br />

Sektors Erneuerbare Energien in Namibia und weiterer Partnerländer der Southern<br />

African Development Community (SADC-Region), zusammen, um die Nutzung von<br />

und die Zusammenarbeit im Bereich Technologien Erneuerbarer Energien zu fördern.<br />

Mit mehr als 60 Teilnehmern aus Industrie, Politik, Forschung und Lehre war die<br />

Abschlusskonferenz des NEED-Projekts ein voller Erfolg.<br />

Folgeaktivitäten aus dem NEED-Projekt<br />

Gründung der NEED Limited<br />

Der Kerngedanke des NEED-Projekts war die langfristige Etablierung eines<br />

Forschungs netzwerkes im Bereich der Erneuerbaren Energien im südlichen Afrika.<br />

Um die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure auch nach der Projektlaufzeit zu<br />

fördern, haben die fünf Mitglieder des Konsortiums das Netzwerk formalisiert und in<br />

Sambia als NEED Limited registriert. Durch diese Institutionalisierung soll die weitere<br />

Vernetzung von Universitäten und Forschungseinrichtungen sowohl mit der Industrie<br />

als auch mit der politischen Ebene im Bereich der Erneuerbaren Energien sichergestellt<br />

werden. Mit der Registrierung der NEED Ltd. im Juli 2017 haben die fünf<br />

Gründungsmitglieder also nicht nur ein Hauptziel des Projekts erreicht, sondern<br />

auch den Grundstein für eine langfristige Zusammenarbeit gelegt.<br />

Weitere Informationen zur Projektstruktur sowie sämtlichen Aktivitäten finden Sie<br />

unter www.need-project.org<br />

Academic Initiative for Renewables (AIR)<br />

Gemeinsam mit den beiden NEED-Projektpartnern University of Zambia (UNZA) und<br />

Botswana International University of Science and Technology (BIUST) hat das <strong>InES</strong><br />

das AIR-Projekt entwickelt und sich erfolgreich um eine Förderung im Rahmen der<br />

DAAD-Ausschreibung „Praxispartnerschaften“ beworben.<br />

Wie das NEED-Projekt adressiert auch AIR während seiner vierjährigen Laufzeit<br />

(2016-<strong>2019</strong>) und darüber hinaus den Mangel an technisch qualifizierten und<br />

erfahrenen Arbeitskräften im Bereich der Erneuerbaren Energien im südlichen Afrika.<br />

Durch eine praxisrelevantere akademische Ausbildung im Bereich der Erneuerbaren<br />

Energien sollen in den Heimatländern der sieben Partneruniversitäten aus Botsuana,<br />

Malawi, Mosambik, Südafrika, Sambia und Simbabwe die spezifischen Ansprüche<br />

der lokalen Arbeitsmärkte getroffen und ein spürbarer Beitrag zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung dieser Länder erzielt werden. Während der Projektumsetzungsphase soll<br />

sich zudem ein Hochschulnetzwerk im Bereich Erneuerbare Energien etablieren, das<br />

die Industrie im südlichen Afrika und Deutschland aktiv einbindet. Außerdem wird im<br />

Rahmen des AIR-Projekts ein Austausch von Studierenden der Partneruniversitäten<br />

angeboten.<br />

Den aktuellen AIR-Newsletter sowie weitere Informationen zum Konsortium<br />

und zu den spezifischen Arbeitspaketen finden Sie unter www.air-project.org<br />

Abbildung 2: Ein Teil der Kooperationspartner auf der NEED-Abschlusskonferenz in Windhuk, Namibia.<br />

44<br />

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Technische Hochschule Ingolstadt<br />

Rubrik<br />

Technische Hochschule Ingolstadt<br />

Impressum<br />

Die Technische Hochschule Ingolstadt hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1994<br />

rasant entwickelt. Aus damals vier Professoren und 90 Studierenden sind mittlerweile<br />

146 ProfessorInnen und 6.000 Studierende geworden. Aus einer ausschließlich<br />

auf die Ausbildung von Studierenden konzentrierten Fachhochschule wurde<br />

eine Hochschule, welche auch anwendungsbezogen forscht und akademische<br />

Weiterbildung betreibt. Das Drittmittelvolumen in diesen beiden Feldern wuchs auf<br />

über 12,6 Mio. € p. a. an. Mit diesen Geldern werden über 164 wissenschaftliche<br />

und 282 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt. Im Juni 2013 gab schließlich<br />

die Bayerische Staatsregierung bekannt: Die Hochschule Ingolstadt wird zur<br />

Technischen Hochschule. Mittlerweile zählt die THI zu den forschungsstärksten<br />

Fachhochschulen in Deutschland. Angewandte Forschung im Bereich erneuerbare<br />

Energietechnik betreibt die THI bereits seit über 15 Jahren.<br />

Im Wintersemester 2011/2012 wurde schließlich der Bachelorstudiengang<br />

„Energietechnik und Erneuerbare Energien“ erstmals angeboten. Über 90 Studierende<br />

sind derzeit in den siebensemestrigen Studiengang eingeschrieben, der an<br />

den aktuellsten Entwicklungen und Forschungsthemen der Energieversorgung mit<br />

Erneuerbaren Energien ausgerichtet ist. Im Wintersemester 2017/2018 wurde das<br />

Angebot um den international ausgerichteten Masterstudiengang „Renewable Energy<br />

Systems“ erweitert. Über 50 Studierende aus der ganzen Welt sind derzeit in den<br />

dreisemestrigen Studiengang eingeschrieben.<br />

Herausgeber<br />

Prof. Dr. Walter Schober, Präsident der<br />

Technischen Hochschule Ingolstadt (V.i.S.d.P.)<br />

Esplanade 10<br />

85049 Ingolstadt<br />

Konzeption/Redaktion<br />

Stefan Arlt, M.Sc.<br />

Institut für neue Energie-Systeme<br />

Projektkoordinator<br />

Tel +49 841 / 9348-2820<br />

stefan.arlt@thi.de<br />

Gestaltung<br />

SCHMELTER BRAND DESIGN, München<br />

www.schmelter-branddesign.de<br />

Druckerei<br />

Tengler Druck GmbH<br />

Bildnachweise<br />

THI, Shutterstock (S.2 unteres Bild, S.20)<br />

Mehr Infos zu den Studiengängen unter:<br />

www.thi.de/go/eee Energiesysteme und Erneuerbare Energien (B.Eng.)<br />

www.thi.de/go/res Renewable Energy Systems (M.Sc.)<br />

Bezug als Download<br />

www.thi.de/go/ines-wissenstransfer<br />

Stand<br />

September <strong>2019</strong><br />

www.thi.de/go/energie<br />

Anmeldung zu öffentlichen Fachveranstaltungen des <strong>InES</strong><br />

Fall Sie an den öffentlichen Fachveranstaltungen des Instituts für neue<br />

Energie-Systeme interessiert sind, können Sie sich gerne in unserem Verteiler<br />

für Veranstaltungseinladungen registrieren (Einladungen nur für markierte<br />

Themenfelder). Registrierung unter: www.thi.de/go/energie<br />

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47


Rubrik<br />

www.thi.de/go/energie<br />

Diese Broschüre wurde im Rahmen des Netzwerkprojekts Kompetenzzentrum<br />

Wärme&Wohnen gestaltet. Das Kompetenz zentrum Wärme&Wohnen wird<br />

von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung gefördert.

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