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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

4.6.1 Politische Institutionen<br />

<br />

<br />

<br />

Selbstbezogenheit der Politik. „Politiker verwirklichen ihre eigenen Ideen, obwohl diese<br />

mit den Bedürfnissen der Bevölkerung wenig zu tun haben.“ „Die Bevölkerung wird nicht<br />

in Entscheidungen einbezogen und es wird dann viel Geld für Maßnahmen ausgegeben,<br />

die den Ort nicht unbedingt schöner machen. Das Verhältnis zwischen Politik und Bevölkerung<br />

ist nicht immer stimmig.“ „Ich glaube, die Bürger werden zu wenig einbezogen<br />

in Entscheidungen.“ „Es gibt ein Problem hier in der Politik. Es gibt da alte Leute an federführender<br />

Stelle, die blockieren. Die einfach da sitzen; die für diesen Stillstand verantwortlich<br />

sind, anstatt zu sagen, ich gehe jetzt raus oder ich gehe in die 2., 3. oder 4.<br />

Reihe, um junge Menschen nach vorne rücken zu lassen. Aber das passiert nicht, man<br />

sitzt auf seinem Sessel und klebt daran.“<br />

Seilschaften in den Institutionen. „Die Entwicklung der <strong>Region</strong> wird stark durch Seilschaften<br />

bestimmt.“ „Wir sind hier als Modellstadt Sankt Goar angetreten, weil unser damaliger<br />

Bürgermeister einen guten Draht zur Landesregierung hatte. Es ging nur um die<br />

Fördergelder. Die sind nun verprasst worden, das kann man nur so sagen.“ „Die Institutionen,<br />

die politischen Schienen, die dahinter stecken, das ist das Problem. Da stockt es<br />

meistens. Egal, was wir alles schon mal bewegen wollten, es hat alles dann nur mit Politik<br />

zu tun. Die ganzen Abteilungen und Behörden, die sich bei Entscheidungen einmischen,<br />

bis dann endlich etwas gemacht wird. Die Macher, die Ideengeber, jene, die etwas<br />

machen wollen, die werden demotiviert. Ich finde, das ist ein Riesenproblem.“<br />

Öffentliche Investitionen werden nicht immer sinnvoll eingesetzt. Das ist zumindest die<br />

Meinung einiger Interviewpartner*innen: „Über die Stadtsanierungen haben wir unglaubliche<br />

Investitionen in diese kleine Stadt bekommen, in den letzten zehn Jahren sind<br />

hier circa 20 Millionen Euro investiert worden. Es ist nicht normal, um es so sagen zu<br />

dürfen.“ „Politiker profilieren sich gerne mit Großbauprojekten und gehen dann intransparente<br />

Public Private Partnerships ein. Das, was an vielen Orten Deutschlands dann<br />

passiert, passiert dann auch hier: Bei einem Bau, der in Sankt Goar 400.000 Euro kosten<br />

sollte, sind die Kosten explodiert. Es sind nun 1,8 Millionen Euro!“ „Manchmal fließen<br />

hier Subventionen, ohne dass es durch Leute mit Leben gefüllt wird. Es sind 100 Millionen<br />

Euro seit der Anerkennung als Welterbe an den Mittelrhein geflossen, 100 Millionen!<br />

Das ist ein sehr hoher Betrag, was ist damit passiert? Ist das in den Rhein versickert?<br />

Wenn Geld von oben fließt, versickert es oft.“ 8 „Ein Beispiel ist die sogenannte<br />

Modellstadt Sankt Goar. Ein grüner Park am Rhein wurde zerstört, um eine Betonterrasse<br />

zu bauen. 20 alte Bäume wurden dafür gefällt. Ist das die Modellstadt?! Die<br />

8<br />

Zu den öffentlichen Investitionen in der <strong>Region</strong> schreibt das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz<br />

2013 in seinem „Masterplan Welterbe <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong>“: „In den vergangenen zwölf Jahren sind<br />

nachweisbar mindestens 404 Mio. € an Fördermitteln, also im Durchschnitt mehr als 33 Mio. € pro Jahr,<br />

für welterbespezifische Projekte und Maßnahmen investiert worden. Hinzu kommen noch weitere Investitionen<br />

wie z. B. in den Bereichen Verkehr sowie insbesondere auch der sozialen Infrastruktur zur allgemeinen<br />

kommunalen und regionalen Entwicklung des Welterbegebiets.“ (Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz,<br />

Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz 2013: 26).<br />

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