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stadt/land/dach

„Menschen prägen Räume, Räume prägen Menschen“ lautete das Motto des Konvents der Baukultur 2018, „Räume prägen“ das des Tags der Architektur 2019. Unter demselben Titel, einzig ergänzt um die Relevanz, widmet sich auch der Deutsche Architektentag im September 2019 in Berlin dem Zusammenspiel zwischen menschli- chem Wohlgefühl und gebauter Umgebung. Immer geht es um eins: ein Verständnis für qualitätvolles, baukulturelles Bauen zu schaffen und gemeinsam Lösungen für den Erhalt zu entwickeln. Anlass genug, dass auch wir uns des relevanten Themas annehmen. Die zweite Ausgabe unseres Magazins stadt/land/dach widmet sich dem „Raum“, und das nicht nur von außen, sondern vor allem auch von innen. Wie fühlen wir uns unterm Dach? Wie wirkt sich die besondere Lichtstimmung auf unser Gemüt aus? Und was macht den Dachraum eigentlich zu einem so besonderen und vielleicht sogar mystischen Ort? Weite, Enge, Farbe und auch Form schaffen Atmosphäre, die sich unterschiedlich auf den jeweiligen Betrachter auswirkt. Wie fühlen Sie sich gerade? Unter welcher Dachform halten Sie unser Heft in den Händen? Jeder Bewohner eines Dachraumes hat sicherlich folgende Sätze schon mal gehört: „Ist es nicht unheimlich heiß im Sommer?“, oder: „Der Umzug in den vierten Stock ohne Aufzug muss anstrengend gewesen sein, oder?“ Ob Vorurteil oder Wahrheit, Dachräume sind individuell und einzigartig, sie schaffen Geborgenheit und Atmosphäre. Und meist erliegen die Be- wohner ihrem Charme.

„Menschen prägen Räume, Räume prägen Menschen“ lautete das
Motto des Konvents der Baukultur 2018, „Räume prägen“ das des
Tags der Architektur 2019. Unter demselben Titel, einzig ergänzt
um die Relevanz, widmet sich auch der Deutsche Architektentag im
September 2019 in Berlin dem Zusammenspiel zwischen menschli-
chem Wohlgefühl und gebauter Umgebung. Immer geht es um eins:
ein Verständnis für qualitätvolles, baukulturelles Bauen zu schaffen
und gemeinsam Lösungen für den Erhalt zu entwickeln.
Anlass genug, dass auch wir uns des relevanten Themas annehmen. Die
zweite Ausgabe unseres Magazins stadt/land/dach widmet sich dem
„Raum“, und das nicht nur von außen, sondern vor allem auch von innen. Wie fühlen wir uns unterm Dach? Wie wirkt sich die besondere Lichtstimmung
auf unser Gemüt aus? Und was macht den Dachraum eigentlich zu
einem so besonderen und vielleicht sogar mystischen Ort? Weite, Enge, Farbe und auch Form schaffen Atmosphäre, die sich unterschiedlich auf
den jeweiligen Betrachter auswirkt. Wie fühlen Sie sich gerade? Unter
welcher Dachform halten Sie unser Heft in den Händen?
Jeder Bewohner eines Dachraumes hat sicherlich folgende Sätze schon
mal gehört: „Ist es nicht unheimlich heiß im Sommer?“, oder: „Der Umzug
in den vierten Stock ohne Aufzug muss anstrengend gewesen sein, oder?“ Ob Vorurteil oder Wahrheit, Dachräume sind individuell und einzigartig, sie schaffen Geborgenheit und Atmosphäre. Und meist erliegen die Be-
wohner ihrem Charme.

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<strong>stadt</strong> / <strong>land</strong> / <strong>dach</strong><br />

Magazin für Architektur und Raum.<br />

StadtPortrait Kommentar<br />

Raum verschenken,<br />

Lebensqualität gewinnen<br />

Großzügigkeit bei gleichzeitiger Geborgenheit:<br />

Das Steil<strong>dach</strong> schafft Emotion<br />

DACHKULT • 02/19 • RAUM


INHALT<br />

EDITORIAL<br />

Editorial<br />

/ 03<br />

Liebe Architekten und Planer,<br />

HERAUSGEBER<br />

Dachkult<br />

Initiative Steil<strong>dach</strong><br />

Bürgermeister-Widmeier-Str. 2<br />

86179 Augsburg<br />

Klaus H. Niemann (Sprecher)<br />

Mob.: 0175 / 59 11 518<br />

Mail: niemann@<strong>dach</strong>kult.de<br />

Steil<strong>dach</strong> / In der Tradition verwurzelt<br />

Heftthema / Von Kapellen und Kathedralen:<br />

Dachformen nur für besondere Anlässe?<br />

StadtPortrait / Das Steil<strong>dach</strong> schafft Emotion<br />

Kommentar / Raum verschenken,<br />

Lebensqualität gewinnen<br />

Ausblick<br />

/ 04<br />

/ 06<br />

/ 08<br />

/ 10<br />

/ 11<br />

„Menschen prägen Räume, Räume prägen Menschen“ lautete das<br />

Motto des Konvents der Baukultur 2018, „Räume prägen“ das des<br />

Tags der Architektur 2019. Unter demselben Titel, einzig ergänzt<br />

um die Relevanz, widmet sich auch der Deutsche Architektentag im<br />

September 2019 in Berlin dem Zusammenspiel zwischen menschlichem<br />

Wohlgefühl und gebauter Umgebung. Immer geht es um eins:<br />

ein Verständnis für qualitätvolles, baukulturelles Bauen zu schaffen<br />

und gemeinsam Lösungen für den Erhalt zu entwickeln.<br />

Anlass genug, dass auch wir uns des relevanten Themas annehmen. Die<br />

zweite Ausgabe unseres Magazins <strong>stadt</strong>/<strong>land</strong>/<strong>dach</strong> widmet sich dem<br />

„Raum“, und das nicht nur von außen, sondern vor allem auch von innen.<br />

Wie fühlen wir uns unterm Dach? Wie wirkt sich die besondere Lichtstimmung<br />

auf unser Gemüt aus? Und was macht den Dachraum eigentlich zu<br />

einem so besonderen und vielleicht sogar mystischen Ort? Weite, Enge,<br />

Farbe und auch Form schaffen Atmosphäre, die sich unterschiedlich auf<br />

den jeweiligen Betrachter auswirkt. Wie fühlen Sie sich gerade? Unter<br />

welcher Dachform halten Sie unser Heft in den Händen?<br />

WEBSITE & SOCIAL MEDIA<br />

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KONZEPT, DESIGN & REDAKTION<br />

Brandrevier GmbH, Essen<br />

Saskja Jagenteufel<br />

www.brandrevier.com<br />

DRUCK<br />

Woeste Druck + Verlag GmbH & Co. KG<br />

Druckauflage: 40.000<br />

BILDNACHWEIS<br />

1 • Sebastian Kolm<br />

4/5 • Beer Bembé Dellinger (Portrait);<br />

Thomas Müller-Naumann (1.v.l. / 2.v.l. oben);<br />

Danny Rothe (2.v.l. unten / 3.v.l.)<br />

6/7 • Paul Ott (1.v.l.); Sebastian Kolm (2. /<br />

3.v.l.); Albrecht Immanuel Schnabel (unten)<br />

8/9 • Thomas Heimann (Portrait / 1.v.l.);<br />

Thomas Kröger Architekten GmbH; vapi /<br />

photocase.de / 4.v.l.)<br />

10 • archimage / Meike Hansen<br />

11 • Ina Steiner<br />

Jeder Bewohner eines Dachraumes hat sicherlich folgende Sätze schon<br />

mal gehört: „Ist es nicht unheimlich heiß im Sommer?“, oder: „Der Umzug<br />

in den vierten Stock ohne Aufzug muss anstrengend gewesen sein, oder?“<br />

Ob Vorurteil oder Wahrheit, Dachräume sind individuell und einzigartig,<br />

sie schaffen Geborgenheit und Atmosphäre. Und meist erliegen die Bewohner<br />

ihrem Charme.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Nutzen Sie das Steil<strong>dach</strong><br />

beim nächsten Smalltalk doch auch mal als Eisbrecher. /<br />

Klaus H. Niemann, Sprecher von Dachkult


STEILDACH • 04<br />

In der Tradition verwurzelt<br />

im ersten Entwurf für das „Quartier<br />

thek und eine separate Ferienwoh-<br />

Form und Funktion<br />

Garmisch“ ein Flach<strong>dach</strong> vorgesehen.<br />

nung mit Panoramablick auf die Berg-<br />

Dass das Hotel parallel zur Stra-<br />

Jahrzehntelang hatte Garmisch-Partenkirchen auf diesen Moment gewartet.<br />

Auf Wunsch der Baugruppe für die<br />

kulisse. Verbunden über die Rezeption<br />

ße positioniert ist, hat nicht nur<br />

Nach knapp 35 Jahren ist mit dem „Quartier Garmisch“ schließlich im Jahr<br />

angegliederte Wohnbebauung wurde<br />

im Eingangsbereich schließen sich<br />

ästhetische Gründe. Ohne das<br />

2016 der erste Hotel-Neubau in der bayrischen Gemeinde entstanden. Dem<br />

dieses allerdings schnell durch eine<br />

im Neubau 18 Lodges an, die nach<br />

langgestreckte Volumen hätten die<br />

Beer Bembé Dellinger<br />

München / Greifenberg<br />

Entwurf von Beer Bembé Dellinger gelingt es dabei, moderne Architektur mit<br />

der Tradition des alpenländischen Um<strong>land</strong>s zu verbinden.<br />

Dach<strong>land</strong>schaft ersetzt, mit der alle<br />

Beteiligten sehr zufrieden sind. „Ei-<br />

dem Motto „Ankommen. Abschalten.<br />

Bewegen“ reduziert gestaltet sind.<br />

Schallschutzwerte für das Wohngebiet<br />

nicht eingehalten werden<br />

nen Entwurf durchzusetzen, der sich<br />

Natürliche Materialien, die puristische<br />

können. Damit auch das Hotel nicht<br />

Garmisch selbst ist geprägt von klassischen Straßenzügen, in denen sich ein Steil<strong>dach</strong><br />

stark von der Umgebung abhebt, hätte<br />

Ausstattung und der Schalter mit der<br />

vom Lärm beeinträchtigt wird,<br />

ans nächste reiht. Giebelständige Straßen, unterschiedliche Hausbreiten und Dachnei-<br />

zu Akzeptanzproblemen bei den Ein-<br />

Funktion „WLAN aus“ tragen zu einer<br />

haben die Architekten in der orna-<br />

gungen sind regionale, immer wiederkehrende Elemente. Diese wurden zum Motiv<br />

wohnern geführt. Auch deshalb haben<br />

erholsamen Atmosphäre bei. Dabei<br />

mentierten Holzfassade ein trick-<br />

des Hotels, das in seiner Gestaltung eine formale Anspielung auf die Alpensilhouette<br />

wir uns bereits zu Beginn entschie-<br />

gleicht keine Lodge der nächsten.<br />

reiches Lüftungssystem konzipiert,<br />

darstellt und zur Straße hin als Signet dient. Im hinteren Teil des Grundstücks schließt<br />

den, die historische Villa Friedheim<br />

Unterschiedlich hohe Dachräume<br />

das zusätzlich als Schrank dient,<br />

eine kleinteilige Wohnbebauung aus flach geneigten Sattel<strong>dach</strong>häusern an, die in<br />

als Teil des Ensembles zu erhalten<br />

ermöglichen einen immer anderen<br />

in dem Winter- und Sportbeklei-<br />

Form und Proportion an alpenländische Wohnhäuser erinnern.<br />

und zum Herzstück des Quartiers zu<br />

Ausblick auf die dahinter liegenden<br />

dung gelüftet werden kann. Mit all<br />

machen.“<br />

Alpen. „Kinder lieben das, wenn die<br />

seinen Details konnte das Projekt<br />

Das Dach als wesentliches Merkmal beim Bauen<br />

Räume mal höher und mal niedri-<br />

inzwischen zahlreiche Architektur-<br />

Das Grundstück liegt im Mischgebiet. Die Architekten konnten also grundsätzlich frei<br />

Verbindung zwischen neu und alt<br />

ger sind und es draußen immer was<br />

preise einheimsen und zur positi-<br />

entscheiden, welche Dachform den Neubau krönt. „Wir stehen in unseren Entwürfen<br />

Obwohl der Abriss der Villa seitens<br />

zu entdecken gibt“, so Bembé. „Die<br />

ven Außenwirkung von Garmisch<br />

dem Steil<strong>dach</strong> offen gegenüber. Es können Räume entstehen, die unter einem Flach-<br />

der Stadt genehmigt war, wurde sie<br />

gemütlichen Sitznischen am Panora-<br />

beitragen. /<br />

<strong>dach</strong> gar nicht möglich sind. Um zu dieser Offenheit zu gelangen, hat es aber auch<br />

behutsam saniert und beherbergt im<br />

mafenster sind deshalb auch bei Klein<br />

eine Weile gedauert“, erinnert sich der verantwortliche Architekt Felix Bembé. So war<br />

Inneren ein Restaurant, eine Biblio-<br />

und Groß sehr begehrt.“<br />

Die schräg geschnittenen Fenster sorgen für spannende Ein- und Ausblicke.


HEFTTHEMA • 06<br />

Von Kapellen und Kathedralen:<br />

Dachformen nur für besondere Anlässe?<br />

Kaum wandert der Fuß über die Schwelle, senkt sich die Stimme. Der Blick schweift ehrfürchtig gen Dachraum<br />

nach oben, und die Hand berührt das kalte Gemäuer oder die Banklehne aus Holz. Sakralbauten<br />

gehören zu den komplexesten Aufgaben in der Architektur. Sie haben eine emotionale Funktion, sind von<br />

öffentlichem Interesse und bieten dem Besucher eine schützende Atmosphäre.<br />

Fast scheint es, als seien besondere<br />

ment. Diffuses, schwebendes Licht,<br />

Hannes Sampl, bestechen hinge-<br />

Dachräume nur sakralen und kul-<br />

das wie Nebel durch das Gebäude<br />

gen durch ihre prägnante, autar-<br />

turellen Gebäuden vorbehalten und<br />

Ausdruck der architektonischen<br />

wabert, verstärkt das Gefühl von<br />

Ruhe und Zuflucht, das im regen<br />

ke Zeichenhaftigkeit. Als kleine<br />

Volumen nehmen das Dach und<br />

Ob gebogen oder spitz: Die Kapellen von sacher.locicero.architectes setzen auf die Wirkung des Steil<strong>dach</strong>s.<br />

Besonderheit. Die Kirchenbauten<br />

Treiben der heutigen Zeit wie eine<br />

die Reduktion auf das Wesentliche<br />

der 50er und 60er Jahre gelten<br />

Wohltat wirkt. Dass diese Assoziati-<br />

eine wichtige Rolle ein. Alle drei<br />

sacher.locicero.architectes besticht<br />

auch die Kapelle Maria Magdalena<br />

fernab der Zivilisation steht. Nicht<br />

mitunter gar als gestalterische<br />

onen aber nicht nur für monumen-<br />

Baukörper nutzen das Motiv des<br />

durch seine charakteristische<br />

in Kärnten desselben Architekten<br />

im offiziellen Sinne als Sakralraum<br />

Juwele und Zeichen von Freiheit<br />

tale Großbauten wie den Dom zu<br />

Steil<strong>dach</strong>s. Sie sind wie aus einem<br />

Dachform aus aneinandergereih-<br />

ein schlankes Sattel<strong>dach</strong>, das durch<br />

konzipiert, hat sie weder einen<br />

und Aufbruch. In diesem Zeitraum<br />

Speyer oder die Dresdner Frauen-<br />

Material gegossen und in der Natur<br />

ten, sich verjüngenden Bögen.<br />

seine giebelseitigen Öffnungen<br />

Namen noch eine Religion, der sie<br />

wurden in Deutsch<strong>land</strong> mehr als<br />

kirche gelten, zeigt die Architektur<br />

fest verwurzelt. Doch das höchste<br />

Das Nur<strong>dach</strong>haus, das im Dunkeln<br />

wie eine skulpturale Kontur wirkt.<br />

angehört. Es ist ein An<strong>dach</strong>tsraum,<br />

8.000 Sakralbauten errichtet. Kir-<br />

kleiner Kapellen, die in letzter Zeit<br />

Gut liegt im Inneren. Bezeichnend<br />

durch die warme Beleuchtung im<br />

Der weithin sichtbare, monolithi-<br />

ein Ort der Kontemplation ent-<br />

chenräume sind auch heute noch<br />

immer stärker als autarke Gebäude<br />

für jeden Sakralraum: Freiraum.<br />

Inneren an das Leuchtfeuer einer<br />

sche Raum wird zäsiert durch drei<br />

standen, der allen zur Verfügung<br />

bedeutende Räume. Nicht nur als<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

Ein wohltuendes Gefühl in Zeiten<br />

Kerze erinnert, ist an den Längssei-<br />

Fensterschlitze, die für ein diffuses<br />

steht, die „in sich gehen“ wollen.<br />

Ausdruck des jeweiligen Glaubens,<br />

von hocheffizienter und auf den<br />

ten geschlossen und an den<br />

Licht im Inneren sorgen. Je nach<br />

So gilt der Aufstieg von über 900<br />

sondern auch als Ort der Zuflucht<br />

Kapelle als Zufluchtsort<br />

letzten Zentimeter ausgenutzter<br />

Giebelseiten komplett verglast. Der<br />

Witterung wird der Innenraum in<br />

Höhenmetern wohl als erste Hürde<br />

und des Schutzes. Nahezu alle Sak-<br />

Früher bildeten Kapellen ge-<br />

Architektur.<br />

Raum wird so zum architektoni-<br />

unterschiedliche Farbstimmungen<br />

auf dem Weg zu sich selbst. Der<br />

ralbauten, einige von ihnen geprägt<br />

meinsam mit dem Hauptbau, der<br />

schen Bindeglied zwischen Mensch<br />

getaucht.<br />

unprätentiöse Innenraum ist weder<br />

durch Architekten wie Gottfried<br />

größeren Kirche, ein Bauensemble.<br />

Der Raum als Schlüssel<br />

und Natur. Der An<strong>dach</strong>tsraum<br />

belichtet noch gedämmt. Der Raum<br />

Böhm oder Frei Otto, arbeiten mit<br />

Die heutigen Bauten, exempla-<br />

zu sich selbst<br />

im bayrischen Ruhewald Schloss<br />

Wider alle Konventionen<br />

ist in seiner Schlichtheit spirituell,<br />

einer besonderen Lichtstimmung<br />

risch gezeigt an Objekten von<br />

Der Innenraum der Kapelle mit<br />

Tambach ist ein Ort der Stille,<br />

Aus einer studentischen Ab-<br />

in seiner Ruhe liegt die Kraft. /<br />

als zentrales, wegweisendes Ele-<br />

sacher.locicero.architectes und<br />

verzerrter Spitzbogentonne von<br />

der Raum für Abschied von den<br />

schlussarbeit resultierte die kleine<br />

Verstorbenen lässt. Ebenso krönt<br />

Bergkapelle, die auf einer Alm<br />

Die Bergkapelle von Hannes Sampl ist erst nach einem Aufstieg von über 900 Höhenmetern zu erreichen.


STADTPORTRAIT • 08<br />

Thomas Kröger Architekten<br />

Berlin<br />

Das Steil<strong>dach</strong> schafft Emotion<br />

Die Architektur von Thomas Kröger Architekten ist in der Tagespresse<br />

angekommen. Wenn das gelingt, geschieht es meist aus einem<br />

dieser zwei Gründe: Zeit- und Kostenplanung wurden maßlos überschritten,<br />

oder es entstand Architektur, die von der Gesellschaft akzeptiert<br />

und als angenehm empfunden wird. Für Thomas Kröger gilt<br />

Letzteres, denn seine Architektur ist alles andere als eindimensional.<br />

„Es ist ein spektakulärer Raum entstanden mit den relativ<br />

einfachen, konstruktiven Mitteln eines Sparren<strong>dach</strong>es. Ich<br />

bin überzeugt, dass Räume ihre Benutzer prägen. Schüler<br />

erinnern Haptik und Raumgefühl des Schulalltags ein Leben<br />

lang, so auch meine ganz persönliche Erfahrung.“<br />

Thomas Kröger über den Neubau für die Stadtteilschule Kirchwerder/Hamburg<br />

Lichtstimmung, Atmosphäre und Luftigkeit sind immer wiederkehrende Elemente in den Entwürfen Krögers.<br />

Der Entwurf für die Schule in Hamburg ist stark von der regionalen, historischen Langhaus-Typologie inspiriert.<br />

Ehe Thomas Kröger sein eigenes<br />

Architektur im Kontext<br />

chitektonischen Formensprache ist,<br />

Auch seine öffentlichen Gebäude<br />

Lösung. Dennoch liebe er das Dach<br />

Bezogen aufs Dach ist Kröger ein<br />

Architekturbüro gegründet hat,<br />

Obwohl bereits zu Beginn inter-<br />

dient es in Städten im besten Fall<br />

sind von Großzügigkeit geprägt<br />

und würde immer sein aktuelles<br />

großer Fan von Mai<strong>land</strong>. Die Moder-<br />

durchlief er die Büros namhafter<br />

nationale Großprojekte realisiert<br />

auch wie eine Art Landmarke zur<br />

und überzeugen mit innenräum-<br />

Projekt als sein liebstes bezeich-<br />

ne sei hier durch eine kluge Stadt-<br />

Kollegen wie Norman Foster oder<br />

wurden, lässt Kröger seinen Blick<br />

Orientierung.<br />

licher Qualität, die sich durch die<br />

nen. Egal ob private Wohnhäuser,<br />

entwicklung mit starken Akteuren im<br />

Max Dudler. Auch wenn es auf den<br />

zur Inspiration auch immer wieder<br />

Dachfigur ergibt. Ein Paradebei-<br />

Museen oder eine Tenne in der<br />

20. Jahrhundert prägend in die his-<br />

ersten Blick konträr erscheint, war<br />

in dörfliche Regionen schweifen.<br />

Räume prägen ihre Benutzer<br />

spiel hierfür ist ein Schulneubau in<br />

Uckermark, all seine Dachräume<br />

torische Stadtgestalt eingefügt. Das<br />

die Zusammenarbeit mit Dudler,<br />

Bebauungen auf dem Land haben<br />

Räume brauchen Luft. Und das<br />

Hamburg. Die zweigeschossige Aula<br />

haben eins gemein: die allseitige<br />

Dach – egal ob flach, terrassiert oder<br />

dessen Büro <strong>land</strong>läufig eher für<br />

für ihn traditionell ähnliche Anfor-<br />

merkt man den Entwürfen von<br />

ist im Giebel des Gebäudes unter-<br />

Erlebbarkeit von Innen- und Au-<br />

geneigt – bespiele und bereichere den<br />

großmaßstäbliche und flache Bau-<br />

derungen zu erfüllen wie ihr städ-<br />

Kröger auch an. Keine bis auf den<br />

gebracht, dessen Volumen sich in<br />

ßenraum, die <strong>land</strong>schaftliche Weite<br />

städtischen Raum ungemein. Hier<br />

ten bekannt ist, für ihn ein großer<br />

tischer Konterpart. Die Volumen<br />

letzten Zentimeter ausgenutzten<br />

diesem Bereich unter einer doppelt<br />

über Fenstergrenzen hinweg und<br />

dürfe man gerne lernen, wie auch in<br />

Gewinn. Kröger zeichnet sich mit-<br />

sind dabei geprägt durch Funktion,<br />

Grundrisse, sondern mächtige<br />

gekrümmten Dachfläche öffnet.<br />

einfache Grundrisse mit einer kom-<br />

Deutsch<strong>land</strong> dieses stiefmütterlich<br />

verantwortlich für eins der wenigen<br />

Konstruktionsmöglichkeiten und<br />

Innenräume, teils über drei Etagen,<br />

plexen, vertikalen Raumstruktur./<br />

behandelte Thema mutiger aufge-<br />

Steil<strong>dach</strong>-Objekte aus dem Portfo-<br />

<strong>land</strong>schaftlichen Kontext. Archi-<br />

die bei manchen Bauherren auch<br />

Annäherung statt Doktrin<br />

griffen werden könne.<br />

lio Dudlers. Die Entwurfsaufgabe<br />

tektur, die auf dem Dorf entsteht,<br />

mal Überzeugungsarbeit erfordern.<br />

Ein Dach wird von Kröger immer<br />

lag dabei in einer typologischen<br />

ist durchaus übertragbar in das<br />

Der Moment, in dem die Begeiste-<br />

auf Sinnhaftigkeit überprüft. Es<br />

Annäherung an eine giebelständige<br />

verdichtete, städtische Umfeld.<br />

rung ausbricht und die Bewohner<br />

muss sich in das Umfeld einfügen<br />

Bebauung für ein kleines Hotel, das<br />

Während das Dach im dörflichen<br />

beginnen, ihre Räume zu lieben, ist<br />

und architektonisch der Umgebung<br />

„Quartier 65“ in Mainz.<br />

Kontext fester Bestandteil der ar-<br />

für ihn dabei ein ganz besonderer.<br />

annähern. Zwang ist dabei keine


KOMMENTAR • 10<br />

Trapez Architektur<br />

Hamburg<br />

Die Holzdielen knarzen, der Lichtschalter<br />

wird gedrückt. Leise tapern kleine Füße auf<br />

Socken die steile Holzstiege empor. Eine flackernde<br />

Glühbirne gibt gerade so viel Licht,<br />

dass sich die wachen Augen schnell an die<br />

Dunkelheit gewöhnen und all die dort verborgenen<br />

Schätze erspähen können.<br />

Viele von uns erinnern sich wahrscheinlich<br />

an das Gefühl, wagemutig und gespannt auf<br />

den Dachboden der Großeltern geklettert zu<br />

sein. Vielleicht war es das Unbekannte, die<br />

speziellen Gerüche oder der Reiz schwer zugänglicher<br />

Bereiche zwischen alten Schränken<br />

und Dachschrägen. Ganz oben ist es<br />

schön. Und ganz unten? Der Keller kommt<br />

bei der Betrachtung weniger gut weg. Angst,<br />

Beklemmung oder Spuk haften ihm an. Aber<br />

warum ist das so? Warum fühlen wir uns<br />

unterm Dach geborgen? Vielleicht sind es<br />

die Lichtstimmung, die Raumatmosphäre<br />

oder die Proportion. Vielleicht ist es aber<br />

auch einfach nur das Gefühl: Ich bin ganz<br />

oben, und nur das Dach trennt mich von der<br />

Umgebung.<br />

Für mich sind Dachräume inspirierende<br />

Orte: Die atelierartige, lichtdurchflutete<br />

Atmosphäre und die meist unverbaute Aussicht<br />

sind einfach charmant. Ob im Neubau<br />

oder mit dem Flair freigelegter Dachbalken<br />

in historischer Bausubstanz, kein Dachraum<br />

gleicht dem nächsten. Sie sind ein Segen,<br />

wenn sie gut gestaltet sind.<br />

Studi-Bude, Luxus-Loft oder Museumsarchitektur:<br />

Der eingangs beschriebene<br />

Raum verschenken,<br />

Lebensqualität gewinnen?<br />

Ein Kommentar von Dirk Landwehr von Trapez Architektur<br />

aus Hamburg über sein Empfinden von Dachräumen.<br />

Dachboden ist heute größtenteils passé.<br />

Zu groß die Wohnungsnot, zu hoch das<br />

Potenzial, unterm Dach auch zu leben. Fast<br />

verschwunden sind auch die Vorurteile,<br />

dass es im Winter viel zu kalt, im Sommer<br />

viel zu heiß und außerdem immer zugig<br />

sei. Trotzdem: Ein Steil<strong>dach</strong> zu bauen<br />

gehört immer weniger zum Standardrepertoire<br />

der Architekten. Weil sie es einfach<br />

nicht so häufig tun. Die von Investoren oft<br />

gewünschte und weit verbreitete Realität:<br />

Klötzchenbau mit Schlitzfenstern – möglichst<br />

raumausnutzend, günstig und hocheffizient.<br />

„Zeitgemäße Baukultur“ nennen es<br />

die Investoren oder „urbane Wohnsiedlungen“.<br />

Ob das Dach und großzügig gestaltete<br />

Dachräume das Allheilmittel für bessere<br />

Architektur sind? Sicher nicht. Aber sie sind<br />

vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.<br />

Warum? Weil es angenehm wohltuend<br />

ist, einen Raum zu betreten, der nicht<br />

nach renditeoptimierter Flächeneffizienz<br />

schreit und in dem eine Geschossdecke der<br />

nächsten folgt. Er kann ja trotzdem effizient<br />

sein, dabei gleichzeitig aber charmant und<br />

einprägsam.<br />

Wir planen viel für die öffentliche Hand, die<br />

sich der Baukultur nur schwer entziehen<br />

kann. Mein Wunsch für die Zukunft? Ob<br />

flach oder geneigt, es täte der Architektur<br />

sehr gut, wenn architektonische Qualität bei<br />

Investoren endlich als Marktwert erkannt<br />

würde. Dazu gehört auch die Bereitschaft,<br />

mal Raum zu verschenken, um Lebensqualität<br />

zu gewinnen. /<br />

VERANSTALTUNGEN UND TERMINE<br />

Rooftop Talk#7 in Bochum<br />

am 18. November 2019<br />

Rooftop Talk#8 in Dresden<br />

am 20. Januar 2020<br />

Rooftop Talk#9 in Münster<br />

am 2. März 2020<br />

Rooftop Talk#10 in Leipzip<br />

am 4. Mai 2020<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>dach</strong>kult.de<br />

PARTNER<br />

Benders<br />

Creaton<br />

Meyer-Holsen<br />

Nelskamp<br />

Rockwool<br />

Dörken<br />

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Flender-Flux<br />

Gebr. Laumans<br />

Otto Lehmann<br />

Jacobi Walther<br />

Prefa<br />

Puren<br />

Rathscheck<br />

Rheinzink<br />

Isover<br />

AG Schiefer<br />

Velux<br />

VM Building Solutions<br />

Wienerberger<br />

FÖRDERMITGLIED<br />

Bundesverband der<br />

Deutschen Ziegelindustrie<br />

Weitere Infos zu den Partnern<br />

unter <strong>dach</strong>kult.de/partner<br />

Gastkommentare in <strong>stadt</strong>/<strong>land</strong>/<strong>dach</strong> geben stets die Meinung der jeweiligen Gastautoren wieder<br />

und nicht explizit die der Herausgeber.<br />

Maßgeschneidert und lichtdurchflutet: Die Liebe zum Detail findet sich auch im<br />

„Schwarzen Haus“ von Thomas Kröger Architekten wieder.

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