BUSINESS today | September 2019 - Süd
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Das regionale Wirtschaftsmagazin<br />
für Ulm | Neu-Ulm | Biberach und die Region<br />
Ausgabe 03 | <strong>2019</strong><br />
Preis 3,90 €<br />
FINANZEN<br />
NEGATIVZINSEN<br />
AUF EINLAGEN?<br />
SPECIAL<br />
BANKENSPECIAL UND<br />
SPECIAL IT-KONGRESS<br />
NEU-ULM<br />
ARBEITSSCHUTZ<br />
4.0<br />
Herausforderungen durch<br />
Cobots, Chatbots und Co<br />
192219 703905 0 0 2 1 9
SEHEN SIE IHR UNTERNEHMEN<br />
WIE SIE ES NOCH NIE GESEHEN<br />
HABEN<br />
Seit 1989 verbiegt sich kemnitzmares für die<br />
Synthese aus freiem Denken und strategischer<br />
Markenkommunikation. Für Unternehmen<br />
und Institutionen, die sich nicht nur über<br />
Unterscheidbarkeit definieren, sondern durch<br />
Identität: kemnitzmares.de<br />
beyond branding<br />
2
» Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Editorial<br />
stellen Sie sich doch einmal vor, Sie sitzen an Ihrem Arbeitsplatz und kommunizieren mit einem Roboter, der Teile Ihrer Arbeit<br />
übernommen hat. Was für die meisten von uns noch wie Zukunftsmusik klingt, ist vielerorts schon Realität. Durch den Einsatz<br />
von cyber-physischen Systemen unterstützen Maschinen den Menschen nicht mehr nur durch Krafteinsatz, sondern vor<br />
allem durch künstliche Intelligenz. Kaum verwunderlich, dass die enge Zusammenarbeit von Mensch und Computer sowie der<br />
Wandel der Arbeitswelt verstärkt den Arbeitsschutz auf den Plan rufen. Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole<br />
Hoffmeister-Kraut sieht hier die Betriebe in der Verantwortung, wie sie im Interview mit <strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong> betont. Gefährdungen<br />
und Belastungen müssten im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung ermittelt werden, um zielgerichtete präventive Maßnahmen<br />
ableiten zu können. Aber lesen Sie selbst: Das Interview mit der Ministerin und Interessantes zum Arbeitsschutz 4.0 finden Sie<br />
in unserer Titelgeschichte.<br />
In der Rubrik Dienstleistung informieren wir Sie umfassend über den IT-Kongress in Ulm, der im Oktober stattfindet und sich<br />
in den vergangenen zehn Jahren zu einer wichtigen Wissens- und Transferplattform entwickelt hat. Und wussten Sie schon, dass<br />
das regionale Innovationsmanagement im Schwabenbund Schwung aufnimmt? Eine Klausurtagung des Arbeitskreises brachte<br />
wichtige Akteure an einen Tisch.<br />
Interessieren wird Sie sicherlich auch, dass Ende <strong>September</strong> Am Bismarckring in Biberach das zweite Aiden-Hotel in Europa<br />
eröffnet. Es soll künftig „das Wohnzimmer für alle Biberacher“ sein.<br />
Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen unser Bankenspecial, das unter anderem die Auswirkungen der Digitalisierung<br />
thematisiert. Für Banken und Sparkassen gilt es heute, sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt zu punkten. Diesen<br />
Spagat zu schaffen, ist nicht einfach.<br />
Lesenswert ist zudem unser Immobilienspecial: Die Immobilienumsätze in Baden-Württemberg schnellen fast ungebremst in<br />
die Höhe und liegen im ersten Halbjahr <strong>2019</strong> um 2 Milliarden Euro über dem Vorjahreszeitraum. Auch der regionale Immobilienmarkt<br />
boomt weiterhin.<br />
Natürlich haben wir auch wieder die Rubrik Menschen im Blatt: Sie begegnen dort Vater und Tochter Peter und Alexa B. Hüni,<br />
die mit ihrem 140 Jahre alten Familienunternehmen Hüni in Friedrichshafen Erfolgsgeschichte schreiben, und Dorothee Hess-<br />
Maier, der Ravensburger Verlegerin aus Passion.<br />
Nicht verpassen sollten sie unseren Büroseufzer. Er stimmt dieses Mal zwar ein wenig nachdenklich, verspricht aber wieder<br />
Lese-Vergnügen pur.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit unserer <strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong>-Herbstausgabe.<br />
Produktmanagement<br />
<strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong><br />
3
<strong>BUSINESS</strong> TODAY 3/<strong>2019</strong><br />
TITEL Seite 8<br />
Inhalt<br />
Cobots, Chatbots und Co.<br />
Neue Herausforderungen im Arbeitsschutz Seite 8<br />
FINANZEN Seite 16<br />
Strafzinsen<br />
Teure Spareinlagen Seite 20<br />
Banken im Spagat<br />
Analog und digital ist gefragt Seite 22<br />
DIENSTLEISTUNG Seite 28<br />
Schwabenbund<br />
Innovationsmanagement nimmt Fahrt auf Seite 30<br />
Zehn Jahre IT-Kongress in Neu-Ulm<br />
Wichtige Wissens- und Transferplattform Seite 34<br />
SPECIAL Seite 16<br />
Banken-Special<br />
Interessantes aus der Geldwirtschaft Seite 16<br />
Immobilien-Special<br />
Der Immobilienmarkt boomt weiterhin Seite 24<br />
MENSCHEN Seite 55<br />
Dorothee Hess-Maier<br />
Verlegerin aus Passion Seite 56<br />
SERVICE Seite 50<br />
<strong>BUSINESS</strong> Kultur Seite 50<br />
Aktuelles Seite 53<br />
Gewinnspiel Seite 54<br />
Büroseufzer Seite 58<br />
Impressum Seite 58<br />
4
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5
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ELLWANGEN_Inmitten des altehrwürdigen Ellwanger Marktplatzes<br />
ist die Agentur Köder und Partner seit vielen Jahren ansässig. Die<br />
zentrale Lage sowie die guten Park- und Anfahrmöglichkeiten kommen<br />
den Kunden neben dem imposanten Panorama mit historischer<br />
Basilika und den modern eingerichteten Büroräumen zu Gute. Wolfgang<br />
Köder (unser Bild links) und Johannes Neukamm haben es sich<br />
zur Aufgabe gemacht, den Begriff Versicherungsbüro neu zu definieren.<br />
Die Anbindung an das zukünftige Café und die Zusammenarbeit<br />
mit diversen Ellwanger Unternehmen bieten den Kunden ein neues<br />
Erlebnis zum Standardisierten Versicherungsbüro mit Wartezimmer-<br />
Atmosphäre. Gleichzeitig soll das Café Gäste einladen und zur Begegnungsstätte<br />
für Jung und Alt werden. Zur Erweiterung der Geschäftsfelder<br />
gehören neben Café und Sponsoring – vor allem im Bereich<br />
Reitsport – auch interne Veränderungen. Diese umfassen Baufinanzierungen<br />
und Investitionen, die sich auf den Schwerpunkt Kapitalmarkt<br />
fokussieren. Geplant ist die Eröffnung des Cafés für Dezember. Dieses<br />
soll auch mit einem einladenden Außen-Ambiente im Winter zum<br />
städtischen Treffpunkt werden. Wichtig sind den beiden Geschäftspartnern<br />
dabei Nachhaltigkeit und gleichbleibend hohe Qualität.<br />
www.koeder-partner.de<br />
Bild: Hariolf Fink
8<br />
TITEL
COBOTS, CHATBOTS UND CO<br />
Neue Herausforderungen<br />
im Arbeitsschutz<br />
Es ist die vierte industrielle Revolution, sagen Wissenschaftler: Die Industrie<br />
4.0 wird unsere Arbeitswelt wesentlich verändern. Durch den<br />
Einsatz von cyber-physischen Systemen unterstützen Maschinen den<br />
Menschen erstmals nicht mehr nur durch Krafteinsatz, sondern vor allem<br />
durch künstliche Intelligenz. Die enge Zusammenarbeit von Mensch<br />
und Computer und der Wandel der Arbeitswelt rufen verstärkt den Arbeitsschutz<br />
auf den Plan.<br />
Von Meike Winter<br />
Bild: KUKA<br />
9
TITELGESCHICHTE<br />
Bild: KUKA<br />
Man bräuchte schon eine Glaskugel,<br />
um genau vorherzusehen,<br />
wie die Digitalisierung<br />
unsere Arbeitswelt tatsächlich<br />
verändern wird. Doch es gibt einige<br />
Parameter, die Rückschlüsse auf die<br />
zukünftigen Entwicklungen erlauben.<br />
Und die Experten sind sich über die Megatrends<br />
in Sachen Arbeit 4.0 einig. Die<br />
Veränderungen bergen demnach sowohl<br />
große Chancen wie auch Risiken für die<br />
Arbeitnehmer. Die Chancen gilt es bestmöglich<br />
zu nutzen – die Risiken zu meiden<br />
oder zumindest durch Vorbereitung<br />
abzumildern. Genau das sehen die Arbeitsschutzbeauftragten<br />
aktuell als eine<br />
wichtige Herausforderung. Doch wie ist<br />
die Lage einzuschätzen?<br />
Arbeitsschutz 4.0<br />
Die Robotik hat in den vergangen Jahren<br />
eine rasante Entwicklung durchlaufen,<br />
die aktuell in den sogenannten „Cobots“<br />
gipfelt – kollaborativen Robotern. Sie<br />
werden in Leichtbauweise ausgeführt<br />
und sind damit klein und wendig. Integrierte<br />
Sicherheitsfeatures sorgen dafür,<br />
dass sie Schulter an Schulter mit Menschen<br />
arbeiten können und bei Bedarf<br />
das Tempo drosseln und an menschliches<br />
Leistungsvermögen anpassen. Peter<br />
Schmidt, Manager Digitalisierungszentrum<br />
(digiZ) Ostwürttemberg der Industrie-<br />
und Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg:<br />
„Durch den zunehmenden<br />
Einsatz neuer digitaler Technologien im<br />
Produktionsumfeld verändern sich auch<br />
die Anforderungen an den Arbeitsschutz.<br />
So sind bisher zum Beispiel trennende<br />
Schutzeinrichtungen beim Einsatz von<br />
Industrierobotern notwendig, um Personen,<br />
die sich im Arbeitsbereich des<br />
Roboters befinden, sicher gegen Verletzungen<br />
durch schnelle Bewegungen<br />
„Die Chancen gilt es bestmöglich<br />
zu nutzen – die<br />
Risiken zu meiden oder<br />
zumindest abzumildern.“<br />
des Roboters zu schützen. Bei den sogenannten<br />
kollaborativen Robotern arbeiten<br />
Mensch und Maschine Hand in Hand<br />
10
in der Produktion. Gleichfalls werden<br />
mobile Roboter, wie man sie beispielsweise<br />
auch in der Lagerlogistik finden<br />
kann, in unmittelbarer Nähe zum Facharbeiter<br />
eingesetzt. Für den Einsatz solcher<br />
Maschinen sind also definierte Kollaborationsräume<br />
ohne trennende Schutzeinrichtungen<br />
notwendig. Durch den unmittelbaren<br />
Kontakt zwischen Roboter<br />
und Mensch ergeben sich Gefährdungssituationen,<br />
die jeder Hersteller durch<br />
eine Risikobeurteilung entsprechend<br />
analysieren und bewerten muss. Bei entsprechend<br />
hohem Risiko sind dann auch<br />
technische und organisatorische Schutzmaßnahmen<br />
umzusetzen.“ Die Cobots<br />
sind bewusst so gestaltet, dass sie ohne<br />
tiefgehende Programmierkenntnisse mit<br />
wenig Übung von Nutzern in kleinen<br />
und mittleren Unternehmen eingesetzt<br />
werden können. Denn sie bieten große<br />
Chancen – auch zur Entlastung der Mitarbeiter,<br />
beispielsweise in der Logistik<br />
oder Verpackung, aber auch im Bereich<br />
„Vision“, also der optischen Qualitätskontrolle.<br />
Kommunikation von Mensch<br />
und Maschine<br />
Im Consumer-Umfeld heißen sie Siri und<br />
Alexa – die Sprachsteuerung von Computersystemen<br />
hat längst Einzug in unseren<br />
Alltag gehalten. Die Organisation<br />
der Vereinten Nationen für Erziehung,<br />
Wissenschaft und Kultur hat jüngst bemängelt,<br />
dass die vorrangig mit weiblichen<br />
Stimmen ausgerüsteten Systeme<br />
Geschlechtervorurteile fördern, nachdem<br />
die „Befehlsempfänger“ in diesem<br />
Falle weiblich zu sein scheinen – eine<br />
neue Spielart bekannter Diskriminierung.<br />
In der Industrie macht man sich<br />
allerdings eher Gedanken darüber, in<br />
welchen Bereichen sich die Sprachsteuerungssysteme<br />
nutzbringend einsetzen<br />
lassen – ganz gleich, ob deren Stimme<br />
männlich oder weiblich ist. Mögliche Anwendungen<br />
für sprachgeführte Systeme<br />
liegen vor allem dort, wo ein Mitarbeiter<br />
für seine Tätigkeit beide Hände braucht<br />
und mit Hilfe der Sprache einen Roboter<br />
zur Unterstützung dirigieren kann. Aber<br />
auch die Dokumentation durch Diktate,<br />
beispielsweise in der Logistik, Montage<br />
oder im Service ist denkbar. Für die Kundenkommunikation<br />
werden von großen<br />
Unternehmen bereits sogenannte Chatbots<br />
eingesetzt, die als Gesprächsroboter<br />
Kundenanfragen sowie Beschwerden<br />
entgegennehmen oder Kunden bei der<br />
Produktauswahl beraten können. Auch<br />
hier ergeben sich Chancen und Risiken:<br />
Zum einen sorgen die Computersysteme<br />
für eine Entlastung und Zeitersparnis<br />
oder reduzieren sogar psychischen<br />
Stress, der beispielsweise durch Kundenbeschwerden<br />
entstehen kann. Zum anderen<br />
können die Systeme selbst Stress<br />
verursachen, weil der Mensch sich unter<br />
Druck gesetzt, unverstanden oder der<br />
Kommunikation nicht gewachsen fühlt.<br />
Gesundheit und digitale Arbeitswelt<br />
Die Universität St. Gallen hat im November<br />
2018 die Studie „Gesundheitliche Effekte<br />
der Digitalisierung am Arbeitsplatz“<br />
vorgestellt. Insgesamt wurden 8.000 Männer<br />
und Frauen aller Altersklassen und<br />
Berufssparten befragt. Zu den Chancen,<br />
die sich im Rahmen dieser Untersuchung<br />
zeigen, gehören vor allem die wachsende<br />
Flexibilisierung von Arbeitszeit und<br />
Arbeitsort. Das Risiko dabei liegt in einer<br />
möglichen Überlastung der Arbeitnehmer<br />
durch permanente Verfügbarkeit,<br />
11
TITELGESCHICHTE<br />
fehlende Einbindung in die Organisation<br />
des Unternehmens und die Entgrenzung<br />
von Arbeit und Privatleben. Wichtig, so<br />
das Fazit der Experten, seien deshalb<br />
„Digitalisierungsspielregeln“, die sowohl<br />
das Kommunikationsverhalten und die<br />
Erreichbarkeit der Mitarbeiter wie auch<br />
den Rahmen der Flexibilisierung klar definieren.<br />
Neben der körperlichen Gefährdungsbeurteilung<br />
wird in Zukunft auch<br />
die Beurteilung hinsichtlich psychischer<br />
und sozialer Belange eine tragende Rolle<br />
im Arbeitsschutz spielen. Wo Entgrenzung<br />
droht, muss Abgrenzung gelernt<br />
„Die Beschäftigten sollten<br />
einen gesunden Umgang<br />
mit der Digitalisierung<br />
erlernen.“ Professor Dr. med.<br />
Christoph Straub, Barmer<br />
und gelebt werden. „Die Beschäftigten<br />
sollten daher einen gesunden Umgang<br />
mit der Digitalisierung erlernen. Hier<br />
sind die Betriebe, Führungskräfte, aber<br />
auch die Beschäftigten selbst gefragt.<br />
Viele von ihnen setzen sich bereits selbst<br />
Grenzen, und das ist auch richtig. Rund<br />
39 Prozent der Beschäftigten geben an,<br />
die Zeit, in denen sie ihre beruflichen<br />
Smartphones und Tablets in ihrer Freizeit<br />
nutzen, aktiv zu begrenzen“, sagte Professor<br />
Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender<br />
der Barmer anlässlich<br />
der Pressekonferenz zur Vorstellung der<br />
Studie „Digital arbeiten und gesund leben“,<br />
welche die Barmer in Kooperation<br />
12<br />
mit der Universität St. Gallen ebenfalls<br />
2018 durchgeführt hat. Demnach fühlen<br />
sich Arbeitnehmer, die digitale Arbeitsmittel<br />
auch in der Freizeit nutzen, emotional<br />
etwas erschöpfter (25 Prozent) als<br />
diejenigen, die es nicht tun (23 Prozent).<br />
26 Prozent der Beschäftigten geben an,<br />
sich nervös oder gestresst zu fühlen.<br />
Überraschen mag das Ergebnis, dass junge<br />
Beschäftigte die digitale Überlastung<br />
stärker wahrnehmen als ältere. So fühlen<br />
sich 17 Prozent der 18- bis 29-Jährigen,<br />
19 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 16<br />
Prozent der 40- bis 50- Jährigen von den<br />
täglich zu verarbeitenden Informationen<br />
überwältigt. Bei den über 60-Jährigen<br />
sind es dagegen nur noch fünf Prozent.<br />
Immerhin ein Viertel der Berufstätigen<br />
fühlt sich emotional erschöpft – ein<br />
Anzeichen dafür, dass deren Gesundheitskompetenz<br />
geschult werden sollte.<br />
Christoph Straub: „Zu einem gesunden<br />
Umgang mit der Digitalisierung gehört,<br />
dass Beschäftigte in ihrer Freizeit die beruflich<br />
assoziierte Nutzung der Informations-<br />
und Kommunikationstechnik aktiv<br />
begrenzen können. Unternehmen, die<br />
dafür die Rahmenbedingungen schaffen,<br />
haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,<br />
die weniger Konflikte zwischen<br />
Beruf und Privatleben austarieren müssen<br />
und sich über die Zeit emotional weniger<br />
erschöpft zeigen.“<br />
Soziale Kompetenzen fördern<br />
Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos<br />
wurde bereits 2017 die Studie „Ressource<br />
„Es gibt gewisse Fähigkeiten,<br />
die gelernt werden<br />
müssen, damit man sich den<br />
sich verändernden Anforderungen<br />
anpassen kann.“<br />
Weiterbildung“ vorgestellt, für die weltweit<br />
rund 18.000 Arbeitnehmer befragt<br />
wurden. Die Teilnehmer gehen davon<br />
aus, dass 65 Prozent der Jobs, welche<br />
die Generation Z, also die zwischen<br />
1995 und 2010 Geborenen, einmal ausführen<br />
wird, noch gar nicht existieren.<br />
Dr. Ludger Schuknecht, stellvertretender<br />
Generalsekretär der Organisation<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (OECD), sagte Ende April<br />
im Deutschlandfunk dazu: „Es gibt gewisse<br />
Fähigkeiten, die einfach gelernt<br />
werden müssen, damit man später sich<br />
auch besser den sich verändernden Bedingungen<br />
anpassen kann. Dazu gehören<br />
vor allen Dingen die kognitiven<br />
Fähigkeiten. [...] Darüber hinaus müssen<br />
wir uns vielleicht in Zukunft noch mehr<br />
Gedanken darüber machen, wie wir bei<br />
uns bestimmte Fähigkeiten stärker fördern<br />
wie Kreativität und soziale Kompetenz.<br />
Da sind wir nicht schlecht, aber da<br />
steckt auch die Forschung erst am Anfang,<br />
weil diese Fähigkeiten nicht so gut<br />
wegrationalisiert werden können, weil<br />
sie nicht Digitalisierung und Automatisierung<br />
zum Opfer fallen können und<br />
entsprechend wird die Nachfrage nach<br />
diesen Fähigkeiten weiter steigen.“<br />
Fortsetzung auf Seite 20
Die Telekom-Innovationseinheit Shareground<br />
und die Universität St. Gallen<br />
haben aus 60 Experteninterviews die<br />
25 Megatrends für die Arbeit 4.0 abgeleitet.<br />
Sie halten fest, dass nicht-lineares<br />
Denken eine menschliche Domäne bleiben<br />
wird und sich kreative Tätigkeiten<br />
weiterhin nicht durch künstliche Intelligenz<br />
ersetzen lassen. Personenbezogene<br />
Dienstleistungen mit unmittelbarer<br />
menschlicher Interaktion werden voraussichtlich<br />
aufgewertet. Und der „Latte<br />
Macciato Arbeitsplatz“ ist verstärkt im<br />
Kommen – will heißen, dass sich der Arbeitsplatz<br />
auch in den öffentlichen Raum<br />
hinein verlagert und nicht nur auf Büros<br />
oder ein Home Office beschränkt bleibt.<br />
Soziale Kompetenzen sind also wichtig,<br />
oder werden sogar noch wichtiger. Das<br />
spiegelt sich auch im Trend „Führen auf<br />
Distanz“ – hier müssen Führungskräfte<br />
fit werden, um persönliche Bindungen<br />
auch über technische Kanäle aufzubauen<br />
und in Zukunft mehr zu motivieren<br />
als zu kontrollieren. Der Arbeitsschutz<br />
4.0 hat ein breites Aufgabenfeld – es<br />
wird wohl nicht damit getan sein, den<br />
Mailserver über Nacht herunterzufahren.<br />
Technologie<br />
Der Mensch im Mittelpunkt neuer<br />
Technologie<br />
Die technologische Entwicklung<br />
schreitet rasch voran: So werden<br />
schon jetzt Büroräume oder Fabrikhallen<br />
über ambiente Technologien oder<br />
die sogenannte Umgebungsintelligenz<br />
geregelt. Lüftung, Heizung oder Beleuchtung<br />
– die Systeme reagieren auf<br />
Personen- oder Umgebungsparameter<br />
und steuern diese selbständig nach<br />
vordefinierten Kriterien. Dazu können<br />
auch Maßnahmen zur Leistungssteigerung<br />
der Mitarbeiter gehören, wie<br />
regulierte Helligkeit, die Zusammensetzung<br />
des Lichts, Temperatur oder<br />
Düfte. Als Wearables bezeichnet man<br />
Mini-Computer, die am Handgelenk<br />
getragen werden können. Endverbraucher<br />
nutzen die Geräte bereits<br />
als Fitness-Tracker – im Arbeitsleben<br />
können sie dem Nutzer Informationen<br />
aus der Augmented Reality liefern,<br />
aber auch Auskunft darüber geben, wo<br />
im Unternehmen sich ein Mitarbeiter<br />
aktuell aufhält. Augmented Realtity ist<br />
die computergestützte Erweiterung<br />
der Wirklichkeit: Vom Menschen visuell<br />
gewonnene Informationen werden<br />
durch Daten aus dem Computer ergänzt.<br />
So gibt es beispielsweise Datenbrillen,<br />
die Monteure bei der Reparatur<br />
von Maschinen unterstützen, selbst<br />
wenn die Monteure die Maschine vorher<br />
noch nie gesehen haben.
TITELGESCHICHTE<br />
Baden-Württembergs<br />
Wirtschaftsministerin Dr.<br />
Nicole Hoffmeister-Kraut.<br />
Bild: Martin Stollberg<br />
WIRTSCHAFTSMINISTERIN DR. NICOLE HOFFMEISTER-KRAUT<br />
„Abschied von der Präsenzkultur“<br />
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, seit 2016 Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes<br />
Baden-Württemberg, äußert sich im Interview mit Meike Winter für <strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong> zu den Herausforderungen<br />
von Arbeit 4.0. Seit ihrem Amtsantritt hat sie sich die Digitalisierung auf die Fahnen<br />
geschrieben, um Baden-Württemberg als „führende Innovationsregion Europas“ zu stärken.<br />
››<br />
Die Digitalisierung der Arbeitswelt<br />
ist nicht mehr<br />
nur eine Zukunftsvision –<br />
wir sind schon mittendrin.<br />
Welche Auswirkungen erleben die<br />
Menschen aktuell bereits am Arbeitsplatz?<br />
In der Tat haben wir in einer wissenschaftlichen<br />
Studie festgestellt, dass in<br />
Baden-Württemberg bereits rund zwei<br />
Drittel der befragten Beschäftigten in<br />
hohem oder sogar sehr hohem Maße<br />
bei ihrer Kerntätigkeit durch die Digitalisierung<br />
unterstützt werden. Die Auswirkungen<br />
sind vielfältig, oft entsteht so<br />
mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit und<br />
dem Arbeitsort. Und neben den Tätigkeiten<br />
ändern sich auch die Anforderungen<br />
an die Beschäftigten.<br />
Wo sehen Sie die Chancen der Digitalisierung<br />
für die Veränderung der<br />
Arbeit?<br />
Indem individuelle Kundenwünsche flexibler,<br />
schneller, ressourceneffizienter<br />
und damit auch kostengünstiger durch<br />
Digitalisierung bedient werden, können<br />
Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />
erreichen. Die Beschäftigten profitieren<br />
vor allem von flexibler und mobiler Arbeit,<br />
was die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie unterstützen kann. Vielfach<br />
kann durch Maschinen und digitale<br />
Steuerung schwere Arbeit für den<br />
Menschen erleichtert werden. Der verstärkte<br />
Trend zum zeit- und ortsflexiblen<br />
Arbeiten, den wir durch die Digitalisierung<br />
erleben, bietet die Chance auf<br />
ein selbstbestimmteres Arbeiten, neue<br />
Vereinbarkeitslösungen und einen Abschied<br />
von der Präsenzkultur.<br />
Könnte es zu einer Stärkung personenbezogener<br />
Interaktionen und<br />
Dienstleistungen kommen?<br />
Diesen Zusammenhang sehe ich durchaus.<br />
Um die kreativen Potenziale zum<br />
Beispiel bei der Produktentwicklung zu<br />
nutzen, entstehen neue Formen der Zusammenarbeit<br />
in Unternehmen. Im Sinne<br />
einer Unternehmenskultur 4.0 werden<br />
Hierarchieebenen abflachen und<br />
Teamarbeit wird einen noch höheren<br />
Stellenwert einnehmen.<br />
Welche Schlüsselqualifikationen<br />
sollten Arbeitnehmer in der Arbeitswelt<br />
4.0 haben?<br />
14
Digitale Grundfähigkeiten werden für<br />
die meisten Tätigkeiten künftig unverzichtbar<br />
sein. Beschäftigte müssen auch<br />
in der Lage sein, ihr Wissen digital zu erweitern.<br />
Außerdem werden Fähigkeiten<br />
zum kollaborativen und agilen Arbeiten<br />
wichtiger, aber auch Adaptions- und<br />
Problemlösungsfähigkeit oder Kreativität<br />
und Durchhaltevermögen gewinnen<br />
an Bedeutung.<br />
Gibt es bereits belegte Erkenntnisse<br />
zu den Risiken der Digitalisierung wie<br />
beispielsweise Entgrenzung, Multitasking<br />
und ständige Erreichbarkeit?<br />
Manche Menschen erleben die Digitalisierung<br />
der Arbeitswelt als Gewinn –<br />
andere entwickeln Zukunftsängste oder<br />
fühlen sich psychisch belastet. Wie die<br />
Digitalisierung tatsächlich auf die Beschäftigten<br />
wirkt, hängt von persönlichen<br />
Voraussetzungen, der konkreten<br />
Gestaltung des Arbeitsplatzes und den<br />
betrieblichen Rahmenbedingungen ab.<br />
Um die unterschiedlichen Wirkmechanismen<br />
im Einzelnen besser zu erkennen<br />
und zu verstehen, bedarf es allerdings<br />
weiterer Forschung.<br />
Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter<br />
vor gesundheitlichen, psychischen<br />
und sozialen Problemen durch<br />
die Veränderungen der Arbeit schützen?<br />
Die Veränderungen stellen neue Anforderungen<br />
an den Arbeitsschutz und das betriebliche<br />
Gesundheitsmanagement. Hier<br />
sind die Betriebe in der Verantwortung,<br />
die Gefährdungen und Belastungen im<br />
Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung<br />
zu ermitteln, um zielgerichtete präventive<br />
Maßnahmen ableiten zu können.<br />
Wie können Mitarbeiter selbst verantwortungsbewusst<br />
mit den neuen<br />
Herausforderungen umgehen und<br />
trotzdem mit der Entwicklung in der<br />
digitalen Arbeitswelt Schritt halten?<br />
Das hängt stark von der individuellen<br />
Tätigkeit und den jeweiligen Belastungen<br />
ab. Ganz grundsätzlich ist für<br />
Beschäftigte ein Ausgleich zu den Belastungen<br />
durch die jeweilige Beschäftigung<br />
ratsam: Bei überwiegend sitzender<br />
Tätigkeit sollte beispielsweise auf ausreichend<br />
Bewegung auch in der Freizeit<br />
geachtet werden. Digitale Auszeiten<br />
und eine Begrenzung der Erreichbarkeit<br />
können ebenfalls Belastungen entgegenwirken.<br />
15
BANKEN-SPECIAL<br />
Finanzinstitute<br />
zunehmend unter Druck<br />
Für Banken und Sparkassen werden die Herausforderungen größer. Zehn<br />
Jahre nach der letzten großen Konjunkturkrise steuert die Weltwirtschaft<br />
wieder auf einen Abschwung zu. Noch schlägt sich das nicht in den Bilanzen<br />
der Finanzinstitute nieder. Doch die Krisensignale aus Deutschlands Schlüsselbranchen<br />
Automotive und Maschinenbau lassen ahnen, dass die Rahmenbedingungen<br />
härter werden.<br />
Von Holger Koch<br />
16
SPECIAL<br />
BANKEN<br />
Parallel dazu bleibt der Ertragsdruck<br />
durch das historisch<br />
niedrige Zinsniveau bestehen.<br />
Mehr noch: Die Ankündigung<br />
der Europäischen Zentralbank (EZB),<br />
auf die Konjunkturflaute mit einer<br />
weiteren Lockerung der Geldpolitik<br />
zu antworten, deutet auf noch mehr<br />
Ungemach. Aktuell verlangt die EZB<br />
von den Geschäftsbanken Strafzinsen<br />
in Höhe von 0,4 Prozent, wenn diese<br />
Gelder bei der Notenbank anlegen.<br />
Doch EZB-Chef Mario Draghi hatte<br />
angedeutet, diesen negativen Einlagensatz<br />
weiter zu senken, um die Kreditvergabe<br />
und so die Wirtschaft im<br />
Euroraum anzukurbeln.<br />
Die von den Instituten erhoffte Zinswende<br />
ist damit auf absehbare Zeit abgesagt<br />
– zumal auch die Nachfolgerin<br />
Draghis an der EZB-Spitze, die Französin<br />
Christine Lagarde, die Politik des<br />
billigen Geldes fortsetzen wird. Bereits<br />
jetzt kostet der Negativzins allein Banken<br />
in Deutschland rund 2,3 Milliarden<br />
Euro im Jahr.<br />
Noch werden Strafzinsen nicht an<br />
Privatkunden weitergereicht. Doch<br />
mit dieser Praxis könnte nach einem<br />
erneuten Zinsschritt der Notenbank<br />
Schluss sein. Ende August erst hatte<br />
Sparkassenpräsident Helmut Schleweis<br />
darauf hingewiesen, dass höhere<br />
Gebühren oder gar Strafzinsen für die<br />
breite Masse der Sparkassenkunden<br />
wahrscheinlicher werden. Die Möglichkeiten<br />
der Sparkassen, die Lasten<br />
der Geldpolitik abzupuffern, seien<br />
endlich. Zurzeit verlangen nur einzelne<br />
Banken und Sparkassen sogenannte<br />
Verwahrentgelte bei hohen Einlagensummen.<br />
Zahl der Filialen sinkt<br />
Unterdessen setzen sich unter dem<br />
Druck der Zinsflaute, der herausfordernden<br />
Wettbewerbssituation und der<br />
Digitalisierung, die hohe Investitionen<br />
und Anpassungen von den Banken erfordert,<br />
das Filialsterben und der Fusionsdruck<br />
fort. Der Deutschen Bundesbank<br />
zufolge verringerte sich die<br />
Zahl der Zweigstellen im vergangenen<br />
Jahr über den gesamten Markt gesehen<br />
deutlich um 2239 auf 27.887 Filialen.<br />
Dieser Trend dürfte anhalten, ist er<br />
doch auch und vor allem ein Ergebnis<br />
sich ändernder Kundengewohnheiten.<br />
Denn die mit Abstand am häufigsten<br />
besuchte Filiale ist inzwischen die<br />
Internetfiliale. Analysen des Sparkassenverbandes<br />
zufolge kommen heute<br />
auf einen Filialbesuch 350 Kundenkontakte<br />
über das Onlinebanking. Auf<br />
ähnliche Zahlen verweisen auch die<br />
Privat- sowie die Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
Das Smartphone wird dabei<br />
für immer mehr Kunden zur „Bank<br />
in der Hosentasche“.<br />
Mit der Mitte <strong>September</strong> in Kraft tretenden<br />
EU-Zahlungsdiensterichtlinie dürfte<br />
sich die Schlagzahl der Einführung<br />
neuer digitaler Dienstleistungen – vor<br />
allem im Zahlungsverkehr – noch einmal<br />
deutlich erhöhen. Die „Payment<br />
Service Directive 2“ bricht das lukrative<br />
Monopol der Banken beim Zugriff<br />
auf Kontodaten. Künftig müssen die<br />
Geldhäuser auch Drittanbietern wie<br />
Finanz-Startup (Fintechs) den Zugriff<br />
auf Konten und Daten ihrer Kunden<br />
ermöglichen. Für die etablierten Finanzinstitute<br />
ist das Fluch und Segen<br />
zugleich. Einerseits werden so innovative<br />
und lukrative Serviceleistungen<br />
erst möglich. Andererseits entstehen<br />
neue Mitbewerber, die Banken und<br />
Sparkassen Marktanteile abjagen.<br />
17
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KREISSPARKASSE BIBERACH<br />
Doppelt hält besser<br />
Online-Shopping und Online-Banking wird noch sicherer.<br />
Dafür sorgt seit dem 14. <strong>September</strong> <strong>2019</strong> die Zweite Europäische<br />
Zahlungsdiensterichtlinie „PSD 2“. Wie die Kunden vom Sicherheits-Plus<br />
der neuen Richtlinie profitieren, erklärt Frank Zell,<br />
Electronic Banking Berater bei der Kreissparkasse Biberach.<br />
»<br />
Herr Zell, was bringt die PSD 2<br />
für die Kunden?<br />
Frank Zell: Die neue Richtlinie<br />
bringt vor allem Veränderungen<br />
und Verbesserungen im<br />
elektronischen Zahlungsverkehr und<br />
im Online-Banking mit sich. Das Bezahlen<br />
wird bequemer und sicherer.<br />
Die neuen Vorgaben gelten europaweit<br />
für Banken und Sparkassen mit Online-<br />
Konten und Zahlungskarten sowie für<br />
andere Dienstleister, die Zugriff auf<br />
Zahlungsmittel haben.<br />
Was ist neu beim Online-Shopping<br />
mit der Kreditkarte?<br />
Künftig müssen sich Kunden bei Online-Einkäufen,<br />
die sie mit ihrer Kreditkarte<br />
bezahlen, ausweisen. Ungefähr<br />
so, wie sie das jetzt schon von Überweisungen<br />
im Online-Banking kennen<br />
– hier benötigen sie ja auch einen Benutzernamen<br />
und ein Passwort für den<br />
Zugang sowie eine TAN, um die Überweisung<br />
freizugeben. So ähnlich ist es<br />
bald auch bei Kartenzahlungen: Sie<br />
benötigen die Kartendaten und weitere<br />
Beweismittel, dass sie berechtigt sind,<br />
die Zahlung durchzuführen. Dies funktioniert<br />
mit unserer App „S-ID Check“<br />
auf Ihrem Smartphone sogar per Fingerabdruck.<br />
Warum wird das geändert?<br />
Damit Betrüger selbst dann, wenn sie<br />
Zahlen und Daten von einer Kreditkarte<br />
ergaunert haben, nicht auf illegale<br />
Shopping-Tour gehen können. Denn<br />
dafür müssten sie zusätzlich noch das<br />
Handy des Besitzers klauen und den<br />
Fingerabdruck vortäuschen – fast unmöglich.<br />
Statt mit dem Finger können<br />
Zahlungen auch mit einem selbst gewählten<br />
Kennwort freigegeben werden.<br />
Wenig Aufwand für so viel mehr<br />
Sicherheit.<br />
Ist die Einrichtung der App kompliziert?<br />
Nein. Auf unserer Homepage gibt es<br />
eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum<br />
Einrichten der „S-ID-Check“-App auf<br />
dem Smartphone. Und natürlich helfen<br />
auch die Kolleginnen und Kollegen in<br />
unseren Geschäftsstellen oder an der<br />
Hotline gerne weiter.<br />
Ich habe nur ein normales Handy,<br />
kein Smartphone. Kann ich trotzdem<br />
mit der Kreditkarte online bezahlen?<br />
Sie können sich zum Bezahlen auch<br />
eine SMS mit einem Code zuschicken<br />
lassen. Diesen Code geben Sie dann im<br />
Bezahlvorgang ein, beantworten eine<br />
Sicherheitsfrage, auf die nur Sie die<br />
Antwort kennen – fertig.<br />
Ändert sich auch etwas, wenn ich mit<br />
der Kreditkarte an der Ladenkasse<br />
bezahle?<br />
Nein. Die neue Richtlinie sieht die sogenannte<br />
„Zwei-Faktor-Authentifizierung“<br />
vor. Zwei Faktoren müssen also beweisen,<br />
dass es Ihre Karte ist und Sie berechtigt<br />
sind, mit ihr zu bezahlen. Wenn<br />
Sie im Laden an der Kasse stehen, ist<br />
einer dieser Faktoren der „Besitz“ der<br />
Karte, also die Tatsache, dass Sie sie in<br />
der Hand halten. Der zweite Faktor ist<br />
„Wissen“ – nämlich die PIN, die nur Sie<br />
kennen und die Sie eingeben müssen.<br />
Falls Sie noch eine Kreditkarte haben,<br />
bei der Sie an der Kasse Ihre Zahlung<br />
mit Unterschrift bestätigen, können Sie<br />
diese wie gewohnt bis zum Verfallsdatum<br />
weiterverwenden. Mit der neuen<br />
Karte bekommen Sie dann auch eine<br />
PIN.<br />
Muss ich in Zukunft jede Online-Zahlung<br />
aktiv bestätigen?<br />
Nein. Auch in Zukunft können viele<br />
Zahlungen ohne Ihr Zutun genehmigt<br />
werden. Unsere Sicherheitssysteme<br />
prüfen jede Zahlung automatisch und<br />
nutzen den für Sie komfortabelsten<br />
Weg.<br />
Ändert sich auch beim normalen Online-Banking<br />
etwas?<br />
Ja. Für normale Überweisungen gibt es<br />
jetzt die „Liste der vertrauenswürdigen<br />
Empfänger“, auf die Sie Unternehmen<br />
und Personen setzen können, an die<br />
Sie häufig Geld überweisen. Sie finden<br />
diese im Online-Banking unter „TANfreie<br />
IBANs“. Wenn Sie hier einen Empfänger<br />
mit IBAN hinterlegt haben, brauchen<br />
Sie keine TAN mehr eingeben, um<br />
spätere Überweisungen freizugeben.<br />
Allerdings brauchen Sie in Zukunft<br />
nicht mehr nur für Überweisungen,<br />
sondern auch für den reinen Log-in ins<br />
Online-Banking eine TAN – spätestens<br />
alle 90 Tage.<br />
Welche TAN-Verfahren stehen dafür<br />
zur Auswahl?<br />
Bei der Kreissparkasse Biberach können<br />
Sie Ihre TANs per Smartphone-<br />
App generieren oder per SMS erhalten.<br />
Möglich ist aber auch das ChipTAN-<br />
Verfahren, bei dem Sie Ihre girocard in<br />
einen kleinen TAN-Generator stecken<br />
und eine TAN erhalten. Sie können sich<br />
dazu gerne bei uns beraten lassen.<br />
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Zeppelinring 27-29<br />
88400 Biberach<br />
Telefon 07351 570-2020<br />
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www.ksk-bc.de<br />
KONTAKT<br />
EU-ZAHLUNGSDIENSTERICHTLINIE PSD 2<br />
Schutz und Sicherheit<br />
Die Digitalisierung bringt nicht nur neue Technologien und innovative<br />
Geschäftsideen hervor, sie treibt auch den Wettbewerb im<br />
Zahlungsverkehrsmarkt voran. Im Zuge dieser Weiterentwicklung<br />
in den vergangenen Jahren wurden nun Zahlungsdiensteanbieter<br />
wie Kontoinformations- und Zahlungsauslösedienste gesetzlich<br />
reguliert. Daher wird die bislang geltende Zahlungsdiensterichtlinie<br />
durch die Zweite Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Service Directive<br />
2, kurz PSD 2) ersetzt.<br />
Mit der PSD 2 werden der<br />
Verbraucherschutz und die<br />
Rechtssicherheit verbessert<br />
und der Zahlungsverkehrsmarkt<br />
modernisiert – gleichzeitig soll<br />
der Wettbewerb zwischen Banken und<br />
neuen Zahlungsdienstleistern gefördert<br />
werden. Von diesen Neuregelungen<br />
profitiert insbesondere die Entwicklung<br />
innovativer Bezahlsysteme. Auch die gestiegenen<br />
Anforderungen an den Datenschutz<br />
und die Sicherheit von elektronischen<br />
Zahlungen werden berücksichtigt.<br />
Zukünftig kann der Kunde wählen, ob<br />
er direkt auf sein Zahlungskonto zugreift<br />
– zum Beispiel über das Online-Banking<br />
seiner Bank oder Sparkasse – oder ob<br />
er auch Dienste eines Zahlungsdiens-<br />
teanbieters in Anspruch nimmt. Diese<br />
Dienste können entweder ein Kontoinformationsdienst<br />
oder ein Zahlungsauslösedienst<br />
sein, die aber nur mit ausdrücklicher<br />
Zustimmung des Kunden<br />
die entsprechenden Kontodaten abrufen<br />
dürfen.<br />
Die Änderungen der PSD 2<br />
Eine wesentliche Änderung ist die Art<br />
und Weise, wie berechtigte Zahlungsdiensteanbieter<br />
auf ein online geführtes<br />
Zahlungskonto zugreifen und welche<br />
Informationen sie zukünftig abrufen<br />
dürfen. Die konkreten Vorgaben hierfür<br />
werden durch die Europäische Bankenaufsichtsbehörde<br />
(EBA) festgelegt:<br />
• Kunden können Zahlungsdiensteanbieter<br />
zur Auslösung von Überweisungen<br />
oder zur Abfrage von<br />
Kontodaten beauftragen.<br />
• Wenn Zahlungsdiensteanbieter beauftragt<br />
werden, sind diese zukünftig<br />
berechtigt, Kontozugangsdaten,<br />
wie zum Beispiel PIN und TAN, abzufragen.<br />
• Zahlungsdiensteanbieter müssen<br />
dafür Sorge tragen, dass die personalisierten<br />
Sicherheitsmerkmale<br />
wie Anmeldename, PIN und TAN<br />
keinen anderen Parteien zugänglich<br />
sind.<br />
• Den Zahlungsdiensteanbietern ist<br />
es verboten, Zahlungsvorgänge<br />
oder Sicherheitsdaten zu speichern.<br />
Die Vorteile der PSD 2<br />
• Gewährleistung weiterhin höchster<br />
Sicherheit durch „starke Kundenauthentifi<br />
zierung“.<br />
• Die Haftung für Betrugsschäden im<br />
Online-Banking wird von 150 Euro<br />
auf 50 Euro gesenkt, wenn den<br />
Kunden kein Verschulden trifft.<br />
• Die Frist zur Erstattung des<br />
Betrages bei nicht autorisierten<br />
Überweisungen wird verkürzt.
FINANZEN<br />
STRAFZINSEN<br />
Teure Spareinlagen<br />
Bisher waren sich Banken und Sparkassen einig: Keine<br />
Strafzinsen für Kleinsparer. Doch den Dauerdruck der<br />
EZB könnten die Institute nun doch weiterreichen. Die<br />
Politik denkt vorsorglich über Verbote nach.<br />
Von Holger Koch<br />
Die Aussicht auf eine weitere<br />
geldpolitische Lockerung<br />
durch die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) hat die Diskussion<br />
um Negativzinsen neu entfacht.<br />
Einer Umfrage des Finanzportals Biallo<br />
unter rund 1200 Banken und Sparkassen<br />
zufolge erheben schon jetzt 30 Institute<br />
ein sogenanntes Verwahrentgelt<br />
für vermögende Privatkunden – zum<br />
Teil schon ab Einlagen ab 100.000 Euro<br />
auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto. Im<br />
Firmenkundengeschäft sind es sogar<br />
111 Institute, die hohe Kundeneinlagen<br />
mit einem Verwahrentgelt bepreisen.<br />
Die überwiegende Mehrheit – 84 Prozent<br />
der von Biallo erfassten Banken<br />
– gibt den negativen Einlagezins der<br />
EZB in Höhe von minus 0,40 Prozent<br />
pro Jahr eins zu eins weiter. Das ist der<br />
Zins, den die Geldhäuser zahlen müssen,<br />
wenn sie kurzfristig überschüssiges<br />
Geld bei der EZB anlegen.<br />
Mit den sich eintrübenden Konjunkturaussichten<br />
hatte die Notenbank jüngst<br />
angekündigt, ihre ohnehin schon expansive<br />
Geldpolitik gegebenenfalls<br />
weiter zu verschärfen. Möglich ist dabei<br />
unter anderem die Wiederaufnahme<br />
des Ankaufs von Staatsanleihen,<br />
aber auch ein weiteres Absenken des<br />
Einlagenzinses. Ob Banken und Sparkassen<br />
negative Einlagenzinsen dann in<br />
der Breite an Privat- und Firmenkunden<br />
sowie Kommunen weitergeben, ist<br />
aktuell Gegenstand kontroverser Diskussionen.<br />
Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands<br />
Baden-Württemberg,<br />
machte jüngst jedenfalls klar, dass die<br />
Finanzbranche eine solche Zäsur aus<br />
betriebswirtschaftlichen Gründen nur<br />
schwer wird vermeiden können. Nach<br />
Berechnungen des Bundesverbandes<br />
deutscher Banken (BdB) müssen die<br />
Geldhäuser im Euroraum derzeit monatlich<br />
mehr als 600 Millionen Euro<br />
an Negativzinsen für überschüssige Liquidität<br />
an die EZB zahlen. Besonders<br />
betroffen vom Strafzins sind deutsche<br />
Banken, die traditionell einen Überhang<br />
an Kundeneinlagen haben.<br />
Der Sparkassenpräsident betonte, dass<br />
seine Institutsgruppe die Weitergabe<br />
von Minuszinsen an Privatkunden nicht<br />
wolle und auch keine Vorreiterrolle<br />
spielen werde. Sobald aber ein „relevanter<br />
Marktteilnehmer“ diesen Schritt<br />
vollziehe, kämen auch die Sparkassen<br />
nicht mehr daran vorbei, Geld für die<br />
Aufbewahrung von Guthaben zu verlangen.<br />
„Sollten sich Minuszinsen am<br />
Markt durchsetzen, kommen sie in<br />
breiter Front und nicht gestaffelt nach<br />
Anlagesummen“, so Schneider.<br />
Ähnlich äußerten sich auch die Vorstände<br />
der großen Privatbanken. Von<br />
einer pauschalen Erhebung von Verwahrentgelten<br />
sehen die überregionalen<br />
Institute bislang ab. Sollte sich eine<br />
Weitergabe der Strafzinsen im großen<br />
Stil am Markt durchsetzen „und wir<br />
von Einlagen überschwemmt werden“,<br />
müsse sich die Bank das aber genauer<br />
ansehen, sagte etwa Commerzbank-Finanzvorstand<br />
Stephan Engels.<br />
Horst Biallo, Gründer und Geschäftsführer<br />
von Biallo, geht zwar nicht davon<br />
aus, dass Banken und Sparkassen<br />
in großem Stil Privatkunden mit Mi-<br />
20
nuszinsen belasten: „Das würde dem<br />
Image zu sehr schaden, weil man damit<br />
die Kunden verprellt.“ Der Finanzexperte<br />
rechnet aber damit, dass die<br />
Geldhäuser weiter die Gebühren rund<br />
um das Girokonto erhöhen und sich<br />
der Trend aus dem ersten Halbjahr<br />
<strong>2019</strong> fortsetzt: Nach Untersuchungen<br />
von Biallo hat ein Viertel der Banken<br />
und Sparkassen im laufenden Jahr die<br />
Kontoführungsgebühren erhöht.<br />
Erfolg für Verbraucherschützer<br />
Eine flächendeckende Einführung von<br />
Negativzinsen im Einlagengeschäft ist<br />
auch aus rechtlicher Sicht problematisch.<br />
Das Landgericht Tübingen hatte<br />
bereits im Januar 2018 entschieden,<br />
dass bei Altverträgen das Verwahrentgelt<br />
nicht nachträglich per Klausel im<br />
Preisaushang eingeführt werden darf,<br />
und damit einer Klage der Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württemberg gegen die<br />
Volksbank Reutlingen teilweise stattgegeben.<br />
In einem weiteren Fall klagte<br />
die Verbraucherzentrale Sachsen ebenfalls<br />
gegen die Volksbank Reutlingen.<br />
Dabei ging es um Minuszinsen in Höhe<br />
von 0,5 Prozent auf Girokonten. Auch<br />
hier gab das Gericht im Mai 2018 den<br />
Verbraucherschützern Recht: „Die Erhebung<br />
von Negativzinsen im Wege eines<br />
Preisaushangs bei Einlagen auf einem<br />
Girokonto, für welches Kontoführungsgebühren<br />
erhoben werden, führt zu einer<br />
unangemessenen Benachteiligung<br />
von Bankkunden“, hieß es in der Urteilsverkündung.<br />
Inzwischen ist auch die Politik auf das<br />
Thema aufmerksam geworden und lotet<br />
ein gesetzliches Verbot von Strafzinsen<br />
für Kleinsparer aus. So hat das<br />
Finanzministerium eine Prüfung veranlasst,<br />
ob es der Bundesregierung rechtlich<br />
überhaupt möglich ist, Kleinsparer<br />
vor Negativzinsen zu schützen. Zuvor<br />
hatte CSU-Chef Markus Söder eine Bundesratsinitiative<br />
angekündigt mit dem<br />
Ziel, Beträge bis 100.000 Euro grundsätzlich<br />
von Strafzinsen auszunehmen.<br />
Rechtsexperten halten ein derartiges<br />
Verbot aus juristischer Sicht prinzipiell<br />
für machbar – sofern es gut begründet<br />
wird.<br />
21
FINANZEN<br />
GELDGESCHÄFTE<br />
Banken im Spagat<br />
Banken und Sparkassen müssen heute sowohl in der analogen als<br />
auch in der digitalen Welt punkten.<br />
Von Holger Koch<br />
Präsenz in der Fläche und digital<br />
auf der Höhe der Zeit: Für<br />
Banken und Sparkassen gilt es<br />
heute, sowohl in der analogen<br />
als auch in der digitalen Welt zu punkten.<br />
Vor allem die jüngere Generation<br />
erledigt einfache Geldgeschäfte wie<br />
etwa Überweisungen oder Kontostandsabfragen<br />
zunehmend online und mobil.<br />
Gleichzeitig bleibt die Filiale für komplexere<br />
Bankgeschäfte und bestimmte<br />
(ältere) Kundengruppen eine wichtige<br />
Anlaufstelle.<br />
Regelmäßige Umfragen des Digitalverbandes<br />
Bitkom bestätigen diese Trends:<br />
Demnach ist der Anteil der reinen Onlinebanking-Nutzer<br />
im Zeitraum zwischen<br />
2014 und <strong>2019</strong> um zwölf Prozentpunkte<br />
gestiegen, während der Anteil<br />
der Nur-Filial-Nutzer um 17 Prozentpunkte<br />
gesunken ist. Der Anteil der hybriden<br />
Nutzer ist im gleichen Zeitraum<br />
jedoch um vier Prozentpunkte angestiegen.<br />
Die weit überwiegende Mehrheit<br />
der Bankkunden nutzt die neuen digitalen<br />
Kanäle zusätzlich zu den traditionellen<br />
Kanälen und nicht als Ersatz.<br />
Für Banken und Sparkassen heißt das,<br />
den Spagat zwischen persönlicher<br />
Kundenbetreuung vor Ort und digitaler<br />
Welt hinzubekommen. Vor allem<br />
kleine, schwach frequentierte Filialen<br />
werden deshalb geschlossen. Entsprechend<br />
schrumpft das Filialnetz seit<br />
Jahren stetig: 1997 zählte die Bundesbank<br />
noch mehr als 63.000 Zweigstellen<br />
bundesweit, Ende 2018 waren es<br />
nach jüngsten veröffentlichten Zahlen<br />
nicht einmal mehr 28.000. Gleichwohl<br />
verfügt Deutschland im internationalen<br />
Vergleich noch immer über ein recht<br />
dichtes Netz an Zweigstellen. Kooperationen<br />
mit dem örtlichen Einzelhandel,<br />
die Versorgung von Bankkunden per<br />
Sparkassen-Bus oder der Kontakt zum<br />
Berater via Videokonferenz helfen, Lücken<br />
im Netz zu schließen.<br />
Konkurrenz belebt das Geschäft<br />
Die verbleibenden Filialen werden von<br />
vielen Instituten fit für die Zukunft gemacht.<br />
Die Idee dahinter: die Kunden<br />
wieder in die Filiale zu bringen – mit<br />
qualitativ hochwertiger Beratung und<br />
persönlichem Kontakt. Denn diesen<br />
Anspruch an Bankgeschäfte hat selbst<br />
die junge, onlineaffine Generation. Dort<br />
aber werden sie künftig nicht mehr alles<br />
erledigen können. Das Kassengeschäft<br />
etwa wird vielerorts abgeschafft und<br />
auf Automaten verlagert. Parallel dazu<br />
entstehen neue Filialtypen, in denen ein<br />
abgespecktes Leistungsangebot von ein<br />
oder zwei Mitarbeitern präsentiert und<br />
Beratungswünsche über Videobanking<br />
erfüllt werden.<br />
Alles, was eben mal schnell gehen soll<br />
und anspruchslos ist, eine schnelle<br />
Überweisung etwa, verlagert sich in die<br />
digitalen Kanäle. Banken und Sparkassen<br />
haben in den vergangenen Jahren<br />
enorme Anstrengungen bei der Digitalisierung<br />
des Bankgeschäfts unternommen.<br />
Dabei geht der Trend hin zum<br />
Banking per App und mobilen Bezahlen.<br />
Neue Wettbewerber, angefangen<br />
von den großen US-Internetkonzernen<br />
wie Apple und Google, bis hin zu den<br />
kleinen Fintechs machen den traditionellen<br />
Banken und Sparkassen Beine<br />
und sorgen dafür, dass die Schlagzahl<br />
bei der Einführung neuer digitaler<br />
Dienstleistungen – vor allem im Zahlungsverkehr<br />
– hoch bleibt. Experimentiert<br />
wird ferner mit Avatar-Beratung<br />
und dem Einsatz künstlicher Intelligenz.<br />
Für die Kunden sind das unter dem<br />
Strich gute Nachrichten, denn Konkurrenz<br />
belebt das Geschäft.<br />
22
Alle Konten<br />
im Griff.<br />
EinZugang füralles: Nutzen<br />
Siedas Online-Banking der<br />
Sparkassenjetzt auch für<br />
Ihre Transaktionen von<br />
Konten und Depotsanderer<br />
Finanzinstitute.<br />
spkulm.de
STARKES PLUS IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Immobilienumsätze<br />
schnellen in die Höhe<br />
Die Immobilienumsätze in Baden-Württemberg schnellen fast<br />
ungebremst in die Höhe und liegen 2 Milliarden Euro über dem<br />
Vorjahreszeitraum – das entspricht einem Anstieg von plus 10,8<br />
Prozent im ersten Halbjahr <strong>2019</strong> gegenüber dem ersten Halbjahr<br />
2018. Dies ist der höchste Wert, wenn man die vergangenen 20<br />
Jahre betrachtet.<br />
24
SPECIAL<br />
IMMOBILIEN<br />
»<br />
Die seit 2015 anhaltende<br />
Investitionsdynamik auf<br />
dem Immobilienmarkt Baden-Württembergs<br />
geht im<br />
ersten Halbjahr <strong>2019</strong> mit einem sehr<br />
beachtlichen Plus von 10,8 Prozent<br />
oder zwei Milliarden Euro in die nächste<br />
Runde“, so Professor Stephan Kippes,<br />
Leiter des IVD-Markforschungsinstituts.<br />
„Die Immobilienumsätze sind<br />
mittlerweile doppelt so hoch wie seit<br />
dem Ende der Finanzkrise in Deutschland.“<br />
Nach einer Analyse des Marktforschungsinstituts<br />
des IVD <strong>Süd</strong> e.V.<br />
auf Basis des amtlichen Grunderwerbsteueraufkommens<br />
wurde bei den<br />
Immobilienumsätzen in Baden-Württemberg<br />
im ersten Halbjahr <strong>2019</strong> ein<br />
Anstieg auf insgesamt 20,72 Milliarden<br />
Euro ermittelt.<br />
Trotz der deutlich angezogenen Immobilienpreise,<br />
insbesondere in den<br />
Ballungszentren Baden-Württembergs,<br />
bleibt die Investition in Immobilien<br />
für viele private Käufer sowie institutionelle<br />
Anleger unverändert attraktiv.<br />
Dabei sind die Anstiege bei Immobilienumsätzen<br />
in erster Linie auf steigende<br />
Umsätze je Verkauf zurückzuführen<br />
und nicht unbedingt auf eine<br />
zunehmende Zahl der Verkaufsfälle.<br />
Im ersten Halbjahr <strong>2019</strong> wurde auch<br />
deutschlandweit deutlich mehr in Immobilien<br />
investiert als im Vorjahreszeitraum<br />
– mit einem Plus von 10,7<br />
Prozent. Demnach wurden Immobilien<br />
im Gesamtwert von 146,54 Milliarden<br />
Euro umgesetzt.<br />
Zu den wichtigsten Gründen der Attraktivität<br />
einer Kapitalanlage in Immobilien<br />
zählen die wirtschaftliche<br />
Stabilität des Standortes Baden-Württemberg,<br />
niedrige Zinskonditionen,<br />
Zuzug sowie mangelnde Alternativen<br />
in anderen Anlageklassen. Aufgrund<br />
einer seit Jahren anhaltenden Nachfrage<br />
nach Wohnimmobilien wird die<br />
Angebotsknappheit, insbesondere in<br />
den baden-württembergischen Großund<br />
Mittelstädten, immer deutlicher.<br />
Dementsprechend dreht sich vielerorts<br />
die Kauf- und Mietpreisspirale immer<br />
weiter nach oben.<br />
Immobilienverband<br />
Deutschland<br />
Der Immobilienverband Deutschland<br />
IVD der Immobilienberater,<br />
Makler, Verwalter und Sachverständigen<br />
e.V. ist der zahlenmäßig<br />
stärkste Unternehmensverband in<br />
der Immobilienwirtschaft. Die rund<br />
6000 Mitglieder des IVD decken<br />
alle Sektoren der Immobilienwirtschaft<br />
ab. Der IVD ist der „Anwalt“<br />
der Immobilienberufe und versteht<br />
sich als die Stimme des Immobilienmarktes.<br />
Der Verband vertritt die<br />
Interessen der Immobilienmakler,<br />
Immobilienverwalter, Bauträger,<br />
Sachverständigen, Finanzdienstleister<br />
und sonstiger in der Immobilienwirtschaft<br />
tätiger Unternehmen.<br />
Deutschland braucht eine Politik<br />
„pro Immobilie“. Deshalb arbeitet<br />
Immobilienverband IVD gezielt an<br />
besseren Rahmenbedingungen für<br />
alle Marktteilnehmer.<br />
IVD SÜD: Der IVD <strong>Süd</strong> ist einer der<br />
größten Regionalverbände im Immobilienverband<br />
Deutschland IVD<br />
e.V., dem Bundesverband der Immobilienberater,<br />
Makler, Verwalter<br />
und Sachverständigen. Vorstandsvorsitzender<br />
ist Martin Schäfer.<br />
www.ivd.net<br />
Die Immobilienumsatzanalyse des<br />
IVD-Instituts basiert auf den Grunderwerbsteuerdaten,<br />
das heißt der durch<br />
die Finanzverwaltung vereinnahmten<br />
Grunderwerbsteuer. Share-Deals, bei<br />
denen Immobilen in einem Unternehmensmantel<br />
gehandelt werden, oder<br />
auch grunderwerbsteuerbefreite familieninterne<br />
Umschichtungen sind in<br />
den untersuchten Immobilienumsätzen<br />
nicht enthalten.<br />
Quelle: IVD <strong>Süd</strong><br />
25
IMMOBILIEN<br />
TRANSAKTIONSVOLUMEN GESTIEGEN<br />
Deutscher<br />
Immobilienmarkt<br />
boomt weiterhin<br />
Auf den deutschen Immobilienmärkten sind im<br />
vergangenen Jahr insgesamt 272 Milliarden Euro investiert<br />
worden. Gegenüber 2017 ist das Transaktionsvolumen<br />
um rund 18,2 Milliarden beziehungsweise<br />
7,1 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine<br />
Hochrechnung des Immobilienverbands IVD auf Basis<br />
des vom Bundesministerium für Finanzen erhobenen<br />
Grunderwerbsteueraufkommens.<br />
»<br />
Der deutsche Immobilienmarkt<br />
boomt weiterhin. Unter<br />
Investoren gilt Deutschland<br />
zu Recht als einer der sichersten<br />
Investitionsstandorte. Dieses Vertrauen<br />
zahlt sich aus“, sagt IVD-Präsident Jürgen<br />
Michael Schick. „Aber: Der gute Ruf<br />
Deutschlands wird derzeit aufs Spiel gesetzt.<br />
Debatten um Enteignungen und<br />
Mietendeckel sind Gift für den Transaktionsmarkt.“<br />
Im Vergleich zum Vorjahr entwickelte<br />
sich der Transaktionsmarkt im Jahr<br />
2018 wieder deutlich aktiver. 2017 lagen<br />
die Umsatzzuwächse noch bei<br />
5,6 Prozent. Die Steigerungsrate des<br />
Jahres 2016 mit 9,6 Prozent wurde jedoch<br />
nicht erreicht. „Diese jährlichen<br />
Schwankungen erklären sich vor allem<br />
mit langfristigen Investitionszyklen. Ein<br />
Trend zu einer abnehmenden Dynamik<br />
ist nicht erkennbar. Sofern sich die politischen<br />
und ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
nicht ändern, erwarten wir<br />
spätestens 2020 das Durchbrechen der<br />
Schallmauer von 300 Milliarden Euro“,<br />
sagt Schick.<br />
Mit Ausnahme von Bremen und Sachsen<br />
sind die Transaktionsumsätze in allen<br />
Bundesländern mehr oder minder<br />
stark gestiegen. Das mit Abstand höchste<br />
Umsatzwachstum entfiel auf Thüringen.<br />
Dort stieg das Transaktionsvolumen<br />
um 37,8 Prozent auf 3,1 Milliarden<br />
Euro, nachdem es noch 2017 aufgrund<br />
der Grunderwerbssteuerhöhung zum 1.<br />
Januar 2017 um 6,5 Prozent gesunken<br />
war. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten<br />
gab es in Hamburg (plus 24,4 Prozent<br />
auf 12,6 Milliarden Euro), Hessen<br />
(plus 12,4 Prozent auf 26,0 Milliarden<br />
Euro) und Sachsen-Anhalt (plus 11,5<br />
Prozent auf 3,7 Milliarden Euro). Baden-Württemberg<br />
verfehlt mit einem<br />
Plus von 9,7 Prozent auf 38,4 Milliarden<br />
Euro knapp eine zweistellige Anstiegsrate.<br />
Grafik: Quelle VDI<br />
26
27
DIENSTLEISTUNG<br />
DIENST-<br />
LEISTUNG<br />
AUSBILDUNGSBEGINN <strong>2019</strong><br />
Leichter Rückgang<br />
bei den IHK-Berufen<br />
Am 1. <strong>September</strong> begannen bei den regionalen<br />
Unternehmen aus Industrie, Dienstleistung<br />
und Handel 2247 junge Menschen ihre Ausbildung,<br />
darunter 92 Flüchtlinge. Das teilte<br />
die Industrie- und Handelskammer Ulm (IHK)<br />
zum diesjährigen Ausbildungsstart mit. Das<br />
sind 1,4 Prozent oder 32 Verträge weniger als<br />
vor einem Jahr.<br />
Ausbildungszahlen<br />
im Handwerk<br />
Alb-Donau-Kreis: 403 neu abgeschlossene<br />
Ausbildungsverhältnisse,<br />
+ 6,3 Prozent, davon 25 Flüchtlinge<br />
(6,2 Prozent).<br />
Stadtkreis Ulm: 261 neu abgeschlossene<br />
Ausbildungsverhältnisse,<br />
- 4,7 Prozent, davon 31 Flüchtlinge<br />
(11,9 Prozent).<br />
Landkreis Biberach: 397 neu abgeschlossene<br />
Ausbildungsverhältnisse,<br />
+ 2,1 Prozent, davon 33 Flüchtlinge<br />
(8,3 Prozent).<br />
28
»<br />
Auch die hohe Zahl an Flüchtlingen<br />
in Ausbildung konnte<br />
den Rückgang nicht mehr ausgleichen“,<br />
so IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Otto Sälzle. Die Ursachen hierfür<br />
seien vielfältig. Neben dem Rückgang<br />
der Schulabgänger aus demografischen<br />
Gründen seien auch Veränderungen im<br />
Schulbereich ursächlich. „Deshalb begrüßen<br />
wir die Bestrebungen zum Erhalt<br />
der Werkrealschulen ausdrücklich“,<br />
so Sälzle zur aktuellen schulpolitischen<br />
Debatte. Die Absolventinnen und Absolventen<br />
der Werkrealschulen seien<br />
eine wichtige Zielgruppe für die duale<br />
Ausbildung.<br />
Die Anstrengungen der Wirtschaft bei<br />
der Integration zahlen sich weiterhin<br />
aus: So beginnen in diesem Jahr<br />
92 junge Flüchtlinge mit einer dualen<br />
Ausbildung. Dabei ist es gelungen, viele<br />
Flüchtlinge von einer Ausbildung in<br />
Berufen mit hohem Fachkräftebedarf<br />
zu überzeugen, wie zum Beispiel dem<br />
Einzelhandel, der Systemgastronomie<br />
oder dem Verkehrswesen. Die Auszubildenden<br />
kommen zum größten Teil<br />
aus Syrien und Afghanistan. „Insgesamt<br />
absolvieren jetzt 211 Flüchtlinge eine<br />
Ausbildung in den Berufen aus Industrie,<br />
Dienstleistung und Handel“, so<br />
Sälzle.<br />
Noch immer gibt es über 200 offene<br />
Lehrstellen in der Region in unterschiedlichen<br />
IHK-Berufen. Die IHK<br />
Ulm bietet für Jugendliche, die jetzt<br />
noch eine Lehrstelle für <strong>2019</strong> suchen,<br />
einen speziellen Beratungsservice an.<br />
Interessenten können mit Fabian Späth<br />
unter Telefon 0731 173-166 einen Beratungstermin<br />
vereinbaren.<br />
IHK-Ausbildungszahlen<br />
Im Vergleich zum Jahr 2018 weist in der<br />
IHK-Region Ulm der Alb-Donau-Kreis<br />
mit 5,9 Prozent den höchsten Rückgang<br />
auf. In der Stadt Ulm wurde der Stand<br />
des Vorjahres wieder erreicht. Der<br />
Landkreis Biberach verzeichnet ein<br />
leichtes Plus von 0,5 Prozent im Vergleich<br />
zu den Vorjahreszahlen.<br />
Mehr Azubis im Handwerk<br />
Die Ausbildungszahlen im Gebiet der<br />
Handwerkskammer Ulm steigen zum<br />
sechsten Mal in Folge. Bis Ende August<br />
haben sich 2786 junge Menschen<br />
für eine Ausbildung im Handwerk zwischen<br />
Ostalb und Bodensee entschieden.<br />
Das ist ein erneutes Plus von 1,8<br />
Prozent (Vorjahr: 6,9 Prozent). „Wir<br />
freuen uns über den erneuten Zuwachs<br />
an Azubis im Handwerk. Das ist ein<br />
toller Erfolg für unsere Handwerksbetriebe.<br />
Die Zahl zeigt, dass junge Menschen<br />
die Perspektiven eines Handwerksberufs<br />
erkennen. Handwerk ist<br />
attraktiv“, freut sich Dr. Tobias Mehlich,<br />
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer<br />
Ulm. Der Zuwachs liegt auch<br />
an den 220 Geflüchteten, die ab <strong>September</strong><br />
neu in eine Handwerks-Ausbildung<br />
starten. Dennoch sind weiterhin<br />
943 Ausbildungsplätze in beinahe<br />
allen Gewerken noch unbesetzt. Auch<br />
wer kurzentschlossen ist, hat noch gute<br />
Chancen auf einen Ausbildungsplatz.<br />
Insbesondere in der Bau-/Ausbaubranche,<br />
der Metall- und Elektrobranche<br />
oder im Lebensmittelhandwerk sind in<br />
den Betrieben der Regionen noch Lehrstellen<br />
offen.<br />
29
DIENSTLEISTUNG<br />
Der Schwabenbund<br />
Der Schwabenbund ist der bundesweite<br />
Vorreiter in der Förderung der<br />
Zusammenarbeit zwischen Gebietskörperschaften<br />
und Wirtschaftskammern<br />
im länderübergreifenden,<br />
ländlich geprägten Raum.<br />
Der bayerisch/baden-württembergische<br />
Grenzraum mit seiner einzigartigen<br />
Städtelandschaft und hervorragenden<br />
Stadt-Umlandbeziehungen<br />
zählt zu den wirtschaftlich prosperierendsten<br />
Räumen in Deutschland.<br />
Der Schwabenbund verleiht<br />
diesem einheitlichen Lebens- und<br />
Wirtschaftsraum Gewichtung und<br />
Stimme auf Landes-, Bundes- und<br />
europäischer Ebene. Seit 2015 ist er<br />
ein eingetragener Verein. Er besteht<br />
seit 2012 als Verbund aus Politik,<br />
Wirtschaft und kommunalen Zusammenschlüssen<br />
aus Baden-Württemberg<br />
und Bayern. Der Vorstand ist<br />
paritätisch aus Politik und Wirtschaft<br />
aus Baden-Württemberg und Bayern<br />
besetzt.<br />
Vorstand Baden-Württemberg:<br />
Thomas Reinhardt, Landrat Landkreis<br />
Heidenheim (Politik)<br />
Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Ulm (Wirtschaft)<br />
Vorstand Bayern:<br />
Thomas Kiechle, Oberbürgermeister<br />
Stadt Kempten (Politik)<br />
Gerhard Pfeifer, Stv. Präsident IHK<br />
Schwaben (Wirtschaft)<br />
REGIONALES INNOVATIONSMANAGEMENT<br />
Schwabenbund-<br />
Akteure an<br />
einem Tisch<br />
Das regionale Innovationsmanagement im Schwabenbund<br />
nimmt Schwung auf: Klausurtagung des Arbeitskreises bringt<br />
wichtige Akteure an einen Tisch.<br />
Mit den großen Herausforderungen<br />
unserer Zeit wächst die Bedeutung<br />
von regionalen Innovationsstrategien.<br />
Das Wirtschaftsministerium Baden-<br />
Württemberg hat in Kooperation mit<br />
dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst sowie dem Ministerium<br />
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz<br />
daher den Wettbewerb<br />
„Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch<br />
Innovation und Nachhaltigkeit – RegioWIN“<br />
aufgelegt, um genau diese regionalen<br />
Innovationsstrategien zu schärfen<br />
und zu stärken. Da Probleme und<br />
Herausforderungen bekanntlich nicht<br />
an Bundesländergrenzen Halt machen,<br />
gilt eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit,<br />
wie es die Zielsetzung des<br />
Schwabenbundes ist, dabei als durchaus<br />
sinnvoll.<br />
Der Schwabenbund ist eine Organisation<br />
der kommunalen und wirtschaftlichen<br />
Selbstverwaltung im Grenzraum<br />
von Baden-Württemberg und Bayern.<br />
In dieser Gebietskulisse haben sich die<br />
wichtigsten Innovations-Intermediäre<br />
nun unter der Federführung der Industrie-<br />
und Handelskammer (IHK) Ulm zu<br />
einem Arbeitskreis zusammengeschlos-<br />
Geschäftsführer:<br />
Werner Weigelt<br />
Kontakt:<br />
Schwabenbund e.V.<br />
Geschäftsstelle Memmingen<br />
Donaustraße 38<br />
97700 Memmingen<br />
Telefon 08331 960919-0<br />
info@schwabenbund.de<br />
www.schwabenbund.de<br />
Der Arbeitskreis Regionales Innovationsmanagement (AK REK). Bild: Tobias Richter/IHK Ulm<br />
30
sen. Ein Ziel des Arbeitskreises<br />
ist die Entwicklung und Fortschreibung<br />
regionaler Entwicklungs- und<br />
Innovationsstrategien. Am Ende steht<br />
dabei im Idealfall natürlich ein erfolgreicher<br />
Projektantrag bei RegioWIN.<br />
Ebenso wichtig ist aber auch die Vernetzung<br />
der Akteure, um deren Handeln<br />
in Zukunft noch enger und zielorientierter<br />
miteinander zu verzahnen.<br />
Transparenz und Austausch<br />
Ende Juli trafen sich nun alle beteiligten<br />
Akteure zu einer zweitägigen Klausurtagung,<br />
die als voller<br />
Erfolg gewertet<br />
werden kann. Mittels<br />
eines bedarfsorientierten<br />
Ansatzes<br />
sollen dringende aktuelle<br />
und zukünftige Themen für Unternehmen<br />
festgehalten und anschließend in<br />
Projektideen weiterentwickelt werden.<br />
„Die Klausurtagung hat in einem ersten<br />
Schritt Transparenz zwischen den<br />
beteiligten Innovations-Intermediären<br />
geschaffen und einen wichtigen Austausch<br />
angeregt“, freuten sich Jonas<br />
Pürckhauer, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der IHK Ulm,<br />
und Kathrin Richter, Innovationsmanagerin<br />
bei der IHK Ulm<br />
sowie zugleich Projektleiterin des<br />
Regionalen Innovationsmanagements<br />
im Schwabenbund.<br />
Dieser Schwung muss nun genutzt<br />
werden, um konkrete Projektideen zu<br />
entwickeln, die die Bedarfe der Region<br />
decken und einen Mehrwert für die Unternehmen<br />
im Schwabenbund bringen.<br />
Zukunft?<br />
Hat bei uns bereits begonnen!<br />
31
DIENSTLEISTUNG<br />
Netzwerke für berufliche Fortbildung<br />
Das baden-württembergische Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Wohnungsbau fördert 13 regionale<br />
Büros, welche die Netzwerke für berufliche<br />
Fortbildung in ihren Aufgaben<br />
unterstützen, über die Weiterbildungsangebote<br />
einer Region zu informieren<br />
und für die berufliche Weiterbildung<br />
zu werben. Für die Region Ulm ist das<br />
Regionalbüro für berufliche Fortbildung<br />
Biberach/Ulm Ansprechpartner<br />
(Telefon 0731 1758921, biberach-ulm@<br />
regionalbuero-bw.de).<br />
Die Regionalbüros für berufliche<br />
Fortbildung verstehen sich als Kompetenzzentren<br />
und informieren über<br />
das breite Spektrum der beruflichen<br />
Weiterbildung auf Messen, über Informationsveranstaltungen,<br />
in Workshops<br />
zu Bildungsthemen und auch durch<br />
persönliche Beratung (www.regionalbuero-bw.de)<br />
Haus der kleinen Forscher:<br />
Zertifizierungen<br />
In den vergangenen Monaten haben<br />
sich engagierte Erzieherinnen und<br />
Erzieher mit ihren Kindergartenkindern<br />
vielen naturwissenschaftlichen Fragen<br />
gestellt. In zahlreichen Experimenten<br />
sind sie Naturphänomenen auf den<br />
Grund gegangen und haben dabei oft<br />
noch weitere Phänomene entdeckt.<br />
Mit diesem Engagement haben sie<br />
sich für die Zertifizierung „Haus der<br />
kleinen Forscher“ qualifiziert.<br />
Lernen ist für alle Altersklassen hoch im Kurs –<br />
Erwachsene profitieren von beruflicher Weiterbildung.<br />
Bild: Clay Banks, Unsplash<br />
99 Kindergärten der IHK-Region Ulm<br />
haben bereits das Zertifikat „Haus der<br />
kleinen Forscher“ erhalten. Eine Zweit-<br />
Zertifizierung erhielten 55 Kindergärten,<br />
bereits 29 wurden zum dritten Mal<br />
ausgezeichnet und 19 Einrichtungen<br />
haben zum vierten Mal die Auszeichnung<br />
erhalten. Außerdem erhielten<br />
acht Einrichtungen das Zertifikat zum<br />
fünften Mal (www.ulm.ihk24.de).
BILDUNG UND WEITERBILDUNG IN DER REGION ULM<br />
Lebenslanges Lernen<br />
leicht gemacht<br />
Wo Menschen früher problemlos<br />
konstante und geradlinige Lebensläufe<br />
vorweisen konnten und<br />
Betriebszugehörigkeiten von 20<br />
Jahren und mehr keine Seltenheit<br />
waren, ist heute eher Wandel zur<br />
festen Größe geworden. Lebenslanges<br />
Lernen hilft dabei, sich<br />
den wechselnden Anforderungen<br />
anzupassen und den Anschluss<br />
am Arbeitsmarkt zu halten.<br />
Von Meike Winter<br />
Eine Antwort auf sich rasch ändernde<br />
Bedingungen ist das Lernen – für Kinder<br />
gilt das genauso, wie für Erwachsene.<br />
„Wie kommt der Schatten an die Wand?<br />
Und warum soll ich Hände waschen –<br />
ich sehe keine Bakterien...?“ Wo Kinder<br />
sind, gibt es eine Fülle von Fragen – der<br />
natürliche Forscherdrang ist eine wichtige<br />
Quelle für die kindliche Entwicklung.<br />
Mit der gemeinnützigen Stiftung „Haus<br />
der kleinen Forscher“ sollen Mädchen<br />
und Jungen vor allem in den Bereichen<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik (MINT) für die<br />
Zukunft gestärkt werden. Die Industrieund<br />
Handelskammer (IHK) Ulm ist bereits<br />
seit Juli 2008 regionaler Netzwerkpartner<br />
dieser Initiative und ermöglicht<br />
Erzieherinnen und Erziehern die Teilnahme<br />
an kostenfreien Workshops zu<br />
unterschiedlichen Themen.<br />
Hector Kinderakademien fördern<br />
Grundschulkinder<br />
Seit 2011 bietet die Stadt Ulm als Träger<br />
jeweils im Sommer- und Wintersemester<br />
Kurse in der Hector Kinderakademie<br />
an. Pro Semester profitieren davon im<br />
Schnitt 170 bis 200 Kinder. Die Akademien<br />
gehören zu einem landesweiten<br />
Förderprogramm für besonders begabte<br />
und hochbegabte Grundschulkinder in<br />
Baden-Württemberg. Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler des Hector-Instituts<br />
für Empirische Bildungsforschung<br />
an der Universität Tübingen und des<br />
Leibnitz-Instituts für Bildungsforschung<br />
und Bildungsinformation in Frankfurt<br />
untersuchen begleitend die Bedingungen,<br />
die das Lernen für die Kinder besonders<br />
positiv beeinflussen.<br />
Offene Universität<br />
Mit der Schüler-Universität sowie der Ulmer<br />
3-Generationen Universität (u3gu)<br />
bietet die Universität Ulm gezielt Programme<br />
für Jugendliche sowie Schülerinnen<br />
und Schüler ab Klasse fünf in<br />
Zusammenarbeit mit älteren Erwachsenen<br />
an. Die Schüler-Universität fördert<br />
junge Menschen durch individuell<br />
zugeschnittene Angebote und bereitet<br />
sie auf ein mögliches Studium vor. Die<br />
u3gu ermöglicht vor allem Einblicke in<br />
Natur- und Technikwissenschaften – ehrenamtlich<br />
engagierte ältere Menschen,<br />
die sogenannten „SeniorConsultants“,<br />
begleiten und unterstützen Schülerinnen<br />
und Schüler bei Workshops und im<br />
Science Camp während der Schulferien.<br />
Lernangebote für Erwachsene<br />
transparent machen<br />
Der Verein zur Förderung der Innovationsregion<br />
Ulm – Spitze im <strong>Süd</strong>en e.V.<br />
hat sich neben Wirtschaft und Wissenschaft<br />
auch Karriere und Bildung auf die<br />
Fahnen geschrieben. Denn ein Drittel<br />
der mehr als 90 Vereinsmitglieder kommen<br />
aus dem Verwaltungs- und Bildungsbereich.<br />
Über die Webseite www.<br />
bildungsportal-schwaben.de erreichen<br />
Interessierte die regionale Kurssuche für<br />
umfangreiche Weiterbildungsangebote –<br />
von Kursen bei den Hochschulen über<br />
Angebote der IHK und Handwerkskammer<br />
bis hin zu privaten Bildungsträgern.<br />
Weiterkommen<br />
Fachkräfte<br />
Karriere<br />
www.ulm.ihk24.de<br />
400 Chancen<br />
Ausbildung<br />
Zukunft<br />
Weiterbildung<br />
33
DIENST-<br />
LEISTUNG<br />
ZEHN JAHRE IT-KONGRESS NEU-ULM<br />
Wichtige Wissens-und<br />
Transferplattform rund um die IT<br />
Der IT-Kongress, der von der Hochschule Neu-Ulm organisiert und vom Stadtentwicklungsverband<br />
Ulm/Neu-Ulm maßgeblich unterstützt wird, findet in diesem Jahr am 7. November, von 9 bis 18 Uhr,<br />
zum zehnten Mal statt. Die Fachveranstaltung in der Hochschule Neu-Ulm hat sich rasant zu einer<br />
wichtigen Wissens-und Transferplattform rund um die IT im Großraum Ulm/Neu-Ulm entwickelt.<br />
Von Ralf Grimminger<br />
Der IT-Kongress wurde erstmals vor<br />
zehn Jahren veranstaltet. Damals war<br />
das Ziel, den IT-Fachleuten vor Ort<br />
eine professionelle Plattform zu bieten<br />
und die Business-Netzwerke gerade<br />
in dieser Branche zu verbessern und<br />
zu stärken, berichtet Professor Philipp<br />
Brune von der Hochschule Neu-Ulm,<br />
der das aktuelle Programm der IT-Veranstaltung<br />
geplant hat.<br />
Die Resonanz auf die ersten Pläne war<br />
gut und so fand der erste Kongress unter<br />
dem Slogan „Was Sie wirklich brau-<br />
chen. Was die Zukunft bringt. Wie man<br />
Fehler vermeidet“ statt. Die Schwerpunktthemen<br />
und das Programm werden<br />
in einem Kernteam, bestehend aus<br />
den Experten der Hochschule Neu-Ulm<br />
(HNU) und der Technischen Hochschule<br />
Ulm (THU), dem Stadtentwicklungsverband,<br />
Interessensverbänden und vor<br />
allem auch lokalen IT-Unternehmen<br />
aus dem Großraum Ulm/Neu-Ulm,<br />
entwickelt. „Ein wichtiges Instrument,<br />
um interessante Vorträge zu generieren“,<br />
erläutert Bernd Neidhart, Wirtschaftsbeauftragter<br />
der Stadt Neu-Ulm<br />
und für den Stadtentwicklungsverband<br />
Ulm/Neu-Ulm (SUN) mit im Organisationsteam.<br />
Die Kongressthemen der vergangenen<br />
Jahre spiegeln die aktuellen Entwicklungen<br />
in der IT wieder. Dabei hat sich<br />
gezeigt, dass es Themen gibt, die von<br />
Anfang an dabei waren und bis heute<br />
aktuell sind, wie beispielsweise Informationssicherheit,<br />
Datenschutz, Privatsphäre,<br />
aber auch andere rechtliche<br />
Anforderungen, zum Beispiel der Bereich<br />
Compliance. Einige Themen der<br />
34
Aussteller beim IT- Kongress <strong>2019</strong><br />
• ABILITY GmbH<br />
• ADLON Intelligent Solutions GmbH<br />
• AKKA Deutschland<br />
• antares Informations-Systeme GmbH<br />
• arborsys GmbH<br />
• AXSOS AG<br />
• AZOWO GmbH<br />
• Conclurer GmbH<br />
• Daimler TSS GmbH<br />
• DATA-S<br />
• Digitalisierungszentrum<br />
Ulm | Alb-Donau | Biberach<br />
• Exyte Central Europe GmbH<br />
• FERCHAU GmbH<br />
• IHK Ulm<br />
• IT sure GmbH<br />
• it.sec GmbH & Co. KG<br />
• Materna Information &<br />
Communications SE<br />
• PKS Software GmbH<br />
• Polygran GmbH<br />
• RSU GmbH<br />
• scanplus GmbH<br />
• Schwäbisch Media<br />
• steep GmbH<br />
• Systemhaus Ulm GmbH<br />
• The Digital Workforce Group AG<br />
• TriCAT GmbH<br />
• univativ GmbH<br />
• Wilken Software Group<br />
• XITASO GmbH<br />
• Zentrum für Weiterbildung<br />
Vergangenheit wie Cloud Computing<br />
oder Bring your own Device=BYOD<br />
sind inzwischen etabliert, andere heute<br />
wichtige Themen wie Künstliche Intelligenz<br />
(KI) oder maschinelles Lernen<br />
Bilder: HNU<br />
waren wiederum vor zehn Jahren noch<br />
gar nicht absehbar. Der Kongress beschäftigte<br />
sich – immer top aktuell und<br />
auf Höhe der Zeit – mit Schwerpunkten<br />
wie „Wer ist Herr meiner Daten?“<br />
(2013), „Software - Manager der Zukunft?“<br />
(2014), „Business digital oder<br />
real?“ (2015), „IT in allen Dimensionen<br />
– Schöne neue Welt?!“ (2017) und<br />
„Vernetztes Unternehmen: Wege ins Digitalzeitalter“<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Wichtig für Hochschulen, Unternehmen<br />
und Studierende<br />
Der IT-Kongress ist für Unternehmen<br />
und Studierende wichtig, aber auch<br />
für die Hochschule Neu-Ulm (HNU)<br />
und die Technische Hochschule Ulm<br />
(THU), weil die Veranstaltung in der<br />
Branche gut etabliert und von überregionaler<br />
Anziehungskraft ist. Die<br />
stetig wachsenden Teilnehmerzahlen<br />
und auch die Attraktivität für regionale<br />
und überregionale Unternehmen zeigen<br />
deutlich, „dass in der Region ein<br />
derartiges Forum benötigt wird und<br />
die HNU als Hochschulpartner für ITund<br />
Informationsmanagement-Themen<br />
wahrgenommen wird und gefragt ist“,<br />
so Professor Brune.<br />
STUDIEREN<br />
IN<br />
NEU-ULM<br />
MODERN<br />
INNOVATIV<br />
PRAXISNAH<br />
INTER-<br />
NATIONAL<br />
BEWERBUNGSZEIT<br />
Wintersemester<br />
2. Mai bis 15. Juli<br />
Sommersemester<br />
15. Nov. bis 15. Jan.<br />
hs-neu-ulm.de
DIENSTLEISTUNG<br />
„Der IT-Kongress ermöglicht es auch,<br />
die HNU weiter bekannt zu machen und<br />
unsere Forschungs- und Transferaktivitäten<br />
im IT-nahen Bereich den Unternehmen<br />
vorzustellen“, so der Professor.<br />
Für die Studierenden biete die Fachveranstaltung<br />
ein Forum für den Kontakt<br />
zu Unternehmen und den Einstieg für<br />
Praktika sowie Bachelor- und Masterarbeiten<br />
oder das Berufsleben. Allen anderen<br />
Messebesuchern ermöglicht der<br />
IT-Kongress das bessere Kennenlernen<br />
der HNU und ihrer Aktivitäten. Daneben<br />
sei es auch immer wieder eine beliebte<br />
Möglichkeit für Alumni bei den<br />
beteiligten Unternehmen, miteinander<br />
und mit ihren früheren Dozenten in<br />
Kontakt zu bleiben, so Brune.<br />
Der Stadtentwicklungsverband (SUN)<br />
sieht all diese Bedeutung und unterstützt<br />
den Kongress daher seit zehn<br />
Jahr mit Geld und verwaltungstechnischem<br />
Wissen, sagt Bernd Neidhart.<br />
Beim diesjährigen IT-Kongress wagen<br />
die Organisatoren einen kleinen Rückblick,<br />
schauen aber vor allem nach<br />
vorn. Alles dreht sich um die Frage „10<br />
Jahre IT-Kongress – Wie weit sind wir<br />
digital?“. „Wir greifen wieder die aktuellen<br />
Trends auf und versuchen diese<br />
in bewährter Form für die Teilnehmer<br />
konkret zu machen“, erläutert Professor<br />
Brune das Ziel. Daneben wolle man<br />
das Jubiläum aber auch zum Anlass<br />
nehmen, ein wenig kritisch zurückzublicken<br />
und die aktuellen Trends in<br />
den Kontext der Entwicklungen der<br />
vergangenen zehn Jahre zu setzen.<br />
Diskutiert wird, wie sich die Situation<br />
der IT heute in die Entwicklungen<br />
des vergangenen Jahrzehnts einordnen<br />
lässt?<br />
IT-Interessierte, Entscheider, Anwender<br />
und IT-Experten haben an diesem<br />
Tag in der Hochschule Neu-Ulm die<br />
Möglichkeit, sich mit Unternehmensvertretern<br />
über IT-Trends der Gegenwart<br />
und Zukunft auszutauschen. Die<br />
Teilnehmerzahlen haben sich konstant<br />
nach oben entwickelt. So wurden im<br />
vergangen Jahr über 400 Besucher gezählt.<br />
Diese kommen aus der Region<br />
Donau-Iller-Ries, sind Führungskräfte<br />
aus mittelständischen Unternehmen,<br />
Studierende und IT-Spezialisten.<br />
GUT VERNETZT<br />
WIR FEIERN<br />
10 JAHRE IT-KONGRESS<br />
NEU-ULM | ULM<br />
36
Attraktives Vortragsprogramm<br />
Die Besucher des IT-Kongresses lockt<br />
sicherlich auch das attraktive Vortragsprogramm,<br />
das auch in diesem Jahr<br />
wieder hochkarätig besetzt ist. Neben<br />
namhaften Keynote-Speakern sind<br />
Vorträge zu Themen wie „Künstliche<br />
Intelligenz“, „Digitale Transformation“<br />
und „Informationssicherheit“ vorgesehen.<br />
InnoSÜD, das Verbundprojekt der<br />
Hochschulen Biberach, der Hochschule<br />
Neu-Ulm, der Technischen Hochschule<br />
Ulm und der Universität Ulm, stellt auf<br />
dem IT-Kongress Projekte aus den Bereichen<br />
„Agile Entwicklung“, „Co-Innovationen<br />
mit Unternehmen der Region“<br />
oder „3D-Druck in der Ersatzteillogistik“<br />
vor.<br />
Fachlicher Austausch<br />
Und dennoch hat sich auch die Messe<br />
in diesen zehn Jahren gewandelt. Früher<br />
eine Fach- und Produktmesse hat<br />
sich der IT-Kongress rasant zu einer<br />
wichtigen Wissens-und Transferplattform<br />
rund um die Unternehmen im<br />
Großraum Ulm/Neu-Ulm entwickelt.<br />
Die Messe dient außerdem dem fachlichen<br />
Austausch und der Personalgewinnung.<br />
Gut also für Fachkräfte und<br />
Unternehmen.<br />
INFO: Der 10. IT-Kongress Neu-Ulm/<br />
Ulm findet am Donnerstag, 7. November,<br />
von 9 bis 18 Uhr, in der Hochschule<br />
Neu-Ulm statt. Der Eintritt ist frei.<br />
Das Programm und die Möglichkeit zur<br />
Anmeldung gibt es im Internet unter<br />
www.it-kongress.com.<br />
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auf Wachstumskurs<br />
Steigende Nachfrage nach Datensicherheit,<br />
Cybersecurity und<br />
Cloud-Diensten sorgt für schnelles<br />
Unternehmens-Wachstum.<br />
Der digitale Wandel im Industrie- und<br />
Dienstleistungssektor sorgt für ein steigendes<br />
Auftragsvolumen bei der Systemhaus<br />
Ulm GmbH. Durch das stetige<br />
Wachstum steigt auch die Anzahl der<br />
Mitarbeiter kontinuierlich, zudem bietet<br />
der Sendener IT-Dienstleister in jedem<br />
Jahr mehr Ausbildungsplätze im interessanten<br />
IT-Umfeld an.<br />
TOP MAKLER IN ELLWANGEN<br />
Die erfahrenen Berater der Systemhaus<br />
Ulm GmbH realisieren IT-Lösungen in<br />
Unternehmen aller Größenordnungen<br />
oder leisten Unterstützung in den Betrieben<br />
vor Ort. „Schnelle Hilfe vor Ort und<br />
guter Service sind den Kunden wichtig“,<br />
so Martin Mayr, Geschäftsführer der Systemhaus<br />
Ulm GmbH, „es geht uns immer<br />
darum, unseren Kunden bestmögliche<br />
Lösungen für ihre individuellen<br />
IT-Systeme anzubieten, und nicht darum,<br />
teure Produkte zu verkaufen. Unsere<br />
Kunden schätzen das. Deshalb bleiben<br />
sie uns treu.“<br />
Schadsoftware aus dem Internet<br />
Da Unternehmen zunehmend in den<br />
Fokus von Cyberangriffen rücken, hat<br />
sich die Systemhaus Ulm GmbH auf<br />
komplexe IT-Sicherheitskonzepte und<br />
Managed Services für IT-Security spezialisiert.<br />
Das verschafft den IT-Abteilungen<br />
in den Unternehmen mehr Zeit für<br />
ihre Kernaufgaben.<br />
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GmbH europaweit die IT-Infrastruktur<br />
ihrer Kunden in allen relevanten Bereichen,<br />
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37
MOBILITY<br />
<strong>BUSINESS</strong><br />
Wer Mobilität und Umweltbewusstsein unter einen Hut bringen will, entscheidet sich heute oft für<br />
ein Elektroauto. Bild: djd/Nürnberger Versicherung/plprod - stock.adobe.com<br />
E-MOBILITÄT<br />
Sicher fahren<br />
mit Strom<br />
Immer mehr Elektroautos rollen über<br />
Deutschlands Straßen. Im Januar waren<br />
es rund 83.200 Elektrofahrzeuge.<br />
Trotz aller Diskussionen um die Herkunft<br />
des Stroms sausen immer mehr<br />
Elektroautos über Deutschlands Straßen.<br />
Für viele Autofahrer entscheidet<br />
das Argument, zumindest während der<br />
Fahrt kein CO 2<br />
auszustoßen. Außerdem<br />
steigt der Anteil der erneuerbaren Energien<br />
im Bereich der Stromproduktion.<br />
Den Nachteil der begrenzten Reichweite<br />
nehmen daher immer mehr Fahrer –<br />
besonders in Städten – ganz entspannt<br />
in Kauf. Am 1. Januar <strong>2019</strong> fuhren rund<br />
83.200 Elektrofahrzeuge auf deutschen<br />
Straßen, so die vom Kraftfahrtbundesamt<br />
herausgegebene Jahresbilanz des<br />
Fahrzeugbestandes. Im Vergleich zum<br />
38
Bild 2: Mit leisem Motor und inzwischen guter Reichweite lässt sich mit dem Elektroauto auch der<br />
Ausflug aufs Land genießen. Bild: djd/Nürnberger Versicherung/thx<br />
Wussten Sie schon?<br />
Wer sich für ein E-Auto oder ein<br />
Plug-in-Hybridfahrzeug entscheidet,<br />
will dieses bequem über Nacht im<br />
eigenen Haus aufladen. Eine haushaltsübliche<br />
Steckdose reicht dafür<br />
allerdings nicht aus. Stattdessen ist<br />
eine sogenannte Wallbox sinnvoll, die<br />
an der Garagenwand fest montiert<br />
wird. Was viele Verbraucher nicht<br />
wissen: Seit einigen Monaten ist es<br />
vorgeschrieben, die Wallbox vor der<br />
Montage beim örtlichen Netzbetreiber<br />
anzumelden. (djd)<br />
Vorjahr ist das ein Plus von fast 29.000<br />
E-Autos – und damit im Großen und<br />
Ganzen ein eindeutiger Trend.<br />
Immer mehr E-Auto-Modelle<br />
Das Jahr <strong>2019</strong> ist extrem wichtig für<br />
eine kräftige Ankurbelung des Marktes<br />
für Elektroautos. Denn 2020 gilt als<br />
Schlüsseljahr – dann greifen erstmals<br />
verbindlich die von der EU vorgegebenen<br />
CO 2<br />
-Flottengrenzwerte. Jeder Hersteller,<br />
der den Flotten-Grenzwert von<br />
95 g CO 2<br />
/km nicht einhält, muss ab<br />
2021 Strafen an die EU zahlen. Zudem<br />
hat das EU-Parlament beschlossen, die<br />
Grenzwerte in zwei Stufen noch weiter<br />
zu verschärfen. 2030 müssen weitere<br />
37,5 Prozent CO 2<br />
reduziert sein.<br />
Die Autohersteller in Europa planen,<br />
diverse rein batterieelektrisch betriebene<br />
Autos und Plug-in-Hybride auf den<br />
Markt zu bringen. Nach dem derzeitigen<br />
Stand könnte sich so die Zahl der erhältlichen<br />
Modelle bis 2021 verdreifachen.<br />
Das hat die Organisation Transport &<br />
Environment (T&E) errechnet, in der<br />
sich Organisationen aus dem Bereich<br />
nachhaltiger Verkehr versammeln – aus<br />
Deutschland sind der VCD, die Deutsche<br />
Umwelthilfe und der Nabu mit dabei.<br />
Ende 2018 waren auf dem europäischen<br />
Markt 60 Elektroauto-Modelle erhältlich.<br />
T&E kommt nach Durchsicht von Daten<br />
aus der Automobilbranche, die von IHD<br />
Markit erhoben wurden, zu dem Schluss,<br />
dass es in zwei Jahren voraussichtlich<br />
214 Modelle sein werden. Davon seien<br />
92 rein batterieelektrisch betrieben und<br />
118 Plug-in-Hybride. Zusammengenommen<br />
investierten die europäischen Autohersteller<br />
145 Milliarden Euro in die<br />
Elektrifizierung ihrer Flotten. (Quellen:<br />
djd / ADAC / T&E)<br />
39
MOBILITY <strong>BUSINESS</strong><br />
ELEKTRO- UND PLUG-IN-HYBRIDDIENSTWAGEN<br />
Halber Steuersatz<br />
bei Privatnutzung<br />
Seit Januar <strong>2019</strong> wird die private Nutzung von E-Autos<br />
und Plug-in Hybriden nur noch mit pauschal 0,5<br />
Prozent besteuert. Das soll den Verkauf von Elektrofahrzeugen<br />
ankurbeln. Die Regelung gilt auch für<br />
gebraucht angeschaffte Elektroautos.<br />
Wer ein E-Auto als Firmenwagen fährt,<br />
muss seit Januar <strong>2019</strong> seine privaten<br />
Strecken nur noch pauschal mit 0,5 Prozent<br />
des Bruttolistenpreises versteuern.<br />
Das gilt auch für Plug-in-Hybride und<br />
Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Voraussetzung<br />
dafür ist allerdings, dass das Auto<br />
eine Fahrtstrecke von mindestens 40<br />
Kilometern rein elektrisch schafft oder<br />
maximal 50 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer<br />
ausstößt, gemessen nach der neuen<br />
WLTP-Norm.<br />
Die Fahrer von elektrifizierten Dienstautos<br />
bezahlen für den geldwerten Vorteil<br />
der Privatfahrten somit nur halb so viel<br />
wie Fahrer von Benzinern oder Dieseln.<br />
Die steuerliche Begünstigung gilt für<br />
E-Autos, die ab dem 1. Januar <strong>2019</strong> erstmals<br />
als Firmenwagen genutzt werden.<br />
Die Regelung wurde zunächst auf drei<br />
Jahre angesetzt, zwischenzeitlich aber<br />
bis 2030 verlängert.<br />
Der verringerte Steuersatz gilt auch für<br />
gebrauchte Elektrofahrzeuge, da der<br />
Gesetzgeber von „Anschaffung“ und<br />
nicht von „Neuzulassung“ spricht. Hat<br />
ein Unternehmen das E-Auto allerdings<br />
bereits im vergangenen Jahr angeschafft,<br />
kommt ein Arbeitnehmer nur dann in<br />
den Genuss der Steuerermäßigung,<br />
wenn das Auto <strong>2019</strong> erstmals als Firmenwagen<br />
eingesetzt wurde.<br />
WEIL WARTUNG<br />
NICHT VON WARTEN KOMMT.<br />
Das ist kein Van. Das ist ein MAN.<br />
Der MAN TGE ist kein gewöhnlicher Van, er ist der „Truck unter den Vans“, denn<br />
seine Wurzeln liegen im Nutzfahrzeugbereich. Überzeugen Sie sich selbst vom<br />
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40
Auch auf die mit 0,03 Prozent pro Entfernungskilometer<br />
besteuerten Fahrten<br />
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />
fällt nur noch die Hälfte an. Bei E-Fahrzeugen<br />
werden nur noch 0,015 Prozent<br />
des Listenpreises pro Kilometer der einfachen<br />
Fahrtstrecke fällig. Das macht<br />
beispielsweise bei einem Listenpreis<br />
von 38.000 Euro 5,70 Euro pro Kilometer.<br />
Bei einem 20 Kilometer langen Weg<br />
zur Arbeit müssten also zusätzlich 114<br />
Euro monatlich versteuert werden. Die<br />
Alternative zur 0,5-Prozent-Regelung ist<br />
wie auch bei der 1-Prozent-Regelung<br />
das Fahrtenbuch.<br />
Für die im Jahr 2018 und früher zugelassenen<br />
E-Dienstwagen wird zur Bemessung<br />
des geldwerten Vorteils weiterhin<br />
der von Kaufdatum und Batteriegröße<br />
abhängige Listenpreis angesetzt.<br />
Wie funktioniert die 0,5-Prozent-Regelung<br />
bei Firmenwagen?<br />
Die 0,5-Prozent-Regelung funktioniert<br />
wie die bisher für alle privat genutzten<br />
Firmenwagen übliche 1-Prozent-Regelung.<br />
Für die Berechnung wird der<br />
Brutto-Listenpreis des Neufahrzeugs<br />
herangezogen – auch wenn das Auto<br />
zu einem günstigeren Preis oder als<br />
Gebrauchtwagen erworben wurde.<br />
Wer sich beispielsweise für einen<br />
BMW i3 (120Ah, 170 PS) als Dienstwagen<br />
entscheidet, müsste für die<br />
Berechnung die UVP von 38.000 Euro<br />
zugrunde legen. Ein halbes Prozent<br />
davon, 190 Euro, müssten monatlich<br />
als geldwerter Vorteil für die private<br />
Nutzung angegeben werden. Der<br />
geldwerte Vorteil wird auf das zu versteuernde<br />
Einkommen aufgeschlagen.<br />
Bei einem durchschnittlichen<br />
Steuersatz von 40 Prozent kostet der<br />
BMW i3 als Firmenwagen dann 912<br />
Euro Steuern pro Jahr.<br />
Quelle: www.autobild.de<br />
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41
MOBILITY <strong>BUSINESS</strong><br />
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ZUM TOD VON FERDINAND PIËCH<br />
Ein streitbarer<br />
Manager der<br />
Autobranche<br />
Ferdinand Piëch war die zentrale Führungsfigur<br />
des VW-Konzerns und einer der streitbarsten<br />
Manager der Autobranche. Am 25. August ist er<br />
im Alter von 82 Jahren gestorben.<br />
Die neue Mobilität schafft neue<br />
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der Landesregierung<br />
Seit 2017 gibt es ein Förderprogramm für E-Transport-<br />
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Württemberg und auf Bundesebene.<br />
Unterstützt werden E-Lastenräder für Unternehmen,<br />
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gesundheitsfördernde und umweltschonende<br />
Mobilität?<br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
22 Jahre lang zog Ferdinand Piëch bei Volkswagen die<br />
Strippen, die Fäden immer fest in seiner Hand. Unter seiner<br />
Führung wurde VW vom Sorgenkind zum Weltkonzern.<br />
Begonnen hatte die prägende Ära Piëch bei VW kurz nach<br />
der Wiedervereinigung. Anfang 1993 übernahm der gebürtige<br />
Wiener und Enkel des Käfer-Konstrukteurs Ferdinand<br />
Porsche den Vorstandsvorsitz – einen Posten, den er zuvor<br />
schon vier Jahre bei Audi innehatte – und stieg im Jahr 2002<br />
zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats auf. Das blieb er bis<br />
2015, als er die Machtprobe mit dem damaligen Vorstandschef<br />
Martin Winterkorn suchte und verlor.<br />
Volkswagen war in dieser Zeit ohne den Namen Piëch kaum<br />
vorstellbar. Zu dominant war der Manager. Aber auch zu<br />
autoritär sein Führungsstil. „Mein Harmoniebedürfnis ist<br />
begrenzt“, schrieb Piëch selbst in seiner Autobiografie. Mit<br />
strenger Hand, hierarchisch und zentralistisch soll der Autonarr<br />
das immer größer werdende VW-Imperium gelenkt<br />
haben. „Er verstand sich klar als derjenige, der den Laden<br />
führt“, sagt Branchenexperte Stefan Bratzel vom Center of<br />
Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Auch<br />
aus dem Aufsichtsrat heraus: „Der Vorstandsvorsitzende war<br />
lediglich der Ausführende. Wenn Piëch in dieser Beziehung<br />
das Gefühl hatte, dass Ross und Reiter verwechselt werden<br />
und der Vorstand zu mächtig wurde, dann handelte er.“<br />
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Zuletzt spielte<br />
Ferdinand Piëch<br />
bei VW und Porsche<br />
allerdings<br />
keine Rolle mehr.<br />
2017 verkaufte<br />
er für rund 1,1<br />
Milliarden Euro<br />
den Großteil seiner<br />
Porsche-SE-<br />
Ferdinand Piëch. Bild: dpa<br />
Stammaktien an<br />
die Familie, einige Monate später legte er sein Porsche-Aufsichtsratsmandat<br />
nieder – seither hatte er nichts mehr mit<br />
der Holding zu tun und lebte sehr zurückgezogen.<br />
(Quelle: dpa)
GEWERBLICH UNTERWEGS<br />
Die beliebtesten Businessautos<br />
Von Kleinwagen bis zur Oberklasse: Auf Deutschlands Straßen sind viele Dienstwagen unterwegs.<br />
Die nachfolgend genannten Fahrzeugmodelle gehören Untersuchungen zufolge zu den beliebtesten<br />
Businesscars.<br />
Audi A4<br />
Das Auto des Ingolstädter Konzerns ist<br />
einer der beliebtesten Dienstwagen.<br />
Mit seiner serienmäßigen Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
und einem Notbremsassistenten<br />
eignet er sich besonders<br />
für den Stadtverkehr. In den Kofferraum<br />
passen 505 bis 1510 Liter Reisegepäck<br />
– genug für nahezu jeden Einsatz<br />
als Firmenwagen.<br />
BMW 5er<br />
Er überzeugt durch<br />
eine markentypische<br />
Fahrdynamik und<br />
eine umfangreiche<br />
Sonderausstattung,<br />
inklusive Navigationssystem<br />
und Fahrassistent.<br />
Zudem hat der Münchner Autobauer<br />
teilautonomes Fahren in<br />
sein Oberklassemodell integriert.<br />
Ford Focus<br />
Das neue Modell fährt sich gewohnt<br />
agil und die Dreizylinder-Benziner<br />
kombinieren ordentliche Fahreigenschaften<br />
mit geringem Verbrauch. Gegen<br />
Aufpreis fährt er sogar autonom<br />
und kann selbständig ein- und ausparken.<br />
Mercedes C Klasse<br />
Die Limousine aus dem Hause<br />
Daimler ist ein gern gefahrenes<br />
Businessauto mit Highlights:<br />
neue Connectivity-Dienstleistungen,<br />
sehr guter Fahrkomfort,<br />
kräftiger 194-PS-Diesel, hervorragende<br />
Verarbeitung,<br />
viele Luxus-Extras.<br />
Nissan Qashqai<br />
Der Japaner gehört zu den erfolgreichsten<br />
Kompakt-SUVs der Welt. Der praktische<br />
Japaner verfügt neben 430 bis<br />
1585 Liter Kofferraumvolumen über<br />
eine ordentliche Serienausstattung mit<br />
Tempomat, Freisprecheinrichtung und<br />
digitalem Radioempfang.<br />
Opel Astra Sports Tourer<br />
Die Kombivariante des beliebten Autos<br />
eignet sich als Familien- und als<br />
Dienstwagen mit großem Nutzwert:<br />
viel Platz im Innen- und Kofferraum,<br />
bequeme Ergonomie-Sitze,<br />
viele zeitgemäße Ausstattungsoptionen<br />
und Assistenzsysteme.<br />
Renault Clio<br />
Nur wenige Kleinwagen werden auch<br />
als Dienstwagen angeschafft. Der Renault<br />
Clio ist da eine Ausnahme. Er<br />
überzeugt mit seinem leichtfüßigen<br />
Fahrverhalten und recht viel Platz im<br />
Innenraum.<br />
Skoda Octavia Combi<br />
Mit seiner wertigen Verarbeitung, dem<br />
geradlinig-eleganten Design und jeder<br />
Menge Platz – auch auf den hinteren<br />
Plätzen – ist der Skoda Octavia ein echtes<br />
Allround-Talent. Der große und variable<br />
Kofferraum schluckt 610 bis 1740<br />
Liter Gepäck.<br />
VW Passat<br />
Ein Klassiker unter den Businessautos<br />
und Inbegriff eines Vielfahrer-Dienstwagens.<br />
Er bietet jede Menge Platz,<br />
zeitgemäße Ausstattung, optionales<br />
Head-up-Display, hochwertige Verarbeitung,<br />
bequeme Komfortsitze, sparsame<br />
Dieselmotoren.<br />
Volkswagen Tiguan<br />
Er überzeugt durch sehr gute Verarbeitungsqualität,<br />
zahlreiche Fahrerassistenzsysteme,<br />
viel Platz für Passagiere<br />
und Gepäck, modernes Infotainment<br />
und hohen Fahrkomfort. Neben dem<br />
Kompakt-SUV gibt es auch den Allspace<br />
– ein Auto mit sieben Sitzen.<br />
Quelle: Handelsblatt / Auto Zeitung<br />
43
ENERGIE-SCOUTS<br />
Drei Biberacher<br />
Azubis<br />
ausgezeichnet<br />
Die ausgezeichneten<br />
Energie-Scouts<br />
aus dem<br />
Unternehmen<br />
Handtmann<br />
(von links):<br />
Tobias Tremp,<br />
Edin Havic,<br />
Achim Harder.<br />
Bild: IHK Ulm<br />
Drei Auszubildende des<br />
Unternehmens Handtmann<br />
in Biberach an der Riß, die<br />
in ihrem Unternehmen ein<br />
Projekt für mehr Energie- und<br />
Ressourceneffizienz realisiert<br />
haben, wurden in Berlin für<br />
ihren Einsatz und ihre Ideen<br />
ausgezeichnet.<br />
Achim Harder (Mechatroniker), Edin<br />
Havic (Industriekaufmann) und Tobias<br />
Tremp (Elektroniker für Betriebstechnik)<br />
haben unter dem Titel „Wirtschaftliche<br />
Energieeinsparung durch die Automatisierung<br />
der Warmhalteöfen“ ein<br />
Gemeinschaftsprojekt durchgeführt, das<br />
im Unternehmen zu enormen Energieund<br />
Kosteneinsparungen führt.<br />
Svenja Schulz, Bundesministerin für Umwelt,<br />
Naturschutz und nukleare Sicherheit,<br />
sowie Dr. Eric Schweitzer, Präsident<br />
des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />
e. V. (DIHK), gratulierten<br />
bei einer Feierstunde im Haus der Deutschen<br />
Wirtschaft den Energie-Scouts zu<br />
ihren kreativen Ideen.<br />
„Wir sind froh am Energie-Scout Projekt<br />
der IHK Ulm teilgenommen zu haben.<br />
In Bezug auf Energie- und Ressourcenthemen<br />
gehen unsere Auszubildenden<br />
nun sensibilisierter durch die Unternehmensgruppe<br />
und reflektieren auch<br />
ihr privates Umfeld auf Einsparpotenziale.<br />
Die Bestenehrung in Berlin war ein<br />
grandioser Abschluss dieses Projekts“,<br />
sagt Patrick Schirmer, Ausbildungsleiter<br />
von Handtmann. Auch aus Sicht<br />
des IHK-Hauptgeschäftsführers Otto<br />
Sälzle ist die Qualifizierung der Auszubildenden<br />
eine Erfolgsgeschichte: „Die<br />
Energie-Scouts leisten einen wichtigen<br />
Beitrag, um Energieeffizienz in den Unternehmen<br />
voranzubringen. Davon profitieren<br />
nicht nur die Betriebe, sondern<br />
auch die Auszubildenden selbst, die hier<br />
zusätzlich wichtige Fähigkeiten für ihr<br />
weiteres Berufsleben erwerben.“<br />
Vorbereitend hatten die Auszubildenden<br />
Workshops zu den Themen Energieeffizienz<br />
und Messtechnik bei der IHK Ulm<br />
und der Robert-Bosch-Schule Ulm besucht.<br />
Mit dem dort gewonnenen Wissen<br />
machten sie sich anschließend auf<br />
die Suche nach Energieverschwendung<br />
im eigenen Unternehmen. Ausnahmslos<br />
alle Energie-Scouts wurden fündig.<br />
Angefangen bei der Beleuchtung über<br />
die Energieeinsparung durch Automatisierung<br />
bis hin zur Reduktion des Luftdrucks<br />
von Förderanlagen wurde kaum<br />
ein Thema zur Energieeinsparung ausgelassen.<br />
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44
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Beleuchtung auch die Informationen zu<br />
erneuerbaren Energien“, berichtet Roland<br />
Mäckle, Geschäftsführer der Regionalen<br />
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Mitarbeiter und deren Kenntnissen der<br />
spezifischen regionalen Gegebenheiten<br />
ein wichtiger Akteur bei der Umsetzung<br />
der Klimaschutzbestrebungen des Landes.<br />
„Man kann vor allem dann Energie<br />
sparen und das Klima schützen, wenn<br />
man eines tut, nämlich damit anfangen“,<br />
betont Mäckle. „Daheim, am Arbeitsplatz,<br />
unterwegs – es gibt viele Möglichkeiten.“<br />
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branchennahe Unternehmen wie die Ed. Züblin AG,<br />
das Ingenieurbüro Brenner-Kiener und die Altran Deutschland<br />
S.A.S. & Co. KG. Der Bereich Gastronomie mit der<br />
TAOS Skybar im siebten Obergeschoss und dem Restaurant<br />
KoKoNo im Erdgeschoss wird sukzessive ausgebaut und<br />
bezogen. Weitere Highlights des Gebäudes sind unter anderem<br />
ein Sportfeld auf dem östlichen Anbau und das außergewöhnliche<br />
Innendesign mit brasilianischem Graffiti. Denn<br />
das Konzept von i Live beinhaltet nicht nur den Bau von<br />
Gebäuden, sondern auch diese mit Leben zu füllen.<br />
Sobald auch die Gastronomen ihre pfiffigen Konzepte umgesetzt<br />
haben, wird es bei einem Tag der offenen Tür die<br />
Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild zu machen.<br />
Mit dem Umzug in das neue Headquarter einher geht auch<br />
die Umfirmierung der Dachgesellschaft von der i Live Holding<br />
II zur i Live Group GmbH. „Die neue Firmierung spiegelt<br />
die Entwicklung des Unternehmens wider und zeigt<br />
gleichermaßen auf, dass wir als Systemanbieter alle Leistungsbereiche<br />
entlang der Wertschöpfung darstellen“, so<br />
Geschäftsführer Amos Engelhardt.<br />
48
Anzeige<br />
Daten und Fakten zum<br />
i Live-Tower<br />
Der neungeschossige Büroturm<br />
inklusive Unter- und<br />
Erdgeschoss ist knapp über<br />
30 Meter hoch. Insgesamt<br />
gibt es 100 Parkplätze und<br />
59 Fahrradstellplätze, die<br />
vermietete Fläche beträgt<br />
4300 Quadratmeter. Die<br />
Bausumme liegt bei 15 Millionen<br />
Euro, die Bauzeit betrug<br />
22 Monate.<br />
KONTAKT<br />
i Live Group GmbH<br />
Julius-Bausch-Straße 50 | 73431 Aalen<br />
Telefon 07361 9412-0 | info@i-live.de<br />
www.i-live.de<br />
Vier weitere Großprojekte eröffnet<br />
Der Aalener Tower ist einer von mehreren Meilensteinen<br />
des Unternehmens in diesem Jahr. Vier weitere Objekte<br />
wurden entweder bereits fertiggestellt, oder sind in unmittelbarer<br />
Fertigstellung. Das bedeutet, die Wohnungen<br />
werden den Eigentümern übergeben und gehen dann in<br />
den Betrieb und die Vermietung. Marketingleiter Martin<br />
Kraft spricht von insgesamt 700 Einheiten, davon 248 in<br />
Ingolstadt, 146 in Nürnberg, 106 in Schwäbisch Hall und<br />
nochmals 180, die Ende <strong>September</strong> in Heilbronn hinzukommen.<br />
Damit steigt die Zahl der verwalteten Lifestyle-<br />
Apartments, mit dem außergewöhnlichen Betriebskonzept<br />
von i Live, auf insgesamt zirka 3500.<br />
i Live räumt Preise ab<br />
Gleich zwei Auszeichnungen<br />
hat i Live in jüngster<br />
Zeit erhalten. Zum einen<br />
den German Brand Award<br />
in den Bereichen Markenevolution<br />
und Mehrproduktstrategie,<br />
zum anderen<br />
den Bauherrenpreis Berlin-<br />
Lichtenberg für das im August<br />
2018 eröffnete Objekt<br />
im besagten Kiez.<br />
49
<strong>BUSINESS</strong> KULTUR<br />
Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall.<br />
Bild: Andi Schmid<br />
KUNSTSAMMLUNG WÜRTH<br />
Mit einem<br />
Aquarell von<br />
Emil Nolde<br />
fi ng es an E<br />
Reinhold Würth, der 84-jährige „Schraubenkönig“<br />
aus Künzelsau, ist eine der letzten noch<br />
lebenden Unternehmerpersönlichkeiten, deren<br />
Namen für das Wirtschaftswunder nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg stehen. Ein wichtiger Platz in<br />
der deutschen Wirtschaftsgeschichte ist ihm damit<br />
sicher. Aber nicht nur dort. Mit dem Aufbau einer<br />
der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen<br />
Europas hat Reinhold Würth auch einen wesentlichen<br />
Beitrag zum kulturellen Leben in Deutschland<br />
und darüber hinaus geleistet.<br />
Von Rolf Dieterich<br />
s war ein überraschendes Bekenntnis.<br />
Die Musik, sagte<br />
Reinhold Würth einmal in einem<br />
Gespräch mit der „Schwäbischen<br />
Zeitung“, bedeute ihm als Ausgleich<br />
vom beruflichen Alltag mehr als<br />
seine Bilder und Skulpturen. Selbstverständlich,<br />
so fügte er aber rasch hinzu,<br />
sei auch die bildende Kunst ein wesentlicher<br />
Teil seines Lebens und eine große<br />
Bereicherung. So muss es ja wohl auch<br />
sein, denn was Reinhold Würth seit den<br />
1960er Jahren an wertvoller Kunst zusammengetragen<br />
hat, ist zumindest in<br />
Deutschland so gut wie ohne Beispiel.<br />
Rund 18.000 Kunstwerke – Gemälde,<br />
Grafiken, Skulpturen vor allem ab dem<br />
ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur<br />
Gegenwart, aber auch aus dem späten<br />
Mittelalter – sind heute im Sammlungsinventar<br />
aufgeführt. Ihr Gesamtwert<br />
wird sicher im dreistelligen Millionenbereich<br />
liegen. Ein (wechselnder) Teil davon<br />
ist der Öffentlichkeit in den beiden<br />
großen Würth-Museen in Künzelsau und<br />
Schwäbisch Hall sowie einem Dutzend<br />
Dependencen im In- und Ausland zugänglich.<br />
Die Museen veranstalten aber<br />
auch große Ausstellungen mit Leihgaben<br />
aus anderen Häusern.<br />
Am Anfang der Sammeltätigkeit des Unternehmers<br />
stand der Erwerb des Aquarells<br />
„Wolkenspiegelung in der Marsch“<br />
50
Auch heimische Künstler werden bei Würth mit Ausstellungen gewürdigt, so etwa der<br />
Holzschneider HAP Grieshaber 2017/18 in Künzelsau. Bild: Julia Schambeck<br />
Drei Stahlfiguren von Horst Antes weisen vor<br />
der Kunsthalle Würth den Weg zu einer Ausstellung<br />
dieses Malers und Bildhauers, der mit<br />
einer ganzen Werkgruppe in der Sammlung<br />
vertreten ist. Bild: Beate Lutz-Weber<br />
von Emil Nolde. Das war im Jahr 1964.<br />
Wahrscheinlich hatte sich Würth damals<br />
selbst nicht vorstellen können, was sich<br />
aus diesem ersten Kunstankauf entwickeln<br />
würde. Er sah sich zunächst auch<br />
nur als „Amateursammler“, der sich mit<br />
Kunstwerken seines Geschmacks umgeben<br />
wollte. Doch dabei blieb es nicht<br />
lange. Bald reihte sich Kunsterwerb<br />
an Kunsterwerb, und aus der amateurhaften<br />
Sammlung wurde eine absolut<br />
professionelle Kollektion unter der Beratung<br />
und Betreuung von kunsthistorischen<br />
Fachleuten.<br />
Schwerpunkte der Sammlung Würth<br />
sind einmal Werke der „klassischen Moderne“<br />
etwa von Max Beckmann, Ernst<br />
Ludwig Kirchner, Max Ernst, Edvard<br />
Munch oder auch dem Jahrhundertgenie<br />
Pablo Picasso. Die Gegenwartskunst ist<br />
mit ganzen Werkblöcken unter anderem<br />
von Horst Antes, Georg Baselitz, Anselm<br />
Kiefer und Christo vertreten. Immer größere<br />
Bedeutung gewinnen auch bildhauerische<br />
Arbeiten zum Beispiel von<br />
Henry Moore, Eduardo Chillida, Alfred<br />
Hrdlicka oder Robert Jacobsen.<br />
Nach der Jahrtausendwende wurde die<br />
Kollektion um hochbedeutende Werke<br />
spätmittelalterlicher Kunst erweitert.<br />
2003 erwarb Reinhold Würth aus den<br />
Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen<br />
eine ganze Reihe von Gemälden<br />
des 15. und 16. Jahrhunderts, darunter<br />
Arbeiten von Lucas Cranach und dessen<br />
Werkstatt, des Meisters von Meßkirch,<br />
des Zürcher Veilchenmeisters und Bernhard<br />
Striegels. Um diese Bilder in einem<br />
angemessenen Rahmen präsentieren zu<br />
können, kaufte Würth die aufgelassene<br />
Johanniterkirche in Schwäbisch Hall,<br />
die heute als Zweigstelle der Kunsthalle<br />
Würth geführt wird. Auf internationale<br />
Aufmerksamkeit stieß 2012 der Erwerb<br />
der berühmten Schutzmantelmadonna<br />
von Hans Holbein dem Jüngeren.<br />
Schätzungen gehen davon aus, dass sich<br />
Reinhold Würth dieses großartige Bild<br />
mindestens 50 Millionen Euro kosten<br />
ließ. Das ist wahrlich viel Geld, aber es<br />
wurde damit sehr wahrscheinlich auch<br />
verhindert, dass dieses Juwel der deutschen<br />
Renaissancemalerei auf Nimmerwiedersehen<br />
ins Ausland abwanderte.<br />
Reinhold Würth ist zweifellos ein großer<br />
und leidenschaftlicher Kunstliebhaber.<br />
Aber er ist auch und vor allem<br />
ein höchst erfolgreicher Kaufmann,<br />
und so räumt er selbst ein, dass bei seiner<br />
Sammeltätigkeit auch ein bisschen<br />
kaufmännisches Kalkül im Spiel sei.<br />
So könnten sich die Besucher, die ins<br />
Museum im Verwaltungsgebäude der<br />
Würth-Zentrale in Künzelsau kommen,<br />
zugleich auch über das Unternehmen<br />
informieren. Das, sagt Würth, gebe<br />
„Wohlwollenspotenzial in dieser Raumschaft<br />
und darüber hinaus“. Auch den<br />
Beschäftigten habe die Kunst „ein neues<br />
Fenster der Lebensqualität geöffnet“.<br />
Außerdem stärke es das Wir-Gefühl der<br />
Belegschaft, wenn die Mitarbeiter von<br />
Bekannten auf die außergewöhnliche<br />
Umgebung ihres Arbeitsplatzes angesprochen<br />
werden. Dass Reinhold Würth<br />
gelegentlich darauf hinweist, dass man<br />
im Notfall auch Kunstwerke verkaufen<br />
und damit dem Unternehmen Liquidität<br />
verschaffen könnte, dürfte freilich eine<br />
sehr theoretische Betrachtungsweise<br />
sein. Bisher jedenfalls hat der Sammler<br />
noch nichts verkauft, und es gibt auch<br />
keinerlei Anzeichen dafür, dass dies einmal<br />
nötig sein könnte.<br />
Reinhold Würth in seinem Büro. Bild: Würth<br />
51
So sieht der Eingangsbereich im neuen Aiden-Hotel am Bismarckring in Biberach aus. Bilder: Best Western<br />
NEUERÖFFNUNG AIDEN-HOTEL<br />
„Das Wohnzimmer der Biberacher“<br />
Am Bismarckring in Biberach eröffnet das zweite Aiden-Hotel in Europa.<br />
Hotelier Oliver Schreiber plant Veranstaltungen für alle.<br />
Von Tanja Bosch<br />
Die ersten Zimmer im neuen<br />
Aiden-Hotel können ab dem<br />
25. <strong>September</strong> gebucht werden.<br />
Die Handwerker und<br />
Bauarbeiter arbeiten im Endspurt auf<br />
Hochtouren. „Die Lobby und die Hotelbar<br />
werden definitiv meine Highlights“,<br />
sagt Hotelier und Geschäftsführer Oliver<br />
Schreiber. „Hier entsteht das Wohnzimmer<br />
der Biberacher.“<br />
Dem Unternehmer ist es wichtig, sein<br />
neues Hotel für alle zu öffnen: „Bei uns<br />
soll es ein bisschen anders laufen, wir<br />
sind ein hippes Hotel, das auch mal eine<br />
After-Work-Party veranstaltet oder zum<br />
Lasertag Spielen einlädt.“ Er wolle weg<br />
von dem Gedanken, dass ein Hotel nur<br />
den Gästen zur Verfügung steht: „Wir<br />
sind ein offenes Haus.“ Künftig wird es<br />
im neuen Biberacher Hotel sogar einen<br />
Mitarbeiter geben, der sich ausschließlich<br />
um Events kümmert: „Ich könnte mir gut<br />
vorstellen, dass wir hier den einen oder<br />
anderen Liveact begrüßen oder auch mal<br />
zu einem Stand-up-Comedy-Abend einladen<br />
werden.“ Das Hotelkonzept der Lifestyle-Marke<br />
Aiden sieht genau das vor.<br />
Unter dem Dach der Best-Western-Hotels<br />
eröffnet in Biberach nun das zwei Aiden<br />
europaweit. „Biberach ist ein sehr<br />
attraktiver Standort und unheimlich sympathisch“,<br />
sagt Oliver Schreiber. „Zudem<br />
gibt es hier einen gesunden Hotelmarkt<br />
und eine wirtschaftsstarke Industrie.“ Bereits<br />
vor zwei Jahren hat er sich für dieses<br />
Projekt entschieden, „und jetzt kann ich<br />
es kaum erwarten, endlich loszulegen“.<br />
Auch Biberachs Baubürgermeister Christian<br />
Kuhlmann freut sich auf die Eröffnung:<br />
„Das leerstehende, ehemalige<br />
Bürogebäude der EnBW und das überwiegend<br />
brach liegende Postareal haben<br />
das Umfeld des Bahnhofs und die Anbindung<br />
an die Innenstadt stark belastet.<br />
Mit den baulichen Veränderungen und<br />
der Kombination aus Wohnungen und<br />
Hotel erhält das Quartier neues Leben.“<br />
Dies gebe der östlichen Innenstadt, neben<br />
dem Neubau auf dem Postareal mit<br />
dem Rewe-Markt und den betreuten Altenwohnungen,<br />
neue, wichtige Impulse.<br />
Zudem sei das Hotel – neben den zusätzlichen<br />
Betten – insbesondere auch<br />
aufgrund seines Formats als Boutique-<br />
Hotel, eine wichtige Ergänzung für das<br />
Biberacher Hotelangebot. „Die Nachfrage<br />
nach Hotelbetten ist in unserer Region,<br />
vor allem ausgelöst durch die Biberacher<br />
Unternehmen, sehr hoch“, so Christian<br />
Kuhlmann. „Das Hotelkonzept ist sehr<br />
attraktiv und überzeugend. Die großzügig<br />
gestaltete Hotellobby mit Bar, auch<br />
der sehr angenehm gestaltete Innenhof<br />
bieten Raum für einen relaxten Aufenthalt<br />
mit einem etwas anderen gastronomischen<br />
Service in Lounge-Atmosphäre,<br />
auch für Nicht-Hotelgäste.“<br />
Das Aiden-Hotel in Biberach ist Teil des<br />
18-Millionen-Euro-Projekts mit dem Titel<br />
„Bismarck-Carré“ der Fides-Gruppe aus<br />
Ulm. Ende Oktober 2018 fand die Grundsteinlegung<br />
statt. Neben dem Hotel sind<br />
auch Wohnungen und eine Tiefgarage im<br />
ehemaligen EVS-Gebäude untergebracht.<br />
Ein Teil des Gebäudes konnte erhalten<br />
und komplett renoviert werden, der andere<br />
Teil, der Richtung Bahnhof führt,<br />
wurde abgerissen und neu gebaut. Im<br />
Hotel befinden sich neben den normalen<br />
Zimmern auch Suiten mit Sauna, Appartements,<br />
Tagungsräume und ein Fitnessstudio.<br />
Oliver Schreiber stellt rund 25 Mitarbeiter<br />
für den Hotelbetrieb ein. Das Aiden<br />
in Biberach ist das zweite Hotel, das er<br />
betreibt. Er ist ebenfalls geschäftsführender<br />
Gesellschafter des Vier-Sterne Best-<br />
Western-Plus-Atrium-Hotels in Ulm mit<br />
dem angeschlossenen Sternerestaurant<br />
Sidepunkt.<br />
52
Auszeichnung<br />
FEINGUSS BLANK<br />
erhält Newcast-Award<br />
RIEDLINGEN_Das Riedlinger Unternehmen FEEINGUSS<br />
BLANK wurde im Rahmen der internationalen Fachmesse<br />
Newcast für Gussprodukte Ende Juni in Düsseldorf mit<br />
dem Newcast-Award ausgezeichnet. Die Auszeichnung<br />
prämiert Unternehmen, die in einer besonderen Weise<br />
einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Gießerei-Branche<br />
leisten, wobei die Kategorien „beste Substitution eines<br />
anderen Fertigungsverfahrens“, „beste Funktionsintegration“<br />
und „beste Leichtbaulösung“ festgelegt wurden. FEINGUSS<br />
BLANK ging in zwei Kategorien, der besten gießtechnischen<br />
Lösung und der besten Funktionsintegration, an den Start<br />
und durfte sich bei der Preisverleihung über den Award in<br />
der Kategorie „Die beste Leichtbaulösung“ freuen. Prämiert<br />
wurde ein Radträger, der im Rahmen einer Fertigungskooperation<br />
entwickelt wurde. Mithilfe des Leistungspakets<br />
„Digital Twin“ konnte die ursprüngliche Geometrie erheblich<br />
verbessert und das Bauteilgewicht um über 35 Prozent<br />
reduziert werden.<br />
www.feinguss-blank.de<br />
Umsatzrekorde dank Hitzewelle<br />
Kühltextilien von pervormance<br />
international<br />
ULM_Die Hitzewelle im Sommer bescherte der pervormance<br />
international GmbH Umsatzrekorde. Denn das Ulmer Unternehmen<br />
ist das einzige in Deutschland, das Kühltextilien<br />
entwickelt und produziert. Es verkauft über die Marke E-<br />
COOLINE pro Jahr weit über 100.000 Kühlfunktionstextilien,<br />
entwickelt die Technologie, die in Deutschland produziert<br />
wird, ständig weiter und besitzt dafür weltweit Patente in<br />
Europa, den USA und Australien. „Unsere Kühlweste ist die<br />
einzige klimaneutrale Klimaanlage. Man spart im Vergleich zu<br />
Klimaanlagen über 90 Prozent C0 2<br />
sowie Kosten und Energie<br />
sowieso“, weist Gabriele Renner auch auf den klimapolitischen<br />
Wert ihrer Textilien hin, die vom Bandana und Basecap<br />
über Shirts, Westen und Arm-und Beinkühlung von Kopf bis<br />
Fuß Kühlung verschaffen. Dafür wurde dem Unternehmen<br />
der Klimaschutzpreis <strong>2019</strong>/2020 des Senats der Wirtschaft<br />
verliehen. www.e-cooline.de<br />
Bild: Ulmer Pressedienst<br />
Bild: FEINGUSS BLANK<br />
Innovative Mittelständler<br />
M. u. W. Schlecker<br />
unter den TOP 100<br />
Bild: M. u. W. Schlecker<br />
ULM_Das Ulmer Unternehmen M. u. W. Schlecker Elektrische<br />
Anlagen GmbH hat es bei der 26. Ausgabe des Innovationswettbewerbs<br />
TOP 100 unter die Besten geschafft. Im Rahmen<br />
des 6. Deutschen Mittelstands-Summit Ende Juni in Frankfurt<br />
wurde es mit dem Preis TOP 100 ausgezeichnet. Den Preis<br />
übergaben der Mentor des Wettbewerbs, Ranga Yogeshwar,<br />
der wissenschaftliche Leiter des Vergleichs, Professor Dr.<br />
Nikolaus Franke und compamedia. Anhand einer wissenschaftlichen<br />
Systematik bewertet TOP 100 das Innovationsmanagement<br />
mittelständischer Unter-nehmen und die daraus<br />
resultierenden Innovationserfolge. In dem unabhängigen<br />
Auswahlverfahren überzeugte M. u. W. Schlecker besonders<br />
in der Kategorie „Innovative Prozesse und Organisation“. Als<br />
Geschäftsführer des Familienunternehmens in dritter Generation<br />
etablierte Marcus Dodel ein Innovationsmanagement,<br />
um sein Unternehmen systematisch und kontinuierlich durch<br />
Neuerungen weiterzuentwickeln. Er baute Strukturen auf, die<br />
es ermöglichen, neue Ideen zu generieren und umzusetzen.<br />
Er motiviert Mitarbeiter sich weiterzubilden und sich eigenständig<br />
in innovative Projekte einzubringen.<br />
www.elektro-schlecker.de<br />
53
GEWINNSPIEL<br />
Kulinarisch – kriminell – köstlich<br />
<strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong> verlost jeweils 2 Eintrittskarten für<br />
Kriminal Dinner in Biberach und Neu-Ulm.<br />
Steckt der Meisterdetektiv in Ihnen? Bei einem köstlich-spannenden<br />
Kriminal Dinner im Parkhotel Jordanbad<br />
in Biberach („Testament à la Carte“, 22. November,<br />
19 Uhr) oder im Wirtshaus zum Silberwald in Neu-Ulm<br />
(„Sherlock Holmes und die vergiftete Maultäschlesupp“,<br />
schwäbisch, 11. Dezember, 19 Uhr) können Sie es herausfi<br />
nden.<br />
GEWINN-COUPON<br />
Wer zwei Karten für eines der beiden Kriminal Dinner<br />
gewinnen möchte, sollte den Gewinn-Coupon ausfüllen<br />
und bis spätestens 31. Oktober an <strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong><br />
schicken (entweder per E-Mail an: s.haenig@schwaebische.de<br />
oder per Post an: Schwäbische Verlag GmbH<br />
& Co. KG Drexler, Gessler, Karlstraße 16, 88212 Ravensburg).<br />
Ja, ich möchte zwei Eintrittskarten<br />
für das Kriminal Dinner gewinnen:<br />
am 22. November<br />
im Parkhotel Jordanbad in Biberach<br />
oder<br />
am 11. Dezember<br />
im Wirtshaus zum Silberwald in Neu-Ulm<br />
Name, Vorname<br />
Alter<br />
Adresse<br />
Frauenwirtschaftstage <strong>2019</strong><br />
„Digitale Zukunft mit<br />
Frauen gestalten“<br />
„Vergiftete Maultäschlesupp“.<br />
Bild: Kriminal Dinner<br />
Die nächsten landesweiten Frauenwirtschaftstage finden<br />
vom 17. bis 19. Oktober statt. Das Schwerpunktthema in diesem<br />
Jahr ist „Digitale Zukunft mit Frauen gestalten“.<br />
Mit Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit<br />
und Wohnungsbau finden jährlich im Herbst die landesweiten<br />
Frauenwirtschaftstage statt. Unternehmen und vor<br />
allem alle interessierten Frauen und Männer haben die<br />
Möglichkeit, sich in regionalen Veranstaltungen, wie zum<br />
Beispiel Workshops, Kongressen, Vorträgen, Beratungen,<br />
über Aktivitäten rund um die Themen Wiedereinstieg von<br />
Frauen in den Beruf, Frauen auf dem Weg in Führungspositionen,<br />
Unternehmerinnen, Unternehmensnachfolge,<br />
Existenzgründung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Vernetzung<br />
und Kooperation zu informieren beziehungsweise<br />
beraten zu lassen.<br />
www.frauundberuf-bw.de<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />
hre Daten werden im Rahmen des Gewinnspiels erhoben und für die Ermittlung und<br />
Benachrichtigung der Gewinner genutzt. Nach Beendigung werden die Daten vernichtet.<br />
Sie können der Verarbeitung Ihrer Daten jederzeit widersprechen, sind dann<br />
aber von der Teilnahme am Gewinnspiel ausgeschlossen.<br />
Hinweis zum Datenschutz bei Schwäbischer Verlag:<br />
www.schwaebische.de/Datenschutzhinweis<br />
54
160 JAHRE HÜNI + CO. KG<br />
Vater und<br />
Tochter<br />
schreiben<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Dieses Geburtstagsgeschenk kann sich<br />
sehen lassen: 270 in Belgien gebaute<br />
Tankcontainer werden in Friedrichshafen<br />
beschichtet. Zum 160-jährigen Bestehen<br />
ist der Firma Hüni + Co. KG der größte<br />
Auftrag ihrer langen Firmengeschichte ins<br />
Haus geflattert.<br />
Von Siegfried Großkopf<br />
Tochter Alexa und Vater Peter Hüni teilen sich die Geschäftsführung des<br />
160 Jahre alten Familienunternehmens. Bilder: Siegfried Großkopf<br />
Der Spezialist und europäische<br />
Marktführer für hochwertige<br />
Kunststoffbeschichtungen<br />
und Oberflächentechnik arbeitet<br />
seit Wochen an einem Auftrag,<br />
der die 60 Mitarbeiter aus 14 Nationen<br />
für eineinhalb Jahre auslastet und stolz<br />
werden lässt. „Früher war‘s Leder, jetzt<br />
ist‘s Beschichtung“, sagt Geschäftsführerin<br />
Alexa B. Hüni (35), die seit über drei<br />
Jahren gemeinsam mit ihrem Vater Peter<br />
die einstige Lederfabrik in eine vielversprechende<br />
Zukunft führt. „Hüni ist<br />
in einem sehr breiten Feld unterwegs“,<br />
verrät Peter Hüni eines der Erfolgsrezepte<br />
seines Hauses, in dem die Kundenunterstützung<br />
im Fertigungsprozess<br />
ganz oben angesiedelt ist. Ein weiteres:<br />
In den vergangenen zwei, drei Jahren<br />
wurde die Präsenz im Maschinenbau<br />
erweitert, hat man unter anderem bei<br />
Innenverkleidungen im Auto oder beschichteten<br />
Bauteilen und Werkzeugen<br />
die eigenen Kompetenzen ausgebaut.<br />
Wobei die Beratung über die für die<br />
Kunden optimale Oberflächenlösung<br />
stark im Fokus steht. Hüni versteht sich<br />
als Optimierer der Kunden in deren<br />
industriellen Wertschöpfungsprozess<br />
und hat sich mit Qualität ein Alleinstellungsmerkmal<br />
erarbeitet. Glücklich sind<br />
Tochter und Vater darüber, noch nie mit<br />
einer Reklamation konfrontiert worden<br />
zu sein.<br />
Die Beschichtung der Tanks macht die<br />
Hälfte des Umsatzes aus, den das Familienunternehmen<br />
heute in der sechsten<br />
Generation schreibt. Etwa ein Drittel der<br />
Produktion geht in den Export, wobei<br />
Österreich, die Schweiz und Frankreich<br />
vorne mitspielen. Von den 500.000 weltweit<br />
auf den Straßen rollenden Tankcontainern<br />
sind viele bei Hüni ausgerüstet<br />
worden. „Wir waren zuerst da, schon<br />
vor dem Zeppelin“, erinnert Alexa B.<br />
Hüni an die Zeit der Lederproduktion,<br />
als das Familienunternehmen 1859 mit<br />
damals 140 Mitarbeitern der<br />
größte Arbeitgeber in der<br />
einst 2599 Einwohner zählenden<br />
Stadt Friedrichshafen<br />
war, in der es noch<br />
keine Elektrizität gab. Beheimatet<br />
ist das älteste Industrieunternehmen<br />
Fried-<br />
richshafens immer noch am Standort in<br />
der Eckenerstraße, die damals Seestraße<br />
hieß. Und das soll auch so bleiben.<br />
Sich die Geschäftsführung mit ihrem Vater<br />
zu teilen, funktioniert. In einer Männer-Welt<br />
unterwegs zu sein ist für die<br />
junge Geschäftsführerin, die vor dreieinhalb<br />
Jahren als Prokuristin angetreten<br />
war, längst Alltag. 90 Prozent derer, mit<br />
der sie es in der Branche zu tun hat, sind<br />
Männer. Nach einem Studium der Kommunikations-<br />
und Kulturwissenschaften<br />
an der Zeppelin Universität und einem<br />
der Unternehmensführung an der Uni<br />
Vaduz war sie bis 2015 bei BMW in<br />
München tätig, zunächst als Spezialistin<br />
Qualität im Bereich Entwicklung Karosserie.<br />
Anschließend verantwortete sie<br />
das Qualitätsmanagement in der BMW<br />
Welt.<br />
Dass sie einmal den (vielleicht<br />
sogar) Weltmarktführer in<br />
Sachen Oberflächentechnik<br />
lenkt, daran hat sie damals<br />
noch nicht gedacht.<br />
55
MENSCHEN <strong>BUSINESS</strong> LEBENSLÄUFE<br />
DOROTHEE HESS-MAIER<br />
Verlegerin<br />
aus Passion<br />
Sie zeichnete sich immer durch<br />
eine besondere Zurückhaltung und<br />
Bescheidenheit aus. Umso bemerkenswerter<br />
ist der Lebens- und Berufsweg<br />
von Dorothee Hess-Maier.<br />
In ihrer langjährigen Tätigkeit für<br />
die Ravensburger AG (früher Otto<br />
Maier Verlag) hat sie das traditionsreiche<br />
Verlagshaus und vor allem<br />
dessen Wertvorstellungen maßgeblich<br />
mitgeprägt.<br />
Von Rolf Dieterich<br />
Die Verlegerin Dorothee Hess-Maier. Bild: Ravensburger AG<br />
Die bisher einzigen Vorsteherinnen des Börsenvereins des<br />
Deutschen Buchhandels: Dorothee Hess-Maier (1989-1992,<br />
links) und Karin Schmidt Friderichs (ab Oktober <strong>2019</strong>, rechts).<br />
Bild: Tobias Bohm<br />
Die Pädagogische Hochschule Weingarten verlieh 2014 Dorothee Hess-Maier die<br />
Würde einer Ehrensenatorin. Dazu gab es einen Blumenstrauß vom damaligen<br />
Rektor Werner Knapp. Bild: PH<br />
56
Es war typisch für Dorothee<br />
Hess-Maier, als sie 1995 ihre<br />
Berufung zur Sprecherin des<br />
Vorstands der Ravensburger<br />
AG als eine „nur leichte Heraushebung“<br />
bezeichnete. Na ja, so ganz leicht war<br />
die Heraushebung vielleicht doch nicht,<br />
immerhin ist sie Mitglied der Eigentümerfamilie.<br />
Im Unternehmen hatte es<br />
auch nie Zweifel gegeben, wer die Chefin<br />
war. Dazu brauchte es keiner lauten<br />
Worte, dafür sorgte schon ihre natürliche<br />
Autorität. Vor allem aber verkörperte<br />
Dorothee Hess-Maier die besondere<br />
Kultur von Ravensburger in hervorragender<br />
Weise. Sie war nie einfach Unternehmerin,<br />
sondern in erster Linie<br />
Verlegerin aus Passion und Wächterin<br />
der Werte des alten Familienunternehmens.<br />
Diese Werte, die mit den Leitbegriffen<br />
„Unterhaltung“ und „Bildung“ zu<br />
beschreiben sind, bestimmten (und bestimmen)<br />
nicht nur, aber vor allem das<br />
Produktprogramm der Ravensburger<br />
AG. Bei aller Aufgeschlossenheit auch<br />
fürs Neue wurden (und werden) die<br />
selbst gesetzten Grenzen hinsichtlich<br />
Ethik und Geschmack immer beachtet.<br />
Dorothee Hess-Maier, Enkelin des Firmengründers<br />
Otto Maier, hatte sich mit<br />
einem Studium der Kunstgeschichte<br />
und einer Lehre als Verlagsbuchhändlerin<br />
auf ihren Beruf im familieneigenen<br />
Unternehmen vorbereitet. Ihre erste<br />
verantwortliche Position war die Leitung<br />
des Buchverlags. Ab 1978 führte<br />
sie gemeinsam mit ihrem Cousin Otto<br />
Julius Maier den Buch- und den Spieleverlag,<br />
und als sich Otto Julius Maier<br />
1995 aus dem operativen Geschäft<br />
zurückzog, übernahm sie bis 2000 die<br />
Rolle der Sprecherin des Vorstands der<br />
Ravensburger AG. Anschließend wechselte<br />
sie in den Aufsichtsrat als stellvertretende<br />
Vorsitzende.<br />
Im Unternehmen selbst hat die inzwischen<br />
82-Jährige keine offizielle Funktion<br />
mehr. Sie ist zwar nach wie vor Gesellschafterin<br />
der Ravensburger Holding<br />
GmbH & Co. KG, in der Geschäftsführung<br />
hat sie aber ihr Sohn, Rechtsanwalt<br />
Albert Hess, abgelöst. Den Vorsitz<br />
im Stiftungsrat der gemeinnützigen Stiftung<br />
Ravensburger Verlag hat Dorothee<br />
Hess-Maier jedoch weiterhin inne. Diese<br />
Aufgabe ist ihr wohl auch ein Herzensanliegen.<br />
Die Stiftung kümmert sich vor<br />
allem um die Themen Kinder und Familien<br />
sowie Bildung und Erziehung. In<br />
ihrem Büro in der Ravensburger Marktstraße<br />
ist Dorothee Hess-Maier auch<br />
heute noch regelmäßig anzutreffen.<br />
Neben ihren beruflichen Verpflichtungen<br />
im Familienunternehmen hat sich<br />
die Verlegerin auch vielfach ehrenamtlich<br />
betätigt. Eine Aufgabe, die bundesweite<br />
Beachtung fand, war das Amt<br />
der Vorsteherin des Börsenvereins des<br />
Deutschen Buchhandels von 1989 bis<br />
1992. In der damals 164-jährigen Geschichte<br />
des Börsenvereins war sie die<br />
erste Frau in dieser Spitzenposition und<br />
bis jetzt auch die einzige. Im Oktober<br />
<strong>2019</strong> wird Karin Schmidt-Friderichs als<br />
zweite Frau dieses wichtige Amt antreten.<br />
Dorothee Hess-Maiers Rat war aber<br />
auch in anderen namhaften kulturellen<br />
Institutionen gefragt, so als Mitglied<br />
des Bildungsrats Baden-Württemberg,<br />
als Mitglied des Aufsichtsrats des Landesinstituts<br />
für Schulentwicklung und<br />
als Mitglied des Hochschulrats der Pädagogischen<br />
Hochschule Weingarten.<br />
Dass bei so viel Engagement auch die<br />
entsprechenden Ehrungen nicht ausblieben,<br />
versteht sich fast von selbst.<br />
1997 erhielt Dorothee Hess-Maier die<br />
Friedrich-Perthes-Medaille des Börsenvereins<br />
des Deutschen Buchhandels,<br />
1999 die Verdienstmedaille des Landes<br />
Baden-Württemberg, 2006 das Bundesverdienstkreuz<br />
1. Klasse, 2007 die Ehrenmedaille<br />
der Stadt Ravensburg und<br />
2014 die Würde einer Ehrensenatorin<br />
der Pädagogischen Hochschule Weingarten.<br />
Im Sommer 1999 hatte die „Wirtschaftswoche“<br />
Dorothee Hess-Maier in ihre<br />
Liste der „Powerfrauen“, also der 100<br />
angeblich einflussreichsten Frauen<br />
Deutschlands, aufgenommen. Über diese<br />
„Auszeichnung“, sagte die Verlegerin<br />
damals, habe sie sich nur amüsiert,<br />
denn als eine Powerfrau fühle sie sich<br />
keineswegs. Über diesen Begriff kann<br />
man sicher auch diskutieren. Aber dass<br />
Dorothee Hess-Maier in ihrem langen<br />
und erfolgreichen Berufsleben außergewöhnlich<br />
viel Kraft bewiesen hat, ist<br />
wahrlich nicht zu bestreiten.<br />
Kinder und Familien stehen im Fokus sowohl der Ravensburger AG als auch der<br />
Stiftung Ravensburger Verlag, deren Stiftungsrat Dorothee Hess-Maier als Vorsitzende<br />
leitet. Bild: Ravensburger AG<br />
Im Traditionsgebäude des Verlags in der Ravensburger<br />
Marktstraße hat Dorothee Hess-Maier bis heute ihr Büro. Bild:<br />
Ravensburger AG<br />
57
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Verlag / Herausgeber (V.i.S.d.P.)<br />
Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG<br />
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BÜROSEUFZER ... VON BIRGIT KÖLGEN<br />
Goldene Bodenständigkeit<br />
››<br />
Normalerweise gebe ich<br />
nichts auf geteilte Sprüche<br />
bei Facebook. Aber<br />
der war gut: „In einigen<br />
Jahren sitzen überall in Deutschland<br />
studierte Menschen rum, die drei Monate<br />
auf einen 70-jährigen Handwerker<br />
warten.“ Wenn ich die Heerscharen von<br />
Abiturienten sehe, die feingemacht fürs<br />
Abschlussfoto in der Zeitung posieren<br />
und entschlossen sind, demnächst ihren<br />
Master in Betriebswirtschaft oder<br />
IT-Management zu machen, dann frage<br />
ich mich: Warum will eigentlich keiner<br />
mehr werden, was die Welt wirklich<br />
braucht? Elektriker zum Beispiel oder<br />
der pfiffige Mechaniker von nebenan?<br />
Mag ja sein, dass die Wirtschaftsjuristen<br />
und Anlageberater, die derzeit in meiner<br />
Stadt die Immobilienpreise in absurde<br />
Höhen treiben, nicht klagen können,<br />
wenn sie ihre Erfolgsbilanzen ziehen.<br />
Aber mancher Philosoph arbeitet als Taxifahrer.<br />
Und wehe ihnen allen, wenn<br />
sie einen Klempner brauchen! Da kommen<br />
sie an die Grenzen des Machbaren.<br />
So wie ich neulich. Gleich zwei Geräte<br />
hatten den Geist aufgegeben: Spül- und<br />
Waschmaschine. Wer soll in Ruhe arbeiten,<br />
wenn die Dinger nicht funktionieren?<br />
Hilfe musste her. Doch: „Maschinen<br />
machen wir nich’“, murrte der für<br />
unser Miethaus üblicherweise zuständige<br />
Installateur, er hätte außerdem schon<br />
genug zu tun mit einer neuen Großanlage.<br />
Man kann auch sagen, er hat’s nicht<br />
nötig, kleine Aufträge anzunehmen.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Übers Internet stieß ich auf einen markenübergreifenden<br />
Kundendienst, der<br />
schnelle Termine verspricht. Online abgemacht.<br />
In der Tat kamen zwei Tage<br />
später zwei kompetente Handwerker,<br />
deren bloßes Erscheinen mit „Rüstzeug“,<br />
Kfz-Verschleiß und Anfahrt ich<br />
dankbar mit 45 Euro zu zahlen bereit<br />
war. Sie kamen mit einer Stoppuhr, weil<br />
alle zehn Minuten ihres goldenen Aufenthalts<br />
inklusive Hin- und Herlaufens<br />
zum Auto weitere 15 Euro fällig waren.<br />
Die nötigen Ersatzteile und einen Spezial-Reiniger<br />
hatten sie planmäßig dabei<br />
– für atemberaubende Preise. Unterm<br />
Strich kassierten sie nach etwa anderthalb<br />
Stunden sofort („Bar oder Karte?“)<br />
rund 500 Euro. Ich kann nur sagen: Gutes<br />
Geschäft! Da braucht’s kein Studium.<br />
Redaktion<br />
MediaPartner Ravensburg<br />
www.mediapartner-ravensburg.de<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Tanja Bosch, Rolf Dieterich, Ralf Grimminger, Siegfried<br />
Großkopf, Holger Koch, Birgit Kölgen, Barbara<br />
Müller, Meike Winter<br />
Fotos<br />
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Grafik / Satz<br />
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Ausgabe 3/<strong>2019</strong><br />
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<strong>BUSINESS</strong> <strong>today</strong> erscheint viermal im Jahr.<br />
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Ausgabe 4/<strong>2019</strong><br />
erscheint am 21. November <strong>2019</strong><br />
Anzeigenschluss: 17. Oktober <strong>2019</strong><br />
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58
FOCUS–GESUNDHEIT<br />
03 | <strong>2019</strong><br />
FOCUS–GESUNDHEIT<br />
03 | <strong>2019</strong><br />
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