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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 2/2013

Alles, was ihr wollt... ... dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso. So lautet die zentrale Botschaft der Goldenen Regel der Graf Recke Stiftung. Seit fast zwei Jahren gilt diese als Selbstverpflichtung aller Mitarbeitenden der Graf Recke Stiftung in Form einer Dienstvereinbarung. Seitdem wird sie auch kritisch als Maßstab ans tägliche Handeln aller angelegt und auch darüber gestritten, ob man solche Compliance-Regeln überhaupt benötige, seien die darin formulierten Ansprüche doch selbstverständlich. Diese recke:in stellt sich der Bandbreite der Diskussion und der Frage: Wie wird die Goldene Regel im Alltag und in der Arbeitsrealität gelebt? Wie lenkt sie das fachliche Tun und orientiert sie bei täglichen Entscheidungen? Einige Antworten auf diese und andere Fragen gibt die aktuelle Ausgabe.

Alles, was ihr wollt...

... dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso. So lautet die zentrale Botschaft der Goldenen Regel der Graf Recke Stiftung.

Seit fast zwei Jahren gilt diese als Selbstverpflichtung aller Mitarbeitenden der Graf Recke Stiftung in Form einer Dienstvereinbarung. Seitdem wird sie auch kritisch als Maßstab ans tägliche Handeln aller angelegt und auch darüber gestritten, ob man solche Compliance-Regeln überhaupt benötige, seien die darin formulierten Ansprüche doch selbstverständlich.

Diese recke:in stellt sich der Bandbreite der Diskussion und der Frage: Wie wird die Goldene Regel im Alltag und in der Arbeitsrealität gelebt? Wie lenkt sie das fachliche Tun und orientiert sie bei täglichen Entscheidungen? Einige Antworten auf diese und andere Fragen gibt die aktuelle Ausgabe.

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<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2013</strong><br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong><br />

<strong>Das</strong> Magaz<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Alles, was ihr wollt…<br />

Teasertext ...dass euch kommt die Menschen hierh<strong>in</strong> tun,<br />

das tut auch ihr ihnen ebenso.


Inhalt<br />

Erziehung & Bildung<br />

7 »Manchmal wird man ungerecht behandelt!«<br />

Aber: In <strong>der</strong> Schule s<strong>in</strong>d Regeln unumgänglich.<br />

8 An Freiheit nicht ersticken.<br />

Jugendliche betrachten ihre Rechte und<br />

Pflichten erstaunlich differenziert<br />

9 E<strong>in</strong> Interview mit Janik, Kay, Maik,<br />

Niklas, Steve, Jessica und Lea<br />

10 Ethikrat<br />

Wie <strong>der</strong> Geschäftsbereich Erziehung & Bildung<br />

die Goldene Regel konkret macht<br />

12 Zum Schw<strong>in</strong>gen br<strong>in</strong>gen<br />

Anstöße für den Geschäftsbereich Erziehung & Bildung<br />

Wohnen & Pflege<br />

14 »<strong>Das</strong> machen wir sowieso schon!«<br />

Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />

16 Die Goldene Regel trifft auf die Wirklichkeit.<br />

18 Fasz<strong>in</strong>ation Weltall<br />

Fremde Galaxien zu Gast im Café ESS PE ZET<br />

19 Die Goldene Regel – e<strong>in</strong> Rückblick.<br />

Wer wir<br />

s<strong>in</strong>d und was<br />

wir tun<br />

Die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

ältesten diakonischen E<strong>in</strong>richtungen<br />

Deutschlands. 1822 gründete <strong>Graf</strong> von <strong>der</strong><br />

<strong>Recke</strong>-Volmerste<strong>in</strong> e<strong>in</strong> »Rettungshaus«<br />

für Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Düsselthal.<br />

Zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe kamen die<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe (1986) und die Altenhilfe<br />

(1995) h<strong>in</strong>zu. Heute besteht die <strong>Stiftung</strong><br />

aus den Geschäftsbereichen <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

Erziehung & Bildung, <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik und<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Wohnen & Pflege samt<br />

Dorotheenpark Seniorenzentrum <strong>in</strong><br />

Hilden. Ebenfalls zur <strong>Stiftung</strong> gehören<br />

das Seniorenheim Haus Berl<strong>in</strong> gGmbH<br />

<strong>in</strong> Neumünster und die Dienstleistungsgesellschaft<br />

DiFS GmbH.<br />

Alle Informationen und aktuelle News<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> f<strong>in</strong>den Sie<br />

auf unserer Homepage:<br />

www.graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de<br />

<strong>Stiftung</strong><br />

4 Kreuz & Quer<br />

6 E<strong>in</strong>e Oase im Arbeitsalltag<br />

<strong>recke</strong>:<strong>in</strong><br />

<strong>Das</strong> Magaz<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2013</strong><br />

Herausgeber Vorstand <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

E<strong>in</strong>brunger Straße 82, 40489 Düsseldorf<br />

Redaktion Unternehmenskommunikation<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>, Dr. Roelf Bleeker-Dohmen<br />

Konzeption & Layout<br />

Claudia Ott, Nils-Hendrik Zündorf<br />

Fotos Ulrich Batz, Dirk Bannert, Dennis Fröhlen,<br />

Anja Paulus, Thomas Künstle, Petra Welzel, privat<br />

Produktion tba, 3.000 Exemplare<br />

Die <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> ist Mitglied des Diakonischen<br />

Werkes <strong>der</strong> evangelischen Kirche im Rhe<strong>in</strong>land e.V.<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong><br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Editorial 3<br />

Pfarrer Ulrich Lilie<br />

Theologischer Vorstand<br />

Petra Skodzig<br />

F<strong>in</strong>anzvorstand<br />

Mehr als e<strong>in</strong><br />

schöner Papiertiger<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

seitdem wir im November 2011 die »Goldene<br />

Regel« <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> als<br />

Selbstverpflichtung aller Mitarbeitenden<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Dienstvere<strong>in</strong>barung<br />

geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Mitarbeitervertretung<br />

auf den Weg gebracht haben, erreichten<br />

uns – neben vielen unterstützenden und<br />

anerkennenden Voten von Mitarbeitenden<br />

und Partnern <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> – auch<br />

manche <strong>in</strong>terne kritische Stimmen. So<br />

richteten sich e<strong>in</strong>ige Anfragen unserer<br />

Mitarbeitenden an die gewählte Form <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternen Kommunikation und die aus <strong>der</strong><br />

Sicht <strong>der</strong> Kritiker eigentlich gebotene,<br />

aber <strong>in</strong> ihren Augen nicht ausreichend<br />

gewährleistete flächendeckende Beteiligung<br />

e<strong>in</strong>er breiten Mitarbeiterschaft im<br />

Vorfeld <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> »Goldenen<br />

Regel«. E<strong>in</strong>ige Mitarbeitende fühlten sich<br />

durch die postalisch zugestellte persönliche<br />

Zustimmungserklärung regelrecht<br />

überrumpelt. An<strong>der</strong>e me<strong>in</strong>ten, das Selbstverständliche,<br />

das fachlich <strong>in</strong> ihrem Verantwortungsbereich<br />

bereits seit Jahren<br />

gelebt werde, müsste nicht eigens aufgeschrieben,<br />

unterschrieben und aufgehängt<br />

werden. Sie fragten: S<strong>in</strong>d solche<br />

Compliance-Regeln nicht überflüssig –<br />

weil selbstverständlich?<br />

Zahlreiche Diskussionen, Projekte<br />

und Gespräche – auch die durchaus konstruktiv<br />

geme<strong>in</strong>ten kritischen Reflexionen<br />

– über die »Goldene Regel« haben <strong>in</strong> unserer<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> den zurückliegenden beiden<br />

Jahren viele Lernprozesse auf allen<br />

Ebenen und <strong>in</strong> allen Bereichen angestoßen.<br />

Über die »Goldene Regel« wird konstruktiv<br />

gestritten, sie wird bei Entscheidungen<br />

und Entwicklungen argumentativ<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, sie hängt gut sichtbar <strong>in</strong> den<br />

meisten Räumen, Fluren und E<strong>in</strong>gangshallen<br />

unserer E<strong>in</strong>richtungen – und wir<br />

werden untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und von außen<br />

an diesen selbstformulierten Maßstäben<br />

gemessen und auf sie angesprochen. <strong>Das</strong><br />

bedeutet manchmal e<strong>in</strong>e Gesprächsrunde<br />

mehr als bisher, aber das zeigt auch, dass<br />

die »Goldene Regel« weit mehr ist als e<strong>in</strong><br />

schöner Papiertiger: Sie lebt und wird<br />

angenommen als e<strong>in</strong>e Orientierung, an<br />

<strong>der</strong> wir unser fachliches Tun und unsere<br />

diakonischen Entscheidungen jeden Tag<br />

neu ausrichten lernen.<br />

Mit diesem Heft möchten wir Sie an<br />

den Entwicklungsschritten und e<strong>in</strong>igen<br />

Folgeprojekten, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> »Goldenen<br />

Regel« verbunden s<strong>in</strong>d und aktuell e<strong>in</strong>geleitet<br />

werden, teilhaben lassen. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendliche, Schüler aus den För<strong>der</strong>schulen,<br />

Klienten aus dem Geschäftsbereich<br />

Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />

kommen dabei ebenso wie zahlreiche<br />

Mitarbeitende zu Wort. Vielleicht verstricken<br />

Sie sich, liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

beim Lesen dieses Heftes auch selbst <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e neue aufregende Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit diesen schlichten Worten aus<br />

<strong>der</strong> Bergpredigt Jesu: »Alles, was ihr wollt,<br />

dass euch die Menschen tun, das tut auch<br />

ihr ihnen ebenso.« (Matthäus 7,12)<br />

Mit herzlichen Grüßen wünschen wir<br />

Ihnen e<strong>in</strong>e anregende Lektüre und erholsame<br />

Sommerwochen!<br />

Herzlich grüßen Sie<br />

Pfarrer Ulrich Lilie und Petra Skodzig<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


4 Kreuz & Quer<br />

Lass wachsen!<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Heilpädagogischen Tagesgruppe »Drachen«<br />

bauen ihr eigenes Gemüse <strong>in</strong> Bioqualität an. Dabei lernen<br />

sie nicht nur etwas über Gartenbau.<br />

Die Heilpädagogische Tagesgruppe »Drachen«<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit erhöhtem För<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Betreuungsbedarf<br />

<strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>gen ist zurzeit Schauplatz<br />

e<strong>in</strong>es Projektes, das nicht nur die teilnehmenden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch das E<strong>in</strong>richtungsgelände<br />

wie verwandelt zurücklässt: »Let grow –<br />

Lass wachsen«. Im Rahmen des Projekts bauen<br />

die zehn K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Projektleiter Michael Kuhn<br />

Obst und Gemüse <strong>in</strong> Bioqualität an. Michael<br />

Kuhn hatte zuvor an e<strong>in</strong>er Fortbildung zum<br />

Gartenbaulehrer teilgenommen und möchte<br />

nun se<strong>in</strong> Wissen und se<strong>in</strong>e Begeisterung an die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> weitergeben.<br />

»Viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> wissen heute gar nicht mehr, wo<br />

das Gemüse im Supermarkt herkommt, was<br />

e<strong>in</strong>e Past<strong>in</strong>ake ist o<strong>der</strong> ob Kartoffeln unter <strong>der</strong><br />

Erde o<strong>der</strong> am Strauch wachsen«, so <strong>der</strong> Diplom-Sozialpädagoge.<br />

»Uns ist es wichtig, dieses<br />

Wissen wie<strong>der</strong> zu vermitteln und deutlich zu<br />

machen, dass die Herstellung dieser Lebensmittel<br />

mit viel Freude und Naturnähe, aber<br />

auch Anstrengung verbunden ist. Außerdem<br />

möchten wir unser eigenes Obst und Gemüse<br />

anpflanzen, das gesund ist und schmeckt.« <strong>Das</strong><br />

Projekt dient allerd<strong>in</strong>gs nicht alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeitgestaltung,<br />

son<strong>der</strong>n wirkt sich außerdem<br />

positiv auf die Entwicklung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus. So<br />

berichtet Michael Kuhn, dass die je fünf K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> beiden Gartengruppen, die alle Defizite <strong>in</strong><br />

den Bereichen Konzentration, Fokussierung<br />

und Geduld aufweisen, plötzlich ganz aufmerksam<br />

bei <strong>der</strong> Sache s<strong>in</strong>d, sobald es an die Arbeit<br />

geht. Und auch Gruppen, <strong>in</strong> denen sonst <strong>der</strong><br />

kle<strong>in</strong>ste Impuls genügt, um Streit ausbrechen<br />

zu lassen, arbeiten auf e<strong>in</strong>mal teamorientiert<br />

zusammen. »Durch unsere Arbeit werden die<br />

Schlüsselkompetenzen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> geför<strong>der</strong>t,<br />

sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Lern- und Erlebnise<strong>in</strong>heit<br />

<strong>in</strong> den selbst angelegten und gepflegten<br />

Beeten, als auch über das Gesamtprojekt h<strong>in</strong>aus«,<br />

resümiert <strong>der</strong> Pädagoge.<br />

<strong>Das</strong> Projekt ist erst e<strong>in</strong>mal auf zwölf E<strong>in</strong>heiten<br />

à zwei Stunden pro Gruppe und Woche<br />

festgelegt, aber damit soll noch lange nicht<br />

Schluss se<strong>in</strong>, wenn es nach Michael Kuhn geht:<br />

»Unsere Beete s<strong>in</strong>d dauerhaft angelegt und die<br />

Kosten für das Projekt s<strong>in</strong>d nicht gerade ger<strong>in</strong>g.<br />

<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d zwei wesentliche Faktoren, die dafür<br />

sprechen würden, das Projekt möglichst lange<br />

laufen zu lassen bzw. es über das Gartenjahr<br />

h<strong>in</strong>aus fortlaufend zu wie<strong>der</strong>holen.«<br />

Zur F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>es großen Teils dieser<br />

Kosten hat sich das Projekt für den »Futur<strong>in</strong>o<br />

Zukunftspreis« <strong>der</strong> Firma Henkel beworben,<br />

<strong>der</strong> dieses Jahr unter den passenden<br />

Überschriften »Bewegung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur« und<br />

»gesunde Ernährung« vergeben wird. (tl)<br />

Zahlenfest<br />

Zu e<strong>in</strong>em generationenübergreifenden Fest luden jetzt<br />

die Prov<strong>in</strong>zial Rhe<strong>in</strong>land und die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>in</strong>s Walter-Kobold-Haus <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer e<strong>in</strong>.<br />

Bewohner des Zentrums für Rehabilitation und Pflege und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Kita im gleichen Gebäude sowie ihre Eltern<br />

verbrachten beim »Zahlenfest« geme<strong>in</strong>sam mit ehrenamtlichen<br />

Helfern <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zial e<strong>in</strong>en Tag mit Spielen und<br />

Aktivitäten, die alle e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zum Thema Zahlen<br />

hatten. Symbolisch für die nachbarschaftliche Verb<strong>in</strong>dung<br />

von Jung und Alt wurde im Verlauf des Nachmittags e<strong>in</strong><br />

von <strong>der</strong> Malteser Apotheke gesponsertes Tor aufgeschlossen,<br />

das die ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> grenzenden Gärten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />

und des Seniorenzentrums verb<strong>in</strong>det. <strong>Das</strong> soziale<br />

Engagement <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zial Rhe<strong>in</strong>land bescherte <strong>der</strong> <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> außerdem e<strong>in</strong>e neue Torwand: Die wurde im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er weiteren Pro Ehrenamt-Aktion von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeitern <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zial auf dem Gelände<br />

<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer aufgebaut und im Rahmen<br />

des Sommerfestes e<strong>in</strong>geweiht.<br />

Firmenlaufmeisterschaft<br />

Team <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

mit dabei.<br />

33 Läufer<strong>in</strong>nen und Läufer aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> machten<br />

sich mit den <strong>in</strong>sgesamt rund<br />

8.000 Teilnehmenden auf die<br />

6,4 Kilometer lange St<strong>recke</strong> an<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Düsseldorfer ESPRIT-<br />

Arena. <strong>Das</strong> Wetter spielte mit<br />

– genau zum richtigen Zeitpunkt<br />

kam die Sonne raus. <strong>Das</strong> Dach<br />

<strong>der</strong> Arena blieb vorsichtshalber<br />

trotzdem geschlossen.<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Kreuz & Quer 5<br />

Neues<br />

Büro<br />

<strong>in</strong> Köln<br />

Vor drei Monaten bezog <strong>der</strong> Familien<br />

unterstützende Dienst (FuD) Süd se<strong>in</strong><br />

neues Büro im Kölner Stadtteil Ehrenfeld.<br />

Zur Eröffnung <strong>der</strong> ersten E<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> auf Kölner<br />

Stadtgebiet kamen am 23.6. <strong>in</strong>teressierte<br />

Mitarbeiter von Kostenträgern <strong>der</strong><br />

Integrationshilfen sowie Schulen. Aber<br />

auch viele Mitarbeiter des FuD feierten<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Vorstand <strong>der</strong> <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>, Petra Skodzig und Pfarrer<br />

Ulrich Lilie, Geschäftsbereichsleiter<br />

Michael Mertens und dem Team des<br />

FuD Süd Renate Icke, Sandra Founta<strong>in</strong>,<br />

Beate Brennig und Dirk Keller die Eröffnung<br />

des neuen Standortes.<br />

Am Buffet gab es Gelegenheit zum<br />

Austausch. Beson<strong>der</strong>s hervorgehoben<br />

wurde dabei neben <strong>der</strong> qualitativ guten<br />

Arbeit des FuD Süd <strong>der</strong> Vorteil <strong>der</strong><br />

durch das Kölner Büro entstandenen<br />

räumlichen Nähe zu den Integrationshilfen<br />

<strong>in</strong> den Kölner E<strong>in</strong>satzstellen.<br />

<strong>Das</strong> neue Büro des FuD liegt zentral<br />

<strong>in</strong> Köln-Ehrenfeld auf <strong>der</strong> We<strong>in</strong>sbergstraße<br />

190, ist sowohl mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto<br />

sehr gut zu erreichen. Bereits nach den<br />

ersten drei Monaten zeigt sich deutlich<br />

<strong>der</strong> Standortvorteil <strong>in</strong>mitten des Kölner<br />

E<strong>in</strong>satzgebietes.<br />

Jugendliche <strong>der</strong> Konfirmandengruppe <strong>der</strong><br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Kirche und Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

und Bewohner des Walter-Kobold-Hauses<br />

haben zusammen mit Pfarrer Dietmar<br />

Redeker e<strong>in</strong>e »Hörbibel« produziert.<br />

Die Texte <strong>der</strong> <strong>Recke</strong>-Hör-Bibel werden<br />

gesprochen von 24 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Erwachsenen<br />

mit und ohne Handicaps aus <strong>der</strong> <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>. Der jüngste Sprecher war<br />

10 Jahre alt, die älteste Sprecher<strong>in</strong> 93 Jahre.<br />

Sie s<strong>in</strong>d Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>, Schüler <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen,<br />

Konfirmanden <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

Kirche, Familiengottesdiensthelfer, Schüler<br />

<strong>der</strong> katholischen Franz-Vaahsen-Grundschule,<br />

Schüler des Evangelischen Theodor-<br />

Fliedner-Gymnasiums und Schüler des Max-<br />

Planck-Gymnasiums.<br />

Warum wurde die <strong>Recke</strong>-Hör-Bibel produziert?<br />

E<strong>in</strong>ige Bewohner <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

können nicht o<strong>der</strong> nicht mehr lesen.<br />

Sie können also auch nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibel lesen.<br />

Was also tun, wenn zum Beispiel Konfirmanden<br />

die Bibel kennenlernen wollen? E<strong>in</strong>e fertige<br />

Hörbibel kaufen? Besser wäre es doch,<br />

wenn e<strong>in</strong>er dem an<strong>der</strong>en etwas vorliest. Und<br />

so kam die Idee auf, dass Bewohner von jung<br />

bis alt an<strong>der</strong>en Bewohnern zentrale Bibeltexte<br />

vorlesen.<br />

So haben sie <strong>in</strong> dem professionellen Studio<br />

des Film-, Funk-, Fernseh-Zentrums <strong>der</strong><br />

Evangelischen Kirche diese CD aufgenommen.<br />

Und diese CD wird nicht nur <strong>in</strong>nerhalb<br />

Die Heilige<br />

Schrift zum<br />

Hören<br />

<strong>der</strong> »<strong>Stiftung</strong>smauern« verschenkt, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> nahen und fernen »Nachbarschaft«.<br />

Für die Bewohner <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

<strong>Stiftung</strong>, die an diesem Projekt teilnahmen,<br />

war die Produktion <strong>der</strong> Hörbibel e<strong>in</strong> echtes<br />

Erfolgserlebnis. Sie erlebten: »Auch ich, <strong>der</strong><br />

ich sonst oft höre, dass ich alles Mögliche<br />

nicht kann, kann was!« Auch ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

wichtiges Mitglied <strong>der</strong> Gesellschaft. Auch<br />

ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> wertvolles »Körperteil im großen<br />

Leib Christi«.<br />

Wer hat die Bibelstellen ausgewählt? Die<br />

Texte <strong>der</strong> Hörbibel wurden von Bewohnern<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> und von den Konfirmanden<br />

ausgewählt. Die Deutsche Bibelgesellschaft<br />

<strong>in</strong> Stuttgart erteilte freundlicherweise<br />

die Genehmigung, verschiedene<br />

Bibelübersetzungen aus ihrem Verlag zu<br />

verwenden.<br />

Und wer hat das alles bezahlt? Die <strong>Recke</strong>-<br />

Hör-Bibel wurde durch den Evangelischen<br />

Kirchenkreis Düsseldorf mit Mitteln aus<br />

dem Innovationsfonds geför<strong>der</strong>t. Dieser<br />

Fonds unterstützt Projekte, die ebenso experimentell<br />

s<strong>in</strong>d wie vernetzend. Sie sollen<br />

offen se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>ladend und Milieugrenzen<br />

überw<strong>in</strong>den.<br />

Kurz nach Abschluss <strong>der</strong> Produktion fand<br />

die <strong>Recke</strong>-Hörbibel dann schon e<strong>in</strong>e mediale<br />

Verbreitung übers Düsseldorfer Stadtgebiet:<br />

Antenne Düsseldorf sendete e<strong>in</strong>en Radiobeitrag<br />

über das Projekt und machte die Teilnehmenden<br />

noch e<strong>in</strong> bisschen stolzer als<br />

ohneh<strong>in</strong> schon.<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


6 Kreuz & Quer<br />

E<strong>in</strong>e Oase<br />

im Arbeitsalltag<br />

Erstmals bot die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> e<strong>in</strong>en<br />

eigenen E<strong>in</strong>kehrtag an. Pfarrer Dietmar<br />

Redeker, <strong>der</strong> diesen maßgeblich mitorganisiert<br />

hat, beschreibt die E<strong>in</strong>drücke.<br />

»<strong>Das</strong> war wie e<strong>in</strong> Tag Urlaub.« »Ja, e<strong>in</strong> echtes<br />

Geschenk.« »Ich würde beim nächsten<br />

Mal auf jeden Fall wie<strong>der</strong> mitmachen wollen.«<br />

»Ich werde die Oasentage weiterempfehlen.«<br />

So und so ähnlich klangen alle<br />

Rückmeldungen nach dem ersten Oasentag,<br />

den <strong>der</strong> Kirchliche Beirat für hauptund<br />

ehrenamtliche Mitarbeitende <strong>der</strong> <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> angeboten hat.<br />

Die Teilnehmer waren mit ganz unterschiedlichen<br />

Erwartungen und Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> das idyllische Kaiserswerth gekommen.<br />

E<strong>in</strong>ige hatten schon ähnliche meditative<br />

Angebote besucht, für an<strong>der</strong>e war dies Neuland.<br />

Aber alle fanden im Laufe des Tages zu<br />

<strong>in</strong>nerer Ruhe, zum Wohlbef<strong>in</strong>den von »Leib<br />

und Seele«.<br />

Im Zentrum des Oasentages standen<br />

Zeiten <strong>der</strong> Stille. Zweimal e<strong>in</strong>e Stunde ver-<br />

brachte je<strong>der</strong> Teilnehmer schweigend für<br />

sich. »<strong>Das</strong> war genug Schweigen für mich«,<br />

me<strong>in</strong>te e<strong>in</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong>. »Ne<strong>in</strong>, mir war es<br />

zu kurz. Die erste Stunde war viel zu schnell<br />

vorbei«, me<strong>in</strong>te e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e.<br />

In den Zeiten <strong>der</strong> Stille konnte je<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong> mehrere Angebote auswählen,<br />

die ihm dabei halfen, zur Ruhe und zu wohltuen<strong>der</strong><br />

Konzentration zu kommen. Dazu<br />

gehörten das Malen von Mandalas, Sitzen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stille <strong>der</strong> Kirche, körperliche Entspannungsübungen,<br />

reichhaltige Lektüre<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> »Schweigegang« am nahe gelegenen<br />

Rhe<strong>in</strong>, um den Blick zu weiten und<br />

Horizonte zu öffnen. Für den Fall, dass <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stille D<strong>in</strong>ge »hochkommen«, mit denen<br />

man nicht alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> wollte, gab es auch die<br />

Möglichkeit zu kurzen E<strong>in</strong>zelgesprächen.<br />

Alle diese Hilfen wurden auch genutzt<br />

– je nach persönlicher Vorliebe. »Ich habe<br />

das letzte Mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gemalt. Und<br />

dann vorh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Mandala. <strong>Das</strong> hat richtig<br />

gut getan«, sagte zum Beispiel e<strong>in</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong>.<br />

Gut fanden die Teilnehmer auch, dass <strong>in</strong><br />

den Zeiten <strong>der</strong> Stille verschiedenste Orte<br />

zur Verfügung standen: <strong>Das</strong> Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

und die Kirche <strong>in</strong> Kaiserswerth, <strong>der</strong> Park<br />

des Stammhauses, das Rhe<strong>in</strong>ufer, die Kaiserpfalz…<br />

.<br />

Neben den Zeiten <strong>der</strong> Stille gab es auch<br />

Impulse und Reflexionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtgruppe.<br />

Aber die Gruppe stand nicht im Vor<strong>der</strong>grund,<br />

son<strong>der</strong>n bildete nur den Rahmen<br />

für das <strong>in</strong>dividuelle Erleben. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

echten Oase gab es natürlich auch frische<br />

Getränke, Obst und Knabbereien. Und zum<br />

Ausklang haben die Teilnehmer sich mit<br />

e<strong>in</strong>er leckeren Tomatensuppe und Obstsalat<br />

gestärkt. 15 Personen konnten teilnehmen,<br />

angemeldet hatten sich 13. Die Oasentage<br />

waren für die Mitarbeitenden kostenlos. Die<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt die Teilnahme<br />

an den Oasentagen, <strong>in</strong>dem sie diese als<br />

Arbeitszeit anrechnet.<br />

Nach diesen positiven Erfahrungen<br />

wird das Vorbereitungsteam wohl weitere<br />

Oasentage anbieten. //<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Sozialpsychiatrie Erziehung & Heilpädagogik & Bildung 7<br />

»Manchmal wird man<br />

ungerecht behandelt!«<br />

Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schule geht, weiß bald, was er soll, was er darf und was<br />

erwartet wird. Zu Beg<strong>in</strong>n des Schuljahrs entwirft man geme<strong>in</strong>sam<br />

Klassenregeln. Sie geben Orientierung und führen manchmal zu<br />

Konsequenzen: Wenn <strong>der</strong> Ball nach <strong>der</strong> Pause nicht abgegeben<br />

wird, dann wird er zur nächsten Pause nicht mehr herausgegeben.<br />

Schüler, die ihr Tages- o<strong>der</strong> Wochenziel erreichen, gehen zur<br />

Belohnung Eis essen, wenn sie genügend Bonuspunkte erreicht<br />

haben. Man muss eben selbst auch etwas von Regeln haben, zum<br />

Beispiel Recht bekommen können, davon hängt die Akzeptanz ab.<br />

Da werden auch Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer verpflichtet, sich an<br />

Regeln zu halten, die besagen, wie man mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umgehen<br />

soll. Die Regeln sagen für alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung: Seht her, das gilt<br />

bei uns. Schüler f<strong>in</strong>den immer gut, wenn auch Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />

Lehrer sich an Regeln halten müssen. Aber wie spürt man etwas<br />

davon, wie die gut formulierten Regeln im Alltag ankommen, im<br />

täglichen meist konfliktreichen Geschäft im Alltag? Kann man<br />

sich auf die Regel berufen und hat dies auch Konsequenzen?<br />

Wenn die Regel Farbe bekommen soll, womöglich Leuchtkraft,<br />

dann wird die Art des Umgangs mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entscheidend: Sich<br />

ernst genommen zu fühlen als Person, als Mensch, bedeutet <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule: im Gespräch bleiben und Gespräche auf Augenhöhe e<strong>in</strong>üben.<br />

Geme<strong>in</strong>sam Abhilfe schaffen, wenn es um Missstände geht,<br />

denn auch Lehrer machen Fehler. Darum sollen Prozesse von<br />

Gespräch und Verän<strong>der</strong>ung idealer Weise fortlaufend geschehen;<br />

es ist für alle Beteiligten wohltuend, wenn e<strong>in</strong>e solche Dynamik<br />

für Lehrer und Schüler sichtbar und spürbar wird.<br />

E<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>schullehrer<strong>in</strong>, seit 14 Jahren an <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schule I<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>, berichtet von e<strong>in</strong>er Unterrichtstunde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er zehnten Klasse mit fünf Schülern zum Thema Goldene Regel<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. E<strong>in</strong> kompliziertes, wi<strong>der</strong>ständiges Thema. Um was<br />

geht es dabei?<br />

Die Goldene Regel formuliert für<br />

die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> die Grundlagen<br />

des Umgangs mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Erster<br />

Stolperste<strong>in</strong> beim Lesen <strong>der</strong> Goldenen<br />

Regel: Was bedeutet die Regel e<strong>in</strong>s,<br />

was heißt das genau und konkret – die<br />

unverlierbare Würde, die E<strong>in</strong>maligkeit<br />

und Selbstbestimmung <strong>der</strong> Menschen<br />

zu achten? Was ist me<strong>in</strong>e Würde,<br />

wo b<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong>malig und was kann<br />

ich selbst bestimmen – und wie achtet<br />

me<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> darauf? E<strong>in</strong> weites<br />

Feld und e<strong>in</strong> Anlass zur Diskussion<br />

verschiedener Begebenheiten.<br />

Und was<br />

hat das mit<br />

<strong>der</strong> Goldenen<br />

Regel zu tun?<br />

Klassenregeln, Pausenregeln, Sportregeln –<br />

auch für Mädchen und Jungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

För<strong>der</strong>schule für emotionale und soziale<br />

Entwicklung spielen Regeln e<strong>in</strong>e große Rolle,<br />

geht es bei ihnen doch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um<br />

Verhalten. Und da s<strong>in</strong>d Regeln unumgänglich.<br />

Von Beate Simon<br />

Bei Regel zwei und drei war man sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppe<br />

bald e<strong>in</strong>ig, ja, die werden <strong>in</strong> den Grundsätzen praktiziert; für<br />

das Wohl des Menschen orientiert man sich an dessen Stärken<br />

und Ressourcen, nicht an se<strong>in</strong>en Defiziten. Was er kann und<br />

vielleicht noch drauf hat, nicht daran, was gar nicht geht. Fehler<br />

kann man offen ansprechen, Grenzen ausloten und Gefährdungen<br />

entgegenwirken. Die D<strong>in</strong>ge bleiben <strong>in</strong> Bewegung und <strong>der</strong><br />

Prozess geht weiter.<br />

In <strong>der</strong> Klasse wurde lange darüber gesprochen, was genau<br />

die Regeln bedeuten sollen, wie man sie konkret umsetzen<br />

kann. E<strong>in</strong> Schüler hatte viele Ideen, die Regeln zu erweitern.<br />

Schlechte Laune sollen Schüler und Lehrer nicht ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

auslassen , auch wenn Lehrer das eigentlich nach se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck<br />

meistens nicht machen.<br />

Nächste Idee: Die Schule sollte dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>en Schulpsychologen<br />

und e<strong>in</strong>en Schulsozialarbeiter zur Verfügung haben,<br />

schlägt e<strong>in</strong>er vor, für se<strong>in</strong>en Schulkameraden. »<strong>Das</strong> würde dem<br />

bestimmt helfen!« An<strong>der</strong>er Vorschlag: »Lasst uns e<strong>in</strong>en Kasten<br />

aufhängen, wo man se<strong>in</strong>e Probleme re<strong>in</strong>werfen kann, die sollten<br />

dann e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche gelesen und besprochen werden.«<br />

Der Vorschlag mit dem Kummerkasten fand allgeme<strong>in</strong>en<br />

Anklang, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche e<strong>in</strong>e Stunde mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> reden<br />

und sich austauschen, auch weil im Alltag im Schulstress für<br />

diese D<strong>in</strong>ge oft die Zeit fehlt.<br />

Die Schüler fanden, dass die Lehrer gut mit ihnen umgehen<br />

und sie denken, dass die Regeln e<strong>in</strong>gehalten werden. Aber wie<br />

es so ist im Leben – »manchmal wird man ungerecht behandelt«,<br />

hat e<strong>in</strong>er von ihnen erfahren, »wenn man für etwas<br />

verantwortlich gemacht wird, was man gar nicht getan hat.« In<br />

diesem Fall waren das die dreckigen Tassen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spüle. Der<br />

empörte Schüler: »Ich spüle me<strong>in</strong>e Tasse aber immer!« //<br />

»Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Goldenen Regel beschriebenen Haltungen und E<strong>in</strong>stellungen<br />

s<strong>in</strong>d uns nicht fern und fremd. Die konkrete Goldene Regel<br />

kann uns aber immer wie<strong>der</strong> helfen, dass uns diese Haltungen<br />

auch unter schwierigen Umständen nicht fremd werden.«<br />

Günter Klempau-Fron<strong>in</strong>g,<br />

Leiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schule II <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


8 Erziehung & Bildung<br />

An<br />

Freiheit<br />

nicht<br />

ersticken<br />

Wenn Jugendliche aus den<br />

Wohngruppen <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

Erziehung & Bildung im<br />

»Arbeits kreis Partizipation«<br />

zusammenkommen, um über<br />

ihre Rechte und Pflichten zu<br />

sprechen, dann ergibt sich e<strong>in</strong><br />

erstaunlich differenziertes Bild.<br />

Die vorherrschende Me<strong>in</strong>ung<br />

fasst e<strong>in</strong> Junge aus <strong>der</strong> Gruppe<br />

HIT so zusammen: »Was hilft es<br />

e<strong>in</strong>em, zu viel Freiheit zu haben<br />

und dann daran zu ersticken?«.<br />

Von Thorben Lucht<br />

Der Arbeitskreis kommt am Abend <strong>in</strong> dem<br />

»Kuhstall« genannten und im Fachwerk-Stil<br />

gehaltenen Saal zusammen. In <strong>der</strong> Mitte<br />

stehen blockförmig angeordnete Tischreihen.<br />

Dah<strong>in</strong>ter haben die Jugendlichen und<br />

Betreuer Platz genommen. Zu Beg<strong>in</strong>n wird<br />

<strong>der</strong> Film K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechte im Heim gezeigt. Dar<strong>in</strong><br />

geht es um Bewohner e<strong>in</strong>es bayerischen<br />

Heimes zwischen 12 und 17 Jahren, die ihr<br />

Verständnis von Rechten und Pflichten<br />

erläutern und von ihren Erfahrungen mit<br />

<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung berichten. Konzentriertes<br />

Schweigen bei den Jugendlichen des Arbeitskreises<br />

während des gesamten Films. Auch<br />

im anschließenden Gespräch herrscht e<strong>in</strong><br />

respektvoller Umgang vor, und das obwohl<br />

diese Gruppe so verschiedene Menschen<br />

vere<strong>in</strong>t: Hier sitzen junge Erwachsene mit<br />

geistigen o<strong>der</strong> Lernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen neben<br />

vorbestraften Jugendlichen – und es funktioniert:<br />

Man lässt e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausreden und<br />

ke<strong>in</strong>er macht sich über irgendwen lustig.<br />

Im Gruppengespräch, an dem sich alle<br />

beteiligen, geht es, auch <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

den gezeigten Film, um die Erfahrungen<br />

mit Rechten und Pflichten <strong>in</strong> den jeweiligen<br />

Wohn- und Betreuungsgruppen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen. Dabei stellt sich heraus,<br />

dass die Auslegung <strong>der</strong> Regeln und Pflichten<br />

sehr stark schwanken: In <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Gruppe<br />

berichten die Jugendlichen »Wir haben e<strong>in</strong><br />

eigenes Konto und könnten frei über das<br />

Geld verfügen«, <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en heißt es<br />

»Unsere Betreuer teilen uns das Geld für<br />

bestimmte Zwecke e<strong>in</strong>, wie zum Beispiel<br />

den Kauf von Kleidung. Wir müssen also<br />

fragen, bevor wir etwas kaufen können«.<br />

Auch die Küchenbenutzung ist gruppenspezifisch<br />

unterschiedlich geregelt: »Bei uns<br />

wird die Küche außerhalb <strong>der</strong> Essenszeiten<br />

abgeschlossen, da schon e<strong>in</strong> paar Mal<br />

Lebensmittel geklaut wurden«, heißt es <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Gruppe, während e<strong>in</strong> Jugendlicher<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe verdutzt nachfragt<br />

»Wirklich? Wir können immer <strong>in</strong> die Küche<br />

und haben sogar eigene Kühlschränke auf<br />

dem Zimmer!«, wofür er wie<strong>der</strong>um ungläubige<br />

Blicke <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite erntet. Es sitzen<br />

eben Jugendliche aus Gruppen an diesem<br />

Tisch, die mit den unterschiedlichsten<br />

Fähigkeiten und Betreuungsbedarfen <strong>in</strong> die<br />

Wohnangebote gekommen s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Beispiele zeigen bereits, was für e<strong>in</strong>e<br />

Herkules-Aufgabe <strong>der</strong> Versuch werden<br />

könnte, auf dieser Basis e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Regel- und Pflichtenkatalog zu<br />

entwickeln. Die Gruppe gelangt dann allerd<strong>in</strong>gs<br />

doch zu e<strong>in</strong>igen Übere<strong>in</strong>künften. So<br />

verständigt man sich darauf, dass Betreuer<br />

zwar bei <strong>der</strong> Verwaltung des Taschengeldes<br />

unterstützen können, aber nicht jeden E<strong>in</strong>kauf<br />

kontrollieren und reglementieren sollen,<br />

sofern es sich nicht um verbotene D<strong>in</strong>ge<br />

wie etwa Drogen und Alkohol handelt. Auch<br />

wird bestätigt, dass e<strong>in</strong>e offene Küche e<strong>in</strong>er<br />

abgeschlossenen vorzuziehen ist, allerd<strong>in</strong>gs<br />

verbunden mit <strong>der</strong> Pflicht <strong>der</strong> Jugendlichen,<br />

sich nur an den eigenen Lebensmitteln zu<br />

bedienen und den Raum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ordentlichen<br />

Zustand zu h<strong>in</strong>terlassen. Die Jugendlichen<br />

erarbeiten mit den Betreuern Kompromisse,<br />

die ohne Übertreibungen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>seitige<br />

Betrachtungsweise wie »Wir wollen<br />

machen dürfen, was uns gefällt« auskommen.<br />

Die vorherrschende Me<strong>in</strong>ung fasst<br />

e<strong>in</strong> Junge aus <strong>der</strong> HIT-Gruppe so zusammen:<br />

»Was hilft es e<strong>in</strong>em, zu viel Freiheit<br />

zu haben und dann daran zu ersticken?«.<br />

Geme<strong>in</strong>same Erkenntnis aller Beteiligten:<br />

Rechte und Pflichten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e grundsätzlich<br />

statischen Begriffe, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dividuellen Auslegung unterworfen. <strong>Das</strong><br />

macht es umso wichtiger, bestimmte Rechte<br />

und Pflichten <strong>in</strong> schriftlicher Form festzuhalten<br />

und zu verankern. Der Arbeitskreis<br />

wird fortgesetzt und alle, die dabei s<strong>in</strong>d,<br />

s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig: Wir dürfen nie aufhören,<br />

die gefundenen Regeln und Pflichten noch<br />

weiter zu verbessern. //<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Erziehung & Bildung 9<br />

E<strong>in</strong> Interview<br />

mit Janik, Kay,<br />

Maik, Niklas, Steve,<br />

Jessica und Lea<br />

Info<br />

Warum möchtest Du am Thema K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendrechte mitarbeiten?<br />

Janik (16): Ich wurde gefragt, ob ich dazu<br />

Lust hätte und auch me<strong>in</strong> Ersthelfer me<strong>in</strong>te,<br />

das wäre doch mal etwas Neues. Ich habe<br />

mich dann auch sofort dran gesetzt, Sachen<br />

ausprobiert und mich schlau gemacht.<br />

Schließlich wurde dann auch die Gruppe<br />

mit e<strong>in</strong>gebunden und wir haben sehr viel<br />

über Rechte und Pflichten herausgefunden.<br />

Steve (17): Weil mich das Thema e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong>teressiert hat und man dort die Gelegenheit<br />

bekommt, se<strong>in</strong>en Gedanken e<strong>in</strong>fach<br />

mal freien Lauf zu lassen<br />

Kay (15): Und dort können wir auch auf<br />

unsere Rechte, die wir haben wollen, h<strong>in</strong>weisen.<br />

Jessica (13): Es ist wichtig, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

wissen, was für Rechte sie haben. Ich fand<br />

dieses Thema auch <strong>in</strong>teressant.<br />

Maik (10): Ich f<strong>in</strong>de es gut, dass wir alle<br />

Rechte haben. Die sollte ja je<strong>der</strong> Mensch<br />

haben, vor allem jedes K<strong>in</strong>d. Aber dafür<br />

muss man auch Pflichten e<strong>in</strong>halten.<br />

Niklas (18): Um den Erwachsenen die Wünsche<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen deutlicher<br />

zu machen. <strong>Das</strong> betrifft zum Beispiel<br />

die Tatsache, dass manche von uns gerne<br />

gesiezt werden würden o<strong>der</strong> auch den<br />

Umgang mit Homosexualität.<br />

Partizipation<br />

Seit August 2012 arbeitet im Geschäftsbereich<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung <strong>der</strong> »Arbeitskreis<br />

Partizipation«, <strong>der</strong> aus Mitarbeitenden unterschiedlicher<br />

Arbeitsbereiche besteht und sich<br />

<strong>in</strong> verschiedene Arbeitsgruppen wie »Partizipationsstrukturen«<br />

und »Beschwerdemanagement<br />

und Ombudschaft« glie<strong>der</strong>t. Die Arbeitsgruppe<br />

beschäftigt sich, neben den namensgebenden<br />

Rechten, auch mit den Pflichten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen. Ziel <strong>der</strong> Gruppenleiter und<br />

<strong>der</strong> 35 beteiligten Jugendgruppen, vertreten<br />

durch jeweils m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Bewohner und<br />

e<strong>in</strong>en Mitarbeiter, ist es, e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Rechte- und Pflichtenkatalog für den gesamten<br />

Geschäftsbereich zu entwickeln und gestalterisch<br />

auszuarbeiten. Die Gruppenterm<strong>in</strong>e und<br />

anschließenden Interviews mit beteiligten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen haben allen Beteiligten<br />

dabei neue und außergewöhnliche Sichtweisen<br />

auf das Thema eröffnet.<br />

Warum, glaubst du, ist e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>kunft<br />

über Rechte und Pflichten für das Zusammenleben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe wichtig?<br />

Janik: Ich denke, dass je<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e persönlichen<br />

Grenzen hat und will, dass diese<br />

gewahrt werden. Wenn jemand laute Musik<br />

hört und man se<strong>in</strong>e Ruhe haben möchte, hat<br />

man das Recht, sich darüber zu beschweren.<br />

<strong>Das</strong> fällt unter das Recht <strong>der</strong> freien Me<strong>in</strong>ungsäußerung,<br />

ohne das hier alles durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

laufen würde. Durch Rechte und<br />

Pflichten herrscht Ordnung.<br />

Steve: Sonst kann das alles ja nicht funktionieren,<br />

dann macht je<strong>der</strong>, was er will.<br />

Dann würden die Leute zum Beispiel e<strong>in</strong>fach<br />

sagen: »Tschüss, ich b<strong>in</strong> jetzt für fünf<br />

Stunden weg!« Und da müssen die Betreuer<br />

e<strong>in</strong>fach Grenzen ziehen und sagen »Jungs,<br />

ihr müsst euch abmelden bevor ihr geht!«.<br />

Kay: Und wenn wir ke<strong>in</strong>e Grenzen hätten,<br />

würden wir wahrsche<strong>in</strong>lich auch Scherereien<br />

bekommen.<br />

Jessica: Rechte und Pflichten s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe sehr wichtig. Wenn man zusammen<br />

lebt, braucht man Regeln, sonst macht je<strong>der</strong>,<br />

was er will und dann haben wir immer Stress.<br />

Maik: Gäbe es ke<strong>in</strong>e Rechte, hätte auch ke<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Recht auf Privatsphäre o<strong>der</strong> eigene<br />

Sachen und das wäre sehr schlecht. Und<br />

ohne Pflichten würde wahrsche<strong>in</strong>lich alles<br />

nicht so gut ablaufen.<br />

Niklas: Damit man überhaupt selbstbestimmt<br />

leben kann und nicht alles wie im<br />

Gefängnis geregelt werden muss. Und durch<br />

dieses Projekt können die Erwachsenen die<br />

Wünsche <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch nachlesen und<br />

hören sie nicht bloß.<br />

Wenn du nur e<strong>in</strong>e Sache wählen dürftest,<br />

was würdest du als das größte Recht und die<br />

größte Pflicht e<strong>in</strong>es Jugendlichen bezeichnen?<br />

Janik: Ich glaube, es ist unsere größte Pflicht,<br />

die Grenzen an<strong>der</strong>er Leute zu wahren. Und<br />

unser größtes Recht ist, dass wir e<strong>in</strong>e Mitbeteiligung<br />

an dem ganzen gesellschaftlichen<br />

Geschehen haben.<br />

Maik: <strong>Das</strong> größte Recht ist das Recht auf<br />

Nahrung, denn ohne die kann ke<strong>in</strong> Mensch<br />

lange überleben. Und die größte Pflicht ist<br />

es, die Privatsphäre e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des zu respektieren.<br />

Marc (10): Ich würde auch sagen, dass das<br />

Recht auf Nahrung das größte Recht ist.<br />

Denn wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> hier nicht genug zu<br />

essen bekommen würden, würde das auch<br />

bald <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitung stehen und niemand<br />

würde se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mehr hierher br<strong>in</strong>gen. Und<br />

ich würde sagen, die größte Pflicht ist es, die<br />

Nahrung von an<strong>der</strong>en, beispielsweise das<br />

Brot, nicht zu klauen.<br />

Lea (9): K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollten auch e<strong>in</strong> Recht auf<br />

Schutz haben. Aber es ist dann auch die<br />

Pflicht e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>es Pädagogen<br />

zu bleiben, damit es geschützt werden<br />

kann. Deshalb gibt es bei uns auch die<br />

Sichtweiten-Regel. Und ansonsten s<strong>in</strong>d die<br />

Rechte auf Eigentum und Privatsphäre sehr<br />

wichtig.<br />

Steve: Die größte Pflicht ist me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach, dass man das Leben schafft, das heißt,<br />

dass man alles ohne Anzeige und Ärger<br />

übersteht. Zu dem größten Recht fällt mir<br />

gerade nichts e<strong>in</strong>.<br />

Kay: Freizeit ist zum Beispiel e<strong>in</strong> großes<br />

Recht. Und bei dem Thema größte Pflicht<br />

würde ich genau wie Steve sagen: ke<strong>in</strong>e<br />

Anzeige mehr bekommen, den guten Weg<br />

fortsetzen.<br />

Jessica: Jedes K<strong>in</strong>d soll Recht auf Liebe von<br />

se<strong>in</strong>er Familie haben. Die größte Pflicht <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist, regelmäßig zur Schule zu gehen.<br />

Niklas: Für uns ist es sehr wichtig, respektvoll<br />

behandelt, also zum Beispiel auch<br />

gesiezt zu werden. Und ich würde sagen, die<br />

größte Pflicht ist es, jeden Menschen so zu<br />

nehmen, wie er ist. //<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


10 Erziehung & Bildung<br />

Ethikrat<br />

Seit fast zwei Jahren gilt die »Goldene Regel«<br />

als Handlungsleitl<strong>in</strong>ie zum Umgang <strong>der</strong><br />

Beschäftigten mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und mit den durch<br />

sie betreuten Klienten auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er<br />

Dienstvere<strong>in</strong>barung. Die »Goldene Regel« wurde<br />

mit den Mitarbeitendenvertretungen und nach<br />

vielen Gesprächen mit den Geschäftsbereichsleitungen,<br />

Mitarbeitenden, Kolleg<strong>in</strong>nen und<br />

Kollegen als e<strong>in</strong>e Selbstverpflichtung aller Mitarbeitenden<br />

unterschrieben. Wie kann die Handlungsleitl<strong>in</strong>ie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis konkrete Anwendung<br />

f<strong>in</strong>den? Antworten darauf und Hilfestellung<br />

dazu soll e<strong>in</strong> Ethikrat geben.<br />

Von Sab<strong>in</strong>e Brosch und Michael Bunt<strong>in</strong>s<br />

Sab<strong>in</strong>e Brosch und Michael Bunt<strong>in</strong>s (rechts) bilden<br />

den Ethikrat <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung<br />

Der Text <strong>der</strong> Goldenen Regel ist sehr allgeme<strong>in</strong><br />

gehalten und fand von Anfang an e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />

Zustimmung. Schwieriger ist es jedoch, die Gedanken<br />

<strong>der</strong> Regel auf konkrete Situationen anzuwenden. So<br />

war es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass eben dieser Anwendungsaspekt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit zum Thema vielfältiger<br />

Diskussionen auch im Geschäftsbereich Erziehung<br />

& Bildung wurde – zumal hier gerade zahlreiche und<br />

vielschichtige Verän<strong>der</strong>ungsprozesse stattf<strong>in</strong>den. Wie<br />

kann man Theorie und Praxis <strong>der</strong> Goldenen Regel<br />

noch besser verb<strong>in</strong>den? Diese Frage wurde Anfang<br />

2012 auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Gespräch zwischen<br />

den Leitungskräften des Geschäftsbereichs und dem<br />

Vorstand thematisiert. An dieser Stelle entstand erstmals<br />

– angestoßen durch Pfarrer Ulrich Lilie, Theologischer<br />

Vorstand – die Idee e<strong>in</strong>es »Ethikrats«, <strong>der</strong><br />

die Anwendung <strong>der</strong> Goldenen Regel im alltäglichen<br />

Handeln unterstützen und zur Klärung <strong>in</strong> strittigen<br />

Situationen beitragen könnte.<br />

Diese Diskussion wurde im Rahmen <strong>der</strong> Leitungsklausur<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung<br />

im Oktober 2012 erneut aufgegriffen. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er selbstkritischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong><br />

Selbstverpflichtung und im Interesse e<strong>in</strong>es pragmatischen<br />

Umgangs damit entstand die Idee, nicht auf<br />

die Schaffung e<strong>in</strong>es stiftungsweiten »Ethikrats« zu<br />

warten, son<strong>der</strong>n für den Geschäftsbereich modellhaft<br />

– zunächst mit e<strong>in</strong>er Laufzeit von e<strong>in</strong>em Jahr<br />

– e<strong>in</strong> solches Gremium <strong>in</strong>s Leben zu rufen. Dieses<br />

zweiköpfige Gremium sollte zur Aufgabe haben, das<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Erziehung & Bildung 11<br />

Satzung des Ethikrats <strong>der</strong> Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />

»Herbstklausur-Teilnehmer«<br />

– Erprobungsphase des Modells<br />

Alltagshandeln an <strong>der</strong> Goldenen Regel zu messen<br />

und Diskrepanzen zurückzumelden, um hier Reflexion<br />

anzuregen.<br />

Zunächst fand im Rahmen e<strong>in</strong>er Bereichsleitungskonferenz<br />

im Dezember 2012 e<strong>in</strong>e geheime<br />

Wahl statt. Wahlberechtigt und wählbar waren<br />

alle Teilnehmer <strong>der</strong> Leitungsklausur. Die meisten<br />

Stimmen entfielen auf die Autoren dieses Artikels;<br />

damit war <strong>der</strong> »Ethikrat« konstituiert. Dieser g<strong>in</strong>g<br />

es als erstes an, se<strong>in</strong>en Auftrag klarer zu def<strong>in</strong>ieren,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Satzung (siehe nebenstehenden Kasten)<br />

festzuhalten und mit <strong>der</strong> Geschäftsbereichsleitung<br />

abzustimmen.<br />

Der Ethikrat kann mittlerweile auf das erste halbe<br />

Jahr se<strong>in</strong>er Tätigkeit zurückblicken. Verschiedentlich<br />

wurde er aus dem Kollegenkreis mit <strong>der</strong> Bitte um<br />

Beratung angesprochen; tätig wurde er <strong>in</strong> bisher zwei<br />

Fällen. Im ersten Fall kam es zu e<strong>in</strong>em ausgesprochen<br />

konstruktiven Austausch mit <strong>der</strong> Geschäftsbereichsleitung<br />

zum Thema <strong>der</strong> Strukturverän<strong>der</strong>ung mit<br />

dem Jahresbeg<strong>in</strong>n <strong>2013</strong>. Im zweiten Fall reichte die<br />

angesprochene Problemsituation über den begrenzten<br />

Personenkreis des Ethikrates heraus und hier<br />

wurden die begrenzten Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Gremiums<br />

deutlich, das se<strong>in</strong>e Legitimationen nur auf e<strong>in</strong>en<br />

Teilbereich <strong>der</strong> Organisation gründen kann. Denn<br />

die als Unterstützung jenseits von hierarchischen<br />

Ebenen gedachten Gesprächsangebote des Ethikrats<br />

über diese Grenzen h<strong>in</strong>aus lösten <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Teilen<br />

<strong>der</strong> Organisation durchaus e<strong>in</strong>ige Irritationen aus. //<br />

1. Wirkungsbereich<br />

Der Ethikrat <strong>der</strong> Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />

»BLK-Teilnehmer« ist e<strong>in</strong> Gremium,<br />

dessen Tätigkeit sich ausschließlich<br />

auf den Personenkreis bezieht, <strong>der</strong> an<br />

<strong>der</strong> Herbstklausur 2012 <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

Erziehung & Bildung teilgenommen hat.<br />

Im Falle e<strong>in</strong>er strukturellen Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Organisation bezieht sich se<strong>in</strong>e<br />

Zuständigkeit auf den Personenkreis,<br />

<strong>der</strong> vergleichbare Aufgaben wahrnimmt.<br />

Dieser Personenkreis wird im Folgenden<br />

als »Dienstgeme<strong>in</strong>schaft« bezeichnet.<br />

2. Grundlagen<br />

und Zielsetzung<br />

Der Ethikrat handelt auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> Goldenen Regel <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Se<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, das Handeln<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten auf se<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Goldenen Regel<br />

festgelegten Grundsätzen zu prüfen,<br />

auf Unstimmigkeiten h<strong>in</strong>zuweisen und<br />

auf e<strong>in</strong> höheres Maß an Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

h<strong>in</strong>zuwirken. Die E<strong>in</strong>richtung des<br />

Ethikrates beruht auf e<strong>in</strong>er Selbstverpflichtung<br />

<strong>der</strong> Dienstgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Der Ethikrat konstituiert sich zunächst<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es zeitlich begrenzten<br />

Projektes. Näheres ist unter Punkt 8<br />

geregelt.<br />

3. Wahlverfahren<br />

Der aus zwei Personen bestehende<br />

Ethik rat wird für se<strong>in</strong>e erste Amtsperiode<br />

<strong>in</strong> geheimer Wahl durch die<br />

Teilnehmer <strong>der</strong> Herbstklausur 2012<br />

gewählt. Se<strong>in</strong>e Amtszeit beg<strong>in</strong>nt mit<br />

<strong>der</strong> Wahl und endet mit <strong>der</strong> Beendigung<br />

<strong>der</strong> Erprobungsphase des Modells<br />

(vgl. Punkt 8).<br />

4. Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> des Ethikrates<br />

Die beiden Mitglie<strong>der</strong> des Ethikrates<br />

stimmen sich über zu bearbeitende Themen<br />

ab und nehmen Besprechungsterm<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel geme<strong>in</strong>sam wahr. Bei<br />

längerer Abwesenheit e<strong>in</strong>es Mitglieds<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sache begründetem Eilbedarf<br />

nimmt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Mitglied die Aufgabe<br />

des Ethikrates auch alle<strong>in</strong> wahr.<br />

5. Themenzuordnung<br />

Die gewählten Mitglie<strong>der</strong> des Ethikrates<br />

können Themen aus eigener Initiative<br />

heraus benennen. Sie werden ebenfalls<br />

tätig auf Anregung <strong>der</strong> wahlberechtigten<br />

Mitarbeitenden und ggf. dienstlich<br />

vergleichbarer Mitarbeiten<strong>der</strong>, die die<br />

entsprechende Aufgabe erst nach <strong>der</strong><br />

Wahl übernommen haben.<br />

6. Befugnisse<br />

Der Ethikrat hat das Recht auf kurzfristige<br />

Anhörung durch und Erörterung<br />

se<strong>in</strong>er Anliegen mit jedem Mitglied <strong>der</strong><br />

oben beschriebenen Dienstgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

E<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barung mit<br />

dem Ethikrat ist b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Woche<br />

nach entsprechen<strong>der</strong> Antragstellung<br />

zu ermöglichen, sofern nicht wichtige<br />

Gründe dem entgegen stehen. In den Arbeitsbesprechungen<br />

<strong>der</strong> Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />

(zurzeit: BLK und Klausuren)<br />

hat <strong>der</strong> Ethikrat je<strong>der</strong>zeit das Recht,<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Tagesordnung Themen<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und diese erörtern zu<br />

lassen. Die Befugnisse des Ethikrates<br />

begrenzen sich auf das Ansprechen und<br />

Erörtern <strong>der</strong> vorgebrachten Themen.<br />

Entscheidungsbefugnisse bestehen<br />

nicht. Die Handlungsverantwortung verbleibt<br />

bei den Personen, denen sie per<br />

Stellenbeschreibung zugeordnet ist. Bei<br />

Bedarf steht es dem Ethikrat frei, Experten<br />

o<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Gremien<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> anzusprechen.<br />

7. Tätigkeitsbericht<br />

Der Ethikrat berichtet m<strong>in</strong>destens zwei<br />

Mal jährlich <strong>in</strong> den Arbeitsbesprechungen<br />

<strong>der</strong> Dienstgeme<strong>in</strong>schaft über se<strong>in</strong>e<br />

Tätigkeit. Der Bericht wird schriftlich<br />

dokumentiert und den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Dienstgeme<strong>in</strong>schaft zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

8. Inkrafttreten und Laufzeit<br />

Diese Satzung tritt mit <strong>der</strong> Bekanntgabe<br />

des Wahlergebnisses am 12.12.2012 <strong>in</strong><br />

Kraft. Die Probephase für das Projekt<br />

umfasst e<strong>in</strong> Jahr. Anschließend nimmt<br />

die Dienstgeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>e Auswertung<br />

<strong>der</strong> Erfahrungen vor und entscheidet<br />

über das weitere Vorgehen.<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


12 Erziehung & Bildung<br />

Zum Schw<strong>in</strong>gen br<strong>in</strong>gen<br />

Anstöße für den Geschäftsbereich Erziehung & Bildung<br />

Drei Tage lang hat e<strong>in</strong> renommiertes wissenschaftliches Team um Professor<br />

Christian Schrapper vom Institut für Pädagogik <strong>der</strong> Universität Koblenz-Landau,<br />

die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter aller Systeme des Geschäftsbereiches<br />

Erziehung & Bildung <strong>in</strong>terviewt. In rund 70 Gesprächen wurden anhand e<strong>in</strong>es<br />

umfangreichen Leitfadens mit den Mitarbeitenden-Teams, <strong>der</strong> Mitarbeitervertretung<br />

sowie bereits im März anlässlich e<strong>in</strong>er Vorprüfung mit allen Leitungskräften<br />

und dem <strong>Stiftung</strong>svorstand Fragen zu den Aufgabenbereichen, <strong>der</strong><br />

aktuellen Situation des Geschäftsbereichs und <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong>, zu fachlichen<br />

Stärken und Schwächen, zur Leitungstätigkeit und den erfor<strong>der</strong>lichen Entwicklungen<br />

konstruktiv diskutiert. Im Interview mit Roelf Bleeker-Dohmen und<br />

Michael Bunt<strong>in</strong>s schil<strong>der</strong>t Christian Schrapper, wie er se<strong>in</strong>en »Besuch« <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> erlebt hat.<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Sozialpsychiatrie Erziehung & Heilpädagogik & Bildung 13<br />

Was hat Sie motiviert, e<strong>in</strong> »Lagebild« <strong>der</strong><br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung zu erheben?<br />

Schrapper: Zum e<strong>in</strong>en die Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

e<strong>in</strong>e so traditionsreiche und große<br />

<strong>Stiftung</strong> wie die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> daraufh<strong>in</strong><br />

untersuchen zu dürfen, wie sie sich sieht<br />

und weiter entwickeln will. Zum an<strong>der</strong>en<br />

ist es e<strong>in</strong>e fachliche Herausfor<strong>der</strong>ung, dies<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal mit dieser Gruppe versierter<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen tun zu können.<br />

Wie setzt sich das Team zusammen, mit dem<br />

Sie die Untersuchung durchgeführt haben ?<br />

Hier waren es zwölf freiberufliche Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen. Sie s<strong>in</strong>d Supervisoren,<br />

Gruppendynamiker, teilweise mit Facherfahrung<br />

aus leitenden Positionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe,<br />

teilweise mit Organisationserfahrung,<br />

auch aus dem Profit-Sektor, und alle mit viel<br />

Beratungs- und Untersuchungserfahrung.<br />

Haben Sie vergleichbare Untersuchungen<br />

bereits an<strong>der</strong>weitig durchgeführt?<br />

Ja, mehrfach. Vor 20 Jahren haben wir so<br />

e<strong>in</strong>e Untersuchung schon <strong>in</strong> München für<br />

das Waisenhaus und kurz darauf im Frankfurter<br />

Jugendamt durchgeführt. In den letzten<br />

Jahren haben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vergleichbaren,<br />

aber halb so großen E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong><br />

Bonn die Leitungs- und Führungsstruktur<br />

untersucht und 2012 für die sieben Bezirksämter<br />

<strong>in</strong> Hamburg den gesamten Sozialen<br />

Dienst. Der Auftrag <strong>in</strong> Hamburg war mit<br />

rund 70 Gesprächen e<strong>in</strong>e vergleichbare Größenordnung<br />

wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung<br />

& Bildung.<br />

Die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung ist e<strong>in</strong>e<br />

große und dezentrale Organisation. Wie<br />

konnten Sie trotzdem <strong>in</strong> wenigen Tagen e<strong>in</strong><br />

Lagebild erheben?<br />

Unsere Interviewgespräche sollten die<br />

Organisation nicht lange aufhalten, sie aber<br />

gleichzeitig grundlegend anstoßen und<br />

Wesentliches zu Tage br<strong>in</strong>gen. <strong>Das</strong> ist ke<strong>in</strong><br />

Wi<strong>der</strong>spruch. Wenn man wissen will, wie<br />

e<strong>in</strong>e Glocke kl<strong>in</strong>gt, muss man sie <strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gung<br />

versetzen. Dazu braucht es e<strong>in</strong>en kurzen,<br />

aber ausreichend heftigen Stoß. Natürlich<br />

konnten wir nicht alles anschauen und<br />

besprechen, was wichtig ist, aber wir haben<br />

immerh<strong>in</strong> <strong>in</strong> allen Gruppen und Teams des<br />

Geschäftsbereichs mit 70 Prozent <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />

gesprochen und die meisten<br />

auch an ihren Arbeitsorten besucht, also<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck gewonnen,<br />

wo sie arbeiten. Es g<strong>in</strong>g weniger um<br />

objektive Rahmenbed<strong>in</strong>gungen als darum<br />

zu klären, was aus Sicht <strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter <strong>in</strong> ihrer Arbeit mit<br />

jungen Menschen und Familien gut geht<br />

und was nicht. Die Gespräche wurden <strong>in</strong><br />

drei Tagen geführt, es waren teilweise sehr<br />

lange Tage und Abende, muss ich sagen.<br />

Jeweils an den Abenden und am vierten Tag<br />

hat unser Team die Ergebnisse zusammengetragen.<br />

Am Donnerstag Abend haben wir<br />

unsere Befunde und H<strong>in</strong>weise <strong>der</strong> Leitung<br />

und <strong>der</strong> Mitarbeitervertretung vorgestellt<br />

sowie tags drauf allen <strong>in</strong>teressierten Mitarbeitenden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aula <strong>in</strong> Hilden. Immerh<strong>in</strong><br />

gut 150 Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen konnten<br />

kommen. Dabei g<strong>in</strong>g es nicht darum zu<br />

sagen: So seid Ihr! Son<strong>der</strong>n es g<strong>in</strong>g darum<br />

vorzustellen, was wir aus den Gesprächen<br />

verstanden haben. Wir haben wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Spiegel e<strong>in</strong> Bild angeboten, was wir <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> und ihren vielen Systemen gehört,<br />

gesehen und verstanden haben. Anschließend<br />

haben wir die Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

gefragt: Erkennt Ihr Euch wie<strong>der</strong>?<br />

Und wie war die Resonanz?<br />

E<strong>in</strong>deutig und positiv, die wesentlichen D<strong>in</strong>ge<br />

hätten wir gut erfasst und benannt. Viele<br />

Erkenntnisse waren für den Geschäftsbereich<br />

nicht neu, aber offenbar <strong>in</strong> dieser<br />

Form und sicher auch mit dieser Aufmerksamkeit<br />

noch nicht so deutlich auf den<br />

Punkt gebracht.<br />

Können Sie e<strong>in</strong>ige zentrale Ratschläge<br />

benennen, die Sie <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung<br />

& Bildung mit auf den Weg geben?<br />

Was wir zusammengetragen und analysiert<br />

haben, kann nur Ausgangspunkt für allerd<strong>in</strong>gs<br />

dr<strong>in</strong>gend notwendige weitere Entwicklungen<br />

se<strong>in</strong>. Wir geben ke<strong>in</strong>e Ratschläge,<br />

auch Ratschläge s<strong>in</strong>d Schläge. Wir haben<br />

H<strong>in</strong>weise formuliert, anregen und orientieren<br />

wollen. Der Geschäftsbereich verfügt<br />

über viel Potenzial, vor allem engagierte<br />

und kompetente Mitarbeiter und Leitungskräfte.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs leben und arbeiten viele<br />

auf Inseln, wissen wenig von den an<strong>der</strong>en<br />

und wollen dies zum Teil auch nicht. Um im<br />

Bild zu bleiben: Die Fährverb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d<br />

nicht immer ausreichend und zuverlässig<br />

genug für e<strong>in</strong>en »Inselstaat«. Die Identifikation<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

erfolgt sehr stark über die Teams und<br />

Projekte vor Ort; die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> als<br />

Ganzes wird wenig wahrgenommen. Und<br />

dadurch bleibt vieles unverständlich und<br />

auch befremdlich. So war die E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>der</strong> Goldenen Regel zwar e<strong>in</strong> ganz wichtiger<br />

Akt für den Vorstand, nach den Misshandlungen<br />

im Lernfenster-Projekt <strong>in</strong> Hilden<br />

die Identität <strong>der</strong> christlichen <strong>Stiftung</strong><br />

zu verdeutlichen, ist aber von zahlreichen<br />

Mitarbeitenden eher mit Befremden o<strong>der</strong><br />

gar Empörung aufgenommen worden. Was<br />

die Regeln regeln, sei gut und richtig, aber<br />

die Art und Weise, auf die sie e<strong>in</strong>geführt<br />

wurde, habe eher verstört. Es machte den<br />

E<strong>in</strong>druck, als hätten »die da oben« <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

sich das ausgedacht und wir »da<br />

unten« sollten es nur noch unterschreiben.<br />

<strong>Das</strong>s es an<strong>der</strong>s geme<strong>in</strong>t war, ist bei vielen<br />

Mitarbeitenden nicht angekommen.<br />

Wie geht es jetzt weiter?<br />

Nach e<strong>in</strong>er weiteren Präsentation im Aufsichtsrat<br />

gibt es Ende Juli den schriftlichen<br />

Bericht, <strong>der</strong> auch für alle zugänglich<br />

gemacht werden soll. Der Geschäftsbereich<br />

muss dann mit den Befunden und H<strong>in</strong>weisen<br />

weiterarbeiten. Aus unserer Sicht<br />

ist dafür auch nicht zuerst weitere externe<br />

Unterstützung erfor<strong>der</strong>lich. Begonnen wurde<br />

ja bereits e<strong>in</strong> Prozess <strong>der</strong> Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> »Lernfenster-Misshandlungen« mit Professor<br />

Kessl von <strong>der</strong> Uni Essen, <strong>der</strong> auch aus<br />

unserer Sicht für die <strong>Stiftung</strong> wichtig ist,<br />

um wie<strong>der</strong> Vertrauen <strong>in</strong> die eigene pädagogische<br />

Urteilskraft zu entwickeln. Aber<br />

ich sage es gerne noch mal: Die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

Erziehung & Bildung hat das Potenzial, sich<br />

aus eigener Kraft weiter zu entwickeln, es<br />

wird allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> anstrengen<strong>der</strong> und wohl<br />

auch längerer Prozess bleiben. //<br />

Christian Schrapper<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


14 Wohnen & Pflege<br />

Die<br />

Goldene Regel verpflichtet die Mitarbeitenden,<br />

die Würde und E<strong>in</strong>maligkeit <strong>der</strong><br />

Menschen zu achten. <strong>Das</strong>s sie damit auch<br />

selbst geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d und nicht nur die zu<br />

Betreuenden, ist für Andreas Becker selbstverständlich:<br />

»Im Jahr 2012 wurden unsere<br />

Mitarbeiter-Entwicklungsgespräche neu<br />

konzipiert. Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> herauszuf<strong>in</strong>den,<br />

was me<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>maligen Stärken und Fähigkeiten<br />

s<strong>in</strong>d, macht für den Mitarbeitenden<br />

und die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>en guten S<strong>in</strong>n, denn<br />

dann werden die Menschen so e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

dass je<strong>der</strong> etwas davon hat.« Der dritte<br />

Grundsatz betrifft die Gefährdungen des<br />

Wohls <strong>der</strong> Menschen, die es abzuwehren<br />

gilt. Dazu Andreas Becker: »Für das körperliche<br />

Wohl des E<strong>in</strong>zelnen kann gut gesorgt<br />

se<strong>in</strong>, aber das seelische Wohl ist gerade für<br />

alte Menschen noch wichtiger, wir müssen<br />

immer auch herausf<strong>in</strong>den, was macht diesen<br />

Menschen glücklich und zufrieden?«<br />

Der 42-jährige Pflegedienstleiter er<strong>in</strong>nert<br />

sich an e<strong>in</strong>e alte Dame im Walter-Kobold-<br />

Haus, die im hohen Alter <strong>in</strong> ihre Geburtsstadt<br />

Hamburg zurückkehren wollte, um<br />

dort ihre letzten Lebensjahre zu verbr<strong>in</strong>gen.<br />

<strong>Das</strong> hat die E<strong>in</strong>richtung ihr gerne ermöglicht<br />

und <strong>der</strong> Bewohner<strong>in</strong> für die ihr verbleibende<br />

Zeit e<strong>in</strong>en Herzenswunsch erfüllt.<br />

Auch <strong>der</strong> siebte Grundsatz betrifft die<br />

seelische und körperliche Gesundheit, <strong>in</strong><br />

diesem Fall die <strong>der</strong> Mitarbeiter. Andreas<br />

Becker fällt hierzu <strong>der</strong> neu e<strong>in</strong>geführte<br />

Oasentag <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Gelegenheit,<br />

fernab vom Alltagsbetrieb e<strong>in</strong> ganzheitliches<br />

Angebot zur Entspannung zu f<strong>in</strong>den.<br />

Kerst<strong>in</strong> Juchems, 48 Jahre, seit e<strong>in</strong>em<br />

Jahr im Walter-Kobold-Haus tätig, erzählt<br />

von ihrem Berufse<strong>in</strong>stieg bei <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

<strong>Stiftung</strong>. Beim E<strong>in</strong>führungstag habe man ihr<br />

gesagt, man pflege e<strong>in</strong> freundliches Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

und man habe immer e<strong>in</strong> offenes<br />

Ohr. Mit zehn Jahren Berufserfahrung<br />

als Altenpfleger<strong>in</strong> und Wohnbereichsleitung<br />

im Rücken bei e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Träger<br />

habe sie damals gedacht: »Jaja, erzählt ihr<br />

mal, <strong>der</strong> Alltag wird zeigen, was ist!«. Und<br />

dann machte sie die schöne Erfahrung, dass<br />

<strong>der</strong> Arbeitsalltag <strong>in</strong> ihrem Bereich wirklich<br />

geprägt ist von diesen positiven Grundsätzen.<br />

Die Goldene Regel gibt es auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Lesezeichens, und Kerst<strong>in</strong> Juchems trägt das<br />

immer bei sich. Beson<strong>der</strong>s angetan hat es ihr<br />

<strong>der</strong> vierte Grundsatz. Dar<strong>in</strong> geht es um loyales<br />

Verhalten und vertrauensvolle Teamarbeit.<br />

»Natürlich ist es möglich, mit Problemen<br />

zum Vorgesetzten zu kommen und<br />

dafür geme<strong>in</strong>sam Lösungen zu suchen. Auch<br />

wenn es mal Engpässe gibt – <strong>der</strong> Mensch<br />

wird hier geachtet, und wenn ich mal sage:<br />

‚<strong>Das</strong> geht aber nicht’, wird das toleriert.«<br />

Im Arbeitsalltag, me<strong>in</strong>t Andreas Becker,<br />

entscheiden die mitarbeiterorientierten<br />

und pragmatischen Vere<strong>in</strong>barungen über<br />

ganz alltagspraktische D<strong>in</strong>ge, die spontan,<br />

<strong>in</strong>dividuell und ohne bürokratische Hürden<br />

angegangen werden müssen: <strong>der</strong> Dienstplan<br />

muss geän<strong>der</strong>t werden, weil e<strong>in</strong> Mitarbeiter<br />

e<strong>in</strong>en kranken Ehepartner versorgen muss<br />

o<strong>der</strong> weil die Kita wegen Läusen geschlossen<br />

hat. Sogar f<strong>in</strong>anzielle Probleme kann<br />

man dem Arbeitgeber gegenüber ansprechen,<br />

auch hierfür bietet er Wege an. In<br />

schwierigen Lebenssituationen ist e<strong>in</strong> vertrauensvolles<br />

Verhältnis zum Vorgesetzten<br />

enorm wichtig.<br />

Andreas Becker erzählt noch heute<br />

bee<strong>in</strong>druckt von dem Mitarbeiter, <strong>der</strong> trotz<br />

se<strong>in</strong>er Angst vor Verlust se<strong>in</strong>es Arbeitsplatzes<br />

den Mut fand, se<strong>in</strong> Alkoholproblem zu<br />

offenbaren und dann mit se<strong>in</strong>en Vorgesetzten<br />

nach e<strong>in</strong>em Ausweg suchte und diesen<br />

mit e<strong>in</strong>er Alkoholtherapie auch fand. Er<br />

ist weiter Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Und wie hätten die Mitarbeitenden im<br />

Walter-Kobold-Haus den Suizid e<strong>in</strong>es Kollegen<br />

verarbeitet, wenn nicht die Grundsätze<br />

<strong>der</strong> Goldenen Regel auch wirklich wirksam<br />

würden. Der Schock und die Fassungs-<br />

Andreas Becker, Wohnbereichs- und stellvertreten<strong>der</strong> Pflegedienstleiter,<br />

mit Bewohner<strong>in</strong> beim Sommerfest des Walter-Kobold-Hauses.<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Wohnen & Pflege 15<br />

losigkeit saßen tief, aber gleichzeitig boten<br />

Mitarbeitende im Haus und aus an<strong>der</strong>en<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Wohnen &<br />

Pflege an, ihren Urlaub abzubrechen und für<br />

Vertretungen bereitzustehen für jene, die<br />

zu sehr getroffen waren, um weiterarbeiten<br />

zu können. E<strong>in</strong>e spontane Gedenkstunde,<br />

die Anwesenheit des Theologischen Vorstands,<br />

das spätere Angebot <strong>der</strong> Supervision,<br />

um das Erlebte verarbeiten zu können,<br />

all dies waren gute Beispiele dafür, wie man<br />

behutsam mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umgeht. Auch die<br />

Verlautbarung im Intranet verschwieg den<br />

offenbaren Suizid damals nicht:« Mit offenen<br />

Geheimnissen gehen wir offen um.«<br />

Und wozu braucht es die Goldenen<br />

Regeln? Andreas Becker dazu:<br />

»Wir haben das nie<strong>der</strong>geschrieben, weil<br />

das Identifikation schafft: so arbeiten wir<br />

und das kann man bei uns e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n. Man<br />

redet über gut Gelungenes und kann sich<br />

auch mal auf die Schulter klopfen, wenn<br />

etwas gut ist. Als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ältesten diakonischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen bleiben wir immer<br />

auf <strong>der</strong> Suche und appellieren im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

Goldenen Regel an die Bereitschaft zu konstruktiven<br />

Lösungen.«<br />

»Eigentlich ist <strong>der</strong> ganze Berufsalltag e<strong>in</strong><br />

Beispiel dafür , wie die Goldene Regel im Alltag<br />

wirkt«, so Kerst<strong>in</strong> Juchems. Auch »von<br />

oben«, von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungs-, <strong>der</strong> Pflegedienst-<br />

und Wohnbereichsleitung, werde<br />

das spürbar vorgelebt und wirke so <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ganzen Hierarchie. Kerst<strong>in</strong> Juchems: »Es war<br />

me<strong>in</strong>e beste Entscheidung, hier anzufangen,<br />

weil hier für mich fast alles stimmt.« //<br />

Die Goldene Regel formuliert Grundsätze, von denen Andreas<br />

Becker, seit zehn Jahren Pflegedienstleitung im Walter-Kobold-<br />

Haus <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>, sagt: »<strong>Das</strong> kennen wir ja und machen<br />

das sowieso schon.« Wenn man die wohlkl<strong>in</strong>genden Worte<br />

auf ihren alltagspraktischen Gehalt h<strong>in</strong> abklopft, ergeben sich<br />

auch ganz handfeste Konkretisierungen, me<strong>in</strong>t Andreas Becker.<br />

»<strong>Das</strong> machen wir<br />

sowieso schon!«<br />

»Eigentlich ist <strong>der</strong> ganze Berufsalltag e<strong>in</strong> Beispiel dafür,<br />

wie die Goldene Regel im Alltag wirkt«<br />

Kerst<strong>in</strong> Juchems,<br />

Wohnbereichsleiter<strong>in</strong> im Walter-Kobold-Haus<br />

»Mir ist die erste Goldene Regel, die unverlierbare Würde und Selbstbestimmung<br />

<strong>der</strong> Menschen zu achten, beson<strong>der</strong>s wichtig, weil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielfältigkeit<br />

<strong>der</strong> zu bewältigenden Aufgaben des Pflegealltags, das Wesentliche<br />

eben nicht verloren gehen darf.«<br />

Margret Kurth, stellvertretende Pflegedienstleitung,<br />

Seniorenzentrum Zum Königshof<br />

»Mir ist die vierte Goldene Regel beson<strong>der</strong>s wichtig, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es um die<br />

Loyalität gegenüber den Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen und e<strong>in</strong>e vertrauensvolle<br />

Teamarbeit geht, weil man mit se<strong>in</strong>en Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen jeden Tag<br />

Kontakt hat. E<strong>in</strong>e Abteilung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Wohnbereich ist wie e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

die man pflegen sollte, damit sich alle wohlfühlen und e<strong>in</strong>e gute und<br />

konstruktive Zusammenarbeit möglich ist.«<br />

Simone Kullmann, Sekretariat Geschäftsbereichsleitung Wohnen & Pflege<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


16 Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />

Die Goldene Regel trifft<br />

auf die Wirklichkeit<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik 17<br />

Wir achten die unverlierbare Würde, die E<strong>in</strong>maligkeit und die<br />

Selbstbestimmung <strong>der</strong> Menschen, die wir begleiten; wir richten<br />

unser Handeln an ihren beson<strong>der</strong>en Eigenschaften und Fähigkeiten<br />

aus und schützen ihre Privatsphäre. So lautet die erste<br />

Goldene Regel <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>. Wie kommt die im Alltag<br />

bei Klienten des Sozialpsychiatrischen Verbunds an?<br />

Von Janet Eales<br />

Claus B., e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> älteren Klienten, steht<br />

<strong>der</strong> Umzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Pflegeheim bevor. Er<br />

möchte <strong>in</strong> dem vollstationären Wohnhaus<br />

des Sozialpsychiatrischen Verbunds, <strong>in</strong><br />

dem er seit 14 Jahren lebt, wohnen bleiben,<br />

denn hier hat er <strong>in</strong> 14 Jahren viele Freunde<br />

gefunden. Se<strong>in</strong> Zimmer hat er sich persönlich<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, mit e<strong>in</strong>em Sessel, e<strong>in</strong>em<br />

Schallplattenspieler, vielen CD‘s, e<strong>in</strong>em<br />

DVD-Player, e<strong>in</strong>em selbst gestalteten Filmplakat<br />

und vielen an<strong>der</strong>en eigenen Bil<strong>der</strong>n.<br />

Denn Claus B. war von Beruf <strong>Graf</strong>iker. Se<strong>in</strong><br />

wichtigstes Bild ist e<strong>in</strong> Portrait se<strong>in</strong>er Mutter,<br />

das er gezeichnet hat. In se<strong>in</strong>em Zimmer<br />

gibt es außerdem e<strong>in</strong>e große Anzahl Fotos,<br />

die ihn an se<strong>in</strong>e Familie er<strong>in</strong>nern.<br />

Claus B. fühlt sich <strong>in</strong>sgesamt gut betreut,<br />

me<strong>in</strong>t aber, die Mitarbeitenden des Sozialpsychiatrischen<br />

Verbunds könnten ihm<br />

noch mehr zutrauen. Oft hat er das Gefühl,<br />

er sei e<strong>in</strong>er von vielen, »unter ferner liefen<br />

sozusagen«, er selbst und se<strong>in</strong>e Fähigkeiten<br />

würden nicht genügend wahrgenommen.<br />

So bemüht sich Claus B. trotz großer<br />

körperlicher Schmerzen, aktiv zu bleiben.<br />

Regelmäßig kommt e<strong>in</strong> Krankengymnast <strong>in</strong>s<br />

Haus. Wenn Claus B. mittags trotz heftiger<br />

Schmerzen, aus freien Stücken, den Tisch<br />

deckt, um am Alltagsleben teilzunehmen,<br />

hört er oft lobende Worte vom Leiter des<br />

Hauses wie: » Respekt, Respekt!« <strong>Das</strong> freut<br />

und ermutigt ihn. Manchmal br<strong>in</strong>gt Claus<br />

B. sogar die Wäsche zu Fuß anstatt im Rollstuhl<br />

zur hauseigenen Wäscherei und holt<br />

sie später wie<strong>der</strong> ab.<br />

Claus B. ist es wichtig, offen zu bleiben.<br />

Se<strong>in</strong> Wunsch ist es, neue Musikrichtungen<br />

zu entdecken. Se<strong>in</strong>e Betreuer<strong>in</strong> versucht<br />

ihn dabei so gut wie möglich zu unterstützen.<br />

Sie kauft ihm zum Beispiel CD’ s,<br />

kürzlich e<strong>in</strong>e Vierer-CD von Joseph Degenhardt,<br />

den er sehr schätzt. Mit <strong>der</strong> Musik<br />

versucht Claus B., sich von den Schmerzen<br />

abzulenken.<br />

Doch es gibt noch e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />

Wunsch. Claus B. würde gern mehr Kontakt<br />

zu Menschen haben, die nicht auf dem<br />

Gelände <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> wohnen.<br />

So würde er gern se<strong>in</strong>e ehemaligen Künstlerfreunde<br />

wie<strong>der</strong>sehen. Er weiß aber nicht,<br />

wie er zu ihnen kommen soll. Se<strong>in</strong>e Brü<strong>der</strong><br />

besuchen ihn selten. Insgesamt wünscht er<br />

sich mehr Kontakt zu se<strong>in</strong>en Angehörigen,<br />

»nicht nur zum Geburtstag«.<br />

Auch Beate L. hätte gerne mehr Kontakt<br />

zu ihren Angehörigen. Sie wohnt seit etwa<br />

sieben Jahren im Wohnhaus des Sozialpsychiatrischen<br />

Verbunds. Auch ihr Zimmer<br />

schmücken viele Fotos von Angehörigen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Wie Claus B.<br />

f<strong>in</strong>det auch sie, dass ihre Privatsphäre ausreichend<br />

akzeptiert wird. Insgesamt hat sie<br />

den E<strong>in</strong>druck, dass ihr das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

gut tut. »Ich habe me<strong>in</strong>e Gesundheit<br />

hier stabilisiert, es geht mir wesentlich<br />

besser als zu Anfang. Ich fühle mich nicht<br />

überfor<strong>der</strong>t. Wenn‘s mir gut geht, könnte<br />

ich Bäume ausreißen.«<br />

Morgens und abends nimmt sie ihre<br />

Medikation selbst e<strong>in</strong>, eigenverantwortlich,<br />

als Vorbereitung auf das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Wohnung. Beate L. f<strong>in</strong>det, dass sie<br />

e<strong>in</strong> großes Mitspracherecht bei ihren Medikamenten<br />

hat, gleichzeitig fühlt sie sich<br />

aber nicht genügend über <strong>der</strong>en Wirkung<br />

<strong>in</strong>formiert.<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Problem, das viele Klienten<br />

kennen. Anna K. sieht es an<strong>der</strong>s: Sie sei gut<br />

<strong>in</strong>formiert, sagt sie. Ihr großes Ziel ist es,<br />

zurück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eigene Wohnung ziehen. »Es<br />

war e<strong>in</strong>e große Umstellung, <strong>in</strong> die Wohngruppe<br />

des Hauses zu ziehen«. E<strong>in</strong> Ziel, das<br />

sie nach dem Umzug hatte, konnte sie nicht<br />

verwirklichen: Sie hätte gerne <strong>in</strong> ihrem alten<br />

Beruf weitergearbeitet. Anna K. sagt: » Ich<br />

habe etwas resigniert.«<br />

Die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> orientiert sich<br />

an den Stärken <strong>der</strong> Klienten, »Wir suchen<br />

mit ihnen nach ihren Ressourcen« heißt es<br />

<strong>in</strong> den Goldenen Regeln. Anna K. fühlt sich<br />

we<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s gestärkt, aber auch nicht<br />

vernachlässigt. Die Mitarbeiter unterstützen<br />

sie zum Beispiel bei <strong>der</strong> Zimmerhygiene,<br />

wozu sie alle<strong>in</strong>e häufig nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist.<br />

Beate L. fühlt sich ausreichend gestärkt,<br />

f<strong>in</strong>det die Mitarbeiter nett und kompetent.<br />

Auch wenn ihnen mal Fehler unterlaufen,<br />

scheuen sie sich nicht, diese auch e<strong>in</strong>zugestehen,<br />

erklärt auch Anna K. Die Frage, ob<br />

die Mitarbeiter genügend qualifiziert s<strong>in</strong>d,<br />

bejahen fast alle, nur Tobias N. f<strong>in</strong>det, dass<br />

den Mitarbeitenden handwerkliche Fähigkeiten<br />

fehlten, die sie aber se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach haben sollten.<br />

Tobias N. ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> jüngsten Klienten.<br />

Er lebt erst seit rund sechs Monaten<br />

auf dem Gelände <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />

hat sich aber noch immer nicht vollständig<br />

e<strong>in</strong>gelebt. Se<strong>in</strong> Zimmer entspricht noch<br />

nicht se<strong>in</strong>em eigenen Geschmack. Früher<br />

hat er bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtung<br />

gewohnt, wo er sich wohler gefühlt hat.<br />

»Dort hatte ich e<strong>in</strong>e bessere Beziehung zu<br />

den Mitbewohnern«, sagt er. Manchmal f<strong>in</strong>det<br />

Tobias N., dass er nur e<strong>in</strong>er von vielen<br />

ist. Man gehe oft nicht auf jeden Bewohner<br />

e<strong>in</strong>, weil die Zeit fehlt. Gleichzeitig sieht er<br />

es aber auch als Fortschritt, dass die Betreuung<br />

nicht so <strong>in</strong>tensiv wie früher ist, da er nun<br />

selbstständiger leben kann. Wie die meisten<br />

an<strong>der</strong>en, bestimmt auch er se<strong>in</strong>en Alltag<br />

weitgehend selbst. Er besucht die Werkstatt,<br />

wäscht se<strong>in</strong>e Wäsche und geht e<strong>in</strong>kaufen.<br />

Die meisten <strong>der</strong> Bewohner des Sozialpsychiatrischen<br />

Bereichs schätzen die Unterstützung,<br />

die sie bekommen. Sie f<strong>in</strong>den, dass<br />

sie gut betreut s<strong>in</strong>d. Doch alle wünschen<br />

sich mehr Kontakte nach außen, zu Angehörigen,<br />

Freunden, Bekannten. Dah<strong>in</strong>ter ist<br />

<strong>der</strong> große Wunsch herauszuhören, irgendwann<br />

wie<strong>der</strong> außerhalb e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung<br />

zu leben, alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beziehung,<br />

letztlich die Krankheit zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Und genau dar<strong>in</strong> möchten die Bewohner<br />

unterstützt werden, auch und gerade wenn<br />

es viele so empf<strong>in</strong>den wie Claus B.: »Es ist<br />

noch e<strong>in</strong> langer Weg.« //<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


18 Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />

Fasz<strong>in</strong>ation Weltall –<br />

Fremde Galaxien zu Gast<br />

im Café ESS PE ZET<br />

Kunst im ESS PE ZET<br />

»Wenn wir spät abends das Licht <strong>der</strong> Sterne<br />

betrachten, werfen wir e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> die<br />

Vergangenheit. Denn das Licht ist schon<br />

viele tausend Jahre unterwegs«, leitete Raimund<br />

Hilbrandt die Vernissage se<strong>in</strong>er Ausstellung<br />

im Café ESS PE ZET des Sozialpsychiatrischen<br />

Verbundes <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>enberger<br />

Allee <strong>in</strong> Düsseldorf e<strong>in</strong>. Die farbenprächtigen<br />

Bil<strong>der</strong> <strong>in</strong> Acryl und Öl bilden wirklich<br />

existierende Sonnen, Sterne und Monde ab.<br />

Raimund Hilbrandt entdeckte se<strong>in</strong>e Leidenschaft<br />

für das Malen und se<strong>in</strong> Können zeitgleich<br />

mit se<strong>in</strong>er Fasz<strong>in</strong>ation für das Weltall.<br />

»Erst mit dem richtigen Motiv entstand bei<br />

mir <strong>der</strong> Drang, Bil<strong>der</strong> zu schaffen«, erklärte<br />

<strong>der</strong> Künstler, immer noch fast selbst e<strong>in</strong><br />

bisschen erstaunt über diese Wendung. Die<br />

Zuschauer <strong>der</strong> gut besuchten Vernissage<br />

kamen schnell über die unglaublichen Entfernungen<br />

und Größen, die Farben und Formen<br />

<strong>der</strong> Planeten <strong>in</strong>s Gespräch. Musikalisch<br />

wurde <strong>der</strong> Abend von <strong>der</strong> Band »Warm up«<br />

begleitet, die diesmal überraschend leise<br />

Töne beisteuerte. Re<strong>in</strong> akustisch wurden<br />

Coversongs und sogar e<strong>in</strong> selbst getexteter<br />

Düsseldorf-Song vorgetragen. E<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong><br />

die Zukunft wagte <strong>der</strong> Künstler dann auch.<br />

Außer, dass er weiter malen will, steht e<strong>in</strong>s<br />

fest: In fünf Milliarden Jahren ist Schluss,<br />

»dann wird unsere Sonne die gute, alte Erde<br />

schlucken.« Wie immer man diese Aussicht<br />

f<strong>in</strong>den mag, das Betrachten <strong>der</strong> Werke Raimund<br />

Hilbrandts lohnt auf jeden Fall. //<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 2/<strong>2013</strong>


Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik 19<br />

Die Goldene Regel – e<strong>in</strong> Rückblick<br />

Seit Oktober 2011 gilt per Dienstvere<strong>in</strong>barung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> die »Goldene Regel«, e<strong>in</strong>e Selbstverpflichtung<br />

aller Mitarbeitenden zum Umgang mit den uns anvertrauten<br />

Klienten und <strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Mitarbeitervertreter Andreas Becker hält e<strong>in</strong>en<br />

kritischen Rückblick.<br />

Die E<strong>in</strong>führung dieser Regel zog e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von zum Teil sehr emotional<br />

geführten Diskussionen nach sich.<br />

Langgediente Mitarbeitende fühlten<br />

sich geradezu provoziert, wurde<br />

ihnen doch offenbar e<strong>in</strong>e Handlungs-<br />

und Werteanleitung auferlegt,<br />

die sie schon immer <strong>in</strong> ihrer täglichen<br />

Arbeit gelebt und praktiziert<br />

haben. Jüngere Kollegen fürchteten<br />

arbeitsrechtliche Konsequenzen,<br />

sollten sie sich nicht strikt an diese<br />

Regel halten. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hielten<br />

das Ganze für puren Aktionismus<br />

und für gänzlich überflüssig.<br />

Aber worum geht es denn eigentlich<br />

bei dieser »Goldenen Regel«?<br />

Es geht um Würde, Selbstbestimmung,<br />

Wertschätzung, psychische<br />

und physische Gesundheit, Fehlervermeidung,<br />

Loyalität, Toleranz und<br />

Kompetenz. <strong>Das</strong> alles s<strong>in</strong>d D<strong>in</strong>ge,<br />

die wir ganz selbstverständlich für<br />

uns selbst reklamieren würden. Die<br />

Frage ist nur: Verhalten wir uns<br />

an<strong>der</strong>en gegenüber ganz selbstverständlich<br />

auch so?<br />

Die Antwort: Ja, das tun wir zum<br />

überwiegenden Teil.<br />

In unserer täglichen Arbeit ist<br />

immer zu erleben, wie Mitarbeitende<br />

ihren Klienten respektvoll und auf<br />

Augenhöhe begegnen, wie sie sich<br />

<strong>in</strong>dividuell auf die Eigenheiten des<br />

E<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong>lassen, um geme<strong>in</strong>sam<br />

mit ihm Wege zur För<strong>der</strong>ung und<br />

Teilhabe zu f<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> zu entwickeln,<br />

sei es <strong>in</strong> ihrer Arbeit o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

ihrem privaten Umfeld. Wir unterstützen,<br />

wo es notwendig ist, wir<br />

möchten aber auch die vorhandenen<br />

Ressourcen erkennen und ausbauen.<br />

Teams, die immer wie<strong>der</strong> ihr<br />

Handeln h<strong>in</strong>terfragen und ihre Arbeitskonzepte<br />

an sich verän<strong>der</strong>nde<br />

Gegebenheiten anpassen. Man<br />

erlebt <strong>in</strong>tensiven fachlichen und<br />

kollegialen Austausch und <strong>in</strong>haltlichkontroverse<br />

Diskussionen. Man<br />

erlebt Kollegen, die immer neue Angebote<br />

und Anreize bieten, um ihre<br />

Klienten wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Man erlebt<br />

Vorgesetzte, die das Potenzial ihrer<br />

Mitarbeitenden erkennen, schätzen<br />

und för<strong>der</strong>n.<br />

Dennoch laufen wir <strong>in</strong> unserer Arbeit<br />

und im Privaten, bed<strong>in</strong>gt durch<br />

Umwelt- o<strong>der</strong> zwischenmenschliche<br />

Faktoren, immer wie<strong>der</strong> Gefahr,<br />

uns gegenüber unserem Gegenüber<br />

nicht wertschätzend o<strong>der</strong> respektvoll<br />

zu verhalten. <strong>Das</strong> ist nur allzu<br />

menschlich und wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

schon jedem auf die e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Art passiert. Es s<strong>in</strong>d aber genau<br />

diese Situationen, die wir für uns<br />

erkennen und reflektieren müssen,<br />

mit <strong>der</strong> Fragestellung: »Möchte ich<br />

so behandelt werden?« Und wenn<br />

nicht, dann erfor<strong>der</strong>t es auch Mut,<br />

sich für se<strong>in</strong> Fehlverhalten zu entschuldigen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Kollegen<br />

o<strong>der</strong> Klienten se<strong>in</strong> Verhalten zu<br />

spiegeln.<br />

An dieser Stelle ist es gut, sich<br />

auf die »Goldene Regel« zu bes<strong>in</strong>nen,<br />

sie vor Augen zu haben und<br />

noch e<strong>in</strong>mal zu ver<strong>in</strong>nerlichen.<br />

Sie sollte die Überschrift unseres<br />

Handelns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit als auch im<br />

Privaten se<strong>in</strong>. Die Umsetzung <strong>der</strong><br />

»Goldenen Regel« ist e<strong>in</strong> Prozess<br />

und ke<strong>in</strong> Schalter, den man umlegt.<br />

Nur dadurch, dass je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne sie<br />

an jedem Tag vorzuleben versucht,<br />

kann sie sich <strong>in</strong> unserem Denken<br />

verankern. <strong>Das</strong> ist nicht immer<br />

leicht und auch immer wie<strong>der</strong> von<br />

Rückschlägen begleitet. Man kann<br />

aber mit Überzeugung sagen, dass<br />

wir alle bereits e<strong>in</strong> gutes Stück auf<br />

diesem Weg vorangekommen s<strong>in</strong>d<br />

und es auch schon waren, bevor es<br />

die »Goldene Regel« gab. Trotzdem<br />

kann man sie als Vorteil sehen, weil<br />

dort <strong>in</strong> ganz e<strong>in</strong>fachen Worten alles<br />

steht, was uns <strong>in</strong> unserer Arbeit und<br />

im Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wichtig se<strong>in</strong><br />

sollte:<br />

Alles, was ihr<br />

wollt, dass euch<br />

die Menschen<br />

tun, das tut auch<br />

ihr ihnen ebenso.<br />

Matthäus 7,12<br />

Andreas Becker, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Mitarbeitervertretung <strong>der</strong><br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Sozialpsychiatrie<br />

& Heilpädagogik<br />

2/<strong>2013</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>


Do 15.03.2012<br />

18 Uhr<br />

Vortrag: Vorsorgevollmacht /<br />

Patientenverfügung, Referent: Klaus<br />

Niel<br />

Walter-Kobold-Haus, E<strong>in</strong>brunger Straße 71,<br />

Die Goldene Regel ist e<strong>in</strong>e<br />

Selbstverpflichtung aller<br />

Mitarbeitenden <strong>der</strong><br />

Geschäfts bereiche <strong>der</strong><br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Als Dienstvere<strong>in</strong>barung<br />

leitet sie unsere Arbeit seit<br />

dem 1. November 2011<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Düsseldorf-Wittlaer<br />

Di 24.04.2012<br />

17 Uhr<br />

Vortrag: Vorsorgevollmacht /<br />

Patientenverfügung, Referent: Klaus<br />

Niel<br />

Dorotheenpark Seniorenzentrum,<br />

Café L<strong>in</strong>de, Horster Allee 5 <strong>in</strong> Hilden<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

So 17.06.2012<br />

11-17 Uhr<br />

Sommerfest auf <strong>der</strong> Kastanienwiese<br />

Johannes-Karsch-Weg, Düsseldorf-Wittlaer<br />

Düsseldorf-Wittlaer<br />

Goldene<br />

Alles, was ihr<br />

wollt, dass euch<br />

die Menschen<br />

tun, Fr das 16.03.2012 tut auch<br />

16 Uhr<br />

Mo 30.04.2012<br />

Regel<br />

Do 21.06.2012<br />

ihr ihnen ebenso.<br />

Ausstellungseröffnung: Mo<strong>der</strong>ne<br />

14.30 Uhr<br />

18 Uhr<br />

Matthäus expressionistische 7,12<br />

Werke und an<strong>der</strong>e von Tanz <strong>in</strong> den Mai mit dem Harmonika- Vortrag: L<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Heim – lebenswürdig<br />

Mario Schlussnuss im Rahmen des<br />

Orchester Notenzauber Hilden<br />

bis zum Schluss, Referent: Dr. Claudius<br />

Kunstforums EigenArt<br />

1.<br />

im Haus Ahorn<br />

Löns<br />

Café ESS PE ZETT, <strong>Graf</strong>enberger Allee 345, Dorotheenpark Seniorenzentrum,<br />

Walter-Kobold-Haus, E<strong>in</strong>brunger Straße 71,<br />

Düsseldorf<br />

Horster Allee 7, Hilden<br />

Düsseldorf-Wittlaer<br />

Fr 23.03.2012<br />

Wir achten die unverlierbare<br />

11-17 Uhr<br />

Würde, die E<strong>in</strong>maligkeit Do 03.05.2012 und die Selbstbestimmung<br />

<strong>der</strong> 18 Menschen, Uhr die wir beglei-<br />

Do 16.08.2012<br />

Tag <strong>der</strong> Offenen Tür <strong>in</strong> <strong>der</strong> DiFS<br />

E<strong>in</strong>brunger Straße 82,<br />

Vortrag: <strong>Das</strong> Alter als Nachspeise,<br />

ten; wir richten unser Handeln an ihren<br />

18 Uhr<br />

Düsseldorf-Wittlaer<br />

Referent: Erich Schützendorf<br />

Vortrag: Wirkung von klassischer<br />

beson<strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

Walter-Kobold-Haus,<br />

und Fähigkeiten<br />

E<strong>in</strong>brunger Straße 71, Homöopathie bei Beschwerden des alten<br />

aus und schützen Düsseldorf-Wittlaer<br />

ihre Privatsphäre.<br />

Menschen, Referent<strong>in</strong>: Christiane Trett<strong>in</strong><br />

2. 5.<br />

Walter-Kobold-Haus, E<strong>in</strong>brunger Straße 71,<br />

Düsseldorf-Wittlaer<br />

So 25.03.2012<br />

15.30 Uhr<br />

Sa 12.05.2012<br />

Wir tragen aktiv zu e<strong>in</strong>em<br />

Wir<br />

Ausstellungseröffnung »Vorfreude« 11 för<strong>der</strong>n Uhr das Wohl <strong>der</strong><br />

konstruktiven Sa 01.09.2012 und wert s chätzenden<br />

Menschen, die wir<br />

Großblumen aus Filz<br />

2. Integratives begleiten. Sportfest Wir orientieren<br />

uns an ihren des Stärken, Heilpädagogischen suchen mit Verbunds ihnen <strong>in</strong> und Sommerfest im Kontakt im mit Dorotheenpark Angehörigen und<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> 13-18 Uhr <strong>in</strong> unserer Zusammenarbeit<br />

Walter-Kobold-Haus,<br />

E<strong>in</strong>brunger Straße 71, Düsseldorf-Wittlaer nach ihren Ressourcen Kooperation und mit achten an<strong>der</strong>en ihre Trägern<br />

Horster Allee 5-7, Hilden<br />

Partnern bei. In schwierigen Konflikten<br />

Grenzen. Sportanlage »Am Bandsbusch« <strong>in</strong> Hilden<br />

und Gesprächssituationen suchen wir<br />

3.<br />

kollegialen fachlichen Rat o<strong>der</strong> externe<br />

Sa 14.04.2012<br />

Unterstützung.<br />

15.30 Uhr<br />

Sa 02.06.2012<br />

6.<br />

Operettenkonzert im Walter-Kobold-Haus Wir 15.30 treten Uhr Gefährdungen des<br />

Do 20.09.2012<br />

E<strong>in</strong>brunger Straße 71, Düsseldorf-Wittlaer Konzert mit dem Krefel<strong>der</strong> Trio –<br />

18 Uhr<br />

Wohls <strong>der</strong> uns anvertrauten Musikalische Reise Menschen um die Welt<br />

Vortrag: Wenn die Scheibe Wurst zum<br />

aktiv und schützend Walter-Kobold-Haus, entgegen, wir E<strong>in</strong>brunger sprechen Straße 71, Brillentuch wird Wir br<strong>in</strong>gen – »dem Eigen-S<strong>in</strong>n unsere Fachkompetenz<br />

Menschen zum mit Demenz Wohl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Menschen Chance e<strong>in</strong>,<br />

von<br />

Fehler offen und Düsseldorf-Wittlaer<br />

<strong>in</strong> angemessener Weise<br />

an und unternehmen alles zu ihrer zukünftigen<br />

Vermeidung. Wir treten aktiv für die und Walter-Kobold-Haus, Fertigkeiten durch E<strong>in</strong>brunger Fort- und Straße Wei-<br />

71,<br />

entwickeln geben«, Referent: unsere Erich fachlichen Schützendorf Kenntnisse<br />

Do 19.04.2012<br />

Düsseldorf-Wittlaer<br />

Beachtung und Umsetzung von fach lichen terbildung stetig weiter und nutzen die<br />

18 Uhr<br />

Sa 09.06.2012<br />

Standards e<strong>in</strong>.<br />

Vortrag: Was müssen K<strong>in</strong><strong>der</strong> dazu zahlen? 14.30 Uhr<br />

Möglichkeiten auch zur Erweiterung<br />

4.<br />

Referent: Rechtsan. Christian Müssemeyer Gartenfest Haus Ahorn<br />

durch Teilnahme an Angeboten zur Supervision<br />

und Reflektion unserer Arbeit<br />

Walter-Kobold-Haus, E<strong>in</strong>brunger Straße 71, Dorotheenpark, Horster Allee 7, Hilden<br />

<strong>in</strong> regelmäßigen Mitarbeitendengesprächen.<br />

Wir verhalten uns unseren<br />

7.<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen sowie <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

gegenüber loyal, för<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e vertrau-<br />

Veranstaltungen & Term<strong>in</strong>e<br />

ensvolle Teamarbeit und stärken unsere<br />

Frühjahr & Dienstgeme<strong>in</strong>schaft. Sommer 2012<br />

Wir achten auf unsere<br />

eigene körperliche und emotionale<br />

Gesundheit und nehmen selbst Hilfe<br />

<strong>in</strong> Anspruch, wenn wir Gefährdungen<br />

wahrnehmen o<strong>der</strong> auf Gefährdungen<br />

weitere Term<strong>in</strong>e und Nachrichten<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> f<strong>in</strong>den<br />

Sie tagesaktuell auf <strong>der</strong> Homepage<br />

www.graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de/news<br />

h<strong>in</strong>gewiesen werden.<br />

Die <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> ist Mitglied des Diakonischen<br />

Werkes <strong>der</strong> evangelischen Kirche im Rhe<strong>in</strong>land e.V.

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