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PROLOG<br />
„JEDES JAHR EIN<br />
BISSCHEN BESSER“<br />
Interview Chris Hauke<br />
© Lotto Kern-Haus<br />
Lotto Kern-Haus ist eines von vier heimischen<br />
Continental Teams, die sich bei der Deutschland<br />
Tour präsentieren können. Wir sprachen<br />
mit Teamchef Florian Monreal über den Grund für<br />
die Wildcard und die Pläne für das Rennen.<br />
Florian, wie war eure Reaktion, als ihr von<br />
der Einladung erfahren habt?<br />
Wir haben uns natürlich sehr gefreut, dass wir<br />
eine Einladung erhalten haben und bei der<br />
Deutschland Tour am Start stehen werden. Dementsprechend<br />
wollen wir uns dort auch bestmöglich<br />
präsentieren.<br />
Zwei der vier Teams haben sich sportlich<br />
qualifiziert, ihr seid eines der beiden anderen,<br />
die per Wildcard dabei sind. Warum,<br />
glaubst du, haben euch die Organisatoren<br />
ausgewählt?<br />
Mit unseren Fahrern Jonas Rutsch und Joshua<br />
Huppertz haben wir bewiesen, dass wir auch<br />
international bei großen europäischen Rennen<br />
vorne mitfahren können – etwa bei der Tour de<br />
Luxembourg, wo Jonas Achter der Gesamtwertung<br />
geworden ist. Die anderen deutschen Continental<br />
Teams haben ein solches Ergebnis nicht<br />
vorzuweisen.<br />
Die Erfolge und Leistungen von Jonas<br />
Rutsch haben ihn auch für die Eliteklasse<br />
interessant gemacht. Er wechselt zur kommenden<br />
Saison in die WorldTour – mit gerade<br />
mal 21 Jahren.<br />
Jonas hat bereits einen Vertrag bei EF Education<br />
First in der Tasche. Er trifft bei der Deutschland<br />
Tour zum ersten Mal auf seine neue Mannschaft.<br />
Das ist gut für ihn, aber auch für uns. Vielleicht<br />
können wir da noch den einen oder anderen Kontakt<br />
herstellen.<br />
Ihr fahrt bei der Deutschland Tour neben<br />
15 Teams aus der WorldTour. Welche Rolle<br />
kann Lotto Kern-Haus da spielen?<br />
Das Rennen wird wie letztes Jahr sehr hart. Wenn<br />
15 WorldTour-Mannschaften am Start sind, spielt<br />
man als Continental Team nicht direkt die Hauptrolle.<br />
Aber mit Jonas und Joshua haben wir zwei<br />
starke Fahrer, die auf jeden Fall in diesem Konzert<br />
mitspielen können. Joshua ist letztes Jahr in Merzig<br />
knapp an einer Top-Five-Platzierung vorbeigeschrammt.<br />
Durch einen Sturz kurz vor ihm ist er<br />
dann schlussendlich Zwölfter geworden. Wir können<br />
also schon darauf hoffen, dass wir um die eine<br />
oder andere Top-Ten-Platzierung mitfahren.<br />
Die Marschroute dürfte klar sein: in Gruppen<br />
gehen und das Rennen beleben.<br />
Ja, selbstverständlich. Wir wollen uns vorne in<br />
den Ausreißergruppen präsentieren, um auch die<br />
Fernsehzeit in ARD und ZDF mitzunehmen. Aber<br />
des Weiteren zählt am Ende des Tages natürlich<br />
auch das Top-Ten-Ergebnis. Da werden wir uns<br />
schon die eine oder andere Etappe raussuchen.<br />
Sind Jonas Rutsch und Joshua Huppertz die<br />
beiden Fahrer eures Teams, auf die die Zuschauer<br />
besonders achten sollten?<br />
Definitiv. Jonas und Joshua werden dort in Topverfassung<br />
sein. Jonas kommt von der Tour de<br />
l’Avenir, die kurz vorher stattfindet [15. bis<br />
25. August]. Dort fährt er noch für die Nationalmannschaft.<br />
Auch Joshua wird bei der Deutschland<br />
Tour topfit am Start stehen.<br />
Mit der Deutschland Tour wollen die Organisatoren<br />
dem deutschen Radsport zu mehr Aufmerksamkeit<br />
verhelfen. Wie ist denn die Situation<br />
bei einem deutschen Continental Team?<br />
Ich finde, die Situation ist ganz gut. Klar kann sie<br />
immer besser sein, aber immer nur Jammern<br />
bringt auch nichts. Ich mache das jetzt im sechsten<br />
Jahr, und es geht jedes Jahr ein bisschen besser.<br />
Die Deutschland Tour ist für uns natürlich<br />
ein absolutes Highlight. Wir werden unsere Sponsoren<br />
dort mit VIP-Shuttles herumfahren und<br />
abends ein Get Together und Meet & Greet mit<br />
den Fahrern veranstalten. Die Deutschland Tour<br />
ist für uns perfekt, um uns zu präsentieren und<br />
auch für größere Sponsoren attraktiv zu machen.<br />
Aktuell findet im deutschen Radsport ein<br />
Generationenwechsel statt. Welche Rolle<br />
kann Jonas Rutsch in Zukunft spielen? Und<br />
was zeichnet ihn aus?<br />
Jonas ist ein Phänomen. Wie er für ein Eintagesrennen<br />
über den Punkt gehen kann, ist schon<br />
überwältigend. Und auch, wie er sich vorbereiten<br />
kann. Er wollte [die U23-Version von] Gent–Wevelgem<br />
unbedingt gut fahren, und er hat dort gewonnen.<br />
Und dann, zwei Wochen später, in Flandern<br />
Fünfter zu werden – das muss man erst mal<br />
machen als junger Bursche. Jonas wird seinen<br />
Weg gehen, und er hat mit EF Education First ein<br />
sehr gutes Team an der Seite, bei dem er auch früh<br />
Florian Monreal, Teamchef von Lotto<br />
Kern-Haus.<br />
in die Klassiker reinschnuppern kann. Und<br />
dort mit Andreas Klier einen erfahrenen Sportlichen<br />
Leiter, der ihn bei diesen Rennen genau<br />
leiten kann.<br />
Ihr habt mit Max Walscheid schon mal einen<br />
Fahrer in die WorldTour gebracht, er ist bis<br />
Ende 2015 für euch gefahren und heute für<br />
Sunweb aktiv. Was überwiegt bei dir als<br />
Teamchef? Die Trauer, so gute Leute gehen<br />
lassen zu müssen, oder ist da auch einiges<br />
an Stolz dabei, dass ihr Fahrer auf dieses<br />
Top level gebracht habt?<br />
Nein, wird sind alle stolz darauf. Ich betreibe das<br />
Team auch, weil ich dem Radsport weiterhelfen<br />
will. Wenn ein Sportler die Chance bekommt, höherklassig<br />
zu fahren, dann soll er sie auch ergreifen.<br />
Das ist das Wichtigste. Auch unsere Sponsoren<br />
und Partner wissen es zu schätzen, dass sie es<br />
einem solchen Fahrer durch ihre Unterstützung<br />
ermöglichen, in die WorldTour zu wechseln.<br />
Glaubst du, dass die Deutschland Tour eine<br />
Signalwirkung haben kann?<br />
Ja, definitiv. Das hat man letztes Jahr gemerkt.<br />
Es gab viele begeisterte Zuschauer an der Strecke,<br />
auch die Fernsehübertragung ist gut angenommen<br />
worden. Alleine wie viele Leute hier in Koblenz<br />
[das Team hat seinen Sitz in Weitersburg bei<br />
Koblenz] am Start waren und auch bei der Teampräsentation<br />
– das hat schon was bewirkt. Und<br />
ich denke, dass dieses Jahr, wenn das Rennen vier<br />
Tage in ARD und ZDF zu sehen ist, noch eine<br />
Schippe draufgelegt wird.<br />
14 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>