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Siegerland-Wittgenstein – Waldmeer & QuellenReich

Waldmeer & QuellenReich. 32 Seiten voller Naturplätze & Kulturschätze in Siegen-Wittgenstein

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der Alten Welt. Vor 100 Jahren war auch<br />

der letzte freilebende Wisent in Europa<br />

erlegt. Bis auf wenige Tiere in Zoos und<br />

Tiergehegen war die europäische<br />

Wisentpopulation eliminiert. Während<br />

in Osteuropa die Paarhufer<br />

mit der gewaltigen Statur, ein<br />

ausgewachsener Bulle kann bis<br />

2 m hoch und 3 m lang werden<br />

und bringt bis zu eine Tonne<br />

Gewicht auf die Waage, schon Anfang<br />

des 20. Jh. wiederangesiedelt<br />

und ausgewildert wurden, startete<br />

die erste Auswilderung in Westeuropa<br />

im April 2013 in den Wäldern<br />

von Richard Prinz zu Sayn-<strong>Wittgenstein</strong>-Berleburg.<br />

Dabei sind die mächtigen<br />

Grasfresser sehr scheue Tiere. Sie<br />

lieben die Ruhe und fühlen sich überall<br />

dort wohl, wo die natürliche Vorratskammer<br />

ihre Lieblingsgerichte vorhält. Dazu<br />

zählen Gräser, gerne auch Süßgräser, Himbeer-<br />

und Brombeerranken, Brennnesseln,<br />

Moose, Flechten, junge Triebe, Knospen,<br />

Blätter, Baumfrüchte, Rinde und Baumpilze.<br />

Welche Auswirkungen die braunen Kolosse<br />

auf das Ökosystem haben werden, das<br />

zu erforschen bzw. erforschen zu lassen,<br />

gehört neben der Verhaltensforschung der<br />

Tiere zu den Aufgaben der wissenschaftlichen<br />

Koordinatorin Kaja Heising. Es ist zu<br />

vermuten, dass die äsende Herde den Wald<br />

lichter macht und durch den Dung für die<br />

Besiedlung von spezialisierten Insekten<br />

und Käfern führt. Das wiederum lockt<br />

vermutlich auch verschwundene Vögel an.<br />

Man darf gespannt sein.<br />

Vom Zauber, sich beobachtet zu fühlen<br />

Die Chancen, dass Wanderer und andere<br />

Waldbesucher auf eine friedlich äsende<br />

Wisentherde treffen, sind sehr gering.<br />

Selbst die Wildtiermanagerin hat Probleme,<br />

trotz der Unterstützung der Verortung<br />

mittels Funksignalen, die scheuen<br />

Tiere zwischen all den Baumstümpfen,<br />

Wurzeltellern umgestürzter Bäume,<br />

hohem Farn und dichtem Baumbesatz zu<br />

erkennen. Sogar im vollen Galopp, und<br />

die braunen Eminenzen können bis zu<br />

60 km/h schnell werden, könne man die<br />

Herde kaum hören und nicht über die Erschütterungen<br />

des weichen Waldbodens<br />

spüren. „Ich finde die Vorstellung reizvoll,<br />

zu wissen, dass irgendwo im Wald diese<br />

majestätischen Tiere meine Witterung<br />

aufgenommen haben, mich beobachten<br />

Tipp zum Wandern:<br />

Von Aue-Wingeshausen aus, nahe der<br />

sehenswerten „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“,<br />

startet der qualitätsgeprüfte<br />

Rundwanderweg Wisent-Pfad mit 12,9 km<br />

Länge. Er lässt sich mit dem 3 km langen<br />

Rundwanderweg durch die 20 ha große<br />

Wisent-Wildnis kombinieren. Einen Besuch<br />

wert ist auch die Wisent-Erlebnisausstellung<br />

in der alten Landratsvilla, einem<br />

Nebengebäude des Rathauses der Stadt<br />

Bad Berleburg. www.wisent-welt.de<br />

und dabei für mich unsichtbar bleiben“,<br />

sagt Katja Heising. Zwischen Mai und<br />

August kommen die 25-30 kg schweren<br />

Kälber auf die Welt und werden sechs<br />

Monate von der Mutter gesäugt. Während<br />

sich Jungbullen nach zwei bis drei<br />

Jahren auf die Walz machen, bleiben die<br />

Kühe immer bei der Herde. Der Altbulle<br />

Egnar, so hat man beobachtet, bleibt<br />

jedoch stets bei der Herde und zieht<br />

sich lediglich in den Wochen, in denen<br />

die Kälber geboren werden, zurück.<br />

Das Artenschutzprojekt sieht vor, dem<br />

Bullen die nachwachsende Konkurrenz<br />

zu ersparen, und so werden Jungbullen<br />

künftig umgesiedelt. Schließlich soll sich<br />

die Stärke der Herde, die nicht über 25<br />

Tiere wachsen soll, der verfügbaren und<br />

weitgehend vom Menschen bewirtschafteten<br />

Fläche anpassen.<br />

Wisent-Welt <strong>Wittgenstein</strong><br />

Wer in den <strong>Wittgenstein</strong>er Wäldern mit<br />

Hund auf Wanderung geht, und an tollen<br />

Wanderwegen mangelt es in der Waldwildnis<br />

nicht, sollte den Hund stets angeleint<br />

haben und ausschließlich auf den Wegen<br />

führen. Für den sehr seltenen Fall, dass sich<br />

die Wisentherde dem Hund nähert, sollte<br />

man ihn indes umgehend ableinen. Allgemeine<br />

Verhaltensregeln für Wanderungen<br />

in der Wisent-Welt gibt es auf der Webseite<br />

www.wisent-welt.de. Wer das Glück haben<br />

sollte, den Wisenten in der freien Natur zu<br />

begegnen, ist herzlichst eingeladen, über<br />

seine Erlebnisse (Bitte mit Angabe von<br />

Standort, Tag und Uhrzeit) per Mail unter<br />

info@wisent-welt.de zu berichten.<br />

links & oben: Eindrucksvolle Illusion am<br />

Zaun, dass die gewaltigen Tiere sich<br />

inmitten ihres wilden Lebensareals frei<br />

bewegen <strong>–</strong> und nicht der Mensch<br />

unten: Einzigartiger Charme: Wisent-Hütte<br />

zwischen Bad Berleburg-Wingeshausen<br />

und Schmallenberg-Jagdhaus<br />

Fotos: Wisent-Welt-<strong>Wittgenstein</strong><br />

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