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ETAPPE<br />

8<br />

SAMSTAG, 13. JULI<br />

MÂCON › SAINT-ÉTIENNE<br />

200 KM<br />

Abgesehen davon, dass er beim Giro<br />

2012 Dritter wurde, trat Thomas De<br />

Gendt im Klassement bei großen<br />

Rundfahrten nie in Erscheinung. Er war<br />

schon immer eher ein Baroudeur. Als<br />

junger Fahrer für Topsport Vlaanderen<br />

und Vacansoleil unterwegs, brachte ihm<br />

seine unbeherrschte Art nur wenig<br />

Freunde ein. Jetzt ist er selbst ein<br />

Veteran. Er hat zahlreiche Erfolge zu<br />

verzeichnen, und die Angriffe von De<br />

Gendt werden nun von seinen Kollegen<br />

mit Ehrfurcht und Respekt aufgenommen.<br />

André Greipel, ehemaliger<br />

Teamkollege, beglückwünschte den<br />

Belgier zu seinem Sieg in Saint-Étienne<br />

– nicht überraschend, denn es war<br />

wahrscheinlich einer der besten Tage<br />

in De Gendts Karriere überhaupt.<br />

Er hatte mit Alessandro De Marchi, Ben<br />

King und Niki Terpstra angegriffen und<br />

einen Abstand von bis zu fünf Minuten<br />

herausgefahren. Aber da das Gelbe<br />

Trikot durch Bonussekunden in Gefahr<br />

war, wurde der Vorsprung am Ende<br />

des letzten Anstiegs schnell auf<br />

90 Sekunden reduziert. De Gendts<br />

Führung im Klassement erledigte sich<br />

durch den Angriff von Pinot und<br />

Alaphilippe, aber der Belgier fand neue<br />

Reserven, um seinen Etappensieg zu<br />

sichern. Es ist selten, dass ein Ausreißversuch<br />

überlebt, wenn es ums<br />

Klassement geht, aber wenn diese<br />

Flucht De Gendt beinhaltet, lohnt es sich,<br />

genauer hinzusehen.<br />

D<br />

ie schwerste erste Tour-Woche<br />

überhaupt – das war Daryl Impeys<br />

Bewertung der ersten<br />

Woche nach seinem Erfolg in<br />

Brioude. Eine kleine Übertreibung sei ihm<br />

zugestanden: Nachdem er eine Karriere<br />

lang auf der Jagd nach einem Tour-Etappensieg<br />

gewesen war, hatte ihm ein Tag in<br />

der Ausreißergruppe in Gesellschaft von<br />

14 starken Fahrern den Erfolg gebracht,<br />

aber es war ein Gefühl, das vom Peloton<br />

geteilt wurde.<br />

Am zweiten Morgen eines Trios von<br />

Etappen im Zentralmassiv sagte Thibaut<br />

Pinots Groupama-FDJ-Bodyguard Stefan<br />

Küng: „Wir reden immer von den Hochgebirgsetappen<br />

und wie schwer sie sind, aber<br />

diese Art von Etappen ist schwerer, weil<br />

man die Anstiege schneller fährt, weil sie<br />

kürzer sind. Und wenn eine starke Ausreißergruppe<br />

vorn ist und einige Teams hinten<br />

Interesse an einem Sprint haben, wird<br />

Vollgas gefahren.“ Am Tag zuvor war das<br />

Peloton mehr als 3.700 Meter geklettert,<br />

die auf sieben kategorisierte und zahlreiche<br />

nicht kategorisierte Anstiege verteilt waren.<br />

Aber während er in Saint-Flour lässig<br />

an der Motorhaube eines Bora–hansgrohe-<br />

Wagens lehnte, blies Enrico Poitschke, der<br />

Leitende Sportdirektor des Teams, die<br />

Wangen auf und verwies auf das kurze<br />

Gedächtnis der Fahrer. „Jedes Jahr ist<br />

hart!“, attestierte er ihnen die Neigung,<br />

vergangene Strapazen zu vergessen. „Vielleicht<br />

vergessen die Jungs die Anstrengungen<br />

sehr schnell. Sie müssen sich voll<br />

konzentrieren und in der besten Form<br />

sein, damit sie um den Sieg kämpfen können“,<br />

sagte er.<br />

Alaphilippe genießt<br />

sein Gelbes<br />

Trikot, das er nach<br />

der dritten Etappe<br />

zum ersten Mal<br />

überstreifen durfte.<br />

Es bestand Einigkeit, dass die Eröffnungswoche<br />

der Tour <strong>2019</strong> eine Achterbahnfahrt<br />

war. Als der erste Akt nach zehn<br />

Tagen abgeschlossen war, hatten neun<br />

verschiedene Fahrer eine Etappe gewonnen<br />

und das Gelbe Trikot hatte viermal<br />

den Besitzer gewechselt. Und trotz eines<br />

von Deceuninck–Quick-Step und Ineos<br />

initiierten Überfalls bei Seitenwind auf<br />

den letzten 30 Kilometern der Etappe<br />

nach Albi lagen die Top Ten nur gut zwei<br />

Minuten auseinander. So passte es, dass<br />

die Eröffnungswoche damit endete, dass<br />

der Weltranglistenerste Julian Alaphilippe<br />

in der Champagne gewann.<br />

Im Folgenden haben wir die Gründe für<br />

diesen schwierigen Tour-Auftakt zusammengefasst.<br />

ETAPPENERGEBNIS<br />

1 Thomas De Gendt Lotto Soudal 5:00:17<br />

2 Thibaut Pinot Groupama-FDJ +0:06<br />

3 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS gl. Zeit<br />

ATTACKE! WICHTIGE ANGRIFFE<br />

IN DEN ERSTEN ZEHN TAGEN<br />

GESAMTWERTUNG<br />

1 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS 34:17:59<br />

2 Giulio Ciccone Trek-Segafredo +0:23<br />

3 Thibaut Pinot Groupama-FDJ +0:53<br />

PUNKTEWERTUNG<br />

1 Peter Sagan Bora–hansgrohe 204<br />

2 Michael Matthews Team Sunweb 144<br />

3 Sonny Colbrelli Bahrain Merida 129<br />

3. ETAPPE JULIAN<br />

ALAPHILIPPE, ÉPERNAY<br />

DISTANZ ZUM ZIEL:<br />

16 KM<br />

Alaphilippe nutzte die 12,2 Prozent<br />

steile Côte de Mutigny, um in dem<br />

Moment zu entwischen, in dem die<br />

frühe Ausreißergruppe neutralisiert<br />

wurde. Er fuhr 26 Sekunden<br />

heraus und erobert auf diesem<br />

Weg das Gelbe Trikot.<br />

6. ETAPPE DYLAN<br />

TEUNS, SUPER<br />

PLANCHE DISTANZ<br />

ZUM ZIEL: 160 KM<br />

Eine elfköpfige Ausreißergruppe<br />

setzte sich kurz nach dem Start in<br />

Mülhausen ab. Dylan Teuns und<br />

Giulio Ciccone waren die letzten<br />

Überlebenden und behielten eine<br />

Minute Vorsprung. Teuns gewann<br />

die Etappe.<br />

8. ETAPPE THOMAS DE<br />

GENDT, SAINT-ÉTIENNE<br />

DISTANZ ZUM ZIEL:<br />

200 KM<br />

Der Belgier setzte sich nach dem<br />

Start in Mâcon mit einem starken<br />

Quartett ab. De Gendt setzte am<br />

Schlussanstieg zwölf Kilometer<br />

vor dem Ende mit 1:30 Minuten<br />

Vorsprung zu einem Solo an und<br />

rettete sich hauchdünn ins Ziel.<br />

78 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>

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