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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

am Entscheidungstisch der Gesellschaft bekommen. Nur wenn Inklusion und Augenhöhe in öffentlichen<br />

Debatten ermöglicht werden, kann sich das „nachhaltigste“ statt dem lediglich<br />

„stärksten“ Argument darin durchsetzen.<br />

Dem Tunnelblick entgegenwirken<br />

Eine kulturelle Perspektive auf die regionale Entwicklung meint eine Öffnung der Wahrnehmungshorizonte.<br />

Je breiter die Wahrnehmungshorizonte sind, desto nachhaltiger die Entscheidungen.<br />

Kann sich eine <strong>Region</strong> weiterentwickeln, ohne sich mit Megatrends und mit den drohenden<br />

globalen Umbrüchen auseinanderzusetzen? Will die <strong>Region</strong> eher zum Klimawandel oder<br />

zum Klimaschutz beitragen? Auf wessen Kosten geht das Wachstum?<br />

Eine kulturelle Perspektive bringt immer eine gewisse Radikalität mit sich: Sie geht oft an die<br />

Wurzel der Probleme, statt sich mit der Behandlung der Symptome zu begnügen. Indem die<br />

Horizonte der Betrachtung erweitert werden, zeichnen sich oft neue Handlungsmöglichkeiten<br />

ab.<br />

4.7.2 Mut zu einer anderen Entwicklung<br />

Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat sich weltweit an Modernisierung und (neoliberaler)<br />

Globalisierung orientiert. Wesentliche Merkmale dieses Entwicklungsmodells sind:<br />

<br />

<br />

Die ökonomische Dimension der Entwicklung (Wirtschaftswachstum) genießt Vorrang<br />

vor anderen Dimensionen (Soziales, Umwelt, <strong>Kultur</strong>). Da der Massenkonsum als wesentlicher<br />

Treiber des Wirtschaftswachstums betrachtet wird, wird seine Förderung als Königsweg<br />

zur Entwicklung rückständiger Gebiete angesehen: Die hyperkommerzialisierten<br />

Stadtzentren sind so das Vorbild für die Entwicklung der Peripherien und der <strong>Region</strong>en.<br />

In den letzten Jahrzehnten sind in Deutschland eine Vielzahl von Shopping-Malls<br />

oder Multiplexkinos gebaut worden, dabei haben der lokale Einzelhandel und das Handwerk<br />

stark abgenommen. Ein zentrales Anliegen in der Entwicklung der Infrastruktur ist,<br />

dass potenzielle Konsument*innen (Nachfrage) so schnell wie möglich Waren und<br />

Dienstleistungen (Angebot) erreichen können. Einerseits ermöglicht das Auto den Konsument*innen<br />

die höchste Flexibilität (solange keine Staus dabei entstehen), andererseits<br />

erfordert eine geteilte Mobilität (ÖPNV) angeblich deutlich höhere Investitionen<br />

durch öffentliche Institutionen. Zum größten Einkaufszentrum der Welt steigt langsam<br />

aber das Internet auf. Dort ist der Einkauf nur ein Knopfdruck entfernt, die Ware wird<br />

bequem nach Hause angeliefert.<br />

Die Gesellschaft wird vorzugsweise von oben nach unten gesteuert. Die Zentralisierung<br />

wird der Dezentralisierung entsprechend bevorzugt. Während die öffentlichen Institutionen<br />

oft mit „Expert*innen“ zusammenarbeiten und Projekte im Rahmen von Public<br />

Private Partnerships realisieren, werden die Bürger*innen lediglich als „Laie“, „Kund*innen“<br />

oder „Verbraucher*innen“ behandelt. „Bürgerbeteiligung“ wird immer wieder von<br />

den Institutionen zugelassen bzw. praktiziert, jedoch handelt es sich dabei um eine<br />

schwache Form von Partizipation: Sie wird auf die Information der Bürger*innen<br />

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