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Pferdefischer

Seit rund 500 Jahren gehen die belgischen Krabben-Fischer hoch zu Ross in die kabbelige Nordsee bei Oostduinkerke. Inzwischen wurde diese ungewöhnliche Art der Fischerei von der UNESCO geadelt. Sie gehört zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Die belgische Nordseeküste hat noch mehr zu bieten: das Kunstprojekt Beaufort, das alle drei Jahre als Skulpturenpark am Meer beeindruckt. Alte und neue Architektur prägen die Küste.

Seit rund 500 Jahren gehen die belgischen Krabben-Fischer hoch zu Ross in die kabbelige Nordsee bei Oostduinkerke. Inzwischen wurde diese ungewöhnliche Art der Fischerei von der UNESCO geadelt. Sie gehört zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Die belgische Nordseeküste hat noch mehr zu bieten: das Kunstprojekt Beaufort, das alle drei Jahre als Skulpturenpark am Meer beeindruckt. Alte und neue Architektur prägen die Küste.

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Weltkulturerbe<br />

<br />

Das gibt es nur an der belgischen Nordseeküste. Seit rund 500 Jahren gehen die<br />

Krabben-Fischer hoch zu Ross in die kabbelige Nordsee bei Oostduinkerke. Schritt für<br />

Schritt pflügen sich die robusten Kaltblüter mühsam durch die Wellen, hinter sich das<br />

Netz für den Krabbenfang. Vor fünf Jahren wurde diese ungewöhnliche Art der<br />

Fischerei von der UNESCO geadelt: sie gehört zum immateriellen Kulturerbe der<br />

Menschheit.<br />

<br />

Wenn sich die Krabbenfischer und ihre gewaltigen Rösser zweimal wöchentlich von<br />

März bis September auf der Strandpromenade in Oostduinkerke sammeln, wird der<br />

Ort zum Hotspot für Touristen. Die ganz Mutigen trauen sich mit einer kleinen<br />

Streicheleinheit an die Riesen heran. Auf jeden Fall wird das Smartphone gezückt,<br />

wenn schon keine Kamera an Bord ist. Die belgischen Kaltblüter dürften zu den<br />

meistfotografierten Pferden des Landes gehören. Und das ganz ohne Bling-Bling. Ihr<br />

rustikaler Charme und ihre Gelassenheit sind einfach UNESCO-würdig. <br />

<br />

Die Profis unter den Fotografen haben vorgesorgt. Nicht nur zwei Kameras und<br />

schwere Teleobjektive werden von ihnen geschleppt, Gummistiefel so hoch wie<br />

möglich oder noch besser Anglerhosen, die einen trockenen Körper bis auf<br />

Achselhöhe garantieren, sind angesagt. Wozu das, fragt sich der naive<br />

September-Tourist. Aber das kommt später.<br />

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Die Nordsee hat sich<br />

zurückgezogen. <br />

Es ist Ebbe. <br />

Zwei, drei Stunden haben die<br />

Krabbenfischer Zeit, auf Beutefang<br />

zu gehen.<br />

<br />

Die Schaumkronen, die Wind und<br />

Wellen produzieren, sind weit am<br />

Horizont. <br />

<br />

Der Sand wird feucht und feuchter<br />

und irgendwann drängt sich der<br />

erste Priel zwischen Fußgänger und<br />

voraus stapfende Kaltblüter. Auch<br />

ein wasserfester Schuh wird hier<br />

auf jeden Fall geflutet. <br />

<br />

Warum haben wir keine<br />

Gummistiefel? <br />

Da hilft nur eins: <br />

Raus aus den Schuhen und die<br />

Hosenbeine hochgekrempelt.<br />

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Zwei Stunden vor Ebbe ist der ideale Moment<br />

für die Fischer. Den einen Tag niesel-regnet es,<br />

am nächsten wärmt die Sonne das Wasser für<br />

die Barfussläufer. Der Wind ist frisch. Die Fischer<br />

tragen hohe Stiefel, gelbe Öljacken und -hosen<br />

und nach Lust und Laune einen Südwester auf<br />

dem Kopf. <br />

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Die langen Netze und zwei Körbe<br />

für den Fang sind an den Pferden<br />

befestigt. Der Kutscher wird zum<br />

Reiter und nimmt auf dem<br />

sattelähnlichen Holzgestell auf dem<br />

Rücken der Pferde Platz. Und los<br />

geht’s für Ross und Reiter in die See.<br />

Zwar ist das Wasser flach, aber<br />

irgendwann reicht es gut an den<br />

Bauch der Tiere heran, die parallel zu<br />

Strand und Wellen auf und ab<br />

ziehen. <br />

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Kitesurfen<br />

Die echten Beachboys und<br />

-girls, die gehen aufs Wasser! Sie<br />

schmecken das Meer auf den<br />

Lippen und erfahren die Kraft<br />

von Wind und Wasser. Nass wird<br />

natürlich dabei auch. <br />

<br />

Kitesurfen vereint das Beste aus<br />

zwei Welten… mit beiden<br />

Füßen auf dem Boden oder im<br />

Wasser starten und dann ab und<br />

zu einfach abheben… Wie ein<br />

Drache, der übers Meer fliegt.<br />

Pures Adrenalin!


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Beaufort <br />

ist ein Kunstprojekt, das<br />

alle drei Jahre an der<br />

gesamten belgischen<br />

Küste entlang<br />

stattfindet. Gestartet<br />

wurde das Projekt, bei<br />

dem die See die<br />

Hauptrolle spielt, vor ca.<br />

15 Jahren. 2018<br />

widmete sich die Galerie<br />

am Meer der See als<br />

unbeherrschbarer Ort,<br />

der uns aber auch mit<br />

dem Rest der Welt<br />

verbindet. <br />

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Nach den letzten<br />

Beaufort-Terminen blieben<br />

verschiedene Kunstwerke an<br />

ihrem ursprünglichen<br />

Standort stehen oder<br />

erhielten eine neue Stelle.<br />

Monumentale Kunstwerke<br />

fanden ihren Platz in der<br />

einzigartigen Kulisse der<br />

Küste. <br />

Es entstand ein<br />

Skulpturenpark am Meer,<br />

der sich über die<br />

verschiedenen<br />

Küstengemeinden erstreckt.<br />

Diese Werke können immer<br />

noch per Rad, zu Fuß oder<br />

mit der S-Bahn entdeckt<br />

werden. <br />

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Vier lange Jahre waren die „Flanders<br />

Fields“ der dramatische Schauplatz für<br />

einige der blutigsten Kämpfe des Ersten<br />

Weltkrieges. Die friedliche Landschaft mit<br />

ihren Bauernhöfen und Feldern<br />

verwandelte sich 1914 in ein<br />

Schlachtfeld. Dieser erste internationale<br />

Konflikt auf Weltebene betraf nicht nur<br />

europäische Bürger; Länder der ganzen<br />

Welt, die als Kolonien,<br />

Herrschaftsgebiete, Protektorate und<br />

Hoheitsgebiete eine enge Beziehung zu<br />

Europa unterhielten, waren darin<br />

verwickelt. Eine Million Soldaten wurden<br />

verwundet, getötet oder als vermisst<br />

gemeldet und abertausende Bürger<br />

verloren ihr Zuhause und mussten<br />

fliehen. Der Krieg verwüstete ganze<br />

Städte und Dörfer oder machte sie dem<br />

Erdboden gleich.<br />

Auch heute noch ist die Landschaft von<br />

den Spuren des Krieges gezeichnet.<br />

Hunderte Denkmäler, Gedenkstätten und<br />

Friedhöfe prägen ihr Gesicht und sind für<br />

Menschen in der ganzen Welt von großer<br />

historischer Bedeutung. <br />

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Nieuwpoort<br />

gehört zu den angenehmen Erscheinungen an der belgischen Küste. Zwar wurde das<br />

Städtchen im Ersten Weltkrieg fast völlig zerstört, doch dann nach alten Plänen wieder<br />

aufgebaut. So hat es heute noch etwas vom Charme eines alten Fischerhafens, zumal<br />

die Fischereiflotte von Nieuwpoort noch jeden Tag ausläuft.<br />

Drei Kilometer zieht sich die „Hafenrinne“, die Mündung der Ijzer in die Nordsee, von<br />

Nieuwpoort-Stad bis zum Badeort Nieuwpoort-Bad. Platz genug für den größten<br />

Jachthafen an der Nordsee.<br />

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Ist das Kunst... ?


... oder kann das weg?<br />

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Beaufort<br />

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Die Beaufort-Kuratorin Heidi Ballet erklärt ihr<br />

Konzept: „Die Realität des Klimawandels hat uns zu<br />

einem Wendepunkt gebracht. Wir sind verpflichtet,<br />

auf bescheidenere Weise mit den Elementen<br />

umzugehen. Während der Mensch sich in der<br />

Vergangenheit selbst eine Alleinherrschaft<br />

anerkannt, auch getragen durch unsere<br />

wissenschaftlichen Entwicklungen, erkennen wir<br />

jetzt Grenzen unseres Könnens, und damit auch<br />

Grenzen an unser starres westliches Denken. Der<br />

Meeresspiegel steigt und unsere einbildete<br />

Kontrolle geht einen Schritt zurück. Millionen<br />

Menschen drohen, aufgrund unsers globalen<br />

ökologischen Fehlverhaltens zu Klimaflüchtigen zu<br />

werden.<br />

Unsere Verletzbarkeit gegenüber der Natur ist an<br />

der Küste am besten zu beobachten. Die Künstler<br />

von Beaufort 2018 stellen das sich verändernde<br />

Verhältnis zwischen Mensch und Natur dar und die<br />

Werke verkörpern eine Überlegung über die<br />

Beschränkungen der materiellen Verewigung durch<br />

das Bauen von Denkmälern. In diesem Sinne ist<br />

Beaufort 2018 durchdrungen von einer<br />

jahrhundertealten und aktuellen Huldigung der<br />

Allmächtigkeit der See.“<br />

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Urheberrechtshinweis<br />

<br />

Alle Inhalte dieses Fotobuchs sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Insbesondere<br />

Fotografien und Grafiken. <br />

Das Urheberrecht liegt – soweit nicht<br />

anders gekennzeichnet – bei Gabriele<br />

Arndt. Fragen Sie mich, falls Sie die Inhalte<br />

dieses Internetangebots verwenden<br />

möchten.<br />

Copryright 2019<br />

Gabriele Arndt<br />

www.missnordrheinwestfalen.de

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