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Enola Holmes: Der Fall des verschwundenen Lords

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N A N C Y S P R I N G E R<br />

EIN ENOLA HOLMES<br />

KRIMI<br />

DER FALL DE S<br />

<strong>verschwundenen</strong><br />

LORDS


SHERLOCKS<br />

KLUGE KLEINE<br />

SCHWESTER<br />

ERMITTELT<br />

Als <strong>Enola</strong>,<br />

die jüngere Schwester von<br />

Sherlock <strong>Holmes</strong>, entdeckt, dass<br />

ihre Mutter verschwunden ist, macht<br />

sie sich sofort auf die Suche nach ihr. Sie<br />

reist dafür heimlich nach London, aber<br />

nichts hätte sie auf das vorbereiten können,<br />

was sie hier erwartet: Sie wird in die Entführung<br />

eines <strong>Lords</strong> involviert, muss vor mörderischen<br />

Gaunern fliehen und gleichzeitig ihren<br />

scharfsinnigen älteren Brüdern entwischen,<br />

die sie in ein Internat stecken wollen. Wird sie<br />

es zwischen all dem Chaos schaffen, einen<br />

kühlen Kopf zu bewahren?<br />

<strong>Der</strong> erste Band der rasant<br />

spannenden Detektivreihe um die<br />

sympathische Schwester von<br />

Meisterdetektiv Sherlock <strong>Holmes</strong>


»Ich verharrte einen<br />

Moment zu lang.«<br />

S<br />

chwere Schritte erklangen hinter mir. Ich machte einen<br />

Satz, wollte fliehen, doch es war zu spät. Hastig eilten die<br />

Schritte näher. Mit eisernem Griff legten sich Finger um<br />

meinen Arm. Ich wollte schreien, doch eine Hand wie aus<br />

Stahl presste sich auf meinen Mund. Dicht an meinem Ohr<br />

knurrte eine Stimme: »Wenn du dich wehrst oder schreist,<br />

dann werde ich dich töten.«<br />

Vor Grauen war ich wie gelähmt. Mit weit aufgerissenen<br />

Augen starrte ich in die Dunkelheit, unfähig, mich zu rühren.<br />

Selbst das Atmen fiel mir schwer. Während ich keuchend<br />

dastand, lockerte sich der Griff um meinen Arm, aber nur<br />

um sich sogleich ganz um mich zu schlingen, meine Arme<br />

an die Seiten zu zwingen und meinen Rücken gegen eine<br />

Oberfläche zu drücken, die eine Wand aus Stein hätte sein<br />

können – hätte ich nicht gewusst, dass es der Brustkorb<br />

meines Angreifers war. Seine Hand löste sich von meinem<br />

1


Mund, doch bevor meine zitternden Lippen auch nur einen<br />

Laut zustande brachten, blitzte im Zwielicht der Nacht<br />

etwas Metallenes vor mir auf. Etwas Langes. Am Ende spitz<br />

wie eine Scherbe aus Eis. Ein Messer.<br />

2


1. Kapitel<br />

Z<br />

u gerne wüsste ich, warum meine Mutter mich »<strong>Enola</strong>«<br />

getauft hat, was rückwärts gelesen »alone« bedeutet –<br />

das englische Wort für »allein«. Mum war, oder ist vielleicht<br />

immer noch, begeistert von Rätseln und Geheimco<strong>des</strong>, daher<br />

muss sie sich etwas dabei gedacht haben – ob als böses Omen,<br />

ungeschickter Segensspruch oder Zeugnis lange geschmiedeter<br />

Pläne.<br />

Obwohl mein Vater damals noch nicht von uns gegangen<br />

war.<br />

Jedenfalls hat sie mir während meiner Kindheit beinahe<br />

jeden Tag gesagt: »Du kommst bestens allein zurecht,<br />

<strong>Enola</strong>«. Tatsächlich war das ihre übliche, gedankenverlorene<br />

Art, sich von mir zu verabschieden, bevor sie sich mit Zeichenblock,<br />

Pinseln und Wasserfarben aufmachte, die Landschaft<br />

zu durchstreifen. Und tatsächlich ließ sie mich durchaus<br />

allein, als sie im Juli am Abend meines vierzehnten<br />

Geburtstags nicht nach Ferndell Hall, unserem Zuhause,<br />

zurückkehrte.<br />

Da meine Feier auch ohne sie stattfand – mit Lane, dem<br />

Butler, und seiner Frau, der Köchin –, bereitete mir ihre<br />

Abwesenheit zunächst kein Kopfzerbrechen. Obwohl wir<br />

3


herzlich genug mit einander umgingen, sofern wir uns über<br />

den Weg liefen, mischten Mum und ich uns selten in die<br />

Angelegenheiten der jeweils anderen ein. Ich nahm an, dass<br />

irgendetwas Dringen<strong>des</strong> sie ander weitig in Beschlag nahm,<br />

vor allem, da sie Mrs Lane im Vorfeld angewiesen hatte, mir<br />

zur Teestunde gewisse Päckchen zu überreichen.<br />

Mums Geschenke an mich waren:<br />

– ein Zeichenkasten: Papier, Bleistifte, ein Taschenmesser,<br />

um sie zu spitzen, und Radiergummis – alles fein angeordnet<br />

in einer flachen Holzkiste, die sich zu einer Staffelei<br />

ausklappen ließ;<br />

– ein dickes Buch mit dem Titel Die Sprache der Blumen:<br />

mit Erklärungen zu den Botschaften von Fächern,<br />

Taschentüchern, Siegelwachs und Briefmarken;<br />

– ein weit kleineres Büchlein mit verschiedenen Geheimco<strong>des</strong>.<br />

Obwohl es um meine Zeichenkünste nicht besonders gut<br />

bestellt war, wollte Mutter das bisschen Talent, das ich hatte,<br />

fördern. Sie wusste, dass ich gerne skizzierte und beinahe<br />

je<strong>des</strong> Buch zu jedem Thema mit Freuden verschlang – doch<br />

sie wusste ebenso, dass Ge heimco<strong>des</strong> nicht zu meinen Favoriten<br />

gehörten. Dennoch hatte sie dieses kleine Buch für<br />

mich gemacht, mit ihren eigenen Händen, wie ich deutlich<br />

4


sehen konnte: Die Seiten, die sie mit zier lichen Aquarellblumen<br />

verziert hatte, waren gefaltet und anschlie ßend zusammengenäht.<br />

Ganz offensichtlich hatte dieses Geschenk geraume Zeit<br />

in Anspruch genommen – ich war ihr also durchaus wichtig,<br />

redete ich mir ein. Mit Nachdruck. Und zwar gleich mehrmals<br />

an diesem Abend.<br />

Ich hatte zwar keine Ahnung, wo Mum sein könnte, rechnete<br />

aber damit, dass sie im Laufe der Nacht entweder nach<br />

Hause kommen oder aber eine Nachricht schicken würde.<br />

Ich verlor nicht viel Schlaf darüber.<br />

Doch am nächsten Morgen schüttelte Lane den Kopf.<br />

Nein, die Dame <strong>des</strong> Hauses sei noch nicht zurückgekehrt.<br />

Nein, man habe auch nichts von ihr gehört.<br />

Draußen fiel grauer Regen, der gut zu meiner Stimmung<br />

passte, die immer unruhiger wurde.<br />

Nach dem Frühstück trottete ich zurück auf mein Zimmer<br />

– ein hübsches Refugium, wo Kleiderschrank, Waschstand,<br />

Kommode und dergleichen weiß bemalt waren, verziert<br />

mit rosa-blauen Blumensträußchen in den Ecken.<br />

»Landhausmöbel« nannten die Leute es – billiger Kram, der<br />

nur für Kinder taugte. Aber ich mochte es. Meistens.<br />

Heute nicht.<br />

Ich hielt es im Haus nicht länger aus. Nicht einmal stillsitzen<br />

konnte ich, außer, um rasch Galoschen über meine<br />

5


Stiefel zu ziehen. Ich trug Hemd und Knickerbocker,<br />

bequeme Kleidung, die zuvor meinen älteren Brüdern gehört<br />

hatte. Darüber warf ich einen Regenmantel. Von oben bis<br />

unten eingehüllt polterte ich die Treppe hinunter und<br />

schnappte mir aus dem Ständer im Flur noch einen Regenschirm.<br />

Während ich durch die Küche nach draußen eilte,<br />

rief ich Mrs Lane knapp zu: »Ich gehe mich ein wenig umsehen.«<br />

Seltsam: Dieselben Worte sagte ich fast jeden Tag, wenn<br />

ich das Haus verließ – um nach Dingen zu suchen, von denen<br />

ich in der Regel noch nicht wusste, welche genau es sein<br />

würden. Haupt sache, etwas. Oft kletterte ich auf Bäume,<br />

um zu sehen, was es in ihnen zu finden gab: rotbraun und<br />

gelb gestreifte Schneckenhäuser, Nüsse, Vogelnester. Und<br />

wenn ich auf das Nest einer Elster stieß, stöberte ich darin<br />

herum und fand so einiges: Schuhknöpfe, glänzende Bänder,<br />

ver lorene Ohrringe. Zu gerne tat ich dabei so, als wäre<br />

etwas besonders Wertvolles verschwunden, das es aufzuspüren<br />

galt …<br />

Heute war es kein Spiel.<br />

Auch Mrs Lane war sich <strong>des</strong>sen bewusst. Üblicherweise<br />

hätte sie gerufen: »Wo ist Ihr Hut, Miss <strong>Enola</strong>?«, weil ich<br />

nie einen trug. Doch als sie mir heute nachsah, wie ich loszog,<br />

um meine Mutter zu suchen, schwieg sie.<br />

Ich dachte wirklich, ich könnte sie finden.<br />

6


Sobald die Küche außer Sichtweite war, begann ich, wie<br />

ein Beagle herumzurennen und nach Mums Fährte zu<br />

suchen. Am Morgen zuvor hatte man mir erlaubt – quasi als<br />

Geburtstagsgeschenk –, im Bett liegen zu bleiben. Daher<br />

hatte ich nicht gesehen, wie meine Mutter das Haus verlassen<br />

hatte. Trotzdem ging ich davon aus, dass sie wie gewohnt<br />

einige Stunden damit verbracht hatte, Blumen und andere<br />

Pflanzen abzuzeichnen, weshalb ich zuerst auf Ferndells<br />

Ländereien nach ihr Ausschau halten wollte.<br />

Mum, die ihr Anwesen selbst verwaltete, ließ die Dinge<br />

gerne ungestört wachsen. Ich wanderte daher durch wild<br />

wuchernde Blumengärten, Rasen voller Ginster und Brombee<br />

ren, Wälder, die mit Wein und Efeu zugewachsen waren.<br />

Und alles, während der graue Himmel seine Tränen über mir<br />

vergoss.<br />

<strong>Der</strong> alte Collie, Reginald, trottete neben mir her, bis er es<br />

leid war, nass zu werden, und davonschlich, um sich einen<br />

Unterschlupf zu suchen. Vernünftiges Tier! Durchgeweicht<br />

bis zu den Knien, war mir klar, dass ich es ihm gleich tun<br />

sollte, aber ich konnte nicht. Nicht nur meine Schritte wurden<br />

immer schneller, auch meine Sorge wuchs, bis mich<br />

schließlich Entsetzen antrieb. Die Angst, meine Mutter<br />

könnte irgendwo dort draußen liegen, verletzt oder krank<br />

sein oder – eine Befürchtung, die ich nicht völlig verdrängen<br />

konnte, da Mum bei weitem nicht mehr die Jüngste war –<br />

7


niedergestreckt von einem Herzversagen daliegen. Am Ende<br />

war sie … doch das wollte ich nicht einmal denken. Dafür<br />

gab es andere Worte: Von uns gegangen. Den Jordan überschritten.<br />

Entschlafen. Sich zu meinem Vater gesellt.<br />

Nein. Bitte nicht.<br />

Man könnte meinen, da Mutter und ich uns nicht sonderlich<br />

nahestanden, wäre mir ihr Verschwinden ebenso wenig<br />

nahegegangen. Doch ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich<br />

schrecklich und war davon überzeugt, dieses Unglück wäre<br />

allein meine Schuld. Immerhin gab ich mir grundsätzlich die<br />

Schuld – an allem, selbst am Luft holen –, weil ich nämlich<br />

unverschämt spät in Mutters Leben getreten war. Ein Skandal.<br />

Eine Last. Bisher war ich davon ausgegangen, dass ich<br />

das irgendwie wiedergutmachen würde, wenn ich erst erwachsen<br />

war. Eines Tages, so hoffte ich, würde ich aus meinem<br />

Leben ein leuchten<strong>des</strong> Beispiel machen, das mich aus<br />

dem Dunkel der Schande ans Licht ziehen würde.<br />

Und dann, versteht ihr, würde meine Mutter mich endlich<br />

lieben.<br />

Nur dafür musste sie natürlich am Leben sein.<br />

Und ich musste sie finden.<br />

Suchend durchstreifte ich Wälder, in denen Generationen<br />

von Gutsherren Hasen und Hühner gejagt hatten. Ich kletterte<br />

über den zerfurchten, farnbewachsenen Fels der Grotte,<br />

dem das Anwesen seinen Namen verdankte – ein Ort, den<br />

8


ich liebte. Doch heute hielt ich mich hier nicht auf. Ich lief<br />

weiter zum Rand <strong>des</strong> Parks, wo der Wald endete und das<br />

Farmland begann.<br />

Meine Suche führte mich hinaus auf die Felder, denn es<br />

war gut möglich, dass Mum der Blumen wegen hierhergekommen<br />

war. Da Ferndell nicht allzu weit von der Stadt<br />

entfernt lag, waren unsere Pächter dazu übergegangen, statt<br />

Gemüse Glockenblumen, Stiefmütterchen und Lilien anzubauen,<br />

da sie besser daran verdienten, täglich frische Blüten<br />

nach Covent Garden zu liefern. Hier wuchsen reihenweise<br />

Rosen, Schönaugen, flammende Büschel von Zinnien und<br />

Mohn, alle für London. Normalerweise, wenn ich dieses<br />

Blumenmeer betrachtete, träumte ich von einer hellen Stadt,<br />

in der lächelnde Hausmädchen in jeden Raum der Villen<br />

Tag für Tag frische Blumensträuße stellten. Einer Stadt, in<br />

der alle feinen und adeligen Damen sich selbst, ihre Haare<br />

und ihre Kleider mit Wind röschen und Veilchen ausstaffierten<br />

und bedufteten. Ach, London …<br />

Doch heute ließen die Blumen auf den Äckern nass die<br />

Köpfe hängen und meine Träumereien von London dauerten<br />

lediglich einen, höchstens zwei Atemzüge an, bevor sie<br />

sich auflösten wie der Dunst, der von den Feldern aufstieg.<br />

Ausladende Felder. Kilometerweite Felder.<br />

Wo war Mutter?<br />

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In meinen Träumen – meinen Mum-Träumen, nicht in<br />

denen von London – fand ich sie auf eigene Faust, als strahlende<br />

Heldin, zu der meine Mutter voller Dankbarkeit und<br />

Bewunderung aufblickte, als ich sie rettete.<br />

Doch es waren nichts als Träume und ich war eine Närrin.<br />

Bisher hatte ich lediglich ein Viertel <strong>des</strong> Anwesens und einen<br />

noch viel kleineren Teil der Ländereien durchkämmt.<br />

Sollte Mum irgendwo verletzt liegen, würde sie ihren Geist<br />

aushauchen, lange bevor ich sie ganz allein finden könnte.<br />

Ich kehrte um und eilte zurück zum Haus.<br />

Kaum angekommen, stürzten sich Lane und Mrs Lane<br />

auf mich wie zwei Turteltauben auf ihr Nest. Er nahm mir<br />

den triefenden Umhang, den Schirm und die Stiefel ab, sie<br />

scheuchte mich in die Küche, damit ich mich aufwärmte.<br />

Obwohl es sich für sie natürlich nicht ziemte, mich zu tadeln,<br />

machte sie ihrer Meinung Luft. »Man muss schon geistesschwach<br />

sein, um sich bei diesem Regen stundenlang im<br />

Freien aufzuhalten«, sagte sie zu dem großen Kohleherd,<br />

während sie eine der Kochplatten hochstemmte. »Aristokratin<br />

hin oder her, in diesem Wetter kann man sich den Tod<br />

holen«, schalt sie den Teekessel, während sie ihn auf den Herd<br />

stellte. »Schwindsucht unterscheidet nicht zwischen Bettlern<br />

und Adeligen«, schimpfte sie mit der Teedose. Da sie ja nicht<br />

zu mir redete, bestand für mich keine Notwendigkeit, zu<br />

10


eagieren. Mit mir hätte sie niemals so sprechen dürfen.<br />

»Man kann auch sehr gut einen freien Geist besitzen, ohne<br />

nach einer Mandelentzündung, Rippenfellentzündung, Lungenentzündung<br />

oder Schlimmerem zu suchen.« Diesmal bekamen<br />

die Teetassen ihren Teil ab. Als sie sich anschließend<br />

zu mir umwandte, wandelte sich ihr Ton schlagartig. »Verzeihen<br />

Sie bitte, Miss <strong>Enola</strong>. Möchten Sie Ihr Mittagessen<br />

zu sich nehmen? Wollen Sie sich nicht etwas dichter an den<br />

Herd setzen?«<br />

»Noch dichter und ich werde gegrillt. Nein, ich brauche<br />

kein Mittagessen. Gibt es irgendetwas Neues von Mutter?«<br />

Obwohl ich die Antwort bereits kannte – denn Lane oder<br />

Mrs Lane hätten mir sofort Bescheid gegeben, hätten sie<br />

etwas erfahren –, konnte ich mir die Frage nicht verkneifen.<br />

»Nichts, Miss.« Sie wickelte die Schürze um ihre Hände,<br />

als würde sie ein Baby einwickeln.<br />

Ich stand auf. »Dann muss ich einige Nachrichten schreiben.«<br />

»Miss <strong>Enola</strong>, in der Bibliothek brennt kein Feuer. Lassen<br />

Sie mich alles hierher an den Tisch bringen, Miss.«<br />

Nicht in dem großen Ledersessel und dem düsteren Zimmer<br />

sitzen zu müssen, war mir nur recht. Vom Schreibtisch<br />

in der Bibliothek brachte Mrs Lane einige Blatt Papier mit<br />

unserem Familienwappen darauf, das Tintenfass mit dem<br />

Füllfederhalter und etwas Löschpapier in die Küche.<br />

11


Ich tunkte den Füller in die Tinte und verfasste auf dem<br />

cremeweißen Briefpapier einige Zeilen an die zuständige<br />

Polizei, um sie wissen zu lassen, dass meine Mutter sich<br />

offenbar verirrt hatte, und bat höflichst darum, eine Suche<br />

einzuleiten.<br />

Dann hielt ich inne und dachte nach: Musste ich das<br />

wirklich tun?<br />

Leider ja. Ich konnte es nicht länger hinauszögern.<br />

Zögerlich schrieb ich eine zweite Nachricht, eine die<br />

schon bald als Telegramm durch die Leitungen wandern<br />

würde, um viele Kilometer weit entfernt von einem Fernschreiber<br />

aufgefangen und niedergeschrieben zu werden:<br />

LADY EUDORIA VERNET HOLMES SEIT GES-<br />

TERN VERMISST STOPP BITTE UM RAT STOPP<br />

ENOLA HOLMES<br />

Ich adressierte das Telegramm an Mycroft <strong>Holmes</strong> in Pall<br />

Mall, London.<br />

Dieselbe Botschaft schickte ich an Sherlock <strong>Holmes</strong> in<br />

der Baker Street, ebenfalls in London.<br />

Meine Brüder.<br />

12


»Die Leser<br />

werden es kaum<br />

erwarten können,<br />

mehr von dieser<br />

einzigartigen Heldin<br />

zu hören.«<br />

PUBLISHER’S<br />

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