VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2019

Signale - Börsencrash, Botenstoffe und Funkfeuer Endokrinologie - Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen Urologie - Prostatakarzinom Politik - NR-Wahlen 2019: unsere Kandidaten Signale - Börsencrash, Botenstoffe und Funkfeuer
Endokrinologie - Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen
Urologie - Prostatakarzinom
Politik - NR-Wahlen 2019: unsere Kandidaten

27.08.2019 Aufrufe

VSAO Nr. 4, August 2019 Journal Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Signale Börsencrash, Botenstoffe und Funkfeuer Seite 20 Endokrinologie Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen Seite 39 Urologie Prostatakarzinom Seite 44 Politik NR-Wahlen 2019: unsere Kandidaten Seite 6

<strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 4, <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />

Journal<br />

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Signale<br />

Börsencrash,<br />

Botenstoffe<br />

und Funkfeuer<br />

Seite 20<br />

Endokrinologie<br />

Behandlung<br />

der Schilddrüsenerkrankungen<br />

Seite 39<br />

Urologie<br />

Prostatakarzinom<br />

Seite 44<br />

Politik<br />

NR-Wahlen <strong>2019</strong>:<br />

unsere Kandidaten<br />

Seite 6


Politik<br />

RUNDuMsSCHUTZ<br />

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Inhalt<br />

Editorial<br />

5 Senden, empfangen, verstehen<br />

Politik<br />

6 Der Herz- und Nierentest<br />

Weiterbildung /<br />

Arbeitsbedingungen<br />

10 Eine Rose für weniger Bürokratie<br />

11 Reiseführer der anderen Art<br />

13 Auf den Punkt gebracht<br />

14 Lesen lernen<br />

<strong>VSAO</strong><br />

15 Neues aus den Sektionen<br />

19 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

Fokus: Signale<br />

20 Wenn nicht verhindern, so doch<br />

vermindern<br />

24 Ohne Kommunikation kein Leben<br />

27 Die Flaggen haben nicht ausgedient<br />

30 Auf der Suche nach einem Echo<br />

33 Eine Million Badewannen und ein<br />

Fisch<br />

35 Auf dem schnellsten Weg zum Ziel<br />

Perspektiven<br />

39 Aktuelles aus der Endokrinologie –<br />

Schilddrüse: Viele Pfeile im Köcher<br />

44 Aus der «Praxis»: Behandlung des<br />

fortgeschrittenen Prostatakarzi noms –<br />

eine interdisziplinäre Empfehlung<br />

52 Der besondere Patient<br />

MEDISERVICE<br />

54 Der Gang in die Praxis (4):<br />

Vom Pflästerli bis zur Genanalyse<br />

56 Briefkasten<br />

57 Heikle Fragen in heiklen Situationen<br />

59 Cyber Crime und die Schwachstelle<br />

Mensch<br />

VORSORGESTIFTUNG<br />

<strong>VSAO</strong><br />

61 Geschäftsjahr 2018 der Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong><br />

62 Impressum<br />

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Vertrauen<br />

CH-3860 Meiringen<br />

Telefon +41 33 972 81 11<br />

www.privatklinik-meiringen.ch<br />

Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />

Ärztliche Leitung:<br />

Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />

Wo Patienten auch Gäste sind.


Politik<br />

STS 0292<br />

LE<br />

VIGARO<br />

293<br />

/ 05.<strong>2019</strong><br />

Mehr als ein Newsletter für Labormedizin<br />

Dr. med. Edouard H. Viollier, FMH Innere Medizin<br />

Dominic Viollier, lic. oec. HSG<br />

Zink<br />

Ein essenzielles Spurenelement<br />

Hintergrund<br />

Zink reguliert über 300 Enzyme. Bei Senioren, Vegetariern, Veganern und nach Darmresektionen<br />

besteht ein erhöhtes Risiko für einen Zinkmangel mit Auswirkungen auf Gesundheit und<br />

Leistungsfähigkeit. Eine zu hohe Zinkaufnahme kann dagegen zu Kupfermangel und Störungen<br />

von Blutbildung, Eisen- und Calciumstoffwechsel führen, so dass eine Substitution stets<br />

überwacht werden sollte. Dies gilt auch bei der Einnahme zinkhaltiger Nahrungsergänzungsmittel.<br />

Diese werden von bis zu 20% der Erwachsenen konsumiert und können eine 1 – 3 Mal<br />

höhere Resorptionsrate haben als natürlich vorkommendes Zink. Auch liegt die Dosierung oft<br />

über den empfohlenen 13.7 mg pro Tag. Tagesbedarf: Männer 10 mg, Frauen 7 mg, Schwangere<br />

/ Stillende 11 mg, Kinder 3 – 7 mg.<br />

Symptome<br />

Zinkmangel<br />

Kontrollieren<br />

beim Substituieren<br />

Haare<br />

Haarausfall<br />

Haut<br />

Verzögerte Wundheilung<br />

Akrodermatitis<br />

Fortpflanzungsorgane<br />

Unfruchtbarkeit<br />

Hypogonadismus<br />

Oligospermie<br />

Nägel<br />

Brüchigkeit<br />

Gehirn / Nerven<br />

Ataxie<br />

Desorientierung<br />

Depression<br />

Nachtblindheit<br />

Verlust von Geruchs- / Geschmackssinn<br />

Immunsystem<br />

Thymusatrophie<br />

Erhöhte Infektionsrate<br />

Vermindertes Wachstum<br />

Zinkintoxikation<br />

Indikation<br />

Methode<br />

Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen, Blutbildungsstörungen, Störungen im<br />

Kupfer-, Eisen- und Calciumstoffwechsel<br />

• Ältere Personen<br />

• Malnutrition / Malabsorption<br />

• Vegetarier / Veganer<br />

• Vor Einnahme von Zink<br />

• Unter Zinksubstitution: Kontrolle von Zink, Kupfer, Ferritin und Calcium<br />

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Material Plasma Spurenelemente-Tube, blau (15) Urin Spoturin-Tube ohne Konservierungsmittel (52)<br />

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Preis CHF 44.– CHF 46.50<br />

Information Literatur auf Anfrage<br />

Dr. phil. II Lila Tomova, MSc. in Ecology, Stv. Leiterin Spezialanalysen<br />

Dr. phil. II Maurus Curti, Spezialist für Labormedizin FAMH, Leiter Spezialanalysen<br />

Dr. med. Uta Deus, Fachärztin für Innere Medizin, Kandidatin Spezialistin für Labormedizin FAMH, Corelab<br />

Dr. sc. nat. ETH Stefano Longoni, Spezialist für Labormedizin FAMH, MHA, Bereichsleiter Produktion dezentral und Qualitätssicherung<br />

Redaktion<br />

Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizin FAMH, Bereichsleiter Produktion zentral


Editorial<br />

Senden,<br />

empfangen,<br />

verstehen<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz – man muss nicht<br />

bei den Pfadfindern gewesen sein, um dieses Signal zu<br />

entschlüsseln. Ebenso unmissverständlich sind die auf<br />

Grün geschaltete Ampel oder die gefletschten Zähne und<br />

das bedrohliche Knurren eines Rottweilers. Aber selbst die eindeutigsten<br />

Signale nützen wenig, wenn sie nicht empfangen werden. So<br />

geschehen beim Untergang der Titanic: Diese setzte zwar unablässig<br />

den Notruf SOS ab, ein sich in der Nähe befindendes Schiff reagierte<br />

aber nicht darauf, weil die Bordfunkstelle nicht besetzt war.<br />

Unser Schwerpunkt handelt von Signalen aller Art, verständlichen und<br />

unverständlichen, erhörten, unerhörten und von solchen, die man<br />

nicht wahrnehmen will. Wie zum Beispiel die Warnzeichen im Vorfeld<br />

von Börsencrashs und Wirtschaftskrisen. Andere Signale wiederum<br />

werden zwar gesucht, jedoch bislang erfolglos: Von ihnen berichtet der<br />

Astrophysiker Ben Moore. Der Evolutionsbiologe André Langaney<br />

zeigt auf, dass ohne Signale und der auf ihnen basierenden Kommunikation<br />

kein Leben möglich ist. Einzelne Vitalzeichen machen aber<br />

noch kein Leben im umfassenden Sinn aus. Bei Menschen im Wachkoma<br />

muss nach kleinsten Signalen eines erhaltenen Bewusstseins<br />

gesucht werden, die es den Patienten erlauben, eine Verbindung zur<br />

Umwelt aufzunehmen. Trotz moderner Kommunikationstechnologie<br />

sind Morsezeichen und Flaggenalphabet nicht in der Versenkung<br />

verschwunden, wie ein Beitrag der deutschen Marine beweist.<br />

Die Signale mehren sich: Im Herbst stehen die eidgenössischen Parlamentswahlen<br />

an. Im Politikteil fühlen wir zwei Kandidaten aus dem<br />

Kreis der <strong>VSAO</strong>-Mitglieder auf den Zahn. <strong>VSAO</strong>-Co-Vizepräsident<br />

Angelo Barrile tritt zur Wiederwahl in den Nationalrat an. Neu in die<br />

grosse Kammer einziehen möchte auch die Kinderchirurgin Bettina<br />

Balmer.<br />

In der Beilage zu dieser Ausgabe befindet sich eine Kurzversion des<br />

Geschäftsberichts 2018 der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>. Selbst wenn die<br />

Pensionierung für die meisten Leserinnen und Leser noch in weiter<br />

Ferne liegt und die Zeichen alles andere als auf Sturm stehen, lohnt<br />

sich die Lektüre alleweil.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 5


Politik<br />

Der Herz- und<br />

Nierentest<br />

Sie will es wissen – er weiss es schon: wie es ist, im Nationalrat zu sitzen.<br />

Was aber weiss man von ihnen? Die <strong>VSAO</strong>-Kandidaten<br />

Bettina Balmer und Angelo Barrile mit ihren Zielen und Ambitionen<br />

im Lackmustest des «Journals».<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Bettina Balmer<br />

Die Kinderchirurgin und Familienfrau sitzt seit 2015 für die<br />

FDP im Zürcher Kantonsrat. Zuvor war die 53-Jährige auf<br />

kommunaler Ebene kurz Gemeinderätin. Am 24. März <strong>2019</strong> ist<br />

sie – mit Empfehlung der lokalen <strong>VSAO</strong>-Sektion – ins Kantonsparlament<br />

wiedergewählt worden. Dort gehört sie der Aufsichtskommission<br />

für Bildung und Gesundheit an sowie der<br />

Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit.<br />

Angelo Barrile<br />

Geboren 1976 in Winterthur, lebt der Sohn einer italienischen<br />

Arbeiterfamilie heute wie Bettina Balmer in Zürich. Früh fand<br />

der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin zur Politik. Nach<br />

SP-internen Mandaten war er von 2010 bis 2015 ebenfalls<br />

Kantonsrat. Bei den letzten eidgenössischen Wahlen gelang<br />

ihm der Sprung in den Nationalrat, wo er ein Mandat in der<br />

Staatspolitischen Kommission hat.<br />

Bilder: zvg<br />

6<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Politik<br />

Bettina, warum sollen die <strong>VSAO</strong>-Mitglieder gerade Dich in<br />

den Nationalrat wählen?<br />

Als Kinderchirurgin und Mutter von drei Kindern finde ich die<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig. Ausserdem setze<br />

ich mich gegen die ausufernde Bürokratie im Ärztealltag ein.<br />

Noch immer arbeitet die Hälfte der jungen Ärzte länger, als<br />

das Gesetz erlaubt. Was sagst Du dazu?<br />

Das Gesetz ist einzuhalten, weil junge Ärztinnen und Ärzte auch<br />

ohne viele Überstunden Zeit für ihre Patienten und eine gute Weiterbildung<br />

haben sollten.<br />

«Ich finde die Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie wichtig. Ausserdem<br />

setze ich mich gegen die ausufernde<br />

Bürokratie im Ärztealltag<br />

ein.»<br />

Bettina Balmer, FDP-Mitglied, Zürich<br />

Gegen die überlangen Arbeitszeiten wehrt sich der <strong>VSAO</strong> unter<br />

anderem mit der Kampagne «Medizin statt Bürokratie!».<br />

Wie wichtig ist dieses Thema für Dich?<br />

Die <strong>VSAO</strong>-Kampagne setzt am richtigen Ort an. Ich finde das Thema<br />

sehr wichtig und habe darum diese Forderung bereits mehrfach<br />

im Zürcher Kantonsrat gestellt, zum Beispiel im Rahmen<br />

meiner Rede zum Jahresbericht der kantonalen Spitäler.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt unseres Verbands ist die Zulassungssteuerung<br />

(siehe Kasten S. 9). Was hast Du da für eine<br />

Meinung?<br />

In der Medizin ist Sprachkompetenz wichtig. Ich erachte mindestens<br />

drei Jahre Tätigkeit in der beantragten Fachdisziplin an einer<br />

anerkannten Weiterbildungsstätte und eine Sprachprüfung<br />

als zielführend und sinnvoll – so wie es der <strong>VSAO</strong> fordert.<br />

Wo besteht aus Deiner Sicht bei der Weiterbildung politisch<br />

Handlungsbedarf? Stichworte Qualität, Sprachkompetenzen<br />

und freie Wahl der Fachrichtung.<br />

In Zeiten von «ambulant vor stationär» braucht es vermehrt ambulante<br />

Weiterbildungsstätten. Dazu habe ich im Kantonsrat ein<br />

Postulat eingereicht. Qualität heisst auch mehr Zeit für Patienten<br />

und weniger Zeit im Büro. Die freie Wahl der Fachrichtung ist zentral;<br />

eine freie Berufswahl ist ein Grundrecht.<br />

Auf Deiner Website steht das Motto «Freisinnig liberal heisst<br />

offen in die Zukunft blicken». Was heisst das im Fall des Gesundheitswesens?<br />

Ich bin offen für neue Methoden in der Medizin. Wir müssen die<br />

Herausforderungen der Zukunft jetzt unvoreingenommen und<br />

lösungsorientiert anpacken: Vereinbarkeit von Beruf und Familie,<br />

Nutzung von E-Health unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes,<br />

Zugang zur Grundversorgung für alle, hochspezialisierte<br />

Medizin nur an den dafür qualifizierten Orten.<br />

Angelo, warum brauchen die <strong>VSAO</strong>-Mitglieder gerade Dich<br />

auch die nächsten vier Jahre im Nationalrat?<br />

Im Parlament spricht man vor allem über die Kosten der Gesundheitspolitik.<br />

Die Sicht der davon Betroffenen, darunter die Ärzteschaft,<br />

ist dabei deutlich untervertreten. Ihnen gebe ich eine Stimme.<br />

Was hast Du in der letzten Legislatur für unsere Verbandsanliegen<br />

erreicht?<br />

Heute kennt man den <strong>VSAO</strong> im Bundeshaus viel besser, und er wird<br />

als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen. Bei der Diskussion<br />

über das Arbeitsgesetz habe ich unterstrichen, dass nicht die<br />

Aufweichung, sondern die Einhaltung das Thema sein muss. Denn<br />

gerade bei unseren Mitgliedern geht es bei zu langen Arbeitszeiten<br />

nicht nur um die Gefährdung der eigenen Gesundheit, sondern<br />

auch um die Sicherheit Dritter: der Patientinnen und Patienten.<br />

Noch immer arbeitet die Hälfte der jungen Ärzte länger, als<br />

das Gesetz erlaubt. Was sagst Du dazu?<br />

Das ist inakzeptabel. Deshalb habe ich eine Motion eingereicht,<br />

damit das Arbeitsgesetz in den Spitälern endlich schweizweit respektiert<br />

wird. Leider ist sie im Nationalrat nicht behandelt und<br />

im Juni nach zwei Jahren abgeschrieben worden. Da die Angriffe<br />

auf das Arbeitsgesetz aber andauern, müssen wir uns weiterhin<br />

auf allen Ebenen für die Einhaltung einsetzen.<br />

Gegen die überlangen Arbeitszeiten wehrt sich der <strong>VSAO</strong> unter<br />

anderem mit der Kampagne «Medizin statt Bürokratie!».<br />

Wie wichtig ist dieses Thema für Dich?<br />

Absolut wichtig, denn ein grosser Teil der (illegalen) Überstunden<br />

entsteht auch durch zu viel Bürokratie. Der <strong>VSAO</strong> zeigt dazu<br />

Lösungen auf. Eine administrative Entlastung darf jedoch nicht<br />

zur Folge haben, dass die Ärztinnen und Ärzte nun einfach mehr<br />

Patienten behandeln sollen!<br />

Ein weiterer Schwerpunkt unseres Verbands ist die Zulassungssteuerung<br />

(siehe Kasten nächste Seite). Deine Partei,<br />

die SP, und ihr Bundesrat Alain Berset vertreten bei diesem<br />

Thema zum Teil andere Standpunkte als der <strong>VSAO</strong>. Was hast<br />

Du selber für eine Meinung?<br />

Ich bringe den ärztlichen Standpunkt bei der SP ein, und es ist mir<br />

auch schon gelungen, die Haltung meiner Fraktion zu ändern –<br />

gerade bei diesem Geschäft. Es kommt indes vor, dass ich mit<br />

meiner Meinung nicht durchdringe und im Sinne eines Kompromisses<br />

dann mit der Gesamtfraktion stimme. Was die Kernanliegen<br />

des <strong>VSAO</strong> bei der Zulassungssteuerung betrifft, ist das allerdings<br />

bisher nicht eingetreten.<br />

Wo besteht aus Deiner Sicht bei der Weiterbildung politisch<br />

Handlungsbedarf? Stichworte Qualität, Sprachkompetenzen<br />

und freie Wahl der Fachrichtung.<br />

Insbesondere bei der Qualität liegt der Teufel im Detail: Wie wird<br />

sie in der Medizin gemessen? Wie könnten Sanktionen aussehen?<br />

Bezüglich Weiterbildung liegt die Verantwortung beim Schweizerischen<br />

Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF), also<br />

bei der Ärzteschaft selber. Bei den Sprachkompetenzen kann ich<br />

nicht verstehen, wieso beim Medizinalberufegesetz (MedBG) aktuell<br />

die Matur als Nachweis für die ausreichende Kenntnis einer<br />

anderen Landessprache nicht mehr reichen soll. Doch ich bin op-<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 7


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ALLGEMEINE<br />

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13. – 16.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

32 Credits SGAIM<br />

(via Livestream: max. 8 Credits<br />

SGAIM pro Jahr + 20 erweiterte Credits)<br />

29.01. – 01.02.2020, Basel<br />

32 h<br />

INNERE MEDIZIN<br />

03. – 07.12.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

40 h<br />

PÄDIATRIE<br />

28. – 30.10.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

24 Credits SGP / 24 Credits SGAIM<br />

(via Livestream: 24 Credits SGP /<br />

max. 8 Credits SGAIM pro Jahr +<br />

13 Credits für erweiterte<br />

Fortbildung)<br />

EKG<br />

28. – 31.10.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

28 h<br />

ONKOLOGIE /<br />

HÄMATOLOGIE<br />

08. – 09.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

16 Credits SGMO /<br />

16 Credits SGH / 15 Credits SGAIM<br />

KARDIOLOGIE<br />

08. – 09.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

15 h<br />

ALLERGOLOGIE<br />

11. – 12.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

16 h<br />

DIABETES<br />

28. – 30.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

21 Credits SGED / 6 Credits SVDE /<br />

19 Credits SGAIM<br />

PSYCHOLOGIE<br />

04. – 07.12.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

24 Credits SGPP /<br />

28 Credits SAPPM / 28 Credits ASP /<br />

32 Stunden FSP / SBAP anerkannt<br />

PNEUMOLOGIE<br />

06. – 07.12.<strong>2019</strong>, Zürich<br />

13 Credits SGP / 13 Credits SGAIM<br />

Update Refresher<br />

Veranstaltungsorte<br />

Technopark Zürich | Novotel Zürich City West | Congress Center Basel<br />

Information / Anmeldung<br />

Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch | www.fomf.ch<br />

– Teilnahme vor Ort oder via Livestream


Politik<br />

Bitte kommentiere die folgenden Aussagen nur mit Ja oder<br />

Nein. Einmal darfst Du einen Joker einsetzen (= kann/will ich<br />

nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten).<br />

Viele Ärzte verdienen zu viel.<br />

Nein.<br />

Die Politiker verstehen die Anliegen der Ärzte nicht.<br />

Ja.<br />

Die Ärzte verstehen die Anliegen der Politiker nicht.<br />

Nein.<br />

Die Ärzte sind selber schuld an ihrem schlechten Image bei<br />

den Politikern.<br />

Nein.<br />

Die Politik darf nicht in die Tarifautonomie der Tarifpartner<br />

eingreifen.<br />

Ja.<br />

Ich akzeptiere Kostenbremsen, wenn dafür die freie Arztwahl<br />

erhalten bleibt.<br />

Joker<br />

Das Problem sind nicht die Kosten, sondern die Finanzierung<br />

des Gesundheitswesens.<br />

Ja.<br />

Der grösste Feind der Ärztin ist die Krankenkasse.<br />

Nein.<br />

Und zum Schluss: Was willst Du als Erstes im Parlament tun,<br />

wenn Du als Nationalrätin gewählt wirst?<br />

Ich werde mich für eine zukunftsfähige Zulassungssteuerung in<br />

der Medizin einsetzen. Ich will eine ideale und gerechte Lösung<br />

für Patientinnen und Patienten sowie für die Ärzteschaft.<br />

timistisch, dass wir in Zukunft wieder in anderen Landesteilen<br />

ohne teuren zusätzlichen Sprachnachweis arbeiten können.<br />

Du setzt Dich für den Schutz und die Rechte von Minderheiten<br />

und Schwachen ein. Was heisst das im Fall des Gesundheitswesens?<br />

In der Gesundheitspolitik sind die Patienten die Schwächsten. Ich<br />

kämpfe dafür, dass nicht zulasten von Kranken Kosten gespart<br />

werden. Es ist uns im Parlament zum Beispiel gelungen, eine Erhöhung<br />

der Minimalfranchisen zu bodigen. Und ich sitze im Komitee<br />

der SP-Prämienentlastungsinitiative, die der <strong>VSAO</strong> unterstützt.<br />

Die Prämienverbilligungen sollen für die finanzschwachen<br />

Haushalte wieder eine tatsächliche Entlastung werden.<br />

«Es ist inakzeptabel, dass viele<br />

jungen Ärztinnen und Ärzte länger<br />

als erlaubt arbeiten müssen.»<br />

Angelo Barrile, SP-Mitglied, Zürich<br />

Bitte kommentiere die folgenden Aussagen nur mit Ja oder<br />

Nein. Einmal darfst Du einen Joker einsetzen (= kann/will ich<br />

nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten).<br />

Viele Ärzte verdienen zu viel.<br />

Joker<br />

Die Politiker verstehen die Anliegen der Ärzte nicht. <br />

Ja.<br />

Die Ärzte verstehen die Anliegen der Politiker nicht.<br />

Ja.<br />

Die Ärzte sind selber schuld an ihrem schlechten Image bei<br />

den Politikern.<br />

Ja.<br />

Die Politik sollte nicht in die Tarifautonomie der Tarifpartner<br />

eingreifen.<br />

Ja.<br />

Zulassungssteuerung: Ziel erreicht?<br />

Wann dürfen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz als Selbständige<br />

arbeiten? In der Sommersession hat der Ständerat die<br />

Regeln beraten, die ab Mitte 2021 gelten sollen. Dabei fand der<br />

<strong>VSAO</strong> Gehör: Die kleine Kammer verlangt wie er drei Jahre<br />

Weiterbildung in der für die Zulassung beantragten Fachdisziplin<br />

und legt die Messlatte bei der Sprachkompetenz höher.<br />

Umgekehrt sieht sie von zwingenden Höchstzahlen sowie<br />

vorgeschriebenen Zulassungsstopps ab und lehnt eine Einschränkung<br />

bei der freien Arztwahl ab. Als Nächstes steht im<br />

September die Differenzbereinigung mit dem Nationalrat an<br />

– der bisher anderer Meinung war.<br />

Mehr zum Thema: www.vsao.ch, Rubrik Gesundheitspolitik/<br />

Zulassungssteuerung<br />

Ich akzeptiere Kostenbremsen, wenn dafür die freie Arztwahl<br />

erhalten bleibt.<br />

Ja.<br />

Das Problem sind nicht die Kosten, sondern die Finanzierung<br />

des Gesundheitswesens.<br />

Ja.<br />

Der grösste Feind des Arztes ist die Krankenkasse.<br />

Nein.<br />

Und zum Schluss: Was willst Du als Erstes im Parlament tun,<br />

wenn Du als Nationalrat wiedergewählt wirst?<br />

Ich werde mich hoffentlich darüber freuen, dass die Interessen<br />

der Ärzteschaft, anderer Gesundheitsberufe und namentlich der<br />

Patientinnen und Patienten künftig besser und die der übrigen<br />

Akteure im Gesundheitswesen schwächer vertreten sein werden.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 9


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Eine Rose für<br />

weniger Bürokratie<br />

Junge Ärzte in der Klinik für Innere Medizin<br />

des Universitätsspitals Waadt (CHUV)<br />

haben jetzt mehr Zeit für die Patientenbetreuung –<br />

dank schlauer Organisation.<br />

Der Lohn dafür: die <strong>VSAO</strong>-Spitalrose.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Peter Vollenweider, Leiter der Klinik für Innere Medizin am CHUV, nimmt von <strong>VSAO</strong>-Präsidentin<br />

Anja Zyska (Mitte) und Sektionspräsidentin Agathe Evain den Preis entgegen.<br />

Wie organisiert man die Arbeit?<br />

Eine Frage, die angesichts<br />

von mehr Administration<br />

und mehr<br />

Patienten mit komplexen und mehrfachen<br />

Leiden immer wichtiger wird. Auch<br />

in der Klinik für Innere Medizin am CHUV<br />

in Lausanne. Denn dort stellte man fest,<br />

dass Assistenzärztinnen und -ärzte täglich<br />

15 Mal am Tag die Tätigkeit wechseln<br />

und 1 Stunde und 35 Minuten Überzeit<br />

leisten. «Eine schwierige Situation sowohl<br />

für das ärztliche als auch für das Pflegepersonal»,<br />

erklärt der Klinikleiter Professor<br />

Peter Vollenweider. Also habe man<br />

sich für Veränderungen entschieden.<br />

Die drei Ansätze<br />

Neu gibt es nun medizinische Sekretariatsmitarbeitende,<br />

welche sich mit den<br />

jungen Ärzten das Büro teilen, sie administrativ<br />

entlasten und für Kontinuität bei<br />

den Prozessen sorgen. Eine zweite Massnahme:<br />

Durch die Zusammenfassung von<br />

Weiterbildungszeiten an halben Tagen<br />

braucht es weniger Arbeitsunterbrüche<br />

und Ortswechsel. Und eine dritte: Täglich<br />

um 8 Uhr findet ein Treffen statt, an dem<br />

Ärzteschaft, Stationsleitende, Pflegepersonal<br />

und Sekretariat teilnehmen. Ziel ist<br />

der interprofessionelle Austausch, um die<br />

Patientenbetreuung zu planen und koordinieren.<br />

Ergebnis: eine effizientere Organisation,<br />

weniger Überzeiten und die frühere Entlassung<br />

von Patienten nach Hause. «Unsere<br />

Assistenzärzte schätzen es, dass sie<br />

sich nun stärker auf die Tätigkeit am Krankenbett<br />

konzentrieren können», bilanziert<br />

Peter Vollenweider – und die Auswirkungen<br />

auf die Stimmung in den Teams<br />

sind positiv.<br />

Noch mehr gute Beispiele<br />

Mit der Spitalrose ehrt der <strong>VSAO</strong> jährlich<br />

ein Spital, eine Klinik oder eine Weiterbildungsstätte<br />

für Verbesserungen bei den<br />

Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und<br />

Ärzte oder der ärztlichen Weiterbildung.<br />

Die Nominationen erfolgen durch die Sektionen.<br />

«Das CHUV liefert den Beleg dafür,<br />

dass man der wachsenden Bürokratie nicht<br />

machtlos gegenübersteht», kommentiert<br />

Verbandspräsidentin Anja Zyska die aktuelle<br />

Preisvergabe. «Auf unserer Kampagnenwebsite<br />

www.medizin-statt-bürokratie.<br />

ch finden sich weitere gute Beispiele, die<br />

wir den Spitälern ans Herz legen.» Darunter<br />

sind die Medizinische Klinik des Spitals<br />

Thun mit der Arbeitsgruppe «Reduce to the<br />

max» und die Abteilung Berichts- und Anfragemanagement<br />

am Kantonsspital Luzern.<br />

Beide standen ebenfalls auf der Liste<br />

mit den Kandidaturen für die Spitalrose.<br />

Auch am CHUV bleibt man am Ball: In<br />

den Abteilungen laufen weitere Bestrebungen,<br />

damit die Ärzte das Augenmerk<br />

auf ihre Kernaufgaben richten können<br />

und sich nicht um Aufgaben ohne direkten<br />

medizinischen Bezug kümmern müssen.<br />

«Denn es reicht nicht, sich auf den<br />

Lorbeeren des Erreichten auszuruhen», so<br />

Agathe Evain, Präsidentin der <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />

Waadt. «Wichtig ist, die umgesetzten<br />

Massnahmen zu überprüfen, wo nötig anzupassen<br />

und zusätzliche Ideen zu entwickeln.<br />

Daraus soll mehr Zeit für den einzelnen<br />

Patienten resultieren – und nicht<br />

einfach für mehr Patienten.»<br />

Bild: CHUV-SAM<br />

10<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Reiseführer<br />

der anderen Art<br />

Sein Name: Mohy Taha. Sein Ziel: Schweizer Ärzte bei<br />

der Weiterbildung im Ausland unterstützen.<br />

Und seine Lösung? «MY-FELLOWSHIP», eine neue Online-<br />

Plattform zur Information und Vernetzung.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Australien kann so schön sein.<br />

Aber auch ganz schön anstrengend,<br />

wenn man in<br />

«Down Under» ein ärztliches<br />

Weiterbildungsprogramm absolvieren<br />

will. Das stellte <strong>VSAO</strong>-Mitglied Mohy<br />

Taha vor vier Jahren selber fest. «Es<br />

brauchte sieben Monate, bis ich alle bürokratischen<br />

Hürden für mein Fellowship in<br />

Sydney genommen hatte», erinnert sich<br />

der Chirurg und Oberarzt am Universitätsspital<br />

Basel (USB). Damit bei anderen<br />

jungen Berufskolleginnen und -kollegen<br />

in «Unten drunter» nicht alles drunter<br />

und drüber geht, verfasste er den kurzen<br />

Ratgeber «A Roadmap to Australian Fellowships».<br />

Und er kam auf die Idee, ein<br />

Internetportal mit Tipps, Tricks und Bewertungen<br />

zu lancieren.<br />

Die Plattform funktioniert ähnlich wie Wikipedia,<br />

TripAdvisor und LinkedIn. Jeder<br />

und jede kann mitmachen, wobei die Informationen<br />

vor der Aufschaltung verifiziert<br />

werden. Partner des Projekts sind<br />

nebst der <strong>VSAO</strong>-Sektion Basel mehrere<br />

medizinische Fachgesellschaften mit internationaler<br />

Ausstrahlung. Geld verdienen<br />

will Mohy Taha weder mit den Anbietern<br />

von Fellowships noch mit den Nutzern<br />

des Portals. Stattdessen zählt er auf Spon-<br />

soren, welche die Weiterbildungsprogramme<br />

im Ausland im Idealfall mitfinanzieren.<br />

Für ihn stehe die Qualität im<br />

Vordergrund, die Verbreitung von Knowhow.<br />

Denn «MY-FELLOWSHIP» könne<br />

nicht nur die Aus- und Weiterbildung weltweit<br />

verbessern, sondern auch die Patientenversorgung:<br />

«Junge Ärztinnen und<br />

Ärzte erhalten so mehr Routine, etwa bei<br />

Operationen», erklärt der Schweizer mit<br />

ägyptischen Wurzeln.<br />

Bild: zvg<br />

Weniger Irrtümer – weniger Frust<br />

Gesagt, getan: Seit einigen Monaten läuft<br />

«MY-FELLOWSHIP» – und zwar gut. In der<br />

englischsprachigen Datenbank mit Suchbzw.<br />

Filterfunktionen seien bereits über<br />

260 Weiterbildungsprogramme abrufbar,<br />

berichtet Taha. «Bis zur Jahresmitte haben<br />

wir gegen 8000 Besucher aus 137 Ländern<br />

verzeichnet. Unser Hauptanliegen ist, dass<br />

sich Anbieter von Fellowships mit potentiellen<br />

Fellows vernetzen und diese ihre Studienerfahrungen<br />

bzw. -bewertungen mit<br />

anderen teilen», so der 36-Jährige. Dadurch<br />

liessen sich falsche Erwartungen<br />

und Frust bis hin zur vorzeitigen Heimreise<br />

vermeiden. Eine wichtige Rolle spielen<br />

dabei Hinweise zum lokalen Wohnungsmarkt<br />

und zum Verkehrs- und<br />

Schulsystem sowie zu Bewilligungsverfahren<br />

im Land seiner Weiterbildungsträume.<br />

Mohy Taha (2. v. r.) bei seinem Fellowship in Sydney. Die dortigen Erfahrungen führten ihn zum<br />

Entschluss, ein Internetportal mit Tipps, Tricks und Bewertungen für Studienkollegen in der<br />

gleichen Situation zu schaffen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 11


Personal<br />

fällt aus<br />

Wenig Zeit<br />

für Suche<br />

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Das führende Stellenportal<br />

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Kooperations-Partner


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Hat Sie Ihr<br />

Vorgesetzter heute<br />

schon gelobt?<br />

Am letzten <strong>VSAO</strong>-Visitatorentreffen meldete sich ein<br />

Assistenzarzt frustriert zu Wort: «Nach über neun<br />

Stunden im Operationssaal durfte ich dann sozusagen<br />

als Dank für das Zureichen der Instrumente<br />

doch noch selbst Hand anlegen und eine Naht zunähen. In<br />

solchen Situationen überlegt man sich schon, wozu man eine so<br />

hohe Arbeitsbelastung auf sich nimmt, wenn dies am Ende<br />

des Tages die einzige Geste der Wertschätzung ist.»<br />

Wertschätzung ist eines der menschlichen<br />

Bedürfnisse, die Abraham Maslow in fünf<br />

Stufen unterteilt: zuunterst die Grundbedürfnisse<br />

als existenzielle Unentbehrlichkeiten,<br />

dann Sicherheit, Sozialbedürfnisse<br />

sowie Wertschätzung und<br />

an der Spitze der Bedürfnispyramide<br />

die Selbstverwirklichung.<br />

Maslow beschreibt die Wertschätzung<br />

als den Wunsch nach Ansehen,<br />

Achtung und Wichtigkeit, als<br />

die passive Komponente unserer<br />

Selbstachtung. Das heisst: Nur<br />

andere Menschen können sie für uns<br />

erfüllen.<br />

Wie wichtig Anerkennung im<br />

Arbeitsleben ist, was Wertschätzung am<br />

Arbeitsplatz bedeutet und bewirken kann, ist<br />

wissenschaftlich erwiesen und regelmässig in<br />

Beiträgen in Bereichen der Arbeitspsychologie und des<br />

Managements zu lesen. Auf den einzelnen Arbeitnehmenden<br />

bezogen bedeutet Wertschätzung, dass der Einsatz und die<br />

damit verbundene Leistung des Mitarbeitenden auch gewürdigt<br />

werden. Ein wertschätzendes Feedback wirkt sich direkt auf die<br />

Zufriedenheit und Motivation sowie die positive Einstellung<br />

gegenüber dem Arbeitgeber aus. Zudem fördert Anerkennung<br />

am Arbeitsplatz die Leistung. Nichts ist motivierender als zu<br />

wissen, dass man gebraucht und geschätzt wird. Auch belastende<br />

und stressige Situationen werden so besser verkraftet.<br />

Assistenzärzte berichten regelmässig, dass es in der Weiterbildung<br />

generell an Feedback mangelt. Die einzelne Ärztin/der<br />

einzelne Arzt arbeitet viel, nicht selten mehr als die gesetzliche<br />

Höchstarbeitszeit, und übernimmt bereits ab Beginn der<br />

Weiterbildung viel Verantwortung. Wenn das Lob ausbleibt, ist<br />

der Frust vorprogrammiert.<br />

Auf den<br />

Punkt<br />

gebracht<br />

Im Rahmen der jüngsten Feedback-Pool-Umfrage 2/<strong>2019</strong> zur<br />

Dauer der Weiterbildung zum Facharzt (mehr zum Thema:<br />

www.vsao.ch, Rubrik Weiterbildung/Feedback-Pool) wurde<br />

unter anderem gefragt, ob die Weiterbildung vermehrt auf dem<br />

Ansatz der stufenweisen Verantwortungsübertragung (EPA)<br />

basieren soll. Die Hälfte der Teilnehmenden sprach sich dafür,<br />

ein Viertel dagegen aus; das andere Viertel war unentschlossen<br />

oder gab keine Antwort. Die Kommentare<br />

hingegen gingen alle in die gleiche Richtung:<br />

Wenn EPA nicht nur Formalität bleibt,<br />

sondern sinnvoll umgesetzt wird, steige<br />

die Qualität der Weiterbildung. Eine<br />

unabdingbare Voraussetzung hierfür<br />

sei konstruktives Feedback. Rückmeldungen<br />

sollen auch gegenüber<br />

Vorgesetzten möglich sein. In der<br />

Spitalhierarchie mit den bekannten<br />

Abhängigkeiten steht der angestellte<br />

Arzt dabei vor keiner<br />

leichten Aufgabe. Modelle wie EPA<br />

helfen, den nötigen Rahmen und<br />

institutionalisierte Prozesse zu<br />

schaffen.<br />

Mit Blick auf die Generation Y, die<br />

nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung<br />

strebt, ist die Arbeitgeberin gut<br />

beraten, die neuen Ansprüche an die Führungskräfte<br />

in ihrer Unternehmenskultur zu berücksichtigen.<br />

Denn der Wunsch nach Selbstbestimmung verlangt eine<br />

etablierte Feedbackkultur. Die junge Ärzteschaft von heute will<br />

dort abgeholt und gefördert werden, wo sie aktuell steht. Ihr<br />

Lebensziel ist eine erfüllende Arbeit im gesunden Einklang mit<br />

dem Privatleben.<br />

Simone Burkhard<br />

Schneider<br />

Leiterin Weiterbildung<br />

und Recht/<br />

stv. Geschäftsführerin<br />

<strong>VSAO</strong><br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 13


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Lesen lernen<br />

Ganz normal<br />

verteilt<br />

Die Normalverteilung ist die in<br />

der Statistik wohl am häufigsten<br />

verwendete Verteilung.<br />

Sie wird oft auch nach ihrem<br />

Erstbeschreiber Gauss-Verteilung genannt.<br />

Die Dichtefunktion der Normalverteilung<br />

hat eine Glockenform, ist<br />

symmetrisch und kann mit den beiden<br />

Parametern Mittelwert (µ) und Standardabweichung<br />

(σ) beschrieben werden.<br />

Die Abbildung einer Normalverteilung<br />

(µ = 68, σ = 15) zeigt, dass die<br />

Abweichungen vom Mittelwert nach oben<br />

oder nach unten umso unwahrscheinlicher<br />

werden, je weiter sie vom Mittelwert<br />

entfernt sind. Der höchste Punkt der<br />

Glocke repräsentiert den Mittelwert,<br />

während die Breite der Glocke von der<br />

Varianz (bzw. Standardabweichung)<br />

bestimmt wird. Eine mathematische<br />

Eigenschaft der Normalverteilung ist,<br />

dass etwa zwei Drittel der Daten innerhalb<br />

einer Standardabweichung liegen<br />

und ungefähr 95 Prozent innerhalb von<br />

zwei Standardabweichungen.<br />

Biologische Beobachtungsvariablen<br />

wie zum Beispiel das Körpergewicht sind<br />

meist auch eingipflig und gleichmässig,<br />

aber häufig schief verteilt. Bei der<br />

Messung physiologischer Daten tragen<br />

biologische Unterschiede zwischen den<br />

Menschen zur Verteilung bei, zusätzlich<br />

zur zufälligen Schwankung. Nichtsdestotrotz<br />

behandeln wir solche Daten oft als<br />

annähernd normal verteilt, wegen der<br />

praktischen mathematischen Eigenschaften<br />

und einfachen Berechnungen mit<br />

Mittelwert und Standardabweichung.<br />

Lukas Staub,<br />

klinischer Epidemiologe,<br />

Redaktionsmitglied<br />

des<br />

<strong>VSAO</strong>-Journals<br />

14<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


<strong>VSAO</strong><br />

Neues aus<br />

den Sektionen<br />

Bilder: zvg<br />

Bern<br />

Sind 50 von 144 Stunden<br />

richtig?<br />

Der Bedarf an Teilzeitstellen während der<br />

ärztlichen Weiterbildung ist gross und<br />

das Interesse an dieser Thematik auffallend<br />

hoch. Rund 35 Frauen und an einer<br />

Hand abzuzählende Männer haben sich<br />

am 20. Juni im Raiffeisenforum in Bern<br />

getroffen und sich rege ausgetauscht.<br />

Susanne Ernst, Stellvertretende<br />

Chefärztin Innere Medizin, Kantonsspital<br />

Olten, hat dargelegt, dass Teilzeitarbeit<br />

bei ihr eine Selbstverständlichkeit sei<br />

und dass sie dadurch sehr motivierte und<br />

Es kann und darf auch weniger sein:<br />

Teilzeitstellen während der Weiterbildung<br />

sind gesucht.<br />

loyale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

habe. Sie hat die ketzerische, aber<br />

berechtigte Frage aufgeworfen, warum<br />

denn bei 144 Stunden (6 24 Std.) total<br />

möglicher Arbeitszeit pro Woche genau<br />

50 Stunden die notwendige und richtige<br />

Arbeitszeit sein soll. Auch mit 50 Stunden<br />

in der Woche kann man lediglich einen<br />

Drittel abdecken – also könnte es genauso<br />

gut auch noch weniger sein. Diese<br />

Betrachtungsweise verdeutlicht, dass die<br />

im Klinikalltag herrschenden Systeme<br />

kritisch und mit der notwendigen<br />

Kreativität angeschaut werden müssen,<br />

damit die Ärztinnen und Ärzte der<br />

Zukunft im Beruf verbleiben.<br />

Die Diskussion im Anschluss hat<br />

gezeigt, dass die junge Ärzteschaft mutig<br />

und kreativ ist und sich die Chefärztinnen<br />

und -ärzte an die Arbeit machen<br />

müssen, um den Anliegen gerecht zu<br />

werden. Dies unabhängig davon, ob sie<br />

wollen oder nicht.<br />

Janine Junker,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Graubünden<br />

«Graubünden vernetzt» –<br />

bist auch Du dabei?<br />

Getreu dem Motto unseres Flyers schreitet<br />

die Vernetzung unseres weitläufigen<br />

Kantons Schritt für Schritt voran. Zum<br />

einen freuen wir uns über die Erweiterung<br />

unseres Vorstandes durch Marc<br />

Eich, welcher noch mehr Inputs aus den<br />

peripheren Spitälern einbringen kann.<br />

Zum anderen durften wir bei mehreren,<br />

stets sehr bereichernden Besuchen in den<br />

peripheren Bündner Spitälern unseren<br />

Kollegen den Verband und unsere<br />

Aktivitäten vorstellen und vor Ort<br />

konkret erfahren, welche Probleme<br />

anstehen. Auch in elektronischer Form<br />

konnten wir die Vernetzung weiter<br />

ankurbeln: Mit einem Weiterbildungskalender,<br />

der auf unserer Website abonniert<br />

werden kann, bieten wir Dir die Möglichkeit,<br />

an den zahlreichen Veranstaltungen<br />

in der Region teilzunehmen, sei es vor Ort<br />

oder mittels Videoübertragung in Dein<br />

Spital. Nach der anstehenden Neugestaltung<br />

der Website steht dieser Weiterbildungskalender<br />

dann in noch ansprechenderer,<br />

übersichtlicherer Form zur<br />

Verfügung. Am Frauenstreiktag haben<br />

wir in Zusammenarbeit mit unseren<br />

Partnerverbänden kantonsweit Zeichen<br />

gesetzt und im Kantonsspital Graubünden<br />

in Chur mit einem kleinen Infostand<br />

über die anhaltenden Missstände informiert.<br />

Die Aktionen wurden sehr geschätzt,<br />

und es sind spannende Diskussionen<br />

entstanden. Zudem konnten wir<br />

mit Mitgliedern unseres Vorstands<br />

erstmals eine regionale Dienstplanberatung<br />

durchführen und freuen uns, nun<br />

auch weitere Bündner Spitäler beraten zu<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 15


Ihre Bedürfnisse<br />

im Mittelpunkt<br />

Dienstleistungen des <strong>VSAO</strong><br />

Schauen, was kommt…<br />

Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,<br />

Kitas, Jobs – und noch viel<br />

mehr: Reviewed ist das umfassende<br />

Portal für Ihre Karriere,<br />

entwickelt in Zusammenarbeit mit<br />

dem <strong>VSAO</strong>. Finden Sie unter allen<br />

Schweizer Spitälern und Weiterbildungsstätten<br />

die optimal zu<br />

Ihnen passende Stelle.<br />

…sagen, was war.<br />

Die Spitäler und <strong>VSAO</strong>-Sektionen<br />

stellen auf Reviewed wichtige<br />

Informationen zu den Arbeitsbedingungen<br />

zur Verfügung.<br />

Den wichtigsten Beitrag können<br />

jedoch Sie leisten: Bewerten Sie<br />

anonym Ihren bisherigen Arbeitgeber.<br />

Nutzen Sie die Gelegenheit,<br />

Ihre Erfahrungen mit anderen<br />

Ärztinnen/Ärzten zu teilen. Damit<br />

schaffen Sie einen Anreiz für gute<br />

Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

und profitieren bei<br />

der Stellensuche selbst von<br />

Erfahrungsberichten.<br />

www.reviewed.ch<br />

Wir unterstützen Sie bei der Kita-<br />

Suche. Eine Anfrage mittels<br />

Online-Formular beim <strong>VSAO</strong><br />

genügt und Sie erhalten Informationen<br />

zu verfügbaren Plätzen<br />

in Ihrer Wunschregion und die<br />

entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten.<br />

www2.vsao.ch/kita<br />

Arztberuf<br />

und Familie<br />

• Wie bringe ich Familie, Freizeit<br />

und Beruf unter einen Hut?<br />

• Wie steige ich nach der Babypause<br />

wieder ein?<br />

• Wie meistere ich die täglichen<br />

Herausforderungen?<br />

Antworten und Lösungsvorschläge auf diese<br />

und weitere Fragen bietet der <strong>VSAO</strong> seinen<br />

Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen<br />

Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

044 462 71 23<br />

info@und-online.ch<br />

www2.vsao.ch/beratung


<strong>VSAO</strong><br />

können, um die Arbeitsbedingungen zu<br />

verbessern. Das Netzwerk wächst auf<br />

mehreren Ebenen, bist auch Du dabei?<br />

Manuel Vestner, Präsident <strong>VSAO</strong> GR<br />

Zürich /<br />

Schaffhausen<br />

«music meets medicine» –<br />

MV war ein voller Erfolg<br />

Im Restaurant UniTurm – hoch über<br />

Zürichs Dächern – versammelten sich<br />

unsere interessierten Mitglieder am<br />

6. Juni zur Mitgliederversammlung <strong>2019</strong>.<br />

Dieses Jahr nicht mit einem ernsten<br />

Diskussionsthema, sondern unter dem<br />

Motto «music meets medicine».<br />

Zu Beginn wurden die geschäftlichen<br />

Vereinsangelegenheiten kompakt<br />

abgewickelt. Unter anderem wählte die<br />

Versammlung zwei neue Geschäftslei-<br />

Leitet den coolen Event:<br />

Sektionspräsidentin Jana Siroka<br />

Begeistern das Publikum: Leo Wundergut und Band<br />

Einsatz für unsere Mitglieder ganz<br />

herzlich verdanken.<br />

Im Anschluss an die offizielle<br />

Versammlung erhielten unsere Mitglieder<br />

noch eine kurze Einführung und einen<br />

Einblick in unsere neue Mitgliederplattform<br />

docdoc und die Themen, die dort<br />

gerade angesagt sind.<br />

Highlight des Abends war jedoch<br />

zweifellos die musikalisch-kabarettistische<br />

Einlage von Leo Wundergut und<br />

Band sowie die anschliessenden angeregten<br />

Gespräche beim Flying Dinner auf<br />

dem Balkon des UniTurm. Bei der<br />

Verabschiedung fielen immer wieder<br />

Sätze wie: «Ich wusste gar nicht, dass das<br />

so ein cooler Event ist. Kommst Du<br />

nächstes Jahr auch wieder?»<br />

Überzeuge dich selbst davon mit dem<br />

Film, der Impressionen von der diesjährigen<br />

Mitgliederversammlung zeigt.<br />

Du findest ihn auf doc-doc.ch. Sei<br />

nächstes Jahr mit von der Partie!<br />

Auf docdoc werden wir Ende Jahr mit<br />

einer Abstimmung bestimmen, unter<br />

Nicht mehr im Vorstand, aber immer noch<br />

involviert: Angelo Barrile (Mitte)<br />

welchem Motto die Mitgliederversammlung<br />

2020 stattfinden soll.<br />

Jana Siroka, Präsidentin, und Susanne Hasse,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> ZÜRICH<br />

Bilder: zvg<br />

tungsmitglieder: Mario Imhof und David<br />

Muggli. Mario ist Oberarzt Anästhesie im<br />

Kinderspital; David ist als Assistenzarzt<br />

derzeit bei allderm und demnächst<br />

wieder in der Dermatologie USZ. Da mit<br />

diesen Wahlen die Höchstzahl von zwölf<br />

Geschäftsleitungsmitgliedern überschritten<br />

worden ist, musste ein Mitglied<br />

zurücktreten. Das hat Angelo Barrile<br />

übernommen. Er sass seit 2007 in der<br />

Geschäftsleitung des <strong>VSAO</strong> ZÜRICH und<br />

bekleidet derzeit auch das Co-Vizepräsidium<br />

des <strong>VSAO</strong> Schweiz. Nun wollte er<br />

jungen, motivierten Mitgliedern Platz<br />

machen. Als Nationalrat ist und bleibt<br />

Angelo aber unser politischer Berater und<br />

unser Kontaktmann zu Bern. An dieser<br />

Stelle möchten wir seinen bisherigen<br />

Anzeige<br />

Partnervermittlung mit Charme<br />

persönlich · seriös · kompetent<br />

Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />

044 534 19 50<br />

Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />

Kathrin Grüneis<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 17


<strong>VSAO</strong><br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im<br />

Ressort Weiter bildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an ribeaud@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und<br />

Sicherstellen der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern<br />

des SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des<br />

<strong>VSAO</strong>, besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des<br />

Weiterbildungskonzeptes und die Verhältnisse überprüft<br />

werden. Ziel ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven<br />

Rückmeldung mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen<br />

und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Sabrina<br />

Ribeaud, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/<br />

Visitationen im <strong>VSAO</strong> (ribeaud@vsao.ch).<br />

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für Ihr<br />

Familienglück.<br />

Sie stehen mitten im Leben, verwirklichen<br />

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18<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


<strong>VSAO</strong><br />

<strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

Beschäftigung bei<br />

Mutterschaft<br />

Ich bin schwanger und arbeite zu<br />

100%. Ich bin extrem müde, habe<br />

aber keine Schwangerschaftskomplikationen.<br />

Ich möchte<br />

einige Tage zu Hause bleiben, um mich<br />

zu erholen. Darf ich das? Werde ich<br />

während dieser Abwesenheit meinen<br />

Lohn erhalten?<br />

Allgemein ist der Arbeitgeber verpflichtet,<br />

die Gesundheit der Schwangeren und<br />

Mütter während der Mutterschaft zu<br />

schützen. Er muss die Arbeitsbedingungen<br />

entsprechend gestalten (Art. 35 des<br />

Arbeitsgesetzes - ArG). In diesem Zusammenhang<br />

sei der Wortlaut von Art. 35a<br />

ArG, der die Beschäftigung bei Mutterschaft<br />

regelt, zitiert:<br />

1<br />

Schwangere und stillende Frauen dürfen<br />

nur mit ihrem Einverständnis beschäftigt<br />

werden.<br />

2<br />

Schwangere dürfen auf blosse Anzeige<br />

hin von der Arbeit fernbleiben oder die<br />

Arbeit verlassen. Stillenden Müttern ist<br />

die erforderliche Zeit zum Stillen<br />

freizugeben.<br />

3<br />

Wöchnerinnen dürfen während acht<br />

Wochen nach der Niederkunft nicht und<br />

danach bis zur 16. Woche nur mit ihrem<br />

Einverständnis beschäftigt werden.<br />

4<br />

Schwangere Frauen dürfen ab der<br />

8. Woche vor der Niederkunft zwischen<br />

20 Uhr und 6 Uhr nicht beschäftigt<br />

werden.<br />

Zusammenfassend können Sie also<br />

während der Schwangerschaft jederzeit<br />

von der Arbeit fernbleiben oder die Arbeit<br />

verlassen, müssen aber Ihren Arbeitgeber<br />

unverzüglich informieren. Um Ihren<br />

Anspruch auf Lohn zu sichern, müssen<br />

Sie ein Arztzeugnis vorweisen. In der<br />

Regel muss ein Arztzeugnis ab dem 3. Tag<br />

der Abwesenheit vorgewiesen werden,<br />

wobei diese Regel variieren kann.<br />

Valentine Gétaz Kunz,<br />

Anwältin der Sektion Wallis<br />

Art. 35 und 35a ArG können mithilfe der folgenden Tabelle zusammengefasst werden:<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 19


Fokus<br />

Wenn nicht<br />

verhindern, so doch<br />

vermindern<br />

Finanzkrisen können lange nachwirken und das gesamte<br />

Gesellschaftssystem beschädigen. Zwar sind Warnsignale bekannt,<br />

bisweilen werden sie aber ignoriert oder negiert.<br />

Ein Minimalisieren der Auswirkungen ist jedoch möglich.<br />

Luca Froelicher, Wirtschaftshistoriker ETH Zürich (Professur für Technikgeschichte)<br />

Frühe dreissiger Jahre in Chicago: Arbeitslose stehen vor einer Suppenküche Schlange. Ins Leben<br />

gerufen wurde sie von Al Capone.<br />

Seit der jüngsten globalen Finanzkrise<br />

ist inzwischen bereits<br />

eine Dekade vergangen, doch<br />

wir nagen noch immer an den<br />

Folgen des Zusammenbruchs der Finanzmärkte.<br />

Durch die Rettungsaktion der<br />

Grossbanken mutierte die aus dem amerikanischen<br />

Immobilienmarkt hervorgegangene<br />

Krise zu einer europäischen<br />

Schuldenkrise, die den Kontinent noch<br />

heute lähmt.<br />

Gerade deshalb drängt sich die Frage auf,<br />

ob die Finanzkrise nicht hätte verhindert<br />

werden können, wäre das ursächliche Problem<br />

nur frühzeitig erkannt worden. Finanzmarktaufseher,<br />

Wissenschaftler und<br />

Politiker treibt die Frage schon länger um,<br />

ob es verlässliche Signale gibt, die – falls<br />

sie zur rechten Zeit bemerkt und die richtigen<br />

Schlüsse daraus gezogen werden –<br />

eine kostspielige Krisenintervention verhindern<br />

können.<br />

Doch welche Signale könnten das sein?<br />

Um dies herauszufinden, ist es notwendig,<br />

einen Blick darauf zu werfen, wie sich Finanzkrisen<br />

anbahnen – und schon stehen<br />

wir vor der ersten Schwierigkeit: Sie haben<br />

unterschiedliche Ursachen und können<br />

verschiedene Formen annehmen. Es gibt<br />

Währungskrisen, Zahlungskrisen, Schuldenkrisen<br />

und Bankenkrisen und ihre Unterscheidung<br />

ist alles andere als simpel.<br />

Oft haben Finanzkrisen mehrere Dimen­<br />

Bild: shutterstock<br />

20<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

sio nen, aber eines ist ihnen gemein, obschon<br />

ihre Vorhersage dadurch nicht einfacher<br />

wird: Sie treten oft zu einem «irrationalen»<br />

Zeitpunkt auf.<br />

Preisblasen und Irritationen<br />

Der Klassiker eines Vorboten von Finanzkrisen<br />

ist neben einer massiven Ausweitung<br />

der Kredite die Entstehung einer<br />

Preisblase. Mit anderen Worten: Die Preise,<br />

die für Aktien, Immobilien oder andere<br />

Vermögenswerte bezahlt werden, stehen<br />

in keinem «gesunden» Verhältnis mehr zu<br />

ihrem eigentlichen Wert. In der Wirtschaftsgeschichte<br />

finden sich dafür zahlreiche<br />

Beispiele: die sogenannte Tulpenkrise<br />

im 17. Jahrhundert, die Südseeblase<br />

im 18. Jahrhundert, der amerikanische<br />

Aktienboom Ende der 1920er-Jahre oder<br />

die verbrieften Hypotheken im US-Subprime-Markt<br />

bis 2007.<br />

Der berühmte amerikanische Wirtschaftshistoriker<br />

Charles Kindleberger<br />

skizzierte für Finanzkrisen einen idealtypischen<br />

Ablauf, nach dem alles ganz<br />

harmlos beginnt. Eine Neuerung im System<br />

– die Erfindung des Internets zum<br />

Beispiel – schafft neue Verdienstmöglichkeiten.<br />

Die ersten Investoren erwirtschaften<br />

hohe Renditen, was mehr Leute anlockt,<br />

die ebenfalls davon profitieren wollen.<br />

Viele verschulden sich, um mit höheren<br />

Investitionen mehr zu erwirtschaften.<br />

Die Preise steigen ins Unermessliche. Es<br />

braucht dann nur eine kleine Irritation am<br />

Markt, etwa eine unerwartete Pleite, und<br />

der Preisanstieg stockt. Viele versuchen<br />

nun, ihre Gewinne ins Trockene zu bringen,<br />

andere tun es ihnen gleich, was die<br />

Preise rasch sinken lässt. Es kommt zur<br />

Panik. Der Crash folgt schliesslich, wenn<br />

hochverschuldete Investoren ihre Kredite<br />

nicht mehr bedienen können, weil ihre Investitionsobjekte<br />

zu viel an Wert verloren<br />

haben. Platzt die Blase, kann das harmlos<br />

sein. Doch wenn ein Crash Banken mit in<br />

den Abgrund zieht, die Realwirtschaft ansteckt<br />

und ganze Länder bedroht, dann<br />

führen solche Blasen in eine schwere Wirtschaftskrise.<br />

Gerade wenn Banken involviert<br />

sind, wird die Krise sehr kostspielig,<br />

denn im Nachgang der Krise vergeben die<br />

Banken keine Kredite mehr und würgen<br />

damit das Wirtschaftsgeschehen ab.<br />

«One fits all» klappt nicht<br />

Preisblasen und stark erhöhte Kreditvolumen<br />

– das sind doch ausgezeichnete Signale.<br />

Anhand solcher Anzeichen warnen<br />

beispielsweise die Schweizerische Nationalbank<br />

und die Finanzmarktaufsicht<br />

FINMA schon seit längerer Zeit vor einer<br />

Immobilienblase in der Schweiz. Im Markt<br />

für Mehrfamilienhäuser steigen die Preise<br />

weiterhin an, obwohl die Mietpreise<br />

schweizweit stagnieren und immer mehr<br />

Wohnungen leer stehen. Die Gefahr einer<br />

Preiskorrektur sei gross, so die Nationalbank.<br />

Bereits appellierte die FINMA an die<br />

Selbstregulierung der Branche, die Hypothekenvergabe<br />

einzuschränken, um den<br />

Markt nicht zusätzlich aufzuheizen.<br />

Allerdings liegen den Signalen nicht<br />

überall so solide Angaben zugrunde wie<br />

beim Immobilienmarkt. Erstens fehlen für<br />

zahlreiche Märkte qualitativ gut auswertbare<br />

Daten. Zweitens ist es nicht so einfach,<br />

die Entkoppelung der Preise von den<br />

Fundamentaldaten auch stichhaltig festzustellen.<br />

Drittens erschweren komplizierte<br />

Finanzprodukte und weitere Kreationen<br />

des Finanzsektors eine solide Prognose,<br />

weil die systemischen Ansteckungseffekte<br />

und Wechselwirkungen nur<br />

schlecht modelliert werden können. Deshalb<br />

musste jüngst auch der Internationale<br />

Währungsfonds konstatieren, dass die<br />

existierenden Frühwarnsysteme eine eher<br />

durchzogene Bilanz aufweisen. Der vierte<br />

und wichtigste Grund ist, dass es trotz Signalen<br />

selten zu grossflächiger Krisenprävention<br />

kommt.<br />

Diesmal ist es anders<br />

Die beiden Ökonomen Kenneth Rogoff<br />

und Carmen Reinhardt sprechen daher<br />

vom sogenannten «This time is different»-Syndrom.<br />

Dieses trete immer wieder<br />

auf. Es beschreibt das bei Regulatoren<br />

und Finanzmarktakteuren immer wieder<br />

vorkommende Narrativ, dass Finanzkrisen<br />

in anderen Märkten zu anderen Zeiten<br />

passieren würden. Selbst würde man sowieso<br />

nicht getroffen, denn man habe aus<br />

der Vergangenheit gelernt und mache nun<br />

alles besser. Zu oft könnten deshalb Politiker,<br />

Finanzmarktteilnehmer und Regulatoren<br />

argumentieren, der aktuelle Preisboom<br />

sei im Gegensatz zu früher auf solidem<br />

Fundament gebaut. Dieses Syndrom<br />

verhindere folglich, dass Finanzkrisen<br />

rechtzeitig unterbunden würden.<br />

Der Ökonom Hyman Minsky ging weiter<br />

und sprach von der inhärenten, instabilen<br />

Natur der Finanzmärkte. Im Spekulationsboom<br />

gäbe es kein Korrektiv, der<br />

Boom nähre sich selbst. Minsky sah nur<br />

eine Möglichkeit, das Biest zu bändigen:<br />

In den extremen Phasen des Ungleichgewichts<br />

müsse der Staat einspringen. Als<br />

Korrektiv im Boom sah Minsky vor allem<br />

institutionelle Bremsen im Bankensektor.<br />

Er empfahl harte Eigenmittelanforderungen<br />

für die Banken sowie Beschränkungen<br />

bei ihrer Gewinnausschüttung. «Ein komplexes<br />

Finanzsystem wie das unsere generiert<br />

auf endogenem Weg gefährliche,<br />

destabilisierende Kräfte», schrieb er.<br />

In eine ähnliche Richtung argumentieren<br />

heute auch die internationalen Regulatoren.<br />

Zwar sind sie weiterhin daran<br />

interessiert, durch mehr und bessere Daten<br />

und Modelle Signale für mögliche Krisen<br />

zu erkennen. Doch geht es hauptsächlich<br />

darum, die Auswirkungen solcher Instabilitäten<br />

einzudämmen. So fordern die<br />

Regulatoren von Banken beispielsweise<br />

mehr Eigenkapital, damit Krisen abgefedert<br />

werden können. Zudem verlangen sie<br />

Abwicklungspläne, damit im Krisenfall<br />

keine Ansteckungsmechanismen in Gang<br />

kommen. Signale, solche zu erkennen, wären<br />

zwar da, doch ihre Interpretation ist<br />

schwierig, ebenso wie gegen das «This is<br />

different»-Syndrom anzukämpfen. So<br />

glaubt man heute, Finanzkrisen zwar<br />

nicht vollständig verhindern, ihre Auswirkungen<br />

jedoch minimal halten zu können.<br />

Es ist vielleicht wie im Gesundheitswesen:<br />

Prävention ist unbestritten, aber<br />

kompliziert und schwierig durchzusetzen.<br />

Doch bricht das Leiden aus, kennt man<br />

immerhin die richtige Medizin. Entscheidend<br />

ist auch hier, der akuten Erkrankung<br />

frühzeitig und entschieden entgegenzutreten.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 21


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<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 23


Fokus<br />

Ob Hirsch oder Hahn: Nur wer sein<br />

ganzes Repertoire an Signalen nützt,<br />

kann seine Partnerin überzeugen.<br />

Ohne<br />

Kommunikation<br />

kein Leben<br />

Signale aller Art sind die Voraussetzung für alles Leben und Überleben.<br />

Tiere haben im Laufe der Evolution höchst ausgeklügelte<br />

Kommunikationssysteme entwickelt, sei es um die Fortpflanzung zu<br />

sichern, die Nachkommen erfolgreich aufzuziehen<br />

oder das Zusammenleben in Gruppen zu organisieren.<br />

Prof. André Langaney, Departement Genetik und Evolution,<br />

Abteilung für Anthropologie, Universität Genf<br />

Bilder: adobe<br />

24<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Die Tiere, einschliesslich der<br />

Menschen, sind primär Lebewesen.<br />

Damit verfügen sie<br />

über zahlreiche Grundeigenschaften<br />

in Sachen Signale und Kommunikation.<br />

Grundlegenden Signale des Lebens<br />

Das Leben ist ein komplexes System, in<br />

welchem Materie, Energie und Informationen<br />

ausgetauscht werden. Die Information,<br />

die jedes Lebewesen definiert, ist dessen<br />

Haupteigenschaft, auch wenn sie erst<br />

durch seine materiellen Träger, die Materie<br />

und die Energie, eine Bedeutung erlangt.<br />

Ein Lebewesen wird als die vorläufige<br />

materielle Gesamtheit definiert, die durch<br />

die Interaktion zwischen Erbgut und sogenannten<br />

«epigenetischen» und anderen<br />

(Umwelt-)Faktoren konstruiert wird, die<br />

dieses Erbgut vervollständigen und dessen<br />

Expression sicherstellen. Es sind also<br />

genetische und epigenetische Signale, primär<br />

chemischer und physikalischer Natur,<br />

die die Konstruktion der lebenden,<br />

pflanzlichen und tierischen Organismen<br />

ermöglichen. Dazu können weitere epigenetische<br />

Signale kommen, beispielsweise<br />

bei den lernfähigen Arten. In diesem Konstrukt<br />

sorgt die Zellteilung, auf der Grundlage<br />

einer Eizelle oder Mutterzelle, für die<br />

Reproduktion des Erbgutes. Bei den einzelligen<br />

Lebewesen sind es Individuen,<br />

während es bei den komplexen, mehrzelligen<br />

Organismen um die Produktion der<br />

Gesamtheit von Milliarden Zellen geht.<br />

Die wichtigste Frage beim Aufbau der<br />

mehrzelligen Organismen ist die Zelldifferenzierung:<br />

Wie kann sich, aufgrund von<br />

rein duplizierten Zellen, die alle über dasselbe<br />

Erbgut verfügen – dasjenige der Eizelle<br />

oder der Mutterzelle – ein Lebewesen<br />

herausbilden, welches über verschiedenste<br />

Zellen und Organe (z.B. Hautzellen,<br />

Herz- und Lungenzellen) verfügt? Das<br />

Erbgut der Eizelle muss über sämtliche<br />

Potentiale verfügen, aber in jeder Zelle nur<br />

einen Teil davon aktivieren. Die Auswahl<br />

der Möglichkeiten ist die Aufgabe der<br />

meistens chemischen Signale. Die Position<br />

der Zelle im Embryo und im dazugehörigen<br />

Organ ist dabei essentiell. Dessen<br />

Zukunft hängt von den in den Nachbarzellen<br />

und im restlichen Körper erhaltenen<br />

Signalen ab, wie beispielsweise Hormone<br />

und Reize.<br />

Ohne Signal kein Sex<br />

Lebewesen kommunizieren, um ihren Erhalt<br />

und ihr Überleben sowie die Zukunft<br />

ihrer Nachkommen zu sichern. In der<br />

Tierwelt funktioniert dies normalerweise<br />

über die Sexualität, die das Zusammentreffen<br />

und die Synchronisation von Geschlechtszellen,<br />

aber häufig auch der Individuen,<br />

die diese produzieren, erfordert.<br />

Auch im sehr simplen Fall der Seeigel, die<br />

Samen- und Eizellen ins Meer lassen, wo<br />

sie sich anschliessend treffen und verschmelzen<br />

und die Eier der nächsten Generation<br />

produzieren, sind komplexe Signale<br />

notwendig, um den Erfolg des Vorgangs<br />

sicherzustellen. So produzieren die<br />

reifen Eizellen, die von den Weibchen ausgestossen<br />

werden, ein chemisches Signal,<br />

die die Ausstossung der Samenzellen der<br />

Männchen auslöst. Anschliessend werden<br />

die Samenzellen, auch mit chemischer<br />

Vermittlung, zu den Eizellen gelockt, um<br />

sie zu befruchten.<br />

Bei den meisten anderen Arten<br />

braucht es weit komplexere Signale, um<br />

die Sexualpartner zusammenzubringen<br />

und, gegebenenfalls, zu vereinigen, wenn<br />

eine innere Befruchtung stattfindet. Jedes<br />

Signal verlangt, je nach Beschaffenheit,<br />

spezialisierte Sender- und Empfängerorgane.<br />

Sie können visueller (Bewegungen,<br />

Formen und Farben), akustischer (Töne,<br />

Gesänge), haptischer, olfaktorischer,<br />

gustativer Art sein. Oftmals ist es eine<br />

Kombination dieser Formen. Das raffinierte<br />

sexuelle Verhalten der Insekten, Vögel<br />

und Säugetiere beinhaltet häufig Bewegungen,<br />

Kontakte, Farben und Töne.<br />

Manchmal finden sie in Frequenzen oder<br />

Tonhöhen statt, die von den Sinnesorganen<br />

der Menschen nicht wahrgenommen<br />

werden können (bspw. Ultra- und Infraschall<br />

und Licht).<br />

Scheinbar widersprüchliche Signale<br />

Die sozialen Signale sind unabdingbar für<br />

das soziale oder kollektive Zusammenleben<br />

der meisten Arten. Von der einfachen<br />

Interaktion zwischen zwei Individuen bis<br />

hin zur kollektiven Koordination der sozia<br />

len Arten. Die Territorialität, sei sie individuell,<br />

in Zweiergruppen oder kollektiver<br />

Natur, führt bei den Vögeln zur nonverbalen<br />

oder akustischen, bei den Säugetieren<br />

häufig zur olfaktorischen Signalisation.<br />

Vögel und Säugetiere verwenden<br />

ebenfalls für die Gruppe vorteilhafte Signale,<br />

die manchmal für den Sender gefährlich<br />

sein können. Das Murmeltier<br />

pfeift, um seine Artgenossen vor einer Gefahr<br />

zu warnen, informiert gleichzeitig<br />

aber auch das Raubtier über seinen Standort.<br />

Ein Tier, das anderen Tieren eine Futterquelle<br />

zeigt, verliert dessen Exklusivität.<br />

Wenn der durchschnittliche Nutzen<br />

für die Gemeinschaft grösser ist als derjenige<br />

für das Individuum, wird dieses altruistische<br />

Verhalten von der natürlichen<br />

Selektion berücksichtigt, genauso wie die<br />

elterliche Fürsorge für zahlreiche Arten<br />

unerlässlich ist.<br />

Zweifache Gliederung<br />

Die Menschen, deren tierische Natur wohl<br />

kaum infrage gestellt wird, finden in allen<br />

erwähnten Systemen Eingang. Sie unterscheiden<br />

sich durch die spezifischen Signale<br />

ihrer Art, die noch weitaus variabler<br />

sind als bei anderen Arten. Aber vor allem<br />

auch durch eine Eigenschaft, die bisher<br />

kein anderes Tier beherrscht, weder spontan<br />

in der Natur noch im Versuch: die Fähigkeit,<br />

parallel Signale (gleich welcher<br />

Art – Töne, Bewegungen, numerische<br />

Codes ...) und Bedeutungen zu artikulieren.<br />

Die Linguisten nennen dies die «zweifache<br />

Gliederung». Dies hat zur unglaublichen<br />

Steigerung des Erinnerungsvermögens,<br />

der sozialen und kulturellen Diversifikation<br />

geführt. Gleichzeitig liegt darin<br />

womöglich auch die Ursache für schwere<br />

Konflikte und einen verantwortungslosen<br />

Umgang mit unseren Ökosystemen. Ansonsten<br />

haben die anderen Tiere, mit ihren<br />

Kommunikationscodes und ihren<br />

häufig sehr raffinierten Signalen, bereits<br />

alles erfunden: ehrliche und unehrliche<br />

Signale, Treue, Täuschung, Gefühle, die<br />

fälschlicherweise als eine spezifisch<br />

menschliche Eigenschaft betrachtet werden,<br />

Lachen, komplexe Zusammenarbeit,<br />

Verwendung von Werkzeugen, Technologietransfers<br />

zwischen Individuen, Kommunikation<br />

innerhalb der Arten und zahlreiche<br />

andere Dinge, auf die wir hier nicht<br />

genauer eingehen können ...<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 25


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Fokus<br />

Die Flaggen haben<br />

nicht ausgedient<br />

In der Seefahrt kommen auch heute noch verschiedene optische Verfahren<br />

zur Nachrichtenübertragung zum Einsatz. Neben Lichterführung,<br />

Pyrotechnik, Signalkörpern und Lichtmorsen wird auch das internationale<br />

Flaggenalphabet verwendet.<br />

Daniel Fassbender, Stabskapitänleutnant,<br />

Leiter des Fachbereiches Fernmeldebetrieb an der Marineoperationsschule Bremerhaven<br />

Bilder: Adobe<br />

1817 führte die britische Royal Navy ein<br />

System von Flaggensignalen ein, das zunächst<br />

zur Signalisierung und Erkennung<br />

von Handelsschiffen über grössere Entfernungen<br />

auf See diente (Marryat-Signalcode).<br />

Mehrfach modifiziert wurde das<br />

System bis etwa 1890 als «The Universal<br />

Code of Signals for the Mercantile Marine of<br />

All Nations» zumeist bei britischen und<br />

US-amerikanischen Schiffen genutzt.<br />

Das heutige internationale Flaggenalphabet<br />

wurde 1857 durch das Board of Trade<br />

veröffentlicht. Mit der Auflage des Internationalen<br />

Signalbuches (ISB) von 1901<br />

wurde dieses erstmals allgemeingültig<br />

eingeführt.<br />

Flaggenalphabete galten zunächst als<br />

militärische Geheimnisse und dienten vor<br />

allem dazu, in einer Seeschlacht die eigenen<br />

Befehle an befreundete Kriegsschiffe<br />

übermitteln zu können. In vielen Nationen<br />

wurden über die Jahre zwei Signalbücher<br />

eingeführt, eines für die Handelsmarine,<br />

das auch der Kriegsflotte zur Verfügung<br />

stand, und eines ausschliesslich für<br />

die Kriegsflotte. Ähnlich ist es auch heute<br />

noch. Neben dem Flaggenalphabet gemäss<br />

Internationalem Signalbuch gibt es<br />

bspw. den um einige Flaggen erweiterten<br />

Flaggensatz der NATO, inkl. eines taktischen<br />

Signalbuches für den Austausch<br />

kurzer standardisierter taktischer Nachrichten.<br />

Signale werden anhand des Signalbuches<br />

codiert als Ein- oder Mehrflaggensignale<br />

angezeigt. Beim Flaggenalphabet gemäss<br />

ISB wird jeder Buchstabe des lateinischen<br />

Alphabets, die zehn Ziffern (0–9)<br />

Signalisieren, wenn der Strom ausfällt oder der Gegner nichts mitbekommen soll: Flaggen- und<br />

Winkeralphabet haben trotz moderner Kommunikationstechnologie nicht ausgedient.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 27


Fokus<br />

sowie Sonderzeichen durch eine unterschiedlich<br />

farbig gestaltete Flagge signalisiert.<br />

Die meisten Flaggen besitzen neben<br />

ihrem Wert als Zahl oder als Buchstabe<br />

noch weitere spezielle Bedeutungen. Zum<br />

Beispiel signalisiert Flagge ALFA des internationalen<br />

Flaggenalphabets, dass an<br />

diesem Schiff Taucher unter Wasser arbeiten.<br />

Diese Flagge wird deshalb als Taucherflagge<br />

bezeichnet und auch ausserhalb<br />

der Schifffahrt verwendet.<br />

Signale bestehend aus mehreren Flaggen<br />

werden untereinander gesetzt und<br />

von oben nach unten gelesen. So bedeutet<br />

bspw. die Kombination «UNIFORM WHIS­<br />

KEY» so viel wie «Gute Reise». Echtes Alphabetisieren,<br />

also das Buchstabieren von<br />

Wörtern wie Namen etc. ist nur in Ausnahmefällen<br />

zulässig.<br />

Im Gegensatz zum Signalisieren mittels<br />

Flaggenalphabet wird beim Winkeralphabet<br />

(Semaphore) ein Buchstabe durch<br />

die Stellung von zwei Flaggen signalisiert,<br />

die der «Signäler» in den Händen hält. Die<br />

Flaggen sind meist quadratisch und entweder<br />

diagonal in Gelb und Rot geteilt<br />

(Flagge Oscar) oder es handelt sich um rote<br />

Flaggen, die ein kleineres, zentriertes weisses<br />

Quadrat enthalten (veraltet). Mit der<br />

Entwicklung des Sprechfunks verlor auch<br />

das «Winken» stark an Bedeutung. Es wird<br />

jedoch auf See noch heute von wenigen<br />

Marinen militärisch genutzt und gilt bspw.<br />

in den Marinen der USA und Japans noch<br />

als offizielles Kommunikationsmittel.<br />

Kurz, lang, Pause<br />

Die Morsezeichen sind ein Zeichensatz<br />

zur Übermittlung von Buchstaben, Ziffern<br />

und sonstigen Zeichen. Sie bestehen aus<br />

drei Symbolen: kurzes Signal, langes Signal<br />

und Pause. Der Code kann als Tonsignal,<br />

als Funksignal, als elektrischer Impuls<br />

mit einer Morsetaste über eine Telefonleitung,<br />

mechanisch oder optisch (etwa mit<br />

blinkendem Licht) übertragen werden.<br />

Nachdem Samuel Morse 1833 den ersten<br />

elektromagnetischen Schreibtelegrafen<br />

gebaut hatte, fand 1837 der erste Testbetrieb<br />

statt. Der verwendete Code umfasste<br />

damals nur die zehn Ziffern; die übertragenen<br />

Zahlen mussten mit Hilfe einer<br />

Tabelle in Buchstaben und Wörter übersetzt<br />

werden. In der Folge wurde der erste<br />

Code entwickelt, der auch Buchstaben umfasste.<br />

Er bestand aus Zeichen von drei verschiedenen<br />

Längen und unterschiedlich<br />

langen Pausen. Dieser Code wurde ab 1844<br />

als Morse Landline Code oder American<br />

Morse Code bei amerikanischen Eisenbahnen<br />

und den Telegrafenunternehmen bis<br />

in die 1960er-Jahre eingesetzt.<br />

Die unterschiedlich langen Pausen<br />

führten jedoch zu hohen Fehlerquoten, so<br />

dass Friedrich Clemens Gerke den Code<br />

1848 zur Inbetriebnahme der elektromagnetischen<br />

Telegrafenverbindung zwischen<br />

Hamburg und Cuxhaven umschrieb.<br />

Dieser Code wurde nach einigen weiteren<br />

kleinen Änderungen 1865 auf dem Internationalen<br />

Telegraphenkongress in Paris<br />

standardisiert und später mit der Einführung<br />

der drahtlosen Telegrafie als Internationaler<br />

Morsecode von der Internationalen<br />

Fernmeldeunion (ITU) genormt.<br />

Die in der Regel traditionell gesinnten<br />

Reeder verhinderten zunächst den Einsatz<br />

von Seefunk in der Schifffahrt. Der<br />

erste gemorste Seenotruf über Funk führte<br />

dann jedoch zur breiten Einführung des<br />

Seefunks.<br />

Morsetelegrafie wurde mit der Einführung<br />

von Fernschreibern aus den Telegrafennetzen<br />

verdrängt. Im Funkbetrieb<br />

behielt sie aufgrund ihrer Einfachheit<br />

lange Zeit Bedeutung, bis sie auch hier<br />

nach und nach durch andere Verfahren<br />

ersetzt wurde. Ein grosses Einsatzfeld<br />

hatte sie noch im Seefunkverkehr, bis<br />

sie dort mit Einführung des weltweiten<br />

Seenot- und Sicherheitsfunksystems<br />

(GMDSS) zum 1. Februar 1999 ihre Bedeutung<br />

verlor.<br />

Morsezeichen werden jedoch auch<br />

heute noch in der Luft- und Schifffahrt<br />

verwendet, um Funknavigationsanlagen<br />

zu identifizieren. Diese senden neben dem<br />

eigentlichen Navigationssignal auch ein<br />

hörbares Morsesignal aus, das aus der<br />

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28<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Drei-Buchstaben-Kennung des Funkfeuers<br />

besteht. So sendet zum Beispiel das<br />

Drehfunkfeuer Bremen seine Kennung<br />

BMN ( −··· −− −· ). Auch in der Seeschifffahrt<br />

finden Morsezeichen noch Anwendung:<br />

Radarantwortbaken (Seezeichen)<br />

modulieren dem Echo einer Radarausstrahlung<br />

eines Schiffes ihre Kennung in<br />

Morsecode auf. Diese Kennung wird von<br />

den Navigationsgeräten ausgewertet und<br />

dient mit zur Positionsbestimmung. Darüber<br />

hinaus senden feste Seezeichen ihre<br />

Kennungen akustisch aus (z.B. Kiel Lighthouse<br />

[KI] = −·− ··).<br />

Modernes und Althergebrachtes<br />

je nach Situation<br />

Die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

von Seefahrzeugen sind mannigfaltig.<br />

Neben Sprechfunk und Funk fernschreiben<br />

hat das Zeitalter der breit bandigen Datenübertragung<br />

terrestrisch oder über Satellit<br />

auch hier Einzug gehalten.<br />

Wenn auch die Übertragungskapazität<br />

in Abhängigkeit vom Können der «Signäler»<br />

bei weitem nicht an die Datenraten<br />

dieser modernen Medien heranreichen<br />

kann, bleiben Lichtmorsen und Flaggensignalisieren<br />

gerade im militärischen Bereich<br />

nach wie vor ein wichtiges Kommunikationsverfahren.<br />

Die Vorzüge liegen<br />

auf der Hand:<br />

Während diese optischen Kommunikationsverfahren<br />

früher die einzige und<br />

einfachste Art der Nachrichtenübermittlung<br />

war, stehen heute wohl eher andere<br />

Aspekte im Vordergrund. Der zielgerichtete<br />

Austausch von Morsezeichen mittels<br />

Signalscheinwerfer oder von Flaggensignalen<br />

verursacht keine elektromagnetischen<br />

Ausstrahlungen, die durch potentielle<br />

Gegner aufgefasst und lokalisiert werden<br />

können; ein Mitlesen von ausserhalb<br />

der Sichtweite ist kaum möglich. Die übertragenen<br />

taktischen Signale sind präzise<br />

und bieten in der Regel auch im Gegensatz<br />

zu modernen informellen Medien (Chat,<br />

Sprechfunk etc.) wenig Spielraum für Interpretation.<br />

Lichtmorsen funktioniert<br />

auch noch mit einer batteriebetriebenen<br />

oder notstromfähigen Lampe, wenn im<br />

übrigen Schiff «Feuer aus» ist und andere<br />

Kommunikationssysteme und Satellitenverbindungen<br />

nicht mehr zur Verfügung<br />

stehen.<br />

BildlQuellen:<br />

«Die Weltmeere», Taschenatlas, VEB Haack,<br />

Gotha, 1956<br />

Internationales Signalbuch, Bundesamt für<br />

Seeschiffahrt und Hydrographie, 1969<br />

Thomas Borys: Codierung und Kryptologie.<br />

Facetten einer anwendungsorientierten Mathematik<br />

im Bildungsprozess, 1. Auflage, Vieweg+Teubner<br />

Research, Wiesbaden 2011<br />

Wikipedia<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 29


Fokus<br />

Auf der Suche<br />

nach einem Echo<br />

Menschen im Wachkoma können nicht gerichtet auf äussere Reize reagieren.<br />

Umso wichtiger ist es zu wissen, was in ihnen vorgeht. Verschiedene<br />

Methoden registrieren mögliche Signale und somit die Hirntätigkeit.<br />

Magdalena Högg¹, Agnieszka Andrykiewicz¹, Valentine Marcar¹ , ², Margret Hund-Georgiadis¹<br />

Abb. 1 Visuelle Darstellung der Hirnstromaktivität bei Patientin im Wachkoma. Oben: beim Hören von Vogelgezwitscher,<br />

Mitte: beim Hören einer vertrauten Stimme, unten: beim Hören von Sätzen mit dem eigenen Namen<br />

Bilder: zvg<br />

30<br />

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Fokus<br />

Abb. 2 Neurofeedback-Sitzung, Feedback visuell [Filmsequenz) und taktil [vibrierender Teddy)<br />

Jedes Jahr erleiden geschätzt 60<br />

bis 80 Menschen in der Schweiz<br />

ein Ereignis, das zu einer anhaltenden<br />

Bewusstseinsstörung<br />

führt. Die Ursachen dafür sind vielfältig;<br />

die häufigste ist ein schweres Schädel-Hirn-Trauma,<br />

andere Ursachen sind<br />

eine zerebrale Hypoxie, Hirnblutungen<br />

z.B. nach Aneurysmaruptur sowie entzündliche,<br />

ischämische oder metabolische<br />

Hirnschädigungen.<br />

Patienten im Wachkoma haben die<br />

Augen zeitweise geöffnet, zeigen erhaltene<br />

vegetative Funktionen wie Atmung,<br />

Kreislauf und Schlaf-Wach-Rhythmus,<br />

sind jedoch nicht in der Lage, auf äussere<br />

Reize gerichtet zu reagieren. Daher wird<br />

v.a. im wissenschaftlichen Sprachgebrauch<br />

der Begriff «Syndrom reaktionsloser<br />

Wachheit» bzw. «unresponsive wakefulness<br />

state» verwendet.<br />

Im Verlauf der Remission können sich<br />

Anzeichen eines erhaltenen Bewusstseins<br />

zeigen und ein «minimally conscious state»<br />

erreicht werden, in dem die Patienten<br />

Blickfixation und -folge zeigen oder auch<br />

einfache Aufforderungen befolgen können.<br />

Oft ist dann die Etablierung einer Ja-/<br />

Nein-Kommunikation z.B. mit Augenschluss<br />

oder Handdrücken möglich, was<br />

den Patienten eine gerichtete Interaktion<br />

mit ihrer Umwelt und das Äussern einfacher<br />

Bedürfnisse erlaubt.<br />

¹ REHAB Basel, Klinik für Neurorehabilitation und<br />

Paraplegiologie<br />

² Universität Zürich, Universitätsspital Zürich,<br />

Klinik und Poliklinik für Innere Medizin<br />

Die Klassifizierung erfolgt in der Regel mit<br />

der revidierten Fassung der Coma Recovery<br />

Scale-Revised (CRS-R), die eine Einteilung<br />

ermöglicht in Wachkoma, minimally<br />

conscious state und Heraustreten<br />

aus dem minimally conscious state [1].<br />

Diese Skala reicht von 0 bis 23 Punkten<br />

und erfasst Reaktionen und Funktionen in<br />

den Bereichen Hören, Sehen, Motorik,<br />

orale Bewegungen/Sprechen, Kommunikation<br />

und Vigilanz.<br />

BAVESTA: noch genauer hinsehen<br />

Um Veränderungen bei Wachkomapatienten<br />

noch genauer erfassen zu können,<br />

wurde das BAVESTA (Basler Vegetative<br />

State Assessment) entwickelt und über<br />

fünf Jahre im REHAB Basel validiert [2].<br />

Beim BAVESTA werden bei den in die Beurteilung<br />

einfliessenden Aktivitäten (z.B.<br />

Körperpflege/Ankleiden, Mobilisation,<br />

Kommunikation, Speichel- und Nahrungsmanagement<br />

u.a.) verschiedene,<br />

teilweise aktivitätenspezifische Merkmale<br />

beobachtet, diese reichen vom Auftreten<br />

vegetativer Reaktionen über Blickveränderung<br />

bis hin zu selektiven Bewegungen.<br />

Die Merkmale werden jeweils eingestuft in<br />

«nicht beobachtbar» bis zu «immer beobachtbar»,<br />

d.h. auf einer Skala von 0 bis 5.<br />

Je mehr Punkte erreicht werden, desto<br />

mehr bewusste Informationsverarbeitung<br />

findet statt. Das BAVESTA wird durch die<br />

Pflege, in der Regel durch die Bezugspflegeperson,<br />

in zweiwöchentlichen Abständen<br />

ausgefüllt, parallel dazu erfolgt durch<br />

den Arztdienst jeweils die Einstufung mittels<br />

der Glasgow-Coma-Scale (GCS) und<br />

der CSR-R. Auch geringe Veränderungen<br />

lassen sich so darstellen und erlauben eine<br />

verlässliche Verlaufsbeobachtung während<br />

der Rehabilitation.<br />

Neben den klinischen Beurteilungsskalen<br />

existieren verschiedene apparative<br />

Untersuchungsmöglichkeiten, mit denen<br />

man Hinweise auf eine vorhandene Informationsverarbeitung<br />

sucht. So nutzt man<br />

z.B. das kortikale Potential (N20), das man<br />

nach sensibler Stimulation des Nervus medianus<br />

am Handgelenk über eine kortikale<br />

Elektrode ableiten kann, für eine Prognoseabschätzung<br />

in der Frühphase einer traumatischen<br />

oder hypoxischen Hirnschädigung.<br />

Ein beidseitiger Ausfall der N20 ist<br />

mit einem ungünstigen Outcome verbunden,<br />

d.h., die meisten Patienten versterben<br />

oder verbleiben dauerhaft im Wachkoma.<br />

In der Elektroenzephalographie (EEG)<br />

zeigt sich in der Regel eine mässige bis<br />

schwere Verlangsamung der Grundaktivität<br />

bis hin zu einem völligen Fehlen einer<br />

abgrenzbaren Grundaktivität. Hinweise auf<br />

eine vorhandene Informationsverarbeitung<br />

gibt die Testung der Reagibilität auf<br />

äussere Reize. Während der Ableitung werden<br />

akustische Reize (z.B. lautes Klatschen)<br />

und Schmerzreize (z.B. Axilla, Nasenseptum)<br />

von beiden Seiten gesetzt. Bei vorhandener<br />

Reagibilität zeigt sich eine Veränderung<br />

der Amplitude und/oder der Frequenz<br />

der Grundaktivität als Hinweis auf eine zerebrale<br />

Informationsverarbeitung.<br />

Eine Art Lügendetektor<br />

Ein vielversprechender Ansatz ist die Erfassung<br />

ereigniskorrelierter Potentiale<br />

(EKP), d.h. die Zuordnung kortikaler<br />

Spannungsänderungen zu visuellen oder<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 31


Fokus<br />

auditiven Reizen. EKP werden am REHAB<br />

Basel zur Einschätzung der kognitiven<br />

Verarbeitungsfähigkeit bei Patienten mit<br />

einer Bewusstseinsstörung eingesetzt [3].<br />

Im eigenen Bett liegend oder in einem<br />

Rollstuhl sitzend hört ein Patient eine Reihe<br />

von auditorischen Stimuli: einfache Sinustöne,<br />

Vogelgezwitscher, Sätze mit und<br />

ohne eigenen Namen, gesprochen von einer<br />

vertrauten und einer unbekannten<br />

Person. Diese erfordern unterschiedliche<br />

kognitive Verarbeitungsfähigkeiten. Zusätzlich<br />

zur Hirnstromaktivität werden<br />

Herzfrequenz und Hautleitfähigkeit aufgezeichnet.<br />

Letztere dienen dem Nachweis<br />

einer Aktivierung des autonomen<br />

Nervensystems. Eine Aktivierung dieses<br />

Systems geht mit einer emotionalen Reaktion<br />

einher und entzieht sich der willkürlichen<br />

Kontrolle. Damit eine emotionale<br />

Reaktion ausgelöst werden kann, muss ein<br />

Stimulus so weit durch das Gehirn verarbeitet<br />

worden sein, dass dieser mit den<br />

Erfahrungen des Patienten in Verbindung<br />

gebracht werden kann. Anhand der Anbzw.<br />

Abwesenheit eines EKP und einer<br />

Änderung der Herzfrequenz oder Hautleitfähigkeit<br />

ist so eine Einschätzung der<br />

Verarbeitungsfähigkeit des Gehirns eines<br />

Patienten möglich.<br />

Eine Methode, Gehirnsignale therapeutisch<br />

zu nutzen, ist das Neurofeedback.<br />

Dabei werden EEG-Signale abgeleitet,<br />

von einem Computer registriert und<br />

dem Patienten zurückgespiegelt (visuell,<br />

auditiv oder taktil über Vibrationen). Das<br />

Feedback erfolgt nach automatischer Analyse<br />

des Frequenzspektrums in Echtzeit.<br />

Der Ansatz dieser Methode beruht auf der<br />

Annahme einer neuronalen Fehlregulation,<br />

die durch Konditionierung auf ein<br />

erwünschtes Frequenzmuster beeinflusst<br />

werden soll. Eine aktive Mitarbeit des Patienten<br />

ist dabei nicht erforderlich.<br />

Mit modernen Bildgebungsverfahren<br />

wie der funktionellen Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) ist eine wesentlich<br />

sensitivere Untersuchung zum Nachweis<br />

von Informationsverarbeitung möglich.<br />

So gelang es einer britischen Forschungsgruppe,<br />

mit Patienten im Wachkoma mittels<br />

fMRT zu kommunizieren [4]. Die Patienten<br />

wurden aufgefordert, sich die Bewegung<br />

vorzustellen, die man beim Tennisspielen<br />

durchführt oder sich einen<br />

Rundgang durch ihre Wohnung vorzustellen.<br />

Die dabei erfasste Hirnaktivierung<br />

entsprach der von gesunden Kontrollpersonen.<br />

In weiteren Untersuchungen wurden<br />

die Patienten aufgefordert, sich «Tennisspielen»<br />

bzw. «Wohnungsrundgang»<br />

stellvertretend für «Ja» bzw. «Nein» vorzustellen<br />

als Antwort auf eine Frage, die<br />

ihnen während der Tomographie gestellt<br />

wurde.<br />

Der Einsatz der fMRT ist allerdings<br />

auf die Forschung begrenzt, im klinischen<br />

Alltag ist diese aufwendige diagnostische<br />

Methode noch nicht angekommen. Auch<br />

als Kommunikationshilfsmittel ist sie aus<br />

nachvollziehbaren Gründen für einen<br />

breiteren Einsatz nicht geeignet.<br />

Die Erfassung von Signalen von Patienten<br />

mit Bewusstseinsstörungen ist wesentlicher<br />

Bestandteil der täglichen Arbeit<br />

des interprofessionellen Teams in der Rehabilitation<br />

und äusserst wichtig, um<br />

Fehldiagnosen zu minimieren und den<br />

Betroffenen in Bezug auf seine Interaktion<br />

mit der Umwelt möglichst optimal fördern<br />

zu können.<br />

Literaturnachweise<br />

[1] Giacino JT, Kalmar K, Whyte J. The JFK<br />

Coma Recovery Scale-Revised: measurement<br />

characteristics and diagnostic utility. Arch Phys<br />

Med Rehabil. 2004 Dec; 85 (12): 2020–9.<br />

[2] Huber M, Koch S, Mäder M, Hund-Georgiadis<br />

M, Borgwardt S, Stieglitz R-D. Verlaufsbeobachtung<br />

von Wachkomapatienten – Validierung<br />

des Basler Vegetative State Assessments [BA­<br />

VESTA). Neurol Rehabil 2014; 20 (3): 67–76.<br />

Hippokampus Verlag 2014.<br />

[3] Andrykiewicz A, Rinaldo C, Jaszczuk P,<br />

Hund-Georgiadis M, Marcar VL. Biomarkers and<br />

Event Related Potentials as Sensitive Indicators of<br />

Prognosis and Recovery in Patients with Disorders<br />

of Consciousness (Abstract, accepted for<br />

presentation in an ePoster session at the 5th EAN<br />

Congress in Oslo, Norway).<br />

[4] Owen AM, Coleman MR, Boly M, Davis<br />

MH, Laureys S, Pickard JD. Detecting awareness in<br />

the vegetative state. Science. 2006 Sep 8; 313<br />

(5792): 1402.<br />

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32<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Eine Million<br />

Badewannen und<br />

ein Fisch<br />

Angesichts der Unzahl von Galaxien ist es kaum vorstellbar, dass es<br />

einzig auf der Erde Leben geben soll. Wo aber sind die Ausserirdischen?<br />

Wie soll man sie finden? Oder wenigstens ihre Signale auffangen?<br />

Prof. Dr. Ben Moore; Astrophysiker, Institut für Computergestützte Wissenschaften Universität Zürich 1<br />

Der Lauschangriff ist im Gange: Mit Radioteleskopen suchen Wissenschaftler nach Signalen im All. Bislang lässt eine<br />

Antwort von Ausserirdischen jedoch auf sich warten.<br />

Bild: vchalup/Adobe<br />

Mit der Erfindung des Teleskops<br />

im 17. Jahrhundert<br />

kam die Hoffnung auf,<br />

dass man eines Tages da<br />

draussen zwischen den Sternen würde<br />

Leben finden können. Die Aufmerksamkeit<br />

der Astronomen richtete sich dabei<br />

zuerst auf den Mond. Es war, als ob ein<br />

neuer Kontinent entdeckt worden wäre,<br />

und 200 Jahre lang wurde die Oberfläche<br />

des Mondes mit immer leistungsstärkeren<br />

Teleskopen abgesucht – nach<br />

fremden Städten, Wäldern oder anderen<br />

Zeichen von Leben. Im späten 19. Jahrhundert<br />

hatte man den Mond dann aber<br />

endgültig als lebensfeindlich identifiziert;<br />

ohne Atmosphäre, Wetter oder flüssiges<br />

Wasser und mit Tagen, die jeweils<br />

mehr als 29 Erdentage dauern, mit Temperaturen<br />

zwischen minus 173 Grad Celsius<br />

in der Nacht und bis plus 127 Grad<br />

tagsüber.<br />

Die Aufmerksamkeit richtete sich auf die<br />

weiter entfernten Planeten, und Ende des<br />

19. Jahrhunderts ging man allgemein davon<br />

aus, dass es dort draussen in unserem<br />

Sonnensystem Leben geben müsse. Im<br />

Jahr 1900 schrieb Clara Guzman, eine<br />

wohlhabende Pariserin, einen Preis in der<br />

Höhe von 100 000 französischen Francs<br />

für jeden aus, der mit Ausserirdischen auf<br />

einem anderen Planeten kommunizieren<br />

und eine Antwort erhalten könne. Aller­<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 33


Fokus<br />

dings wurde der Mars vom Wettbewerb<br />

ausgeschlossen, da die Kommunikation<br />

mit Marsianern zu einfach sein würde! Eine<br />

Vielzahl von Methoden wurde vorgeschlagen,<br />

um den Ausserirdischen unsere<br />

Anwesenheit zu signalisieren, darunter<br />

riesige Spiegel, in Wälder geschlagene<br />

Symbole, grossflächige Lampennetzwerke<br />

oder sogar gigantische Buchstaben, die<br />

man in den Saharasand schreiben wollte.<br />

Entdeckung der Exoplaneten<br />

Mit den ersten Weltraumflügen und den<br />

unbemannten Sonden, die in den 1960er<br />

Jahren die Venus und den Mars erreichten,<br />

zerplatzte der Traum, dass die Planeten<br />

des Sonnensystems auf ihren Oberflächen<br />

Leben beherbergen könnten. Aber<br />

wir wissen heute auch, dass der Mars einst<br />

ein bewohnbarer Planet mit Ozeanen und<br />

Flüssen war, und dass sich unter den eisigen<br />

Krusten einiger Monde von Jupiter<br />

und Saturn warme Ozeane verstecken.<br />

Und aufgrund der jüngsten Entdeckungen<br />

von Leben, das hier auf der Erde in extremen<br />

Umgebungen gedeiht, ist es durchaus<br />

möglich, dass es in unserem Sonnensystem<br />

Lebensformen gibt, die sich unabhängig<br />

vom Leben auf der Erde entwickelt<br />

haben. Ebenso interessant ist allerdings<br />

die Suche nach Leben ausserhalb unseres<br />

Sonnensystems:<br />

Die wohl bemerkenswerteste Entdeckung<br />

aus den 30 Jahren, in denen ich<br />

mich mit der Astrophysik beschäftige, ist,<br />

dass die meisten Sterne am Nachthimmel<br />

ihre eigenen Planeten haben. Bei über 100<br />

Milliarden Sternen allein in unserer Galaxie<br />

gibt es mindestens 10 Milliarden erdähnliche<br />

Planeten, die Leben, wie wir es<br />

kennen, beherbergen könnten. Und es<br />

gibt möglicherweise noch viel mehr Welten<br />

und Monde, die Leben beherbergen<br />

könnten, das eine völlig andere Biochemie<br />

als das Leben auf der Erde hat.<br />

Fermis unbeantwortete Frage<br />

Einige dieser Sterne mit ihren Planeten<br />

haben sich vor über zehn Milliarden Jahren<br />

gebildet – wenn sich das Leben auf ihnen<br />

bereits vor langer Zeit entwickelt hat,<br />

kann ich mir kaum vorstellen, wie fortgeschritten<br />

eine Zivilisation sein könnte, die<br />

zehn Mal so lange wie unsere, geschweige<br />

denn seit Milliarden von Jahren existiert.<br />

Die unausweichliche Frage ist also: «Wo<br />

sind all die Aliens?» Und es ist eine gute<br />

Frage. All diese Welten und kein Lebenszeichen<br />

– das ist doch eher seltsam. Dies<br />

wird – nach dem italienischen Physiker<br />

Enrico Fermi, der die Frage 1950 stellte –<br />

das Fermi-Paradoxon genannt, obwohl<br />

das Problem bereits 1933 vom sowjetischen<br />

Raketenwissenschaftler Konstantin<br />

Ziolkowski beschrieben wurde.<br />

Es gibt viele mögliche Antworten auf<br />

diese Frage. Manche glauben, dass die<br />

Aus serirdischen bereits hier sind und ihre<br />

Anwesenheit von Wissenschaftlern vertuscht<br />

wird. Eine andere mögliche Lösung<br />

für dieses Paradoxon ist, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Leben aus einer Ursuppe<br />

entsteht, winzig ist und unsere Welt<br />

der einzige Ort ist, an dem dies passiert ist.<br />

Das würde mir seltsam erscheinen; es gibt<br />

nichts Besonderes an unserem Planeten<br />

oder den Bedingungen auf seiner Oberfläche.<br />

Es wurde auch schon vorgeschlagen,<br />

dass unsere Welt mit ihrer primitiven Zivilisation,<br />

die gerade einmal die Fähigkeit<br />

entwickelt hat, Bier und Brot zu machen,<br />

von Ausserirdischen ausser Acht gelassen<br />

wird. Ist die Erde ein planetarer Zoo, beobachtet,<br />

studiert und gemieden, bis die Zeit<br />

reif ist?<br />

Vielleicht ist unsere Galaxie in der Tat<br />

voller Leben, aber unsere Suche in den<br />

Funkfrequenzen verfehlt einfach das<br />

Summen der intergalaktischen Kommunikation,<br />

die mit einem anderen Mechanismus<br />

als Radiowellen stattfindet. Oder vielleicht<br />

hören alle anderen Welten mit Leben<br />

einfach zu und senden selber nicht!<br />

Ein dystopischeres Szenario besagt, dass<br />

es eine Art Filter gibt, der Zivilisationen<br />

beendet, sobald sie eine gewisse Entwicklungsstufe<br />

erreicht haben – sie verursachen<br />

ihr eigenes Aussterben durch Klimawandel,<br />

Atomkriege oder Umweltverschmutzung.<br />

Ich bin kein Fan dieser Idee,<br />

da sie unsere eigene Moral und Arbeitsweise<br />

auf ausserirdisches Leben überträgt,<br />

von dem wir nichts wissen.<br />

Raus aus dem Wasser<br />

Im vergangenen Jahr kamen Astronomen<br />

der Harvard University zum Ergebnis,<br />

dass die meisten Welten da draussen<br />

Wasserwelten sind, deren Oberflächen<br />

von einem einzigen tiefen Ozean bedeckt<br />

sind. Unsere eigenen Computersimulationen,<br />

die versuchen, den Ursprung des<br />

Wassers auf der Erde zu verstehen, kamen<br />

zum gleichen Ergebnis. In diesem Sinne<br />

könnte ein Planet wie die Erde, die sowohl<br />

Ozeane als auch Land hat, ziemlich selten<br />

sein. Wenn Wasserwelten tatsächlich häufig<br />

sind, könnte sich fortschrittliches Leben<br />

in ihren Ozeanen entwickeln. Aber<br />

um ins All zu fliegen oder mit anderen<br />

Welten zu kommunizieren, müssten diese<br />

Ausserirdischen eine industrielle Revolution<br />

durchlaufen. Ich kann mir nicht vorstellen,<br />

wie Meeresbewohner, so klug sie<br />

auch sein mögen, Gesteine zu Metall<br />

schmelzen. Dazu braucht es Feuer, und<br />

das ist unter Wasser wirklich schwer zu<br />

entfachen. Solche Ausserirdischen könnten<br />

dazu bestimmt sein, für immer in ihrer<br />

Meerestiefe zu bleiben; vielleicht viel intelligenter<br />

als das Leben auf der Erde, aber<br />

ohne den Kosmos jenseits ihres nassen<br />

Gefängnisses zu kennen.<br />

Die meiner Meinung nach bisher vernünftigste<br />

Lösung für das Fermi-Paradoxon<br />

ist jedoch eine Studie aus dem letzten<br />

Jahr, die sich mit den Signalen beschäftigt,<br />

nach denen wir suchen und horchen.<br />

Das elektromagnetische Spektrum ist ein<br />

riesiger Bereich, den es zu erkunden gilt.<br />

Selbst das Spektrum von Millimetern bis<br />

Kilometern Wellenlänge, das am ehesten<br />

für die Kommunikation genutzt werden<br />

könnte, ist enorm. Astronomen richten ihre<br />

Radioteleskope auf einen nahe gelegenen<br />

Stern und tasten das Spektrum von<br />

Hertz zu Hertz langsam ab, als würden sie<br />

ein altes manuelles Radio einstellen. Bei<br />

jeder Frequenz suchen sie nach einem Signal,<br />

das nicht nur ein einfaches Rauschen<br />

ist, sondern sich wiederholende, nicht zufällige<br />

Muster enthält. Dies ist zeitaufwändig,<br />

und die Zeit, die Wissenschaftlern auf<br />

den grössten Radioteleskopen zur Verfügung<br />

steht, ist umkämpft und begrenzt.<br />

Wir haben bisher nur einen kleinen Bruchteil<br />

des potenziellen Signalraums untersucht<br />

– in etwa vergleichbar mit dem Versuch,<br />

die Frage zu beantworten, ob die gesamten<br />

Ozeane der Erde Fische enthalten,<br />

wenn man nur eine einzige Badewanne<br />

mit Wasser gesammelt hat. Tatsächlich<br />

müssten Sie eine Million Badewannen aus<br />

den Ozeanen sammeln, um einen einzigen<br />

Fisch zu finden.<br />

1<br />

Ben Moore ist seit 2002 Professor für Astrophysik<br />

an der Universität Zürich. Er hat mehrere<br />

populärwissenschaftliche Bestseller geschrieben.<br />

Sein letztes Buch «Mond – eine Biografie»,<br />

erschien im Mai <strong>2019</strong> bei Kein & Aber.<br />

34<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Auf dem<br />

schnellsten Weg<br />

zum Ziel<br />

Signaletik kommuniziert mit Zeichen, Piktogrammen sowie Farben<br />

auf unterschiedlichen Materialien. Diese Signale sollen<br />

sicherstellen, dass ortsunkundige Personen an ihr Ziel gelangen.<br />

Auch in komplexen Gebäuden wie Spitälern.<br />

Prof. Jimmy Schmid, Studienleiter MAS Signaletik – Environmental Communication Design und<br />

Forschungsdozent an der Hochschule der Künste Bern HKB<br />

Bilder: zvg<br />

Signaletische Konzepte basieren<br />

auf einem klassischen Kommunikationsmodell<br />

[1], das besagt,<br />

dass es in der Kommunikation<br />

stets einen Sender und einen Empfänger<br />

gibt. Ein optimales Orientierungs- und Informationssystem<br />

sendet Zeichen und<br />

Sig nale aus, die der Empfänger dekodiert<br />

und versteht. Folglich ist es also unbedingt<br />

notwendig, die Rezeptionsmöglichkeiten<br />

der Benutzenden zu kennen und<br />

zu berücksichtigen – insbesondere in Gesundheitsbauten,<br />

wo sehr unterschiedliche<br />

Nutzergruppen interagieren: Patientin<br />

nen und Patienten, Reini gungsfachkräfte,<br />

Angehörige und Medizinalpersonen.<br />

So treten naturgemäss<br />

Zielkonflikte auf: Besucher einer Einrichtung<br />

benötigen andere Angaben als das<br />

Personal, das Facility Management etwa<br />

wünscht sich zur besseren Bewirtschaftung<br />

der Räume achtstellige Zimmernummern,<br />

Nutzer mit eingeschränkten<br />

Sprachkenntnissen wünschen sich Piktogramme<br />

usw.<br />

Hierbei muss man sich stets bewusst<br />

sein, dass sich die Kommunikation beim<br />

Empfänger entscheidet. Auch ist Kommunikation<br />

nur zu einem begrenzten Teil<br />

sprachlich definiert wie mit der Schrift auf<br />

einem Trägerelement: Wir kommunizieren<br />

nicht nur über Text, sondern auch<br />

Wenig hilfreich: Glas und Reflexionen beeinträchtigen die Lesbarkeit.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 35


Fokus<br />

Wo ist die Glocke? Infolge Unauffindbarkeit musste nachgerüstet werden.<br />

Auch viele Neubauten haben dieses Problem.<br />

Zweitens erfordert der Krankenhausalltag<br />

ein hohes Mass an Improvisation<br />

und Änderungsbereitschaft. Räume werden<br />

spontan umgenutzt, ihre Funktionen<br />

wechselnden Stationskonzepten angepasst.<br />

Das führt zur Notwendigkeit, Signaletikmassnahmen<br />

rasch und unkompliziert<br />

entfernen, nachrüsten oder anpassen<br />

zu können, um flexibel und reaktionsfähig<br />

zu bleiben. Drittens können Patienten aus<br />

unterschiedlichen Gründen in der Wahrnehmung<br />

von signaletischen Massnahmen<br />

eingeschränkt sein oder speziell auf<br />

sie reagieren. So ist beispielsweise bekannt,<br />

dass bestimmte psychiatrische Patientengruppen<br />

Orientierungsschilder<br />

über einer gewissen Höhe nicht mehr stabil<br />

wahrnehmen, oder dass die Verwendung<br />

von tiefroter Farbe bei posttraumatischen<br />

Belastungsstörungen Psychosen<br />

triggern können. Trotz vielfältiger Ansprüche<br />

der verschiedenen Nutzergruppen<br />

ist es daher wichtig, die Patienten<br />

konsequent in das Zentrum aller gestalterischen<br />

Überlegungen zu stellen.<br />

über Gesten, Kleidung, Farben, Licht und<br />

Raumanordnungen. Und auch wenn dabei<br />

nicht alle Kommunikationskanäle<br />

gleich wichtig sind, haben doch alle im<br />

Konzert der Orientierungsfindung eine<br />

Stimme und entscheiden auf diese Weise<br />

mit über das Wohlbefinden und damit<br />

letztlich auch über den Heilungsprozess.<br />

Signaletisches Ordnungsprinzip<br />

Signaletik unterstützt mittels visueller,<br />

haptischer und auditiver Medien die Orientierung<br />

von Menschen im Raum. Durch<br />

den Einsatz von unterschiedlich geeigneten<br />

Zeichen und Elementen wird gewährleistet,<br />

dass die Informationsverarbeitung<br />

und die Verarbeitungskapazitäten der (in<br />

Gesundheitsbauten sehr unterschiedlichen)<br />

Rezipienten berücksichtigt werden.<br />

Dabei gibt es eine Informationshierarchie,<br />

die den Grundprinzipien der Orientierung<br />

im Raum folgt. Diese Hierarchisierung<br />

hilft, die Informationen zu strukturieren<br />

und leichter erfassbar zu machen.<br />

Das signaletische Ordnungsprinzip<br />

(Orien tierung – Richtungsweisung – Zielbestätigung)<br />

dient dabei als Grundlage der<br />

Planung von Signaletiksystemen.<br />

In der Praxis gilt es zu berücksichtigen,<br />

dass sich heute die Leute grösstenteils<br />

schon zuhause online vorinformieren.<br />

Für Gesundheitsbauten ist es daher<br />

sehr wichtig, eine konzise Informationskette<br />

aufzubauen: Aufgebote und Einladungen<br />

mit klarer Adressierung, Planmaterial<br />

auf der Website, Anfahrtsbeschreibungen<br />

usw. strukturieren den Kontakt<br />

mit der Institution bereits im Vorfeld des<br />

Besuchs.<br />

Auf dem Areal erfolgt die Orientierung<br />

– beispielsweise mit einem Übersichtsplan<br />

– an den Einstiegspunkten wie<br />

Haltestellen und Parkhäusern. Richtungsweisungselemente<br />

führen die Besucher<br />

daraufhin in die richtige Richtung. An<br />

Verknüpfungspunkten dienen weitere<br />

Übersichtspläne zur Reorientierung. Dieser<br />

Kreislauf erfolgt je nach Komplexität<br />

des Areals mehrfach, bis das Ziel erreicht<br />

ist und entsprechend eindeutig gekennzeichnet<br />

wird – von Gebäudekennzeichnungen<br />

bis zu Stockwerkbezeichnungen<br />

und Zimmernummerierungen.<br />

Gesundheitsbauten als komplexe<br />

Herausforderung<br />

Gesundheitsbauten sind aus unterschiedlichen<br />

Gründen komplexer als andere in<br />

der Grösse vergleichbare Institutionen wie<br />

etwa Universitäten oder Behörden. Erstens<br />

sind Spitäler oft gewachsene Strukturen,<br />

durch deren Fülle an An- und Umbauten<br />

labyrinthartige Wege entstehen können,<br />

die die Wegführung erschweren.<br />

Gleichberechtigte Teilhabe<br />

Die Sensibilität zum Thema Barrierefreiheit<br />

– auch dank der Norm SIA 500 «Hindernisfreie<br />

Bauten» – ist in der Architektur<br />

bereits breit verankert. [2] Dies betrifft<br />

v.a. Rollstuhlfahrer und Menschen mit<br />

Sehbehinderungen. Zahlreiche Richtlinien<br />

und Handbücher bieten Hand für einen<br />

optimalen Umgang mit Rampen, Sichtachsen,<br />

Oberflächengestaltung, Bodenmarkierungen,<br />

Beleuchtung, Helligkeits- und<br />

Farbkontrasten usw. [3]<br />

Um der Wichtigkeit einer vollständigen<br />

Inklusion nachhaltig gerecht zu werden,<br />

muss die Thematik der Minderheiten<br />

(Stichwort Diversity) jedoch das Credo für<br />

alle Kommunikationsmassnahmen sein,<br />

insbesondere für Gesundheitsorganisationen,<br />

die sich bereits professionell mit diesen<br />

Fragen auseinandersetzen.<br />

Als eines der heute am meisten zitierten<br />

Phänomene bezüglich Orientierung<br />

gilt der Illettrismus: In der Altersgruppe<br />

der 16- bis 65-Jährigen in der Schweiz gab<br />

es 2016 beispielsweise rund 800 000 Illettristen<br />

(früher auch unter dem Begriff<br />

«funktionaler Analphabetismus» erfasst).<br />

Diese Personen können einen ganz<br />

einfachen Text nicht richtig verstehen,<br />

obwohl sie in der Regel die obligatorische<br />

Schulzeit durchlaufen haben. Diese Illettristen<br />

sind grundsätzlich alphabetisiert<br />

und kennen demzufolge die einzelnen<br />

Buchstaben, können diese jedoch nicht in<br />

36<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

einen sinnstiftenden Zusammenhang<br />

bringen. Der Satz wird gelesen, aber nicht<br />

verstanden. Ferner ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Zahl der Illettristen ständig<br />

wächst: Noch 2006 schätzte man die Zahl<br />

auf lediglich rund 500 000 Personen. [4,5]<br />

In den Erhebungen zum Illettrismus<br />

nicht erfasst sind Asylbewerber sowie<br />

Migranten, welche unter die Kategorie der<br />

Analphabeten fallen können. Gerade diese<br />

Gruppen besuchen jedoch die öffentlichen<br />

Gesundheitseinrichtungen tendenziell<br />

öfter als die übrige Bevölkerung, weil<br />

sie u.a. mit dem gängigen Hausarztsystem<br />

nicht vertraut sind. Die bestehenden Signaletiksysteme<br />

in den Gesundheitsbauten<br />

der Schweiz adressieren diese Frage jedoch<br />

entweder gar nicht oder nur in kleinen<br />

Teilbereichen wie beispielsweise in<br />

einzelnen Sprechstunden. Bei einer<br />

Wohnbevölkerung von ca. 8 Mio. Einwohnern<br />

lässt sich daher konstatieren: Die<br />

Orien tierungs- und Informationssysteme<br />

in Schweizer Spitälern schliessen bereits<br />

grundlegend – noch bevor die Frage nach<br />

angemessener Gestaltung im Detail gestellt<br />

werden kann – 10 Prozent ihrer Nutzer<br />

aus.<br />

Handlungsbedarf<br />

Der Alltag in den Gesundheitsbauten<br />

zeichnet sich durch die Heterogenität der<br />

Zielgruppen und der Kommunikationsszenarien<br />

aus. Das Ziel zukünftiger Signaletiksysteme<br />

muss daher sein, dass die<br />

Signaletik integraler Bestandteil der<br />

Raum- und Betriebskonzeption ist und<br />

in interdisziplinären Teams entwickelt<br />

wird – nicht als eine nachträgliche Beschilderung,<br />

sondern als integraler Bestandteil<br />

von Bauten und Kommunikationskonzepten.<br />

Evidenz- und Experience-basierte<br />

Vorgehensweisen [6], die die Perspektive<br />

unterschiedlicher Stakeholder (primär von<br />

Patienten, aber auch jene von Gesundheitspersonal,<br />

Entscheidungsträgern und<br />

weiteren Institutionen) miteinbeziehen,<br />

sind besonders geeignet, um nutzerorientierte<br />

und praxisnahe Orientierungssysteme<br />

zu entwickeln. Die Designforschung<br />

reicht hier bereits heute mit Outcomeorien<br />

tierten Studien die Hand.<br />

Auf diese Weise können die unterschiedlichen<br />

Benutzergruppen angemessen<br />

in ihren Handlungen unterstützt werden.<br />

Das Design einer Station kann zur<br />

Gesundung der Patienten beitragen – die<br />

Signaletik leistet hierzu einen wichtigen<br />

Beitrag.<br />

Kontakt: jimmy.schmid@hkb.bfh.ch<br />

Literaturhinweise<br />

1. Das Sender-Empfänger-Modell wurde<br />

ursprünglich in den 1940er Jahren von den<br />

amerikanischen Mathematikern Claude Shannon<br />

und Warren Weaver entwickelt.<br />

2. Das Bundesgesetz über die Beseitigung von<br />

Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen<br />

(Behindertengleichstellungsgesetz, BehiG;<br />

SR 151.3) trat am 1. Januar 2004 in Kraft.<br />

3. U.a. Schmidt, Eva/Buser, Fritz: Planung<br />

und Bestimmung visueller Kontraste. Zürich:<br />

Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes<br />

Bauen, 2014.<br />

4. Quelle: SAGS Stiftung für Alphabetisierung<br />

und Grundbildung Schweiz.<br />

5. Jährlich verlassen nach neun absolvierten<br />

Schuljahren 12000 bis 17000 Jugendliche das<br />

Schweizer Schulsystem als Illettristen. Sie können<br />

selbst aus kurzen Texten keine Informationen<br />

herausfiltern und sind nicht in der Lage,<br />

Informationen zu verknüpfen und einfache<br />

Schlussfolgerungen zu ziehen. Das sind rund 20%<br />

der Schüler eines Jahrgangs; 24% der Knaben<br />

gehören laut PISA-Ergebnis zu dieser Gruppe, bei<br />

den Mädchen sind es 15%.<br />

(OECD-PISA Programme for International Student<br />

Assessment, Konsortium PISA.ch, Genf, 2018).<br />

6. Evidenz-basiertes Design gründet auf<br />

empirischen Studien über messbare Effekte von<br />

Gestaltungselementen und Gebäuden auf die<br />

Genesung und Heilung des Menschen. Das Thema<br />

der «heilwirksamen Umgebung» wird heute immer<br />

stärker mit den Erkenntnissen aus der Evidence<br />

Based Medicine verknüpft.<br />

Experience-basiertes Design geht davon aus,<br />

dass Gestaltungsprinzipien nicht immer restlos<br />

empririsch begründet werden können und die<br />

diesbezüglichen Wissensbestände insbesondere<br />

auch durch die Kombination von Erfassen und<br />

Transformieren von Erfahrungen entstehen.<br />

Health Care<br />

Communication Design<br />

HCCD<br />

Seit 2007 forscht die interdisziplinäre<br />

Arbeitsgruppe Health Care Communication<br />

Design HCCD an der Berner<br />

Fachhochschule BFH in über 50 Forschungs-<br />

und Entwicklungsprojekten<br />

rund um Fragen von Design und<br />

Architektur im Gesundheitswesen.<br />

Hierzu kommen Forschende aus dem<br />

Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign<br />

(Hochschule der Künste<br />

Bern HKB) und dem Forschungsfeld<br />

Psychosoziale Gesundheit der Berner<br />

Fachhochschule – Gesundheit mit<br />

Kollegen zusammen aus den Forschungsfeldern<br />

Architekturprozesse<br />

und Management und Bauprozesse<br />

der Berner Fachhochschule – Architektur,<br />

Holz und Bau, aus der Forschung<br />

des Departements Wirtschaft<br />

zu Prozessmanagement im Gesundheitswesen<br />

und aus der Forschungsgruppe<br />

um das Institute for Medical<br />

Informatics I4MI der Berner Fachhochschule<br />

– Technik und Informatik.<br />

Mitglieder der Arbeitsgruppe HCCD<br />

haben bei der Broschüre «Mehr Patientensicherheit<br />

durch Design: Systemische<br />

Lösungen fürs Spital» der<br />

Stiftung Patientensicherheit Schweiz<br />

als Experten mitgewirkt. Seit 2018<br />

leitet die Arbeitsgruppe die Entwicklung<br />

eines schweizweiten Swiss Center<br />

for Design and Health SCDH.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 37


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Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Endokrinologie: Schilddrüse<br />

Viele Pfeile<br />

im Köcher<br />

1909 erhielt Theodor Kocher u.a. den Nobelpreis für seinen Durchbruch<br />

bei der Schilddrüsenchirurgie. Schilddrüsenerkrankungen<br />

sind sehr häufig und die Palette an diagnostischen und therapeutischen<br />

Optionen hat sich in den letzten Jahren erweitert.<br />

Dr. Stefan Bilz, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie. Osteologie und Stoffwechselerkrankungen,<br />

Kantonsspital St. Gallen<br />

Bilder: zvg<br />

Die Empfehlungen zur Behandlung<br />

der Hyper- und Hypothyreose,<br />

vor allem aber auch<br />

jene zur Abklärung und Behandlung<br />

von Schilddrüsenknoten und<br />

-karzinomen wurden in den letzten Jahren<br />

basierend auf den Resultaten neuer<br />

Studien angepasst [1–5].<br />

Wann soll eine subklinische<br />

Schilddrüsenfunktionsstörung<br />

behandelt werden?<br />

Subklinische Hypothyreose<br />

Für die Behandlung einer subklinischen<br />

Hypothyreose, d.h. das TSH ist erhöht, das<br />

freie Thyroxin jedoch im Normbereich<br />

gelegen, wird jedenfalls bei einem TSH<br />

>10 mU/l eine Schilddrüsenhormonsubstitution<br />

empfohlen. Eine Ausnahme stellen<br />

hochbetagte Patienten dar, bei denen es<br />

als sinnvoll erachtet wird, eine manifeste,<br />

nicht aber eine subklinische Hypothyreose<br />

zu behandeln. Eine Substitution bei nur<br />

leicht erhöhten TSH-Werten im Bereich<br />

zwischen 4 und 10 mU/l wird in den in Tabelle<br />

1 beschriebenen Situationen empfohlen<br />

[1]. Das Konzept, bei Frauen mit<br />

Schwangerschaftswunsch und einer chronischen<br />

Autoimmunthyreoiditis mit positiven<br />

Anti-TPO- Antikörpern bereits bei<br />

TSH-Werten >2.5 mU/l eine Substitution<br />

zu empfehlen, mit dem Ziel, das mit der<br />

Autoimmunthyreoiditis assoziierte Frühabortrisiko<br />

zu minimieren, wird durch eine<br />

aktuelle Studie in Frage gestellt [6, 7].<br />

Subklinische Hyperthyreose<br />

Die Behandlung einer subklinischen Hyperthyreose<br />

(TSH erniedrigt, FT4 und FT3<br />

im Normbereich) wird aufgrund der nachgewiesenen<br />

ungünstigen kardiovaskulären<br />

Effekte und des assoziierten Osteoporoserisikos<br />

immer empfohlen, wenn das<br />

TSH anhaltend supprimiert ist (


Perspektiven<br />

Systematische Beschreibung der<br />

Sonographie und Zytologie in der<br />

Abklärung von Schilddrüsenknoten<br />

Schilddrüsenknoten sollen anhand ihrer<br />

systematisch erfassten sonographischen<br />

Merkmale bestimmten Risikostufen zugeordnet<br />

werden, anhand derer die Indikation<br />

zur Weiterabklärung durch eine Feinnadelpunktion<br />

gestellt wird. Hierzu steht<br />

bspw. das EU-TIRADS-System zur Verfügung<br />

(Tabelle 2, Abbildung 1) [16].<br />

Die Schilddrüsenzytologiebefunde<br />

müssen gemäss einem der gängigen Klassifikationssysteme<br />

(Bethesda System,<br />

Royal College of Pathologists) abgegeben<br />

werden [17, 18]. Für Knoten, bei denen zytologisch<br />

nicht mit hinreichender Sicherheit<br />

zwischen einem Malignom und einem<br />

benignen Befund unterschieden<br />

werden kann (Bethesda III/IV bzw.<br />

Thy3a/f) stehen neu molekularpathologische<br />

Zusatz untersuchungen zur Verfügung,<br />

die die Risikoeinschätzung verbessern<br />

und eine zusätzliche Entscheidungsreich<br />

liegenden TSH weiter über fortbestehende<br />

Hypothyreosesymptome. Da die<br />

Beschwerden einer Hypothyreose sehr<br />

unspezifisch sind, gilt es in erster Linie<br />

nach anderen Erklärungen zu suchen.<br />

Möglicherweise profitieren einige dieser<br />

Patienten von einer kombinierten T3- und<br />

T4-Therapie. Hierbei ist es jedoch bedeutend,<br />

dass die T4/T3-Susbtitution in einem<br />

physiologischen Verhältnis erfolgt<br />

(T4:T3 = 13-20:1 in mcg; ein derartiges<br />

Kombinationspräparat steht nicht zur<br />

Verfügung) und eine Suppression des TSH<br />

vermieden wird (Zielbereich 0.5 und<br />

2.0 mU/l) [9]. Eine kürzlich publizierte<br />

Studie, die in dieser Indikation einen Nutzen<br />

einer Thyreoidektomie bei Patienten<br />

mit einer Autoimmunthyreoiditis zeigt,<br />

wird kontrovers diskutiert [10].<br />

Selen bei chronischer Autoimmunthyreoiditis<br />

und Mb. Basedow<br />

Eine Behandlung mit Selen kann bei Patienten<br />

mit einer chronischen Autoimmunthyreoiditis<br />

den Anti-TPO-Antikörper-Titer<br />

senken. Ein klinischer Nutzen<br />

dieser Intervention konnte bisher nicht<br />

nachgewiesen werden [11]. Hingegen ist<br />

der Effekt einer Selenbehandlung auf die<br />

Symptome einer milden endokrinen Orbitopathie<br />

beim Mb. Basedow gut belegt und<br />

in diesen Fällen empfohlen [12]. In der<br />

Schweiz ist die Vergütung der Behandlung<br />

nicht geregelt, sodass in jedem Fall eine<br />

Kostengutsprache an den Krankenversicherer<br />

gestellt werden muss und die Patienten<br />

die Kosten häufig selbst tragen<br />

müssen.<br />

Thyreostatische Behandlung<br />

beim Mb. Basedow<br />

In Europa wird bei einer Hyperthyreose<br />

als Folge eines Mb. Basedow in erster Linie<br />

eine medikamentöse thyreostatische<br />

Behandlung empfohlen [13]. Die Chance,<br />

hierdurch eine dauerhafte Remission zu<br />

erreichen, beträgt bei einer korrekt durchgeführten<br />

Therapie 50 bis 60 Prozent.<br />

Klinische Scores ermöglichen es, die Erfolgsaussichten<br />

der medikamentösen<br />

The rapie abzuschätzen und bei Vorliegen<br />

mehrerer Risikofaktoren für ein Nichtansprechen<br />

(Struma, schwere Hyperthyreose<br />

bei Erstdiagnose, fortgesetzter Nikotinkonsum)<br />

kann auch primär eine definitive<br />

Therapie (Radiojod oder Thyreoidektomie)<br />

empfohlen werden [14]. Eine<br />

medikamentöse Therapie gilt dann als<br />

korrekt durchgeführt, wenn die Behandlung<br />

nach Normalisierung der Schilddrüsenfunktion<br />

in niedriger Dosierung noch<br />

für ein Jahr oder gesamt 18 Monate fortgeführt<br />

wird. In der Schweiz stehen als Medikamente<br />

Carbimazol (Neo-Mercazole®)<br />

und Propyl thiouracil (PTU, Propycil®) zur<br />

Verfügung. Aufgrund der vermehrten<br />

hepatotoxi schen Nebenwirkungen von<br />

PTU ist Carbimazol die Therapie erster<br />

Wahl. Eine Ausnahme stellt das erste<br />

Schwangerschaftsdrittel dar, in dem Carbimazol<br />

aufgrund des assoziierten Fehlbildungsrisikos<br />

nicht eingesetzt werden<br />

soll. Generell soll die Schwangerschaftsplanung<br />

wenn möglich so gestaltet werden,<br />

dass im ersten Trimenon keine thyreostatische<br />

Behandlung eingesetzt werden<br />

muss [7, 13, 15]<br />

Sonographiebefund Malignitätsrisiko (%)<br />

Indikation zur<br />

Feinnadelpunktion<br />

EU-TIRADS 1 Normale Schilddrüse ohne Knoten nein nein<br />

EU-TIRADS 2 –<br />

benigne Veränderung<br />

Einfache Zyste, mikrozystischer Knoten 0 nein<br />

EU-TIRADS 3 –<br />

niedriges Malignitätsrisiko<br />

Iso- oder hyperecho gener Knoten ohne<br />

Risikomerkmale<br />

2–4 > 2 cm<br />

EU-TIRADS 4 –<br />

intermediäres Malignitätsrisiko<br />

Hypoechogener Knoten ohne Risikomerkmale<br />

6–17 > 1,5 cm<br />

EU-TIRADS 5 –<br />

erhöhtes Malignitätsrisiko<br />

Eines oder mehrere Risikomerkmale<br />

• «höher als breit»<br />

• Mikroverkalkungen<br />

• Stark hypoechogen<br />

• Lobulierte oder spikulierte Ränder<br />

26–87 > 1 cm<br />

Tab. 2: EU-TIRADS-System zur sonographischen Risikostratifizierung von Schilddrüsenknoten<br />

40<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Abb. 1: Sonographische Risikostratifizierung von Schilddrüsenknoten: (A) Mikrozystischer («spongiformer») Knoten ohne Malignitätsrisiko (EU-TIRADS<br />

2). (B) Hyperechogener und (C) hypoecheogener Knoten ohne Risikomerkmale (EU-TIRADS 3 bzw. 4). (D) Malignitätssuspekter Knoten, der alle<br />

Risikomerkmale (Tab. 2) aufweist (EU-TIRADS 5).<br />

hilfe liefern, ob eine diagnostische Operation<br />

zur histologischen Weiterabklärung<br />

indiziert ist [17, 19].<br />

Behandlung symptomatischer<br />

benigner Schilddrüsenknoten –<br />

Operation oder Thermoablation?<br />

Mit der Thermoablation, bspw. durch Radiofrequenz,<br />

steht eine neue Methode zur<br />

Verfügung, die eine Grössenreduktion<br />

symptomatischer Schilddrüsenknoten bis<br />

zu 80 Prozent in einer Sitzung erlaubt.<br />

Vorteile gegenüber dem Standardverfahren,<br />

der Hemithyreoidektomie, sind aktuell<br />

die verkürzte Hospitalisationsdauer<br />

und das Ausbleiben einer Narbenbildung.<br />

Beide Verfahren, die Thermoablation eines<br />

einseitigen Befundes und eine Hemithyreoidektomie,<br />

gehen – in erfahrenen<br />

Zentren – nur mit einem kleinen Risiko<br />

einer einseitigen Rekurrensparese einher<br />

und führen nicht zu einer Hypothyreose<br />

oder einem Hypoparathyreoidismus. Da<br />

es sich bei der Thermoablation nur um eine<br />

«Teilbehandlung» handelt, muss mit<br />

einem Rezidivrisiko im Langzeitverlauf<br />

gerechnet werden, sodass aktuell in Ermangelung<br />

von grösseren Studien mit einer<br />

mehrjährigen Beobachtungszeit noch<br />

keine abschliessende Bewertung dieser<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 41


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Perspektiven<br />

neuen Therapieverfahren möglich ist [20–<br />

22]. Vor einer Therapieentscheidung sollen<br />

die Vor- und Nachteile beider Verfahren<br />

sorgfältig abgewogen werden.<br />

Differenziertes Schilddrüsenkarzinom<br />

– gute Prognose, limitierte<br />

Therapie und eine neue Entität<br />

Das papilläre und das follikuläre Schilddrüsenkarzinom<br />

haben eine ausgezeichnete<br />

Langzeitprognose (5-Jahres-Überleben<br />

98% [23]) und das über viele Jahre<br />

propagierte Vorgehen, die allermeisten<br />

dieser Karzinome durch eine totale Thyreoidektomie<br />

und anschliessende Radiojodtherapie<br />

zu behandeln, wurde verlassen.<br />

Bei auf das Organ begrenzten Tumoren<br />

ohne weitere Risikomerkmale<br />

(«low-risk»-Kategorie gemäss ATA) stellt<br />

eine Hemithyreoidektomie eine onkologisch<br />

ausreichende Behandlung dar [5,<br />

24]. Die follikuläre Variante des papillären<br />

Karzinoms, die vollständig umkapselt ist,<br />

hat einen derart indolenten Verlauf, dass<br />

sie nicht mehr als maligne betrachtet und<br />

neu als «Nichtinvasive follikuläre Schilddrüsenneoplasie<br />

mit papillären Kernmerkmalen»<br />

oder kurz NIFTP bezeichnet<br />

wird [25].<br />

Kontakt:<br />

stefan.bilz@kssg.ch<br />

Literatur<br />

1. Pearce SHS, Brabant G,<br />

Duntas LH, Monzani F, Peeters RP,<br />

Razvi S, et al. 2013 ETA Guideline:<br />

Management of Subclinical<br />

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21. Kim J-H, Baek JH, Lim<br />

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Radiol. 2018 Aug;19(4):632–55.<br />

22. Deandrea M, Trimboli P,<br />

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Efficacy of a Single Session RFA of<br />

Benign Thyroid Nodules: A<br />

Longitudinal 5-Year Observational<br />

Study. J Clin Endocrinol Metab.<br />

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23. Cancer of the Thyroid<br />

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SEER. [cited <strong>2019</strong> Jun 23].<br />

Available from: https://seer.cancer.<br />

gov/statfacts/html/thyro.html<br />

24. Zulewski H, Giovanella L,<br />

Bilz S, Christ E, Haldemann A,<br />

Steinert H, et al. Multidisciplinary<br />

approach for risk-oriented<br />

treatment of low-risk papillary<br />

thyroid cancer in Switzerland.<br />

Swiss Med Wkly. <strong>2019</strong><br />

14;149:w14700.<br />

25. Nikiforov YE, Seethala RR,<br />

Tallini G, Baloch ZW, Basolo F,<br />

Thompson LDR, et al. Nomenclature<br />

Revision for Encapsulated<br />

Follicular Variant of Papillary<br />

Thyroid Carcinoma: A Paradigm<br />

Shift to Reduce Overtreatment of<br />

Indolent Tumors. JAMA Oncol.<br />

2016 Aug 1;2(8):1023–9.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 43


Perspektiven<br />

Aus der «Praxis» *<br />

Behandlung des<br />

fortgeschrittenen<br />

Prostatakarzinoms –<br />

eine interdisziplinäre<br />

Empfehlung<br />

Treatment of Advanced Prostate Carcinoma –<br />

an Interdisciplinary Recommendation<br />

Aurelius Omlin 1, 2,** , Martin Spahn 3, 4,** , Jörg Beyer 2 , Daniel Eberli 5 , Silke Gillessen 1, 2, 6 , Wolfram Jochum 7 ,<br />

Marc Kueng 8 , Egbert Nitzsche 9 , Cyrill A. Rentsch 10 , Enrico Roggero 11 , Hans-Peter Schmid 12 , Frank Stenner 13 ,<br />

Arnoud J. Templeton 14 , Damian Wild 15 , Stephen Wyler 16 , Daniel Zwahlen 17* und Richard Cathomas 18*<br />

In den vergangenen Jahren waren<br />

deutliche Fortschritte in der Behandlung<br />

von Männern mit metastasiertem<br />

Prostatakarzinom zu verzeichnen.<br />

In den Jahren 2010–2013 wurden<br />

für verschiedene neue Medikamente<br />

eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität<br />

und eine Verlängerung des<br />

Gesamtüberlebens in der kastrationsresistenten<br />

Situation gezeigt. Nun sind auch<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />

«Praxis» 2018; 107 (19): 1043–1051.<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die<br />

«Praxis» zu äusserst günstigen Konditionen<br />

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www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />

ADT Androgendeprivationstherapie<br />

APCCC Advanced Prostate Cancer Consensus<br />

Conference<br />

mCNPC Metastasiertes kastrationsnaives<br />

Prostatakarzinom<br />

PCa Prostatakarzinom<br />

PSA Prostata-spezifisches Antigen<br />

RP Radikale Prostatektomie<br />

RT Radiotherapie<br />

SRT Salvage-Radiotherapie<br />

bei der Behandlung des metastasierten<br />

kastrationssensitiven Prostatakarzinoms,<br />

der Bildgebung, der molekularen Charakterisierung<br />

sowie in der genetischen Prädisposition<br />

Fortschritte zu verzeichnen.<br />

Die Behandlung von Männern mit<br />

fortgeschrittenem Prostatakarzinom ist<br />

damit anspruchsvoller geworden, und die<br />

behandelnden Ärzte stehen immer mehr<br />

vor der Herausforderung, die neuen bildgebenden<br />

Methoden und Therapieoptionen<br />

möglichst sinnvoll einzusetzen. Die<br />

erste internationale Advanced Prostate<br />

Cancer Consensus Conference (APCCC)<br />

im Jahr 2015 hat klinische Fragen, für die<br />

es entweder keine oder widersprüchliche<br />

Evidenz gab, behandelt und Empfehlungen<br />

dazu erarbeitet. Im März 2017 fand die<br />

zweite Konsensuskonferenz erneut in<br />

St Gallen statt (APCCC), an der wiederum<br />

150 vordefinierte Fragen diskutiert und<br />

über die in einem 60-köpfigen Expertengremium<br />

abgestimmt wurde. Die darauf<br />

basierenden Empfehlungen wurden kürzlich<br />

publiziert [1]. In der Folge trafen sich<br />

die Autoren der vorliegenden Publikation<br />

im <strong>August</strong> 2017, um die aktualisierten AP-<br />

CCC-Empfehlungen im Schweizer Kontext<br />

zu evaluieren. Basierend auf den APC-<br />

CC-Empfehlungen und abgeleitet aus der<br />

Diskussion der Schweizer Experten sind<br />

die hier wiedergegebenen Empfehlungen<br />

entstanden.<br />

**<br />

Diese Autoren haben zu gleichen Teilen zu dieser<br />

Publikation beigetragen.<br />

1<br />

Abteilung für Onkologie und Hämatologie,<br />

Kantonsspital St. Gallen<br />

2<br />

Universitätsklinik für Medizinische Onkologie,<br />

Inselspital, Universität Bern<br />

3<br />

Zentrum für Urologie Zürich und Prostatakarzinomzentrum<br />

Hirslanden Zürich, Klinik<br />

Hirslanden Zürich<br />

4<br />

Kinderurologie Universität Duisburg/Essen<br />

5<br />

Klinik für Urologie, Universitätsspital Zürich<br />

6<br />

Division of Cancer Sciences, University of<br />

Manchester and The Christie, Manchester, UK<br />

7<br />

Klinik für Pathologie, Kantonsspital St. Gallen<br />

8<br />

Klinik für Onkologie, HFR Kantonsspital Freiburg<br />

9<br />

Klinik für Nuklearmedizin, Kantonsspital Aarau<br />

10<br />

Klinik für Urologie, Universitätsspital Basel<br />

11<br />

IOSI, Oncology Institute of Southern Switzerland,<br />

Bellinzona<br />

12<br />

Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen<br />

13<br />

Klinik für Onkologie, Universitätsspital Basel<br />

14<br />

Klinik für Onkologie, Claraspital Basel<br />

15<br />

Abteilung für Nuklearmedizin, Universitätsspital<br />

Basel<br />

16<br />

Klinik für Urologie, Kantonsspital Aarau<br />

17<br />

Institut Radio-Onkologie, Kantonsspital Chur<br />

18<br />

Abteilung für Onkologie, Kantonsspital Chur<br />

44<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Salvage-Radiotherapie<br />

Der Zeitpunkt der Indikationsstellung zur<br />

Radiotherapie (RT) nach radikaler Prostatektomie<br />

(RP) beim lokalisierten Prostatakarzinom<br />

bestimmt, ob die postoperative<br />

RT als adjuvante Behandlung oder als Salvage-Therapie<br />

erfolgt. Die adjuvante RT<br />

erfolgt innerhalb der ersten drei bis vier<br />

Monate postoperativ und die Salvage-Radiotherapie<br />

(SRT) erst beim Wiederansteigen<br />

des PSA-Werts (biochemisches Rezidiv)<br />

oder bei PSA-Persistenz nach RP. Die<br />

Entscheidung zur adjuvanten RT beruht<br />

unter anderem auf Risikofaktoren wie positiven<br />

Resektionsrändern, extrakapsulärer<br />

Ausbreitung (pT3a) oder Samenblasen-Befall<br />

(pT3b) bei laborchemisch nicht<br />

nachweisbarem PSA nach RP [2].<br />

Bei der Entscheidung gegen eine adjuvante<br />

RT und für eine SRT wird der Situation<br />

Rechnung getragen, dass trotz Vorliegen<br />

von Faktoren, die für ein erhöhtes<br />

Rezidivrisiko sprechen, 50 % der behandelten<br />

Patienten durch die alleinige Chirurgie<br />

geheilt werden und durch die adjuvante<br />

RT die Gefahr der Übertherapie besteht,<br />

und somit die SRT das Risiko von<br />

unnötigen Kosten und Nebenwirkungen<br />

minimiert [1, 3]. Im Gegensatz zur adjuvanten<br />

RT [4–6] fehlt für die SRT jedoch<br />

Level-1-Evidenz zur Wirksamkeit.<br />

Kommt es zu einem PSA-Anstieg nach<br />

RP, ist der optimale Zeitpunkt zur Empfehlung<br />

der SRT nicht genau definiert.<br />

Zwei multinationale retrospektive Studien<br />

haben für den Einsatz einer SRT ein<br />

verbessertes, PSA-progressionsfreies und<br />

Metastasen-freies Überleben bei PSA-Werten<br />


Perspektiven<br />

husiasmus auf diesem Gebiet die bis heute<br />

vorhandene Evidenz deutlich überschreitet.<br />

Vorhandene Daten benötigen<br />

eine Überprüfung in prospektiven klinischen<br />

Studien. Diese Studien sollten das<br />

Gesamtüberleben als Endpunkt untersuchen,<br />

da frühere Endpunkte wie das progressionsfreie<br />

Überleben, oder die Zeit bis<br />

zur systemischen Therapie Endpunkte<br />

mit umstrittener klinischer Relevanz darstellen.<br />

Die Unterscheidung zwischen<br />

synchroner und metachroner Metastasierung<br />

und die Berücksichtigung von lymphogener,<br />

ossärer und viszeraler Metastasierung<br />

scheint ein wichtiger Faktoren<br />

zu sein. Klinische Studien, die Patienten<br />

mit «oligometastasiertem» PCa einschliessen,<br />

sind von zunehmender Bedeutung,<br />

da die Weiterentwicklung der<br />

modernen Bildgebung eine zunehmend<br />

frühere Detektion von Metastasen erwarten<br />

lässt.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />

dass Patienten mit «oligometastasiertem»<br />

PCa wenn immer möglich in einem<br />

etablierten multidisziplinären Tumorboard<br />

besprochen und im Rahmen von klinischen<br />

Studien behandelt werden sollten.<br />

Management des fortgeschrittenen<br />

kastrationsnaiven/sensitiven<br />

Prostatakarzinoms<br />

Die Androgendeprivationstherapie (ADT)<br />

mittels LHRH-Analoga (Agonisten oder<br />

Antagonisten) oder die Orchiektomie<br />

stellt seit Jahren die Basis der Behandlung<br />

von Patienten mit metastasiertem, kastrationsnaivem<br />

Prostatakarzinom (mCNPC)<br />

dar. Dabei beträgt die mediane Zeit bis<br />

zum Auftreten einer Kastrationsresistenz<br />

etwa 12 Monate und das mediane Überleben<br />

etwa dreieinhalb Jahre. Insgesamt<br />

vier randomisierte Phase-III-Studien wurden<br />

in den vergangen zwei Jahren publiziert,<br />

die eine signifikante Verbesserung<br />

des Überlebens durch die Zugabe des Chemotherapeutikums<br />

Docetaxel (CHAAR-<br />

TED und STAMPEDE) oder des oralen<br />

Testosteronsynthese-Inhibitors Abirateron<br />

(LATITUDE und STAMPEDE) gezeigt<br />

haben [15–18]. Ein direkter Vergleich von<br />

Docetaxel und Abirateron war in der<br />

STAMPEDE-Studie möglich. Beide Optionen<br />

scheinen in Bezug auf die Verbesserung<br />

des Gesamtüberlebens vergleichbar<br />

zu sein. Unterschiede bestehen in der Behandlungsdauer,<br />

dem Nebenwirkungsprofil<br />

und auch in den Kosten. Docetaxel<br />

wird 6 × alle 3 Wochen (d.h. über insgesamt<br />

18 Wochen) verabreicht, Abirateron<br />

wird täglich zusammen mit 5 mg Prednison<br />

eingenommen und wird bis zum Progress<br />

fortgeführt (im Mittel 2–3 Jahre). Die<br />

Wahl soll nach Patientenfaktoren und im<br />

gemeinsamen Gespräch mit dem Patienten<br />

gefällt werden (Tabelle 1). «Unfit» für<br />

Docetaxel gemäss APCCC sind Männer<br />

mit eingeschränkter Leberfunktion, Neuropathie<br />

Grad ≥2 sowie deutlich reduzierten<br />

Werten von Leu kozyten und Thrombozyten.<br />

Bei Abirateron ist Vorsicht g eboten<br />

im Fall einer eingeschränkten Leberfunktion,<br />

Hypokaliämie, kardialer Erkrankung<br />

sowie bei Diabetes mellitus [1].<br />

Es besteht Konsens darüber, dass vorrangig<br />

Patienten mit Erstmanifestation<br />

einer metastasierten Erkrankung (de novo)<br />

und hoher Tumorlast neben der ADT eine<br />

zusätzliche Therapie mit Docetaxel oder<br />

Abirateron erhalten sollen, sofern keine<br />

Kontraindikationen bestehen und eine<br />

Lebenserwartung von mehr als drei Jahren<br />

vorliegt. Die Definition von «hoher Tumorlast»<br />

wurde in den Studien unterschiedlich<br />

gehandhabt: gemäss CHAAR-<br />

TED müssen ≥4 Knochenmetastasen (davon<br />

mind. eine ausserhalb Becken/<br />

Wirbelsäule) oder viszerale Metastasen<br />

vorliegen. Gemäss LATITUDE sollen zwei<br />

von drei folgenden Punkten erfüllt sein:<br />

viszerale Metastasen, ≥3 Knochenmetastasen,<br />

Gleason Score 8–10. Das Schweizer<br />

Panel ist der Meinung, dass Patienten mit<br />

hoher Tumorlast ohne Kontraindikationen<br />

oder limitierende Komorbiditäten,<br />

die eine der beiden Definitionen erfüllen<br />

mit de novo metastasierter Erkrankung neben<br />

der ADT eine zusätzliche Therapie mit<br />

Docetaxel oder Abirateron erhalten sollen.<br />

Wichtig ist, zu beachten, dass zum Zeitpunkt<br />

des APCCC 2017 die Daten für die<br />

Kombination ADT plus Abirateron noch<br />

nicht bekannt waren und entsprechend<br />

die Empfehlungen sich nur auf die zusätzliche<br />

Therapie mit Docetaxel beziehen.<br />

Weniger klar ist die Empfehlung für Patien<br />

ten, die eine niedrige Tumorlast aufweisen<br />

oder eine metachrone Metastasierung<br />

nach initialer Lokaltherapie erfahren.<br />

Nicht empfohlen wird eine zusätzliche<br />

Therapie mit Docetaxel oder<br />

Abirateron beim lokal fortgeschrittenen<br />

Prostatakarzinom (N0/N1 M0).<br />

Grundsätzlich wird bis anhin beim<br />

Vorliegen einer metastasierten Situation<br />

keine lokale Therapie der Prostata empfohlen.<br />

Retrospektive Analysen vermuten<br />

einen Vorteil für die Lokaltherapie, es gibt<br />

bis anhin aber keine prospektiven Daten<br />

für diese Annahme. Ausserhalb von Studien<br />

wird dieser Ansatz daher nicht empfohlen.<br />

Im Falle eines grossen oder symptomatischen<br />

Primärtumors (Schmerzen,<br />

obstruktive Symptome, Hämaturie) ist jedoch<br />

eine Lokaltherapie zur Verhinderung<br />

von lokalen Komplikationen oder im<br />

Sinne einer Palliation empfohlen.<br />

Management des fortgeschrittenen<br />

kastrationsresistenten Prostatakarzinoms<br />

Mittlerweile stehen fünf Substanzen mit<br />

drei unterschiedlichen Wirkmechanismen<br />

für die Behandlung des metastasierten<br />

kastrationsresistenten Prostatakarzinoms<br />

(mCRPC) zur Verfügung. Alle haben<br />

in randomisierten Phase-III-Studien einen<br />

statistisch signifikanten Überlebensvorteil<br />

gezeigt: die beiden Chemotherapeutika<br />

Docetaxel und Cabazitaxel, der<br />

Alphastrahler Radium-223 und die Inhibitoren<br />

des Androgen-Rezeptorsignalweges<br />

Abirateron und Enzalutamid [19–25]. Die<br />

optimale Sequenz der Therapien ist weiterhin<br />

nicht klar, da dazu keine prospektiven<br />

Studien vorliegen. Auch wurden die<br />

Medikamente bislang meist nicht in Phase-III-Studien<br />

gegeneinander oder in<br />

Kombination verglichen. Dies beruht auf<br />

der Tatsache, dass diese Substanzen praktisch<br />

zeitgleich in grossen Zulassungsstudien<br />

gegenüber Placebo bzw. Behandlungen<br />

geprüft wurden, die heute nicht mehr<br />

der Standardbehandlung entsprechen.<br />

Zudem wurde in allen Studien ein «one<br />

size fits all»-Zugang gewählt, d.h. alle Patien<br />

ten wurden eingeschlossen ohne beispielsweise<br />

eine molekulare Selektion. In<br />

Zukunft werden jedoch mutmasslich Analysen<br />

zum Vorliegen von bestimmten Veränderungen<br />

(z.B. DNA-Reparaturdefekte,<br />

Mikrosatellitenin stabilität) für die individualisierte<br />

Therapieentscheidung wichtiger<br />

werden [26, 27]. Ein weiterer neuer<br />

Faktor, der die Therapie beim mCRPC in<br />

den nächsten Jahren beeinflussen wird,<br />

ist der frühe Einsatz von Docetaxel oder<br />

Abirateron bereits in der kastrationssensitiven<br />

Situation (Tabelle 1).<br />

Es besteht weitgehender Konsens darüber,<br />

dass in der kastrationsrefraktären<br />

Situation die Erstlinientherapie mit Enzalutamid<br />

oder Abirateron erfolgen soll<br />

(Tabelle 2), sofern Abirateron nicht bereits<br />

bei der kastrationssensitiven Erkrankung<br />

verabreicht wurde. Patientenfaktoren<br />

können einen Einfluss auf den Entscheid<br />

der Therapiewahl haben. Für folgende Patientenfaktoren<br />

wurde ein Konsens gefunden:<br />

Bei Vorliegen eines Diabetes mellitus<br />

ist Enzalutamid vorzuziehen; bei Anamnese<br />

von Stürzen, schwerer Müdigkeit<br />

oder neurokognitiven Einschränkungen<br />

46<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Kastrationsnaiv (CNPC) Kastrationsresistent (CRPC)<br />

• ADT alleine<br />

Beim Vorliegen von Metastasen<br />

bei Diagnosestellung (de novo)<br />

und High-riskoder<br />

High-volume-Erkrankung****:<br />

• ADT plus 6x Docetaxel<br />

(wenn fit für Chemotherapie)<br />

• ADT plus Abirateron plus<br />

Prednison<br />

CRPC 1 st -line nach ADT alleine<br />

Asymptomatisch Symptomatisch<br />

• Abirateron* oder Enzalutamid<br />

• Docetaxel<br />

• Docetaxel<br />

• Radium-223**<br />

• Evtl. Enzalutamid<br />

• Evtl. Abirateron<br />

CRPC 1 st -line nach chemo-hormoneller Therapie (ADT plus Docetaxel)<br />

Asymptomatisch Symptomatisch<br />

• Abirateron* oder Enzalutamid<br />

• Evtl. Cabazitaxel (bei früher Progression<br />

nach Ende Docetaxel)<br />

• Evtl. Docetaxel Re-Challenge<br />

(bei längerer Zeit seit Abschluss Docetaxel)<br />

• Cabazitaxel (bei früher Progression<br />

nach Ende Docetaxel)<br />

• Docetaxel Re-Challenge<br />

(bei längerer Zeit seit Abschluss<br />

Docetaxel)<br />

• Abirateron*<br />

• Enzalutamid<br />

• Radium-223**<br />

2 nd -line 3 rd -line<br />

• Docetaxel<br />

• Cabazitaxel<br />

• Abirateron<br />

• Enzalutamid<br />

• Radium-223**<br />

Bei gutem Performance-Status<br />

(ECOG PS 0–1):<br />

• Cabazitaxel<br />

• Abirateron<br />

• Enzalutamid<br />

• Radium-223 **<br />

• Docetaxel<br />

Re-Challenge<br />

CRPC 1 st -line nach ADT plus Abirateron<br />

• Docetaxel<br />

• Evtl. Radium-223** bei alleiniger ossärer Progression<br />

• (Enzalutamid)<br />

Osteoprotektive Therapie<br />

Allgemeine Empfehlungen der Osteoporoseprophylaxe (Beendigung Nikotinabusus, mässig Alkohol, regelmässige Bewegung)<br />

Vitamin-D3-Substitution (bei Mangel)<br />

Calcium-Substitution (abhängig von der Zufuhr über die Nahrung)<br />

Kastrationsnaiv: Bei Osteoporose<br />

oder erhöhtem Frakturisiko:<br />

• Zoledronat 5 mg 1× pro Jahr<br />

• Denosumab 60 mg alle 6 Monate<br />

Kastrationsresistent: Bei ossären Metastasen zur Reduktion des Risikos von skelettalen Komplikationen:<br />

• Zoledronat 4 mg 1× pro Monat<br />

• Denosumab 120 mg 1× pro Monat<br />

Klinische Studien: Für jede Situation im Krankheitsspektrum sollte die Möglichkeit von Teilnahme an klinischen Studien geprüft werden.<br />

Tabelle 1. Therapie-Optionen für das metastasierte Prostatakarzinom 2018 (die aufgeführten Optionen sind äquivalent und es kann keine Hierarchie in der Empfehlung aus der Abbildung<br />

abgeleitet werden)<br />

* Keine viszeralen Metastasen für Abirateron vor Chemotherapie für CRPC; in Kombination mit 10 mg Prednison täglich; ** Radium: bei abgelehnter Chemotherapie oder Kontraindikation für Chemotherapie und<br />

symptomatischen Knochenmetastasen (keine viszeralen oder LK-Metastasen >3 cm); «High-volume»: Viszerale Metastasen oder ≥4 Knochenmetastasen und ≥1 ausserhalb von Wirbelsäule und Becken. «High-risk»:<br />

2 von 3 Kriterien Gleason Score ≥8 oder ≥3 Knochenmetastasen oder viszerale Metastasen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 47


Perspektiven<br />

ist Abirateron bevorzugt (Tabelle 3). Abirateron<br />

muss immer mit einem niedrigdosierten<br />

Kortikosteroid (10 mg Prednison)<br />

kombiniert werden (Ausnahme Abirateron<br />

in der kastrationssensitiven Situation,<br />

wo die Behandlung in Studien mit Prednison<br />

5 mg durchgeführt wurde). In der<br />

Zweitlinientherapie besteht Konsens darüber,<br />

dass nach Anwendung von Abirateron<br />

oder Enzalutamid nachfolgend ein<br />

Taxan verabreicht werden soll. Der direkte<br />

Wechsel von Enzalutamid auf Abirateron<br />

oder umgekehrt wird aufgrund des sehr<br />

geringen Ansprechens nicht empfohlen.<br />

Gemäss Konsens soll Docetaxel in der Dosis<br />

von 75 mg/m 2 und Cabazitaxel initial<br />

mit 20 mg/m 2 (PROSELICA-Studie) jeweils<br />

alle 3 Wochen verabreicht werden. Für die<br />

Drittlinientherapie nach Anwendung von<br />

Abirateron oder Enzalutamid und eines<br />

Taxans konnte bis auf einen Einschluss<br />

dieser Patienten in entsprechende Studien<br />

(in der Schweiz SAKK 08/16) kein<br />

Konsens gefunden werden. Eine Mehrheit<br />

der APCC-Experten votierte für den Einsatz<br />

von Cabazitaxel.<br />

Der Platz für die Verwendung von Radium-223<br />

ist weniger klar. Eine Erstlinien-<br />

Studie mit der Kombination Radium-223<br />

plus Abirateron verglichen mit Abirateron<br />

hat vermehrt Komplikationen und einen<br />

negativen Einfluss auf das Gesamtüberleben<br />

im Kombinationsarm berichtet (ERA-<br />

223 Studie). Gemäss Fachinformation darf<br />

Radium-223 nicht mehr mit Abirateron<br />

kombiniert werden. Eine Studie mit der<br />

Kombination Radium-223 mit Enzalutamid<br />

ist noch am Laufen.<br />

Eine besondere Subgruppe stellen Patienten<br />

mit anaplastischem-neuroendokrinem<br />

Prostatakarzinom mit aggressivem<br />

schlechtem Verlauf dar. Das APCCC<br />

2017 Panel konnte sich nicht auf Faktoren<br />

einigen, die diese Patienten eindeutig charakterisieren.<br />

Diskutierte Kriterien sind:<br />

neuroendokrine Differenzierung, ausschliesslich<br />

viszerale Metastasen, tiefes<br />

PSA bei hoher Tumorlast, prädominant<br />

lytische Knochenmetastasen, kurzes Ansprechen<br />

auf ADT (


Perspektiven<br />

ist die Therapie dieser Patienten: Eine<br />

Mehrheit würde gleich behandeln wie<br />

sonstige mCRPC, eine relevante Minderheit<br />

plädiert jedoch für die Erstlinientherapie<br />

mit Carboplatin in Kombination mit<br />

einem Taxan (beispielsweise Docetaxel<br />

oder Paclitaxel).<br />

Bildgebung beim fortgeschrittenen<br />

Prostatakarzinom<br />

Im Abschnitt zum oligometastasierten<br />

Prostatakarzinom wurde bereits die Bildgebung<br />

mit PSMA-PET-Bildgebung erwähnt.<br />

Der Stellenwert dieser Bildgebung<br />

ist vor allem in der Situation des biochemischen<br />

Rezidivs etabliert, wo bei einem<br />

tiefen PSA von 90 %) und dem verstärkten<br />

Knochenabbau unter ADT ist das Thema<br />

der osteoprotektiven Therapie relevant<br />

[29, 30].<br />

In der nicht-metastasierten Situation<br />

unter Hormontherapie sollen Männer auf<br />

grundsätzliche Themen der Osteoporose-Prophylaxe<br />

aufmerksam gemacht werden<br />

(Bewegung, Beendigung eines Nikotinabusus,<br />

mässiger Alkoholkonsum, Substitution<br />

mit Vitamin D und abhängig von<br />

der Zufuhr über die Ernährung eine Calcium).<br />

Bei nachgewiesener Osteoporose<br />

können entsprechende Medikamente eingesetzt<br />

werden (z.B. 60 mg Denosumab<br />

alle sechs Monate oder Zoledronat alle<br />

zwölf Monate).<br />

In der kastrationssensitiven Situation<br />

mit Knochenmetastasen gelten dieselben<br />

Empfehlungen wie für die nicht-metastasierte<br />

Situation. Es gibt aus grossen klinischen<br />

Studien keinen Vorteil für den<br />

frühen Einsatz von Denosumab 120 mg<br />

oder Zoledronat, im Gegenteil: Mit der<br />

Dauer der knochengerichteten Therapie<br />

steigt das Risiko für Komplikationen wie<br />

Kieferosteonekrose.<br />

In der kastrationsresistenten Situation<br />

kann zur Reduktion des Risikos von<br />

skelettalen Komplikationen Denosumab<br />

oder Zoledronat eingesetzt werden. Hier<br />

ist unklar, ob Männer, die in dieser Situation<br />

eine Erstlinientherapie Enzalutamid<br />

oder Abirateron erhalten und darauf ansprechen,<br />

auch von einer zusätzlichen<br />

knochengerichteten Therapie profitieren.<br />

Des Weiteren sind die optimale Dauer und<br />

Frequenz der Applikation der knochengerichteten<br />

Therapie kaum untersucht.<br />

Wenn immer möglich sollten in der<br />

Schweiz Patienten mit mCRPC und Knochenmetastasten<br />

in die SAKK-96/12-Studie<br />

eingeschlossen werden, die 4-wöchentliche<br />

mit der 12-wöchentlichen Applikation<br />

von Denosumab vergleicht.<br />

Grundsätzlich wird vor Einleiten einer<br />

medikamentösen knochengerichteten<br />

Therapie eine zahnärztliche Kontrolle<br />

empfohlen. Bei Auftreten einer Kieferosteonekrose<br />

wird empfohlen, die knochengerichtete<br />

Therapie permanent zu sistieren<br />

[1, 31].<br />

Pathologie, molekulare<br />

Charakterisierung, Genetik<br />

APCCC17 hat in diesem Bereich drei Themen<br />

aufgegriffen: pathologische Parameter,<br />

die bei einer Prostatektomie im Pathologiebericht<br />

enthalten sein sollten, molekulare<br />

Marker, die aktuell an Tumorzellen<br />

eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms<br />

gemacht werden sollten, und genetische<br />

Beratung und Abklärung bei Verdacht<br />

auf hereditäres Prostatakarzinom.<br />

Die Aufarbeitung eines Prostatektomie-Präparats<br />

mit Lymphadenektomie ist<br />

aufwändig. Vor allem bei lokal fortgeschrittenen<br />

Tumoren sind die Informationen<br />

der Pathologie aber entscheidend für<br />

die Tumorboard-Besprechung, wenn über<br />

eine mögliche adjuvante Therapie diskutiert<br />

wird. Die folgenden Angaben sollten<br />

in jedem Fall im Bericht erwähnt werden:<br />

Gleason Score und Gleason Grade Group,<br />

Ausmass der Tumorinfiltration in der Prostata,<br />

Samenblaseninfiltration, extraprostatische<br />

Ausbreitung, positive Schnittränder<br />

(Anzahl, Länge, Lokalisation und<br />

Gleason-Grad am Schnittrand), Anzahl<br />

und anatomische Region entfernter<br />

Lymphknoten und Anzahl befallener<br />

Lymphknoten. Für befallene Lymphknoten<br />

ist zudem wichtig, ob Mikro- oder Makrometastasen<br />

bzw. eine extranodale Tumorausbreitung<br />

vorliegen.<br />

In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien<br />

kann die Biopsie einer metastatischen<br />

Läsion sinnvoll sein, um eine Entdifferenzierung<br />

in ein gross- oder kleinzelliges<br />

neuroendokrines Karzinom festzustellen<br />

oder um das Vorliegen eines<br />

Zweitmalignoms zu bestätigen. Wichtige<br />

Parameter neben der Morphologie (ein<br />

Gleason Score kann und darf an einer Metastasenbiopsie<br />

eines behandelten Prostatakarzinoms<br />

nicht bestimmt werden) sind<br />

aus Sicht der Experten am APCCC 2017:<br />

Expression von PSA und DNA- und Mismatch-Reparaturproteine<br />

sowie der Nachweis<br />

von somatischen BRCA1-, BRCA2-<br />

und ATM-Mutationen. Alle diese Faktoren<br />

werden als therapeutisch relevant eingestuft.<br />

Patienten mit DNA-Reparaturdefekten<br />

(BRCA1, 2 und ATM) könnten von einer<br />

Platin-basierten Chemotherapie profitieren,<br />

Pa tienten mit Mismatch-Reparaturdefekten<br />

von einer Immuntherapie mit<br />

einem Immun-Checkpoint-Inhibitor<br />

(FDA-Zulassung 2017). Dieses Gebiet entwickelt<br />

sich sehr rasch, und es ist zu erwarten,<br />

dass in den kommenden Jahren<br />

Fortschritte erfolgen und neue Standards<br />

definiert werden.<br />

Bei 10–12 % der Männer mit metastasiertem<br />

Prostatakarzinom liegt eine<br />

Keimbahnmutation in einem DANN-<br />

Reparaturgen vor: am häufigsten im<br />

BRCA2-Gen, seltener in den BRCA1-, ATMund<br />

CHEK2-Genen bzw. in den DNA-Mis-<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 49


Perspektiven<br />

match-Reparaturproteinen. Der Nachweis<br />

einer pathogenen Keimbahnmutation ist<br />

nicht nur für den betroffenen Mann mit<br />

Prostatakarzinom von Bedeutung, sondern<br />

auch für eventuelle Nachkommen.<br />

Die Familienanamnese ist in einem relevanten<br />

Anteil dieser Fälle nicht auffällig<br />

(z.B. gehäuft Mamma- oder Ovarialkarzinome)<br />

und auch das Erkrankungsalter ist<br />

bei vielen dieser Männer nicht richtungsweisend.<br />

Aktuell fehlen Richtlinien für die<br />

genetische Beratung und Abklärung von<br />

Männern mit metastasiertem Prostatakarzinom.<br />

Bereits jetzt sollte bei jedem<br />

Mann mit Prostatakarzinom eine ausführliche<br />

Familienanamnese erhoben und bei<br />

Hinweisen auf Häufung (Brust-, Eierstock-,<br />

Gebärmutter-, Bauchspeicheldrüsen-,<br />

Darm-, Prostata-Karzinom) der Patient<br />

gegebenenfalls für eine genetische<br />

Beratung vorgestellt werden.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Erfreulicherweise sind in der Behandlung<br />

des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms<br />

erhebliche Fortschritte durch eine Vielzahl<br />

klinischer Studien zu verzeichnen.<br />

Leider nehmen andererseits manche medizinische<br />

Entwicklungen rasch Einzug in<br />

die tägliche Praxis, bevor die wissenschaftliche<br />

Evidenz aus klinischen Studien<br />

erbracht ist. Beispiele dafür sind der<br />

zunehmende Einsatz von PSMA-PET-Untersuchungen<br />

in verschiedensten Krankheitssituationen<br />

oder der verbreitete Optimismus,<br />

dass bei einer sogenannten «oligometastasierten»<br />

Erkrankungssituation<br />

fokale Metastasen-gerichtete Therapien<br />

sinnvoll sind. Die Teilnahme an klinischen<br />

Studien oder zumindest der Einschluss<br />

in Register (z.B. für PET-CT) können<br />

Beiträge leisten, damit einige der offenen<br />

Fragen in Zukunft beantwortet werden<br />

können.<br />

Erneut wurde beim APCCC und auch<br />

beim Schweizer Expertentreffen offensichtlich,<br />

dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

ausgebaut werden muss.<br />

Situationen, bei denen aus der Literatur<br />

keine Evidenz vorliegt, müssen in einem<br />

spezialisierten multidisziplinären Tumorboard<br />

besprochen werden. Die nächste<br />

APCCC-Konferenz findet vom 29.–31. <strong>August</strong><br />

<strong>2019</strong> in Basel statt und wird weitere<br />

Themen und offene Fragen in der Behandlung<br />

von Männern mit fortgeschrittenem<br />

Prostatakarzinom aufgreifen (www.apccc.<br />

org).<br />

Kontakt<br />

PD Dr. Aurelius Omlin<br />

Klinik für Onkologie/Hämatologie<br />

Kantonsspital St.Gallen<br />

Rorschacher Strasse 95<br />

9007 St. Gallen<br />

aurelius.omlin@kssg.ch<br />

PD Dr. Richard Cathomas<br />

Abteilung für Onkologie/Hämatologie<br />

Kantonsspital Graubünden<br />

Loestrasse 170<br />

7000 Chur<br />

richard.cathomas@ksgr.ch<br />

Manuskript eingereicht: 09.12.2017<br />

Manuskript angenommen: 07.06.2018<br />

Interessenskonflikte: Das Meeting der Autoren<br />

wurde durch «Unrestricted Grants» der Firmen<br />

Sanofi-Aventis, Astellas, Janssen, Bayer und<br />

Amgen ermöglicht. Die Grants wurden<br />

vollumfänglich an die Schweizerische<br />

Arbeitsgruppe für klinische Krebsforschung<br />

(SAKK) überwiesen.<br />

Es erfolgte keine Honorierung der Autoren.<br />

Individuelle Interessenskonflikte<br />

AO: Advisory role (compensated, institutional):<br />

Astellas, Bayer, Sanofi, Roche, Janssen, MSD,<br />

Molecular Partners. Research support<br />

(institutional): Teva, Janssen. Travel support:<br />

Astellas, Bayer, Sanofi, Janssen. Speaker Bureau<br />

(compensated, institutional): Astellas, Janssen,<br />

Bayer<br />

RC: Advisory Board für Amgen, Astellas, Bayer,<br />

Janssen, MSD, BMS, Roche, Sanofi Aventis,<br />

Novartis, Eisai, Pfizer, Astra Zeneca<br />

AT: Advisory Board, Consultancy (Kompensation<br />

an Institution): Astellas, BMS, MSD,<br />

Janssen, Sanofi Aventis<br />

SG: Advisory Boards / IDMC (compensated):<br />

AAA International, Active Biotech AB IDMC,<br />

Astellas Pharma, Bayer, Bristol-Myers Squibb,<br />

Clovis, Curevac, Dendreon Corporation,<br />

Ferring, Innocrin Pharmaceuticals, Janssen<br />

Cilag, MaxiVAX SA, Millennium Pharmaceuticals,<br />

Orion, Roche, Sanofi Aventis Group.<br />

Advisory Boards (uncompensated): Astellas<br />

Pharma, Bayer, ESSA Pharmaceuticals Corp.,<br />

Nectar, ProteoMediX, Sanofi. Speakers Bureau<br />

(compensated), Janssen, Novartis. Speakers<br />

Bureau (uncompensated): Astellas Pharma,<br />

Janssen, Sanofi Aventis Group. Patent Pending<br />

patent application for a method for biomarker<br />

WO 2009138392 A1<br />

H-P S: Advisory Board: Advisory Board für<br />

Amgen, Astellas und Terumo.<br />

FS: Speaker honoraria and research grants:<br />

Bayer; Sanofi-Aventis (compensation to<br />

institution as research funds), Travel expenses<br />

for congresses: Amgen, Sanofi Aventis Advisory<br />

Role: Sanofi-Aventis, Bayer, Astellas, Janssen-Cilag,<br />

MSD, BMS (compensation to<br />

institution as research funds)<br />

SW: Advisory Boards (Kompensation an<br />

Institution): Astellas, Janssen, Pro Farma,<br />

Menarini.<br />

ER: Advisory Board (compensated): Astra<br />

Zeneca, Astellas, Bayer, Sanofi Aventis, Grasso<br />

Consulting. Unterstützung für Teilnahme an<br />

Kongressen: Astellas, Janssen, Astra Zeneca<br />

DW: Advisory Boards: Ipsen, Siemens, Research<br />

grants: Ipsen, Siemens, Novartis, Travel<br />

expenses for congresses: Ipsen, Bayer<br />

JB: Speakers Honoraria from Astellas, Janssen,<br />

Roche<br />

50<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Bibliografie<br />

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2. Stephenson AJ, Bolla M,<br />

Briganti A et al.: Postoperative<br />

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after radical prostatectomy. Eur<br />

Urol 2012; 61: 443–451.<br />

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Postopera tive radiotherapy after<br />

radical prostatectomy: indications<br />

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Tombal B et al.: Postoperative<br />

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prostatectomy for high-risk<br />

prostate cancer: long-term results<br />

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radiotherapy for pathological<br />

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[Epub ahead of print]<br />

9. Cornford P, Bellmunt J,<br />

Bolla M, et al.: EAU-ESTRO-SIOG<br />

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prostate cancer. Eur Urol 2017;<br />

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10. Network NCC: Prostate<br />

Cancer 2017. Verfügbar unter<br />

https://www.nccn.org/professionals/physician_gls/f_guidelines.asp;<br />

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Bernhard J, et al.: Acute toxicity<br />

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SAKK 09/10. J Clin Oncol 2015; 33:<br />

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12. Carrie C, Hasbini A, de<br />

Laroche G, et al.: Salvage radiotherapy<br />

with or without short-term<br />

hormone therapy for rising<br />

prostate-specific antigen<br />

concentration after radical<br />

prostatectomy (GETUG-AFU 16): a<br />

randomised, multicentre,<br />

open-label phase 3 trial. Lancet<br />

Oncol 2016; 17: 747–756.<br />

13. Shipley WU, Seiferheld W,<br />

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N Engl J Med 2015; 373: 737–746.<br />

16. James ND, Sydes MR,<br />

Clarke NW, et al.: Addition of<br />

docetaxel, zoledronic acid, or both<br />

to first-line long-term hormone<br />

therapy in prostate cancer<br />

(STAMPEDE): survival results from<br />

an adaptive, multiarm, multistage,<br />

platform randomised controlled<br />

trial. Lancet 2016; 387: 1163–11677.<br />

17. James N, de Bono JS,<br />

Spears MR, et al.: Abiraterone for<br />

prostate cancer not previously<br />

treated with hormone therapy. N<br />

Engl J Med 2017; 377: 338–351.<br />

18. Fizazi N, Tran N, Fein L, et<br />

al.: Abiraterone plus prednisone in<br />

metastatic, castration-sensitive<br />

prostate cancer. N Engl J Med 2017;<br />

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19. Tannock IF, de Wit R,<br />

Berry WR, et al.: Docetaxel plus<br />

prednisone or mitoxantrone plus<br />

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metastatic prostate cancer. N Engl<br />

J Med 2013; 369: 213–223.<br />

21. de Bono JS, Oudard S,<br />

Ozguroglu M, et al.: Prednisone<br />

plus cabazitaxel or mitoxantrone<br />

for metastatic castration-resistant<br />

prostate cancer progressing after<br />

docetaxel treatment: a randomised<br />

open-label trial. Lancet 2010; 376:<br />

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22. de Bono JS, Logothetis CJ,<br />

Molina A, et al.: Abiraterone and<br />

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prostate cancer. N Engl J Med 2011;<br />

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23. Ryan CJ, Smith MR, de<br />

Bono JS, et al.: Abiraterone in<br />

metastatic prostate cancer without<br />

previous chemotherapy. N Engl J<br />

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Sandhu S, et al.: DNA-repair<br />

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prostate cancer. N Engl J Med 2015;<br />

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Tunariu N, et al.: METastasis<br />

reporting and cata system for<br />

prostate cancer: practical<br />

guidelines for acquisition,<br />

interpretation, and reporting of<br />

whole-body magnetic resonance<br />

imaging-based evaluations of<br />

multiorgan involvement in<br />

advanced prostate cancer. Eur Urol<br />

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prostate cancer. J<br />

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Smith M, et al.: Denosumab versus<br />

zoledronic acid for treatment of<br />

bone metastases in men with<br />

castration-resistant prostate<br />

cancer: a randomised, double-blind<br />

study. Lancet 2011; 377:<br />

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31. Gillessen S, Omlin A,<br />

Attard G, et al.: Management of<br />

patients with advanced prostate<br />

cancer: recommendations of the St<br />

Gallen Advanced Prostate Cancer<br />

Consensus Conference (APCCC)<br />

2015. Ann Oncol 2015; 26:<br />

1589–1604.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 51


Perspektiven<br />

Der besondere Patient<br />

Des Bären<br />

Leguan<br />

«Jenny ist seit drei Wochen<br />

irgend wie anders, ruhiger.»<br />

Mitfüh lend und mit zitternder<br />

Stimme kamen diese Worte aus<br />

dem Mund des grossen und wahrhaft<br />

stattlichen Tierpflegers, genannt der Bär.<br />

Trotz zahlreicher Leckereien, die sein<br />

Patient schnöde ignorierte, und obwohl<br />

alle sonstigen Haltungsperimeter,<br />

insbesondere Luftfeuchtigkeit und<br />

Temperatur, auf optimal gestellt waren,<br />

trat keinerlei Besserung ein.<br />

Jenny, ein adulter Grüner Leguan<br />

von fast 3 Kilo Gewicht, zeigte ein<br />

reduziertes Allgemeinbefinden mit<br />

Somnolenz, verminderter Aufmerksamkeit<br />

und nur schwachen Abwehrbewegungen.<br />

Die Schleimhäute erschienen<br />

deutlich blass mit leichter Tendenz zur<br />

Gelbfärbung der Skleren. Der Ernährungszustand<br />

war mässig, obgleich der<br />

Leibesumfang vergrössert war.<br />

«Könnte es nicht sein, dass Jenny<br />

tragend ist?» Der verschämte Einwurf des<br />

Tierpflegers war mehr Ausdruck der<br />

verzweifelten Hoffnung denn mögliche<br />

Differenzialdiagnose. «Kontraströntgen,<br />

Sonographie und gegebenenfalls die<br />

Endoskopie werden uns der Diagnose<br />

näher bringen», so die ausweichende<br />

Antwort meinerseits.<br />

Die Röntgenuntersuchung, nativ und<br />

mit Gastrografin, brachte einen massiv<br />

vergrösserten Leberschatten zutage. Die<br />

Miene des Bärs verdunkelte sich.<br />

In der Sonographie konnte eine<br />

erhebliche Menge freier Flüssigkeit in der<br />

Pleuroperitonealhöhle bestimmt werden.<br />

Die Leber war gesamthaft massiv geschwollen,<br />

hyperechogen mit unregelmässigen<br />

Arealen geringer Echogenität.<br />

Der Anblick der Bilder liess das Gesicht<br />

meines Gegenübers erstarren.<br />

Die Coelioskopie mit Biopsie und<br />

nachfolgender Histologie verifizierte die<br />

Diagnose: Ein seltenes malignes Gallengangkarzinom<br />

war die Ursache der<br />

Erkrankung.<br />

Der Patient wurde noch intraoperativ<br />

von seinen Leiden erlöst, und der Bär<br />

bestand darauf, Jenny zu beerdigen.<br />

Prof. Dr. med. vet. Bernd Schildger,<br />

Direktor Tierpark Dählhölzli Bern<br />

Die Fallberichte stammen aus Bernd Schildgers<br />

Zeit als Tierarzt im Zoo Frankfurt.<br />

Coelioskopie Iguana iguana, GallengangsCA 1= Rippenbogen, 2= Ventrikel im Herzbeutel, 3= Leber, 4= Lunge, 5= Transsudat mit Gallenfarbstoffen.<br />

Bild: zvg<br />

52<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Unser Beratungspartnernetz<br />

für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge<br />

Schweizweit in Ihrer Nähe<br />

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Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

www.mediservice-vsao.ch


Vergleichen lohnt sich: Die<br />

gleichen Dinge haben nicht<br />

unbedingt denselben Preis.<br />

Der Gang in die Praxis (4)<br />

Vom Pflästerli bis<br />

zur Genanalyse<br />

Ob Selbstdispensation oder nicht, ob Verbrauchsmaterial<br />

oder Auftragslabor – jede Praxis ist auf Lieferanten und Dienstleister<br />

angewiesen.<br />

Patrick Halter, Dipl. med., MBA EM Lyon, Vorstandsmitglied MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bild: hjschneider/Adobe<br />

54<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Wie viele andere gesundheitspolitischen<br />

Fragen<br />

ist in der Schweiz die Medikamentenabgabe<br />

durch<br />

den Arzt kantonal geregelt. Dort, wo<br />

Selbstdispensation möglich ist, werden<br />

im Gegenzug ärztliche Leistungen tiefer<br />

vergütet (Taxpunktwert) zudem ist eine<br />

Bewilligung der kantonalen Heilmittelkontrolle<br />

notwendig. Erlaubt ist die Abgabe<br />

nur an Patienten, die beim betreffenden<br />

Arzt in Behandlung sind. Damit<br />

die kantonale Heilmittelkontrolle die<br />

Praxisapotheke bewilligt, müssen einige<br />

Voraussetzungen bezüglich Sicherheit,<br />

Lagertemperatur und Hygiene erfüllt<br />

werden.<br />

Die Bewilligung wird im jeweiligen<br />

Kanton für bis zu zehn Jahre erteilt. Es fallen<br />

Kosten von um die 1000 Franken an,<br />

wobei pro Arzt ein Gesuch (auch in Gemeinschaftspraxen)<br />

eingereicht werden<br />

muss. Obligatorisch ist zudem ein Qualitätsmanagement<br />

(QM). Eine Vorlage für<br />

dieses Qualitätsmanagement und weitere<br />

Unterstützung liefert die Vereinigung der<br />

Ärzte mit Patientenapotheke (www.patientenapotheke.ch)<br />

ihren Mitgliedern.<br />

Für eine Praxis mit Selbstdispension<br />

ist der Medikamentengrossist üblicherweise<br />

der vom Umsatz her wichtigste Geschäftspartner.<br />

Deshalb sind die Einkaufskonditionen<br />

zentral. Zahlungen unter der<br />

Hand sowie Rabatte, die nicht an Patienten<br />

weitergegeben werden, sind verboten<br />

und können Gefängnisstrafen nach sich<br />

ziehen. Am einfachsten verhindert man<br />

Schwierigkeiten, indem man nie unter<br />

dem offiziellen Ex-Factory-Preis einkauft.<br />

Auch Gratismuster dürfen Praxen nicht<br />

gegen Geld abgeben. Patienten müssen<br />

die Wahl haben, ob sie die Medikamente<br />

gleich mitnehmen wollen oder lieber ein<br />

Rezept erhalten. Der kantonale Heilmittelinspektor<br />

ist verantwortlich für die Kontrolle<br />

der ärztlichen Medikamentenabgabe.<br />

Er kann unangemeldet in der Praxis<br />

erscheinen.<br />

Praxisbedarf<br />

Unter den Begriff Praxisbedarf fallen Verbrauchsmaterialien<br />

und Kleingeräte, welche<br />

im täglichen Praxisleben benötigt<br />

werden. Seien es Hygieneartikel wie Desinfektionsmittel<br />

oder Papierrollen für die<br />

Liege, aber auch Skalpelle und Pinzetten.<br />

Die grossen, etablierten Lieferanten haben<br />

umfangreiche Kataloge von Geräten<br />

wie Waagen und Thermometern, Verbrauchsmaterial<br />

wie Handschuhen und<br />

alles in der Praxis Erdenkliche.<br />

Die Schnittmenge von Materialien, die<br />

über den Fachhandel oder aber auch im<br />

Supermarkt oder Möbelhaus bezogen werden<br />

kann, ist gross. Ein Preisvergleich<br />

lohnt sich. Bei regelmässiger Bestellung<br />

sind Lieferanten durchaus bereit, 5 bis 10<br />

Prozent Rabatt zu gewähren. Lassen Sie<br />

sich eine Referenzofferte erstellen.<br />

Gewisse Materialien, wie etwa Handschuhe,<br />

Blutentnahmeröhrchen und Butterflys<br />

werden auch durch die Auftragslabors<br />

direkt und kostenfrei geliefert – solange<br />

ein direkter Zusammenhang zur<br />

Entnahme von Analysen besteht.<br />

Auftragslabor<br />

Ein Auftragslabor analysiert in einem professionellen,<br />

externen Betrieb die in der<br />

Praxis abgenommenen Blut-, Urin-, Kotund<br />

Gewebeproben sowie alle denkbaren<br />

sonstigen Tests und biologisches Material.<br />

Im Unterschied zum Praxislabor werden<br />

die Proben zur Analyse von einem Kurier<br />

abgeholt, und die Rechnung für diese<br />

Analyse wird dem Patienten direkt gestellt.<br />

Ein Auftragslabor bietet ein enorm<br />

breites Spektrum von Analysen an, traditionell<br />

in den Bereichen klinische Chemie<br />

und Mikrobiologie, heute aber sicher auch<br />

Genanalysen und Allergologie. Auf der<br />

Website des Verbandes der Medizinischen<br />

Laboratorien Schweiz (FAMH) (www.<br />

famh.ch) findet sich eine Auflistung der<br />

meisten medizinischen Laboratorien.<br />

Für ein Auftragslabor ist eine als Einsender<br />

gewonnene Praxis enorm attraktiv,<br />

weil sie regelmässig Analysen von mehreren<br />

Patienten senden wird. Entsprechend<br />

werden Labors vieles daransetzen, Ärzte<br />

als Einsender zu gewinnen. Nicht jede<br />

Massnahme hierzu ist jedoch legal. Nur<br />

wenn das Labor beispielsweise dank der<br />

Hilfe der Praxis Geld spart, darf der Praxis<br />

der zusätzliche Aufwand im nachvollziehbaren<br />

Rahmen vergütet werden. Gemeint<br />

sind hier beispielsweise die elektronische<br />

Auftragserfassung statt eines Papierformulars<br />

und die Etikettierung der Proben<br />

mit Barcode bereits in der Praxis – beides<br />

auch Massnahmen zur Eliminierung von<br />

Fehlern in der Datenübertragung.<br />

Zwischen Praxis und Auftragslabor<br />

gibt es meist drei Schnittstellen, die gut<br />

funktionieren müssen. Erstens holt der<br />

Kurierdienst normalerweise täglich die<br />

Proben ab. Hier ist eine gut eingespielte<br />

Routine und Rücksicht auf den laufenden<br />

Praxisbetrieb notwendig. Zweitens müssen<br />

die Analysenresultate wieder in die<br />

Praxis kommen. Hierfür gibt es Meldun-<br />

gen auf Papier, per Fax oder E-Mail, aber<br />

am besten ist die automatische elektronische<br />

Einbringung der Daten in die KG des<br />

betreffenden Patienten mit gleichzeitiger<br />

Information des behandelnden Arztes,<br />

dass die Daten da sind. Und drittens muss<br />

bei Rückfragen im Labor eine kompetente<br />

Auskunft erfolgen können – meist mit einer<br />

Interpretationshilfe der Resultate.<br />

Die Serie zum<br />

Praxisstart<br />

Unsere kleine Serie beleuchtet kurz<br />

einige Problemfelder rund um den<br />

Praxisstart. Weitaus ausführlichere<br />

Informationen, Kontaktadressen,<br />

Stellungnahmen usw. zu den Themen<br />

rund um die Praxis finden Sie im<br />

Praxis-Paket.<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Sie<br />

können das Praxis-Paket kostenlos<br />

unter folgendem Link bestellen: www.<br />

mediservice-vsao.ch/praxis-paket. Auf<br />

dieser Seite können Sie auch jederzeit<br />

die einzelnen Kapitel herunterladen,<br />

die Interviews lesen oder via Download<br />

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registrieren.<br />

Weitere Folgen:<br />

• Recht (Ausgabe 5/19)<br />

• Kommunikation und Marketing<br />

(Ausgabe 6/19)<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 55


MEDISERVICE<br />

Briefkasten<br />

Verdoppelte<br />

Verjährungsfrist<br />

Ich arbeite als Arzt selbständig<br />

in einer Einzelpraxis. Wie ich<br />

gehört habe, wird ab 2020 die<br />

Verjährungsfrist bei Personenschäden<br />

verlängert. Was bedeutet das<br />

konkret? Muss ich Vorkehrungen<br />

treffen?<br />

Am 21. Januar 2009 beauftragte der<br />

Bundesrat das Eidg. Justiz- und Polizeidepartement,<br />

eine Vernehmlassungsrevision<br />

für eine Teilrevision des Haftpflichtrechts<br />

vorzubereiten. Im Jahr 2011<br />

schickte der Bundesrat die Revision des<br />

Obligationenrechts in die Vernehmlassung.<br />

An der Sitzung vom 7. November<br />

2018 setzte der Bundesrat das revidierte<br />

Verjährungsrecht auf den 1. Januar 2020<br />

in Kraft. Die Verjährungsfrist beginnt<br />

vom Tage an gerechnet, an welchem das<br />

schädigende Verhalten erfolgte – unabhängig<br />

davon, ob eine vertragliche oder<br />

deliktische Haftung vorliegt. Diese<br />

längere Verjährungsfrist kommt übergangsrechtlich<br />

in allen Fällen zur Anwendung,<br />

in denen die Verjährung nach<br />

bisherigem Recht noch nicht eingetreten<br />

ist. Ärzte sind von der Änderung der<br />

Verjährungsfrist direkt betroffen.<br />

Helvetia<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und<br />

Helvetia arbeiten seit vielen Jahren<br />

erfolgreich zusammen. MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-Mitglieder profitieren von sehr<br />

vorteilhaften Konditionen. Sind Sie<br />

interessiert an einer Versicherungslösung?<br />

Wenden Sie sich an Ihren Ansprechpartner<br />

bei MEDISERVICE:<br />

telefonisch unter 031 350 44 22 oder<br />

per E-Mail: info@mediservice-vsao.ch.<br />

Krankenakten aufbewahren<br />

Aktuell fehlt eine schweizweite Harmonisierung<br />

von Aufbewahrungsfristen. Die<br />

Krankengeschichten müssen in der Regel<br />

während 10 Jahren nach Abschluss der<br />

letzten Behandlung aufbewahrt werden.<br />

Danach kann der Arzt die Akte grundsätzlich<br />

vernichten. Dies gilt jedoch nur<br />

dann, wenn nicht mit einer rechtlichen<br />

Auseinandersetzung zu rechnen ist, wenn<br />

sich also nicht z.B. ein Patient unzufrieden<br />

mit der Behandlung gezeigt oder er<br />

einen entsprechenden Verdacht diesbezüglich<br />

geäussert hat. Gemäss FMH<br />

haben sich die Kantone aktuell noch<br />

nicht entschieden, ob sie die kantonal<br />

geregelten Aufbewahrungsfristen für<br />

Krankengeschichten auf 20 Jahre<br />

erhöhen werden. Allerdings geht der<br />

FMH davon aus, dass die Anpassung<br />

zumindest diskutiert wird. Bis dahin ist<br />

den Ärzten selbst überlassen, ob sie die<br />

Akten wie bis anhin 10 Jahre oder neu 20<br />

Jahre aufbewahren möchten. Der FMH<br />

empfiehlt 20 Jahre.<br />

Nachversicherung/Nachdeckung<br />

Die Verlängerung der Verjährungsfrist hat<br />

vor allem im Zusammenhang mit der<br />

Nachversicherung/Nachdeckung innerhalb<br />

der Haftpflichtversicherung eine<br />

wichtige Bedeutung. Ärzte sollten ihre<br />

aktuelle Versicherungspolice diesbezüglich<br />

überprüfen. Der Regelung kommt<br />

primär bei Aufgabe der Selbständigkeit<br />

oder beim Tod des Versicherungsnehmers<br />

eine praktische Bedeutung zu<br />

(Auflösung der Police). Dies aufgrund des<br />

Anspruchserhebungsprinzips («claims<br />

made»-Prinzip), das definiert, dass<br />

Schäden über die zum Zeitpunkt der<br />

Schadenmeldung aktiven Police abgewickelt<br />

werden, unabhängig vom Zeitpunkt<br />

der Verursachung. Deshalb ist eine<br />

entsprechende Nachversicherung bzw.<br />

Nachdeckung in der Police für solche<br />

Fälle unabdingbar.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Nachdeckung überprüfen<br />

Klären Sie mit Ihrem Versicherungsberater,<br />

ob die 20-jährige Nachdeckung<br />

bereits in Ihrem Versicherungsvertrag<br />

manifestiert ist. Meist wird dies innerhalb<br />

des zeitlichen Geltungsbereichs in<br />

den Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />

oder direkt im Policentext<br />

definiert. Falls nicht, verlangen Sie eine<br />

entsprechende Anpassungsofferte. Zu<br />

empfehlen ist, wie es Helvetia bereits seit<br />

längerem tut, eine Definierung der Dauer<br />

der Nachversicherung mit dem Wortlaut<br />

«… gemäss gesetzlicher Verjährungsfrist».<br />

So wird gewährleistet, dass die jeweils<br />

geltende gesetzliche Verjährungsfrist für<br />

die Nachdeckung Ihrer Versicherung<br />

relevant ist. Helvetia empfiehlt zudem,<br />

vor der Anpassung der entsprechenden<br />

Police auch alle übrigen Vertragsbestandteile<br />

wie Adresse, Anzahl Ärzte (Stellenprozent),<br />

Versicherungssumme, allfällige<br />

Zusatzdeckungen und Selbstbehalt zu<br />

prüfen. Zusätzlich kann, falls nicht<br />

bereits geschehen, eine Kombination<br />

Ihrer bestehenden Haftpflichtversicherung<br />

mit einer Sach- und Technischen<br />

Versicherung erwogen werden. Somit<br />

profitieren Sie je nach Versicherungslösung<br />

zusätzlich von Kombinationsrabatten.<br />

Nicole Villiger,<br />

Underwriter Front<br />

Office Geschäftskunden,<br />

Helvetia<br />

56<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Heikle Fragen<br />

in heiklen<br />

Situationen<br />

Unfälle oder schwere Krankheiten in der eigenen Familie sind die Themen,<br />

mit denen wir uns am liebsten gar nicht befassen. Besonders<br />

schlimm wird es, wenn man sich in solchen Fällen um finanzielle Probleme<br />

kümmern muss.<br />

Hannes Bichsel, Produktmanager bei Visana<br />

Ein heftiger Zusammenprall auf<br />

der Skipiste, ein jäher Sturz<br />

von der Leiter beim Fensterputzen,<br />

eine chronische Krankheit,<br />

die einen in den Rollstuhl zwingt –<br />

und plötzlich ist nichts mehr, wie es bis<br />

anhin war. Was vorher alltäglich war,<br />

klappt von einem Tag auf den anderen<br />

nicht mehr ohne fremde Hilfe. Simple<br />

Dinge wie Treppensteigen, Autofahren<br />

oder Duschen sind nur noch dank Treppenlift,<br />

Umbau des Fahrzeugs und rollstuhlgängiger<br />

Dusche möglich. Das alles<br />

kostet Geld, viel Geld. Geld, das vielleicht<br />

aus einer Kapitalversicherung stammt.<br />

Schaffen Sie sich finanziellen<br />

Spielraum<br />

Eine Unfallkapitalversicherung sichert Ihnen<br />

und Ihren Angehörigen finanziellen<br />

Spielraum bei Invalidität oder Tod durch<br />

Unfall. Die Versicherungssumme können<br />

Sie bei den verschiedenen Anbietern frei<br />

wählen, der Betrag liegt meist zwischen<br />

10 000 und 300 000 Franken. Gut zu wissen:<br />

Nicht alle Versicherer zahlen das Geld<br />

unabhängig von anderen bestehenden<br />

Versicherungen aus, damit es von den Anspruchsberechtigten<br />

nach eigenem Ermessen<br />

eingesetzt werden kann.<br />

Invalidität durch Unfall ist oft mit einer<br />

Progressionsskala versichert, zum Beispiel<br />

250 oder 350 Prozent. Das bedeutet:<br />

Bei einem Invaliditätsgrad von 100 Prozent<br />

und einer Versicherungssumme von<br />

100 000 Franken zahlt der Versicherer<br />

250 000 respektive 350 000 Franken aus.<br />

Krankheiten sind das grössere<br />

Risiko<br />

Wie Sie wissen, führen Krankheiten viermal<br />

häufiger zum Tod und siebenmal häufiger<br />

zu einer Invalidität als Unfälle. In<br />

diesem Fall schützt die Kapitalversicherung<br />

bei Tod oder Invalidität durch Krankheit<br />

Sie und Ihre Familie vor den finanziellen<br />

Folgen einer gravierenden Krankheit.<br />

Im Invaliditätsfall bewahren Sie damit einigermassen<br />

Ihren gewohnten Lebensstandard,<br />

indem Sie mit den ausbezahlten<br />

Versicherungsleistungen beispielweise<br />

die Wohnung oder das Auto umbauen lassen<br />

können.<br />

Exklusive Prämienrabatte<br />

auf die<br />

Zusatzversicherungen<br />

Dank der Partnerschaft des MEDI­<br />

SERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC mit Visana<br />

erhalten Sie und alle Mitglieder in<br />

Ihrem Haushalt einmalige Prämienrabatte<br />

auf die Zusatzversicherungen<br />

der Visana:<br />

• bis zu 20 Prozent Kollektivrabatt auf<br />

die Spitalzusatzversicherung<br />

• 20 Prozent Gesundheitsrabatt auf die<br />

Spitalzusatzversicherung<br />

Unser Geschenk für Sie: Coop­<br />

Gutschein im Wert von 30 Franken<br />

Vereinbaren Sie am besten gleich<br />

einen Beratungstermin und erhalten<br />

Sie als Dankeschön einen Coop-Gutschein<br />

im Wert von 30 Franken.<br />

Gerne beraten wir Sie in einer unserer<br />

90 Visana-Geschäftsstellen oder bei<br />

Ihnen zu Hause. Hier können Sie uns<br />

erreichen:<br />

Visana Services AG<br />

Weltpoststrasse 19<br />

3000 Bern 15<br />

Telefon 0848 848 899<br />

www.visana.ch/hk/ms-vsao<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 57


Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />

abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />

Allianz Suisse<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

Helvetia<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

ZURICH<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Reiseversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Visana<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

AXA-ARAG<br />

• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />

Innova<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />

• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />

Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana<br />

• Krankenzusatzversicherungen<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

• Lebensversicherung<br />

Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />

den Vorteilen und Rabatten.<br />

Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />

dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch


MEDISERVICE<br />

Cyber Crime und<br />

die Schwachstelle<br />

Die Welt wird immer vernetzter:<br />

Bis zum Jahr 2020 werden<br />

50 Milliarden Geräte mit<br />

dem «Internet of Things» vernetzt<br />

sein. Vom Kühlschrank über Radio<br />

und Fernsehen bis hin zum Auto. Das<br />

sind riesige Chancen. Wo Chancen sind,<br />

sind jedoch meistens auch Risiken nicht<br />

weit. Cyberattacken, Datendiebstähle,<br />

Datenbetrug und Systemausfälle sind nur<br />

einige Beispiele für reale Bedrohungen<br />

durch die Digitalisierung, von denen Unternehmen<br />

und Privatpersonen immer<br />

stärker betroffen sind. So betragen die<br />

Kosten für Schäden, die weltweit durch<br />

Cyberattacken entstehen, nach Schätzungen<br />

von Experten bereits mehr als<br />

500 Milliarden Dollar. Offenbar ein lukratives<br />

Geschäft für die Internetkriminellen,<br />

deren Methoden immer perfider werden.<br />

Unternehmen fokussieren sich<br />

meistens auf den Schutz vor spezifischen<br />

Hackerangriffen, die auf das Firmennetzwerk<br />

zielen, wie etwa Viren, Trojaner<br />

oder DDOS-Attacken. Eine Schwachstelle,<br />

die als Einfallstor häufig unterschätzt<br />

wird: Social Engineering, das von<br />

den Kriminellen überall dort eingesetzt<br />

wird, wo Menschen beeinflusst werden<br />

können. Ein begehrtes Ziel sind Mitarbeitende<br />

von Unternehmen, die gezielt getäuscht,<br />

manipuliert oder beeinflusst<br />

werden, um Zugriff auf sensible Daten<br />

oder sogar auf das gesamte IT-System zu<br />

erhalten.<br />

Mensch<br />

Durch die zunehmende Vernetzung der Wirtschaft sind<br />

Unternehmen vermehrt anfällig für Cyberattacken.<br />

Die Methoden der Cyberkriminellen werden dabei<br />

immer perfider und zielen verstärkt auf das Vertrauen<br />

von Mitarbeitenden – Stichwort Social Engineering.<br />

Bernd de Wall, Mediensprecher der Allianz Suisse<br />

Neue Methoden, immense Schäden<br />

Die Social-Engineering-Attacken haben so<br />

wohlklingende Namen wie Fake President<br />

Fraud, Payment Diversion Fraud oder Fake<br />

Identity Fraud. Das tönt auf den ersten<br />

Blick fast harmlos, kann aber teure finanzielle<br />

Folgen für das Unternehmen haben,<br />

wie diese realen Beispiele zeigen:<br />

• Falscher CEO: Erst im Frühling hat der<br />

Fall einer Thurgauer Firma Schlagzeilen<br />

gemacht. Ein unbekannter Täter gab sich<br />

per Mail als Geschäftsführer aus und forderte<br />

eine Sekretärin auf, einen Geldbetrag<br />

auf ein ausländisches Konto zu überweisen.<br />

Die Mitarbeiterin kam der täuschend<br />

echten Aufforderung nach und<br />

überwies rund 80000 Euro für den Kauf<br />

von Maschinen. Anschliessend stellte<br />

sich heraus, dass es sich um ein gefälschtes<br />

Mail handelte und sie einem falschen<br />

CEO auf den Leim gegangen war.<br />

• Umleitung von Zahlungsströmen: Cyberkriminelle<br />

geben – nachdem sie sich<br />

in die Server gehackt haben – als Geschäftspartner<br />

oder Lieferant eines Unternehmens<br />

aus. Mit einem gefälschten<br />

Schreiben teilen sie dem Unternehmen<br />

mit, dass sich die bisher vereinbarte<br />

Bankverbindung geändert habe und der<br />

Zahlungsverkehr nun über die neue<br />

Bankverbindung erfolgen soll. Die Kontaktnummer<br />

im Mail wurde natürlich gefälscht<br />

und ein Anruf landet direkt bei<br />

den Betrügern, sollte ein Mitarbeiter der<br />

Buchhaltung argwöhnisch werden. Das<br />

überwiesene Geld oder die Waren sind<br />

dann schnell auf Nimmerwiedersehen<br />

verschwunden.<br />

• Falsche Identität: Bei einer mittelständischen<br />

Firma meldet sich ein Einkaufsleiter<br />

eines renommierten Unternehmens<br />

aus dem Ausland, der Ware beziehen<br />

möchte. Die Firma verschickt ein<br />

entsprechendes Angebot, auf das der<br />

vermeintliche Interessent eingeht und<br />

eine Zahlung per Rechnung vereinbart.<br />

Die bestellte Ware wird am vereinbarten<br />

Ort im Ausland fristgerecht abgeladen –<br />

auf die Zahlung wartet die Firma aber<br />

vergeblich. Es stellt sich heraus, dass die<br />

Mails gefälscht waren, das ausländische<br />

Unternehmen wusste nichts von einer<br />

Warenbestellung. Die Ware war weg, der<br />

Schaden blieb.<br />

Gezielter Schutz vor Cyber Crime<br />

«Social Engineering ist eine perfide, aber<br />

aus Sicht der Angreifer sehr erfolgreiche<br />

Methode, um die IT-Sicherheitsstandards<br />

eines Unternehmens auszuhebeln und<br />

sensible Informationen zu stehlen», skizziert<br />

Gregor Huber, Leiter Unternehmensversicherungen<br />

der Allianz Suisse, das Gefahrenpotenzial.<br />

«Unternehmen können<br />

nicht auf die gängigen Abwehrmechanismen<br />

von Anti-Viren-Programmen oder<br />

Software setzen, um derartige Attacken<br />

abwehren zu können, denn die Hacker<br />

machen sich vor allem eines zunutze – die<br />

menschliche Schwäche.» Umso wichtiger<br />

ist es also, sich gegen die neuen Risiken zu<br />

schützen.<br />

Allianz<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und<br />

Allianz Suisse arbeiten seit vielen Jahren<br />

erfolgreich zusammen. Ihr Mehrwert<br />

als Mitglied bei MEDISERVICE:<br />

vorteilhafte Konditionen beim Abschluss<br />

einer Versicherung bei der<br />

Allianz Suisse. Weitere Informationen<br />

finden Sie hier: https://partner.allianz.ch/<br />

de/mediservice/<br />

Allianz Suisse<br />

Firmen-/Verbandsvergünstigungen<br />

+41 58 358 50 50<br />

verguenstigungen@allianz.ch<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 59


Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />

Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />

verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />

Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />

www.mediservice-vsao.ch


VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

Geschäftsjahr 2018 der<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Christoph Rytz, Leiter der Geschäftsstelle<br />

Liebe Versicherte<br />

Der Stiftungsrat hat an seiner<br />

Sitzung vom 13. Juni <strong>2019</strong> die<br />

Jahresrechnung 2018 sowie den<br />

Geschäftsbericht 2018 genehmigt. Damit<br />

ist das Geschäftsjahr 2018 für die Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong> definitiv abgeschlossen.<br />

Mit der in diesem Journal enthaltenen<br />

Beilage «Geschäftsbericht 2018 –<br />

Kurzversion» wollen wir Sie, liebe Versicherte,<br />

über die wichtigsten Kennzahlen<br />

wie den Deckungsgrad und die Verzinsung<br />

der Alterssparkapitalien informieren.<br />

Der komplette Geschäftsbericht 2018<br />

steht Ihnen auf unserer Website zur Verfügung<br />

– www.vorsorgestiftung-vsao.ch.<br />

Übrigens, wussten Sie, dass die Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong> auch Hypotheken vergibt?<br />

Wenn Sie einen Wohnungs- oder<br />

Hauskauf planen, so können wir Ihnen bei<br />

der Finanzierung des Eigenheims behilflich<br />

sein. Die Richtlinien über die Vergabe<br />

von Hypotheken sowie das Antragsformular<br />

finden Sie ebenfalls auf unserer Website.<br />

Die attraktiven Zinssätze sind untenstehend<br />

aufgeführt.<br />

Möchten Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus<br />

verkaufen? Unsere 100-prozentige<br />

Hypothekarzinssätze<br />

Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte gültig ab 01.07.<strong>2019</strong><br />

Nächste Überprüfung der Hypothekarzinssätze 01.10.<strong>2019</strong><br />

3-Monats-Libor-Hypothek in CHF max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />

Variable Hypothek 1. Rang max. 70% des Belehnungswertes 1,750%<br />

Variable Hypothek 2. Rang<br />

max. 10% des Belehnungswertes<br />

(amortisationspflichtig)2,000%<br />

Festhypothek, Laufzeit 5 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />

Festhypothek, Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1,000%<br />

Änderungen der Zinskonditionen bleiben vorbehalten.<br />

Tochterfirma PK Immo AG hilft Ihnen<br />

gerne dabei – www.pkimmoag.ch.<br />

Ich wünsche Ihnen weiterhin ganz<br />

schöne und sonnige Sommertage.<br />

Zusatzversicherungen künden?<br />

Erste Hilfe<br />

für Menschen mit<br />

letzter Hoffnung<br />

www.msf.ch<br />

PK 12-100-2<br />

Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung/<br />

Spital halbprivat bzw. privat) und mit einem Wechsel liebäugeln, müssen<br />

Sie die Kündigungsfristen beachten. Im Gegensatz zur Grundversicherung gelten<br />

andere, längere Fristen. In der Regel betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.<br />

Zunehmend werden jedoch längere Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart. Daher<br />

sollte man rechtzeitig eine Überprüfung seiner Zusatzversicherung vornehmen. Eine<br />

Kündigung ist unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit möglich.<br />

Im Gegensatz zur Grundversicherung sind die Leistungen in der Zusatzversicherung<br />

von Krankenkasse zu Krankenkasse verschieden. In der Zusatzversicherung können die<br />

Krankenkassen die Prämie risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter und Geschlecht,<br />

gestalten. Entsprechend dürfen Vorbehalte angebracht werden oder es kann eine Ablehnung<br />

erfolgen. Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende Zusatzversicherung<br />

künden, ohne dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen Versicherers vorliegt.<br />

Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer zusammen und können Ihnen dank<br />

unsern Kollektivverträgen vorteilhafte Angebote unterbreiten.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC, Tel. 031 350 44 22,<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 61


Logo_Q-Publikation_D_2018_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />

Impressum<br />

Kontaktadressen der Sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 4 • 38. Jahrgang • <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold,<br />

Kerstin Jost, Léo Pavlopoulos, Lukas Staub,<br />

Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäfts ausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig<br />

(Vize präsidentin), Angelo Barrile (Vizepräsident),<br />

Nora Bienz, Christoph Bosshard,<br />

Marius Suter, Dina-Maria Jakob, Helen<br />

Manser, Gert Printzen, Miodrag Savic, Sergio<br />

Sesia, Jana Siroka, Robin Walter (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Titelillustration<br />

Till Lauer<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />

Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 300 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2018: 21 893 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />

inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5/<strong>2019</strong> erscheint im Oktober <strong>2019</strong>.<br />

Thema: Transparent<br />

© <strong>2019</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR<br />

ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />

info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />

marie.maulini@h-ju.ch<br />

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier,<br />

Jurist, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />

Geschäftsführerin, Rämistrasse 46, 8001 Zürich, Tel. +41 44 941 46 78,<br />

susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

Publikation<strong>2019</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

62<br />

4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


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