08.10.2019 Aufrufe

PC_09_2019_FINAL_X1

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das niederländische Team hatte am Ende<br />

mehr als 20 Sekunden Vorsprung vor den<br />

Topfavoriten um Ineos.<br />

ETAPPE<br />

6<br />

DONNERSTAG, 11. JULI<br />

MULHOUSE › LA PLANCHE<br />

DES BELLES FILLES<br />

160,5 KM<br />

„ES WAR BEMERKENSWERT, WIE VIEL<br />

KRAFT MIKE IN SEINEN BEINEN HATTE.<br />

ER TRAT FLÜSSIG IN DIE PEDALE. DAS<br />

GELBE TRIKOT HAT AUF JEDEN FALL<br />

ETWAS MIT IHM GEMACHT.“<br />

Laurens De Plus, Jumbo–Visma<br />

3Die Anzahl<br />

der MZF-Siege<br />

von Jumbo–<br />

Visma seit der<br />

Saison 2015<br />

Anführer hatten. Wir hatten keinen<br />

Fahrer, der reif genug war, die Führung<br />

zu übernehmen und bei Situationen im<br />

Rennen kreativ zu sein“, sagte Matthieu<br />

Heijboer, der das Mannschaftszeitfahren<br />

plante, zu Procycling. „Der Schlüssel dazu<br />

war Tony Martin. Er hängt die Latte sofort<br />

sehr hoch, wenn er die erste Ablösung<br />

fährt. Er gibt das Tempo vor.“<br />

Das Mannschaftszeitfahren bei der<br />

UAE Tour im Februar war als frühes Versuchsgelände<br />

ausgegeben und beim Trainingslager<br />

in Alicante bewirkte Martin<br />

sofort etwas. „Er brachte eine ruhige Einstellung<br />

mit“, sagte Heijboer. „Er sagte:<br />

Vertraut mir, ich gebe das Tempo vor. Folgt<br />

mir einfach, und wir werden es schaffen.“<br />

Tatsächlich gewann Jumbo das Mannschaftszeitfahren<br />

der UAE Tour – erst das<br />

zweite seit Tirreno–Adriatico 2011.<br />

Einen Monat später fehlten dem Team<br />

auf der ersten Etappe von Tirreno–Adriatico<br />

nur sieben Sekunden, um Mitchelton-<br />

Scott zu schlagen – die Kurve zeigte nach<br />

oben. Aber Heijboer betonte, der Erfolg bei<br />

der Tour <strong>2019</strong> habe sich nicht über Nacht<br />

eingestellt, sondern 2015 begonnen. Auch<br />

eine Zusammenarbeit mit Professor Bert<br />

Blocken, Experte für Windkraft und Aerodynamik<br />

an der TU Eindhoven, habe sich<br />

ausgezahlt.<br />

„Wir hatten schon gute Grundlagen<br />

und gute Ergebnisse im Einzelzeitfahren“,<br />

sagte Heijboer weiter. „Wenn wir nicht<br />

diese ganze Arbeit investiert hätten, wären<br />

wir nicht so erfolgreich. Tony und<br />

Wout kamen zu uns und konnten sofort<br />

Leistung bringen.“<br />

Expertise und die Kombination der<br />

richtigen Fahrer waren nicht die einzigen<br />

Waffen, die das Team in Brüssel in seinem<br />

Arsenal hatte. Das Gelbe Trikot auf Teunissens<br />

Schultern gab dem Team auch einen<br />

nicht quantifizierbaren X-Faktor auf<br />

dem Kurs in Brüssel. Es flog förmlich.<br />

„Es war bemerkenswert, wie viel Kraft<br />

Mike in seinen Beinen hatte“, sagte Laurens<br />

De Plus nach der Etappe über die<br />

Leistung seines Teamkollegen. „Er trat<br />

flüssig in die Pedale. Das Gelbe Trikot hat<br />

auf jeden Fall etwas mit ihm gemacht.“<br />

Auch Nico Verhoeven, Sportlicher Leiter<br />

des Teams, glaubt, dass das Leibchen<br />

geholfen habe. „Vorher sagten wir, dass<br />

wir zu den Favoriten gehören und unter<br />

die ersten fünf Teams kommen, aber wenn<br />

du am Samstag gewinnst und mit Mike in<br />

Gelb fährst, spürst du einen Auftrieb. Daher<br />

scheuen wir uns jetzt nicht mehr zu<br />

sagen, dass wir gewinnen wollen.“<br />

Zum ersten Mal seit 1978, als Jan Raas<br />

das Double für TI Raleigh holte und den<br />

Prolog plus die Etappe 1A in Leiden gewann,<br />

sicherte sich Jumbo–Visma beide<br />

Siege beim Grand Départ in Brüssel.<br />

Ein extra Kilometer mit steilstem Gravel.<br />

Die neue „Super Planche“-Bergankunft<br />

auf der Planche des Belles Filles<br />

schwebte wie ein Schatten über der<br />

ersten Tour-Woche. Die Strecke ist ein<br />

klassisches Beispiel dafür, wie die Tour<br />

vermehrt steile und schwierige<br />

Passagen in ihr Profil einbaut, um die<br />

Fahrer an ihr Limit zu bringen. Zum<br />

Leidwesen von Romain Bardet: Der<br />

Franzose erlitt einen weiteren Rückschlag<br />

in seiner Tour-Karriere, als er am<br />

ersten richtigen Berg der Tour <strong>2019</strong><br />

abgehängt wurde. Als Journalist hätte<br />

man sich keine bessere Metapher<br />

ausdenken können als das, was im Ziel<br />

passierte: Gerade als Bardets Vorderrad<br />

die Ziellinie überquerte, verklemmte<br />

sich seine Kette. Das Rennen um den<br />

Sieg hatte sich da bereits ein paar<br />

Minuten früher abgespielt: Dylan Teuns<br />

und Giulio Ciccone waren die letzten<br />

Überlebenden einer Fluchtgruppe und<br />

teilten sich die Etappe nach alter<br />

Tradition auf: Etappensieg für den einen<br />

(Teuns), Gelb für den anderen (Ciccone).<br />

Für die Gesamtwertung entscheidend<br />

war jedoch, was dahinter passierte:<br />

Geraint Thomas attackierte und erwies<br />

sich als der stärkste der Klassementfahrer.<br />

Julian Alaphilippe griff ebenfalls<br />

an und bewies seine gute Form. Auch<br />

Thibaut Pinot und Emanuel Buchmann<br />

zeigten, dass mit ihnen im weiteren<br />

Tour-Verlauf zu rechnen sein würde.<br />

ETAPPENERGEBNIS<br />

1 Dylan Teuns Bahrain-Merida 4:29:03<br />

2 Giulio Ciccone Trek-Segafredo +0:11<br />

3 Xandro Meurisse Wanty-Gobert +1:05<br />

GESAMTWERTUNG<br />

1 Giulio Ciccone Trek-Segafredo 23:14:55<br />

2 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS +0:06<br />

3 Dylan Teuns Bahrain-Merida +0:32<br />

PUNKTEWERTUNG<br />

1 Peter Sagan Bora–hansgrohe 144<br />

2 Michael Matthews Team Sunweb 98<br />

3 Elia Viviani Deceuninck–QS 92<br />

© Getty Images<br />

SEPTEMBER <strong>2019</strong> | PROCYCLING 73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!