DMG-informiert 4/2019, Thema: Wir sind gefragt!
Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen. Thema dieser Ausgabe: Wir sind gefragt!
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AMERIKA<br />
PERU<br />
Theologie – wichtiger denn je!<br />
Bereits 1910 wurde in der „World<br />
Missionary Conference“ in Edinburgh<br />
der Status Lateinamerikas heftig<br />
debattiert: Ist Lateinamerika nicht längst<br />
ein christlicher Kontinent? Diese Frage<br />
bewegt auch 100 Jahre später noch Herzen.<br />
Beispielsweise das eines Studenten<br />
der Interkulturellen Studien am Moody<br />
Bible Institute in den USA, der kürzlich<br />
sein Praktikum in unserer Gemeinde hier<br />
in Arequipa absolviert hat. Mir klingt<br />
noch in den Ohren, wie er mit den Worten<br />
zu mir kam: „Jetzt verstehe ich, hier<br />
gibt es wirklich noch viel Arbeit.“<br />
Er bezog sich auf meinen Kommentar<br />
beim Kaffee, dass es in Lateinamerika in<br />
der theologischen Ausbildung ein Riesenvakuum<br />
gebe. Christen und Pastoren<br />
sehnen sich nach biblisch fundierter<br />
Ausbildung, doch wo bekommen sie<br />
die? Wer geht schon gerne zu einem<br />
Arzt ohne medizinische Ausbildung?<br />
Wer sucht sich einen Anwalt, der von<br />
Gesetzen keine Ahnung hat? Und wer<br />
hört auf einen Pastor ohne theologische<br />
Ausbildung, der sich weder in der Bibel<br />
noch in der Kirchengeschichte auskennt?<br />
Also ich nicht!<br />
Ian Payne spricht von weltweit<br />
100.000 Menschen täglich, die sich<br />
für Jesus Christus entscheiden (davon<br />
30.000 Chinesen). Bei einem Leiter pro<br />
100 Christen sprächen wir von einer<br />
Ausbildung für 1.000 Personen – jeden<br />
Tag! Hieraus schließt Payne, theologische<br />
Ausbildung sei durch und durch „missional“<br />
(von zentraler Bedeutung, damit die<br />
Menschen zum Glauben finden).<br />
David Sills, Professor für Missiologie<br />
am Southern Baptist Theological<br />
Seminary und ehemaliger Missionar bei<br />
den Quichua in Ecuador, erzählt, wie ihn<br />
Quichua-Pastoren baten, keine neuen<br />
Gemeinden mehr zu gründen. Viele<br />
betreuten schon acht bis zehn Gemeinden<br />
und waren mehr als nur überlastet.<br />
Hingegen baten sie um theologische<br />
Ausbildung für sich selbst und weitere<br />
Leiter!<br />
In den USA gibt<br />
es einen ausgebildeten<br />
Leiter für 235<br />
Christen, anderswo in<br />
der Welt kommen auf<br />
einen Leiter 450.000<br />
Menschen. Vier von<br />
fünf Pastoren weltweit<br />
haben keine Chance<br />
auf eine fundierte theologische Ausbildung.<br />
Was lehren sie in ihren Gemeinden?<br />
Was verkündigen diese Pastoren<br />
sonntags? Christen brauchen biblische<br />
Antworten auf ihre Fragen. Wenn sie die<br />
nicht erhalten, kommen die Antworten<br />
In den USA gibt es einen<br />
ausgebildeten Leiter für<br />
235 Christen, anderswo<br />
in der Welt kommen<br />
auf einen Leiter<br />
450.000 Menschen.<br />
von irgendwoher – denn die Fragen<br />
bleiben ja durchaus bestehen.<br />
Dieses Vakuum bekämpfen wir<br />
aktiv, indem wir Peruaner theologisch<br />
ausbilden. Es hat aber auch eine gute<br />
Seite. Philip M. Steyne schreibt: „Die<br />
schnell wachsenden Kirchen der dritten<br />
Welt beginnen nun, ihre eigenen Werte<br />
und Überzeugungen zu formulieren. Sie<br />
entwickeln neue Theologien, die sich<br />
bewusst mit Fragen auseinandersetzen,<br />
die westliche Theologen bisher ignoriert<br />
oder übersehen haben, da diese Fragen<br />
für sie bedeutungslos waren.“ <strong>Wir</strong><br />
brauchen eine doppelte Strategie: Zum<br />
einem gilt es, Theologen, Missionare und<br />
Pastoren im globalen<br />
Süden auszubilden.<br />
Gleichzeitig können<br />
auch wir viel von ihnen<br />
lernen.<br />
Die Frage jedoch<br />
bleibt, auf was unsere<br />
Theologie baut. Es ist<br />
wichtig, sie wirklich<br />
auf dem Wort Gottes,<br />
der Bibel, aufzubauen und aus ihr<br />
Antworten auf heutige Fragen zu finden.<br />
Eine gesunde theologische Ausbildung ist<br />
wichtig für gesunde Gemeinden – überall<br />
auf der Welt.<br />
10<br />
Benjamin und Daniela Marx<br />
P10427<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 4 | <strong>2019</strong>