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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

4.3 Problemlagen<br />

In diesem Abschnitt werden die Probleme der <strong>Region</strong> beschrieben, die aus Sicht der Interviewpartner*innen<br />

angegangen werden sollten, um eine neue Entwicklungsdynamik zu ermöglichen.<br />

4.3.1 Verlierer der Entwicklung<br />

„Als ich mich hier niederließ, habe ich gemerkt, dass es eine sehr eingeschlafene Gegend ist. Das<br />

ist alles in den 1960ern stehen geblieben. Es ist alles etwas unterentwickelt, gerade die gesamte<br />

Infrastruktur.“ (WJ) „Als ich hergekommen bin, haben vier Kapellen hier in Sankt Goar gespielt,<br />

an vier verschiedenen Orten war Live-Musik. Es war richtig viel los! Heute ist davon nichts mehr<br />

zu sehen." (RP) „Wir haben in Kaub ein Problem der ärztlichen Versorgung. Unsere Infrastruktur<br />

ist im Moment zu schwach.“ (LK)<br />

Entwicklung im touristischen Bereich<br />

Die <strong>Region</strong> gehört zu den Verlierern der Umstellung im Bereich Tourismus, die sich in den letzten<br />

Jahrzehnten ereignet hat. „Die Leute, die heute in die Türkei fliegen, sind damals zum großen<br />

Teil hierhin gekommen. Was heute mit dem Tourismus passiert, wo jeder alles für ein paar Hundert<br />

Euro bekommt, das macht hier alles kaputt. In den 1970ern und 1980ern hat es in Sankt<br />

Goarshausen geboomt. Heute kaum vorstellbar, was hier damals los war. Damals sind die Kegelklubs<br />

hierhin gekommen, die Leute haben sich ein Zimmer genommen, hier gegessen, es waren<br />

viele Kegelbahnen. Diese Art der Freizeitgestaltung ist weg. Die wird auch nie wieder kommen.<br />

Wir müssen uns andere Konzepte überlegen.“ (KD) „Es gibt keinen regionalen Tourismus mehr.<br />

Das alte Publikum aus Deutschland ist verloren gegangen.“ (RG) „Das Angebot der <strong>Region</strong> hat<br />

sich dem neuen Publikum nicht angepasst. Das Angebot für die Touristen hat sich nicht erneuert.“<br />

(RG)<br />

Entwicklung in der Binnenschifffahrt<br />

<br />

<br />

„Wir hatten in Kaub eine große Lotsenstation. Bevor in den 1960ern und 1970ern der<br />

Rhein vertieft wurde, mussten die Schiffe hier an dieser Stelle geführt werden, über 100<br />

Lotsen waren damit beschäftigt. Sie haben Geld bekommen und Geld hier gelassen. Wir<br />

hatten drei, vier Metzger, drei, vier Bäcker hier. Die Schiffe mussten nachts hier liegen,<br />

die Besatzungen waren größer als heute, sie sind in die Läden gegangen. Als die Rheinvertiefung<br />

abgeschlossen war und man praktisch 24 Stunden pro Tag fahren konnte, hat<br />

man die Lotsenstation geschlossen. Es ist hier richtig eingebrochen, da war Kaub wie<br />

gelähmt, um das Jahr 1980. Geschäfte und Lokale machten dann zu.“ (LK)<br />

„In den 1960ern gab es eine Gesetzgebung, auf den Schiffen im Rhein durfte nicht gegessen<br />

werden. Das heißt, die Crews mussten am Boden essen. Solche Städte wie Sankt<br />

Goarshausen haben davon gelebt. Heute kommen sie hierhin eventuell, um auf Toilette<br />

zu gehen und dann fahren sie weiter.“ (KD)<br />

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