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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

Das kollektive Gedächtnis drückt sich auch in der Lebenserfahrung der älteren Generationen<br />

aus. Durch mündliche Erzählung können sie der nächsten Generation sehr viel Wissen übertragen.<br />

Entsprechend oft sollten Senioren in Kindergärten, Schulen und Hochschulen eingesetzt<br />

werden. Unter anderem will das Theater Willy Praml diesem Wissen eine Bühne beim Festival<br />

in Bacharach zur Verfügung stellen. Für die Identifikation der Gemeinden mit der eigenen Geschichte<br />

können jedoch auch kollektive Ausstellungen organisiert werden, in denen altes privates<br />

Bildmaterial der Bewohner*innen zur Schau kommt und gemeinsam reflektiert wird. Auch<br />

Poetry Slams mit dem Titel „Geschichten aus Sankt Goar“ oder „Geschichten aus Kaub“ können<br />

zu einer Pflege und Übertragung von kollektivem Gedächtnis beitragen.<br />

Künste (Literatur, Film…) sind bewährte Mittel, um Erzählungen festzuhalten, zu reflektieren<br />

und um andere Perspektiven jenseits der Hochkultur zum Ausdruck zu bringen.<br />

3.4.6 Völkerverständigung und kulturelle Vielfalt<br />

Als die UNESCO 1982 ihre Erklärung in Mexiko-City verfasste, stand die Welt inmitten des Kalten<br />

Kriegs. Entsprechend sah die UNESCO in der Völkerverständigung die prioritäre Aufgabe von<br />

<strong>Kultur</strong>arbeit. Da heute die weltweiten Rüstungsausgaben wieder steigen und die Werte der<br />

1980er sogar übertreffen, scheint Völkerverständigung wieder höchste Priorität zu haben. Wie<br />

kann dem „Kampf der <strong>Kultur</strong>en“ (Huntington 1998), der Fremdenfeindlichkeit und der Diskriminierung<br />

entgegengewirkt werden? Genau an dieser Stelle hebt sich Bacharach in der <strong>Region</strong> hervor.<br />

Für ihre Arbeit verdienen Persönlichkeiten wie Peter Keber höchste Anerkennung. Er betont,<br />

dass der Rhein einen idealen Ort darstellt, um für Toleranz und Völkerverständigung zu<br />

werben. 2000 Jahre lang trafen hier Völker und <strong>Kultur</strong>en aufeinander. Der Rhein war aber auch<br />

Theater verheerender Kriege oder von Judenverfolgung. Der Nationalsozialismus hat auch hier<br />

Spuren hinterlassen.<br />

Die UNESCO versteht Identität ganz anders als etwa fremdenfeindliche „identitäre Bewegungen“:<br />

„Die kulturelle Identität ist eine reiche Quelle, die die Möglichkeiten der Menschheit belebt, sich<br />

selbst zu verwirklichen, indem sie jeden Menschen und jede Gruppe dazu führt, aus der Vergangenheit<br />

zu schöpfen, Einflüsse von außen aufzunehmen, die mit den eigenen Charakteristika vereinbar<br />

sind und auf diese Weise den Prozess seiner eigenen Erneuerung fortzuführen.<br />

Alle <strong>Kultur</strong>en sind Teil des gemeinsamen Erbes der Menschheit. Die kulturelle Identität eines Volkes<br />

wird durch den Kontakt mit den Traditionen und Wertvorstellungen von anderen erneuert<br />

und bereichert. Die <strong>Kultur</strong> ist der Dialog, der Austausch von Ideen und Erfahrungen und die Achtung<br />

anderer Werte und Traditionen; die Isolation lässt sie verfallen und absterben.<br />

Die Universalität kann nicht abstrakt von einer einzigen <strong>Kultur</strong> gefördert werden: sie entspringt<br />

aus den Erfahrungen aller Völker der Welt, von denen ein jedes seine eigene Identität bekräftigt.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Identität und kulturelle Vielfalt sind untrennbar miteinander verbunden.<br />

All dies zeigt, dass eine <strong>Kultur</strong>politik erforderlich ist, die die kulturelle Identität und das kulturelle<br />

Erbe eines jeden Volkes schützt, anregt und bereichert, und dass es notwendig ist, den absoluten<br />

Respekt und die wirkliche Achtung von kulturellen Minderheiten und anderen <strong>Kultur</strong>en der Welt<br />

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