PC_09_2019_FINAL_X1
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L E<br />
T O U R<br />
20<br />
19<br />
THIBAUT<br />
PINOT<br />
ETAPPE<br />
15<br />
SONNTAG, 21. JULI<br />
LIMOUX ›<br />
FOIX PRAT D’ALBIS<br />
185,5 KM<br />
William Bonnet<br />
tröstet Pinot, als<br />
der Schmerz seiner<br />
Verletzung<br />
zu stark ist, um<br />
weiterzufahren.<br />
zauberten die einheimischen Fans ebenso<br />
sehr wie die neutralen Zuschauer. Er<br />
nahm uns alle mit in schwindelerregende<br />
Höhen, daher war es nur natürlich, dass<br />
wir seinen Schmerz mitfühlten, als er hart<br />
auf der Erde aufprallte.<br />
Viele Jahre bewahrte Pinot eine gewisse<br />
Distanz zum französischen Publikum,<br />
erst durch öffentliche Bekundungen von<br />
mangelndem Selbstvertrauen, dann dadurch,<br />
dass er dem größten Rennen seines<br />
Heimatlands die kalte Schulter zeigte und<br />
es vorzog, sich auf neutralem Terrain in<br />
Italien oder Spanien zum Ausdruck zu<br />
bringen. <strong>2019</strong> gestattete er den französischen<br />
Fans zumindest, sich von ihnen<br />
in guten wie in schlechten Zeiten in die<br />
Arme nehmen zu lassen. Ob Pinot davon<br />
profitiert oder nicht, ist fraglich – die französische<br />
Presse schlachtete seine Qualen<br />
in Tignes weidlich aus, und die Erwartung<br />
schien zu sein, dass sein Martyrium öffentlich<br />
und schmerzvoll sein sollte.<br />
Aber die breitere Geschichte war eine<br />
positivere. Pinot hatte endlich die Tour<br />
wiederentdeckt – er versprach, sich von<br />
nun an darauf zu konzentrieren, das Gelbe<br />
Trikot zu gewinnen. Die Tour hat Thibaut<br />
Pinot immer geliebt, aber er hat lange gebraucht,<br />
diese Liebe zu erwidern.<br />
Als sich die Tour dem Fuße des Prat<br />
d’Albis näherte, öffnete der Himmel<br />
seine Schleusen. Zwei Wochen lang war<br />
das Peleton weitgehend von Regen<br />
verschont worden, aber jetzt, als sich<br />
der letzte Anstieg der Pyrenäen näherte,<br />
kam es zu einem heftigen Regenguss.<br />
Die Stadt Foix im Tal war durchnässt,<br />
während niedrig stehende Wolken<br />
und Nebel die Gipfel geheimnisvoll ver -<br />
deckten. Jeder machte sich Gedanken,<br />
was wohl oben zu erwarten sei.<br />
Da die GC-Fahrer am Tourmalet die<br />
Kontrolle behalten hatten, wurde eine<br />
große Ausreißergruppe mit 36 Fahrern<br />
ziehen gelassen, um um den Tagessieg<br />
zu fahren. Simon Yates hatte bei den<br />
ersten drei Anstiegen des Tages<br />
abgewartet, bis die Gruppe allmählich<br />
kleiner wurde. Als Simon Geschke an der<br />
Mur de Péguère vorausging, fuhr Yates<br />
die Lücke zu und zog schließlich von<br />
dannen. Er jagte solo den letzten Anstieg<br />
hinauf und holte seinen zweiten Sieg. Als<br />
die GC-Fahrer am Prat d’Albis eintrafen,<br />
erwies sich Thibaut Pinot zum zweiten<br />
Mal in Folge als der beste Kletterer des<br />
Rennens. Er ging an der steilen, neunprozentigen<br />
Steigung sechs Kilometer<br />
vor dem Ziel aus dem Sattel und keiner<br />
seiner Konkurrenten konnte folgen. An<br />
der Linie hatte er weitere 1:16 auf das<br />
Gelbe Trikot gutgemacht. Nur 2:14 lagen<br />
jetzt zwischen den ersten sechs Plätzen<br />
und der Sieger stand noch in den Sternen.<br />
ETAPPENERGEBNIS<br />
1 Simon Yates Mitchelton-Scott 4:47:04<br />
2 Thibaut Pinot Groupama-FDJ +0:33<br />
3 Mikel Landa Movistar gl. Zeit<br />
GESAMTWERTUNG<br />
7Anzahl der<br />
Grand-Tour-<br />
Etappensiege<br />
von Pinot<br />
SEINE ANGRIFFE IN SAINT-ÉTIENNE, AM TOURMALET<br />
UND PRAT D’ALBIS ERINNERTEN AN DIE ZEITEN VOR<br />
INEOS/SKY, VOR ARMSTRONG UND VOR INDURAIN<br />
UND VERZAUBERTEN DIE EINHEIMISCHEN FANS<br />
EBENSO SEHR WIE DIE NEUTRALEN ZUSCHAUER.<br />
1 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS 61:00:22<br />
2 Geraint Thomas Team Ineos +1:35<br />
3 Steven Kruijswijk Jumbo–Visma +1:47<br />
PUNKTEWERTUNG<br />
1 Peter Sagan Bora–hansgrohe 284<br />
2 Sonny Colbrelli Bahrain Merida 191<br />
3 Michael Matthews Team Sunweb 187<br />
SEPTEMBER <strong>2019</strong> | PROCYCLING 103