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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

2.2.10 Willy Praml (PW), Frankfurt am Main<br />

Er wurde am 31. August 1941 in Landshut geboren, ist Theatermacher und Regisseur, Mitgründer<br />

und Leiter des gleichnamigen Theaters in Frankfurt am Main. Praml hat Germanistik, Geschichte<br />

und Geografie in München studiert, für viele Jahre praktizierte er Theaterarbeit mit<br />

Laien, zum Beispiel an der staatlichen Hessischen Jugendbildungsstätte Dietzenbach. Seine Zielgruppe<br />

bestand vor allem aus Arbeiterjugendlichen und Jugendlichen aus Gastarbeiter-Familien<br />

(z.B. das Frankfurter Teatro Siciliano). Mit selbstproduzierten Stücken trat er an deutschen Bühnen<br />

u. a. in Frankfurt und in Berlin auf. Praml verfügt über eine langjährige Erfahrung auch mit<br />

künstlerischer Arbeit in ländlichen <strong>Region</strong>en, von 1979 bis 1990 entwickelte er neue Theaterformen<br />

in hessischen Dörfern, zum Beispiel in der Gemeinde Brechen bei Limburg an der Lahn.<br />

Dabei entstanden Theaterproduktionen mit teilweise über 100 Mitwirkenden.<br />

„Ich habe schon an vielen Projekten gearbeitet, in der Provinz. Da gab es einen Bürgermeister,<br />

einen Lehrer, einen Apotheker... und sonst gar nichts, nur Leute aus der Bevölkerung. Kirchenchor,<br />

einen Männergesangverein, Leute, die privat etwas gemacht haben. Damit habe ich in den<br />

1980ern ein riesiges Projekt aufgebaut, mit Millionen von Zuschüssen von der Bundesregierung,<br />

zum Thema Zukunft der <strong>Region</strong>en. Eine ehemals bäuerliche <strong>Region</strong>, mittlerweile ist es ein Schlafdorf.<br />

Die Leute gehen zur Höchst AG nach Frankfurt oder nach Köln arbeiten, wo es eben Industrie<br />

gibt. Wir haben durch Erinnerungsarbeit wieder eine emotionale Beziehung zum Ort herstellen<br />

wollen. Ich war von Ingmar Bergman aus Stockholm inspiriert. Er hat sich mit dem Untergang<br />

der Bergindustrie auseinandergesetzt und die Schauspieler aufgefordert, in die betroffene <strong>Region</strong><br />

zu gehen, um dort mit den Leuten zu arbeiten. Ich habe viel auch von den französischen<br />

Sozialisten gelernt, die damals den Leuten, die im gesellschaftlichen Diskurs keine Rolle spielten,<br />

eine Stimme geben wollten. Sie wollten die Geschichte von Arbeitern und Bauern zum Mittelpunkt<br />

der Hochkultur machen. Keine Sozialarbeit-Theaterstücke machen, sondern professionell<br />

produziertes Theater, bei dem Künstler mit den Fabrikarbeitern und Bauern zusammenarbeiten.<br />

Solche inspirierenden Vorbilder haben uns geholfen, am Mittelrhein wieder anzuknüpfen.“<br />

Das freie Theater Willy Praml gründete er 1991 mit Michael Weber (s.u.), seit 2000 spielt er mit<br />

diesem in der Frankfurter Naxoshalle. Zur Philosophie des Theaters sagt der Regisseur:<br />

„Wir haben einen hohen künstlerischen Anspruch, verbunden mit einem politischen. Wir verstehen<br />

Theater als künstlerischen, aber auch sozialen Impulsgeber, als politisches und gesellschaftliches<br />

Projekt. Kunst, <strong>Kultur</strong> und Gesellschaft.“<br />

2011 wurde Willy Praml mit dem Binding-<strong>Kultur</strong>preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Seit<br />

2017 veranstaltet sein Theater mit der Stadt Bacharach die Biennale „An den Ufern der Poesie“.<br />

Die Initiative ging von Peter Keber aus, der die Theateraufführung vom „Rabbi von Bacharach“<br />

in Frankfurt erlebte: „Es ist die Bestätigung dafür, was wir dort seit 30 Jahren machen, sagte<br />

Keber zu uns.“ Das erste Festival im Jahr 2017 war ein voller Erfolg, im August <strong>2019</strong> findet das<br />

zweite Festival statt.<br />

Weitere Informationen: http://theaterwillypraml.de<br />

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