Leseprobe Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement für Betriebsräte
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Für <strong>Betriebsräte</strong><br />
<strong>Arbeitsschutz</strong> &<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
!<br />
Nr. 15 || September 2019<br />
• Mitarbeiter schützen • Betriebsges<strong>und</strong>heit fördern • Mitbestimmung leben<br />
3<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
Wie ein gutes Fallmanagement Ihren<br />
kranken Kollegen helfen kann<br />
4<br />
Methodenkoffer<br />
So werden Belastungen am Arbeitsplatz<br />
reduziert<br />
6<br />
Augenges<strong>und</strong>heit<br />
Wie Kollegen ihren Bildschirmarbeitsplatz<br />
richtig einstellen<br />
Bunt ist der Herbst<br />
Liebe Betriebsrätin, lieber Betriebsrat,<br />
so bunt wie der Herbst, der<br />
in schnellen Schritten auf<br />
uns zukommt, ist auch diese<br />
Ausgabe von „<strong>Arbeitsschutz</strong><br />
& Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
<strong>für</strong> <strong>Betriebsräte</strong>“:<br />
Die unterschiedlichen Impulse<br />
sollen Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen,<br />
neue Perspektiven <strong>und</strong> Trends aufzeigen <strong>und</strong><br />
gute Argumente <strong>für</strong> die Gespräche mit Ihrem<br />
Arbeitgeber geben.<br />
Gerade nach der Sommerpause <strong>und</strong> der Urlaubszeit<br />
stehen nun mit die anstrengendsten<br />
Wochen des Jahres an. Das gefühlte halbe<br />
Jahr noch bis Weihnachten entpuppt sich<br />
schnell als 15 Wochen Sprint <strong>und</strong> die Zeit<br />
fliegt nur so vorbei.<br />
Damit Sie Ihre Zeit effizient nutzen <strong>und</strong> sich<br />
in diesem Herbst nicht stressen, finden Sie<br />
auf Seite 2 Tipps <strong>für</strong> Ihr optimales Zeitmanagement.<br />
Schließlich können Sie als Betriebsrat<br />
auch nur Ihr Bestes geben, wenn es<br />
Ihnen gut geht. Daher ist es wichtig, dass Sie<br />
sich auch um sich selbst kümmern.<br />
Viel Freude bei Lesen wünscht Ihnen<br />
Ihre<br />
Brigitte Ganzmann, Chefredakteurin<br />
Brigitte Ganzmann (BGM-Lotsen)<br />
arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich <strong>und</strong><br />
leidenschaftlich im Betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
– vom Mittelstand bis zur<br />
Konzernstruktur.<br />
Psyche <strong>und</strong> Arbeitsstress<br />
Brechen Sie das Tabu<br />
Die aktuelle Studie „The Workforce View in Europe 2019“ von Automatic Data Procession<br />
(ADP) zeigt, dass nach wie vor niemand gern über psychische Belastungen am<br />
Arbeitsplatz spricht. Als Betriebsrat nehmen Sie hier eine Schlüsselrolle ein. Reden<br />
Sie über die Probleme– nur so können Sie sie lösen!<br />
Was passiert, wenn Ihre Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen nicht von ihren Problemen am Arbeitsplatz<br />
erzählen, weil sie Angst vor einer Ausgrenzung haben? Sie erhalten nicht die Unterstützung,<br />
sei es durch Entlastung am Arbeitsplatz oder psychologische Beratungsangebote.<br />
Jeder 4. Kollege ist davon betroffen<br />
Nach dieser aktuellen Studie ist jeder 4. Kollege in seinem Leben von einer psychischen Erkrankung<br />
betroffen <strong>und</strong> äußert sich dazu nicht offen am Arbeitsplatz. Neben dem hohen<br />
persönlichen Leid der Betroffenen führen psychische Erkrankungen zu vielen Fehltagen.<br />
Mitarbeiter sprechen eher mit den eigenen Kollegen als mit dem Vorgesetzten<br />
Laut der ADP-Studie vertrauen sich zwar 80 % der Befragten innerhalb des Teams an,<br />
allerdings nur 6 % erzählen ihrem Vorgesetzten von den Beschwerden. Das lässt vermuten,<br />
dass die Beziehung der Kollegen zu ihrer Führungskraft nicht sonderlich gut ist.<br />
Was Ihr Arbeitgeber <strong>und</strong> Sie als Betriebsrat ändern können<br />
1. Machen Sie das Thema immer wieder präsent im Unternehmen, z. B. durch Ges<strong>und</strong>heitstage<br />
oder Kampagnen zu psychischen Erkrankungen. Interessantes Material<br />
finden Sie auf der Internetseite Psychenet dazu: https://www.psychenet.de/de/psychi<br />
sche-ges<strong>und</strong>heit/kampagne.html.<br />
2. Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durchführen: Neben der gesetzlichen<br />
Pflicht (§ 5 <strong>Arbeitsschutz</strong>gesetz) <strong>für</strong> jeden Arbeitgeber <strong>und</strong> dem Mitbestimmungsrecht<br />
<strong>für</strong> Sie als Betriebsrat (§ 87 Abs. 1 Nr. 7 Betriebsverfassungsgesetz) fördern<br />
die Erfassung <strong>und</strong> Beurteilung von Fehlbelastungen am Arbeitsplatz gr<strong>und</strong>sätzlich die<br />
Offenheit <strong>für</strong> das Thema.<br />
FAZIT<br />
Nicht schämen!<br />
Psychische Erkrankungen gehören wie körperliche auch zu uns Menschen.<br />
Niemand sollte sich da<strong>für</strong> schämen, wenn die Seele leidet, <strong>und</strong> jeder sollte entsprechende<br />
Hilfe bekommen.<br />
<br />
Download aller Arbeitshilfen dieser Ausgabe:<br />
premium.vnr.de<br />
<br />
Arbeitshilfen zum Download: premium.vnr.de <strong>Arbeitsschutz</strong> & Ges<strong>und</strong>heitsmanagement | 15/19<br />
1
Ges<strong>und</strong>heits<strong>für</strong>sorge<br />
Zeitmanagement als Betriebsrat<br />
Fördern Sie Ihre Ges<strong>und</strong>heit durch ein gutes<br />
Zeitmanagement<br />
Ges<strong>und</strong>heits<strong>für</strong>sorge fängt immer auch bei einem selbst an. Als Betriebsrat engagieren Sie sich <strong>für</strong> die Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Ihrer Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen. Doch wie sieht es mit Ihrer eigenen Fürsorge aus? Wie viel Zeit nehmen Sie sich <strong>für</strong> Ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit?<br />
Wie gehen Sie mit der Zeit im Betrieb um, wo alles dringend ist, aber nicht alles wichtig? Der Umgang mit Zeit hat einen<br />
wesentlichen Einfluss auf das Stresserleben <strong>und</strong> damit auf Ihre Ges<strong>und</strong>heit. Dieser Artikel soll Ihnen einige Impulse <strong>für</strong> eine gesündere<br />
Betriebsratsarbeit geben. Für sich selbst <strong>und</strong> als Vorbild <strong>für</strong> die Kollegen.<br />
Wie steht es um Ihr Zeitmanagement? Haben Sie überhaupt Zeit,<br />
diese Seiten zu lesen? Als Betriebsrat haben Sie alle Hände voll zu<br />
tun: die nächste Sitzung vorbereiten, die Gespräche mit den Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, die Diskussionen mit dem Arbeitgeber, die<br />
Recherche zu Themen <strong>und</strong> darüber hinaus noch einen Job erledigen,<br />
wenn Sie nicht freigestellt sind. Das klingt nach wenig Zeit<br />
<strong>und</strong> viel Stress!<br />
<strong>Betriebsräte</strong> sind belastet<br />
Das Gefühl, mit „Erwartungen von allen Seiten“ konfrontiert zu sein<br />
<strong>und</strong> zu wenig Zeit <strong>für</strong> die verschiedenen Aufgaben zu haben, teilen<br />
viele <strong>Betriebsräte</strong>. Eine der bekanntesten Studien dazu ist die von<br />
Martin Seidl. Sie ist zwar schon knapp 20 Jahre alt, aber aufgr<strong>und</strong><br />
der Arbeitsverdichtung <strong>und</strong> des Veränderungsdrucks in der Wirtschaft<br />
ist davon auszugehen, dass die Aussagen mehr denn je zutreffen.<br />
Die Daten veröffentlichte er 2000 in dem Artikel „Die Last der<br />
Verantwortung“.<br />
Deshalb ist Ihr Zeitmanagement so wichtig<br />
Wie gehen Sie nun als Betriebsrat mit Ihrer Zeit um? Wie managen<br />
Sie Ihre Zeit, ohne sich zu stressen? Kommt bei Ihnen Wichtiges<br />
oder Dringliches zuerst? Oder doch eher die Aufgaben, die Sie als<br />
Betriebsrat im Laufe des Tages vereinnahmen? Damit Sie sich nicht<br />
verzetteln, kann Ihnen das Eisenhower-Prinzip hier helfen.<br />
Nutzen Sie das Eisenhower-Prinzip <strong>für</strong> ein besseres<br />
Zeitmanagement<br />
Die Gr<strong>und</strong>idee des Eisenhower-Prinzips ist, Aufgaben, die anfallen,<br />
nach wichtig <strong>und</strong> dringend von unwichtigen <strong>und</strong> nicht dringenden<br />
zu trennen. Es hilft Ihnen, Prioritäten besser zu setzen <strong>und</strong><br />
so entspannter <strong>und</strong> stressfreier zu arbeiten. Teilen Sie Ihre Aufgaben<br />
auf nach:<br />
1. Wichtig <strong>und</strong> dringend – dazu gehören beispielweise Abgabefristen,<br />
Krisentermine oder Themen, die gerade an erster Stelle stehen.<br />
Diese Aufgaben werden zuerst erledigt. Alle anderen Dinge<br />
reihen sich „hinten“ an.<br />
2. Wichtig <strong>und</strong> nicht dringend – dazu gehören Weiterbildungen,<br />
Austausch mit den Kollegen, Planungen <strong>für</strong> die Weihnachtsfeier<br />
usw. Diese Aufgaben sind wichtig <strong>und</strong> sollten im Kalender terminiert<br />
werden, um genügend Zeit da<strong>für</strong> einzuplanen.<br />
3. Dringend <strong>und</strong> nicht wichtig – dazu gehören beispielsweise Unterbrechungen<br />
durch E-Mails oder das Telefon, Meetings oder<br />
Besuche durch die Kollegen. Sie erfordern unmittelbare Aufmerksamkeit<br />
von Ihnen als Betriebsrat, sind aber oft nicht wichtig.<br />
4. Nicht dringend <strong>und</strong> nicht wichtig – das sind Routineaufgaben<br />
(Ordnerablage, Blumen gießen etc.), die dann erledigt werden<br />
können, wenn gerade ein „Leistungstief “ da ist, wie z. B. nach<br />
der Mittagspause oder kurz vor Feierabend.<br />
„Wichtig“ ist nicht immer wichtig<br />
Das Eisenhower-Prinzip hilft Ihnen in Ihrem Betriebsratsalltag<br />
sicherlich zu mehr Struktur <strong>und</strong> Klarheit. Doch <strong>für</strong> Ihre Ges<strong>und</strong>heit<br />
ist es wesentlich, wenn Sie sich darüber klar sind, was Ihnen<br />
persönlich wichtig ist. Schließlich sollten neben Ihren beruflichen<br />
Themen die privaten Angelegenheiten nicht zu kurz kommen.<br />
Wenn Sie zu viel Zeit in Ihre Betriebsratsarbeit stecken, bleibt wenig<br />
Zeit <strong>für</strong> Familie, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Hobbys – <strong>und</strong> dies ist auf Dauer<br />
nicht ges<strong>und</strong>! Für ein ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> ausbalanciertes Zeitmanagement<br />
sollten Sie als Betriebsrat <strong>und</strong> als Privatmensch definieren,<br />
was <strong>für</strong> Sie wichtig ist. Dazu helfen folgende Fragen aus der unten<br />
stehenden Übersicht:<br />
Übersicht: Was ist mir wichtig?<br />
Als Betriebsrat<br />
Welche Veränderungen möchte<br />
ich in meiner Amtszeit bewirken?<br />
Welche betrieblichen Themen<br />
sind mir wirklich wichtig?<br />
FAZIT<br />
Zeit ist wertvoll<br />
Als Privatperson<br />
Welche Beziehungen sind mir wichtig<br />
<strong>und</strong> wie pflege ich sie?<br />
Welche Hobbys machen mich<br />
glücklich <strong>und</strong> zufrieden?<br />
<br />
Was ist mir <strong>für</strong> meine Ges<strong>und</strong>heit<br />
wichtig?<br />
Zeit ist wertvoll <strong>und</strong> muss gut eingeteilt werden: <strong>für</strong> die<br />
Arbeit, <strong>für</strong> die Familie, <strong>für</strong> Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Hobbys. Ein<br />
gutes <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Zeitmanagement hat nicht nur die<br />
wichtigen betrieblichen Themen im Blick, sondern auch<br />
die wesentlichen Säulen des Privatlebens.<br />
Unterscheiden Sie als Betriebsrat zwischen Wichtigem<br />
<strong>und</strong> Dringendem <strong>und</strong> den Dingen, die warten können.<br />
Lernen Sie, auch mal Nein zu sagen, schließlich sind Ihre<br />
eigenen Energievorräte nicht unendlich. Und schön, dass<br />
Sie Zeit gef<strong>und</strong>en haben, diesen Artikel zu lesen.<br />
<br />
2 <strong>Arbeitsschutz</strong> & Ges<strong>und</strong>heitsmanagement | 15/19
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
CDMP<br />
Wie ein professionelles Fallmanagement Ihren<br />
kranken Kollegen helfen kann<br />
In vielen Unternehmen arbeitet bereits ein „Certified Disability Manager Professional“ (CDMP), der im Rahmen einer Zusatzausbildung<br />
gelernt hat, wie Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer bestmöglich nach Krankheit wieder an den Arbeitsplatz eingegliedert<br />
oder Krankheiten schon im Voraus vermieden werden. Lesen Sie als Betriebsrat, wie Ihre betroffenen Kollegen <strong>und</strong> Ihr Arbeitgeber<br />
von dieser Qualifikation profitieren können.<br />
Kennen Sie das aus Ihrem Unternehmen auch, dass es oft schwerfällt,<br />
Kollegen, die ein betriebliches Eingliederungsmanagement<br />
(BEM) durchlaufen, wieder gut im Unternehmen einzugliedern<br />
oder überhaupt den BEM-Prozess zufriedenstellend zu gestalten?<br />
Oft sind es zähe <strong>und</strong> langwierige Prozesse, die im Sinne der Eingliederung<br />
nicht immer gut enden. Seit 2004 hat der Gesetzgeber<br />
Ihrem Arbeitgeber auferlegt, den Kollegen, die im Jahr mehr als<br />
6 Wochen krank sind, ein BEM anzubieten (§167 Abs. 2 Sozialgesetzbuch<br />
IX). Als Betriebsrat haben Sie darüber zu wachen, ob<br />
Ihr Arbeitgeber dies auch so umsetzt, <strong>und</strong> Sie können den Prozess<br />
maßgeblich mitgestalten.<br />
Doch oft fehlen schlichtweg die Zeit <strong>und</strong> das umfassende Knowhow,<br />
das nötig ist, um Kolleginnen oder Kollegen nach Krankheit<br />
wieder in den Arbeitsplatz einzugliedern. Im Rahmen einer Ausbildung<br />
kann sich jeder, der den Eignungsrichtlinien der Deutschen<br />
Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) entspricht, als<br />
CDMP ausbilden lassen. Auch Sie als Betriebsrat.<br />
Was steckt alles hinter CDMP?<br />
CDMP ist eine Zusatzqualifikation, die international anerkannt ist<br />
<strong>und</strong> in Deutschland über die DGUV erworben werden kann. Während<br />
der Ausbildungsmodule lernen die Teilnehmer das entsprechende<br />
Fachwissen. Dazu gehören folgende Bereiche:<br />
die gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen, besonders Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsrecht,<br />
Sozialwesen (Sozialversicherungsträger <strong>und</strong> Fördermöglichkeiten),<br />
medizinische Gr<strong>und</strong>lagen,<br />
Personalwesen/Personalwirtschaft,<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement <strong>und</strong> Arbeitssicherheit,<br />
Gesprächsführung <strong>und</strong> Psychologie.<br />
Aufgaben eines CDMP<br />
Ein CDMP ist ein Fallmanager in Sachen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wiedereingliederung.<br />
Er berät zum einen die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
<strong>und</strong> Ihren Arbeitgeber in dem Prozess der betrieblichen Wiedereingliederung<br />
<strong>und</strong> tut dies entsprechend seinem vielfältigen Fachwissen<br />
mit viel Sachverstand. Zum anderen koordiniert er den<br />
BEM-Prozess <strong>und</strong> führt die Gespräche als neutraler Moderator.<br />
Er erstellt Fähigkeitsprofile der Kollegen, die nach Krankheit eine<br />
veränderte Arbeitsfähigkeit haben, <strong>und</strong> erstellt Arbeitsplatzanforderungen.<br />
Die Fachperson kennt zudem die richtigen internen <strong>und</strong><br />
externen Ansprechpartner, weiß auch, welche Kostenträger infrage<br />
kommen, <strong>und</strong> unterstützt die Kollegen bei der Antragstellung.<br />
Jede Menge Sachverstand: Die Vorteile liegen auf der Hand<br />
Ein guter BEM-Prozess, der strukturiert <strong>und</strong> gesetzlich korrekt<br />
durchgeführt wird, den Datenschutz nicht vergisst sowie eine gute<br />
Dokumentation im Blick hat <strong>und</strong> trotzdem nicht zu viel Zeit in Anspruch<br />
nimmt, entlastet Sie als Betriebsrat, Ihre betroffenen Kollegen<br />
<strong>und</strong> auch den Arbeitgeber. Das allein ist schon ein großer Vorteil.<br />
Zudem spielen ethische Gr<strong>und</strong>werte in der Weiterbildung eine<br />
große Rolle. Ein CDMP achtet auf die Würde <strong>und</strong> das Wohlergehen<br />
der betroffenen Kollegen <strong>und</strong> natürlich auch auf den Datenschutz.<br />
Es lohnt sich daher, die Kompetenz ins Haus zu<br />
holen, entweder über eine interne Qualifizierung oder durch<br />
einen externen Berater.<br />
Wer kann sich als CDMP weiterqualifizieren lassen?<br />
Gr<strong>und</strong>legend kann jeder, der an den Inhalten der Fortbildung<br />
interessiert ist, auch daran teilnehmen – auch Sie als Betriebsrat.<br />
Die Zulassung zur Prüfung <strong>und</strong> die Zertifizierung laufen über die<br />
DGUV.<br />
Hier finden Sie auch die Kriterien <strong>für</strong> die Prüfungszulassung:<br />
https://www.dguv.de/medien/disability-manager/pruef_ord.pdf.<br />
Die Kosten <strong>für</strong> die Weiterbildung ohne Prüfungen liegen bei<br />
4.505 €, <strong>für</strong> die Prüfung bei 550 €. Mehr Informationen zu dem<br />
Thema CDMP sowie den jeweiligen Weiterbildungsstandorten<br />
<strong>und</strong> der Zertifizierung finden Sie auf der Homepage der DGUV:<br />
https://www.dguv.de/disability-manager/index.jsp.<br />
FAZIT<br />
Ein gutes Fallmanagement entlastet alle<br />
Mit dem Sachverstand <strong>und</strong> dem Know-how in Sachen<br />
BEM wird der gesamte Prozess in Ihrem Unternehmen<br />
entlastet. Für Ihre Kollegen ist die Teilhabe am Arbeitsleben<br />
aus sozialen <strong>und</strong> auch finanziellen Gründen wichtig.<br />
Für Ihren Arbeitgeber ist jeder fehlende Kollege mit<br />
wirtschaftlichen Abstrichen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> auch unser<br />
Sozialversicherungssystem kann nur durch arbeitende<br />
Kollegen finanziert werden.<br />
Wenn Sie sich als Betriebsrat nicht als CDMP qualifizieren<br />
lassen können <strong>und</strong> auch sonst intern niemand da<strong>für</strong><br />
infrage kommt, gibt es Beratungsfirmen, die die Aufgabe<br />
übernehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber <strong>und</strong><br />
klären Sie ihn über die Vorteile auf, die so eine Investition<br />
<strong>für</strong> die Kollegen <strong>und</strong> ihn mit sich bringt.<br />
<br />
Arbeitshilfen zum Download: premium.vnr.de <strong>Arbeitsschutz</strong> & Ges<strong>und</strong>heitsmanagement | 15/19<br />
3
Schwerpunktthema<br />
Methodenkoffer<br />
Mit diesem Instrument nehmen Ihre Kollegen ihren<br />
Arbeitsplatz unter die Lupe<br />
Sind Ihre Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen zufrieden mit ihrer Arbeit sowie dem Betriebsklima <strong>und</strong> stimmt der wirtschaftliche Erfolg, sind<br />
Ihr Arbeitgeber <strong>und</strong> sicherlich auch Sie als Betriebsrat guter Dinge. Doch was ist, wenn es nicht so ist? Wenn Probleme in der einen<br />
oder anderen Abteilung auftreten? Mit dem Instrument der Arbeitssituationsanalyse können auf einfache Weise Belastungen am<br />
Arbeitsplatz aufgespürt, reduziert <strong>und</strong> Ressourcen gestärkt werden. Erfahren Sie mehr über den Einsatz <strong>und</strong> Ablauf einer Arbeitssituationsanalyse<br />
<strong>und</strong> den Nutzen sowohl <strong>für</strong> Ihre Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen als auch <strong>für</strong> Ihren Arbeitgeber.<br />
Wenn alles im Betrieb r<strong>und</strong>läuft, das Miteinander, die Prozesse <strong>und</strong><br />
die Produkte stimmen, dann ist alles im Lot. Doch in den Zeiten des<br />
Wandels, angetrieben durch die Digitalisierung, ist in vielen Betrieben<br />
daran nicht zu denken. Wie ist es in Ihrem Unternehmen? Was<br />
tun Sie als Betriebsrat, wenn sich einzelne Kollegen über Schwierigkeiten<br />
<strong>und</strong> Probleme beklagen? Wenn Sie den Eindruck bekommen,<br />
dass etwas nicht im Lot ist?<br />
Ohne großen Aufwand wissen, was los ist<br />
Befragen Sie einfach weitere Kollegen, um sich ein Bild von der<br />
Lage zu verschaffen? Suchen Sie als Betriebsrat das Gespräch mit<br />
der betreffenden Führungskraft oder klären Sie mit Ihrem Arbeitgeber<br />
die Situation <strong>und</strong> fordern ihn dazu auf, die Sache anzugehen?<br />
Schließlich muss er nach § 3 <strong>Arbeitsschutz</strong>gesetz (ArbSchG) da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass die Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit der Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen durch entsprechende Maßnahmen geschützt sind.<br />
Doch wird sich Ihr Arbeitgeber wirklich zeitnah der Sache annehmen?<br />
Und wie erfährt er, wenn sich die Dinge am Arbeitsplatz verändern<br />
<strong>und</strong> dies Auswirkungen auf die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Sicherheit<br />
der Kollegen hat? Hier kommt das Instrument der Arbeitssituationsanalyse<br />
ins Spiel.<br />
Damit erfahren Sie als Betriebsrat, Ihr Arbeitgeber <strong>und</strong> auch die<br />
Führungskräfte schnell <strong>und</strong> systematisch, wodurch die Kollegen<br />
am Arbeitsplatz belastet sind <strong>und</strong> welche Aspekte gut laufen. Vielleicht<br />
plant Ihr Arbeitgeber ja bereits eine Arbeitssituationsanalyse.<br />
Wenn nicht, schlagen Sie als Betriebsrat ihm dieses Instrument<br />
zur Erhebung der Belastungen am Arbeitsplatz vor.<br />
So läuft die Arbeitssituationsanalyse<br />
Mithilfe der Arbeitssituationsanalyse erarbeitet eine 12 Personen<br />
starke Gruppe aus gleichrangigen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus<br />
den betroffenen Bereichen innerhalb von 2 St<strong>und</strong>en die Stärken <strong>und</strong><br />
Belastungsfaktoren in der Abteilung. Dies geschieht mittels einer<br />
moderierten Gruppendiskussion, die ein externer Moderator steuert.<br />
Entwickelt hat das Verfahren der Arbeitssituationsanalyse Professor<br />
Nieder, der jahrelang die Zusammenhänge zwischen Fehlzeiten<br />
<strong>und</strong> Führungsverhalten erforscht hat.<br />
Die Vorteile einer Arbeitssituationsanalyse<br />
Die Vorteile einer Arbeitssituationsanalyse liegen kurz <strong>und</strong> knapp<br />
in folgenden Faktoren:<br />
Schnelle <strong>und</strong> effektive Ergebniserzielung: Aktuelle Belastungsfaktoren<br />
<strong>und</strong> Ressourcen werden in 120 Minuten erhoben.<br />
Einbindung der Kollegen als „Experten vor Ort“: Die Kollegen<br />
kennen die Probleme innerhalb des Teams oder der Abteilung<br />
genau.<br />
Die Kollegen erarbeiten selbst Lösungsansätze.<br />
Der Arbeitgeber <strong>und</strong> die Führungskräfte sind im Rahmen des<br />
Steuerkreises Arbeitssituationsanalyse eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Es entstehen geringe Kosten <strong>für</strong> die Umsetzung, ggf. nur <strong>für</strong> einen<br />
externen Moderator <strong>und</strong> die Arbeitszeit der beteiligten<br />
Kollegen.<br />
Der Workshop kann einfach inhouse umgesetzt werden (keine<br />
gesonderte Raumanmietung erforderlich).<br />
Es gibt keine aufwendige Datenauswertung wie bei einer<br />
schriftlichen Befragung.<br />
Ein Dialog im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />
wird gefördert.<br />
Es gibt eine klare <strong>und</strong> nachvollziehbare Vorgehensweise <strong>für</strong> alle<br />
Beteiligten.<br />
Sie als Betriebsrat bestimmen mit im Sinne des § 87 Nr. 1 Abs. 7<br />
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG), da die Ergebnisse der<br />
Arbeitssituationsanalyse <strong>für</strong> die Gefährdungsbeurteilung psychischer<br />
Belastungen (§ 5 ArbSchG) herangezogen werden<br />
können.<br />
Die Arbeitssituationsanalyse unterstützt Sie als Betriebsratsgremium<br />
bei der Erfüllung Ihrer gesetzlichen Pflicht nach § 80<br />
Nr. 1 Abs. 9 BetrVG, wo geregelt ist, dass Sie Maßnahmen des<br />
<strong>Arbeitsschutz</strong>es zu fördern haben.<br />
Die Ergebnisse der Arbeitssituationsanalyse können mehrfach<br />
genutzt werden<br />
Die Aussagen der Arbeitssituationsanalyse können auch im Rahmen<br />
der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (§ 5<br />
ArbSchG) herangezogen werden. Somit erfüllt Ihr Arbeitgeber<br />
auch noch seine gesetzliche Pflicht, da das Instrument die relevanten<br />
Felder nach den Leitlinien der Gemeinsamen Deutschen<br />
<strong>Arbeitsschutz</strong>strategie zur psychischen Gefährdungsbeurteilung<br />
abdeckt.<br />
Zu diesen relevanten Feldern gehören die Arbeitsaufgabe, die<br />
Arbeitsumgebung, die sozialen Beziehungen <strong>und</strong> die Arbeitsorganisation.<br />
Dieses Argument spricht <strong>für</strong> das Instrument der Arbeitssituationsanalyse<br />
<strong>und</strong> überzeugt – neben den anderen vielen<br />
Vorteilen – auch sicherlich Ihren Arbeitgeber.<br />
4 <strong>Arbeitsschutz</strong> & Ges<strong>und</strong>heitsmanagement | 15/19