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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

<br />

<br />

sagen manche, ich lebe gerne hier, aber eigentlich hätten sie lieber ein schönes Gewerbegebiet,<br />

wo man gut einkaufen kann, als zwei Felsen.“ (MA)<br />

Gefährdung von Natur und <strong>Kultur</strong>landschaft. Nicht nur der wachsende Bahnverkehr gefährdet<br />

das Welterbe: „Einiges an dieser Schönheit wird zerstört, teilweise durch eine<br />

falsche Sanierung von Gebäuden und einen falschen Städtebau.“ (KN) „Die Weinbergterrassen,<br />

die alten Steillagen drohen einzustürzen. Hier tickt eine Zeitbombe. Wenn Sie<br />

sich die Trockenmauer anschauen, dann stehen da Bäume drin, zum Teil stehen diese<br />

Bäume so nah an der Mauer, dass man sich ausdenken kann, in so und so vielen Jahren<br />

sprengen die Baumwurzel die Mauern. In den letzten Jahrhunderten waren da keine<br />

Bäume. Ich bin Jahrgang 1955. 1958 war hier alles noch komplett mit Wein bestückt. In<br />

der Zeit bis heute, diese Steillage lohnt sich nicht mehr.“ (KD) Die traditionelle Bewirtschaftung<br />

der <strong>Kultur</strong>landschaft, die viel Handarbeit benötigt, wird so nicht mehr betrieben.<br />

Während die Natur als wichtiger Bestandteil vom Welterbe angepriesen wird, wird<br />

kein konsequenter Natur- und Umweltschutz in der Landwirtschaft oder in der Verkehrspolitik<br />

(u. a.) betrieben.<br />

Klimawandel. Viele Tourist*innen aus der ganzen Welt kommen geflogen, um am Rhein<br />

die Schönheit der Natur zu bewundern – und doch gehört gerade der Flugverkehr zu<br />

den stärksten Verursachern jenes Klimawandels, der den deutschen Wäldern immer<br />

stärker zusetzt 7 oder zu einer Häufung der Überflutungen am Rhein führt. Nach einer<br />

<strong>Studie</strong> der University of Sydney von 2018 ist der weltweite Tourismus für rund acht Prozent<br />

der globalen Treibhausemissionen verantwortlich – und diese Belastung nimmt zu,<br />

im Zeitraum 2009-2013 um 3,3 Prozent pro Jahr. Mit wachsendem Wohlstand erhöht<br />

sich der Treibhausgasausstoß durch touristische Reisen sogar überproportional. (Lenzen/Sun<br />

et al. 2018) Nicht nur der motorisierte Verkehr trägt zum Klimawandel stark<br />

bei, sondern auch eine bestimmte, in Deutschland stark verbreitete Landwirtschaft:<br />

„Dafür verantwortlich sind vor allem Methan-Emissionen aus der Tierhaltung, das Ausbringen<br />

von Wirtschaftsdünger (Gülle, Festmist) sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich<br />

genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung (mineralisch und organisch).“<br />

(Umweltbundesamt <strong>2019</strong>) In der Landwirtschaft lassen sich jedoch auch die<br />

Auswirkungen des Klimawandels immer stärker spüren:<br />

„Wir Winzer sind zurzeit noch Profiteure des Klimawandels. Aber wir wissen, dass es ganz knapp<br />

davor ist, bis es schlecht wird. Wir haben hier statistisch abgesichert gut ein Grad Celsius plus in<br />

den letzten 30 Jahren bekommen. In den letzten 100 Jahren haben wir im Durchschnitt einmal<br />

alle zehn Jahre Frost oder Ausfall gehabt, wegen des schlechten Wetters. Und drei Jahre, wo die<br />

Qualität nicht optimal war. Das haben wir heute nicht mehr. Gebiete, wo wir früher angebaut<br />

haben, sind heute zu heiß. Das Hauptproblem ist es, je wärmer es wird, umso schneller reifen die<br />

7<br />

Dem „Wald in Not“ hat der Deutsche Forstwirtschaftsrat seine „Warnemünder Erklärung“ <strong>2019</strong> gewidmet:<br />

„Stürme, Dürre, Borkenkäfer: das Extremjahr 2018 hat Bäume vertrocknen und Wälder sterben lassen.<br />

Der Klimawandel bedroht die deutschen Wälder zunehmend in ihrer Existenz. Vertraute Waldlandschaften<br />

gehen verloren. Wir brauchen deshalb Soforthilfen für den Wald und gesetzliche Regelungen<br />

zum Schutz der deutschen Wälder vor den Klimafolgen.“ (Deutscher Forstwirtschaftsrat <strong>2019</strong>)<br />

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