42 #<strong>004</strong> Abbildung 1: Ein Bauteil, das wie bestimmt ist für die Komplettbearbeitung mit Drehen, Fräsen <strong>und</strong> Bohren.
KOMPLETTBEARBEITUNG DARF’S EIN WENIG KOMPLETTER SEIN? In einer Aufspannung mehrere Technologien einsetzen zu können, hat gewisse Vorteile. Der Einstieg in die Komplettbearbeitung ist aber nicht einfach eine Investition in eine Maschine, sondern kann gekoppelt werden mit einer strategischen Gr<strong>und</strong>satzfrage: Wo wollen wir in fünf Jahren sein? Von Eugen Albisser (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Bilder) Es passiert immer öfter. Die K<strong>und</strong>en setzen die Zulieferbetriebe unter Druck, manchmal sogar unwissentlich. Sie bestellen zwar weiterhin über das Jahr hinweg die gleiche Menge an Bauteilen, aber nun aufgeteilt in kleinere Lose. Das macht für den K<strong>und</strong>en Sinn, er braucht weniger Lagerfläche. Für den Zulieferer bedeutet dies aber, dass er eine Maschine nun öfter umrüsten muss. Das führt zu Stillstandzeiten, die er vermeiden will. Noch herausfordernder ist die Situation, wenn es sich um ein komplexes <strong>und</strong> hochgenaues Bauteil handelt, das zuerst auf einer Drehmaschine, dann zusätzlich auf einer Fräsmaschine bearbeitet wird. «Eigentlich ist dies dann ein typischer Fall, um die Komplettbearbeitung ins Auge zu fassen», sagt Rolf Jauch, Verkaufsleiter bei Newemag | Schneider mc. Die Firma aus Eschenbach im Kanton Luzern ist eine Anbieterin von Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> im Portfolio stehen Qualitätsmaschinen der Marken Brother, Hedelius, Hy<strong>und</strong>ai Wia, Matsuura, Microcut, Miyano <strong>und</strong> Niigata – darunter auch einige für die Komplettbearbeitung. Mehr als die Investition in eine Maschine Es gibt mehrere Definitionen, was Komplettbearbeitung ist. Eine lautet folgendermassen: Es ist die hochproduktive Herstellung von Bauteilen in anspruchsvoller Qualität; dabei soll die Fertigung unterbrechungsfrei sein <strong>und</strong> am besten in einer einzigen Aufspannung erfolgen. Um diese Ziele zu erreichen, wurden Werkzeugmaschinen entwickelt, welche verschiedene Technologien integriert haben, zum Beispiel das Drehen, Fräsen <strong>und</strong> das Bohren in einer Aufspannung. Die Rüstzeit ist aber nur eines von mehreren Kriterien, wenn es um den Entscheid zur Komplettbearbeitung geht. Die Prozesssicherheit <strong>und</strong> das Rationalisierungspotenzial sind weitere. Wer diese Faktoren unter die Lupe nimmt, der merkt schnell, dass der Entscheid für oder gegen die Komplettbearbeitung mehr ist als nur die Investition in eine neue Maschine. Rolf Jauch sagt dann auch klar: «Der Einsatz einer oder mehrerer solcher Maschinen kann durchaus einhergehen mit der grossen Frage, wohin eine Firma in zwei bis fünf Jahren möchte.» Auf zur mannarmen Schicht Denn die Möglichkeit, dank einer Vielzahl an Werkzeugen in den Maschinen <strong>und</strong> einer einzigen Aufspannung schnelle Auftragswechsel vollführen zu können, kann auch eine Fokussierung auf neue Aufträge bedeuten, für die man sich bisher nicht gewappnet fühlte. Zum Beispiel eben kleinere Losgrössen effizient zu fertigen. Man muss ja nur das Programm wechseln, die Werkzeuge sind meist bereits einsatzbereit – <strong>und</strong> schon geht es wieder los. Es ist also ein strategischer Entscheid <strong>und</strong> meist geht er auch einher mit dem Gedanken an eine mannlose oder zumindest mannarme Schicht. Insbesondere der Einstieg in die Komplettbearbeitung bedeutet für einige Unternehmen auch den Einstieg in die dezentrale Programmierung. Denn eine CNC-Maschine ist generell ein teurer Programmierplatz, eine Maschine für die Komplettbearbeitung sowieso. «Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass man dort die Maschine auch simulieren kann, womit Kollisionsgefahren rechtzeitig eliminiert werden können», sagt Jauch. ›› #<strong>004</strong> 43