PVM-News: Busfahrerstreik legt den Schülerverkehr lahm

Viele Eltern reagieren erbost / Umstrittene Aktion der Gewerkschaft Verdi zielt auf
Fortschritte bei Tarifverhandlungen
Busfahrerstreik legt den Schülerverkehr lahm
Muldental. An Muldentaler Schulen kamen gestern viele Schüler und Lehrer zu spät
zum Unterricht, manche gar nicht. Der Grund: Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft
(Verdi) hatte zum Warnstreik aufgerufen, an dem sich in der Zeit von vier bis
acht Uhr auch Busfahrer der kreiseigenen Personenverkehrsgesellschaft Muldental
(PVM) beteiligten – und damit besonders den Schülerverkehr trafen. Damit sollte auf
die ebenfalls gestern laufenden Tarifverhandlungen Druck ausgeübt werden, die laut
Verdi bislang nur „schleppend“ gegangen seien.
„Es wird Zeit, dass dort endlich Bewegung rein kommt“, rechtfertigte Christoph
Stabler im Grimmaer Bushof gestern den Ausstand. Buslenkerin Ute Lehmann legte
nach: „Wir brauchen mehr Geld, von dem jetzt kann man nicht mehr leben. Ist doch
so!“ PVM-Geschäftsführer Günter Fischer war wegen der Tarifverhandlungen nicht für
eine Stellungnahme erreichbar. Indes bestätigte Fred Janke als Niederlassungsleiter
von Deuben und Grimma massive Transportbehinderungen. „In Colditz ist alles ausgefallen,
in Grimma blieben 22 von 27 Bussen im Hof, in Deuben 11 von 26.“ Janke sagte,
er habe sich selbst hinter das Lenkrad gesetzt und neben zwei Schlossern auch noch
zwei ehemalige Kollegen quasi aus dem Bett geholt, um wenigstens einige Lücken zu
schließen.
Die Gewerkschaft gab offiziell bekannt, sie habe insgesamt 80 Kollegen für den Streik
mobilisiert. „Das war schon heftig und richtig toll“, freute sich Verdi-Mann Sebastian
Viecenz. Überhaupt nicht toll fand das Niederlassungsleiter Janke und warf der Gewerkschaft
vor, den Streik auf Kosten der Kinder auszufechten. „Das ist in Zeiten von
Kindesentführung und -misshandlungen verantwortungslos, die Schüler, ja sogar
Erstklässler, an den Haltestellen sich selbst zu überlassen. Denn die Eltern mussten
davon ausgehen, dass ihre Sprösslinge wie gewohnt in den Bus steigen.“
Genau so ging es beispielsweise Solveig Lehmann aus Mutzschen, die ihren Sohnemann
kurz nach sieben längst im Bus auf dem üblichen Weg zu Schule wähnte, als sie
ihn und einen Mitschüler noch wartend an der Haltestelle an der Thomas-Müntzer-
Siedlung fand. „Wir haben noch fünf Minuten gewartet, dann hat zum Glück die Nachbarsmutti
die beiden Kinder mit dem Auto nach Böhlen in die Schule fahren können“,
berichtete sie. „Das kann doch nicht wahr sein, dass so eine Aktion vollkommen ohne
Ankündigung läuft.“
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Man hätte wenigstens erst den Schülerverkehr abwickeln und dann den Warnstreik
starten können, meinte PVM-Niederlassungsleiter Janke. Die Gewerkschaft wiederum
schob im Tagesverlauf den Schwarzen Peter der Bildungsagentur zu. Dazu Viecenz:
„Diese Behörde wurde von uns im Vorfeld über den Streik informiert. Nur wurde das
nicht weitergeleitet. Das wäre nicht ihre Aufgabe, hieß es bei der Agentur.“ So wurden
tatsächlich auch viele Schulen überrascht, aber nicht alle waren betroffen. Während im
Grimmaer Berufsschulzentrum nur wenige Schüler und der Direktor Horst Schubert
verspätet kamen, entschuldigten sich im Lichtwer-Gymnasium Schüler per Telefon im
Sekretariat. Null Probleme hatten die Schüler der Grund- und Mittelschule in Trebsen,
dort kam keiner wegen des Streikes zu spät.
Frank Schmidt/Thomas Müller
Viele Räder stehen still: Momentaufnahme auf dem Grimmaer Bushof der Personenverkehrsgesellschaft
Muldental. Foto: Frank Schmidt
Aus der Leipziger Volkszeitung/MTK vom 20.08.2009 • www.lvz-online.de • LVZ-Aboservice: 01801 2181-20
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