DER VERZWEIFELTE KAMPF Interview Sophie Hurcom Fotografie Chris Auld 84 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>
L E Nach der 10. Etappe der Tour war es nachts um halb eins, als Michael Matthews einschlafen konnte. Er ließ die letzten 200 Meter des Sprints in Albi am Nachmittag immer wieder in seinem Kopf ablaufen. Zum achten Mal war er in die Top Ten gefahren. Heute war er Vierter geworden. Wenn er den Sprint nur früher angezogen hätte, dachte er immer wieder, wäre niemand an ihm vorbeigekommen und er hätte gewonnen. 400 Meter vor der Linie war Matthews gut positioniert am dritten Hinterrad. 350 Meter vor der Linie zog Cees Bol, sein Teamkollege und Tour- Debütant, für ihn den Sprint an. Das Ziel war direkt vor ihnen. 200 Meter vor der Linie machte Bol noch immer Tempo, aber ihm ging die Puste aus und die Meute um sie herum schwoll an. Als sein Teamkollege ausgeschert war, war Matthews eingeklemmt und hatte seinen Schwung verloren. Er versuchte, noch einmal zu beschleunigen, aber Wout Van Aert und Elia Viviani waren bereits an ihm vorbeigezogen. Es war zu spät. Am nächsten Morgen, am ersten Ruhetag der Tour, lässt Matthews den Moment noch immer Revue passieren, wieder und wieder. „Es ist frustrierend, wenn du weißt, dass es der Sieg hätte sein müssen, T O U R 20 19 MICHAEL MATTHEWS Michael Matthews’ Tour-Planung wurde auf den Kopf gestellt, als sein Teamkollege Tom Dumoulin seinen Start zwei Wochen vor dem Grand Départ absagte und er der einzige Kapitän von Sunweb wurde. Der Australier erzählt Procycling, wie er das Beste aus einer schwierigen Situation machte. aber du zu lange gewartet hast. Wenn du nicht die Beine hattest oder du gestürzt bist, kannst du es nehmen, wie es ist, aber wenn du weißt, dass du die Beine hattest, um es zu Ende zu bringen, ist es wahrscheinlich am schwersten zu akzeptieren“, sagt er zu Procycling mit einem fast mutlosen Seufzer. Auf der 1. Etappe unterlag er Mike Teunissen im Massensprint. Auf der 3. Etappe bei der steilen Hügelankunft in Épernay musste er sich Julian Alaphilippe geschlagen geben. Auf der 4. Etappe wurde er Neunter hinter Viviani. Auf der 5. Etappe nach Colmar und einem weiteren Top- Ten-Platz schien er überfordert zu sein. Die wellige Etappe hatte drei kategorisierte Anstiege aufgewiesen, was perfekt für einen Sprinter-Puncheur wie Matthews war. Sein Team hatte die Route ausgekundschaftet und auf der Straße Tempo gemacht, aber all das reichte immer noch nicht und Matthews wurde von seinem Angstgegner Peter Sagan geschlagen. Während die Fahrer nach einer Etappe normalerweise sofort im Bus verschwinden, schien Matthews überall hingehen zu wollen, nur nicht dorthin. Er rollte so langsam durch den geparkten Konvoi, dass sich seine Beine kaum drehten. Sein Kopf hing, der Blick war auf den Boden ge- ETAPPE 11 MITTWOCH, 17. JULI ALBI › TOULOUSE 167 KM „Der sichere Weg zum Erfolg ist immer, es doch noch einmal zu versuchen.“ (Thomas Edison) Caleb Ewan scheint dieses Motto verinnerlicht zu haben. In den letzten Jahren musste der australische Sprinter neben seinen Siegen auch mehrere Niederschläge verkraften. Vielleicht war die Tatsache, dass keiner seiner Konkurrenten bei der Tour dominieren konnte, ein kleiner Trost. In Toulouse hatte Ewan auf einen klassischen Sprintzug verzichtet – ein Schachzug, bei dem sich ein paar seiner Teamkollegen fragten, inwieweit sie eine nützliche Rolle im Tour-Aufgebot spielen konnten – stattdessen hatte er sich dafür entschieden, sich an ein geeignetes Vorderrad zu heften. Das hatte schon einige Male fast funktioniert, weshalb er bei dieser Strategie blieb. So folgte Ewan dem Hinterrad des Jumbo–Visma-Sprinters Dylan Groenewegen. Nachdem Groenewegen seinen Sprint angezogen und etwa eine Radlänge herausgefahren hatte, kam die Attacke von Ewan. Er beschleunigte, fuhr in den Windschatten des Holländers und zog vor der Ziellinie an ihm vorbei. Auch Viviani, der als Dritter finishte, hatte keine Chance. ETAPPENERGEBNIS 1 Caleb Ewan Lotto Soudal 3:51:26 2 Dylan Groenewegen Jumbo–Visma gl. Zeit 3 Elia Viviani Deceuninck–QS gl. Zeit GESAMTWERTUNG „ABENDS IST ES ZIEMLICH SCHWER, INS BETT ZU GEHEN. ES GEHEN DIR IMMER NOCH 1.000 SACHEN DURCH DEN KOPF.“ Michael Matthews, Sunweb 1 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS 47:18:41 2 Geraint Thomas Team Ineos +1:12 3 Egan Bernal Team Ineos +1:16 PUNKTEWERTUNG 1 Peter Sagan Bora–hansgrohe 257 2 Elia Viviani Deceuninck–QS 184 3 Sonny Colbrelli Bahrain Merida 174 © Getty Images SEPTEMBER <strong>2019</strong> | PROCYCLING 85
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