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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

<br />

<br />

<br />

Bevölkerung ist nicht gefragt worden. Aus dem schönen Sankt Goar wird eine Betonstadt<br />

gemacht. Wir haben den Marktplatz rausgerissen, das war alles wunderschönes<br />

mittelalterliches Kopfsteinpflaster, statt Steintreppen nun Betontreppen. Der Marktplatz<br />

ist nun aus Beton: Beton, Beton, Beton! Es ist nicht mehr schön. Das sind politische<br />

Fehler, ganz klar! Viele Menschen bewerten die ‚Modellstadt Sankt Goar‘ genauso negativ<br />

wie ich. Man hätte viel, viel schöner und viel bessere Häuser, Architektur bauen<br />

können. Viel, viel mehr daraus machen können, als das, was sie jetzt gemacht haben.“ 9<br />

„In Sankt Goar war ein schöner Park, viele alte Bäume... Die Bäume sind jetzt einfach<br />

weg, abgeholzt, Beton hin. Dieser Rheinbalkon, das ist nur eine Plattform, natürlich ist<br />

das teuer, weil es nur Beton ist und befestigt werden muss. Aber war das so dringend<br />

nötig? Warum nicht die Bäume lassen und dann ein Erlebnisschwimmbad bauen? Ich<br />

hätte die Bäume gelassen und das Geld besser investiert!“ „In Sankt Goarshausen ist<br />

auch nicht anders, auch da wird alles betoniert am Rhein. Für Parkplätze, auch da wird<br />

ein Park weggemacht.“ „Hier am Rhein soll ein Kran für zig Tausend Euro restauriert<br />

werden, ich habe mich gefragt, wofür!? Es gibt hier am Rhein zig Museen über Industriekultur.<br />

Wir sollten hier die Romantik hervorheben, dass Menschen hier mit einem<br />

anderen Blick hier durchgefahren sind, und dann wird ein Kran für so viel Geld restauriert…“<br />

Verzerrte Wahrnehmung der Lage, der Probleme. „Die Politiker wollen mir weismachen,<br />

dass alles besser geworden ist. Nein, es ist schlechter geworden. Die Schere ist auseinandergegangen.<br />

Weniger Angebot, weniger Qualität, aber größere Bedürfnisse. Ich<br />

finde saugefährlich, was hier am Rhein gerade passiert, es muss etwas gemacht werden.“<br />

Kurzfristiges Denken. „Der Zeithorizont der Politik reicht nur bis zur nächsten Wahl. Das<br />

steht nicht im Einklang mit dem Welterbe.“ „Was mich hier in der Politik aufregt, sie sind<br />

hier nur beschäftigt, die nächste Wahl zu gewinnen. Der Zeithorizont der Politik ist immer<br />

nur bis zur nächsten Wahl. Das ist alles zu kurz für die Entwicklung einer <strong>Region</strong>, für<br />

Visionen!“ „Entwicklungen hängen vom Wahlausgang ab. Man kann sich nur auf vier,<br />

fünf Jahre verlassen.“ „Wir hatten das Glück, dass wir zwei Bürgermeister hatten, die<br />

uns immer sehr unterstützt haben. Es ist möglich Initiative zu ergreifen, zu machen. Aber<br />

was passiert nach der nächsten Wahl?“<br />

Keine Unterstützung der Eigeninitiative. „Es gibt in der <strong>Region</strong> viel Eigeninitiative, Privatinitiative,<br />

doch sie wird von den Institutionen nicht unterstützt.“<br />

9<br />

Zum Thema „Modellstadt St. Goar“ steht im „Masterplan Welterbe <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong>“ des Wirtschaftsministeriums<br />

Rheinland-Pfalz Folgendes: „Mit der Modellstadt St. Goar, den Rheinufergestaltungen<br />

und den Projekten der Initiative Baukultur finden sich herausragende Vorbilder für die städtebauliche<br />

Gestaltung der Orte, zeitgemäßes Wohnen sowie die Attraktivitätssteigerung der Stadt- und Ortskerne.“<br />

(Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz 2013: 26).<br />

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