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ETAPPE<br />

14<br />

THIBAUT<br />

SAMSTAG, 20. JULI<br />

TARBES ›<br />

TOURMALET BARÈGES<br />

117,5 KM<br />

Wie viel Spannung kann ein Radrennen<br />

auf 117 Kilometern bieten? Wenn es der<br />

Col du Soulor ist, gefolgt vom Tourmalet<br />

– 19 Kilometer mit 7,4 Prozent – dann<br />

wird es tatsächlich richtig spannend.<br />

Bereits bei der Auffahrt zum Soulor<br />

brach Romain Bardet komplett ein und<br />

verlor dort über 20 Minuten. Auch Adam<br />

Yates musste hier abreißen lassen,<br />

schaffte es in der Abfahrt zurück in die<br />

Gruppe des Gelben Trikots, verlor aber<br />

letztendlich doch sieben Minuten zur<br />

Spitze. An den unteren Hängen des<br />

Tourmalets wurde Dan Martin abgehängt,<br />

als Movistar ein hartes Tempo in<br />

der Gruppe um Alaphilippe anschlug.<br />

Das ging spektakulär nach hinten los, als<br />

Nairo Quintana etwa zehn Kilometer vor<br />

dem Ziel nicht mehr mithalten konnte.<br />

Dann beschleunigten David Gaudu und<br />

sein Teamkollege Thibaut Pinot, wobei<br />

Steven Kruijswijk mit seinen Leutnants<br />

Laurens De Plus und George Bennett,<br />

sowie Egan Bernal, Geraint Thomas,<br />

Emanuel Buchmann und das Gelbe<br />

Trikot Julian Alaphilippe mitzogen. Ein<br />

Angriff kurz nach der Flamme Rouge<br />

schüttelte Thomas ab, der 30 Sekunden<br />

später durch das Ziel rollte. Im finalen<br />

Sprint kam keiner der letzten Fahrer an<br />

Pinot vorbei. Wenn dieser Sieger eine<br />

Überraschung war, war dies nichts im<br />

Vergleich dazu, dass Alaphilippe seine<br />

Führung im Gelben Trikot weiter<br />

ausbauen konnte.<br />

L E<br />

T O U R<br />

20<br />

19<br />

PINOT<br />

Groupama-FDJ-<br />

Boss Marc Madiot<br />

betonte, dass<br />

Pinot die Tour<br />

erneut in Angriff<br />

nehmen werde.<br />

Pinot und Ala -<br />

phi lippe geben sich<br />

die Hand, nachdem<br />

sie die 8. Etappe<br />

mit einer gemeinsamen<br />

Attacke befeuert<br />

haben.<br />

und das Zeitfahren in Pau genutzt, um<br />

dieses Defizit wettzumachen, angetrieben<br />

von Wut und der besten Form seines Lebens.<br />

In den Pyrenäen konnte ihm niemand<br />

Paroli bieten und Cyrille Guimard,<br />

der in seiner Blütezeit als Manager in den<br />

1980ern mit Bernard Hinault, Laurent<br />

Fignon und Greg LeMond gearbeitet hatte,<br />

sagte: „Ich habe einen Tiger auf seinem<br />

Rad gesehen. Der Ausdruck in seinen Augen<br />

sagte, dass er alle fressen will.“<br />

In Nîmes sah Pinot wie ein kommender<br />

Sieger aus. Er benahm sich auch so. „Ich<br />

bin nicht, wie ich vorher war“, sagte er.<br />

Pinot hat den Großteil seines Erwachsenenlebens<br />

mit der Verfolgung des Ziels<br />

verbracht, Radrennen zu gewinnen und zu<br />

versuchen, dem Ruhm, der Aufmerksamkeit<br />

und dem Bullshit zu entkommen, die<br />

zwangsläufig damit einhergehen. Die nebligen,<br />

kühlen und feuchten Berge in der<br />

Umgebung von Mélisey, seiner Heimatstadt<br />

in den Vogesen, haben ihn geprägt<br />

– er ist ein grüblerischer, introvertierter<br />

Mensch, dessen tägliche Routine sich ums<br />

Tierehüten, Gemüseanbauen und Radfahren<br />

dreht, eine Existenz, die der Komplexität<br />

des Mannes selbst diametral entgegengesetzt<br />

ist.<br />

Die allgemeine Auffassung war, dass<br />

Pinot den Druck nicht vertrug und eine<br />

Reihe von aufgegebenen Rennen ihm einen<br />

Verfolgungswahn eingebracht hatte.<br />

Überhaupt standen frühen Erfolgen – Gesamt-Zehnter<br />

plus ein Etappensieg bei<br />

seinem Tour-Debüt 2012 mit 22; dritter<br />

Platz zwei Jahre später – diverse Desaster<br />

im Laufe der Jahre gegenüber. Er bekam es<br />

2013 mit der Abfahrtsangst zu tun, und<br />

seine Tour 2015 rettete er nur mit einem<br />

Etappensieg in Alpe d’Huez, als er in der<br />

Gesamtwertung keine Rolle mehr spielte.<br />

Er wandte sich von der Tour ab und zeigte<br />

sein Talent beim Giro und der Vuelta sowie<br />

einem Sieg bei der Lombardei-Rundfahrt<br />

vor seinem Helden Vincenzo Nibali<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Doch das Gefühl von Zerbrechlichkeit<br />

hielt an – er ging als Gesamt-Dritter in die<br />

vorletzte Etappe des Giro 2018 und beendete<br />

den Tag in einem Krankenhausbett,<br />

mit Lungenentzündung.<br />

In Nîmes jedoch machte Pinot einen<br />

zuversichtlichen Eindruck. Seine Ant-<br />

ETAPPENERGEBNIS<br />

1 Thibaut Pinot Groupama-FDJ 3:10:20<br />

2 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS +0:06<br />

3 Steven Kruijswijk Jumbo–Visma gl. Zeit<br />

GESAMTWERTUNG<br />

1 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS 56:11:29<br />

2 Geraint Thomas Team Ineos +2:02<br />

3 Steven Kruijswijk Jumbo–Visma +2:14<br />

BERGWERTUNG<br />

1 Tim Wellens Lotto Soudal 64<br />

2 Thibaut Pinot Groupama-FDJ 42<br />

3 Thomas De Gendt Lotto Soudal 37<br />

100 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>

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