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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

<br />

Impulse von außen einholen bzw. wirken lassen. „Der Fremdblick von außen spielt eine<br />

wichtige Rolle. Zugezogene und Fremde nehmen nicht alles als selbstverständlich wahr,<br />

sie pflegen nicht den Tunnelblick.“ „Ich denke, ein frischer neuer Impuls wäre gerade<br />

hier wichtig. Das war schon immer so, dass Künstler etwas vorantreiben. Sie gehen immer<br />

den weiten Weg: Schriftsteller, Schauspieler oder bildende Künstler. Es war schon<br />

immer so, dass die Künstler den anderen aufgezeigt haben, wie der Weg vorangehen<br />

kann.“ (WJ)<br />

4.7 Handlungsempfehlungen<br />

4.7.1 Zur gegenwärtigen Entwicklung der Gesellschaft<br />

Eine kulturelle Perspektive auf die Entwicklung der <strong>Region</strong> ist mit dem Bewusstsein verbunden,<br />

dass der Mensch immer Subjekt und gleichzeitig Objekt dieser Entwicklung ist.<br />

Politiker*innen, Unternehmer*innen, Landwirt*innen oder Künstler*innen verhalten sich<br />

manchmal so, als ob sie Wesen auf unterschiedlichen Planeten wären. In Wahrheit sind sie alle<br />

Menschen und teilen schon dadurch eine Menge an Gemeinsamkeiten miteinander, die zum<br />

großen Teil biologisch bedingt sind. Von der Psychologie wissen wir, dass das Unbewusste (Gefühle<br />

und Emotionen) das menschliche Dasein deutlich stärker prägt, als das Bewusste (Wissen,<br />

Vernunft und Rationalität). (vgl. Ruch/Zimbardo 1974: 366) Neben einer inneren Natur teilen die<br />

Menschen jedoch auch eine äußere Natur miteinander. Egal ob sie reich oder arm, Muslime oder<br />

Christen sind, alle Menschen sind Bewohner*innen und gleichzeitig Kinder der Erde, eines kleinen,<br />

begrenzten und einsamen Planeten im Universum. Vom Gleichgewicht der Biosphäre ist<br />

ihre Existenz enorm abhängig, auf diesem Planeten teilen alle das gleiche Schicksal. Auf einem<br />

kleineren Maßstab sind alle Menschen Bürger*innen eines Landes und Bewohner*innen einer<br />

<strong>Region</strong>. Jenseits aller Differenzen sind alle Menschen im Lokalen Nachbar*innen, hier können<br />

sie vor der eigenen Haustür das eigene Schicksal gemeinsam in die Hand nehmen. (<strong>Brocchi</strong> <strong>2019</strong>)<br />

Im Alltag werden ausgerechnet diese Gemeinsamkeiten jedoch verschleiert, hinter einer<br />

„Rolle“, einem „Titel“, einem „Habitus“ (Bourdieu 1982) oder einer „Persönlichkeit“ (lat. persōna,<br />

ursprünglich „Maske des Schauspielers“). Auch die räumliche Nähe ist keine Garantie, dass<br />

Menschen miteinander kommunizieren und kooperieren. Die verschiedenen Communities und<br />

Milieus leben oft eher nebeneinander als miteinander. Wie kann das sein?<br />

Gerade im westlichen <strong>Kultur</strong>kreis herrscht eine lange Tradition (Platon, Bacon, Hobbes u. a.) der<br />

Abwertung und des Misstrauens gegenüber dem, was Menschen gemeinsam haben: eben ihre<br />

innere Natur und äußere Natur. Diese Abwertung und dieses Misstrauen werden oft auf den<br />

„Fremden“ und das „Unbekannte“ projiziert. In ihrem Kern orientiert sich diese <strong>Kultur</strong> stark an<br />

Ordnung und Sicherheit, während Alternativen und Vielfalt auf entsprechende Skepsis stoßen.<br />

Das Grundmisstrauen hat sich in einer gesellschaftlichen Entwicklung materialisiert, in der der<br />

Wettbewerb der Kooperation vorgezogen wird, der Besitz dem Miteinanderteilen, der Individualismus<br />

der Solidarität, die Privatisierung einer Stärkung des Gemeinwesens. In einem Kontext,<br />

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