VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2019
Signale - Börsencrash, Botenstoffe und Funkfeuer
Endokrinologie - Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen
Urologie - Prostatakarzinom
Politik - NR-Wahlen 2019: unsere Kandidaten
Signale - Börsencrash, Botenstoffe und Funkfeuer
Endokrinologie - Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen
Urologie - Prostatakarzinom
Politik - NR-Wahlen 2019: unsere Kandidaten
VSAO Nr. 4, August 2019 Journal Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Signale Börsencrash, Botenstoffe und Funkfeuer Seite 20 Endokrinologie Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen Seite 39 Urologie Prostatakarzinom Seite 44 Politik NR-Wahlen 2019: unsere Kandidaten Seite 6
- Seite 2 und 3: Politik RUNDuMsSCHUTZ FÜR ÄRZTINn
- Seite 4 und 5: Politik STS 0292 LE VIGARO 293 / 05
- Seite 6 und 7: Politik Der Herz- und Nierentest Si
- Seite 8 und 9: Anzeigen · Neue Station für psych
- Seite 10 und 11: Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
- Seite 12 und 13: Personal fällt aus Wenig Zeit für
- Seite 14 und 15: Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
- Seite 16 und 17: Ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt Di
- Seite 18 und 19: VSAO Feedback-Pool (D)ein kleiner,
- Seite 20 und 21: Fokus Wenn nicht verhindern, so doc
- Seite 22 und 23: Your career starts here. Samstag, 2
- Seite 24 und 25: Fokus Ob Hirsch oder Hahn: Nur wer
- Seite 26 und 27: Anzeigen sparen Als Mitglied von ME
- Seite 28 und 29: Fokus sowie Sonderzeichen durch ein
- Seite 30 und 31: Fokus Auf der Suche nach einem Echo
- Seite 32 und 33: Fokus auditiven Reizen. EKP werden
- Seite 34 und 35: Fokus dings wurde der Mars vom Wett
- Seite 36 und 37: Fokus Wo ist die Glocke? Infolge Un
- Seite 38 und 39: Anzeigen Jetzt online Prämie berec
- Seite 40 und 41: Perspektiven Systematische Beschrei
- Seite 42 und 43: Anzeigen Lachen und Träume für un
- Seite 44 und 45: Perspektiven Aus der «Praxis» * B
- Seite 46 und 47: Perspektiven husiasmus auf diesem G
- Seite 48 und 49: Perspektiven ist Abirateron bevorzu
- Seite 50 und 51: Perspektiven match-Reparaturprotein
<strong>VSAO</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 4, <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />
Journal<br />
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Signale<br />
Börsencrash,<br />
Botenstoffe<br />
und Funkfeuer<br />
Seite 20<br />
Endokrinologie<br />
Behandlung<br />
der Schilddrüsenerkrankungen<br />
Seite 39<br />
Urologie<br />
Prostatakarzinom<br />
Seite 44<br />
Politik<br />
NR-Wahlen <strong>2019</strong>:<br />
unsere Kandidaten<br />
Seite 6
Politik<br />
RUNDuMsSCHUTZ<br />
FÜR ÄRZTINnEN UND<br />
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Inhalt<br />
Editorial<br />
5 Senden, empfangen, verstehen<br />
Politik<br />
6 Der Herz- und Nierentest<br />
Weiterbildung /<br />
Arbeitsbedingungen<br />
10 Eine Rose für weniger Bürokratie<br />
11 Reiseführer der anderen Art<br />
13 Auf den Punkt gebracht<br />
14 Lesen lernen<br />
<strong>VSAO</strong><br />
15 Neues aus den Sektionen<br />
19 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
Fokus: Signale<br />
20 Wenn nicht verhindern, so doch<br />
vermindern<br />
24 Ohne Kommunikation kein Leben<br />
27 Die Flaggen haben nicht ausgedient<br />
30 Auf der Suche nach einem Echo<br />
33 Eine Million Badewannen und ein<br />
Fisch<br />
35 Auf dem schnellsten Weg zum Ziel<br />
Perspektiven<br />
39 Aktuelles aus der Endokrinologie –<br />
Schilddrüse: Viele Pfeile im Köcher<br />
44 Aus der «Praxis»: Behandlung des<br />
fortgeschrittenen Prostatakarzi noms –<br />
eine interdisziplinäre Empfehlung<br />
52 Der besondere Patient<br />
MEDISERVICE<br />
54 Der Gang in die Praxis (4):<br />
Vom Pflästerli bis zur Genanalyse<br />
56 Briefkasten<br />
57 Heikle Fragen in heiklen Situationen<br />
59 Cyber Crime und die Schwachstelle<br />
Mensch<br />
VORSORGESTIFTUNG<br />
<strong>VSAO</strong><br />
61 Geschäftsjahr 2018 der Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong><br />
62 Impressum<br />
Anzeige<br />
Vertrauen<br />
CH-3860 Meiringen<br />
Telefon +41 33 972 81 11<br />
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Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />
Ärztliche Leitung:<br />
Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />
Wo Patienten auch Gäste sind.
Politik<br />
STS 0292<br />
LE<br />
VIGARO<br />
293<br />
/ 05.<strong>2019</strong><br />
Mehr als ein Newsletter für Labormedizin<br />
Dr. med. Edouard H. Viollier, FMH Innere Medizin<br />
Dominic Viollier, lic. oec. HSG<br />
Zink<br />
Ein essenzielles Spurenelement<br />
Hintergrund<br />
Zink reguliert über 300 Enzyme. Bei Senioren, Vegetariern, Veganern und nach Darmresektionen<br />
besteht ein erhöhtes Risiko für einen Zinkmangel mit Auswirkungen auf Gesundheit und<br />
Leistungsfähigkeit. Eine zu hohe Zinkaufnahme kann dagegen zu Kupfermangel und Störungen<br />
von Blutbildung, Eisen- und Calciumstoffwechsel führen, so dass eine Substitution stets<br />
überwacht werden sollte. Dies gilt auch bei der Einnahme zinkhaltiger Nahrungsergänzungsmittel.<br />
Diese werden von bis zu 20% der Erwachsenen konsumiert und können eine 1 – 3 Mal<br />
höhere Resorptionsrate haben als natürlich vorkommendes Zink. Auch liegt die Dosierung oft<br />
über den empfohlenen 13.7 mg pro Tag. Tagesbedarf: Männer 10 mg, Frauen 7 mg, Schwangere<br />
/ Stillende 11 mg, Kinder 3 – 7 mg.<br />
Symptome<br />
Zinkmangel<br />
Kontrollieren<br />
beim Substituieren<br />
Haare<br />
Haarausfall<br />
Haut<br />
Verzögerte Wundheilung<br />
Akrodermatitis<br />
Fortpflanzungsorgane<br />
Unfruchtbarkeit<br />
Hypogonadismus<br />
Oligospermie<br />
Nägel<br />
Brüchigkeit<br />
Gehirn / Nerven<br />
Ataxie<br />
Desorientierung<br />
Depression<br />
Nachtblindheit<br />
Verlust von Geruchs- / Geschmackssinn<br />
Immunsystem<br />
Thymusatrophie<br />
Erhöhte Infektionsrate<br />
Vermindertes Wachstum<br />
Zinkintoxikation<br />
Indikation<br />
Methode<br />
Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen, Blutbildungsstörungen, Störungen im<br />
Kupfer-, Eisen- und Calciumstoffwechsel<br />
• Ältere Personen<br />
• Malnutrition / Malabsorption<br />
• Vegetarier / Veganer<br />
• Vor Einnahme von Zink<br />
• Unter Zinksubstitution: Kontrolle von Zink, Kupfer, Ferritin und Calcium<br />
Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS)<br />
Material Plasma Spurenelemente-Tube, blau (15) Urin Spoturin-Tube ohne Konservierungsmittel (52)<br />
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Preis CHF 44.– CHF 46.50<br />
Information Literatur auf Anfrage<br />
Dr. phil. II Lila Tomova, MSc. in Ecology, Stv. Leiterin Spezialanalysen<br />
Dr. phil. II Maurus Curti, Spezialist für Labormedizin FAMH, Leiter Spezialanalysen<br />
Dr. med. Uta Deus, Fachärztin für Innere Medizin, Kandidatin Spezialistin für Labormedizin FAMH, Corelab<br />
Dr. sc. nat. ETH Stefano Longoni, Spezialist für Labormedizin FAMH, MHA, Bereichsleiter Produktion dezentral und Qualitätssicherung<br />
Redaktion<br />
Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizin FAMH, Bereichsleiter Produktion zentral
Editorial<br />
Senden,<br />
empfangen,<br />
verstehen<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz – man muss nicht<br />
bei den Pfadfindern gewesen sein, um dieses Signal zu<br />
entschlüsseln. Ebenso unmissverständlich sind die auf<br />
Grün geschaltete Ampel oder die gefletschten Zähne und<br />
das bedrohliche Knurren eines Rottweilers. Aber selbst die eindeutigsten<br />
Signale nützen wenig, wenn sie nicht empfangen werden. So<br />
geschehen beim Untergang der Titanic: Diese setzte zwar unablässig<br />
den Notruf SOS ab, ein sich in der Nähe befindendes Schiff reagierte<br />
aber nicht darauf, weil die Bordfunkstelle nicht besetzt war.<br />
Unser Schwerpunkt handelt von Signalen aller Art, verständlichen und<br />
unverständlichen, erhörten, unerhörten und von solchen, die man<br />
nicht wahrnehmen will. Wie zum Beispiel die Warnzeichen im Vorfeld<br />
von Börsencrashs und Wirtschaftskrisen. Andere Signale wiederum<br />
werden zwar gesucht, jedoch bislang erfolglos: Von ihnen berichtet der<br />
Astrophysiker Ben Moore. Der Evolutionsbiologe André Langaney<br />
zeigt auf, dass ohne Signale und der auf ihnen basierenden Kommunikation<br />
kein Leben möglich ist. Einzelne Vitalzeichen machen aber<br />
noch kein Leben im umfassenden Sinn aus. Bei Menschen im Wachkoma<br />
muss nach kleinsten Signalen eines erhaltenen Bewusstseins<br />
gesucht werden, die es den Patienten erlauben, eine Verbindung zur<br />
Umwelt aufzunehmen. Trotz moderner Kommunikationstechnologie<br />
sind Morsezeichen und Flaggenalphabet nicht in der Versenkung<br />
verschwunden, wie ein Beitrag der deutschen Marine beweist.<br />
Die Signale mehren sich: Im Herbst stehen die eidgenössischen Parlamentswahlen<br />
an. Im Politikteil fühlen wir zwei Kandidaten aus dem<br />
Kreis der <strong>VSAO</strong>-Mitglieder auf den Zahn. <strong>VSAO</strong>-Co-Vizepräsident<br />
Angelo Barrile tritt zur Wiederwahl in den Nationalrat an. Neu in die<br />
grosse Kammer einziehen möchte auch die Kinderchirurgin Bettina<br />
Balmer.<br />
In der Beilage zu dieser Ausgabe befindet sich eine Kurzversion des<br />
Geschäftsberichts 2018 der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>. Selbst wenn die<br />
Pensionierung für die meisten Leserinnen und Leser noch in weiter<br />
Ferne liegt und die Zeichen alles andere als auf Sturm stehen, lohnt<br />
sich die Lektüre alleweil.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 5
Politik<br />
Der Herz- und<br />
Nierentest<br />
Sie will es wissen – er weiss es schon: wie es ist, im Nationalrat zu sitzen.<br />
Was aber weiss man von ihnen? Die <strong>VSAO</strong>-Kandidaten<br />
Bettina Balmer und Angelo Barrile mit ihren Zielen und Ambitionen<br />
im Lackmustest des «Journals».<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Bettina Balmer<br />
Die Kinderchirurgin und Familienfrau sitzt seit 2015 für die<br />
FDP im Zürcher Kantonsrat. Zuvor war die 53-Jährige auf<br />
kommunaler Ebene kurz Gemeinderätin. Am 24. März <strong>2019</strong> ist<br />
sie – mit Empfehlung der lokalen <strong>VSAO</strong>-Sektion – ins Kantonsparlament<br />
wiedergewählt worden. Dort gehört sie der Aufsichtskommission<br />
für Bildung und Gesundheit an sowie der<br />
Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit.<br />
Angelo Barrile<br />
Geboren 1976 in Winterthur, lebt der Sohn einer italienischen<br />
Arbeiterfamilie heute wie Bettina Balmer in Zürich. Früh fand<br />
der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin zur Politik. Nach<br />
SP-internen Mandaten war er von 2010 bis 2015 ebenfalls<br />
Kantonsrat. Bei den letzten eidgenössischen Wahlen gelang<br />
ihm der Sprung in den Nationalrat, wo er ein Mandat in der<br />
Staatspolitischen Kommission hat.<br />
Bilder: zvg<br />
6<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Politik<br />
Bettina, warum sollen die <strong>VSAO</strong>-Mitglieder gerade Dich in<br />
den Nationalrat wählen?<br />
Als Kinderchirurgin und Mutter von drei Kindern finde ich die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig. Ausserdem setze<br />
ich mich gegen die ausufernde Bürokratie im Ärztealltag ein.<br />
Noch immer arbeitet die Hälfte der jungen Ärzte länger, als<br />
das Gesetz erlaubt. Was sagst Du dazu?<br />
Das Gesetz ist einzuhalten, weil junge Ärztinnen und Ärzte auch<br />
ohne viele Überstunden Zeit für ihre Patienten und eine gute Weiterbildung<br />
haben sollten.<br />
«Ich finde die Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie wichtig. Ausserdem<br />
setze ich mich gegen die ausufernde<br />
Bürokratie im Ärztealltag<br />
ein.»<br />
Bettina Balmer, FDP-Mitglied, Zürich<br />
Gegen die überlangen Arbeitszeiten wehrt sich der <strong>VSAO</strong> unter<br />
anderem mit der Kampagne «Medizin statt Bürokratie!».<br />
Wie wichtig ist dieses Thema für Dich?<br />
Die <strong>VSAO</strong>-Kampagne setzt am richtigen Ort an. Ich finde das Thema<br />
sehr wichtig und habe darum diese Forderung bereits mehrfach<br />
im Zürcher Kantonsrat gestellt, zum Beispiel im Rahmen<br />
meiner Rede zum Jahresbericht der kantonalen Spitäler.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt unseres Verbands ist die Zulassungssteuerung<br />
(siehe Kasten S. 9). Was hast Du da für eine<br />
Meinung?<br />
In der Medizin ist Sprachkompetenz wichtig. Ich erachte mindestens<br />
drei Jahre Tätigkeit in der beantragten Fachdisziplin an einer<br />
anerkannten Weiterbildungsstätte und eine Sprachprüfung<br />
als zielführend und sinnvoll – so wie es der <strong>VSAO</strong> fordert.<br />
Wo besteht aus Deiner Sicht bei der Weiterbildung politisch<br />
Handlungsbedarf? Stichworte Qualität, Sprachkompetenzen<br />
und freie Wahl der Fachrichtung.<br />
In Zeiten von «ambulant vor stationär» braucht es vermehrt ambulante<br />
Weiterbildungsstätten. Dazu habe ich im Kantonsrat ein<br />
Postulat eingereicht. Qualität heisst auch mehr Zeit für Patienten<br />
und weniger Zeit im Büro. Die freie Wahl der Fachrichtung ist zentral;<br />
eine freie Berufswahl ist ein Grundrecht.<br />
Auf Deiner Website steht das Motto «Freisinnig liberal heisst<br />
offen in die Zukunft blicken». Was heisst das im Fall des Gesundheitswesens?<br />
Ich bin offen für neue Methoden in der Medizin. Wir müssen die<br />
Herausforderungen der Zukunft jetzt unvoreingenommen und<br />
lösungsorientiert anpacken: Vereinbarkeit von Beruf und Familie,<br />
Nutzung von E-Health unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes,<br />
Zugang zur Grundversorgung für alle, hochspezialisierte<br />
Medizin nur an den dafür qualifizierten Orten.<br />
Angelo, warum brauchen die <strong>VSAO</strong>-Mitglieder gerade Dich<br />
auch die nächsten vier Jahre im Nationalrat?<br />
Im Parlament spricht man vor allem über die Kosten der Gesundheitspolitik.<br />
Die Sicht der davon Betroffenen, darunter die Ärzteschaft,<br />
ist dabei deutlich untervertreten. Ihnen gebe ich eine Stimme.<br />
Was hast Du in der letzten Legislatur für unsere Verbandsanliegen<br />
erreicht?<br />
Heute kennt man den <strong>VSAO</strong> im Bundeshaus viel besser, und er wird<br />
als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen. Bei der Diskussion<br />
über das Arbeitsgesetz habe ich unterstrichen, dass nicht die<br />
Aufweichung, sondern die Einhaltung das Thema sein muss. Denn<br />
gerade bei unseren Mitgliedern geht es bei zu langen Arbeitszeiten<br />
nicht nur um die Gefährdung der eigenen Gesundheit, sondern<br />
auch um die Sicherheit Dritter: der Patientinnen und Patienten.<br />
Noch immer arbeitet die Hälfte der jungen Ärzte länger, als<br />
das Gesetz erlaubt. Was sagst Du dazu?<br />
Das ist inakzeptabel. Deshalb habe ich eine Motion eingereicht,<br />
damit das Arbeitsgesetz in den Spitälern endlich schweizweit respektiert<br />
wird. Leider ist sie im Nationalrat nicht behandelt und<br />
im Juni nach zwei Jahren abgeschrieben worden. Da die Angriffe<br />
auf das Arbeitsgesetz aber andauern, müssen wir uns weiterhin<br />
auf allen Ebenen für die Einhaltung einsetzen.<br />
Gegen die überlangen Arbeitszeiten wehrt sich der <strong>VSAO</strong> unter<br />
anderem mit der Kampagne «Medizin statt Bürokratie!».<br />
Wie wichtig ist dieses Thema für Dich?<br />
Absolut wichtig, denn ein grosser Teil der (illegalen) Überstunden<br />
entsteht auch durch zu viel Bürokratie. Der <strong>VSAO</strong> zeigt dazu<br />
Lösungen auf. Eine administrative Entlastung darf jedoch nicht<br />
zur Folge haben, dass die Ärztinnen und Ärzte nun einfach mehr<br />
Patienten behandeln sollen!<br />
Ein weiterer Schwerpunkt unseres Verbands ist die Zulassungssteuerung<br />
(siehe Kasten nächste Seite). Deine Partei,<br />
die SP, und ihr Bundesrat Alain Berset vertreten bei diesem<br />
Thema zum Teil andere Standpunkte als der <strong>VSAO</strong>. Was hast<br />
Du selber für eine Meinung?<br />
Ich bringe den ärztlichen Standpunkt bei der SP ein, und es ist mir<br />
auch schon gelungen, die Haltung meiner Fraktion zu ändern –<br />
gerade bei diesem Geschäft. Es kommt indes vor, dass ich mit<br />
meiner Meinung nicht durchdringe und im Sinne eines Kompromisses<br />
dann mit der Gesamtfraktion stimme. Was die Kernanliegen<br />
des <strong>VSAO</strong> bei der Zulassungssteuerung betrifft, ist das allerdings<br />
bisher nicht eingetreten.<br />
Wo besteht aus Deiner Sicht bei der Weiterbildung politisch<br />
Handlungsbedarf? Stichworte Qualität, Sprachkompetenzen<br />
und freie Wahl der Fachrichtung.<br />
Insbesondere bei der Qualität liegt der Teufel im Detail: Wie wird<br />
sie in der Medizin gemessen? Wie könnten Sanktionen aussehen?<br />
Bezüglich Weiterbildung liegt die Verantwortung beim Schweizerischen<br />
Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF), also<br />
bei der Ärzteschaft selber. Bei den Sprachkompetenzen kann ich<br />
nicht verstehen, wieso beim Medizinalberufegesetz (MedBG) aktuell<br />
die Matur als Nachweis für die ausreichende Kenntnis einer<br />
anderen Landessprache nicht mehr reichen soll. Doch ich bin op-<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 7
Anzeigen<br />
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psychosomatische Rehabilitation<br />
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Dr. med. Salih Muminagic, MBA<br />
Wo Patienten auch Gäste sind.<br />
ALLGEMEINE<br />
INNERE MEDIZIN<br />
13. – 16.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
32 Credits SGAIM<br />
(via Livestream: max. 8 Credits<br />
SGAIM pro Jahr + 20 erweiterte Credits)<br />
29.01. – 01.02.2020, Basel<br />
32 h<br />
INNERE MEDIZIN<br />
03. – 07.12.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
40 h<br />
PÄDIATRIE<br />
28. – 30.10.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
24 Credits SGP / 24 Credits SGAIM<br />
(via Livestream: 24 Credits SGP /<br />
max. 8 Credits SGAIM pro Jahr +<br />
13 Credits für erweiterte<br />
Fortbildung)<br />
EKG<br />
28. – 31.10.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
28 h<br />
ONKOLOGIE /<br />
HÄMATOLOGIE<br />
08. – 09.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
16 Credits SGMO /<br />
16 Credits SGH / 15 Credits SGAIM<br />
KARDIOLOGIE<br />
08. – 09.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
15 h<br />
ALLERGOLOGIE<br />
11. – 12.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
16 h<br />
DIABETES<br />
28. – 30.11.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
21 Credits SGED / 6 Credits SVDE /<br />
19 Credits SGAIM<br />
PSYCHOLOGIE<br />
04. – 07.12.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
24 Credits SGPP /<br />
28 Credits SAPPM / 28 Credits ASP /<br />
32 Stunden FSP / SBAP anerkannt<br />
PNEUMOLOGIE<br />
06. – 07.12.<strong>2019</strong>, Zürich<br />
13 Credits SGP / 13 Credits SGAIM<br />
Update Refresher<br />
Veranstaltungsorte<br />
Technopark Zürich | Novotel Zürich City West | Congress Center Basel<br />
Information / Anmeldung<br />
Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch | www.fomf.ch<br />
– Teilnahme vor Ort oder via Livestream
Politik<br />
Bitte kommentiere die folgenden Aussagen nur mit Ja oder<br />
Nein. Einmal darfst Du einen Joker einsetzen (= kann/will ich<br />
nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten).<br />
Viele Ärzte verdienen zu viel.<br />
Nein.<br />
Die Politiker verstehen die Anliegen der Ärzte nicht.<br />
Ja.<br />
Die Ärzte verstehen die Anliegen der Politiker nicht.<br />
Nein.<br />
Die Ärzte sind selber schuld an ihrem schlechten Image bei<br />
den Politikern.<br />
Nein.<br />
Die Politik darf nicht in die Tarifautonomie der Tarifpartner<br />
eingreifen.<br />
Ja.<br />
Ich akzeptiere Kostenbremsen, wenn dafür die freie Arztwahl<br />
erhalten bleibt.<br />
Joker<br />
Das Problem sind nicht die Kosten, sondern die Finanzierung<br />
des Gesundheitswesens.<br />
Ja.<br />
Der grösste Feind der Ärztin ist die Krankenkasse.<br />
Nein.<br />
Und zum Schluss: Was willst Du als Erstes im Parlament tun,<br />
wenn Du als Nationalrätin gewählt wirst?<br />
Ich werde mich für eine zukunftsfähige Zulassungssteuerung in<br />
der Medizin einsetzen. Ich will eine ideale und gerechte Lösung<br />
für Patientinnen und Patienten sowie für die Ärzteschaft.<br />
timistisch, dass wir in Zukunft wieder in anderen Landesteilen<br />
ohne teuren zusätzlichen Sprachnachweis arbeiten können.<br />
Du setzt Dich für den Schutz und die Rechte von Minderheiten<br />
und Schwachen ein. Was heisst das im Fall des Gesundheitswesens?<br />
In der Gesundheitspolitik sind die Patienten die Schwächsten. Ich<br />
kämpfe dafür, dass nicht zulasten von Kranken Kosten gespart<br />
werden. Es ist uns im Parlament zum Beispiel gelungen, eine Erhöhung<br />
der Minimalfranchisen zu bodigen. Und ich sitze im Komitee<br />
der SP-Prämienentlastungsinitiative, die der <strong>VSAO</strong> unterstützt.<br />
Die Prämienverbilligungen sollen für die finanzschwachen<br />
Haushalte wieder eine tatsächliche Entlastung werden.<br />
«Es ist inakzeptabel, dass viele<br />
jungen Ärztinnen und Ärzte länger<br />
als erlaubt arbeiten müssen.»<br />
Angelo Barrile, SP-Mitglied, Zürich<br />
Bitte kommentiere die folgenden Aussagen nur mit Ja oder<br />
Nein. Einmal darfst Du einen Joker einsetzen (= kann/will ich<br />
nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten).<br />
Viele Ärzte verdienen zu viel.<br />
Joker<br />
Die Politiker verstehen die Anliegen der Ärzte nicht. <br />
Ja.<br />
Die Ärzte verstehen die Anliegen der Politiker nicht.<br />
Ja.<br />
Die Ärzte sind selber schuld an ihrem schlechten Image bei<br />
den Politikern.<br />
Ja.<br />
Die Politik sollte nicht in die Tarifautonomie der Tarifpartner<br />
eingreifen.<br />
Ja.<br />
Zulassungssteuerung: Ziel erreicht?<br />
Wann dürfen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz als Selbständige<br />
arbeiten? In der Sommersession hat der Ständerat die<br />
Regeln beraten, die ab Mitte 2021 gelten sollen. Dabei fand der<br />
<strong>VSAO</strong> Gehör: Die kleine Kammer verlangt wie er drei Jahre<br />
Weiterbildung in der für die Zulassung beantragten Fachdisziplin<br />
und legt die Messlatte bei der Sprachkompetenz höher.<br />
Umgekehrt sieht sie von zwingenden Höchstzahlen sowie<br />
vorgeschriebenen Zulassungsstopps ab und lehnt eine Einschränkung<br />
bei der freien Arztwahl ab. Als Nächstes steht im<br />
September die Differenzbereinigung mit dem Nationalrat an<br />
– der bisher anderer Meinung war.<br />
Mehr zum Thema: www.vsao.ch, Rubrik Gesundheitspolitik/<br />
Zulassungssteuerung<br />
Ich akzeptiere Kostenbremsen, wenn dafür die freie Arztwahl<br />
erhalten bleibt.<br />
Ja.<br />
Das Problem sind nicht die Kosten, sondern die Finanzierung<br />
des Gesundheitswesens.<br />
Ja.<br />
Der grösste Feind des Arztes ist die Krankenkasse.<br />
Nein.<br />
Und zum Schluss: Was willst Du als Erstes im Parlament tun,<br />
wenn Du als Nationalrat wiedergewählt wirst?<br />
Ich werde mich hoffentlich darüber freuen, dass die Interessen<br />
der Ärzteschaft, anderer Gesundheitsberufe und namentlich der<br />
Patientinnen und Patienten künftig besser und die der übrigen<br />
Akteure im Gesundheitswesen schwächer vertreten sein werden.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 9
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
Eine Rose für<br />
weniger Bürokratie<br />
Junge Ärzte in der Klinik für Innere Medizin<br />
des Universitätsspitals Waadt (CHUV)<br />
haben jetzt mehr Zeit für die Patientenbetreuung –<br />
dank schlauer Organisation.<br />
Der Lohn dafür: die <strong>VSAO</strong>-Spitalrose.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Peter Vollenweider, Leiter der Klinik für Innere Medizin am CHUV, nimmt von <strong>VSAO</strong>-Präsidentin<br />
Anja Zyska (Mitte) und Sektionspräsidentin Agathe Evain den Preis entgegen.<br />
Wie organisiert man die Arbeit?<br />
Eine Frage, die angesichts<br />
von mehr Administration<br />
und mehr<br />
Patienten mit komplexen und mehrfachen<br />
Leiden immer wichtiger wird. Auch<br />
in der Klinik für Innere Medizin am CHUV<br />
in Lausanne. Denn dort stellte man fest,<br />
dass Assistenzärztinnen und -ärzte täglich<br />
15 Mal am Tag die Tätigkeit wechseln<br />
und 1 Stunde und 35 Minuten Überzeit<br />
leisten. «Eine schwierige Situation sowohl<br />
für das ärztliche als auch für das Pflegepersonal»,<br />
erklärt der Klinikleiter Professor<br />
Peter Vollenweider. Also habe man<br />
sich für Veränderungen entschieden.<br />
Die drei Ansätze<br />
Neu gibt es nun medizinische Sekretariatsmitarbeitende,<br />
welche sich mit den<br />
jungen Ärzten das Büro teilen, sie administrativ<br />
entlasten und für Kontinuität bei<br />
den Prozessen sorgen. Eine zweite Massnahme:<br />
Durch die Zusammenfassung von<br />
Weiterbildungszeiten an halben Tagen<br />
braucht es weniger Arbeitsunterbrüche<br />
und Ortswechsel. Und eine dritte: Täglich<br />
um 8 Uhr findet ein Treffen statt, an dem<br />
Ärzteschaft, Stationsleitende, Pflegepersonal<br />
und Sekretariat teilnehmen. Ziel ist<br />
der interprofessionelle Austausch, um die<br />
Patientenbetreuung zu planen und koordinieren.<br />
Ergebnis: eine effizientere Organisation,<br />
weniger Überzeiten und die frühere Entlassung<br />
von Patienten nach Hause. «Unsere<br />
Assistenzärzte schätzen es, dass sie<br />
sich nun stärker auf die Tätigkeit am Krankenbett<br />
konzentrieren können», bilanziert<br />
Peter Vollenweider – und die Auswirkungen<br />
auf die Stimmung in den Teams<br />
sind positiv.<br />
Noch mehr gute Beispiele<br />
Mit der Spitalrose ehrt der <strong>VSAO</strong> jährlich<br />
ein Spital, eine Klinik oder eine Weiterbildungsstätte<br />
für Verbesserungen bei den<br />
Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und<br />
Ärzte oder der ärztlichen Weiterbildung.<br />
Die Nominationen erfolgen durch die Sektionen.<br />
«Das CHUV liefert den Beleg dafür,<br />
dass man der wachsenden Bürokratie nicht<br />
machtlos gegenübersteht», kommentiert<br />
Verbandspräsidentin Anja Zyska die aktuelle<br />
Preisvergabe. «Auf unserer Kampagnenwebsite<br />
www.medizin-statt-bürokratie.<br />
ch finden sich weitere gute Beispiele, die<br />
wir den Spitälern ans Herz legen.» Darunter<br />
sind die Medizinische Klinik des Spitals<br />
Thun mit der Arbeitsgruppe «Reduce to the<br />
max» und die Abteilung Berichts- und Anfragemanagement<br />
am Kantonsspital Luzern.<br />
Beide standen ebenfalls auf der Liste<br />
mit den Kandidaturen für die Spitalrose.<br />
Auch am CHUV bleibt man am Ball: In<br />
den Abteilungen laufen weitere Bestrebungen,<br />
damit die Ärzte das Augenmerk<br />
auf ihre Kernaufgaben richten können<br />
und sich nicht um Aufgaben ohne direkten<br />
medizinischen Bezug kümmern müssen.<br />
«Denn es reicht nicht, sich auf den<br />
Lorbeeren des Erreichten auszuruhen», so<br />
Agathe Evain, Präsidentin der <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />
Waadt. «Wichtig ist, die umgesetzten<br />
Massnahmen zu überprüfen, wo nötig anzupassen<br />
und zusätzliche Ideen zu entwickeln.<br />
Daraus soll mehr Zeit für den einzelnen<br />
Patienten resultieren – und nicht<br />
einfach für mehr Patienten.»<br />
Bild: CHUV-SAM<br />
10<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
Reiseführer<br />
der anderen Art<br />
Sein Name: Mohy Taha. Sein Ziel: Schweizer Ärzte bei<br />
der Weiterbildung im Ausland unterstützen.<br />
Und seine Lösung? «MY-FELLOWSHIP», eine neue Online-<br />
Plattform zur Information und Vernetzung.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Australien kann so schön sein.<br />
Aber auch ganz schön anstrengend,<br />
wenn man in<br />
«Down Under» ein ärztliches<br />
Weiterbildungsprogramm absolvieren<br />
will. Das stellte <strong>VSAO</strong>-Mitglied Mohy<br />
Taha vor vier Jahren selber fest. «Es<br />
brauchte sieben Monate, bis ich alle bürokratischen<br />
Hürden für mein Fellowship in<br />
Sydney genommen hatte», erinnert sich<br />
der Chirurg und Oberarzt am Universitätsspital<br />
Basel (USB). Damit bei anderen<br />
jungen Berufskolleginnen und -kollegen<br />
in «Unten drunter» nicht alles drunter<br />
und drüber geht, verfasste er den kurzen<br />
Ratgeber «A Roadmap to Australian Fellowships».<br />
Und er kam auf die Idee, ein<br />
Internetportal mit Tipps, Tricks und Bewertungen<br />
zu lancieren.<br />
Die Plattform funktioniert ähnlich wie Wikipedia,<br />
TripAdvisor und LinkedIn. Jeder<br />
und jede kann mitmachen, wobei die Informationen<br />
vor der Aufschaltung verifiziert<br />
werden. Partner des Projekts sind<br />
nebst der <strong>VSAO</strong>-Sektion Basel mehrere<br />
medizinische Fachgesellschaften mit internationaler<br />
Ausstrahlung. Geld verdienen<br />
will Mohy Taha weder mit den Anbietern<br />
von Fellowships noch mit den Nutzern<br />
des Portals. Stattdessen zählt er auf Spon-<br />
soren, welche die Weiterbildungsprogramme<br />
im Ausland im Idealfall mitfinanzieren.<br />
Für ihn stehe die Qualität im<br />
Vordergrund, die Verbreitung von Knowhow.<br />
Denn «MY-FELLOWSHIP» könne<br />
nicht nur die Aus- und Weiterbildung weltweit<br />
verbessern, sondern auch die Patientenversorgung:<br />
«Junge Ärztinnen und<br />
Ärzte erhalten so mehr Routine, etwa bei<br />
Operationen», erklärt der Schweizer mit<br />
ägyptischen Wurzeln.<br />
Bild: zvg<br />
Weniger Irrtümer – weniger Frust<br />
Gesagt, getan: Seit einigen Monaten läuft<br />
«MY-FELLOWSHIP» – und zwar gut. In der<br />
englischsprachigen Datenbank mit Suchbzw.<br />
Filterfunktionen seien bereits über<br />
260 Weiterbildungsprogramme abrufbar,<br />
berichtet Taha. «Bis zur Jahresmitte haben<br />
wir gegen 8000 Besucher aus 137 Ländern<br />
verzeichnet. Unser Hauptanliegen ist, dass<br />
sich Anbieter von Fellowships mit potentiellen<br />
Fellows vernetzen und diese ihre Studienerfahrungen<br />
bzw. -bewertungen mit<br />
anderen teilen», so der 36-Jährige. Dadurch<br />
liessen sich falsche Erwartungen<br />
und Frust bis hin zur vorzeitigen Heimreise<br />
vermeiden. Eine wichtige Rolle spielen<br />
dabei Hinweise zum lokalen Wohnungsmarkt<br />
und zum Verkehrs- und<br />
Schulsystem sowie zu Bewilligungsverfahren<br />
im Land seiner Weiterbildungsträume.<br />
Mohy Taha (2. v. r.) bei seinem Fellowship in Sydney. Die dortigen Erfahrungen führten ihn zum<br />
Entschluss, ein Internetportal mit Tipps, Tricks und Bewertungen für Studienkollegen in der<br />
gleichen Situation zu schaffen.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 11
Personal<br />
fällt aus<br />
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Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
Hat Sie Ihr<br />
Vorgesetzter heute<br />
schon gelobt?<br />
Am letzten <strong>VSAO</strong>-Visitatorentreffen meldete sich ein<br />
Assistenzarzt frustriert zu Wort: «Nach über neun<br />
Stunden im Operationssaal durfte ich dann sozusagen<br />
als Dank für das Zureichen der Instrumente<br />
doch noch selbst Hand anlegen und eine Naht zunähen. In<br />
solchen Situationen überlegt man sich schon, wozu man eine so<br />
hohe Arbeitsbelastung auf sich nimmt, wenn dies am Ende<br />
des Tages die einzige Geste der Wertschätzung ist.»<br />
Wertschätzung ist eines der menschlichen<br />
Bedürfnisse, die Abraham Maslow in fünf<br />
Stufen unterteilt: zuunterst die Grundbedürfnisse<br />
als existenzielle Unentbehrlichkeiten,<br />
dann Sicherheit, Sozialbedürfnisse<br />
sowie Wertschätzung und<br />
an der Spitze der Bedürfnispyramide<br />
die Selbstverwirklichung.<br />
Maslow beschreibt die Wertschätzung<br />
als den Wunsch nach Ansehen,<br />
Achtung und Wichtigkeit, als<br />
die passive Komponente unserer<br />
Selbstachtung. Das heisst: Nur<br />
andere Menschen können sie für uns<br />
erfüllen.<br />
Wie wichtig Anerkennung im<br />
Arbeitsleben ist, was Wertschätzung am<br />
Arbeitsplatz bedeutet und bewirken kann, ist<br />
wissenschaftlich erwiesen und regelmässig in<br />
Beiträgen in Bereichen der Arbeitspsychologie und des<br />
Managements zu lesen. Auf den einzelnen Arbeitnehmenden<br />
bezogen bedeutet Wertschätzung, dass der Einsatz und die<br />
damit verbundene Leistung des Mitarbeitenden auch gewürdigt<br />
werden. Ein wertschätzendes Feedback wirkt sich direkt auf die<br />
Zufriedenheit und Motivation sowie die positive Einstellung<br />
gegenüber dem Arbeitgeber aus. Zudem fördert Anerkennung<br />
am Arbeitsplatz die Leistung. Nichts ist motivierender als zu<br />
wissen, dass man gebraucht und geschätzt wird. Auch belastende<br />
und stressige Situationen werden so besser verkraftet.<br />
Assistenzärzte berichten regelmässig, dass es in der Weiterbildung<br />
generell an Feedback mangelt. Die einzelne Ärztin/der<br />
einzelne Arzt arbeitet viel, nicht selten mehr als die gesetzliche<br />
Höchstarbeitszeit, und übernimmt bereits ab Beginn der<br />
Weiterbildung viel Verantwortung. Wenn das Lob ausbleibt, ist<br />
der Frust vorprogrammiert.<br />
Auf den<br />
Punkt<br />
gebracht<br />
Im Rahmen der jüngsten Feedback-Pool-Umfrage 2/<strong>2019</strong> zur<br />
Dauer der Weiterbildung zum Facharzt (mehr zum Thema:<br />
www.vsao.ch, Rubrik Weiterbildung/Feedback-Pool) wurde<br />
unter anderem gefragt, ob die Weiterbildung vermehrt auf dem<br />
Ansatz der stufenweisen Verantwortungsübertragung (EPA)<br />
basieren soll. Die Hälfte der Teilnehmenden sprach sich dafür,<br />
ein Viertel dagegen aus; das andere Viertel war unentschlossen<br />
oder gab keine Antwort. Die Kommentare<br />
hingegen gingen alle in die gleiche Richtung:<br />
Wenn EPA nicht nur Formalität bleibt,<br />
sondern sinnvoll umgesetzt wird, steige<br />
die Qualität der Weiterbildung. Eine<br />
unabdingbare Voraussetzung hierfür<br />
sei konstruktives Feedback. Rückmeldungen<br />
sollen auch gegenüber<br />
Vorgesetzten möglich sein. In der<br />
Spitalhierarchie mit den bekannten<br />
Abhängigkeiten steht der angestellte<br />
Arzt dabei vor keiner<br />
leichten Aufgabe. Modelle wie EPA<br />
helfen, den nötigen Rahmen und<br />
institutionalisierte Prozesse zu<br />
schaffen.<br />
Mit Blick auf die Generation Y, die<br />
nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung<br />
strebt, ist die Arbeitgeberin gut<br />
beraten, die neuen Ansprüche an die Führungskräfte<br />
in ihrer Unternehmenskultur zu berücksichtigen.<br />
Denn der Wunsch nach Selbstbestimmung verlangt eine<br />
etablierte Feedbackkultur. Die junge Ärzteschaft von heute will<br />
dort abgeholt und gefördert werden, wo sie aktuell steht. Ihr<br />
Lebensziel ist eine erfüllende Arbeit im gesunden Einklang mit<br />
dem Privatleben.<br />
Simone Burkhard<br />
Schneider<br />
Leiterin Weiterbildung<br />
und Recht/<br />
stv. Geschäftsführerin<br />
<strong>VSAO</strong><br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 13
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
Lesen lernen<br />
Ganz normal<br />
verteilt<br />
Die Normalverteilung ist die in<br />
der Statistik wohl am häufigsten<br />
verwendete Verteilung.<br />
Sie wird oft auch nach ihrem<br />
Erstbeschreiber Gauss-Verteilung genannt.<br />
Die Dichtefunktion der Normalverteilung<br />
hat eine Glockenform, ist<br />
symmetrisch und kann mit den beiden<br />
Parametern Mittelwert (µ) und Standardabweichung<br />
(σ) beschrieben werden.<br />
Die Abbildung einer Normalverteilung<br />
(µ = 68, σ = 15) zeigt, dass die<br />
Abweichungen vom Mittelwert nach oben<br />
oder nach unten umso unwahrscheinlicher<br />
werden, je weiter sie vom Mittelwert<br />
entfernt sind. Der höchste Punkt der<br />
Glocke repräsentiert den Mittelwert,<br />
während die Breite der Glocke von der<br />
Varianz (bzw. Standardabweichung)<br />
bestimmt wird. Eine mathematische<br />
Eigenschaft der Normalverteilung ist,<br />
dass etwa zwei Drittel der Daten innerhalb<br />
einer Standardabweichung liegen<br />
und ungefähr 95 Prozent innerhalb von<br />
zwei Standardabweichungen.<br />
Biologische Beobachtungsvariablen<br />
wie zum Beispiel das Körpergewicht sind<br />
meist auch eingipflig und gleichmässig,<br />
aber häufig schief verteilt. Bei der<br />
Messung physiologischer Daten tragen<br />
biologische Unterschiede zwischen den<br />
Menschen zur Verteilung bei, zusätzlich<br />
zur zufälligen Schwankung. Nichtsdestotrotz<br />
behandeln wir solche Daten oft als<br />
annähernd normal verteilt, wegen der<br />
praktischen mathematischen Eigenschaften<br />
und einfachen Berechnungen mit<br />
Mittelwert und Standardabweichung.<br />
Lukas Staub,<br />
klinischer Epidemiologe,<br />
Redaktionsmitglied<br />
des<br />
<strong>VSAO</strong>-Journals<br />
14<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
<strong>VSAO</strong><br />
Neues aus<br />
den Sektionen<br />
Bilder: zvg<br />
Bern<br />
Sind 50 von 144 Stunden<br />
richtig?<br />
Der Bedarf an Teilzeitstellen während der<br />
ärztlichen Weiterbildung ist gross und<br />
das Interesse an dieser Thematik auffallend<br />
hoch. Rund 35 Frauen und an einer<br />
Hand abzuzählende Männer haben sich<br />
am 20. Juni im Raiffeisenforum in Bern<br />
getroffen und sich rege ausgetauscht.<br />
Susanne Ernst, Stellvertretende<br />
Chefärztin Innere Medizin, Kantonsspital<br />
Olten, hat dargelegt, dass Teilzeitarbeit<br />
bei ihr eine Selbstverständlichkeit sei<br />
und dass sie dadurch sehr motivierte und<br />
Es kann und darf auch weniger sein:<br />
Teilzeitstellen während der Weiterbildung<br />
sind gesucht.<br />
loyale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
habe. Sie hat die ketzerische, aber<br />
berechtigte Frage aufgeworfen, warum<br />
denn bei 144 Stunden (6 24 Std.) total<br />
möglicher Arbeitszeit pro Woche genau<br />
50 Stunden die notwendige und richtige<br />
Arbeitszeit sein soll. Auch mit 50 Stunden<br />
in der Woche kann man lediglich einen<br />
Drittel abdecken – also könnte es genauso<br />
gut auch noch weniger sein. Diese<br />
Betrachtungsweise verdeutlicht, dass die<br />
im Klinikalltag herrschenden Systeme<br />
kritisch und mit der notwendigen<br />
Kreativität angeschaut werden müssen,<br />
damit die Ärztinnen und Ärzte der<br />
Zukunft im Beruf verbleiben.<br />
Die Diskussion im Anschluss hat<br />
gezeigt, dass die junge Ärzteschaft mutig<br />
und kreativ ist und sich die Chefärztinnen<br />
und -ärzte an die Arbeit machen<br />
müssen, um den Anliegen gerecht zu<br />
werden. Dies unabhängig davon, ob sie<br />
wollen oder nicht.<br />
Janine Junker,<br />
Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />
Graubünden<br />
«Graubünden vernetzt» –<br />
bist auch Du dabei?<br />
Getreu dem Motto unseres Flyers schreitet<br />
die Vernetzung unseres weitläufigen<br />
Kantons Schritt für Schritt voran. Zum<br />
einen freuen wir uns über die Erweiterung<br />
unseres Vorstandes durch Marc<br />
Eich, welcher noch mehr Inputs aus den<br />
peripheren Spitälern einbringen kann.<br />
Zum anderen durften wir bei mehreren,<br />
stets sehr bereichernden Besuchen in den<br />
peripheren Bündner Spitälern unseren<br />
Kollegen den Verband und unsere<br />
Aktivitäten vorstellen und vor Ort<br />
konkret erfahren, welche Probleme<br />
anstehen. Auch in elektronischer Form<br />
konnten wir die Vernetzung weiter<br />
ankurbeln: Mit einem Weiterbildungskalender,<br />
der auf unserer Website abonniert<br />
werden kann, bieten wir Dir die Möglichkeit,<br />
an den zahlreichen Veranstaltungen<br />
in der Region teilzunehmen, sei es vor Ort<br />
oder mittels Videoübertragung in Dein<br />
Spital. Nach der anstehenden Neugestaltung<br />
der Website steht dieser Weiterbildungskalender<br />
dann in noch ansprechenderer,<br />
übersichtlicherer Form zur<br />
Verfügung. Am Frauenstreiktag haben<br />
wir in Zusammenarbeit mit unseren<br />
Partnerverbänden kantonsweit Zeichen<br />
gesetzt und im Kantonsspital Graubünden<br />
in Chur mit einem kleinen Infostand<br />
über die anhaltenden Missstände informiert.<br />
Die Aktionen wurden sehr geschätzt,<br />
und es sind spannende Diskussionen<br />
entstanden. Zudem konnten wir<br />
mit Mitgliedern unseres Vorstands<br />
erstmals eine regionale Dienstplanberatung<br />
durchführen und freuen uns, nun<br />
auch weitere Bündner Spitäler beraten zu<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 15
Ihre Bedürfnisse<br />
im Mittelpunkt<br />
Dienstleistungen des <strong>VSAO</strong><br />
Schauen, was kommt…<br />
Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,<br />
Kitas, Jobs – und noch viel<br />
mehr: Reviewed ist das umfassende<br />
Portal für Ihre Karriere,<br />
entwickelt in Zusammenarbeit mit<br />
dem <strong>VSAO</strong>. Finden Sie unter allen<br />
Schweizer Spitälern und Weiterbildungsstätten<br />
die optimal zu<br />
Ihnen passende Stelle.<br />
…sagen, was war.<br />
Die Spitäler und <strong>VSAO</strong>-Sektionen<br />
stellen auf Reviewed wichtige<br />
Informationen zu den Arbeitsbedingungen<br />
zur Verfügung.<br />
Den wichtigsten Beitrag können<br />
jedoch Sie leisten: Bewerten Sie<br />
anonym Ihren bisherigen Arbeitgeber.<br />
Nutzen Sie die Gelegenheit,<br />
Ihre Erfahrungen mit anderen<br />
Ärztinnen/Ärzten zu teilen. Damit<br />
schaffen Sie einen Anreiz für gute<br />
Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />
und profitieren bei<br />
der Stellensuche selbst von<br />
Erfahrungsberichten.<br />
www.reviewed.ch<br />
Wir unterstützen Sie bei der Kita-<br />
Suche. Eine Anfrage mittels<br />
Online-Formular beim <strong>VSAO</strong><br />
genügt und Sie erhalten Informationen<br />
zu verfügbaren Plätzen<br />
in Ihrer Wunschregion und die<br />
entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten.<br />
www2.vsao.ch/kita<br />
Arztberuf<br />
und Familie<br />
• Wie bringe ich Familie, Freizeit<br />
und Beruf unter einen Hut?<br />
• Wie steige ich nach der Babypause<br />
wieder ein?<br />
• Wie meistere ich die täglichen<br />
Herausforderungen?<br />
Antworten und Lösungsvorschläge auf diese<br />
und weitere Fragen bietet der <strong>VSAO</strong> seinen<br />
Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen<br />
Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />
durch die Fachstelle UND.<br />
044 462 71 23<br />
info@und-online.ch<br />
www2.vsao.ch/beratung
<strong>VSAO</strong><br />
können, um die Arbeitsbedingungen zu<br />
verbessern. Das Netzwerk wächst auf<br />
mehreren Ebenen, bist auch Du dabei?<br />
Manuel Vestner, Präsident <strong>VSAO</strong> GR<br />
Zürich /<br />
Schaffhausen<br />
«music meets medicine» –<br />
MV war ein voller Erfolg<br />
Im Restaurant UniTurm – hoch über<br />
Zürichs Dächern – versammelten sich<br />
unsere interessierten Mitglieder am<br />
6. Juni zur Mitgliederversammlung <strong>2019</strong>.<br />
Dieses Jahr nicht mit einem ernsten<br />
Diskussionsthema, sondern unter dem<br />
Motto «music meets medicine».<br />
Zu Beginn wurden die geschäftlichen<br />
Vereinsangelegenheiten kompakt<br />
abgewickelt. Unter anderem wählte die<br />
Versammlung zwei neue Geschäftslei-<br />
Leitet den coolen Event:<br />
Sektionspräsidentin Jana Siroka<br />
Begeistern das Publikum: Leo Wundergut und Band<br />
Einsatz für unsere Mitglieder ganz<br />
herzlich verdanken.<br />
Im Anschluss an die offizielle<br />
Versammlung erhielten unsere Mitglieder<br />
noch eine kurze Einführung und einen<br />
Einblick in unsere neue Mitgliederplattform<br />
docdoc und die Themen, die dort<br />
gerade angesagt sind.<br />
Highlight des Abends war jedoch<br />
zweifellos die musikalisch-kabarettistische<br />
Einlage von Leo Wundergut und<br />
Band sowie die anschliessenden angeregten<br />
Gespräche beim Flying Dinner auf<br />
dem Balkon des UniTurm. Bei der<br />
Verabschiedung fielen immer wieder<br />
Sätze wie: «Ich wusste gar nicht, dass das<br />
so ein cooler Event ist. Kommst Du<br />
nächstes Jahr auch wieder?»<br />
Überzeuge dich selbst davon mit dem<br />
Film, der Impressionen von der diesjährigen<br />
Mitgliederversammlung zeigt.<br />
Du findest ihn auf doc-doc.ch. Sei<br />
nächstes Jahr mit von der Partie!<br />
Auf docdoc werden wir Ende Jahr mit<br />
einer Abstimmung bestimmen, unter<br />
Nicht mehr im Vorstand, aber immer noch<br />
involviert: Angelo Barrile (Mitte)<br />
welchem Motto die Mitgliederversammlung<br />
2020 stattfinden soll.<br />
Jana Siroka, Präsidentin, und Susanne Hasse,<br />
Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> ZÜRICH<br />
Bilder: zvg<br />
tungsmitglieder: Mario Imhof und David<br />
Muggli. Mario ist Oberarzt Anästhesie im<br />
Kinderspital; David ist als Assistenzarzt<br />
derzeit bei allderm und demnächst<br />
wieder in der Dermatologie USZ. Da mit<br />
diesen Wahlen die Höchstzahl von zwölf<br />
Geschäftsleitungsmitgliedern überschritten<br />
worden ist, musste ein Mitglied<br />
zurücktreten. Das hat Angelo Barrile<br />
übernommen. Er sass seit 2007 in der<br />
Geschäftsleitung des <strong>VSAO</strong> ZÜRICH und<br />
bekleidet derzeit auch das Co-Vizepräsidium<br />
des <strong>VSAO</strong> Schweiz. Nun wollte er<br />
jungen, motivierten Mitgliedern Platz<br />
machen. Als Nationalrat ist und bleibt<br />
Angelo aber unser politischer Berater und<br />
unser Kontaktmann zu Bern. An dieser<br />
Stelle möchten wir seinen bisherigen<br />
Anzeige<br />
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Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />
044 534 19 50<br />
Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />
Kathrin Grüneis<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 17
<strong>VSAO</strong><br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im<br />
Ressort Weiter bildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an ribeaud@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und<br />
Sicherstellen der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern<br />
des SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des<br />
<strong>VSAO</strong>, besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des<br />
Weiterbildungskonzeptes und die Verhältnisse überprüft<br />
werden. Ziel ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven<br />
Rückmeldung mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen<br />
und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Sabrina<br />
Ribeaud, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/<br />
Visitationen im <strong>VSAO</strong> (ribeaud@vsao.ch).<br />
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für Ihr<br />
Familienglück.<br />
Sie stehen mitten im Leben, verwirklichen<br />
Ihre Ziele und gründen eine Familie.<br />
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sichern Sie Ihr Altersguthaben – damit<br />
Ihre Liebsten jederzeit gut versorgt sind.<br />
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Risikoschutz<br />
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18<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
<strong>VSAO</strong><br />
<strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
Beschäftigung bei<br />
Mutterschaft<br />
Ich bin schwanger und arbeite zu<br />
100%. Ich bin extrem müde, habe<br />
aber keine Schwangerschaftskomplikationen.<br />
Ich möchte<br />
einige Tage zu Hause bleiben, um mich<br />
zu erholen. Darf ich das? Werde ich<br />
während dieser Abwesenheit meinen<br />
Lohn erhalten?<br />
Allgemein ist der Arbeitgeber verpflichtet,<br />
die Gesundheit der Schwangeren und<br />
Mütter während der Mutterschaft zu<br />
schützen. Er muss die Arbeitsbedingungen<br />
entsprechend gestalten (Art. 35 des<br />
Arbeitsgesetzes - ArG). In diesem Zusammenhang<br />
sei der Wortlaut von Art. 35a<br />
ArG, der die Beschäftigung bei Mutterschaft<br />
regelt, zitiert:<br />
1<br />
Schwangere und stillende Frauen dürfen<br />
nur mit ihrem Einverständnis beschäftigt<br />
werden.<br />
2<br />
Schwangere dürfen auf blosse Anzeige<br />
hin von der Arbeit fernbleiben oder die<br />
Arbeit verlassen. Stillenden Müttern ist<br />
die erforderliche Zeit zum Stillen<br />
freizugeben.<br />
3<br />
Wöchnerinnen dürfen während acht<br />
Wochen nach der Niederkunft nicht und<br />
danach bis zur 16. Woche nur mit ihrem<br />
Einverständnis beschäftigt werden.<br />
4<br />
Schwangere Frauen dürfen ab der<br />
8. Woche vor der Niederkunft zwischen<br />
20 Uhr und 6 Uhr nicht beschäftigt<br />
werden.<br />
Zusammenfassend können Sie also<br />
während der Schwangerschaft jederzeit<br />
von der Arbeit fernbleiben oder die Arbeit<br />
verlassen, müssen aber Ihren Arbeitgeber<br />
unverzüglich informieren. Um Ihren<br />
Anspruch auf Lohn zu sichern, müssen<br />
Sie ein Arztzeugnis vorweisen. In der<br />
Regel muss ein Arztzeugnis ab dem 3. Tag<br />
der Abwesenheit vorgewiesen werden,<br />
wobei diese Regel variieren kann.<br />
Valentine Gétaz Kunz,<br />
Anwältin der Sektion Wallis<br />
Art. 35 und 35a ArG können mithilfe der folgenden Tabelle zusammengefasst werden:<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 19
Fokus<br />
Wenn nicht<br />
verhindern, so doch<br />
vermindern<br />
Finanzkrisen können lange nachwirken und das gesamte<br />
Gesellschaftssystem beschädigen. Zwar sind Warnsignale bekannt,<br />
bisweilen werden sie aber ignoriert oder negiert.<br />
Ein Minimalisieren der Auswirkungen ist jedoch möglich.<br />
Luca Froelicher, Wirtschaftshistoriker ETH Zürich (Professur für Technikgeschichte)<br />
Frühe dreissiger Jahre in Chicago: Arbeitslose stehen vor einer Suppenküche Schlange. Ins Leben<br />
gerufen wurde sie von Al Capone.<br />
Seit der jüngsten globalen Finanzkrise<br />
ist inzwischen bereits<br />
eine Dekade vergangen, doch<br />
wir nagen noch immer an den<br />
Folgen des Zusammenbruchs der Finanzmärkte.<br />
Durch die Rettungsaktion der<br />
Grossbanken mutierte die aus dem amerikanischen<br />
Immobilienmarkt hervorgegangene<br />
Krise zu einer europäischen<br />
Schuldenkrise, die den Kontinent noch<br />
heute lähmt.<br />
Gerade deshalb drängt sich die Frage auf,<br />
ob die Finanzkrise nicht hätte verhindert<br />
werden können, wäre das ursächliche Problem<br />
nur frühzeitig erkannt worden. Finanzmarktaufseher,<br />
Wissenschaftler und<br />
Politiker treibt die Frage schon länger um,<br />
ob es verlässliche Signale gibt, die – falls<br />
sie zur rechten Zeit bemerkt und die richtigen<br />
Schlüsse daraus gezogen werden –<br />
eine kostspielige Krisenintervention verhindern<br />
können.<br />
Doch welche Signale könnten das sein?<br />
Um dies herauszufinden, ist es notwendig,<br />
einen Blick darauf zu werfen, wie sich Finanzkrisen<br />
anbahnen – und schon stehen<br />
wir vor der ersten Schwierigkeit: Sie haben<br />
unterschiedliche Ursachen und können<br />
verschiedene Formen annehmen. Es gibt<br />
Währungskrisen, Zahlungskrisen, Schuldenkrisen<br />
und Bankenkrisen und ihre Unterscheidung<br />
ist alles andere als simpel.<br />
Oft haben Finanzkrisen mehrere Dimen<br />
Bild: shutterstock<br />
20<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
sio nen, aber eines ist ihnen gemein, obschon<br />
ihre Vorhersage dadurch nicht einfacher<br />
wird: Sie treten oft zu einem «irrationalen»<br />
Zeitpunkt auf.<br />
Preisblasen und Irritationen<br />
Der Klassiker eines Vorboten von Finanzkrisen<br />
ist neben einer massiven Ausweitung<br />
der Kredite die Entstehung einer<br />
Preisblase. Mit anderen Worten: Die Preise,<br />
die für Aktien, Immobilien oder andere<br />
Vermögenswerte bezahlt werden, stehen<br />
in keinem «gesunden» Verhältnis mehr zu<br />
ihrem eigentlichen Wert. In der Wirtschaftsgeschichte<br />
finden sich dafür zahlreiche<br />
Beispiele: die sogenannte Tulpenkrise<br />
im 17. Jahrhundert, die Südseeblase<br />
im 18. Jahrhundert, der amerikanische<br />
Aktienboom Ende der 1920er-Jahre oder<br />
die verbrieften Hypotheken im US-Subprime-Markt<br />
bis 2007.<br />
Der berühmte amerikanische Wirtschaftshistoriker<br />
Charles Kindleberger<br />
skizzierte für Finanzkrisen einen idealtypischen<br />
Ablauf, nach dem alles ganz<br />
harmlos beginnt. Eine Neuerung im System<br />
– die Erfindung des Internets zum<br />
Beispiel – schafft neue Verdienstmöglichkeiten.<br />
Die ersten Investoren erwirtschaften<br />
hohe Renditen, was mehr Leute anlockt,<br />
die ebenfalls davon profitieren wollen.<br />
Viele verschulden sich, um mit höheren<br />
Investitionen mehr zu erwirtschaften.<br />
Die Preise steigen ins Unermessliche. Es<br />
braucht dann nur eine kleine Irritation am<br />
Markt, etwa eine unerwartete Pleite, und<br />
der Preisanstieg stockt. Viele versuchen<br />
nun, ihre Gewinne ins Trockene zu bringen,<br />
andere tun es ihnen gleich, was die<br />
Preise rasch sinken lässt. Es kommt zur<br />
Panik. Der Crash folgt schliesslich, wenn<br />
hochverschuldete Investoren ihre Kredite<br />
nicht mehr bedienen können, weil ihre Investitionsobjekte<br />
zu viel an Wert verloren<br />
haben. Platzt die Blase, kann das harmlos<br />
sein. Doch wenn ein Crash Banken mit in<br />
den Abgrund zieht, die Realwirtschaft ansteckt<br />
und ganze Länder bedroht, dann<br />
führen solche Blasen in eine schwere Wirtschaftskrise.<br />
Gerade wenn Banken involviert<br />
sind, wird die Krise sehr kostspielig,<br />
denn im Nachgang der Krise vergeben die<br />
Banken keine Kredite mehr und würgen<br />
damit das Wirtschaftsgeschehen ab.<br />
«One fits all» klappt nicht<br />
Preisblasen und stark erhöhte Kreditvolumen<br />
– das sind doch ausgezeichnete Signale.<br />
Anhand solcher Anzeichen warnen<br />
beispielsweise die Schweizerische Nationalbank<br />
und die Finanzmarktaufsicht<br />
FINMA schon seit längerer Zeit vor einer<br />
Immobilienblase in der Schweiz. Im Markt<br />
für Mehrfamilienhäuser steigen die Preise<br />
weiterhin an, obwohl die Mietpreise<br />
schweizweit stagnieren und immer mehr<br />
Wohnungen leer stehen. Die Gefahr einer<br />
Preiskorrektur sei gross, so die Nationalbank.<br />
Bereits appellierte die FINMA an die<br />
Selbstregulierung der Branche, die Hypothekenvergabe<br />
einzuschränken, um den<br />
Markt nicht zusätzlich aufzuheizen.<br />
Allerdings liegen den Signalen nicht<br />
überall so solide Angaben zugrunde wie<br />
beim Immobilienmarkt. Erstens fehlen für<br />
zahlreiche Märkte qualitativ gut auswertbare<br />
Daten. Zweitens ist es nicht so einfach,<br />
die Entkoppelung der Preise von den<br />
Fundamentaldaten auch stichhaltig festzustellen.<br />
Drittens erschweren komplizierte<br />
Finanzprodukte und weitere Kreationen<br />
des Finanzsektors eine solide Prognose,<br />
weil die systemischen Ansteckungseffekte<br />
und Wechselwirkungen nur<br />
schlecht modelliert werden können. Deshalb<br />
musste jüngst auch der Internationale<br />
Währungsfonds konstatieren, dass die<br />
existierenden Frühwarnsysteme eine eher<br />
durchzogene Bilanz aufweisen. Der vierte<br />
und wichtigste Grund ist, dass es trotz Signalen<br />
selten zu grossflächiger Krisenprävention<br />
kommt.<br />
Diesmal ist es anders<br />
Die beiden Ökonomen Kenneth Rogoff<br />
und Carmen Reinhardt sprechen daher<br />
vom sogenannten «This time is different»-Syndrom.<br />
Dieses trete immer wieder<br />
auf. Es beschreibt das bei Regulatoren<br />
und Finanzmarktakteuren immer wieder<br />
vorkommende Narrativ, dass Finanzkrisen<br />
in anderen Märkten zu anderen Zeiten<br />
passieren würden. Selbst würde man sowieso<br />
nicht getroffen, denn man habe aus<br />
der Vergangenheit gelernt und mache nun<br />
alles besser. Zu oft könnten deshalb Politiker,<br />
Finanzmarktteilnehmer und Regulatoren<br />
argumentieren, der aktuelle Preisboom<br />
sei im Gegensatz zu früher auf solidem<br />
Fundament gebaut. Dieses Syndrom<br />
verhindere folglich, dass Finanzkrisen<br />
rechtzeitig unterbunden würden.<br />
Der Ökonom Hyman Minsky ging weiter<br />
und sprach von der inhärenten, instabilen<br />
Natur der Finanzmärkte. Im Spekulationsboom<br />
gäbe es kein Korrektiv, der<br />
Boom nähre sich selbst. Minsky sah nur<br />
eine Möglichkeit, das Biest zu bändigen:<br />
In den extremen Phasen des Ungleichgewichts<br />
müsse der Staat einspringen. Als<br />
Korrektiv im Boom sah Minsky vor allem<br />
institutionelle Bremsen im Bankensektor.<br />
Er empfahl harte Eigenmittelanforderungen<br />
für die Banken sowie Beschränkungen<br />
bei ihrer Gewinnausschüttung. «Ein komplexes<br />
Finanzsystem wie das unsere generiert<br />
auf endogenem Weg gefährliche,<br />
destabilisierende Kräfte», schrieb er.<br />
In eine ähnliche Richtung argumentieren<br />
heute auch die internationalen Regulatoren.<br />
Zwar sind sie weiterhin daran<br />
interessiert, durch mehr und bessere Daten<br />
und Modelle Signale für mögliche Krisen<br />
zu erkennen. Doch geht es hauptsächlich<br />
darum, die Auswirkungen solcher Instabilitäten<br />
einzudämmen. So fordern die<br />
Regulatoren von Banken beispielsweise<br />
mehr Eigenkapital, damit Krisen abgefedert<br />
werden können. Zudem verlangen sie<br />
Abwicklungspläne, damit im Krisenfall<br />
keine Ansteckungsmechanismen in Gang<br />
kommen. Signale, solche zu erkennen, wären<br />
zwar da, doch ihre Interpretation ist<br />
schwierig, ebenso wie gegen das «This is<br />
different»-Syndrom anzukämpfen. So<br />
glaubt man heute, Finanzkrisen zwar<br />
nicht vollständig verhindern, ihre Auswirkungen<br />
jedoch minimal halten zu können.<br />
Es ist vielleicht wie im Gesundheitswesen:<br />
Prävention ist unbestritten, aber<br />
kompliziert und schwierig durchzusetzen.<br />
Doch bricht das Leiden aus, kennt man<br />
immerhin die richtige Medizin. Entscheidend<br />
ist auch hier, der akuten Erkrankung<br />
frühzeitig und entschieden entgegenzutreten.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 21
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<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 23
Fokus<br />
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Tiere haben im Laufe der Evolution höchst ausgeklügelte<br />
Kommunikationssysteme entwickelt, sei es um die Fortpflanzung zu<br />
sichern, die Nachkommen erfolgreich aufzuziehen<br />
oder das Zusammenleben in Gruppen zu organisieren.<br />
Prof. André Langaney, Departement Genetik und Evolution,<br />
Abteilung für Anthropologie, Universität Genf<br />
Bilder: adobe<br />
24<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
Die Tiere, einschliesslich der<br />
Menschen, sind primär Lebewesen.<br />
Damit verfügen sie<br />
über zahlreiche Grundeigenschaften<br />
in Sachen Signale und Kommunikation.<br />
Grundlegenden Signale des Lebens<br />
Das Leben ist ein komplexes System, in<br />
welchem Materie, Energie und Informationen<br />
ausgetauscht werden. Die Information,<br />
die jedes Lebewesen definiert, ist dessen<br />
Haupteigenschaft, auch wenn sie erst<br />
durch seine materiellen Träger, die Materie<br />
und die Energie, eine Bedeutung erlangt.<br />
Ein Lebewesen wird als die vorläufige<br />
materielle Gesamtheit definiert, die durch<br />
die Interaktion zwischen Erbgut und sogenannten<br />
«epigenetischen» und anderen<br />
(Umwelt-)Faktoren konstruiert wird, die<br />
dieses Erbgut vervollständigen und dessen<br />
Expression sicherstellen. Es sind also<br />
genetische und epigenetische Signale, primär<br />
chemischer und physikalischer Natur,<br />
die die Konstruktion der lebenden,<br />
pflanzlichen und tierischen Organismen<br />
ermöglichen. Dazu können weitere epigenetische<br />
Signale kommen, beispielsweise<br />
bei den lernfähigen Arten. In diesem Konstrukt<br />
sorgt die Zellteilung, auf der Grundlage<br />
einer Eizelle oder Mutterzelle, für die<br />
Reproduktion des Erbgutes. Bei den einzelligen<br />
Lebewesen sind es Individuen,<br />
während es bei den komplexen, mehrzelligen<br />
Organismen um die Produktion der<br />
Gesamtheit von Milliarden Zellen geht.<br />
Die wichtigste Frage beim Aufbau der<br />
mehrzelligen Organismen ist die Zelldifferenzierung:<br />
Wie kann sich, aufgrund von<br />
rein duplizierten Zellen, die alle über dasselbe<br />
Erbgut verfügen – dasjenige der Eizelle<br />
oder der Mutterzelle – ein Lebewesen<br />
herausbilden, welches über verschiedenste<br />
Zellen und Organe (z.B. Hautzellen,<br />
Herz- und Lungenzellen) verfügt? Das<br />
Erbgut der Eizelle muss über sämtliche<br />
Potentiale verfügen, aber in jeder Zelle nur<br />
einen Teil davon aktivieren. Die Auswahl<br />
der Möglichkeiten ist die Aufgabe der<br />
meistens chemischen Signale. Die Position<br />
der Zelle im Embryo und im dazugehörigen<br />
Organ ist dabei essentiell. Dessen<br />
Zukunft hängt von den in den Nachbarzellen<br />
und im restlichen Körper erhaltenen<br />
Signalen ab, wie beispielsweise Hormone<br />
und Reize.<br />
Ohne Signal kein Sex<br />
Lebewesen kommunizieren, um ihren Erhalt<br />
und ihr Überleben sowie die Zukunft<br />
ihrer Nachkommen zu sichern. In der<br />
Tierwelt funktioniert dies normalerweise<br />
über die Sexualität, die das Zusammentreffen<br />
und die Synchronisation von Geschlechtszellen,<br />
aber häufig auch der Individuen,<br />
die diese produzieren, erfordert.<br />
Auch im sehr simplen Fall der Seeigel, die<br />
Samen- und Eizellen ins Meer lassen, wo<br />
sie sich anschliessend treffen und verschmelzen<br />
und die Eier der nächsten Generation<br />
produzieren, sind komplexe Signale<br />
notwendig, um den Erfolg des Vorgangs<br />
sicherzustellen. So produzieren die<br />
reifen Eizellen, die von den Weibchen ausgestossen<br />
werden, ein chemisches Signal,<br />
die die Ausstossung der Samenzellen der<br />
Männchen auslöst. Anschliessend werden<br />
die Samenzellen, auch mit chemischer<br />
Vermittlung, zu den Eizellen gelockt, um<br />
sie zu befruchten.<br />
Bei den meisten anderen Arten<br />
braucht es weit komplexere Signale, um<br />
die Sexualpartner zusammenzubringen<br />
und, gegebenenfalls, zu vereinigen, wenn<br />
eine innere Befruchtung stattfindet. Jedes<br />
Signal verlangt, je nach Beschaffenheit,<br />
spezialisierte Sender- und Empfängerorgane.<br />
Sie können visueller (Bewegungen,<br />
Formen und Farben), akustischer (Töne,<br />
Gesänge), haptischer, olfaktorischer,<br />
gustativer Art sein. Oftmals ist es eine<br />
Kombination dieser Formen. Das raffinierte<br />
sexuelle Verhalten der Insekten, Vögel<br />
und Säugetiere beinhaltet häufig Bewegungen,<br />
Kontakte, Farben und Töne.<br />
Manchmal finden sie in Frequenzen oder<br />
Tonhöhen statt, die von den Sinnesorganen<br />
der Menschen nicht wahrgenommen<br />
werden können (bspw. Ultra- und Infraschall<br />
und Licht).<br />
Scheinbar widersprüchliche Signale<br />
Die sozialen Signale sind unabdingbar für<br />
das soziale oder kollektive Zusammenleben<br />
der meisten Arten. Von der einfachen<br />
Interaktion zwischen zwei Individuen bis<br />
hin zur kollektiven Koordination der sozia<br />
len Arten. Die Territorialität, sei sie individuell,<br />
in Zweiergruppen oder kollektiver<br />
Natur, führt bei den Vögeln zur nonverbalen<br />
oder akustischen, bei den Säugetieren<br />
häufig zur olfaktorischen Signalisation.<br />
Vögel und Säugetiere verwenden<br />
ebenfalls für die Gruppe vorteilhafte Signale,<br />
die manchmal für den Sender gefährlich<br />
sein können. Das Murmeltier<br />
pfeift, um seine Artgenossen vor einer Gefahr<br />
zu warnen, informiert gleichzeitig<br />
aber auch das Raubtier über seinen Standort.<br />
Ein Tier, das anderen Tieren eine Futterquelle<br />
zeigt, verliert dessen Exklusivität.<br />
Wenn der durchschnittliche Nutzen<br />
für die Gemeinschaft grösser ist als derjenige<br />
für das Individuum, wird dieses altruistische<br />
Verhalten von der natürlichen<br />
Selektion berücksichtigt, genauso wie die<br />
elterliche Fürsorge für zahlreiche Arten<br />
unerlässlich ist.<br />
Zweifache Gliederung<br />
Die Menschen, deren tierische Natur wohl<br />
kaum infrage gestellt wird, finden in allen<br />
erwähnten Systemen Eingang. Sie unterscheiden<br />
sich durch die spezifischen Signale<br />
ihrer Art, die noch weitaus variabler<br />
sind als bei anderen Arten. Aber vor allem<br />
auch durch eine Eigenschaft, die bisher<br />
kein anderes Tier beherrscht, weder spontan<br />
in der Natur noch im Versuch: die Fähigkeit,<br />
parallel Signale (gleich welcher<br />
Art – Töne, Bewegungen, numerische<br />
Codes ...) und Bedeutungen zu artikulieren.<br />
Die Linguisten nennen dies die «zweifache<br />
Gliederung». Dies hat zur unglaublichen<br />
Steigerung des Erinnerungsvermögens,<br />
der sozialen und kulturellen Diversifikation<br />
geführt. Gleichzeitig liegt darin<br />
womöglich auch die Ursache für schwere<br />
Konflikte und einen verantwortungslosen<br />
Umgang mit unseren Ökosystemen. Ansonsten<br />
haben die anderen Tiere, mit ihren<br />
Kommunikationscodes und ihren<br />
häufig sehr raffinierten Signalen, bereits<br />
alles erfunden: ehrliche und unehrliche<br />
Signale, Treue, Täuschung, Gefühle, die<br />
fälschlicherweise als eine spezifisch<br />
menschliche Eigenschaft betrachtet werden,<br />
Lachen, komplexe Zusammenarbeit,<br />
Verwendung von Werkzeugen, Technologietransfers<br />
zwischen Individuen, Kommunikation<br />
innerhalb der Arten und zahlreiche<br />
andere Dinge, auf die wir hier nicht<br />
genauer eingehen können ...<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 25
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Fokus<br />
Die Flaggen haben<br />
nicht ausgedient<br />
In der Seefahrt kommen auch heute noch verschiedene optische Verfahren<br />
zur Nachrichtenübertragung zum Einsatz. Neben Lichterführung,<br />
Pyrotechnik, Signalkörpern und Lichtmorsen wird auch das internationale<br />
Flaggenalphabet verwendet.<br />
Daniel Fassbender, Stabskapitänleutnant,<br />
Leiter des Fachbereiches Fernmeldebetrieb an der Marineoperationsschule Bremerhaven<br />
Bilder: Adobe<br />
1817 führte die britische Royal Navy ein<br />
System von Flaggensignalen ein, das zunächst<br />
zur Signalisierung und Erkennung<br />
von Handelsschiffen über grössere Entfernungen<br />
auf See diente (Marryat-Signalcode).<br />
Mehrfach modifiziert wurde das<br />
System bis etwa 1890 als «The Universal<br />
Code of Signals for the Mercantile Marine of<br />
All Nations» zumeist bei britischen und<br />
US-amerikanischen Schiffen genutzt.<br />
Das heutige internationale Flaggenalphabet<br />
wurde 1857 durch das Board of Trade<br />
veröffentlicht. Mit der Auflage des Internationalen<br />
Signalbuches (ISB) von 1901<br />
wurde dieses erstmals allgemeingültig<br />
eingeführt.<br />
Flaggenalphabete galten zunächst als<br />
militärische Geheimnisse und dienten vor<br />
allem dazu, in einer Seeschlacht die eigenen<br />
Befehle an befreundete Kriegsschiffe<br />
übermitteln zu können. In vielen Nationen<br />
wurden über die Jahre zwei Signalbücher<br />
eingeführt, eines für die Handelsmarine,<br />
das auch der Kriegsflotte zur Verfügung<br />
stand, und eines ausschliesslich für<br />
die Kriegsflotte. Ähnlich ist es auch heute<br />
noch. Neben dem Flaggenalphabet gemäss<br />
Internationalem Signalbuch gibt es<br />
bspw. den um einige Flaggen erweiterten<br />
Flaggensatz der NATO, inkl. eines taktischen<br />
Signalbuches für den Austausch<br />
kurzer standardisierter taktischer Nachrichten.<br />
Signale werden anhand des Signalbuches<br />
codiert als Ein- oder Mehrflaggensignale<br />
angezeigt. Beim Flaggenalphabet gemäss<br />
ISB wird jeder Buchstabe des lateinischen<br />
Alphabets, die zehn Ziffern (0–9)<br />
Signalisieren, wenn der Strom ausfällt oder der Gegner nichts mitbekommen soll: Flaggen- und<br />
Winkeralphabet haben trotz moderner Kommunikationstechnologie nicht ausgedient.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 27
Fokus<br />
sowie Sonderzeichen durch eine unterschiedlich<br />
farbig gestaltete Flagge signalisiert.<br />
Die meisten Flaggen besitzen neben<br />
ihrem Wert als Zahl oder als Buchstabe<br />
noch weitere spezielle Bedeutungen. Zum<br />
Beispiel signalisiert Flagge ALFA des internationalen<br />
Flaggenalphabets, dass an<br />
diesem Schiff Taucher unter Wasser arbeiten.<br />
Diese Flagge wird deshalb als Taucherflagge<br />
bezeichnet und auch ausserhalb<br />
der Schifffahrt verwendet.<br />
Signale bestehend aus mehreren Flaggen<br />
werden untereinander gesetzt und<br />
von oben nach unten gelesen. So bedeutet<br />
bspw. die Kombination «UNIFORM WHIS<br />
KEY» so viel wie «Gute Reise». Echtes Alphabetisieren,<br />
also das Buchstabieren von<br />
Wörtern wie Namen etc. ist nur in Ausnahmefällen<br />
zulässig.<br />
Im Gegensatz zum Signalisieren mittels<br />
Flaggenalphabet wird beim Winkeralphabet<br />
(Semaphore) ein Buchstabe durch<br />
die Stellung von zwei Flaggen signalisiert,<br />
die der «Signäler» in den Händen hält. Die<br />
Flaggen sind meist quadratisch und entweder<br />
diagonal in Gelb und Rot geteilt<br />
(Flagge Oscar) oder es handelt sich um rote<br />
Flaggen, die ein kleineres, zentriertes weisses<br />
Quadrat enthalten (veraltet). Mit der<br />
Entwicklung des Sprechfunks verlor auch<br />
das «Winken» stark an Bedeutung. Es wird<br />
jedoch auf See noch heute von wenigen<br />
Marinen militärisch genutzt und gilt bspw.<br />
in den Marinen der USA und Japans noch<br />
als offizielles Kommunikationsmittel.<br />
Kurz, lang, Pause<br />
Die Morsezeichen sind ein Zeichensatz<br />
zur Übermittlung von Buchstaben, Ziffern<br />
und sonstigen Zeichen. Sie bestehen aus<br />
drei Symbolen: kurzes Signal, langes Signal<br />
und Pause. Der Code kann als Tonsignal,<br />
als Funksignal, als elektrischer Impuls<br />
mit einer Morsetaste über eine Telefonleitung,<br />
mechanisch oder optisch (etwa mit<br />
blinkendem Licht) übertragen werden.<br />
Nachdem Samuel Morse 1833 den ersten<br />
elektromagnetischen Schreibtelegrafen<br />
gebaut hatte, fand 1837 der erste Testbetrieb<br />
statt. Der verwendete Code umfasste<br />
damals nur die zehn Ziffern; die übertragenen<br />
Zahlen mussten mit Hilfe einer<br />
Tabelle in Buchstaben und Wörter übersetzt<br />
werden. In der Folge wurde der erste<br />
Code entwickelt, der auch Buchstaben umfasste.<br />
Er bestand aus Zeichen von drei verschiedenen<br />
Längen und unterschiedlich<br />
langen Pausen. Dieser Code wurde ab 1844<br />
als Morse Landline Code oder American<br />
Morse Code bei amerikanischen Eisenbahnen<br />
und den Telegrafenunternehmen bis<br />
in die 1960er-Jahre eingesetzt.<br />
Die unterschiedlich langen Pausen<br />
führten jedoch zu hohen Fehlerquoten, so<br />
dass Friedrich Clemens Gerke den Code<br />
1848 zur Inbetriebnahme der elektromagnetischen<br />
Telegrafenverbindung zwischen<br />
Hamburg und Cuxhaven umschrieb.<br />
Dieser Code wurde nach einigen weiteren<br />
kleinen Änderungen 1865 auf dem Internationalen<br />
Telegraphenkongress in Paris<br />
standardisiert und später mit der Einführung<br />
der drahtlosen Telegrafie als Internationaler<br />
Morsecode von der Internationalen<br />
Fernmeldeunion (ITU) genormt.<br />
Die in der Regel traditionell gesinnten<br />
Reeder verhinderten zunächst den Einsatz<br />
von Seefunk in der Schifffahrt. Der<br />
erste gemorste Seenotruf über Funk führte<br />
dann jedoch zur breiten Einführung des<br />
Seefunks.<br />
Morsetelegrafie wurde mit der Einführung<br />
von Fernschreibern aus den Telegrafennetzen<br />
verdrängt. Im Funkbetrieb<br />
behielt sie aufgrund ihrer Einfachheit<br />
lange Zeit Bedeutung, bis sie auch hier<br />
nach und nach durch andere Verfahren<br />
ersetzt wurde. Ein grosses Einsatzfeld<br />
hatte sie noch im Seefunkverkehr, bis<br />
sie dort mit Einführung des weltweiten<br />
Seenot- und Sicherheitsfunksystems<br />
(GMDSS) zum 1. Februar 1999 ihre Bedeutung<br />
verlor.<br />
Morsezeichen werden jedoch auch<br />
heute noch in der Luft- und Schifffahrt<br />
verwendet, um Funknavigationsanlagen<br />
zu identifizieren. Diese senden neben dem<br />
eigentlichen Navigationssignal auch ein<br />
hörbares Morsesignal aus, das aus der<br />
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4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
Drei-Buchstaben-Kennung des Funkfeuers<br />
besteht. So sendet zum Beispiel das<br />
Drehfunkfeuer Bremen seine Kennung<br />
BMN ( −··· −− −· ). Auch in der Seeschifffahrt<br />
finden Morsezeichen noch Anwendung:<br />
Radarantwortbaken (Seezeichen)<br />
modulieren dem Echo einer Radarausstrahlung<br />
eines Schiffes ihre Kennung in<br />
Morsecode auf. Diese Kennung wird von<br />
den Navigationsgeräten ausgewertet und<br />
dient mit zur Positionsbestimmung. Darüber<br />
hinaus senden feste Seezeichen ihre<br />
Kennungen akustisch aus (z.B. Kiel Lighthouse<br />
[KI] = −·− ··).<br />
Modernes und Althergebrachtes<br />
je nach Situation<br />
Die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
von Seefahrzeugen sind mannigfaltig.<br />
Neben Sprechfunk und Funk fernschreiben<br />
hat das Zeitalter der breit bandigen Datenübertragung<br />
terrestrisch oder über Satellit<br />
auch hier Einzug gehalten.<br />
Wenn auch die Übertragungskapazität<br />
in Abhängigkeit vom Können der «Signäler»<br />
bei weitem nicht an die Datenraten<br />
dieser modernen Medien heranreichen<br />
kann, bleiben Lichtmorsen und Flaggensignalisieren<br />
gerade im militärischen Bereich<br />
nach wie vor ein wichtiges Kommunikationsverfahren.<br />
Die Vorzüge liegen<br />
auf der Hand:<br />
Während diese optischen Kommunikationsverfahren<br />
früher die einzige und<br />
einfachste Art der Nachrichtenübermittlung<br />
war, stehen heute wohl eher andere<br />
Aspekte im Vordergrund. Der zielgerichtete<br />
Austausch von Morsezeichen mittels<br />
Signalscheinwerfer oder von Flaggensignalen<br />
verursacht keine elektromagnetischen<br />
Ausstrahlungen, die durch potentielle<br />
Gegner aufgefasst und lokalisiert werden<br />
können; ein Mitlesen von ausserhalb<br />
der Sichtweite ist kaum möglich. Die übertragenen<br />
taktischen Signale sind präzise<br />
und bieten in der Regel auch im Gegensatz<br />
zu modernen informellen Medien (Chat,<br />
Sprechfunk etc.) wenig Spielraum für Interpretation.<br />
Lichtmorsen funktioniert<br />
auch noch mit einer batteriebetriebenen<br />
oder notstromfähigen Lampe, wenn im<br />
übrigen Schiff «Feuer aus» ist und andere<br />
Kommunikationssysteme und Satellitenverbindungen<br />
nicht mehr zur Verfügung<br />
stehen.<br />
BildlQuellen:<br />
«Die Weltmeere», Taschenatlas, VEB Haack,<br />
Gotha, 1956<br />
Internationales Signalbuch, Bundesamt für<br />
Seeschiffahrt und Hydrographie, 1969<br />
Thomas Borys: Codierung und Kryptologie.<br />
Facetten einer anwendungsorientierten Mathematik<br />
im Bildungsprozess, 1. Auflage, Vieweg+Teubner<br />
Research, Wiesbaden 2011<br />
Wikipedia<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 29
Fokus<br />
Auf der Suche<br />
nach einem Echo<br />
Menschen im Wachkoma können nicht gerichtet auf äussere Reize reagieren.<br />
Umso wichtiger ist es zu wissen, was in ihnen vorgeht. Verschiedene<br />
Methoden registrieren mögliche Signale und somit die Hirntätigkeit.<br />
Magdalena Högg¹, Agnieszka Andrykiewicz¹, Valentine Marcar¹ , ², Margret Hund-Georgiadis¹<br />
Abb. 1 Visuelle Darstellung der Hirnstromaktivität bei Patientin im Wachkoma. Oben: beim Hören von Vogelgezwitscher,<br />
Mitte: beim Hören einer vertrauten Stimme, unten: beim Hören von Sätzen mit dem eigenen Namen<br />
Bilder: zvg<br />
30<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
Abb. 2 Neurofeedback-Sitzung, Feedback visuell [Filmsequenz) und taktil [vibrierender Teddy)<br />
Jedes Jahr erleiden geschätzt 60<br />
bis 80 Menschen in der Schweiz<br />
ein Ereignis, das zu einer anhaltenden<br />
Bewusstseinsstörung<br />
führt. Die Ursachen dafür sind vielfältig;<br />
die häufigste ist ein schweres Schädel-Hirn-Trauma,<br />
andere Ursachen sind<br />
eine zerebrale Hypoxie, Hirnblutungen<br />
z.B. nach Aneurysmaruptur sowie entzündliche,<br />
ischämische oder metabolische<br />
Hirnschädigungen.<br />
Patienten im Wachkoma haben die<br />
Augen zeitweise geöffnet, zeigen erhaltene<br />
vegetative Funktionen wie Atmung,<br />
Kreislauf und Schlaf-Wach-Rhythmus,<br />
sind jedoch nicht in der Lage, auf äussere<br />
Reize gerichtet zu reagieren. Daher wird<br />
v.a. im wissenschaftlichen Sprachgebrauch<br />
der Begriff «Syndrom reaktionsloser<br />
Wachheit» bzw. «unresponsive wakefulness<br />
state» verwendet.<br />
Im Verlauf der Remission können sich<br />
Anzeichen eines erhaltenen Bewusstseins<br />
zeigen und ein «minimally conscious state»<br />
erreicht werden, in dem die Patienten<br />
Blickfixation und -folge zeigen oder auch<br />
einfache Aufforderungen befolgen können.<br />
Oft ist dann die Etablierung einer Ja-/<br />
Nein-Kommunikation z.B. mit Augenschluss<br />
oder Handdrücken möglich, was<br />
den Patienten eine gerichtete Interaktion<br />
mit ihrer Umwelt und das Äussern einfacher<br />
Bedürfnisse erlaubt.<br />
¹ REHAB Basel, Klinik für Neurorehabilitation und<br />
Paraplegiologie<br />
² Universität Zürich, Universitätsspital Zürich,<br />
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin<br />
Die Klassifizierung erfolgt in der Regel mit<br />
der revidierten Fassung der Coma Recovery<br />
Scale-Revised (CRS-R), die eine Einteilung<br />
ermöglicht in Wachkoma, minimally<br />
conscious state und Heraustreten<br />
aus dem minimally conscious state [1].<br />
Diese Skala reicht von 0 bis 23 Punkten<br />
und erfasst Reaktionen und Funktionen in<br />
den Bereichen Hören, Sehen, Motorik,<br />
orale Bewegungen/Sprechen, Kommunikation<br />
und Vigilanz.<br />
BAVESTA: noch genauer hinsehen<br />
Um Veränderungen bei Wachkomapatienten<br />
noch genauer erfassen zu können,<br />
wurde das BAVESTA (Basler Vegetative<br />
State Assessment) entwickelt und über<br />
fünf Jahre im REHAB Basel validiert [2].<br />
Beim BAVESTA werden bei den in die Beurteilung<br />
einfliessenden Aktivitäten (z.B.<br />
Körperpflege/Ankleiden, Mobilisation,<br />
Kommunikation, Speichel- und Nahrungsmanagement<br />
u.a.) verschiedene,<br />
teilweise aktivitätenspezifische Merkmale<br />
beobachtet, diese reichen vom Auftreten<br />
vegetativer Reaktionen über Blickveränderung<br />
bis hin zu selektiven Bewegungen.<br />
Die Merkmale werden jeweils eingestuft in<br />
«nicht beobachtbar» bis zu «immer beobachtbar»,<br />
d.h. auf einer Skala von 0 bis 5.<br />
Je mehr Punkte erreicht werden, desto<br />
mehr bewusste Informationsverarbeitung<br />
findet statt. Das BAVESTA wird durch die<br />
Pflege, in der Regel durch die Bezugspflegeperson,<br />
in zweiwöchentlichen Abständen<br />
ausgefüllt, parallel dazu erfolgt durch<br />
den Arztdienst jeweils die Einstufung mittels<br />
der Glasgow-Coma-Scale (GCS) und<br />
der CSR-R. Auch geringe Veränderungen<br />
lassen sich so darstellen und erlauben eine<br />
verlässliche Verlaufsbeobachtung während<br />
der Rehabilitation.<br />
Neben den klinischen Beurteilungsskalen<br />
existieren verschiedene apparative<br />
Untersuchungsmöglichkeiten, mit denen<br />
man Hinweise auf eine vorhandene Informationsverarbeitung<br />
sucht. So nutzt man<br />
z.B. das kortikale Potential (N20), das man<br />
nach sensibler Stimulation des Nervus medianus<br />
am Handgelenk über eine kortikale<br />
Elektrode ableiten kann, für eine Prognoseabschätzung<br />
in der Frühphase einer traumatischen<br />
oder hypoxischen Hirnschädigung.<br />
Ein beidseitiger Ausfall der N20 ist<br />
mit einem ungünstigen Outcome verbunden,<br />
d.h., die meisten Patienten versterben<br />
oder verbleiben dauerhaft im Wachkoma.<br />
In der Elektroenzephalographie (EEG)<br />
zeigt sich in der Regel eine mässige bis<br />
schwere Verlangsamung der Grundaktivität<br />
bis hin zu einem völligen Fehlen einer<br />
abgrenzbaren Grundaktivität. Hinweise auf<br />
eine vorhandene Informationsverarbeitung<br />
gibt die Testung der Reagibilität auf<br />
äussere Reize. Während der Ableitung werden<br />
akustische Reize (z.B. lautes Klatschen)<br />
und Schmerzreize (z.B. Axilla, Nasenseptum)<br />
von beiden Seiten gesetzt. Bei vorhandener<br />
Reagibilität zeigt sich eine Veränderung<br />
der Amplitude und/oder der Frequenz<br />
der Grundaktivität als Hinweis auf eine zerebrale<br />
Informationsverarbeitung.<br />
Eine Art Lügendetektor<br />
Ein vielversprechender Ansatz ist die Erfassung<br />
ereigniskorrelierter Potentiale<br />
(EKP), d.h. die Zuordnung kortikaler<br />
Spannungsänderungen zu visuellen oder<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 31
Fokus<br />
auditiven Reizen. EKP werden am REHAB<br />
Basel zur Einschätzung der kognitiven<br />
Verarbeitungsfähigkeit bei Patienten mit<br />
einer Bewusstseinsstörung eingesetzt [3].<br />
Im eigenen Bett liegend oder in einem<br />
Rollstuhl sitzend hört ein Patient eine Reihe<br />
von auditorischen Stimuli: einfache Sinustöne,<br />
Vogelgezwitscher, Sätze mit und<br />
ohne eigenen Namen, gesprochen von einer<br />
vertrauten und einer unbekannten<br />
Person. Diese erfordern unterschiedliche<br />
kognitive Verarbeitungsfähigkeiten. Zusätzlich<br />
zur Hirnstromaktivität werden<br />
Herzfrequenz und Hautleitfähigkeit aufgezeichnet.<br />
Letztere dienen dem Nachweis<br />
einer Aktivierung des autonomen<br />
Nervensystems. Eine Aktivierung dieses<br />
Systems geht mit einer emotionalen Reaktion<br />
einher und entzieht sich der willkürlichen<br />
Kontrolle. Damit eine emotionale<br />
Reaktion ausgelöst werden kann, muss ein<br />
Stimulus so weit durch das Gehirn verarbeitet<br />
worden sein, dass dieser mit den<br />
Erfahrungen des Patienten in Verbindung<br />
gebracht werden kann. Anhand der Anbzw.<br />
Abwesenheit eines EKP und einer<br />
Änderung der Herzfrequenz oder Hautleitfähigkeit<br />
ist so eine Einschätzung der<br />
Verarbeitungsfähigkeit des Gehirns eines<br />
Patienten möglich.<br />
Eine Methode, Gehirnsignale therapeutisch<br />
zu nutzen, ist das Neurofeedback.<br />
Dabei werden EEG-Signale abgeleitet,<br />
von einem Computer registriert und<br />
dem Patienten zurückgespiegelt (visuell,<br />
auditiv oder taktil über Vibrationen). Das<br />
Feedback erfolgt nach automatischer Analyse<br />
des Frequenzspektrums in Echtzeit.<br />
Der Ansatz dieser Methode beruht auf der<br />
Annahme einer neuronalen Fehlregulation,<br />
die durch Konditionierung auf ein<br />
erwünschtes Frequenzmuster beeinflusst<br />
werden soll. Eine aktive Mitarbeit des Patienten<br />
ist dabei nicht erforderlich.<br />
Mit modernen Bildgebungsverfahren<br />
wie der funktionellen Magnetresonanztomographie<br />
(fMRT) ist eine wesentlich<br />
sensitivere Untersuchung zum Nachweis<br />
von Informationsverarbeitung möglich.<br />
So gelang es einer britischen Forschungsgruppe,<br />
mit Patienten im Wachkoma mittels<br />
fMRT zu kommunizieren [4]. Die Patienten<br />
wurden aufgefordert, sich die Bewegung<br />
vorzustellen, die man beim Tennisspielen<br />
durchführt oder sich einen<br />
Rundgang durch ihre Wohnung vorzustellen.<br />
Die dabei erfasste Hirnaktivierung<br />
entsprach der von gesunden Kontrollpersonen.<br />
In weiteren Untersuchungen wurden<br />
die Patienten aufgefordert, sich «Tennisspielen»<br />
bzw. «Wohnungsrundgang»<br />
stellvertretend für «Ja» bzw. «Nein» vorzustellen<br />
als Antwort auf eine Frage, die<br />
ihnen während der Tomographie gestellt<br />
wurde.<br />
Der Einsatz der fMRT ist allerdings<br />
auf die Forschung begrenzt, im klinischen<br />
Alltag ist diese aufwendige diagnostische<br />
Methode noch nicht angekommen. Auch<br />
als Kommunikationshilfsmittel ist sie aus<br />
nachvollziehbaren Gründen für einen<br />
breiteren Einsatz nicht geeignet.<br />
Die Erfassung von Signalen von Patienten<br />
mit Bewusstseinsstörungen ist wesentlicher<br />
Bestandteil der täglichen Arbeit<br />
des interprofessionellen Teams in der Rehabilitation<br />
und äusserst wichtig, um<br />
Fehldiagnosen zu minimieren und den<br />
Betroffenen in Bezug auf seine Interaktion<br />
mit der Umwelt möglichst optimal fördern<br />
zu können.<br />
Literaturnachweise<br />
[1] Giacino JT, Kalmar K, Whyte J. The JFK<br />
Coma Recovery Scale-Revised: measurement<br />
characteristics and diagnostic utility. Arch Phys<br />
Med Rehabil. 2004 Dec; 85 (12): 2020–9.<br />
[2] Huber M, Koch S, Mäder M, Hund-Georgiadis<br />
M, Borgwardt S, Stieglitz R-D. Verlaufsbeobachtung<br />
von Wachkomapatienten – Validierung<br />
des Basler Vegetative State Assessments [BA<br />
VESTA). Neurol Rehabil 2014; 20 (3): 67–76.<br />
Hippokampus Verlag 2014.<br />
[3] Andrykiewicz A, Rinaldo C, Jaszczuk P,<br />
Hund-Georgiadis M, Marcar VL. Biomarkers and<br />
Event Related Potentials as Sensitive Indicators of<br />
Prognosis and Recovery in Patients with Disorders<br />
of Consciousness (Abstract, accepted for<br />
presentation in an ePoster session at the 5th EAN<br />
Congress in Oslo, Norway).<br />
[4] Owen AM, Coleman MR, Boly M, Davis<br />
MH, Laureys S, Pickard JD. Detecting awareness in<br />
the vegetative state. Science. 2006 Sep 8; 313<br />
(5792): 1402.<br />
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32<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
Eine Million<br />
Badewannen und<br />
ein Fisch<br />
Angesichts der Unzahl von Galaxien ist es kaum vorstellbar, dass es<br />
einzig auf der Erde Leben geben soll. Wo aber sind die Ausserirdischen?<br />
Wie soll man sie finden? Oder wenigstens ihre Signale auffangen?<br />
Prof. Dr. Ben Moore; Astrophysiker, Institut für Computergestützte Wissenschaften Universität Zürich 1<br />
Der Lauschangriff ist im Gange: Mit Radioteleskopen suchen Wissenschaftler nach Signalen im All. Bislang lässt eine<br />
Antwort von Ausserirdischen jedoch auf sich warten.<br />
Bild: vchalup/Adobe<br />
Mit der Erfindung des Teleskops<br />
im 17. Jahrhundert<br />
kam die Hoffnung auf,<br />
dass man eines Tages da<br />
draussen zwischen den Sternen würde<br />
Leben finden können. Die Aufmerksamkeit<br />
der Astronomen richtete sich dabei<br />
zuerst auf den Mond. Es war, als ob ein<br />
neuer Kontinent entdeckt worden wäre,<br />
und 200 Jahre lang wurde die Oberfläche<br />
des Mondes mit immer leistungsstärkeren<br />
Teleskopen abgesucht – nach<br />
fremden Städten, Wäldern oder anderen<br />
Zeichen von Leben. Im späten 19. Jahrhundert<br />
hatte man den Mond dann aber<br />
endgültig als lebensfeindlich identifiziert;<br />
ohne Atmosphäre, Wetter oder flüssiges<br />
Wasser und mit Tagen, die jeweils<br />
mehr als 29 Erdentage dauern, mit Temperaturen<br />
zwischen minus 173 Grad Celsius<br />
in der Nacht und bis plus 127 Grad<br />
tagsüber.<br />
Die Aufmerksamkeit richtete sich auf die<br />
weiter entfernten Planeten, und Ende des<br />
19. Jahrhunderts ging man allgemein davon<br />
aus, dass es dort draussen in unserem<br />
Sonnensystem Leben geben müsse. Im<br />
Jahr 1900 schrieb Clara Guzman, eine<br />
wohlhabende Pariserin, einen Preis in der<br />
Höhe von 100 000 französischen Francs<br />
für jeden aus, der mit Ausserirdischen auf<br />
einem anderen Planeten kommunizieren<br />
und eine Antwort erhalten könne. Aller<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 33
Fokus<br />
dings wurde der Mars vom Wettbewerb<br />
ausgeschlossen, da die Kommunikation<br />
mit Marsianern zu einfach sein würde! Eine<br />
Vielzahl von Methoden wurde vorgeschlagen,<br />
um den Ausserirdischen unsere<br />
Anwesenheit zu signalisieren, darunter<br />
riesige Spiegel, in Wälder geschlagene<br />
Symbole, grossflächige Lampennetzwerke<br />
oder sogar gigantische Buchstaben, die<br />
man in den Saharasand schreiben wollte.<br />
Entdeckung der Exoplaneten<br />
Mit den ersten Weltraumflügen und den<br />
unbemannten Sonden, die in den 1960er<br />
Jahren die Venus und den Mars erreichten,<br />
zerplatzte der Traum, dass die Planeten<br />
des Sonnensystems auf ihren Oberflächen<br />
Leben beherbergen könnten. Aber<br />
wir wissen heute auch, dass der Mars einst<br />
ein bewohnbarer Planet mit Ozeanen und<br />
Flüssen war, und dass sich unter den eisigen<br />
Krusten einiger Monde von Jupiter<br />
und Saturn warme Ozeane verstecken.<br />
Und aufgrund der jüngsten Entdeckungen<br />
von Leben, das hier auf der Erde in extremen<br />
Umgebungen gedeiht, ist es durchaus<br />
möglich, dass es in unserem Sonnensystem<br />
Lebensformen gibt, die sich unabhängig<br />
vom Leben auf der Erde entwickelt<br />
haben. Ebenso interessant ist allerdings<br />
die Suche nach Leben ausserhalb unseres<br />
Sonnensystems:<br />
Die wohl bemerkenswerteste Entdeckung<br />
aus den 30 Jahren, in denen ich<br />
mich mit der Astrophysik beschäftige, ist,<br />
dass die meisten Sterne am Nachthimmel<br />
ihre eigenen Planeten haben. Bei über 100<br />
Milliarden Sternen allein in unserer Galaxie<br />
gibt es mindestens 10 Milliarden erdähnliche<br />
Planeten, die Leben, wie wir es<br />
kennen, beherbergen könnten. Und es<br />
gibt möglicherweise noch viel mehr Welten<br />
und Monde, die Leben beherbergen<br />
könnten, das eine völlig andere Biochemie<br />
als das Leben auf der Erde hat.<br />
Fermis unbeantwortete Frage<br />
Einige dieser Sterne mit ihren Planeten<br />
haben sich vor über zehn Milliarden Jahren<br />
gebildet – wenn sich das Leben auf ihnen<br />
bereits vor langer Zeit entwickelt hat,<br />
kann ich mir kaum vorstellen, wie fortgeschritten<br />
eine Zivilisation sein könnte, die<br />
zehn Mal so lange wie unsere, geschweige<br />
denn seit Milliarden von Jahren existiert.<br />
Die unausweichliche Frage ist also: «Wo<br />
sind all die Aliens?» Und es ist eine gute<br />
Frage. All diese Welten und kein Lebenszeichen<br />
– das ist doch eher seltsam. Dies<br />
wird – nach dem italienischen Physiker<br />
Enrico Fermi, der die Frage 1950 stellte –<br />
das Fermi-Paradoxon genannt, obwohl<br />
das Problem bereits 1933 vom sowjetischen<br />
Raketenwissenschaftler Konstantin<br />
Ziolkowski beschrieben wurde.<br />
Es gibt viele mögliche Antworten auf<br />
diese Frage. Manche glauben, dass die<br />
Aus serirdischen bereits hier sind und ihre<br />
Anwesenheit von Wissenschaftlern vertuscht<br />
wird. Eine andere mögliche Lösung<br />
für dieses Paradoxon ist, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass Leben aus einer Ursuppe<br />
entsteht, winzig ist und unsere Welt<br />
der einzige Ort ist, an dem dies passiert ist.<br />
Das würde mir seltsam erscheinen; es gibt<br />
nichts Besonderes an unserem Planeten<br />
oder den Bedingungen auf seiner Oberfläche.<br />
Es wurde auch schon vorgeschlagen,<br />
dass unsere Welt mit ihrer primitiven Zivilisation,<br />
die gerade einmal die Fähigkeit<br />
entwickelt hat, Bier und Brot zu machen,<br />
von Ausserirdischen ausser Acht gelassen<br />
wird. Ist die Erde ein planetarer Zoo, beobachtet,<br />
studiert und gemieden, bis die Zeit<br />
reif ist?<br />
Vielleicht ist unsere Galaxie in der Tat<br />
voller Leben, aber unsere Suche in den<br />
Funkfrequenzen verfehlt einfach das<br />
Summen der intergalaktischen Kommunikation,<br />
die mit einem anderen Mechanismus<br />
als Radiowellen stattfindet. Oder vielleicht<br />
hören alle anderen Welten mit Leben<br />
einfach zu und senden selber nicht!<br />
Ein dystopischeres Szenario besagt, dass<br />
es eine Art Filter gibt, der Zivilisationen<br />
beendet, sobald sie eine gewisse Entwicklungsstufe<br />
erreicht haben – sie verursachen<br />
ihr eigenes Aussterben durch Klimawandel,<br />
Atomkriege oder Umweltverschmutzung.<br />
Ich bin kein Fan dieser Idee,<br />
da sie unsere eigene Moral und Arbeitsweise<br />
auf ausserirdisches Leben überträgt,<br />
von dem wir nichts wissen.<br />
Raus aus dem Wasser<br />
Im vergangenen Jahr kamen Astronomen<br />
der Harvard University zum Ergebnis,<br />
dass die meisten Welten da draussen<br />
Wasserwelten sind, deren Oberflächen<br />
von einem einzigen tiefen Ozean bedeckt<br />
sind. Unsere eigenen Computersimulationen,<br />
die versuchen, den Ursprung des<br />
Wassers auf der Erde zu verstehen, kamen<br />
zum gleichen Ergebnis. In diesem Sinne<br />
könnte ein Planet wie die Erde, die sowohl<br />
Ozeane als auch Land hat, ziemlich selten<br />
sein. Wenn Wasserwelten tatsächlich häufig<br />
sind, könnte sich fortschrittliches Leben<br />
in ihren Ozeanen entwickeln. Aber<br />
um ins All zu fliegen oder mit anderen<br />
Welten zu kommunizieren, müssten diese<br />
Ausserirdischen eine industrielle Revolution<br />
durchlaufen. Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
wie Meeresbewohner, so klug sie<br />
auch sein mögen, Gesteine zu Metall<br />
schmelzen. Dazu braucht es Feuer, und<br />
das ist unter Wasser wirklich schwer zu<br />
entfachen. Solche Ausserirdischen könnten<br />
dazu bestimmt sein, für immer in ihrer<br />
Meerestiefe zu bleiben; vielleicht viel intelligenter<br />
als das Leben auf der Erde, aber<br />
ohne den Kosmos jenseits ihres nassen<br />
Gefängnisses zu kennen.<br />
Die meiner Meinung nach bisher vernünftigste<br />
Lösung für das Fermi-Paradoxon<br />
ist jedoch eine Studie aus dem letzten<br />
Jahr, die sich mit den Signalen beschäftigt,<br />
nach denen wir suchen und horchen.<br />
Das elektromagnetische Spektrum ist ein<br />
riesiger Bereich, den es zu erkunden gilt.<br />
Selbst das Spektrum von Millimetern bis<br />
Kilometern Wellenlänge, das am ehesten<br />
für die Kommunikation genutzt werden<br />
könnte, ist enorm. Astronomen richten ihre<br />
Radioteleskope auf einen nahe gelegenen<br />
Stern und tasten das Spektrum von<br />
Hertz zu Hertz langsam ab, als würden sie<br />
ein altes manuelles Radio einstellen. Bei<br />
jeder Frequenz suchen sie nach einem Signal,<br />
das nicht nur ein einfaches Rauschen<br />
ist, sondern sich wiederholende, nicht zufällige<br />
Muster enthält. Dies ist zeitaufwändig,<br />
und die Zeit, die Wissenschaftlern auf<br />
den grössten Radioteleskopen zur Verfügung<br />
steht, ist umkämpft und begrenzt.<br />
Wir haben bisher nur einen kleinen Bruchteil<br />
des potenziellen Signalraums untersucht<br />
– in etwa vergleichbar mit dem Versuch,<br />
die Frage zu beantworten, ob die gesamten<br />
Ozeane der Erde Fische enthalten,<br />
wenn man nur eine einzige Badewanne<br />
mit Wasser gesammelt hat. Tatsächlich<br />
müssten Sie eine Million Badewannen aus<br />
den Ozeanen sammeln, um einen einzigen<br />
Fisch zu finden.<br />
1<br />
Ben Moore ist seit 2002 Professor für Astrophysik<br />
an der Universität Zürich. Er hat mehrere<br />
populärwissenschaftliche Bestseller geschrieben.<br />
Sein letztes Buch «Mond – eine Biografie»,<br />
erschien im Mai <strong>2019</strong> bei Kein & Aber.<br />
34<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
Auf dem<br />
schnellsten Weg<br />
zum Ziel<br />
Signaletik kommuniziert mit Zeichen, Piktogrammen sowie Farben<br />
auf unterschiedlichen Materialien. Diese Signale sollen<br />
sicherstellen, dass ortsunkundige Personen an ihr Ziel gelangen.<br />
Auch in komplexen Gebäuden wie Spitälern.<br />
Prof. Jimmy Schmid, Studienleiter MAS Signaletik – Environmental Communication Design und<br />
Forschungsdozent an der Hochschule der Künste Bern HKB<br />
Bilder: zvg<br />
Signaletische Konzepte basieren<br />
auf einem klassischen Kommunikationsmodell<br />
[1], das besagt,<br />
dass es in der Kommunikation<br />
stets einen Sender und einen Empfänger<br />
gibt. Ein optimales Orientierungs- und Informationssystem<br />
sendet Zeichen und<br />
Sig nale aus, die der Empfänger dekodiert<br />
und versteht. Folglich ist es also unbedingt<br />
notwendig, die Rezeptionsmöglichkeiten<br />
der Benutzenden zu kennen und<br />
zu berücksichtigen – insbesondere in Gesundheitsbauten,<br />
wo sehr unterschiedliche<br />
Nutzergruppen interagieren: Patientin<br />
nen und Patienten, Reini gungsfachkräfte,<br />
Angehörige und Medizinalpersonen.<br />
So treten naturgemäss<br />
Zielkonflikte auf: Besucher einer Einrichtung<br />
benötigen andere Angaben als das<br />
Personal, das Facility Management etwa<br />
wünscht sich zur besseren Bewirtschaftung<br />
der Räume achtstellige Zimmernummern,<br />
Nutzer mit eingeschränkten<br />
Sprachkenntnissen wünschen sich Piktogramme<br />
usw.<br />
Hierbei muss man sich stets bewusst<br />
sein, dass sich die Kommunikation beim<br />
Empfänger entscheidet. Auch ist Kommunikation<br />
nur zu einem begrenzten Teil<br />
sprachlich definiert wie mit der Schrift auf<br />
einem Trägerelement: Wir kommunizieren<br />
nicht nur über Text, sondern auch<br />
Wenig hilfreich: Glas und Reflexionen beeinträchtigen die Lesbarkeit.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 35
Fokus<br />
Wo ist die Glocke? Infolge Unauffindbarkeit musste nachgerüstet werden.<br />
Auch viele Neubauten haben dieses Problem.<br />
Zweitens erfordert der Krankenhausalltag<br />
ein hohes Mass an Improvisation<br />
und Änderungsbereitschaft. Räume werden<br />
spontan umgenutzt, ihre Funktionen<br />
wechselnden Stationskonzepten angepasst.<br />
Das führt zur Notwendigkeit, Signaletikmassnahmen<br />
rasch und unkompliziert<br />
entfernen, nachrüsten oder anpassen<br />
zu können, um flexibel und reaktionsfähig<br />
zu bleiben. Drittens können Patienten aus<br />
unterschiedlichen Gründen in der Wahrnehmung<br />
von signaletischen Massnahmen<br />
eingeschränkt sein oder speziell auf<br />
sie reagieren. So ist beispielsweise bekannt,<br />
dass bestimmte psychiatrische Patientengruppen<br />
Orientierungsschilder<br />
über einer gewissen Höhe nicht mehr stabil<br />
wahrnehmen, oder dass die Verwendung<br />
von tiefroter Farbe bei posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen Psychosen<br />
triggern können. Trotz vielfältiger Ansprüche<br />
der verschiedenen Nutzergruppen<br />
ist es daher wichtig, die Patienten<br />
konsequent in das Zentrum aller gestalterischen<br />
Überlegungen zu stellen.<br />
über Gesten, Kleidung, Farben, Licht und<br />
Raumanordnungen. Und auch wenn dabei<br />
nicht alle Kommunikationskanäle<br />
gleich wichtig sind, haben doch alle im<br />
Konzert der Orientierungsfindung eine<br />
Stimme und entscheiden auf diese Weise<br />
mit über das Wohlbefinden und damit<br />
letztlich auch über den Heilungsprozess.<br />
Signaletisches Ordnungsprinzip<br />
Signaletik unterstützt mittels visueller,<br />
haptischer und auditiver Medien die Orientierung<br />
von Menschen im Raum. Durch<br />
den Einsatz von unterschiedlich geeigneten<br />
Zeichen und Elementen wird gewährleistet,<br />
dass die Informationsverarbeitung<br />
und die Verarbeitungskapazitäten der (in<br />
Gesundheitsbauten sehr unterschiedlichen)<br />
Rezipienten berücksichtigt werden.<br />
Dabei gibt es eine Informationshierarchie,<br />
die den Grundprinzipien der Orientierung<br />
im Raum folgt. Diese Hierarchisierung<br />
hilft, die Informationen zu strukturieren<br />
und leichter erfassbar zu machen.<br />
Das signaletische Ordnungsprinzip<br />
(Orien tierung – Richtungsweisung – Zielbestätigung)<br />
dient dabei als Grundlage der<br />
Planung von Signaletiksystemen.<br />
In der Praxis gilt es zu berücksichtigen,<br />
dass sich heute die Leute grösstenteils<br />
schon zuhause online vorinformieren.<br />
Für Gesundheitsbauten ist es daher<br />
sehr wichtig, eine konzise Informationskette<br />
aufzubauen: Aufgebote und Einladungen<br />
mit klarer Adressierung, Planmaterial<br />
auf der Website, Anfahrtsbeschreibungen<br />
usw. strukturieren den Kontakt<br />
mit der Institution bereits im Vorfeld des<br />
Besuchs.<br />
Auf dem Areal erfolgt die Orientierung<br />
– beispielsweise mit einem Übersichtsplan<br />
– an den Einstiegspunkten wie<br />
Haltestellen und Parkhäusern. Richtungsweisungselemente<br />
führen die Besucher<br />
daraufhin in die richtige Richtung. An<br />
Verknüpfungspunkten dienen weitere<br />
Übersichtspläne zur Reorientierung. Dieser<br />
Kreislauf erfolgt je nach Komplexität<br />
des Areals mehrfach, bis das Ziel erreicht<br />
ist und entsprechend eindeutig gekennzeichnet<br />
wird – von Gebäudekennzeichnungen<br />
bis zu Stockwerkbezeichnungen<br />
und Zimmernummerierungen.<br />
Gesundheitsbauten als komplexe<br />
Herausforderung<br />
Gesundheitsbauten sind aus unterschiedlichen<br />
Gründen komplexer als andere in<br />
der Grösse vergleichbare Institutionen wie<br />
etwa Universitäten oder Behörden. Erstens<br />
sind Spitäler oft gewachsene Strukturen,<br />
durch deren Fülle an An- und Umbauten<br />
labyrinthartige Wege entstehen können,<br />
die die Wegführung erschweren.<br />
Gleichberechtigte Teilhabe<br />
Die Sensibilität zum Thema Barrierefreiheit<br />
– auch dank der Norm SIA 500 «Hindernisfreie<br />
Bauten» – ist in der Architektur<br />
bereits breit verankert. [2] Dies betrifft<br />
v.a. Rollstuhlfahrer und Menschen mit<br />
Sehbehinderungen. Zahlreiche Richtlinien<br />
und Handbücher bieten Hand für einen<br />
optimalen Umgang mit Rampen, Sichtachsen,<br />
Oberflächengestaltung, Bodenmarkierungen,<br />
Beleuchtung, Helligkeits- und<br />
Farbkontrasten usw. [3]<br />
Um der Wichtigkeit einer vollständigen<br />
Inklusion nachhaltig gerecht zu werden,<br />
muss die Thematik der Minderheiten<br />
(Stichwort Diversity) jedoch das Credo für<br />
alle Kommunikationsmassnahmen sein,<br />
insbesondere für Gesundheitsorganisationen,<br />
die sich bereits professionell mit diesen<br />
Fragen auseinandersetzen.<br />
Als eines der heute am meisten zitierten<br />
Phänomene bezüglich Orientierung<br />
gilt der Illettrismus: In der Altersgruppe<br />
der 16- bis 65-Jährigen in der Schweiz gab<br />
es 2016 beispielsweise rund 800 000 Illettristen<br />
(früher auch unter dem Begriff<br />
«funktionaler Analphabetismus» erfasst).<br />
Diese Personen können einen ganz<br />
einfachen Text nicht richtig verstehen,<br />
obwohl sie in der Regel die obligatorische<br />
Schulzeit durchlaufen haben. Diese Illettristen<br />
sind grundsätzlich alphabetisiert<br />
und kennen demzufolge die einzelnen<br />
Buchstaben, können diese jedoch nicht in<br />
36<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Fokus<br />
einen sinnstiftenden Zusammenhang<br />
bringen. Der Satz wird gelesen, aber nicht<br />
verstanden. Ferner ist zu berücksichtigen,<br />
dass die Zahl der Illettristen ständig<br />
wächst: Noch 2006 schätzte man die Zahl<br />
auf lediglich rund 500 000 Personen. [4,5]<br />
In den Erhebungen zum Illettrismus<br />
nicht erfasst sind Asylbewerber sowie<br />
Migranten, welche unter die Kategorie der<br />
Analphabeten fallen können. Gerade diese<br />
Gruppen besuchen jedoch die öffentlichen<br />
Gesundheitseinrichtungen tendenziell<br />
öfter als die übrige Bevölkerung, weil<br />
sie u.a. mit dem gängigen Hausarztsystem<br />
nicht vertraut sind. Die bestehenden Signaletiksysteme<br />
in den Gesundheitsbauten<br />
der Schweiz adressieren diese Frage jedoch<br />
entweder gar nicht oder nur in kleinen<br />
Teilbereichen wie beispielsweise in<br />
einzelnen Sprechstunden. Bei einer<br />
Wohnbevölkerung von ca. 8 Mio. Einwohnern<br />
lässt sich daher konstatieren: Die<br />
Orien tierungs- und Informationssysteme<br />
in Schweizer Spitälern schliessen bereits<br />
grundlegend – noch bevor die Frage nach<br />
angemessener Gestaltung im Detail gestellt<br />
werden kann – 10 Prozent ihrer Nutzer<br />
aus.<br />
Handlungsbedarf<br />
Der Alltag in den Gesundheitsbauten<br />
zeichnet sich durch die Heterogenität der<br />
Zielgruppen und der Kommunikationsszenarien<br />
aus. Das Ziel zukünftiger Signaletiksysteme<br />
muss daher sein, dass die<br />
Signaletik integraler Bestandteil der<br />
Raum- und Betriebskonzeption ist und<br />
in interdisziplinären Teams entwickelt<br />
wird – nicht als eine nachträgliche Beschilderung,<br />
sondern als integraler Bestandteil<br />
von Bauten und Kommunikationskonzepten.<br />
Evidenz- und Experience-basierte<br />
Vorgehensweisen [6], die die Perspektive<br />
unterschiedlicher Stakeholder (primär von<br />
Patienten, aber auch jene von Gesundheitspersonal,<br />
Entscheidungsträgern und<br />
weiteren Institutionen) miteinbeziehen,<br />
sind besonders geeignet, um nutzerorientierte<br />
und praxisnahe Orientierungssysteme<br />
zu entwickeln. Die Designforschung<br />
reicht hier bereits heute mit Outcomeorien<br />
tierten Studien die Hand.<br />
Auf diese Weise können die unterschiedlichen<br />
Benutzergruppen angemessen<br />
in ihren Handlungen unterstützt werden.<br />
Das Design einer Station kann zur<br />
Gesundung der Patienten beitragen – die<br />
Signaletik leistet hierzu einen wichtigen<br />
Beitrag.<br />
Kontakt: jimmy.schmid@hkb.bfh.ch<br />
Literaturhinweise<br />
1. Das Sender-Empfänger-Modell wurde<br />
ursprünglich in den 1940er Jahren von den<br />
amerikanischen Mathematikern Claude Shannon<br />
und Warren Weaver entwickelt.<br />
2. Das Bundesgesetz über die Beseitigung von<br />
Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen<br />
(Behindertengleichstellungsgesetz, BehiG;<br />
SR 151.3) trat am 1. Januar 2004 in Kraft.<br />
3. U.a. Schmidt, Eva/Buser, Fritz: Planung<br />
und Bestimmung visueller Kontraste. Zürich:<br />
Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes<br />
Bauen, 2014.<br />
4. Quelle: SAGS Stiftung für Alphabetisierung<br />
und Grundbildung Schweiz.<br />
5. Jährlich verlassen nach neun absolvierten<br />
Schuljahren 12000 bis 17000 Jugendliche das<br />
Schweizer Schulsystem als Illettristen. Sie können<br />
selbst aus kurzen Texten keine Informationen<br />
herausfiltern und sind nicht in der Lage,<br />
Informationen zu verknüpfen und einfache<br />
Schlussfolgerungen zu ziehen. Das sind rund 20%<br />
der Schüler eines Jahrgangs; 24% der Knaben<br />
gehören laut PISA-Ergebnis zu dieser Gruppe, bei<br />
den Mädchen sind es 15%.<br />
(OECD-PISA Programme for International Student<br />
Assessment, Konsortium PISA.ch, Genf, 2018).<br />
6. Evidenz-basiertes Design gründet auf<br />
empirischen Studien über messbare Effekte von<br />
Gestaltungselementen und Gebäuden auf die<br />
Genesung und Heilung des Menschen. Das Thema<br />
der «heilwirksamen Umgebung» wird heute immer<br />
stärker mit den Erkenntnissen aus der Evidence<br />
Based Medicine verknüpft.<br />
Experience-basiertes Design geht davon aus,<br />
dass Gestaltungsprinzipien nicht immer restlos<br />
empririsch begründet werden können und die<br />
diesbezüglichen Wissensbestände insbesondere<br />
auch durch die Kombination von Erfassen und<br />
Transformieren von Erfahrungen entstehen.<br />
Health Care<br />
Communication Design<br />
HCCD<br />
Seit 2007 forscht die interdisziplinäre<br />
Arbeitsgruppe Health Care Communication<br />
Design HCCD an der Berner<br />
Fachhochschule BFH in über 50 Forschungs-<br />
und Entwicklungsprojekten<br />
rund um Fragen von Design und<br />
Architektur im Gesundheitswesen.<br />
Hierzu kommen Forschende aus dem<br />
Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign<br />
(Hochschule der Künste<br />
Bern HKB) und dem Forschungsfeld<br />
Psychosoziale Gesundheit der Berner<br />
Fachhochschule – Gesundheit mit<br />
Kollegen zusammen aus den Forschungsfeldern<br />
Architekturprozesse<br />
und Management und Bauprozesse<br />
der Berner Fachhochschule – Architektur,<br />
Holz und Bau, aus der Forschung<br />
des Departements Wirtschaft<br />
zu Prozessmanagement im Gesundheitswesen<br />
und aus der Forschungsgruppe<br />
um das Institute for Medical<br />
Informatics I4MI der Berner Fachhochschule<br />
– Technik und Informatik.<br />
Mitglieder der Arbeitsgruppe HCCD<br />
haben bei der Broschüre «Mehr Patientensicherheit<br />
durch Design: Systemische<br />
Lösungen fürs Spital» der<br />
Stiftung Patientensicherheit Schweiz<br />
als Experten mitgewirkt. Seit 2018<br />
leitet die Arbeitsgruppe die Entwicklung<br />
eines schweizweiten Swiss Center<br />
for Design and Health SCDH.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 37
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Perspektiven<br />
Aktuelles aus der Endokrinologie: Schilddrüse<br />
Viele Pfeile<br />
im Köcher<br />
1909 erhielt Theodor Kocher u.a. den Nobelpreis für seinen Durchbruch<br />
bei der Schilddrüsenchirurgie. Schilddrüsenerkrankungen<br />
sind sehr häufig und die Palette an diagnostischen und therapeutischen<br />
Optionen hat sich in den letzten Jahren erweitert.<br />
Dr. Stefan Bilz, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie. Osteologie und Stoffwechselerkrankungen,<br />
Kantonsspital St. Gallen<br />
Bilder: zvg<br />
Die Empfehlungen zur Behandlung<br />
der Hyper- und Hypothyreose,<br />
vor allem aber auch<br />
jene zur Abklärung und Behandlung<br />
von Schilddrüsenknoten und<br />
-karzinomen wurden in den letzten Jahren<br />
basierend auf den Resultaten neuer<br />
Studien angepasst [1–5].<br />
Wann soll eine subklinische<br />
Schilddrüsenfunktionsstörung<br />
behandelt werden?<br />
Subklinische Hypothyreose<br />
Für die Behandlung einer subklinischen<br />
Hypothyreose, d.h. das TSH ist erhöht, das<br />
freie Thyroxin jedoch im Normbereich<br />
gelegen, wird jedenfalls bei einem TSH<br />
>10 mU/l eine Schilddrüsenhormonsubstitution<br />
empfohlen. Eine Ausnahme stellen<br />
hochbetagte Patienten dar, bei denen es<br />
als sinnvoll erachtet wird, eine manifeste,<br />
nicht aber eine subklinische Hypothyreose<br />
zu behandeln. Eine Substitution bei nur<br />
leicht erhöhten TSH-Werten im Bereich<br />
zwischen 4 und 10 mU/l wird in den in Tabelle<br />
1 beschriebenen Situationen empfohlen<br />
[1]. Das Konzept, bei Frauen mit<br />
Schwangerschaftswunsch und einer chronischen<br />
Autoimmunthyreoiditis mit positiven<br />
Anti-TPO- Antikörpern bereits bei<br />
TSH-Werten >2.5 mU/l eine Substitution<br />
zu empfehlen, mit dem Ziel, das mit der<br />
Autoimmunthyreoiditis assoziierte Frühabortrisiko<br />
zu minimieren, wird durch eine<br />
aktuelle Studie in Frage gestellt [6, 7].<br />
Subklinische Hyperthyreose<br />
Die Behandlung einer subklinischen Hyperthyreose<br />
(TSH erniedrigt, FT4 und FT3<br />
im Normbereich) wird aufgrund der nachgewiesenen<br />
ungünstigen kardiovaskulären<br />
Effekte und des assoziierten Osteoporoserisikos<br />
immer empfohlen, wenn das<br />
TSH anhaltend supprimiert ist (
Perspektiven<br />
Systematische Beschreibung der<br />
Sonographie und Zytologie in der<br />
Abklärung von Schilddrüsenknoten<br />
Schilddrüsenknoten sollen anhand ihrer<br />
systematisch erfassten sonographischen<br />
Merkmale bestimmten Risikostufen zugeordnet<br />
werden, anhand derer die Indikation<br />
zur Weiterabklärung durch eine Feinnadelpunktion<br />
gestellt wird. Hierzu steht<br />
bspw. das EU-TIRADS-System zur Verfügung<br />
(Tabelle 2, Abbildung 1) [16].<br />
Die Schilddrüsenzytologiebefunde<br />
müssen gemäss einem der gängigen Klassifikationssysteme<br />
(Bethesda System,<br />
Royal College of Pathologists) abgegeben<br />
werden [17, 18]. Für Knoten, bei denen zytologisch<br />
nicht mit hinreichender Sicherheit<br />
zwischen einem Malignom und einem<br />
benignen Befund unterschieden<br />
werden kann (Bethesda III/IV bzw.<br />
Thy3a/f) stehen neu molekularpathologische<br />
Zusatz untersuchungen zur Verfügung,<br />
die die Risikoeinschätzung verbessern<br />
und eine zusätzliche Entscheidungsreich<br />
liegenden TSH weiter über fortbestehende<br />
Hypothyreosesymptome. Da die<br />
Beschwerden einer Hypothyreose sehr<br />
unspezifisch sind, gilt es in erster Linie<br />
nach anderen Erklärungen zu suchen.<br />
Möglicherweise profitieren einige dieser<br />
Patienten von einer kombinierten T3- und<br />
T4-Therapie. Hierbei ist es jedoch bedeutend,<br />
dass die T4/T3-Susbtitution in einem<br />
physiologischen Verhältnis erfolgt<br />
(T4:T3 = 13-20:1 in mcg; ein derartiges<br />
Kombinationspräparat steht nicht zur<br />
Verfügung) und eine Suppression des TSH<br />
vermieden wird (Zielbereich 0.5 und<br />
2.0 mU/l) [9]. Eine kürzlich publizierte<br />
Studie, die in dieser Indikation einen Nutzen<br />
einer Thyreoidektomie bei Patienten<br />
mit einer Autoimmunthyreoiditis zeigt,<br />
wird kontrovers diskutiert [10].<br />
Selen bei chronischer Autoimmunthyreoiditis<br />
und Mb. Basedow<br />
Eine Behandlung mit Selen kann bei Patienten<br />
mit einer chronischen Autoimmunthyreoiditis<br />
den Anti-TPO-Antikörper-Titer<br />
senken. Ein klinischer Nutzen<br />
dieser Intervention konnte bisher nicht<br />
nachgewiesen werden [11]. Hingegen ist<br />
der Effekt einer Selenbehandlung auf die<br />
Symptome einer milden endokrinen Orbitopathie<br />
beim Mb. Basedow gut belegt und<br />
in diesen Fällen empfohlen [12]. In der<br />
Schweiz ist die Vergütung der Behandlung<br />
nicht geregelt, sodass in jedem Fall eine<br />
Kostengutsprache an den Krankenversicherer<br />
gestellt werden muss und die Patienten<br />
die Kosten häufig selbst tragen<br />
müssen.<br />
Thyreostatische Behandlung<br />
beim Mb. Basedow<br />
In Europa wird bei einer Hyperthyreose<br />
als Folge eines Mb. Basedow in erster Linie<br />
eine medikamentöse thyreostatische<br />
Behandlung empfohlen [13]. Die Chance,<br />
hierdurch eine dauerhafte Remission zu<br />
erreichen, beträgt bei einer korrekt durchgeführten<br />
Therapie 50 bis 60 Prozent.<br />
Klinische Scores ermöglichen es, die Erfolgsaussichten<br />
der medikamentösen<br />
The rapie abzuschätzen und bei Vorliegen<br />
mehrerer Risikofaktoren für ein Nichtansprechen<br />
(Struma, schwere Hyperthyreose<br />
bei Erstdiagnose, fortgesetzter Nikotinkonsum)<br />
kann auch primär eine definitive<br />
Therapie (Radiojod oder Thyreoidektomie)<br />
empfohlen werden [14]. Eine<br />
medikamentöse Therapie gilt dann als<br />
korrekt durchgeführt, wenn die Behandlung<br />
nach Normalisierung der Schilddrüsenfunktion<br />
in niedriger Dosierung noch<br />
für ein Jahr oder gesamt 18 Monate fortgeführt<br />
wird. In der Schweiz stehen als Medikamente<br />
Carbimazol (Neo-Mercazole®)<br />
und Propyl thiouracil (PTU, Propycil®) zur<br />
Verfügung. Aufgrund der vermehrten<br />
hepatotoxi schen Nebenwirkungen von<br />
PTU ist Carbimazol die Therapie erster<br />
Wahl. Eine Ausnahme stellt das erste<br />
Schwangerschaftsdrittel dar, in dem Carbimazol<br />
aufgrund des assoziierten Fehlbildungsrisikos<br />
nicht eingesetzt werden<br />
soll. Generell soll die Schwangerschaftsplanung<br />
wenn möglich so gestaltet werden,<br />
dass im ersten Trimenon keine thyreostatische<br />
Behandlung eingesetzt werden<br />
muss [7, 13, 15]<br />
Sonographiebefund Malignitätsrisiko (%)<br />
Indikation zur<br />
Feinnadelpunktion<br />
EU-TIRADS 1 Normale Schilddrüse ohne Knoten nein nein<br />
EU-TIRADS 2 –<br />
benigne Veränderung<br />
Einfache Zyste, mikrozystischer Knoten 0 nein<br />
EU-TIRADS 3 –<br />
niedriges Malignitätsrisiko<br />
Iso- oder hyperecho gener Knoten ohne<br />
Risikomerkmale<br />
2–4 > 2 cm<br />
EU-TIRADS 4 –<br />
intermediäres Malignitätsrisiko<br />
Hypoechogener Knoten ohne Risikomerkmale<br />
6–17 > 1,5 cm<br />
EU-TIRADS 5 –<br />
erhöhtes Malignitätsrisiko<br />
Eines oder mehrere Risikomerkmale<br />
• «höher als breit»<br />
• Mikroverkalkungen<br />
• Stark hypoechogen<br />
• Lobulierte oder spikulierte Ränder<br />
26–87 > 1 cm<br />
Tab. 2: EU-TIRADS-System zur sonographischen Risikostratifizierung von Schilddrüsenknoten<br />
40<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Perspektiven<br />
Abb. 1: Sonographische Risikostratifizierung von Schilddrüsenknoten: (A) Mikrozystischer («spongiformer») Knoten ohne Malignitätsrisiko (EU-TIRADS<br />
2). (B) Hyperechogener und (C) hypoecheogener Knoten ohne Risikomerkmale (EU-TIRADS 3 bzw. 4). (D) Malignitätssuspekter Knoten, der alle<br />
Risikomerkmale (Tab. 2) aufweist (EU-TIRADS 5).<br />
hilfe liefern, ob eine diagnostische Operation<br />
zur histologischen Weiterabklärung<br />
indiziert ist [17, 19].<br />
Behandlung symptomatischer<br />
benigner Schilddrüsenknoten –<br />
Operation oder Thermoablation?<br />
Mit der Thermoablation, bspw. durch Radiofrequenz,<br />
steht eine neue Methode zur<br />
Verfügung, die eine Grössenreduktion<br />
symptomatischer Schilddrüsenknoten bis<br />
zu 80 Prozent in einer Sitzung erlaubt.<br />
Vorteile gegenüber dem Standardverfahren,<br />
der Hemithyreoidektomie, sind aktuell<br />
die verkürzte Hospitalisationsdauer<br />
und das Ausbleiben einer Narbenbildung.<br />
Beide Verfahren, die Thermoablation eines<br />
einseitigen Befundes und eine Hemithyreoidektomie,<br />
gehen – in erfahrenen<br />
Zentren – nur mit einem kleinen Risiko<br />
einer einseitigen Rekurrensparese einher<br />
und führen nicht zu einer Hypothyreose<br />
oder einem Hypoparathyreoidismus. Da<br />
es sich bei der Thermoablation nur um eine<br />
«Teilbehandlung» handelt, muss mit<br />
einem Rezidivrisiko im Langzeitverlauf<br />
gerechnet werden, sodass aktuell in Ermangelung<br />
von grösseren Studien mit einer<br />
mehrjährigen Beobachtungszeit noch<br />
keine abschliessende Bewertung dieser<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 41
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Perspektiven<br />
neuen Therapieverfahren möglich ist [20–<br />
22]. Vor einer Therapieentscheidung sollen<br />
die Vor- und Nachteile beider Verfahren<br />
sorgfältig abgewogen werden.<br />
Differenziertes Schilddrüsenkarzinom<br />
– gute Prognose, limitierte<br />
Therapie und eine neue Entität<br />
Das papilläre und das follikuläre Schilddrüsenkarzinom<br />
haben eine ausgezeichnete<br />
Langzeitprognose (5-Jahres-Überleben<br />
98% [23]) und das über viele Jahre<br />
propagierte Vorgehen, die allermeisten<br />
dieser Karzinome durch eine totale Thyreoidektomie<br />
und anschliessende Radiojodtherapie<br />
zu behandeln, wurde verlassen.<br />
Bei auf das Organ begrenzten Tumoren<br />
ohne weitere Risikomerkmale<br />
(«low-risk»-Kategorie gemäss ATA) stellt<br />
eine Hemithyreoidektomie eine onkologisch<br />
ausreichende Behandlung dar [5,<br />
24]. Die follikuläre Variante des papillären<br />
Karzinoms, die vollständig umkapselt ist,<br />
hat einen derart indolenten Verlauf, dass<br />
sie nicht mehr als maligne betrachtet und<br />
neu als «Nichtinvasive follikuläre Schilddrüsenneoplasie<br />
mit papillären Kernmerkmalen»<br />
oder kurz NIFTP bezeichnet<br />
wird [25].<br />
Kontakt:<br />
stefan.bilz@kssg.ch<br />
Literatur<br />
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Duntas LH, Monzani F, Peeters RP,<br />
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Evaluation and Management of<br />
Indeterminate Thyroid Nodules:<br />
The Revolution of Risk Stratification<br />
Beyond Cytological Diagnosis.<br />
Cancer Control J Moffitt Cancer<br />
Cent. 2017<br />
Dec;24(5):1073274817729231.<br />
20. Hamidi O, Callstrom MR,<br />
Lee RA, Dean D, Castro MR, Morris<br />
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Ablation Therapy for Large<br />
Benign Thyroid Nodules: A Mayo<br />
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2018;93(8):1018–25.<br />
21. Kim J-H, Baek JH, Lim<br />
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Ablation Guideline: Korean Society<br />
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Radiol. 2018 Aug;19(4):632–55.<br />
22. Deandrea M, Trimboli P,<br />
Garino F, Mormile A, Magliona G,<br />
Ramunni MJ, et al. Long Term<br />
Efficacy of a Single Session RFA of<br />
Benign Thyroid Nodules: A<br />
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Study. J Clin Endocrinol Metab.<br />
epub <strong>2019</strong> Mar 12.<br />
23. Cancer of the Thyroid<br />
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SEER. [cited <strong>2019</strong> Jun 23].<br />
Available from: https://seer.cancer.<br />
gov/statfacts/html/thyro.html<br />
24. Zulewski H, Giovanella L,<br />
Bilz S, Christ E, Haldemann A,<br />
Steinert H, et al. Multidisciplinary<br />
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Thyroid Carcinoma: A Paradigm<br />
Shift to Reduce Overtreatment of<br />
Indolent Tumors. JAMA Oncol.<br />
2016 Aug 1;2(8):1023–9.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 43
Perspektiven<br />
Aus der «Praxis» *<br />
Behandlung des<br />
fortgeschrittenen<br />
Prostatakarzinoms –<br />
eine interdisziplinäre<br />
Empfehlung<br />
Treatment of Advanced Prostate Carcinoma –<br />
an Interdisciplinary Recommendation<br />
Aurelius Omlin 1, 2,** , Martin Spahn 3, 4,** , Jörg Beyer 2 , Daniel Eberli 5 , Silke Gillessen 1, 2, 6 , Wolfram Jochum 7 ,<br />
Marc Kueng 8 , Egbert Nitzsche 9 , Cyrill A. Rentsch 10 , Enrico Roggero 11 , Hans-Peter Schmid 12 , Frank Stenner 13 ,<br />
Arnoud J. Templeton 14 , Damian Wild 15 , Stephen Wyler 16 , Daniel Zwahlen 17* und Richard Cathomas 18*<br />
In den vergangenen Jahren waren<br />
deutliche Fortschritte in der Behandlung<br />
von Männern mit metastasiertem<br />
Prostatakarzinom zu verzeichnen.<br />
In den Jahren 2010–2013 wurden<br />
für verschiedene neue Medikamente<br />
eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität<br />
und eine Verlängerung des<br />
Gesamtüberlebens in der kastrationsresistenten<br />
Situation gezeigt. Nun sind auch<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />
«Praxis» 2018; 107 (19): 1043–1051.<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die<br />
«Praxis» zu äusserst günstigen Konditionen<br />
abonnieren. Details siehe unter<br />
www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />
Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />
ADT Androgendeprivationstherapie<br />
APCCC Advanced Prostate Cancer Consensus<br />
Conference<br />
mCNPC Metastasiertes kastrationsnaives<br />
Prostatakarzinom<br />
PCa Prostatakarzinom<br />
PSA Prostata-spezifisches Antigen<br />
RP Radikale Prostatektomie<br />
RT Radiotherapie<br />
SRT Salvage-Radiotherapie<br />
bei der Behandlung des metastasierten<br />
kastrationssensitiven Prostatakarzinoms,<br />
der Bildgebung, der molekularen Charakterisierung<br />
sowie in der genetischen Prädisposition<br />
Fortschritte zu verzeichnen.<br />
Die Behandlung von Männern mit<br />
fortgeschrittenem Prostatakarzinom ist<br />
damit anspruchsvoller geworden, und die<br />
behandelnden Ärzte stehen immer mehr<br />
vor der Herausforderung, die neuen bildgebenden<br />
Methoden und Therapieoptionen<br />
möglichst sinnvoll einzusetzen. Die<br />
erste internationale Advanced Prostate<br />
Cancer Consensus Conference (APCCC)<br />
im Jahr 2015 hat klinische Fragen, für die<br />
es entweder keine oder widersprüchliche<br />
Evidenz gab, behandelt und Empfehlungen<br />
dazu erarbeitet. Im März 2017 fand die<br />
zweite Konsensuskonferenz erneut in<br />
St Gallen statt (APCCC), an der wiederum<br />
150 vordefinierte Fragen diskutiert und<br />
über die in einem 60-köpfigen Expertengremium<br />
abgestimmt wurde. Die darauf<br />
basierenden Empfehlungen wurden kürzlich<br />
publiziert [1]. In der Folge trafen sich<br />
die Autoren der vorliegenden Publikation<br />
im <strong>August</strong> 2017, um die aktualisierten AP-<br />
CCC-Empfehlungen im Schweizer Kontext<br />
zu evaluieren. Basierend auf den APC-<br />
CC-Empfehlungen und abgeleitet aus der<br />
Diskussion der Schweizer Experten sind<br />
die hier wiedergegebenen Empfehlungen<br />
entstanden.<br />
**<br />
Diese Autoren haben zu gleichen Teilen zu dieser<br />
Publikation beigetragen.<br />
1<br />
Abteilung für Onkologie und Hämatologie,<br />
Kantonsspital St. Gallen<br />
2<br />
Universitätsklinik für Medizinische Onkologie,<br />
Inselspital, Universität Bern<br />
3<br />
Zentrum für Urologie Zürich und Prostatakarzinomzentrum<br />
Hirslanden Zürich, Klinik<br />
Hirslanden Zürich<br />
4<br />
Kinderurologie Universität Duisburg/Essen<br />
5<br />
Klinik für Urologie, Universitätsspital Zürich<br />
6<br />
Division of Cancer Sciences, University of<br />
Manchester and The Christie, Manchester, UK<br />
7<br />
Klinik für Pathologie, Kantonsspital St. Gallen<br />
8<br />
Klinik für Onkologie, HFR Kantonsspital Freiburg<br />
9<br />
Klinik für Nuklearmedizin, Kantonsspital Aarau<br />
10<br />
Klinik für Urologie, Universitätsspital Basel<br />
11<br />
IOSI, Oncology Institute of Southern Switzerland,<br />
Bellinzona<br />
12<br />
Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen<br />
13<br />
Klinik für Onkologie, Universitätsspital Basel<br />
14<br />
Klinik für Onkologie, Claraspital Basel<br />
15<br />
Abteilung für Nuklearmedizin, Universitätsspital<br />
Basel<br />
16<br />
Klinik für Urologie, Kantonsspital Aarau<br />
17<br />
Institut Radio-Onkologie, Kantonsspital Chur<br />
18<br />
Abteilung für Onkologie, Kantonsspital Chur<br />
44<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Perspektiven<br />
Salvage-Radiotherapie<br />
Der Zeitpunkt der Indikationsstellung zur<br />
Radiotherapie (RT) nach radikaler Prostatektomie<br />
(RP) beim lokalisierten Prostatakarzinom<br />
bestimmt, ob die postoperative<br />
RT als adjuvante Behandlung oder als Salvage-Therapie<br />
erfolgt. Die adjuvante RT<br />
erfolgt innerhalb der ersten drei bis vier<br />
Monate postoperativ und die Salvage-Radiotherapie<br />
(SRT) erst beim Wiederansteigen<br />
des PSA-Werts (biochemisches Rezidiv)<br />
oder bei PSA-Persistenz nach RP. Die<br />
Entscheidung zur adjuvanten RT beruht<br />
unter anderem auf Risikofaktoren wie positiven<br />
Resektionsrändern, extrakapsulärer<br />
Ausbreitung (pT3a) oder Samenblasen-Befall<br />
(pT3b) bei laborchemisch nicht<br />
nachweisbarem PSA nach RP [2].<br />
Bei der Entscheidung gegen eine adjuvante<br />
RT und für eine SRT wird der Situation<br />
Rechnung getragen, dass trotz Vorliegen<br />
von Faktoren, die für ein erhöhtes<br />
Rezidivrisiko sprechen, 50 % der behandelten<br />
Patienten durch die alleinige Chirurgie<br />
geheilt werden und durch die adjuvante<br />
RT die Gefahr der Übertherapie besteht,<br />
und somit die SRT das Risiko von<br />
unnötigen Kosten und Nebenwirkungen<br />
minimiert [1, 3]. Im Gegensatz zur adjuvanten<br />
RT [4–6] fehlt für die SRT jedoch<br />
Level-1-Evidenz zur Wirksamkeit.<br />
Kommt es zu einem PSA-Anstieg nach<br />
RP, ist der optimale Zeitpunkt zur Empfehlung<br />
der SRT nicht genau definiert.<br />
Zwei multinationale retrospektive Studien<br />
haben für den Einsatz einer SRT ein<br />
verbessertes, PSA-progressionsfreies und<br />
Metastasen-freies Überleben bei PSA-Werten<br />
Perspektiven<br />
husiasmus auf diesem Gebiet die bis heute<br />
vorhandene Evidenz deutlich überschreitet.<br />
Vorhandene Daten benötigen<br />
eine Überprüfung in prospektiven klinischen<br />
Studien. Diese Studien sollten das<br />
Gesamtüberleben als Endpunkt untersuchen,<br />
da frühere Endpunkte wie das progressionsfreie<br />
Überleben, oder die Zeit bis<br />
zur systemischen Therapie Endpunkte<br />
mit umstrittener klinischer Relevanz darstellen.<br />
Die Unterscheidung zwischen<br />
synchroner und metachroner Metastasierung<br />
und die Berücksichtigung von lymphogener,<br />
ossärer und viszeraler Metastasierung<br />
scheint ein wichtiger Faktoren<br />
zu sein. Klinische Studien, die Patienten<br />
mit «oligometastasiertem» PCa einschliessen,<br />
sind von zunehmender Bedeutung,<br />
da die Weiterentwicklung der<br />
modernen Bildgebung eine zunehmend<br />
frühere Detektion von Metastasen erwarten<br />
lässt.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />
dass Patienten mit «oligometastasiertem»<br />
PCa wenn immer möglich in einem<br />
etablierten multidisziplinären Tumorboard<br />
besprochen und im Rahmen von klinischen<br />
Studien behandelt werden sollten.<br />
Management des fortgeschrittenen<br />
kastrationsnaiven/sensitiven<br />
Prostatakarzinoms<br />
Die Androgendeprivationstherapie (ADT)<br />
mittels LHRH-Analoga (Agonisten oder<br />
Antagonisten) oder die Orchiektomie<br />
stellt seit Jahren die Basis der Behandlung<br />
von Patienten mit metastasiertem, kastrationsnaivem<br />
Prostatakarzinom (mCNPC)<br />
dar. Dabei beträgt die mediane Zeit bis<br />
zum Auftreten einer Kastrationsresistenz<br />
etwa 12 Monate und das mediane Überleben<br />
etwa dreieinhalb Jahre. Insgesamt<br />
vier randomisierte Phase-III-Studien wurden<br />
in den vergangen zwei Jahren publiziert,<br />
die eine signifikante Verbesserung<br />
des Überlebens durch die Zugabe des Chemotherapeutikums<br />
Docetaxel (CHAAR-<br />
TED und STAMPEDE) oder des oralen<br />
Testosteronsynthese-Inhibitors Abirateron<br />
(LATITUDE und STAMPEDE) gezeigt<br />
haben [15–18]. Ein direkter Vergleich von<br />
Docetaxel und Abirateron war in der<br />
STAMPEDE-Studie möglich. Beide Optionen<br />
scheinen in Bezug auf die Verbesserung<br />
des Gesamtüberlebens vergleichbar<br />
zu sein. Unterschiede bestehen in der Behandlungsdauer,<br />
dem Nebenwirkungsprofil<br />
und auch in den Kosten. Docetaxel<br />
wird 6 × alle 3 Wochen (d.h. über insgesamt<br />
18 Wochen) verabreicht, Abirateron<br />
wird täglich zusammen mit 5 mg Prednison<br />
eingenommen und wird bis zum Progress<br />
fortgeführt (im Mittel 2–3 Jahre). Die<br />
Wahl soll nach Patientenfaktoren und im<br />
gemeinsamen Gespräch mit dem Patienten<br />
gefällt werden (Tabelle 1). «Unfit» für<br />
Docetaxel gemäss APCCC sind Männer<br />
mit eingeschränkter Leberfunktion, Neuropathie<br />
Grad ≥2 sowie deutlich reduzierten<br />
Werten von Leu kozyten und Thrombozyten.<br />
Bei Abirateron ist Vorsicht g eboten<br />
im Fall einer eingeschränkten Leberfunktion,<br />
Hypokaliämie, kardialer Erkrankung<br />
sowie bei Diabetes mellitus [1].<br />
Es besteht Konsens darüber, dass vorrangig<br />
Patienten mit Erstmanifestation<br />
einer metastasierten Erkrankung (de novo)<br />
und hoher Tumorlast neben der ADT eine<br />
zusätzliche Therapie mit Docetaxel oder<br />
Abirateron erhalten sollen, sofern keine<br />
Kontraindikationen bestehen und eine<br />
Lebenserwartung von mehr als drei Jahren<br />
vorliegt. Die Definition von «hoher Tumorlast»<br />
wurde in den Studien unterschiedlich<br />
gehandhabt: gemäss CHAAR-<br />
TED müssen ≥4 Knochenmetastasen (davon<br />
mind. eine ausserhalb Becken/<br />
Wirbelsäule) oder viszerale Metastasen<br />
vorliegen. Gemäss LATITUDE sollen zwei<br />
von drei folgenden Punkten erfüllt sein:<br />
viszerale Metastasen, ≥3 Knochenmetastasen,<br />
Gleason Score 8–10. Das Schweizer<br />
Panel ist der Meinung, dass Patienten mit<br />
hoher Tumorlast ohne Kontraindikationen<br />
oder limitierende Komorbiditäten,<br />
die eine der beiden Definitionen erfüllen<br />
mit de novo metastasierter Erkrankung neben<br />
der ADT eine zusätzliche Therapie mit<br />
Docetaxel oder Abirateron erhalten sollen.<br />
Wichtig ist, zu beachten, dass zum Zeitpunkt<br />
des APCCC 2017 die Daten für die<br />
Kombination ADT plus Abirateron noch<br />
nicht bekannt waren und entsprechend<br />
die Empfehlungen sich nur auf die zusätzliche<br />
Therapie mit Docetaxel beziehen.<br />
Weniger klar ist die Empfehlung für Patien<br />
ten, die eine niedrige Tumorlast aufweisen<br />
oder eine metachrone Metastasierung<br />
nach initialer Lokaltherapie erfahren.<br />
Nicht empfohlen wird eine zusätzliche<br />
Therapie mit Docetaxel oder<br />
Abirateron beim lokal fortgeschrittenen<br />
Prostatakarzinom (N0/N1 M0).<br />
Grundsätzlich wird bis anhin beim<br />
Vorliegen einer metastasierten Situation<br />
keine lokale Therapie der Prostata empfohlen.<br />
Retrospektive Analysen vermuten<br />
einen Vorteil für die Lokaltherapie, es gibt<br />
bis anhin aber keine prospektiven Daten<br />
für diese Annahme. Ausserhalb von Studien<br />
wird dieser Ansatz daher nicht empfohlen.<br />
Im Falle eines grossen oder symptomatischen<br />
Primärtumors (Schmerzen,<br />
obstruktive Symptome, Hämaturie) ist jedoch<br />
eine Lokaltherapie zur Verhinderung<br />
von lokalen Komplikationen oder im<br />
Sinne einer Palliation empfohlen.<br />
Management des fortgeschrittenen<br />
kastrationsresistenten Prostatakarzinoms<br />
Mittlerweile stehen fünf Substanzen mit<br />
drei unterschiedlichen Wirkmechanismen<br />
für die Behandlung des metastasierten<br />
kastrationsresistenten Prostatakarzinoms<br />
(mCRPC) zur Verfügung. Alle haben<br />
in randomisierten Phase-III-Studien einen<br />
statistisch signifikanten Überlebensvorteil<br />
gezeigt: die beiden Chemotherapeutika<br />
Docetaxel und Cabazitaxel, der<br />
Alphastrahler Radium-223 und die Inhibitoren<br />
des Androgen-Rezeptorsignalweges<br />
Abirateron und Enzalutamid [19–25]. Die<br />
optimale Sequenz der Therapien ist weiterhin<br />
nicht klar, da dazu keine prospektiven<br />
Studien vorliegen. Auch wurden die<br />
Medikamente bislang meist nicht in Phase-III-Studien<br />
gegeneinander oder in<br />
Kombination verglichen. Dies beruht auf<br />
der Tatsache, dass diese Substanzen praktisch<br />
zeitgleich in grossen Zulassungsstudien<br />
gegenüber Placebo bzw. Behandlungen<br />
geprüft wurden, die heute nicht mehr<br />
der Standardbehandlung entsprechen.<br />
Zudem wurde in allen Studien ein «one<br />
size fits all»-Zugang gewählt, d.h. alle Patien<br />
ten wurden eingeschlossen ohne beispielsweise<br />
eine molekulare Selektion. In<br />
Zukunft werden jedoch mutmasslich Analysen<br />
zum Vorliegen von bestimmten Veränderungen<br />
(z.B. DNA-Reparaturdefekte,<br />
Mikrosatellitenin stabilität) für die individualisierte<br />
Therapieentscheidung wichtiger<br />
werden [26, 27]. Ein weiterer neuer<br />
Faktor, der die Therapie beim mCRPC in<br />
den nächsten Jahren beeinflussen wird,<br />
ist der frühe Einsatz von Docetaxel oder<br />
Abirateron bereits in der kastrationssensitiven<br />
Situation (Tabelle 1).<br />
Es besteht weitgehender Konsens darüber,<br />
dass in der kastrationsrefraktären<br />
Situation die Erstlinientherapie mit Enzalutamid<br />
oder Abirateron erfolgen soll<br />
(Tabelle 2), sofern Abirateron nicht bereits<br />
bei der kastrationssensitiven Erkrankung<br />
verabreicht wurde. Patientenfaktoren<br />
können einen Einfluss auf den Entscheid<br />
der Therapiewahl haben. Für folgende Patientenfaktoren<br />
wurde ein Konsens gefunden:<br />
Bei Vorliegen eines Diabetes mellitus<br />
ist Enzalutamid vorzuziehen; bei Anamnese<br />
von Stürzen, schwerer Müdigkeit<br />
oder neurokognitiven Einschränkungen<br />
46<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Perspektiven<br />
Kastrationsnaiv (CNPC) Kastrationsresistent (CRPC)<br />
• ADT alleine<br />
Beim Vorliegen von Metastasen<br />
bei Diagnosestellung (de novo)<br />
und High-riskoder<br />
High-volume-Erkrankung****:<br />
• ADT plus 6x Docetaxel<br />
(wenn fit für Chemotherapie)<br />
• ADT plus Abirateron plus<br />
Prednison<br />
CRPC 1 st -line nach ADT alleine<br />
Asymptomatisch Symptomatisch<br />
• Abirateron* oder Enzalutamid<br />
• Docetaxel<br />
• Docetaxel<br />
• Radium-223**<br />
• Evtl. Enzalutamid<br />
• Evtl. Abirateron<br />
CRPC 1 st -line nach chemo-hormoneller Therapie (ADT plus Docetaxel)<br />
Asymptomatisch Symptomatisch<br />
• Abirateron* oder Enzalutamid<br />
• Evtl. Cabazitaxel (bei früher Progression<br />
nach Ende Docetaxel)<br />
• Evtl. Docetaxel Re-Challenge<br />
(bei längerer Zeit seit Abschluss Docetaxel)<br />
• Cabazitaxel (bei früher Progression<br />
nach Ende Docetaxel)<br />
• Docetaxel Re-Challenge<br />
(bei längerer Zeit seit Abschluss<br />
Docetaxel)<br />
• Abirateron*<br />
• Enzalutamid<br />
• Radium-223**<br />
2 nd -line 3 rd -line<br />
• Docetaxel<br />
• Cabazitaxel<br />
• Abirateron<br />
• Enzalutamid<br />
• Radium-223**<br />
Bei gutem Performance-Status<br />
(ECOG PS 0–1):<br />
• Cabazitaxel<br />
• Abirateron<br />
• Enzalutamid<br />
• Radium-223 **<br />
• Docetaxel<br />
Re-Challenge<br />
CRPC 1 st -line nach ADT plus Abirateron<br />
• Docetaxel<br />
• Evtl. Radium-223** bei alleiniger ossärer Progression<br />
• (Enzalutamid)<br />
Osteoprotektive Therapie<br />
Allgemeine Empfehlungen der Osteoporoseprophylaxe (Beendigung Nikotinabusus, mässig Alkohol, regelmässige Bewegung)<br />
Vitamin-D3-Substitution (bei Mangel)<br />
Calcium-Substitution (abhängig von der Zufuhr über die Nahrung)<br />
Kastrationsnaiv: Bei Osteoporose<br />
oder erhöhtem Frakturisiko:<br />
• Zoledronat 5 mg 1× pro Jahr<br />
• Denosumab 60 mg alle 6 Monate<br />
Kastrationsresistent: Bei ossären Metastasen zur Reduktion des Risikos von skelettalen Komplikationen:<br />
• Zoledronat 4 mg 1× pro Monat<br />
• Denosumab 120 mg 1× pro Monat<br />
Klinische Studien: Für jede Situation im Krankheitsspektrum sollte die Möglichkeit von Teilnahme an klinischen Studien geprüft werden.<br />
Tabelle 1. Therapie-Optionen für das metastasierte Prostatakarzinom 2018 (die aufgeführten Optionen sind äquivalent und es kann keine Hierarchie in der Empfehlung aus der Abbildung<br />
abgeleitet werden)<br />
* Keine viszeralen Metastasen für Abirateron vor Chemotherapie für CRPC; in Kombination mit 10 mg Prednison täglich; ** Radium: bei abgelehnter Chemotherapie oder Kontraindikation für Chemotherapie und<br />
symptomatischen Knochenmetastasen (keine viszeralen oder LK-Metastasen >3 cm); «High-volume»: Viszerale Metastasen oder ≥4 Knochenmetastasen und ≥1 ausserhalb von Wirbelsäule und Becken. «High-risk»:<br />
2 von 3 Kriterien Gleason Score ≥8 oder ≥3 Knochenmetastasen oder viszerale Metastasen.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 47
Perspektiven<br />
ist Abirateron bevorzugt (Tabelle 3). Abirateron<br />
muss immer mit einem niedrigdosierten<br />
Kortikosteroid (10 mg Prednison)<br />
kombiniert werden (Ausnahme Abirateron<br />
in der kastrationssensitiven Situation,<br />
wo die Behandlung in Studien mit Prednison<br />
5 mg durchgeführt wurde). In der<br />
Zweitlinientherapie besteht Konsens darüber,<br />
dass nach Anwendung von Abirateron<br />
oder Enzalutamid nachfolgend ein<br />
Taxan verabreicht werden soll. Der direkte<br />
Wechsel von Enzalutamid auf Abirateron<br />
oder umgekehrt wird aufgrund des sehr<br />
geringen Ansprechens nicht empfohlen.<br />
Gemäss Konsens soll Docetaxel in der Dosis<br />
von 75 mg/m 2 und Cabazitaxel initial<br />
mit 20 mg/m 2 (PROSELICA-Studie) jeweils<br />
alle 3 Wochen verabreicht werden. Für die<br />
Drittlinientherapie nach Anwendung von<br />
Abirateron oder Enzalutamid und eines<br />
Taxans konnte bis auf einen Einschluss<br />
dieser Patienten in entsprechende Studien<br />
(in der Schweiz SAKK 08/16) kein<br />
Konsens gefunden werden. Eine Mehrheit<br />
der APCC-Experten votierte für den Einsatz<br />
von Cabazitaxel.<br />
Der Platz für die Verwendung von Radium-223<br />
ist weniger klar. Eine Erstlinien-<br />
Studie mit der Kombination Radium-223<br />
plus Abirateron verglichen mit Abirateron<br />
hat vermehrt Komplikationen und einen<br />
negativen Einfluss auf das Gesamtüberleben<br />
im Kombinationsarm berichtet (ERA-<br />
223 Studie). Gemäss Fachinformation darf<br />
Radium-223 nicht mehr mit Abirateron<br />
kombiniert werden. Eine Studie mit der<br />
Kombination Radium-223 mit Enzalutamid<br />
ist noch am Laufen.<br />
Eine besondere Subgruppe stellen Patienten<br />
mit anaplastischem-neuroendokrinem<br />
Prostatakarzinom mit aggressivem<br />
schlechtem Verlauf dar. Das APCCC<br />
2017 Panel konnte sich nicht auf Faktoren<br />
einigen, die diese Patienten eindeutig charakterisieren.<br />
Diskutierte Kriterien sind:<br />
neuroendokrine Differenzierung, ausschliesslich<br />
viszerale Metastasen, tiefes<br />
PSA bei hoher Tumorlast, prädominant<br />
lytische Knochenmetastasen, kurzes Ansprechen<br />
auf ADT (
Perspektiven<br />
ist die Therapie dieser Patienten: Eine<br />
Mehrheit würde gleich behandeln wie<br />
sonstige mCRPC, eine relevante Minderheit<br />
plädiert jedoch für die Erstlinientherapie<br />
mit Carboplatin in Kombination mit<br />
einem Taxan (beispielsweise Docetaxel<br />
oder Paclitaxel).<br />
Bildgebung beim fortgeschrittenen<br />
Prostatakarzinom<br />
Im Abschnitt zum oligometastasierten<br />
Prostatakarzinom wurde bereits die Bildgebung<br />
mit PSMA-PET-Bildgebung erwähnt.<br />
Der Stellenwert dieser Bildgebung<br />
ist vor allem in der Situation des biochemischen<br />
Rezidivs etabliert, wo bei einem<br />
tiefen PSA von 90 %) und dem verstärkten<br />
Knochenabbau unter ADT ist das Thema<br />
der osteoprotektiven Therapie relevant<br />
[29, 30].<br />
In der nicht-metastasierten Situation<br />
unter Hormontherapie sollen Männer auf<br />
grundsätzliche Themen der Osteoporose-Prophylaxe<br />
aufmerksam gemacht werden<br />
(Bewegung, Beendigung eines Nikotinabusus,<br />
mässiger Alkoholkonsum, Substitution<br />
mit Vitamin D und abhängig von<br />
der Zufuhr über die Ernährung eine Calcium).<br />
Bei nachgewiesener Osteoporose<br />
können entsprechende Medikamente eingesetzt<br />
werden (z.B. 60 mg Denosumab<br />
alle sechs Monate oder Zoledronat alle<br />
zwölf Monate).<br />
In der kastrationssensitiven Situation<br />
mit Knochenmetastasen gelten dieselben<br />
Empfehlungen wie für die nicht-metastasierte<br />
Situation. Es gibt aus grossen klinischen<br />
Studien keinen Vorteil für den<br />
frühen Einsatz von Denosumab 120 mg<br />
oder Zoledronat, im Gegenteil: Mit der<br />
Dauer der knochengerichteten Therapie<br />
steigt das Risiko für Komplikationen wie<br />
Kieferosteonekrose.<br />
In der kastrationsresistenten Situation<br />
kann zur Reduktion des Risikos von<br />
skelettalen Komplikationen Denosumab<br />
oder Zoledronat eingesetzt werden. Hier<br />
ist unklar, ob Männer, die in dieser Situation<br />
eine Erstlinientherapie Enzalutamid<br />
oder Abirateron erhalten und darauf ansprechen,<br />
auch von einer zusätzlichen<br />
knochengerichteten Therapie profitieren.<br />
Des Weiteren sind die optimale Dauer und<br />
Frequenz der Applikation der knochengerichteten<br />
Therapie kaum untersucht.<br />
Wenn immer möglich sollten in der<br />
Schweiz Patienten mit mCRPC und Knochenmetastasten<br />
in die SAKK-96/12-Studie<br />
eingeschlossen werden, die 4-wöchentliche<br />
mit der 12-wöchentlichen Applikation<br />
von Denosumab vergleicht.<br />
Grundsätzlich wird vor Einleiten einer<br />
medikamentösen knochengerichteten<br />
Therapie eine zahnärztliche Kontrolle<br />
empfohlen. Bei Auftreten einer Kieferosteonekrose<br />
wird empfohlen, die knochengerichtete<br />
Therapie permanent zu sistieren<br />
[1, 31].<br />
Pathologie, molekulare<br />
Charakterisierung, Genetik<br />
APCCC17 hat in diesem Bereich drei Themen<br />
aufgegriffen: pathologische Parameter,<br />
die bei einer Prostatektomie im Pathologiebericht<br />
enthalten sein sollten, molekulare<br />
Marker, die aktuell an Tumorzellen<br />
eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms<br />
gemacht werden sollten, und genetische<br />
Beratung und Abklärung bei Verdacht<br />
auf hereditäres Prostatakarzinom.<br />
Die Aufarbeitung eines Prostatektomie-Präparats<br />
mit Lymphadenektomie ist<br />
aufwändig. Vor allem bei lokal fortgeschrittenen<br />
Tumoren sind die Informationen<br />
der Pathologie aber entscheidend für<br />
die Tumorboard-Besprechung, wenn über<br />
eine mögliche adjuvante Therapie diskutiert<br />
wird. Die folgenden Angaben sollten<br />
in jedem Fall im Bericht erwähnt werden:<br />
Gleason Score und Gleason Grade Group,<br />
Ausmass der Tumorinfiltration in der Prostata,<br />
Samenblaseninfiltration, extraprostatische<br />
Ausbreitung, positive Schnittränder<br />
(Anzahl, Länge, Lokalisation und<br />
Gleason-Grad am Schnittrand), Anzahl<br />
und anatomische Region entfernter<br />
Lymphknoten und Anzahl befallener<br />
Lymphknoten. Für befallene Lymphknoten<br />
ist zudem wichtig, ob Mikro- oder Makrometastasen<br />
bzw. eine extranodale Tumorausbreitung<br />
vorliegen.<br />
In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien<br />
kann die Biopsie einer metastatischen<br />
Läsion sinnvoll sein, um eine Entdifferenzierung<br />
in ein gross- oder kleinzelliges<br />
neuroendokrines Karzinom festzustellen<br />
oder um das Vorliegen eines<br />
Zweitmalignoms zu bestätigen. Wichtige<br />
Parameter neben der Morphologie (ein<br />
Gleason Score kann und darf an einer Metastasenbiopsie<br />
eines behandelten Prostatakarzinoms<br />
nicht bestimmt werden) sind<br />
aus Sicht der Experten am APCCC 2017:<br />
Expression von PSA und DNA- und Mismatch-Reparaturproteine<br />
sowie der Nachweis<br />
von somatischen BRCA1-, BRCA2-<br />
und ATM-Mutationen. Alle diese Faktoren<br />
werden als therapeutisch relevant eingestuft.<br />
Patienten mit DNA-Reparaturdefekten<br />
(BRCA1, 2 und ATM) könnten von einer<br />
Platin-basierten Chemotherapie profitieren,<br />
Pa tienten mit Mismatch-Reparaturdefekten<br />
von einer Immuntherapie mit<br />
einem Immun-Checkpoint-Inhibitor<br />
(FDA-Zulassung 2017). Dieses Gebiet entwickelt<br />
sich sehr rasch, und es ist zu erwarten,<br />
dass in den kommenden Jahren<br />
Fortschritte erfolgen und neue Standards<br />
definiert werden.<br />
Bei 10–12 % der Männer mit metastasiertem<br />
Prostatakarzinom liegt eine<br />
Keimbahnmutation in einem DANN-<br />
Reparaturgen vor: am häufigsten im<br />
BRCA2-Gen, seltener in den BRCA1-, ATMund<br />
CHEK2-Genen bzw. in den DNA-Mis-<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 49
Perspektiven<br />
match-Reparaturproteinen. Der Nachweis<br />
einer pathogenen Keimbahnmutation ist<br />
nicht nur für den betroffenen Mann mit<br />
Prostatakarzinom von Bedeutung, sondern<br />
auch für eventuelle Nachkommen.<br />
Die Familienanamnese ist in einem relevanten<br />
Anteil dieser Fälle nicht auffällig<br />
(z.B. gehäuft Mamma- oder Ovarialkarzinome)<br />
und auch das Erkrankungsalter ist<br />
bei vielen dieser Männer nicht richtungsweisend.<br />
Aktuell fehlen Richtlinien für die<br />
genetische Beratung und Abklärung von<br />
Männern mit metastasiertem Prostatakarzinom.<br />
Bereits jetzt sollte bei jedem<br />
Mann mit Prostatakarzinom eine ausführliche<br />
Familienanamnese erhoben und bei<br />
Hinweisen auf Häufung (Brust-, Eierstock-,<br />
Gebärmutter-, Bauchspeicheldrüsen-,<br />
Darm-, Prostata-Karzinom) der Patient<br />
gegebenenfalls für eine genetische<br />
Beratung vorgestellt werden.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Erfreulicherweise sind in der Behandlung<br />
des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms<br />
erhebliche Fortschritte durch eine Vielzahl<br />
klinischer Studien zu verzeichnen.<br />
Leider nehmen andererseits manche medizinische<br />
Entwicklungen rasch Einzug in<br />
die tägliche Praxis, bevor die wissenschaftliche<br />
Evidenz aus klinischen Studien<br />
erbracht ist. Beispiele dafür sind der<br />
zunehmende Einsatz von PSMA-PET-Untersuchungen<br />
in verschiedensten Krankheitssituationen<br />
oder der verbreitete Optimismus,<br />
dass bei einer sogenannten «oligometastasierten»<br />
Erkrankungssituation<br />
fokale Metastasen-gerichtete Therapien<br />
sinnvoll sind. Die Teilnahme an klinischen<br />
Studien oder zumindest der Einschluss<br />
in Register (z.B. für PET-CT) können<br />
Beiträge leisten, damit einige der offenen<br />
Fragen in Zukunft beantwortet werden<br />
können.<br />
Erneut wurde beim APCCC und auch<br />
beim Schweizer Expertentreffen offensichtlich,<br />
dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
ausgebaut werden muss.<br />
Situationen, bei denen aus der Literatur<br />
keine Evidenz vorliegt, müssen in einem<br />
spezialisierten multidisziplinären Tumorboard<br />
besprochen werden. Die nächste<br />
APCCC-Konferenz findet vom 29.–31. <strong>August</strong><br />
<strong>2019</strong> in Basel statt und wird weitere<br />
Themen und offene Fragen in der Behandlung<br />
von Männern mit fortgeschrittenem<br />
Prostatakarzinom aufgreifen (www.apccc.<br />
org).<br />
Kontakt<br />
PD Dr. Aurelius Omlin<br />
Klinik für Onkologie/Hämatologie<br />
Kantonsspital St.Gallen<br />
Rorschacher Strasse 95<br />
9007 St. Gallen<br />
aurelius.omlin@kssg.ch<br />
PD Dr. Richard Cathomas<br />
Abteilung für Onkologie/Hämatologie<br />
Kantonsspital Graubünden<br />
Loestrasse 170<br />
7000 Chur<br />
richard.cathomas@ksgr.ch<br />
Manuskript eingereicht: 09.12.2017<br />
Manuskript angenommen: 07.06.2018<br />
Interessenskonflikte: Das Meeting der Autoren<br />
wurde durch «Unrestricted Grants» der Firmen<br />
Sanofi-Aventis, Astellas, Janssen, Bayer und<br />
Amgen ermöglicht. Die Grants wurden<br />
vollumfänglich an die Schweizerische<br />
Arbeitsgruppe für klinische Krebsforschung<br />
(SAKK) überwiesen.<br />
Es erfolgte keine Honorierung der Autoren.<br />
Individuelle Interessenskonflikte<br />
AO: Advisory role (compensated, institutional):<br />
Astellas, Bayer, Sanofi, Roche, Janssen, MSD,<br />
Molecular Partners. Research support<br />
(institutional): Teva, Janssen. Travel support:<br />
Astellas, Bayer, Sanofi, Janssen. Speaker Bureau<br />
(compensated, institutional): Astellas, Janssen,<br />
Bayer<br />
RC: Advisory Board für Amgen, Astellas, Bayer,<br />
Janssen, MSD, BMS, Roche, Sanofi Aventis,<br />
Novartis, Eisai, Pfizer, Astra Zeneca<br />
AT: Advisory Board, Consultancy (Kompensation<br />
an Institution): Astellas, BMS, MSD,<br />
Janssen, Sanofi Aventis<br />
SG: Advisory Boards / IDMC (compensated):<br />
AAA International, Active Biotech AB IDMC,<br />
Astellas Pharma, Bayer, Bristol-Myers Squibb,<br />
Clovis, Curevac, Dendreon Corporation,<br />
Ferring, Innocrin Pharmaceuticals, Janssen<br />
Cilag, MaxiVAX SA, Millennium Pharmaceuticals,<br />
Orion, Roche, Sanofi Aventis Group.<br />
Advisory Boards (uncompensated): Astellas<br />
Pharma, Bayer, ESSA Pharmaceuticals Corp.,<br />
Nectar, ProteoMediX, Sanofi. Speakers Bureau<br />
(compensated), Janssen, Novartis. Speakers<br />
Bureau (uncompensated): Astellas Pharma,<br />
Janssen, Sanofi Aventis Group. Patent Pending<br />
patent application for a method for biomarker<br />
WO 2009138392 A1<br />
H-P S: Advisory Board: Advisory Board für<br />
Amgen, Astellas und Terumo.<br />
FS: Speaker honoraria and research grants:<br />
Bayer; Sanofi-Aventis (compensation to<br />
institution as research funds), Travel expenses<br />
for congresses: Amgen, Sanofi Aventis Advisory<br />
Role: Sanofi-Aventis, Bayer, Astellas, Janssen-Cilag,<br />
MSD, BMS (compensation to<br />
institution as research funds)<br />
SW: Advisory Boards (Kompensation an<br />
Institution): Astellas, Janssen, Pro Farma,<br />
Menarini.<br />
ER: Advisory Board (compensated): Astra<br />
Zeneca, Astellas, Bayer, Sanofi Aventis, Grasso<br />
Consulting. Unterstützung für Teilnahme an<br />
Kongressen: Astellas, Janssen, Astra Zeneca<br />
DW: Advisory Boards: Ipsen, Siemens, Research<br />
grants: Ipsen, Siemens, Novartis, Travel<br />
expenses for congresses: Ipsen, Bayer<br />
JB: Speakers Honoraria from Astellas, Janssen,<br />
Roche<br />
50<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Perspektiven<br />
Bibliografie<br />
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after radical prostatectomy. Eur<br />
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radical prostatectomy: indications<br />
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after radical prostatectomy. J<br />
Clin Oncol 2016; pii: JCO679647.<br />
[Epub ahead of print]<br />
9. Cornford P, Bellmunt J,<br />
Bolla M, et al.: EAU-ESTRO-SIOG<br />
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https://www.nccn.org/professionals/physician_gls/f_guidelines.asp;<br />
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12. Carrie C, Hasbini A, de<br />
Laroche G, et al.: Salvage radiotherapy<br />
with or without short-term<br />
hormone therapy for rising<br />
prostate-specific antigen<br />
concentration after radical<br />
prostatectomy (GETUG-AFU 16): a<br />
randomised, multicentre,<br />
open-label phase 3 trial. Lancet<br />
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an adaptive, multiarm, multistage,<br />
platform randomised controlled<br />
trial. Lancet 2016; 387: 1163–11677.<br />
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prostate cancer not previously<br />
treated with hormone therapy. N<br />
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prostate cancer. N Engl J Med 2017;<br />
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prednisone or mitoxantrone plus<br />
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metastatic prostate cancer. N Engl<br />
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plus cabazitaxel or mitoxantrone<br />
for metastatic castration-resistant<br />
prostate cancer progressing after<br />
docetaxel treatment: a randomised<br />
open-label trial. Lancet 2010; 376:<br />
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prostate cancer. N Engl J Med 2011;<br />
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Bono JS, et al.: Abiraterone in<br />
metastatic prostate cancer without<br />
previous chemotherapy. N Engl J<br />
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reporting and cata system for<br />
prostate cancer: practical<br />
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whole-body magnetic resonance<br />
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multiorgan involvement in<br />
advanced prostate cancer. Eur Urol<br />
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zoledronic acid for treatment of<br />
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castration-resistant prostate<br />
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study. Lancet 2011; 377:<br />
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31. Gillessen S, Omlin A,<br />
Attard G, et al.: Management of<br />
patients with advanced prostate<br />
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Gallen Advanced Prostate Cancer<br />
Consensus Conference (APCCC)<br />
2015. Ann Oncol 2015; 26:<br />
1589–1604.<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 51
Perspektiven<br />
Der besondere Patient<br />
Des Bären<br />
Leguan<br />
«Jenny ist seit drei Wochen<br />
irgend wie anders, ruhiger.»<br />
Mitfüh lend und mit zitternder<br />
Stimme kamen diese Worte aus<br />
dem Mund des grossen und wahrhaft<br />
stattlichen Tierpflegers, genannt der Bär.<br />
Trotz zahlreicher Leckereien, die sein<br />
Patient schnöde ignorierte, und obwohl<br />
alle sonstigen Haltungsperimeter,<br />
insbesondere Luftfeuchtigkeit und<br />
Temperatur, auf optimal gestellt waren,<br />
trat keinerlei Besserung ein.<br />
Jenny, ein adulter Grüner Leguan<br />
von fast 3 Kilo Gewicht, zeigte ein<br />
reduziertes Allgemeinbefinden mit<br />
Somnolenz, verminderter Aufmerksamkeit<br />
und nur schwachen Abwehrbewegungen.<br />
Die Schleimhäute erschienen<br />
deutlich blass mit leichter Tendenz zur<br />
Gelbfärbung der Skleren. Der Ernährungszustand<br />
war mässig, obgleich der<br />
Leibesumfang vergrössert war.<br />
«Könnte es nicht sein, dass Jenny<br />
tragend ist?» Der verschämte Einwurf des<br />
Tierpflegers war mehr Ausdruck der<br />
verzweifelten Hoffnung denn mögliche<br />
Differenzialdiagnose. «Kontraströntgen,<br />
Sonographie und gegebenenfalls die<br />
Endoskopie werden uns der Diagnose<br />
näher bringen», so die ausweichende<br />
Antwort meinerseits.<br />
Die Röntgenuntersuchung, nativ und<br />
mit Gastrografin, brachte einen massiv<br />
vergrösserten Leberschatten zutage. Die<br />
Miene des Bärs verdunkelte sich.<br />
In der Sonographie konnte eine<br />
erhebliche Menge freier Flüssigkeit in der<br />
Pleuroperitonealhöhle bestimmt werden.<br />
Die Leber war gesamthaft massiv geschwollen,<br />
hyperechogen mit unregelmässigen<br />
Arealen geringer Echogenität.<br />
Der Anblick der Bilder liess das Gesicht<br />
meines Gegenübers erstarren.<br />
Die Coelioskopie mit Biopsie und<br />
nachfolgender Histologie verifizierte die<br />
Diagnose: Ein seltenes malignes Gallengangkarzinom<br />
war die Ursache der<br />
Erkrankung.<br />
Der Patient wurde noch intraoperativ<br />
von seinen Leiden erlöst, und der Bär<br />
bestand darauf, Jenny zu beerdigen.<br />
Prof. Dr. med. vet. Bernd Schildger,<br />
Direktor Tierpark Dählhölzli Bern<br />
Die Fallberichte stammen aus Bernd Schildgers<br />
Zeit als Tierarzt im Zoo Frankfurt.<br />
Coelioskopie Iguana iguana, GallengangsCA 1= Rippenbogen, 2= Ventrikel im Herzbeutel, 3= Leber, 4= Lunge, 5= Transsudat mit Gallenfarbstoffen.<br />
Bild: zvg<br />
52<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
Unser Beratungspartnernetz<br />
für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge<br />
Schweizweit in Ihrer Nähe<br />
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Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Telefon 031 350 44 22<br />
info@mediservice-vsao.ch<br />
www.mediservice-vsao.ch
Vergleichen lohnt sich: Die<br />
gleichen Dinge haben nicht<br />
unbedingt denselben Preis.<br />
Der Gang in die Praxis (4)<br />
Vom Pflästerli bis<br />
zur Genanalyse<br />
Ob Selbstdispensation oder nicht, ob Verbrauchsmaterial<br />
oder Auftragslabor – jede Praxis ist auf Lieferanten und Dienstleister<br />
angewiesen.<br />
Patrick Halter, Dipl. med., MBA EM Lyon, Vorstandsmitglied MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bild: hjschneider/Adobe<br />
54<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
MEDISERVICE<br />
Wie viele andere gesundheitspolitischen<br />
Fragen<br />
ist in der Schweiz die Medikamentenabgabe<br />
durch<br />
den Arzt kantonal geregelt. Dort, wo<br />
Selbstdispensation möglich ist, werden<br />
im Gegenzug ärztliche Leistungen tiefer<br />
vergütet (Taxpunktwert) zudem ist eine<br />
Bewilligung der kantonalen Heilmittelkontrolle<br />
notwendig. Erlaubt ist die Abgabe<br />
nur an Patienten, die beim betreffenden<br />
Arzt in Behandlung sind. Damit<br />
die kantonale Heilmittelkontrolle die<br />
Praxisapotheke bewilligt, müssen einige<br />
Voraussetzungen bezüglich Sicherheit,<br />
Lagertemperatur und Hygiene erfüllt<br />
werden.<br />
Die Bewilligung wird im jeweiligen<br />
Kanton für bis zu zehn Jahre erteilt. Es fallen<br />
Kosten von um die 1000 Franken an,<br />
wobei pro Arzt ein Gesuch (auch in Gemeinschaftspraxen)<br />
eingereicht werden<br />
muss. Obligatorisch ist zudem ein Qualitätsmanagement<br />
(QM). Eine Vorlage für<br />
dieses Qualitätsmanagement und weitere<br />
Unterstützung liefert die Vereinigung der<br />
Ärzte mit Patientenapotheke (www.patientenapotheke.ch)<br />
ihren Mitgliedern.<br />
Für eine Praxis mit Selbstdispension<br />
ist der Medikamentengrossist üblicherweise<br />
der vom Umsatz her wichtigste Geschäftspartner.<br />
Deshalb sind die Einkaufskonditionen<br />
zentral. Zahlungen unter der<br />
Hand sowie Rabatte, die nicht an Patienten<br />
weitergegeben werden, sind verboten<br />
und können Gefängnisstrafen nach sich<br />
ziehen. Am einfachsten verhindert man<br />
Schwierigkeiten, indem man nie unter<br />
dem offiziellen Ex-Factory-Preis einkauft.<br />
Auch Gratismuster dürfen Praxen nicht<br />
gegen Geld abgeben. Patienten müssen<br />
die Wahl haben, ob sie die Medikamente<br />
gleich mitnehmen wollen oder lieber ein<br />
Rezept erhalten. Der kantonale Heilmittelinspektor<br />
ist verantwortlich für die Kontrolle<br />
der ärztlichen Medikamentenabgabe.<br />
Er kann unangemeldet in der Praxis<br />
erscheinen.<br />
Praxisbedarf<br />
Unter den Begriff Praxisbedarf fallen Verbrauchsmaterialien<br />
und Kleingeräte, welche<br />
im täglichen Praxisleben benötigt<br />
werden. Seien es Hygieneartikel wie Desinfektionsmittel<br />
oder Papierrollen für die<br />
Liege, aber auch Skalpelle und Pinzetten.<br />
Die grossen, etablierten Lieferanten haben<br />
umfangreiche Kataloge von Geräten<br />
wie Waagen und Thermometern, Verbrauchsmaterial<br />
wie Handschuhen und<br />
alles in der Praxis Erdenkliche.<br />
Die Schnittmenge von Materialien, die<br />
über den Fachhandel oder aber auch im<br />
Supermarkt oder Möbelhaus bezogen werden<br />
kann, ist gross. Ein Preisvergleich<br />
lohnt sich. Bei regelmässiger Bestellung<br />
sind Lieferanten durchaus bereit, 5 bis 10<br />
Prozent Rabatt zu gewähren. Lassen Sie<br />
sich eine Referenzofferte erstellen.<br />
Gewisse Materialien, wie etwa Handschuhe,<br />
Blutentnahmeröhrchen und Butterflys<br />
werden auch durch die Auftragslabors<br />
direkt und kostenfrei geliefert – solange<br />
ein direkter Zusammenhang zur<br />
Entnahme von Analysen besteht.<br />
Auftragslabor<br />
Ein Auftragslabor analysiert in einem professionellen,<br />
externen Betrieb die in der<br />
Praxis abgenommenen Blut-, Urin-, Kotund<br />
Gewebeproben sowie alle denkbaren<br />
sonstigen Tests und biologisches Material.<br />
Im Unterschied zum Praxislabor werden<br />
die Proben zur Analyse von einem Kurier<br />
abgeholt, und die Rechnung für diese<br />
Analyse wird dem Patienten direkt gestellt.<br />
Ein Auftragslabor bietet ein enorm<br />
breites Spektrum von Analysen an, traditionell<br />
in den Bereichen klinische Chemie<br />
und Mikrobiologie, heute aber sicher auch<br />
Genanalysen und Allergologie. Auf der<br />
Website des Verbandes der Medizinischen<br />
Laboratorien Schweiz (FAMH) (www.<br />
famh.ch) findet sich eine Auflistung der<br />
meisten medizinischen Laboratorien.<br />
Für ein Auftragslabor ist eine als Einsender<br />
gewonnene Praxis enorm attraktiv,<br />
weil sie regelmässig Analysen von mehreren<br />
Patienten senden wird. Entsprechend<br />
werden Labors vieles daransetzen, Ärzte<br />
als Einsender zu gewinnen. Nicht jede<br />
Massnahme hierzu ist jedoch legal. Nur<br />
wenn das Labor beispielsweise dank der<br />
Hilfe der Praxis Geld spart, darf der Praxis<br />
der zusätzliche Aufwand im nachvollziehbaren<br />
Rahmen vergütet werden. Gemeint<br />
sind hier beispielsweise die elektronische<br />
Auftragserfassung statt eines Papierformulars<br />
und die Etikettierung der Proben<br />
mit Barcode bereits in der Praxis – beides<br />
auch Massnahmen zur Eliminierung von<br />
Fehlern in der Datenübertragung.<br />
Zwischen Praxis und Auftragslabor<br />
gibt es meist drei Schnittstellen, die gut<br />
funktionieren müssen. Erstens holt der<br />
Kurierdienst normalerweise täglich die<br />
Proben ab. Hier ist eine gut eingespielte<br />
Routine und Rücksicht auf den laufenden<br />
Praxisbetrieb notwendig. Zweitens müssen<br />
die Analysenresultate wieder in die<br />
Praxis kommen. Hierfür gibt es Meldun-<br />
gen auf Papier, per Fax oder E-Mail, aber<br />
am besten ist die automatische elektronische<br />
Einbringung der Daten in die KG des<br />
betreffenden Patienten mit gleichzeitiger<br />
Information des behandelnden Arztes,<br />
dass die Daten da sind. Und drittens muss<br />
bei Rückfragen im Labor eine kompetente<br />
Auskunft erfolgen können – meist mit einer<br />
Interpretationshilfe der Resultate.<br />
Die Serie zum<br />
Praxisstart<br />
Unsere kleine Serie beleuchtet kurz<br />
einige Problemfelder rund um den<br />
Praxisstart. Weitaus ausführlichere<br />
Informationen, Kontaktadressen,<br />
Stellungnahmen usw. zu den Themen<br />
rund um die Praxis finden Sie im<br />
Praxis-Paket.<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Sie<br />
können das Praxis-Paket kostenlos<br />
unter folgendem Link bestellen: www.<br />
mediservice-vsao.ch/praxis-paket. Auf<br />
dieser Seite können Sie auch jederzeit<br />
die einzelnen Kapitel herunterladen,<br />
die Interviews lesen oder via Download<br />
anhören und sich für Updates<br />
registrieren.<br />
Weitere Folgen:<br />
• Recht (Ausgabe 5/19)<br />
• Kommunikation und Marketing<br />
(Ausgabe 6/19)<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 55
MEDISERVICE<br />
Briefkasten<br />
Verdoppelte<br />
Verjährungsfrist<br />
Ich arbeite als Arzt selbständig<br />
in einer Einzelpraxis. Wie ich<br />
gehört habe, wird ab 2020 die<br />
Verjährungsfrist bei Personenschäden<br />
verlängert. Was bedeutet das<br />
konkret? Muss ich Vorkehrungen<br />
treffen?<br />
Am 21. Januar 2009 beauftragte der<br />
Bundesrat das Eidg. Justiz- und Polizeidepartement,<br />
eine Vernehmlassungsrevision<br />
für eine Teilrevision des Haftpflichtrechts<br />
vorzubereiten. Im Jahr 2011<br />
schickte der Bundesrat die Revision des<br />
Obligationenrechts in die Vernehmlassung.<br />
An der Sitzung vom 7. November<br />
2018 setzte der Bundesrat das revidierte<br />
Verjährungsrecht auf den 1. Januar 2020<br />
in Kraft. Die Verjährungsfrist beginnt<br />
vom Tage an gerechnet, an welchem das<br />
schädigende Verhalten erfolgte – unabhängig<br />
davon, ob eine vertragliche oder<br />
deliktische Haftung vorliegt. Diese<br />
längere Verjährungsfrist kommt übergangsrechtlich<br />
in allen Fällen zur Anwendung,<br />
in denen die Verjährung nach<br />
bisherigem Recht noch nicht eingetreten<br />
ist. Ärzte sind von der Änderung der<br />
Verjährungsfrist direkt betroffen.<br />
Helvetia<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und<br />
Helvetia arbeiten seit vielen Jahren<br />
erfolgreich zusammen. MEDISERVICE<br />
<strong>VSAO</strong>-Mitglieder profitieren von sehr<br />
vorteilhaften Konditionen. Sind Sie<br />
interessiert an einer Versicherungslösung?<br />
Wenden Sie sich an Ihren Ansprechpartner<br />
bei MEDISERVICE:<br />
telefonisch unter 031 350 44 22 oder<br />
per E-Mail: info@mediservice-vsao.ch.<br />
Krankenakten aufbewahren<br />
Aktuell fehlt eine schweizweite Harmonisierung<br />
von Aufbewahrungsfristen. Die<br />
Krankengeschichten müssen in der Regel<br />
während 10 Jahren nach Abschluss der<br />
letzten Behandlung aufbewahrt werden.<br />
Danach kann der Arzt die Akte grundsätzlich<br />
vernichten. Dies gilt jedoch nur<br />
dann, wenn nicht mit einer rechtlichen<br />
Auseinandersetzung zu rechnen ist, wenn<br />
sich also nicht z.B. ein Patient unzufrieden<br />
mit der Behandlung gezeigt oder er<br />
einen entsprechenden Verdacht diesbezüglich<br />
geäussert hat. Gemäss FMH<br />
haben sich die Kantone aktuell noch<br />
nicht entschieden, ob sie die kantonal<br />
geregelten Aufbewahrungsfristen für<br />
Krankengeschichten auf 20 Jahre<br />
erhöhen werden. Allerdings geht der<br />
FMH davon aus, dass die Anpassung<br />
zumindest diskutiert wird. Bis dahin ist<br />
den Ärzten selbst überlassen, ob sie die<br />
Akten wie bis anhin 10 Jahre oder neu 20<br />
Jahre aufbewahren möchten. Der FMH<br />
empfiehlt 20 Jahre.<br />
Nachversicherung/Nachdeckung<br />
Die Verlängerung der Verjährungsfrist hat<br />
vor allem im Zusammenhang mit der<br />
Nachversicherung/Nachdeckung innerhalb<br />
der Haftpflichtversicherung eine<br />
wichtige Bedeutung. Ärzte sollten ihre<br />
aktuelle Versicherungspolice diesbezüglich<br />
überprüfen. Der Regelung kommt<br />
primär bei Aufgabe der Selbständigkeit<br />
oder beim Tod des Versicherungsnehmers<br />
eine praktische Bedeutung zu<br />
(Auflösung der Police). Dies aufgrund des<br />
Anspruchserhebungsprinzips («claims<br />
made»-Prinzip), das definiert, dass<br />
Schäden über die zum Zeitpunkt der<br />
Schadenmeldung aktiven Police abgewickelt<br />
werden, unabhängig vom Zeitpunkt<br />
der Verursachung. Deshalb ist eine<br />
entsprechende Nachversicherung bzw.<br />
Nachdeckung in der Police für solche<br />
Fälle unabdingbar.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Nachdeckung überprüfen<br />
Klären Sie mit Ihrem Versicherungsberater,<br />
ob die 20-jährige Nachdeckung<br />
bereits in Ihrem Versicherungsvertrag<br />
manifestiert ist. Meist wird dies innerhalb<br />
des zeitlichen Geltungsbereichs in<br />
den Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />
oder direkt im Policentext<br />
definiert. Falls nicht, verlangen Sie eine<br />
entsprechende Anpassungsofferte. Zu<br />
empfehlen ist, wie es Helvetia bereits seit<br />
längerem tut, eine Definierung der Dauer<br />
der Nachversicherung mit dem Wortlaut<br />
«… gemäss gesetzlicher Verjährungsfrist».<br />
So wird gewährleistet, dass die jeweils<br />
geltende gesetzliche Verjährungsfrist für<br />
die Nachdeckung Ihrer Versicherung<br />
relevant ist. Helvetia empfiehlt zudem,<br />
vor der Anpassung der entsprechenden<br />
Police auch alle übrigen Vertragsbestandteile<br />
wie Adresse, Anzahl Ärzte (Stellenprozent),<br />
Versicherungssumme, allfällige<br />
Zusatzdeckungen und Selbstbehalt zu<br />
prüfen. Zusätzlich kann, falls nicht<br />
bereits geschehen, eine Kombination<br />
Ihrer bestehenden Haftpflichtversicherung<br />
mit einer Sach- und Technischen<br />
Versicherung erwogen werden. Somit<br />
profitieren Sie je nach Versicherungslösung<br />
zusätzlich von Kombinationsrabatten.<br />
Nicole Villiger,<br />
Underwriter Front<br />
Office Geschäftskunden,<br />
Helvetia<br />
56<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
MEDISERVICE<br />
Heikle Fragen<br />
in heiklen<br />
Situationen<br />
Unfälle oder schwere Krankheiten in der eigenen Familie sind die Themen,<br />
mit denen wir uns am liebsten gar nicht befassen. Besonders<br />
schlimm wird es, wenn man sich in solchen Fällen um finanzielle Probleme<br />
kümmern muss.<br />
Hannes Bichsel, Produktmanager bei Visana<br />
Ein heftiger Zusammenprall auf<br />
der Skipiste, ein jäher Sturz<br />
von der Leiter beim Fensterputzen,<br />
eine chronische Krankheit,<br />
die einen in den Rollstuhl zwingt –<br />
und plötzlich ist nichts mehr, wie es bis<br />
anhin war. Was vorher alltäglich war,<br />
klappt von einem Tag auf den anderen<br />
nicht mehr ohne fremde Hilfe. Simple<br />
Dinge wie Treppensteigen, Autofahren<br />
oder Duschen sind nur noch dank Treppenlift,<br />
Umbau des Fahrzeugs und rollstuhlgängiger<br />
Dusche möglich. Das alles<br />
kostet Geld, viel Geld. Geld, das vielleicht<br />
aus einer Kapitalversicherung stammt.<br />
Schaffen Sie sich finanziellen<br />
Spielraum<br />
Eine Unfallkapitalversicherung sichert Ihnen<br />
und Ihren Angehörigen finanziellen<br />
Spielraum bei Invalidität oder Tod durch<br />
Unfall. Die Versicherungssumme können<br />
Sie bei den verschiedenen Anbietern frei<br />
wählen, der Betrag liegt meist zwischen<br />
10 000 und 300 000 Franken. Gut zu wissen:<br />
Nicht alle Versicherer zahlen das Geld<br />
unabhängig von anderen bestehenden<br />
Versicherungen aus, damit es von den Anspruchsberechtigten<br />
nach eigenem Ermessen<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Invalidität durch Unfall ist oft mit einer<br />
Progressionsskala versichert, zum Beispiel<br />
250 oder 350 Prozent. Das bedeutet:<br />
Bei einem Invaliditätsgrad von 100 Prozent<br />
und einer Versicherungssumme von<br />
100 000 Franken zahlt der Versicherer<br />
250 000 respektive 350 000 Franken aus.<br />
Krankheiten sind das grössere<br />
Risiko<br />
Wie Sie wissen, führen Krankheiten viermal<br />
häufiger zum Tod und siebenmal häufiger<br />
zu einer Invalidität als Unfälle. In<br />
diesem Fall schützt die Kapitalversicherung<br />
bei Tod oder Invalidität durch Krankheit<br />
Sie und Ihre Familie vor den finanziellen<br />
Folgen einer gravierenden Krankheit.<br />
Im Invaliditätsfall bewahren Sie damit einigermassen<br />
Ihren gewohnten Lebensstandard,<br />
indem Sie mit den ausbezahlten<br />
Versicherungsleistungen beispielweise<br />
die Wohnung oder das Auto umbauen lassen<br />
können.<br />
Exklusive Prämienrabatte<br />
auf die<br />
Zusatzversicherungen<br />
Dank der Partnerschaft des MEDI<br />
SERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC mit Visana<br />
erhalten Sie und alle Mitglieder in<br />
Ihrem Haushalt einmalige Prämienrabatte<br />
auf die Zusatzversicherungen<br />
der Visana:<br />
• bis zu 20 Prozent Kollektivrabatt auf<br />
die Spitalzusatzversicherung<br />
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Spitalzusatzversicherung<br />
Unser Geschenk für Sie: Coop<br />
Gutschein im Wert von 30 Franken<br />
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einen Beratungstermin und erhalten<br />
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Gerne beraten wir Sie in einer unserer<br />
90 Visana-Geschäftsstellen oder bei<br />
Ihnen zu Hause. Hier können Sie uns<br />
erreichen:<br />
Visana Services AG<br />
Weltpoststrasse 19<br />
3000 Bern 15<br />
Telefon 0848 848 899<br />
www.visana.ch/hk/ms-vsao<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 57
Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />
abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />
Allianz Suisse<br />
• Motorfahrzeugversicherung<br />
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />
• Geschäftsversicherung<br />
• Gebäudeversicherung<br />
• Technische Versicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
• Unfallversicherung UVG<br />
• UVG-Zusatzversicherung<br />
Helvetia<br />
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />
• Geschäftsversicherung<br />
• Technische Versicherung<br />
ZURICH<br />
• Motorfahrzeugversicherung<br />
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />
• Gebäudeversicherung<br />
• Reiseversicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
Visana<br />
• Unfallversicherung UVG<br />
• UVG-Zusatzversicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
AXA-ARAG<br />
• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />
Innova<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />
• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />
Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana<br />
• Krankenzusatzversicherungen<br />
Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />
• Lebensversicherung<br />
Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />
den Vorteilen und Rabatten.<br />
Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />
dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />
Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Telefon 031 350 44 22<br />
info@mediservice-vsao.ch
MEDISERVICE<br />
Cyber Crime und<br />
die Schwachstelle<br />
Die Welt wird immer vernetzter:<br />
Bis zum Jahr 2020 werden<br />
50 Milliarden Geräte mit<br />
dem «Internet of Things» vernetzt<br />
sein. Vom Kühlschrank über Radio<br />
und Fernsehen bis hin zum Auto. Das<br />
sind riesige Chancen. Wo Chancen sind,<br />
sind jedoch meistens auch Risiken nicht<br />
weit. Cyberattacken, Datendiebstähle,<br />
Datenbetrug und Systemausfälle sind nur<br />
einige Beispiele für reale Bedrohungen<br />
durch die Digitalisierung, von denen Unternehmen<br />
und Privatpersonen immer<br />
stärker betroffen sind. So betragen die<br />
Kosten für Schäden, die weltweit durch<br />
Cyberattacken entstehen, nach Schätzungen<br />
von Experten bereits mehr als<br />
500 Milliarden Dollar. Offenbar ein lukratives<br />
Geschäft für die Internetkriminellen,<br />
deren Methoden immer perfider werden.<br />
Unternehmen fokussieren sich<br />
meistens auf den Schutz vor spezifischen<br />
Hackerangriffen, die auf das Firmennetzwerk<br />
zielen, wie etwa Viren, Trojaner<br />
oder DDOS-Attacken. Eine Schwachstelle,<br />
die als Einfallstor häufig unterschätzt<br />
wird: Social Engineering, das von<br />
den Kriminellen überall dort eingesetzt<br />
wird, wo Menschen beeinflusst werden<br />
können. Ein begehrtes Ziel sind Mitarbeitende<br />
von Unternehmen, die gezielt getäuscht,<br />
manipuliert oder beeinflusst<br />
werden, um Zugriff auf sensible Daten<br />
oder sogar auf das gesamte IT-System zu<br />
erhalten.<br />
Mensch<br />
Durch die zunehmende Vernetzung der Wirtschaft sind<br />
Unternehmen vermehrt anfällig für Cyberattacken.<br />
Die Methoden der Cyberkriminellen werden dabei<br />
immer perfider und zielen verstärkt auf das Vertrauen<br />
von Mitarbeitenden – Stichwort Social Engineering.<br />
Bernd de Wall, Mediensprecher der Allianz Suisse<br />
Neue Methoden, immense Schäden<br />
Die Social-Engineering-Attacken haben so<br />
wohlklingende Namen wie Fake President<br />
Fraud, Payment Diversion Fraud oder Fake<br />
Identity Fraud. Das tönt auf den ersten<br />
Blick fast harmlos, kann aber teure finanzielle<br />
Folgen für das Unternehmen haben,<br />
wie diese realen Beispiele zeigen:<br />
• Falscher CEO: Erst im Frühling hat der<br />
Fall einer Thurgauer Firma Schlagzeilen<br />
gemacht. Ein unbekannter Täter gab sich<br />
per Mail als Geschäftsführer aus und forderte<br />
eine Sekretärin auf, einen Geldbetrag<br />
auf ein ausländisches Konto zu überweisen.<br />
Die Mitarbeiterin kam der täuschend<br />
echten Aufforderung nach und<br />
überwies rund 80000 Euro für den Kauf<br />
von Maschinen. Anschliessend stellte<br />
sich heraus, dass es sich um ein gefälschtes<br />
Mail handelte und sie einem falschen<br />
CEO auf den Leim gegangen war.<br />
• Umleitung von Zahlungsströmen: Cyberkriminelle<br />
geben – nachdem sie sich<br />
in die Server gehackt haben – als Geschäftspartner<br />
oder Lieferant eines Unternehmens<br />
aus. Mit einem gefälschten<br />
Schreiben teilen sie dem Unternehmen<br />
mit, dass sich die bisher vereinbarte<br />
Bankverbindung geändert habe und der<br />
Zahlungsverkehr nun über die neue<br />
Bankverbindung erfolgen soll. Die Kontaktnummer<br />
im Mail wurde natürlich gefälscht<br />
und ein Anruf landet direkt bei<br />
den Betrügern, sollte ein Mitarbeiter der<br />
Buchhaltung argwöhnisch werden. Das<br />
überwiesene Geld oder die Waren sind<br />
dann schnell auf Nimmerwiedersehen<br />
verschwunden.<br />
• Falsche Identität: Bei einer mittelständischen<br />
Firma meldet sich ein Einkaufsleiter<br />
eines renommierten Unternehmens<br />
aus dem Ausland, der Ware beziehen<br />
möchte. Die Firma verschickt ein<br />
entsprechendes Angebot, auf das der<br />
vermeintliche Interessent eingeht und<br />
eine Zahlung per Rechnung vereinbart.<br />
Die bestellte Ware wird am vereinbarten<br />
Ort im Ausland fristgerecht abgeladen –<br />
auf die Zahlung wartet die Firma aber<br />
vergeblich. Es stellt sich heraus, dass die<br />
Mails gefälscht waren, das ausländische<br />
Unternehmen wusste nichts von einer<br />
Warenbestellung. Die Ware war weg, der<br />
Schaden blieb.<br />
Gezielter Schutz vor Cyber Crime<br />
«Social Engineering ist eine perfide, aber<br />
aus Sicht der Angreifer sehr erfolgreiche<br />
Methode, um die IT-Sicherheitsstandards<br />
eines Unternehmens auszuhebeln und<br />
sensible Informationen zu stehlen», skizziert<br />
Gregor Huber, Leiter Unternehmensversicherungen<br />
der Allianz Suisse, das Gefahrenpotenzial.<br />
«Unternehmen können<br />
nicht auf die gängigen Abwehrmechanismen<br />
von Anti-Viren-Programmen oder<br />
Software setzen, um derartige Attacken<br />
abwehren zu können, denn die Hacker<br />
machen sich vor allem eines zunutze – die<br />
menschliche Schwäche.» Umso wichtiger<br />
ist es also, sich gegen die neuen Risiken zu<br />
schützen.<br />
Allianz<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und<br />
Allianz Suisse arbeiten seit vielen Jahren<br />
erfolgreich zusammen. Ihr Mehrwert<br />
als Mitglied bei MEDISERVICE:<br />
vorteilhafte Konditionen beim Abschluss<br />
einer Versicherung bei der<br />
Allianz Suisse. Weitere Informationen<br />
finden Sie hier: https://partner.allianz.ch/<br />
de/mediservice/<br />
Allianz Suisse<br />
Firmen-/Verbandsvergünstigungen<br />
+41 58 358 50 50<br />
verguenstigungen@allianz.ch<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 59
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Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />
verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />
Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />
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VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />
Geschäftsjahr 2018 der<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Christoph Rytz, Leiter der Geschäftsstelle<br />
Liebe Versicherte<br />
Der Stiftungsrat hat an seiner<br />
Sitzung vom 13. Juni <strong>2019</strong> die<br />
Jahresrechnung 2018 sowie den<br />
Geschäftsbericht 2018 genehmigt. Damit<br />
ist das Geschäftsjahr 2018 für die Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong> definitiv abgeschlossen.<br />
Mit der in diesem Journal enthaltenen<br />
Beilage «Geschäftsbericht 2018 –<br />
Kurzversion» wollen wir Sie, liebe Versicherte,<br />
über die wichtigsten Kennzahlen<br />
wie den Deckungsgrad und die Verzinsung<br />
der Alterssparkapitalien informieren.<br />
Der komplette Geschäftsbericht 2018<br />
steht Ihnen auf unserer Website zur Verfügung<br />
– www.vorsorgestiftung-vsao.ch.<br />
Übrigens, wussten Sie, dass die Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong> auch Hypotheken vergibt?<br />
Wenn Sie einen Wohnungs- oder<br />
Hauskauf planen, so können wir Ihnen bei<br />
der Finanzierung des Eigenheims behilflich<br />
sein. Die Richtlinien über die Vergabe<br />
von Hypotheken sowie das Antragsformular<br />
finden Sie ebenfalls auf unserer Website.<br />
Die attraktiven Zinssätze sind untenstehend<br />
aufgeführt.<br />
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verkaufen? Unsere 100-prozentige<br />
Hypothekarzinssätze<br />
Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte gültig ab 01.07.<strong>2019</strong><br />
Nächste Überprüfung der Hypothekarzinssätze 01.10.<strong>2019</strong><br />
3-Monats-Libor-Hypothek in CHF max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />
Variable Hypothek 1. Rang max. 70% des Belehnungswertes 1,750%<br />
Variable Hypothek 2. Rang<br />
max. 10% des Belehnungswertes<br />
(amortisationspflichtig)2,000%<br />
Festhypothek, Laufzeit 5 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />
Festhypothek, Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1,000%<br />
Änderungen der Zinskonditionen bleiben vorbehalten.<br />
Tochterfirma PK Immo AG hilft Ihnen<br />
gerne dabei – www.pkimmoag.ch.<br />
Ich wünsche Ihnen weiterhin ganz<br />
schöne und sonnige Sommertage.<br />
Zusatzversicherungen künden?<br />
Erste Hilfe<br />
für Menschen mit<br />
letzter Hoffnung<br />
www.msf.ch<br />
PK 12-100-2<br />
Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung/<br />
Spital halbprivat bzw. privat) und mit einem Wechsel liebäugeln, müssen<br />
Sie die Kündigungsfristen beachten. Im Gegensatz zur Grundversicherung gelten<br />
andere, längere Fristen. In der Regel betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.<br />
Zunehmend werden jedoch längere Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart. Daher<br />
sollte man rechtzeitig eine Überprüfung seiner Zusatzversicherung vornehmen. Eine<br />
Kündigung ist unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit möglich.<br />
Im Gegensatz zur Grundversicherung sind die Leistungen in der Zusatzversicherung<br />
von Krankenkasse zu Krankenkasse verschieden. In der Zusatzversicherung können die<br />
Krankenkassen die Prämie risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter und Geschlecht,<br />
gestalten. Entsprechend dürfen Vorbehalte angebracht werden oder es kann eine Ablehnung<br />
erfolgen. Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende Zusatzversicherung<br />
künden, ohne dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen Versicherers vorliegt.<br />
Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer zusammen und können Ihnen dank<br />
unsern Kollektivverträgen vorteilhafte Angebote unterbreiten.<br />
Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC, Tel. 031 350 44 22,<br />
info@mediservice-vsao.ch<br />
<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 4/19 61
Logo_Q-Publikation_D_2018_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />
Impressum<br />
Kontaktadressen der Sektionen<br />
<strong>Nr</strong>. 4 • 38. Jahrgang • <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />
Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />
Fax 044 250 43 20<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88<br />
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />
www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />
Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold,<br />
Kerstin Jost, Léo Pavlopoulos, Lukas Staub,<br />
Anna Wang, Sophie Yammine<br />
Geschäfts ausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig<br />
(Vize präsidentin), Angelo Barrile (Vizepräsident),<br />
Nora Bienz, Christoph Bosshard,<br />
Marius Suter, Dina-Maria Jakob, Helen<br />
Manser, Gert Printzen, Miodrag Savic, Sergio<br />
Sesia, Jana Siroka, Robin Walter (swimsa)<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />
Telefon +41 31 300 66 66<br />
info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />
Layout<br />
Tom Wegner<br />
Titelillustration<br />
Till Lauer<br />
Inserate<br />
Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />
Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />
Telefon 044 928 56 53<br />
E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />
Auflagen<br />
Druckauflage: 22 300 Expl.<br />
WEMF/SW-Beglaubigung 2018: 21 893 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />
inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5/<strong>2019</strong> erscheint im Oktober <strong>2019</strong>.<br />
Thema: Transparent<br />
© <strong>2019</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
BL/BS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />
lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />
4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />
sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />
BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />
info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch<br />
FR<br />
ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />
Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />
info@gkaufmann.ch<br />
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
GR<br />
JU<br />
NE<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />
RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />
www.vsao-gr.ch<br />
ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />
marie.maulini@h-ju.ch<br />
ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier,<br />
Jurist, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />
Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />
SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />
Surber@anwaelte44.ch<br />
SO<br />
TI<br />
TG<br />
VD<br />
VS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />
Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />
Fax 044 250 43 20<br />
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />
segretariato@asmact.ch<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />
Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />
Fax 044 250 43 20<br />
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />
ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ZH/SH<br />
<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />
Geschäftsführerin, Rämistrasse 46, 8001 Zürich, Tel. +41 44 941 46 78,<br />
susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />
Publikation<strong>2019</strong><br />
FOKUSSIERT<br />
KOMPETENT<br />
TRANSPARENT<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
62<br />
4/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal
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