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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

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reduziert, bestenfalls auf die Konsultation der Bürger*innen. Eine Partizipation als Mitgestaltung,<br />

bei der die Institutionen Macht an die Bürger*innen abgeben, wird hingegen<br />

selten zugelassen. Bürgerverfahren (u.a. Bürgerhaushalte) sind meistens für institutionelle<br />

Entscheidungen nicht bindend. Dafür dürfen die Bürger*innen alle fünf Jahre wählen<br />

und ihre Verantwortung delegieren.<br />

Die Modernisierung und die Globalisierung verstehen sich als „Patentrezept“, wobei die<br />

Eigenart und der Eigensinn von <strong>Region</strong>en, Städten oder Gemeinden kaum berücksichtigt<br />

oder gar als Bremse der Entwicklung behandelt wird. Die <strong>Kultur</strong>, die sich in einer solchen<br />

Entwicklung materialisiert, ist eine Monokultur. Am offensichtlichsten wird dies bei der<br />

Gestaltung der Innenstädte weltweit, die sich in ihrer Architektur immer stärker ähneln.<br />

Bestimmte Handelsketten (Starbucks, McDonald‘s, Kamps, Saturn, REWE, Douglas…)<br />

kommen genauso überall vor. Solche nationalen und internationalen Konzerne haben<br />

meistens keinen Bezug zum Lokalen, entziehen hingegen Kapital aus den <strong>Region</strong>en, um<br />

es in wenigen Zentren zu konzentrieren und zu verwalten. Eine solche Entwicklung wird<br />

massiv durch die Werbemaschinerie der Massenmedien unterstützt. Auch öffentliche<br />

Räume dienen immer stärker als Werbefläche.<br />

Auf dem globalen Markt findet eine Spezialisierung der Produktion statt. Es wird zentral,<br />

maschinell und in Masse produziert, um die Produktionskosten möglichst niedrig zu halten<br />

und die Gewinne zu maximieren. Eine solche Produktion ist vor allem auf den Export<br />

ausgerichtet. Der lokale Bedarf wird entsprechend zum großen Teil durch Fremdversorgung<br />

gedeckt. Es werden sogar Produkte importiert, die man lokal herstellen könnte.<br />

Eine solche Wirtschaft funktioniert nur unter der Bedingung, dass die Produktions- und<br />

die Transportkosten sowie der Ölpreis möglichst niedrig bleiben. Die Unternehmen lassen<br />

sich dort nieder, wo die Konditionen für sie am günstigsten sind. Staaten oder Kommunen,<br />

die besonders wirtschaftsfreundlich handeln, ziehen auch mehr Investitionen<br />

an sich.<br />

Die Profite werden privatisiert, ein beträchtlicher Teil der Kosten sozialisiert und ausgelagert.<br />

So bei der Finanzkrise 2007/2008, als viele Banken mit Steuergeldern gerettet<br />

wurden. Noch heute pumpt die Europäische Zentralbank Milliarden Euro auf den Markt,<br />

um die Konjunktur stabil zu halten. Für die Niedrigzinspolitik zahlen die Sparer*innen,<br />

während Großinvestoren den Geldfluss gerne in Immobilien anlegen und damit die Immobilienpreise<br />

in Großstädten nach oben treiben. Die konventionelle Landwirtschaft<br />

belastet mit der Chemie die Umwelt, für die Aufbereitung des Trinkwassers und ihre<br />

Reinigung von den Nitraten müssen jedoch die Verbraucher*innen aufkommen. Der<br />

Massenkonsum in den „Industrieländern“ benötigt enorme Mengen an Ressourcen,<br />

diese sind oft in den „Entwicklungsländern“ vorhanden. Während ölreiche Länder auffallend<br />

oft Schauplätze von Kriegen sind, wird der wachsende Elektroschrott aus Europa<br />

gerne in afrikanische Länder exportiert. Was früher im Ruhrgebiet erstellt wurde, wird<br />

heute in China oder Indien produziert. Während dort die Umweltverschmutzung zunimmt,<br />

ist der Himmel über der Ruhr wieder blau.<br />

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