16.10.2019 Aufrufe

Seiffener Art – DREGENO Magalog 2019-20

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SACHSENS GLANZ UND GLORIA<br />

5<br />

Die historische Tracht,<br />

die die Bergleute zur<br />

großen Parade im Plauenschen<br />

Grund zur Fürstenhochzeit<br />

1719 trugen,<br />

bildete das Vorbild für<br />

das Habit der <strong>Seiffener</strong><br />

Berg- und Hüttenknappschaft.<br />

Die Geschichte des Erzgebirges<br />

wird oft als eine Geschichte der Entbehrungen<br />

erzählt: karge Böden,<br />

schroffe Felsen, dunkle Wälder bestimmten<br />

das Leben. Dem rauen Boden<br />

rangen die Bergleute in schwerer<br />

Arbeit seine Schätze ab: Silber<br />

und Zinn, Kupfer und Kobalt. Mit<br />

Fleiß, Schaffenskraft und wegweisenden<br />

technischen Innovationen<br />

erarbeiteten sie sich Ansehen, Würde<br />

und Stand. Ein Ansehen, das auch<br />

am sächsischen Königshof hoch<br />

geschätzt wurde <strong>–</strong> wie die faszinierende<br />

Geschichte untermauert, die<br />

Dr. Igor Jenzen jüngst aus 300 Jahre<br />

alten Kupferstichen herauslas. Das<br />

Bild, das sich da von den Anfängen<br />

der Erzgebirgischen Volkskunstmotive<br />

zeichnet, ist alles andere als ein<br />

Bild der Entbehrung. Es ist das Bild<br />

des stolzen Bergmanns, der vom König höchstselbst in<br />

die Residenzstadt berufen wird, um dort vom Reichtum<br />

des sächsischen Hofes zu zeugen, welcher der achtbaren<br />

Arbeit der Bergleute des Erzgebirges entspringt.<br />

Räuchermann »August<br />

der Starke«, H: 26 cm<br />

146/1446 72,50 €<br />

»Wir schreiben das Jahr 1719«, beginnt Igor Jenzen seine<br />

Geschichte. »Am Dresdner Hof feierte man die Hochzeit<br />

des Jahrhunderts. Kurfürst August der Starke verheiratete<br />

seinen Sohn Friedrich August mit<br />

der Kaiserstochter Maria Josepha<br />

und sicherte den Wettinern damit<br />

erstmals in der Geschichte einen<br />

Anspruch auf den Kaiserthron. Ab<br />

sofort spielten die Sachsen in einer<br />

Liga mit dem Kaiser. Das Fest musste<br />

dem Anlass angemessen sein <strong>–</strong> es<br />

sollte den berühmten Festlichkeiten<br />

des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in<br />

nichts nachstehen. Einen Monat<br />

lang wurde in Dresden gefeiert, und<br />

ganz Europa schaute fasziniert zu.<br />

Den Höhepunkt des Spektakels bildete<br />

das Saturnfest im Plauenschen<br />

Grund. Als Gott der Unterwelt war<br />

Saturn auch für den Bergbau zuständig<br />

<strong>–</strong> und dem Bergbau im Erzgebirge<br />

verdankte der Dresdner Hof<br />

seinen Reichtum. So ließ der König<br />

erstmals in der Geschichte erzgebirgische<br />

Bergleute nach Dresden holen. In einer großen<br />

Bergparade durften sie sich vor den adligen Gästen aus<br />

aller Welt präsentieren. Der Aufmarsch war gigantisch:<br />

1400 Bergleute paradierten vor dem König.<br />

Detail des mechanischen Schwibbogens »Cynsifen«<br />

aus der <strong>Seiffener</strong> Manufaktur Klaus Kolbe<br />

Was sie an diesem Tag erlebten, war für sie ein Blick ins<br />

Paradies: Der König hatte eigens für das Saturnfest einen<br />

hölzernen Tempel errichten lassen. Bestückt mit<br />

Tausenden Lichtern erstrahlten über seinem Eingang<br />

drei halbrunde Bögen, flankiert von vier ›Pyramiden‹, die<br />

ebenfalls hell erleuchtet waren. Die Bergleute marschierten<br />

im Zickzack von einer Hochebene hinunter in den

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!