Wheelchair Basketball
Das Magazin rund um den Schweizer Rollstuhlbasketball. Inhalt: Interview mit Maurice Amacher, Wayra Huber und Nicolas Hausammann
Das Magazin rund um den Schweizer Rollstuhlbasketball.
Inhalt: Interview mit Maurice Amacher, Wayra Huber und Nicolas Hausammann
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ALLES ÜBER ROLLSTUHLBASKETBALL IN DER SCHWEIZ<br />
Oktober 2019<br />
Ausgabe Nr. 1<br />
WHEELCHAIR<br />
BASKETBALL<br />
MAGAZIN<br />
SCHWERPUNKT<br />
INTERVIEW<br />
MIT<br />
MAURICE<br />
NICOLAS<br />
AMACHER<br />
NICOLAS HAUSAMMANN<br />
über seine Arbeit als<br />
Nati-Coach<br />
FRÉDÉRIC VANNAY<br />
wie kann Rollstuhlbasketball<br />
fair gespielt werden?<br />
WAYRA HUBER<br />
Das Nachwuchstalent
Wir fördern Schweizer Schneesporttalente<br />
Erfolgreich – seit 1995
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Eine Maturaarbeit über das Thema Rollstuhlbasketball - Wie kam es dazu?<br />
Ich, als sogenannt „gesunde Spitzensportlerin“, bin immer wieder begeistert von den sportlichen<br />
Leistungen, die körperlich eingeschränkte Menschen erbringen. Solche Sportler wollte<br />
ich unbedingt näher kennen lernen. Im Verlauf meiner Nachforschungen bin ich auf die faszinierende<br />
Sportart Rollstuhlbasketball gestossen. Die Idee ein Online-Magazin rund um das<br />
Thema Rollstuhlbasketball in der Schweiz war so schnell entstanden.<br />
Auf der Suche nach entsprechenden Sportlern kam ich vorerst in Kontakt mit sehr kompetenten<br />
Personen aus dem Umfeld dieser Sportart. Alle stellten sich spontan für ein Interview zur<br />
Verfügung. Durch die Vermittlung von Nicolas Hausammann lernte ich auch den professionellen<br />
Rollstuhlsportler Maurice Nicolas Amacher, kennen. Das Interview mit ihm können Sie in<br />
diesem Heft lesen. Ausserdem finden Sie viel Wissenswertes rund um die Sportart Rollstuhlbasketball.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken.<br />
Für „Nicht-Insider“ noch folgende Anmerkungen:<br />
<strong>Wheelchair</strong> <strong>Basketball</strong> ist die internationale Bezeichnung für Rollstuhlbasketball und somit<br />
auch der Name meines Online-Magazins. Fussgänger-<strong>Basketball</strong> ist die Bezeichnung für das<br />
klassische <strong>Basketball</strong> als Unterscheidung zum Rollstuhlbasketball.<br />
Nun wünsche ich Ihnen ganz viel Freude beim Lesen von “<strong>Wheelchair</strong> <strong>Basketball</strong>”.<br />
Seraina König<br />
Zur Autorin:<br />
Seraina König besucht das 4. Gymnasium der Schweizerischen Sportmittelschule<br />
in Engelberg. Das Online-Magazin zum Thema Rollstuhlbasketball<br />
verfasste sie anlässlich ihrer Maturaarbeit. Seraina König<br />
gehört zu den besten Nachwuchs Biathletinnen der Schweiz. Neben<br />
zahlreichen nationalen und internationalen Podestplätzen wertet sie den<br />
8. Rang in der Mixed Staffel und den 14. Rang im Einzel am Europäischen<br />
Olympischen Jugend Festival 2019 in Sarajevo als ihre grössten<br />
Erfolge. Nachdem sie nun zum ersten Mal olympische Luft geschnuppert<br />
hat, träumt sie von einer Teilnahme bei der «richtigen» Olympiade.
Inhalt<br />
14<br />
Maurice<br />
Nicolas<br />
Amacher<br />
im Interview<br />
Das rollt....<br />
6 Nicolas<br />
Hausammann<br />
über seine<br />
Arbeit als<br />
Nati-Coach<br />
WHEELCHAIR BASKETBALL<br />
8 Ursina Camenzind<br />
über ihre langjährige Arbeit als<br />
Physiotherapeutin der<br />
Nationalmannschaft<br />
10 Frédéric Vannay<br />
erklärt ausführlich, wie die<br />
Klassifizierungen im<br />
Rollstuhlbasketball<br />
funktionieren.<br />
18 Daniel Gelbart<br />
Materialsponsor<br />
24 Wayra Huber<br />
das<br />
Nachwuchstalent
30 EM Bericht<br />
34 Ein etwas<br />
anderes Training bei<br />
den RCZS Hurricanes<br />
“<br />
20 Zehn Nachwuchs- &<br />
Spitzensportler wurden zum<br />
Thema Rollstuhlbasketball<br />
befragt.<br />
26 Massimo Galliano<br />
erklärt uns die wichtigsten<br />
Spielregeln<br />
28 Die Schweizer Liga<br />
32 Was macht<br />
eigentlich<br />
Rudolf Guldener -<br />
ehemaliger Nati-Coach<br />
35 Impressum
NICOLAS<br />
HAUSAMMANN ÜBER SEINE<br />
ARBEIT ALS NATI-COACH<br />
Nicolas Hausammann war selber als Profisportler in Deutschland und Italien<br />
aktiv und betreut nun als Coach die Rollstuhlbasketball Nationalmannschaft.<br />
Neben dieser Tätigkeit arbeitet er als Sportmanager bei der Schweizer Paraplegiker<br />
Vereinigung.<br />
(sk) Nicolas Hausammann, als Coach kannst<br />
du uns kompetent Auskunft geben zur Nationalmannschaft.<br />
Wo steht diese Mannschaft<br />
sportlich im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Teams?<br />
„Die Schweiz belegt zurzeit den 10. Rang im europäischen<br />
Ranking. Für die EM 2019 hat sich<br />
die Mannschaft bereits an der letzten Europameisterschaft<br />
mit dem 10. Platz qualifiziert. Das<br />
Ziel ist jedoch die Teilnahme an den Paralympics<br />
oder an der WM. Dafür müsste die Mannschaft<br />
allerdings nochmals fünf Plätze vorrücken. Das<br />
ist mit der momentanen Ausgangslage schwierig,<br />
da nur drei Profis im Team sind und gegenüber<br />
anderen Mannschaften grosse Schwierigkeiten<br />
bestehen, konstant ein gutes Kader zu<br />
bilden. Zur Vorbereitung auf die EM trifft sich<br />
die Mannschaft zu sechs Trainingswochenenden<br />
und wird zwei bis drei Turniere spielen. Zusätzlich<br />
wird die Form im Swiss Olympic Medical<br />
Center getestet. Die Schweiz ist ein kleines<br />
Land und es ist daher schwer, genügend Nachwuchsspieler<br />
zu rekrutieren. Es gibt dabei verschiedene<br />
Herangehensweisen:<br />
a. Sie sind in der Rehabilitation in Nottwil oder<br />
einem anderen Querschnittszentrum und werden<br />
in einer Sportberatung auf das Angebot aufmerksam<br />
gemacht.<br />
b. Fussgänger mit einer schweren Knie- oder<br />
Fussverletzung versuchen wir über die J&S<br />
Trainer, die zwei Lektionen Rollstuhl <strong>Basketball</strong><br />
erhalten, zu erreichen.<br />
c. Geburtsbehinderte versuchen wir über Elternverbände<br />
und polysportive Einstiegsangebote<br />
zu erreichen.“<br />
Wie motivierst du deine Spieler zu Bestleistungen?<br />
«Diese müssen bereits motiviert kommen,denn<br />
sonst würden sie der Belastung in den Tranings<br />
nicht standhalten. Natürlich versuche ich die<br />
Motivation durch positive Unterstützung und immer<br />
neue Herausforderungen und Ziele zu steigern.<br />
Ausserdem haben in unserem System alle<br />
eine grosse Handlungsfreiheit und dadurch ist<br />
das Spiel sehr kreativ und spannend.“<br />
Bis zu welchem Alter kann man Rollstuhlbasketball<br />
auf Spitzenniveau betreiben?<br />
«Nun ja, das geht etwas länger als in anderen<br />
Sportarten. Wenn man aber sieht, mit welch jungem<br />
Team die Briten im vergangenen Jahr die<br />
WM gewonnen haben, dann muss man sagen,<br />
dass auch hier ein Umbruch kommt. Realistisch<br />
gesehen, ist die obere Grenze bei ungefähr 40<br />
Jahren, danach gibt es Ausnahmen die sich<br />
noch in der Europaspitze behaupten können.“<br />
| 6
«Natürlich versuche ich<br />
die Motivation durch<br />
positive Unterstützung<br />
und immer neue Herausforderungen<br />
und Ziele zu<br />
steigern»<br />
Nicolas Hausammann<br />
| 7
«Rollstuhlsportler sind oft härter im Nehmen»<br />
Ursina Camenzind<br />
Langjährige Physiotherapeutin der Nationalmannschaft<br />
| 8
Ursina Camenzind ist eine ausgebildete Physiotherapeutin und betreute die Nationalmannschaft<br />
von 2009 bis 2017. Dazu gekommen ist es, weil der damalige Nationalmannschafts<br />
Coach gleichzeitig ihr <strong>Basketball</strong> Trainer war. Die einstige Physiotherapeutin war zurückgetreten<br />
und so wurde sie angefragt, ob sie diesen Job übernehmen könnte.<br />
(sk) Was unterscheidet sich bei der Betreuung<br />
von Rollstuhlsportlern zu Fussgängern?<br />
“Im Grossen und Ganzen sind es keine allzu<br />
grossen Unterschiede. Es gibt aber sicher einige<br />
Dinge, die man beachten muss. Beim Rollstuhlbasketball<br />
gibt es eine grosse Spannbreite<br />
an Behinderungsgraden. Bei Spielern, die auch<br />
im Alltag komplett auf den Rollstuhl angewiesen<br />
sind, ist es wichtig daran zu denken, dass diese<br />
Spieler im Alltag sehr stark von ihrer Armfunktion<br />
abhängig sind. Tiefpunktige Spieler, Spieler<br />
also welche eine starke Einschränkung haben,<br />
das heisst wenig bis keine Funktion der Rumpfmuskulatur,<br />
können auch vom Rumpf her nicht<br />
kompensieren und sind noch viel mehr auf ihre<br />
Arme angewiesen. Hier gilt es allzu starke Überbelastungen<br />
zu verhindern. Ganz vermeiden<br />
lassen sich Überbelastungen im Leistungssport<br />
nicht. Bei diesen Spielern muss ich als Physio<br />
eher mal raten, eine Pause einzulegen oder eine<br />
Übung oder Trainingssequenz anzupassen. Vor<br />
allem Handgelenke und Schultern werden im<br />
Rollstuhlbasketball stark beansprucht und sind<br />
bei Rollstuhlfahrern auch täglich bei Transfers<br />
und beim Fortbewegen im Fokus. Bei Fussgängern<br />
ist eine Überbeanspruchung von Trai-ning<br />
oder Wettkampf viel eher kompensierbar. Ebenfalls<br />
wichtig, um solche Überbelastungen und<br />
auch Verletzungen zu vermeiden, ist ein gutes<br />
Stabilisationstraining der oberen Extremität<br />
(am wichtigsten der Schultern) und sofern vorhanden,<br />
vom Rumpf. Hier braucht es als Physio<br />
z.T. etwas mehr Kreativität, da nicht für alle<br />
die gängigen Ausgangsstellungen möglich sind.<br />
Gerade wenn man gewisse Übungssessionen<br />
im Team zusammen machen will, ist Flexibilität<br />
und Kreativität gefragt, weil man die Übungen<br />
individuell anpassen muss. Dies ist aber auch oft<br />
mit viel Spass verbunden. Ausserdem spielen je<br />
nach Behinderung noch andere Faktoren mit,<br />
welche die Leistung, respektive die Gesundheit,<br />
mit beeinflussen können und die beachtet werden<br />
müssen, wie z.B. vermindertes Schwitzen<br />
oder Anfälligkeit auf Infekte etc.”<br />
Rollstuhlbasketball ist eine sehr körperbetonte<br />
Sportart. Gibt es daher viele Verletzungen,<br />
wenn ja welche?<br />
“Während meiner Einsatzzeit gab es zum Glück<br />
nicht allzu viele Verletzungen. Prellungen von<br />
Stürzen oder Zusammenstössen gibt es öfters.<br />
Stauchungen oder auch Brüche von Fingern<br />
sind auch nicht selten. An den Schultern kommen<br />
relativ häufig Überlastungsgeschichten vor.<br />
Meine grösste Angst war immer, dass sich einer<br />
die Schulter ausrenkt, was zum Glück nie vorkam.<br />
Bei den meisten ist die Schultermuskulatur<br />
auch so stark ausgeprägt, dass dies wahrscheinlich<br />
auch nur sehr schwer möglich ist,<br />
gerade bei jungen, neuen Spielern könnte das<br />
aber schon mal passieren. Auch gibt es manchmal<br />
wunde Stellen an den Händen oder auch<br />
Druckstellen vom Sportstuhl (bei Spielern mit<br />
eingeschränkter Sensibilität). Ich würde aber<br />
nicht sagen, dass das Verletzungsrisiko sehr<br />
hoch ist.”<br />
Was sind die besonderen Herausforderungen<br />
beim Betreuen von Rollstuhlsportlern?<br />
Wie schon gesagt, finde ich nicht, dass sich die<br />
Betreuung von Rollstuhlsportlern gross unterscheidet<br />
zur Betreuung von Fussgängern. Meiner<br />
persönlichen Erfahrung nach, ist es zum Teil<br />
vielleicht sogar eher etwas „leichter“, da die<br />
Rollstuhlsportler oft etwas härter im Nehmen<br />
sind. Wahrscheinlich ist das aber vor allem auch<br />
Sportarten abhängig und beruht jetzt ganz alleine<br />
auf meiner persönlichen kleinen Erfahrung.<br />
Als Herausforderung, gerade im Rollstuhlbasketball,<br />
sehe ich die grossen individuellen Unterschiede<br />
der Sportler innerhalb eines Teams.<br />
Die Unterschiede der körperlichen Voraussetzungen<br />
sind riesig. Von einem der „nur“ ein kaputtes<br />
Knie hat, über jemanden der mit Spastik<br />
zu kämpfen hat, bis hin zum kompletten Paraplegiker.<br />
Das macht die Sache aber auch sehr<br />
spannend. Zudem führt es zu sehr grosser Toleranz<br />
untereinander, kann sehr anspornend sein<br />
und führt auch immer wieder zu bereichernden<br />
und auch komischen (im positiven Sinne) Situationen.”<br />
| 9
KLASSIFIZIERUNGEN<br />
WIE WERDEN<br />
KLASSIFIZIE<br />
VORGENOMM<br />
im<br />
wheelchair<br />
basketball<br />
WIE KÖNNEN<br />
MIT UNTERS<br />
BEEINTRÄCH<br />
FAIR MITEIN<br />
SPIELEN?<br />
| 10
RUNGEN<br />
EN?<br />
ATHLETEN<br />
CHIEDLICHEN<br />
TIGUNGEN<br />
ANDER<br />
Damit ein Ausgleich zwischen Menschen mit verschieden starken Beeinträchtigungen<br />
erreicht werden kann, werden die Spieler in verschiedene Klassifizierungen eingeteilt.<br />
Wie die Klassifizierungen vorgenommen werden erklärt uns der aktive Klassifizierer<br />
Frédéric Vannay.<br />
| 11
Wie kann Rollstuhlbasketball fair gespielt werden? -<br />
Frédéric Vannay erklärt<br />
Damit ein Ausgleich zwischen Menschen mit verschieden starken Beeinträchtigungen erreicht<br />
werden kann, werden die Spieler in verschiedene Klassifizierungen eingeteilt. «<strong>Wheelchair</strong><br />
<strong>Basketball</strong>» hat sich dazu mit dem aktiven Klassifizierer Frédéric Vannay unterhalten.<br />
(sk) „Wichtig ist es, zu wissen, dass die Einstufungen<br />
nur funktionell und nicht nach ärztlicher<br />
Diagnose vorgenommen werden. Früher fanden<br />
die Einstufungen nach Diagnose (polyomyekitis,<br />
paraplegie, amputiert) statt. Dies führte jedoch<br />
zu vielen funktionellen Unterschieden zwischen<br />
den Spielern und war damit unfair. Jetzt laufen<br />
diese Einstufungen nach Funktion in verschiedenen<br />
“planes” (Ebenen). In der Schweiz darf<br />
jedermann mit oder ohne Behinderung <strong>Wheelchair</strong><br />
<strong>Basketball</strong> spielen. Fussgänger bekommen<br />
4.5 Punkte Handicap. Um International zu spielen,<br />
benötigt es ein MD (Minimal Disability). Das<br />
heisst, dass es mindestens eine Einschränkung<br />
der Aktivität braucht, um Rollstuhlbasketball zu<br />
spielen. Ich beobachte die Spieler während des<br />
Jahres und nehme eine provisorische Klassifizierung<br />
nach einem Sportpass vor. In diesem sind<br />
verschiedene Informationen zu medizinischen,<br />
wie auch physiotherapeutischen Abklärungen<br />
wie, Muskeltests und Gelenksbeweglichkeit dokumentiert.<br />
Jeweils anfangs Saison bin ich an<br />
den nationalen Turnieren anwesend und mache<br />
eine definitive Klassifizierung. Hier reden die<br />
Spieler und Coaches der Mannschaften mit, wo<br />
es dann ab und zu auch etwas zu reklamieren<br />
gibt. Meine Einstufungen zählen auch international.<br />
Die Spieler werden jedoch auch von internationalen<br />
Klassifizierern noch einmal geprüft. Es<br />
kann vorkommen, dass ein Spieler dann noch<br />
einmal in eine andere Klasse eingeteilt wird. Ich<br />
persönlich kann nur in der Schweiz klassifizieren.<br />
Zum Klassifizierer bin ich geworden, als ich<br />
in Nottwil als Physiotherapeut gearbeitet habe.<br />
Da ich früher selber <strong>Basketball</strong>spieler war, habe<br />
ich mich sehr schnell für <strong>Wheelchair</strong> <strong>Basketball</strong><br />
interessiert und habe dann als Physiotherapeut<br />
nationale Mannschaften betreut. Danach absolvierte<br />
ich eine Ausbildung zum Klassifizierer<br />
und einige Jahre hatte ich sowohl Mannschaften<br />
betreut, als auch Spieler eingeteilt. Seit ich<br />
wieder in der Westschweiz lebe, habe ich nur<br />
noch das Mandat als Klassifizierer. Seit diesem<br />
Jahr ist Frédéric Vannay nicht mehr der einizige<br />
Kassifizierer der Schweiz. Es gibt nun drei weitere<br />
Klassifizierer, die Frédéric Vannay bei seiner<br />
Arbeit unterstützen. Als Klassifizierer ist es<br />
von Vorteil, wenn man Physiotherapeut ist oder<br />
Kenntnisse in anderen medizinischen Berufen<br />
hat, wo man sich mit der Funktionsweise des<br />
Körpers auseinandersetzt. Im Prinzip kann aber<br />
jedermann Klassifizierer werden.“<br />
« EINE MANNSCHAFT MIT<br />
5 SPIELERN DARF AUF DEM FELD<br />
INTERNATIONAL 14 PUNKTE,<br />
NATIONAL 14.5 PUNKTE<br />
AUFWEISEN»<br />
12
KLASSIFIZIERUNG<br />
1<br />
2<br />
Klasse 1: Der Spieler ist unfähig seinen<br />
Körper in die verschiedenen Ebenen zu<br />
bewegen. Das heisst, der Spieler hat nur<br />
geringe oder gar keine Rumpfkontrolle.<br />
Normalerweise können er den Ball nur<br />
über den Kopf mit einer Hand werfen.<br />
Klasse 2: Der Spieler ist fähig, seinen<br />
Brustkorb in den «transverse plane»<br />
zu bewegen. Dies bedeutet, dass<br />
dieser Spieler über eine teilweise<br />
Rumpfkontrolle verfügt. Er kann seinen<br />
Oberkörper drehen und ein wenig<br />
nach vorne beugen.<br />
3<br />
4<br />
Klasse 3: Der Spieler ist fähig, den Körper<br />
in den «sagital plane» zu bewegen.<br />
Das heisst, der Spieler kann sich nach<br />
vorne beugen und wieder zurück ohne<br />
dabei die Hände zur Unterstützung zu<br />
brauchen. Die Rumpfstabilität zur Seite<br />
ist jedoch nicht ausgeprägt. Dieser<br />
Spieler kann den Ball mit beiden Händen<br />
über den Kopf werfen.<br />
Klasse 4: Der Spieler ist fähig, den<br />
Körper in den «frontale plane» zu bewegen.<br />
Das bedeutet, er kann sich<br />
auf eine Seite beugen und sich aufsetzen<br />
ohne sich mit den Händen<br />
zu helfen. Kann sich der Spieler auf<br />
beide Seiten bewegen, besitzt er die<br />
Klasse 4.5.<br />
In der oberen Abbildung kann man<br />
erkennen, wie die Einteilung aufgrund<br />
der noch vorhandenen Beweglichkeit<br />
in den verschiedenen Ebenen erfolgt.<br />
Die verschiedenen Stufen werden<br />
zusätzlich noch um 0.5 Punkte erhöht,<br />
wenn ein Spieler etwas von der<br />
nächsthöheren Klasse besitzt. Somit<br />
gibt es acht verschiedene Einstufungsmöglichkeiten.<br />
Ausserdem bekommen<br />
in der Schweiz Frauen, Junioren<br />
und Senioren einen Bonus der<br />
die Anzahl der Punkte reduziert.<br />
!<br />
Neben der Grundbeweglichkeit,<br />
fliesen auch die<br />
Beschleunigung mit dem<br />
Rollstuhl, das Bremsen,<br />
das Dribbling und das Rebounding,<br />
in die Klassifizierung<br />
ein.<br />
| 13
«It’s hard to play wellbut<br />
it’s easy to work hard!»<br />
«Maurice Nicolas Amacher»<br />
14
Maurice Nicolas<br />
Amacher<br />
Der Captain des Deutschen Vereins<br />
Rhine River Rhinos gehört zu den<br />
Leistungsträgern der Schweizer Nationalmannschaft.<br />
| 15
Maurice Nicolas Amacher<br />
«love people and use things» «Maurice Nicolas Amacher»<br />
Der Captain des Deutschen Vereins Rhine River Rhinos gehört zu den<br />
Leistungsträgern der Schweizer Nationalmannschaft.<br />
(sk) Wo und wie bist du aufgewachsen?<br />
”Ich bin in Eich bei meinen Eltern<br />
und meinen zwei älteren<br />
Brüdern auf dem Land aufgewachsen.”<br />
Du warst sehr jung, als du<br />
deinen Unfall hattest. War<br />
deine Kindheit dadurch fest<br />
beeinträchtigt?<br />
“Meinen Autounfall hatte ich,<br />
als ich neun Monate alt war.<br />
Ich konnte ganz normal die<br />
Primarschule und Oberstufe<br />
besuchen und machte danach<br />
auch eine Ausbildung.<br />
Jedoch mussten andere Kinder<br />
Rücksicht auf mich nehmen.<br />
Zum Beispiel bei Spielen<br />
wie Fangen, mussten alle<br />
auf einem Bein hüpfen, wenn<br />
sie mich fangen wollten. Kindheit<br />
hatte ich aber eine tolle,<br />
da ich viele Freunde und die<br />
Unterstützung meiner Familie<br />
hatte. Schwieriger wurde es in<br />
der Oberstufe, in diesem Alter<br />
können Kinder halt sehr gemein<br />
sein und man entwickelt<br />
andere Interessen.”<br />
Du spielst schon seit langer<br />
Zeit im Ausland, vermisst du<br />
die Schweiz und kommst du<br />
viel hierher zurück?<br />
“Die Schweiz vermisse ich<br />
sehr. Meine Familie, meine<br />
besten Freunde sowie die<br />
Qualität und Sauberkeit, das<br />
alles gibt es halt nur zu Hause.<br />
Im Sommer bin ich oft in der<br />
Schweiz. Da haben wir auch<br />
die Lehrgänge der Nationalmannschaft.”<br />
Was hast du sonst noch für<br />
Hobbies?<br />
“Ich habe einen Hund, mit ihm<br />
bin ich sehr gerne draussen<br />
am Spazieren oder ich gehe<br />
in die Stadt. Ich höre immer<br />
Musik, von Klassisch über<br />
Hiphop zu Elektro höre ich<br />
eigentlich alles. Neben den<br />
vielen Trainings gehört natürlich<br />
Regeneration dazu. Die<br />
verbringe ich gerne auf der<br />
Couch und schaue Netflix. Ich<br />
bin ein grosser Fan von den<br />
Boston Celtics, das ist eine<br />
<strong>Basketball</strong>mannschaft in der<br />
NBA.”<br />
Arbeitest du noch neben<br />
dem Sport oder bist du Vollprofi?<br />
“Seit kurzem arbeite ich ein<br />
paar Stunden in der Woche<br />
in einem Sanitätshaus. Dies<br />
vor allem, damit ich berufliche<br />
Erfahrung in diesem Bereich<br />
sammeln kann.”<br />
Du hast zuerst Leichtathletik<br />
betrieben und konntest<br />
dich dort sogar für die Paralympics<br />
qualifizieren. Wie<br />
bist du also Profibasketballer<br />
geworden?<br />
“Ich habe einige Jahre Leichtathletik<br />
und <strong>Basketball</strong><br />
gemacht. Nach den Paralympics<br />
hatte ich eine grosse<br />
Operation. Da war ich beinahe<br />
für ein Jahr nur im Spital,<br />
in der Reha oder zuhause ans<br />
Bett gefesselt. 2009 habe ich<br />
dann mit der Talentschool in<br />
Luzern begonnen. Dies ist<br />
eine kaufmännische Ausbildung<br />
über vier Jahre, aber<br />
man hat nebenbei genügend<br />
Zeit, um zu trainieren. Ich<br />
musste mich aber für eine<br />
Sportart entscheiden. Nach<br />
der Ausbildung 2013, wagte<br />
ich den Schritt ins Ausland,<br />
um als Profi Rollstuhlbasketball<br />
zu spielen.”<br />
In welchen Vereinen/Ländern<br />
hast du schon gespielt?<br />
Und wie lange warst<br />
du jeweils dort?<br />
“Angefangen habe ich 2004<br />
in der Schweiz bei den Pilatus<br />
Dragons und seit 2013 bin ich<br />
im Ausland als Profi. Drei Jahre<br />
in Madrid, ein Jahr in Sardinien<br />
und seit 2017 in Wiesbaden.”<br />
Was war dein grösstes<br />
sportliches Highlight?<br />
“Die Paralympics 2008. Ansonsten<br />
hatte ich einige schöne<br />
Momente im Sport, diverse<br />
Titel, die ich gewinnen durfte<br />
und die Spiele der Nationalmannschaft.<br />
Seit 2013 zählen<br />
wir zu den besten zehn Teams<br />
in Europa.”<br />
16
«Ich bin Kapitän und Spielmacher der Mannschaft.<br />
Darum probiere ich das Team ein bisschen zu lenken - auf und neben dem Platz»<br />
«Maurice Nicolas Amacher»<br />
Wie gehst du mit sportlichen<br />
Niederlagen um?<br />
“Niederlagen gehören beim<br />
Sport dazu. Im Moment der<br />
Niederlage bin ich jedes Mal<br />
ein wenig niedergeschlagen.<br />
Aber jedes Spiel wird analysiert,<br />
besprochen und aus der<br />
Niederlage gelernt.”<br />
Wo spielst du zurzeit?<br />
“Rhine Rhiver Rhinos Wiesbaden.”<br />
Bis du zufrieden mit der bisherigen<br />
Saison?<br />
“Wir hatten sehr viele Abgänge<br />
und deshalb brauchten wir<br />
eine Zeit, um uns zu finden.<br />
Aber momentan haben wir<br />
einen enormen Aufwärtstrip.<br />
Wie viele Stunden trainierst<br />
du pro Woche?<br />
“Pro Woche ca. 20 Stunden.”<br />
Wie setzt sich euer Training<br />
zusammen?<br />
“Wir haben Team- und Wurftrainings<br />
und dann individuell<br />
Krafttraining und ich persönlich<br />
mache noch einmal die<br />
Woche EMS Training (Elektro<br />
Stimulation).”<br />
Im Ausdauersport ist es<br />
sehr wichtig, dass die Erholung<br />
stimmt. Wie sieht das in<br />
eurer Sportart aus?<br />
“Erholung ist auch bei uns<br />
wichtig, vor allem da dieses<br />
Jahr unser Kader nicht so<br />
breit ist, können wir uns keine<br />
Verletzungen leisten und ich<br />
spiele fast jedes Spiel durch.”<br />
Wie viel Zeit musst du noch<br />
zusätzlich für Physio<br />
investieren?<br />
“1 – 2 Mal die Woche bin ich<br />
in der Physio/ Massage.”<br />
Rollstuhlbasketball ist eine<br />
sehr körperbetonte Sportart,<br />
wo es auch sehr viele<br />
Stürze gibt. Hast du da nicht<br />
Angst, dass du dich noch<br />
mehr verletzen könntest?<br />
“Eigentlich habe ich nach jedem<br />
Spiel/Training blaue Flecken.<br />
Grössere Verletzungen<br />
hatte ich bisher: Vier gebrochene<br />
Daumen, zwei gebrochene<br />
Rippen und einen Muskelfaserriss<br />
in der Schulter.<br />
Dies ist aber von Spieler zu<br />
Spieler auch verschieden. Da<br />
ich ziemlich schnell bin und<br />
die Zone oft attackiere, werde<br />
ich auch oft nur durch ein Foul<br />
gestoppt. Meistens ist man<br />
aber darauf vorbereitet, dass<br />
man fällt.”<br />
Was ist deine Aufgabe im<br />
Team?<br />
“Ich bin Captain und Spielmacher<br />
der Mannschaft. Ich probiere<br />
halt das Team ein bisschen<br />
zu lenken auf und neben<br />
dem Platz.”<br />
Wo siehst du dich sportlich<br />
und persönlich in 5 Jahren?<br />
In 5 Jahren bin ich hoffentlich<br />
zurück in der Schweiz<br />
und habe eine gute Stelle bei<br />
einem Arbeitgeber. Sportlich<br />
werde ich aber nicht komplett<br />
aufhören. Bei den Pilatus Dragons<br />
und der Nationalmannschaft<br />
werde ich hoffentlich<br />
noch auf Korbjagd gehen.<br />
17
Materialsponsor<br />
«Die <strong>Basketball</strong>rollstühle<br />
werden<br />
auf 0.5cm genau<br />
hergestellt»<br />
«Daniel Gelbart»<br />
«<strong>Wheelchair</strong> <strong>Basketball</strong>» hat sich mit Daniel Gelbart,<br />
dem langjährigen Materialsponsor der Rollstuhlbasketball<br />
Nationalmannschaft unterhalten.<br />
(sk) «Die <strong>Basketball</strong>rollstühle werden auf 0.5cm genau hergestellt. Das heisst, jeder<br />
Spieler hat verschiedene Handicaps. Alle Masse werden entsprechend am<br />
Spieler ausgemessen. Mit diesen Massen wird dann der Rollstuhl aus Aluminium<br />
aufgebaut. Er ist sehr kompakt, wendig und stabil. Die Stühle für den Alltag sind<br />
natürlich auch auf die Behinderung angepasst, müssen aber nicht solchen extremen<br />
Belastungen standhalten. Die Wettkampf-Rollstühle halten so mindestens<br />
sechs bis zehn Jahre. Defekte gibt es in diesen Jahren, trotz starker Belastung,<br />
sehr selten. Nur ab und zu geht etwas bei den Rädern oder der Körperbegurtung<br />
kaputt. Die Nationalspieler bekommen von uns alle zwei Jahre einen Rollstuhl mit<br />
spezieller Finanzierung gesponsert. Ein speziell angefertigter Wettkampfrollstuhl<br />
mit maximaler Ausrüstung kostet dabei 11`000.- bis 12`000.- Franken. Wichtig bei<br />
der individuellen Anpassung ist, dass alle Details ganz genau besprochen werden.<br />
Wenn der Rollstuhl einmal verschweisst ist, sind Änderungen nur noch mit grossem<br />
Aufwand möglich. Am Grundrahmen lässt es keine Korrekturen mehr zu.»<br />
| 18
«Die Nationalspieler bekommen von uns alle zwei Jahre einen Rollstuhl mit spezieller<br />
Finanzierung gesponsert. Ein speziell angefertigter Wettkampfrollstuhl mit maximaler<br />
Ausrüstung kostet dabei 11`000.- bis 12`000.- Franken»<br />
«Daniel Gelbart - Materialsponsor»<br />
| 19
Umfrage<br />
10<br />
Nachwuchs-<br />
& Spitzensportler<br />
wurden zum Thema<br />
Rollstuhlbasketball<br />
befragt<br />
E<br />
s wurde den Athleten, die alle erfolgreich in<br />
unterschiedlichen Sportarten zu Hause sind,<br />
ein Video von einem Rollstuhlbasketball Match gezeigt.<br />
Die Athleten mussten sich dabei vor und nach<br />
Ansicht des Videos zum Thema Rollstuhlbasketball<br />
äussern.<br />
Was fällt dir<br />
zum Thema Rollstuhlbasketball<br />
ein?<br />
Vor Ansicht des Videos<br />
und nach Ansicht des<br />
Videos?<br />
Lesen Sie auf<br />
den folgenden Seiten,<br />
was die Sportler zum<br />
Thema Rollstuhlbasketball<br />
geantwortet haben.<br />
Hat es dich beeindruckt<br />
wie körperbetont<br />
gespielt wird?<br />
Weisst du, dass es<br />
Schweizer Sportler<br />
gibt, die im Ausland in<br />
professionellen Ligen<br />
spielen?<br />
| 20
WHEELCHAIR<br />
BASKETBALL<br />
«ICH HABE ROLLSTUHLBASKETBALL EINMAL IM PARAPLE-<br />
GIKER ZENTRUM IN NOTTWIL GESEHEN UND WAR SEHR BEEIN-<br />
DRUCKT, WIE KÖRPERBETONT GESPIELT WIRD. NORMALERWEISE<br />
HAT MAN EHER BEDENKEN, DASS KÖRPERLICH EINGESCHRÄNK-<br />
TE PERSONEN MIT SO VIEL KÖRPEREINSATZ SPIELEN KÖNNEN.»<br />
Joel Lütolf, 19, Ski Alpin swissski C-Kader<br />
| 21
So äusserten sich die Sportler<br />
zum Thema Rollstuhlbasketball<br />
“Der perfekte Spielsport für<br />
den Rollstuhlsportler, da er auf<br />
Hallenboden gespielt wird und<br />
der Ball nur mit den Händen<br />
geführt wird. Es kann also mit<br />
den fast gleichen Regeln gespielt<br />
werden, wie <strong>Basketball</strong><br />
für stehende Sportler. Es beeindruckt<br />
mich sehr. War mir<br />
dessen aber schon vorher bewusst,<br />
da ich Rollstuhlbasketball<br />
schon am Fernseher bei<br />
Paralympics verfolgt habe. Ich<br />
habe nicht gewusst, dass es<br />
auch Profis gibt, die im Ausland<br />
spielen.”<br />
“Ich dachte eigentlich, dass<br />
Rollstuhlbasketball ziemlich<br />
langweilig ist. Es ist aber eine<br />
sehr körperbetonte, schnelle<br />
Sportart mit vielen Zweikämpfen.<br />
Ich höre zum ersten Mal,<br />
dass es auch Profi Sportler<br />
gibt.”<br />
Giancarlo Chanton, 16, Eishockey<br />
gedraftet von den Niagara Ice Dogs,<br />
Kanada<br />
“Es beeindruckt mich sehr. Ich<br />
hätte nicht gedacht, dass ein<br />
Spieler in der Lage ist, so nahe<br />
an einen Gegner zu kommen<br />
und ihn mit den Händen zu bedrängen.<br />
Ich bin überrascht,<br />
dass die Spieler so ans Limit<br />
gehen, dass der Rollstuhl sogar<br />
umkippt.”<br />
Nicolas Wigger, 18, Langlauf,<br />
swissski C-Kader<br />
Mario Dolder, 29, Biathlon swissski<br />
B-Kader, Olympia Teilnehmer<br />
Es war mir nicht bewusst,<br />
dass es eine europäische<br />
Liga gibt.»<br />
“<br />
Eric Scherer, 23, Segeln<br />
| 22
“Ich trainiere im Winter viel in<br />
der Halle im Paraplegiker Zentrum<br />
Nottwil und kenne daher<br />
Rollstuhlbasketball. Es war mir<br />
aber nicht klar, dass so hart<br />
gespielt wird und dass es so<br />
viele Stürze gibt. Ich wusste<br />
nicht einmal, dass es eine internationale<br />
Liga gibt.”<br />
Flavio Gross,17, Eisschnelllauf und<br />
Speedinline<br />
WHEELCHAIR BASKETBALL<br />
“Ich vermutete, dass diese<br />
Sportart sehr anspruchsvoll<br />
ist, da man auf den Rollstuhl<br />
sowie auch den <strong>Basketball</strong><br />
achten muss. Rollstuhlbasketball<br />
wirkt im Video sehr<br />
dynamisch. Ich finde es faszinierend,<br />
wie die Sportler alles<br />
geben, auch wenn sie ab und<br />
an durch das Gerangel umkippen.<br />
Es war mir bekannt, dass<br />
diese Sportart in der Schweiz<br />
ausgeübt wird, ich wusste jedoch<br />
nicht, dass es einige<br />
Schweizer Profis im Ausland<br />
gibt.”<br />
Laura Weigert, 19, Leichtathletik<br />
“ Ich dachte, dass diese Athleten<br />
sehr geschickt und schnell<br />
mit ihrem Rollstuhl umgehen<br />
müssen. Sie haben muskulöse<br />
Oberarme und einen sehr<br />
starken Rumpf. Sie müssen<br />
auch ein sehr gutes Gleichgewicht<br />
haben, damit sie nicht so<br />
schnell umkippen. Es hat mich<br />
sehr beeindruckt, auch wie<br />
präzise die Schüsse abgegeben<br />
werden.”<br />
Lorena Wallimann, 18, Biathlon<br />
swissski Kandidatengruppe<br />
“Vorher: Menschen, die mit einem Handicap leistungsorientiert<br />
den Sport <strong>Basketball</strong> betreiben.<br />
Nachher: Menschen, die zwar handicapiert sind, aber mit enormem<br />
Kampfgeist ihre Sportart betreiben.<br />
Ich bin sehr beeindruckt. Vor allem sieht man, dass enorm viel<br />
Herzblut in der Ausführung der Sportart steckt. Davon, dass es<br />
Profis gibt, wusste ich nichts.”<br />
Vivianne Härri, 20, Ski Alpin, swissski C-Kader<br />
“Körperlich beeinträchtige Menschen, die in einem Rollstuhl sind<br />
und in zwei Teams gegeneinander <strong>Basketball</strong> spielen. Ich hätte<br />
nie gedacht, dass es so körperbetont ist, dass Spieler sogar hinfallen.<br />
Ich weiss sehr wenig über diese Sportart, finde sie aber<br />
sehr faszinierend und beeindruckend.”<br />
Janine Zbinden, 18, Ski Alpin, RLZ<br />
| 23
WAYRA HUBER<br />
«Life can only be<br />
understood<br />
backwards;<br />
but it must be lived<br />
forwards»<br />
«Wayra Huber»<br />
| 24
Die erst 17-Jährige Baselbieterin Wayra Huber ist ein sportliches Multitalent.<br />
Nun hat sie sich für Rollstuhlbasketball entschieden und träumt davon eines Tages<br />
in einem Frauen Nationalteam die Schweiz vertreten zu dürfen.<br />
(sk) Wayra Huber wurde anfangs 2002, mit der<br />
Geburtsbehinderung Arthogrypose, in Bolivien<br />
geboren. Als sie sechs Wochen alt war, wurde<br />
sie in ein Kinderheim in Sucre gebracht. Wayra<br />
hatte grosses Glück, denn als sie drei Jahre<br />
alt war, wurden ihr neue Eltern geschenkt und<br />
sie durfte von da an in der Baselbieter Gemeinde<br />
Arlesheim aufwachsen. Dank der grossen<br />
Unterstützung ihrer Eltern, konnte sie bereits<br />
in jungen Jahren schon viele Sportarten erfolgreich<br />
ausüben. So zählt sie heute das Reiten,<br />
welches ihr auch hilft ihre wenige Beinmuskulatur<br />
zu stärken und ihr ein Gefühl der Freiheit<br />
beschert, das Rennrollstuhlfahren, Kajak und<br />
Drachenbootfahren zu ihren Hobbies. Weiter<br />
betreibt sie mit ihrem Assistenzhund Lewis auch<br />
Para-Agility. Dann hat Wayra in einem Sportlager<br />
den Monoskibob kennengelernt und war ab<br />
dem ersten Moment an begeistert. Es bereitete<br />
ihr riesige Freude, über die Skipiste zu carven<br />
und dabei ihren Bob unter Kontrolle zu halten.<br />
Aus verschiedenen Gründen musste sie letzten<br />
Winter ihre Karriere mit dem Skifahren beenden<br />
und setzte ab diesem Zeitpunkt voll auf <strong>Basketball</strong>.<br />
Dieser Sport fasziniert sie schon seit klein<br />
auf. Kurze Zeit spielte sie sogar mit den Fussgängern<br />
in Arlesheim. Da sie es liebt Wettkämpfe<br />
zu bestreiten und dies mit den Fussgängern<br />
zusammen nicht konnte, war sie mit dieser Situation<br />
nicht glücklich und legte somit den <strong>Basketball</strong><br />
für einen Moment auf die Seite. Zurück<br />
zum <strong>Basketball</strong> fand sie in einem Sportlager in<br />
Nottwil. Seit diesm Jahr betreibt sie Rollstuhlbasketball<br />
als Leistungssport und hat dafür ihren<br />
Wohnort von Arlesheim nach Nottwil verlegt. Im<br />
Parapelgikerzentrum im Nottwil findet Wayra<br />
eine perfekte Infrastruktur vor. Sie kann so den<br />
Sport und die Schule perfekt miteinander verbinden.<br />
Um das bestmögliche im <strong>Basketball</strong> herauszuholen,<br />
trainiert Wayra hart.<br />
Eine Trainingswoche beinhaltet zwei Mal pro<br />
Woche Hallentraining, das meist aus Spiel- und<br />
Wurftechnik oder Koordination besteht. Zwei<br />
Mal pro Woche investiert sie in Krafttraining und<br />
einmal steht Ausdauertraining an. Ihren normalen<br />
Tagesablauf beschreibt sie mit aufstehen,<br />
mit dem Hund spazieren gehen, essen, Schule<br />
und am Abend trainieren. Sport bedeutet Wayra<br />
alles. Sie findet so einen Halt und die Bestätigung,<br />
dass sie auch im Rollstuhl viel erreichen<br />
kann. Sie träumt davon eines Tages an den Paralympics<br />
teilzunehmen und als ihr grösstes sportliches<br />
Ziel ist, einmal in einer Schweizer Frauennationalmannschaft<br />
zu spielen. Zurzeit gibt es so<br />
eine Mannschaft noch nicht aber Wayra ist eine<br />
Kämpferin und geht entschlossen ihren Weg.<br />
«As you think so shall<br />
you become»<br />
«Wayra Huber»<br />
| 25
Massimo Galliano erklärt<br />
uns die wichtigsten Regeln...<br />
Massimio Galliano, der ursprünglich Schiedsrichter bei den Fussgängern war, wurde vor<br />
Jahren darauf angesprochen, ob er nicht einmal Lust hätte, ein Rollstuhlbasketball Spiel zu<br />
leiten. Die Bewunderung und der Respekt gegenüber den Spielern, wie sie mit dem Rollstuhl<br />
umgehen, hat ihn tief beeindruckt und tut es heute noch. Nach diesem ersten Spiel war ihm<br />
sofort klar, dass er in Zukunft als Rollstuhlbasketball Schiedsrichter tätig sein möchte. Heute<br />
ist er Mitglied der Schiedsrichterkommission. Er ist daher ein sehr interessanter und kompetenter<br />
Interview-Partner.<br />
(sk) „Rollstuhlbasketball ist eine Behindertensportart<br />
und Disziplin der Paralympics. Neben<br />
Menschen mit körperlicher Behinderung dürfen<br />
auch Nichtbehinderte mitspielen. Die Regeln<br />
sind an die des Fussgängerbasketballs angelehnt,<br />
in einigen Punkten aber an die Anforderugen<br />
des Rollstuhlgebrauchs angepasst. Einer<br />
der wichtigsten Unterschiede ist das Klassifizierungssystem,<br />
das einen Ausgleich zwischen<br />
Mitspielern mit unterschiedlich starken Behinderungen<br />
herstellt. Im Weiteren gelten folgende<br />
Grundregeln: Jedes Team besteht aus 5 Feldund<br />
bis zu 7 Ersatzspielern. Gespielt wird 4x10<br />
Minuten Nettozeit, d.h. bei jedem Pfiff wird die<br />
Spieluhr gestoppt. Bei Punktegleichheit nach<br />
dem letzten Viertel gibt es eine Verlängerung<br />
von 5 Minuten. Dies wird gegebenenfalls bis zur<br />
Entscheidung des Spiels wiederholt. Ein Treffer<br />
bei einem Freiwurf zählt 1 Punkt. Ein Treffer innerhalb<br />
der Dreipunktelinie zählt 2 Punkte. Ein<br />
Treffer ausserhalb der Dreipunktelinie zählt 3<br />
Punkte. Jedes Team hat jeweils 24 Sekunden<br />
Zeit, einen Korb zu erzielen. Falls dies nicht gelingen<br />
sollte, geht das Spielrecht an die Gegner.<br />
Wie im Fussgängerbasketball müssen die<br />
Spieler auch beim Rollstuhlbasketball dribbeln,<br />
wenn sie die Kontrolle über den Ball haben. Bei<br />
den Fouls gibt es gegenüber dem Fussgängerbasketball<br />
ebenfalls keinen Unterschied. Nach<br />
dem fünften persönlichen Foul bzw. dem zweiten<br />
persönlichen unsportlichen Foul, verliert der<br />
Spieler das Spielrecht und muss das Spielfeld<br />
verlassen. Es ist nicht jeder Kontakt untersagt,<br />
jedoch darf z.B. nicht zurückgehalten und nachgedrückt<br />
werden.<br />
Gespielt wird auf einem gewöhnlichen <strong>Basketball</strong>spielfeld<br />
mit normaler Korbhöhe von 3.05m<br />
gemessen vom Boden zum Korbring. Somit sind<br />
die Regeln zu 95% identisch zum Fussgängerbasketball.<br />
Jeder Schiedsrichter pfeift zwischen<br />
7-8 Spiele pro Saison. Zurzeit hat die Schweiz<br />
einen Schiedsrichter welcher auch internationale<br />
Spiele leiten kann. Für die kommende<br />
Saison wird noch ein weiterer Schiedsrichter<br />
nominiert.“<br />
«Die Bewunderung und<br />
der Respekt gegenüber<br />
den Spielern, wie sie<br />
mit dem Rollstuhl umgehen,<br />
hat mich tief beeindruckt<br />
und tut es heute<br />
noch.»<br />
«Massimo Galliano»<br />
| 26
EINIGE DER<br />
WICHTIGSTEN<br />
REGELN<br />
Das Klassifizierungssystem, das einen<br />
Ausgleich zwischen Mitspielern mit unterschiedlich<br />
starken Behinderungen<br />
herstellt.<br />
WHEELCHAIR BASKETBALL<br />
J<br />
G<br />
B<br />
edes Team besteht aus fünf Feld- und<br />
bis zu sieben Ersatzspielern.<br />
espielt wird viermal 10 Minuten Nettozeit,<br />
d.h. bei jedem Pfiff wird die Spieluhr<br />
gestoppt.<br />
ei Punktegleicheit nach dem letzten<br />
Viertel gibt es eine Verlängerung von<br />
fünf Minuten. Dies wird gegebenenfalls<br />
bis zur Entscheidung des Spiels<br />
wiederholt.<br />
| 27<br />
SOMIT SIND DIE<br />
REGELN ZU 95%<br />
IDENTISCH ZUM<br />
FUSSGÄNGER<br />
BASKETBALL!
RCZS Hurricanes, Nottwil<br />
Schweizer Liga<br />
CFR Pully, Arnlod Reymond Pully<br />
GP Ticino, Bellinzona<br />
| 28
RC Züri Oberland, Uster<br />
Aigles de Meyrin, Meyrin<br />
Pilatus Dragons RCZS, Nottwil<br />
CFR Fribourg, Villars-sur-Glâne<br />
Rolling Rebels RCSG, Wil<br />
CFR Jura Raptors, Delsberg<br />
| 29
Die Schweizer<br />
Nationalmannschaft<br />
beendet die EM auf Rang 9!<br />
Im polnischen Walbrzynch erspielt sich die Rollstuhlbasketball Nationalmannschaft<br />
die beste je erreichte Platzierung an einer A-EM. Trotzdem ist das Team<br />
mit der Platzierung nicht ganz zufrieden.<br />
(sk) Vom 28.08. – 09.09.19 fand im polnischen<br />
Walbrzych die Rollstuhlbasketball Europameisterschaft<br />
statt. Die Schweizer Nationalmannschaft<br />
hatte dabei grosse Ambitionen<br />
und wollte unbedingt eine Platzierung unter<br />
den Top Ten erreichen. Die Schweizer waren<br />
für die Europameisterschaft optimal vorbereitet<br />
und konnten ihr Potential vollumfänglich<br />
abrufen. Sie belegten zum Schluss den neunten<br />
Rang und haben dabei ihr Ziel, vom Platz<br />
10 wegzukommen, erreicht. Grundsätzlich<br />
können die Schweizer mit dieser Rangierung<br />
zufrieden sein. Allerdings haben sie im Spiel<br />
gegen die Italiener, die fünfte geworden sind,<br />
sehr gut gespielt und es fehlten gerade mal<br />
neun Punkte zum Sieg. Dies zeigt auf, welches<br />
Potential in der Mannschaft steckt<br />
und noch eine bessere Platzierung möglich<br />
gewesen wäre. Für die Zukunft nimmt das<br />
Team mit, dass sich die harte Arbeit ausbezahlt<br />
und mit noch gezielterem Training und<br />
gesteigertem Umfang mehr zu erreichen ist.<br />
Leider haben nach der EM drei routinierte<br />
Spieler ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft<br />
bekannt gegeben. Sie hinterlassen daher<br />
eine grosse Lücke. Das Ziel ist es jetzt,<br />
gemäss Nationalmannschaftstrainer Nicolas<br />
Hausammann, diesen Verlust zu schliessen<br />
und bis zur nächsten Europameisterschaft,<br />
die in zwei Jahren 2021 stattfindet, Nachwuchs<br />
in die Nati einzubauen und neue Spieler<br />
für das Rollstuhlbasketball zu begeistern.<br />
| 30
| 31
WAS MACHT<br />
EIGENTLICH...<br />
Rudolf Guldener<br />
ehemaliger<br />
Nationalmannschaftstrainer<br />
| 32
«<strong>Wheelchair</strong> <strong>Basketball</strong>» hat sich mit dem ehemaligen Nationaltrainier<br />
Rudolf Guldener unterhalten und ihm einige Fragen zur Vergangenheit und<br />
Zukunft gestellt.<br />
(sk) Wie sind Sie dazu gekommen, Rollstuhlbasketball<br />
Nationalmannschafts Coach zu<br />
werden?<br />
„Ich hole ein bisschen aus. Ich war der Turnund<br />
Sportlehrer von Nicolas Hausammann<br />
an der Kanti Wiedikon. Nicolas war vor seiner<br />
Krankengeschichte Junioren-Fussballtorhüter<br />
beim FC Wiedikon. Er hat im Sportunterricht im<br />
Rollstuhl alles mitgemacht. Irgendwie zeigte er<br />
Interesse am <strong>Basketball</strong>. Ich half ihm einen Rollstuhlbasketballklub<br />
zu finden. Er startete seine<br />
Karriere beim RC Uster. Wir blieben auch nach<br />
seiner Schulzeit übers <strong>Basketball</strong> in Kontakt. Ich<br />
besuchte Spiele im Rollstuhlbasketball und war<br />
dazumal Trainer für Fussgänger <strong>Basketball</strong>, was<br />
ich bis vor zwei Jahren noch ausführte. Dann<br />
eines Tages im Frühling 2008 rief mich Nicolas<br />
an. Er sagte, dass vom 27.7.-2.8.08 die B Europameisterschaft<br />
in Nottwil stattfinden werde<br />
und sie keinen Nati Coach hätten. Ich besprach<br />
die Angelegenheit mit meiner Familie und beschloss<br />
dann, dieses Amt anzutreten. Ich hatte<br />
also nur eine kurze Zeit, mich an die speziellen<br />
<strong>Basketball</strong>-Regeln zu gewöhnen und das Team<br />
zu formen.“<br />
Sie haben dieses Amt drei Jahre ausgeführt.<br />
Hatten Sie dabei ein spezielles Erlebnis, welches<br />
Ihnen noch heute besonders in Erinnerung<br />
geblieben ist?<br />
„Eigentlich waren zwei Momente ganz speziell.<br />
Mein erstes Spiel auf der Bank als Coach an der<br />
Heim EM in Nottwil, welches wir gegen Österreich<br />
spielten. Dann ein Jahr später, spielten wir<br />
ebenfalls das Eröffnungsspiel an der A-Europameisterschaft<br />
in Adana (Türkei) vor mehr als<br />
1000 Zuschauern gegen die Türkei. Vor so vielen<br />
frenetischen Zuschauern zu spielen und zu<br />
coachen ist unbeschreiblich.“<br />
Was haben Sie mit der Mannschaft erreicht?<br />
„An der B Europameisterschaft in Nottwil sind<br />
wir ganz knapp am Aufstieg gescheitert. Einige<br />
Monate später wurden wir dann noch angefragt,<br />
ob wir in der A Gruppe spielen würden, da sich<br />
ein anderes Team zurückgezogen hatte. Wir<br />
haben das Geschenk angenommen und dann<br />
eben in Adana im Folgejahr (2009) an der A-<br />
Europameisterschaft teilgenommen. Dort haben<br />
wir ganz knapp im letzten Spiel den A Ligaerhalt<br />
verpasst. Somit folgte im Jahr 2010 eine weitere<br />
B-Europameisterschaft in Brünn (CZ).“<br />
Haben Sie noch einen Bezug zu den Sportlern,<br />
respektive zum Rollstuhlbasketball?<br />
„Ich besuche weiterhin <strong>Basketball</strong> Spiele in der<br />
Meisterschaft und im Cup und jedes Jahr schaue<br />
ich am Eurocup in Nottwil vorbei. Ich fühle mich<br />
immer noch sehr verbunden mit den Spielern.<br />
Auch habe ich einige Fussgänger <strong>Basketball</strong><br />
Schiedsrichter zum „Rollibasket“ gebracht. Einer<br />
davon pfeift sogar International.“<br />
Nun sind Sie pensioniert. Sie haben sich ihr<br />
ganzes Leben sehr im Sport engagiert. Was<br />
machen Sie heute?<br />
„Ja ich glaube sagen zu dürfen, dass ich mich<br />
nicht nur in der Schule, sondern auch in der<br />
Freizeit sehr für den Sport engagiert habe. Ich<br />
habe drei Jahrzehnte <strong>Basketball</strong> Teams gecoacht,<br />
J&S Leiter im <strong>Basketball</strong> und auch im<br />
Skifahren ausgebildet, in Verbänden mitgearbeitet<br />
und viele Jugendliche für den Sport begeistert.<br />
Nun betreibe ich noch Sport für meine<br />
Fitness. Ich bin ein begeisterter Mountainbiker,<br />
Rennradfahrer und im Winter betreibe ich Langlauf<br />
und natürlich Skifahren. Alles nur noch zum<br />
Genuss und zur Erhaltung meiner Fitness.“<br />
| 33
Ein etwas anderer Trainingstag<br />
bei den RCZS Hurricanes<br />
Am Donnerstag, den 15.August 2019 besuchte ich das Training der RCZS Hurricanes und begleitete<br />
das Nachwuchstalent Wayra Huber ins Training. Hier zu lesen ist nun, was ich an diesem<br />
Tag alles erleben konnte und welche neuen Sporterfahrungen ich gemacht habe.<br />
(sk) Der RCZS Hurricanes ist eine Schweizer<br />
Rollstuhlbasketball Mannschaft und gehört zusammen<br />
mit den Pilatus Dragons dem RC Zentralschweiz<br />
an. Der RCZS Hurricanes bietet dabei<br />
Neueinsteigern die Möglichkeit, die Sportart<br />
Rollstuhlbasketball mit Spass und Freude kennen<br />
zu lernen. Bei den Pilatus Dragons trainieren<br />
und spielen die eher ambitionierteren Spieler.<br />
Auf der Suche nach Gesprächspartnern für<br />
das «<strong>Wheelchair</strong> <strong>Basketball</strong>» Magazin bin ich<br />
auf Wayra Huber gestossen. Sie spielt selber<br />
mit grosser Freude Rollstuhlbasketball bei den<br />
RCZS Hurricanes und vermittelte mir die Möglichkeit,<br />
einmal selber die Sportart auszuprobieren,<br />
von der ich in den letzten Monaten so viel<br />
geschrieben und gelernt habe.<br />
Das Treffen mit Wayra<br />
Als es dann soweit war, bin ich doch einigermassen<br />
nervös in Engelberg in den Zug gestiegen.<br />
Wie wird dieses Training wohl verlaufen? Wie<br />
wird es sein, Wayra kennen zu lernen und wie<br />
wird es sein, mit ihr über ihr Leben und ihren<br />
geliebten Sport zu sprechen?<br />
Sehr schnell bin ich mit Wayra ins Gespräch gekommen<br />
und trotz unseres körperlichen Unterschiedes<br />
haben wir viele Gemeinsamkeiten. So<br />
sind wir praktisch gleich alt, stammen beide aus<br />
dem Kanton Baselland und leben für den Sport.<br />
Wir sind beide auf der Jagd nach dem perfekten<br />
Treffer und träumen davon, eines Tages an der<br />
Sommer Paralympiade respektive an den olympischen<br />
Winterspielen teilzunehmen. Ausserdem<br />
teilen wir die Erfahrung, unter der Woche<br />
schon jung unser zu Hause zu verlassen, um in<br />
einem sportlich optimalen Umfeld zu leben und<br />
zu trainieren. So lebt Wayra alleine in Nottwil in<br />
einer ähnlichen, gut funktionierenden Infrastruktur<br />
wie ich an der Sportmittelschule in Engelberg.<br />
Wayra kann so wie ich, die Ausbildung und<br />
den Sport optimal miteinander verbinden. Mehr<br />
über ihr Leben haben sie sicher bereits auf Seite<br />
25 des «<strong>Wheelchair</strong> Magazins» gelesen.<br />
Spass am Training<br />
Nachdem ich bei Wayra zu Hause war und sie<br />
mir über ihr Leben erzählt hatte, machten wir<br />
uns auf den Weg in die Sporthalle des Paraplegikerzentrums<br />
Nottwil. Dort hat sie mich in das<br />
Rollstuhlbasketball eingeführt und ich hatte die<br />
Möglichkeit, in einem Rollstuhl der RCZS Hurricanes<br />
diese Sportart einmal selbst auszuprobieren.<br />
Wayra zeigte mir Tricks, wie man den Rollstuhl<br />
am besten vorwärts bewegen und dabei<br />
den Ball noch unter Kontrolle halten und trippeln<br />
kann. Sitzend den Korb zu treffen ist noch um<br />
einiges schwerer als stehend. So kam ich - ab<br />
diesen für mich ungewohnten Bewegungen -<br />
bald ins Schwitzen. Der Ehrgeiz und die Freude<br />
haben mich aber schnell gepackt und das spielen<br />
zusammen mit Wayra bereitete mir grossen<br />
Spass. Fleissig übten wir, Pässe zu geben und<br />
Körbe zu werfen. Dies bereitete mir viel Vergnügen,<br />
denn als Einzelsportlerin bin ich es nicht<br />
gewohnt, zusammen mit einem Team zu trainieren<br />
und wurde dadurch koordinativ speziell gefordert.<br />
Besonders stolz machte es mich, zum<br />
Schluss einige Treffer zu landen. Nachdem die<br />
Trainingsstunde mit Wayra wie im Flug vorbeigegangen<br />
war, begannen die Athleten des RCZS<br />
Hurricanes mit ihrem Training. Diesem durfte<br />
ich aus nächster Nähe zusehen und kam beim<br />
Beobachten der Athleten nicht aus dem Staunen<br />
heraus, denn diese bewegten sich unglaublich<br />
schnell und geschickt mit dem Ball, von der<br />
einen, zur anderen Seite. Auch war es eindrücklich<br />
live zu sehen, wie hart die Zweikämpfe sind<br />
und wie um jeden Ball gekämpft wird und dabei<br />
| 34
auch in Kauf genommen wird, aus dem Rollstuhl<br />
zu kippen. Etwas verwundert hat es mich aber<br />
schon, dass wir Ausdauersportler im Training<br />
alles daransetzen, uns nicht zu verletzen. Die<br />
Athleten, die ich da beobachtet habe, spielen<br />
hingegen auch im Training mit vollem Körpereinsatz.<br />
Gleichzeitig gehen die Spieler sehr fair und<br />
sportlich miteinander um und es war für mich<br />
unglaublich packend, diese einmal live spielen<br />
zu sehen.<br />
Danke<br />
Voller neuer Eindrücke bin ich am Abend in den<br />
Zug zurück nach Engelberg gestiegen. Meine<br />
Nervosität vor der «Reise» nach Nottwil hat<br />
sich als ziemlich überflüssig erwiesen. Ich habe<br />
eine junge, offene Sportlerin, einen tollen Verein<br />
und eine für mich koordinativ herausfordernde<br />
Sportart kennengelernt. Vielen Dank an Wayra<br />
und die Hurricanes, dass ich diese neue Erfahrung<br />
machen durfte. Ich kann allen Lesern sehr<br />
empfehlen, ein solches Spiel einmal live zu verfolgen.<br />
Ein grosser Dank geht auch an alle, die mir so<br />
bereitwillig einen Einblick in ihr Leben rund<br />
um die Sportart Rollstuhlbasketball gegeben<br />
haben.<br />
Wayra Huber und Seraina König beim<br />
Rollstuhlbasketball Training<br />
Impressum<br />
Seite 01: Titelbild bindafoto.ch<br />
Seite 02: Abb. sportmittelschule.ch<br />
Seite 03: Einführung, Bild Seraina König<br />
Seite 04: Abb. bindafoto.ch<br />
Seite 05: Abb. bindafoto.ch, Wayra Huber<br />
Seite 07: Abb. bindafoto.ch<br />
Seite 08: Abb. bindafoto.ch<br />
Seite 13: Abb. aceftitness.org/fitness-certifications/ace-answers/exam-preparatio-blog/<br />
2863/the-planes-of-motion-explained<br />
Seiten 14/15: Abb. bindafoto.ch<br />
Seite 17: Abb. bindafoto.ch<br />
Seite 18/19: gelbart.ch<br />
Seite 21: Abb. zur Verfügung gestellt von Joel Lütolf<br />
Seite 22: Abb. zur Verfügung gestellt von Giancarlo Chanton, Mario Dolder, Nicolas Wigger,<br />
Eric Scherer<br />
Seite 23: Abb. zur Verfügung gestellt von Flavio Gross, Laura Weigert, Lorena Wallimann,<br />
Vivianne Härri, Janine Zbinden<br />
Seiten 24/25: Abb. zur Verfügung gestellt von Wayra Huber<br />
Seite 27: bindafoto.ch<br />
Seiten 28/29: basketball.spv.ch/de/teams/<br />
Seiten 30/31: Abb. bindafoto.ch<br />
Seite 32: Abb. zur Verfügung gestellt von Rudolf Guldener<br />
Seite 35: Abb. zur Verfügung gestellt von Wayra Huber<br />
| 35
«ARE YOU READY!<br />
WIN THIS GAME…»<br />
«Autor unbekannt»<br />
GET IN TOUCH<br />
seraina.koenig@teleport.ch