Kiwis selber anba Saftig, reich an Vitamin C und äusserst ... - Natürlich
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Garten NATUR<br />
<strong>Natürlich</strong> | 1-2004 1
<strong>Kiwis</strong> <strong>selber</strong> <strong><strong>an</strong>ba</strong><br />
Für jedes Kilogramm Kiwi, das aus<br />
Neuseel<strong>an</strong>d eingeflogen wird, werden<br />
4 Liter Flugkerosin verpufft.<br />
Solche Tr<strong>an</strong>sporte sind aus ökologischer<br />
Sicht nicht vertretbar. Soll m<strong>an</strong><br />
deshalb auf die ges<strong>und</strong>en, saftigen, aromatischen<br />
Früchte verzichten? Nein,<br />
denn ein Anbau dieser l<strong>an</strong>g haltbaren<br />
Früchte lohnt sich auch bei uns in der<br />
Schweiz. Im Spätherbst gepflückt <strong>und</strong><br />
18 <strong>Natürlich</strong> | 1-2004<br />
<strong>Saftig</strong>, <strong>reich</strong> <strong>an</strong> <strong>Vitamin</strong> C <strong>und</strong> <strong>äusserst</strong> schmackhaft sind<br />
sie. Ihren Namen haben sie vom neuseeländischen,<br />
flugunfähigen Nationalvogel Kiwi-Kiwi erhalten. Und selbst<br />
bei uns können <strong>Kiwis</strong> erfolg<strong>reich</strong> <strong>an</strong>gebaut werden –<br />
beispielsweise in Herisau, 800 Meter über Meer.<br />
Text: Kurt Forster<br />
kühl gelagert, schenken sie uns vor allem<br />
im Winter den notwendigen Ges<strong>und</strong>heitskick.<br />
Statt im Winter <strong>Vitamin</strong>tabletten zu<br />
schlucken, können uns die sehr <strong>Vitamin</strong>-<br />
C-<strong>reich</strong>en <strong>Kiwis</strong> helfen, ohne Grippe oder<br />
Erkältung über den Winter zu kommen.<br />
Spricht m<strong>an</strong> von <strong>Kiwis</strong>, so denkt m<strong>an</strong><br />
primär <strong>an</strong> die grossen, braunen, kurzbehaarten,<br />
hühnereigrossen Früchte, die<br />
in jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich<br />
sind <strong>und</strong> meistens aus Neuseel<strong>an</strong>d importiert<br />
werden. Die strauchartige Kletterpfl<strong>an</strong>ze,<br />
die chinesische Stachelbeere<br />
(Actinidia chinensis), stammt ursprünglich<br />
aus Südchina, dem Flusstal des<br />
Y<strong>an</strong>gtse. Sie wurde um 1900 in Neuseel<strong>an</strong>d<br />
eingeführt <strong>und</strong> dort züchterisch<br />
weiterentwickelt. Heute werden die grossen<br />
<strong>Kiwis</strong> (Actinidia deliciosa) in riesigen<br />
Pl<strong>an</strong>tagen vor allem in Neuseel<strong>an</strong>d, Süd-
uen<br />
afrika, Jap<strong>an</strong>, Kalifornien, den Mittelmeerländern<br />
<strong>und</strong> Chile <strong>an</strong>gebaut. Da diese<br />
<strong>Kiwis</strong> kälteempfindlich sind, lassen sie<br />
sich bei uns nur in einem guten Weinklima<br />
oder einem Gewächshaus erfolg<strong>reich</strong><br />
<strong><strong>an</strong>ba</strong>uen. Heute sind aber auch<br />
<strong>an</strong>dere, frostharte Sorten auf dem Markt.<br />
Resistente Minikiwis<br />
In den letzten Jahren tauchen verstärkt<br />
kleinere, glatte, rote <strong>und</strong> grüne Argutasorten<br />
(Actinidia arguta <strong>und</strong> Actinidia<br />
mel<strong>an</strong>adra) auf. Diese stachelbeerähnlichen<br />
<strong>Kiwis</strong> ertragen Wintertemperaturen<br />
bis 30° unter dem Gefrierpunkt. An meinem<br />
Wohnort in Herisau, auf 800 m Höhe,<br />
haben die kleinen Minikiwis den letzten<br />
bitterkalten, schnee<strong>reich</strong>en Februar im<br />
Freien problemlos überst<strong>an</strong>den.<br />
Unter Pilzen, Kr<strong>an</strong>kheiten, Bakterien<br />
<strong>und</strong> Schädlingen leiden die widerst<strong>an</strong>dsfähigen<br />
Pfl<strong>an</strong>zen kaum. Als Schlingpfl<strong>an</strong>zen<br />
begrünen die <strong>an</strong>spruchslosen Kletterer<br />
Foto: Beat Ernst<br />
jedes halbwegs sonnige Plätzchen. Eine<br />
kahle Schuppenw<strong>an</strong>d oder eine nackte<br />
Ecke genügen. Die stark wachsenden,<br />
schl<strong>an</strong>ken Li<strong>an</strong>en begrünen Zäune <strong>und</strong><br />
Wände. Am besten zieht m<strong>an</strong> sie <strong>an</strong> einem<br />
R<strong>an</strong>kengerüst mit 3 bis 4 gesp<strong>an</strong>nten Drähten<br />
<strong>und</strong> einer Gesamthöhe von 1,8 m.<br />
Bei den <strong>Kiwis</strong> ist Geschlechtertrennung<br />
<strong>an</strong>gesagt. Eine Pfl<strong>an</strong>ze trägt nur<br />
weibliche, eine <strong>an</strong>dere Pfl<strong>an</strong>ze nur männliche<br />
Blüten. Die männliche Minikiwis<br />
(die so gen<strong>an</strong>nten Nostinos) vermögen im<br />
Umkreis von 20 m bis 8 weibliche Pfl<strong>an</strong>zen<br />
zu bestäuben. An einem Südh<strong>an</strong>g habe<br />
ich zwischen 2 weiblichen eine männliche<br />
Pfl<strong>an</strong>ze im Abst<strong>an</strong>d von 2,5 m gepfl<strong>an</strong>zt.<br />
Sie bevorzugen zwar einen leicht sauren<br />
Boden, nehmen aber auch mit kalkhaltigem<br />
Untergr<strong>und</strong> vorlieb.<br />
Aus der ursprünglich nordasiatischen<br />
Pfl<strong>an</strong>ze sind eine Fülle von Sorten gezüchtet<br />
worden. Die Sippschaft der stachelbeergrossen,<br />
glattschaligen Mini-<strong>Kiwis</strong><br />
(Actinidia arguta) ist vielfältig. Auf dem<br />
Markt sind unter <strong>an</strong>derem folgende Namen<br />
<strong>an</strong>zutreffen: Weiki (rote, 2 bis 3 cm<br />
l<strong>an</strong>ge Früchte, robuste Pfl<strong>an</strong>ze), Jssai<br />
(selbst fruchtende, kleinfruchtige, grüne<br />
Sorte), Ambrosio (3 bis 4 cm l<strong>an</strong>ge, grüne,<br />
aromatische Früchte, frühe Sorte), Maki<br />
(rotschalige, walnussgrosse Art), Nostino<br />
(männlicher Bestäuber für alle Arguta-<br />
<strong>Kiwis</strong>) usw. Am besten pfl<strong>an</strong>zt m<strong>an</strong> die<br />
Mini-<strong>Kiwis</strong> im Frühling. Bei einer Herbstpfl<strong>an</strong>zung<br />
ist im ersten Jahr ein Schutz<br />
aus Chinaschilf, Stroh, Riedschnitt, Laub<br />
oder Häckselmaterial <strong>an</strong>gebracht.<br />
Die unerschütterlichen Minis überst<strong>an</strong>den<br />
bei mir den knochentrockenen<br />
Sommer 2003 <strong>an</strong> einem Südh<strong>an</strong>g ohne<br />
Giessen in grüner Pracht. Selbst eine<br />
schlechte Bodenqualität scheint sie nicht<br />
Foto: Kurt Forster<br />
Garten NATUR<br />
zu beeindrucken. Da in der Schweiz<br />
bis heute keine Kr<strong>an</strong>kheiten aufgetreten<br />
sind, benötigen sie keinen Pfl<strong>an</strong>zenschutz.<br />
Sie sind deshalb auch für kleinere Gärten<br />
ohne ideale Südlage geeignet.<br />
Kleine Früchtchen –<br />
<strong>reich</strong>e Ernte<br />
Die Minis sind ausserordentlich <strong>reich</strong> <strong>an</strong><br />
<strong>Vitamin</strong> C (bis 400 mg/100 g). D<strong>an</strong>eben<br />
kommen B-<strong>Vitamin</strong>e, Provitamin A sowie<br />
viele Mineralstoffe vor. Von Mitte September<br />
bis Ende Oktober k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die saftigen,<br />
stachelbeerähnlichen Früchtchen<br />
ernten. M<strong>an</strong> pflückt sie, sobald sie weich<br />
sind. Nach 3 Jahren trugen die R<strong>an</strong>ker bei<br />
mir die ersten Früchtchen, im 4. Jahr<br />
brachte jede Pfl<strong>an</strong>ze schon einige Dutzend<br />
davon <strong>und</strong> nach einigen Jahren H<strong>und</strong>erte<br />
von Früchtchen. Pro Pfl<strong>an</strong>ze ist ein Ertrag<br />
bis 20 kg möglich. Auch ohne grosse<br />
Pflege fruchten sie unermüdlich. Sie<br />
benötigen nur alle 2 bis 3 Jahre einen Auslichtungsschnitt.<br />
Am besten geniesst m<strong>an</strong> die süsssäuerlichen,<br />
delikaten Früchtchen frisch<br />
geerntet <strong>und</strong> mit Schale. Im Kühlschr<strong>an</strong>k<br />
sind sie etwa 14 Tage haltbar. Sie lassen<br />
sich zu schmackhaften Konfitüren, Obstkuchen<br />
oder Kompott verarbeiten. Die<br />
Minis lassen sich gut einfrieren, in einem<br />
Rumtopf verwenden, oder sogar zu Kiwiwein<br />
vergären.<br />
Bei den etwas grösseren weiblichen<br />
Blüten (oben) sind die Griffel<br />
strahlenförmig <strong>an</strong>geordnet.<br />
Bei den kleineren, männlichen Blüten<br />
(links) sind die Griffel verkümmert,<br />
dafür dominieren die Staubblätter.<br />
<strong>Natürlich</strong> | 1-2004 19
Im Schutz einer warmen, südexponierten Hausw<strong>an</strong>d gedeihen die grossen <strong>Kiwis</strong> besonders gut: ein dicht bewachsenes «Hexenhäuschen»<br />
Die Grossen<br />
sind <strong>an</strong>spruchsvoller<br />
Der Anbau der eigentlichen <strong>Kiwis</strong> (Actinidia<br />
deliciosa) lohnt sich bei uns dagegen<br />
nur in einem guten Weinklima. Dort<br />
k<strong>an</strong>n ein solcher Schlinger spielend eine<br />
Fläche von 30 m 2 begrünen. Ideal ist<br />
eine windgeschützte Südwestlage vor<br />
einer wärmenden Mauer. Da ich <strong>selber</strong><br />
auf 800 m Höhe wohne, baue ich die<br />
Grossen erfolg<strong>reich</strong> im ungeheizten Gewächshaus<br />
<strong>an</strong>. Die wüchsigen R<strong>an</strong>ker<br />
bedecken bei mir die 8 m l<strong>an</strong>ge Nordw<strong>an</strong>d<br />
des Glashauses bis zum Giebel hinauf<br />
– ein grüner, dichter Kiwidschungel.<br />
Als Unterpfl<strong>an</strong>zung wählte ich frühe Erdbeeren<br />
mit Zwiebeln in Mischkultur.<br />
Während der heissen Sommermonate<br />
wuchsen viele Kiwizweige aus den Lüftungsfenstern.<br />
Selbstverständlich müssen<br />
die Zweige im Herbst zurückgeschnitten<br />
werden. 2 weibliche Pfl<strong>an</strong>zen umrahmen<br />
1 mittlere männliche Pfl<strong>an</strong>ze.<br />
Im Freil<strong>an</strong>d besteht die Gefahr, dass ein<br />
zu früher Austrieb erfriert. Daher schützt<br />
m<strong>an</strong> im Frühling die zarten Austriebe vor<br />
dem Frost mit einem Vlies oder einer Noppenfolie.<br />
Schon im April tragen die <strong>Kiwis</strong><br />
eine <strong>reich</strong>e Blattfülle von grossen, dunkelgrünen<br />
Blättern. Etwas später, Anf<strong>an</strong>g Mai,<br />
prunken sie d<strong>an</strong>n mit ihren grossen, weiss<br />
leuchtenden Blüten. Die weissen Gruppen<br />
strahlen aus dem dichten dunkelgrünen<br />
Blattgewirr. Um eine möglichst vollständige<br />
Bestäubung der weiblichen Blüten zu<br />
er<strong>reich</strong>en, tippe ich mit einer männlichen<br />
20 <strong>Natürlich</strong> | 1-2004<br />
Blüte auf die weiblichen Narben. Während<br />
den Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonaten reifen<br />
sie zu hühnereigrossen, braunen Früchten<br />
her<strong>an</strong>, die möglichst spät, erst im November<br />
geerntet werden. Die Früchte ertragen<br />
selbst einige Minusgrade. Jetzt, nach<br />
r<strong>und</strong> 12 Jahren, bringen die 2 weiblichen<br />
Stöcke pro Saison 400 bis 500 Früchte;<br />
unsere <strong>Vitamin</strong>-C-Versorgung in den<br />
Monaten J<strong>an</strong>uar, Februar <strong>und</strong> März ist<br />
somit gesichert.<br />
Die weltweit bedeutendste Sorte unter<br />
den grossen <strong>Kiwis</strong> ist Hayward. Ihre<br />
Früchte sind sehr aromatisch, die Pfl<strong>an</strong>ze<br />
mässig wuchsstark, spät blühend <strong>und</strong> sehr<br />
ertrag<strong>reich</strong>, aber etwas empfindlich. In<br />
klimatischen Grenzlagen ist daher die<br />
robustere Sorte Starella besser geeignet.<br />
Sie ist starkwüchsig <strong>und</strong> trägt grosse<br />
Früchte. Als männlichen Bestäuber k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> für alle Deliciosa-<strong>Kiwis</strong> die Sorte<br />
Matua dazu <strong><strong>an</strong>ba</strong>uen. Weitere Sorten sind<br />
Abbott <strong>und</strong> Monty. Jenny (Kiwi chinensis)<br />
ist eine selbst fruchtende <strong>Kiwis</strong>orte mit<br />
kleinen, aromatischen Früchten.<br />
«Kiwi-Gold»: Honig-<br />
<strong>und</strong> Melonengeschmack<br />
Die Neuzüchtung «Kiwi-Gold» liegt zwischen<br />
den kleinen <strong>und</strong> grossen Sorten.<br />
Ihre Früchte sind schwach behaart, 6 bis<br />
8 cm gross <strong>und</strong> in der Form feigenähnlich.<br />
Ihr Fruchtfleisch ist süss, goldgelb <strong>und</strong><br />
sehr saftig. Ihr Aroma erinnert <strong>an</strong> ein<br />
Zusammenspiel von Melone, Pfirsich, Zi-<br />
trusfrucht <strong>und</strong> Honig. Die Pfl<strong>an</strong>zen sind<br />
robust, hart <strong>und</strong> widerst<strong>an</strong>dsfähig gegen<br />
Pilze <strong>und</strong> Schädlinge. Als Befruchter für<br />
die Goldkiwis eignen sich männliche<br />
Sorten von Actinidia deliciosa oder die<br />
Sorte Matua. Ein Anbauversuch im Hausgarten<br />
vor einer ungenutzten Hausw<strong>an</strong>d<br />
oder als Spalier <strong>an</strong> einem windgeschützten<br />
St<strong>an</strong>dort könnte erfolg<strong>reich</strong> sein. Auch die<br />
Früchte der Goldkiwis lassen sich im<br />
kühlen Keller lagern, aber nicht so l<strong>an</strong>g<br />
wie ihre grossen, grünen Verw<strong>an</strong>dten.<br />
Kletterhilfen für Winder<br />
<strong>Kiwis</strong> sind keine Haftkletterer wie Efeu<br />
oder wilder Wein. Als Winder benötigen<br />
sie eine Kletterhilfe. Ihre R<strong>an</strong>ken winden<br />
sich um alle vorh<strong>an</strong>denen Gegenstände.<br />
Am besten stellt m<strong>an</strong> ihnen Drahtspaliere<br />
Eine Unterpfl<strong>an</strong>zung der Kiwikultur<br />
mit frühen Erdbeeren, Ruccola<br />
<strong>und</strong> Knoblauch bildet eine erfolg<strong>reich</strong>e<br />
Mischkultur.<br />
Foto: Kurt Forster
Am besten geniesst m<strong>an</strong> die kleinen, aromatischen Minikiwis<br />
direkt vom Spalier <strong>und</strong> mit der Schale.<br />
10 bis 20 cm vor einer Hausw<strong>an</strong>d mit<br />
etwa 50 cm Drahtabst<strong>an</strong>d zur Verfügung.<br />
Ein geschickter Bastler wird ein Lattengerüst<br />
aus dünnen, beständigen Holzlatten<br />
konstruieren.<br />
<strong>Kiwis</strong> nehmen aber auch Schnüre,<br />
Pfosten, Pergolastützen oder Geländer<br />
als Kletterhilfe <strong>an</strong>. Mit einem Weiki-<br />
Pärchen könnte m<strong>an</strong> auch einen Rosenbogen<br />
verkleiden.<br />
Bodenpflege <strong>und</strong> Schnitt<br />
<strong>Kiwis</strong> lieben leicht sauren (pH-Wert 5,5–6),<br />
lockeren, humus<strong>reich</strong>en, tiefgründigen<br />
Boden. Sie ertragen Staunässe schlecht,<br />
benötigen aber während der Sommermonate<br />
genügend Feuchtigkeit. Die<br />
kleineren, härteren Minis gedeihen auch<br />
auf schlechten, kalkhaltigen Böden. Sie<br />
sind nach meinen Erfahrungen recht<br />
genügsam. Die Grossen (Actinidia deliciosa)<br />
habe ich in ein Hochbeet gepfl<strong>an</strong>zt,<br />
das ich jeweils im Frühling, vor Beginn<br />
der Wachstumszeit, mit gut gelagertem<br />
Kompost versorge. Da <strong>Kiwis</strong> mit ihrer<br />
grossen Blattmasse viel Wasser verdunsten,<br />
bedecke ich den Fuss der Pfl<strong>an</strong>zen<br />
mit einer guten Mulchdecke, damit die<br />
Bodenfeuchtigkeit besser erhalten bleibt.<br />
Über den Schnitt findet m<strong>an</strong> unterschiedliche<br />
Anweisungen. Geschnitten<br />
werden die grossfrüchtigen Arten 2-mal<br />
im Jahr. Im Pfl<strong>an</strong>zjahr zieht m<strong>an</strong> mit einem<br />
Erziehungsschnitt einen Hauptstamm<br />
möglichst ohne Windungen hoch, aus ihm<br />
werden später die Nebenäste T-förmig<br />
weiter geleitet. Ich selbst habe die Kiwipfl<strong>an</strong>zen<br />
fächerförmig gezogen. Im Spätwinter<br />
schneide ich die <strong>Kiwis</strong>. Dabei entferne<br />
ich alle unerwünschten R<strong>an</strong>ken <strong>und</strong><br />
einige alte, mehrjährige Äste; achte aber<br />
darauf, dass möglichst viele einjährige<br />
Triebe stehen bleiben, denn dort gedeihen<br />
im nächsten Jahr die neuen Früchte. Die<br />
fruchttragenden R<strong>an</strong>ken werden im Hochsommer<br />
4 bis 5 Blätter nach den Früchten<br />
abgeschnitten. Ein zu dichtes R<strong>an</strong>kengewirr<br />
wird zusätzlich gezähmt. Die Minikiwis<br />
wachsen schwächer <strong>und</strong> ihre Triebe<br />
sind feiner <strong>und</strong> häufiger verzweigt. Daher<br />
genügt im Spätherbst, wenn sie keine Blätter<br />
mehr tragen, ein Auslichtungsschnitt.<br />
Gute Lagerfähigkeit<br />
<strong>Kiwis</strong> werden möglichst spät im November<br />
vor den ersten Frösten geerntet. Sie<br />
sind d<strong>an</strong>n ausgereift <strong>und</strong> stecken voller<br />
Ges<strong>und</strong>heit. Grosse <strong>Kiwis</strong> sind kühl<br />
gelagert bis Ende April haltbar. Ihre<br />
dicke Haut schützt sie vor Wasser- <strong>und</strong><br />
<strong>Vitamin</strong>verlust. An den Hautfalten zeigte<br />
sich allerdings, dass der Wassergehalt<br />
während der halbjährigen Lagerung abgenommen<br />
hat. Das Fruchtfleisch war<br />
trotzdem noch fest <strong>und</strong> schmackhaft.<br />
Eine gute Kontrolle lohnt sich, damit<br />
m<strong>an</strong> weiche Früchte sofort aufbrauchen<br />
k<strong>an</strong>n. Einzelne Früchte können verderben<br />
<strong>und</strong> weich werden. Bis jetzt konnte<br />
ich <strong>an</strong> den <strong>Kiwis</strong> keine Schädlinge beobachten.<br />
<strong>Kiwis</strong> dürfen nicht mit Äpfeln zusammen<br />
gelagert werden, da das Äthylen,<br />
Kiwi: Erwerb, Anbau <strong>und</strong> Pflege<br />
Foto: René Berner<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, sich<br />
junge Kiwipfl<strong>an</strong>zen zu beschaffen: Der<br />
schnellste, aber teuerste Weg ist der Ankauf<br />
von 3- bis 4-jährigen Jungpfl<strong>an</strong>zen in einem<br />
Gartenzentrum. Dabei sollte m<strong>an</strong> die jungen<br />
Kiwipfl<strong>an</strong>zen aus einheimischer Zucht <strong>und</strong><br />
nicht von einem Grossimporteur aus Neuseel<strong>an</strong>d<br />
oder Südafrika beziehen. Der zweitschnellste<br />
ist die Vermehrung aus Stecklingen,<br />
<strong>und</strong> die dritte Möglichkeit ist die<br />
Anzucht aus den kleinen Sämchen, die m<strong>an</strong><br />
in jeder Frucht findet.<br />
Ich selbst habe alle 3 Wege erfolg<strong>reich</strong> ausprobiert.<br />
Zu Beginn meiner Kiwikarriere kaufte<br />
ich 2 weibliche <strong>und</strong> 1 männliche Pfl<strong>an</strong>ze in<br />
Foto: Kurt Forster<br />
Garten NATUR<br />
Zwischen Ende Oktober<br />
<strong>und</strong> Mitte November werden die grossen<br />
<strong>Kiwis</strong> in Mitteleuropa geerntet.<br />
das Reifegas der Äpfel, auch den Reifungsprozess<br />
der <strong>Kiwis</strong> beschleunigt.<br />
Nicht ins Birchermüesli<br />
In Verbindung mit Milchprodukten werden<br />
durch ein Enzym Bitterstoffe entwickelt.<br />
Daher haben <strong>Kiwis</strong> im Birchermüesli<br />
nichts verloren. Am besten geniesst<br />
m<strong>an</strong> die Früchte einzeln oder im Fruchtsalat.<br />
<strong>Kiwis</strong> können auch fein geschnitten<br />
<strong>und</strong> gedörrt werden, verlieren dabei aber<br />
ihre grüne Farbe. ■<br />
einem Gartenzentrum. 3 Jahre später hatte ich<br />
schon einen ersten Ertrag. Aus diesen Pfl<strong>an</strong>zen<br />
habe ich schon mehrfach Stecklinge geschnitten<br />
<strong>und</strong> erfolg<strong>reich</strong> grossgezogen. Erstaunlicherweise<br />
gedeihen diese grossen, selbst<br />
gezogenen <strong>Kiwis</strong> im Freien auf 800 m Höhe,<br />
bei einem doch eher rauen Klima. Sie geniessen<br />
allerdings einen bevorzugten St<strong>an</strong>dort<br />
vor der Südwestw<strong>an</strong>d des Hauses. Während<br />
der Frostzeit schützt m<strong>an</strong> den Fuss mit Strohoder<br />
Schilfmatten. Neuerdings gibt es auch<br />
2-häusige Pfl<strong>an</strong>zen auf dem Markt. Aus Erfahrung<br />
wissen wir allerdings, dass eine<br />
kreuzweise, das heisst 1-häusige Bestäubung<br />
meist grössere Früchte bringt.<br />
<strong>Natürlich</strong> | 1-2004 21