10.10.2019 Aufrufe

Trisomie 21

Informations- und Aufklärungsbroschüre zum Down-Syndrom

Informations- und Aufklärungsbroschüre zum Down-Syndrom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© shutterstock<br />

triSomie <strong>21</strong><br />

Informations- und Aufklärungsbroschüre<br />

zum Down-Syndrom<br />

Mit jedem Menschen ist etwas Neues in<br />

die Welt gesetzt, was es noch nie gegeben<br />

hat, etwas Erstes, Einzigartiges.<br />

(Martin Buber)<br />

Ein Projekt der Studiengänge Gesundheits- und Pflegemanagement<br />

www.fh-kaernten.at/gpm | www.facebook.com/GesundheitPflege


- - 2 - -


vorwort<br />

Liebe Eltern, liebe Angehörige, liebe Interessierte!<br />

Erstmals wollen wir Ihnen sehr herzlich zu Ihrem wunderbaren Kind gratulieren.<br />

Kinder sind unser größtes Geschenk, sie in ihrer Entwicklung begleiten<br />

und unterstützen zu dürfen, stellt eine bedeutende Herausforderung<br />

dar. Kommt ein Kind mit besonderen Bedürfnissen zur Welt, so braucht es<br />

Einfühlungsvermögen, Zeit und Unterstützung, um in diese versorgende,<br />

begleitende und vor allem auch bestärkende Rolle hineinwachsen zu<br />

können. Ihr Kind ist mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen. Dies<br />

bereitet vielen - gerade in der Anfangszeit - ein Wechselbad an Gefühlen.<br />

Wahrscheinlich tragen Sie bereits einen großen Sack voller Fragen mit sich,<br />

der mal leichter, mal schwerer zu buckeln ist. Wenn an dieser Stelle ein Rat<br />

an Sie gerichtet werden darf, so sprechen Sie offen über Ihre Ängste und<br />

Sorgen, stellen Sie Fragen wann immer Sie wollen! Nur ein offener, freier<br />

und selbstverständlicher Umgang mit den eigenen Unsicherheiten und<br />

Sorgen kann diese reduzieren.<br />

Welche Möglichkeiten<br />

haben wir, unser Kind<br />

zu fördern<br />

Warum gerade<br />

unser Baby<br />

Was wird<br />

alles auf uns<br />

zukommen<br />

Wie wird sich<br />

unser Kind<br />

entwickeln<br />

Welche Hilfen<br />

bekommen wir<br />

Viele dieser Fragen werden Sie lange begleiten, einige davon werden leider<br />

nie die ersehnten Antworten finden. Individuelle Entwicklungsverläufe<br />

lassen sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen, als Eltern<br />

ist man gefragt, sich auch ein Stück weit auf eine gute Entwicklung des<br />

Kindes zu verlassen. Und auch wenn man es eigentlich nie erwartet oder<br />

erhofft hätte, berichten Eltern beinahe ausnahmslos, dass gerade dieses<br />

Kind ihren Familien so unendlich viel Gutes bereitet (Halder, 2014).<br />

Vertrauen Sie darauf, dass alles gut wird. Mit dieser Broschüre wollen wir<br />

Ihnen aufzeigen, dass Sie nicht alleine sind. Es ist uns ein großes Anliegen,<br />

Wissenswertes rund um das Down-Syndrom im Überblick darzulegen,<br />

wirksame Behandlungs- und Förderungsmöglichkeiten vorzustellen, über<br />

gesellschaftliche (Tabu)Themen und Belastungen offen zu sprechen und<br />

auch Betroffene sowie einen Experten/eine Expertin zu Wort kommen zu<br />

lassen.<br />

Den Schmerz, die Ungewissheit, die Angst, die Sie vermutlich mal mehr,<br />

mal weniger stark verspüren, können wir Ihnen leider nicht nehmen. Was<br />

wir aber mit dieser Broschüre im besten Fall bewirken können, ist Ihnen<br />

Mut zu machen, mit ihrem Kind gemeinsam Schritt für Schritt zu gehen; die<br />

uneingeschränkte Liebe ihres Kindes wird Ihnen dabei helfen.


© shutterstock<br />

Nichts ist entspannender,<br />

als das anzunehmen, was kommt.<br />

(Dalai Lama)<br />

- - 4 - -


Inhaltsverzeichnis<br />

1. FAKTEN ZuM DOWN-SYNDrOM 6<br />

1.1 Genetik und vieles mehr 7<br />

1.2 Körperliche Merkmale und Eigenschaften 11<br />

1.3 Entwicklungsverläufe bei Kindern mit Down-Syndrom 13<br />

1.3.1 Kognitive Entwicklung 13<br />

1.3.2 Motorische Entwicklung 14<br />

1.3.4 Soziale Entwicklung 15<br />

2. FrÜHFÖrDEruNG uND THErAPIEN BEI KINDErN MIT DOWN-SYNDrOM 16<br />

2.1 Kriterien zur Beurteilung von Therapien und Förderkonzepten 17<br />

2.2 Frühförderung 18<br />

2.3 Ablauf der Frühförderung 19<br />

2.4 Therapie- und Fördermöglichkeiten für Kinder mit Down-Syndrom 20<br />

2.4.1 Motorik 20<br />

2.4.2 Sprache 22<br />

2.4.3 Kognition 24<br />

2.4.4 Psychosoziale Kompetenzen 25<br />

3. FAMILIE UND SOZIALES 28<br />

3.1 Die Rolle der Eltern 29<br />

3.2 Die Rolle der Geschwister 30<br />

3.3 Die Rolle der Großeltern 31<br />

3.4 Selbsthilfegruppen für betroffene Familien 32<br />

3.5 Umgang mit Sexualität, Kontrazeption und Sterilisation 33<br />

3.6 Begutachtung 34<br />

3.7 Finanzielle und Sozialrechtliche Fragen 34<br />

3.8 Hilfreiche Anlaufstellen und Links 38<br />

4. INTErVIEWS MIT MÜTTErN VON KINDErN MIT DOWN-SYNDrom 40<br />

4.1 Datenerhebung - Das Leitfadeninterview 40<br />

4.2. Datenaufzeichnung und -verarbeitung 40<br />

4.3 Die Zielgruppe 41<br />

4.4 Interview mit Sonja S. 41<br />

4.5 Interview mit Barbara P. 44<br />

5. INTErVIEWS MIT FACHPErSONEN 50<br />

5.1 Datenerhebung - Das Leitfadeninterview 50<br />

5.2 Die Datenaufzeichnung und -verarbeitung 50<br />

5.3 Die Zielgruppe 50<br />

5.4 Das Interview mit Frau Mag. a Kirsten Ratheiser 51<br />

5.5 Das Interview mit Herrn Mag. Christian Spitaler 55<br />

lITErATurVErZEICHNIS 58


Literaturverzeichnis<br />

Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind.<br />

Wir sehen sie so, wie wir sind.<br />

(Anais Nin)


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

Im Folgenden werden Sie einiges an wissenswerten Fakten rund um das<br />

Down-Syndrom erfahren. Zu Beginn werden grundlegende, genetische<br />

Aspekte und Formen des Down-Syndroms dargelegt, gefolgt von Informationen<br />

zu Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik, Ursachen und<br />

Häufigkeiten. Weiter werden typische, äußere Erscheinungsmerkmale<br />

wie auch wichtige medizinische Aspekte aufgegriffen. Inhaltlich lässt<br />

sich das erste Kapitel mit möglichen Entwicklungsverläufen in den Bereichen<br />

Kognition, Sprache, Motorik und Sozialverhalten bei Kindern mit<br />

Down-Syndrom gut abrunden.<br />

1.1 Genetik und vieles mehr<br />

„Was ist das Down-Syndrom?“<br />

Beim Down-Syndrom (erstmal beschrieben von Dr. John Langdon-Down<br />

im Jahr 1866) handelt es sich um eine Fehlanlage des Erbgutes. Es kommt<br />

ein sogenanntes, überzähliges <strong>21</strong>. Chromosom vor. Im Regelfall enthalten<br />

die Körperzellen des Menschen 23 Chromosomen, die in Paaren vorhanden<br />

sind, das ergibt gesamt 46 Chromosomen, auf denen das gesamte<br />

Erbgut verschlüsselt ist (Eggers, Fegert & Resch, 2004) Bei Personen mit<br />

Down-Syndrom, oder auch <strong>Trisomie</strong> <strong>21</strong> genannt, ist das Chromosom <strong>21</strong> in<br />

jeder Körperzelle dreimal anstatt zweimal vorhanden, dies ergibt eine Gesamtzahl<br />

von 47 Chromosomen anstatt 46. Jeder mit Down-Syndrom hat<br />

das Chromosom <strong>21</strong> also dreimal, deshalb auch die lateinisch-griechische<br />

Bezeichnung: „Tri“ für „drei“ und „Somie“ für „Chromosom“ <strong>21</strong> (Eggers et<br />

al., 2004).<br />

Es gibt drei Formen des Down-Syndroms, welche in folgender Tabelle<br />

(Tab.1) veranschaulicht sind (Halder, 2012, 2014):<br />

Tabelle 1. Formen des Down-Syndroms<br />

Formen Merkmale Häufigkeit<br />

Freie <strong>Trisomie</strong> <strong>21</strong> Das dreifach vorhandene Chromosom „schwebt frei herum“. 95 %<br />

Translokation-<br />

<strong>Trisomie</strong><br />

Mosaik-<strong>Trisomie</strong><br />

Die reguläre Zahl von 46 Chromosomen ist vorhanden ebenso<br />

wie zusätzliches Chromosom-<strong>21</strong>-Material, das wiederum<br />

mit einem anderen Chromosom verbunden ist. Eltern können<br />

diese Form des Down-Syndroms übertragen, ohne dass sie<br />

Symptome aufweisen.<br />

Ein Teil der Zellen beinhaltet drei Chromosomen <strong>21</strong>. Betroffene<br />

haben Zellen mit 46 wie auch 47 Chromosomen, sie<br />

weisen Mixformen mit meist nur einem Teil der besonderen<br />

Merkmale des Down-Syndroms auf.<br />

3 bis 4 %<br />

1 bis 2 %<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike<br />

- - 7 - -


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

Welche dieser Formen vorliegt, kann durch eine Chromosomenuntersuchung<br />

geklärt werden. Die Chromosomenuntersuchung ist eine Blutuntersuchung,<br />

hierbei wird aus dem Blut des Babys eine Zellkultur gezüchtet<br />

und nach mehreren Tagen ergibt sich ein analysierbares Chromosomenbild,<br />

das so genannte Karyogramm (Halder, 2012, 2014).<br />

Pränatale Diagnostik<br />

„Kommt mein Baby gesund zur Welt?“<br />

Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik für werdende Eltern finden nicht<br />

im Rahmen der Mutter-Kind-Pass Untersuchung statt. Es handelt sich um<br />

zusätzliche Screening-Untersuchungen, welche nicht über die Sozialversicherung<br />

finanziert und von daher selbst bezahlt werden müssen. Es besteht<br />

keine Verpflichtung, eine pränatale Diagnostik durchführen zu lassen<br />

(Arzt & Jochum, 2009).<br />

In Österreich wird im ersten Drittel der Schwangerschaft der sogenannte<br />

Erst-Trimester-Test durchgeführt, dieser beinhaltet einen Ultraschall (Sonografie)<br />

und die Messung der Nackentransparenz (Kombination bestehend<br />

aus spezifischem Ultraschall und Blutwerten ab der 12. bis zur 14.<br />

Schwangerschaftswoche). Der Mutter-Kind-Pass sieht lediglich einen Basis-Ultraschall<br />

in der 9. bis 12. Schwangerschaftswoche vor. Bei Verdacht<br />

auf Down-Syndrom infolge des Erst-Trimester-Tests können weitere Untersuchen<br />

wie etwa die Fruchtwasserpunktion eingeleitet werden (Arzt & Jochum,<br />

2009).<br />

Entschließt man sich für die Inanspruchnahme pränataler Diagnostikmethoden,<br />

so ist es ratsam, sich im Vorfeld über das Risiko und die Folgen von<br />

invasiven Untersuchungen zu Informieren. Eine Fruchtwasseruntersuchung<br />

geht beispielsweise mit einem 0,3 bis einprozentigen Fehlgeburtenrisiko<br />

einher. Wesentliche Fragen sollten im Vorhinein klar beantwortet sein: Wie<br />

würde ich mit einem erhöhten Risiko einer möglichen Behinderung meines<br />

ungeborenen Kindes umgehen? Welche Entscheidungen würde ich im<br />

Falle eines positiven Befundes treffen? Wie stehe ich zu einem möglichen<br />

Schwangerschaftsabbruch? Wie würden meine Familie und mein Partner<br />

mit einem Risikobefund umgehen? uvm. (Bramkamp, Buer, Dohr, Hohenstein,<br />

Kleinschmidt & Pingen-Raimer, 2010).<br />

Einen Überblick stellen Tabelle 2 und 3 zu gängigen, pränatalen Diagnostikverfahren<br />

dar:<br />

- - 8 - -<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

Tabelle 2. Nichtinvasive Methoden der Pränataldiagnostik (Bramkamp et al., 2010)<br />

Untersuchung: Erst-Trimester-Test<br />

WIE:<br />

• Nackentransparenz mittels Ultraschall<br />

• Blutabnahme<br />

WANN:<br />

WARUM:<br />

11. bis 14. Schwangerschaftswoche (SSW)<br />

Risikoabschätzung für eine Chromosomenstörung bzw. Fehlbildungen<br />

VOR- und<br />

NACHTEILE:<br />

• Aussagekraft höher als bei Triple/Quadruple-Test<br />

• Ausschließlich Verdacht auf mögliche Behinderung<br />

• Gefahr einer falsch positiven Befundung<br />

• Nach auffälligen Befund bei Risikoschwangerschaft (z.B. Alter), weiterführende,<br />

invasive Untersuchung möglich<br />

Untersuchung: Triple/Quadruple-Test<br />

WIE:<br />

Venöse Blutabnahme der Schwangeren zur Bestimmung von Hormonen und<br />

Eiweißen (individuelle Risikoberechnung)<br />

WANN:<br />

WARUM:<br />

VOR- und<br />

NACHTEILE:<br />

15. bis 18. SSW<br />

Als Entscheidungsgrundlage für weitere Tests<br />

• Gibt Hinweis auf das Down–Syndrom<br />

• Gefahr einer falsch positiven Befundung<br />

• Durchführung des Tests erst in vorangeschrittener SSW möglich<br />

Tabelle 3. Invasive Methoden der Pränataldiagnostik (Bramkamp et al., 2010)<br />

Untersuchung: Chorionzottenbiopsie<br />

WIE:<br />

Transvaginale Entnahme von Zottengewebe unter Ultraschall-kontrolle<br />

WANN:<br />

WARUM:<br />

11. bis 13. SSW<br />

Direkte Chromosomenuntersuchung<br />

Zum Ausschluss von Stoffwechsel- und Muskelerkrankungen<br />

VOR- und<br />

NACHTEILE:<br />

• Ergebnisse liegen früher vor als bei Fruchtwasseruntersuchung<br />

• Fehlgeburtenrisiko bei 0,5 bis 1%<br />

• Diagnostizierte Krankheiten sind nicht behandelbar<br />

• Möglicher Schwangerschaftsabbruch ist früher möglich<br />

• Psychische Belastung während der Wartezeit<br />

• Entnahme kann als unangenehm erlebt werden<br />

Untersuchung: Amniozenthese oder Fruchtwasserpunktion<br />

WIE:<br />

Durch die Bauchdecke werden mittels Hohlnadel unter Ultraschallkontrolle einige<br />

Milliliter Fruchtwasser entnommen (Anlegen einer Zellkultur).<br />

WANN:<br />

WARUM:<br />

VOR- und<br />

NACHTEILE:<br />

16. SSW<br />

Diagnostik eines genetischen Defektes<br />

• Sehr genaue Ergebnisse<br />

• Relativ lange, belastende Wartezeiten<br />

• Nach dem Eingriff können Krämpfe, Wehen, Fruchtwasserverlust und leichte Blutungen<br />

auftreten<br />

• Fehlgeburtenrisiko bei 0,3 bis 1%<br />

• Bestimmung von Erkrankungen und Chromosomenabweichungen möglich nicht<br />

jedoch der Schweregrad<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike<br />

- - 9 - -


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

Häufigkeit (Prävalenz)<br />

„Wie häufig kommt das Down-Syndrom vor?“<br />

Es wird vermutet, dass die ältesten Belege für das Down-Syndrom Ton- und<br />

Steinfiguren aus der Olmec-Kultur vor 3000 Jahren sind. Down-Syndrom<br />

gibt es überall auf der Welt unabhängig von Rasse, ethnischer Herkunft<br />

und Bevölkerungsschichten. In Mitteleuropa liegt die Häufigkeit, ein Kind<br />

mit Down-Syndrom zu gebären, bei 1:500 bis 1:800. Weltweit leben in etwa<br />

fünf Millionen Menschen mit dem Down-Syndrom. Interessant dabei ist,<br />

dass laut Statistik alle drei Minuten ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt<br />

kommt. Die exakte Ursache für die zuvor beschriebene Zellteilungsstörung<br />

ist bis heute noch nicht geklärt. Nachgewiesen ist allerdings, dass das Risiko,<br />

ein beeinträchtigtes Kind zu gebären, mit zunehmendem Alter der<br />

Mutter steigt (Halder, 2012). Grundsätzlich gibt es Frauen jeden Alters, die<br />

ein Kind mit Down-Syndrom bekommen haben (Halder, 2014).<br />

Ursache<br />

„Was ist für das Down-Syndrom verantwortlich?“<br />

Die beiden Chromosomen <strong>21</strong> haben sich während der Stammzellenteilung<br />

nicht geteilt, dies kann sowohl in der Ei- als auch Samenzelle passieren.<br />

Das Nichtauseinandergehen der Chromosomen wird als Nondisjunktion<br />

bezeichnet. Die Ursache dafür ist bis heute unbekannt (Halder, 2014).<br />

Merkmale und Entwicklung<br />

„Wie kann man jemanden mit Down-Syndrom erkennen?“<br />

Jedes Syndrom kann anhand bestimmter Merkmale beschrieben werden,<br />

so auch das Down-Syndrom. Die Merkmale eines Down-Syndroms können<br />

auch vereinzelt bei Kindern ohne Down-Syndrom vorkommen; die Kombination<br />

mehrerer, entsprechender Merkmale ist hingegen typisch für das<br />

Down-Syndrom. Die ersten Lebensmonate verlaufen oftmals nicht anders<br />

als bei einer normentsprechenden Entwicklung. Insgesamt verläuft die<br />

Entwicklung jedoch langsamer, das bedeutet konkret, dass das Kind vielleicht<br />

etwas später sitzen und laufen wird und auch verzögert zu sprechen<br />

beginnt. Das Baby macht dennoch laufend Fortschritte. Für Bezugspersonen<br />

ist es enorm wichtig, auf die individuelle Entwicklung des Kindes zu<br />

vertrauen (Halder, 2014).<br />

- - 10 - -<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

1.2 Körperliche Merkmale und Eigenschaften<br />

Kinder mit Down-Syndrom haben<br />

einige körperliche Merkmale, die<br />

auf das Syndrom schließen lassen.<br />

Diese Merkmale sind bei betroffenen<br />

Kindern unterschiedlich ausgeprägt,<br />

was jedes Kind wiederum<br />

einzigartig macht. Familienähnlichkeiten<br />

lassen sich gut feststellen.<br />

Menschen mit Down-Syndrom haben<br />

ein wunderbares Wesen, ein<br />

individuelles Aussehen, ihr eigenes<br />

Temperament und geistiges Potential<br />

(Halder, 2014).<br />

© shutterstock<br />

Die sichtbaren Erscheinungsmerkmale bei Down-Syndrom sind (Eggers, et<br />

al., 2004; Hogenboom, 2010; Halder & Szczebak, 2011):<br />

• ein flaches Gesicht,<br />

• die mandelförmigen Augen mit einer nach oben hin schrägen Lidachse<br />

und weit auseinander stehenden Augen (Hypertelorismus),<br />

• eine Hautfalte am inneren Augenwinkel (Epikantus),<br />

• dysplastische Ohren (ungewöhnlich tief sitzende Ohren),<br />

• ein schmaler, hoher und zumeist spitzer Gaumen sowie eine große Zunge,<br />

• eine Vierfingerfurche,<br />

• ein großer Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Zehen (Sandalenlücke),<br />

• die anfangs stark verminderte Muskelspannung (schlaffe Muskulatur =<br />

muskuläre Hypotonie), später Muskelüberspannung (Muskelhypertonie),<br />

• ein auch häufig erhöhtes Körpergewicht.<br />

Medizinische Aspekte und empfohlene Untersuchungen bei Down-Syndrom<br />

innerhalb der ersten Lebenswochen (Reitter & Schlößer, 2008; Hogenboom,<br />

2010, Halder & Szczebak, 2011; Halder, 2012):<br />

• Chromosomenanalyse: Besteht nach der Geburt der Verdacht auf ein<br />

Down-Syndrom, so wird eine Chromosomenanalyse mittels Blut vom<br />

Neugeborenen durchgeführt, um die Anzahl der Chromosomen feststellen<br />

zu können (Erstellung eines Karyogramms). Darüber lässt sich das<br />

Bestehen eines Down-Syndroms bestätigen und die vorliegende Syndromform<br />

ermitteln.<br />

• Untersuchung der Schilddrüsenwerte: Eine angeborene Hypothyreose<br />

(Mangelversorgung der Körperzellen mit Schilddrüsenhormonen) kann<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike<br />

- - 11 - -


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

bestehen, weshalb eine entsprechende Untersuchung vorgenommen<br />

werden soll.<br />

• Blutuntersuchung zum Ausschluss/Nachweis von Leukämie (Blutkrebs).<br />

• Kinderkardiologische Untersuchung: 40 bis 50 % der Babys weisen einen<br />

angeborenen Herzfehler auf, der in den ersten Lebenswochen über<br />

eine Echokardiografie festgestellt werden kann.<br />

• Fehlbildungen und Störungen des Magen- und Darmtraktes (Darmverengung,<br />

Verschluss des Zwölffingerdarms, Verstopfung, etc.).<br />

• Untersuchung der Hüfte infolge des sehr schwachen Bindegewebes<br />

(Gefahr einer instabilen Hüfte, leichte Überstreckung der Gelenke etc.).<br />

Es empfiehlt sich eine Hüftsonographie im Rahmen der U2 Untersuchung.<br />

• Sehbeeinträchtigung: Eine augenfachärztliche Untersuchung innerhalb<br />

der ersten Lebenstage ist durchzuführen, um einen angeborenen Katarakt<br />

(grauer Star) rechtzeitig zu diagnostizieren; entsprechende Maßnahmen<br />

zur Vorbeugung einer möglichen Erblindung sind unmittelbar<br />

einzuleiten.<br />

• Hörbeeinträchtigung: Bei auffälligem Befund der OAE (otoakustische<br />

Emmissionen) sind eine Impedanzaudiometrie (Messung der Trommelfellbeweglichkeit)<br />

und eine Hirnstammaudiometrie (BERA) zum Ausschluss<br />

eines Paukenergusses bzw. einer angeborenen Innenohrschwerhörigkeit.<br />

• Kieferorthopädische Untersuchung: Häufig ist eine Hypotonie im Mundbereich<br />

gegeben, welche mittels gezielter Übungen der Mundmotorik<br />

verbessert werden kann (Förderung nach dem Castillo-Morales Konzept,<br />

Näheres dazu vgl. Kapitel 2.4.1).<br />

Weiterführende Untersuchungen im und ab dem ersten Lebensjahr finden<br />

Sie in der Broschüre „Medizinische Aspekte bei Down-Syndrom (mit<br />

Checklisten)“ (Halder & Szczebak, 2011).<br />

Eigenschaftsmerkmale bei Down-Syndrom (Eggers et al., 2004):<br />

• Hohe Kontaktfreudigkeit<br />

• Hohes Imitationsvermögen<br />

• Besonderes Interesse an Musik<br />

• Gutes Rhythmusgefühl<br />

• Ausgeprägte soziale Ader (hohe<br />

Empathie)<br />

© shutterstock<br />

• Hohe Begeisterungsfähigkeit in der<br />

gemeinsamen Umsetzung von pädagogischen<br />

Maßnahmen<br />

- - 12 - -<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

1.3 Entwicklungsverläufe bei Kindern mit Down-Syndrom<br />

Im nächsten Abschnitt sollen die Entwicklungsbereiche bei Kindern mit<br />

Down-Syndrom skizziert werden. Begonnen wird mit der kognitiven Entwicklung,<br />

gefolgt von der Sprachentwicklung über die motorische Entwicklung<br />

bis hin zur Entwicklung des Sozialverhaltens.<br />

1.3.1 Kognitive Entwicklung<br />

Menschen mit Down-Syndrom verfügen über sehr viel mehr Fähigkeiten<br />

als es ihnen früher zugesprochen wurde. Die Entwicklung der Intelligenz<br />

erfolgt nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie bei Menschen ohne<br />

Beeinträchtigung, jedoch in einem verlangsamten Tempo. Mit einer gezielten<br />

Förderung können Menschen mit Down-Syndrom sprechen, lesen<br />

und schreiben lernen. Die intellektuelle Entwicklung eines Menschen ist<br />

nicht als statischer sondern vielmehr als dynamischer Prozess mit kontinuierlichem<br />

Verlauf anzusehen (Haveman, 2013). Das Ausmaß der intellektuellen<br />

Leistungsfähigkeit wird durch Intelligenztests bestimmt. Das Resultat<br />

wird in einem Intelligenzquotienten, dem sogenannten IQ, ausgedrückt,<br />

welcher das Leistungsniveau eines Kindes abbildet (Eggers et al., 2004).<br />

Kinder mit Down-Syndrom haben im Vergleich zu normentwickelten Kindern<br />

weniger Gehirnzellen und Verbindungen zwischen den Zellen; zudem<br />

sind neurologische Funktionsstörungen nachweisbar, welche die<br />

beeinträchtigte kognitive Entwicklung mit bedingen (u.a. Defizite der<br />

Informationsverarbeitung, Defizite der Informationsverarbeitung und des<br />

Kurzzeitgedächtnisses; Halder, 2014).<br />

Formen der intellektuellen Beeinträchtigung sind:<br />

• die leichte Intelligenzminderung (IQ von in etwa 65 bis 80):<br />

Ein Kind mit leichter Intelligenzminderung gilt als lernbehindert und kann<br />

in der Regel nach dem sonderpädagogischen Lehrplan beschult werden<br />

und später auch einer beruflichen Tätigkeit im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />

und Kompetenzen nachgehen (Eggers et al., 2004).<br />

• die mittlere Intelligenzminderung (IQ von unter 60 bis 65):<br />

Bei Bestehen einer mittelgradigen Intelligenzminderung können Sonderschulen<br />

für praktische Bildbare (geistig Behinderte) besucht und später in<br />

geschützten Werkstätten gefördert werden. Eine soziale und wirtschaftliche<br />

Selbstständigkeit ist in der Regel nicht erreichbar (Eggers et al., 2004).<br />

• die schwere Intelligenzminderung (IQ zwischen 40 und 25):<br />

Die geistige Behinderung ist in einem beträchtlichen Ausmaß gegeben,<br />

sodass nur begrenzt sprachliche Verständigungs- und Ausdrucksmöglichkeiten<br />

genutzt werden können; einfachste Gewohnheiten wie die Nah-<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike<br />

- - 13 - -


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

rungsaufnahme, das Anziehen, der Gang auf die Toilette uvm. können<br />

über gezieltes Training angelernt werden (Eggers et al., 2004). In etwa 8 %<br />

der Menschen mit Down-Syndrom weisen eine schwere Intelligenzminderung<br />

gekoppelt an schwere körperliche Beeinträchtigungen auf (Halder,<br />

2014).<br />

1.3.2 Motorische Entwicklung<br />

Bei Kindern mit Down-Syndrom ist die motorische Entwicklung verzögert,<br />

das heißt sie erreichen verschiedene Meilensteine der motorischen Entwicklung<br />

später als andere Kinder. Beispielsweise lernen Kinder erst im<br />

Alter von 24 Lebensmonaten (bei einer Streuung von 13 bis 48 Lebensmonaten)<br />

eigenständig zu gehen, während das freie Gehen im Rahmen<br />

einer altersgemäßen Entwicklung um das erste Lebensjahr erfolgt (Sacks &<br />

Buckley, 2012). Als Ursachen für die Verzögerung sind die verminderte Körperspannung,<br />

die Überdehnbarkeit der Gelenke und/oder bestehende<br />

Gleichgewichtsstörungen zu nennen. Häufig eignen sich Kinder aufgrund<br />

dieser Probleme falsche Bewegungsabläufe an. Grobmotorische Aktivitäten<br />

wie etwa das Schwimmen, Radfahren, Tanzen uvm. können von<br />

Menschen mit Down-Syndrom problemlos ausgeübt werden, obgleich die<br />

Bewegungskoordination nicht so fein ausgeführt werden kann wie bei normentwickelten<br />

Menschen. Down-Syndrom Kinder haben weiter weniger<br />

Kraft in den Muskeln, welche gezielt mit Übungen aufgebaut wird. Bewegungen<br />

werden langsamer ausgeführt, ebenso sind längere Reaktionszeiten<br />

zu beobachten. Auch im Bereich der feinmotorischen Geschicklichkeit<br />

(Finger-/ Handgeschicklichkeit) können bestehende Schwierigkeiten<br />

mit gezieltem Üben und viel Geduld verbessert werden (Haveman, 2013,<br />

Halder, 2014, Sacks & Buckley, 2012). In der Sonderausgabe Leben mit<br />

Down-Syndrom wird umfassend auf die motorische Entwicklung von<br />

Down-Syndrom-Kindern und hilfreichen praktischen Tipps eingegangen<br />

(Deutsches Down-Syndrom-InfoCenter, 2012, 68-89).<br />

Folgende Fachpersonen stellen zum Aufbau/zur Festigung der motorischen<br />

Kompetenzen (u.a. Stärkung der Feinmotorik, Gleichgewicht, Koordination)<br />

Behandlungsangebote:<br />

Physiotherapeuten/innen, Ergotherapeuten/innen und Motopädagogen/innen<br />

(vgl. Kapitel 2.4.1).<br />

1.3.3 Sprachentwicklung<br />

Nicht alle Down-Syndrom Kinder entwickeln dieselben sprachlichen Kompetenzen.<br />

In etwa 80 % der Fälle ist die Sprachentwicklung infolge des<br />

„Leimohres“ (Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr) von Geburt an<br />

erschwert. Die Kinder haben infolge der verzögerten Lautwahrnehmung<br />

- - 14 - -<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike


Kapitel 1.<br />

Fakten zum Down-Syndrom<br />

und -verarbeitung (Phonologie) insgesamt Schwierigkeiten Sprache zu erfassen<br />

(Halder, 2014).<br />

Die Sprech- und Sprachentwicklung zeigt Beeinträchtigungen im Rahmen<br />

der Lautbildung (Phonetik) und Artikulation. Betroffene können zwar Laute<br />

isoliert sprechen, lassen diese dann aber in Wörtern regelmäßig aus oder<br />

ersetzen sie durch andere. Die Ursache beruht hier auf Einschränkungen<br />

in der auditivkinästhetischen Erinnerungsgabe, also wie Lautfolgen produziert<br />

werden können (Haveman, 2013).<br />

Im Hinblick auf die Sprech- und Sprachentwicklung gibt es große individuelle<br />

Unterschiede: Zum einen können Kinder mit Down-Syndrom sehr<br />

schnell sprechen lernen oder sogar zweisprachig aufwachsen, zum anderen<br />

gibt es Kinder, die sehr schleppend Fortschritte innerhalb ihrer Sprachentwicklung<br />

durchlaufen; dies hängt auch von den Ausprägung des<br />

kognitiven Leistungspotentials ab. Folgende Fachpersonen stellen zum<br />

Aufbau und zur Festigung der kindlichen Sprechfertigkeiten (u.a. Stärkung<br />

der Mundmotorik, Aufbau phonetisch-phonologischer Kompetenzen) Behandlungsangebote:<br />

Logopäden/innen und Sprach(heil)therapeuten/innen (vgl. Kapitel 2.4.2).<br />

1.3.4 Soziale Entwicklung<br />

Kinder mit Down-Syndrom werden häufig als sehr freundlich, herzlich<br />

und sensibel beschrieben. Ihr Einfühlungsvermögen ist zumeist stark ausgeprägt,<br />

dennoch kann es wie bei allen Kindern zu Schwierigkeiten im<br />

sozialen Miteinander kommen. Diese Schwierigkeiten liegen in der verzögerten<br />

Sprech- und Sprachentwicklung sowie im verminderten Reaktionsvermögen<br />

begründet. Wenn ein Kind unabhängig von der Örtlichkeit, in<br />

der es sich gerade befindet (Zimmer, Flur, öffentlicher Platz usw.), in die<br />

Buddha-Haltung begibt, kann das auf eine Überforderungsreaktion des<br />

Kindes schließen lassen.<br />

Ein nicht zu vernachlässigendes Problem umfasst den Mangel an Sozialkontakten<br />

von betroffenen Familien. Es ist wichtig, Zeit mit unseren Mitmenschen<br />

zu verbringen, sich auszutauschen und von einander zu lernen.<br />

Erst wenn das Umfeld auf das Down-Syndrom hinreichend sensibilisiert<br />

und aufgeklärt ist, kann ein integrativer und inklusiver Umgang von Down-<br />

Syndrom Betroffenen in der Gesellschaft gelingen (Halder, 2014, Hogenboom,<br />

2010).<br />

Dillitz Marika & Kribernegg Kathrin Ulrike<br />

- - 15 - -


© shutterstock<br />

Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen,<br />

sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.<br />

(Gautama Buddha)


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Das Wichtigste für eine positive Entwicklung eines Kindes mit Down-Syndrom<br />

ist die liebevolle Annahme und Bindung an seine Familie. Die Einbindung<br />

unserer Kinder in Kindergärten, Schulen und in den Arbeitsmarkt unterstützt<br />

weiter den Erwerb und Ausbau wichtiger Kompetenzen, um Kinder und Jugendliche<br />

gut auf ein autonomes und selbstständiges Leben vorzubereiten.<br />

Kinder mit Down-Syndrom können erfolgreich schulische Fertigkeiten<br />

wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen, die gezielte Förderung der<br />

Kinder steht dabei im Vordergrund. Gezieltes und effektives Fördern heißt,<br />

die Qualität und das Ausmaß der Förderung einzuschätzen. Ein zu viel an<br />

Förderung kann unter Umständen den erwünschten Fortschritt hemmen,<br />

während auch ein zu wenig Förderung nicht zielführend ist. Es gilt dabei,<br />

ein individuellangemessenes Mittelmaß zu fi nden, das für Ihr Kind und auch<br />

für Ihre Familie gut passt. Prinzipiell kann und soll Förderung schon wenige<br />

Wochen nach der Geburt eingeleitet werden. Die Begabungen der Kinder<br />

sollen identifi ziert und gestärkt werden. Zumeist sind sie wahre Kommunikationstalente,<br />

die über hohe soziale Kompetenzen verfügen und oft auch sehr<br />

künstlerisch begabt sind (http://www.downsyndromzentrum.at/).<br />

2.1 KriterieN Zur BeurteiLuNG VoN tHerAPieN uND FÖrDerKoNZePteN<br />

Die Auswahl von Therapie- und Förderkonzepten sollte bestmöglich nach<br />

einer kritischen und refl exiven Haltung der Eltern, Pädagogen/innen und<br />

Therapeuten/innen erfolgen. Nach Wilken (2009) sind folgende Kriterien in<br />

den Auswahlprozess mit einzubinden:<br />

• Theoretisch begründete Konzepte, welche die Handlungsfähigkeit des<br />

Kindes erweitern, sind anderen Konzepten vorzuziehen.<br />

• Empfehlenswert sind Angebote, die dem Kind ermöglichen, nach seinen<br />

eigenen Interessen und Fähigkeiten zu handeln und dabei die individuellen<br />

Zeitbedürfnisse zu berücksichtigen.<br />

• Besonders förderlich sind hierbei Konzepte, die eine auf das Kind bezogene<br />

und familienorientierte Förderung ermöglich.<br />

• Jeder hat sein eigenes Entwicklungstempo; individuelle Erfolge und Erfahrungen<br />

im Einzelfall dürfen nicht verallgemeinert werden.<br />

Die Grunddevise lautet natürlich immer:<br />

Fördern und NICHT Überfordern!<br />

(Mag a . Ratheiser)<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid<br />

- - 17 - -


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Der Aufwand und die Einfl üsse der Therapien dürfen sich nicht belastend<br />

auf das Familienleben auswirken. Es ist abzuwägen, ob man von einem<br />

zeitintensiven und aufwendigen Programm nur kurzweilige Trainingseffekte<br />

erwarten kann oder ob dadurch ein nachhaltiger, positiver Nutzen für<br />

die kindliche Entwicklung erlangt wird (Wilken, 2009).<br />

2.2 FrÜHFÖrDeruNG<br />

Die Frühförderung bei Kindern mit Down-Syndrom ist wie bei Kindern ohne<br />

Down-Syndrom nach ihrer individuellen Entwicklung und ihren Lebensumständen<br />

ausgerichtet (Mosler, 2006). Durch Behandlungen und Therapien<br />

ist es möglich, förderliche Entwicklungsverläufe zu unterstützen. Das vielfältige<br />

Angebot erschwert oft, zwischen Evidenz basierten (nachgewiesen<br />

wirksamen) Programmen und wenig Erfolg versprechenden Maßnahmen<br />

zu unterscheiden.<br />

Kinder zeigen ein individuelles Entwicklungstempo, weshalb sich Erfahrungen<br />

am Einzelfall nicht ohne weiteres auf andere Kinder verallgemeinern<br />

lassen (Wilken, 2009).<br />

Einige Studien belegen die Wirksamkeit einzelner Frühfördermaßnahmen<br />

bei Kindern mit Beeinträchtigungen. Vor allem im Hinblick auf Kurzzeiteffekte<br />

erzielen Frühfördermaßnahmen konsistente Erfolge (Haveman,<br />

2013). Im nächsten Abschnitt werden ein Evidenz basiertes Frühförderprogramm<br />

und weiter ein Frühförderkonzept vorgestellt:<br />

Frühförderprogramm „Kleine Schritte“: Dabei handelt es sich um ein Programm,<br />

das Prinzipien zur Unterrichtung behinderter Kinder beinhaltet und<br />

aus insgesamt elf Büchern besteht. Zahlreiche, praktische Vorschläge zur<br />

Unterstützung von Eltern stehen im Vordergrund.<br />

Einige Grundprinzipien, die Havemann (2013) vertritt, sind die folgenden:<br />

• Auch Kinder mit eingeschränkten Fähigkeiten können lernen.<br />

• Kinder mit Down-Syndrom können dieselben Fertigkeiten erlernen wie<br />

alle anderen Kinder.<br />

• Die wichtigsten Lehrer/innen der Kinder sind ihre Eltern.<br />

• Bereits ab der Diagnosestellung soll eine gezielte Förderung beginnen.<br />

• Es gilt, gut durchdachte Lehr- und Einschätzungsmethoden in der Arbeit<br />

mit Kindern anzuwenden.<br />

• Es gilt weiter, die kindlichen und elterlichen Bedürfnisse an die Fördermaßnahmen<br />

anzupassen.<br />

Die Wirksamkeit des Programmes wurde überprüft und belegt. Unter anderem<br />

haben Eltern angegeben, gerne mit diesem Programm zu arbeiten;<br />

- - 18 - -<br />

AtioN<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

die Umsetzung der einzelnen Methoden in die Praxis wurde als geeignet<br />

bewertet. Zudem zeigt sich eine deutliche Verbesserung der kindlichen<br />

Entwicklung in den untersuchten Bereichen (Grobmotorik, Feinmotorik,<br />

rezeptive Sprache, expressive Sprache und persönliche und soziale Fähigkeiten<br />

überprüft; Haveman et al., 2005).<br />

mobile Frühförderung: Das Konzept der Mobilen Frühförderung wurde<br />

entwickelt, um Eltern in den ersten Jahren nach der Geburt ihres Kindes<br />

professionell zur Seite zu stehen. Dabei kommt zumindest ein Mal pro Woche<br />

ein/e Frühförderer/in (in der Regel eine Fachperson aus dem Bereich<br />

Sonderkindergartenpädagogik) in die Familie, unterstützt die Entwicklung<br />

des Kindes und stärkt auch die familiäre Situation. Der Aufbau einer stabilen<br />

Beziehung zum Kind ist gleichermaßen wichtig wie eine zusätzliche<br />

facheinschlägige, psychologisch-pädagogische Beratung für die Eltern<br />

(Schnoor, 2006).<br />

2.3 ABLAuF Der FrÜHFÖrDeruNG<br />

In der orientierungsphase erfolgt eine erste Kontaktaufnahme der Bezugsperson<br />

mit der Frühförderstelle, zumeist eine ambulante Einrichtung.<br />

Das Kind wird individuell erfasst, seine Stärken und Schwächen, Fähigkeiten<br />

und Bedürfnisse werden ermittelt. Dies bildet die Grundlage für die<br />

Planung angemessener und Maß geschneideter Therapiepakete. Die<br />

Frühförderung richtet sich mit ihrem ganzheitlichen Ansatz an die gesamte<br />

Familie (Wüllenweber et al., 2006). In der Frühförderung sind mehrere<br />

Berufsgruppen vertreten, welche die unterschiedlichen Entwicklungsbereiche<br />

des Kindes fördern. Typisch vertretene Berufsgruppen sind:<br />

• Kinderärzte/innen und andere Fachärzte/innen: Die Funktion des Kinderarztes<br />

liegt vor allem in der Diagnostik. Diese stellen unter anderem die<br />

Grundlage für die Planung der therapeutischen und pädagogischen Hilfen<br />

dar (Wild & Möller, 2014).<br />

Es wird die allgemeine, körperliche Entwicklung auf spezifi sche Funktionsstörungen<br />

hin untersucht. Ein besonderes Hauptaugenmerk wird dabei<br />

auf den Magen- und Darmtrakt und den Hormonhaushalt gelegt. Des<br />

Weiteren wird meist ein Immunsystemcheck und eine kieferorthopädische<br />

Diagnostik vorgenommen (Klinikum Niederberg GmbH, 2014; vgl.<br />

dazu Kapitel 1.2)<br />

• Psychologen/innen: Die Hauptaufgabe der Psychologen/innen umfasst<br />

das Ausmaß der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie die Beurteilung des<br />

sprachlichen und psychosozialen Entwicklungsstandes sowie der Wahrnehmungsfähigkeiten<br />

(Wild & Möller, 2014). Die Psychologen/innen bedienen<br />

sich in ihrer Arbeit standardisierten und nichtstandardisierten Verfah-<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid<br />

- - 19 - -


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

ren wie beispielsweise der Testbatterie für geistig behinderte Kinder (Wild<br />

& Möller, 2014).<br />

• Sozial- und Heilpädagogen/innen: Diese Berufsgruppe sollen Menschen<br />

mit Behinderung in der alltäglichen Lebensführung unterstützen. Es geht<br />

um den Aufbau persönlicher Kompetenzen mit dem Ziel ein möglichst hohes<br />

Maß an Selbständigkeit zu erreichen (Wild & Möller, 2014).<br />

• Verschiedene Therapeuten/innen: wie etwa Logopäden/innen, Ergotherapeuten/innen,<br />

Physiotherapeuten/innen; unter Einbezug von normierten<br />

Testverfahren und dem klinischen Eindruck wird der Entwicklungsstatus<br />

des Kindes ermittelt, Therapieziele festgelegt und je nach Bedarf<br />

eine eng- oder weitmaschige therapeutische Betreuung eingeleitet (Becker<br />

& Steding-Albrecht, 2006; Grimm, 2003).<br />

2.4 tHerAPie- uND FÖrDermÖGLiCHKeiteN FÜr KiNDer<br />

mit DoWN-SYNDrom<br />

Im Folgenden werden Therapie- und Fördermöglichkeiten im Bereich Motorik<br />

vorgestellt, es wird dabei auf unterschiedliche Konzepte Bezug genommen.<br />

Im Anschluss wird auch dem Sprachbereich Rechnung getragen, indem ausgewählte<br />

Therapieansätze im Überblick beschrieben werden.<br />

2.4.1 motoriK<br />

In den ersten Jahren nimmt das Kind seine Umwelt hauptsächlich über<br />

Bewegungen wahr. Im Rahmen der Förderung ist es wichtig, dem Kind<br />

Raum für Geborgenheit, Freude und Akzeptanz und vor allem auch Zeit<br />

zu geben. Kinder lernen durch das Wiederholen von Sequenzen am besten,<br />

über diesen Weg lernen sie ihren eigenen Körper kennen. Außerdem<br />

lernen sie, sich mitzuteilen, was für die weitere Entwicklung von großer Bedeutung<br />

ist (Mosler, 2006).<br />

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Förderung der motorischen Kompetenzen.<br />

Ausgewählte und in der Praxis häufi g umgesetzte Behandlungen<br />

werden im nächsten Schritt behandelt:<br />

Physiotherapie und krankengymnastische Behandlung<br />

Viele Säuglinge bekommen eine krankengymnastische Behandlung. Die<br />

Physiotherapie ist bestrebt, die Eigeninitiative für Bewegungen und die<br />

gesamte Eigenaktivität des Kindes anzuregen, um so Selbstständigkeit<br />

herbeizuführen. Voraussetzend für nachhaltige Behandlungserfolge ist<br />

eine Umgebung, die ein ständiges Ausprobieren ermöglicht. Die Beweg-<br />

- - 20 - -<br />

AtioN<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

lichkeitsentwicklung soll gefördert und beschleunigt werden. Es empfi ehlt<br />

sich, geeignete Sitzhilfen und Bewegungshilfen in Absprache mit den Therapeuten/innen<br />

auszuwählen (Aly, 1997; Bundesministerium für Wirtschaft,<br />

Familie und Jugend: Elternbriefe Für Eltern von Kindern mit Behinderung).<br />

ergotherapie<br />

Das langfristige Ziel der Ergotherapie<br />

ist das Erreichen des maximalen<br />

Entwicklungsstandes, um<br />

die Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben zu ermöglichen. Hier<br />

kommt die gesamte Tragweite<br />

ergotherapeutischer Arbeit zum<br />

Tragen: motorisch-funktionelle<br />

Therapien, neuropsychologisches<br />

und neurophysiologisches Training,<br />

Selbstständigkeitstraining, Hilfsmittelerstellung<br />

und -anpassung,<br />

Wohnungsadaptierung, kreativhandwerkliche<br />

und gestalterische<br />

Tätigkeiten, Förderung im sozio-emotionalen Bereich und Angehörigenberatung.<br />

Dabei wird die Ergotherapie individuell auf das Kind und seine Bedürfnisse<br />

angepasst (Becker & Steding-Albrecht, 2006).<br />

Castillo-morales Konzept<br />

Dabei handelt es sich um ein ganzheitliches, neurophysiologisch orientiertes<br />

Behandlungskonzept. Zentrales Element ist der Respekt vor der Person<br />

und das Vertrauen in seine Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Haltung<br />

und Bewegung des Kindes soll unter Einbezug der Sinneswahrnehmung<br />

verbessert werden (Türk, Söhlemann & Rummel, 2012).<br />

© shutterstock<br />

Cranio-Sacrale therapie<br />

Die cranio-Sacrale Therapie umfasst ein Teilgebiet der osteopathie. Unregelmäßigkeiten<br />

oder Blockaden sollen erkannt und aufgelöst werden<br />

(Meissner, 2002).<br />

Heilpädagogisches Voltigieren<br />

Darunter versteht man akrobatisches Turnen auf einem galoppierenden<br />

Pferd. Diese Übungen sind allgemein für motorisch eingeschränkte Kinder,<br />

Jugendliche und Erwachsene sehr förderlich. Durch das heilpädagogische<br />

Voltigieren kommt es zum Auf- und Ausbau motorischer und<br />

sozialer Kompetenzen. Im Umgang mit Pferden erwerben Kinder ein Regelbewusstsein,<br />

lernen Konfl ikte zu lösen und Kompromisse einzugehen.<br />

Studienergebnisse weisen auf eine Verbesserung der sozio-emotionalen<br />

und motorischen Fähigkeiten hin (Schopper, n.d.). Nähere Informationen<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid<br />

- - <strong>21</strong> - -


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

fi nden Sie auf der Homepage für Therapeutisches Reiten in Österreich:<br />

http://www.oktr.at (Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend:<br />

Elternbriefe Für Eltern von Kindern mit Behinderung).<br />

tamo therapie<br />

Diese Methode dient der Behandlung von neurologischen und orthopädischen<br />

Bewegungsstörungen. Ziel der Therapie ist die Entwicklung von motorischen<br />

Bewegungsstrategien unter Berücksichtigung der vorhandenen<br />

Ressourcen. Bewegungen sollen kontrolliert ausgeführt und ausgebaut<br />

werden (Rosatti-Bonauer, n.d.).<br />

rota therapie<br />

Dies ist eine neurophysiologische Behandlungsart, bei der mit Hilfe einfacher<br />

Bewegungsübungen ein positiver Einfl uss auf die Muskelspannung genommen<br />

wird. Die Therapie hilft prophylaktisch einer förderlichen Tonusregulation.<br />

Durch gezielte Rotationsübungen werden im Gehirn, Bereiche aktiviert,<br />

welche für die Bewegung und Haltung verantwortlich sind. Muskeln werden<br />

dadurch harmonisch angespannt und entspannt (Bartel, n.d.)<br />

2.4.2 SPrACHe<br />

© shutterstock<br />

Die Kommunikation umfasst mehr<br />

als nur die verbale Sprache. Es<br />

bezeichnet alle Verhaltensweisen<br />

und Ausdrucksformen, mit denen<br />

wir uns anderen Menschen mitteilen<br />

können. Säuglinge und Kleinkinder<br />

teilen beispielsweise ihre<br />

Bedürfnisse durch Lautieren und<br />

Weinen ebenso durch ihre Körperhaltung,<br />

den Blickkontakt und<br />

Berührungen mit. Die sensorischen<br />

Fähigkeiten wie das Sehen, Hören,<br />

Fühlen, Riechen und Schmecken<br />

spielen in der Kommunikation von Kindern neben dem Gleichgewichtssinn<br />

und den Bewegungsempfi nden eine bedeutende Rolle (Wilken, 2005).<br />

Das wichtigste Ziel der Sprech- und Sprachförderung ist die Begeisterung<br />

für Sprechen (Sprechfreude) zu erhöhen und das Kind in seinen Ausdrucksmöglichkeiten<br />

zu bestärken (Szagun, 2006).<br />

Sprachtherapie<br />

Sprachtherapeuten/innen unterstützen Kinder im Erwerb der Sprache. Es<br />

wird nicht nur die Lautsprache erlernt, sondern auch nonverbale Kom-<br />

- - 22 - -<br />

AtioN<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

munikationsformen wie etwa Gestik und Mimik (Pollmächer & Holthaus,<br />

2005). Im weiten Sinne werden auch motorische, kognitive, soziale und<br />

emotionale Fähigkeiten gefördert, welche als Grundlage für die Sprachentwicklung<br />

gelten (Wilken, 2005).<br />

Logopädie<br />

Logopäden/innen behandeln Kinder mit Sprech- bzw. Sprachentwicklungsstörungen<br />

(u.a. Lautwahrnehmung, -bildung, Sprachverstehen, Wortschatz,<br />

Grammatik) sowie mit wie Stimm-, Schluck-, Kaustörungen, Stottersymptomatiken<br />

und/oder anderen Kommunikationsproblemen. Des<br />

Weiteren werden Saug-, Lippen-, Gaumen- oder Zungenabläufe trainiert<br />

und geschwächte Muskeln im Mundbereich gestärkt (Bundesministerium<br />

für Wirtschaft, Familie und Jugend: Elternbriefe Für Eltern von Kindern mit<br />

Behinderung; Meyer-Eppler, 2001; Pollmächer & Holthaus, 2005).<br />

Sprachförderung durch frühes Lesen<br />

Kinder mit Down-Syndrom können visuelle Reize besser aufnehmen und<br />

verarbeiten als auditive Reize. Diese visuellen Fähigkeiten bilden somit die<br />

Grundlage von Frühförderleseprogrammen. Erfahrungen zufolge können<br />

Kinder mit Down-Syndrom im Alter von drei bis vier Jahren einzelne Wörter<br />

lesen. Besonders wichtig sind hier kleine, klar gegliederte Lernschritte, um<br />

Enttäuschungen vorzubeugen; ein fehlervermeidendes Lernen und der<br />

Einsatz von Belohnungen zur Verstärkung von erwünschten Verhalten wird<br />

empfohlen (Wilken, 2008).<br />

Gebärdenunterstützte Kommunikation<br />

Zahlreiche Studien belegen die untersuchten Parallelen zwischen Laut<br />

und Gebärsprache. Ein Kind, das sich mit Gebärden verständigt, kann<br />

die erworbenen Grundprinzipien der Gebärsprache auf die gesprochene<br />

Sprache übertragen. Es lässt sich schlussfolgern, dass Kinder, die zuerst<br />

mit Gebärden kommunizieren, grundlegende sprachliche Kompetenzen<br />

erwerben. Sie müssen im nächsten Entwicklungsschritt nur den Übertrag<br />

dieser Prinzipien in die Sprachproduktion schaffen, dann steht dem freien<br />

Sprechen nichts mehr im Wege. Vielen Eltern erleichtern die Gebärden<br />

die Kommunikation mit ihrem Kind. Es entstehen dadurch auch weniger<br />

frustrierende Situationen. Nur wenige Kinder sind dauerhaft auf Gebärden<br />

angewiesen. Allgemein gibt es individuelle Unterschiede, wie schnell ein<br />

Kind Gebärden erlernt, mit dem Sprechen beginnt, seinen Wortschatz erweitert<br />

und morphosyntaktischen Fähigkeiten festigt (Satzbau, Verbbeugung<br />

usw.) (Grimm, 2003; Szagun, 2006; Wilken, 2005).<br />

tomatis<br />

Diese Therapieform wird als Horchtherapie bezeichnet und stellt eine Behandlungsmöglichkeit<br />

von Funktionsstörungen des Hör- und Gleichgewichtssystems<br />

dar. Das ohr erfüllt mehrere Aufgaben: Es nimmt Reize auf,<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid<br />

- - 23 - -


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

organisiert diese und leitet sie dann weiter. Somit liefert das ohr dem Nervensystem<br />

Energie und ist unter anderem verantwortlich für Körperspannung<br />

und Motorik. Dauerhafte Veränderungen der motorischen Kompetenzen,<br />

der Körperwahrnehmung, der Sprache, Kommunikation und<br />

Konzentration werden über diese Methode angestrebt (Wehmeyer, 2005).<br />

2.4.3 KoGNitioN<br />

Unter der kognitiven Entwicklung versteht man die Entwicklung aller Funktionen,<br />

die zur Wahrnehmung eines Sachverhaltes oder von Wissen benötigt<br />

werden. Die Förderung schließt Bereiche wie Kommunikation, Motorik,<br />

Selbstversorgung, Wohnen, Gesundheit und Sozialverhalten ein (Wild &<br />

Möller, 2014).<br />

In den ersten Lebensmonaten zeigen Kinder mit Down-Syndrom im Hinblick<br />

auf die kognitive Entwicklung kaum Unterschiede zu Kindern ohne<br />

Down-Syndrom. Der Unterschied wird erst mit zunehmendem Alter zusehends<br />

sichtbar (Sarimski, 2009). Die kognitive Entwicklung bei Down-Syndrom<br />

reicht von einer leichten bis schweren kognitiven Behinderung (vgl.<br />

Kapitel 1.3.1). Neben unterschiedlich individuellen Anlagen sind auch die<br />

Qualität der Förderung und/oder körperliche Einschränkungen wie beispielsweise<br />

ein angeborener Herzfehler entscheidend (Sarimski, 2014).<br />

Nach folgenden Förderungskonzepten wird in der Praxis gearbeitet:<br />

Ansatz nach montessori<br />

Eine Möglichkeit umfasst den Förderungsansatz nach Montessori. Mit Hilfe<br />

von „Sinnesmaterialien“ werden lebenspraktische Fähigkeiten und spezifi -<br />

sche Teilfunktionen gefördert. Unter Sinnesmaterialen versteht man das Lernen<br />

und Forschen über alle fünf Hauptsinne (Tastsinn, Geruchsinn, Sehsinn,<br />

Hör- und Geschmackssinn). Für die Förderung von kognitiven Fähigkeiten<br />

ist ein früher Förderbeginn wichtig. Intensive Frühförderprogramme erzielen<br />

einen stabilen Effekt auf die kognitive Entwicklung (Wild & Möller, 2014).<br />

Das Erlernen von Rechnen<br />

Rechnen bzw. der Rechenerwerb erfordert unterschiedliche Leistungen<br />

vom Gehirn unter anderem das Verstehen mathematischer Zusammenhänge,<br />

das Beibehalten (Gedächtnis) und auch ein gewisses Maß an<br />

Konzentration. Der Erwerb pränumerischer Fertigkeiten (Vorläuferfertigkeiten)<br />

sowie der Umgang mit Zahlen (Anwendung der Grundrechenarten)<br />

werden durch Visualisierung wesentlich erleichtert. Zum Beispiel können<br />

räumlich-visuelle Aufgaben und Rechenaufgaben mittels Zählen von Perlen<br />

auf einer Kette, Veränderung einer Kette von einem Halbkreis zu einem<br />

Kreis usw. erarbeitet werden (Wieser, 2004). Eine weitere Methode<br />

des Rechenerwerbs für Kinder mit Down-Syndrom stellt das „yes we can<br />

- - 24 - -<br />

AtioN<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

– Rechentraining“ dar. Dies ist eine spezielle Methode des Fingerrechnens,<br />

welche gezielt Vorläufer- und Rechenfertigkeiten trainiert wie etwa die<br />

Raumorientierung, welche unter anderen als Basis für das Rechnen gilt.<br />

Dieses Konzept beruht auf einem EU-Projekt unter der Leitung des Down<br />

Syndrom Zentrums „Leben Lachen Lernen“ (3×<strong>21</strong> Zentrum zur Förderung<br />

und Begleitung von Menschen mit <strong>Trisomie</strong> <strong>21</strong>).<br />

Lösungsorientiertes Verhaltenstraining<br />

Im lösungsorientierten Verhaltenstraining sollen Kinder erwünschte Verhaltensweisen<br />

langfristig einüben. Um einen nachhaltigen Effekt erzielen<br />

zu können, wird das Programm mit Hilfe von Videoanalysen umgesetzt,<br />

um sicherzustellen, dass sich positive Verhaltensweisen anstelle von Fehlverhalten<br />

eingestellt haben. Veränderungen in Gestik und Mimik lassen<br />

sich über die Videosequenzen gut identifi zieren. Ziel dieser Methode ist<br />

somit, ungünstiges Verhalten in ein positives Verhalten zu lenken und<br />

selbstgesteuertes Verhalten zu fördern (3×<strong>21</strong> Zentrum zur Förderung und<br />

Begleitung von Menschen mit <strong>Trisomie</strong> <strong>21</strong>: yes we can. Rechentraining:<br />

http://3x<strong>21</strong>.at/ywc/).<br />

2.4.4 PSYCHoSoZiALe KomPeteNZeN<br />

Psychosoziale Fertigkeiten sollen Kinder und Jugendliche befähigen, Anforderungen<br />

und Schwierigkeiten des täglichen Lebens selbst zu bewältigen<br />

und einen angemessenen Umgang mit Mitmenschen zu ermöglichen<br />

(Lohaus & Domsch, 2009).<br />

Kinder mit Down-Syndrom brauchen Zeit und Einfühlungsvermögen. Bei<br />

einer Überforderung reagieren Kinder mit Down-Syndrom sehr empfi ndlich,<br />

was zur Folge haben kann, dass sich andere Kinder - seien sie jünger<br />

oder älter - von ihnen abwenden. Häufi g sind die sozialen und emotionalen<br />

Fähigkeiten der Kinder mit Down-Syndrom sehr gut entwickelt, sie<br />

zeigen einen feinfühligen Umgang mit ihren Mitmenschen und können gut<br />

vereinbarte Regeln beachten und einhalten. Die Kinder schaffen es mit<br />

dieser Voraussetzung auch gut, sich in Institutionen wie integrativen Kindertagesstätten<br />

oder aber auch Regelkindergärten zurechtzukommen,<br />

solange die Gruppengröße überschaubar bleibt (Nentwich, 2014).<br />

Das Frühförderprogramm „Kleine Schritte“ gibt gute Impulse zur Integration<br />

von Kindern mit Down-Syndrom in Gruppenaktivitäten. Über das gemeinsame<br />

Musizieren, das gemeinsames Vorlesen von Geschichten oder<br />

das gemeinsame Spielen werden den Kindern Hilfestellungen gegeben,<br />

sich im Gruppengeschehen zurechtzufi nden (Haveman, 2013).<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid<br />

- - 25 - -


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Lernen über spielerische Aktivitäten bieten den Kindern folgende Vorteile<br />

(Haveman, 2013, S. 104):<br />

„Beim Spielen kann das Kind seine erlernten Fertigkeiten üben.<br />

Spielen hilft dem Kind, erlernte Fertigkeiten im Gedächtnis zu behalten.<br />

Beim Spielen lernt das Kind neue Möglichkeiten, seine Fertigkeiten anzuwenden<br />

(in einer anderen Umgebung, mit anderen Materialien).<br />

Beim Spielen lernt das Kind mit anderen zu interagieren (zuhören, sprechen,<br />

Dinge mit anderen teilen).<br />

Spielzeiten bieten die Gelegenheit, das Kind zu beobachten: Wendet<br />

es die erlernten Fertigkeiten an? Ist zusätzliche Unterstützung nötig?<br />

Spielzeiten bieten Gelegenheiten, dem Kind neue Fertigkeiten beizubringen,<br />

und eine angenehme Arbeitsumgebung.<br />

Spielzeiten geben dem Kind die Möglichkeit, seine Umgebung kennen<br />

zu lernen und zu erkunden.“<br />

Im Jugendalter erfährt vor allem die Vorbereitung auf das alltägliche Leben,<br />

insbesondere auf das spätere Arbeitsleben einen bedeutenden Stellenwert.<br />

Vor allem in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Freizeit und Sexualität<br />

benötigen Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom Unterstützung und<br />

sehr viel Aufklärung. Eltern und Fachpersonen sollen gemeinsam mit dem<br />

Jugendlichen überlegen, welche Möglichkeiten sich gut mit ihren Bedürfnissen<br />

und Wünschen realisieren lassen (z.B. fl exible Wohnangebote). Des<br />

Weiteren können Jugendliche und junge Erwachsene mit Down-Syndrom<br />

an Modellprojekten teilnehmen, um Unterstützung auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu erhalten (Lindmeier, 2001).<br />

Also ich habe schon immer wieder<br />

eine therapiefreie Zeit gemacht und<br />

diese Pause war auch für mich, nicht<br />

nur für sie…<br />

Und das Highlight, das haben wir seit heuer,<br />

wir machen Lifekinetik, also das ist der Hammer...für<br />

die Großen wie auch für die Kleinen<br />

super…bei den Lifekinetik-Stunden bin ich<br />

auch jedes Mal überrascht, was Katja alles<br />

schafft…<br />

(Mama von Katja)<br />

- - 26 - -<br />

AtioN<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid


KAPiteL 2.<br />

FRÜHFÖRDERUNG UND THERAPIEN<br />

BEI KINDERN MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Die abschließende Tabelle 4 beinhaltet wichtige Links zu Therapie- und Fördermöglichkeiten,<br />

Kinderbetreuungsangebote, Schul- und Wohnformen für<br />

Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom.<br />

tabelle 4. Links<br />

THEMA LINKS DETAILBEScHREIBUNG<br />

orientierungshilfe:<br />

Therapie- und Fördermöglichkeiten<br />

Unterschiedliche Kinderbetreuungsangebote<br />

Informationen rund um die<br />

Schule<br />

Wohnangebote<br />

www.besthelp.at<br />

www.kinderbetreuung.at<br />

www.schule.at<br />

www.cisonline.at<br />

www.bmukk.gv.at<br />

Kontakt mit der jeweiligen<br />

Bezirksverwaltungsbehörde,<br />

die über das bestehende<br />

Angebot informiert<br />

Bundesweiter Überblick<br />

über das Angebot von<br />

qualitätsvollen Therapien und<br />

Dienstleistungen<br />

Tagesmütter/Tagesväter<br />

Kinderkrippen<br />

Kindergruppen<br />

Kindergärten<br />

Rechtliche Informationen<br />

zu Ausmaß und Qualität der<br />

schulischen Integrationsmöglichkeiten;<br />

allgemeine<br />

Auskünfte zum Schulrecht;<br />

weitere Linksammlung<br />

Wohnformen wie etwa<br />

Kurzzeitwohnen<br />

Voll-/Teilbetreutes Wohnen<br />

Barrierefreies Wohnen<br />

Durch die Physiotherapeutin sind wir<br />

drauf aufmerksam gemacht worden,<br />

dass es einen Kindergarten gibt, wo sie<br />

alle Therapien bekommt. Also da hat sie ihre<br />

ganzen Therapien im Kindergarten, Physiotherapie,<br />

Logopädie und noch vieles mehr...“<br />

…weil nächstes Jahr ist dann Schuleinschreibung,<br />

da muss man sowieso hin, also in die<br />

Schule…und da kommt dann meistens eh eine<br />

her, die das Kind dann prüft, ob es schulreif ist<br />

oder nicht…Ich möchte schon, dass Hanna die<br />

Grundrechenarten kann und schreiben lernt.<br />

(Mama von Hanna)<br />

Kraner Marlene & Neuhold Verena Ingrid<br />

- - 27 - -


© shutterstock<br />

Die Menschen, denen wir eine Stütze sind,<br />

die geben uns Halt im Leben.<br />

(Marie von Ebner-Eschenbach)


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

Im nachstehenden Kapitel wird zum einen die familiale Rolle bei Kindern<br />

mit Down-Syndrom beleuchtet, zum anderen relevante und häufi g gestellte<br />

Fragen zu fi nanziellen und sozialrechtlichen Möglichkeiten beantwortet.<br />

3.1 Die roLLe Der eLterN<br />

Am Anfang sind (werdende) Eltern von der Nachricht, ihr Kind sei vom<br />

Down-Syndrom betroffen, sehr belastet. Viele Eltern befürchten, der neuen<br />

Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Phasen der Trauer, Wut und Schuldgefühle<br />

stellen sich häufi g ein.<br />

Entscheidend für eine positive Entwicklung des Kindes sowie der gesamten<br />

Familie ist der innerfamiliäre Umgang mit dem Down-Syndrom. Dieser<br />

sollte offensiv sein! Das credo lautet: Ich stehe zu meinem Kind und ich<br />

brauche rein gar nichts verheimlichen!<br />

Nur starke Eltern können starke und selbstbewusste<br />

Kinder großziehen, egal ob mit<br />

oder ohne Behinderung. Die tradierte Idee<br />

ist: Gute Eltern opfern sich auf! Die Realität zeigt jedoch:<br />

Gute Eltern berücksichtigen auch ihr eigenes<br />

Wohlbefi nden, um dem Kind Kraft geben zu können…<br />

(Mag. a Ratheiser)<br />

Besonders Mütter von Kindern mit Behinderungen sollten bestrebt sein,<br />

auch auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten und nicht nur auf die der<br />

Kinder und des Partners. Mütter werden in ihrem Alltag mit vielen Anforderungen<br />

überhäuft, die letztlich zu einer Überforderung führen können.<br />

Eine betroffene Mutter erzählt, wie sie ihren Alltag bewältigt: „Ich habe<br />

gelernt, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen, in der ich sehr genau darauf<br />

achte, wie ich zu neuen Kräfte und zu mehr Lebensfreude komme. Ich<br />

habe die Erfahrung gemacht, dass mein Leben am besten klappt, wenn<br />

es mir gut geht. Davon profi tiere nicht nur ich selbst, sondern die ganze Familie.“<br />

(Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend: Elternbriefe<br />

Für Eltern von Kindern mit Behinderung, S.12)<br />

Väter von Kindern mit Behinderung nehmen im Leben ihrer Kinder eine<br />

sehr bedeutende Rolle ein. Die Beziehung zum Kind kann vor allem über<br />

Aktivitäten und Unternehmungen wie etwa dem gemeinsamen Fußballspielen,<br />

einem Radausfl ug zu zweit, das Bauen eines Baumhauses oder<br />

dem gemeinsamen Angeln aufgebaut und gestärkt werden. Ebenso<br />

übernehmen Väter in einem überdurchschnittlichen Ausmaß die fi nanzielle<br />

Brihac Petra & Holbura Diana<br />

- - 29 - -


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

Versorgung der gesamten Familie. Sie erleben ihre Berufstätigkeit häufi g<br />

auch als Stütze und Fels in der Brandung, wenn familiäre Herausforderungen<br />

das Leben erschweren. Väter, denen es gelingt, einen passenden<br />

Ausgleich zwischen Berufstätigkeit und einer aktiven und erfüllenden Vater<br />

und Partnerrolle zu fi nden, beschreiben diese neue Lebenssituation als<br />

zutiefst befriedigend und bereichernd (Hackenberg, 2008).<br />

Die Katja war eine, die hat als kleines Kind<br />

schon eingefordert, dass beim Essen alle<br />

da sein müssen und ich mein das bringt<br />

einer Familie so unheimlich viel... sie hat da schon<br />

Kultur rein gebracht, für sie ist es so wichtig, dass da<br />

alle da sind.<br />

(Mama von Katja)<br />

3.2 Die roLLe Der GeSCHWiSter<br />

Geschwister von Kindern mit Down-Syndrom müssen sich von klein auf mit<br />

der Tatsache auseinandersetzen, in einer anderen Familiensituation aufzuwachsen<br />

als viele ihrer Freunde/innen. Die besondere Rolle der Geschwister<br />

bleibt leider oft unbeachtet, sie prägt das Geschwisterkind jedoch<br />

nachhaltig. Das Kind mit Behinderung zieht einen sehr großen Teil der elterlichen<br />

Aufmerksamkeit und Energie auf sich. Geschwister stehen oft ungewollt<br />

im Hintergrund und spüren die Überbelastung der Eltern. Diese sind<br />

gefordert, ihre Kinder in ihrer besonderen Familiensituation zu unterstützen.<br />

Eine betroffene Mutter berichtet: „Tatsächlich gab es bei unserer zweitältesten<br />

Tochter Celine (9) dann wirklich hässliche Worte und Tränen in der<br />

Schule und wir waren nicht besonders gut auf diese Situation vorbereitet.“<br />

(Schneider, 2012, S.44).<br />

Sie haben als Familie gelernt, die schwierigen Situationen zu bewältigen,<br />

indem sie auf Hilfen zurückgreifen konnten. Beispielsweise las die Klassenlehrerin<br />

ihrer Klasse die Geschichte eines Babys vor, das mit Down-Syndrom<br />

…da hat schon einmal ein Bube gesagt:<br />

„Was willst du denn, du hast eine behinderte<br />

Schwester.“ Da hat die Katrin nur gesagt:<br />

„Wenn du meinst...“ ... der war das egal ... also die<br />

Geschwister sind immer zu ihr gestanden.<br />

(Mama von Hanna<br />

- - 30 - -<br />

AtioN<br />

Brihac Petra & Holbura Diana


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

zur Welt. celine hielt im Anschluss ein Referat über ihren Bruder Lennard;<br />

vor allem die dafür angefertigte Bildcollage kam bei den Mitschüler/innen<br />

besonders gut an. Weitere Erfahrungen können sie in den Elternbriefen für<br />

Eltern von Kindern mit Behinderung herausgegeben vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft, Familie und Jugend (bm wfi ) nachlesen.<br />

3.3 Die roLLe Der GroSSeLterN<br />

Großeltern reagieren auf die Nachricht, dass ihr Enkelkind das Down-Syndrom<br />

hat zumeist ähnlich wie die werdenden Eltern. Die Nachricht schockt.<br />

Allerdings kommt in der großelterlichen Wahrnehmung noch ein nicht unwesentlicher<br />

Aspekt hinzu...sie leiden nicht nur aus Sorge um das Neugeborene,<br />

sie leiden auch infolge des Schmerzes ihres eigenen Kindes.<br />

Ein Großvater erzählt folgendes über seinen empfundenen Schmerz:<br />

„Ich bin natürlich sehr besorgt über das Wohlergehen meines Enkelkindes,<br />

aber mein Herz zerbricht fast, wenn ich an meinen Sohn und meine<br />

Schwiegertochter denke, die dies nun durchmachen und nicht ganz normale<br />

Glücksgefühle, Eltern zu werden, ungetrübt erleben und genießen<br />

können.“(Deutsches Down-Syndrom Info-center, 2012, S.46).<br />

oft fühlen sich Großeltern und Eltern nicht in der Lage, miteinander über<br />

ihr Empfi nden zu reden. Man möchte sich gegenseitig nicht verletzen und<br />

schont sich. Doch ein ehrliches und offenes Gespräch miteinander über<br />

die neue, unerwartete Situation, hilft und schweißt die Familie zusammen.<br />

Viele Großeltern, welche die fi nanziellen Möglichkeiten und auch die nötige<br />

Freizeit haben, genießen die gemeinsame Zeit mit ihren Enkelkindern.<br />

Häufi g agieren Großeltern in einer entspannten Haltung, was sich positiv<br />

auf die kindliche Entwicklung auswirkt. Das kostbarste, was Großeltern einem<br />

Kind schenken können, ist gemeinsame Zeit (Deutsches Down-Syndrom<br />

Info-center, 2012).<br />

Ferner ist es für Kinder mit Down-Syndrom von Bedeutung, auch außerhalb<br />

der Kernfamilie Bezugspersonen zu haben, an denen sie sich in ihrer<br />

Entwicklung orientieren können. Dies entlastet nicht nur die Eltern, sondern<br />

stärkt auch die Bindungsfähigkeit des Kindes und schafft Lernmöglichkeiten,<br />

um Beziehungen zu gestalten. Ebenso ist es für Eltern wichtig, dass<br />

sie sich mit anderen betroffenen Familien oder Fachpersonen regelmäßig<br />

austauschen und voneinander lernen. Realisieren lässt sich ein regelmäßiges<br />

Miteinander im Rahmen von Selbsthilfegruppen.<br />

Brihac Petra & Holbura Diana<br />

- - 31 - -


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

3.4 SeLBStHiLFeGruPPeN FÜr BetroFFeNe FAmiLieN:<br />

Was bieten Selbsthilfegruppen?<br />

Selbsthilfegruppen bieten eine Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

von Betroffenen und Angehörigen. Sie dienen der praktischen<br />

Lebenshilfe und auch der gegenseitigen, emotionalen Unterstützung und<br />

Motivation. Eine wesentliche Erfahrung für Familien in Selbsthilfegruppen<br />

ist, sich mit den Herausforderungen nicht alleine zu fühlen und zu wissen,<br />

dass man mit jemanden über seine Sorgen, Erfahrungen, Freuden sprechen<br />

kann (http://down-syndrom.at).<br />

Folgende Kontaktadressen sind an dieser Stelle anzuführen (Tabelle 5):<br />

tabelle 5. Kontaktadressen für Familien mit Down-Syndrom<br />

KoNtAKtADreSSeN FÜr FAmiLieN mit DoWN-SYNDrom<br />

ÖSterreiCH:<br />

www.down-syndrom.at<br />

www.downsyndromzentrum.at<br />

www.selbsthilfe.at<br />

KärNteN:<br />

Verein Team t<strong>21</strong> Down-Syndrom<br />

Kontaktperson: Bettina Weidlitsch<br />

Email: team@t<strong>21</strong>downsyndrom.at<br />

Mobil: 0699/ 171 90 494<br />

www.t<strong>21</strong>downsyndrom.at<br />

SHG Down-Syndrom Kärnten:<br />

Kontaktperson: Sonja Stuppacher<br />

Email: sonja@stuppacher.net Mobil: 0699 11701228<br />

www.down-syndrom.at/ktn<br />

ZuSAtZANGeBote FÜr BetroFFeNe FAmiLieN:<br />

Stiftung Kindertraum:<br />

Tel. 01 585 45 16<br />

Fax 01 585 45 16-99<br />

kindertraum@kindertraum.at<br />

www.kidertraum.at<br />

urlaub speziell für Familien mit Kindern mit Behinderung:<br />

www.ibft.at<br />

Ansuchen auf Soforthilfe:<br />

Wichtig ist, dass alle Ansuchen schriftlich und mit vollständi-ger Adresse an den Verein<br />

„Licht ins Dunkel“ gestellt werden:<br />

„Licht ins Dunkel“<br />

Kramergasse 1, 1010 Wien<br />

Telefon: 01/533 86 88<br />

Fax: 01/533 99 55,<br />

Mail: offi ce@lichtinsdunkel.org<br />

lichtinsdunkel.orf.at<br />

Unterstützen Sie die Projekte mit Ihrer Spende! Nähere Informationen erhalten Sie auf den jeweiligen<br />

Homepages. Jeder Beitrag zählt!<br />

- - 32 - -<br />

AtioN<br />

Brihac Petra & Holbura Diana


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

„Grundsätzlich haben geistig Behinderte das gleiche Recht auf Partnerschaft,<br />

zärtliche Zuneigung und Sexualität wie geistig gesunde.“ (Egger et<br />

al., 2004, S. 716)<br />

Eine gemeinsame Aufklärung und gemischtgeschlechtliche Unterbringungen<br />

in stationären, teilstationären Einrichtungen und Wohnheimen für<br />

geistig Behinderte sind erstrebenswert. Unter Menschen mit geistiger Beeinträchtigung<br />

praktiziert sich Sexualität überwiegend durch sogenanntes<br />

„Petting“; die genitale Sexualität steht oftmals nicht im Vordergrund.<br />

© shutterstock<br />

3.5 umGANG mit SeXuALität, KoNtrAZePtioN uND SteriLiSAtioN<br />

Dennoch ist es wichtig umfassende Aufklärung vorzunehmen und sich<br />

Dennoch ist es wichtig umfassende Aufklärung vorzunehmen und sich<br />

auch über relevante rechtliche Sachlagen zu informieren beziehungsweise<br />

beraten zu lassen:<br />

Für die Sterilisation, ein operativer Eingriff zur Erlangung von Unfruchtbarkeit,<br />

beispielweise gilt in Österreich §87 und §90(2) des österreichischen<br />

Strafgesetzbuches, wonach der Eingriff nicht rechtswidrig ist, wenn der Betroffene<br />

einwilligt und der Eingriff nach dem 25. Lebensjahr vorgenommen<br />

wird. Bis zum vollendeten 19. Lebensjahr ist gegenwärtig eine Sterilisation<br />

mit Zustimmung der Eltern auch ohne gerichtliche Genehmigung möglich.<br />

Die Sterilisation geistig beeinträchtigter Menschen ist mit der Neufassung<br />

des Betreuungsgesetzes (§1905 BtG), das am 01.01.1992 in Kraft getreten<br />

ist, geregelt. Eine Sterilisation darf grundsätzlich nur mit Einwilligung des<br />

Betroffenen durchgeführt werden.<br />

Brihac Petra & Holbura Diana<br />

- - 33 - -


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

„Es ist absolut notwendig, vor dem geplanten Eingriff dem Behinderten<br />

Tragweite und Bedeutung der Sterilisationsoperation zu vermitteln und sich<br />

ein Urteil darüber zu verschaffen, ob und inwieweit der Betroffene in der<br />

Lage ist, das Besprochene auch wirklich zu verstehen. Ist dies der Fall, ist<br />

die Einwilligung oder Nichteinwilligung allein maßgebend für die Entscheidung,<br />

die Sterilisation durchzuführen oder nicht.“ (Egger et al., 2004, 716).<br />

Um einschätzen zu können, was der/die Betroffene tatsächlich will, bedarf<br />

es mehrerer, einfühlsamer Gespräche in längeren zeitlichen Abständen.<br />

Für diese Entscheidung braucht es ausreichend Zeit, Minderjährige dürfen<br />

keinesfalls sterilisiert werden.<br />

3.6 BeGutACHtuNG<br />

Pfl ege, Eingliederung, rechtliche Vertretung und Betreuung von Betroffenen<br />

gehören zu den allgemeinen Versorgungspfl ichten, die ärztlich begutachtet<br />

werden.<br />

Zur Feststellung der Pfl egebedürftigkeit wird eine Zuordnung des/der ärztlichen<br />

Begutachters/in zu verschiedenen Pfl egestufen vorgenommen. In<br />

Österreich gibt es eine Pfl egegeldregelung nach dem Bundespfl egegeldgesetz-BPGG<br />

von 1993, die eine Einordnung in sieben verschiedene Pfl e-<br />

gestufen vorsieht (Das Bundessozialamt, http://www.bundessozialamt.at).<br />

Das Ziel der Eingliederungshilfe besteht darin, geistig behinderten Menschen<br />

die Teilhabe an der Gesellschaft über Maßnahmen der Heilpädagogik,<br />

der Medizin und der allgemeinen Rehabilitation zu ermöglichen. In<br />

Österreich ist die Eingliederungshilfe nach den Sozialhilfegesetzen beziehungsweise<br />

auch in eigenen Landesbehinderten- oder Rehabilitationsgesetzen<br />

der Bundesländer geregelt.<br />

Die rechtliche Vertretung und Betreuung ist in Österreich im Bundesgesetz<br />

über die Sachwalterschaft für behinderte Personen verankert (Sachwaltergesetz<br />

1983).<br />

3.7 FiNANZieLLe uND SoZiALreCHtLiCHe FrAGeN<br />

Bereits nach Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom stellen sich für Eltern<br />

und Angehörige zumeist einige fi nanzielle, versicherungsrelevante und sozialrechtliche<br />

Fragestellungen.<br />

In der vorliegenden Broschüre sollen im folgenden Abschnitt die jeweiligen<br />

Unterstützungsangebote auf einen Blick dargestellt werden. Die Informationen<br />

beziehen sich überwiegend aus den nachstehend angegebenen<br />

Quellen:<br />

Das Bundessozialamt: http://www.bundessozialamt.at, das Bundesministerium<br />

für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: http://www.bmask.<br />

gv.at, das Bundesministerium für Gesundheit: http://www.bmg.gv.at, das<br />

- - 34 - -<br />

AtioN<br />

Brihac Petra & Holbura Diana


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen: http://www.wien.gv.at<br />

und die behördenübergreifende Plattform: http://www.help.gv.at.<br />

erhöhte Familienbeihilfe (Kinderbeihilfe)<br />

Mit dem Zeitpunkt der Feststellung<br />

eines Down-Syndroms, kann der<br />

Antrag auf eine erhöhte Familienbeihilfe<br />

von 150 € beim zuständigen<br />

(Wohnsitz-)Finanzamt gestellt<br />

werden. Eine ärztliche Bescheinigung<br />

über den Grad der Beeinträchtigung<br />

wird anschließend<br />

über das Bundessozialamt ausgestellt.<br />

Die Voraussetzungen für den Anspruch auf erhöhte Familienbeihilfe<br />

sind:<br />

• Der Grad der Behinderung liegt bei mindestens 50 Prozent.<br />

• Das Kind ist dauerhaft außerstande, sich selbst den Unterhalt zu verschaffen.<br />

Die erhöhte Familienbeihilfe wird bis zu fünf Jahren rückwirkend ausbezahlt,<br />

ein monatlicher Steuerfreibetrag wird dadurch ermöglicht. Wird<br />

zusätzlich zum Pfl egegeld die erhöhte Familienbeihilfe bezogen, so vermindert<br />

sich die erhöhte Familienbeihilfe in der Höhe des Pfl egegeldanspruchs.<br />

Nähere Informationen erhalten Sie hierfür beim Bundessozialamt<br />

(vgl. Kapitel 3.8 Kontaktadressen).<br />

© shutterstock<br />

Pflegegeld<br />

Rechtlich besteht mit Zeitpunkt der Geburt ein Pfl egegeldanspruch, wenn<br />

ein zusätzlicher Pfl egeaufwand von durchschnittlich mehr als 50 Stunden<br />

pro Monat notwendig wird. Sie erhalten je nach Pfl egebedarf ein entsprechendes<br />

Pfl egegeld. Der Pfl egegeldantrag wird formlos bei der Behörde<br />

eingebracht.<br />

Bei Kindern mit Beeinträchtigung lässt sich oftmals der erhöhte Pfl egeaufwand<br />

im Vergleich zu normentwickelten Kindern schwer einschätzen. Daher<br />

erweist sich das Führen eines “Pfl egetagebuchs“ als hilfreich. Darüber<br />

hinaus können Sie sich damit veranschaulichen, wann, wo und in welchem<br />

Ausmaß Ihr Kind in der Alltagsbewältigung Unterstützung und Hilfen<br />

benötigt. Weiter erleichtert eine schriftliche Dokumentation die Einstufung<br />

des individuellen Pfl egeaufwandes durch den ärztliche/n Begutachter/<br />

in. Vorgedruckte Pfl egetagebücher können Sie in unterschiedlichen Sozialberatungsstellen<br />

erhalten, ein kostenloses Pfl egetagebuch speziell für<br />

Kinder können Sie über die Lebenshilfe oberösterreich bestellen. Für die<br />

Einstufung von Kindern ab dem 15. Lebensjahr gelten dieselben Voraussetzungen<br />

wie bei Erwachsenen (Lebenshilfe oberösterreich, http://www.<br />

ooe.lebenshilfe.org).<br />

Brihac Petra & Holbura Diana<br />

- - 35 - -


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

Pflegekarenzgeld / Pflegeteilzeit (neu ab 01.01.2014)<br />

Bei plötzlich auftretendem Pfl egebedarf einer/eines nahen Angehörigen<br />

wird von der/m Arbeitgeber/in eine Pflegekarenz oder Pflegeteilzeit für eine<br />

Dauer von ein bis drei Monaten gewährt. Für Arbeitnehmer/innen mit privatrechtlichen<br />

Arbeitsverhältnissen, Bundes-, Landes- und Gemeindebedienstete<br />

und Bezieher/innen eines Arbeitslosengeldes oder einer Notstandshilfe gilt:<br />

• bei Pflegekarenz/Pflegeteilzeit ein Rechtsanspruch auf Pflegekarenzgeld.<br />

• für die Dauer des Bezuges eines Pflegekarenzgeldes ein Motivkündigungsschutz.<br />

• die Übernahme des Pensionsversicherungsbeitrages /Krankenversicherungsbeitrages<br />

durch den Bund.<br />

• dass eine Antragstellung erforderlich ist. Das Bundesamt für Soziales<br />

und Behindertenwesen entscheidet über die Gewährung, Entziehung<br />

oder Neubemessung eines Pfl egekarenzgeldes.<br />

Bei der Pfl egeteilzeit können Sie eine Reduktion der Arbeitszeit auf bis zu<br />

zehn Stunden pro Woche beantragen. Die Vereinbarung der Pfl egekarenz<br />

und der Pfl egeteilzeit mit zeitlicher Unterbrechung ist nicht zulässig.<br />

Das Pfl egekarenzgeld können Sie jedoch nicht länger als maximal zwölf<br />

Monate pro Pfl egebedürftigen in Anspruch nehmen.<br />

Selbstversicherung in der Pensionsversicherung<br />

Bei Pfl ege eines behinderten Kindes besteht die Möglichkeit einer freiwilligen<br />

Selbstversicherung in der Pensionsversicherung. Diese kann auch rückwirkend<br />

bis maximal zwölf Monate vor der Antragstellung abgeschlossen<br />

werden. Die Selbstversicherung kann bis maximal zur Vollendung des 40.<br />

Lebensjahres des Kindes von Ihnen in Anspruch genommen werden, wenn<br />

Sie für das im gemeinsamen Haushalt lebende beeinträchtigte Kind sorgen<br />

und daher keiner Erwerbstätigkeit nachgehen können (Hauptverband der<br />

österreichischen Sozialversicherungsträger, http://www.hauptverband.at).<br />

Mitversicherung des Kindes in der Krankenversicherung<br />

Für gewöhnlich endet die Mitversicherung mit dem18. Lebensjahr des<br />

Kindes. Danach kann ein Antrag auf kostenlose Mitversicherung gestellt<br />

werden, wenn eine Erwerbsunfähigkeit auf Grund einer Beeinträchtigung<br />

oder Krankheit des Kindes besteht (Hauptverband der österreichischen<br />

Sozialversicherungsträger, http://www.hauptverband.at).<br />

Unterstützung bei Pflegebehelfe / Hilfsmittel<br />

Benötigte Pfl egebehelfe/Hilfsmittel (z.B. Sehhilfen, orthesen, Arbeitstisch)<br />

- - 36 - -<br />

AtioN<br />

Brihac Petra & Holbura Diana


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

© shutterstock<br />

werden nach Bedarf mit Antragsstellung,<br />

ärztlicher Befundung und<br />

Bewilligung von den Krankenkassen<br />

mit unterschiedlicher Kostenrückerstattung<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Ab dem vollendenden dritten Lebensjahr<br />

des Kindes können bei den<br />

Krankenkassen ebenso Inkontinenzprodukte wie etwa Windeln beantragt werden.<br />

Sie brauchen dazu einen Verordnungsschein von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt,<br />

auf dem Bedarf und Behinderung bestätigt sind. Informieren Sie sich bei Ihrer<br />

zuständigen Krankenkasse nach dem genauen Prozentsatz der Kostenübernahme.<br />

Gebührenbefreiungen<br />

Treffen bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel ein geringes Einkommen zu,<br />

so haben Sie Anspruch auf Befreiung der Rezeptgebühr. Sie müssen zudem<br />

auch nicht das Service-Entgelt für die E-card entrichten. Diese Befreiung erhalten<br />

ausschließlich Personen aufgrund besonderer sozialer Schutzbedürftigkeit.<br />

Hat jemand nicht von Gesetzes wegen Anspruch auf die Befreiung, so kann<br />

der Antrag beim zuständigen Krankenversicherungsträger gestellt werden.<br />

ob Sie Anspruch um Befreiung von der Fernseh- und Rundfunkgebühr haben,<br />

erfahren Sie unter der Service-Hotline: Gis 0810 00 10 80.<br />

unterstützung der mobilität<br />

Vom Bundessozialamt erhalten Sie Informationen für Voraussetzungen<br />

zum Erhalt von<br />

• möglichen Ermäßigungen für den öffentlichen Verkehr.<br />

• eine Rückvergütung der NoVA (Normalverbrauchsabgabe) und ein<br />

mögliches Kaufpreislimit.<br />

• die Befreiung der motorbezogenen Versicherungssteuer.<br />

• einen Parkberechtigungsausweis und<br />

• eine Gratisvignette.<br />

Sie können für den Ankauf eines PKWs bei Ihrer zuständigen Landesregierung,<br />

Ihrer Pensionsversicherung oder diversen Fonds nach finanzieller Unterstützung<br />

anfragen. Die Vorlage eines Behindertenpasses wird dafür vorausgesetzt.<br />

Steuerliche Absatzmöglichkeiten/Steuerliche Vergünstigungen<br />

Bei Bezug der erhöhten Familienbeihilfe haben Sie einen zusätzlichen<br />

Lohnfreibetrag. Außergewöhnliche Belastungen wie zum Beispiel den<br />

Selbstbehalt bei Pfl egegeldbezug, Kostenbeträge in Schulen oder Wohneinrichtungen<br />

und Werkstätten können Sie bei der Arbeiternehmerveranlagung<br />

geltend machen. Die steuerliche Absetzung der Mehrbelastung<br />

kann wahlweise als pauschaler Freibetrag oder durch Nachweis der tatsächlichen<br />

Kosten durchgeführt werden.<br />

Brihac Petra & Holbura Diana<br />

- - 37 - -


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

Steuerliche Absetzmöglichkeiten/Vergünstigungen wären:<br />

• Jährliche Pauschalbeträge<br />

• Freibeträge für Krankendiätverpfl egung<br />

• Freibetrag wegen Behinderung eines Kindes<br />

• Nicht regelmäßig anfallende Aufwendungen<br />

• Große Pendlerpauschale<br />

• Steuerbefreiung bei dauernder starker Gehbehinderung<br />

• Versicherungssteuer-Befreiung<br />

Als Nachweis für die Behinderung gilt unter anderem der Behindertenpass.<br />

Bei Behinderung unter 50 % stellt das Sozialministeriumservice einen abschlägigen<br />

Bescheid aus, in dem der Grad der Behinderung ersichtlich ist.<br />

unterstützungsfonds:<br />

Unterstützungsfonds übernehmen Leistungen für einmalige, behinderungsbedingte<br />

Ausgaben, unabhängig von der Ursache der Beeinträchtigung.<br />

Wenn ein Ereignis - insbesondere mit der Behinderung in Zusammenhang<br />

stehend - eintritt und dadurch eine soziale Notlage entsteht,<br />

gibt es Unterstützungsfonds, die rasch Hilfe leisten. Menschen wird Hilfe zur<br />

Verfügung gestellt, die noch nicht berufstätig sind (Kinder), nicht mehr im<br />

Erwerbsleben stehen oder sich aufgrund der Schwere der Behinderung nie<br />

3.8 HiLFreiCHe ANLAuFSteLLeN uND LiNKS (iN ALPHABetHiSCHer reiHeNFoLGe):<br />

AuSKuNFtSSYSteme iN ÖSterreiCH<br />

• Kärnten: Abteilung 4_Kompetenzzentrum Soziales<br />

http://www.sozialinfo.at<br />

• Behinderung • Gleichstellung • Selbstbestimmung • Persönliche Assistenz für behinderte Menschen<br />

http://www.bizeps.or.at<br />

BeHiNDerteN-ANWALtSCHAFt<br />

Beratung und Unterstützung von Personen, die sich im Zusammenhang mit einer Behinderung<br />

diskriminiert fühlen<br />

Telefon: 0800 808016 gebührenfrei (Mo-Fr: 8-12 Uhr)<br />

office@behindertenanwalt.gv.at | http://www.behindertenanwalt.gv.at<br />

BeHÖrDeNÜBerGreiFeNDe PLAttForm im iNterNet – AmtSHeLFer FÜr ÖSterreiCH<br />

Ein Wegweiser durch Ämter und Behörden – Amtswege leicht gemacht<br />

http://www.help.gv.at<br />

BuNDeSmiNiSterium FÜr WirtSCHAFt, FAmiLie uND JuGeND (Bm WFJ)<br />

• Familienbeihilfe • Kinderbetreuungsgeld • Elternbildung • Familienberatung<br />

• Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

Franz-Josefs-Kai 51, 1010 Wien<br />

Familienservice Telefon: 0800 240 262<br />

Broschürenservice: http://www.eltern-bildung.at<br />

BuNDeSmiNiSterium FÜr ArBeit, SoZiALeS uND KoNSumeNteNSCHutZ (Bm ASK)<br />

• Pensionenversicherung • berufl iche Eingliederung von Menschen mit Behinderung<br />

• Pfl egevorsorge • Arbeitsmarkt • Arbeitsrecht • allgemeine soziale Fragen<br />

Stubenring 1, 1010 Wien<br />

Sozialtelefon: 0800 201 611 ( Fragen zur Behinderung)<br />

Pfl egetelefon: 0800 201 622 (Fragen zur Pfl ege) | Broschürenservice: 0800 202 074<br />

broschürenservice@bmask.gv.at | http://www.bmask.gv.at | http://www.pflegedaheim.at<br />

Plattform für pflegende Angehörige: http://www.hilfsmittelinfo.gv.at<br />

- - 38 - -<br />

AtioN<br />

Brihac Petra & Holbura Diana


KAPiteL 3.<br />

FAMILIE UND SoZIALES<br />

BuNDeSSoZiALAmt<br />

BuNDeSAmt FÜr SoZiALeS uND BeHiNDerteNWeSeN - SoZiALmiNiSteriumSerViCe<br />

• Behindertengleichstellung • Behindertenpass und Ausweis • Finanzielle Unterstützung •<br />

Dienstnehmer/innen • Kinder, Jugendliche und Studierende • Pfl ege • Gebührenbefreiung<br />

(Rezeptgebühr)<br />

Zentrale: Babenbergerstraße 5, 1010 Wien<br />

Telefon: 05 99 88 österreichweit zum ortstarif | Telefon: 05 99 88<br />

http://www.basb.gv.at | http://www.bundessozialamt.at | http://www.sozialministerium.at<br />

DACHVerBAND Der ÖSterreiCHiSCHeN BeHiNDerteNorGANiSAtioNeN<br />

• Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und Gleichstellung<br />

Telefon: 0043 1 513 1533<br />

dachverband@oear.or.at | http://www.oear.or.at<br />

DACHorGANiSAtioN DoWN-SYNDrom ÖSterreiCH<br />

• Informationsplattform<br />

http://www.down-syndrom.at<br />

FAmiLieNBerAtuNG (KoSteNLoSe FAmiLieNSerViCe-HotLiNe:)<br />

0800 240 262 (Mo–Do: 9–15 Uhr)<br />

http://www.familienberatung.gv.at<br />

GiS GeBÜHreN iNFo SerViCe GmBH<br />

• Anfrage auf GIS-Gebührenbefreiung<br />

1051 Wien, Postfach 1000, Service-Hotline: 0810 001 080 (Mo-Fr: 8-<strong>21</strong> Uhr, Sa 9-17 Uhr)<br />

Kundendienst: 1040 Wien, Faulmanngasse 4 (Mo-Fr: 8-18 Uhr)<br />

gis.office@orf-gis.at | http://www.orf-gis.at<br />

HotLiNe FÜr ALLFäLLiGe FrAGeN Zum tHemA<br />

„GLeiCHSteLLuNG VoN meNSCHeN mit BeHiNDeruNGeN“<br />

iNterNetBiBLiotHeK<br />

gebührenfreie Hotline, telefon: 0800 331 1899<br />

zu den Themen: • Behinderung • Inklusion • Dokumentation<br />

http://www.bidok.at<br />

ÖSterreiCHWeiter ZiViLiNVALiDeNVerBAND (ÖZiV)<br />

• Interessensvertretung • Menschen mit Behinderung können ein selbstbestimmtes Leben führen<br />

Telefon: 0043 1 513 1535-0<br />

E-Mail: buero@oeziv.org | http://www.oeziv.org<br />

PLAttForm FÜr FAmiLieN mit KiNDerN mit BeHiNDeruNGeN<br />

• Informations-/Austauschplattform<br />

handicapkids@handicapkids.at | http://www.handicapkids.at<br />

VereiNe Zur uNterStÜtZuNG ruND umS KrANKe KiND<br />

• Beratung zu den Rechte kranker Kinder • Versicherungen<br />

Telefon: 0664 620 3040<br />

http://www.kib.or.at oder http://www.muki.com<br />

VerZeiCHNiS ÜBer FAmiLieNBerAtuNGSSteLLeN iN ÖSterreiCH<br />

kostenlosen Familienservice-Telefonhotline: 0800 240 262<br />

http://www.familienberatung.gv.at<br />

VerZeiCHNiS ÖSterreiCHiSCHeN SeLBStHiLFeGruPPeN<br />

http://www.selbsthilfe.at<br />

VoLKSHiLFe KärNteN<br />

• u.a. Alles rund ums Pfl egegeld<br />

Telefon: 0043 463 32 495<br />

vh@vhktn.at | http://www.volkshilfe.at/Pflegegeld<br />

Brihac Petra & Holbura Diana<br />

- - 39 - -


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

In Kapitel 4 soll das behandelte theoretische Wissen der vorangegangenen<br />

Abschnitte um persönliche Eindrücke und Erfahrungen betroffener<br />

Familien angereichert werden. Hierfür wurden Interviews durchgeführt,<br />

die darauf abzielen, Einblick in den familiären Alltag von Kindern mit<br />

Down-Syndrom zu gewähren.<br />

Der qualitative Zugang eignet sich besonders zur Erhebung sehr sensibler<br />

Themen; im Rahmen der Befragung bedarf es hier außerordentlicher Feinfühligkeit<br />

seitens der Interviewer/innen (Bortz & Döring, 2003).<br />

In der vorliegenden Studie wurde ein sorgfältiges und intensives Literaturstudium<br />

durchgeführt, das auch gleichzeitig die Erarbeitung relevanter<br />

Gesprächsbereiche vorbereitet. Im Sinne der Nachvollziehbarkeit sollen<br />

dem Leser/der Leserin die (methodische) Herangehensweise im Überblick<br />

erläutert werden (Mayring, 2003).<br />

4.1 DAteNerHeBuNG - DAS LeitFADeNiNterVieW<br />

Das Leitfadeninterview ist die gängigste Form mündlicher Befragungen,<br />

der Leitfaden bietet Strukturierung und somit auch ein gutes Gerüst für eine<br />

umfassende und vergleichbare Datenerhebung und -analyse. Der Leitfaden<br />

lässt ferner auch spontane Themen zu und steckt dennoch einen Rahmen<br />

ab, in dem sich das Gespräch bewegen soll (Bortz & Döring, 2003;<br />

Mayring, 2003).<br />

In Auseinandersetzung mit der Literatur ließen sich folgende inhaltliche<br />

Schwerpunkte in den Leitfaden einarbeiten: (Individueller/familiärer) Umgang<br />

mit der Diagnose, beanspruchte Förder- und Behandlungsmaßnahmen,<br />

institutioneller Werdegang, beanspruchte (soziale und fi nanzielle) Unterstützungsangebote<br />

und gesellschaftlicher Umgang mit Down-Syndrom<br />

(u.a. Leben mit Down-Syndrom, 2012; Bundesministerium für Wirtschaft, Familie<br />

und Jugend, Elternbriefe für Eltern von Kindern mit Behinderung).<br />

4.2. DAteNAuFZeiCHNuNG uND -VerArBeituNG<br />

Die Gespräche wurden im schriftlichen Einverständnis der befragten Personen<br />

mittels eines Tonbandgerätes aufgezeichnet. Die Audioaufzeichnung<br />

sichert maximalen Datengewinn (Bortz & Döring, 2003).<br />

Das aufgezeichnete Datenmaterial wurde in einem nächsten Schritt wörtlich<br />

transkribiert, also zu Papier gebracht. Durch wörtliche Transkription<br />

wird eine vollständige Textfassung des im Dialog erhobenen Materials<br />

hergestellt, dies bildet wiederum die Basis für eine ausführliche interpretative<br />

Auswertung. Im Zuge der Transkription wurde eine Übertragung von<br />

Dialektfärbungen ins Schriftdeutsch vorgenommen, um dadurch eine verständlichere<br />

Lesbarkeit zu erzielen (Bortz & Döring, 2003; Flick, et al., 2008).<br />

- - 40 - -<br />

AtioN<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

4.3 Die ZieLGruPPe<br />

Als Einschlusskriterien für potentielle Interviewpersonen wurden folgende<br />

festgelegt:<br />

• Die Eltern haben ein oder mehrere Kinder mit Down-Syndrom.<br />

• Ein Elternteil sollte biologische/r Mutter oder Vater sein.<br />

• Das Kind lebt zu Hause in der Kernfamilie und nicht in einer Institution.<br />

Auf Sonja S. wurde man über die Homepage der Selbsthilfegruppe Down-<br />

Syndrom in Kärnten (http://www.down-syndrom.at/ktn/) aufmerksam. Die<br />

Kontaktaufnahme erfolgte per E-Mail, ein Treffen wurde sogleich vereinbart.<br />

Barbara P. wurde über den Bekanntenkreis einer Interviewerin kontaktiert<br />

und um Mithilfe gebeten. Beide Mütter erklärten sich sofort für ein Interview<br />

bereit und gaben im schriftlichen Einverständnis an, dass die erhobenen<br />

Informationen in der vorliegenden Broschüre veröffentlicht werden dürfen.<br />

Interview mit Sonja S.:<br />

Mutter von zwei Kindern, einem Sohn (24jährig) und einer Tochter mit<br />

Down-Syndrom, die nun <strong>21</strong> Jahre alt ist. Die Familie lebt in der Stadt, die Eltern<br />

sind beide berufstätig und engagieren sich aktiv in Selbsthilfegruppe<br />

Down-Syndrom in Kärnten. Das Down-Syndrom ihrer Tochter wurde nach<br />

der Geburt festgestellt.<br />

Interview mit Barbara P.:<br />

Mutter von vier Kindern: zwei erwachsene Töchter, einem achtjährigen<br />

Sohn und einer sechs Jahre alten Tochter mit Down-Syndrom. Die Familie<br />

lebt am Land, der Vater ist berufstätig. Das Down-Syndrom ihrer Tochter<br />

wurde nach der Geburt festgestellt.<br />

4.4 iNterVieW mit SoNJA S.<br />

Unser „Sonnenschein“ Katja<br />

Der umgang mit der Diagnose<br />

Vor <strong>21</strong> Jahren kam die kleine Katja zur Welt. Erst nach der Geburt erfuhr<br />

die Mutter von der Diagnose „Down-Syndrom“.<br />

„Es war eigentlich schon… ja… da fällt man schon in ein tiefes Loch und<br />

zwar deshalb, weil man sich das Leben irgendwie anders vorstellt. Man<br />

hat ja so eine Lebensplanung: Das erste Kind und dann das zweite Kind<br />

und dann sind die Kinder größer und dann können wir als Eltern dies und<br />

jenes wieder machen…“<br />

Sonja bekam von ihrem Arzt alle wichtigen Informationen über das Down-<br />

Syndrom. Er gab Sonja den Mut, nicht aufzugeben. „Es bekommen schon<br />

die richtigen Leute solche Kinder…“, sagte er zu ihr.<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara<br />

- - 41 - -


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Sonja hat die Diagnose gut annehmen<br />

können, dennoch sagt sie heute: „Also<br />

normalerweise, sage ich einmal, wäre es<br />

gut, wenn man da gleich eine psychologische<br />

Betreuung bekommen würde, um<br />

auch so eine Trauerphase zulassen zu können,<br />

die habe ich leider ausgelassen.“<br />

Katja<br />

Sonja beschreibt ihre Tochter Katja folgendermaßen:<br />

„Sie war von Haus aus so ein<br />

Sonnenschein, also sie war immer schon<br />

unglaublich… also Menschen mit Down<br />

Syndrom sind einfach so.“<br />

Vor allem die Beziehung von Katja zu ihrem Bruder war von Anfang an<br />

etwas ganz Besonderes. „Die zwei waren ein gutes Team. Der Marc war<br />

immer unser bester Therapeut…“ Und Katja hat die Familie in jeder Hinsicht<br />

bereichert. Zu Hause in der Familie hat sie eine richtige Kultur reingebracht.<br />

„Die Katja war eine, die hat als kleines Kind schon eingefordert, dass beim<br />

Essen alle da sein müssen. Und ich denke, das bringt einer Familie so unheimlich<br />

viel…wo wird das heutzutage noch praktiziert?“.<br />

Was wurde alles unternommen?<br />

Laut Sonja ist es besonders wichtig, so früh als möglich das Kind zu fördern.<br />

Katja bekam Physiotherapie, Logopädie, Musiktherapie und aktuell macht<br />

sie Life Kinetik. Letzteres umfasst eine neue, lustige Trainingsform, welche<br />

das Gehirn mittels nicht-alltäglichen, koordinativen, kognitiven und visuellen<br />

Aufgaben fördert; es funktioniert nach dem Prinzip: Bewegungen ausführen,<br />

während das Gehirn zugleich gefordert wird! „Ich bin bei den Life Kinetik Stunden<br />

auch jedes Mal überrascht, was sie schafft, was sie da umsetzten kann.“<br />

Sonja kommentiert die beanspruchte Logopädie ihrer Tochter wie folgt:<br />

„Dann haben wir viel Logopädie gemacht...jetzt ist halt dann die Frage…<br />

war es die Therapie oder könnte sie auch so reden?…Katja redet so, dass<br />

sie auch von Fremden so halbwegs verstanden wird. Das ist ein großes<br />

Manko bei vielen, wo keine Logopädie gemacht wird, die werden teilweise<br />

nicht mal von ihren Eltern verstanden.“<br />

Katja wird weiter in sämtlichen Sportarten wie Skifahren und Schwimmen<br />

von ihrer Familie gefördert. „Es hat jeder seine Stärken, da muss man dann<br />

auch ein bisschen fördern, damit sie halt auch ihre Erfolgserlebnisse haben.<br />

Jeder hat so seine Talente!“<br />

Wichtig ist es aber, so Sonja, zwischen den Therapien Pausen einzulegen. „Also,<br />

die Therapie macht auch Stress. Ich habe schon immer wieder eine therapie-<br />

- - 42 - -<br />

AtioN<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

freie Zeit gemacht und diese Pause war auch für mich und nicht nur für Katja.“<br />

Herausfordernd bei all den Therapien und Empfehlungen ist es, Therapeuten/innen<br />

mit Kassenverträgen zu fi nden: „Gerade bei den Logopäden<br />

ist es so, wenn man da einen Kassenlogopäden haben will im ländlichen<br />

Raum, dann muss man mit ewigen Wartezeiten rechnen...Also, so in Klagenfurt<br />

gibt es eh schon recht viele, aber im ländlichen Bereich ist das<br />

eine Katastrophe.“<br />

institutioneller Werdegang<br />

Katja besuchte einen Montessori-Kindergarten und im Anschluss eine Montessori-Volksschule.<br />

Es war gottseidank nie ein Problem, einen Platz für Katja<br />

zu fi nden. „Ich werde nie vergessen, als die Volksschuldirektorin gesagt hat:<br />

Natürlich kann Katja hier zur Schule gehen, das ist doch unsere Aufgabe.“<br />

Katja besucht im Moment eine Institution, über die sie eine Anlehre zur Gärtnerin<br />

absolviert. Es wird darauf abgezielt, am „echten“ Arbeitsmarkt für sie<br />

mal einen Job zu fi nden, so Sonja. Dies gestaltet sich jedoch sehr schwierig.<br />

„Also ich war jetzt bei vielen Gärtnereien, hab dort angefragt, ob sie es<br />

sich vorstellen könnten... ja es sind sehr nette Gespräche, aber es ist einfach<br />

noch zu wenig Information da seitens der Arbeitgeber, wie das funktionieren<br />

kann, dass Leute mit Beeinträchtigung wirklich integriert werden<br />

können und auch wirklich teilhaben können an allem, was sie wollen.“<br />

unterstützungsangebote<br />

Um die Unterstützungsangebote müssen sich die Eltern selbst kümmern.<br />

Es gibt derzeit noch keine „Rundum-Anlaufstelle“, wo man hingehen und<br />

über alles hinreichend informiert wird: „Was aber vor allem für Leute, die<br />

sich bei solchen Dingen schwer tun, wichtig wäre. Weil alle Leute sind<br />

nicht so wie ich, die überall hinrennen und schauen, was es da alles gibt.<br />

Manche Leute gehen da wirklich unter.“<br />

„Es gibt keine soziale Unterstützung...Naja vielleicht bekommen Familien,<br />

die ein behindertes Kind bekommen, gleich Unterstützung im Krankenhaus...<br />

ich weiß das nicht.“<br />

Eine gute Anlaufstelle für Sonja ist die Selbsthilfegruppe für Down-Syndrom.<br />

„Ich sage einmal...wenn ein Betroffener sich an die Selbsthilfegruppe wendet,<br />

dann kann er alle Informationen hier bekommen. Er muss nur informiert<br />

sein, dass es diese Gruppe gibt.“<br />

umgang durch die Gesellschaft<br />

Katja wurde von Geburt an immer in die Gesellschaft integriert. Sonja: „Die Integration<br />

in die Gesellschaft läuft sehr gut, also das... da gibt es ganz selten...<br />

ganz, ganz selten blöde Bemerkungen von Anfang an hat es die nie gegeben.<br />

Also das ist...egal, wo wir hinkommen, ob ins Ausland, ins Mölltal oder<br />

Gailtal oder was weiß ich wohin, auf die Alm, Katja wird gut angenommen.“<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara<br />

- - 43 - -


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Wichtig hierbei ist vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. „Ein großes Problem<br />

ist auch, dass Menschen mit geistiger Beeinträchtigung keine Lobby haben.<br />

Die können nicht für sich selber reden, sie müssen es fast ausschließlich<br />

über ihre Eltern machen.“<br />

4.5 iNterVieW mit BArBArA P.<br />

Hanna – Der Sonnenschein in unserem Ort<br />

Der umgang mit der Diagnose<br />

Barbara erfuhr erst zwei Monate nach<br />

der Geburt, dass ihre jüngste Tochter das<br />

Down-Syndrom hat. „Das erste war schon<br />

Schock. Das ist klar, aber nachher hat es<br />

sich…nach einer Woche, war das schon<br />

egal. Mir wurde halt gesagt, du sollst offen<br />

damit umgehen und das Kind nicht verstecken.<br />

Das haben wir eh nie getan.“<br />

Hanna<br />

Umfassende Informationen über das Down-<br />

Syndrom bekam die Familie von einer Ärztin.<br />

„Ich habe eine gute Ärztin gehabt, die hat<br />

uns betreut und auch gesagt, was man tun<br />

kann mit ihr im Hinblick auf Therapien und so.“<br />

Eine Abtreibung wäre für Barbara nie in Frage gekommen, auch wenn<br />

sie es vor der Geburt gewusst hätte: „…ich fi nde Down-Syndrom ist kein<br />

Grund, dass du dein Kind abtreibst…wir würden Hanna nie mehr hergeben…<br />

weil sie sind ehrliche Leute, so anschmiegsam.“<br />

Das Leben der Familie mit den älteren drei Kindern hat sich durch Hanna<br />

nicht wesentlich verändert, sie wird nicht verwöhnt und zu ihr muss<br />

man sogar etwas strenger sein als zu den anderen, erzählt Barbara. Die<br />

Geschwister sind immer zu Hanna gestanden, da hat es nie Probleme<br />

gegeben.<br />

Was wurde alles unternommen?<br />

Hanna war gerade einmal zwei Monate alt, da bekam sie schon die<br />

Frühförderung, die sie bis zum Kindergarten erhalten hat. Auch die Physiotherapie<br />

war sehr wichtig für Hanna. „Als sie ein wenig älter war, gingen<br />

wir zur Logopädin. Zum Therapiereiten können wir heuer oder nächstes<br />

Jahr auch schon gehen, jetzt ist sie wohl bald groß genug (lacht).“<br />

Es war schwierig, eine speziell ausgebildete Physiotherapeutin am Land<br />

zu fi nden. „Zuerst haben wir eine Physiotherapeutin aus dem Nachbarort<br />

gehabt, die ist zu uns ins Haus gekommen. Aber die ist dann nach Wien<br />

- - 44 - -<br />

AtioN<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

gezogen. Ab da war es aber schon schwer, jemanden zu fi nden der spezialisiert<br />

auf die Behandlung von Kindern mit Down-Syndrom.“<br />

Auch wenn es auf dem Land schwerer ist passende Therapeuten zu fi nden<br />

als in der Stadt, war es für Barbara stets wichtig, dass Hanna in der Betreuung<br />

einer Therapeutin blieb, auch wenn die Familie dies zum Teil selbst<br />

fi nanzieren musste. „Sicherlich hätte ich in ein Kassenambulatorium mit ihr<br />

fahren können, aber da hätte sie nicht jedes Mal die gleiche Therapeutin<br />

gehabt. Und unsere Therapeutin war eine ganz liebe und die wusste dann<br />

auch genau, welche Fortschritte Hanna gemacht hat. Und die Hanna hat<br />

die Physiotherapie auch immer gerne gemacht.“<br />

Zu Hause werden die Übungen der Logopädin regelmäßig fortgesetzt,<br />

damit Hanna lernt, sich deutlich zu verständigen. Im Kindergarten haben<br />

sie ihr eine Zeit lang die Gebärdensprache beigebracht, aber dadurch<br />

wollte Hanna fast gar nichts mehr reden und kommunizierte ausschließlich<br />

über Gebärden. Daraufhin haben sie diese Maßnahme wieder fallen<br />

gelassen und konzentrieren sich ganz auf die Logopädie. Seitdem ist die<br />

Sprachentwicklung auch schon etwas weiter vorangegangen. Auch die<br />

Enkelkinder von Barbara unterstützen Hanna sehr in ihrer Sprachentwicklung:<br />

„…ich meine man erwartet schon mehr, vor allem wenn man sieht,<br />

wenn die Enkelkinder kommen und reden, da ist sie halt schon noch<br />

hinten nach. Die Kinder unterhalten sich komischerweise, die verstehen<br />

alles untereinander (lacht) ... aber die Kinder haben da schon ein anderes<br />

Empfi nden als wir. Meistens weiß ich auch was sie will, da ich sie gut<br />

kenne.“<br />

unterstützungsangebote<br />

Finanzielle Unterstützung für die Privattherapien gib es zum Glück von der<br />

Bezirksbehörde und den Krankenkassen. „Einen Teil der Therapiekosten<br />

bekomme ich von der BH zurück Ich hätte sogar für die Windeln alles<br />

zurück bekommen, aber das habe ich nicht in Anspruch genommen. Die<br />

Therapien die haben wir schon abgeschrieben und von der Krankenkasse<br />

haben wir auch einen Teil zurückbekommen. Und beim Jahresausgleich<br />

haben wir auch alles abschreiben können, also jede private Therapie.“<br />

Es ist schwierig einen Überblick über alle fi nanziellen Unterstützungsangebote<br />

zu bekommen, da man nicht hinreichend informiert wird. „Eigentlich<br />

erfährst du alles, wenn du Glück hast, von Dritte. Zuerst habe ich die<br />

Physiotherapeutin gehabt, von der habe ich viel erfahren, später dann<br />

im Kindergarten... aber so selber an Informationen zu kommen, von dem<br />

her, gibt es nicht viel Möglichkeiten ... außer du schaust im Internet nach.“<br />

institutioneller Werdegang<br />

Durch die Physiotherapeutin und einer Bekannten, die ebenfalls ein Kind mit<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara<br />

- - 45 - -


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Down-Syndrom hat, ist Barbara auf einen speziellen Kindergarten aufmerksam<br />

gemacht worden. Im Kindergarten bekommt Hanna alle Therapien,<br />

die sie braucht. „Ja sobald sie in den Kindergarten gekommen ist, haben<br />

wir nirgendswo mehr hinfahren müssen, weil sie alles vor Ort regelmäßig bekommt,<br />

von der Logopädie begonnen über Physiotherapie und vieles mehr.<br />

Es wird einem sehr viel vom Kindergarten abgenommen. Das ist super ja.“<br />

Barbara möchte, dass Hanna genügend Zeit für die Schuleinschreibung<br />

bekommt. Eine passende Schule hat sie für ihre Tochter mit Unterstützung<br />

des Kindergartens schon gefunden. Es ist der Mutter wichtig, dass Hanna<br />

nicht zu früh eingeschult wird. „Bevor Hanna nicht Sätze sprechen kann,<br />

sollte sie nicht in die Schule gehen. Ich möchte schon dass sie Grundrechnen<br />

und Schreiben kann. Hanna hat ja noch Zeit bis sie 8 Jahre ist, da muss<br />

sie spätestens eingeschult sein.“<br />

In Bezug auf die berufl iche Zukunft von Hanna wünscht sich Barbara, dass<br />

ihre Tochter soweit gefördert ist, dass sie mal im geschützten Rahmen ausgebildet<br />

wird und später vielleicht sogar einer berufl ichen Tätigkeit nachgehen<br />

kann, mit der sie selbst ein wenig Geld verdient.<br />

umgang durch die Gesellschaft<br />

In der Gesellschaft wird Hanna sehr gut aufgenommen. „Bei uns da ist das<br />

ganz normal. Sie haben immer gesagt, als sie noch klein war, dass sie der<br />

Sonnenschein in unserem Ort ist...“<br />

- - 46 - -<br />

AtioN<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Hanna mit den beiden Interviewerinnen Verena und Tamara<br />

Wir möchten uns ganz herzlich bei den beiden Familien für Ihre Offenheit<br />

und Ihr Engagement bedanken. Die Gespräche haben uns sehr beeindruckt!<br />

Sie zeigen uns am Beispiel Ihrer Familien, wie gut sich Ihre besondere<br />

Situation im Alltag meistern lässt. Seien Sie stolz auf sich!<br />

Wir sind sehr dankbar, dass wir Sie kennen lernen und in Ihre Geschichte<br />

eintauchen durften. Wir wünschen Ihnen auf ihrem weiteren Lebensweg<br />

alles Gute, viel Kraft und vor allem Gesundheit für Sie und Ihre Familien.<br />

Liebe Katja, liebe Hanna,<br />

Ihr seid zwei unfassbar liebenswerte und facettenreiche Menschen.<br />

Macht weiter so!<br />

Herzlichst<br />

Sabrina Fischer, Verena Hölbling & Tamara Urschitz<br />

in Stellvertretung für das gesamte Projektteam<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara<br />

- - 47 - -


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

unsere Aufgabenbereiche sind<br />

• Gespräche anbieten,<br />

• Kontakte pfl egen,<br />

• Informations- und Erfahrungsaustausch,<br />

• betroffene Eltern in schwierigen Situationen unterstützen,<br />

• organisation von Veranstaltungen, Seminaren und Workshops,<br />

• Kooperation mit Down-Syndrom Österreich.<br />

Wir wollen, dass<br />

• wertfreie Beratungsgespräche vor und nach pränataldiagnostischen<br />

Untersuchungen unter Beiziehung eines Psychologen/ einer<br />

Psychologinn stattfi nden.<br />

• bei Diagnose Down-Syndrom positive Informationen weitergegeben<br />

werden.<br />

• der Kontakt zur Selbsthilfegruppe schon im Krankenhaus beginnt und<br />

dass Informationsmaterial im Krankenhaus bzw. in Arztpraxen aufl iegt.<br />

• Inklusion in Krabbelstube, Kindergarten, Schule und Hort<br />

selbstverständlich wird.<br />

• integrative Berufsausbildung zum Standard wird, damit Arbeitsplätze<br />

am ersten Arbeitsmarkt möglich werden.<br />

• Menschen mit Down-Syndrom betreutes Wohnen ermöglicht wird<br />

bzw. Trainingswohnungen und auch Wohnungen mit Einzelbetreuung<br />

angeboten werden.<br />

• für Senioren mit Down-Syndrom passende Betreuungsmöglichkeiten<br />

geschaffen werden.<br />

Sonja Stuppacher<br />

0699/11701228<br />

Neckheimgasse 22/3<br />

9020 Klagenfurt<br />

sonja@stuppacher.net<br />

http://www.down-syndrom.at/ktn/<br />

- - 48 - -<br />

AtioN<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara


KAPiteL 4.<br />

INTERVIEWS MIT MÜTTERN VoN KINDERN<br />

MIT DoWN-SyNDRoM<br />

Verein team t<strong>21</strong> Down-Syndrom<br />

miteinander. Zeit für inklusion.<br />

Der Verein Team T<strong>21</strong> Down-Syndrom begleitet Familien mit Neugeborenen<br />

und Kindern mit Down-Syndrom sowie Jugendliche und Erwachsene<br />

mit Down-Syndrom rasch, konkret und unbürokratisch.<br />

• Wir unterstützen, beraten und informieren Angehörige:<br />

- Kinderbetreuung<br />

- schulische Ausbildung<br />

- berufl iche Qualifi kation<br />

• Wir vernetzen Menschen mit Down-Syndrom und deren Familien.<br />

• Wir tauschen uns untereinander aus.<br />

• Wir arbeiten mit Institutionen und ExpertInnen zusammen:<br />

- Unterstützungen<br />

- Förderungen<br />

- Therapien<br />

• Wir veranstalten Familientreffen, Ausfl üge, Feste, usw.<br />

• Wir organisieren Vorträge, Seminare und Workshops.<br />

• Wir leisten Öffentlichkeitsarbeit.<br />

• Wir glauben an ein selbstbestimmtes Leben für alle.<br />

• Wir leben miteinander, wir leben Inklusion.<br />

Wir tuN WAS Wir KÖNNeN – LerNeN Sie uNS KeNNeN!<br />

Bettina Weidlitsch, BA<br />

0699/ 171 90 494<br />

team@t<strong>21</strong>downsyndrom.at<br />

www.t<strong>21</strong>downsyndrom.at<br />

Fischer Sabrina, Hölbling Verena & Urschitz Tamara<br />

- - 49 - -


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

Die Erstellung einer qualitätsvollen Informations- und Aufklärungsbroschüre<br />

stellt insgesamt viele Anforderungen an die Herausgeberschaft. Eine<br />

dieser Herausforderungen umfasst den Einbezug von professionellen Meinungen<br />

und Erfahrungen zum Thema Down-Syndrom. Diesem Anspruch<br />

wird man gerecht, indem man hinaus geht ins „Feld“ und das Thema aus<br />

verschiedenen, praxisnahen Blickwinkeln erfasst.<br />

Auf der einen Seite sind es die betroffenen Familien selbst, die man zu<br />

ihrem subjektiven Erleben und Erfahrungen befragen kann, auf der anderen<br />

Seite sind es die Fachpersonen, die objektiv über Erfahrungen und<br />

Eindrücke in der Betreuung von Menschen mit Down-Syndrom und ihren<br />

Angehörigen berichten können.<br />

Für die Befragung mit Fachpersonen wurde als geeignete Interviewform,<br />

analog zu den Familieninterviews, das Leifadeninterview genutzt.<br />

Im Folgenden soll auf den Ablauf der vorliegenden Befragung Bezug genommen<br />

werden.<br />

5.1 DAteNerHeBuNG - DAS LeitFADeNiNterVieW<br />

Der Einsatz eines Leitfadens im Rahmen der Expertenbefragungen begründet<br />

sich gleichermaßen wie in den Familieninterviews (vgl. Kapitel 4.1).<br />

Der Leitfaden für die Expertenbefragung wurde theoriegeleitet erarbeitet,<br />

dieser beinhaltet wichtige Themenbereiche, welche in zusammengefasster<br />

Form nachstehend in die Broschüre Einzug fi nden.<br />

5.2 Die DAteNAuFZeiCHNuNG uND -VerArBeituNG<br />

Die Gespräche wurden im schriftlichen Einverständnis der beiden befragten<br />

Fachpersonen mittels eines Tonbandgerätes aufgezeichnet. Das Procedere<br />

orientiert sich analog zu dem, welches im Rahmen der Familieninterviews<br />

verfolgt wurde (vgl. Kapitel 4.2).<br />

5.3 Die ZieLGruPPe<br />

Die Zielgruppe umfasst also Fachpersonen, die nach absolvierter, facheinschlägiger<br />

Berufsausbildung in einem helfenden Beruf - insbesondere<br />

in der Beratung und Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigungen -<br />

tätig sind.<br />

Die Recherchen wurden unter Berücksichtigung der Einschlusskriterien vorgenommen,<br />

eine Aufl istung potentieller Kontaktpersonen wurde dabei erstellt.<br />

Unter anderem wurden im nächsten Schritt Mitarbeiterinnen der Familienberatungsstelle<br />

Integration : KÄRNTEN – Ungehindert Behindert per<br />

E-Mail kontaktiert ebenso Mitarbeiter/innen der Institution autArK Kärnten.<br />

- - 50 - -<br />

AtioN<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

In beiden Institutionen stieß man auf hohe Bereitschaft, die vorliegende<br />

Befragung zu unterstützen. Näheres zu den beiden Institutionen entnehmen<br />

Sie den Homepages: http://www.betrifftintegration.at, http://www.<br />

autark.co.at<br />

Nach telefonischer Terminfi xierung wurden die Gespräche in den jeweiligen<br />

Institutionen durchgeführt.<br />

integration : Kärnten – ungehindert Behindert<br />

Frau Mag. a Kirsten Ratheiser, Psychologin und Elterncoach, ist als Familienberaterin<br />

in Klagenfurt tätig und gibt als Arbeitsschwerpunkt die psychosoziale<br />

Prozessbegleitung von (werdenden) Eltern bei Geburts- und<br />

Diagnoseproblematik an. Frau Mag. a Ratheiser erklärte sich sofort für ein<br />

Interview bereit. Dieses wurde in der Niederlassung der Familienberatungsstelle<br />

INTEGRATIoN : KÄRNTEN in Klagenfurt durchgeführt.<br />

autArk KärNteN:<br />

Weiter wurde autArk KÄRNTEN kontaktiert. Herr Mag. christian Spitaler,<br />

Fachbereichsleiter in Klagenfurt, stellte sich gerne für eine Befragung zur<br />

Verfügung. autArk KÄRNTEN arbeitet vor allem an der Schnittstelle Schule<br />

und Beruf und ist im Bereich des Jugendcoachings und der Berufsausbildungsassistenz<br />

verankert.<br />

5.4 DAS iNterVieW mit FrAu mAG. A KirSteN rAtHeiSer<br />

Frau Mag. a Kirsten Ratheiser ist als Psychologin bei Integration<br />

: Kärnten in beratender Tätigkeit eingestellt.<br />

Das Interview beinhaltet die Erarbeitung von relevanten<br />

psychologischen und auch fi nanziellen sowie sozialrechtlichen<br />

Aspekten. Frau Mag. a Ratheiser stützt<br />

sich in der Beantwortung auf ihre Erfahrungen aus der<br />

alltäglichen Berufspraxis.<br />

Eine der wohl wichtigsten Fragen, welche uns Frau Ratheiser<br />

gleich zu Beginn des Interviews beantworten konnte, umfasst die<br />

Ausgangssituation betroffener Eltern: „<strong>Trisomie</strong> <strong>21</strong>, und was nun?“<br />

Zeitpunkt der Diagnosestellung<br />

Betroffene Eltern sind mit der außergewöhnlichen Situation konfrontiert,<br />

dass ihr ungeborenes oder bereits geborenes Baby etwas sehr Besonderes<br />

ist. Die Frage lautet: „Wie können sie damit umgehen?“<br />

„Das ist eine der vielen Fragen…So individuell und verschieden die Angehörigen<br />

sein können, so unterschiedlich sind auch ihre Zugänge“, so Frau Ratheiser.<br />

Angefangen von werdenden Eltern, die kurz vor dem völligen Zusammen-<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred<br />

- - 51 - -


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

bruch stehen, weil sie sich dieser Aufgabe kaum gewachsen fühlen, über<br />

Erziehungsberechtigte, die sich der bevorstehenden Herausforderung wenig<br />

bewusst sind, bis hin zu Mamas und Papas, die ihr ungeborenes Kind<br />

schon voll und ganz in ihr Herz geschlossen haben und dies mit liebevollen<br />

Kosenamen zum Ausdruck bringen.<br />

Vor allem sind es aber oft jüngere Eltern, die einen sehr refl ektierten und<br />

überaus aufgeklärten Umgang mit ihrer Situation praktizieren. Als wäre die<br />

Tatsache, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen, völlig normal…was<br />

es - nebenbei gesagt - ja eigentlich auch ist!<br />

Im Rahmen einer professionellen Begleitung in der Anfangszeit gibt es kein<br />

standardisiertes Procedere, das der Fachmann/die Fachfrau einhalten kann.<br />

In psychologisch-beratenden Gesprächen lässt man zuerst mal die Betroffenen<br />

von sich erzählen und analysiert zugleich, wo die Familie steht und<br />

was sie braucht. Hauptaugenmerk legt Frau Ratheiser dabei auf das Publikmachen<br />

ihrer besonderen Situation, vor allem in ihrem sozialen Umfeld.<br />

Es gilt hier einzuschätzen, ob dies bereits erfolgt ist oder ob die Familie auf<br />

dem Weg des öffentlich Machen, was für Betroffene als sehr entlastend<br />

erlebt wird, Unterstützung braucht. Frau Ratheiser berät die Familien, worauf<br />

diese generell achten müssen und wie sie sich am besten auch schützen<br />

können. Häufi g berichten Eltern in ihrer Beratungsstelle, dass sie durch<br />

andere Menschen, Mitbürger, entweder angestarrt oder auch völlig ignoriert<br />

werden. Beides ist nachvollziehbar. „… manche Eltern stört es, dass<br />

ihre Kinder angesehen beziehungsweise angestarrt werden und andere<br />

wiederum stören sich an der Tatsache, dass offensichtlich weggeschaut<br />

wird…wir leben nun mal in einer Gesellschaft, die auf wenig Erfahrungswissen<br />

im Umgang mit Menschen mit Behinderung zurückgreifen kann.“<br />

Der Appell nach verstärkter, gesellschaftsorientierter Sensibilisierung- und Aufklärungsarbeit<br />

wird an dieser Stelle laut. Leider gibt es nicht „das Allheilmittel“,<br />

mit dem sich derart schwierige Situationen für Betroffene lösen lassen.<br />

Die Expertin meint zudem, dass der subjektiv-erlebte Stress und dessen Umgang<br />

einen sehr hohen Einfl uss auf das kindliche Wohlbefi nden nehmen<br />

können:<br />

„Wenn ich gestresst bin, bin ich keine entspannte Mutter und kein entspannter<br />

Vater und wenn ich nicht entspannt bin, kann sich auch mein<br />

Kind nur begrenzt entspannen. Ganz viele Stresskomponenten verbergen<br />

sich vor allem im Noch-Nicht-Wissen beziehungsweise Begreifen: Habe ich<br />

alle Diagnosen abgeholt? Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Was bedeutet<br />

das jetzt für mein Kind konkret?“<br />

Fakten bleiben Fakten, nicht mehr und nicht weniger, so Frau Ratheiser.<br />

Fakten sind zwar oft schwer auszuhalten, aber man kann zumindest damit<br />

arbeiten, wenn man sich ihnen stellt: „Unsere Fantasie ist oft viel wilder als<br />

die Tatsachen!“ Ein Teil der Stressbewältigung umfasst weiter das gemeinsame<br />

Erarbeiten von Fragestellungen: „Was will beziehungsweise muss ich<br />

noch wissen und an wen kann ich meine Fragen richten?“. Beispielsweise<br />

kann man mit der Geburt nicht sicher sagen, ob das Kind sprechen lernt<br />

- - 52 - -<br />

AtioN<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

oder ab wann es zu sprechen beginnt. Aber man kann unter anderem<br />

schon sehr früh abklären lassen, ob die Herzversorgung intakt ist, ob die<br />

Schilddrüsenwerte passen, ob das Blutbild passt und vieles mehr (vgl. Kapitel<br />

1.2.1). Wichtig ist es, gemeinsam mit den Eltern Fragen zu formulieren<br />

und zu überlegen, wer hier die Ansprechpersonen sein können.<br />

therapieangebot<br />

Das Angebot ist sehr groß, was Eltern in erster Linie auch stark überfordern<br />

kann, so die Expertin.<br />

„Die Grunddevise lautet natürlich immer: Fördern und NICHT Überfordern!<br />

Nicht selten lassen sich Eltern von der Haltung leiten: Wenn wir nur ausreichend<br />

fördern, wird alles gut. Und das wiederum macht den Eltern zusätzlichen<br />

Druck, weil sie drei bis vier Mal in der Woche zu irgendwelchen<br />

Therapien laufen müssen. Das bedeutet, dass die ganze Familie im Dauerstress<br />

ist. Und aus der Lerntheorie wissend führt ausschließlich lustvolles<br />

Lernen anstelle von Stress- oder Angstlernen zum Erfolg.“<br />

Hier kann nur individuell an die Sache herangegangen werden. oft ist<br />

genau jene Therapieform, auf die das Kind gut anspricht, sehr entwicklungsförderlich,<br />

was aber im Umkehrschluss nicht bedeuten soll, dass auch<br />

andere Therapien, in denen sich der Zögling anfangs noch schwer tut,<br />

dem kindlichen Wohlbefi nden und dessen Entwicklung förderlich sind. “…<br />

Wichtig ist weiter, einen Arzt zu fi nden, dem man vertraut. Es braucht eine<br />

Vertrauensbasis, damit man die sinnvollen, nächsten Schritte offen und<br />

ehrlich diskutieren kann.“<br />

Es soll und darf von den Eltern genau hinterfragt werden, welche Ziele die<br />

Therapie verfolgt, wie die Erfolge aussehen können und wie die jeweiligen<br />

Therapiekonzepte von anderen betroffenen Kindern und Familien eingeschätzt<br />

und umgesetzt werden. Hierfür bietet sich auch der Austausch in<br />

Selbsthilfegruppen an.<br />

Starke Familien – starke Kinder<br />

Frau Ratheiser: „Nur starke Eltern können starke selbstbewusste Kinder großziehen,<br />

egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Die tradierte Idee beinhaltet:<br />

Eine gute Mutter oder ein guter Vater opfert sich auf…Die Realität zeigt<br />

hingegen: Eine gute Mutter oder ein guter Vater schaut, dass sie/er wirklich<br />

in der Kraft ist und Reserven nicht unnütz verbraucht werden. Das heißt,<br />

auch abends mal fortzugehen und sich mit Freunden zu treffen, ist völlig<br />

legitim - sofern das Kind natürlich gut versorgt ist. Mein erster Ansatz lautet<br />

demnach: Zuerst mal sich selbst stärken, was in weiterer Folge automatisch<br />

auch die Kinder stärkt und stützt. Und das ist die Basis für alles...“<br />

Ein weiterer, wichtiger Aspekt, der im Interview abgehandelt wurde, verweist<br />

auf die Wichtigkeit der aktiven Teilhabe betroffener Familien am gesellschaftlichen<br />

Leben.<br />

Im Gespräch mit der Expertin wurden auch Fragen zu Berufsmöglichkeiten<br />

und auch sozial-rechtlich, fi nanzielle Belange, die häufi g in der Praxis<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred<br />

- - 53 - -


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

thematisiert werden, bearbeitet. Diese werden im folgenden Abschnitt<br />

zusammengefasst dargestellt.<br />

Arbeitssituation bei Menschen mit Behinderung (vgl. dazu das nachfolgende<br />

Interview mit Herrn Spitaler):<br />

Viele Arbeitgeber sind – unaufgeklärter Weise oder zum Teil durch Falschinformationen<br />

– kaum bereit, behinderte Menschen einzustellen, obwohl<br />

dies laut Gesetz bei Erreichen einer gewissen Firmengröße verpfl ichtend<br />

für das Unternehmen wäre. Es werden sogar dafür ausgehängte Strafen<br />

in Kauf genommen. In diesem Fall braucht es mehr an Aufklärungsarbeit<br />

am Arbeitsmarkt.<br />

Auch hinsichtlich der fi nanziellen Situation von Betroffenen bei Ausübung<br />

einer Erwerbstätigkeit (Verdienst, erhöhte Familienbeihilfe, Bezug von anderen<br />

fi nanziellen Unterstützungsmitteln) sollte man sich gut beraten lassen,<br />

um als Familie nicht Gefahr zu laufen, irgendwelche Geldansprüche<br />

plötzlich verlieren zu können: „Also da muss man sich momentan noch<br />

sehr gut beraten lassen!“, so Frau Ratheiser. Eine entsprechende Beratungs-Anlaufstelle<br />

in Kärnten ist die Behindertenanwaltschaft unter der Leitung<br />

von Frau Mag. a Scheifl inger. Jeder einzelne Fall wird dort individuell<br />

geprüft und beraten.<br />

ob eine mögliche Selbstständigkeit des Down-Syndrom Kindes im Erwachsenenalter<br />

erreicht werden kann, bleibt offen. In vielen Fällen braucht es<br />

eine lebenslange, individuell-orientierte Form der Betreuung, um das tägliche<br />

Leben gut meistern zu können. Auch der Wunsch auf eine eigene<br />

Familie von Erwachsenen mit Down-Syndrom, darf ihnen niemals verwehrt<br />

werden. Meist übernehmen die Eltern nach automaischer Abgabe der obsorgepfl<br />

icht ihres Kindes mit vollendetem 18. Lebensjahr die Sachwaltschaft<br />

für ihr Kind und suchen je nach Themen, die sie im Moment als Familie beschäftigen<br />

(Sexualität, Paarbeziehungen uvm.) unterschiedliche Beratungen<br />

auf. Die Möglichkeit zu einer begleiteten Entscheidungsfi ndung wird in<br />

den jeweiligen Beratungsstellen geboten (vgl. Kontaktadressen Kapitel 3.8).<br />

Finanzielle und sozialrechtliche Aspekte<br />

Für betroffene Familien kann ein Anspruch auf Pfl egegeld und erhöhte<br />

Familienbeihilfe bestehen, nicht bei allen ist dies jedoch der Fall. Erhöhte<br />

Familienbeihilfe beispielsweise kann nur bei einem Behinderungsgrad<br />

von mehr als 50 % bezogen werden; diese kann auch rückwirkend beantragt<br />

werden. Frau Ratheiser äußert sich folgend in diesem Kontext:<br />

„Das Pflegegeld sichert die Grundversorgung, damit die Person nicht der<br />

Vernachlässigung anheim fällt…“ Die allgemeinen Rechte hinsichtlich der<br />

Grundversorgung sind im chancengleichheitsgesetz geregelt. Menschen<br />

mit Behinderung kommen über das chancengleichheitsgesetz in das Grundversorgungssystem,<br />

Menschen ohne Behinderung finden den Zugang durch<br />

die Mindestsicherung. Im chancengleichheitsgesetz gibt es bestimmte Zusatzkomponenten<br />

und Kann-Bestimmungen, also Förderungen, die man<br />

- - 54 - -<br />

AtioN<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

ansuchen kann. Hier muss der tatsächliche Bedarf von Fall zu Fall genau<br />

geprüft werden.<br />

5.5 DAS iNterVieW mit HerrN mAG. CHriStiAN SPitALer<br />

Mag. christian Spitaler ist Fachbereichsleiter bei aut-<br />

ArK in Klagenfurt. Im Interview gab er einen Überblick<br />

über das Dienstleistungsangebot von autArK, weiter<br />

gewährt er Einblick in die momentane Lage für Menschen<br />

mit Behinderung.<br />

Ein Überblick über die Arbeitsfelder von autArK:<br />

„Das Team und ich sind für die Umsetzung eines Jugendcoachings<br />

in Kärnten zuständig, das heißt, wir<br />

arbeiten gezielt an der Schnittstelle Schule und Beruf.“<br />

Insbesondere im letzten Pfl ichtschuljahr (neunte Schulstufe) werden Schulen<br />

aufgesucht, um (beeinträchtigte) Schüler/innen zu erreichen. Man will mit<br />

den Jugendlichen und dem Lehrkörper ins Gespräch kommen, um über<br />

das Unterstützungsangebot „Jugendcoaching“ zu informieren.<br />

Herr Spitaler thematisiert unterschiedliche Belastungen, welche betroffene<br />

Familie nach dem Pfl ichtschulbesuch ihres Kindes plagen, und welche Auswirkung<br />

elterliche Ängste und Unsicherheiten auf die Eltern-Kind-Beziehung<br />

nehmen:<br />

„Viele Eltern kommen natürlich mit großem Fragezeichen auf uns zu. …<br />

jetzt ist die Schule aus … Was jetzt? Was gibt es denn für Perspektiven? Wo<br />

bekomme ich was?“<br />

Hier bietet autArK mit dem Programm „Jugendcoaching“ umfassende<br />

Beratungen und Hilfestellungen an. Wir betrachten mit Eltern und Jugendlichen<br />

gemeinsam welche Stärken, Fähigkeiten aber auch welche<br />

Schwächen bestehen, um dann die Möglichkeiten, die es in Kärnten gibt,<br />

klären zu können. Selbstverständlich wird die Suche zuerst auf die jeweilige<br />

Region, in der die Betroffenen leben, fokussiert.“<br />

Gemeinsam verschafft man sich also einen Überblick über laufende Projekte,<br />

potentielle Ausbildungsmöglichkeiten und mögliche Arbeitgeber. Weiter<br />

werden auch Angebote/Praktika über das Arbeitsmarktservice (AMS) oder<br />

die Behindertenhilfe recherchiert. Dieser Prozess fordert gerade bei den Eltern<br />

intensive Auseinandersetzung und Reflexion mit dem Thema: „Das ist eine<br />

Herausforderung, die absolut neue Themenbereiche aufreißt und jeder - sowohl<br />

die Jugendlichen als auch die Eltern - sind erstmal gefragt, diese zu<br />

verarbeiten beziehungsweise neue Kompetenzen zu erlernen. Gerade beim<br />

Down-Syndrom gibt es in Bezug auf persönliche Fähigkeiten - kognitiver, psychischer<br />

und physischer Natur - ein breites Spektrum. „Hier kann man kein<br />

Standardprozedere aus dem Regal nehmen. Jeder ist individuell und wird<br />

auch so behandelt!“<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred<br />

- - 55 - -


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

Auch typische elterliche Erwartungen und Sorgen gegenüber ihren Kindern<br />

wurden im Gespräch mit dem Experten zum Thema gemacht.<br />

„Hat man Kinder, so ist es ganz normal, dass Elternteile besorgt sind.“, so<br />

Herr Spitaler. Eltern müssen lernen, dass sie nicht lebenslangen Schutz für<br />

ihre Sprösslinge bieten können. Umso förderlicher ist es, wenn man sich<br />

rechtzeitig den wichtigen und lebenspraktischen Kompetenzen widmet:<br />

„Eigenständigkeit, Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen, Leistungsmotivation,<br />

dies wird in Richtung Qualifi zierung oder berufl iche Ausbildung<br />

ohne Ausnahme durch alle gefordert. Wichtig dabei ist, dass es jemand<br />

eigeninitiativ und eigenwillig bewältigt und nicht, weil es der Ausbilder/<br />

die Ausbilderin einfordert.“ Ferner meint Herr Spitaler, dass es prinzipiell bei<br />

autArK keine Altersgrenze gebe, somit kann man bis ins hohe Alter Unterstützung<br />

durch autArK erfahren. „Was uns hier gut gelingt, ist es, den Angehörigen<br />

ein wenig die Sorgen zu nehmen, Probleme abzupuffern und<br />

Hilfestellung zu geben.“<br />

Auf die Frage, ob man autArK als eine Art Auffangnetz sehen könne, betont<br />

Herr Spitaler, dass autArK gemeinsam mit den Jugendlichen bestrebt<br />

ist, einen hohen Grad an Normalisierung zu erlangen:<br />

„Natürlich gibt es Grenzen. Die Anforderungen der Arbeitswelt sind verhältnismäßig<br />

hoch und wir haben auch momentan eine sehr angespannte<br />

Lage am Arbeitsmarkt. Trotzdem haben wir sehr viele Maßnahmen und<br />

Projekte, in die wir die Jugendlichen gut integrieren können.“<br />

autArK geht dabei auf die Arbeitgeber zu und versucht im persönlichen<br />

Kontakt mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen und zu erfragen,<br />

ob ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung prinzipiell möglich wäre:<br />

„In Kärnten haben wir viele Klein- und Mittelbetriebe, in denen wir schon<br />

sehr viele Aus- und Weiterbildungen sowie Praktika arrangieren konnten.<br />

Unser Credo zielt darauf ab, regional zu arbeiten. Wir haben in ganz Kärnten<br />

unsere Standorte verteilt.“<br />

Vielfach haben Betriebe kuriose Vorstellungen zum Thema Behinderteneinstellungsgesetz:<br />

„Diese und andere Unsicherheiten werden gezielt in<br />

den Betrieben angesprochen und richtig gestellt. Durch die Aufklärungsarbeit<br />

gelingt es uns sehr oft, Berührungsängste zu verwerfen und ein positives<br />

Ergebnis zu erreichen.“<br />

Es besteht große Gefahr, dass sich betroffene Familien mit beeinträchtigen<br />

Jugendlichen auf Grund der außergewöhnlichen Situation eher isolieren<br />

anstatt den Unterschied aktiv zu integrieren, so der Experte. „Das Ziel<br />

muss also lauten, einen Menschen mit Beeinträchtigung, egal ob in Schule,<br />

Arbeit, im öffentlichen Leben oder in Freizeitaktivitäten, zu integrieren.<br />

Nicht nur darüber nachzudenken, sondern einfach zu handeln.“<br />

Weiter gibt es auch Projekte, die Menschen mit speziellen Bedürfnissen<br />

in sozialversicherten Projekten auffangen. In diesem Kontext rief autArK<br />

das Projekt „chancenforum“ ins Leben: „Hier werden Menschen mit Beeinträchtigung<br />

direkt über autArK im Sinne der Arbeitskräfteüberlassung<br />

- - 56 - -<br />

AtioN<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred


KAPiteL 5.<br />

INTERVIEWS MIT FAcHPERSoNEN<br />

angestellt und bei bestimmten Partnerbetrieben beschäftigt. Der Vorteil<br />

liegt darin, dass die Betroffenen, wie andere arbeitsfähige Menschen sozial-<br />

und pensionsversichert sind. Sie haben die gleichen Ansprüche.“<br />

Dieses Modell hat sich bewährt und sollte künftig noch mehr gefördert<br />

werden.<br />

autArK ist zudem bestrebt, auch in anderen Lebensbereichen, wie etwa<br />

mit eigenen Wohnprojekten Inklusion zu leben: „Wir bauen keine eigenen<br />

Heime oder Wohnhäuser, sondern versuchen uns bei Bauten, die der soziale<br />

Wohnbau erstellt, mit Wohngemeinschaften einzumieten. Die Erfahrungen<br />

sind durchwegs positiv. Durch die hohe anfängliche Transparenz<br />

gegenüber den anderen Mietern gibt es keine Reibungspunkte.“<br />

Menschen mit Beeinträchtigung sind durchaus in der Lage, sich in der<br />

„normalen“ Welt einzubringen. Natürlich kommt es hier auch immer auf<br />

den Grad der Beeinträchtigung an. Ebenso stellt die Inanspruchnahme<br />

von Fördermitteln und Projekten einen wichtigen Teil auf dem Weg in die<br />

Normalität dar:<br />

„Durch ständige Präsenz der Thematik in der Öffentlichkeit haben wir die<br />

Möglichkeit, gelebte Inklusion nicht mehr als Hindernis, sondern viel mehr<br />

als Chance für ein gemeinsames Miteinander zu sehen.“<br />

Abschließend möchten wir uns im Namen der gesamten Autorenschaft<br />

sehr herzlich für die überaus interessanten Gespräche mit Ihnen bedanken.<br />

Wir konnten sehr wertvolle Darstellungen und Meinungen aus beiden<br />

Gesprächen mitnehmen und hoffen, diese für den Leser/die Leserin gut<br />

nachvollziehbar aufbereitet zu haben.<br />

Beide Fachpersonen merken im Abschluss ihres Interviews an, dass es so<br />

viel mehr zu dieser komplexen Thematik zu erzählen und diskutieren gebe.<br />

Leider war es nur möglich, auf wenige, ausgewählte Themenbereiche einzugehen.<br />

Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft das Beste. Seien Sie weiterhin eine so<br />

unbezahlbare Stütze für bedürftige Familien. Wir danken Ihnen dafür!<br />

Herzlichst<br />

Kusternig christian und Müller Andreas Alfred<br />

in Stellevertretung für das gesamte Projektteam<br />

Kusternig christian & Müller Andreas Alfred<br />

- - 57 - -


LITERATURVERZEIcHNIS<br />

Aly, M. (1997). Gedanken zur Bewegungsentwicklung und zur Krankengymnastik<br />

bei Kind mit Down-Syndrom im ersten Lebensjahr. Krankengymnastik,<br />

51, 8, München: Richard Pfl aum Verlag.<br />

Arzt, W. & Jochum, c. (2009). Pränataldiagnostik Was? Wie? Wozu? Informationen<br />

zu Untersuchungen während der Schwangerschaft. Österreichische<br />

Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin, Österreichische<br />

Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Österreichische<br />

Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (Hrsg.), Zugriff am 01. Februar<br />

2015, unter http://www.pränatalinfo.at/fi leadmin/user_upload/Dokumente/Praenataldiagnostik-Was-Wie-Wozu.pdf<br />

Bartel, D. (n.d.). Hintergrund Rota Therapie. Zugriff am 25. November 2014,<br />

unter http://www.rota-therapie.de/index2.html<br />

Becker, H. & Steding-Albrecht, U. (Hrsg.)(2006). Ergotherapie im Arbeitsfeld<br />

Pädiatrie. Stuttgart: Thieme.<br />

Bramkamp V., Buer M., Dohr A., Hohenstein, H., Kleinschmidt, D. & Pingen-Raimer,<br />

G. (2010). Pränatale Diagnostik, Eine Informationsschrift zu vorgeburtlichen<br />

Untersuchungsmethoden. 4. Auflage, Dortmund: Montania Gmbh.<br />

Bortz, J. & Döring, N. (2003). Forschungsmethoden und Evaluation für Human-<br />

und Sozialwissenschaftler. 3. Aufl ., Berlin: Springer-Verlag.<br />

Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen-Sozialministeriumservice.<br />

Zugriff am 10. November 2014, unter http://www.help.gv.at<br />

Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz – Sozialministerium.<br />

Sozialministeriumservice. Zugriff am 04. Dezember 2014, unter<br />

http://www.sozialministeriumservice.at<br />

Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Hauptverband<br />

der österreichischen Sozialversicherungsträger. Zugriff am 04.<br />

Dezember 2014, unter http://www.help.gv.at<br />

Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Zugriff am<br />

23. November 2014, unter http://www.sozialministerium.at/site/Soziales<br />

Bundesministerium für Familien und Jugend. Zugriff am 04. Dezember 2014,<br />

unter http://www.bmfj.gv.at<br />

Bundesministerium für Gesundheit. Zugriff am 04. Dezember 2014, unter<br />

http://www.bmg.gv.at<br />

Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (n.d). Elternbriefe.<br />

Für Eltern von Kindern mit Behinderung. Zugriff am 10. November 2014,<br />

unter http://www.bmwfj.gv.at/publikationen<br />

Deutsches Down-Syndrom-Infocenter. (2012). Die Rolle der Großeltern. Leben mit<br />

Down-Syndrom. Diagnose Down-Syndrom, was nun? Sonderausgabe. 46-47.<br />

- - 58 - -<br />

AtioN


LITERATURVERZEIcHNIS<br />

Eggers c., Fegert J. & Resch F. (2004). Psychiatrie und Psychotherapie des<br />

Kindes- und Jugendalters. Berlin: Springer Verlag.<br />

Flick, U., Steineke, I. & von Kardorff, E. (2008). Qualitative Forschung, Ein Handbuch.<br />

6. Aufl., Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag.<br />

Grimm, H. (2003). Störungen der Sprachentwicklung. Göttingen: Hogrefe.<br />

Habermann, c. (2005). Ergotherapie im Arbeitsfeld Geriatrie. 1 Aufl ., Stuttgart:<br />

Thieme Verlag.<br />

Hackenberg, W. (2008). Geschwister von Menschen mit Behinderung. Entwicklung,<br />

Risiken, Chancen. München: Ernst Reinhardt Verlag.<br />

Halder, c. (2014). Down-Syndrom: Was bedeutet das? Deutsches Down-Syndrom<br />

InfoCenter, 6. Auflage, Nürnberg: osterchrist Druck und Medien.<br />

Halder, c. (2012). Ein Baby mit Down-Syndrom. Deutsches Down-Syndrom<br />

InfoCenter, 9. Aufl age, Nürnberg: osterchrist Druck und Medien.<br />

Halder, c. (2011). Medizinische Aspekte bei Down-Syndrom. Deutsches Down-<br />

Syndrom InfoCenter, 4. Auflage, Nürnberg: osterchrist Druck und Medien.<br />

Haveman, M. (2013). Entwicklung und Frühförderung von Kindern mit<br />

Down-Syndrom. Das Programm „Kleine Schritte“. 2. Aufl ., Stuttgart:<br />

Kohlhammer Verlag.<br />

Haveman, M., Lappe, D., Wevelsiep, R. & Baldewig, M. (2005). Frühförderung<br />

mit dem Programm „Kleine Schritte“. Resultate einer kontrollierten<br />

Evaluationsstudie. Leben mit Down-Syndrom. 48, 24-33.<br />

Klinikum Niederberg gGmbH (2014). Kinderarzt/Kieferorthopädin. Zugriff<br />

am 04. Februar 2015, unter http://www.klinikum-niederberg.de/kinderarzt.html?&MP=290-353<br />

Lebenshilfe Kärnten. Zugriff am 04. Dezember 2014, unter http://www.<br />

lebenshilfe-kärnten<br />

Lindmeier, c. (2001). Down-Syndrom - was ist das? Zugriff am 03. November<br />

2014, unter http://www.familienhandbuch.de/behinderung/formen-von-behinderung/down-syndrom/<br />

Lohaus, A. & Domsch, H. (2009). Psychologische Förder- und Interventionsprogramme<br />

für das Kindes- und Jugendalter. Heidelberg: Springer<br />

Medizin Verlag.<br />

Mayring, P. (2002). Einführung in die Qualitative Sozialforschung. 5. Aufl .,<br />

Weinheim: Beltz Verlag.<br />

Meissner, B. (2002). osteopathie und cranios. Schweizer ch. sage femme<br />

suise, 2, 4-9.<br />

- - 59 - -


LITERATURVERZEIcHNIS<br />

Meyer-Eppler, G. (2001). Therapien für Kinder mit Down-Syndrom – ein unübersichtliches<br />

Riesenangebot? Leben mit Down-Syndrom, 36, 13-16.<br />

Mosler, S. (2006). Sonderheft „Mittendrin“ zur Down Syndrom Tagung. DSÖ.<br />

Institut Leben Lachen Lernen.<br />

Nentwich, H.J. (2014). Down- Syndrom (<strong>Trisomie</strong> <strong>21</strong>). Zugriff am 25. November<br />

2014, unter http://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/<br />

down-syndrom-trisomie-<strong>21</strong>/fruehfoerderung/<br />

Österreichische Sozialversicherung. Zugriff am 07. Januar 2015, unter www.<br />

sozialversicherung.at<br />

Pollmächer, A. & Holthaus, H. (2005). Auf einmal ist alles anders! Wenn Kinder<br />

in den ersten Jahren besondere Förderung brauchen. München:<br />

Ernst Reinhardt Verlag.<br />

Reiter, A. & Schlößer, R. (2008). Perinatalmedizin in Fällen. Stuttgart: Thieme<br />

Verlag.<br />

Rondal, J. (2005). Sprachförderung für Menschen mit Down-Syndrom – ein<br />

Leben lang. Leben mit Down-Syndrom, 49, 30-32.<br />

Rosatti-Bonauer, C. (n.d.). Tamo. Zugriff am 25. November 2014, unter<br />

http://www.heilpaed.ch/therapienmethoden/tamo.htm<br />

Sacks, B. & Buckley, S. (2012). Die motorische Entwicklung. Leben mit<br />

Down-Syndrom. Sonderausgabe. Deutsches Down-Syndrom-Infocenter,<br />

7. Aufl ., 68-69.<br />

Sarimski, K. (2009). Frühförderung behinderter Kleinkinder: Grundlagen, Diagnostik<br />

und Intervention. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH.<br />

Sarimski, K. (2014). Entwicklungspsychologie genetischer Syndrome. 4 Aufl .<br />

Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH.<br />

Schneider, S. (2012). Lennard hat Down-Syndrom. Wie gehen seine Geschwister<br />

damit um? Leben mit Down-Syndrom. Diagnose Down-Syndrom,<br />

was nun? Sonderausgabe. 44-45.<br />

Schnoor, H. (2006). Psychosoziale Beratung in der Sozial- und Rehabilitationspädagogik.<br />

Stuttgart: Kohlhammer Verlag.<br />

Schopper, D. (n.d.). Heilpädagogisches Voltigieren. Zugriff am 5. November<br />

2014, unter http://www.downsyndrom.at/cMS/index.php?id=93.<br />

Steinhauser, H-c. (2011). Entwicklungsstörungen im Kindes-und Jugendalter.<br />

Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.<br />

Szagun, G. (2006). Sprachentwicklung beim Kind. Weinheim: Beltz Verlag.<br />

Türk, c., Söhlemann, S. & Rummel, H. (2012). Das Castillo-Morales Konzept.<br />

1 Aufl . Stuttgart: Georg Thieme Verlag.<br />

- - 60 - -<br />

AtioN


LITERATURVERZEIcHNIS<br />

Verein Hand in Hand (n.d.). Facts: Was ist Down Syndrom. Zugriff am 25.<br />

November 2014, unter http://www.downsyndromzentrum.at<br />

Volkshilfe Österreich. Pfl egegeld für Angehörige-volkshilfe.at. Zugriff am<br />

04. Dezember 2014, unter http://www.volkshilfe.at/pfl egegeld;http://<br />

www.behinderte-kinder.de/pfl egegeldantrag/pfl egegeldantrag.htm<br />

Wehmeyer, S. (2005). Die Tomatis-Methode und ihre Bedeutung für die<br />

Heilpädagogik. München: GRIN Verlag GmbH.<br />

Wieser, B. (2004.). Rechen mit links und rechts. Leben-Lachen-Lernen,<br />

Zugriff am 25. November 2014, unter http://www.down-syndrom.at/<br />

cMS/index.php?id=322<br />

Wild, E. & Möller J. (2014). Pädagogische Psychologie. 1. Aufl . Heidelberg:<br />

Springer Verlag.<br />

Wilken, E. (2005). Spracherwerb und Gebärden. Erfahrungen mit GuK. Leben<br />

mit Down-Syndrom. Diagnose Down-Syndrom, was nun? Sonderausgabe.<br />

60-63.<br />

Wilken, E. (2008). Sprachförderung bei Kindern mit Down Syndrom. 10<br />

Aufl ., Stuttgart: Kohlhammer GmbH.<br />

Wilken, E. (2009). Menschen mit Down Syndrom in Familie, Schule und Gesellschaft.<br />

2 Aufl ., Marburg: Lebenshilfe-Verlag.<br />

Wilken, E. (2012). Was bedeutet es, einen Bruder oder eine Schwester<br />

mit Down-Syndrom zu haben? Leben mit Down-Syndrom. Diagnose<br />

Down-Syndrom, was nun? Sonderaus-gabe. 40-43.<br />

Wüllenweber, E., Theunissen, G. & Muhl, H. (2006). Pädagogik bei geistigen<br />

Behinderungen: Ein Handbuch für Studium und Praxis. Stuttgart:<br />

Kohlhammer Verlag.<br />

3×<strong>21</strong> Zentrum zur Förderung und Begleitung von Menschen mit <strong>Trisomie</strong><br />

<strong>21</strong>: yes we can. Rechentraining. Zugriff am 25. November 2014, unter<br />

http://www.3x<strong>21</strong>.at/ywc<br />

- - 61 - -


LITERATURVERZEIcHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

Bachelorstudierende des berufsbegleitenden Studienganges Gesundheits- und Pfl egemanagement<br />

der Fachhochschule Kärnten (Jg. 2013)<br />

Namen des studentischen Projektteams (von links nach rechts):<br />

Kribernegg Kathrin Ulrike, Holbura Diana, Kusternig christian, Müller<br />

Andreas Alfred, Dillitz Marika, Urschitz Tamara, Fischer Sabrina, Hölbling<br />

Verena, Kraner Marlene, Neuhold Verena Ingrid und Brihac Petra.<br />

Freude an der Arbeit<br />

lässt das Werk trefflich geraten.<br />

(ARISTOTELES)<br />

Projektleitung: Frau mag. a Claudia Brunner<br />

Klinische und Gesundheitspsychologin<br />

Nebenberuflich Lehrende der Studiengänge Gesundheitsund<br />

Pflegemanagement der Fachhochschule Kärnten<br />

Email: c.brunner@fh-kaernten.at<br />

Erscheinungsjahr: 05/2015<br />

- - 62 - -<br />

AtioN


Standort Feldkirchen<br />

Hauptplatz 12<br />

A-9560 Feldkirchen i. K.<br />

Tel: +43 (0)5 / 90 500-4101<br />

Fax: +43 (0)5 / 90 500-4110<br />

www.fh-kaernten.at/gesundheit-soziales<br />

gesundheit-und-soziales@fh-kaernten.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!