19.08.2019 Aufrufe

Taxi Times DACH - Doppelausgabe Juni / Juli 2019

Eine solch starke und flächendeckende Taxi-Protestaktion hatte Deutschland noch nie erlebt. 10.000 Taxis fuhren am 10. April 2019 in Autocorsos hupend durch über 20 Städte, hielten Mahnwachen ab und riefen in Kundgebungen zur „Scheuerwehr“ auf. Taxi Times hat die Ereignisse dieses Tages nun in einer Spezialausgabe veröffentlicht.

Eine solch starke und flächendeckende Taxi-Protestaktion hatte Deutschland noch nie erlebt. 10.000 Taxis fuhren am 10. April 2019 in Autocorsos hupend durch über 20 Städte, hielten Mahnwachen ab und riefen in Kundgebungen zur „Scheuerwehr“ auf. Taxi Times hat die Ereignisse dieses Tages nun in einer Spezialausgabe veröffentlicht.

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SEITENWECHSEL<br />

EINE APP<br />

WECHSELT DIE SEITEN<br />

Warum hatte sich eigentlich mytaxi an den Protestaktionen nicht beteiligt?<br />

Die Antwort gaben die App-Betreiber wenige Tage später. mytaxi wird<br />

Teil von FREE NOW werden und künftig auch Mietwagen vermitteln. Dazu<br />

braucht es genau Scheuers Eckpunkte.<br />

Startschuss war am 24. April, später<br />

Nachmittag. Per Mail, über soziale<br />

Medien und per Video-Botschaft<br />

startete mytaxi eine Kommunikationsoffensive<br />

und erläuterte den <strong>Taxi</strong>unternehmern<br />

und deren Fahrern, warum man die mytaxi-<br />

App künftig in FREE NOW integriert und<br />

dazu unter anderem auch Mietwagen in die<br />

Vermittlung einbezieht.<br />

Bereits im Februar hatte der Daimler-<br />

Konzern gemeinsam mit der BMW-Group<br />

die künftige Zusammenarbeit im Mobilitätssektor<br />

angekündigt. Unter den Produkten<br />

Share Now, Charge Now, Park Now,<br />

Reach Now und FREE NOW war damals<br />

schon klar, dass die bisherige <strong>Taxi</strong>-Vermittlungs-App<br />

mytaxi künftig in den Bereich<br />

FREE NOW integriert wird und somit den<br />

eigenen Namen verliert. Dass die Daimler/<br />

BMW-Group innerhalb dieser App auch<br />

Mietwagen vermitteln wird, war ebenfalls<br />

im Februar bereits angedeutet worden.<br />

Als Begründung für die Integration von<br />

mytaxi in FREE NOW gibt der Konzern an,<br />

dass sich die Personenbeförderungsbranche<br />

mittlerweile in einem internationalen<br />

Wettbewerb mit globalen Playern befinde.<br />

Diesen Markt wolle man diesen Playern<br />

nicht überlassen. „Wir müssen neue<br />

Angebote schaffen, damit die bei uns angeschlossenen<br />

Fahrer auch in Zukunft unter<br />

optimalen Bedingungen ihre Dienstleistung<br />

anbieten können“, schreibt mytaxi.<br />

„FANTASTISCHE CHANCEN“<br />

mytaxi-CEO Eckart Diepenhorst spricht in<br />

einer Video-Botschaft an die <strong>Taxi</strong>fahrer und<br />

Unternehmer davon, dass man damit neue<br />

Nachfrage schaffe. „Durch die Deregulierung,<br />

die uns ins Haus steht, eröffnen sich<br />

ganz neue Absatzpotenziale und fantastische<br />

Chancen, mehr Geld zu verdienen“,<br />

verspricht Diepenhorst. Anstatt also gegen<br />

die neue Wettbewerbssituation zu pöbeln,<br />

solle man auf Angriff gehen, indem man<br />

einen besseren Service anbiete.<br />

Bald werden in der bisherigen App auch<br />

Mietwagen angezeigt – die dann von bisherigen<br />

<strong>Taxi</strong>fahrern gelenkt werden sollen.<br />

Meint Diepenhorst mit Pöbeln etwa die<br />

<strong>Taxi</strong>proteste am 10. April? mytaxi hatte<br />

sich zu keiner Zeit an den Demos gegen<br />

Scheuers Eckpunkte beteiligt. Man hatte<br />

sogar noch eins draufgesetzt, indem man<br />

in München just zu den Zeiten, als andere<br />

Kollegen demonstrierten, eine zusätzliche<br />

Prämie über 50 Euro an alle Fahrer ausbezahlt<br />

hatte, die am Demotag mindestens<br />

neun mytaxi-Aufträge gefahren waren.<br />

Mit den FREE NOW-Plänen erscheint<br />

auch Scheuers stures Festhalten an seinen<br />

Eckpunkten in einem anderen Licht.<br />

Die Verfehlungen und offensichtlichen<br />

Kriegstreibereien von Uber sind so hanebüchen,<br />

dass kein vernünftiger Politiker<br />

dafür seinen guten Ruf aufs Spiel setzen<br />

würde. Wenn der tatsächliche Lobbyist<br />

aber aus dem eigenen Land kommt, ein<br />

massives Dieselproblem hat und vor allen<br />

Dingen mit Hunderttausenden von gefährdeten<br />

Arbeitsplätzen drohen kann, dann<br />

scheint es aus politischer Sicht nur das kleinere<br />

Übel zu sein, ein paar Zehntausend<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer zu opfern. Noch dazu, wo doch<br />

mytaxi als einer der bisherigen <strong>Taxi</strong>partner<br />

generös einen Teil davon in den neuen<br />

Bereich des taxiähnlichen Mietwagenverkehrs<br />

übernehmen möchte.<br />

ERWEITERTE PARTNERSCHAFT<br />

Genau dieses Ziel verfolgt nämlich die<br />

Kommunikationsoffensive vom 24. April.<br />

Ziemlich direkt bietet mytaxi den jetzigen<br />

<strong>Taxi</strong>partnern eine erweiterte Zusammenarbeit<br />

an. Man wolle bis zum offiziellen<br />

Launch-Termin im Sommer mit den Unternehmern<br />

in den Dialog gehen, um zusammen<br />

das bestmögliche Produkt für den<br />

jeweiligen Markt auf die Straße zu bringen.<br />

„Haben Sie Interesse an einer Erweiterung<br />

unserer Partnerschaft?“, heißt es in einer<br />

E-Mail an alle angeschlossenen Partner<br />

und auch Diepenhorst fragt im Video ganz<br />

offen: „Wer möchte mit uns den Schritt in<br />

das Mietwagengeschäft gehen?“<br />

Warum mytaxi seinen Schwerpunkt<br />

vom <strong>Taxi</strong>- ins Mietwagengeschäft verlagern<br />

möchte, wird in einem Fragen-und-Antwort-Katalog<br />

erläutert: „Mietwagen-Angebote<br />

mit Fahrern werden stärker und<br />

stärker nachgefragt. Dieser Nachfrage wollen<br />

wir nachkommen.“ Dass dabei wieder<br />

neue Fahrzeuge auf die Straße kommen,<br />

müsse man zu Beginn in Kauf nehmen.<br />

„Neue Verkehrskonzepte bedeuten<br />

zunächst […], dass es neue Fahrzeuge auf<br />

der Straße geben wird.“ Somit setzt mytaxi<br />

seine Priorität weniger auf Umweltschutz.<br />

FOTO: mytaxi<br />

4 DOPPELAUSGABE JUNI / JULI <strong>2019</strong> TAXI

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