Seiffener Art – DREGENO Magalog 2019-20
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18 WERKSTATTGESCHICHTEN<br />
Lichterspiele<br />
aus dem Jungbrunnen<br />
VON SYLVA-MICHÈLE STERNKOPF | FOTOS: MANUELA HAMBURG<br />
Ganz weit im Süden, dort wo die Menschen beim Reden<br />
schon den lässigen Singsang des Vogtlandes pflegen,<br />
erstreckt sich der »letzte Zipfel« des Erzgebirges <strong>–</strong> mit<br />
allem, was dazugehört: dicht bewaldeten Bergen, weiten<br />
Blumenwiesen und natürlich der Holzkunst. Nur hat<br />
sie hier weniger mit dem Bergbau zu tun als vielmehr<br />
mit der Tradition des Bürstenmachens. Bürstengriffe,<br />
Besenstiele und dergleichen Haushaltsutensilien fertigte<br />
man hier im vorigen Jahrhundert <strong>–</strong> natürlich alles<br />
aus Holz. Und so entwickelte sich hier eine Tradition der<br />
Holzbearbeitung, die auch das erzgebirgische Brauchtum<br />
erfasste. Ein richtiges kleines Holzkunst-»Cluster«,<br />
wie man es in neudeutscher Wirtschaftssprache nennen<br />
würde, hat sich zwischen Schönheide, Steinberg und Aue<br />
gebildet. Einer der Kunsthandwerker aus dem »Zipfel«<br />
ist Torsten Unger, Holzspielzeugmacher, Unternehmer<br />
und dreifacher Opa. Opa? Das will man gar nicht glauben,<br />
wenn man den schlanken, hochgewachsenen Typen<br />
sieht, der da in schwarzer Jeans und lässigem Marken-T-<br />
Shirt vor einem steht. Höchstens Anfang vierzig würde<br />
man ihn schätzen. Tochter Julia, die gleich neben dem<br />
Eingang sitzt und kleinen Kurrendefiguren die Köpfe anleimt,<br />
schaut kurz auf und lächelt uns an. Auch sie wirkt<br />
eher wie Anfang <strong>20</strong> als 30, dabei war sie es, die für Torsten<br />
Ungers dreifachen Enkelsegen in so jugendlichen Jahren<br />
sorgte. Die Luft im Zipfel scheint jung zu halten. Vielleicht