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L E<br />

T O U R<br />

20<br />

19<br />

JOURNAL<br />

© Gruber Images<br />

ETAPPE 6<br />

LA PLANCHE DES BELLES FILLES<br />

11.07.<strong>2019</strong><br />

DAS ERSTE<br />

KRÄFTEMESSEN<br />

IN DEN BERGEN<br />

J<br />

ede Erwähnung von Thibaut Pinot während<br />

des Kommentars auf La Planche des Belles<br />

Filles führt zu Jubel. Fahnen wehen, ein Horn<br />

wird geblasen, Glocken läuten. Es gibt keine<br />

Ruhe vor dem Sturm bei der Bergankuft, besonders wenn<br />

es die erste bei der diesjährigen Tour de France ist. Hier<br />

ist Pinots Heimat, und sein Name steht in Großbuchstaben<br />

in der letzten Kurve 100 Meter vor dem Ziel. Die vielen<br />

Schriftzüge zieren die 24 Prozent steile Steigung. Man<br />

kann den Zielbogen sehen, zu dem sich die Straße dann in<br />

einer Geraden nach oben erstreckt, wo die Logos von Tissot<br />

und Continental leuchten. Aber es ist viel zu steil, um<br />

die Ziellinie selbst zu sehen.<br />

Die Zuschauer feuern Dylan Teuns und Giulio Ciccone,<br />

die zuerst zum Ziel kommen, an. Teuns’ goldener<br />

Helm wackelt von links nach rechts, als er aus dem Sattel<br />

geht und an der steilsten Stelle der Kurve um die Innenseite<br />

zieht. Ciconne rollt nach rechts, als sich zwischen<br />

dem flüchtigen Duo zum ersten Mal des Tages eine Lücke<br />

öffnet.<br />

Nach einigen Sekunden Ruhe wird es dann richtig laut.<br />

Allez, allez, allez, allez! Das Gelbe Trikot von Julian Alaphilippe<br />

ist sichtbar. Sein Kopf ist gesenkt, während er von<br />

einer Seite zur anderen schaukelt; eins, zwei – eins, zwei<br />

– eins, zwei – eins, zwei – eins, zwei stampft er auf seine<br />

Pedale ein. Er blickt über seine linke Schulter, um Geraint<br />

Thomas direkt hinter ihm zu sehen. Der Waliser bleibt<br />

sitzen, lehnt sich aber auch nach vorne, sein Kopf senkt<br />

sich für eine Sekunde und nimmt den Blick vom Hinterrad<br />

des Franzosen. Nach einer kurzen Pause nimmt die Lautstärke<br />

wieder zu, als Pinot die 75-Meter-Marke passiert.<br />

Ein Tropfen Schweiß hängt an seiner Nase. Er beschleunigt,<br />

den Mund weit geöffnet, als ihn der Anblick des Gipfels<br />

noch mal motiviert. Nairo Quintana ist nicht weit dahinter,<br />

dann eine weitere Gruppe.<br />

Dan Martin zeigt dem Anstieg wortwörtlich die Zähne.<br />

Enric Mas kämpft sich langsam im Zickzack von links<br />

nach rechts über die schmerzhafte Steigung. Dann eine<br />

weitere Pause. Romain Bardet erscheint fast eine Minute<br />

später und wirkt müde und ausgelaugt. Der Lärm um ihn<br />

herum nimmt zu. Wenn nur die Lautstärke in der Lage<br />

wäre, sein Fahrrad voranzutreiben.<br />

Die weiteren Fahrer blättern vorbei, als ob sie in der<br />

Linse einer Spielzeugkamera zu sehen sind, in der sich<br />

die Figuren bei jedem Klick weiterbewegen. Die erste<br />

Bergankunft der Tour wurde lange erwartet, war aber im<br />

Handumdrehen vorbei.<br />

68 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>

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