Triangel Ausgabe 108 - 03/2019
September-November 2019
September-November 2019
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Chaoskopf<br />
In meinem Kopf herrscht das reinste<br />
Chaos. Meine Gedanken schlagen<br />
Purzelbäume und ich komme<br />
kaum hinterher, verhedderte Gedankenstränge<br />
zu entwirren. Ich verliere<br />
mich oft in meinem Kopf. In imaginären<br />
Gesprächen, die niemals stattgefunden<br />
haben und niemals stattfinden<br />
werden. Zumindest nicht so, wie<br />
ich sie mir in meinem Kopf vorstelle.<br />
Und keine Sorge, ich leide nicht an<br />
Schizophrenie, ich bin einfach nur<br />
sehr nachdenklich.<br />
Es ist ein Fluch und ein Segen zugleich,<br />
alles so verdammt intensiv zu<br />
fühlen.<br />
In meinem Kopf fange ich an, Gedichte<br />
zu schreiben, die nie fertiggestellt<br />
werden. Ich beginne über Fragen<br />
zu grübeln, deren Antworten sich<br />
nicht mit einem Ja oder Nein genugtun<br />
würden.<br />
Zu einem Freund sagte ich neulich,<br />
dass es sich so anfühlt, als sei mein<br />
Kopf wie ein Buch.<br />
Ich versuche jede Seite, jedes Kapitel<br />
laut vorzulesen. Dabei springe<br />
ich von Satz zu Satz und überschlage<br />
ich mich in den Zeilen. Ich will alles<br />
mitnehmen was geht, doch stehe am<br />
Ende mit leeren Händen und vollem<br />
Kopf vor mir selbst.<br />
Nicht nur mein Kopf ist dann unruhig,<br />
sonder mein ganzes Herz. Ich<br />
weiß oft nicht wohin mit mir und<br />
meinen Gedanken. Es fühlt sich so<br />
an, als gäbe es keinen Ort, der mir<br />
Raum gibt, alles loszulassen. Das<br />
Nachdenken, ganz egal über welches<br />
Thema, ist ein stetiger Prozess. Die<br />
Zahnräder im Kopf rattern laut und<br />
die Stirn wird warm. In den letzten<br />
Wochen habe ich mich oft verschlossen<br />
und wurde von meinen Gedanken,<br />
die es im übrigen pflegen als<br />
Herdentiere aufzutreten, gnadenlos<br />
überrannt.<br />
Mir wurde bewusst: Du kommst<br />
weder alleine mit der Situation klar,<br />
noch hast du sie im Griff. Und weißt<br />
du was? Das ist gut so. Ich muss jeden<br />
Tag aufs Neue lernen, dass ich<br />
die Dinge nicht alleine bewältigen<br />
muss und soll. Bei dieser Realisation<br />
haben mir drei Dinge geholfen<br />
1.) Gemeinschaft<br />
Die Gemeinschaft von guten Freunden<br />
ist ein Geschenk des Himmels.<br />
Sie helfen, tragen, leiden und freuen<br />
sich mit dir. Der Gelähmte aus der<br />
Bibel wäre niemals zu Jesus gekommen,<br />
hätten ihn seine Freunde nicht<br />
dorthin getragen. Bei meinen Freunden<br />
darf ich ganz offen und klar kommunizieren,<br />
was mich beschäftigt.<br />
Und glaubt mir, Kommunikation ist<br />
nicht nur das A und O, sondern das<br />
ganze Alphabet.<br />
2.) Christus als Mensch<br />
Wie schon im Kindergottesdienst<br />
oder der Sonntagsschule vermittelt<br />
wird, ist Jesus die richtige Antwort<br />
auf alles. Nach der kleinen zwei die<br />
ich vorhin getippt habe, steht aber<br />
noch ,,als Mensch.’’ Auch hier musste<br />
ich erst verstehen (und ich bin immer<br />
noch dabei), dass der Vater durch<br />
den Sohn Mensch geworden ist. Jesus<br />
ist nicht böse, wenn mein Gebet<br />
nicht fein säuberlich aufgesagt ist. Er<br />
ist menschlich, so wie du und ich.<br />
Er ist mitten in der Mitte, mitten im<br />
Chaos. Er versteht es,<br />
nimmt es an und mich in<br />
den Arm.<br />
3.) Das Schreiben<br />
Ich kann 100 Dinge<br />
gleichzeitig denken, aber<br />
nur eine Sache schreiben.<br />
Das Schreiben ermöglicht<br />
es mir, Dinge und<br />
Gedanken zu sortieren.<br />
Ich bin fokussierter und<br />
habe ein Ziel vor Augen.<br />
Beim Schreiben nehme<br />
ich mir Zeit und manifestiere<br />
alles, was sonst<br />
im Strudel des Alltages<br />
untergeht. Ich schreibe<br />
in erster Linie für mich<br />
und dennoch liebe ich<br />
es, Menschen daran teilhaben<br />
zu lassen. Und<br />
genau das möchte ich in<br />
nächster Zeit hier tun.<br />
Ich präsentiere mein<br />
Herz auf einem Silbtertablett,<br />
in vollstem<br />
Chaos, ganzer Wahrheit<br />
und Realität.<br />
Ich möchte meinen Gedanken<br />
Raum schenken<br />
und mir hier ist mir die<br />
Möglichkeit gegeben,<br />
sie zu entwirren.<br />
Mithilfe von Gemeinschaft,<br />
Christus als<br />
Mensch und dem Schreiben.<br />
Einfach mein Kopf und<br />
Ich.<br />
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