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medizin&technik 04.2019

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<strong>04.2019</strong><br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

EVK 11,50 €<br />

Ingenieurwissen<br />

für die Medizin<strong>technik</strong><br />

TITELTHEMA<br />

Standard 5G<br />

Was ein 5G-Netz in Krankenhaus<br />

und Produktion leisten könnte<br />

Seite 54<br />

Hightech aus der Schweiz<br />

Know-how und Innovation stärken<br />

den Medtech-Markt Schweiz Seite 18<br />

EN ISO 13485<br />

Wann und warum Zusammenarbeit<br />

auch ohne Zertifikat läuft Seite 80<br />

SPECIAL<br />

Moderne Fertigung: Vernetzung,<br />

Schnittstellen, Messe EMO Seite 53


UNTERSCHEIDET<br />

EXAKT VON<br />

SUPEREXAKT<br />

DAS WERKZEUG<br />

Treffpunkt<br />

HORN steht für Spitzentechnologie, Leistung<br />

und Zuverlässigkeit. Wenn es um Standmenge,<br />

Präzision und Effektivität geht, machen unsere<br />

Werkzeuge den Unterschied.<br />

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16. – 21.09.2019<br />

Messe Hannover<br />

Halle 5 | Stand A54<br />

2 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


MDR-Zeit anhalten – und<br />

den Blick nach vorn wagen<br />

Es gibt, man glaubt es kaum, die ersten Benannten Stellen,<br />

die gemäß der MDR aktiv werden dürfen. Noch allerdings ist<br />

es mit dem Bearbeiten der Anträge von Medizinprodukteherstellern<br />

so eine Sache: Wonach soll man bewerten, wenn sich die<br />

Auslegung der Vorgaben immer wieder ändert? Dr. Bassil Akra<br />

vom TÜV Süd hat im Gespräch mit medizin&<strong>technik</strong> deutlich gemacht,<br />

dass er es für sinnvoll hielte, den MDR-Zeitplan auszusetzen<br />

– warum, lesen Sie im Interview ab Seite 78.<br />

Was die MDR alles verändern könnte, zeigt sich auch beim Blick<br />

auf die Schweiz. Wird sie bald als Drittland behandelt, müssen<br />

Hersteller und Zulieferer dann zusätzliche Vorgaben erfüllen?<br />

Swiss-Medtech-Geschäftsführer Peter Biedermann fasst ab Seite<br />

20 zusammen, womit die Branche rechnet – aber das ist nur ein<br />

Aspekt in unserem Special Hightech aus der Schweiz.<br />

Viel diskutiert wurden rechtliche Fragen auch anlässlich der Medizin<strong>technik</strong>-Messen<br />

im Frühsommer – zum Beispiel die Bedeutung<br />

der EN ISO 13485. Wir haben bei Experten nachgefragt:<br />

Diethelm Carius von der AG Medizin<strong>technik</strong> im VDMA beschreibt,<br />

warum aus Sicht des Verbandes so ein Zertifikat gar<br />

nicht für alle Zulieferer erforderlich ist (Seite 80). Und Lennart<br />

Süberkrüb, Einkaufsleiter bei Erbe Elektromedizin, erläutert,<br />

warum für ihn das 13485-Zertifikat bei der Auswahl der Zulieferer<br />

nicht das Maß aller Dinge ist (Seite 82).<br />

Und ja – es gibt natürlich auch noch andere als regulatorische<br />

Entwicklungen: Was taugt eigentlich 5G im Gesundheitsbereich,<br />

haben wir uns gefragt, sei es für die Fertigung von Medizinprodukten<br />

oder auch für das Arbeiten im Krankenhaus? Lesen<br />

Sie ab Seite 54, was Experten von der neuen Technik halten und<br />

wo diese Potenzial für die Zukunft hat.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

FAULHABER Applikationen<br />

Mancher Antrieb<br />

gibt dem Leben<br />

eine neue Richtung<br />

FAULHABER Antriebssysteme<br />

für bionische Handprothesen<br />

Menschen zu helfen, ihren Alltag<br />

wieder selbst in den Griff zu bekommen,<br />

ist das wichtigste Ziel in der<br />

Prothetik. Moderne Handprothesen<br />

mit hoch dynamischen Antrieben<br />

in allen Fingern ermöglichen ein<br />

natürliches und koordiniertes<br />

Bewegen und Greifen. Ein ansprechendes<br />

Design mit realistischen<br />

Proportionen, selbst bei zierlichen<br />

Händen, bietet für die Antriebe nur<br />

einen äußerst limitierten Bauraum.<br />

Deshalb bauen Hersteller auf<br />

DC-Kleinstmotoren von FAULHABER.<br />

www.faulhaber.com/prosthetics/de<br />

Mehr zu regulatorischen Fragen<br />

finden Sie im Online-Magazin unter<br />

medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/themen/<br />

medical-device-regulation/<br />

WE 04/2019 CREATE medizin&<strong>technik</strong> MOTION 3<br />

© Ottobock


■ Medizin im Dialog<br />

Neurochirurgie<br />

Um den Austausch zwischen Medizinern<br />

und Ingenieuren zu verbessern, setzt<br />

Oberarzt und Privatdozent Dr. Gierthmühlen<br />

auf In-Klinik-Workshops ........14<br />

14<br />

■ Technik<br />

Entwicklung und Komponenten<br />

Winzige Verbindungsschraube sorgt<br />

für Klang im Ohr ................................34<br />

LMM-Technologie: Präzisionsbauteile<br />

aus Metall aus dem 3D-Drucker ........36<br />

Verpackungs<strong>technik</strong><br />

Staubfreie Verpackung durch<br />

Ionisierung ........................................38<br />

54<br />

Bild: KK Bochum<br />

Neurochirurgie:<br />

Dr. Gierthmühlen<br />

bringt Mediziner<br />

und Ingenieure<br />

zusammen<br />

Fachpack 2019 zeigt neue Lösungen ..39<br />

RFID-Label macht den Autoinjektor<br />

intelligent ..........................................40<br />

Kennzeichnung<br />

QR-Codes mit Gedächtnis ..................42<br />

So passt der Laser zum Material .........43<br />

Special<br />

Fertigung<br />

Code-Verifikation: System erkennt<br />

Fehler in der Kennzeichnung .............44<br />

Titelthema: Wenn Maschinen<br />

über 5G drahtlos kommunizieren .......54<br />

Sonderteil<br />

Hightech aus der<br />

Schweiz<br />

Standort Schweiz: Know-how und<br />

Innovation stärken die Branche ..........18<br />

Regulierung: Wie sich die Schweiz auf<br />

die neue EU-MDR vorbereitet .............20<br />

Digitalisierung: Schick den Avatar<br />

zum Arzt ............................................22<br />

Bauteilreinigung: Reinheit in Serie ....26<br />

Pen erkennt Korrosion auf der<br />

Implantat-Oberfläche ........................28<br />

Swiss Medtech Expo: Plattform<br />

für Netzwerker ...................................30<br />

Mikrochirurgie: Robotersystem findet<br />

den Weg ins Innenohr ........................32<br />

Sterilisation<br />

Wenn der Keim mit dem Etikett<br />

kommt ...............................................46<br />

Oberflächen<strong>technik</strong><br />

Schnee reinigt Stents prozesssicher ....48<br />

Plasma-Desinfektion: Neue Technik für<br />

den Katastrophenschutz ....................50<br />

Hochglanz fürs Hüftgelenk ................52<br />

53<br />

EMO Hannover: Digitale Fertigung ....60<br />

Schnittstelle Umati:<br />

Auf dem Weg zum Standard ...............62<br />

Automatisiert zum Implantat .............64<br />

Mehrspindlige Bearbeitung: Auch<br />

lohnend für die Medizin<strong>technik</strong> .........66<br />

Mikrodrehteile: Wie Handling<br />

und Qualitätssicherung gelingen .......68<br />

Werkzeuge: So gut,<br />

dass Folgeschritte entfallen ................72<br />

Hochpräzisionsteile: Gut bedienbare<br />

Lösung für die Komplettbearbeitung ..74<br />

Bild: fotomek/Fotolia<br />

Special<br />

Fertigung:<br />

Digitalisierung<br />

in der<br />

Produktion,<br />

Werkzeuge<br />

und Maschinen,<br />

Trends auf<br />

der EMO<br />

4 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Titelthema<br />

5G für die<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

Was ein 5G-Netz künftig im Krankenhaus<br />

und in der Medizin<strong>technik</strong>-Produktion<br />

leisten könnte ....................................54<br />

Medizinischer<br />

Fortschritt.<br />

Mit Hochleistungs-<br />

Kunststoffen.<br />

■ Fokus Forschung<br />

Labor<strong>technik</strong><br />

Automatisiert zerkleinertes Gewebe<br />

führt zur schnelleren Diagnose ..........76<br />

Kunststoff-Schiene<br />

Alternative zum Gips vermeidet<br />

Abfall .................................................77<br />

■ Recht<br />

Benannte Stellen<br />

Zu viele Unklarheiten erschweren<br />

die Umsetzung der MDR ....................78<br />

VDMA-Positionspapier<br />

Wo die EN ISO 13485:2016<br />

nicht sinnvoll anwendbar ist ..............80<br />

Zulieferer und die EN ISO 13485<br />

Technologie ist wichtiger<br />

als das Zertifikat ................................82<br />

Rubriken<br />

Editorial ............................................03<br />

Visionen ............................................06<br />

Nachrichten .......................................08<br />

Termine .............................................84<br />

Innovationen .....................................85<br />

Firmenscout ......................................86<br />

Impressum .........................................90<br />

Meilensteine ......................................91<br />

Bild: TÜV Süd<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

78<br />

Innovationen für die Medizin- und Labor<strong>technik</strong><br />

• Maßgeschneidert aus Polytetraflon ® -PTFE und<br />

den thermoplastischen Werkstoffen Moldflon ®<br />

-PTFE, -PEEK, -PFA, -FEP und -ETFE<br />

• Für Endoskopie, Analytik und Geräte<strong>technik</strong><br />

• Zertifiziert gemäß ISO 13485<br />

• Fertigung im Reinraum Klasse 8<br />

Besuchen Sie uns in Luzern<br />

in Halle 2, Stand 2005<br />

vom 10. – 11.09.2019<br />

www.ek-kt.de/medizin<br />

sales.ekt@elringklinger.com<br />

Fon +49 7142 583-0<br />

Recht: Dr. Bassil Akra sieht noch<br />

viele Hürden für die MDR bis Mai<br />

2020<br />

Zum Titelbild: Die Projektgruppe für<br />

Automatisierung in der Medizin und<br />

Biotechnologie (PAMB) des Fraunhofer IPA<br />

richtet eine 5G-Testumgebung ein<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 5


VISIONEN<br />

6 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Tarnung<br />

erwünscht<br />

Mitten im Fußballstadion sein.<br />

Oder umgeben von einer Blumenwiese,<br />

am Strand, untergetaucht im<br />

Aquarium oder gar unterwegs im<br />

All – aber jedenfalls nicht in einem<br />

Raum mit einem möglicherweise<br />

bedrohlich wirkenden medizintechnischen<br />

Großgerät! Das ist der Ansatz,<br />

den das Klinikum Dortmund<br />

beim so genannten Kinder-MRT seit<br />

einigen Jahren fährt.<br />

Das Gerät an sich – obwohl riesig –<br />

verschwimmt im Raum mit einer<br />

Projektion, die die Gedanken in andere<br />

Richtungen lenkt. Über Spiegel<br />

ist auch in der Röhre ein Blick in die<br />

Weite der virtuellen Welt möglich.<br />

Was bei der Untersuchung zu sehen<br />

und zu hören sein soll, sucht sich<br />

das Kind selbst aus.<br />

Warum all die technischen Finessen?<br />

Für eine MRT-Untersuchung<br />

muss der Patient absolut ruhig liegen,<br />

was angesichts der Enge und<br />

der Geräuschkulisse oft schon Erwachsenen<br />

schwerfällt. Bei Kindern<br />

ging zum Teil nichts ohne Narkosemittel,<br />

was die Mediziner gern vermeiden<br />

wollten.<br />

Das virtuelle Eintauchen in andere<br />

Welten hat sich inzwischen als<br />

Alternative zum Medikament bewährt.<br />

Das Projekt des West -<br />

fälischen Kinderzentrums und der<br />

Klinik für Radiologie und Neuro -<br />

radiologie wurde mit Spendengeldern<br />

unterstützt und vom Land<br />

NRW gefördert. Seit 2016 gibt es<br />

am Westfälischen Kinder zentrum<br />

sogar ein Übe-MRT, an dem sich der<br />

Ablauf der Untersuchung an einem<br />

maßstabsgetreuen Modell üben<br />

lässt.<br />

(op)<br />

Bild: Klinikum Dortmund<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 7


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

GS1-Standards<br />

für die EU<br />

Medical Device Regulation | GS1 Germany ist mit der<br />

Akkreditierung durch die EU-Kommission jetzt offizielle<br />

Zuteilungsstelle für die Unique Device Identification.<br />

GS1-Standards machen Medizinprodukte unverwechselbar<br />

Bild: B. Braun Melsungen<br />

Die EU-Kommission hat GS1 Germany als offizielle Zuteilungsstelle<br />

für die Unique Device Identification (UDI) akkreditiert.<br />

Das bedeutet, dass Unternehmen die Anforderungen der<br />

EU mit den Standards und Lösungen von GS1 Germany konform<br />

mit der Medical Device Regulation (MDR) umsetzen können.<br />

Medizinprodukte müssen eindeutig zu identifizieren und durchgängig<br />

rückverfolgbar sein. Das regelt die EU-Kommission für<br />

Europa mit der MDR. Sie fordert darin die Umsetzung von UDI,<br />

also die eindeutige, standardisierte Kennzeichnung von Medizinprodukten<br />

per UDI Device Identifier (UDI-DI). Das ist ein einmaliger<br />

numerischer oder alphanumerischer Code, der einem<br />

Produktmodell zugeordnet ist und als Zugangsschlüssel zu Informationen<br />

in einer UDI-Datenbank dient.<br />

Mit Hilfe der GS1-Standards erfüllen Hersteller von Medizinprodukten<br />

und In-vitro-Diagnostika nun nicht nur für die USA, sondern<br />

auch für Europa die in der MDR enthaltenen UDI-Vorgaben<br />

zur Kennzeichnung und Identifikation ihrer Produkte sowie für<br />

die Bereitstellung der erforderlichen Produktdaten in einer UDI-<br />

Datenbank. „Gleichzeitig bilden die GS1-Standards auch die Basis,<br />

um Prozesse im Unternehmen und mit den Geschäftspartnern<br />

in der Logistik und im Bestellwesen effizienter zu gestalten<br />

und die Patientensicherheit zu erhöhen – umso zielführender ist<br />

es, sich schnell mit der Umsetzung zu beschäftigen“, empfiehlt<br />

Sylvia Reingardt, Senior Branchenmanagerin bei GS1 Germany.<br />

Einen UDI-DI benötigen die Hersteller nicht nur für neue Produkte,<br />

sondern auch bei allen Änderungen, die zu einer falschen<br />

Identifizierung oder zu Problemen bei der Rückverfolgbarkeit<br />

führen können: Das bezieht sich vor allem auf geänderte Namen,<br />

Produktversionen oder -modelle, auf Angaben zur Sterilität beziehungsweise<br />

für die Notwendigkeit zum Sterilisieren vor Gebrauch,<br />

auf Verpackungsgrößen sowie auf Warnhinweise oder<br />

Kontraindikationen. Der Hersteller muss sowohl der Gebrauchseinheit<br />

seines Produkts als auch jeder Verpackungsebene diese<br />

individuelle Produktkennzeichnung zuweisen.<br />

GS1 steht für Global Standards One. GS1 Germany mit Sitz in<br />

Köln gehört zum internationalen GS1-Netzwerk und ist nach den<br />

USA die zweitgrößte von mehr als 110 GS1-Länderorganisationen.<br />

www.gs1.de/udi<br />

MDR und IVDR<br />

Fakten, Fristen und Erfahrungen<br />

Neues aus dem<br />

Online-Magazin<br />

Die neue europäische Medizinprodukte-Verordnung (MDR),<br />

und die EU-Verordnung über In-Vitro-Diagnostika (IVDR) ersetzen<br />

nach einer Übergangsfrist ab dem 26. Mai 2020 die bestehenden<br />

Medizinprodukte-Richtlinien. Die geänderten Anforderungen<br />

sowohl an die Produkte als auch an die Technische<br />

Dokumentation beschäftigen derzeit die Hersteller und Zulieferer<br />

der Medizin<strong>technik</strong>-Branche. Wie es um die aktuelle<br />

Rechtslage der neuen EU-MDR bestellt ist, welche Erfahrungen<br />

Unternehmen mit der neuen MDR bereits gesammelt haben<br />

und wie die Situation bei den Benannten Stellen ist, haben<br />

wir für Sie übersichtlich auf unserer Themenseite „MDR“<br />

im Online-Magazin von medizin&<strong>technik</strong> zusammengefasst.<br />

Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter auf:<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

Via Twitter: @med_redaktion<br />

Akquisition<br />

Frank Plastic wird zu<br />

Röchling Medical Waldachtal<br />

Die Frank Plastic AG in Waldachtal heißt jetzt Röchling<br />

Medical Waldachtal AG. Damit setzt der Mannheimer<br />

Kunststoffspezialist Röchling die Einbindung des traditionsreichen<br />

Anbieters für Medizin- und Industrie<strong>technik</strong><br />

in seine Unternehmensgruppe fort. Röchling hatte Frank<br />

Plastic im Juli vergangenen Jahres von der Ferdinand<br />

Piëch Beteiligungs GmbH übernommen. Bei Röchling<br />

Medical Waldachtal sind 260 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

der Umsatz bezifferte sich im Jahr 2017 auf 32,4 Mio.<br />

Euro. Die neue Namensgebung berücksichtigt, dass das<br />

Unternehmen seine überwiegenden Umsätze mit Kunden<br />

aus der Medizin<strong>technik</strong> macht. Jedoch werden weiterhin<br />

sowohl bestehende wie auch neue Kunden im Bereich<br />

Industrie<strong>technik</strong> betreut.<br />

Röchling Medical Waldachtal beliefert im Medizin<strong>technik</strong>bereich<br />

unter anderem die Segmente Kardiologie, Infusionstherapie,<br />

Angiografie (CT/MRT), Chirurgie und<br />

Ophthalmologie. Der Industriebereich beliefert ausgewählte<br />

Segmente mit Extrusions-Profilen, Spritzgussteilen<br />

sowie Ventilen, Durchflussmessern und Armaturen.<br />

www.frankplastic.de<br />

8 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


IERA Award<br />

UV-Desinfektionsroboter<br />

erledigt Krankenhaus-Erreger<br />

Der 15. Innovations- und Entrepreneur-Award<br />

in Robotik<br />

und Automation (IERA) geht<br />

an den UVD Robot des dänischen<br />

Herstellers Blue Ocean<br />

Robotics. Der kollaborative<br />

Roboter fährt autonom durch<br />

Krankenhäuser und sendet dabei<br />

konzentriertes UV-C-Licht<br />

aus, um Bakterien und andere<br />

schädliche Mikroorganismen<br />

zu beseitigen: So erreicht man<br />

den Angaben zufolge eine Desinfektionsrate<br />

von 99,99 %.<br />

Bild: Blue Ocean Robotics<br />

Präzisionsblankpressen<br />

Trumpf übernimmt<br />

Hersteller für Mikrooptiken<br />

Der UV-Desinfektionsroboter<br />

behandelt die Oberflächen mit<br />

Licht aus mehreren Winkeln<br />

und aus nächster Nähe. Er desinfiziert<br />

alle Kontaktflächen<br />

und stoppt auch an vordefinierten<br />

Hotspots, die eine längere<br />

Verweildauer erfordern.<br />

Der UVD Robot ist aber kein<br />

Ersatz für den manuellen Reinigungsprozess,<br />

sondern ein<br />

ergänzendes System. Da die<br />

Einwirkung von UV-C-Licht<br />

auf den Menschen vermieden<br />

werden sollte, enthält der Roboter<br />

eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen.<br />

So wird etwa<br />

ein Tablet mit Bewegungssensor<br />

an der Tür des Patientenzimmers<br />

platziert: Das UV-<br />

C-Licht schaltet sich aus, wenn<br />

jemand den Raum betritt.<br />

www.ifr.org<br />

FACHPACK<br />

24. – 26. September 2019<br />

Halle 3 / Stand 3-428<br />

High Performance<br />

in steriler Umgebung<br />

Das Ditzinger Hochtechnologieunternehmen<br />

Trumpf hat<br />

über seine Tochtergesellschaft<br />

Ingeneric die Aixtooling<br />

GmbH übernommen, einen<br />

Werkzeughersteller für Präzisionsoptiken.<br />

Damit erweitert<br />

Trumpf seine Fertigungstechnologien<br />

bei der Herstellung<br />

von Mikrooptiken. Das 2005<br />

als Spin-off des Fraunhofer-Instituts<br />

für Produktionstechnologie<br />

(IPT) gegründete Unternehmen<br />

entwickelt und produziert<br />

Presswerkzeuge für<br />

das Präzisionsblankpressen.<br />

Bild: Trumpf<br />

Mit diesem Verfahren lassen<br />

sich Optiken mit verschiedensten<br />

Geometrien und Glaswerkstoffen<br />

herstellen, die etwa in<br />

der Laser- oder Medizin<strong>technik</strong><br />

eingesetzt werden.<br />

Beim Präzisionsblankpressen<br />

werden Glasrohlinge zwischen<br />

zwei Werkzeughälften in Form<br />

gebracht: Das Verfahren eignet<br />

sich für Optiken mit komplexen<br />

Geometrien, wie sie in<br />

der Laser<strong>technik</strong> zum Einsatz<br />

kommen. Kernkompetenz von<br />

Aixtooling sind diese Werkzeuge.<br />

Das Unternehmen mit<br />

knapp 40 Mitarbeitern hat seinen<br />

Sitz in Aachen. Ingeneric<br />

mit Hauptsitz in Aachen ist<br />

Anbieter von Mikrooptiken für<br />

Anwendungen im Bereich von<br />

Hochleistungsdiodenlasern<br />

und der Datenübertragung.<br />

www.trumpf.com<br />

TX2 Stericlean –<br />

die Referenz für Advanced Aseptic Processes<br />

Kein Kontaminationsrisiko dank einzigartigem Design<br />

Erste Wahl für VHP-Sterilisationsprozesse<br />

Garantierte Prozess- und Bedienersicherheit<br />

Überragende Dynamik in kompakten Zellen<br />

Online-Rückverfolgbarkeit sensibler Produkte<br />

Stäubli – Experts in Man and Machine<br />

www.staubli.com<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />

Tested in critically conditions<br />

of decontamination from<br />

a chemical solution with<br />

35 % of H2O2<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 9


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

In Kürze<br />

MDR-Atlas<br />

Um die Richtlinien der neuen EU-<br />

MDR besser nach zentralen Begriffen<br />

und Zusammenhängen durchsuchen<br />

zu können, hat Rebmann Technology<br />

GmbH, Schramberg, eine digitale Anwendung<br />

geschaffen: „EU-MDR by<br />

Atlas Explorer“ bietet neben einer visuell<br />

aufbereiteten Suchfunktion,<br />

Verlinkungen zu Querverweisen und<br />

ein vollständiges Glossar. Die Nutzung<br />

des Tools ist kostenfrei, kann<br />

aber auch in das firmeneigene Intranet<br />

eingebunden werden.<br />

Krankenhaus<strong>technik</strong><br />

Die Simeon Medical GmbH & Co. KG,<br />

erweitert mit der freiwilligen MDSAP-<br />

Zertifizierung (Medical Device Single<br />

Audit Program) sein Qualitätsmanagementsystem<br />

um die höchsten<br />

weltweit gültigen Anforderungen für<br />

Medizin<strong>technik</strong>produkte der Klasse 1.<br />

Die Tuttlinger lassen sich zusätzlich<br />

mit der ISO 14001-Zertifizierung die<br />

strengen Grundsätze bestätigen, die<br />

im Rahmen ihres Umweltmanagementsystems<br />

gelten.<br />

Neuer Vorstand<br />

Drei hochkarätige Persönlichkeiten<br />

aus der Gesundheitsbranche erweitern<br />

den Vorstand von Forum Medtech<br />

Pharma: Prof. Dr. Georg Duda,<br />

Leiter des Julius-Wolff-Instituts der<br />

Charité Berlin, Prof. Dr. Achim Jockwig,<br />

Vorstandsvorsitzender des Klinikums<br />

Nürnberg sowie Alexander Fink,<br />

Gründer und Geschäftsführer von<br />

Metecon GmbH in Mannheim stärken<br />

mit ihrem Wissen das Netzwerk<br />

in den Aspekten Regulation, Einbindung<br />

der Wissenschaft und Gesundheitsversorgung.<br />

Diagnostik<br />

Die Biotronik S.E., Berlin, hat die<br />

Markteinführung seines neuen Herzmonitors,<br />

Biomotor III, in der CE-Re -<br />

gion bekanntgegeben. Das Gerät<br />

ermögliche es, laut Anbieter, unregelmäßige,<br />

seltene und über lange Zeitabstände<br />

hinweg auftretende Rhythmusstörungen<br />

zuverlässig zu dia -<br />

gnostizieren.<br />

Blockchain und IoT<br />

TCS und SAP vereinfachen Bestandsmanagement<br />

von chirurgischen Instrumenten<br />

Mikrosystem<strong>technik</strong><br />

Studenten der TU München holen mit<br />

„Heatshocker“ den Weltmeistertitel<br />

Zum zehnten Mal in Folge hat sich ein<br />

deutsches Studententeam den Weltmeistertitel<br />

in der Mikrosystem<strong>technik</strong> geholt:<br />

Acht Studierende der TU München belegten<br />

mit ihrer Erfindung „Heatshocker“<br />

den ersten Platz beim Ican-Finale in Berlin.<br />

Ihr Schnelltest für die Detektion von<br />

Biomarkern im Blutplasma liefert im Gegensatz<br />

zu herkömmlichen Tests innerhalb<br />

kürzester Zeit Ergebnisse dazu, ob<br />

die Therapie bei einem Krebspatienten<br />

Die Ican-Teilnehmer 2019 beim<br />

Finale in Berlin<br />

Bild: Alice Haixia Zhang<br />

Tata Consultancy Services (TCS) bringt in<br />

Zusammenarbeit mit SAP eine Lösung<br />

zum Bestandsmanagement von chirurgischen<br />

Instrumenten für Hersteller von<br />

Medizinprodukten auf den Markt. Basierend<br />

auf Technologien innerhalb SAP Leonardo<br />

nutzt das Intelligent Field Inventory<br />

Management (Ifim) von TCS das Internet<br />

der Dinge (IoT) für eine Nachverfolgbarkeit<br />

der Instrumente. Darüber hinaus<br />

kommt Blockchain-Technologie zum Einsatz,<br />

um für alle Beteiligten eine bessere<br />

Transparenz über die jeweiligen Bestände<br />

zu ermöglichen – von Herstellern über<br />

Händler bis hin zu den Krankenhäusern.<br />

Die Lösung hilft zudem bei der Bestandsoptimierung,<br />

erleichtert die Einhaltung<br />

der regulatorischen Vorschriften und die<br />

Bearbeitung der zurückgegebenen Instrumente.<br />

Intelligent Field Inventory Management<br />

lässt sich in bestehende Kernsysteme<br />

integrieren und ist skalierbar, um<br />

den dynamischen Anforderungen der Lieferkette<br />

in der Life-Science-Branche gerecht<br />

zu werden.<br />

Tata Consultancy Services ist seit 50 Jahren<br />

Partner global agierender Unternehmen<br />

für IT-Dienstleistungen, Beratung<br />

und Unternehmenslösungen. Als Teil der<br />

Tata Group, der größten multinationalen<br />

Unternehmensgruppe Indiens, beschäftigt<br />

TCS mehr als 424 000 Mitarbeiter in<br />

46 Ländern.<br />

www.tcs.com/de<br />

anschlägt. In einem mikrofluidischen<br />

Workflow wird mit Hilfe von Silizium-<br />

Photomultipliern eine Sensitivität erreicht,<br />

die eine Detektion der Marker im<br />

klinisch relevanten Konzentrationsbereich<br />

in wenigen Minuten erlaubt. Dafür<br />

wird lediglich eine Blutprobe benötigt.<br />

Das Team aus München setzte sich gegen<br />

18 internationale Studententeams durch.<br />

Platz zwei geht an ein Team des Masterstudiengangs<br />

Mikrosystem<strong>technik</strong> der<br />

Universität Freiburg für „Drink Mate“:<br />

Der intelligente Untersetzer für Trinkgefäße<br />

erkennt den Füllstand und sendet die<br />

Sensordaten an einen Empfänger.<br />

Der Wettbewerb Ican ist eine chinesische<br />

Initiative, die bereits zum zehnten Mal<br />

ausgerichtet wurde. Als Teilnahmevorentscheid<br />

dient in Deutschland der Wettbewerb<br />

Cosima, der vom VDE mit Unterstützung<br />

des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung betreut wird.<br />

www.vde.com/ican_2019<br />

Bild: alfa27/Fotolia<br />

10 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Von führenden<br />

Blutspezialisten empfohlen:<br />

lipidbeständige Medizinprodukte<br />

aus CYROLITE.<br />

Wenn Blut nicht durch Adern fließt, dann hoffentlich durch<br />

CYROLITE. Denn unser medizinischer Hochleistungskunststoff<br />

ist chemisch resistent gegen Lipide, ist frei von hormonähnlichen<br />

Stoffen und Weich machern und lässt sich mittels<br />

Gammastrahlen, E-Beam und ETO-Gas zuverlässig sterilisieren.<br />

Das gefällt nicht nur Vampiren, sondern auch Medizin experten:<br />

CYROLITE erfüllt die Anforderungen nach USP Class VI, ISO<br />

10993-1 und REACH. Noch mehr über unsere blutfreundlichen<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 11


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Ein Festival der<br />

Zukunftsmedizin<br />

Technologie- und Medizin-Plattform | Die Xpomet Medicinale<br />

in Berlin zeigt Trends im globalen Gesundheitswesen<br />

auf und sagt künftige Entwicklungen vorher.<br />

Zur Xpomet Medicinale 2019 in Berlin werden 5000 Teilnehmer,<br />

150 Referenten und mehr als 200 innovative Unternehmen<br />

erwartet. Das multidisziplinäre Festival der Zukunftsmedizin<br />

findet vom 10. bis 12. Oktober in der Arena Berlin statt. Zielgruppe<br />

sind in erster Linie die Entscheider der neuen Generation<br />

des Gesundheitswesens. Es geht darum, neue transdisziplinäre<br />

Lösungen, Geschäftsmodelle und Partnerschaften in Medizin<br />

und Lebenswissenschaften zu entdecken und zu fördern.<br />

International und hochkarätig besetzt ist die Rednerliste. Neben<br />

Wissenschaftlern werden unter anderem auch Barack Obamas<br />

Halbschwester Dr. Auma Obama, Initiatorin und Vorstandsvorsitzende<br />

der Auma Obama Foundation, und das Prothesenmodel<br />

Viktoria Modesta sprechen.<br />

Das dreitägige Technologie- und Medizinfestival will sich zu einer<br />

globalen Plattform für das Gesundheitssystem der nächsten<br />

Generation entwickeln. Fachpublikum und interessierte Bürger<br />

sollen mit Arenen zu „Future Health“, „Hospital of the Future“<br />

oder zur Robotik, mit Workshops und Thinktanks dazu inspiriert<br />

Die Xpomet Medicinale will sich zur globalen Plattform für das<br />

Gesundheitssystem der nächsten Generation entwickeln<br />

werden, neue transdisziplinäre Lösungen, Geschäftsmodelle<br />

und Partnerschaften in Medizin und Lebenswissenschaften zu<br />

fördern. Ergänzt wird das Programm durch einen Hackathon,<br />

DJs, Musiker und Kunstperformances.<br />

Der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, ist Koopera -<br />

tionspartner. „Die Xpomet bietet uns und unseren Unternehmen<br />

eine gute Plattform, um die richtigen Innovations-Partner zu finden“,<br />

sagt BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Medtech-Unternehmen,<br />

Technologiepartner und Start-ups müssten<br />

neue Wege gehen, um gemeinsam an den Lösungen für die Patientenversorgung<br />

der Zukunft zu arbeiten. Das Ziel von neuen<br />

Systempartnerschaften im digitalen Zeitalter sei es, gemeinsam<br />

mit den Versorgungspartnern Prozesse zu optimieren, Wirtschaftlichkeitsreserven<br />

zu heben, Innovationen zu fördern und<br />

damit gemeinsam die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern.<br />

www.xpomet.com<br />

Bild: LuckyStep/Fotolia<br />

Digitalstrategie<br />

Güngör Kara ist neuer<br />

Chief Digital Officer von Ottobock<br />

Siemens Healthineers<br />

Technologiepartnerschaft<br />

im Bereich Ultraschall<br />

Der Digitalexperte Güngör Kara ist neuer<br />

Chief Digital Officer (CDO) von Ottobock<br />

und berichtet direkt an den CEO Philipp<br />

Schulte-Noelle. Zuvor war der 49-Jährige<br />

in gleicher Funktion bei EOS Electro Optical<br />

Systems tätig, einem Spezialisten für<br />

industrielle 3D-Fertigung. Zu Karas neuen<br />

Aufgaben zählt es, die Digitalstrategie<br />

Güngör Kara, der neue Chief Digital<br />

Officer von Ottobock<br />

Bild: Otto Bock<br />

des international tätigen Medizin<strong>technik</strong>unternehmens<br />

Ottobock umzusetzen und<br />

weiterzuentwickeln, die Geschäftsmodelle<br />

zu etablieren, die internen Start-up-<br />

Teams zu führen und die Zusammenarbeit<br />

mit externen Start-ups auszubauen.<br />

Dabei wird er im Schulterschluss mit Heiko<br />

Reinhard als Chief Information Officer<br />

(CIO) wirken, der seinerseits die Umsetzung<br />

der IT-Transformation forciert.<br />

Kara hält einen internationalen Executive<br />

MBA und ist Diplom-Ingenieur Maschinenbau.<br />

Er hat Innovationszentren, Industrie-4.0-Lösungen<br />

und industriellen<br />

3D-Druck entwickelt und implementiert.<br />

„Mit Güngör Kara haben wir die ideale<br />

Persönlichkeit für die Phase der Umsetzung<br />

gefunden“, sagt CEO Schulte-Noelle.<br />

Sarik Weber, der seit Mai 2018 als erster<br />

CDO von Ottobock fungierte, verlässt das<br />

Unternehmen und wechselt in eine beratende<br />

Rolle.<br />

www.ottobock.de<br />

Das Städtische Klinikum Braunschweig<br />

und Siemens Healthineers gehen eine<br />

Technologiepartnerschaft im Bereich Ultraschall<br />

ein. Siemens Healthineers wird<br />

über die nächsten zehn Jahre, mit Option<br />

auf 15 Jahre, alle Ultraschallgeräte bewirtschaften<br />

und managen. Die Partnerschaft<br />

sieht unter anderem eine hohe<br />

Standardisierung, ein hohes Auslastungsmonitoring<br />

und die Integration einer Managementsoftware<br />

in das bestehende System<br />

vor. Siemens Healthineers wird den<br />

Gerätepark auf dem neuesten Stand der<br />

Technik halten und etwa 140 neue Geräte<br />

einbringen. Ein Finanzierungskonzept<br />

gibt Planungssicherheit bei den Kosten.<br />

Das Klinikum Braunschweig und Siemens<br />

Healthineers haben bereits 2017 eine<br />

langfristige Technologiepartnerschaft abgeschlossen.<br />

Ziel ist es, eine medizinisch<br />

hochwertige und zugleich wirtschaftliche<br />

Versorgung der Patienten sicherzustellen.<br />

www.siemens-healthineers.com<br />

12 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Apex Digital Health<br />

Neuer Fonds für Startups<br />

aus dem Gesundheitsbereich<br />

Die europäische Venture-Capital-Gesellschaft<br />

Apex Ventures<br />

mit Sitz in Wien und Frankfurt<br />

legt einen neuen Fonds auf:<br />

den Apex Digital Health. Dafür<br />

sollen 50 Mio. Euro an Kapital<br />

gewonnen werden. Der<br />

Fokus des neuen Fonds liegt<br />

auf jungen Unternehmen vor<br />

allem aus dem DACH-Bereich,<br />

die vielversprechende Technologien<br />

und Anwendungen für<br />

den Gesundheitsbereich entwickeln.<br />

Bild: REDPIXEL/Fotolia<br />

www.apex.ventures<br />

Visualisierungssysteme<br />

Intuitive Surgical übernimmt<br />

Robotik-Endoskopie von Schölly<br />

Partner für den Apex Digital<br />

Health ist Dr. Gordon Euller<br />

(36), ein Mediziner, der Erfahrung<br />

als Facharzt für Radiologie,<br />

Unternehmensberater bei<br />

McKinsey und Unternehmensgründer<br />

mitbringt. Er verantwortet<br />

die Auswahl und Begleitung<br />

der Unternehmen.<br />

Apex Ventures hat bereits mit<br />

seinem ersten Fonds, dem<br />

Apex One, in mehrere Unternehmen<br />

aus dem Bereich Digital<br />

Health investiert: Darunter<br />

sind Image Biopsy Lab, das mit<br />

KI-Lösungen Ärzte bei orthopädisch-radiologischen<br />

Diagnosen<br />

unterstützt, und Contextflow,<br />

das mit Hilfe einer<br />

Suchmaschine für 3D-CT-<br />

Scanbilder und Deep Learning<br />

die Arbeit von Radiologen erleichtert.<br />

Intuitive Surgical übernimmt<br />

das Robotik-Endoskopie-Geschäft<br />

von Schölly Fiberoptic.<br />

Das US-amerikanische Unternehmen<br />

mit Sitz in Sunnyvale,<br />

Kalifornien, ist Pionier und einer<br />

der weltweit führenden<br />

Anbieter auf dem Gebiet der<br />

roboter-assistierten minimal -<br />

invasiven Chirurgie sowie Hersteller<br />

der Da-Vinci-Chirurgiesysteme.<br />

Bild: Schölly<br />

Mit diesem Schritt werden<br />

Schöllys Produktionslinie zur<br />

Fertigung von robotergestützten<br />

Endoskopen und zwei<br />

Standorte von Schölly in das<br />

operative Geschäft von Intuitive<br />

integriert: die Robotik-bezogene<br />

Produktionslinie in<br />

Denzlingen, der Fertigungsstandort<br />

in Biebertal sowie der<br />

Reparaturstandort in Worcester<br />

im US-Bundesstaat Massachusetts.<br />

Rund 200 Beschäftigte<br />

an diesen drei Standorten<br />

sollen den Angaben zufolge<br />

im Laufe der kommenden<br />

18 Monate in das Intuitive<br />

Team integriert werden.<br />

Schölly mit Hauptsitz in Denzlingen<br />

arbeitet als einer der<br />

strategischen Lieferanten seit<br />

mehr als 20 Jahren mit Intui -<br />

tive zusammen<br />

www.intuitive.com<br />

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■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

NEUROCHIRURGIE PROFITIERT<br />

VON KLEINEN FORTSCHRITTEN<br />

Technik für die Neurochirurgie | In einem In-Klinik-Workshop erfahren Ingenieure im<br />

November in Bochum, welche Anforderungen Chirurgen an die Geräte sowie an Techniker<br />

im OP stellen. PD Dr. Mortimer Gierthmühlen, der die Veranstaltung mit gestaltet,<br />

möchte den Austausch zwischen Medizinern und Ingenieuren verbessern.<br />

Bild: Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum<br />

■ Herr Dr. Gierthmühlen, welche Besonderheiten<br />

müssen Entwickler bei Geräten<br />

für die Neurochirurgie beachten?<br />

In der Chirurgie geht es generell darum,<br />

dass wir schneiden, um zu heilen. Wo<br />

und wie wir das tun, will gut überlegt<br />

sind. Es gibt Bereiche am menschlichen<br />

Körper, die recht gut heilen. Allerdings<br />

gehört das Gehirn, mit dem wir in der<br />

Neurochirurgie meist zu tun haben,<br />

nicht dazu, da wächst nichts wieder zusammen,<br />

was einmal falsch getrennt<br />

wurde. Daher muss die Technik höchste<br />

Präzision liefern und absolut zuverlässig<br />

sein. Was ein Gerät anzeigt oder<br />

meldet, muss zu 100 % stimmen.<br />

Während meiner Forschungsarbeiten<br />

zu aktiven Implantaten habe ich viel<br />

mit Ingenieuren zu tun gehabt. Auch<br />

wenn die Zusammenarbeit gut läuft,<br />

gibt es zuweilen eine unterschiedliche<br />

Denkweise. So bin ich als Mediziner darauf<br />

fokussiert, im Operationsumfeld<br />

sehr zügig zu arbeiten. Nicht nur, weil<br />

Effizienz aus ökonomischen Gründen<br />

gefordert ist. Als Arzt ist mir klar, dass<br />

jede zusätzliche Minute, die eine Wunde<br />

offenliegt, das Infek tionsrisiko er-<br />

■ Erst passende Schnittstellen, dann KI ■ Wo mangelt es Ingenieuren an Wissen ■ Was ließe sich an den Medizingeräten,<br />

Derzeit hapert es eher an<br />

Schnittstellen als an der<br />

technischen Ausstattung<br />

■ Welche Probleme könnten sich sonst<br />

ergeben?<br />

Privatdozent Dr. med. Mortimer<br />

Ein Operations mikroskop, mit dem wir<br />

täglich arbeiten, muss zum Beispiel perfekt<br />

austariert sein. Es darf keinerlei<br />

unvorhergesehene Bewegungen ausführen,<br />

wenn ich die Bremsen löse, um<br />

es anders zu positionieren. Andernfalls<br />

höht. Ein Ingenieur schaute mir allerdings<br />

in einer Studie fasziniert bei der<br />

Präparation zu und vergaß darüber völlig,<br />

sein Mess-Equipment vorzubereiten.<br />

Hätte er mehr über medizinische<br />

Zusammenhänge gewusst, wäre so etwas<br />

sicher nicht passiert.<br />

Gierthmühlen ist Oberarzt in der<br />

könnte es gegen ein Instrument stoßen,<br />

Abteilung Neurochirurgie am Universitätsklinikum<br />

Knappschafts-<br />

das dann im Hirn Schaden anrichtet.<br />

krankenhaus Bochum. Zusammen<br />

Ein weiteres Beispiel sind Messungen ■ Um welche Themen geht es im In-Klinik-Workshop<br />

mit Partnern beteiligt er sich am<br />

zum Neuromonitoring während einer<br />

zur Neurochirurgie?<br />

Start-up Neuroloop, das aktive<br />

Operation: Gezielt im Gehirn ausgelöste<br />

Reize sollen bestimmte Muskelkon-<br />

die Grundlagen der Arbeit im OP infor-<br />

Wir werden die Teilnehmer sowohl über<br />

Implantate entwickelt<br />

traktionen hervorrufen, damit ich rechtzeitig<br />

bemerke, ob ich mich mit meinen<br />

Instrumenten einer Nervenbahn nähere.<br />

Dafür muss sowohl der Reiz im gewünschten<br />

mieren als auch über spezielle Anfor -<br />

derungen für die Neurochirurgie. Das<br />

betrifft Hygiene, Sterilität und No-go-<br />

Areas im OP, aber zum Beispiel auch das<br />

IHR STICHWORT<br />

Ausmaß abgegeben werden elektrotechnische Design von Geräten.<br />

als auch die Messung am Bein zuverlässig<br />

Ein Neuromonitoring ist nicht möglich,<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Neurochirurgie für Ingenieure<br />

Präzision und Zuverlässigkeit<br />

OP-Mikroskop, Navigationssystem,<br />

erfolgen. Sobald ein Aspekt nicht<br />

stimmt und mich damit in die Irre<br />

führt, kann eine Opera tion für den Patienten<br />

schlimme Folgen haben.<br />

wenn ein Handy interferiert oder eine<br />

schlecht abgeschirmte Wärmematte<br />

mit einem 50-Hertz-Brummton die<br />

Messung stört.<br />

Neuromonitoring<br />

über die Arbeit des Mediziners?<br />

die Sie einsetzen, eventuell verbessern?<br />

14 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Für das Neuromonitoring wäre es nützlich,<br />

die Systeme unempfindlicher gegen<br />

Störungen zu machen. Dann haben<br />

wir noch die Mikroskope, ohne die wir<br />

nicht viel rausrichten könnten. Bei uns<br />

im Knappschaftskrankenhaus Bochum<br />

arbeiten wir bereits mit sehr guten Geräten.<br />

Diese sind aber noch mit normalen<br />

Lichtquellen ausgestattet, da wäre<br />

eine LED-Lösung sicher vorteilhafter.<br />

Für die nächste Zukunft ist geplant, ein<br />

neues System mit 4K-Kameras, 4K-Monitor<br />

und 3D-Brillen für die Operateure<br />

zu testen. Damit würden wir Neuland<br />

betreten, denn diese Arbeitsweise ist<br />

näher an der Endoskopie als an der<br />

klassischen Mikroskopie: Man arbeitet<br />

noch mit dem Gerät in der Hand. Was<br />

man tut, sieht man aber nur auf dem<br />

Bildschirm. Ich bin gespannt, ob das alles<br />

in allem Vorteile bringt. Und es gäbe<br />

noch Verbesserungsmöglichkeiten bei<br />

der Neuronavigation.<br />

■ Was wäre für die Naviga tion sinnvoll?<br />

Bisher braucht das Navigationssystem<br />

eine direkte optische Verbindung zwischen<br />

der Kamera, meinem Pointer und<br />

den Reflektoren, um eine Position im<br />

Operationsbereich zu erkennen und mir<br />

die entsprechenden Daten anzuzeigen.<br />

Ein verdeckter Reflektor reicht aus, und<br />

schon meldet mir das System nichts<br />

mehr. Das ist im Alltag, insbesondere in<br />

der angespannten OP-Situation, wirklich<br />

nervenaufreibend. Ein System, das<br />

nicht auf kontinuierlichen Sichtkontakt<br />

zwischen Kamera und Pointer angewiesen<br />

ist, sondern, auf andere technische<br />

Lösungen setzt, böte hier auf jeden Fall<br />

Vorteile.<br />

■ Welche Rolle spielen die zahlreichen<br />

Möglichkeiten der Digitalisierung?<br />

Da bieten sich sicher Chancen. Allerdings<br />

glaube ich nicht daran, dass sich<br />

grundlegende Veränderungen schon in<br />

den nächsten zwanzig Jahren einstellen<br />

werden – trotzdem wird es sehr viele<br />

nützliche kleine Verbesserungen an Geräten<br />

geben: sie werden leichter, leiser<br />

oder kleiner, bieten eine etwas bessere<br />

Auflösung oder sind einfacher zu bedienen.<br />

Den großen Wurf mit Augmented<br />

Reality, künstlicher Intelligenz oder einer<br />

anderen aktuell diskutierten Technik<br />

sehe ich aber noch nicht. Die Realität<br />

ist heute eher ein Kampf mit<br />

Schnittstellenproblemen. Alles, was ein<br />

Kollege zum Beispiel im Rettungswagen<br />

misst und erfährt, kommt als Papierausdruck<br />

in der Notaufnahme an. Ich<br />

kann Ihnen versichern, das hält auf. Lösen<br />

wir also erst das Problem mit den<br />

Standards und reden wir dann über<br />

Neuerungen, die Technik noch bieten<br />

könnte – allerdings nur, wenn sie zuverlässiger<br />

wäre als das, was eine künstliche<br />

Intelligenz von der Art eines Watson<br />

bisher gezeigt hat.<br />

■ Wie wichtig sind aktive Implantate?<br />

Aktive Implantate im Sinne von Hirnschrittmachern<br />

oder Vagusnervstimulatoren,<br />

mit denen Parkinson- oder Epilepsie-Patienten<br />

behandelt werden<br />

können, sind ein sehr interessanter Arbeitsbereich,<br />

dem auch wirtschaftlicher<br />

Erfolg vorausgesagt wird. Besonders<br />

spannend könnte das eines Tages werden,<br />

wenn die Auswertung der Vielzahl<br />

von Messdaten, die solche und andere<br />

aktive Implantate liefern, besser zu bewältigen<br />

ist. Da könnten Einsatzberei-<br />

che für eine KI entstehen, die medizinisch<br />

relevante Datensätze ausfiltert<br />

und einem Arzt zur Bewertung vorlegt.<br />

■ Von welcher Entwicklung versprechen<br />

Sie sich die größten Fortschritte?<br />

Eine künstliche Intelligenz könnte künftig<br />

dazu eingesetzt werden, dem behandelnden<br />

Mediziner die Auswahl der<br />

am besten geeigneten Therapie zu erleichtern:<br />

Sie könnte erkennen, was zu<br />

tun ist und mit welchem Material das<br />

beste Ergebnis zu erreichen sein wird.<br />

Und, abgesehen von der Technik, werden<br />

wir bei der Behandlung von Hirntumoren<br />

nicht ohne neue Medikamente<br />

auskommen.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Der vom VDE organisierte 2. In-<br />

Klinik-Workshop Neurochirurgie findet<br />

am 6. November 2019 in Bochum<br />

statt. Das Programm besteht<br />

aus ärztlichen Vorträgen zu den Erfahrungen<br />

mit Medizin<strong>technik</strong> in<br />

der Neurochirurgie. Im Praxisteil besuchen<br />

die Teilnehmer verschiedene<br />

Klinikbereiche wie den OP und die<br />

Station und werden in das sichere<br />

Arbeiten im OP eingeführt.<br />

https://meso.vde.com/<br />

neurochirurgie-2/<br />

Bereits am 24. September gibt es<br />

aus der gleichen Reihe eine Veranstaltung<br />

zum Thema Notfallmedizin<br />

in Frankfurt.<br />

https://meso.vde.com/<br />

notfallmedizin-6/<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 15


■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

Netzwerk in Sachen<br />

Organ-on-Chip<br />

Gesundheitsforschung | Die European Organ-on-Chip<br />

Society will alle relevanten Interessengruppen zusammenbringen<br />

und ein Expertennetzwerk aufbauen.<br />

In einem Organ-on-a-Chip wird die kleinste physiologisch funktionelle<br />

Einheit eines Organs nachgebildet<br />

Bild: Bernd Müller/Fraunhofer IGB<br />

Organ-on-Chip-Systeme (OoC) gehören zu den neuesten<br />

Technologien in der Gesundheitsforschung. Die Technologie<br />

hat großes Potenzial, aber sie ist auch sehr komplex und erfordert<br />

ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit − vor<br />

allem zwischen Biologie, Ingenieurwissenschaft und Physik.<br />

Um alle relevanten Interessengruppen zusammenzubringen und<br />

ein Expertennetzwerk aufzubauen, wurde daher die European<br />

Organ-on-Chip Society (Eurocs) gegründet. „Auf diese Weise<br />

bieten wir eine Plattform für den fachübergreifenden Austausch<br />

von wissenschaftlichem Wissen und zur Erörterung von Kooperationsmöglichkeiten“,<br />

sagt Janny van den Eijnden-van Raaij,<br />

Geschäftsführerin der Eurocs und Leiterin des niederländischen<br />

HDMT-Forschungsinstituts.<br />

OoC-Systeme enthalten menschliche Zellen, Gewebe oder Mini-<br />

Organe, deren eigene Mikroumgebung sie nachahmen und dabei<br />

gleichzeitig reale Gewebefunktionen übernehmen. Fachleute<br />

trauen OoC zu, dass sie die Entwicklung von Medikamenten beschleunigen,<br />

die Untersuchung von Wirksamkeit und toxikologischen<br />

Effekten von Medikamenten erleichtern und neue Möglichkeiten<br />

für die personalisierte Medizin eröffnen werden.<br />

„Organ-on-Chip-Systeme können den Bedarf an Tierversuchen<br />

reduzieren und diese vielleicht sogar ganz ersetzen“, sagt Vice<br />

Chair Jun.-Prof. Dr. Peter Loskill. Der Biophysiker leitet die Organ-on-Chip-Forschungsgruppe<br />

am Fraunhofer-Institut für<br />

Grenzflächen- und Bioverfahrens<strong>technik</strong> (IGB) in Stuttgart. Zudem<br />

ließen sich prädiktive menschliche Daten gewinnen, bevor<br />

teure und langwierige klinische Studien tatsächlich beginnen.<br />

Ganz oben auf der Agenda der Eurocs steht die Identifizierung<br />

von Fallbeispielen, die aufzeigen, wie die Technologie bei der<br />

Entdeckung sicherer und wirksamer Medikamente einen entscheidenden<br />

Unterschied machen kann. Zu diesem Zweck werden<br />

die Entwicklung zuverlässiger Modellsysteme, offene Technologieplattformen,<br />

Standardisierungsprozesse sowie die Diskussion<br />

ethischer Aspekte gefördert.<br />

Nach Abschluss der Gründungsphase steht die Gesellschaft nun<br />

offen für neue Mitglieder und hat eine Community-Website gestartet.<br />

Mitglieder haben exklusiven Zugang zur Austauschplattform<br />

mit Forum, Forschungsprojekten und Expertenprofilen.<br />

www.igb.fraunhofer.de<br />

Intelligenter Katheter<br />

Zielsichere Navigation<br />

durch das Gefäßsystem<br />

Wissenschaftsjahr 2019<br />

Mehrheit sagt Ja zu<br />

KI in der Medizin<br />

Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin<br />

(Mevis) in Bremen entwickelt einen<br />

intelligenten Katheter. Intellicath (Intelligent<br />

Catheter Navigation) wird mit einer<br />

mit winzigen Spiegeln bestückten Glasfaser<br />

ausgerüstet. Wird Laserlicht durch die<br />

Faser geschickt, reflektieren die Spiegel<br />

Wird der intelligente Katheter in das<br />

Gefäßsystem eingeführt, kann der<br />

Mediziner die Position im virtuellen<br />

3D-Modell des Patienten beobachten<br />

Bild: Fraunhofer MEVIS<br />

einen Teil des Lichts. Sobald die Glasfaser<br />

gebogen wird, verändert sich die Farbe<br />

des reflektierten Lichts, was durch Sensoren<br />

erfasst werden kann. Aus dem Signal<br />

der Sensoren lässt sich auf Stärke und<br />

Richtung der Biegung schließen.<br />

Vor dem Eingriff erfolgt ein CT- oder MR-<br />

Scan des Patienten. Ausgehend von den<br />

Bilddaten rekonstruiert eine Software ein<br />

3D-Modell des Gefäßsystems und stellt es<br />

auf einem Monitor dar. In das Modell sollen<br />

während der Katheter-Intervention<br />

die Live-Daten aus der Glasfasernaviga -<br />

tion eingespeist werden. Als Ergebnis<br />

könnte der Arzt auf dem Bildschirm beobachten,<br />

wie sich der Katheter durch das<br />

Gefäßlabyrinth bewegt – in Echtzeit und<br />

3D. Zusätzlich wird eine akustische Rückmeldung<br />

entwickelt, damit der Arzt nicht<br />

ständig auf den Bildschirm schauen muss.<br />

www.mevis.fraunhofer.de<br />

Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung<br />

befürworten den Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) in der Medizin, etwa in der<br />

Diagnostik: Dies hat eine repräsentative<br />

Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Civey im Auftrag des Wissenschaftsjahres<br />

2019 – Künstliche Intelligenz ergeben.<br />

Während rund 23 % der Befragten<br />

sagen, dass sie einer ärztlichen Diagnose<br />

mehr vertrauen würden, wenn diese auf<br />

Unterstützung einer KI zurückgreift, sind<br />

35 % der Meinung, dass ihr Vertrauen<br />

nicht beeinflusst wird. Bei der Bereitstellung<br />

anonymisierter Gesundheitsdaten<br />

sprechen sich 57 % grundlegend dafür<br />

aus, 30 % sind dagegen.<br />

Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative<br />

des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) gemeinsam mit<br />

Wissenschaft im Dialog (WiD).<br />

www.wissenschaftsjahr.de<br />

16 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


TubeInTube — die neue<br />

Doppelsteril barriere-Verpackung<br />

Die Implantatverpackung<br />

der<br />

Zukunft<br />

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wickelt — jetzt suchen Sie die perfekte<br />

Sterilverpackung dafür.<br />

TubeInTube ist ein neues Doppelsterilbarriere-System,<br />

das wir speziell<br />

für den Schutz von Knochenschrauben,<br />

Platten und anderen Implantaten<br />

entwickelt haben.<br />

Was macht TubeInTube so anders ?<br />

Im Vergleich zu konventionellen Verpackungslösungen<br />

macht dieses neue<br />

System vor allem vieles einfacher.<br />

Erstens bietet es durch seine einzigartige<br />

Konstruktion maximale Sicherheit<br />

und verbesserten Produktschutz.<br />

Zweitens ist es im OP sehr kom fortabel<br />

handzuhaben und vereinfacht<br />

die berührungslose Übergabe des<br />

Implantates vom OP-Personal zum Arzt.<br />

TubeInTube spart in Kliniken außerdem<br />

kostbaren Platz. Es vereinfacht den<br />

Erfassungsprozess und lässt sich für<br />

schnelle Identifikation farblich codieren.<br />

Kurz: TubeInTube macht Ihr Implantat<br />

zur perfekten Lösung für Ihre Kunden.<br />

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von 18.11. bis 21.11.2019 in Düsseldorf.<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 17


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

Know-how und Innovation<br />

stärken die Branche<br />

Standort Schweiz | Der Schweizer Medizin<strong>technik</strong>-Markt ist vielfältig, die Produkte<br />

sind hochwertig und innovativ. Dafür sorgt auch eine dynamische Start-up-Szene, die<br />

in der Eidgenossenschaft mit knapp 8,5 Millionen Einwohnern besonders aktiv ist. Sie<br />

findet in den 26 Kantonen beste Bedingungen und technologischen Input.<br />

plantats und die Lebensqualität der Patienten.<br />

Seit 2018 trgät das System das<br />

CE-Kennzeichen. Anwender in Europa<br />

und Australien setzen das System bereits<br />

routinemäßig ein, so Jan Stifter, der als<br />

CEO das Naviswiss-Team führt. Als nächstes<br />

stehe die Markteinführung in den USA<br />

gegen Ende 2019 sowie in Japan im Jahr<br />

2020 an, und auch ein Navigationssystem<br />

für Knie-Operationen sei geplant.<br />

Von den Gletschern bis zu den Palmen zeigt der legendäre Bernina Express die<br />

schönste n Seiten der Schweiz bei seiner Alpenüberquerung. Entlang seiner Strecke<br />

finden sich auch zahlreiche Unternehmen der Medizin<strong>technik</strong>-Branche<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Hightech-Standort Schweiz<br />

Start-up-Szene<br />

Navigationssystem für die Chirurgie<br />

Export<br />

Krankenhausbedarf<br />

Bild: Fotolia<br />

Die Schweiz ist ein Start-up-Land.<br />

Rund 300 Start-ups werden hier pro<br />

Jahr gegründet, viermal mehr als noch<br />

vor 15 Jahren. Aber anders als in den<br />

meisten westeuropäischen Ländern, so<br />

das Ergebnis des aktuellen Swiss Startup<br />

Radar, dominieren bei der Standortwahl<br />

nicht die pulsierenden Hauptstädte, sondern<br />

die Gründungslust verteilt sich über<br />

die gesamte Schweiz und betrifft alle 26<br />

Kantone. Und ebenso besonders: Überproportional<br />

viele Start-ups finden sich in<br />

den Bereichen Medizin<strong>technik</strong>, Biotechnologie<br />

und Healthcare. Hier ist der Anteil<br />

der Neugründungen um ein Mehrfaches<br />

höher als in Deutschland, Frankreich,<br />

Spanien oder Großbritannien.<br />

Ein Grund, warum das Schweizer<br />

Start-up-Ökosystem floriert, ist die Unterstützung<br />

und Förderung, die junge Gründer<br />

von Organisationen und Initiativen<br />

aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und<br />

Gesellschaft bekommen. Dazu gehören<br />

auch die Informationsplattform Startupticker.ch<br />

oder der Bundesverband Swiss<br />

Medtech, der regelmäßig für seine Mitglieder<br />

junge Unternehmen wie die Navi -<br />

swiss AG porträtiert, um die Brücke zwischen<br />

etablierten und aufstrebenden Unternehmen<br />

zu schlagen.<br />

Das Start-up aus Brugg hat eines der<br />

kleinsten Navigationssysteme für den Einsatz<br />

in der Orthopädie auf den Markt gebracht.<br />

Es soll dem Operateur helfen, ein<br />

künstliches Hüftgelenk genauso wie geplant<br />

zu implantieren. Mit dem Handgerät<br />

lassen sich Abweichungen beim Eingriff<br />

auf ein Minimum reduzieren, was<br />

die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen<br />

und Spätfolgen verringert. Das senkt<br />

nicht nur die Heilungskosten, sondern erhöht<br />

auch die Lebensdauer des Hüftim-<br />

Schweizer Industrie profitiert<br />

von innovativen Start-ups<br />

Start-ups wie Naviswiss leisten mit ihren<br />

Innovationen laut Swiss Startup Radar einen<br />

volkswirtschaftlich wichtigen Beitrag<br />

für den Wohlstand der Schweiz und das<br />

Wachstum wichtiger Hochtechnologie--<br />

Branchen wie der Medizin<strong>technik</strong>. Traditionell<br />

präsentiert sich das Alpenland seit<br />

Jahren mit einer starken Medtech-Industrie:<br />

Sie erwirtschaftete 2017 einen Umsatz<br />

von 15,8 Mrd. SFR oder 14,2 Mrd.<br />

Euro – ein Plus von gut 6,4 % im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Die wichtigsten Produktionsgüter<br />

der Branche sind Prothesen, Implantate<br />

und orthopädische Erzeugnisse.<br />

Trotz einer Einwohnerzahl von lediglich<br />

knapp 8,5 Millionen hat die Schweiz<br />

einen erheblichen Bedarf an Medizin<strong>technik</strong>.<br />

Die Käufer legen dabei Wert auf Technologien<br />

und Produkte, die qualitativ<br />

hochwertig und langlebig sind. Die stark<br />

exportorientierten lokalen Hersteller de-<br />

Das miniaturisierte Navigationssystem<br />

unterstützt den Chirurgen im OP<br />

Bild: Naviswiss<br />

18 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Swiss Medtech, Quelle SMTI 2018<br />

Die Schweizer Medtech-Industrie gliedert<br />

sich in zwölf Hauptanwendungsfelder.<br />

Nach einer Umfrage des Branchenverbands<br />

Swiss Medtech sind die meisten Hersteller<br />

im Bereich Krankenhausausrüstung und<br />

Einwegartikel tätig<br />

cken aber nur einen geringen Teil der<br />

Nachfrage. Das bedeutet, dass der Inlandsverbrauch<br />

zum großen Teil durch<br />

Importe bedient wird. Die wichtigsten Export-<br />

und Importmärkte sind die USA und<br />

Deutschland.<br />

Hauptabnehmer von Medizin<strong>technik</strong><br />

sind nach Angaben der Gtai die 283<br />

schweizerischen Krankenhäuser, von denen<br />

etwas mehr als die Hälfte in öffentlicher<br />

Trägerschaft ist. Insbesondere die<br />

fünf Universitätskrankenhäuser haben einen<br />

ausgezeichneten internationalen Ruf<br />

und sind sehr gut ausgestattet. Kantonale,<br />

städtische und private Krankenhäuser folgen<br />

häufig diesen Trendsettern bei der<br />

Wahl ihrer Anschaffungen. Privatkliniken<br />

und -praxen repräsentieren laut Gtai nur<br />

ungefähr 15 bis 20 % der gesamten Medizin<strong>technik</strong>nachfrage.<br />

Sie unterliegen jedoch<br />

seltener finanziellen Beschränkungen<br />

und können daher eher in hochpreisige<br />

Ausrüstungen investieren.<br />

Um Kosten zu senken, beziehen Abnehmer<br />

ihre Produkte verstärkt über Einkaufsgesellschaften<br />

(GPO) beziehungsweise<br />

über – immer weniger – ausgewählte,<br />

größere Anbieter, bemängelt auch Peter<br />

Biedermann, Geschäftsführer des<br />

Branchenverbands Swiss Medtech. Kleine<br />

Hersteller werden damit zu zweitrangigen<br />

Zulieferern zurückgestuft. Ein weiteres<br />

Thema, das die Hersteller aktuell beschäftigt,<br />

sind die neuen EU-Regulierungen<br />

MDR und IVDR die 2020 rechtskräftig<br />

werden und auf die sich auch die<br />

Schweizer Medtech-Unternehmen einstellen<br />

müssen (siehe Interview auf der<br />

Seite 20).<br />

■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Schweizer Medtech-Branche auf einen Blick<br />

■ Mit rund 58 500 Mitarbeitenden stellt<br />

die Medizin<strong>technik</strong>industrie 1,1 % der<br />

Beschäftigten und damit etwas mehr<br />

als jeden 100. Arbeitsplatz in der<br />

Schweiz. Die Zahl der Beschäftigten ist<br />

damit seit 2012 durchschnittlich um<br />

2,6 % pro Jahr und 2017 sogar um<br />

rund 4,6 % gestiegen.<br />

■ Der von den rund 1400 Schweizer<br />

Medtech-Unternehmen – davon 25 %<br />

Hersteller, 35 % Zulieferer, 15 % Händler<br />

und 25 % Dienstleister – erwirtschaftete<br />

Umsatz betrug 2017 15,8<br />

Mrd. SFR. Dies entspricht 2,3 % des<br />

Bruttoinlandprodukts (BIP). Das von<br />

der Branche erzielte Umsatzwachstum<br />

von 6,4 % übertrifft das durchschnittliche<br />

Schweizer BIP-Wachstum<br />

von 1,1 % deutlich.<br />

■ Ihre Schlüsselstellung als Export -<br />

nation konnte die Schweiz im weltweiten<br />

Vergleich weiter festigen: Mit<br />

11,3 Mrd. SFR stiegen die Ausfuhren<br />

seit 2015 um 0,7 Mrd. SFR und decken<br />

somit 5,1 % der gesamten Schweizer<br />

Exporte ab. Wichtigste Absatzmärkte<br />

sind neben dem Heimmarkt nach wie<br />

vor die USA (3 Mrd. SFR) und Deutschland<br />

(2,2 Mrd. SFR) gefolgt von den<br />

Niederlanden (0,8 Mrd. SFR), Belgien<br />

und Frankreich (beide 0,6 Mrd. SFR).<br />

Quelle: SMTI 2018<br />

www.swiss-medtech.ch<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 19


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

DIE SCHWEIZ ALS EU-DRITTSTAAT<br />

IST FÜR HERSTELLER DER PLAN B<br />

Regulierung | Nach der Fusion von Medical Cluster und Fasmed vor zwei Jahren ist der<br />

neue Verband Swiss Medtech in einem stabilen Markt gut aufgestellt, doch das Thema<br />

EU-Regulierung und MDR brennt den Schweizer Medizin<strong>technik</strong>-Herstellern unter<br />

den Nägeln. Geschäftsleiter Peter Biedermann erklärt, warum die Zeit bis Mai 2020<br />

für viele Unternehmen knapp wird.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Peter Biedermann, seit vielen<br />

Jahren in der Medizin<strong>technik</strong> tätig,<br />

leitet seit der Fusion die Geschäfte<br />

des Verbands Swiss Medtech<br />

Bild: Swiss Medtech<br />

EU-Regulierung und MDR<br />

Mutual Recognition Agreement (MRA)<br />

Vorbereitung der Hersteller zum<br />

EU-Drittstaaten-Status<br />

Gefahr von Portfolio-Bereinigungen und<br />

Versorgungsengpässen<br />

■ Herr Biedermann, wie geht es der<br />

Schweizer Medizin<strong>technik</strong>branche?<br />

Der Schweizer Medizin<strong>technik</strong>branche<br />

geht es gut. Trotz den üblichen Herausforderungen<br />

wie dem internationalen<br />

Wettbewerb, dem starken Schweizer<br />

Franken und einem steigenden Regulierungsdruck<br />

wächst die Branche – und<br />

auch die Exportzahlen legen zu. Auf<br />

dem Absatzmarkt Schweiz geraten die<br />

Preise allerdings unter Druck. Ein Grund<br />

dafür ist beispielsweise die verstärkte<br />

Dominanz von Einkaufsgesellschaften.<br />

Außerdem stellen wir in den letzten<br />

Jahren verstärkt fest, dass die Innova -<br />

tionsfertigkeit der Schweizer Unternehmen<br />

zu Lasten der Regulierung zurückgestellt<br />

ist. Darum liegt der Fokus von<br />

Swiss Medtech aktuell auch auf der<br />

MDR und der EU-Regulierung.<br />

■ Stichwort MDR: Seit 2002 bestehen<br />

zwischen der Schweiz und der EU bilaterale<br />

Verträge zur gegenseitigen Anerkennung<br />

von Konformitätsbewertungen<br />

(MRA). Nun stehen die Verträge auf der<br />

Kippe. Wie ist der aktuelle Stand?<br />

Die EU hat sich auf einen Text für ein<br />

Rahmenabkommen für die Weiterführung<br />

der bilateralen Verträge geeinigt,<br />

dem der Schweizer Bundesrat zustimmen<br />

muss. Passiert das nicht, werden<br />

die laufenden bilateralen Verträge nicht<br />

aktualisiert. Damit droht ganz konkret,<br />

dass ab Inkrafttreten der MDR im<br />

Mai 2020 das MRA für neuregulierte<br />

Produkte nicht mehr gültig ist. Aktuell<br />

hat der Bundesrat die Frist für eine Zustimmung<br />

bis Ende Juni verstreichen<br />

lassen.<br />

■ Was bedeutet das für die Schweizer<br />

Medtech-Branche?<br />

Im schlimmsten Fall haben wir ab Mai<br />

2020 in der Medizin<strong>technik</strong> keine<br />

Rechtsgleichheit mehr mit der EU. Es<br />

besteht zwar die Chance, dass die<br />

Schweiz dem Rahmenabkommen noch<br />

zustimmt, aber die Zeit drängt – und<br />

die Unternehmen stehen vor der Frage,<br />

ob sie auf Diplomatie hoffen oder sich<br />

auf das Auslaufen der Verträge vorbereiten<br />

sollen. Letzteres hieße, dass die<br />

Schweiz sich künftig wie ein EU-Drittstaat<br />

organisieren muss, wie beispielsweise<br />

Russland, die USA oder China.<br />

■ Was kommt konkret auf die Unternehmen<br />

zu, wenn die bilateralen Verträge<br />

zwischen der Schweiz und der EU aufgekündigt<br />

werden?<br />

Für die Unternehmen wäre dies auf jeden<br />

Fall mit hohen Kosten verbunden.<br />

Wir schätzen, dass die Neuorganisation<br />

für alle Schweizer Medtech-Unternehmen,<br />

die davon betroffen sind, zusammen<br />

rund eine Milliarde Schweizer<br />

Franken kosten. Hersteller müssten beispielsweise<br />

ihre Produkte neu kennzeichnen.<br />

Außerdem würden viele Produkte<br />

verzögert auf den Markt kommen,<br />

denn manche Unternehmen<br />

bräuchten bis zu zwei Jahre, um das<br />

ganze Verfahren durchzuspielen.<br />

■ Wie ist derzeit die Stimmung in den<br />

Unternehmen?<br />

Ein Großteil der Unternehmen denkt<br />

daran, dieses Szenario wirklich durchzuspielen.<br />

Wir haben deshalb auch einen<br />

Leitfaden verfasst, mit dem wir Hilfestellung<br />

geben wollen, wie die Unternehmen<br />

einen EU-Bevollmächtigten<br />

aufbauen können. Ich denke, es ist<br />

wichtig, die Unternehmen über diesen<br />

so genannten Plan B zu informieren.<br />

20 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Portfolio-Bereinigungen<br />

und Versorgungsengpässe<br />

sind absehbar<br />

■ Welche Empfehlungen geben Sie den<br />

Unternehmen?<br />

Wir empfehlen den Herstellern, in ihre<br />

Geschäftsüberlegungen mit einzubeziehen,<br />

dass sie für das Inverkehrbringen<br />

von Produkten künftig MDR-Drittstaatanforderungen<br />

erfüllen müssen.<br />

Dazu gehört ein Bevollmächtigter mit<br />

Niederlassung im EU-Raum, der stellvertretend<br />

Herstelleraufgaben inklusive<br />

Produkthaftung übernimmt. Und auch<br />

wenn sich der Bundesrat im Laufe des<br />

Jahres noch für das Institutionelle Abkommen<br />

ausspricht, sollten die Firmen<br />

bedenken, dass vermutlich nicht genügend<br />

MDR-Zertifizierungskapazitäten<br />

zur Verfügung stehen, was zu Ausnahmeregelungen<br />

führen könnte. Das gleiche<br />

gilt für die Möglichkeit eines Brexits.<br />

■ Wer ist davon besonders betroffen??<br />

Das sind in erster Linie die Inverkehrbringer,<br />

also die Hersteller. Dabei stehen<br />

vor allem kleine Unternehmen vor<br />

größeren Herausforderungen; und ganz<br />

speziell die Hersteller, die neu eine Benannte<br />

Stelle benötigen. Nicht nur in<br />

der Schweiz ist die Verfügbarkeit von<br />

Benannten Stellen und damit von Re-<br />

Zertifizierungskapazitäten völlig ungenügend.<br />

Das könnte bedeuten, dass viele<br />

dieser Produkte ab Juni 2020 nicht<br />

zertifiziert und damit nicht marktfähig<br />

sind. Die Mehrheit der Unternehmen ist<br />

sich dieser Lage aber sehr wohl bewusst<br />

und unternimmt alles, was in ihrer<br />

Macht steht, um vorbereitet zu sein.<br />

■ Mit welchen Auswirkungen rechnen<br />

Sie für die Branche und den Schweizer<br />

Gesundheitsmarkt?<br />

Ich denke, es ist absehbar, dass es Portfolio-Bereinigungen<br />

und Versorgungsengpässe<br />

geben wird. Der Aufwand der<br />

Re-Zertifizierung lohnt sich nur für Produkte,<br />

die richtig gut im Markt laufen.<br />

Für Nischenprodukte wird sich dieser<br />

Aufwand kaum rechnen. Dadurch drohen<br />

auch der Schweiz Versorgungsengpässe.<br />

Ich gehe davon aus, dass Überbrückungs-<br />

oder Notstandsmaßnahmen<br />

ab Mai 2020 eingesetzt werden<br />

müssen.<br />

■ Wie unterstützt der Verband Swiss<br />

Medtech die Unternehmen in Hinblick<br />

auf MRA und MDR?<br />

Zu MRA können wir Stand heute nichts<br />

mehr machen. Wir haben dafür gesorgt,<br />

dass die Politik, die Behörde und der<br />

Bundesrat von unseren spezifischen<br />

Problemen in der Medizin<strong>technik</strong><br />

Kenntnis haben und Empfehlungen an<br />

die Unternehmen abgegeben. Der Ball<br />

liegt nun definitiv auf der Seite der Politik.<br />

Bei der MDR sieht es anders aus, da<br />

geben wir ganz praktische Unterstützung:<br />

Wir veranstalten beispielsweise<br />

schon seit eineinhalb Jahren Workshops<br />

und MDR-Tagungen. Pro Jahr haben<br />

wir rund 800 Leute, die an unseren<br />

Plattformen teilnehmen. Zusätzlich beraten<br />

wir die Unternehmen natürlich<br />

auch individuell. Die MDR ist ein<br />

Schwerpunkt unserer Verbandsarbeit.<br />

■ Was sind weitere Aufgaben?<br />

Neben der EU-Regulierung ist vor allem<br />

das Vernetzen und Zusammenbringen<br />

von Menschen nach wie vor ein wichtiger<br />

Teil unserer Arbeit, beispielsweise<br />

am jährlich stattfindenden Swiss Medtech<br />

Day. Denn damit stärken wir auch<br />

unsere Kommunikationsziele: Die innovative<br />

Medizin<strong>technik</strong>branche ist eine<br />

Perle der Schweizer Volkswirtschaft, das<br />

wollen wir weiter fördern. Und wir werden<br />

künftig auch verstärkt eine Rolle in<br />

der Aus- und Weiterbildung spielen.<br />

■ Swiss Medtech entstand im Sommer<br />

2017 aus dem Zusammenschluss von<br />

Medical Cluster und Fasmed. Wie ist der<br />

Verband heute aufgestellt?<br />

Wir haben uns als anerkannter Partner<br />

und Dienstleister in der Medizin<strong>technik</strong><br />

und Sprachrohr der Branche etabliert.<br />

Mit rund 580 Mitgliedsunternehmen<br />

sind wir damit heute fast wieder auf<br />

dem Stand von vor der Fusion.<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Zum Swiss Medtech und zu den<br />

Brennpunkt Themen des Verbands:<br />

Medizinprodukte, EU-Regulierung,<br />

CH-Regulierung, MRA, InstA, Brexit<br />

www.swiss-medtech.ch<br />

Rauscht´s?<br />

WWW.EMTRON.DE<br />

LÜFTERLOSE STROMVERSORGUNG<br />

FÜR DIE MEDIZINTECHNIK<br />

Wir verstehen Branchen und Anforderungen anwendungsbezogen<br />

und beraten unsere Kunden bei<br />

der spezifischen Auswahl von Stromversorgungen<br />

herstellerunabhängig.<br />

KOMPETENZ, DIE 04/2019 ELEKTRISIERT.<br />

medizin&tec hn i k 21


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

Künftig geht der Avatar zum Arzt<br />

Digitalisierung | Ein virtueller Doppelgänger könnte künftig die personalisierte Prognose<br />

eines Therapieverlaufs erstellen. Forscher an der EMPA entwickeln bereits heute einen<br />

digitalen Zwilling, der maßgeschneiderte Therapien ermöglichen soll. Ziel ist es, diesen<br />

Avatar anzeigen zu lassen, wie ein Schmerzpatient oder ein Diabetiker individuell<br />

behandelt werden muss.<br />

Der Mensch ist erstaunlich individuell.<br />

Bei den Essgewohnheiten oder<br />

dem Filmgeschmack scheiden sich die<br />

Geister. Beim Kranksein aber, könnte man<br />

meinen, sind wir alle gleich. Es gibt die eine<br />

Tablette gegen Kopfschmerz für jeden<br />

oder die Spritze mit Insulin für alle Diabetiker.<br />

Dass die Rechnung so nicht aufgeht,<br />

weiß die moderne Medizin seit längerem<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Thijs Defraeye forscht am digitalen<br />

Zwilling in der Empa-Abteilung<br />

Biomimetic Membranes and Textiles<br />

in St. Gallen<br />

Digitalisierung<br />

Personalisierte Medizin<br />

In-silico-Doppelgänger<br />

Intelligente Sensorsysteme<br />

Transdermale Therapie<br />

Bild: Thijs Defraeye<br />

und hat den Begriff der personalisierten<br />

Medizin geprägt. Je nach Alter, Lebensstil<br />

oder genetischem Interieur reagiert der<br />

Mensch ganz unterschiedlich auf bestimmte<br />

Therapien. Und da es sich beim<br />

Menschen um ein lebendes System handelt,<br />

das seine Gewohnheiten ändert, in<br />

die Ferien fährt oder plötzlich einen<br />

Schnupfen kriegt, müssen medizinische<br />

Behandlungen enorm flexibel sein.<br />

Hier kommt die Idee eines virtuellen<br />

Doppelgängers ins Spiel, der in Echtzeit<br />

mit den physiologischen Daten des realen<br />

Menschen gefüttert wird. Dieser medizinische<br />

Avatar soll künftig die Medizin revolutionieren.<br />

Empa-Forschende entwickeln<br />

aktuell einen digitalen Zwilling, der<br />

eine optimale Behandlung von Schmerzpatienten<br />

und Diabetikern ermöglichen<br />

soll. „Mit einem In-silico-Doppelgänger<br />

können wir präziser auf den individuellen<br />

Patienten eingehen“, sagt Thijs Defraeye<br />

von der Empa-Abteilung Biomimetic<br />

Membranes and Textiles in St. Gallen.<br />

Gefördert wird das kürzlich gestartete<br />

Vorhaben von der Novartis-Forschungsstiftung<br />

und dem Competence Centre for<br />

Materials Science and Technology CCMX<br />

in Lausanne. Ziel ist es, Medikamente wie<br />

Schmerzmittel und Insulin über intelligente<br />

Fasern und Membranen über die<br />

Haut in den Körper zu bringen, während<br />

Sensoren gleichzeitig die Vitalparameter<br />

des Patienten messen. Anhand der Daten<br />

trifft der digitale Zwilling Vorhersagen<br />

zur individuellen Dosierung und kontrolliert<br />

den Therapieerfolg. Nach dem gleichen<br />

Prinzip könnte der Doppelgänger in<br />

einem nächsten Schritt für die Kontrolle<br />

des Heilungsverlaufs von anspruchsvollen<br />

Wunden eingesetzt werden. Empa-Forscher<br />

haben hierzu bereits einen smarten<br />

Verband mit integriertem Sensor entwickelt.<br />

Defraeye und sein Team streben an, für<br />

die Entwicklung der digitalen Zwillinge<br />

gleich zwei innovative Forschungsfelder<br />

verschmelzen zu lassen: die nicht-invasi-<br />

ve Medikamentengabe über die Haut mit<br />

transdermalen Medikamentenpflastern<br />

und die Steuerung und Vorhersage des<br />

Therapieverlaufs mittels Echtzeit-Modellierung.<br />

„Dies ist insofern besonders elegant,<br />

da die Haut als unser größtes Organ<br />

eine geeignete und große Fläche bietet,<br />

um Substanzen bis zu einer gewissen Molekülgröße<br />

schmerzfrei in den Körper zu<br />

schleusen“, so Defraeye. Die Dosierung ist<br />

bei herkömmlichen therapeutischen<br />

Pflastern jedoch kaum steuerbar, da beispielsweise<br />

Anteile des Wirkstoffs selbst<br />

dann noch aus den Hautschichten in den<br />

Körper gelangen, wenn das Pflaster längst<br />

entfernt ist.<br />

Aktuelle Systeme, die eine Rückmeldung,<br />

etwa durch Messungen des Medikaments<br />

im Blut, einsetzen, können lediglich<br />

im Nachhinein beurteilen, ob möglicherweise<br />

zu hoch oder zu tief dosiert<br />

wurde. Vorhersagen über den Medikamentenbedarf<br />

kann das konventionelle<br />

Pflaster jedoch keine liefern.<br />

Den digitalen Zwilling<br />

mit Daten füttern<br />

Ein digitaler Zwilling, der mit Daten von<br />

nicht-invasiven, auf der Haut angebrachten<br />

Sensorsystemen gefüttert wird, erlaubt<br />

hingegen die exakte und personalisierte<br />

Dosierung der Wirkstoffe. Die mathematischen<br />

Modellierungen des digitalen<br />

Doppelgängers berücksichtigen auch<br />

die Hauteigenschaften des Patienten.<br />

Denn je nachdem, an welcher Körperstelle<br />

das Pflaster angebracht wird, oder ob<br />

das Medikament bei einem sonnengegerbten<br />

Sportler, einer älteren Dame mit<br />

papierner Alabasterhaut oder einem zarten<br />

Frühchen appliziert wird, verläuft die<br />

Wirkstoffaufnahme unterschiedlich.<br />

So lässt sich die exakte Dosis des Medikaments<br />

mit einer maßgeschneiderten<br />

und zeitabhängigen Ausstoßrate aus dem<br />

Pflaster steuern, denn das intelligente<br />

System blickt nicht rückwärts, sondern in<br />

die Zukunft. „Als zusätzlichen positiven<br />

22 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Mit virtuellen Doppelgängern<br />

könnte die Medizin künftig<br />

präziser und individueller auf<br />

die Patienten eingehen<br />

Bild: metamorworks/Fotolia<br />

Effekt versprechen wir uns, die Dosierung<br />

– etwa von Schmerzmitteln – so weit senken<br />

zu können, dass die Patienten gerade<br />

optimal versorgt sind“, so der Forscher.<br />

In anderen Forschungsbereichen sind<br />

virtuelle Repräsentanten spätestens seit<br />

der Appollo-13-Mission der NASA ein<br />

Thema. Damals nutzte man „Doppelgänger“<br />

in Simulationen, um die Besatzung<br />

des beschädigten Raumschiffs sicher zur<br />

Erde zu bringen. Heute existieren digitale<br />

Zwillinge etwa für Flugzeugdesign, Fahrzeugbau<br />

oder im Gebäude unterhalt.<br />

„In der Medizin träumt man von kompletten<br />

In-silico-Doppelgängern, die vorhersagen,<br />

wie ein Mensch altert oder wie<br />

sich ein künstliches Gelenk im Körper abnutzt“,<br />

sagt Defraeye. Doch die Realität ist<br />

noch nicht so weit. Daher sei das System<br />

aus intelligenten Pflastern und Echtzeit-<br />

Simulationen ein Schritt in einen noch<br />

wenig erforschten Bereich mit enormem<br />

Potenzial, so der Empa-Forscher. Gleichzeitig<br />

komme man mit dem personalisierten<br />

„Digital Twin“ für die transdermale<br />

Medikamentenabgabe dem menschlichen<br />

Avatar ein Stück näher.<br />

Für die Entwicklung des digitalen<br />

Zwillings im Gesundheitsbereich kann<br />

Defraeye auf erfolgreiche Forschungsergebnisse<br />

aufbauen: Im Bereich der Lebensmitteltechnologie<br />

entwickelte er bereits<br />

digitale Zwillinge verschiedener<br />

Früchte innerhalb eines noch laufenden,<br />

vom Schweizerischen Nationalfonds<br />

(SNF) geförderten Projekts. Um die Kühlkette<br />

vom Produzenten bis zum Händler<br />

in Echtzeit kontrollieren und künftig auch<br />

steuern zu können, stellte der Forscher<br />

biophysikalische Zwillinge von Äpfeln,<br />

Mangos und anderen Früchten her, die<br />

sich in ihren thermischen Eigenschaften<br />

exakt wie das natürliche Vorbild verhalten<br />

und als Sensor wirken. Der passende<br />

„Fruchtspion“ begleitet das echte Obst auf<br />

seiner Reise bis zum Supermarkt und meldet<br />

Sensordaten an den digitalen Zwilling,<br />

der die Kühlung, etwa im Lastwagen,<br />

anpasst.<br />

An sensorbestückten Puppen<br />

die Hauttemperatur abschätzen<br />

Für den Avatar der transdermalen Therapie<br />

werden die Empa-Forscher ein komplexes<br />

multiphysikalisches Hautmodell<br />

programmieren, das mit den Daten der<br />

Hautsensoren gefüttert wird. Als Helfer<br />

für die Entwicklung der Sensoren kommen<br />

biophysikalische Zwillinge des Menschen,<br />

so genannte Manikins, zum Einsatz.<br />

Basierend auf den Informationen der<br />

sensorbestückten Puppen können physiologische<br />

Kennwerte und Reaktionen eines<br />

realen Menschen abgeschätzt werden, etwa<br />

die Veränderung der Hauttemperatur<br />

oder der Schwitz rate.<br />

Die Manikins und ein verknüpftes<br />

Computermodell sind an der Empa bereits<br />

heute ein etabliertes System zur Simulation<br />

menschlicher physiologischer<br />

Reaktionen. Das System wird nun zum<br />

Aufbau der deutlich komplexeren digitalen<br />

menschlichen Doppelgänger genutzt,<br />

die durch eine Vielzahl von Variablen bestimmt<br />

werden. „Denn der virtuelle Zwilling<br />

muss nicht nur auf Veränderungen<br />

reagieren, sondern auch die Dosierung<br />

von Medikamenten zuverlässig, sicher<br />

und individuell vorhersagen können“,<br />

sagt Defraeye.<br />

■<br />

Dr. Andrea Six<br />

EMPA, Zürich<br />

www.empa.ch<br />

Weitere Informationen<br />

Die Empa-Abteilung „Biomimetic<br />

Membranes and Textiles“ entwickelt<br />

Materialien und Systeme für den<br />

Schutz und die Leistungsfähigkeit<br />

des menschlichen Körpers. Zu den<br />

Kernkompetenzen gehören die<br />

Wechselwirkungen zwischen Materialien<br />

und der menschlichen Haut.<br />

www.empa.ch<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 23


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

BH soll Brustkrebs<br />

erkennen<br />

Wearables | Ein französisch-schweizerisches Forscherteam<br />

will einen intelligenten BH entwickeln, der<br />

Brustkrebs erkennt. Die neue Diagnosemethode soll<br />

erschwinglicher sein als Mammografie-Screenings.<br />

Interpretation einer Mammografie, die zur Brustkrebsvorsorge<br />

gemacht wurde<br />

Bild: HNFC<br />

Brustkrebs ist bei Frauen zwischen 40 und 50 Jahren die<br />

Haupttodesursache. Wird die Krankheit jedoch in einem<br />

frühen Stadium entdeckt, kann sie in über 90 % der Fälle geheilt<br />

werden. Die Mammografie ist aktuell die effizienteste und wissenschaftlich<br />

angesehenste Form der Früherkennung. Trotz dieser<br />

Effizienz gibt es einige Hindernisse, dazu zählen insbesondere<br />

der Zugang zu dieser Vorsorge, die unangenehme Untersuchung<br />

und die Verzögerungen bei der Kostenübernahme. Die<br />

Entwicklung von Hilfsmitteln für die Früherkennung ist darum<br />

eine Herausforderung für die öffentliche Gesundheit.<br />

Mit technologischen Hilfsmitteln soll im Rahmen des Projekts<br />

Sbra eine neue Diagnosemethode entstehen, die erschwinglicher<br />

ist als Mammografie-Screenings. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt<br />

wird von fünf Partnern durchgeführt. In Frankreich<br />

erhält es Unterstützung vom europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung (EFRE), in der Schweiz vom Bund und vom Kanton<br />

Neuenburg im Rahmen des europäischen Förderprogramms Interreg<br />

Frankreich-Schweiz. Das Ziel des Projekts Sbra ist es, einen<br />

intelligenten, mit Sensoren ausgestatteten Büstenhalter zu<br />

entwickeln, der in der Lage ist, Brustkrebs frühzeitig und ohne<br />

Gesundheitsrisiko effektiv zu erkennen. In einem ersten Schritt<br />

wird untersucht, ob die ins Auge gefassten Technologien dazu in<br />

der Lage sind. Zielgruppe sind insbesondere Frauen, die ein erhöhtes<br />

Risiko für Brustkrebs haben, und solche, die an keinem<br />

Früherkennungsprogramm teilnehmen.<br />

Das Projekt ist eine schweizerisch-französische Zusammenarbeit.<br />

Die Beteiligten sind das CSEM in Neuenburg, die Ecole Nationale<br />

Supérieure de Mécanique et des Microtechniques<br />

(ENSMM) in Besançon, das Hôpital Nord Franche-Comté<br />

(HNFC) in Belfort, die Technische Universität Belfort-Montbéliard<br />

und das Schweizer Unternehmen ZTC Technology aus La<br />

Chaux-de-Fonds.<br />

www.csem.ch<br />

Medikamentendosierung<br />

CE-Kennzeichnung für Mikro-Infusionspumpe<br />

mit intuitiver Bildschirmführung<br />

Genfer Salon für Hochpräzision<br />

Aus EPHJ-EPMT-SMT wird<br />

EPHJ World of Highprecision<br />

Bild: Gerresheimer/Sensile Medical<br />

Die integrierte<br />

Auswahl an<br />

Sprachen und die<br />

Volltextanzeige am<br />

Farbdisplay vereinfachen<br />

die Handhabung<br />

der D-Mine-<br />

Infusionspumpe<br />

Die tragbare Mikro-<br />

Infusionspumpe, die<br />

mit dem Markennamen<br />

D-Mine-Pumpe<br />

speziell von der Sensile<br />

Medical AG, Olten, für die österreichische<br />

Ever Neuro Pharma GmbH, Unterach,<br />

entwickelt wurde, hat kürzlich die<br />

europäische CE-Kennzeichnung erhalten<br />

und wurde bereits in mehreren europäischen<br />

Ländern eingeführt. Die kompakte<br />

Infusionspumpe wird zur kontinuierlichen<br />

subkutanen Abgabe des Medikaments<br />

Apomorphin in der Parkinson-Therapie<br />

eingesetzt. Die Mikropumpe der<br />

Schweizer Gerresheimer-Tochter Sensile<br />

Medical soll Parkinson-Patienten mehr<br />

Autonomie im täglichen Alltag ermöglichen.<br />

Einfache Handhabung, Sicherheit<br />

und intuitive Bedienung waren die<br />

Hauptziele der Entwicklung. Das kompakte<br />

Design wurde mithilfe einer speziellen<br />

Micro-Rotations-Pumpentechnologie von<br />

Sensile Medical erreicht und ist durch eine<br />

intuitive Menübildschirmoberfläche<br />

einfach zu bedienen. Die oft motorisch<br />

eingeschränkten Parkinson-Patienten<br />

schätzen den Angaben zufolge die vereinfachte<br />

Handhabung, wie beispielsweise<br />

die automatische Medikamenten-Befüllung,<br />

den Wegfall komplexer Flussratenberechnungen<br />

und die intuitive Menü -<br />

führung. Moderne Technologien wie Datenspeicherung<br />

oder individuell einstellbare<br />

Basalraten unterstützen ein besseres<br />

Therapiemanagement. Die Pumpe verfügt<br />

über eine eigene Ladesta tion und benötigt<br />

keine herkömmlichen Batterien.<br />

Zufriedene Gesichter bei den Organisatoren<br />

und 820 Ausstellern des Salon EPHJ-<br />

EPMT-SMT im Juni: Die 18. Ausgabe des<br />

Messe-Trios in Genf schloss auch in Bezug<br />

auf die Besucherzahl erfolgreich ab, da<br />

diese um 4 % auf rund 20 000 Besucher<br />

gestiegen ist. Umfragen zufolge kamen<br />

viele Fachbesucher erstmalig nach Genf<br />

oder nahmen, so Messedirektor Alexandre<br />

Catton, weite Anreisen auf sich: „Die<br />

Medizin<strong>technik</strong> und die Branche der mikrotechnologischen<br />

Geräte ziehen zahlreiche<br />

Fachbesucher an, die die Verknüpfungen<br />

zwischen den unterschiedlichen<br />

Hochpräzisionstechnologien immer deutlicher<br />

wahrnehmen.“ Für die kommenden<br />

Veranstaltungen vereinfacht die Messe ihren<br />

Namen und vereint künftig unter der<br />

Marke EPHJ World of Highprecision alle<br />

in Genf vertretenen Bereiche der Hochpräzision.<br />

Der nächste Salon EPHJ findet<br />

vom 16. bis 19. Juni 2020 in Genf statt.<br />

www.ephj.ch<br />

24 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


04/2019 medizin&tec hn i k 25


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

Reinheit in Serie<br />

Bauteilreinigung | Die partikuläre Sauberkeit von bis zu einem Mikrometer und darunter<br />

in der Serienfertigung ist ein Aufgabenbereich, in dem UCM Maßstäbe setzt. Die<br />

mehrstufigen Ultraschallreinigungslösungen der Schweizer überzeugen durch<br />

innovative Technik, hohe Prozesssicherheit und eine lange Lebensdauer.<br />

Für die Produktionsendreinigung der unterschiedlichen Teile sind 16 Programme in der Anlagensteuerung<br />

hinterlegt. Die Auswahl erfolgt durch Barcodes auf den Arbeitspapieren<br />

Bild: UCM<br />

So unterschiedlich Komponenten aus<br />

den Bereichen Hightech und Extreme-Purity,<br />

beispielsweise für die EUV (extrem<br />

ultraviolette Strahlung)-Lithografie,<br />

aus der Präzisionsoptik, Mess- und Medizin<strong>technik</strong><br />

auch sind, eine Gemeinsamkeit<br />

verbindet sie: Die Anforderungen an<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Bauteilreinigung<br />

Oberflächenkontamination<br />

Ultraschallreinigung<br />

Serienfertigung<br />

Individuelle Entwicklung<br />

die Oberflächensauberkeit, die in der Serienfertigung<br />

erfüllt werden müssen, sind<br />

extrem hoch und steigen kontinuierlich<br />

weiter. Dies betrifft sowohl partikuläre<br />

Verunreinigungen als auch filmische<br />

Rückstände, Flecken und Verfärbungen<br />

sowie je nach Branche biologische und ionische<br />

Kontaminationen. Mit maßgeschneiderten,<br />

zukunftsorientierten Reinigungslösungen<br />

für diese komplexen Aufgaben<br />

macht sich die UCM AG, die in der<br />

SBS Ecoclean Group das Kompetenzzentrum<br />

für Präzisionsreinigung ist, seit 25<br />

Jahren einen Namen.<br />

Der Erfolg des im schweizerischen<br />

Rheineck ansässigen Unternehmens basiert<br />

einerseits auf der sprichwörtlichen<br />

Schweizer Präzision, in der die Anlagen<br />

am Firmensitz gebaut werden. Andererseits<br />

ist es die Anpassung der Reinigungslösung<br />

auf die kundenspezifische Aufgabe,<br />

die einen kosten- und energieeffizienten<br />

Betrieb ermöglicht. Dies erfolgt mit<br />

Original-Bauteilen unter produktionsnahen<br />

Bedingungen im eigenen Technologiezentrum.<br />

Wesentliche Kriterien bei der<br />

Auslegung des Reinigungsprozesses und<br />

der Anlage sind Teilegeometrie, Material,<br />

Verschmutzung und Sauberkeitsanforderung<br />

sowie Durchsatz und Taktzeit.<br />

Spritzreinigung, Druckumfluten, Ultraschallschwinger<br />

für verschiedene Frequenzen<br />

und Leistungsstufen, VE-Spülung,<br />

Lift-out und Trocknen (Warmluft,<br />

Infrarot und/oder Vakuum) sowie Kreislauf-<br />

und Filtersysteme können dabei in-<br />

26 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


dividuell kombiniert werden. Ebenso lassen<br />

sich verschiedene Prozesse, beispielsweise<br />

ein Passivierung, integrieren. Darüber<br />

hinaus spielen branchenspezifische<br />

Besonderheiten und/oder regulatorische<br />

Vorgaben eine Rolle. Dazu zählen in der<br />

Medizin<strong>technik</strong> beispielsweise die Validierung<br />

von Reinigungsprozessen und die<br />

Vorgaben aus der neuen europäischen<br />

Medizinprodukte-Verordnung (Medical<br />

Device Regulation MDR), deren Übergangsfrist<br />

im Mai 2020 ausläuft.<br />

Reinigungskonzept für<br />

„kritische“ Medtech-Produkte<br />

Das Produktportfolio der Gebr. Brasseler<br />

GmbH & Co. KG aus Lemgo umfasst neben<br />

Instrumenten und Systemen für die<br />

Zahnmedizin und Zahn<strong>technik</strong> rotierende<br />

Instrumente für die HNO- und Neurochirurgie,<br />

Shaver Blades für die Arthroskopie,<br />

Sägeblätter, Führungsstifte und<br />

-schrauben sowie Drähte für die Orthopädie.<br />

Um den Kundenservice weiter zu erhöhen,<br />

hat das Unternehmen vor einiger<br />

Zeit in ein neues Verpackungskonzept<br />

und einen etwa 250 m2 großen Reinraum<br />

investiert. Dabei musste auch die Teilereinigung<br />

neu ausgelegt werden. Erforderlich<br />

waren Anlagen für die Reinigung zwischen<br />

den einzelnen Fertigungsschritten<br />

sowie Ultraschall-Mehrbadreinigungssysteme<br />

für die Produktendreinigung und<br />

die Reinigung vor dem Verpacken der Teile<br />

im Reinraum. Dass sich die Projektverantwortlichen<br />

bei Gebr. Brasseler für die<br />

Lösungen von Ecoclean und UCM entschieden,<br />

lag unter anderem auch daran,<br />

dass alle Reinigungssysteme praktisch<br />

von einem Hersteller bezogen werden<br />

konnten.<br />

Die Reinigung zwischen den einzelnen<br />

Fertigungsschritten erfolgt aufgrund der<br />

Teile- und Materialvielfalt – es werden<br />

rund 12 000 verschiedene Teile aus Hartmetall,<br />

Edelstahl, Stahl, Keramik und Titan<br />

hergestellt – mit mehrere Lösemittelanlagen,<br />

die mit modifiziertem Alkohol<br />

betrieben werden. Die Ultraschall-Reinigungsanlagen<br />

von UCM überzeugten unter<br />

anderem durch den vom Unternehmen<br />

entwickelten Vierseitenüberlauf bei<br />

allen Becken sowie die so genannten Medizinalwannen.<br />

Sie verhindern durch ihre<br />

spezielle Gestaltung, dass sich Keime in<br />

Bei der Anlage für die Reinigung vor dem Verpacken werden die Teile direkt in<br />

den Reinraum ausgegeben. Die Anlage und die Transporteinheit in den Reinraum<br />

sind vollständig gekapselt<br />

den Wannen sammeln, festsetzen und<br />

später auf den Teilen absetzen.<br />

Um die bei der Zwischenreinigung<br />

durch mehrere Anlagen realisierte Trennung<br />

der verschiedenen Werkstoffe auch<br />

bei der Produktendreinigung einzuhalten,<br />

ist die erste Reinigungsstufe mit drei<br />

Becken ausgeführt. Diesen schließen sich<br />

ein Spülprozess, eine weitere Reinigung<br />

sowie drei Spülstufen an, wobei die letzten<br />

beiden mit VE- (voll-entsalztem)-Wasser<br />

durchgeführt werden. Um eine Rekontamination<br />

der Teile während der Warmlufttrocknung<br />

zu verhindern, sind die<br />

Trockner mit HEPA-Filtern ausgestattet.<br />

Endreinigung mit direkter<br />

Übergabe in den Reinraum<br />

Die Anlage für das Reinigen vor dem Verpacken<br />

ist praktisch identisch aufgebaut,<br />

der erste Reinigungsschritt erfolgt hier jedoch<br />

materialunabhängig in einer Wanne.<br />

Neben den HEPA-Filtern befinden sich<br />

Laminarflow-Boxen über der letzten Spülstufe<br />

sowie den Trocknern. Darüber hinaus<br />

sorgt die Kapselung der Anlage und<br />

der Transporteinheit dafür, dass die Instrumente<br />

vollständig sauber und geschützt<br />

in den Reinraum gelangen.<br />

Gearbeitet wird mit 16 Reinigungsprogrammen,<br />

wobei bis zu zwölf Aufträge zu<br />

einer Charge zusammengefasst werden<br />

können. Die Programmauswahl erfolgt<br />

durch einen Barcode auf den Arbeitspapieren,<br />

der mit einem Scanner eingelesen<br />

wird. Die Steuerungssoftware überprüft<br />

nach der Auswahl automatisch, ob alle<br />

Teile der Charge mit dem gleichen Programm<br />

gereinigt werden. Ist das nicht der<br />

Fall, wird ein Warnsignal ausgegeben und<br />

der Prozess kann nicht gestartet werden.<br />

Das neue Reinigungskonzept wurde<br />

entsprechend den Richtlinien der EU und<br />

der US-amerikanischen Food and Drug<br />

Administration (FDA) qualifiziert und die<br />

Reinigungsprozesse validiert. Der Anlagenhersteller<br />

unterstützte Gebr. Brasseler<br />

dabei nicht nur bei der Entwicklung der<br />

verschiedenen Reinigungsprozesse. Auch<br />

die erforderlichen Qualifizierungsschritte<br />

DQ, IQ und OQ wurden gemeinsam<br />

durchgeführt sowie die notwendigen Dokumentationen<br />

in Zusammenarbeit erstellt.<br />

■<br />

Doris Schulz<br />

Fachjournalistin in Korntal<br />

Weitere Informationen<br />

Zum Reinigungsspezialisten UCM:<br />

https://ucm-ag.com<br />

Zum Anlagenbauer SBS Ecoclean:<br />

https://ecoclean-group.net<br />

Zum Medizin<strong>technik</strong>-Hersteller<br />

Gebr. Brasseler:<br />

www.brasseler.de<br />

Bild: UCM<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 27


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

EC-Pen erkennt Korrosion<br />

auf der Implantat-Oberfläche<br />

Lasermarkierung | Beschriftungen von Medizinprodukten führen zu Veränderungen<br />

der Oberflächen. Für einen Hersteller von Orthopädieimplantaten prüft RMS die Korrosionsbeständigkeit<br />

von Lasermarkierungen mit dem EC-Pen, wodurch die Qualität<br />

der Medizinprodukte gezielt optimiert werden konnte.<br />

UDI-markierte Instrumente mit Barcode und gut lesbarer Klarschrift<br />

Nach der neuen europäischen Medical<br />

Device Regulation (MDR) müssen<br />

viele Medizinprodukte durch teilespezifische<br />

Codierung gekennzeichnet werden.<br />

Für die UDI-Codes (Unique Device Identification)<br />

werden heute bei metallischen<br />

Produkten Lasermarkierungen eingesetzt.<br />

Dabei müssen die Produkte die UDI-Kennung<br />

in zwei Formen tragen: einmal in<br />

gut lesbarer Klarschrift (HRI/Human<br />

Readable Interpretation) und ein zweites<br />

Mal im AIDC-Format (Automatic Identification<br />

and Data Capture).<br />

Die maschinenlesbare Kennzeichnung<br />

wird auch Barcode oder 2D-Code genannt.<br />

Die Daten zu jedem einzeln<br />

markierten Produkt müssen dann in einer<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Lasermarkierung auf<br />

Orthopädieimplantaten<br />

UDI-Code<br />

Oberflächenveränderung<br />

Korrosionsmessungen<br />

Bild: RMS Foundation<br />

zentralen Datenbank hinterlegt werden,<br />

wie beispielsweise in der Europäischen<br />

Datenbank für Medizinprodukte Eu -<br />

damed.<br />

Die Laserbeschriftung stellt eine Veränderung<br />

der Oberfläche dar und kann<br />

damit auch eine Verschlechterung der<br />

Korrosionsbeständigkeit bedeuten. Je<br />

nach Grundmaterial, wird an den beschrifteten<br />

Stellen bevorzugt ein Korro -<br />

sionsangriff durch Lochfraß gefunden.<br />

Gerade bei schneidenden Instrumenten<br />

muss bei der Materialwahl und Wärmebehandlung<br />

oft ein Kompromiss zwischen<br />

Härte und Beständigkeit eingegangen<br />

werden. Dies kann dazu führen, dass Instrumente<br />

an der Beschriftung nicht genügend<br />

passiv sind und bei der Reinigung<br />

und Aufbereitung im Kontakt mit der aggressiven<br />

Umgebung korrosiv angegriffen<br />

werden.<br />

Die Praxis zeigt, dass nicht nur das ausgewählte<br />

Material (Stahlsorte) und die<br />

Wärmebehandlung einen Einfluss auf die<br />

Beständigkeit haben, sondern auch die<br />

bei der Beschriftung angewendeten Laserparameter<br />

und die nachgelagerten Prozesse,<br />

wie Passivierung und Elektropolie-<br />

ren entscheidend sind. Dies hat zur Folge,<br />

dass die Korrosionsbeständigkeit von Laserbeschriftungen<br />

in jedem Fall überprüft<br />

werden sollte.<br />

In einem aktuellen Projekt für einen<br />

europäischen Hersteller von Orthopädieimplantaten<br />

wurde bei der RMS Foundation,<br />

einem unabhängigen Dienstleistungslabor<br />

und Forschungsinstitut, das<br />

sich als Non-Profit-Organisation unter anderem<br />

mit Materialprüfungen befasst, die<br />

Korrosionsbeständigkeit von Lasermarkierungen<br />

auf dem zugehörigen Instrumentarium<br />

untersucht. Dazu steht bei<br />

dem Entwicklungsdienstleister aus Bettlach<br />

im Kanton Solothurn eine lokale<br />

elektrochemische Untersuchungsmethode<br />

zur Verfügung.<br />

Sonde in Stiftform prüft lokale<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

Das unter der Bezeichnung EC-Pen bekannte<br />

System besteht aus einer stiftartigen<br />

Sonde, die direkt auf die Oberfläche<br />

gestellt wird. Der Stift ist mit einem Elektrolyten<br />

gefüllt, beispielsweise einer<br />

physiologischen NaCl-Lösung, und enthält<br />

zudem die für die Messung benötigten<br />

Elektroden.<br />

An der Kontaktstelle, die jeweils nur etwa<br />

1,5 mm 2 beträgt, wird die lokale Korrosionsbeständigkeit<br />

gemessen. Als Ergebnis<br />

resultieren Stromdichte-Potenzialkurven,<br />

die aussagen, ob das Teil an dieser<br />

Stelle passiv (beständig) oder aktiv<br />

(empfindlich für Korrosion) ist. Durch die<br />

lokale Messung auf Laserspuren und den<br />

Vergleich mit Messungen auf dem nicht<br />

beschrifteten Grundmaterial kann der<br />

Einfluss der Markierung bestimmt werden.<br />

Dazu ist keine spezifische Probenvorbereitung<br />

nötig, welche die Resultate beeinflussen<br />

könnte.<br />

Mit diesem Verfahren wurde im beschriebenen<br />

Projekt die Korrosionsbeständigkeit<br />

von Laserbeschriftungen mit<br />

28 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Korrosionsmessung mit dem EC-Pen<br />

Bild: RMS Foundation<br />

Die weiße Spitze des EC-Pens wird zur lokalen<br />

Bestimmung der Korrosionseigenschaften<br />

auf einer realen Oberfläche angewendet.<br />

Die Messfläche beträgt nur 1,5 mm 2<br />

unterschiedlichen Prozessparametern untersucht<br />

und verglichen. So war es möglich,<br />

die Passivität und Beständigkeit der<br />

Medizinprodukte gezielt und schrittweise<br />

zu optimieren. Die Korrosionsmessungen<br />

mit dem EC-Pen haben zudem den Vorteil,<br />

dass sie eine rasche und somit vergleichsweise<br />

kostengünstige Messmethode<br />

darstellen.<br />

(su) ■<br />

www.rms-foundation.ch<br />

In der RMS Foundation werden Untersuchungen<br />

zur Korrosionsbeständigkeit<br />

von Metallen, meistens mit elektrochemischen<br />

Methoden, durchgeführt. Mit<br />

einem Gerät zur lokalen Messung der<br />

Korrosionseigenschaften, dem so genannten<br />

EC-Pen, werden die zu untersuchenden<br />

Teile charakterisiert.<br />

Der EC-Pen ermöglicht eine einfache und<br />

schnelle Bestimmung der Korrosionsneigung<br />

auf realen, das heißt nicht durch eine<br />

spezielle Probenaufbereitung veränderten<br />

Oberflächen. Bei potentiodynamischen<br />

Versuchen wird von außen ein kontinuierlich<br />

ansteigendes elektrisches Potential<br />

angelegt und der entstehende<br />

Strom gemessen. Dabei ist die Stromdichte<br />

ein Maß für die Korrosionsrate in<br />

Abhängigkeit des angelegten elektrischen<br />

Potentials (Spannung).<br />

Die häufigste Korrosionsart bei ‚rostfreien’<br />

Stählen ist die lokale Korrosion (Lochfraß<br />

oder Spaltkorrosion), bei welcher der<br />

schützende Passivfilm an eng begrenzten<br />

Orten aufgelöst wird. Es entstehen<br />

Löcher, in welchen sehr hohe Korrosionsraten<br />

auftreten; dabei steigt die gemessene<br />

Gesamtstromdichte plötzlich und<br />

sehr steil an. Je früher die Stromdichte<br />

um mehrere Größenordnungen ansteigt,<br />

desto weniger beständig ist das untersuchte<br />

Material. Neben den elektrochemischen<br />

Versuchen werden auch einfache<br />

Einlegeversuche in aggressiven Medien<br />

durchgeführt.<br />

In diesen Experimenten wird die reale<br />

oder sogar eine verschärfte Umgebung<br />

über längere Zeit simuliert. Die Resultate<br />

der Korrosionsversuche bilden die Basis<br />

für eine Beurteilung der Beständigkeit eines<br />

Bauteils in der vorgesehenen Einsatzsituation.<br />

Messungen mit dem EC-Pen<br />

sind bei Raumtemperatur oder mittels einer<br />

Temperiereinheit (Klimakammer) beispielsweise<br />

bei Körpertemperatur (37 °C)<br />

durchführbar.<br />

Lokales elektrochemisches Messsystem<br />

mit EC-Pen<br />

Bild: RMS Foundation<br />

Cicor ist ihr Technologiepartner in den Bereichen Leiterplatten, gedruckte<br />

Elektronik, Substrate und Electronic Manufacturing Services mit rund<br />

2‘000 Mitarbeitenden an zehn Produktionsstandorten weltweit.<br />

cicor.com<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 29


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

Zwölf Fokusthemen auf der Messe<br />

und eine Plattform für Netzwerker<br />

Swiss Medtech Expo 2019 | Am 10. und 11. September präsentiert sich die Swiss Medtech<br />

Expo in Luzern zum dritten Mal als Branchentreffpunkt für die Schweizer Medtech-<br />

Zulieferer. Dabei sind Ausstellung, Wissensvermittlung und Netzwerk aufeinander abgestimmt<br />

und machen die Veranstaltung zu weit mehr als nur einer Fachmesse.<br />

Neue Produkte, Technologien und jede<br />

Menge Fachwissen: Die Swiss Medtech<br />

Expo in Luzern ist der Schweizer Treffpunkt<br />

für die Medtech-Zulieferbranche<br />

Bild: Messe Luzern<br />

Wie alle Hersteller von Medizinprodukten<br />

unterliegt auch der Schweizer<br />

Labor<strong>technik</strong>-Spezialist Tecan einer<br />

wachsenden Anzahl von Vorschriften, die<br />

eine immer größere Anzahl von Dokumentationen<br />

erfordern, die erstellt und<br />

gepflegt werden müssen. Mit der Markteinführung<br />

neuer Produkte und Produktversionen<br />

steht der Hersteller vor einem<br />

wachsenden administrativen Aufwand,<br />

um die Entwicklungsdokumentation konsistent<br />

und aktuell zu halten.<br />

Um die bestehenden Abläufe zu digitalisieren,<br />

entschied sich Tecan, die Software<br />

Aligned Elements der Aligned AG<br />

aus Zürich zur Verwaltung der Dokumentation<br />

für die Entwurfskontrolle einzusetzen.<br />

Über den Erfolg dieser Anwendung<br />

berichtet Aligned-Geschäftsführer Karl<br />

Larsson in seinem Vortrag auf dem Innovation<br />

Symposium, das im Rahmen der<br />

Swiss Medtech Expo in Luzern stattfindet.<br />

Dort treffen sich Entscheidungsträger<br />

von Herstellerfirmen im September mit<br />

führenden Anbietern und Experten aus<br />

der Medtech-Zulieferbranche zum Erfahrungsaustausch<br />

und zur Vorstellung neuer<br />

Produkte und Technologien. „Wir stellen<br />

die Wissensvermittlung ins Zentrum<br />

der Swiss Medtech Expo“, erklärt Messeleiter<br />

René Ziswiler. In der Themenvielfalt<br />

der Medtech-Industrie sollen nicht nur<br />

Verantwortliche für regulatorische Fragestellungen,<br />

sondern auch Entwickler, Ingenieure,<br />

Produktmanager, Qualitätsverantwortliche<br />

und Einkäufer eine Orientierung<br />

erhalten.<br />

Fach- und Praxiswissen auf<br />

zwei Bühnen<br />

Die Messe Luzern AG hat gemeinsam mit<br />

ihren Partnern Health Tech Cluster Switzerland<br />

(HTCS) und dem Verband Swiss<br />

Medtech den Branchentreff nach zwölf<br />

Fokusthemen strukturiert, die die Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />

in der Schweiz<br />

und auch in den angrenzenden Ländern<br />

zurzeit beschäftigen. Zu jedem Fokusthema<br />

werden Showcases, Produkt- und<br />

Dienstleistungshighlights vorgestellt, die<br />

von den rund 180 Ausstellern an ihren<br />

Ständen oder in Vorträgen im Innovation<br />

Symposium präsentiert werden.<br />

Das Innovation Symposium ist ein<br />

wichtiger Bestandteil der Swiss Medtech<br />

Expo und wurde in diesem Jahr auf zwei<br />

Bühnen erweitert. „Mit dem Symposium<br />

schaffen wir einen Ort für die Vermittlung<br />

von Fachwissen direkt aus der Praxis. Wir<br />

dürfen ein umfangreiches Programm präsentieren.<br />

Da ist für alle was dabei“, verspricht<br />

Messeleiter Ziswiler. An beiden<br />

Tagen werden insgesamt 84 Vorträge geboten<br />

– darunter 24 Keynotes über Wissenschaft,<br />

Technik und Industrie sowie 48<br />

Showcase-Präsentationen mit Hintergründen<br />

zu spannenden Projekten. Zwölf<br />

Start-up Pitches laden zum Kennenlernen<br />

von Innovationen ein.<br />

Als qualitativ hochwertiger Branchentreffpunkt<br />

fördert die Swiss Medtech<br />

Expo den persönlichen Austausch. „Und<br />

auch in diesem Bereich wollen wir einen<br />

Schritt weitergehen“, erklärt Ziswiler.<br />

Am ersten Messetag findet deshalb -<br />

zusätzlich ein neues Netzwerk-Event<br />

statt.<br />

(su) ■<br />

Die Swiss Medtech Expo auf einen Blick<br />

Die Swiss Medtech Expo auf dem Messegelände<br />

Luzern greift alle zwei Jahre die<br />

wichtigsten Themen auf, die Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />

beschäftigen. Die<br />

Aussteller, das Innovation-Symposium,<br />

die Showcases sowie die Produkt- und<br />

Dienstleistungshighlights sind in diesem<br />

Jahr nach zwölf Themen strukturiert:<br />

■ Bearbeitung schwer zerspanbarer<br />

Materialien<br />

■ Biologisch aktive Materialien<br />

■ Digitalisierung und Miniaturisierung<br />

■ Erfolgsfaktor Reinraum<br />

■ Intelligente Verpackungslösungen<br />

■ Internet der Dinge und Konnektivität<br />

■ Oberflächen und Beschichtungen<br />

■ Neue MDR und IVDR<br />

■ Patientenindividuelle, additiv<br />

gefertigte Produkte<br />

■ Smart Design und Engineering<br />

■ Spritzguss-Innovationen sowie<br />

■ Out-of-the-box-Themen<br />

Die Swiss Medtech Expo 2019 findet vom<br />

10. bis 11. September in Luzern statt. Sie<br />

wird von der Messe Luzern AG in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Health Tech<br />

Cluster Switzerland (HTCS) und dem Verband<br />

Swiss Medtech organisiert.<br />

www.medtech-expo.ch<br />

30 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Multilayer-Folien<br />

Alternative Fertigungs<strong>technik</strong> hilft Pneumatik Hersteller<br />

Prototypenfertigung<br />

Iftest investiert in neue<br />

SMD-Bestückungslinie<br />

Wenn staubfreie und sehr feine Oberflächen<br />

Voraussetzung für konstante Fertigungsprozesse<br />

und hochwertige Produkte<br />

sind, setzt die Schweizer Tec-Joint AG auf<br />

neue Produktionsprozesse. Im konkreten<br />

Der Einsatz von Schutzfolien erhöht die<br />

Qualität im Fertigungsprozess<br />

Bild: Jens Rother<br />

Anwendungsfall bei einem Pneumatik-<br />

Hersteller war definiert, dass die Oberfläche<br />

der geforderten Elastomerfolie mit einer<br />

Dicke von 0,5 mm ± 0,05 aus NBR extrem<br />

homogen ist. Zudem sollte sie direkt<br />

nach der Produktion mit einer Schutzfolie<br />

abgedeckt werden, um Verunreinigungen<br />

bei den nachfolgenden Prozessen und der<br />

Logistik zu verhindern. Bisher wurden<br />

kleine Platten als Formteile hergestellt,<br />

was sehr kostenintensiv war und die geforderte<br />

Oberflächenreinheit nicht gewährleisten<br />

konnte. Die Erfahrung von<br />

Tec-Joint ermöglichte die Folien-Produktion<br />

im Verbund mit der Schutzfolie entsprechend<br />

den vorliegenden Kundenspezifikationen.<br />

Zudem wurde die Breite auf<br />

den folgenden Weiterbearbeitungsprozess<br />

hin optimiert, sodass zukünftig nur<br />

minimaler Abfall anfällt.<br />

Die Iftest AG hat durch die Implementierung<br />

einer neuen SMD (Surface-Mounted<br />

Device)-Bestückungslinie in die Modernisierung<br />

ihrer Fertigung investiert, um ihr<br />

Dienstleistungsangebot im Bereich der<br />

Prototypenfertigung und New Product Introduction<br />

(NPI) zu stärken. Die neue Bestückungslinie<br />

erlaubt die seriennahe<br />

Prototypenfertigung. Dadurch werden erneute<br />

Initialaufwendungen bei der Serieneinführung<br />

auf ein Minimum reduziert.<br />

Dank der Investition verfügt das Unternehmen<br />

am Standort Wettingen nun über<br />

zwei plattform-gleiche SMD-Bestückungslinien.<br />

Dadurch kann Iftest auf<br />

Produktions-Spitzen flexibler reagieren,<br />

Anlagen sowie Mitarbeiter besser auslasten<br />

und Durchlaufzeiten reduzieren.<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 31


■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />

Den genauen Weg in die Cochlea finden<br />

Mikrochirurgie | Für Menschen, die unter mittelgradigem Hörverlust oder Taubheit<br />

leiden , hat Cascination ein mikrochirurgisches Verfahren zur Cochlea-Implantation<br />

entwickelt. Am Swiss Medtech Day wurde das junge Berner Unternehmen mit dem<br />

Swiss Medtech Award 2019 ausgezeichnet.<br />

Elektronische Hörprothesen übernehmen nach der Implantation die<br />

Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs, der sogenannten Cochlea<br />

Bild: Cascination<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Minimal-invasive Roboterchirurgie<br />

Planungs- und Navigationssoftware<br />

Cochlea-Implantate<br />

3D-Rekonstruktionen<br />

Gewinner Swiss Medtech Award<br />

Ludwig van Beethoven – bereits mit 27<br />

Jahren taub – wäre heute bei Cascination,<br />

Gewinner des Swiss Medtech Award<br />

2019, in den besten Händen: Das Spin-off<br />

der Universität Bern hat ein Planungs-,<br />

Navigations- und Robotik-System für die<br />

Ohrchirurgie entwickelt, mit dem Cochlea-Implantate<br />

personalisiert, höchst präzise<br />

und minimal-invasiv in die Gehörschnecke<br />

von Patientinnen und Patienten<br />

eingesetzt werden können. Cascination,<br />

Spezialist für Navigationslösungen für offene<br />

Leberoperationen und Tumorabla -<br />

tion, krempelte mit Med-El, einem der Innovationsführer<br />

für Hörverlust-Lösungen,<br />

die Ärmel hoch und realisierte die weltweit<br />

erste Planungssoftware für Ohrchirurgie,<br />

die Otoplan, sowie die Roboter-Mikrochirurgieplattform<br />

Hearo.<br />

Marco Matulic, CEO der Cascination<br />

AG, erläutert den Ansatz des Systems:<br />

„Die konventionelle Cochlea-Implanta -<br />

tion wird heute als sicheres Verfahren angesehen.<br />

Aber die Inkonsistenz manueller<br />

Implantation zu beseitigen und die Strukturen<br />

der Cochlea zu schonen, sind we-<br />

sentliche therapeutische Verbesserungen,<br />

die mit neuen chirurgischen Instrumenten<br />

zu erreichen sind. Wir wollten den genauen<br />

Weg in die Cochlea vor der Operation<br />

identifizieren und das Verfahren<br />

standardisieren.“<br />

Ingenieurswissen trifft auf<br />

medizinische Technologie<br />

Die neue Methode gibt dem Chirurgen die<br />

Möglichkeit, eine 3D-Rekonstruktion zu<br />

generieren und das Innenohr genau zu<br />

visualisieren . Für den chirurgischen Ansatz<br />

wird ein minimal-invasiver Zugang<br />

zur Cochlea entwickelt und ein passendes<br />

Implantat für den Patienten gewählt. „Das<br />

Hearo-Robotersystem erlaubt Cochlea-<br />

Implantatchirurgie mit dem Schlüsselloch-Vorgehen<br />

und Mikrometergenauig-<br />

32 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Zum Unternehmen<br />

Die Cascination AG wurde 2009, als<br />

Spin-off aus dem Artorg Center, Universität<br />

Bern, gegründet. Das Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />

widmet<br />

sich der Entwicklung, Herstellung<br />

und Vermarktung von Innovationen<br />

in der computergestützten und bildgestützten<br />

Chirurgie. Die Naviga -<br />

tionssysteme und Chirurgieroboter<br />

sollen die Ergebnisse für Patienten,<br />

die sich einer chirurgischen oder interventionellen<br />

Behandlung unterziehen,<br />

verbessern. Für den Swiss<br />

Medtech Award bewarb sich Cascination<br />

mit einem integrierten mikrochirurgischen<br />

Verfahren: Otoplan<br />

ist ein spezielles Planungstool für<br />

die Ohrchirurgie, das sich nahtlos in<br />

Hearo, die weltweit erste mikrochirurgische<br />

Roboterplattform für die<br />

Ohrchirurgie, integriert.<br />

keit“, erklärt Stefan Weber, Professor und<br />

Doktor der Ingenieurwissenschaften. Er<br />

ist Direktor des Artorg Center for Biomedical<br />

Engineering an der Universität Bern<br />

und gemeinsam mit Matthias Peterhans<br />

(CEO) und Marco Matulic (CTO) Mitbegründer<br />

von Cascination. „Mit Otoplan<br />

und Hearo können Chirurgen konsistentere<br />

chirurgische Ergebnisse in der Cochlea-<br />

Implantat-Chirurgie erzielen, zudem genießen<br />

Patienten einen angenehmeren<br />

chirurgischen Eingriff.“<br />

Heute kann Cascination eine Eingangsbahn<br />

für ein Cochlea-Implantat durch ein<br />

Nadelloch kreieren, das sehr nahe hinter<br />

dem Gesichtsnerv verläuft. Die Techno -<br />

logie übermittelt Elemente der Chirurgie,<br />

welche die Grenzen der Sicht bedeuten.<br />

Der wertvolle Helfer – die automatisierte<br />

chirurgische Roboterplattform – kennt<br />

diese Beschränkungen nicht, wie Matthias<br />

Peterhans festhält: „Hearo bestätigt<br />

das Potenzial in klinischen Versuchen und<br />

befindet sich – in Zusammenarbeit mit<br />

Med-El – in der weiteren Produktent -<br />

wicklungsphase.“ Bis heute wurden an<br />

die 70 000 Cochlea-Implantate rund um<br />

den Globus chirurgisch eingesetzt. Die<br />

Hearo-Robotiktechnologie könnte die<br />

Fähigkeit des HNO-Chirurgen erweitern<br />

und Cochlea-Implantate für ein weit<br />

größeres Spektrum von Patienten mit Gehörlosigkeit<br />

zur Verfügung stellen, so<br />

Peterhans.<br />

Die Fertigkeiten und die Expertise des<br />

Chirurgen dienen dazu, das Verfahren der<br />

computerisierten Planungsphase mit Otoplan<br />

zu optimieren, gefolgt durch die Präzisionsausführung<br />

mit der automatisierten<br />

Hearo-Robotikplattform. Das Robotikverfahren<br />

der Cochlea-Implantation soll<br />

nach Wunsch der Jungunternehmer nur<br />

der Anfang für Cascinations kommerzielle<br />

Strategie zur Entwicklung von chirurgischen<br />

Robotiklösungen für verschiedene<br />

Verfahren sein. Weitere Beispiele sieht<br />

das Unternehmen in der Schädel- und<br />

Wirbelsäulenchirurgie.<br />

(su) ■<br />

www.cascination.ch<br />

Industrie<br />

FORUM<br />

ROBOTICS<br />

KONGRESS<br />

12. Februar 2020<br />

Robotation Academy<br />

Messegelände Hannover<br />

Veranstalter:<br />

9. Robotics Kongress<br />

Mit Robotern in die smarte Zukunft<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

robotics-kongress<br />

> Sensorik & Vision<br />

> MRK & Safety<br />

> Maschinelles Lernen & KI<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 33


■ [ TECHNIK ]<br />

Mikro-Schraube sorgt für Klang im Ohr<br />

Verbindungs<strong>technik</strong> | Für hörgeschädigte Menschen kann die Cochlea-Implantat-<br />

Technologie ein Weg zur aktiven Teilhabe am sozialen Leben sein. Um für so ein Implantat<br />

eine Platine mit dem Kunststoffträger im Soundprozessor zu verbinden, setzt<br />

der Hersteller Oticon auf selbstfurchende Schrauben von Ejot.<br />

Die Delta-PT-Mikroschrauben im Sound -<br />

prozessor eines Cochlea-Implantates verbindet<br />

die Platine mit Batteriekontaktfedern mit<br />

einem Kunststoffträger<br />

Das Cochlea-Implantat ist ein elektronisches<br />

medizintechnisches Gerät,<br />

das die Funktion des beschädigten Innenohrs<br />

– der Cochlea – wahrnimmt. Im Unterschied<br />

zu Hörgeräten, die lediglich die<br />

Lautstärke von Geräuschen erhöhen,<br />

übertragen Cochlea-Implantate anstelle<br />

der beschädigten Teile des Innenohrs<br />

Audiosignale an das Gehirn. Mit dem<br />

Neuro One hat der global agierende<br />

Spezialanbieter Oticon Medical mit<br />

Hauptsitz in Askim, Schweden, eine neue<br />

Generation von Soundprozessoren auf<br />

den Markt gebracht, die die Vorteile von<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Cochlea-Implantat<br />

Soundprozessor<br />

Verbindungs<strong>technik</strong><br />

Kleinstschrauben<br />

Spezielle Gewindegeometrie<br />

Bild: Ejot<br />

Hörgeräten und Cochlea-Implantaten<br />

kombinieren. Die fortschrittliche Technologie<br />

ermöglicht eine Analyse des Hör -<br />

umfeldes und passt sich damit automatisch<br />

an neue Hörumgebungen an. Neben<br />

einer Vielzahl automatisierter Funktionen,<br />

einer innovativen Signalverar -<br />

beitung sowie benutzerfreundlichen<br />

Bluetooth-Technologien sorgt dies für einen<br />

klareren Klang und sehr gutes Hörund<br />

Sprachverständnis.<br />

Auch bei der verwendeten „Hardware“<br />

setzt der Hörsystem-Spezialist auf Qualität.<br />

Das moderne und individualisierbare<br />

Design des Neuro One zeichnet sich durch<br />

eine Robustheit aus und erfüllt sehr hohe<br />

Sicherheitsanforderungen. Eine Schlüsselrolle<br />

für eine lange Lebensdauer<br />

kommt dabei, neben den verwendeten<br />

Materialien, insbesondere Verbindungs<strong>technik</strong><br />

zu.<br />

Bei der Verschraubung der Platine mit<br />

einem Kunststoffträger setzt Oticon auf<br />

selbstfurchende Schrauben des Verbindungs<strong>technik</strong>-Spezialisten<br />

Ejot GmbH &<br />

Co. KG aus Bad Berleburg. Die in diesem<br />

Anwendungsbereich verwendeten Delta-<br />

PT-Schrauben sind für sehr hohe Belastungen<br />

konzipiert und gewährleisten eine<br />

dauerhaft sichere Verbindung, auch bei<br />

täglicher Belastung durch Vibrationen<br />

und Erschütterungen.<br />

Die besonderen Produkteigenschaften<br />

der Delta P sind das Resultat langjähriger<br />

Entwicklung und Praxis in der Direktverschraubung<br />

von Kunststoffen. Ihre<br />

Gewindegeometrie beruht auf einer konsequenten<br />

Analyse der Materialver -<br />

drängung beim Gewindefurchen. Der<br />

Flankenwinkel dieser Schraube ermöglicht<br />

eine Reduzierung der Radial -<br />

dehnung gegenüber herkömmlichen Gewindeflanken.<br />

Er erzeugt nur eine geringe<br />

radiale Dehnung, so dass sehr dünnwandige<br />

Konstruktionen, wie auch bei<br />

der Anwendung im Neuro One, realisiert<br />

werden können.<br />

Kompakte Abmessungen für<br />

Montage im kleinsten Bauraum<br />

Die optimierte Steigung der Schraube<br />

wurde durch das ausgewogene Verhältnis<br />

von möglichst großer Vorspannkraft bei<br />

kleiner Flächenpressung im Kunststoff ermittelt.<br />

Sie ermöglicht damit eine sehr<br />

hohe Gewindeüberdeckung, auch bei<br />

kleinen Einschraubtiefen. Das Ergebnis ist<br />

eine besonders hohe verbindungstechnische<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Aufgrund der sehr kompakten Bauweise<br />

des Neuro One ließ sich die Verbindungslösung<br />

bei sehr kleinem Bauraum<br />

realisieren. Unter diesen Bedingungen<br />

musste die Delta PT als Mikroschraube<br />

ausgelegt werden. Die verwendeten<br />

34 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


UNSERE LEIDENSCHAFT<br />

UND ERFAHRUNG FÜR<br />

IHR MEDIZINPRODUKT<br />

Bild: Oticon Medical<br />

Der Neuro-One-Soundprozessor sorgt für<br />

klaren Klang im Ohr<br />

REINRAUMSPRITZGUSS<br />

LASERBESCHRIFTEN VON<br />

KUNSTSTOFFTEILEN<br />

EXTRUSION<br />

REINRAUMMONTAGE<br />

WERKZEUGBAU & PROTOTYPEN<br />

STERILISATIONSDIENST-<br />

LEISTUNGEN<br />

Kleinstschrauben mit einem Durchmesser<br />

von gerade einmal 1 mm besitzen alle Vorteile<br />

der größeren Abmessungen, insbesondere<br />

eine hohe mechanische Festigkeit<br />

der Verbindung aufgrund der selbstfurchenden<br />

Eigenschaft.<br />

Im Gegensatz zu metrischen Schraubverbindungen,<br />

bei denen immer eine definierte<br />

Toleranz in der Gewindepaarung<br />

vorliegt, wird bei der hier eingesetzten Direktverschraubung<br />

eine maximale Festigkeit<br />

durch das toleranzfrei erzeugte Gewinde<br />

realisiert. Der Vorteil dieser „Spielfreiheit“<br />

wiegt im Verhältnis umso größer,<br />

je kleiner die Verbindung ausgelegt ist.<br />

Somit ist auch im Mikrobereich immer eine<br />

dauerhafte, sehr haltbare Verbindung<br />

sichergestellt.<br />

Die gewindefurchenden Kleinstschrauben<br />

von Ejot ersparen darüber hinaus den<br />

zusätzlichen Arbeitsgang des vorherigen<br />

Gewindeschneidens, welches sich bei<br />

kleineren Schraubendimensionen ungleich<br />

schwieriger als bei größeren Abmessungen<br />

darstellt. Weiterhin entfällt<br />

der hohe Werkzeugverschleiß, der bei<br />

metrischen Schraubverbindungen aufgrund<br />

des dafür notwendigen Gewindeschneidens<br />

entsteht. Somit können auch<br />

Kosteneinsparungs-Potenziale beim Einsatz<br />

der Mikroschrauben ausgeschöpft<br />

werden.<br />

■<br />

Michael Schmidt<br />

Ejot, Bad Berleburg<br />

www.industrie.ejot.de<br />

Am Lindenbach 3 • 96515 Sonneberg<br />

03675 4 39 700 • info@oscomed.de<br />

www.oscomed.de<br />

04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 35


■ [ TECHNIK ]<br />

Metallische Präzisionsbauteile<br />

aus dem 3D-Drucker<br />

LMM-Technologie | Minimal-invasive Eingriffe setzen häufig entsprechend komplexe<br />

und filigrane Werkzeuge und Instrumente voraus. In Kombination mit schwer zerspanbaren<br />

Werkstoffen bietet sich hier ein optimales Einsatzgebiet der Lithographybased<br />

Metal Manufacturing Technologie (LMM), auf die sich das Start-up Metshape<br />

spezialisiert hat.<br />

Arterienklemme aus dem Drucker: Hergestellt mit der LMM-Technologie<br />

Keine Technologierichtung hat die<br />

Welt der Fertigung in den letzten<br />

Jahren so sehr beschäftigt wie der<br />

3D-Druck. Neben den bekannten Erfolgsgeschichten<br />

mussten jedoch viele potenzielle<br />

Anwender erkennen, dass die mit<br />

dem Begriff des „3D-Drucks“ verbundenen<br />

Technologien sich wirtschaftlich<br />

nicht immer rechtfertigen lassen.<br />

Der sinnvolle Einsatz additiver Fertigungstechnologien<br />

ist an bestimmte Bauteil-Eigenschaften<br />

und Randbedingungen<br />

geknüpft, die prinzipiell von einer Vielzahl<br />

medizintechnischer Produkte erfüllt<br />

werden: Produkte der Medizin<strong>technik</strong><br />

weisen oftmals komplexe Geometrien auf<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Lithography-based Metal Manufacturing<br />

Additives Fertigungsverfahren<br />

Sinter-Prozess<br />

Schwer zerspanbare Werkstoffe<br />

Start-up-Förderung<br />

Bild: Metshape<br />

und sind in vielen Fällen stark individualisiert,<br />

womit in aller Regel geringe Produktionsmengen<br />

verbunden sind. Metallische<br />

Komponenten bestehen zudem teilweise<br />

aus schwer zerspanbaren Werkstoffen.<br />

Für Produkte, die sich mit diesen Attributen<br />

beschreiben lassen, kann die additive<br />

Fertigung durchaus eine technologisch<br />

und wirtschaftlich sinnvolle Technologie<br />

darstellen. Während sich bei den<br />

3D-Druckverfahren für Kunststoffe inzwischen<br />

eine große Zahl von Verfahren und<br />

Verfahrensvarianten am Markt etabliert<br />

hat, ist die Auswahl der technologisch<br />

ausgereiften Verfahren für die Herstellung<br />

metallischer Teile jedoch derzeit<br />

noch sehr begrenzt.<br />

Zwar werden mittels additiver Fertigung<br />

bereits präzise Bauteile mit hohen<br />

Festigkeiten reproduzierbar hergestellt,<br />

wie zahlreiche erfolgreiche Anwendungen<br />

belegen. Doch haben die etablierten<br />

Verfahren – allen voran das Laserschmelzen<br />

– mit technologischen Herausforderungen<br />

zu kämpfen. Diese betreffen die<br />

erzielbare Oberflächengüte sowie aufwendige<br />

Nacharbeitsschritte zur Entfer-<br />

nung von Stützstrukturen, die nicht nur<br />

technologisch zwingend erforderlich<br />

sind, sondern oft auch benutzt werden,<br />

um thermisch bedingten Bauteil-Verzug<br />

oder Eigenspannungen zu minimieren.<br />

„In den meisten Fällen führen gerade die<br />

kostenintensiven Aufwände für die Nacharbeit<br />

aus wirtschaftlichen Gründen zum<br />

Ausschluss der additiven Fertigungsalternative.<br />

Genau hier setzen wir mit der neuen<br />

LMM-Technologie an“, sagt Dr. Andreas<br />

Baum, Geschäftsführer der Metshape<br />

GmbH: Die Lithography-based-Metal-Manufacturing-Technologie<br />

(kurz LMM), ermöglicht<br />

noch höhere Präzision und hervorragende<br />

Oberflächenqualität in der<br />

additiven Fertigung metallischer medizintechnischer<br />

Produkte und kommt dabei<br />

völlig ohne Stützstrukturen während<br />

des Bauprozesses aus.<br />

Im additiven Verfahren entsteht<br />

das fertige Bauteil<br />

Das neue 3D-Druck-Verfahren basiert auf<br />

dem Grundprinzip der Stereolithographie.<br />

Die Gesamtprozesskette der LMM-<br />

Technologie besteht aus zwei Stufen. In<br />

der ersten Prozessstufe entsteht auf Basis<br />

des Photopolymerisations-Prinzips ein<br />

hochpräzises Grünteil. Das Ausgangsmaterial,<br />

der so genannte Feedstock, ist dabei<br />

eine Kombination aus Metallpulver<br />

und photosensitivem Polymerbinder.<br />

Durch eine Maskenbelichtung, die eine<br />

präzise und schnelle Belichtung einer gesamten<br />

Schichtfläche ermöglicht, wird<br />

der Polymerbinder lokal vernetzt und auf<br />

diese Weise das darin homogen verteilte<br />

Metallpulver gebunden.<br />

Das resultierende Grünteil wird in der<br />

zweiten Prozessstufe, dem Sinterprozess,<br />

in den Endzustand überführt. Im ersten<br />

Schritt des zweistufigen Sinterprozesses<br />

wird der Polymerbinder thermisch ent-<br />

36 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Metshape<br />

Optimale Bauraumausnutzung: Ohne Stützstrukturen können die Bauteile dreidimensional<br />

im Bauraum dicht gepackt werden<br />

fernt, im zweiten Schritt wird das Metallpulver<br />

gesintert, wodurch ein hochfester,<br />

porenfreier und dichter Metallkörper entsteht,<br />

der keinerlei Polymerreste enthält.<br />

Sowohl die Gesamtprozesskette als auch<br />

die resultierenden Materialeigenschaften<br />

des fertigen Bauteils sind prinzipiell mit<br />

dem Metal-Injection-Molding (MIM oder<br />

auch Metallspritzguss) vergleichbar.<br />

Derzeit können Bauteile in Edelstahl<br />

316L und Titan hergestellt werden, wobei<br />

Zum Start-up<br />

Die Metshape GmbH, Pforzheim, ist<br />

auf die Herstellung von indirekt additiv<br />

gefertigten metallischen Bauteilen<br />

im Lithography-based-Metal-<br />

Manufacturing-Verfahren (LMM)<br />

und damit verbundenen Entwicklungsleistungen<br />

spezialisiert. Das<br />

Start-up fokussiert sich vorwiegend<br />

auf die Etablierung der LMM-Technologie<br />

in der (Klein-)Serienfertigung<br />

von Klein- und Kleinstbauteilen,<br />

da sich unter diesen Randbedingungen<br />

eine wirtschaftliche Fertigungsalternative<br />

zu den klassischen<br />

Verfahren ergibt. Dr. Andreas Baum,<br />

Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter im Bereich<br />

Maschinenbau der Hochschule<br />

Pforzheim und Geschäftsführer von<br />

Metshape, erhält eine Förderung<br />

durch das Ministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst (MWK)<br />

Baden-Württemberg: Sein neu gegründetes<br />

Unternehmen wird seit<br />

Juli für ein Jahr durch das Programm<br />

„Junge Innovatoren“ unterstützt.<br />

www.metshape.de<br />

die Werkstoffpalette stetig weiterentwickelt<br />

wird. Aktuell wird an verschiedenen<br />

härtbaren und schwer zerspanbaren<br />

Werkstoffen gearbeitet.<br />

„Die speziellen Randbedingungen der<br />

LMM-Technologie ermöglichen eine<br />

Grünteilherstellung ohne Stützstruktur,<br />

wodurch Bauteile mit allseitigen Nutzflächen<br />

ohne Nacharbeit erzeugt werden<br />

können“, so Dr. Baum. Durch den Entfall<br />

von Stützstrukturen ergibt sich ein weiterer<br />

Vorteil der LMM-Technologie, welcher<br />

die Wirtschaftlichkeit verbessert: So können<br />

die Bauteile dreidimensional im<br />

Bauraum dicht gepackt werden, wodurch<br />

sich eine optimale Bauraumausnutzung<br />

ergibt.<br />

Individuelle Beratung über die<br />

gesamte Prozesskette<br />

Das Geschäftsmodell von Metshape stützt<br />

sich auf drei Säulen, die einander ergänzen<br />

und in vielen Fällen aufeinander aufbauen:<br />

Zur Identifikation der Leistungsfähigkeit<br />

des LMM-Prozesses werden Machbarkeitsstudien<br />

in Dienstleistung angeboten.<br />

Anwendern, die LMM als Serientechnologie<br />

nutzen wollen, ohne die Fertigungskette<br />

selbst aufzubauen, steht das<br />

Unternehmen als Produktionspartner ab<br />

der Entwurfs- oder Entwicklungsphase<br />

der Bauteile zur Verfügung. Auch bei einer<br />

Übernahme der LMM-Technologie ins<br />

eigene Produktionsportfolio berät Met -<br />

shape über die gesamte Prozesskette. Angeboten<br />

wird eine individuelle Turnkey-<br />

Solution, die je nach Ausgestaltung sowohl<br />

die Lieferung und Inbetriebnahme<br />

aller erforderlichen Komponenten als<br />

auch Schulung und Wartungsverträge aus<br />

einer Hand beinhalten kann.<br />

■<br />

Svenja Müller<br />

Metshape, Pforzheim<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 37


■ [ TECHNIK ]<br />

Staubfrei verpackt durch Ionisierung<br />

Verpackungen reinigen | Implantate und andere Medizinprodukte brauchen nach -<br />

ge wiesenermaßen saubere Verpackungen. Durch das Ionisieren der Blistermaterialien<br />

in einer speziellen Box lassen sich Staubpartikel schneller entfernen als bisher.<br />

Bild: SMC Deutschland<br />

Die kompakte Ionsierungsbox ZVB40 reduziert die elektrostatische Aufladung<br />

von Blisterverpackungen, entfernt anhaftende Staubpartikel und saugt diese ab<br />

Produktverpackungen sollen möglichst<br />

staubfrei sein, und an Medizinprodukten<br />

dürfen darüber hinaus auch<br />

keine Keime anhaften. Eine Kunststoffverpackung<br />

lädt sich jedoch leicht bei der<br />

Herstellung oder spätestens beim Handling<br />

elektrostatisch auf und zieht Staubpartikel<br />

an. Schon Staubkörnchen und<br />

Schmutzpartikel von wenigen Mikrometern<br />

Größe sind häufig groß genug, um<br />

gesundheitsgefährdende Keime zu transportieren.<br />

Entsprechend verunreinigte<br />

Blister werden deshalb bei der Endkontrolle<br />

aussortiert.<br />

Eine einmal verschmutzte Verpackung<br />

zu reinigen, ist sehr schwierig: Reinigungslösungen<br />

sind nur begrenzt einsetzbar,<br />

denn die Verpackungen werden in<br />

ISO-zertifizierten Reinräumen verarbeitet,<br />

für die strenge Vorschriften gelten. Eine<br />

Reinigung etwa mit einer Druckluftpistole<br />

kommt hier ebenfalls nicht in Frage.<br />

Das händische Abreiben der Verpackungen<br />

mit einem antistatischen Tuch ist ein<br />

sehr zeitintensiver Prozess, denn der<br />

Staub haftet an den Blistern wegen der<br />

elektrostatischen Ladung besonders fest.<br />

Die Egelsbacher SMC Deutschland GmbH<br />

hat deshalb eine Lösung entwickelt, die<br />

stark haftende Partikel einfach, zeitsparend<br />

und gründlich von der Verpackung<br />

entfernt und so Produktionsausschuss reduziert.<br />

Kunststoffblister-Verpackungen für<br />

Implantate und andere Medizinprodukte<br />

lassen sich in einer Ionisierungsbox neutralisieren,<br />

die drei Funktionen in einem<br />

Gerät vereint:<br />

• elektrostatische Aufladung der Blisterverpackung<br />

reduzieren,<br />

• daran haftende Staubpartikel entfernen<br />

und<br />

• Staubpartikel aus der Box absaugen, so<br />

dass sie nicht in den Reinraum gelangen.<br />

„Wichtig ist für bestehende Produk -<br />

tionslinien auch, wie komfortabel sich eine<br />

neue Komponente integrieren lässt“,<br />

erläutert Tobias Fritsche, Product Application<br />

Manager Electrical Products bei<br />

SMC Deutschland. „Für den Betrieb der<br />

Ionisierungsbox ZVB40 benötigt man lediglich<br />

eine Steckdose und einen Druckluftanschluss.<br />

Das reduziert den Test- und<br />

Einbauaufwand deutlich.“<br />

Um eine Verpackung zu reinigen, wird<br />

sie in die auf einer Seite offene<br />

ZVB40-Box gehalten. Der Ionisierer im Inneren<br />

beströmt den Kunststoff mit einem<br />

Ionenluftstrom und reduziert so die elek-<br />

trostatische Ladung auf der Oberfläche.<br />

Die Staubkörner haften dann weniger<br />

stark und lassen sich leicht entfernen.<br />

Zwei leistungsfähige schwenkbare Druckluftdüsen<br />

blasen schließlich den Staub ab<br />

– was dank integrierter Absaugvorrichtung<br />

sogar im Reinraum möglich ist. Diese<br />

befördert die Staubpartikel zum Entlüftungsanschluss<br />

oder in einen Staubbeutel.<br />

Für das Reinigen lassen sich<br />

Standardvorgaben einstellen<br />

Sobald ein Sensor registriert, dass sich ein<br />

Objekt der Öffnung der Ionisierungsbox<br />

nähert, startet der Reinigungsvorgang.<br />

Neben der kontinuierlichen Reinigung<br />

lässt sich die Vorgangsdauer per Dreh -<br />

regler auf 2 s, 5 s oder 10 s begrenzen.<br />

„Damit unterstützen wir das Qualitätsmanagement“,<br />

erläutert Fritsche, „denn nach<br />

Ablauf des eingestellten Intervalls wissen<br />

Nutzer, dass sie eine bestimmte Mindest-<br />

Reinigungsdauer eingehalten haben.“ Per<br />

Drehregler lässt sich zudem die Intensität<br />

von Versorgungs- und Absaugdruck regulieren.<br />

Um die maximale Ionisierungswirkung<br />

zu erzielen, sind Abblas- und Ionenluftstrom<br />

getrennt. Das verhindert die Abschwächung<br />

der Ionen. Die zur Ionisierung<br />

genutzte Ionisierungsnadel lässt sich<br />

leicht ausbauen und reinigen – eine Signalleuchte<br />

zeigt an, wann dieser Schritt<br />

erforderlich ist.<br />

„Gegenüber herkömmlichen Reinigungsmethoden<br />

wie dem manuellen<br />

Abwischen mit antistatischen Tüchern ist<br />

die Reinigung in der Ionisierungsbox<br />

vier Mal so schnell“, betont Tobias Fritsche,<br />

„und die Zahl verunreinigter Aus -<br />

schuss-Verpackungen lässt sich deutlich<br />

reduzieren.“<br />

■<br />

Brigitte Martinez-Mendez<br />

SMC Deutschland, Egelsbach<br />

www.smc.eu<br />

38 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Messe-Rundgänge zu<br />

Medizinprodukten<br />

Messe Fachpack | Verpackungslösungen sind ab dem<br />

24. September auf der Messe Fachpack in Nürnberg zu<br />

sehen. Nachhaltigkeit spielt eine Rolle: Erstmals wird<br />

der Sustainability Award auf der Messe verliehen.<br />

Medizinprodukte zu verpacken ist oftmals eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe. Lösungen hierfür werden auch 2019 auf der Fachpack<br />

zu sehen sein<br />

Bild: Nürnberg Messe/Thomas Geiger<br />

Zur Fachpack, der europäischen<br />

Fachmesse für Verpackungen,<br />

Prozesse und<br />

Technik, erwarten die Veranstalter<br />

ab dem 24. September<br />

2019 rund 45000 Fachbesucher.<br />

Etwa 1600 Aussteller<br />

werden dann drei Tage lang<br />

ihre Innovationen in 12 Messehallen<br />

präsentieren. Zu sehen<br />

sind in Nürnberg Packstoffe<br />

und Packmittel, Packhilfsmittel,<br />

Verpackungsmaschinen,<br />

Etikettier- und Kennzeichnungs<strong>technik</strong>,<br />

Maschinen<br />

und Geräte in der Peripherie.<br />

Weitere Austeller zeigen<br />

Lösungen zu Verpackungsdruck<br />

und -veredelung, Intraund<br />

Verpackungslogistik sowie<br />

Services für die Verpackungsindustrie.<br />

Zum Jubiläumsjahr „40 Jahre<br />

Fachpack“ wird ein Rahmenprogramm<br />

mit Fachvorträgen,<br />

Sonderschauen und Preisverleihungen<br />

geboten. Neu in diesem<br />

Jahr: Neben dem Deutschen<br />

Verpackungspreis werden<br />

erstmals auch die Sustainability<br />

Awards auf der Messe<br />

verliehen.<br />

Für Besucher aus der Medizin<strong>technik</strong><br />

ist auch dieses Jahr<br />

der Themenpark „Verpackung<br />

in der Medizin<strong>technik</strong>, Pharmazie<br />

und Chemie“ in Halle 9<br />

eine Anlaufstelle. Er wird erstmals<br />

ergänzt durch eine Guided<br />

Tour zu Lösungen für<br />

Pharma-, Chemie- und Medizinprodukte.<br />

Die Teilnehmer<br />

der Tour treffen sich am 26.<br />

September um 13:30 Uhr in<br />

Halle 4 am Stand 4-138.<br />

Die Sonderschau „Umweltgerechtes<br />

Verpacken im Premiumbereich“<br />

wird von Bayern<br />

Design im Auftrag der Nürnberg<br />

Messe in Halle 8 präsentiert.<br />

Auf dem Marktplatz<br />

„Smart packaging – printed<br />

Electronics and more“ in Halle<br />

9 geht es unter anderem darum,<br />

wie Printed Electronics<br />

in digitale Verpackungen integriert<br />

werden, wie Smart-Packaging-Lösungen<br />

als Marketing<br />

und Vertriebsinstrument<br />

genutzt werden sowie um<br />

neue Materialien für Funktionalität<br />

und Nachhaltigkeit.<br />

www.fachpack.de<br />

Fachmesse und Symposium<br />

Inspiration, Weiterbildung<br />

und Netzwerk<br />

10. bis 11.<br />

September 2019<br />

Messe Luzern<br />

Jetzt<br />

Gratisticket<br />

lösen!<br />

Gutschein-Nummer<br />

0103 3742 2507 9752<br />

unter medtech-expo.ch eingeben<br />

und Ticket ausdrucken.<br />

Organisationspartner Netzwerkpartner Digitaler Treffpunkt<br />

Veranstalterin<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 39


■ [ TECHNIK ]<br />

Intelligenter Autoinjektor erleichtert<br />

die Selbstmedikation<br />

Integrierte Produktinformation | Der Trend hin zu intelligenten Geräten und das Internet<br />

of Things rücken Anwendersicherheit und Prozesstransparenz in den Fokus. Labels<br />

mit NFC-/RFID-Technologie ermöglichen neue, interaktive Anwendungen auch via<br />

Smartphone und können in viele Produkte integriert werden.<br />

Die dünnen und flexiblen RFID-Inlays lassen<br />

sich einfach und unauffällig in Etiketten integrieren<br />

Bild: Schreiner Medipharm<br />

In den letzten Jahren hat die Interaktion<br />

zwischen einem Produkt und dem entsprechenden<br />

medizinischen Gerät im Sinne<br />

des Schlüssel-Schloss-Prinzips an Bedeutung<br />

gewonnen. Nach diesem Prinzip<br />

können ein mit RFID-Label ausgestattetes<br />

Verbrauchsgut – etwa ein Medikament,<br />

Proben- oder Reagenzienbehälter, das<br />

den Schlüssel darstellt – und das entsprechende<br />

Medizin- oder Laborgerät – das als<br />

Schloss dient – Informationen in Echtzeit<br />

austauschen.<br />

Moderne RFID- und NFC-Inlays, die<br />

dafür verwendet werden, sind dünn und<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Autoinjektor zur Selbstmedikation<br />

RFID- und NFC-Label<br />

Prozesstransparenz in der Intralogistik<br />

Interaktive Anwendungen<br />

Digitale Authentifizierung<br />

flexibel und lassen sich unauffällig in die<br />

Etiketten für Medikamentenbehälter oder<br />

medizinische Geräte einbetten. Für eine<br />

erfolgreiche Implementierung und die erforderliche<br />

Robustheit eines RFID-Labels<br />

ist vor allem die Auswahl eines geeigneten<br />

Antennendesigns, des Chips und des<br />

Label-Aufbaus entscheidend.<br />

Beim Informationsaustausch übernimmt<br />

der RFID-Chip die Steuerung: Bei<br />

der Medikation liest das medizinische Gerät,<br />

etwa ein Autoinjektor, die auf dem<br />

Chip hinterlegten Daten aus, zum Beispiel<br />

Produktcode, Dosierung, Haltbarkeit und<br />

Originalität. Diese Informationen werden<br />

zur Konfiguration des Gerätes verwendet;<br />

Anwendungs- oder Dosierungsfehler sowie<br />

der Einsatz von abgelaufenen, falschen<br />

oder gefälschten Medikamenten<br />

werden verhindert, wie auch eine erneute<br />

Verwendung oder ein Missbrauch des Originalbehälters.<br />

Mit RFID-Label ausgestattete Verbrauchsgüter<br />

oder Ausrüstungen können<br />

bei Herstellern, in Krankenhäusern, Labo-<br />

ren oder weiteren professionellen Anwendungsbereichen<br />

wesentliche Prozesse optimieren.<br />

Ein mögliches Szenario ist ein<br />

automatisiertes Bestandsmanagement:<br />

Durch das automatische Auslesen der entnommenen<br />

und eingelagerten Produkte<br />

sind die Bestände stets aktuell in einer Datenbank<br />

hinterlegt. Moderne Sensor-<br />

Chips können darüber hinaus gleichzeitig<br />

die Integrität des Labels und damit unter<br />

anderem die Erstöffnung oder Manipulation<br />

eines Containers überwachen. Ebenfalls<br />

können mit dem Einsatz von RFID logistische<br />

Material- und Produktflüsse live<br />

überwacht und gesteuert werden: An verschiedenen<br />

Stationen werden die Daten<br />

automatisch erfasst und ermöglichen eine<br />

maximale Transparenz und gleichzeitige<br />

Dokumentation.<br />

Gesicherte Supply Chain durch<br />

digitale Authentifizierung<br />

Smarte Labels mit integrierter Near-Field<br />

Communication-Technologie (NFC) eröffnen<br />

pharmazeutischen Herstellern auch<br />

vielfältige und skalierbare Möglichkeiten<br />

zum Produkt- und Markenschutz, denn<br />

per Smartphone ist eine einfache digitale<br />

Authentifizierung der Arzneimittel<br />

jederzeit und überall durchführbar. Abhängig<br />

vom Bedrohungsszenario er -<br />

möglicht der internationale Übertragungsstandard<br />

NFC zum Beispiel mittels<br />

Passwortschutz, Signaturen oder Verschlüsselungsverfahren<br />

einen zuverlässigen<br />

Schutz vor Fälschungsversuchen.<br />

Bei der Online-Verifikation können auf<br />

dem Chip hinterlegte Informationen, die<br />

40 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


International exhibition and conference<br />

on the next generation of<br />

manufacturing technologies<br />

Frankfurt am Main, 19. – 22.11.2019<br />

formnext.de<br />

Per Smartphone sind dank NFC jederzeit digitale Informationen<br />

zum Medikament verfügbar . Außerdem tragen die smarten Labels<br />

zur Sicherung der Lieferkette bei<br />

Bild: Schreiner Medipharm<br />

Die gesamte Welt<br />

des Additive Manufacturing<br />

Seriennummer oder – in Übereinstimmung<br />

mit den Datenschutzanforderungen<br />

– Nutzerdaten an eine Datenbank gesendet<br />

werden. Die Hersteller erhalten<br />

dadurch wichtige Informationen zur<br />

Überwachung der Lieferkette und können<br />

möglichen Graumarkt-Aktivitäten entgegenwirken.<br />

Schneller und interaktiver<br />

Zugang zu Informationen<br />

Mit NFC-Inlay ausgestattete Labels ermöglichen<br />

ebenfalls einen gegenseitigen<br />

Informationsaustausch mit dem Nutzer.<br />

Beim Auslesen des Chips per NFCfähigem<br />

Smartphone erhält der Anwender<br />

wichtige Informationen über sein Arzneimittel,<br />

die der Hersteller bei Bedarf<br />

jederzeit aktualisieren und anpassen<br />

kann. Die auf dem NFC-Chip gespeicherten<br />

Daten können einfach über das Internet<br />

abgerufen werden. Der Patient oder<br />

das medizinische Fachpersonal verfügt so<br />

über umfangreiche Hintergrundinfor -<br />

mationen zum Produkt – von der eindeutigen<br />

Identifizierung des Medikaments<br />

über die Abfrage des Verfallsdatums bis<br />

hin zu wichtigen Produkt- oder Warnhinweisen.<br />

Ein auf dem Markt erhältliches „Connected<br />

Device“ ist der Smartpilot: eine<br />

elektronische Ergänzung für einen Autoinjektor<br />

mit eingebauter Sensortechnologie.<br />

Die Basis bildet der Ypsomate Autoinjektor<br />

zur Selbstmedikation der Ypsomed<br />

Holding AG aus Burgdorf, Schweiz, und<br />

ein darauf angepasstes NFC-Label von<br />

Schreiner Medipharm, einem Geschäftsbereich<br />

der Schreiner Group GmbH & Co.<br />

KG, Unterschleißheim. Die Technologie<br />

dahinter steckt in der Verbindung von verschiedenen<br />

Sensoren und des in das Label<br />

integrierten NFC-Chips. Die dort hinterlegten<br />

Informationen zum enthaltenen<br />

Medikament werden vom Smartpilot verwendet<br />

und via Bluetooth-Verbindung zu<br />

einer zugehörigen Smartphone-App übertragen.<br />

Die Handhabung für den Anwender ist<br />

einfach: Der Autoinjektor wird in den<br />

Smartpilot eingeschoben und dieser vom<br />

NFC-Label sofort automatisch erkannt.<br />

Der NFC-Chip identifiziert und authentifiziert<br />

das verwendete Medikament und<br />

prüft dessen Haltbarkeit. Entsprechend<br />

der verordneten Therapie kann sich der<br />

Patient in Echtzeit durch den Injektionsprozess<br />

führen lassen und auch die korrekte<br />

Verabreichung rückgemeldet bekommen.<br />

Auch die komplette Injektionshistorie<br />

– von Injektionszeit und -erfolg bis hin<br />

zum Wohlbefinden des Patienten – kann<br />

detailliert gespeichert und mit weiteren<br />

Stakeholdern geteilt werden. Mithilfe dieser<br />

Informationen ist es dem behandelnden<br />

Arzt dann möglich, den weiteren Therapieverlauf<br />

des Patienten anzupassen.<br />

Vor allem aber erhöht das smarte Gerät<br />

die Patientensicherheit und unterstützt<br />

Anwender bei der Selbstmedikation. ■<br />

Arne Rehm<br />

Schreiner Medipharm, Oberschleißheim<br />

www.schreiner-group.com<br />

F&E<br />

Mess<strong>technik</strong><br />

Dienstleistungen<br />

Die Additive Fertigung umgibt eine ganze Welt<br />

an Prozessen.<br />

Anstatt einer Weltreise benötigen Sie jedoch<br />

nur ein Ticket – für die Formnext!<br />

Where ideas take shape.<br />

Offizieller Messehashtag<br />

#formnext<br />

Design und Software<br />

Pre-Processing<br />

04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 41<br />

Werkstoffe<br />

Post-Processing<br />

Fertigungslösungen


■ [ TECHNIK ]<br />

QR-Codes mit Formgedächtnis-Effekt<br />

Kennzeichnung zum Schutz vor Plagiaten | Ein neues Verfahren, um QR-Codes mit<br />

Formgedächtnis-Eigenschaften additiv zu fertigen, haben Mitarbeiter des Fraunhofer-<br />

Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam entwickelt. Sie nutzen<br />

spezielle Polymere für den 3D-Druck.<br />

einem Dual-Extruder-3D-Drucker aufgeschmolzen,<br />

durch feine Düsen gedrückt<br />

und das gewünschte Objekt, hier der QR-<br />

Code, schichtweise aufgebaut. Die erforderlichen<br />

Filamente stellten die Wissenschaftler<br />

des Fraunhofer IAP aus reinem<br />

TPU sowie aus einem mit Pigmentfarbstoff<br />

eingefärbtem TPU im Extrusionsverfahren<br />

her.<br />

QR-Codes aus 3D-gedruckten Formgedächtnispolymeren ermöglichen es,<br />

beispielsweise plagiatsgefährdete Waren zu kennzeichnen<br />

Formgedächtnispolymere zählen zu<br />

den intelligenten Materialien und<br />

können eine ihnen aufgezwungene Form<br />

für eine gewisse Zeit beibehalten. Sobald<br />

die Temperatur erhöht wird, lassen sie<br />

sich quasi „per Knopfdruck“ schalten. Daraufhin<br />

kehren sie nahezu vollständig in<br />

ihre ursprüngliche Form zurück.<br />

Eine mögliche Anwendung für Formgedächtnispolymere<br />

sind Echtheitszertifikate,<br />

die produktbezogene Informationen<br />

freigeben. Hierzu zählen QR-Codes, wie<br />

sie das Fraunhofer IAP mittels additiver<br />

Fertigung entwickelt hat. Nach dem Drucken<br />

wird deren Form so verändert, dass<br />

der QR-Code zunächst nicht mehr auslesbar<br />

ist. Erst durch das Erwärmen über die<br />

Schalttemperatur des Formgedächtnis -<br />

polymers wird die ursprüngliche Form<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Etiketten<br />

Schutz vor Plagiaten<br />

QR-Code erst nach Temperaturänderung<br />

wieder auslesbar<br />

Mit Standard-3D-Druckern herstellbar<br />

Bild: Fraunhofer IAP<br />

wiederhergestellt, so dass der QR-Code<br />

erkennbar wird.<br />

„In der Vergangenheit erwies sich die<br />

Herstellung von Informationsträgern wie<br />

QR-Codes auf Basis von Formgedächtnis-<br />

Polymeren als komplex und arbeitsintensiv“,<br />

erklärt Dr. Thorsten Pretsch, Leiter<br />

der Arbeitsgruppe Formgedächtnispolymere<br />

am Fraunhofer IAP. „Wir drucken<br />

die QR-Codes daher in 3D mit einem thermoplastischen<br />

Polyurethan, kurz TPU.“<br />

Dieser Kunststoff gehöre zu den am intensivsten<br />

untersuchten Formgedächtnis-Polymeren.<br />

Allerdings sei nur wenig dazu<br />

bekannt, wie er sich in der Additiven Fertigung<br />

mittels Schmelzschichtung verarbeiten<br />

lässt. „Wir haben daher sowohl das<br />

Filament hergestellt als auch den Druckprozess<br />

optimiert“, so Pretsch. Beides geschah<br />

im Rahmen des Leistungszentrums<br />

„Integration biologischer und physikalisch-chemischer<br />

Materialfunktionen“.<br />

Das thermoplastische Polyurethan wurde<br />

von der Covestro Deutschland AG zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Für ihre Tests haben die Forscher als<br />

3D-Druckverfahren die Schmelzschichtung<br />

(engl. „Fused Filament Fabrication“,<br />

FFF) eingesetzt. Dabei werden zwei Filamente<br />

aus dem intelligenten Kunststoff in<br />

Schalttemperatur des Polymers<br />

lässt sich einstellen<br />

In Versuchsreihen wurde stets ein gedruckter<br />

QR-Code auf 60 °C erwärmt und<br />

auf verschiedene Arten verformt. In dem<br />

resultierenden Zustand wurde er auf<br />

–15 °C abgekühlt und anschließend entlastet.<br />

Der verformte Zustand ist dann so<br />

lange bei Raumtemperatur stabil, bis der<br />

QR-Code erneut auf 60 °C erwärmt wird.<br />

Das löst den Formgedächtnis-Effekt aus,<br />

und der Code kehrt nahezu vollständig in<br />

die ursprüngliche Form zurück. Die<br />

Schalttemperatur des Polymers kann vorteilhafterweise<br />

– je nach Anwendung – in<br />

einem breiten Temperaturbereich eingestellt<br />

werden.<br />

Wie gut die QR-Codes nach dem Aus -<br />

lösen des Formgedächtnis-Effektes ihre<br />

ursprüngliche Form wieder annahmen,<br />

analysierte ein Forscher-Team des Fraunhofer<br />

ITWM in Kaiserslautern im Rahmen<br />

des Fraunhofer Clusters Programmierbare<br />

Materialien. Sie verglichen die Druckqualität<br />

mit den ursprünglich digital generierten<br />

QR-Codes und werteten die am<br />

Fraunhofer IAP aufgenommenen Ober -<br />

flächenprofile der Codeträger mathe -<br />

matisch aus. „Unsere Kongruenzanalysen<br />

zeigen, dass die QR-Codes nach der Formrückstellung<br />

zu über 87 Prozent mit der<br />

ursprünglichen Form übereinstimmen“,<br />

erklärt Dr. Sarah Staub vom Fraunhofer<br />

ITWM.<br />

Flache und leichte QR-Codes sind für<br />

die Etikettentechnologie interessant, zum<br />

Beispiel für die fälschungssichere Kennzeichnung<br />

von Waren.<br />

(op) ■<br />

www.iap.fraunhofer.de/<br />

42 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Lasercodieren, ans<br />

Material angepasst<br />

Kennzeichnung mit dem Laser | Wie Laserstrahlen<br />

beschaffen sein müssen, um auf einer bestimmten<br />

Verpackung ein gutes Ergebnis zu erzielen, wird in der<br />

Hamburger Laser Academy systematisch untersucht.<br />

Eine gute Topographie der Kartonoberfläche (links) liefert bessere<br />

Ergebnisse bei der Kennzeichnung als ein schlechte Topographie<br />

(rechts). Die Unterschiede zeigen sich im Mikroskop<br />

Bild: Domino Deutschland<br />

Markiert werden heute<br />

Verpackungsmaterialien<br />

ganz unterschiedlicher<br />

Machart: von Faltschachtel -<br />

kartons in Pharma-Qualität bis<br />

hin zu neuen nachhaltigen Materialien<br />

aus Kunststoffalternativen<br />

auf Stärkebasis. Vom Material<br />

hängt aber auch ab, wie<br />

es sich zum Beispiel mit einem<br />

Laser markieren lässt.<br />

Den Faktoren, die das Ergebnis<br />

beeinflussen, geht ein<br />

Team von Spezialisten der Domino<br />

Deutschland GmbH,<br />

Mainz-Kastel, nach. In der unternehmenseigenen<br />

Laser<br />

Academy in Hamburg untersuchen<br />

sie die Zusammensetzung<br />

von Verpackungsmaterialien<br />

akribisch – mit dem<br />

Ziel, Anwendern künftig für<br />

den jeweiligen Fall schnell die<br />

passende Lasercodierlösung<br />

vorschlagen zu können. Im<br />

Rahmen des Programms wird<br />

ein umfangreicher Katalog geprüfter<br />

Materialien erstellt,<br />

die für eine Lasercodierung<br />

geeignet sind.<br />

Laut Stefan Stadler, der das<br />

Team an der Domino Laser<br />

Academy leitet, gehen viele<br />

Unternehmen bisher eher empirisch<br />

vor, testen, ohne zu verstehen,<br />

warum auf bestimmte<br />

Substrate klarere Codes gedruckt<br />

werden können und auf<br />

andere nicht. Bislang sind Codefähigkeit<br />

und Bedruckbarkeit<br />

auch nicht Bestandteil der<br />

Spezifikation, so dass Verpackungslieferanten<br />

das Material<br />

verändern können, den Abnehmer<br />

darüber zu informieren.<br />

Auf die Codierqualität<br />

und die Ausfallzeiten kann<br />

sich das aber auswirken.<br />

Im Laserlabor von Domino<br />

lässt sich eine Veränderung<br />

des Verpackungsmaterials<br />

feststellen. Dort werden auch<br />

Markierungsprofile für neue,<br />

nachhaltigere Verpackungsmaterialien<br />

erstellt. Ein weiterer<br />

Trend sind laut Stadler Verpackungen,<br />

die dünner werden,<br />

um die Kosten zu senken.<br />

„Das wirkt sich auf die Codierund<br />

Markiertechnologie aus,<br />

da die Verpackung zum Codieren<br />

möglicherweise zu dünn<br />

ist und das Material beschädigt<br />

werden könnte.“<br />

www.domino-deutschland.de<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 43


■ [ TECHNIK ]<br />

Prüfsystem erkennt den Fehler<br />

im Kennzeichnungs-Code<br />

Normgerechte Code-Verifikation | Die lückenlose Rückverfolgbarkeit von Produkten<br />

der Pharma- und Medizin<strong>technik</strong> ist genormte Pflicht, und notwendig hinsichtlich der<br />

Patienten- und Rechtssicherheit. Hersteller müssen deshalb die geforderte Qualität<br />

ihrer Produktkennzeichnung sicherstellen.<br />

Der Vision Tube eignet sich zur Integration<br />

in komplette vollautomatisch gesteuerte<br />

Fertigungszellen<br />

Bild: Cretec<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

CE-Kennzeichnung<br />

ID-Qualitätsmanagement<br />

Normgerechte Code-Verifikation<br />

Automatisierung<br />

Rückverfolgbarkeit<br />

Ohne Qualitätsbewertung werden<br />

schlechte Codes erst erkannt, wenn<br />

Leseprobleme entstehen. Wenn Fehler in<br />

Codes – 1D, 2D, auf Labeln oder DPM (Direct<br />

Part Mark) – auftreten, so kann das<br />

viele negative bis schwerwiegende Auswirkungen<br />

und Kosten in der gesamten<br />

Prozesskette verursachen. Beispielsweise<br />

müssen Produktionslinien verlangsamt<br />

oder gestoppt werden, zusätzliche Kosten<br />

entstehen für erneute Markierung, reduzierte<br />

Leseraten, Ausschuss oder Pseudoausschuss.<br />

Kundenunzufriedenheit wird<br />

erkennbar durch Reklamationen, Regress-<br />

bis hin zu Haftungsansprüchen. Es<br />

kann auch Probleme mit der Qualitätszertifizierung<br />

geben.<br />

Bislang gibt es entweder manuelle<br />

Prüfplätze oder fest in die Produktionslinie<br />

integrierte Systeme. Der Vision Tube<br />

der Cretec GmbH, Hammersbach, ist ein<br />

universelles Code-Verifikationssystem,<br />

das sowohl als manueller Prüfplatz als<br />

auch als Inline-System mit einfacher Bedienung<br />

und Installation, hoher Flexibilität<br />

und Leistungsfähigkeit eingesetzt werden<br />

kann. Die zuverlässige Kontrolle der<br />

Codequalität erfolgt mit nur einem Knopfdruck,<br />

stichprobenartig oder auch getriggert<br />

in Serie. Die detaillierten Prüfergebnisse<br />

der Verifikation ermöglichen frühzeitige<br />

Korrekturmaßnahmen für den gesamten<br />

automatisierten ID-Prozess.<br />

Im Grunde genommen ist der Vision<br />

Tube ein komplettes, modulares und offenes<br />

Vision-System, das alle Aufgaben in<br />

einem einzigen Gerät konzentriert. Dazu<br />

gehören unter anderem Strukturprüfungen<br />

der Codes, Klarschrift lesen, mit dem<br />

Code Inhalte abgleichen, Aufgaben der<br />

Serialisierung, Kontrolle auf Vorhandensein,<br />

Lesbarkeit und Qualität des MHD<br />

(Mindesthaltbarkeitsdatum) oder auch<br />

die Anwesenheitskontrolle von Bauteilen.<br />

In fast allen Bereichen der Medizin<strong>technik</strong>,<br />

wie beispielsweise bei Instrumenten<br />

für die Chirurgie, ist die vollständige<br />

Rückverfolgbarkeit per Code unabdingbar.<br />

In der Herstellung wie auch nach<br />

Revisionen müssen besonders hohe Anforderungen<br />

an das Verifizieren der<br />

Codes dieser chirurgischen Instrumenten<br />

erfüllt werden. Per Laser lassen sich auf<br />

den polierten und glänzenden Oberflächen<br />

sowohl lineare, 2D-Matrix als auch<br />

OCR-Codes dauerhaft und fälschungssicher<br />

einarbeiten.<br />

Große Datenmengen<br />

in kurzer Zeit verarbeiten<br />

Code-Verifizierungsprozesse – die Klassifizierung<br />

aller Qualitätsparameter – unterscheiden<br />

sich vom einfachen Lesen der<br />

Codes. Viele mechanische und optische<br />

Parameter wie glänzende Oberflächen<br />

oder Beleuchtung gilt es exakt zu bewältigten.<br />

Es müssen sehr viele Merkmale<br />

wie Größe, Auflösung, Defekte, Reflexion<br />

und Kontrast detektiert werden. Das erfordert<br />

die analytische Bewältigung großer<br />

Datenmengen in möglichst kurzer<br />

Zeit für hohe Taktraten. Hinzu kommen<br />

Anforderungen der Einhaltung von internationalen<br />

ID-Normen und -Standards,<br />

Dokumentation, Benutzerverwaltung<br />

44 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Cretec<br />

Blitzschnell mit nur<br />

einem Knopfdruck<br />

erfolgt die normgerechte<br />

Code-Verifikation<br />

durch die<br />

LED-Farbanzeige<br />

und Einbindung in die interne und externe<br />

Unternehmenskommunikation.<br />

Eine für den Anwender wichtige Besonderheit<br />

beim Verifizieren des Codes ist<br />

die modulare, einfache und sehr schnell<br />

austauschbare, jeweils kalibrierte variable<br />

Multi-Colorbeleuchtung. Entsprechend<br />

der Anforderung stehen vier RGB-<br />

LED-Beleuchtungsmodule zur Verfügung:<br />

On-Axis – Koax, Of Axis (Diffus) – Dome,<br />

vier Segment 30° (Dunkelfeld) und vier<br />

Segment 45° (Low Angle). Dies schafft<br />

die Voraussetzungen, um die vielen Parameter<br />

– Beurteilung der Lesbarkeit entsprechend<br />

den genormten Qualitätsrichtlinien<br />

– an den Anwendungsfall anzupassen.<br />

Das betrifft Helligkeit, Kontrast, Defekte,<br />

Verschmutzungen, Verzerrungen<br />

und viele weitere Parameter.<br />

Der Vision-Kernel Vision Tube beruht<br />

auf der sehr fein detektierenden Software<br />

Halcon Steady 18.11. Version. So wird die<br />

Codequalität mit hoher Zuverlässigkeit<br />

analysiert, in die entsprechenden Qualitätsstufen<br />

eingeordnet, als Ergebnis abgespeichert<br />

und in die interne und externe<br />

Unternehmenskommunikation integriert.<br />

Die unmittelbare Anzeige erfolgt aus<br />

allen Richtungen gut einsehbar mittels<br />

Leuchtring an der Oberseite. Entsprechend<br />

dem internationalen Bewertungssystem<br />

unterscheidet die LED-Anzeige<br />

Qualitätsstufen in den Farben Grün<br />

(A+B), Gelb (C) und Rot (D+F). In der<br />

Qualitätsstufe A sind die Codes durchgängig<br />

selbst unter erschwerten Bedingungen<br />

lesbar. Die Stufe B kann geringfügige<br />

Mängel aufweisen, gewährleistet aber<br />

dennoch die volle Dechiffrierbarkeit des<br />

Codes.<br />

■<br />

Kamillo Weiss<br />

Fachjournalist in Leinfelden-Echterdingen<br />

www.cretec.gmbh<br />

Normgerechte Verifikation<br />

Der Vision Tube bietet die normgerechte<br />

Verifikation nach ISO 15415, 15416 und<br />

29158 (AIM/DPM). Modular aufgebaut<br />

im stabilen Aluminiumgehäuse mit Abmessungen<br />

von 200 mm Durchmesser<br />

und 200 mm Höhe, wird das System in<br />

der Schutzklasse IP54/IP65 angeboten.<br />

Der Verifier ist ab Werk in allen Fokusebenen<br />

kalibriert und funktioniert für den<br />

Kunden nach dem Prinzip Plug & Work<br />

innerhalb weniger Sekunden. Ein Monitor<br />

kann direkt über die HDMI-Buchse<br />

und USB angeschlossen werden. Der Vision<br />

Tube ist laut Anbieter das einzige Verifikationssystem<br />

mit Autofokus – das Patent<br />

ist angemeldet. Die 10-MP-Kamera<br />

gewährleistet mit einem Aufnahmefeld<br />

von 100 mm Durchmesser die hohe Auflösung<br />

für sichere Detektion selbst sehr<br />

kleiner 1D- und 2D-Codeabmessungen.<br />

Das schnelle Autofokusobjektiv flexibilisiert<br />

die Handhabung der Prüfobjekte.<br />

Das Objekt wird zur Glasplatte (Kamerasichtfeld)<br />

grob positioniert und das Ergebnis<br />

normgerechter Codequalität sofort<br />

angezeigt und gespeichert. Ein Drucker<br />

für das Prüfprotokoll kann direkt<br />

über USB/RS232 angeschlossen werden.<br />

Die Verifikation erfolgt in der Datenvalidierung<br />

konform zu allen gängigen internationalen<br />

Normen von 1D-(nach<br />

ISO15416) und 2D-(nach ISO15415,<br />

ISO29158, AIM/DPM)-Codes.<br />

Bild: Cretec<br />

04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 45


■ [ TECHNIK ]<br />

Manchmal kommt der Keim<br />

mit dem neuen Etikett<br />

Strahlensterilisation | Werden Medizinprodukte mit Strahlen sterilisiert, können sich<br />

schon geringe Veränderungen am Produkt oder im Prozess negativ auf die Validierung<br />

auswirken. Regelmäßige Tests und Dose-Audits helfen, Probleme zu vermeiden.<br />

Die mikrobiologischen Untersuchungen nach der Strahlensterilisation sind aufwendig<br />

– doch nur sie zeigen, ob alle Bedingungen zum Abtöten der Keime erfüllt<br />

werden<br />

Für das Sterilisieren von Medizinprodukten<br />

stehen verschiedene Verfahren<br />

zur Verfügung. In Deutschland ist ein<br />

Trend zur Strahlensterilisation zu beobachten,<br />

wobei besonders häufig die<br />

Gamma sterilisation genutzt wird. Doch<br />

auch die Elektronenstrahlensterilisation,<br />

kurz E-Beam genannt, zeigt eine gewisse<br />

Zunahme. Darüber hinaus werden neue<br />

Technologien, wie die X-Ray-Sterilisation<br />

mit Röntgenstrahlen, interessant.<br />

Jedes dieser Verfahren muss jedoch einer<br />

Validierung unterzogen werden, wofür<br />

verschiedene Verfahren zur Verfügung<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Strahlensterilisation<br />

Gute Ergebnisse erreichbar<br />

Ursachen für Probleme<br />

bei der Validierung<br />

Vorsicht bei Änderungen am Prozess<br />

Bild: BBF Sterilisationsservice<br />

stehen. Dass es zu Beanstandungen<br />

kommt, ist eher selten – bei der BBF Sterilisationsservice<br />

GmbH in Kernen zum Beispiel<br />

werden jährlich über 9000 Prüfungen<br />

der Sterilität nach Verifikationsdosisbestrahlung<br />

durchgeführt. Dabei liegt die<br />

Rate der positiven Tests bei 0,10 bis<br />

0,35 %. Das ist sehr wenig: Laut DIN EN<br />

ISO 11137-2 ist, je nach gewähltem Verfahren,<br />

ein unsteriler Ansatz aus zehn<br />

oder hundert Ansätzen erlaubt.<br />

Doch sind die Fälle, in denen die Validierung<br />

nicht gelingt, für den Hersteller<br />

besonders relevant, und es lohnt sich daher,<br />

einen Blick auf die Ursachen zu werfen,<br />

die zu unzureichenden Ergebnissen<br />

führen können. So zeigte sich bei einem<br />

Auftraggeber, der eine Revalidierung seiner<br />

Sterilisationsvalidierung nach<br />

VD max<br />

25<br />

wünschte, dass nach einer Verifikationsdosisüberprüfung<br />

eine Vielzahl<br />

der Steriltests bewachsen war. In den unsterilen<br />

Ansätzen war Bacillus circulans,<br />

ein sporenbildendes Bakterium, nachweisbar.<br />

Diese positiven Ansätze waren nicht<br />

durch eine hohe Keimbelastung der Produkte<br />

zu erklären. Deren Keimzahl lag bei<br />

etwa einer Koloniebildenden Einheit<br />

(KBE) je Produkt. Nach näherer Untersuchung<br />

zeigte sich, dass eine parallele Revalidierung<br />

mit ähnlichen Produkten<br />

nicht gescheitert war. Der einzige Unterschied<br />

zum problematischen Fall war ein<br />

Etikett auf dem Innenbeutel des Doppelbeutelsystems.<br />

Es stellte sich heraus, dass<br />

der Auftraggeber für die gescheiterte Revalidierung<br />

ein anderes Etikett verwendet<br />

hatte als für seine übliche Produktion. Es<br />

sollte das Handling vereinfachen, aber im<br />

Kleber dieser Etiketten waren sporenbildende<br />

Bakterien fixiert. Diese waren vorab<br />

nicht aufgefallen, da sie beim Verfahren<br />

für die übliche Keimzahlbestimmung<br />

nicht extrahierbar und somit nicht detektierbar<br />

waren. Hier brachte also ein verändertes<br />

Etikett die Revalidierung zum<br />

Scheitern.<br />

Suche nach Ursachen ähnelt<br />

zuweilen einer Detektivarbeit<br />

Dass solche Probleme zwar selten, aber<br />

kein Einzelfall sind, fiel auch im Rahmen<br />

einer anderen Revalidierung auf, bei der<br />

eine nicht-akzeptable Anzahl unsteriler<br />

Ansätze bei der Verifikationsdosisüberprüfung<br />

auftrat. In den bewachsenen Ansätzen<br />

wurden Methylobakterien nachgewiesen,<br />

die in der Basisvalidierung bisher<br />

nicht aufgetreten waren. Die Basisvalidierung<br />

musste aufgrund der unerklärlichen<br />

und wiederholt nachgewiesenen Änderung<br />

des Keimspektrums wiederholt werden.<br />

Letztlich konnten die Keime nur<br />

durch das komplette Erneuern der Wasseranlage<br />

im Gebäude sowie des Herstellraums<br />

eliminiert werden.<br />

Ein einmaliger Fall, der ebenfalls für<br />

Kopfzerbrechen sorgte, war eine Basis -<br />

validierung, bei der nach Bestrahlung mit<br />

der Verifikationsdosis mehr als die Hälfte<br />

aller Steriltestansätze positiv war. Hier<br />

46 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


zeigten sich in den bewachsenen Ansätzen<br />

eine relativ hohe Anzahl an Deinococcen.<br />

Diese Art neigt zu einer 50-fach höheren<br />

Strahlenresistenz als Escherichia<br />

coli. Die Keime stammten aus Rohstoffen<br />

und waren daraus auf Grund der Natur<br />

der Rohstoffe auch nicht eliminierbar,<br />

weshalb schließlich die Sterilisationsdosis<br />

erhöht wurde.<br />

Bei Sterilisationsverfahren wie der Behandlung<br />

mit Ethylenoxid oder der<br />

Dampfsterilisation werden etablierte biologische<br />

Indikatoren mit höchstmöglicher<br />

Resistenz verwendet. Bei der Strahlensterilisation<br />

allerdings wirken sich Änderungen<br />

am Produkt, am Herstellprozess, am<br />

Herstellort und so weiter auf die Sterilisationsvalidierung<br />

aus: Denn bei der Validierung<br />

der Strahlensterilisation wird der<br />

tatsächliche Bioburden berücksichtigt.<br />

Mit der Verifikationsdosis überprüft man<br />

daher, ob der auf dem Produkt befindliche<br />

Bioburden der aus der DIN EN ISO<br />

11137-2 angenommen Verteilung oder<br />

auch Modellpopulation folgt.<br />

Änderungen am Produkt oder den Produktionsprozessen<br />

sollten daher sehr kritisch<br />

bezüglich ihrer Auswirkungen auf<br />

die Sterilisationsvalidierung bewertet<br />

werden. Regelmäßige Dose-Audits helfen,<br />

eventuelle Einflüsse zu bewerten. ■<br />

PD Dr. Andrea Nolte-Karayel<br />

BBF Sterilisationsservice, Kernen<br />

www.sterixpert.de<br />

Validierung nach Bestrahlung<br />

Vorteile<br />

Nachteile<br />

Verfahren I<br />

• Geringere Sterilisationsdosis<br />

für strahlungsempfindliche<br />

Materialien prinzipiell möglich<br />

• Geeignet für Produkte mit<br />

Keimzahl mehr als 1000 KBE<br />

• Höhere Kosten, da Verifikationsdosisüberprüfung<br />

an 100 Produkten stattfindet<br />

• Festgesetzte Mindestdosis oft<br />

in Praxis nicht umsetzbar<br />

Die Validierung der Strahlensterilisation<br />

ist in der DIN EN ISO 11137 erläutert und<br />

gliedert sich in drei wichtige Teilaspekte.<br />

■ Anwendungstechnische Validierung:<br />

Bei der anwendungstechnischen Validierung<br />

muss der Hersteller überprüfen,<br />

ob das sterilisierte Produkt sein Eigenschaftsprofil<br />

über das Haltbarkeitsdatum<br />

hinaus erfüllt. Diese Anforderungen<br />

bezieht sich sowohl auf<br />

das Material des Produkts als auch auf<br />

das Material des Packmittels.<br />

■ Bestimmung der Dosisverteilung:<br />

Für jedes Produkt wird ein Dosisminimum<br />

sowie ein Dosismaximum festgelegt.<br />

Die Dosisverteilung wird bestimmt,<br />

um sicher zu gehen, dass diese<br />

bei vorgegebener Verpackung weder<br />

über- noch unterschritten werden.<br />

■ Mikrobiologische Sterilisationsvalidierung:<br />

Für die meist aufwendigen mikrobiologischen<br />

Untersuchungen werden<br />

in der DIN EN ISO 11137-2 mehrere<br />

Verfahren vorgeschlagen. Bei 90 %<br />

der Basisvalidierungen wird die Dosisbestätigung<br />

(VD max 25 ) eingesetzt. Die<br />

Dosisfestsetzung (Verfahren I) ist bei<br />

den Revalidierungen mit 85 % sehr<br />

verbreitet.<br />

VD max<br />

25<br />

• Weniger Produkte für die<br />

Verifikationsdosis benötigt,<br />

somit geringere Kosten<br />

• Optimal für Standard-Bestrahlungsprozesse<br />

• Produkte mit Keimbelastung von mehr<br />

als 1000 KBE können nicht mit diesem<br />

Verfahren validiert werden<br />

Die gängigen Verfahren zur mikrobiologischen Sterilisationsvalidierung bieten<br />

verschiedene Vor- und Nachteile<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 47<br />

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■ [ TECHNIK ]<br />

Schnee reinigt den Stent<br />

trocken und prozesssicher<br />

Oberflächenreinigung | Komplexe Geometrien und hohe Reinheitsanforderungen<br />

machen die Endreinigung von Stents zu einer besonders anspruchsvollen Aufgabe in<br />

der Medizin<strong>technik</strong>. Ein Hechinger Hersteller löst sie bei einem neuen Produkt mit<br />

der Quattroclean-Schneestrahltechnologie.<br />

Während der Reinigung rotiert<br />

der Stent und wird in der<br />

Prozesskammer auf- und ab<br />

bewegt . Beide Düsen sind<br />

jeweils mit einer Strahlüberwachung<br />

ausgestattet, die die<br />

Konsistenz des Schnee-Druckluftstrahls<br />

überwachen<br />

Bild: ACP/Bentley<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Oberflächenreinigung im Reinraum<br />

Stentfertigung<br />

Schneestrahltechnologie<br />

Auch für empfindliche, filigrane und fein<br />

strukturierte Oberflächen geeignet<br />

Die Leidenschaft, innovative Produkte<br />

für die minimal-invasive Behandlung<br />

von Gefäßerkrankungen zu entwickeln,<br />

zu fertigen und zu vertreiben, hat<br />

die Bentley Innomed GmbH seit der Gründung<br />

2009 zu einem führenden Hersteller<br />

in diesem Bereich gemacht. Das Produktportfolio<br />

des familiengeführten Unternehmens<br />

umfasst fünf Stent- und Stent-<br />

Graft-Systeme in verschiedenen Matrixgrößen.<br />

Eingesetzt werden die Implantate<br />

für die intraluminale Behandlung von<br />

akuten koronaren Gefäßperforationen<br />

und Rupturen bis hin zur medizinischen<br />

Versorgung von Aneurysmen oder Perforationen<br />

in Becken- und Nierenarterien.<br />

Entwicklung und Herstellung der Produkte<br />

erfolgen ausschließlich am Firmensitz<br />

im süddeutschen Hechingen.<br />

Eine der jüngsten Entwicklungen der<br />

engagierten Medizin<strong>technik</strong>er ist ein neues<br />

Stentsystem aus superelastischem Nitinol.<br />

Während der Herstellung werden die<br />

Nitinolrohre zunächst mit Schneidlasern<br />

strukturiert, dann wärmebehandelt und<br />

elektropoliert. Nach diesen Prozessen erfolgt<br />

die Endreinigung, nach der die Implantate<br />

entsprechend der Risikoanalyse<br />

von Bentley innen und außen frei von Partikeln<br />

und chemischen Verunreinigungen<br />

sein müssen. „Aufgrund der Produktgröße<br />

können wir unsere vorhandene Reini-<br />

gungsmethode für die neuen Stents nicht<br />

einsetzen. Wir haben deshalb nach einem<br />

zuverlässigen Reinigungsverfahren gesucht,<br />

mit dem die erforderliche Reinheit<br />

reproduzierbar hergestellt und der Personalaufwand<br />

gering gehalten wird“, beschreibt<br />

Hansjörg Haller, R & D Projektleiter<br />

bei Bentley, die Anforderungen. Eine<br />

Herausforderung für die Reinigung stellen<br />

die filigranen Strukturen und engen<br />

Radien der Implantate dar.<br />

Schnee für die trockene und<br />

rückstandsfreie Endreinigung<br />

Eine Lösung fanden die Hechinger in der<br />

Quattroclean-Schneestrahltechnologie<br />

der ACP Systems AG. „Wir haben uns<br />

durch Reinigungsversuche im Technikum<br />

des Herstellers davon überzeugt, dass wir<br />

mit dieser Reinigungslösung die geforderten<br />

Ergebnisse stabil erzielen“, berichtet<br />

Haller. Das umweltgerechte Verfahren<br />

48 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: ACP/Bentley<br />

Bild: ACP<br />

Der Roboter positioniert die gereinigten Stents in einem Tray auf<br />

der Reinraumseite des Reinigungsmoduls. Es wird für die abschließende<br />

Katheterintegration und Sterilisation manuell entnommen<br />

Die patentierte Technologie mit Zweistoff-Ringdüse für den<br />

CO 2<br />

- und den Druckluft-Mantelstrahl sorgt für eine konstante<br />

Reinigungsleistung – auch im automatisierten Betrieb<br />

nutzt flüssiges, unbegrenzt haltbares und<br />

nicht-korrosives und nicht-brennbares<br />

Kohlendioxid als Reinigungsmedium. Es<br />

entsteht als Nebenprodukt bei chemischen<br />

Prozessen und der Energiegewinnung<br />

aus Biomasse.<br />

Wesentliche Komponente des Reinigungssystems<br />

ist eine verschleißfreie<br />

Zweistoff-Ringdüse. Durch diese werden<br />

die entsprechend für die hohen Anforderungen<br />

an die Produktsauberkeit aufbereiteten<br />

Medien geleitet. Das Kohlendioxid<br />

entspannt beim Austritt aus der Düse<br />

zu feinem CO 2<br />

-Schnee, der von einem separaten,<br />

ringförmigen Druckluft-Mantelstrahl<br />

gebündelt und auf Überschallgeschwindigkeit<br />

beschleunigt wird. Trifft<br />

der -78,5 °C kalte und gut fokussierbare<br />

Schnee-Druckluftstrahl auf die Ober -<br />

fläche, kommt es zu einer Kombination<br />

aus thermischem, mechanischem, Sublimations-<br />

und Lösemitteleffekt. Das Zusammenspiel<br />

dieser vier Wirkmechanismen<br />

entfernt teilchenförmige und filmische<br />

Verunreinigungen, wie Partikel, Mikrograte,<br />

Staub, Fette und Fingerabdrücke<br />

prozesssicher und reproduzierbar. Die<br />

Reinigung erfolgt materialschonend, so<br />

dass auch filigrane und fein strukturierte<br />

Oberflächen behandelt werden können.<br />

Für die vollautomatisierte Reinigung<br />

der Stents konzipierte das Unternehmen<br />

aus Zimmern ob Rottweil ein auf Standardmodulen<br />

basierendes, reinraumgerechtes<br />

Reinigungssystem. „Die Anpassung<br />

sämtlicher Prozessparameter wie<br />

Anzahl und Auslegung der Düsen, Volumenströme<br />

für Druckluft und Kohlendioxid,<br />

Strahlbereich und -zeit sowie der<br />

Bewegungsablauf während der Reinigung<br />

erfolgte durch ACP auf Basis des gemeinsam<br />

mit uns erstellten Pflichtenhefts“, ergänzt<br />

der Projektleiter. Das Reinigungsmodul<br />

dient gleichzeitig als Schleuse zwischen<br />

Sauber- und Reinraum.<br />

CO 2<br />

-Schnee trocknet die<br />

Implantat-Oberfläche sofort<br />

Die Zuführung der Stents in das Reinigungsmodul<br />

erfolgt von der Sauberraumseite<br />

mit Trays. Diese sind mit jeweils 30<br />

produktspezifischen Werkstückträgern<br />

bestückt. Ein für den Einsatz im Reinraum<br />

ausgelegter Roboter entnimmt jeweils einen<br />

Stent an einer speziellen Haltevorrichtung<br />

des Werkstückträgers und führt<br />

diesen in die trichterförmige Prozesskammer.<br />

Dort strahlen zwei diametral positionierte<br />

und nach unten ausgerichtete Düsen<br />

auf das rotierende Implantat, während<br />

es vom Handlingsystem nach unten<br />

und wieder zurück bewegt wird.<br />

Durch die Absaugung werden die abgelösten<br />

und durch die aerodynamische<br />

Kraft der Druckluft von der Bauteiloberfläche<br />

abgeführten Verunreinigungen<br />

kontinuierlich aus der Prozesskammer<br />

entfernt. Da das kristalline Kohlendioxid<br />

während der Reinigung vollständig in den<br />

gasförmigen Zustand übergeht, sind die<br />

Implantate sofort trocken. „Die rückstandfreie<br />

Reinigung ist ebenfalls ein Vorteil.<br />

Dadurch besteht nicht die Gefahr,<br />

dass sich danach noch irgendeine Schicht<br />

auf den Oberflächen befindet“, merkt der<br />

Projektleiter an. Nach dem Reinigungsprozess<br />

platziert der Roboter das Implantat<br />

auf einem auf der Reinraumseite bereitgestellten<br />

Tray. Sobald dieses komplett<br />

befüllt ist, wird es manuell in den<br />

Reinraum transportiert, wo der Stent in<br />

den Katheter integriert und die Sterilverpackung<br />

durchgeführt werden.<br />

Für eine gleichbleibend hohe Prozessqualität<br />

wird die Strahlkonsistenz jeder<br />

Düse – einer der wesentlichen Parameter<br />

für ein gleichbleibend gutes Reinigungsergebnis<br />

– kontinuierlich mit einem Sensorsystem<br />

überwacht. Darüber hinaus erfolgt<br />

eine Überwachung der Düsen hinsichtlich<br />

CO - und Druckluftzufuhr sowie<br />

2<br />

Strahldauer. Die ermittelten Werte werden<br />

automatisch gespeichert und können<br />

an ein übergeordnetes System zur Erfassung<br />

aller Produktionsdaten übergeben<br />

werden. Diese Daten-Transparenz leistet<br />

einen wichtigen Beitrag zur Validierung,<br />

Dokumentation und Rückverfolgbarkeit<br />

der Reinigung. „Wir haben hier gemeinsam<br />

mit ACP eine Reinigungslösung erarbeitet,<br />

die unsere Anforderungen reproduzierbar<br />

erfüllt und einfach zu bedienen<br />

ist“, fasst Hansjörg Haller zusammen. ■<br />

Doris Schulz<br />

Journalistin in Korntal<br />

www.acp-systems.com<br />

www.bentley.global<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 49


■ [ TECHNIK ]<br />

Was Plasma durch eine neue Technik<br />

im Katastrophenschutz leisten könnte<br />

Dekontamination mit DBD-Plasma | Im Verbundprojekt Moplasdekon haben die<br />

Partner einen mobilen Plasma-Desinfektor entwickelt, mit dem sich zum Beispiel<br />

Krankentransportwagen desinfizieren lassen. Die Technik weicht von industriell<br />

genutzten Verfahren ebenso ab wie von Ansätzen zur Plasmasterilisation.<br />

Das mobile Plasma-Dekontaminationssystem kann im Katastropheneinsatz die Innenräume<br />

ganzer Krankentransportwagen desinfizieren. Chemikalien sind dafür nicht erforderlich<br />

Atmosphärische Plasmasysteme für<br />

die Industrie sind in der Regel fest in<br />

ihre Fertigungslinien integriert. Niederdruck-Plasmaanlagen,<br />

wie sie bereits für<br />

die Sterilisation von Produkten entwickelt<br />

wurden, sind aufgrund der erforderlichen<br />

Vakuumkammer in der Regel groß und<br />

schwer. Beide arbeiten unter Rahmenbedingungen,<br />

die einer industriellen Umgebung<br />

angepasst sind. Der Gedanke, Plasma<br />

zur Oberflächenbehandlung für mobile<br />

Anwendungen zur Verfügung zu stellen,<br />

liegt da nicht am nächsten. Genau das<br />

ist aber den Partnern im Verbundprojekt<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Plasma zur mobilen Dekontamination<br />

■ Dielectric Barrier Discharge zur<br />

Erzeugung des Plasmas<br />

■ Wirksamkeit nachgewiesen<br />

■ Für verschiedene Oberflächen geeignet<br />

Bild: Plasmatreat<br />

Moplasdekon gelungen: Mit der von ihnen<br />

entwickelten Technik lassen sich verseuchte<br />

Oberflächen mittels Plasma dekontaminieren,<br />

ohne dass gesundheitsgefährdende<br />

und umweltbelastende Chemikalien<br />

eingesetzt werden müssen.<br />

Dieser Ansatz ist für den Katastrophenschutz<br />

interessant, und so wurde das Projekt<br />

im Rahmen des vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

initiierten Programms „Forschung für die<br />

zivile Sicherheit“ drei Jahre lang gefördert<br />

– bis Mitte dieses Jahres. In dieser<br />

Zeit haben die Partner nicht nur das neuartige,<br />

mobile Plasmasystem entwickelt,<br />

sondern auch dessen Wirksamkeit sowie<br />

die praktischen Einsatzmöglichkeiten auf<br />

diversen Oberflächen getestet. So lassen<br />

sich Schutzanzüge, die von Einsatzkräften<br />

getragen wurden und mit gefährlichen<br />

Keimen verunreinigt sein können,<br />

ebenso schnell und effektiv dekontaminieren<br />

wie die Innenräume von Krankentransportwagen.<br />

Als Partner im Verbund haben die Plasmatreat<br />

GmbH, Steinhagen, das Fraunhofer-Institut<br />

für Verfahrens<strong>technik</strong> und Verpackung<br />

(IVV), Freising und die M-U-T<br />

GmbH zusammengearbeitet, ein Hersteller<br />

von Messgeräten für Medizin- und Umwelt<strong>technik</strong><br />

aus Wedel. Die technische<br />

Entwicklung und das Design der Plasmaanlage<br />

selbst waren Aufgabe von Plasmatreat,<br />

einem Unternehmen, das auf atmosphärische<br />

Plasmaoberflächentechnologie<br />

spezialisiert ist. Die Plasmatreat-<br />

Fachleute haben den Stromgenerator gebaut,<br />

der erforderlich ist, um das Plasma<br />

zu erzeugen, und auch die Plasmadüse sowie<br />

weitere Teile für den Demonstrator.<br />

Konzentration des Plasmagases<br />

wird im Wagen gemessen<br />

Der Demonstrator steht derzeit in Freising,<br />

wo die Anlage am Fraunhofer IVV<br />

mikrobiologisch evaluiert wurde. Ob das<br />

Plasma die Oberflächen unterschiedlicher<br />

Materialien wirksam dekontaminiert<br />

und desinfiziert, haben die Forscher mit<br />

Bakterien, Pilzen und Viren getestet.<br />

M-U-T entwickelte wiederum spezielle<br />

Gas-Analysatoren, die ihre Daten direkt<br />

an den mobilen Stromgenerator des Plasmasystems<br />

senden. Einer von ihnen misst<br />

das Plasma am Düsenausgang bei Beginn<br />

der Dekontaminationsphase. Der andere<br />

befindet sich im Inneren des zu dekontaminierenden<br />

Raumes – also beispielsweise<br />

des Krankenwagens – und meldet dem<br />

Generator, wann das Plasmagas dort eine<br />

ausreichende Konzentration erreicht hat.<br />

Der Moplasdekon-Demonstrator arbeitet<br />

mit einem unter Normaldruck erzeugtes<br />

Plasmagas. Dieses wird jedoch nicht –<br />

wie in der Industrie zur Reinigung und<br />

Aktivierung von Materialoberflächen angewandtes<br />

Openair-Plasma – mit Hilfe einer<br />

lichtbogenartigen Entladung generiert.<br />

Die neu entwickelte Sterilisations-<br />

50 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


düse mit der Bezeichnung CD-40 bedient<br />

sich zur Erzeugung des Plasmas vielmehr<br />

der dielektrischen Barriereentladung,<br />

kurz auch als DBD für Dielectric Barrier<br />

Discharge bezeichnet. „Mit dieser Technologie<br />

wird im Gegensatz zum üblichen Atmosphärendruckplasma<br />

ein reaktives<br />

Plasmagas mit langer Lebensdauer erzeugt,<br />

das sich zur Desinfektion und sogar<br />

Sterilisation von größeren Volumina von<br />

bis zu fünf Kubikmeter eignet“, erläutert<br />

Dr. Alexander Knospe, Leiter Innovationsmanagement<br />

bei Plasmatreat und Verbundkoordinator<br />

für das Projekt. „Das<br />

entspricht in etwa dem Raum inhalt eines<br />

Krankentransportwagens, der mit dem<br />

DBD-Verfahren chemiefrei in etwa ein bis<br />

zwei Stunden entkeimt werden kann.“<br />

Um einen kontinuierlichen und reproduzierbaren<br />

Betrieb sicherzustellen, wird<br />

der Plasmaprozess spektroskopisch überwacht.<br />

Gefragt nach den in den Tests bislang<br />

behandelten Materialien sagt Prof.<br />

Dr. Thomas Schmitt-John, Leiter der Abteilung<br />

Plasma-Life-Science des Anlagenbauers:<br />

„Wir haben Versuche auf Glas-,<br />

Kunststoff- und Metalloberflächen durchgeführt<br />

und bisher keinen Unterschied bei<br />

der Entkeimungsleistung festgestellt.“ Da<br />

das DBD-Plasmagas relativ kalt und der<br />

Abstand der Düse zum Substrat ohnehin<br />

groß sei, könnten auch thermisch empfindliche<br />

Kunststoffe entkeimt werden.<br />

Mit der CD-40-Düse konnte eine Keimreduktion<br />

von sechs Log-Stufen erreicht<br />

werden. Das entspricht einer Reduktion<br />

von Bakterien um den Faktor eine Million,<br />

was den Anforderungen für eine Sterilisation<br />

genügt. Die bakterizide und fungizide<br />

wie auch antivirale und sporizide Wirkung<br />

der Technologie ist damit in den<br />

Entkeimungstests nachgewiesen.<br />

Gebraucht wird nur elektrische<br />

Energie und Luft als Prozessgas<br />

Interessant ist das neue System unter anderem,<br />

weil es im Gegensatz zu bisher üblichen<br />

Dekontamina tionsverfahren, die<br />

auf chemische Wirkstoffe wie Peroxy -<br />

essigsäure (PES) oder Wasserstoffperoxid<br />

setzen, nur elektrische Energie und Luft<br />

als Prozessgas benötigt. Die genannten<br />

Chemikalien sind nicht nur gefährlich für<br />

die Gesundheit der Einsatzkräfte, sondern<br />

auch umweltbelastend. Daher müssen<br />

sie mit oft großem Aufwand in die<br />

verseuchten Gebiete gebracht, dort vorgehalten<br />

und schließlich entsorgt werden.<br />

Falls an der Einsatzstelle keine Stromversorgung<br />

über eine Netzspannung gegeben<br />

ist, verfügen Rettungsorganisationen<br />

über Notstromaggregate, an denen<br />

die Plasmaeinheit dann betrieben werden<br />

kann. Sollte auch das nicht funktionieren,<br />

könnte das System auf einen eingebauten<br />

Lithium-Ionen-Akku zurückgreifen. Dieser<br />

kann im Notfall sogar über die Autobatterie<br />

eines Einsatzfahrzeugs aufgeladen<br />

werden.<br />

Dass der Plasma-Desinfektor so kompakt<br />

und relativ leicht sein sollte, dass ein<br />

Mensch ihn tragen kann, war erklärtes<br />

Unterstützung von<br />

erfahrenen Helfern<br />

Für Fragen zum Alltag des Katastrophenschutzes<br />

hatten die Beteiligten<br />

im Verbundprojekt vier assoziierte<br />

Partner: die Spezialeinheit Analytische<br />

Task Force Biologie (ATF B) der<br />

Feuerwehr Essen, die Rettungsund<br />

Katastrophenexperten des<br />

Bayerischen Roten Kreuzes (BRK)<br />

und den hessischen Händler von<br />

Sonderzelten Thorsten Schöppner,<br />

Inhag Zelte und Zubehör. Vierter<br />

praktischer Ratgeber war die<br />

zentrale Bundeseinrichtung für<br />

Krankheitsüberwachung und<br />

-prävention, das Robert Koch-Institut<br />

(RKI), Berlin, welches selbst eine<br />

Einsatzgruppe für biologische Gefahrenlagen<br />

unterhält.<br />

technisches Ziel des Forschungsprojekts.<br />

Ein solches Gerät gibt es bislang nicht.<br />

Das zukünftige Moplasdekon-Produkt<br />

wird mit 25 kg Gewicht schnell einsetzbar<br />

und noch bedienerfreundlicher als der<br />

Demonstrator gestaltet werden. ■<br />

Inès A. Melamies<br />

Fachjournalistin in Bad Honnef<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 51<br />

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■ [ TECHNIK ]<br />

Perfekte Oberfläche fürs Hüftgelenk<br />

Schleppfinish-Verfahren | Eine perfekte Oberfläche, wie sie Schleppfinish-Anlagen<br />

ermöglichen , verlängert die Verwendungsdauer von Gelenkimplantaten im Körper.<br />

Die DF-Maschine von Otec stellt die richtige Kombination von Verfahrensmittel,<br />

Werkzeughalter und Prozessparameter für eine hohe Oberflächenqualität sicher.<br />

Bild: Otec<br />

Hüftschäfte und Hüftkugeln erhalten in<br />

der Schleppfinish-Anlage hochglanzpolierte<br />

Oberflächen<br />

Damit das künstliche Hüftgelenk gut<br />

eingebaut werden kann und einer<br />

langen Tragedauer von Hüftkopf und<br />

Hüftpfanne nichts mehr im Weg steht,<br />

gibt es wichtige Faktoren bei der Herstellung<br />

der Gelenkimplantate, wie das Design,<br />

die Verankerung und die Beschaffenheit<br />

der Oberflächen. Der künstliche<br />

Hüftkopf besteht zum einen aus der Hüftkugel<br />

und zum anderen aus dem Hüftschaft.<br />

Hüftschäfte können entweder zementiert<br />

oder nicht zementiert im Markraum<br />

eingebaut werden. Ein Hüftschaft,<br />

der nicht zementiert wird, ist teilweise beschichtet<br />

und wird meist nur an bestimmten<br />

Stellen poliert. Durch die Beschichtung<br />

soll ein besseres Verwachsen gewährleistet<br />

werden. Bei einem zementierten<br />

Hüftschaft wird der gesamte Schaft<br />

poliert.<br />

Für die Bearbeitung der Hüftschäfte<br />

und -kugeln kommt bei einem Hersteller<br />

die Schleppfinish-Anlage der Serie DF der<br />

Otec Präzisionsfinish GmbH zum Einsatz.<br />

Damit die Hüftschäfte bei der Fixierung in<br />

der Maschine nicht beschädigt werden,<br />

sind spezielle Haltervorrichtungen notwendig.<br />

In der Schleppfinish-Anlage des<br />

Straubenhardter Herstellers werden die<br />

Hüftschäfte in diese speziellen Halter eingespannt<br />

und in einem Nassbearbeitungsprozess<br />

mit einem Schleifmittel bearbeitet.<br />

Danach werden die Schäfte mit einem<br />

Hartschalengranulat behandelt, um so ei-<br />

ne hochglanzpolierte Oberfläche zu erhalten.<br />

Hüftkugeln können ebenfalls in<br />

der DF-Maschine bearbeitet werden.<br />

Auch hier wird oft im ersten Schritt ein<br />

Schleifmittel im Nassprozess verwendet.<br />

Nach dem Schleifen folgt die Hochglanzpolitur<br />

mit Hartschalengranulat.<br />

Hohe Geschwindigkeit sorgt für<br />

homogene Oberflächen<br />

Zur Bearbeitung werden die Hüftgelenksbestandteile<br />

in speziellen Haltervorrichtungen<br />

der Anlage eingespannt und mit<br />

hoher Geschwindigkeit kreisförmig durch<br />

Schleif- und Poliermittel geschleppt. Die<br />

schnellen Bewegungen sorgen dafür, dass<br />

ein optimales Bearbeitungsergebnis erzielt<br />

wird. Zudem werden Freiflächen<br />

gleichmäßig bearbeitet, so wird eine homogene<br />

bearbeitete Oberfläche gewährleistet.<br />

Die DF-Maschine sorgt für die richtige<br />

Kombination von Verfahrensmittel,<br />

Werkzeughalter und Prozessparameter<br />

für eine Oberfläche in Qualität einer<br />

Handpolitur.<br />

Die Besonderheit bei den Schleppfinish-Anlagen<br />

von Otec ist die Vielfalt der<br />

Maschinenvarianten. Bearbeitet werden<br />

können verschiedene Materialien wie<br />

Edelstahl, Titan, Chromkobalt und Keramik.<br />

Dadurch ist es möglich, individuell<br />

auf Anforderungen einzugehen. (su) ■<br />

www.otec.de<br />

Maschinen von Otec zum Entgraten, Schleifen, Glätten und Polieren dienen zur<br />

rationellen Oberflächenveredlung von Werkzeugen und Produkten. Beim<br />

Schleppfinishverfahren werden die Werkstücke in der Anlage durch ein Schleifoder<br />

Poliermittel geschleppt. Um eine besonders effektive Bearbeitung zu erzielen,<br />

bewegt sich das Werkstück um die eigene Achse und gleichzeitig auf einer<br />

Planetenbahn. Alle wichtigen Einflussparameter wie beispielsweise Eigenrota -<br />

Schleppfinish-Verfahren<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Künstliche Hüftgelenke<br />

■ Schleppfinishanlage<br />

■ Oberflächenbearbeitung<br />

von Hüftkopf und Hüftpfanne<br />

■ Prozesssicherheit<br />

tions- und Schleppgeschwindigkeit, Eintauchtiefe, Compoundkonzentration und<br />

natürlich die Bearbeitungszeit können über ein Touch Panel vorgewählt werden.<br />

52 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Special<br />

Fertigung<br />

Bild: fotomek/Fotolia<br />

Was bringt 5G – für Produktion und Klinik<br />

Schnittstelle Umati | Trends auf der Messe EMO | Mikrodrehteile | Werkzeuge | Mehrspindlige Bearbeitungszentren<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 53


TITELTHEMA<br />

Wenn Maschinen über 5G<br />

drahtlos kommunizieren<br />

Mobilfunk | 5G ist weit mehr als der Nachfolger von LTE: Medizin<strong>technik</strong>hersteller können<br />

damit eigene Netze aufbauen und damit die Fabrikautomatisierung vorantreiben.<br />

Zudem ermöglicht 5G durch kurze Latenzzeiten und hohe Zuverlässigkeit ein medizinisches<br />

Internet of Things. Der Startschuss für neue medizinische Geräte?<br />

54 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Fraunhofer IPA<br />

Nicht so viel erwarten<br />

5G kann vieles, aber nicht<br />

alles – und vor allem nicht<br />

gleich und sofort.<br />

Sabine Koll<br />

In der Regel stehen neue Smartphones<br />

im Mittelpunkt des Mobile World Congress<br />

(MWC) in Barcelona. Doch im Februar<br />

sorgte eine medizinische Anwendung<br />

für Aufsehen: die erste Live-OP über<br />

ein 5G-Netz. Konkret handelte es sich um<br />

ein Streaming in Echtzeit zwischen einem<br />

Ärzteteam im Hospital Clinic und Dr. Antonio<br />

de Lacy, Leiter der dortigen Gastrointestinalen<br />

Chirurgie, im Hauptauditorium<br />

des MWC. Während der Vorführung<br />

nahm de Lacy in der Bewegtbildübertragung<br />

Markierungen vor, die sofort<br />

vom OP-Team in der Klinik gesehen wurden.<br />

„Vor 5G mussten wir das Bild einfrieren,<br />

um zu zeichnen, aber der Chirurg arbeitet<br />

weiter und das ist nicht ideal“, erklärte<br />

de Lacy. Fast gleichzeitig fand in<br />

China die erste 5G-Teleoperation statt: Einem<br />

Parkinson-Patienten wurde im<br />

Plagh-Krankenhaus in Peking ein Neurostimulator<br />

im Gehirn implantiert. Der Arzt<br />

stand dafür in einer Klinik auf der Insel<br />

Hainan, 2700 km entfernt von Peking.<br />

Die beiden Beispiele zeigen den großen<br />

Vorteil von 5G für die Telemedizin:<br />

Im Vergleich zu LTE mit Latenzen zwischen<br />

40 und 100 ms werden bei 5G Verzögerungen<br />

von deutlich unter 10 ms erwartet.<br />

Sogar von 1 ms ist die Rede. In der<br />

IHR STICHWORT<br />

■ 5G in Produkten der Medizin<strong>technik</strong><br />

■ 5G für Produktionsstätten<br />

■ Campus-Netzwerke<br />

■ Latenz<br />

■ Internet of Medical Things<br />

Die Projektgruppe für Automatisierung<br />

in der Medizin und Biotechnologie<br />

(PAMB) des Fraunhofer IPA richtet eine<br />

5G-Testumgebung ein<br />

Öffentlichkeit steht 5G vor allem für<br />

Schnelligkeit mit hohen Datenübertragungsraten<br />

von bis zu 20 Gbit/s. Wichtiger<br />

ist aber für die Industrie, dass 5G Vorteile<br />

mitbringt, die für die anspruchsvolle<br />

Kommunikation von Maschine zu Maschine<br />

von Bedeutung sind. So sollen beispielsweise<br />

pro Quadratkilometer bis zu<br />

eine Million Endgeräte senden und empfangen<br />

können. Zudem wird eine Zuverlässigkeit<br />

von mehr als 99,999 % in Aussicht<br />

gestellt.<br />

Allerdings stehen nicht alle Funktionalitäten<br />

auf einen Schlag zur Verfügung.<br />

„In der aktuellen Version des Standards<br />

werden nur die hohen Datenraten für das<br />

klassische Consumergeschäft abgedeckt.<br />

Erst im Release 16, das Ende 2019 zur<br />

Verfügung stehen soll, werden die anderen<br />

Funktionalitäten, die für industrielle<br />

Anwendungen interessant sind, enthalten<br />

sein“, erklärt Dr. Andreas Müller. Er ist<br />

Leiter Communication and Network Technology<br />

bei Bosch Corporate Research und<br />

gleichzeitig Chairman der 5G-Alliance for<br />

Connected Industries and Automation<br />

(5G-ACIA) im ZVEI.<br />

Auch das Klinikum rechts der Isar der<br />

Technischen Universität München hat<br />

sich bereits mit den Möglichkeiten von 5G<br />

auseinandergesetzt. Die Klinik und Poliklinik<br />

für Chirurgie der TU München hat<br />

2017/18 eine zwölfmonatige Pilotstudie<br />

mit 5G-Prototypen durchgeführt. Dabei<br />

wurden drei medizinische Use Cases evaluiert:<br />

Zum einen war dies die schon erwähnte<br />

Tele-Chirurgie. „Die räumliche<br />

Trennung von operierendem Arzt und<br />

ausführendem technischen Equipment<br />

hat grundsätzlich den Charme, dass Fachleute<br />

auch Patienten in abgelegenen Gebieten<br />

medizinische Hilfestellung bis hin<br />

zu Operationen anbieten könnten. Doch<br />

wir haben festgestellt, dass 5G nicht alle<br />

seine Vorteile gleichzeitig ausspielen<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 55


TITELTHEMA<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Professor Jan Stallkamp, Leiter der Fraunhofer<br />

Projektgruppe für Automatisierung in<br />

der Medizin und Biotechnologie PAMB in<br />

Mannheim: „Im Operationssaal der Zukunft<br />

muss der Chirurg nicht mehr zwingend physisch<br />

sein. Stattdessen kann er von einem<br />

entfernten Ort aus ein Teleoperationssystem<br />

bedienen. Dafür benötigt man Videobilder<br />

in Echtzeit, die uns 5G mit seinen geringen<br />

Latenzzeiten verspricht. Das wollen<br />

wir ausprobieren“<br />

kann“, sagt PD Dr. med. Michael Kranzfelder,<br />

Oberarzt an der Klinik und Poliklinik<br />

für Chirurgie. „Für die Übertragung von<br />

CT-Daten etwa benötigen wir eine große<br />

Bandbreite mit hoher Datenübertragungsrate.<br />

Für die Tele-Operationen hingegen<br />

ist eine geringe Latenz wichtig.<br />

Man muss sich daher entscheiden, was für<br />

die jeweilige Anwendung wichtig ist. Die<br />

eierlegende Wollmilchsau ist 5G nicht.“<br />

Auch müsse man darüber diskutieren, ob<br />

öffentliche 5G-Netze sicher genug sind,<br />

um darüber telemedizinische Anwendungen<br />

laufen zu lassen. „Außerdem muss<br />

man sich darüber im Klaren sein, dass es<br />

in Deutschland kein ubiquitäres 5G-Netz<br />

geben wird. In ländlichen Regionen wird<br />

es daher schwierig mit Anwendungen wie<br />

der Tele-Chirurgie.“<br />

Das könnte auch ein Nachteil sein für<br />

das zweite 5G-Szenario, das am Klinikum<br />

rechts der Isar pilotiert wurde: die Übertragung<br />

von Ultraschalldaten von einem<br />

bewegten Objekt (etwa einem Krankenwagen)<br />

und die anschließende Diagnose<br />

zurück zum Point of Care. „Je mehr und je<br />

frühzeitiger Informationen über einen Patienten<br />

zur Verfügung stehen, desto besser<br />

und schneller kann ihm geholfen werden.<br />

Hier könnte 5G aufgrund der Bandbreite<br />

und Zuverlässigkeit der Datenübertragung<br />

einen Durchbruch bringen.“<br />

Unabhängig von öffentlichen 5G-Netzen<br />

könnte hingegen das dritte Szenario<br />

der Münchner Mediziner funktionieren:<br />

die Prozessoptimierung im Krankenhaus<br />

durch Track & Trace – und zwar von Patienten<br />

und Equipment. „Ziel wäre es, mit<br />

Hilfe von 5G zu wissen, wo sich ein Patient<br />

gerade im Krankenhaus befindet.<br />

Hierdurch könnten wir die Prozesse in der<br />

Klinik verbessern und beispielsweise lange<br />

Wartezeiten reduzieren“, so Kranzfelder.<br />

Prinzipiell sei dies heute bereits mit<br />

WLAN und dem Smartphone des Patienten<br />

möglich. „Sicherheitsanforderungen<br />

und Datenschutzaspekte stellen uns hier<br />

aber vor Herausforderungen.“<br />

Ihm schwebt für die Patienten eine Klinik-App<br />

vor, in der sie nicht nur einen<br />

Echtzeit-Terminplaner für ihre Termine<br />

im Krankenhaus haben, sondern auch ihre<br />

diagnostischen Informationen etwa aus<br />

bildgebenden Verfahren. Auch für das<br />

Verfolgen von Equipment in der Klink wäre<br />

5G laut Kranzfelder von Vorteil – wenn<br />

man nämlich zum Beispiel teure Medizingeräte<br />

in der Klinik jederzeit orten könnte.<br />

„Erst mit 5G ist das Internet of Things<br />

in der Klinik realisierbar.“ Allerdings, so<br />

wendet er ein, ist eine Echtzeitdarstellung<br />

auch mit 5G im Krankenhaus nicht einfach<br />

realisierbar – da Räume zum Teil relativ<br />

klein sind und nicht überall eine<br />

Netzabdeckung vorliegt.<br />

Um die Effizienz der Abläufe in der Klinik<br />

zu steigern, müsse man laut Kranzfelder<br />

aus Sicherheitsgründen über ein eige-<br />

Eine 5G-Anwendung im Testnetz<br />

von Ypsomed, einem<br />

Schweizer Hersteller von Injektions-<br />

und Infusionssystemen<br />

für die Selbstmedikation: Mit<br />

Augmented Reality konnten<br />

Qualitätstests im Werk in Burgdorf<br />

im Kanton Bern während<br />

des Produktionsprozesses<br />

schneller durchgeführt werden.<br />

Die Daten wurden über 5G automatisch<br />

an das SAP-System<br />

übermittelt<br />

Bild: Ypsomed<br />

56 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Grafik: Siemens<br />

In der Öffentlichkeit steht 5G vor allem für hohe Datenübertragungsraten mit bis zu 20<br />

Gbit/s. Wichtiger ist aber für die Industrie, dass 5G Funktionalitäten mitbringt, die für die<br />

anspruchsvolle Kommunikation von Maschine zu Maschine im Industrie-4.0-Szenario von<br />

Bedeutung sind. So sollen in 5G-Netzen beispielsweise pro Quadratkilometer bis zu eine<br />

Million Endgeräte senden und empfangen können. Die Latenzzeiten liegen mit bis zu 1 ms<br />

sehr nahe an den industriellen Anforderungen. Gleiches gilt für die Zuverlässigkeit von<br />

mehr als 99,999 %<br />

nes 5G-Netzwerk diskutieren. Auch das ist<br />

ein Novum gegenüber der aktuellen Mobilfunkgeneration:<br />

5G ermöglicht erstmals<br />

den Aufbau von lokalen Campus-<br />

Netzen. Dafür wird die Regulierungsbehörde<br />

ab der zweiten Jahreshälfte 2019<br />

auf Antrag Frequenzen von 3,7 bis 3,8<br />

GHz an Unternehmen, regionale Netzbetreiber<br />

oder Gemeinden vergeben. Über<br />

diese Möglichkeit wird am Klinikum<br />

rechts der Isar diskutiert. Zunächst aber<br />

wird an der TU München ein vom Land<br />

Bayern gefördertes 5G-Testbed mit dem<br />

Fokus auf E-Health aufgebaut.<br />

Eine 5G-Testplattform wird in den<br />

kommenden Monaten auch am Universitätsklinikum<br />

Mannheim entstehen. Von<br />

der Projektgruppe für Automatisierung in<br />

Online<br />

weiterlesen<br />

Im Onlinemagazin lesen Sie das komplette<br />

Interview zu Ouluhealth mit Olli<br />

Liinamaa, Projektmanager 5G-Test-<br />

Netzwerk bei Nokia Finnland, und einen<br />

Artikel dazu, welche Länder weltweit<br />

am weitesten mit 5G sind. Bis<br />

zum Erscheinen der nächsten Ausgabe<br />

am 27.09.2019 sind diese ergänzenden<br />

Artikel verfügbar unter:<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />

onlineweiterlesen<br />

der Medizin und Biotechnologie (PAMB)<br />

des Fraunhofer-Instituts IPA wird eine<br />

Testumgebung für die Bewertung der Einsatzmöglichkeiten<br />

von 5G in der Klinik<br />

und für die Entwicklung und Erprobung<br />

von 5G-geeigneten Anwendungen eingerichtet.<br />

Mögliche Einsatzgebiete sehen<br />

die Forscher beispielsweise in digital vernetzten<br />

OP-Räumen mit drahtlosen Instrumenten<br />

wie beispielsweise Endoskopen<br />

und (Kapsel-)Robotern oder auch in<br />

der durchgängigen Überwachung von Vitalparametern<br />

bei Patiententransporten.<br />

Olli Liinamaa, der als Projektmanager bei<br />

Nokia Finnland das 5G-Test-Netzwerk in<br />

Oulu betreut: „Durch 5G erhalten wir im<br />

Gesundheitsbereich eine höhere Flexibilität.<br />

Außerdem eröffnet 5G die Chance für<br />

die Einführung von Intelligenz in bestehende<br />

Geräte“<br />

OP-Vorbereitungen könnten im<br />

Krankenzimmer stattfinden<br />

„Die ersten Überlegungen gingen dahin,<br />

dass wir im OP Geräte wie etwa Endoskope<br />

drahtlos und ohne Kabel nutzen können,<br />

da 5G hohe Datenübertragungsraten<br />

und eine geringe Latenz verspricht. Kabel<br />

sind immer eine Störquelle und verschlingen<br />

sehr viel Zeit bei der Vorbereitung.<br />

Ein kabelloser OP ermöglicht nicht nur eine<br />

allgemeine Verbesserung der Ergonomie,<br />

sondern auch effiziente Prozesse<br />

beim OP-Setup“, sagt Professor Jan Stallkamp,<br />

Leiter des Fraunhofer PAMB. „Im<br />

abgeschlossenen Interventionsraum steht<br />

5G im Wettbewerb unter anderem mit<br />

dem neuen WLAN-Standard Wi-Fi6. Diese<br />

Systeme bieten ähnlich hohe Datenraten<br />

und niedrige Übertragungszeiten, jedoch<br />

fehlt die Mobilität und ein nahtloser<br />

Übergang zwischen lokalen und mobilen<br />

Netzwerken. 5G gewährleistet eine kontinuierliche<br />

Datenerfassung innerhalb und<br />

außerhalb der Klinik bei prozessbedingten<br />

Ortswechseln.“<br />

In Zukunft sieht Stallkamp noch weitere<br />

Einsatzszenarien von 5G: „Im Prinzip<br />

ermöglicht es 5G, medizinische Geräte<br />

ohne Intelligenz zu entwickeln. Die Intelligenz,<br />

also ein Teil der Software, lässt<br />

sich vom Endgerät weg zum Beispiel in eine<br />

zentrale Cloud hinein verlagern; mit<br />

allen Vorteilen eines zentralen Systemund<br />

Datenmanagements. Der Lebenszyklus<br />

von Geräten könnte mit 5G durchgehend<br />

überwacht werden, sodass durch<br />

spezielle Ansätze wie Predictive Maintenance<br />

ihre Verfügbarkeit erhöht und die<br />

Wartungskosten gesenkt werden können.<br />

Das geht nur, wenn eine hochzuverlässige<br />

Funkstrecke flächendeckend zur Verfügung<br />

steht. Allerdings ist das auch ein regulatorischer<br />

Alptraum.“<br />

Er beobachtet ebenso wie Kranzfelder,<br />

dass die Medizin<strong>technik</strong>hersteller sehr an<br />

der Eruierung des Potenzials dieser neuen<br />

Technologie interessiert sind. „Allerdings<br />

halten sie sich noch zurück“, so Stallkamp.<br />

„Drahtlose Endoskope mit<br />

5G-Funktionalität etwa müsste die Industrie<br />

grundlegend neu entwickeln und zulassen.<br />

Da ist es zunächst eher an uns als<br />

Forschungsinstitut, beispielsweise Endo-<br />

Bild: Nokia<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 57


TITELTHEMA<br />

Campus-Netze sind exklusive Mobilfunknetze<br />

für ein definiertes lokales Firmengelände,<br />

eine Universität oder einzelne Gebäude.<br />

Sie sind auf die individuellen Bedürfnisse<br />

der Nutzer zugeschnitten. Der Zugriff<br />

vom öffentlichen Netz auf das Campus-<br />

Netz ist nicht möglich. Umgekehrt ist das<br />

private Funknetz jedoch an das normale<br />

Mobilfunknetz angebunden, damit Firmen<br />

mit Partnern, externen Dienstleistern oder<br />

Zulieferern kommunizieren können. Diese<br />

Kombination aus einem privaten und einem<br />

öffentlichen Netz bezeichnen Experten als<br />

„Dual Slice Lösung“<br />

Grafik: Deutsche Telekom<br />

skope als Referenz aufzubauen und deren<br />

Machbarkeit zu testen.“<br />

„Network Slicing, also die Kapselung<br />

von Netzwerken unterschiedlich definierten<br />

Services, wird sicherlich für Krankenhäuser<br />

ein Thema werden, um die Servicequalität<br />

für einzelne Dienste sicherzustellen“,<br />

betont Olli Liinamaa, Nokia-Projektmanager<br />

für das 5G-Test-Netzwerk im<br />

finnischen Oulu. Dieses ist schon seit<br />

2015 in Betrieb, derzeit noch nach außen<br />

verbunden mit dem 4G-Netz, doch ab der<br />

zweiten Jahreshälfte will Nokia hier erste<br />

5G-Basisstationen aufbauen. Angeschlossen<br />

sind neben der Universität Oulu das<br />

finnische Forschungszentrum VTT, rund<br />

500 Unternehmen – darunter 100 Medizin<strong>technik</strong>-<br />

und Life-Science-Unternehmen<br />

– sowie das Universitätskrankenhaus<br />

Oulu.<br />

Die Finnen denken dabei im ganz großen<br />

Maßstab: „Die Stadt Oulu hat beschlossen,<br />

ein komplett neues Krankenhaus<br />

zu bauen, um das bestehende zu ersetzen,<br />

das nicht mehr für wechselnde Bedürfnisse<br />

geeignet ist. Das zukünftige<br />

Krankenhaus will den Einsatz technologischer<br />

Innovationen nicht nur im Gesundheitswesen,<br />

sondern auch bei den Dienstleistungen<br />

für das Personal und die Krankenhausbesucher<br />

maximieren“, so Liinamaa.<br />

Im Universitätsklinikum Oulu wurde<br />

ein Testlab für die Erprobung neuer<br />

E-Health-Lösungen auf Basis von 5G aufgebaut.<br />

Mediziner und Ingenieure arbeiten<br />

hier Hand in Hand. Dieses Labor wird<br />

nach Auskunft des Nokia-Experten auch<br />

für die praktische Ausbildung von Medizinstudenten<br />

und für die flexible Erprobung<br />

neuer OP-Alternativen mit beweglichen<br />

Wänden genutzt.<br />

„Auch in Oulu steht die Entscheidung<br />

noch aus, ob die Klinik später ein privates<br />

oder öffentliches Netzwerk nutzen will.<br />

Ein privates Netzwerk würde dem Krankenhaus<br />

die Unabhängigkeit und Transparenz<br />

geben, über Netzqualität, Robustheit,<br />

Sicherheit, Privatsphäre und Dienste<br />

nach eigenen Anforderungen zu entscheiden“,<br />

sagt Liinamaa. „Auf der anderen<br />

Seite ist der Betrieb eines Mobilfunknetzes<br />

ein eigenständiges Geschäft mit regulierter<br />

Frequenzlizenzierung, und jemand<br />

muss das Netzwerk aufbauen und warten.<br />

Das Vertrauen in das öffentliche Netz und<br />

die derzeitigen Lizenznehmer würde Gesundheitsorganisationen<br />

vom Lernen und<br />

Investieren in die Kommunikationstechnologie<br />

befreien. Ein sicheres Netzwerk<br />

kann mit beiden Modellen aufgebaut werden,<br />

da die Netzwerkkomponenten bei<br />

beiden Optionen gleich sind.“<br />

Krankenhäuser und Hersteller<br />

werden zu Netzbetreibern<br />

Mit der Frage, selbst Betreiber eines<br />

5G-Netzwerks zu werden, befassen sich<br />

nicht nur Krankenhäuser, sondern auch<br />

Fertigungsunternehmen. So hat der<br />

Schweizer Medizin<strong>technik</strong>hersteller Ypsomed<br />

5G bereits in seinem Werk in Solothurn,<br />

in dem Insulinpens hergestellt werden,<br />

getestet – und zwar anhand von vier<br />

Anwendungen in der Produktion.<br />

Insbesondere die Auswertung von Sensordaten,<br />

die die Spritzgießmaschinendaten<br />

liefern, hat Vorteile gebracht: Die Daten<br />

können mit 5G in Echtzeit erfasst und<br />

ausgewertet werden. Dies ermöglicht einen<br />

ständigen Überblick über die Produktionsparameter.<br />

„Zudem ermöglicht 5G<br />

vorausschauende Wartungsdiagnosen, also<br />

Predictive Maintenance, an den Maschinen“,<br />

sagt Unternehmenssprecher Julian<br />

Stressig. Gut eigne sich 5G auch für<br />

die Virtualisierung der Maschinen-PCs<br />

auf ein mobiles Endgerät. Dies vereinfache<br />

die Fehlerbehebung durch die Produktionsmitarbeiter<br />

und verschaffe zudem<br />

Flexibilität, um die Produktion unabhängig<br />

von der Verkabelung zu optimieren.<br />

Vor allem bei Montageanlagen sei<br />

dies zunehmend wichtig.<br />

Der sechsmonatige Pilot mit Swisscom<br />

endete im Frühjahr 2018. „Unterm Strich<br />

hat sich 5G für uns bewährt. Wir sehen,<br />

dass in Zukunft kein Weg daran vorbei<br />

führt, wenn wir nach neuesten Standards<br />

in der Schweiz produzieren wollen“, sagt<br />

Ypsomed-Unternehmenssprecher Julian<br />

Stressig. „5G ermöglicht uns letztlich eine<br />

noch höhere Automatisierung und Digitalisierung<br />

der Fertigung.“<br />

Sabine Koll<br />

Journalistin in Böblingen<br />

Weitere Informationen<br />

Zur Projektgruppe für Automatisierung<br />

in der Medizin und Biotechnologie<br />

PAMB am Fraunhofer IPA:<br />

www.pamb.ipa.fraunhofer.de<br />

Zum finnischen Ökosystem<br />

Ouluhealth:<br />

www.ouluhealth.fi<br />

Zur Technischen Universität<br />

München:<br />

www.tum.de<br />

Zum Schweizer Medizin<strong>technik</strong> -<br />

hersteller Ypsomed:<br />

www.ypsomed.com<br />

58 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


IHR PARTNER FÜR VAKUUMLÖSUNGEN<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 59


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

AUCH IN DER FERTIGUNG<br />

DOMINIERT DER DIGITALE ANSATZ<br />

EMO Hannover | Über die Entwicklungen bei spanenden und umformenden Werkzeugmaschinen,<br />

Fertigungssystemen, Präzisionswerkzeugen, automatisiertem Materialfluss,<br />

Computertechnologie, Industrieelektronik und Zubehör informiert die Fachmesse EMO<br />

Hannover. Auch aus der Medizin<strong>technik</strong> werden Besucher erwartet.<br />

Bild: Reiner Jensen/Deutsche Messe<br />

Auf der EMO Hannover 2017 waren 2230<br />

Aussteller aus 44 Ländern vertreten. Rund<br />

130 000 Besucher informierten sich auf der<br />

Messe über die Entwicklungen in der<br />

Branche<br />

Es gibt nicht den einen Trend in der<br />

Fertigung, sondern eine ganze Reihe<br />

davon, die anlässlich der Fachmesse EMO<br />

Hannover in vielfältiger Form angesprochen<br />

werden: Dort geht es natürlich um<br />

neue Maschinen und deren Vernetzung,<br />

um neue, von der Natur inspirierte Gestaltungsmöglichkeiten<br />

von Produkten, den<br />

3D-Druck, um Leichtbau – und immer<br />

auch ein bisschen um die Digitalisierung<br />

und die Beiträge, die sie zu fast jedem dieser<br />

Themen leisten kann.<br />

Fortschritte im Zuge von Industrie 4.0<br />

machen die Datensicherheit zu einem<br />

wichtigen Thema in der Fertigung. Für<br />

gut acht von zehn Industrieunternehmen<br />

in Deutschland (84 %) hat die Anzahl der<br />

Cyberattacken in den vergangenen zwei<br />

Jahren zugenommen, für mehr als ein<br />

Drittel (37 %) sogar stark. Das ist das Ergebnis<br />

einer Studie des Digitalverbands<br />

Bitkom von 2018, für die 503 Geschäftsführer<br />

und Sicherheitsverantwortliche repräsentativ<br />

befragt wurden. „Die deutsche<br />

Industrie steht unter digitalem Dauerbeschuss<br />

– von digitalen Kleinkriminellen<br />

über die organisierte Kriminalität bis<br />

zu Hackern im Staatsauftrag“, sagt Bitkom-Präsident<br />

Achim Berg. Zahlreiche<br />

Aussteller werden zu diesem Thema auf<br />

der Messe Lösungen präsentieren.<br />

Künstliche Intelligenz macht<br />

Daten zu „digitalem Goldstaub“<br />

Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz<br />

beschäftigt die Branche. Denn mit Blick<br />

auf China, Japan und USA, die laut einer<br />

Studie von Boston Consulting aus dem<br />

Jahr 2018 auf dem Gebiet künstliche Intelligenz<br />

(KI) schon lange kräftig aufrüsten,<br />

ist in Europa Aufwachen angesagt –<br />

meint Prof. Jörg Krüger, Leiter des Fachgebiets<br />

Industrielle Automatisierungs<strong>technik</strong>,<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin,<br />

und Bereichsleiter Automatisierungs<strong>technik</strong><br />

am Fraunhofer IPK. Der Tipp des KI-<br />

Pioniers für Produktioner: „Lassen Sie<br />

sich auf der EMO Hannover 2019 von der<br />

Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktions<strong>technik</strong>,<br />

der WGP, und mutigen<br />

Maschinenherstellern zu ersten KI-Schritten<br />

inspirieren.“<br />

Die in den Unternehmen erzeugten Daten<br />

sind für ihn „digitaler Goldstaub“. Viele<br />

Unternehmen seien sich der Wertschöpfungspotenziale,<br />

die sich daraus er-<br />

geben, aber noch nicht bewusst. „Die<br />

Werkzeuge für das maschinelle Lernen<br />

werden immer leistungsfähiger“, sagt<br />

Kröger. „In der Produktion sollten wir nun<br />

systematisch die Daten und das Domänenwissen<br />

verbinden, um die Prozesse<br />

weiter zu verbessern und effizienter zu<br />

werden.“<br />

Ganz ohne digitale Unterstützung geht<br />

es auch beim Entwurf neuer Produkte<br />

nicht. Das Geschäftsmodell des Berliner<br />

Start-ups Cellcore GmbH ist die biomimetische<br />

Ingenieurskunst. Nach dem Vorbild<br />

der Natur werden Bauteile oder Produkte<br />

leichter, stabiler oder steifer – oder alles<br />

gleichermaßen. Bioniker, Ingenieure und<br />

Softwareentwickler bei Cellcore haben<br />

gemeinsam eine Software entwickelt, die<br />

nach dem Prinzip des inneren Aufbaus<br />

von Knochen Strukturen optimiert. Das<br />

kann für den Rennsport und den Werkzeugbau<br />

ebenso interessant sein wie für<br />

die Medizin<strong>technik</strong>: Derzeit arbeitet das<br />

Unternehmen unter anderem mit Experten<br />

der Medizin an der Entwicklung neuartiger<br />

Orthesen.<br />

(op) ■<br />

Über die Messe EMO<br />

Vom 16. bis 21. September präsentieren<br />

internationale Hersteller von Produktionstechnologie<br />

zur EMO Hannover<br />

2019 smarte Technologien. Unter<br />

dem Motto „Smart technologies driving<br />

tomorrow’s production“ zeigt die<br />

Weltleitmesse der Metallbearbeitung<br />

die gesamte Bandbreite moderner Metallbearbeitungs<strong>technik</strong>.<br />

Vorgestellt<br />

werden Maschinen plus effiziente<br />

technische Lösungen, Produkt begleitende<br />

Dienstleistungen oder auch<br />

Nachhaltigkeit in der Produktion.<br />

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60 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


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In der Medizin<strong>technik</strong> führt der Einsatz neuer Technologien wie der<br />

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Technologieportfolio – darunter 3D-Metalldruck, Maschinen für die<br />

Elektroerosion (EDM), das Fräsen sowie Lösungen für die Automation.<br />

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AgieCharmilles<br />

Microlution<br />

Mikron Mill<br />

Liechti<br />

Step-Tec<br />

System 3R<br />

Halle 27, Stand B26<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 61


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

SCHNITTSTELLE UMATI:<br />

AUF DEM WEG ZUM STANDARD<br />

Digitale Vernetzung | Industrie 4.0 funktioniert nur, wenn Maschinen untereinander<br />

und mit IT-Systemen Daten austauschen können. Eine Grundvoraussetzung fürs<br />

effiziente Vernetzen schafft die Schnittstelle Umati, die sich – analog zum USB-Stecker<br />

beim Computer – als IoT-Standard für den Maschinenbau etablieren soll.<br />

zeugmaschinen gäbe? Die Anwesenden<br />

waren sich schnell einig: Auf dem Weg<br />

zu echten Industrie-4.0- Lösungen fehlt<br />

vor allem eine standardisierte Schnittstelle,<br />

um Werkzeugmaschinen und IT-Sys -<br />

teme effizient zu vernetzen – herstellerund<br />

verfahrensübergreifend. Einigkeit<br />

herrsch te auch darüber, dass ein solcher<br />

Standard nur gemeinsam umzusetzen sei.<br />

Die auf dem Kommunikationsstandard OPC UA basierende Schnittstelle Umati sorgt<br />

dafür, dass sich Maschinen, Anlagen und IT-Systeme effizient und einfach vernetzen<br />

lassen – und das sowohl hersteller- als auch verfahrensübergreifend<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Neue einheitliche Schnittstelle<br />

für die Maschinenkommunikation<br />

■ Voraussetzung für Industrie 4.0<br />

■ Initiative der Hersteller<br />

■ Vorteile für KMU<br />

Bild: DMG Mori<br />

Das Vernetzen von Maschinen und Geräten<br />

entlang einer Fertigungskette ist heute<br />

schon möglich, jedoch mit hohem Aufwand<br />

verbunden. Das gilt laut Markus<br />

Frank besonders dann, wenn viele heterogene<br />

Glieder zu verketten sind. Der Leiter<br />

Digitalisierung beim Werkzeugmaschinenhersteller<br />

Grob-Werke GmbH & Co.<br />

KG in Mindelheim betont aber auch:<br />

„Konnektivität darf künftig kein Geld<br />

mehr kosten!“ Und Bernd Zapf, Leiter Development<br />

New Business & Technology<br />

beim Maschinenbauer Gebr. Heller Maschinenfabrik<br />

GmbH in Nürtingen,<br />

stimmt zu: „Es bringt niemandem etwas,<br />

wenn wir zum 100sten Mal das gleiche<br />

Problem lösen, nur weil wir bei jedem<br />

Kunden eine andere Situation vorfinden<br />

und unsere Schnittstellen immer wieder<br />

neu anpassen müssen.“<br />

Diese Einsicht prägte auch eine Vorstandssitzung<br />

des Vereins Deutscher<br />

Werk zeug maschinen hersteller (VDW) im<br />

Januar 2017. Dort kam die Frage auf, warum<br />

es keinen „USB- Stecker“ für Werk-<br />

Maschinen einfach verbinden –<br />

wie vom PC gewohnt<br />

Wenig später startete der VDW das Vernetzungsprojekt<br />

„Konnektivität für Industrie<br />

4.0“. Die Grundlagen wurden von<br />

einer Kerngruppe erarbeitet. Stellvertretend<br />

für seine Mitstreiter in der Projektgruppe<br />

sagt Markus Frank: „Wir alle waren<br />

uns bewusst: Unsere Kunden erleben<br />

jeden Tag, wie sich Drucker, Scanner oder<br />

Kameras ganz einfach an einen Computer<br />

anschließen lassen. Eine ähnliche Lösung<br />

fordern sie zunehmend auch von uns.<br />

Und die wollten wir entwickeln.“<br />

Zur Messe AMB 2018 hat der VDW als<br />

Marke für seine Initiative zur Vernetzung<br />

von Maschinen den Begriff Umati – für<br />

„Universal Machine Tool Interface“ – eingeführt.<br />

Als neutralen Projektkoordinator<br />

und wissenschaftliche Begleitung gewann<br />

der VDW das Stuttgarter Institut für<br />

Steuerungs<strong>technik</strong> der Werkzeugmaschinen<br />

und Fertigungseinrichtungen (ISW).<br />

Eine einheitliche Sprache und Semantik<br />

sollten es den unterschiedlichsten Systemen<br />

erlauben, mit einander zu kommunizieren.<br />

„Die Standardisierung führt dazu,<br />

dass die ausgetauschten Infor ma -<br />

tionen präziser und konsistenter sind, als<br />

das heute bei vielen Vernetzungslösungen<br />

noch der Fall ist“, sagt Zapf. Weil die übertragenen<br />

Daten damit den realen Verhältnissen<br />

entsprechen, werde auch der Informationsgehalt<br />

eines verknüpften MES-<br />

62 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Grob<br />

„Ich gehe davon aus, dass Umati in Verbindung<br />

mit OPC UA künftig die IoT-Sprache<br />

des Maschinenbaus sein wird“, sagt Markus<br />

Frank, Leiter Digitalisierung beim Maschinenbauer<br />

Grob<br />

Systems höher. Und Markus Frank ergänzt:<br />

„Für Kunden bedeutet das den Zusatznutzen,<br />

dass Leistungsangebote besser<br />

vergleichbar sind.“<br />

Dass die neue Schnittstelle auf der Basis<br />

von OPC UA entstehen sollte, war<br />

schnell klar. OPC UA verbreitet sich gerade<br />

im Maschinen- und Anlagenbau<br />

rasant. Beim Konfigurieren und Anpassen<br />

eines so genannten OPC-UA- Servers helfen<br />

Entwicklungspakete. Träger der Standards<br />

ist die OPC-Foundation, die die<br />

Veröffent lichung und Verbreitung von<br />

OPC-UA-Standards unterstützt. Der VDW<br />

ist seit Juni 2018 OPC-Mitglied.<br />

„OPC UA gibt uns die Sprachregeln vor,<br />

nach denen wir Daten austauschen können“,<br />

sagt Dr. Alexander Broos, der beim<br />

VDW die Abteilung Forschung & Technik<br />

leitet. „Für die Projektgruppe ging es zunächst<br />

darum, jene Signale sowie deren<br />

Bedeutung zu definieren, die die Schnittstelle<br />

Umati transportieren soll, und diese<br />

dann in einem ‚Wörterbuch‘, der Companion<br />

Specification, zusammenzufassen.“ Die<br />

Veröffentlichung dieser Companion Spe -<br />

cification ist mit einer Normung vergleichbar.<br />

„Wenn wir das geschafft haben, können<br />

wir mit jedem kommunizieren, der<br />

ebenfalls diese Sprache spricht. Wir müssen<br />

dann nicht mehr darüber nachdenken,<br />

wie wir kommunizieren, sondern nur<br />

noch darüber, was wir kommunizieren.“<br />

Einen der Vorteile von Umati gegenüber<br />

anderen Schnittstellen-Lösungen<br />

Umati-Kerngruppe<br />

Umati ging aus einer Initiative des<br />

Branchenverbands VDW (Verein Deutscher<br />

Werkzeugmaschinenfabriken)<br />

hervor, deren Ziel es war, einen<br />

Schnittstellenstandard für Werkzeugmaschinen<br />

sowie zwischen Maschinen<br />

und anderen betrieblichen Systemen<br />

(MES, ERP, Cloud-Anbindungen...)<br />

zu schaffen. Um ein effizientes Vorankommen<br />

zu gewährleisten, wurde die<br />

Teilnehmerzahl der Projektgruppe zunächst<br />

beschränkt. Zu dieser Kerngruppe<br />

gehören die Maschinenbauer<br />

Chiron, DMG Mori, Emag, GF<br />

Machining Solutions, Grob, Heller,<br />

Liebherr, Pfiffner, Trumpf und United<br />

Grinding. Eingebunden waren zudem<br />

die Steuerungshersteller Beckhoff,<br />

Bosch Rexroth, Fanuc, Heidenhain<br />

und Siemens. Forschungsseitig und<br />

als Projektkoordinator ist das Institut<br />

für Steuerungs<strong>technik</strong> der Werkzeugmaschinen<br />

und Fertigungseinrichtungen<br />

(ISW) mit dabei.<br />

https://vdw.de/<br />

<strong>technik</strong>-und-normung/umati/<br />

wie der US-amerikanischen MT-Connect<br />

sehen die Gruppenmitglieder im anwendungsgetriebenen<br />

Ansatz. Für die gesammelten<br />

Anwendungsfälle – oder Use Cases<br />

– wird definiert, welche Daten relevant<br />

sind und welche Bedeutung die jeweilige<br />

Information hat. „Natürlich könnten wir<br />

alle verfügbaren Daten bereitstellen, aber<br />

das wäre kontraproduktiv“, erklärt Caren<br />

Dripke, Gruppenleiterin am ISW. „Um ein<br />

möglichst effizientes System zu schaffen,<br />

müssen wir festlegen, welche Signale jeweils<br />

wichtig sind und daraus notwendige<br />

Handlungen ableiten.“ Ähnliche Use Cases<br />

wurden dafür zusammengefasst und<br />

Objektdefinitionen für das OPC-UA-Informationsmodell<br />

erstellt, mit deren Hilfe<br />

sich Parameter übertragen lassen.<br />

Die Gruppe hat 20 Use Cases gesammelt,<br />

von denen die erste Umati-Version<br />

zehn enthalten soll. „Wir könnten bereits<br />

erheblich mehr umsetzen“, sagt Dripke.<br />

„In manchen Bereichen ist es aber nicht<br />

einfach, Einigkeit zu erzielen. Um schnell<br />

voranzukommen, haben wir deshalb jene<br />

Themen vorgezogen, die sich rasch und in<br />

„Wir wollten diese Schnittstelle gestalten<br />

und nicht das Risiko eingehen, dass andere<br />

eine unzulängliche Lösung vorgeben, die<br />

unsere Möglichkeiten einschränkt“, sagt<br />

Bernd Zapf von Heller<br />

praktikabler Detailtiefe umsetzen ließen.“<br />

Ähnlich wie beim bekannten USB-Standard<br />

wird es aber auch bei Umati Folgeversionen<br />

geben.<br />

Im November 2018 wurde Umati anlässlich<br />

der Messe Jimtof in Japan vorgestellt.<br />

Anfang 2019 konnte der Entwurf<br />

des Standards öffentlich diskutiert werden.<br />

Ein wichtiger Schritt war die Gründung<br />

einer OPC-UA-Joint-Working-<br />

Group, in der Interessenten aus aller Welt<br />

ihre Ideen einbringen können. So soll internationale<br />

Akzeptanz erreicht werden.<br />

Im September wird auf der EMO 2019 in<br />

Halle 9 nun ein umfangreicher Show Case<br />

zu sehen sein. Rund 50 Werkzeugmaschinenhersteller<br />

aus sieben Ländern werden<br />

gemeinsam zeigen, wie sich Maschinendaten<br />

mit Umati verwerten lassen.<br />

Die Schnittstelle wird zunächst für<br />

Green-Field-Lösungen, also neue Systeme,<br />

verfügbar sein. Bestehende Anlagen<br />

nachrüsten zu können, ist aber ein wichtiges<br />

Anliegen. ISW-Wissenschaftlerin<br />

Dripke hofft, dass damit die Schnittstellenfrage<br />

geklärt sein wird. Denn: „Wir<br />

stellen immer wieder fest, dass gerade<br />

kleinere Unternehmen viel Kraft in diese<br />

Problematik stecken. Diese Energie können<br />

sie künftig nutzbringender einsetzen,<br />

etwa um neue Angebote und Geschäftsmodelle<br />

zu ent wickeln.“<br />

•■<br />

Mona Willrett<br />

mona.willrett@konradin.de<br />

Bild: Heller<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 63


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

ES IST EFFIZIENTER, IMPLANTATE<br />

AUTOMATISIERT ZU BEARBEITEN<br />

Implantatbearbeitung | Wie müsste man vorgehen, um in einer Anlage das Fräsen<br />

und Schleifen von Implantatrohlingen zu vereinfachen? Eine Antwort darauf haben<br />

ein Schleifmaschinenhersteller und ein Automationsexperte gemeinsam entwickelt.<br />

Das Ergebnis: geringere Lohnkosten, weniger Maschinenstillstand, bessere Qualität.<br />

Eine Mischproduktion verschiedener Implantattypen<br />

wird ohne lange Rüstzeiten<br />

möglich, wenn die gesamte Anlage automatisiert<br />

arbeitet und der RFID-Chip alle<br />

wichtigen Informationen zur Bearbeitung<br />

mitbringt<br />

Ein orthopädisches Implantat wie zum<br />

Beispiel ein künstliches Kniegelenk<br />

herzustellen, ist bisher ein aufwendiger<br />

Prozess, der viele Schritte und zum Teil<br />

auch Handarbeit für die Materialzuführung<br />

und das Rüsten erfordert – was in<br />

der Summe die Kosten in die Höhe treibt.<br />

Eine bessere Lösung wollten die Alfred<br />

H. Schütte GmbH & Co. KG, Köln-Poll,<br />

und die Imstec GmbH, Klein-Winterheim,<br />

gemeinsam entwickeln und haben dafür<br />

eine vollautomatisierte Lösung erdacht,<br />

die den Weg vom Gussteil bis zum fertig<br />

polierten Implantat umfasst und dabei<br />

moderne Technik nutzt.<br />

Der erste Schritt erfordert allerdings<br />

noch den Einsatz eines Werkers, der bis zu<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Mischproduktion von Implantaten<br />

Magazin für bis zu 260 Implantate<br />

Modulares erweiterbares Konzept<br />

Geringere Personalkosten<br />

Höhere Qualität<br />

Bild: Imstec<br />

sechzehn gegossene Knieimplantatrohlinge<br />

sortenrein auf einen Werkstückträger<br />

platziert. Schon das Design des Trägers ist<br />

so durchdacht, dass er sich für alle in Frage<br />

kommenden Größen und Produktvarianten<br />

der Rohlinge eignet. Welche Beladung<br />

er gerade trägt, welche Produkte also<br />

bearbeitet werden und um welches Los<br />

es sich handelt, wird in einem RFID-Chip<br />

im Werkzeugträger hinterlegt: Die entsprechenden<br />

Informationen werden<br />

durch Einscannen zugeordnet.<br />

Sobald der Werker den Werkzeugträger<br />

mit einem Wagen zur Anlage gefahren<br />

und ihn dort angemeldet hat, entriegelt<br />

die äußere Schleuse automatisch und<br />

zieht den Träger in das Magazin ein, wo er<br />

– ebenfalls automatisch – im Speicher<br />

platziert wird.<br />

Von diesem Moment an ist das Magazin<br />

bereits wieder bereit, den nächsten<br />

Träger aufzunehmen: Bis zu 13 Werkstückträger<br />

mit unterschiedlichen Implantat-<br />

und Losgrößen lassen sich speichern.<br />

So kann der Hersteller eine autonome,<br />

auftragsbezogene Mischfertigung<br />

verschiedener Komponenten ablaufen<br />

lassen. Da in der Anlage die jeweils benö-<br />

tigten Spannvorrichtungen gespeichert<br />

werden, entfallen die für eine Mischfertigung<br />

üblichen Rüstzeiten.<br />

Während der Werker das Speichermagazin<br />

Schritt für Schritt mit Rohlingen<br />

füllt, gelangen die ersten Werkstückträger<br />

zur Prozessposition. Die Daten, die eine<br />

Bildverarbeitung dort ermittelt, liefern<br />

dem Roboter der Anlage die Informationen,<br />

um die Knieimplantatrohlinge vom<br />

Träger zu nehmen und sie auf der bereitgestellten<br />

Spannvorrichtung in der Lade-<br />

Spanneinheit zu platzieren. Auch die<br />

Spannvorrichtung hat der Roboter vorher<br />

in Position gebracht: Da er über ein multifunktionales<br />

Greifer Design verfügt, kann<br />

er sowohl die Spannvorrichtung als auch<br />

die Implantate handhaben.<br />

Roboter platziert<br />

Werkstücke zur Bearbeitung<br />

Sobald zwei Implantat-Rohlinge pro<br />

Spannvorrichtung aufgespannt sind,<br />

nimmt der Roboter die beladene Spannvorrichtung<br />

und positioniert sie in der Ablage<br />

vor der Schleifmaschine. Auch hier<br />

kontrolliert eine automatische Schleuse<br />

den Zugang zur Schütte-Schleifmaschine<br />

WU335linear, die die bestückte Spannvorrichtung<br />

in das Spannfutter der Bearbeitungsmaschine<br />

übernimmt.<br />

Welches Bearbeitungsprogramm für<br />

das Fräsen und Schleifen der zugeführten<br />

Knieimplantat-Rohlinge gebraucht wird,<br />

ist schon beim Einscannen der Produkt-<br />

Informationen beim Beladen des Werkstückträgers<br />

mit eingegeben. Die Implantate<br />

können, je nach Anforderung, gefräst<br />

64 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


oder geschliffen werden. Auch Bandschleifen<br />

ist möglich. Die entsprechenden<br />

Werkzeuge bevorratet das Werkzeugmagazin<br />

der WU335linear. Dort sind auch<br />

Schwesterwerkzeuge hinterlegt. So können<br />

diese bei Erreichen der Verschleißgrenze<br />

in einem langen, autonom ablaufenden<br />

Bearbeitungsprozess durch die<br />

Werkzeugverwaltung automatisch eingewechselt<br />

werden. Die Informationen dafür<br />

sind in der Schleif- und Fräs-Software<br />

Sigspro hinterlegt.<br />

Sobald die Bearbeitung abgeschlossen<br />

ist, entnimmt der Roboter die Spannvorrichtung<br />

aus dem Spannfutter und legt sie<br />

auf der Ablage vor der Schleifmaschine ab<br />

– wo schon die nächste vorbereitete<br />

Spannvorrichtung wartet. Dieses zeitoptimierte<br />

Be- und Entladen ermöglicht es,<br />

die Bearbeitungsmaschine maximal auszulasten<br />

und Totzeiten zu senken.<br />

Die Bearbeitungszeit wiederum nutzt<br />

der Roboter, um die fertigen Knieimplantate<br />

einer Reinigungsstation zuzuführen,<br />

wo die Einheit von Schleiföl und Spänen<br />

befreit wird. Sobald die Spannvorrichtung<br />

wieder zur Lade-Spanneinheit transportiert<br />

wurde, werden die Werkstücke<br />

gelöst und auf dem Werkstückträger abgelegt.<br />

Der Greifer reinigt sich erneut, um<br />

die produktberührenden Flächen für den<br />

nächsten Vorgang ölfrei zu halten.<br />

Sobald ein komplettes Los fertig bearbeitet<br />

ist, wird der Werkstückträger im<br />

Entlademagazin mit den Fertigteilen eingelagert.<br />

Die Kapazität des Be- und Entlademagazins<br />

ermöglicht einen autonomen<br />

und unterbrechungsfreien Betrieb für die<br />

Bearbeitung von bis zu 260 Implantaten.<br />

Anwesenheit des Bedieners<br />

nur begrenzt erforderlich<br />

Die Maschine verfügt über eine Fern dia -<br />

gnose-Software und kann eine automa -<br />

tische Benachrichtigung per E-Mail generieren,<br />

um Werker oder Supervisor über<br />

den Zustand der Anlage zu informieren.<br />

Wer zu welchem Zugriff berechtigt ist,<br />

lässt sich individuell einstellen. So kann<br />

die Anwesenheit eines Anlagenbedieners<br />

auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Da die Anlage modular aufgebaut ist,<br />

lässt sich die Kapazität an die Bedürfnisse<br />

des Anwenders anpassen. So kann eine<br />

Beladestation bis zu drei Schleifmaschinen<br />

unterstützen. In weiteren Ausbaustufen<br />

können zum Beispiel die bearbeiteten<br />

Knieimplantate poliert, gereinigt, vermessen<br />

und lasermarkiert werden. Die Automationsanlage,<br />

die von den Fachleuten<br />

von Imstec konzipiert wurde, hat eine offene<br />

Architektur und lässt sich schrittweise<br />

erweitern.<br />

Mit der Automatisierung und Verknüpfung<br />

der Fertigungsinseln sinken die<br />

Lohnkosten signifikant. Auch die Maschinenstillstandszeiten<br />

und die Umlaufbestände<br />

wurden reduziert, während sich<br />

Der Roboter arbeitet mit einem Greifer -<br />

sytem, das sowohl die Handhabung der<br />

Werkstückträger als auch verschiedener<br />

Spannvorrichtungen erlaubt<br />

die Qualität verbessert hat. Die erste Anlage<br />

dieses Typs wurde 2018 validiert,<br />

weitere Anlagen befinden sich zurzeit im<br />

Aufbau.<br />

■<br />

Pierre Mähringer-Kunz<br />

Imstec, Klein-Winternheim<br />

Weitere Informationen<br />

Über den Automationsexperten<br />

Imstec:<br />

www.imstec.de<br />

Über den Schleifmaschinen -<br />

hersteller Schütte:<br />

www.schuette.de<br />

Bild: Imstec<br />

04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 65


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

WARUM ES SICH LOHNT, MIT MEHR<br />

ALS EINER SPINDEL ZU BEARBEITEN<br />

Mehrspindlige Bearbeitungszentren | Kostendruck bei gleichzeitig hohen Anforderungen<br />

an die Qualität prägen die Fertigung in der Automobil- sowie Luft- und Raumfahrtindustrie.<br />

Lösungen mit mehrspindligen Bearbeitungszentren bringen dort Vorteile.<br />

Die Erfahrungen lassen sich auf die Medizin<strong>technik</strong> übertragen.<br />

auf der einen Seite Bauteil A produzieren,<br />

während ein Bediener die andere Seite<br />

des Doppelschwenkträgers für Bauteil B<br />

umrüstet. Intelligente Rüststrategien mit<br />

standardisierten Rohteilen, Schnellwechseleinsätzen<br />

sowie Nullpunktspannsysteme<br />

verkürzen die Rüstzeiten. Das alles<br />

macht die Fertigung flexibel genug, um<br />

auch Produkte mit vielen Varianten zu<br />

produzieren. Mit einer integrierten Automation<br />

können zusätzlich über RFID-<br />

Chips an den einzelnen Paletten die Aufträge<br />

einfach zugeordnet werden.<br />

Am Beispiel einer Knochenplatte ließ sich bereits zeigen, dass der Einsatz eines Bearbeitungszentrums<br />

mit zwei Spindeln die erhofften Vorteile bringt<br />

Mehrspindlige Bearbeitungszentren<br />

haben sich in Branchen wie der<br />

Automobilindustrie oder der Luft- und<br />

Raumfahrt bewährt und erhöhen dort<br />

den Output bis auf das Vierfache. Darüber<br />

hinaus brauchen sie wenig Platz in der<br />

Fertigung und senken den Energiebedarf,<br />

was sich insgesamt positiv auf die Stückkosten<br />

auswirkt. Sowohl Automobilindustrie<br />

als auch Luft- und Raumfahrt stehen<br />

unter Kostendruck und müssen anspruchsvolle<br />

Vorgaben an die Qualität erfüllen.<br />

Insbesondere Großunternehmen<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Gute Ergebnisse mit mehrspindligen<br />

Bearbeitungszentren<br />

Erfahrungen aus anderen Branchen auf<br />

die Medizin<strong>technik</strong> übertragen<br />

Knochenplatte als positives Beispiel<br />

Bild: SW<br />

sind in diesen Branchen Vorreiter, optimieren<br />

ihre Prozesse und führen innovative<br />

Fertigungstechnologien ein.<br />

Von doppelspindligen Maschinen, die<br />

sich hier durchgesetzt haben, können<br />

aber auch andere Branchen profitieren:<br />

Für die Maschinen reicht die Hälfte der<br />

Aufstellfläche – verglichen mit einspindligen<br />

Maschinen. Die Energiekosten senken<br />

sie um mehr als 30 %. Und wenn Produktionsleiter<br />

heute die Gesamtkosten betrachten,<br />

spielen der Flächenverbrauch<br />

neuer Maschinen, deren Energieeffizienz<br />

und die Flexibilität für kleine Losgrößen<br />

eine wichtige Rolle – auch in der Medizin<strong>technik</strong>.<br />

In dieser Branche sind die kleinen Losgrößen<br />

eine Herausforderung. Mehrspindler,<br />

wie sie die Schwäbische Werkzeugmaschinen<br />

GmbH, kurz SW, aus<br />

Schramberg-Waldmössingen baut, bieten<br />

aber auch hier Vorteile. Gerade wenn die<br />

Zykluszeiten für ein Teil lang sind – was<br />

häufig vorkommt –, kann die Maschine<br />

Für Medizinprodukte gibt es<br />

maßgeschneiderte Konzepte<br />

Durch die horizontal angeordneten Frässpindeln<br />

fallen die beim Bearbeiten entstehenden<br />

Späne frei nach unten. Be- und<br />

Entladung erfolgen hauptzeitparallel entweder<br />

manuell oder mit einer Automatisierung,<br />

bis hin zu vollautomatischen autarken<br />

Produktionszellen. Eine integrierte<br />

Automation mit bis zu 24 Schubladen<br />

und wegschwenkbarem Roboter ermöglicht<br />

den 24/7-Betrieb sowie mannlose<br />

Schichten. Ein Team von SW-Spezialisten<br />

für Anwendungen in der Medizin<strong>technik</strong><br />

entwickelt hierfür maßgeschneiderte<br />

Konzepte, zu denen auch die bauteilbezogene<br />

Programmierung gehört.<br />

Hohe Anforderungen an die Nachverfolgbarkeit<br />

galten in der Medizinbranche<br />

schon vor dem Inkrafttreten der MDR.<br />

Auch Automobilindustrie sowie Luft- und<br />

Raumfahrt mussten mit solchen Anforderungen<br />

umgehen, so dass es mittlerweile<br />

sehr wirtschaftliche Lösungen für Dokumentation<br />

und Traceability der Bauteile<br />

gibt. SW bildet diese Lösungen in den Maschinen<br />

ab. Sie erfassen die Bearbeitungsdaten<br />

für jedes Bauteil systematisch bis<br />

auf NC-Satz-Ebene. Intelligente Filter verdichten<br />

die Daten, so dass sich eine fehler-<br />

66 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


freie Fertigung nachweisen lässt und die<br />

lückenlose Nachverfolgbarkeit gewährleistet<br />

ist. Die Daten helfen den Anwendern<br />

aber auch, die Overall Equipment Effectiveness<br />

(OEE) zu verbessern, indem<br />

sie die Verfügbarkeit der Maschinen steigern.<br />

Die Software der SW-Maschinen erfasst<br />

Betriebs-, Zustands- und Instandhaltungsdaten<br />

und speichert sie über gesicherte<br />

Mechanismen in der Cloud ab.<br />

Die dort abgelegten Daten werten sowohl<br />

Algorithmen als auch SW-Spezialisten<br />

aus und wandeln sie in nutzbare Informationen<br />

um: Durch Condition Monitoring<br />

wird Verschleiß frühzeitig erkennbar.<br />

Anwender können auf Basis dieser Informationen<br />

vorausschauend Instandhaltungsmaßnahmen<br />

einplanen und die Verfügbarkeit<br />

ihrer Maschinen steigern. ■<br />

Amelie Kneer<br />

Schwäbische Werkzeugmaschinen,<br />

Schramberg-Waldmössingen<br />

www.sw-machines.de<br />

Über die Maschinen<br />

Die Mehrspindler von SW sind monolithische Grundmaschinen<br />

mit einer Box-in-Box-Fräseinheit. Diese reagiert kaum auf<br />

thermische Einflüsse, und wenn, dann sehr symmetrisch. Der<br />

Gantry-Aufbau mit beidseitigen Antrieben und fluidischem<br />

Gewichtsausgleich steigert die Dynamik und verkürzt unproduktive<br />

Nebenzeiten.<br />

Die Baureihe BA 2 mit einem Spindelabstand von 200 mm und<br />

einem Arbeitsraum von 200 mm /350 mm /300 mm eignet<br />

sich für die Fertigung kleiner und mittlerer Bauteile aus Stahl.<br />

Nicht-magnetische Metalle wie Titan oder auch verschiedene<br />

Kunststoffe lassen sich mit der Baureihe BA W02 bearbeiten,<br />

die mit Linearmotor<strong>technik</strong> ausgestattet ist und einen Spindelabstand<br />

von 250 mm aufweist.<br />

Die Baureihen BA 3 mit 300 mm Spindelabstand, XYZ von 300<br />

mm / 450 mm / 375 mm sowie die BA 4/Ba W04 mit 400 mm<br />

Spindelabstand, XYZ von 400 mm / 500 mm /425 mm, decken<br />

größere Werkstücke ab. Je nach Baureihe sind die mit zwei<br />

oder vier Spindeln (3er und 4er Baureihe) verfügbar.<br />

Bild: SW<br />

Auch medizinische Werkstücke lassen sich in autarken<br />

Fertigungszellen zerspanen: Der 6-Achs-Roboter belädt und<br />

entlädt den Doppelschwenkträger hauptzeitparallel. Das<br />

ermöglicht den 24/7 Betrieb sowie mannlose Schichten<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 67


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

„WO ANDERE AN IHRE GRENZEN<br />

KOMMEN, FANGEN WIR ERST AN“<br />

Mikrodrehteile | Staubkörnchengroß sind die Teile, die Carl Haas auf CNC-Maschinen<br />

für die Medizin<strong>technik</strong> fertigt. Nicht nur beim Rüsten der Maschine und dem Handling<br />

der winzigen Produkte, sondern auch bei der Qualitätssicherung und der Nachbearbeitung<br />

profitiert das Unternehmen von seinen Erfahrungen aus der Uhrenindustrie.<br />

Mit einem Durchmesser von 0,5 mm ist das<br />

Nietelement aktuell das kleinste Teil, das<br />

Carl Haas für die Medizin<strong>technik</strong> fertigt<br />

Bild: Carl Haas<br />

Wenn das Produkt so klein ist, dass<br />

man es kaum sehen kann, dann<br />

fängt es für uns an, Spaß zu machen“, sagt<br />

Thomas Zwick und hält einen Finger mit<br />

winzigen schwarzen Punkten darauf in<br />

die Höhe, die auch auf den zweiten und<br />

dritten Blick wie Staubkörnchen aussehen.<br />

Dabei handelt es sich um hochpräzise<br />

gefertigte Nietelemente aus Edelstahl,<br />

die als Gelenkstücke in Endoskopen zur<br />

Anwendung kommen. Hergestellt werden<br />

sie in einer CNC-Drehmaschine. „Aktuell<br />

sind das die kleinsten Produkte, die wir<br />

fertigen“, erklärt Zwick, „aber theoretisch<br />

ginge es auch noch kleiner.“<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Mikrodrehteile<br />

Präzisionsfertigung<br />

Erfahrung aus der Uhrenindustrie<br />

Qualitätssicherung<br />

Prozesssicherheit<br />

Die Teile, die Carl Haas GmbH in<br />

Schramberg für die Medizin<strong>technik</strong> herstellt,<br />

sind so winzig, dass man mit dem<br />

bloßen Auge kaum die Konturen erkennen<br />

kann. „Unseren Ursprung haben wir<br />

in der Uhrenindustrie“, erläutert der<br />

Werksleiter, der als gelernter Zerspanungsmechaniker,<br />

wann immer es nötig<br />

ist, selbst an einer der Maschinen steht.<br />

„Und diese Erfahrung aus der Mikrobearbeitung<br />

hilft uns seit 30 Jahren beim<br />

Herstellen von medizintechnischen Komponenten<br />

und Produkten.“<br />

Für die Fertigung der Mikrodrehteile<br />

stehen dem Team hochmoderne CNC-<br />

Drehmaschinen zur Verfügung sowie etliche<br />

kurvengesteuerte Langdrehautomaten,<br />

die nach und nach in den Ruhestand<br />

geschickt werden. Obwohl diese Kurvenmaschinen<br />

sehr präzise sind und teilweise<br />

schneller produzieren als moderne CNC-<br />

Maschinen, ist der Rüstaufwand im Vergleich<br />

einfach zu hoch und fähiges Bedienpersonal<br />

für diese Maschinen zu finden<br />

ist heute nahezu unmöglich. „Zu-<br />

dem“, so Zwick, „wollen wir unsere Fertigung<br />

modernisieren und noch stärker an<br />

die Bedürfnisse der Medizin<strong>technik</strong> anpassen.“<br />

Die hochpräzisen Teile, die aus<br />

den Kurvenmaschinen in kleine Siebe fallen,<br />

müssen anschließend aufwendig gereinigt<br />

werden, denn in der Medizin<strong>technik</strong><br />

sind Sauberkeit, die Vermeidung von<br />

Partikeln und biologische Verträglichkeit<br />

von großer Bedeutung.<br />

Die Qualitätssicherung bei Carl Haas<br />

spielt eine ebenso wichtige wie diffizile<br />

Rolle in der Herstellung der winzigen Teilen<br />

und kann nur anhand von Videomessgeräten<br />

erfüllt werden, wie Thomas<br />

Zwick am Beispiel einer Mikroobjektivfassung<br />

für Endoskope erklärt. Denn diese<br />

Fassung aus hochlegiertem Stahl mit Außendurchmessern<br />

von 0,9 mm sowie einer<br />

Wandung von gerade einmal einem<br />

500stel Millimeter lässt sich problemlos<br />

von einem Fingernagel zerdrücken.<br />

Eigene Messvorrichtungen für<br />

die Qualitätssicherung<br />

Beim Messen eines Rüstteiles wird zudem<br />

schnell ersichtlich, dass ein Grat größer<br />

sein kann als das komplette Teil, den es<br />

dann natürlich noch zu entfernen gilt.<br />

„Von Hand positionieren lässt sich das Teil<br />

kaum, deshalb verwenden wir meist eigens<br />

dafür hergestellte Messvorrichtungen“,<br />

so Zwick.<br />

Die Mikrodrehteile aus Edel- und Silberstahl,<br />

Aluminium, Titan oder Peek, die<br />

Carl Haas für die Medizin<strong>technik</strong> fertigt,<br />

kommen hauptsächlich in der Endoskopie<br />

zum Einsatz. Besonderheit beim Drehen<br />

beispielsweise der Nietelement sind die<br />

scharfkantigen Ecken, deren Maße über<br />

den gesamten Fertigungszeitraum pro-<br />

68 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Carls Haas<br />

Thomas Zwick leitet die Produktion der<br />

Spiralfedern und Drehteile in Schramberg<br />

zesssicher gehalten werden müssen. Bei<br />

einem Drehteil mit einem Durchmesser<br />

von gerade einmal 0,5 mm und noch kleineren<br />

Toleranzen eine Herausforderung.<br />

„Aber wo andere an ihre Grenzen kommen“,<br />

so Thomas Zwick schmunzelnd,<br />

„fangen wir erst an.“<br />

Eine zweite Herausforderung bei der<br />

Herstellung der Gelenkstücke im spanabhebenden<br />

Prozess ist das Handling der<br />

Teile in der Maschine. Die Maschine muss<br />

so eingestellt werden, dass beispielsweise<br />

beim Abgreifen keine Abdrücke am Teil<br />

Weitere Informationen<br />

Zum Hersteller von Mikrodrehteilen<br />

für Feinwerk- und Medizin<strong>technik</strong>:<br />

www.carl-haas.com<br />

zu sehen sind. „Wir testen das an einem<br />

Teilbereich, der einen Durchmesser von<br />

0,4 Millimeter hat und auf dem uns eine<br />

Länge von 0,1 Millimeter zum Abgreifen<br />

zur Verfügung steht“, erklärt Stefanie Borho,<br />

die bei Carl Haas die Drehteilefertigung<br />

leitet, und zeigt auf einen winzigen<br />

Zwischenraum in der Produktzeichnung.<br />

Da ist viel Fingerspitzengefühl beim Programmieren<br />

gefragt, denn wenn die<br />

Spannzange zu schwach eingestellt ist,<br />

fallen Teile in die Maschine und nicht in<br />

den Absaugschlauch, der die Teile von<br />

den Abgreifzangen übernimmt.<br />

Mikrodrehteile benötigen<br />

spezielle Handling-Werkzeuge<br />

Rund einen Tag Rüstzeit plant Borho bei<br />

Neuprodukten ein, bei komplizierten Teilen<br />

kann das aber schnell deutlich mehr<br />

Zeit in Anspruch nehmen. „Und erst wenn<br />

zehn Erstmusterteile gefertigt, per Videomessgerät<br />

geprüft und von der Qualitätssicherung<br />

freigegeben sind, starten wir<br />

die Serienproduktion“, erklärt die Drehteile-Expertin.<br />

Aber auch dann finden regelmäßig<br />

kunden- und teilespezifische<br />

Stichprobenprüfungen statt. Durch Vakuum<br />

werden die Teile aus der Abgreifspindel<br />

gesaugt und in speziellen Sieben aufgefangen<br />

und validiert gereinigt. Anschließend<br />

werden die Produkte verpackt<br />

und versendet.<br />

Auf Wunsch werden auch Arbeitsgänge<br />

wie das Sandstrahlen, Gleitschleifen<br />

und Polieren übernommen. Auch eine<br />

Weiterverarbeitung der Produkte oder<br />

Bild: Carl Haas<br />

Je kleiner die Teile, desto größer der Anreiz<br />

für den Drehteile-Spezialisten<br />

das Verpacken im hauseignen Reinraum<br />

(GMP C) sind möglich. Für Beschichtungen<br />

oder eine Wärmebehandlung arbeitet<br />

Carl Haas mit Unternehmen zusammen,<br />

die über das Spezialwissen im Umgang<br />

mit den winzigen Drehteilen verfügen.<br />

Auf die Frage nach den Grenzen der<br />

spanabhebenden Fertigung – nicht nur<br />

für die Medizin<strong>technik</strong> – erklärt Stefanie<br />

Borho: „Wir haben schon bis 0,2 Millimeter<br />

Durchmesser gedreht, dann geht es an<br />

die Grenzen der Machbarkeit.“ Dann lacht<br />

sie, zeigt auf das staubkorngroße Nietelement<br />

und sagt: „Und wenn wir auf diesem<br />

Teil noch eine Querbohrung und ein Gewinde<br />

anbringen würden, dann haben<br />

wir unsere Technologien und Möglichkeiten<br />

fast alle ausgeschöpft.“<br />

■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 69


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

Neue Stechgeometrie für Titan –<br />

mit Sensorik überwacht<br />

Werkzeuge | Mittels Sensorik soll die Drehbearbeitung<br />

effizienter werden, vor allem für Mikroteile. Für dieses<br />

Projekt haben der Tübinger Werkzeugspezialist Paul<br />

Horn und die Sensorik-Fachleute von Kistler ihre Kompetenzen<br />

gebündelt.<br />

Werkzeuge lassen sich bei der Mikro-Drehbearbeitung in<br />

Echtzeit überwachen: Das dafür entwickelte Piezo Tool<br />

System (PTS) enthält einen Kraftsensor, der in das Drehwerkzeug<br />

eingelegt wird und über den Zustand des Werkzeuges während<br />

der Bearbeitung informiert. Der Sensor misst selbst sehr<br />

niedrige Zerspankräfte mit hoher Auflösung. Der Maschinenbediener<br />

kann so fehlerhafte Materialien und Schneidstoffe oder<br />

einen Werkzeugbruch sofort erkennen. Entwickelt wurde das<br />

System von der auf dynamische Mess<strong>technik</strong> spezialisierten Kistler-Gruppe<br />

und der Tübinger Paul Horn GmbH.<br />

Die neue Lösung ist kompatibel zu ausgewählten Standard-Drehhaltern<br />

von Horn und maschinenunabhängig. Ein Eingriff in die<br />

CNC-Steuerung ist nicht erforderlich. Bei den Horn-Technologietagen<br />

im Juni wurde das Piezo Tool System beim Abstechen von<br />

Das Stechwerkzeug für<br />

die Titanbearbeitung<br />

lässt sich mit einem<br />

Kraftsensor kombinieren,<br />

der beim Bearbeiten von<br />

Mikroteilen Rückschlüsse<br />

auf den Zustand des<br />

Werkzeugs erlaubt<br />

Titan mit Haltern des Typs 224 gezeigt. Die Schneidplatten des<br />

Typs 224 mit der neuen WT-Geometrie sind für Halter vom Typ<br />

H224 ausgelegt. Die neue Stechgeometrie wurde zum Abstechen<br />

von Titan entwickelt, auf der Basis umfangreicher Simulationen.<br />

Neben einem sicheren Spanbruch sorgt die Geometrie für einen<br />

weichschneidenden Schnitt. So sind höhere Vorschübe möglich,<br />

was einer kürzeren Bearbeitungszeit entspricht. Dies erhöht zusätzlich<br />

die Lebensdauer, wie Versuche belegen, um bis zu 60 %.<br />

www.phorn.de<br />

Bild: Paul Horn<br />

Additive Fertigung<br />

Individuelle Peek-Implantate aus dem 3D-Drucker<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Trainer machen KMU fit<br />

für die KI-Zukunft<br />

Der Peek-3D-Drucker Apium M220 vereint<br />

die Vorteile der additiven Fertigung<br />

mit den Eigenschaften des gefragten medizinischen<br />

Werkstoffes Peek (Polyether -<br />

etherketon). Durch den Wechsel von abtragenden<br />

Verfahren zu generativen<br />

3D-Drucktechnologien, können Vorlaufund<br />

Lieferzeiten auf Stunden minimiert<br />

und Produktdesigns auf individuelle Anforderungen<br />

angepasst werden, teilt die<br />

Karlsruher Apium Additive Technologies<br />

GmbH mit. Peek sei zudem ein optimaler<br />

Werkstoff für die Implantatproduktion.<br />

Ein Peek-Implantat ist dem menschlichen<br />

Knochen in mechanischer Steifigkeit und<br />

Elastizität ähnlicher als seine metallischen<br />

Alternativen und kann daher den<br />

inneren Bewegungen folgen. Da es sich<br />

um ein röntgenstrahlendurchlässiges Material<br />

handelt, eignet es sich für die radiologische<br />

Diagnostik und Strahlentherapie.<br />

Dank seiner isolierenden Eigenschaften<br />

ist das Material kaum anfällig für<br />

Temperatureinflüsse, was verhindert,<br />

dass sich das Implantat erhitzt und folglich<br />

Patientenleiden verursacht. Darüber<br />

hinaus wird Peek vom angrenzenden Gewebe<br />

aufgenommen und verwächst bei<br />

dauerhafter Implantation mit dem Körper.<br />

Durch die Material Extrusion (FFF)<br />

lassen sich Implantate an die individuelle<br />

Anatomie anpassen. Der Totraum zwischen<br />

Knochen und Implantat kann nahezu<br />

eliminiert und ein stabiler und enger<br />

Kontakt hergestellt werden. Neben einem<br />

verbesserten Knochenwachstum werden<br />

die Operationen vereinfacht, das Infek -<br />

tionsrisiko reduziert sowie die Ästhetik<br />

durch rekonstruktive Implantate gewährleistet.<br />

www.apiumtec.com<br />

Bild: Apium<br />

Eine Untersuchung des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie prognostiziert<br />

eine zusätzliche Bruttowertschöpfung<br />

in den kommenden fünf Jahren<br />

durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) auf knapp 32 Mrd. Euro. Seit Juli<br />

erhält das vom BMWi geförderte Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

Hannover<br />

an der Leibniz Universität Hannover „Mit<br />

uns digital“ deshalb zusätzliche Fördermittel.<br />

Das Zentrum stellt drei Künstliche-<br />

IntelIigenz-(KI)-Trainer ein, die in Unternehmen<br />

Informationsgespräche und<br />

Schulungen anbieten. Sie geben einen<br />

ersten Überblick über Künstliche Intelligenz<br />

und wollen sowohl Fach- als auch<br />

Führungskräften die Scheu vor dem Thema<br />

nehmen. Deutschlandweit will das<br />

BMWi künftig mindestens 20 KI-Trainer<br />

einsetzen, die über die Kompetenzentren<br />

jährlich mindestens 1000 Unternehmenskontakte<br />

erzielen und bundesweit KMUspezifische<br />

Maßnahmen umsetzen.<br />

www.mitunsdigital.de<br />

70 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

<br />

<br />

24. Oktober 2019<br />

<br />

<br />

Oberflächenmess<strong>technik</strong> 4.0<br />

für die Metallverarbeitung –<br />

neue Ansätze und Technologien<br />

Die Verlagerung von Mess<strong>technik</strong> an oder in die<br />

Produktionslinie erfordert zunehmend optische<br />

Mess<strong>technik</strong> und Automatisierung.<br />

Das 6. QUALITY ENGINEERING InnovationsForum 2019<br />

beleuchtet die verschiedenen Entwicklungen in der<br />

Oberflächenmess<strong>technik</strong> – vom Messraum bis hin zur<br />

Inline-Lösung.<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

<br />

an die Oberflächenmess<strong>technik</strong> – und welche sind neu?<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 71


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

SO GUTE OBERFLÄCHEN,<br />

DASS FOLGESCHRITTE ENTFALLEN<br />

Werkzeuge | Funktional, von hoher Qualität und einfach zu sterilisieren sollen<br />

Instrumente für die minimal-invasive Chirurgie sein. Beim Fertigen solcher Produkte<br />

helfen hochwertige Werkzeuge, ein Toolmanagementsystem – und Expertenwissen.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Präzise Teile für Medizinprodukte<br />

Spezielle Werkzeuge<br />

Know-how in der Beratung<br />

Oberflächengüte<br />

Produktiver mit Werkzeugverwaltung<br />

Wir brauchen bei unseren chirurgischen<br />

Instrumenten höchste Präzision<br />

und beste Oberflächengüten“, betont<br />

Bernd Amann, Technischer Leiter der<br />

Eberle GmbH & Co. KG in Wurmberg. Um<br />

diese zu erreichen, setzt das Unternehmen<br />

Zerspanwerkzeuge ein, die den Ansprüchen<br />

an Qualität und Funktionalität<br />

genügen – und für die auch ein Ansprechpartner<br />

für die Beratung zur Verfügung<br />

steht.<br />

Bei einer wichtigen Produktegruppe,<br />

den Shaverblades, zeigt sich der Qualitätsanspruch<br />

des Wurmberger Unternehmens<br />

am deutlichsten. Für die Herstellung<br />

der Blades werden Führungsrohre<br />

und die darin liegenden Werkzeuge zunächst<br />

gedreht, geschliffen, mit dem Laser<br />

geschweißt und zum Teil gehärtet. Die<br />

verwendeten Bauteile sind nicht groß:<br />

Die Werkzeugspitzen beispielsweise haben<br />

einen Durchmesser von 3,5 mm oder<br />

4,5 mm und sind 8 mm lang. Sie werden<br />

mit den Öffnungen für die Schneiden im<br />

Laserschweißverfahren auf die Führungsrohre<br />

aufgeschweißt. In den Rohren drehen<br />

sich die Bohr- und Schneidwerkzeuge.<br />

Auch die Verzahnung für deren<br />

Schneidköpfe fertigt Eberle selbst.<br />

Zum Maschinenpark der Wurmberger<br />

gehören Drehmaschinen zum Lang- und<br />

Kurzdrehen von Star, Boley, Index sowie<br />

ein Fünf-Achs-Fräszentrum von Chiron,<br />

Senk- und Drahterodiermaschinen,<br />

Schleifmaschinen und Laserschweißmaschinen.<br />

Darauf werden seit Gründung<br />

des Unternehmens unter anderem Dreh-,<br />

Abstech-, Bohr- und Fräswerkzeuge der<br />

Ostfilderner Arno Werkzeuge Karl-Arnold<br />

GmbH eingesetzte.<br />

Es läuft gut mit hochpositiven<br />

Wendeschneidplatten<br />

Derzeit werden neun verschiedene VHM-<br />

Fräser genutzt, acht unterschiedliche SA-<br />

Abstechvarianten, das Bohrsystem AKB<br />

und elf Typen hochpositiv geschliffener<br />

Wendeschneidplatten. „Vor allem die<br />

hochpositiven Wendeschneidplatten erzeugen<br />

mit langen Standzeiten sehr gute<br />

Oberflächen“, versichert Amann. Arno-<br />

Mitarbeiter Alexander Rentschler, der<br />

den Fachleuten bei Eberle mit Rat zur Seite<br />

steht, betont: „Mit diesen speziell entwickelten<br />

hochpositiven Spanformgeometrien<br />

erzielen wir unter Verwendung<br />

von Hochleistungsschneidstoffen die beste<br />

Zerspanungsergebnisse – auch weil<br />

beim Drehprozess weniger Vibrationen<br />

Bild: Eberle<br />

Shaverblades, mit denen der Chirurg Weichgewebe oder Knorpel abträgt, bietet Eberle<br />

in einer großen Vielfalt an. Sie erfüllen ihre Aufgabe, indem Messer im Innern eines<br />

kleinen Rohres bewegt werden. Die Fertigung erfordert höchste Präzision<br />

entstehen.“ Darüber hinaus sorge die polierte<br />

Oberfläche für „optimalen Spanabfluss“<br />

und der geschliffene Umfang „für<br />

höchste Genauigkeit.“ Amann bestätigt<br />

das, wenn er feststellt, dass „die Oberflächengüte<br />

so hoch ist, dass teilweise nachgelagerte<br />

Prozessschritte entfallen können.“<br />

Das ist auch wichtig für eine geringe<br />

Keimanhaftung der später noch zu reinigenden<br />

und zu sterilisierenden Produkte.<br />

Fürs Abstechen setzt Amann auf die<br />

SA-Module. Darunter sind auch solche<br />

mit einer 15 Grad schrägen Platte, die er<br />

für das Abstechen dünnwandiger Rohre<br />

einsetzt. „Dazu gehören vor allem unsere<br />

Shaverblades für HNO-Eingriffe“, berichtet<br />

der Technische Leiter. Die stabilen und<br />

schmalen Stechklingen, die Arno für Einstechtiefen<br />

von 10 bis 70 mm und Stechbreiten<br />

von 1,5 bis 8 mm bietet, sind für<br />

ihn „optimal, weil sie hohe Prozesssicherheit<br />

unterstützen. Und das ist für uns<br />

wichtig, da unsere Serien nicht sehr groß<br />

sind.“ Fünf bis 5000 Stück können die Se-<br />

72 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Bild: Arno Werkzeuge<br />

Mit hochpositiven Wendeschneidplatten lassen sich sehr gute Oberflächengüten auf dem<br />

Werkstück erreichen. Der Umfang der Werkzeuge ist geschliffen, ihre polierten Oberflächen<br />

ermöglichen einen sehr guten Spanabfluss<br />

rien umfassen, wobei maximal 500 Stück<br />

in einem Los gefertigt werden. „Da können<br />

Sie sich keine Ausreißer leisten.“<br />

Die HNO-Instrumente werden zu Radien<br />

von 50° bis 65° gebogen – eine Biegung,<br />

die der Antrieb im Innern der Rohre<br />

natürlich mitmachen muss. Eberle setzt<br />

hier auf kleine Antriebselemente, die die<br />

Rotation über Stirnverzahnungen übertragen.<br />

Bis zu neun solcher Antriebs-Kegelräder<br />

sind in einem Instrument verbaut.<br />

Darüber hinaus muss noch ein Spülkanal<br />

im Instrument eingebracht werden.<br />

„Und wir sprechen hier über Innendurchmesser<br />

von wenigen Millimetern“, betont<br />

Amann. Aber nur durch diese technische<br />

Über den Hersteller<br />

Das Produktprogramm der 1999 gegründeten<br />

Eberle GmbH & Co. KG<br />

aus dem baden-württembergischen<br />

Wurmberg umfasst etwa 1000 Produkte,<br />

die mit einer Fertigungstiefe<br />

von nahezu 100 % hergestellt werden.<br />

Den größten Teil machen Shaverblades<br />

für Arthroskopien, chirurgische<br />

und urologische Operationen<br />

oder HNO-Eingriffe aus sowie Bohrer,<br />

Sägen und Drähte mitsamt dazugehörigen<br />

Antriebssystemen und<br />

Handinstrumenten.<br />

Die zugehörigen Steuergeräte mit<br />

Software und Gehäuse, Kabel und<br />

Stecker fertigt Eberle selbst – und<br />

beliefert mit entsprechenden Privat-<br />

Label-Produkten auch andere deutsche<br />

Hersteller, zum Teil Weltmarktführer<br />

in ihrem Segment.<br />

Da das Unternehmen wächst, ist<br />

demnächst der Umzug in ein neues<br />

Gebäude vorgesehen.<br />

www.eberle-med.de/<br />

eberle-medizin/<br />

Lösung schaffen es die gebogenen HNO-<br />

Instrumente – „als einzige weltweit“ – bis<br />

zu einer halben Stunde lang, mit 12 000<br />

min -1 zu drehen, bevor die Einmalinstrumente<br />

entsorgt werden.<br />

Werkzeugverwaltung hat auch<br />

die Autoschlüssel im Blick<br />

Um seine Werkzeuge zu verwalten, setzt<br />

Eberle den Store-Manager von Arno Werkzeuge<br />

ein. Auf lediglich 1,5 m2 Aufstellfläche<br />

kann er mit seinem Karussellsystem<br />

in bis zu 2160 Fächern Werkzeuge lagern<br />

und verwalten. Eberle nutzt ihn im Moment<br />

noch für etwa 600 bis 700 Werkzeuge,<br />

darunter auch Lehren. Da bleibt auch<br />

noch Platz für die Autoschlüssel der Fahrzeugflotte,<br />

wie ein Mitarbeiter schmunzelnd<br />

erwähnt. „Das ist aber gar nicht so<br />

ungewöhnlich“, erzählt Simon Lang, Produktmanager<br />

Werkzeugverwaltungssysteme<br />

bei Arno Werkzeuge. „Schließlich<br />

lässt sich damit ebenso genau nachverfolgen,<br />

wer gerade welches Auto für welchen<br />

Zweck fährt.“<br />

Amann will das modulare System sogar<br />

noch weiter ausnutzen, da es eine<br />

kontrollierte Einzelentnahme mit Rücklagermöglichkeit<br />

bietet. Nicht nur die Werkzeugverwaltung,<br />

auch die Beschaffung<br />

werde damit effizienter und einfacher. So<br />

können unkompliziert Bestellvorschläge<br />

für die Einkaufsabteilung erstellt oder Bestellvorgänge<br />

direkt an beliebig viele Lieferanten<br />

ausgelöst werden. Besonders gut<br />

kommt dabei an, dass der Store-Manager<br />

von Arno Werkzeuge auch fremde Werkzeuge<br />

mitverwaltet, „denn natürlich verwenden<br />

wir auch die Produkte anderer<br />

Hersteller“, schildert Amann die gängige<br />

Praxis.<br />

■<br />

Jürgen Fürst<br />

Fachjournalist in Stuttgart<br />

Mehr über den Werkzeuganbieter:<br />

www.arno.de<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 73


■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />

GUT BEDIENBARE LÖSUNG<br />

FÜR DIE KOMPLETTBEARBEITUNG<br />

Fertigung von Hochpräzisionsteilen | Als er seine Unternehmensgruppe fit machen<br />

wollte für die Fertigung präziser Teile aus anspruchsvollen Werkstoffen, entschied sich<br />

der Unternehmenschef für ein Dreh-Fräszentrum – oder genauer gesagt für dessen<br />

Konzept. Eine virtuelle Darstellung der Maschine erleichterte die Einarbeitung.<br />

Auf die Herstellung anspruchsvoller<br />

Hochpräzisionsteile aus schwer zu<br />

bearbeitenden Werkstoffen wollte Sébastien<br />

Ripoche seine Unternehmensgruppe<br />

umstellen – und ließ sich dabei auf ein<br />

kleines Abenteuer ein: Er bestellte vor etwa<br />

zwei Jahren eine Maschine, die es zu<br />

dieser Zeit nur auf dem Papier gab. Seine<br />

Begründung für diesen Schritt: Die Maschine<br />

– das Dreh-Fräszentrum G200 –<br />

konnte vom Konzept her all das leisten,<br />

was er brauchte, um Teile für die von ihm<br />

bedienten Hightech-Märkte zu fertigen –<br />

zu denen neben der Luft- und Raumfahrt<br />

auch die Medizin<strong>technik</strong> gehört. „Ich habe<br />

eine klare Vision davon, wo wir mit unseren<br />

Unternehmen in 20 Jahren stehen<br />

wollen“, sagt Ripoche, dem die aus insgesamt<br />

fünf Unternehmen bestehende<br />

Groupe ARBM in der Region Anjou im<br />

Westen Frankreichs gehört.<br />

Kernstück der Gruppe ist Ouest Dé -<br />

colletage, die der Werkzeugmacher im<br />

Jahr 1997 gründete. Das Startup verfügte<br />

über zwei NC-Drehautomaten, um damit<br />

im Dreischichtbetrieb kostengünstige<br />

Dreh-Frästeile als Zulieferer herzustellen.<br />

„Mit einfachen Teilen ist aber auf Dauer<br />

wenig Wachstum und Ertrag zu erzielen.<br />

Deshalb wollten wir davon so bald wie<br />

möglich wegkommen“, erinnert sich der<br />

Inhaber – der seine Unternehmen daher<br />

Richtung Hochpräzisionsteile in kleineren<br />

bis mittleren Losgrößen fit machen wollte.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Drehfräszentrum<br />

Komplettbearbeitung<br />

Automatische Werkstoffzuführung<br />

Einarbeiten an virtueller Maschine<br />

Hohe Produktivität<br />

Patentierte Bohrer für Schädeloperationen, die nach dem Durchbruch automatisch<br />

stoppen, gehören zu den Produkten, die Ouest Décolletage auf seinen Maschinen fertigt<br />

In dieses Marktsegment arbeitete er<br />

sich geduldig vor, baute einen geeigneten<br />

Maschinenpark auf und suchte qualifizierte<br />

Mitarbeiter. 2015 wurde eine Medizin<strong>technik</strong>-Firma<br />

gegründet, bald gefolgt von<br />

der Übernahme eines auf Luft- und<br />

Raumfahrtteile spezialisierten Unternehmens<br />

sowie einer Automatendreherei.<br />

Insgesamt hat die Gruppe derzeit rund<br />

140 Mitarbeiter. Ripoches Ziel für die<br />

nächsten Jahre sind enge Zulieferverhältnisse<br />

mit Hightech-Abnehmern für anspruchsvolle<br />

Einzelstücke oder Serien bis<br />

hin zu Großserien.<br />

Auf der Suche nach für diese Ziele geeigneten<br />

modernen Werkzeugmaschinen<br />

hatte er ursprünglich an einen Mehrspindler<br />

gedacht. Das Konzept für das Index-Dreh-Fräszentrum<br />

G200 hat ihn aber<br />

überzeugt: Im Vordergrund stand dabei<br />

die Möglichkeit, alle Arbeitsgänge in derselben<br />

Maschine durchzuführen. Jeder<br />

Transfer und jedes Umspannen sei letztlich<br />

kostenträchtig, erhöhe den logistischen<br />

und verwaltungstechnischen Aufwand<br />

und gehe vor allem zu Lasten der erreichbaren<br />

Qualität und Präzision.<br />

Zweiter und ebenfalls wichtiger Grund<br />

für Ripoches Wahl war der gute Ruf, den<br />

Bild: Klaus Vollrath<br />

Index bei Branchenkollegen bezüglich der<br />

Qualität und Zuverlässigkeit hatte. Heute,<br />

nachdem sich die erste Maschine etabliert<br />

hat, könne er feststellen, dass er mit seiner<br />

Entscheidung genau richtig gelegen<br />

habe, fasst Ripoche zusammen.<br />

Vorteile bis 70 % gegenüber<br />

bisher eingesetzten Maschinen<br />

„Nach der Lieferung der Maschine Anfang<br />

Dezember 2017 verliefen Installa tion und<br />

Inbetriebnahme reibungslos“, sagt der<br />

Unternehmenschef. Nach der Schulung<br />

durch Index France, der Einarbeitung sowie<br />

Versuchen wurden Anfang März bereits<br />

die ersten komplexen Teile hergestellt.<br />

Erfreulicherweise lieferte die Index<br />

G200 sehr schnell die erwarteten Ergebnisse,<br />

auch was die Produktivität angeht.<br />

Im Vergleich zu den bisher eingesetzten<br />

Dreh-Fräszentren liegen die Vorteile laut<br />

Ripoche bei bis zu 70 %.<br />

„Nachdem die Index G200 aufgestellt<br />

war, hatten unsere Leute zunächst gewisse<br />

Berührungsängste“, erinnert er sich.<br />

Zum einen verfügte die neue Maschine<br />

über eine Steuerung von Siemens statt<br />

der vertrauten Fanuc-CNC, zum anderen<br />

hatten die Mitarbeiter Sorge wegen der<br />

74 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


hohen Arbeitsgeschwindigkeit: Bei Programmierfehlern<br />

hätte es schnell zu Ausschuss<br />

oder Werkzeugschäden kommen<br />

können. Deshalb erwies sich eine Software<br />

mit der Bezeichnung „Virtuelle Maschine“,<br />

die den gesamten Bearbeitungs -<br />

prozess am PC-Bildschirm ablaufen lässt,<br />

bei der Einarbeitung als sehr hilfreich. So<br />

konnten sich die Mitarbeiter gefahrlos mit<br />

der Programmierung vertraut machen.<br />

Dies führte zu einer schnellen Akzeptanz.<br />

Ripoche kommt insgesamt zu dem<br />

Schluss, dass er in Index einen strategischen<br />

Partner gefunden habe, mit dem er<br />

in Zukunft weiter eng zusammenarbeiten<br />

möchte. Dabei geht es ihm auch um das<br />

Entwicklungsprogramm des Maschinenherstellers,<br />

das im Wesentlichen mit seinen<br />

Vorstellungen über zukünftige Anforderungen<br />

übereinstimme.<br />

■<br />

Klaus Vollrath<br />

Fachjournalist in Aarwangen/Schweiz<br />

Zum Anwender: www.ouestdecolletage.com<br />

Zum Maschinenbauer: www.index-werke.de<br />

Mehr über das<br />

Dreh-Fräszentrum<br />

Das Dreh-Fräszentrum<br />

G200 verfügt<br />

über einen 65 mm<br />

Spindeldurchlass,<br />

165 mm Spannfutterdurchmesser<br />

und<br />

660 mm Drehlänge.<br />

Die beiden Spindeln<br />

und drei Werkzeugträger<br />

mit Y-Achse<br />

lassen sich in unterschiedlichen<br />

Kombinationen<br />

einsetzen.<br />

Beide Spindeln sind<br />

auch unabhängig<br />

Das Dreh-Fräszentrum G200 ist bei<br />

Ouest Décolletage mit Stangenzufuhr<br />

(links) installiert sowie mit<br />

und Späneentsorger (rechts)<br />

voneinander verwendbar, wobei maximal vier Werkzeuge<br />

gleichzeitig im Eingriff sein können. Die Werkstückzuführung<br />

kann sowohl automatisch als Stangenmaterial durch ein Lademagazin<br />

als auch durch Futterteile erfolgen.<br />

Der Hersteller beschreibt die Maschine als sehr steif sowie<br />

thermisch und dynamisch stabil. Zusammen mit der guten<br />

Schwingungsdämpfung seien damit die Voraussetzungen<br />

erfüllt, um hohe Anforderungen an Qualität und Präzision zu<br />

erfüllen. Das Magazin für die Werkzeugträger, die auch mit angetriebenen<br />

Werkzeugen bestückt werden können, bietet Platz<br />

für sechs Werkzeuge.<br />

Bild: Klaus Vollrath<br />

Vollhartmetall-Schaftfräser<br />

Der Schaftfräser TiNox-Cut N ist speziell auf<br />

die Bearbeitung schwer zerspanbarer Werkstoffe<br />

wie Titan oder Titanlegierungen ausgelegt. Die für<br />

HPC-Bearbeitung optimierte Geometrie vermeidet<br />

Vibrationen, innere Kühlschmierstoff-Zufuhr<br />

und optionale Eckenradien ermöglichen einen<br />

vielfältigen Einsatz in der Medizin<strong>technik</strong>.<br />

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16.– 21.09.2019<br />

Halle 4<br />

Stand F 16<br />

04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 75


■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />

Automatisiert zerkleinertes Gewebe<br />

führt zur schnelleren Diagnose<br />

Laborautomatisierung | Ein neu entwickeltes Gerät zerlegt Gewebeproben im<br />

Labor – auf Knopfdruck und mit wiederholbaren Parametern. Das erspart Hand -<br />

arbeit und beschleunigt die Aufarbeitung der Zellen.<br />

Im Tissue Grinder wird jede Gewebeprobe unter vergleichbaren und<br />

reproduzierbaren Bedingungen zerkleinert. Die automatisierte Arbeitsweise<br />

hilft, Abweichungen und Fehler zu minimieren<br />

Gewebeproben im Labor aufzubereiten,<br />

erfordert Zeit und Fingerspitzengefühl.<br />

Fraunhofer-Forscher der Projektgruppe<br />

für Automa tisierung in der<br />

Medizin und Biotechnologie PAMB in<br />

Mannheim haben deshalb ein Gerät entwickelt,<br />

das auf Knopfdruck Gewebe in<br />

einzelne, intakte Zellen aufspaltet: den<br />

Tissue Grinder.<br />

Es funktioniert ähnlich wie eine Kräutermühle.<br />

Kreisförmig angeordnete Zahnkränze<br />

drehen sich in definiertem Abstand<br />

gegeneinander und zerkleinern das<br />

Gewebe – aber so schonend, dass die einzelnen<br />

Zellen keinen Schaden nehmen.<br />

Das System ist steril und kommt nach<br />

dem Zerkleinern komplett in eine Zentrifuge,<br />

wo die Einzelzellsuspension abgetrennt<br />

wird und in eine zweite Kammer<br />

des Probengefäßes gelangt. Dadurch werden<br />

die Zellen innerhalb von 3 bis 5 min<br />

aus der Lösung herausgefiltert, ohne dass<br />

jemand Hand anlegen muss.<br />

Damit legt der Tissue Grinder, den<br />

PAMB-Wissenschaftler um Dr. Christian<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Reis entwickelt haben, den Grundstein<br />

für die beschleunigte Analytik der Zukunft.<br />

Denn bisher vergehen Tage oder<br />

gar Wochen, ehe ein Patient weiß, ob sein<br />

Tumor bösartig ist und welche Therapie<br />

hilft. Künftig könnte der neue Apparat<br />

Teil eines Analyse-Systems sein, das direkt<br />

neben dem OP-Tisch steht und dem<br />

Arzt innerhalb kürzester Zeit die gewünschten<br />

Ergebnisse liefert. Die Therapie<br />

könnte umgehend beginnen.<br />

Wie mühselig und zeitraubend es bisher<br />

ist, einzelne Zellen aus Gewebeproben<br />

herauszulösen, weiß Reis aus Erfahrung.<br />

Der promovierte Biotechnologe, der<br />

in der PAMB die Gruppe Labormechatronik<br />

und -prozess<strong>technik</strong> geleitet hat, war<br />

während des Studiums an einem großen<br />

Forschungsprojekt beteiligt. Immer wieder<br />

musste er Hautproben zerschneiden,<br />

um daraus einzelne Zellen zu extrahieren.<br />

Aber nicht nur der Zeitverlust von bis<br />

zu zwei Tagen störte Reis. Noch mehr ärgerte<br />

er sich über die Fehleranfälligkeit:<br />

„Es lagern sich sehr leicht Pilze oder Bak-<br />

terien auf der Gewebeprobe ab“, sagt er.<br />

„Damit ist sie unbrauchbar.“ Hinzu<br />

kommt, dass die beim Zerkleinern ebenfalls<br />

eingesetzten Enzyme nicht nur Eiweiße<br />

zerschneiden, die Zellen in der Gewebeprobe<br />

zusammenhalten, sondern<br />

auch die Oberflächenmarker angreifen.<br />

Diese aber brauchen Diagnostiker bei<br />

nachfolgenden Untersuchungen. Und<br />

noch etwas wurmte den Wissenschaftler:<br />

„Es ist dem Zufall überlassen, ob das Untersuchungsergebnis<br />

reproduzierbar ist“,<br />

sagt Reis. „Jeder Laborant geht etwas anders<br />

vor bei der mechanischen Zerkleinerung<br />

der Gewebeproben.“<br />

Reproduzierbare Ergebnisse<br />

und protokollierte Schritte<br />

Daher wollte Reis das Verfahren automatisieren<br />

und standardisieren. Mit dem Tissue<br />

Grinder ist er diesem Ziel sehr nah.<br />

Denn das Gerät schneidet und reibt immer<br />

gleich oft und wendet stets die gleiche<br />

Kraft an. Die Einzelzellsuspensionen,<br />

die der Tissue Grinder aus Gewebeproben<br />

erzeugt, sind also miteinander vergleichbar.<br />

Und sollte das Mahlwerk doch einmal<br />

fehlerhaft arbeiten, ist nachvollziehbar,<br />

was vorgefallen ist, denn eine Software<br />

protokolliert jeden Arbeitsschritt. Auch<br />

Unwägbarkeiten der Enzymbehandlung<br />

gehören bald der Vergangenheit an: Der<br />

Tissue Grinder zerkleinert mechanisch.<br />

Erste Partnerunternehmen nutzen das<br />

Gerät bereits zu Testzwecken. Parallel dazu<br />

planen die Forscher den Einsatz künstlicher<br />

Intelligenz: „Bisher arbeitet der Tissue<br />

Grinder ein vorgegebenes Protokoll<br />

ab, das je nach Gewebeart unterschiedliche<br />

Arbeitsschritte vorgibt“, sagt Reis.<br />

„Künftig soll das Gerät selbst erkennen,<br />

womit es zu tun hat und autonom entscheiden,<br />

wie es bei der Zerkleinerung am<br />

besten vorgeht.“<br />

■<br />

Hannes Weik<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

https://pamb.ipa.fraunhofer.de/<br />

76 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Alternative zum Gips<br />

vermeidet Abfall<br />

Kunststoffe | Ein gebrochener Knochen ist nur ein<br />

Grund für die Immobilisierung von Körperteilen. Eine<br />

Schiene aus einem biobasierten Kunststoff bietet<br />

Vorteile bei der Behandlung und ist abbaubar.<br />

Eine Schiene, mit der sich Knochenbrüche ruhigstellen lassen,<br />

kann während der Behandlung mehrfach nachgeformt<br />

werden – etwa wenn die Schwellung nachlässt. Möglich macht<br />

das der biobasierte Kunststoff Polymilchsäure, kurz PLA. Eine<br />

Schiene hieraus kann nach der Nutzung kompostiert werden.<br />

Beim Biopolymer-Kongress im Mai 2019 in Halle/Saale erhielt<br />

das Produkt „Recast“ den zweiten Preis des Biopolymer Innova -<br />

tion Awards. Dieser wird für Produktneuheiten aus kompostierbaren<br />

Kunststoffen vergeben. Entwickelt wurde die Rezeptur<br />

vom Potsdamer Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung<br />

IAP für die Nölle Kunststoff<strong>technik</strong> GmbH aus Meschede.<br />

Interessant ist der Ansatz, da bisher allein in Deutschland bis zu<br />

1,5 Millionen Frakturen ruhiggestellt werden. Hinzu kommen<br />

Bild: Nölle Kunststoff<strong>technik</strong>, Zenith Werbung & Fotografie<br />

Vorgeformte Schienen aus dem biobasierten und bioabbaubaren<br />

Kunststoff PLA sollen die Behandlung von Knochenbrüchen vereinfachen<br />

und schonen die Umwelt<br />

zwei bis vier Mal so viele Immobilisationen aus anderen Gründen.<br />

Herkömmliche Methoden dafür sind meist unbequem,<br />

schwer, anfällig für Geruchsbildung, aufwendig beim Anlegen<br />

oder energieintensiv, lassen sich nicht nachträglich anpassen –<br />

und erzeugen bis zu 150 t Müll pro Jahr.<br />

Für Recast werden vorgeformte Schienen in verschiedenen Größen<br />

eingesetzt. Bei Temperaturen von 55 bis 65 °C wird das Material<br />

formbar und lässt sich an die Körperstelle anpassen.<br />

Für den Einsatz als orthopädische Schiene ist der niedrige thermische<br />

Erweichungspunkt von PLA ein Vorteil. Es wurde mit geeigneten<br />

Füllstoffen zu einer Rezeptur kombiniert, die alle Anforderungen<br />

erfüllte. Rund 80 % des bisher bei Immobilisierungen<br />

anfallenden Abfalls könnten damit vermieden werden.<br />

Anzeigendaten einfach<br />

und sicher übermitteln.<br />

PDF<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 77


■ [ RECHT ]<br />

ZU VIELE UNKLARHEITEN, UM DIE<br />

MDR BIS MAI 2020 UMZUSETZEN<br />

Benannte Stellen | Als erste Benannte Stelle außerhalb von Großbritannien könnte<br />

TÜV Süd seine Arbeit aufnehmen. Doch um ernsthaft anfangen zu können, sind viel zu<br />

viele Details der MDR unklar, sagt Dr. Bassil Akra, Vice President Global Strategic Business<br />

Development of Medical & Health Services. Er würde die Uhren gern anhalten.<br />

■ Herr Dr. Akra, TÜV Süd ist Benannte<br />

Stelle gemäß der MDR. Wie lange hat es<br />

gedauert bis zur Benennung?<br />

Insgesamt etwa eineinhalb Jahre – damit<br />

waren wir sogar etwas schneller als<br />

der formal geplante Ablauf, der erste<br />

Benennungen im Juli 2019 vorsah.<br />

■ Welche neuen Anforderungen muss<br />

eine Benannte Stelle erfüllen?<br />

Es werden auch von uns sehr viel mehr<br />

Dokumentationen gefordert, um unsere<br />

Kompetenz zu belegen. Es reicht zum<br />

Beispiel nicht mehr aus, dass wir Fachärzte<br />

beschäftigen. Wir müssen auch<br />

Dr. Bassil Akra ist bei TÜV Süd als<br />

Vice President Global Strategic Business<br />

Development of Medical & Health<br />

vices mit allen Fragen zur MDR vertraut<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Unklarheiten bei MDR-Umsetzung<br />

■ Noch keine Herstelleranträge bearbeitet<br />

■ Kriterien für Priorisierung der Anträge<br />

sind in Vorbereitung<br />

■ Nationale Sonderregelungen<br />

■ Wie läuft der Benennungsprozess ab?<br />

Frühestens sechs Monate nach Publi -<br />

kation der MDR war es möglich, den<br />

Antrag auf Benennung zu stellen.<br />

Vor gesehen war, dass innerhalb des<br />

folgenden halben Jahres Audits stattfinden.<br />

Danach bekamen die Antragsteller<br />

eine Abweichungsliste. Um die<br />

Abweichungen zu beheben, wurden<br />

wiederum sechs Monate angesetzt.<br />

Nach der Prüfung erfolgte die Designation<br />

durch die nationale Stelle, für<br />

Deutschland durch die ZLG. Diese Information<br />

wird im Nando zur Verfügung<br />

gestellt, um anderen Mitgliedsstaaten<br />

die Gelegenheit zu geben, zu widersprechen.<br />

Erfolgt kein Widerspruch, ist<br />

die Benennung abgeschlossen. Diesen<br />

Prozess haben bisher BSI in Großbritannien<br />

und TÜV Süd durchlaufen.<br />

■ Das sind nicht viele...<br />

Wir hoffen tatsächlich, dass es noch vor<br />

den Sommerferien weitere Benannte<br />

Stellen gibt. Im Jahr 2018 liefen insgesamt<br />

16 Audits, und für 2019 sind<br />

meines Wissens weitere 15 Audits geplant.<br />

Dass es für uns so schnell ging,<br />

zielle Benannte Stellen einen Antrag<br />

auf Benennung bei der Kommission<br />

gestellt haben. Aber ich freue mich<br />

auf jede weitere, denn auch wenn wir<br />

unsere Kapazitäten erheblich erweitert<br />

haben, können wir allein den Markt<br />

lag unter anderem daran, dass in der<br />

ersten Welle gar nicht so viele poten-<br />

So, wie wir mit der MDR<br />

für einen Chirurgen anhand seines<br />

Lebenslaufes im Detail schriftlich nachweisen,<br />

dass er über Expertise zu<br />

chirurgischem Nahtmaterial verfügt.<br />

Und beim Bewerten der Produkte müssen<br />

wir weiter in die Tiefe gehen. Es<br />

gilt, alle Hersteller gleich zu behandeln<br />

und jedes Produkt so zu betrachten, als<br />

sei es noch nie auf dem Markt gewesen.<br />

Auch wenn es sich seit 50 Jahren bewährt<br />

hat.<br />

■ Wie sehr verändert sich die Arbeit<br />

Ihrer Experten durch die MDR?<br />

Genaugenommen wissen wir das noch<br />

gar nicht, und das ist aus meiner Sicht<br />

das größte Problem. Es gibt immer<br />

wieder ein Korrigendum oder Gui -<br />

dance-Papiere, neue Informationen der<br />

Europäischen Kommission dazu, wie<br />

bestimmte Passagen der MDR zu interpretieren<br />

sind. Das war schon während<br />

Mitarbeiter geschult. Es kommt aber<br />

auch vor, dass die gleiche Passage<br />

einer weiteren Korrektur unterliegt.<br />

Daher haben wir bisher nur sehr<br />

zurück haltend mit dem Bearbeiten der<br />

Anträge von Medizinprodukteherstellern<br />

der Antragsphase so, und wir haben unsere<br />

Prozesse jeweils angepasst und<br />

Ser-<br />

nicht vollständig bedienen.<br />

beginnen<br />

können.<br />

Bild: TÜV Süd<br />

jetzt vorgehen, verbrennen<br />

wir nur Ressourcen<br />

78 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


■ Wird es Versorgungsengpässe geben?<br />

Es gibt mehrere Umstände, die zu<br />

Schwierigkeiten führen könnten. So<br />

brauchen drei Produktgruppen, die bisher<br />

mit einer Konformitätserklärung<br />

des Herstellers auf den Markt kamen,<br />

künftig die Zertifizierung durch eine<br />

Benannte Stelle: die wiederaufbereit -<br />

baren Instrumente der Klasse Ir, medizinische<br />

Apps und stoffliche Medizin -<br />

produkte wie Nasenspray. Da es bisher<br />

nur zwei Benannte Stellen gibt, ist<br />

nicht abzusehen, wie das alles zu bewältigen<br />

sein soll. Und wegen eines<br />

möglichen Brexits suchen viele Hersteller<br />

nach einer nicht in Großbritannien<br />

ansässigen Benannten Stelle, was die<br />

Lage verschärft. Hinzukommt, dass –<br />

soweit das zulässig ist – bestehende<br />

Zertifikate nach der MDD verlängert<br />

werden sollen, um Produkte über Mai<br />

2020 hinaus verkaufen und damit die<br />

Neuzertifizierung etwas später umsetzen<br />

zu können. Wenn die Kapazitäten<br />

bei den Benannten Stellen nicht aus -<br />

reichen, um das Ziel zu erreichen,<br />

wären diese Produkte bis zu ihrer Neu -<br />

zertifizierung ebenfalls vom Markt verschwunden.<br />

■ Wie legen Sie die Reihenfolge fest, um<br />

Anträge der Hersteller zu bearbeiten?<br />

Wir dürfen niemanden benachteiligen.<br />

Wir können also unter Berücksichtigung<br />

der Kapazitäten nur nach dem<br />

First-in-first-out-Prinzip vorgehen. Es<br />

gibt auch keine Unterteilung nach<br />

großen oder kleinen Unternehmen oder<br />

Bestandskunden und Neukunden. Die<br />

MDR ist ein Neustart, damit fangen<br />

alle Kunden bei Null an. Um aber im<br />

Dienste der Patienten eine Versorgung<br />

sicherzustellen, arbeiten wir gerade an<br />

Kriterien, wie wir die Arbeit organisieren<br />

können. Dabei wird die klinische<br />

Relevanz der Produkte berücksichtigt,<br />

der Innovationsgrad und die Gültigkeitsdauer<br />

bestehender Zertifikate.<br />

■ Was ist aus Ihrer Sicht die größte<br />

Herausforderung für Unternehmen?<br />

Das Schwierigste ist, dass auch Unternehmen<br />

mit der Unsicherheit umgehen<br />

müssen, nicht genau zu wissen, was<br />

von ihnen verlangt wird, dafür aber<br />

Kapazitäten bereitstellen müssen. Experten<br />

hierfür sind rar und teuer, was<br />

die Lage insbesondere für die vielen<br />

kleinen Unternehmen schwierig macht.<br />

■ Worüber wird im Zusammenhang mit<br />

der MDR zu wenig geredet?<br />

Über den Patienten. Eigentlich geht es<br />

zu wenig um das Ziel, sichere und leistungsfähige<br />

Produkte zu entwickeln,<br />

und viel zu viel um Formalitäten. Da<br />

gerät etwas aus dem Gleichgewicht,<br />

denn der zusätzliche Aufwand, den alle<br />

Hersteller treiben müssen, wird sich im<br />

Preis für die Produkte niederschlagen.<br />

■ Was wünschen Sie sich für den<br />

Umgang mit der neuen MDR?<br />

Auch wenn das nicht realistisch ist: Ein<br />

Reset wäre prima. Wir sollten die Uhren<br />

anhalten, bis alle Guidances vorliegen,<br />

bis genau geklärt ist, was verlangt wird,<br />

bis es eine Eudamed-Datenbank und<br />

ausreichende Kapazitäten bei Benannten<br />

Stellen gibt, um die vielen Anträge<br />

zu bearbeiten. Erst dann könnten wir<br />

ernsthaft und zügig anfangen, die Regelungen<br />

der MDR umzusetzen. So, wie<br />

wir im Moment vorgehen, verbrennen<br />

wir nur Ressourcen, die dann nicht für<br />

Innovationen und ein besseres Gesundheitssystem<br />

zur Verfügung stehen.<br />

■ Wie wird es mit der Umsetzung der<br />

MDR im Mai 2020 aussehen?<br />

Ich glaube, es wird sehr chaotisch sein.<br />

Bisher wird bei der Europäischen<br />

Kommission auf Kommentare der<br />

Benannten Stellen so gut wie nicht<br />

reagiert. Da sich aber Schwierigkeiten<br />

abzeichnen, werden viele Mitgliedsstaaten<br />

zu der Möglichkeit greifen,<br />

nationale Sonderregelungen einzu -<br />

führen, um ihre Gesundheitssysteme<br />

am Laufen zu halten – bis es schließlich<br />

ein funktionierendes System auf Basis<br />

der MDR geben wird.<br />

■ Was empfehlen Sie den Unternehmen<br />

vor diesem Hintergrund?<br />

Verbringen Sie die Zeit nicht mit Warten<br />

und Hoffen, bereiten Sie sich, so<br />

gut es geht, mit Ihren technischen und<br />

wissenschaftlichen Kenntnissen vor<br />

und kommen Sie mit potenziellen Benannten<br />

Stellen frühzeitig ins Gespräch.<br />

Ich wünsche allen viel Kraft und<br />

Mut, damit sich die Vorgaben der MDR<br />

im Sinne des Patienten rechtzeitig umsetzen<br />

lassen und die Medizinprodukte<br />

zwischenzeitlich verfügbar bleiben.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

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04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 79<br />

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■ [ RECHT ]<br />

WO DIE EN ISO 13485:2016<br />

NICHT SINNVOLL ANWENDBAR IST<br />

VDMA-Positionspapier zur EN ISO 13485:2016 | Im Mai hat die AG Medizin<strong>technik</strong> im<br />

VDMA in ihrem Positionspapier die These aufgestellt, dass die EN ISO 13485:2016 auf<br />

Maschinen- und Anlagenbauer nicht anwendbar ist. Medizin<strong>technik</strong>-Referent Diethelm<br />

Carius erläutert, was der Maschinenbau auch ohne Zertifizierung leisten kann.<br />

Diethelm Carius ist Referent bei der<br />

Arbeitsgemeinschaft Medizin<strong>technik</strong><br />

im VDMA<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

EN ISO 13485:2016-Zertifizierung<br />

bei Maschinen- und Anlagenbauern<br />

Grenzen der Anwendbarkeit<br />

Anforderungen der Hersteller<br />

auch ohne Zertifikat umsetzbar<br />

Bild: VDMA<br />

■ Herr Carius, was war der Anlass, um<br />

das Positionspapier zur Zertifizierung von<br />

Maschinen- und Anlagenbauern nach der<br />

EN ISO 13485:2016 zu erstellen?<br />

Wir haben von Unternehmen im Maschinen-<br />

und Anlagenbau vermehrt die<br />

Rückmeldung bekommen, dass Kunden<br />

aus der Medizin<strong>technik</strong> eine neue Anforderung<br />

definieren: Demnach sollen<br />

auch Zulieferer von Produktions<strong>technik</strong><br />

nach der EN ISO 13485:2016 zertifiziert<br />

sein. Zum Teil wird das von den Einkäufern<br />

sogar als Voraussetzung für die<br />

weitere Zusammenarbeit genannt –<br />

ohne zu differenzieren zwischen Herstellern<br />

von Komponenten und den<br />

Herstellern von Produktionsmitteln, für<br />

die eine solche Zertifizierung nicht zu<br />

realisieren ist.<br />

■ Was möchten Sie mit dem Positionspapier<br />

erreichen?<br />

Mit unserem Positionspapier wollen wir<br />

den Maschinen- und Anlagenbauern<br />

eine Argumenta tionshilfe bieten. Denn<br />

selbst wenn für eine regulierte Branche<br />

wie die Medizin<strong>technik</strong> viele Anforderungen<br />

erfüllt werden müssen, heißt<br />

das nicht, dass das nur mit der Zertifizierung<br />

möglich ist.<br />

■ Was führt Sie zu dem Schluss, dass die<br />

Norm auf Hersteller von Maschinen und<br />

Anlagen nicht anwendbar ist?<br />

Sowohl in der MDR als auch in den Vorgaben<br />

der EN ISO 13485:2016 ist die<br />

Rede von Anforderungen an Medizinprodukte,<br />

die erfüllt werden müssen.<br />

Das lässt sich zwar auf Komponenten,<br />

die schlussendlich im Medizinprodukt<br />

verbaut sein werden, übertragen, und<br />

auch bei so genannten zugehörigen<br />

Dienstleistungen, wie beispielsweise<br />

der Validierung und Qualifizierung ei-<br />

ner Produktionsanlage für Medizinprodukte,<br />

sollte man das berücksichtigen.<br />

Aber es gibt aus unserer Sicht keine<br />

Hinweise darauf, dass die Zertifizierung<br />

auch für Maschinen, Anlagen oder Produktionsmittel<br />

relevant wäre, da diese<br />

nicht Teil eines Medizinproduktes sind,<br />

nicht für die Anwendung zu spezifischen<br />

medizinischen Zwecken bestimmt<br />

sind und auch nicht mit dem<br />

Patienten in Kontakt kommen. Anforderungen<br />

zum Beispiel an Rückverfolgbarkeit<br />

und Qualitätssicherung sind natürlich<br />

wichtig und müssen erfüllt werden.<br />

Wir sollten nicht aus<br />

Unsicherheit nach mehr<br />

Zertifizierungen rufen<br />

Das lässt sich aber auch ohne ein eigenes<br />

EN ISO 13485:2016-Zertifikat des<br />

Maschinenbauers umsetzen.<br />

■ Wie verbreitet ist eine Zertifizierung<br />

nach der EN ISO 13485:2016 bisher im<br />

Maschinen- und Anlagenbau?<br />

Unter den Komponentenherstellern ist<br />

die Zertifizierung nach der EN ISO<br />

13485 durchaus verbreitet, da sie bei<br />

einer entsprechenden Risikobewertung<br />

auch sinnvoll oder gar erforderlich ist.<br />

Für die Hersteller von Maschinen, Anlagen<br />

und Produktionsmitteln wäre das<br />

eine neue Anforderung, die in weiten<br />

Teilen überhaupt nicht mit dem Anwendungsbereich<br />

der EN ISO 13485<br />

übereinstimmt. Sie rein formal umzusetzen,<br />

wäre zudem mit einem enormen<br />

Aufwand verbunden – für die Zertifizierung<br />

selbst, aber auch für die<br />

spätere Umsetzung der Anforderungen<br />

im Unternehmen. Das würde sich auf<br />

80 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


lange Sicht in den Kosten für die Anlagen<br />

niederschlagen und schlussendlich<br />

die Preise für die Medizinprodukte unnötig<br />

in die Höhe treiben. Wenn Maschinenbauer<br />

die Zertifizierung in der<br />

Breite umsetzen müssten, wäre zu befürchten,<br />

dass sich der eine oder andere<br />

von seinen Aktivitäten in der Medizin<strong>technik</strong><br />

verabschiedet und damit auch<br />

Innovationen vom Markt verschwinden.<br />

■ Was können Hersteller von Maschinen<br />

und Anlagen stattdessen bieten, um<br />

Qualität, Rückverfolgbarkeit und Risikomanagement<br />

gerecht zu werden?<br />

Die Zertifizierung nach der EN ISO<br />

9001, die Maschinenbauer in der Regel<br />

haben, ist auch die Basis für die EN ISO<br />

13485 – und damit sind viele Anforderungen<br />

abgedeckt. Die Maschinenrichtlinie<br />

macht ebenfalls eine Reihe von<br />

Vorgaben zur Sicherheit und wird auch<br />

in der MDR erwähnt. Da viele Maschinenbauer<br />

bereits mit Kunden aus der<br />

Luft- und Raumfahrt oder der Automotive-Industrie<br />

zusammenarbeiten, gibt<br />

es unter anderem schon Konzepte und<br />

Lösungen zu Rückverfolgbarkeit oder<br />

dazu, wie man für Qualifizierung und<br />

Validierung einer Anlage vorgehen<br />

muss. Das lässt sich zum Beispiel über<br />

die im Lastenheft vom Medizinproduktehersteller<br />

definierten Anforderungen<br />

festlegen – diese müssten die Maschinen-<br />

und Anlagenbauer erfüllen, unabhängig<br />

davon, ob sie nach EN ISO<br />

13485:2016 zertifiziert sind oder nicht.<br />

■ Was fällt aus Ihrer Sicht in den Bereich<br />

der Maschinen und Anlagen, auf denen<br />

Medizinprodukte hergestellt werden?<br />

Über das Positionspapier<br />

Im vorgelegten Positionspapier zur EN<br />

ISO 13485:2016 der Arbeitsgemeinschaft<br />

Medizin<strong>technik</strong> im VDMA kommen die<br />

Autoren zu folgenden Schlussfolgerungen:<br />

■ Maschinen und Anlagen zur Produk -<br />

tion von Medizin<strong>technik</strong> fallen nicht in<br />

den Geltungsbereich der europäischen<br />

Verordnung (EU) 2017/745 (MDR).<br />

■ Die EN ISO 13485:2016 ist für die Hersteller<br />

von Maschinen und Anlagen<br />

zur Produktion von Medizinprodukten<br />

nicht anwendbar.<br />

Dazu rechnen wir unter anderem die<br />

Maschinen aus der Kunststoffverarbeitung,<br />

wie zum Beispiel Spritzgießmaschinen,<br />

aber auch Fräsmaschinen, Lasermaschinen<br />

oder Produktionsmittel<br />

wie Werkzeuge oder Prüfgeräte.<br />

■ Wo ziehen Sie die Grenze bei<br />

Verpackungsmaschinen?<br />

Wenn eine Verpackungsmaschine für<br />

den Herstellungsprozess von Medizinprodukten<br />

qualifiziert wird, kann die EN<br />

ISO 13485:2016 eine Rolle spielen. Für<br />

die Maschine an sich, die in gleicher<br />

oder ähnlicher Bauweise auch in anderen<br />

Branchen Verwendung finden könnte,<br />

sehe ich das aber nicht.<br />

■ Was empfehlen Sie für das Verhältnis<br />

zwischen Medizinprodukteherstellern<br />

und Zulieferern?<br />

Es wäre wünschenswert, wenn die Beteiligten<br />

mehr als bisher miteinander<br />

sprechen würden, statt einseitig für alle<br />

■ Die Zertifizierung nach DIN EN ISO<br />

9001 ist für Hersteller von Maschinen<br />

und Anlagen zur Produktion von Medizinprodukten<br />

ausreichend.<br />

■ Das Gesamtrestrisiko für Medizinprodukte<br />

trägt immer der Inverkehrbringen<br />

(MDR, Anhang I, Kapitel I, Allgemeine<br />

Anforderungen). Diese Verantwortung<br />

kann nicht mittels eines<br />

Qualitätsmanagementsystems an die<br />

Gesamtheit oder einen Teil der Lieferkette<br />

von Medizinprodukten delegiert<br />

werden.<br />

Zulieferer eine Zertifizierung zu fordern.<br />

Natürlich sehen wir, dass es eine<br />

gewisse Unsicherheit gibt, wie die MDR<br />

umzusetzen ist, da es bisher kaum Benannte<br />

Stellen gibt. Aber es sollte immer<br />

geprüft werden, wo die Anforderungen<br />

auch ohne das Zertifikat erfüllt<br />

werden können.<br />

■ Wer soll entscheiden, ob es ohne EN<br />

ISO 13485 geht?<br />

Der Medizinproduktehersteller muss<br />

sich grundsätzlich Gedanken dazu machen,<br />

wo sein Zulieferer ein Zertifikat<br />

braucht und warum – aber auch, ob eine<br />

Zertifizierung in der gewünschten<br />

Form überhaupt möglich ist. Wir sollten<br />

nicht in einen Zertifizierungswahn verfallen,<br />

der auf Unsicherheiten beruht<br />

und Medizinprodukte keinen Deut besser<br />

oder sicherer macht.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

<br />

<br />

• Health Technology Assessment (HTA) bei Medizinprodukten – Webcode: KK09924<br />

• Cyber-Sicherheit bei medizinischer Software – Webcode: KK09925<br />

• Regulatory Compliance und Change Control bei Medizinprodukten – Webcode: KK10920<br />

• Der Sicherheitsbeauftragte für Medizinprodukte – Webcode: KK10921<br />

• PMS/PMCF – Webcode: KK10922<br />

• – Webcode: KK10923<br />

• – Webcode: KK10924<br />

• Hot Topics der Medizinprodukte-Vigilanz – Webcode: KK10927<br />

• Companion Diagnostics - CDx – Webcode: KK11920<br />

• Klinische Bewertungen bei Medizinprodukten richtig erstellen! – Webcode: KK11921<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 81<br />

FORUM · Institut für Management GmbH · <br />

www.forum-institut.de


■ [ RECHT ]<br />

TECHNOLOGIE IST WICHTIGER<br />

ALS DAS EN-ISO-13485-ZERTIFIKAT<br />

Zulieferer und die EN ISO 13485 | Ein Qualitätsmanagementsystem, nach EN ISO<br />

13485:2016 zertifiziert, ist für alle Beteiligten äußerst praktisch, sagt Lennart Süberkrüb,<br />

Einkaufsleiter bei der Tübinger Erbe Elektromedizin GmbH. Aber bei der Auswahl<br />

von Zulieferern steht für ihn die Technik an erster Stelle.<br />

Lennart Süberkrüb ist seit 2016 als<br />

Einkaufsleiter bei der Tübinger Erbe<br />

Elektromedizin GmbH tätig<br />

IHR STICHWORT<br />

■ EN ISO 13485<br />

■ Zertifikat ist nirgends vorgegeben<br />

■ Was für die Zertifizierung spricht<br />

■ Warum die Zertifizierung für Zulieferer<br />

nicht das alleinige Auswahlkriterium ist<br />

Bild: Erbe Elektromedizin<br />

■ Herr Süberkrüb, ist die Zertifizierung<br />

nach 13485 ein Muss für Medizinproduktehersteller<br />

– und für ihre Zulieferer?<br />

Ganz klar: Nein. Die MDR legt nichts<br />

dergleichen fest, was mich ehrlich gesagt<br />

sogar überrascht hat. Aber natürlich<br />

schaut eine Benannte Stelle auf das<br />

Qualitätsmanagementsystem eines<br />

Medizinprodukteherstellers. Und natürlich<br />

schaut dieser Hersteller darauf, wie<br />

seine Zulieferer ihr Qualitätsmanagement<br />

gestalten. Aber nirgendwo steht<br />

geschrieben, dass es dafür eine Zertifizierung<br />

nach der EN ISO 13485:2016<br />

geben muss.<br />

■ Was spricht dennoch für ein Zertifikat<br />

gemäß dieser Norm?<br />

Sich an der 13485 zu orientieren ist für<br />

alle Beteiligten sehr praktisch. Um die<br />

Norm zu verfassen, haben sich ja Fachleute<br />

eine Menge Gedanken gemacht.<br />

Sich ein eigenes QM-System zusammenzustellen,<br />

wäre viel aufwendiger,<br />

als sich nach den beschriebenen Vor -<br />

gaben zu richten. Und auch für eine<br />

Benannte Stelle wäre der Aufwand, ein<br />

selbst entwickeltes System zu prüfen,<br />

viel zu hoch.<br />

■ Welche Rolle spielt die 13485 bei Erbe<br />

Elektromedizin und für Sie als Einkäufer<br />

bei der Auswahl der Zulieferer?<br />

Erbe Elektromedizin arbeitet mit einem<br />

QM-System, das gemäß der EN ISO<br />

13485:2016 von der zuständigen Benannten<br />

Stelle zertifiziert ist. Auch die<br />

wichtigsten 15 unserer insgesamt rund<br />

500 Zulieferer haben ihre entsprechenden<br />

Zertifikate. Diese 15 sind sehr stark<br />

in der Medizin<strong>technik</strong> engagiert, so<br />

dass es für sie sinnvoll war, ihr QM-System<br />

auch entsprechend zu organisieren.<br />

Allerdings enthält unser QM-Hand-<br />

buch keine Vorgabe, dass alle Zulieferer<br />

das Zertifikat haben müssen – denn<br />

dann müssten wir uns natürlich strikt<br />

daran halten und würden uns damit<br />

den Zugang zu neuen Technologien unter<br />

Umständen verbauen.<br />

■ An welche wichtigen Technologien<br />

denken Sie da?<br />

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass<br />

es sehr interessante neue technische<br />

Ansätze in anderen Branchen geben<br />

kann, sei es in der Luft- und Raumfahrt,<br />

der Automobilindustrie oder in der Biotechnologie.<br />

Für Unternehmen, die in<br />

diesen Branchen tätig sind, ist die Medizin<strong>technik</strong><br />

unter Umständen nur ein<br />

Die 13485 ist für alle<br />

praktisch, weil man sich<br />

daran orientieren kann<br />

Randgebiet – sie haben vielleicht ein<br />

gut funktionierendes QM-System, das<br />

aber nach einer anderen Norm oder<br />

noch gar nicht zertifiziert ist. Wenn uns<br />

also die Technik interessiert, schauen<br />

wir persönlich und an Ort und Stelle<br />

auf die Prozesse. Der Aufwand lohnt<br />

sich für uns, da wir, wie in der Branche<br />

üblich, an langfristigen Lieferantenbeziehungen<br />

interessiert sind. Meistens<br />

findet sich dann eine Lösung, wie wir<br />

auch ohne ein 13485-Zertifikat mit<br />

dem neuen Zulieferer zusammenarbeiten<br />

können. Wer allerdings nur eine tolle<br />

Technik, aber keine funktionierenden<br />

Prozesse hat, kommt für uns nicht in<br />

Frage.<br />

■ Dann spielt das 13485-Zertifikat für<br />

den Einkauf keine Rolle?<br />

82 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

EVK 11,50 €<br />

Das stimmt nicht ganz. Wenn zwei Anbieter<br />

technologisch vergleichbar sind,<br />

würde ich mich als Einkäufer eher für<br />

das Unternehmen mit dem Zertifikat<br />

entscheiden – eben weil die Zusammenarbeit<br />

doch ein bisschen einfacher<br />

zu organisieren sein dürfte.<br />

■ Wie stehen Benannte Stellen oder<br />

auch Zertifizierer zu dem Thema?<br />

Für eine Benannte Stelle, die in<br />

Deutschland von der ZLG akkreditiert<br />

ist und sehr genau hinschauen muss,<br />

ist ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem<br />

auch beim Zulieferer eine<br />

Erleichterung. Dennoch wird von uns<br />

als Hersteller erwartet, dass wir uns<br />

nicht nur auf die Selbstauskunft unseres<br />

Zulieferers und dessen Zertifikat<br />

verlassen, sondern uns selbst ein Bild<br />

machen. Daher ist es ein Gerücht, dass<br />

ein Zulieferer, der das 13485-Zertifikat<br />

hat, auf weniger Aufwand mit Besuchen<br />

durch seinen Kunden aus der Medizin<strong>technik</strong><br />

hoffen darf.<br />

■ Sie verlassen sich also nicht auf das<br />

Zertifikat?<br />

Auch wir hatten schon mal überlegt, ob<br />

man sich nicht einfach auf solche Zertifikate<br />

stützen kann. Doch dann stellt<br />

sich die Frage, ob wir den Zertifizierer,<br />

der das Zertifikat für den Zulieferer ausgestellt<br />

hat, als unseren Dienstleister<br />

betrachten müssen– so wie jeden Übersetzer<br />

oder Kalibrierservice, den wir<br />

selbst beauftragen. Entsprechende<br />

Nachweise, dass so ein Dienstleister geeignet<br />

ist, möchte die Benannte Stelle<br />

dann sehen und ebenso die FDA. Der<br />

Prozess wird auf die Weise keinesfalls<br />

einfacher, weshalb dieser Weg nicht<br />

wirklich in Frage kommt.<br />

■ Was empfehlen Sie für den Umgang<br />

zwischen Hersteller und Zulieferer?<br />

Derzeit ist ein Zertifikat nach der EN<br />

ISO 13485 für Zulieferer, die neu in die<br />

Medizin<strong>technik</strong> einsteigen wollen, sicher<br />

noch ein Türöffner. Mein Eindruck<br />

ist, dass im Moment viele Hersteller<br />

sehr auf das Zertifikat schauen und dabei<br />

die Bedeutung der Technologien<br />

vergessen. Das wird sich aber ändern.<br />

Wir sollten lieber mehr darauf achten,<br />

wo ein Zulieferer mit seinem Knowhow<br />

punkten kann. Das produktspezifische<br />

Risiko-Management muss der Hersteller<br />

– Zertifikat hin oder her – ohnehin<br />

komplett erstellen. Und auch da<br />

sollten wir nach einem vernünftigen<br />

Gleichgewicht streben: Nicht zu wenig<br />

Risiken betrachten, aber auch nicht, um<br />

es überspitzt zu formulieren, auf Erdöl<br />

verzichten wollen, da dessen Entstehungsprozess<br />

nicht validiert war.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

03.2019<br />

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für die Medizin<strong>technik</strong><br />

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KI in der Medizin<br />

Noch nicht ausgereift – und auch<br />

künftig soll der Arzt entscheiden<br />

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Herstellerübergreifender Austausch sch<br />

über neuen SDC-Standard Seite 26<br />

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für Medizinprodukte Seite 72<br />

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der Fertigung Seite 53<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 83


Termine<br />

September<br />

Software-Lebenszyklus bei<br />

Medizinprodukten<br />

Wie Hersteller von Medizinsoftware<br />

die Normen IEC 62304 und 82304–1<br />

umsetzen<br />

11. September 2019, Frankfurt/M.<br />

VDE<br />

www.vde.com<br />

Interaktiver Workshop:<br />

Market Access für digitale<br />

Gesundheitslösungen<br />

Interaktiver Case Study Workshop<br />

zum digitalen Versorgung-Gesetz:<br />

Möglichkeiten, Modelle und Handlungsoptionen<br />

11. September 2019, Berlin<br />

BVMed<br />

www.bvmed.de<br />

Digitalisierung als<br />

Zukunftsprojekt<br />

Symposium mit Workshop<br />

für produzierende Unternehmen<br />

über Möglichkeiten und<br />

Herangehensweisen<br />

16. September 2019, Tuttlingen<br />

Medical Mountains<br />

www.medicalmountains.de<br />

Kennzeichnung und<br />

Vigilanz nach der MDR<br />

Neue Anforderungen an die Produktkennzeichnung<br />

und an das neue<br />

Vigilanz-System nach der Medical<br />

Device Regulation (MDR)<br />

17. September 2019, Köln<br />

BVMed<br />

www.bvmed.de<br />

Bild: Oliver le Moal/Fotolia<br />

Digitalisierung im<br />

Gesundheitswesen<br />

Chancen und Hintergründe zum<br />

DVG-Gesetzentwurf<br />

17. September 2019, München<br />

Forum Medtech Pharma<br />

www.medtech-pharma.de<br />

5. Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Vertriebskonferenz:<br />

Systempartnerschaften im<br />

digitalen Zeitalter<br />

Die Chancen neuer Systempartnerschaften<br />

mit den verschiedenen<br />

Beteiligten wie Kliniken,<br />

Einkaufsgemeinschaften , Start-ups<br />

oder Digitalunternehmen<br />

19. September 2019, Düsseldorf<br />

BVMed<br />

www.bvmed.de<br />

Neue Richtlinie: Reinheit<br />

von Medizinprodukten im<br />

Herstellungsprozess<br />

Erstmalig wird der Weißdruck der<br />

Richtlinie VDI 2083 Blatt 21 im<br />

Rahmen einer Informationsveranstaltung<br />

umfassend und<br />

themenspezifisch vorgestellt<br />

19. September 2019, Stuttgart<br />

Fraunhofer IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

6. Hamek-Kongress für<br />

Medizin- und<br />

Krankenhaus<strong>technik</strong><br />

Infektprävention, KI, 3D-Druck,<br />

Energieeffizienz sowie Medizinund<br />

Informations<strong>technik</strong> für den<br />

klinischen Arbeitsalltag<br />

26.-27. September, Hamburg<br />

Euritim<br />

https://euritim.de/der-hamek.html<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Oktober<br />

Medizinprodukte-<br />

Aufbereitung: Klasse Ir<br />

Die regulatorischen Anforderungen<br />

für sterile Medizinprodukte kennen<br />

und zielorientiert umsetzen<br />

8.-10. Oktober 2019, Brugg/Schweiz<br />

Swiss Medtech<br />

www.swiss-medtech.ch<br />

Healthcare live! 2019<br />

Wissen schafft Wertschöpfung<br />

– den digitalen Wandel im<br />

Gesundheitswesen gestalten<br />

22.-23. Oktober 2019, Kiel<br />

GS1 Germany/BME<br />

www.gs1-germany.de<br />

11. Innovation Forum<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

Präsentation neuer Ideen, Projekte<br />

und Forschungsergebnisse mit<br />

hohem Applikationsgrad sowie ein<br />

fachlicher Austausch rund um die<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

24. Oktober 2019, Tuttlingen<br />

Medical Mountains<br />

www.innovation-forum-medizin<strong>technik</strong>.de/<br />

Weitere Termine<br />

In unserem Online-Magazin<br />

finden Sie noch viele weitere<br />

interessante Termine:<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />

termine-und-veranstaltungen<br />

Bild: GS1<br />

84 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Stechwerkzeuge mit Wechselplatten<br />

Lösungen für Escomatic-Drehautomaten<br />

Bild: Schwanog<br />

Auf Anregung zahlreicher Kunden hat der<br />

Anbieter sein Programm für Escomatic-<br />

Maschinen gezielt ausgebaut. Ab sofort<br />

sind nun komplette Lösungen für die Baureihen<br />

New Mach sowie D2/D4/D5/D6<br />

verfügbar. Für jede Baugruppe wurden<br />

spezielle Grundhalter entwickelt und<br />

konstruiert, jeweils in linker und rechter<br />

Ausführung. Dazu wurden die bewährten<br />

DCI- und WEP-Systeme als Grundlage<br />

genutzt. Durch den Einsatz der<br />

Stechwerkzeuge mit Wechselplatten<br />

lassen sich die Werkstückkosten um bis<br />

zu 40 % senken: Bei Verschleiß der<br />

Werkzeuge ergibt sich eine Zeitersparnis,<br />

da statt des kompletten Werkzeuges<br />

nur die Platte gewechselt werden muss.<br />

Durch hohe Wechselgenauigkeit entfällt<br />

das separate Einstellen beim Werkzeugwechsel.<br />

Das führt beim Plattenwechsel<br />

zur deutlicher Zeitersparnis.<br />

Schwanog Siegfried Günter,<br />

VS-Ober eschach<br />

Tel. (07721) 9489-0<br />

IT‘S TIME<br />

TO CHANGE<br />

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Handschweißlaser<br />

Scan-Kopf für Markieranwendungen<br />

Anspruchsvolle Laserbeschriftungen zum Einstiegspreis<br />

OEM-Hersteller Scanlab erweitert die<br />

Einstiegsklasse seiner Scan-Köpfe um den<br />

Basicube 14. Das kompakte Scan-System<br />

eignet sich dank seiner 14-mm-Apertur<br />

gut für hochpräzise Markierungen mit<br />

kleinen Laserspots und ist somit prädestiniert<br />

für den Einsatz in der Elektronik-Beschriftung.<br />

Der sehr kompakte Scan-Kopf<br />

ergänzt das Produktportfolio des Anbieters<br />

um eine kostengünstige Variante, die<br />

mechanisch kompatibel zur im Markt<br />

etablierten Scancube-Serie ist. Das Modell<br />

garantiert eine Schreibgeschwindigkeit<br />

von 600 cps. Zusätzliche Produktivitätssteigerung<br />

ermöglicht die automatisierte<br />

„on-the-fly-Funktionalität“. Das<br />

Bild: Scanlab<br />

Scan-System unterliegt strengen Qualitätsauflagen<br />

und wird in Deutschland<br />

gefertigt.<br />

Scanlab, Puchheim<br />

Tel. (089) 800746-0<br />

BEQUEME ARMAUFLAGE<br />

GERÄUMIGE ARBEITSKAMMER<br />

Kraft- und Wegsensoren<br />

Sensoren, um Kräfte in Medizinprodukten messen<br />

Bild: Inelta<br />

Kraftsensoren des Anbieters werden unter<br />

anderem in Kompressions- Einrich tungen<br />

von Mammographen eingesetzt. Je nach<br />

Anforderung und Kräften stehen Varianten<br />

als Messdosen, S-Beam- oder Biegebalken-Ausführungen<br />

zur Wahl. Der Biegebalken-Kraftsensor<br />

FS12 wiegt 20 g<br />

und ist für Druck-/Zugkräfte in Varianten<br />

bis 100 N, 200 N oder 500 N erhältlich.<br />

Sehr kleine Wege und Positionsänderungen<br />

lassen sich mit LVDT-Sensoren<br />

erfassen. Sie messen induktiv und berührungslos<br />

und erreichen so eine praktisch<br />

unbegrenzte Auflösung, die nur<br />

von der Qualität der Signalverstärkung<br />

abhängt. Auch Miniatur-LVDTs sind verfügbar:<br />

Sensoren der Serie Izal sind nur<br />

geringfügig größer als ein Streichholz.<br />

Inelta, Taufkirchen<br />

Tel. (089) 452245-0<br />

Besuchen Sie uns auf der EMO, Hannover: Halle 16, F22<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 85<br />

Telefon 089-890 237 200


■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Dauerhaft beschriftet<br />

zur Nachverfolgung<br />

Materialkennzeichnung | Der Ultrakurzpulslaser kennzeichnet<br />

hochsensible Materialien. Das Verfahren lässt<br />

sich als kalte Laserbeschriftung bezeichnen.<br />

Der Ultrakurzpulslaser DFL Brevis Marker eignet sich für die<br />

präzise, schädigungsarme Materialbearbeitung. Mit seinen<br />

Lichtpulsen im Bereich von Pikosekunden erzielt er zuverlässig<br />

Bearbeitungsergebnisse im Mikrometer-Maßstab. Die Pulsdauer<br />

ist dabei so kurz, dass die Trägheit der Wärmeleitung nicht ausreicht,<br />

um die Oberfläche stark zu erhitzen. Im besten Fall wird<br />

der Bereich des Materials, auf welchen der Laser einwirkt, direkt<br />

von der festen in die gasförmige Phase überführt, sodass die<br />

Gratbildung drastisch reduziert wird. Durch diese „kalte Laserbeschriftung“<br />

werden viele Anwendungen möglich, so etwa die<br />

Beschriftung von hochsensiblen Materialien in der Medizin<strong>technik</strong><br />

und der Sensorik. Weiterhin wird durch die kürzeren Pulse<br />

Nicht nur Silikon tragen die kurzen Pulse des UKP-Lasers so genau<br />

ab, dass sehr filigran beschriftet werden kann<br />

das umliegende Material weniger geschädigt und genauer abgetragen,<br />

sodass sehr filigrane Markierungen möglich sind. Nicht<br />

zuletzt für Produkt- Rückverfolgbarkeit und Schutz vor Plagiaten<br />

erzeugt der Laserstrahl Markierungen wie Strich- oder 2D-Codes<br />

mit Informationen in gleichbleibender Qualität. Der DFL Brevis<br />

Marker eignet sich für Gravuren auf Edelstahl, gehärtetem Stahl,<br />

Aluminium oder Glas. Daneben können Schwarz beschriftungen<br />

auf rohem Aluminium, Edelstahl und HSS-Stahl ohne vorherige<br />

Oberflächenvergütung realisiert werden. Auch Farbumschläge<br />

auf Kunststoff, Beschriftungen von Silikonen sowie das Schneiden<br />

von dünnen Materialien sind mit dem UKP-Laser möglich.<br />

ACI Laser, Nohra<br />

Tel. (03643) 4152-0<br />

Bild: ACI<br />

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5G-ACIA ................................ 55<br />

ACI Laser ........................25, 86<br />

ACP Systems ........................ 48<br />

Aixtooling .............................. 9<br />

ALPHA LASER .......................85<br />

APEX Ventures .................... 13<br />

Apium ................................... 70<br />

Arno ....................................... 72<br />

ASM Automation Sensorik<br />

Mess<strong>technik</strong> ........................ 88<br />

Auma Obama<br />

Foundation .......................... 12<br />

BBF Sterilisationsservice .. 46<br />

Bentley Innomed ............... 48<br />

Biotronik .............................. 10<br />

Bitkom .................................. 60<br />

Blue Ocean Robotics ............ 9<br />

BME ....................................... 84<br />

BMWi .................................... 70<br />

BMBF .............................. 10, 16<br />

Bosch Corporate<br />

Research ............................... 55<br />

BVMed ........................... 12, 84<br />

Carl Haas .............................. 68<br />

Cascination .......................... 32<br />

Cellcore ................................. 60<br />

Chiron ................................... 63<br />

Chr. Mayr<br />

Antriebs<strong>technik</strong> ..................15<br />

Cicor Management ...........29<br />

Civey ...................................... 16<br />

Contextflow ........................ 13<br />

COSIMA ................................ 10<br />

Cretec .................................... 44<br />

CSEM ..................................... 24<br />

Deutsche Messe ................73<br />

DMB Apparatebau ......13,35<br />

Domino<br />

Deutschland ................ 43, 65<br />

Eberle .................................... 73<br />

Ejot ........................................ 34<br />

Erbe ....................................... 82<br />

ElringKlinger<br />

Kunststoff<strong>technik</strong> ...............5<br />

Emag ..................................... 63<br />

Empa ..................................... 22<br />

Emtron Electronic ......21, 90<br />

EMUGE-Werk ......................75<br />

EOS ....................................... 12<br />

EU-Kommission .................... 8<br />

European Organ-on-Chip<br />

Society (EuroocS) ............... 16<br />

Evonik Industries ...............11<br />

Dr. Fritz Faulhaber ...............3<br />

Forum Institut für<br />

Management .....................81<br />

Forum Medtech<br />

Pharma .......................... 10, 84<br />

Frank Plastic ........................... 8<br />

Fraunhofer IAP .................... 42<br />

Fraunhofer IPA ............. 54, 84<br />

Fraunhofer IPK .................... 60<br />

Fraunhofer IPT ....................... 9<br />

Fraunhofer IGB ................... 16<br />

Fraunhofer MEVIS .............. 16<br />

Fraunhofer PAMB ............... 56<br />

Gebr. Brasseler .................... 26<br />

Gerresheimer ...................... 24<br />

GF Machining Solutions<br />

Management ...............61,63<br />

Grob ...................................... 62<br />

Groupe ARBM ..................... 74<br />

GS1 Germany ................. 8, 84<br />

GSC Schwörer ....................87<br />

Gtai ........................................ 18<br />

Heidenhain, Dr. Johannes 92<br />

Hartmetall Werkzeugfabrik<br />

Paul Horn ........................2, 70<br />

HDMT Forschungs-<br />

Institut .................................. 16<br />

Health Tech Cluster<br />

Switzerland ......................... 30<br />

Heinrich Kipp Werk ...........69<br />

Heller .................................... 62<br />

Hexagon ............................... 88<br />

Hôpital Nord<br />

Franche-Comté ................... 24<br />

iCAN ...................................... 10<br />

Iftest ...................................... 31<br />

ImageBiopsy Lab ................ 13<br />

IMS Tec .................................. 64<br />

Imstec ................................... 64<br />

Index France ........................ 74<br />

Inelta ..................................... 85<br />

Ingeneric ................................. 9<br />

Institut für<br />

Werkzeugmaschinen und<br />

Fabrikbetrieb (IWF)............<br />

60<br />

Intuitive Surgical ................ 13<br />

Klinikum rechts der Isar ... 54<br />

KNF ........................................ 87<br />

Kratzer .................................45<br />

KSP ........................................47<br />

LEE-Hydraulische<br />

Miniatur- Komponenten .91<br />

Leibniz Universität<br />

Hannover ............................. 70<br />

Liebherr ................................ 63<br />

LINAK ...................................77<br />

LK Mechanik ........................ 87<br />

Medical Mountains ........... 84<br />

Mesago Messe<br />

Frankfurt .............................41<br />

Messe Düsseldorf<br />

Asia Pte ................................43<br />

Messe Luzern ............... 30, 39<br />

Metshape ............................. 36<br />

Micro Systems<br />

Technologies<br />

Management .....................19<br />

N&H Technology ...............89<br />

Nanotec Electronic ............ 88<br />

Naviswiss ............................. 18<br />

Nitto Kohki .......................... 90<br />

Nokia ..................................... 54<br />

Nürnberg Messe ................ 39<br />

Odu ........................................ 88<br />

Osram ................................... 58<br />

Otec ....................................... 52<br />

Oticon Medical ................... 34<br />

Ottobock .............................. 12<br />

Pfeiffer Vacuum ...........59,89<br />

Pfiffner ................................. 63<br />

Plasmatreat ......................... 50<br />

RCT Reichelt<br />

Chemie<strong>technik</strong> ............31,89<br />

Rebmann .............................. 10<br />

RMS Foundation ................. 28<br />

Röchling Medical<br />

Waldachtal ............................. 8<br />

Röchling .................................. 8<br />

rose plastic medical<br />

packaging ............................17<br />

SAP ......................................... 10<br />

SBS Ecoclean ....................... 26<br />

Scanlab, ................................ 85<br />

Schölly Fiberoptic ............... 13<br />

Schreiner Medipharm ....... 40<br />

Schütte ................................. 64<br />

Schwäbische<br />

Werkzeugmaschinen<br />

(SWM) ............................51, 66<br />

Schwanog Siegfried<br />

Günter ..........................67, 85<br />

Schweizer ............................89<br />

Swiss Medtech<br />

Verband ........... 18, 20, 30, 84<br />

Sensile Medical .................. 24<br />

Senstech ..............................31<br />

Siemens Healthineers ...... 12<br />

Simeon ................................. 10<br />

SMC Deutschland .............. 38<br />

Städtische Klinikum<br />

Braunschweig ..................... 12<br />

Startupticker.ch .................. 18<br />

Stäubli Tec-Systems<br />

Robotics ..................................9<br />

Swiss Medtech ........................<br />

Tata Consultancy<br />

Services (TCS)......................<br />

10<br />

Tata Group ........................... 10<br />

Tec-Joint ............................... 31<br />

Trumpf .................................... 9<br />

TU München ....................... 10<br />

Turck duotec S.A. ................79<br />

TÜV Süd ................................ 78<br />

UCM ...................................... 26<br />

United Grinding ................. 63<br />

Universität Freiburg .......... 10<br />

Universitätsklinikum<br />

Oulu ...................................... 58<br />

VDE ................................. 10, 84<br />

VDMA .................................... 80<br />

VDW ...................................... 62<br />

WEBER Instrumente .........37<br />

Wissenschaft im Dialog<br />

(WiD) ..................................... 16<br />

Ypsomed ........................ 40, 54<br />

ZTC Technology .................. 24<br />

86 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


Punktlandung in<br />

Präzision und Qualität<br />

Pendelkolbenpumpe<br />

30 % kürzer als das bisherige Modell<br />

Die Pendelkolbenpumpe<br />

NPK 012 wurde speziell für<br />

den Einsatz in Handgeräten<br />

für medizinisch indizierte Absaugung<br />

entwickelt. Trotz einer<br />

Förderleistung von bis zu<br />

13,5 l/min ist die NPK 012 annähernd<br />

30 % kürzer als bisherige<br />

Modelle dieser Leistungsklasse.<br />

Das wirkt sich<br />

vorteilhaft auf das Gewicht<br />

Bild: KNF<br />

dieser Pumpe aus. So bringt<br />

sie gerade einmal 600 g auf<br />

die Waage. Der bürstenlose<br />

DC-Motor bietet gute Ansteuerungsmöglichkeiten.<br />

Bei einem<br />

Stromverbrauch von<br />

43 W baut die NPK 012 einen<br />

hohen, kontinuierlichen Überdruck<br />

von 2,5 bar auf, im intermittierenden<br />

Betrieb sogar<br />

bis zu 5 bar. Das Endvakuum<br />

erreicht 140 mbar abs. Diese<br />

Leistungsstärke erbringt die<br />

Pumpe leise und vibrationsarm.<br />

KNF, Freiburg<br />

Tel. (7664) 5909-0<br />

Kleinteile-Reinigung<br />

Federleichter Wechsel mit System<br />

Sondergetriebe<br />

GSC Schwörer GmbH · Antriebs<strong>technik</strong><br />

Oberbränder Straße 70 · 79871 Eisenbach<br />

www.gsc-schwoerer.de<br />

Die neue Generation des Rahmen-Feder-Systems<br />

ist auf das<br />

automatisierte und manuelle<br />

Reinigen kleiner Bauteile mit<br />

sensiblen Oberflächen ausgelegt.<br />

Die modular konzipierte<br />

und hochflexible Konstruktion<br />

erlaubt es, empfindliche Werkstücke<br />

einzeln zu fixieren und<br />

lässt sich bedarfsorientiert<br />

skalieren. Die filigranen Federstahl-Aufnahmen<br />

aus Edelstahl<br />

1.4310 für die Fixierung<br />

der Kleinteile sind nicht unlösbar<br />

mit dem Waschgestell verbunden,<br />

sondern lassen sich<br />

gemeinsam mit den Kleinteilen<br />

entnehmen. So erlauben<br />

sie nicht nur die „berührungslose“<br />

Handhabung der Bauteile,<br />

sondern verhindern auch<br />

Bild: LK Mechanik<br />

unliebsame Abschottungseffekte<br />

– etwa in Ultraschallreinigungsverfahren.<br />

Damit eignet<br />

sich die Anlage etwa für die<br />

Reinigung optischer Linsen,<br />

gesinterter Keramikelemente<br />

oder beschichteter Blech- und<br />

Kunststoffteile. Derzeit werden<br />

standardmäßig Klammertypen<br />

für drei Durchmesserbereiche<br />

(10 bis 14 mm, 20 bis<br />

25 mm, 25 bis 30 mm) angeboten.<br />

Der Hersteller arbeitet an<br />

der Erweiterung des Portfolios<br />

und kann kundenspezifische<br />

Sondervarianten anfertigen.<br />

Die Kontaktzonen aller Klammern<br />

sind mit einer weichen<br />

Rilsan- oder Halar-Gummie -<br />

rung ummantelt. Das schließt<br />

eine mechanische Beschädigung<br />

der Randbereiche der<br />

Kleinteile aus. Die Beschichtung<br />

sorgt zudem für einen festen<br />

Sitz. Serienmäßig gibt es<br />

vier Waschgestelle mit unterschiedlichen<br />

Abmessungen für<br />

17, 50, 52 und 60 Klammern.<br />

LK Mechanik, Heuchelheim<br />

Tel. (064) 96242-0<br />

Mehrsprachige<br />

Katalogproduktion<br />

Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten<br />

Kataloge sind wir bestens gerüstet – speziell wenn es<br />

um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen<br />

Aufträge geht.<br />

Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind,<br />

beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />

Wir können viel für Sie tun, sprechen Sie uns an.<br />

intelligent<br />

Medien<br />

produzieren<br />

druck@konradin.de<br />

www.konradinheckel.de<br />

04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 87


■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Positionssensor<br />

Berührungslos, ultraflach, magnetostriktiv<br />

Steckverbinder<br />

Hermetisch dicht<br />

Der posichron PCFP25 ist ein<br />

berührungsloser, ultraflacher,<br />

magnetostriktiver Positionssensor<br />

für anspruchsvolle<br />

Einbau situationen, wie sie etwa<br />

in mobilen Maschinen oder<br />

Verpackungsmaschinen vorkommen.<br />

Der verschleißfreie<br />

Sensor ist für Messlängen bis<br />

zu 5750 mm verfügbar. Sein<br />

Bild: ASM<br />

ultraschlankes Profil ist nur<br />

8 mm hoch. Der Sensor ist resistent<br />

gegen Schmutz, Feuchtigkeit<br />

und Staub, widersteht<br />

Stößen bis zu 50 g und verfügt<br />

über die Schutzart IP67. Das<br />

Profil wurde speziell für Anwendungen<br />

mit begrenztem<br />

Einbauraum entwickelt. Es<br />

stehen analoge sowie digitale<br />

Ausgänge zur Verfügung. Der<br />

Sensor erreicht eine Linearität<br />

von ± 0,02 % v.E. Für Sicherheitsanwendungen<br />

kann er in<br />

redundanter Bauweise montiert<br />

werden.<br />

ASM Automation Sensorik<br />

Mess<strong>technik</strong>, Moosinning<br />

Tel. (08123) 986-0<br />

Die hermetischen Geräteteile<br />

der Odu Mini-Snap Serie L setzen<br />

laut Anbieter neue<br />

Maßstäbe für elektrische<br />

Schnittstellen in Industrieelektronik,<br />

Medizin<strong>technik</strong> und<br />

Mess- und Prüf<strong>technik</strong>. Es<br />

wird zwischen drei Qualitätsstufen<br />

der hermetischen Dichtheit<br />

unterschieden: Fein-,<br />

Bild: Odu<br />

Hoch- und Ultrahochvakuum.<br />

Die Geräteteile erfüllen dank<br />

Glasverguss – geprüft auf Helium-Leckrate<br />


medizin&<strong>technik</strong> präsentiert Ihnen Partner für die Medizin<strong>technik</strong>.<br />

Antriebs<strong>technik</strong> Automatisierung Bildverarbeitung<br />

Design Elektrische Bauteile<br />

Entwicklung und Komponenten Fertigung<br />

IT für die Medizin<strong>technik</strong> Kunststoff <strong>technik</strong><br />

Laser <strong>technik</strong> Mikrosystem<strong>technik</strong>/Nanotechnologie<br />

Montage/Hand habung Oberflächen <strong>technik</strong><br />

Qualitäts sicherung Reinraum <strong>technik</strong> Schläuche<br />

Sensorik Sterilisation Verbindungs<strong>technik</strong><br />

Verpackungs <strong>technik</strong> Werk stoffe<br />

Werkzeug-/Formen bau Werkzeug maschinen<br />

Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und<br />

kompetente lösungsorientierte Partner für Medizin<strong>technik</strong>!<br />

Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und<br />

Leistungsspektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizinund-<strong>technik</strong>.de.<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-<br />

Firmenprofile.<br />

Bookmark!<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />

FEDERN<br />

KOMPONENTEN & SYSTEME<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

Schweizer GmbH & Co. KG<br />

www.schweizer-federn.de<br />

Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />

bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />

Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 105 Mitarbeiter<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />

aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />

Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />

GmbH & Co. KG umfasst:<br />

• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

• Draht- und Stanzbiegeteile<br />

• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />

N&H Technology GmbH<br />

www.nh-technology.de<br />

Wir realisieren Ihr Produkt!<br />

Fertigung kundenspezifischer Eingabesysteme &<br />

Komponenten mit umfassenden Komplettservice:<br />

Konstruktion, Serienproduktion, Logistik.<br />

Auszug aus unserem Produktspektrum:<br />

• Formteile aus Kunststoff, Metall, Gummi<br />

• Silikonschaltmatten, Folientastaturen<br />

• Steckverbinder, Kabelkonfektionierung<br />

• Federkontakte, magnetische Stecker<br />

• Drucktaster, Signalgeber, PCB, etc.<br />

RCT® Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemie<strong>technik</strong> steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemie<strong>technik</strong> umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauch<strong>technik</strong>,<br />

Verbindungselemente, Durchfluss<strong>technik</strong>,<br />

Labor <strong>technik</strong>, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebs<strong>technik</strong> stammen.<br />

Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

VAKUUMTECHNIK + VAKUUMPUMPEN<br />

Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungsspektrum<br />

finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />

Bookmark!<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />

Pfeiffer Vacuum GmbH<br />

www.pfeiffer-vacuum.com<br />

Pfeiffer Vacuum steht weltweit für innovative und<br />

individuelle Vakuumlösungen, für technologische<br />

Perfektion, kompetente Beratung, zuverlässigen<br />

Service und ist der einzige Anbieter von Vakuum<strong>technik</strong><br />

mit einem kompletten Produktportfolio:<br />

Ein komplettes Programm an hybrid- und magnetgelagerten<br />

Turbopumpen, Vorvakuumpumpen, Lecksuchern,<br />

Mess- und Analysegeräten, Bauteilen sowie<br />

Vakuumkammern und -systemen. Produkte und<br />

Lösungen von Pfeiffer Vacuum finden Anwendung in<br />

den Märkten Analytik, Industrie, Forschung & Entwicklung,<br />

Beschichtung und Halbleiter.<br />

04/2019 medizin&tec hn i k 89


ISSN 1863–7604<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteurin:<br />

Redaktion:<br />

Ständige freie<br />

Mitarbeit:<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Layout:<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Dr. Birgit Oppermann (op),<br />

Phone +49 711 7594–459<br />

Susanne Schwab (su),<br />

Phone +49 711 7594–444<br />

Bettina Gonser (bg),<br />

Sabine Koll (sk)<br />

Daniela Engel,<br />

Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax +49 711 7594–1452<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Ana Turina,<br />

Phone +49 711 7594–273<br />

Joachim Linckh,<br />

Phone +49 711 7594–565,<br />

Fax +49 711 7594–1565<br />

Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />

Phone +49 711 7594–323,<br />

Fax +49 711 7594–1323<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1.10.2018<br />

ABONNEMENTS<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax +49 711 7594–15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Bezugspreis:<br />

Inland jährlich 70,20 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />

Ausland: 76,20 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 11,50 €<br />

(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 39,00 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 45,00 € inkl. Versand.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit:<br />

Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />

Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />

Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />

oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Belgien, Frankreich, Italien,<br />

Luxemburg, Switzerland: Großbritannien/Irland:<br />

IFF media ag<br />

Jens Smith Partnership<br />

Frank Stoll<br />

The Court, Long Sutton<br />

Technoparkstrasse 3<br />

GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />

CH-8406 Winterthur Phone 01256 862589<br />

Tel: +41 52 633 08 88 Fax 01256 862182<br />

Fax: +41 52 633 08 99 E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />

e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />

Japan:<br />

USA:<br />

Mediahouse Inc.<br />

D.A. Fox Advertising Sales<br />

Kudankita 2-Chome Building Inc. Detlef Fox<br />

2–3–6, Kudankita 5 Penn Plaza, 19th Floor<br />

Chiyoda-ku, Tokyo 102 New York, NY 10001<br />

Phone 03 3234–2161 Phone +1 212 8963881<br />

Fax 03 3234–1140 Fax +1 212 6293988<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Einschaltstrombegrenzer<br />

Unterdrückt 23 A Spitzenstrom und 16 A Dauerstrom<br />

Der Wechselstrom-Einschaltstrombegrenzer<br />

von Mean Well – die ICL-16-Serie – ist<br />

jetzt im Vertrieb von Emtron Electronic erhältlich.<br />

Der Einschaltstrombegrenzer arbeitet<br />

mit maximal 16 A kontinuierlichem<br />

Strom und kann Stromspitzen bis zu 23 A<br />

abfangen. Durch das Hinzufügen dieses<br />

Begrenzers wird die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ein AC-Leistungsschalter beim Start<br />

falsch ausgelöst wird, deutlich reduziert<br />

und die Zuverlässigkeit des Systems insgesamt<br />

erhöht. Die ICL-16-Serie nutzt<br />

hierfür Bypass-Relais in der Einschaltstrom-Unterdrückungsschaltung,<br />

wodurch<br />

die während des Betriebs erzeugte<br />

Wärme deutlich reduziert wird. Um unterschiedlichen<br />

Installationsanforderungen<br />

gerecht zu werden, stellt der Anbieter<br />

sowohl einen DIN-Schienen-Typ<br />

(ICL-16R) als auch einen Linear-Typ<br />

(ICL-16L) zur Verfügung. Die Eingangsspannung<br />

beträgt 180 ~ 264 VAC und das<br />

Bauteil verfügt über ein integriertes Bypass-Relais<br />

mit interner thermischer Absicherung.<br />

Die Betriebstemperatur wird mit<br />

-30 bis +70 °C angegeben.<br />

Emtron Electronic, Nauheim<br />

Tel. (06152) 6309-0<br />

Luftkompressoren, Vakuumpumpen und Pumpen<br />

Linearkolbenpumpen mit nur einem Verschleißteil<br />

Weniger Emissionen, geringere Geräuschentwicklung,<br />

höhere Effizienz, das sind<br />

die aktuellen Anforderungen an die<br />

Industrie. Grund genug für den Hersteller,<br />

sich dieser Aufgabe anzunehmen.<br />

Seine Luftkompressoren, Vakuumpumpen<br />

und Pumpen sind, seinen Angaben<br />

zufolge, durch ein einzigartiges Funk -<br />

tionsprinzip ihrer Zeit voraus. Die Linearkolbenpumpen<br />

zeichnen sich durch nur<br />

ein Verschleißteil – den Linearkolben –<br />

aus. Das gewährleistet einen geräuscharmen<br />

Betrieb, der die Stromrechnung<br />

schont. Die Angebotspalette reicht von<br />

Pumpen bis maximal 3 bar Überdruck<br />

sowie 80 % Vakuum bis zu Pumpen mit<br />

einer Förder leistung von maximal<br />

200 l/min. Neben Linearkolbenpumpen<br />

werden auch konventionelle Membranpumpen,<br />

Gleichstrompumpen sowie piezoelektrisch<br />

betriebene Flüssigkeits -<br />

pumpen angeboten. Außerdem stellt das<br />

Unternehmen Schnellverschlusskupplungen<br />

sowie Druckluftwerkzeuge her.<br />

Nitto Kohki, Steinenbronn<br />

Tel. (07157) 989555-0<br />

Bild: Emtron/Mean Well<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Bild: Nitto Kohki<br />

90 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019


MEILEN<br />

STEINE<br />

Statt der Zunge schmeckt das Gerät<br />

Um 1675 beschrieb der englische Arzt<br />

Thomas Willis den „honigsüßen“ Geschmack<br />

des Harns von Diabetikern:<br />

Das einzige „Instrument“, das damals<br />

zur Verfügung stand, um Zucker im<br />

Urin nachzuweisen, war die menschliche<br />

Zunge.<br />

Im 19. Jahrhundert kamen aber so genannte<br />

Polarimeter auf: So ein Gerät<br />

macht sich eine besondere Eigenschaft<br />

des im Harn gelösten Zuckers zunutze<br />

– denn dieser ist optisch aktiv. Sobald<br />

polarisiertes Licht durch eine Probe geleitet<br />

wird, verändert der Zucker in der<br />

Lösung die Schwingungsebene der<br />

Lichtwellen. Je nachdem, wie stark sich<br />

diese ändert, ist der Zuckergehalt in<br />

der Flüssigkeit niedriger oder höher –<br />

und der Arzt muss sich bei der Diagnose<br />

nicht mehr auf seine individuellen<br />

Geschmacksknospen verlassen.<br />

Marit Teerling<br />

Zum Schluss<br />

Susanne Schwab<br />

Redakteurin<br />

medizin&<strong>technik</strong><br />

1890<br />

Schauen statt<br />

schmecken<br />

Wie stark die Schwingungsebene<br />

der<br />

Lichtwellen von der<br />

zuckerhaltigen Probe<br />

verändert wird, lässt<br />

sich im Polarimeter<br />

objektiv messen<br />

Ein in Frankreich hergestelltes Exemplar<br />

eines solchen Polarimeters ist als<br />

Exponat im Mannheimer Technoseum<br />

zu sehen: www.technoseum.de<br />

Halbgötter in Weiß | Gehören Sie auch zu der Generation, die Mitte<br />

der 1980er Jahre gebannt die Ereignisse rund um Chefarzt Professor<br />

Dr. Klaus Brinkmann, seinem Arzt-Sohn Udo und Schwester<br />

Christa verfolgte, die beiden Halbgöttern in Weiß gehörig den<br />

Kopf verdrehte? Völlig undenkbar, dass Professor Brinkmann im<br />

bunten Freizeithemd und Jeans durch die Schwarzwaldklinik geeilt<br />

wäre und Schwester Christa im geblümten Sommerkleid einfühlsam<br />

einer Patientin Trost zugesprochen hätte. Und tatsächlich ist<br />

die Kleidung von Ärztinnen, Ärzten und Pflegepersonal nicht nur<br />

Geschmacksache oder Statussymbol, wie eine aktuelle Studie<br />

der Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürichs zeigt.<br />

Die richtige Wahl des Outfits trägt sogar – bewusst und<br />

unbewusst – zum Behandlungserfolg bei: Den traditionellen<br />

Arztkittel in Kombination mit weißen Hosen<br />

verbinden Patienten auch heute noch mit Vertrauen,<br />

Fachkompetenz und Fürsorglichkeit. Wobei<br />

ich gestehen muss, dass ich damals dem jungen Dr.<br />

Udo Brinkmann auch in Shorts und Shirt blind vertraut<br />

hätte. Zumindest für mich gilt deshalb:<br />

Egal ob weiß oder bunt – Hauptsache sauber!<br />

Bild: Technoseum<br />

DOSIER<br />

GENAU<br />

LEE hochpräzise<br />

Kolbenpumpen Typ LPD<br />

für Flüssigkeiten<br />

Integrierte Schrittmotoren<br />

50 oder 250 µl Dosiervolumen<br />

Hochgenau: bis CV ≤ 0,01 %<br />

Microstepping für feinste Auflösung<br />

Geringes Gewicht<br />

Kleinste Abmessungen<br />

Je 1 Anschluss für Saug- und Druckseite<br />

Mehrere Werkstoffe für Pumpenkopf<br />

und Kolben zur Auswahl<br />

Lebensdauer über 5 Mio Hübe<br />

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10.-11. Sept. 2019<br />

Halle 2, F 2185<br />

LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · D- 65843 Sulzbach<br />

+49(0)6196 /7 73 69 - 0<br />

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04/2019 medizin&tec hn i k 91<br />

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TNC 640: Individualisierte Produktion<br />

in der Medizin<strong>technik</strong> effizient fertigen<br />

HEIDENHAIN auf der<br />

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Produkte der Medizin<strong>technik</strong> sind sehr komplexe Werkstücke, bei denen hohe Genauigkeit und Oberflächengüte<br />

vom ersten Teil an perfekt realisiert werden müssen. Die TNC 640 sorgt für reproduzierbare Genauigkeit und fertigt<br />

Medizinprodukte prozesssicher. Ideal unterstützt wird die anspruchsvolle und individuelle Werkstückfertigung durch<br />

den Einsatz der Software StateMonitor aus dem Connected Machining Funktionenpaket von HEIDENHAIN: Daten<br />

und Prozesse Ihres Fertigungsprozesses sind durchgehend verfügbar und Sie können jederzeit eingreifen, um Ausschuss<br />

zu minimieren.<br />

DR. JOHANNES HEIDENHAIN GmbH 83292 Traunreut, Deutschland Tel. +49 8669 31-0 www.heidenhain.de<br />

Winkelmessgeräte Längenmessgeräte Bahnsteuerungen Positionsanzeigen Messtaster Drehgeber<br />

92 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019

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