Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 004
Technik und Wissen // www.technik-und-wissen.ch // berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.
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KOMPLETTBEARBEITUNG<br />
DARF’S EIN<br />
WENIG<br />
KOMPLETTER<br />
SEIN?<br />
In einer Aufspannung mehrere Technologien einsetzen zu können, hat gewisse<br />
Vorteile. Der Einstieg in die Komplettbearbeitung ist aber nicht einfach<br />
eine Investition in eine Maschine, sondern kann gekoppelt werden mit einer<br />
strategischen Gr<strong>und</strong>satzfrage: Wo wollen wir in fünf Jahren sein?<br />
Von Eugen Albisser (Text) <strong>und</strong><br />
Ruben Sprich (Bilder)<br />
Es passiert immer öfter. Die<br />
K<strong>und</strong>en setzen die Zulieferbetriebe<br />
unter Druck, manchmal<br />
sogar unwissentlich. Sie bestellen<br />
zwar weiterhin über das Jahr<br />
hinweg die gleiche Menge an Bauteilen,<br />
aber nun aufgeteilt in kleinere<br />
Lose. Das macht für den K<strong>und</strong>en Sinn,<br />
er braucht weniger Lagerfläche. Für<br />
den Zulieferer bedeutet dies aber, dass<br />
er eine Maschine nun öfter umrüsten<br />
muss. Das führt zu Stillstandzeiten,<br />
die er vermeiden will. Noch herausfordernder<br />
ist die Situation, wenn es sich<br />
um ein komplexes <strong>und</strong> hochgenaues<br />
Bauteil handelt, das zuerst auf einer<br />
Drehmaschine, dann zusätzlich auf<br />
einer Fräsmaschine bearbeitet wird.<br />
«Eigentlich ist dies dann ein typischer<br />
Fall, um die Komplettbearbeitung<br />
ins Auge zu fassen», sagt Rolf<br />
Jauch, Verkaufsleiter bei Newemag |<br />
Schneider mc. Die Firma aus Eschenbach<br />
im Kanton Luzern ist eine Anbieterin<br />
von Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> im<br />
Portfolio stehen Qualitätsmaschinen<br />
der Marken Brother, Hedelius, Hy<strong>und</strong>ai<br />
Wia, Matsuura, Microcut, Miyano <strong>und</strong><br />
Niigata – darunter auch einige für die<br />
Komplettbearbeitung.<br />
Mehr als die Investition in eine<br />
Maschine<br />
Es gibt mehrere Definitionen, was<br />
Komplettbearbeitung ist. Eine lautet<br />
folgendermassen: Es ist die hochproduktive<br />
Herstellung von Bauteilen in<br />
anspruchsvoller Qualität; dabei soll<br />
die Fertigung unterbrechungsfrei sein<br />
<strong>und</strong> am besten in einer einzigen Aufspannung<br />
erfolgen. Um diese Ziele zu<br />
erreichen, wurden Werkzeugmaschinen<br />
entwickelt, welche verschiedene<br />
Technologien integriert haben, zum<br />
Beispiel das Drehen, Fräsen <strong>und</strong> das<br />
Bohren in einer Aufspannung.<br />
Die Rüstzeit ist aber nur eines von<br />
mehreren Kriterien, wenn es um den<br />
Entscheid zur Komplettbearbeitung<br />
geht. Die Prozesssicherheit <strong>und</strong> das<br />
Rationalisierungspotenzial sind weitere.<br />
Wer diese Faktoren unter die Lupe<br />
nimmt, der merkt schnell, dass der<br />
Entscheid für oder gegen die Komplettbearbeitung<br />
mehr ist als nur die Investition<br />
in eine neue Maschine. Rolf<br />
Jauch sagt dann auch klar: «Der Einsatz<br />
einer oder mehrerer solcher Maschinen<br />
kann durchaus einhergehen<br />
mit der grossen Frage, wohin eine Firma<br />
in zwei bis fünf Jahren möchte.»<br />
Auf zur mannarmen Schicht<br />
Denn die Möglichkeit, dank einer Vielzahl<br />
an Werkzeugen in den Maschinen<br />
<strong>und</strong> einer einzigen Aufspannung<br />
schnelle Auftragswechsel vollführen<br />
zu können, kann auch eine Fokussierung<br />
auf neue Aufträge bedeuten, für<br />
die man sich bisher nicht gewappnet<br />
fühlte. Zum Beispiel eben kleinere<br />
Losgrössen effizient zu fertigen. Man<br />
muss ja nur das Programm wechseln,<br />
die Werkzeuge sind meist bereits einsatzbereit<br />
– <strong>und</strong> schon geht es wieder<br />
los. Es ist also ein strategischer Entscheid<br />
<strong>und</strong> meist geht er auch einher<br />
mit dem Gedanken an eine mannlose<br />
oder zumindest mannarme Schicht.<br />
Insbesondere der Einstieg in die<br />
Komplettbearbeitung bedeutet für einige<br />
Unternehmen auch den Einstieg<br />
in die dezentrale Programmierung.<br />
Denn eine CNC-Maschine ist generell<br />
ein teurer Programmierplatz, eine Maschine<br />
für die Komplettbearbeitung<br />
sowieso. «Ein zusätzlicher Vorteil ist,<br />
dass man dort die Maschine auch simulieren<br />
kann, womit Kollisionsgefahren<br />
rechtzeitig eliminiert werden<br />
können», sagt Jauch. ››<br />
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