GesteinsPerspektiven 05/19
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WIRTSCHAFT<br />
Im raueren Klima unterwegs<br />
EINGESTELLT AUF RAUES KLIMA: Der BVK informierte in Leipzig über Geleistetes und anstehende<br />
Herausforderungen. (v.l.) Dr. Kai Schaefer, Martin Ogilvie und Dr. Burkhard Naffin (stellv. Vors.). Foto: BVK<br />
Auf der Mitgliederversammlung als Branchentreffen der deutschen,<br />
österreichischen und schweizerischen Kalkindustrie in Leipzig analysierte<br />
der Vorsitzende des Bundesverbands der Deutschen Kalkindustrie, BVK,<br />
Dr. Kai Schaefer, die aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklung.<br />
Gekennzeichnet ist diese vom Abflauen der Wirtschaft bei gleichzeitig<br />
gestiegenen umweltpolitischen Erwartungen der Zivilgesellschaft,<br />
Unsicherheiten beim Thema Rohstoffsicherung und der Frage der<br />
Klimaneutralität bis 2<strong>05</strong>0.<br />
Dr. Kai Schaefer verdeutlichte, dass das<br />
Klima für die deutsche Kalkindustrie zunehmend<br />
rauer wird. Dies sei zum einen<br />
auf die aktuelle Weltwirtschaftslage zurückzuführen,<br />
zum anderen aber auch<br />
auf die politische Entwicklung in<br />
Deutschland. Eine nicht handlungsfähige<br />
Große Koalition schaffe Unsicherheit<br />
und Stillstand. Der Ausgang der Europawahl,<br />
die Dynamik auf die Politik durch<br />
die Fridays-for-Future-Demonstrationen<br />
und die Stärke der Grünen könnten massive<br />
Auswirkungen auf die Industrie<br />
durch eine einseitige Klima- und Rohstoffpolitik<br />
haben.<br />
„Eine immer schwierigere Herausforderung<br />
für uns alle ist die Sicherung der<br />
Abbaubarkeit unseres Rohstoffes. Die<br />
Anforderungen der Umweltgesetzgebung<br />
steigen weiter. Noch stärker aber<br />
steigt das Unverständnis der Zivilgesellschaft<br />
über industrielle Produktionsanlagen<br />
und über Eingriffe zur Rohstoffgewinnung“,<br />
so Dr. Schaefer.<br />
Die Kalkindustrie gehöre zu den energieintensiven<br />
Branchen. Seit Beginn des<br />
Emissionshandels sei sie in das europäische<br />
Emissionshandelssystem einbezogen.<br />
Eine nationale CO 2 -Steuer, die die<br />
Branche zusätzlich belasten würde,<br />
lehne die deutsche Kalkindustrie ab.<br />
Der Vorsitzende begrüßte dagegen<br />
ausdrücklich das Ziel der „Nationalen<br />
Industriestrategie 2030“, den Anteil der<br />
industriellen Wertschöpfung in Deutschland<br />
auf 25 % und in der EU auf 20 % zu<br />
erhöhen. Dieses Ziel mit mehr staatlicher<br />
Lenkung erreichen zu wollen, könne aber<br />
nicht der Weg sein.<br />
Anschließend stellte Dr. Schaefer die<br />
aktuellen Zahlen der Kalkindustrie vor.<br />
Bei ungebrannten Produkten repräsen-<br />
tiert der BVK ca. 15 % der deutschen<br />
Kalkindustrie, bei gebrannten Erzeugnissen<br />
nahezu 100 %.<br />
Der Absatz ungebrannter Kalkprodukte<br />
bei den BVK-Mitglieder betrug<br />
2018 etwa 18 Mio. t und ist damit gegenüber<br />
dem Vorjahr um 1,5 % zurückgegangen.<br />
Im Hauptabnahmesegment der<br />
Bauwirtschaft ging die Nachfrage nach<br />
ungebrannten Produkten sogar noch<br />
weiter zurück und wies gegenüber dem<br />
Vorjahr ein Minus von 5,7 % aus.<br />
Rückläufig sind auch die Lieferungen<br />
von ungebrannten Produkten für Umweltschutzanwendungen,<br />
wohingegen<br />
sie für industrielle Anwendungen ein Plus<br />
ausweisen.<br />
Der Gesamtabsatz gebrannter Produkte<br />
lag 2018 bei knapp 6,4 Mio. t, was<br />
einem leichten Zuwachs von 0,9 % entspricht.<br />
Im Einzelnen aufgeschlüsselt<br />
finden sich die Zahlen der Abnehmerbranchen<br />
auf der Internetseite des Verbandes.<br />
BVK-Hauptgeschäftsführer Martin<br />
Ogilvie erläutert die im vergangenen<br />
Geschäftsjahr geleistete Arbeit sowie<br />
die aktuellen Kernarbeitsfelder. Dabei<br />
ging er auf die Stellung der Steinbrüche<br />
als Horte der Artenvielfalt ein und stellte<br />
die unter bbs-Domäne laufende, verbandsübergreifende<br />
Entwicklung der<br />
Biodiversitätsdatenbank vor. Deren Ziel<br />
ist, einen bundesweiten Überblick über<br />
die vorhandene Artenvielfalt in Abbaustätten<br />
zu gewinnen.<br />
Anschließend stellte er die neue Museumssonderausstellung<br />
„Faszination<br />
Kalk“ mit der begleitenden Website<br />
www.kalkmuseum.de vor, eine öffentlichkeitswirksame<br />
Maßnahme auf<br />
dem neuesten Stand der Museumspädagogik.<br />
Im Bereich der vorwettbewerblichen<br />
Gemeinschaftsforschung sind für die<br />
Forschungsgemeinschaft Kalk und<br />
Mörtel Leitlinien erarbeitet und beschlossen<br />
worden. Nachhaltigkeit,<br />
CO 2 -Abscheidung und -Weiterverwendung<br />
rückten demnach stärker in den<br />
Forschungsfokus.<br />
Die nächste Jahreshauptversammlung<br />
wird vom 25. bis 26. Juni 2020 auf<br />
dem Petersberg in Bonn stattfinden.<br />
www.kalk.de<br />
GESTEINS PERSPEKTIVEN 5/20<strong>19</strong>