PC_09_2019_FINAL_X1
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L E<br />
T O U R<br />
20<br />
19<br />
ANALYSE<br />
© Getty Images<br />
Tour macht dich zu einem Fahrer, den<br />
die Leute nicht vergessen“, sagte er der<br />
L’Équipe. Aber Thibaut Pinot ist nicht<br />
Chris Froome oder Bernard Hinault oder<br />
Lance Armstrong – er fährt mit Emotionen,<br />
was seine Stärke ist, aber auch seine<br />
Schwäche. Das ist es auch, was das französische<br />
Publikum in gewissem Maße<br />
von ihm erwartet – und das gibt er ihnen<br />
auch. Aber es ist auch das Problem, ein<br />
französischer Tour-Favorit zu sein. Das<br />
Publikum liebt dich so sehr, dass es dich<br />
erdrücken kann.<br />
Trotz der telegenen Ritte von Pinot<br />
und Alaphilippe hatte man fast das<br />
Gefühl der Unausweichlichkeit, als<br />
sich der Staub über den tektonischen Verschiebungen<br />
in den Alpen legte und Ineos<br />
den ersten und zweiten Gesamtplatz belegte.<br />
So macht es Ineos bei der Tour – es<br />
ist das vierte Mal bei ihren sieben Siegen,<br />
dass das Team das Rennen gewonnen und<br />
einen weiteren Fahrer unter den ersten<br />
Vier hat, und das zweite Mal, dass es die<br />
Plätze eins und zwei belegt nach Wiggins<br />
und Froome 2012.<br />
Ungeachtet des Endergebnisses hatte<br />
das britische Team bei der Tour <strong>2019</strong><br />
nicht wie sonst ausgesehen. Michał Kwiatkowski<br />
war auf den Bergetappen schwächer<br />
als erwartet, Wout Poels weniger<br />
sichtbar als sonst und Luke Rowe wurde<br />
auf der Etappe nach Gap nach einer Rangelei<br />
mit dem Jumbo-Fahrer Tony Martin<br />
aus dem Rennen ausgeschlossen. Dylan<br />
van Baarle übertraf die Erwartungen –<br />
nachdem er einige Kilo (und, wie Kritiker<br />
meinten, alle persönlichen Ambitionen)<br />
verloren hatte, war er der effektivste Berghelfer<br />
von Ineos. Er wurde sehr gut eingesetzt<br />
– auf den entscheidenden Etappen<br />
nach Valloire und Tignes wurde er in die<br />
Ausreißergruppe geschickt und kam aus<br />
Enric Mas tröstet<br />
Julian Alaphilippe,<br />
nachdem dieser<br />
nach der 19. Etappe<br />
das Gelbe Trikot<br />
abgeben musste.<br />
ihr zurück, um die Favoriten an den wichtigen<br />
Anstiegen lange zu unterstützen.<br />
Brailsford hatte die Etappe nach Tignes<br />
mit Froomes Attacke am Finestre beim<br />
letztjährigen Giro verglichen, aber am<br />
Ende sah es so aus, als hätten sie den<br />
Sturm überstanden und das Rennen<br />
schließlich allein durch zahlenmäßige<br />
Überlegenheit zu ihren Gunsten gewendet.<br />
Auf den größten Etappen war Bernal<br />
der stärkste Fahrer und daher gewann er<br />
natürlich. Ineos hatte mitunter angreifbar<br />
gewirkt – Thomas und Bernal verpassten<br />
die Alaphilippe-Pinot-Attacke auf dem<br />
Weg nach Saint-Étienne (obwohl Thomas<br />
entschuldigt war, da er gerade von einem<br />
Sturz zurückgekommen war), Bernal patzte<br />
beim Zeitfahren in Pau und Thomas<br />
zeigte in den Pyrenäen Schwächen. Insgesamt<br />
ging viel schief bei Ineos, aber jedes<br />
Mal hielt man den Schaden in Grenzen.<br />
Die Geschwindigkeit, mit der das Team<br />
36 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>